Cover



It takes a moment to change history. It takes a live to change love.
(Pearl Harbor)



Prolog

 



Die Hitze stieg in mir auf. Ich spürte, wie der Wolf versuchte die Oberhand zu gewinnen. Doch ich konnte das nicht zulassen. Ich durfte nicht. Mein Engel war doch genau neben mir. Doch sie war vor mir zurückgewichen, aus Angst. Meine geliebte Nessie hatte Angst vor mir. Ich versuchte mich zu konzentrieren, mich unter Kontrolle zu bringen. Erneut durchfuhr mich ein heftiges Zittern. Plötzlich spürte ich Hände an meiner Wange. Eine Stimme, ihre Stimme, redete auf mich ein.
„Jake, sie mich an, bitte. Alles wird gut. Ich weiß, du kannst das.“ Ich hörte auf sie, mein Blick traf ihren. Es lag keinerlei Furcht mehr in ihren schokoladenbraunen Augen. Nur tiefe Besorgnis. Ich wollte ihr sagen, sie solle weg gehen, doch die Worte wollten meine Lippen nicht verlassen. Wieder ein heißer Schauer, der meinen Rücken hinunterfuhr. Wenn sie nicht von mir wegkommt, würde ich sie verletzten, wenn nicht sogar … töten.

Jacob. Konzentrier dich. Du darfst ihr nicht wehtun. Nie im Leben. Du hast es geschworen. Komm schon. Reiß dich zusammen.



Es war Edward’s Stimme in meinem Kopf. Ich weiß nicht warum, doch ich war mir hundertprozentig sicher. Er hatte recht. Vor langer Zeit, hatte ich ihm geschworen, Renesmee nie zu verletzen. Auf die eine oder andere Art. Ich hatte es versprochen. Und gerade jetzt, war ich dabei es zu brechen?! Nein. Ich konnte es schaffen. Sie war mein Leben…mein Herz. Wie sollte ich ohne mein Herz leben?
Doch um mir zu zeigen, dass ich nicht stark genug war, durchfuhr mich erneut ein Schauer. Er war so stark, dass ich aufschrie.
„Bitte, Jake. Sie mich an. Ich liebe dich. Ich glaube an dich.“ Sie nahm erneut mein Gesicht in ihre kleinen Hände und drehte es zu mir. Sie wirkte so zerbrechlich in diesem Moment. Tränen glitzerten in ihren Augen. Sie hatte Angst. Jedoch nicht vor mir. Sie hatte Angst um mich.
„Geh! Bitte, geh!“ Ich keuchte die Worte, in der Hoffnung, sie würde hören. Es war zu gefährlich. Sie konnte hier nicht bleiben. Ich war zu gefährlich, für meine geliebte Renesmee.
„Nein. Ich lass dich nicht allein.“
„Bitte, Nessie, ich werde dir wehtun!“ Die letzten Worte wurden durch ein erneutes Zittern unterbrochen. Die Hitze in mir wuchs. Nun sammelten sich auch Tränen in meinen Augen. Ich war zu schwach, um das, was mir am Wichtigsten in meinem Leben war, zu beschützen. Doch die Tatsache, dass ich sie nicht einmal vor mir beschützen konnte, war noch schwerer zu ertragen.
„Bitte, Nessie. Ich kann es nicht…!“ Ich schaute sie an, mein Körper verkrampfte sich immer weiter. Ihr Blick war noch immer voller Sorge. Voller Sorge um ein Monster. Doch ich sah, dass sie es einsah. Sie wischte mir eine Träne aus dem Augenwinkel und war dann plötzlich verschwunden. Ihre letzten Worte waren ein Flüstern in der Luft. Mach dir keine Vorwürfe!



