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„Mama! Erzähl uns eine Geschichte, bitte, bitte, bitte“ bettelte Ben der ältere der Zwillingsbrüder.
Mamabär schüttelte ihren Kopf und blinzelte zaghaft in die schimmernde Morgensonne. Zu früh, um aufzustehen und viel zu früh um Geschichten zu erzählen. Ben stupste seine Mutter mit der feuchten Nase in den Bauch und traf unsanft eine Rippe. Seine Flugbahn beschrieb eine Bilderbuch-Ellipse, aber Ben war zäh, er rappelte sich schnell wieder auf, schüttelte sich den Schwindel aus dem Kopf und trottete machogleich, mit erhobener Nase, zurück zu seiner Mutter. Mo sein Bruder versteckte sich hinter einem kleinen Felsvorsprung und lugte zaghaft dahinter hervor. „Ja, Mama, bitte“ winselte er. Das rollen Ihrer Augen verriet Mamabärs Begeisterung. „Nie hat man seine Ruhe“, leidete sie, der erste Wurf ist der Schönste hatten die Anderen ihr versprochen. Draußen vor der Höhle hinterließen die Füchse noch kleine Spuren im Schnee und die beiden Bärenkinder waren schon unermüdlich. „Aber dann gebt ihr wieder Ruhe“. „Ganz bestimmt!“ riefen die Brüder, ihr breites Grinsen verriet etwas anderes. Alle drei setzten sich in einem Kreis zusammen, die Bärenkinder legten Ihre Köpfe in den Nacken und hingen an Mamabärs Lippen.

„Es gibt Wesen, die sind völlig nackt, sie tragen nur dünnes Fell auf ihrem Kopf, Ihr Körper ist bleich, sie laufen ständig auf zwei Beinen, leben in Gruppen und können das Feuer selbst entfachen, Feuer ist der gelbe Geist, der die Wälder und Steppen frisst und als schwarze Ödnis zurück lässt. Die „Nacktwesen“ halten auch keinen Winterschlaf, sie sind das ganze Jahr über auf der Suche nach Nahrung.“ Ein kräuseln auf Mamabärs Nase demonstrierte Ihre Meinung. Diese Kreaturen scheren sich nicht um das Gebot des Waldes, sie töten unsere Brüder die Bäume und machen daraus Höhlen, oder sie schenken die Bäume dem Feuer, um freie Fläche für ungenießbares Gras zu bekommen. Sie versklaven unserer Brüder die Pferde, die dann so komische Gebilde ziehen müssen oder die Nacktwesen auf deren Rücken tragen. Die Nacktwesen lassen sich überall nieder, sie haben keinen Respekt vor unseren Grenzen, sie verunreinigen unser Wasser und verpesten die Luft des Waldes. Diese Individuen, sind laut, sie erschrecken damit die Tiere des Waldes und dass schlimmste, sie machen Jagt auf uns Bären, weil sie selbst kein Fell haben wollen sie unseres überziehen. Also meine Lieben, die Botschaft dieses Geschichte lautet: „Haltet euch von den Nacktwesen fern, sie bringen Tod und Zerstörung“.

Der leise regelmäßige Atem der Bärenbrüder, verriet, dass sie wieder eingeschlafen waren.

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Tag der Veröffentlichung: 14.03.2009

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