7 Jahre später



Nessie



„Mum ... MUM?“ Während ich diese Worte schrie, lief ich hysterisch durch das gesamte Haus. Doch so oft ich auch nach meiner Mutter rief, ich bekam einfach keine Antwort. Als meine Stimme langsam immer leiser und kratziger wurde, beschloss ich, mich einfach auf das Sofa zu setzen und zu warten, bis mich irgendjemand von meiner Familie mit seiner Anwesenheit beehrte. Wären sie alle an irgendeinem anderen Tag verschwunden, hätte ich mir nicht den Kopf darüber zerbrochen. Sie wären wahrscheinlich auf einem ihrer Jagdausflüge, doch heute war der 10. September – mein Geburtstag – nein, nicht nur mein Geburtstag, heute war der bedeutendste Geburtstag meines ganzen Lebens, denn ab heute würde ich nicht mehr altern. Sie wussten alle; Bella (meine Mum) Edward (mein Dad), Alice, Jasper, Rosalie, Emmet, Carlisle, Esme und Jacob (ja vor allem Jacob), dass ich mich auf diesen Tag ganz besonders gefreut hatte und nun waren alle (was mich wirklich sehr stutzig machte) wie vom Erdboden verschluckt. Doch besonders enttäuscht war ich von Jacob, meinem allerbestem Freund. Er war heut Morgen nicht mal vorbei gekommen, um mir zu gratulieren. Er hatte mich nicht von der Schule abgeholt, wie er es sonst immer tat…es schien, als hätte er meinen Geburtstag vergessen!? Ich meine, er war der Mensch, obwohl Mensch nicht ganz richtig ist, dem ich alles sagte, dem ich des Öfteren schon mein ganzes Herz ausgeschüttet habe und der mich immer verstanden hatte. Er war wie ein großer Bruder für mich, jedenfalls bis vor ein paar Wochen, denn mittlerweile ist aus unserer Freundschaft mehr für mich geworden. Ich überstehe nicht einen einzigen Tag ohne sein Grinsen, mit dem er mich immer empfängt; ohne seine starken Arme, die sich jedes Mal um meinen Körper legen und ohne seine unendliche Fürsorge, welche manchmal wirklich erschreckend ist. Auch wenn er manchmal etwas nervig und kindisch sein kann, ich könnte nicht ohne ihn leben. Eigentlich hatte ich gehofft eine riesige Party, wie Alice sie doch immer liebte, hier vorzufinden, wenn ich nach Hause kam, doch jetzt?
Als ich plötzlich Stimmen auf der Veranda hören konnte, holte ich mir schnell ein Buch aus meiner Schultasche und tat so, als würde ich, vertieft in das Buch, keinen bemerken. Zum Glück hatte ich mein Lieblingsbuch, Sturmhöhe, gegriffen, welches ich bestimmt schon zwanzigmal gelesen hatte und jede Seite auswendig konnte. So würde mir jeder das mit dem „Im Buch versunken“ wenigstens abkaufen. Als sie alle nacheinander hereinkamen, wobei sie auffällig still zu sein versuchten (tja Pech gehabt), versuchte ich mir nichts anmerken zu lassen. Ich überlegte mir; während ich versuchte so gespannt wie nur möglich auszusehen, so dass keiner von ihnen mitbekam, dass ich genau wusste, dass gerade alle hinter mir standen; was ich ihnen denn sagen werde, denn ewig kann ich hier nicht rumsitzen. Gerade als ich meine Standpauke einigermaßen auswendig konnte, räusperte sich (wahrscheinlich Jake) hinter mir jemand. Ich zuckte gespielt, allerdings etwas übertrieben glaube ich, zusammen und drehte mich in Zeitlupe um. Als ich ihnen, einer nach dem anderen, in die Augen schaute und gerade damit anfangen wollte ihnen meine wütenden Worte an den Kopf zu werfen, nahm mir mein Dad schon die Worte aus dem Mund: „Ich weiß, wie konnten wir dich an diesem bedeutsamen Tag nur allein lassen, wie konnten wir dir das nur antun, wie konnten wir dir nur solche Sorgen bereiten.“
„Halt dich bitte aus meinen Kopf raus Dad!“
„Hör zu Schatz, wenn du jetzt mit uns mit kommst, wirst du alles verstehen, natürlich haben wir deinen Geburtstag nicht vergessen, schwärmst du doch schon seit 3 Wochen davon, wir wollten nur etwas ganz Besonderes machen, was sich allerdings als etwas schwieriger und zeitaufwendiger herausgestellt hat, als wir alle dachten. Also, du kannst uns auf dem Weg gerne alles erzählen was dir auf dem Herzen liegt, doch es wäre schade wenn unsere Mühe, und vor allem Jake`s Mühe, nun sinnlos gewesen wäre.“
Aus Trotz ließ ich sie noch eine Weile dort schmollend und hoffnungsvoll da stehen. Es war wirklich süß anzusehen, welche Mühe sie sich gaben, dabei stand meine Antwort doch schon lange fest. Ehrlich gesagt schon nachdem mir meine Mum gesagt hatte, dass sie meinen Geburtstag nicht vergessen hatten. Nach ein paar Minuten des Schweigens brach ich endlich die Stille.
„Okay, aber ihr werdet euch einiges anhören müssen, schließlich habt ihr mich hier voller Sorge zurückgelassen. Und du, Jacob Black, mit dir werde ich nachher noch ein ernstes Wörtchen unter vier Augen wechseln müssen!“
„Oho, da wird`s dem Hund wohl nachher an den Kragen gehen…“ Emmet grinste Jake blöd an worauf er noch einen mächtigen Hieb in die Magengegend bekam, doch er war hart wie Stein, also machte es ihm nicht viel aus. Als wir uns dann endlich, nachdem mich Alice noch dreimal umgezogen hatte, auf den Weg machten, hatte ich meine Standpauke schon wieder vergessen, was wirklich sehr schade war, denn einigen (eher gesagt einem) hätte es bestimmt mal gut getan.
Nachdem wir, meiner Meinung nach, endlos lang einem schmalen Pfad durch den Wald gefolgt waren, blieben alle plötzlich stehen. Doch sie blieben nicht einfach nur stehen, sie guckten alle sehr ernst und waren unglaublich still. Ich traute mich gar nicht irgendetwas zu sagen.
„Was ist denn…“
„Scht!“ Nun, hörte ich es auch, dort waren ganz in unserer Nähe Stimmen zu hören. Doch anscheinend, was ich nicht nachvollziehen konnte, glaubte meine Familie, dass es keine normalen Menschen waren. Carlisle flüsterte etwas für mich Unverständliches und verschwand daraufhin im Wald. Dad las anscheinend Jacob`s Gedanken, denn er nickte auf eine mir verborgene Frage und plötzlich riss Jake mich von den Beinen und rannte, mit mir auf dem Arm, los. Noch voller Schock brachte ich kein Wort heraus, jedoch genießte ich die Wärme, die von ihm ausging. Es war schön, so geborgen in seinen Armen zu liegen. Ich bemerkte gar nicht, dass ich ihn die ganze Zeit anstarrte.
„Willst du denn gar nicht fragen was los ist?“
„Ehm, … doch…ja…was…“
„Wieso bist du denn so nervös? Egal, also im Wald haben wir einen unbekannten Geruch aufgeschnappt und es war eindeutig ein Vampir oder eher gesagt drei Vampire. Da wir bzw. deine Eltern niemanden erwarten, wollten wir nur auf Nummer sicher gehen, da du ja halb Mensch bist, und dich nicht in Gefahr bringen.“
„Und was ist wenn diese drei fremden Vampire gefährlich sind? Jake, wir müssen zurück und sehen ob es allen gut geht und wo bringst du mich eigentlich hin?“ Normalerweise kannte ich die Wege durch den Wald bzw. ihr Ziel doch heute hatte ich wirklich keinen blassen Schimmer, wo er mich hin bringen wollte.
„Du bist genau wie deine Mutter, machst dir um jeden Sorgen. Nessie, sie wissen was sie tun und sie werden sich bestimmt nicht unnötig in Gefahr begeben, glaub mir. Ich bringe dich nach La Push, dort bist du erst einmal am Sichersten.“
„La Push? Wo bitte wolltet ihr mich denn vorhin hinbringen?“
„Tja, die Geburtstagsüberraschung ist ja nun ins Wasser gefallen, und wir hatten alles so schön vorbereitet. Arg, wie ich diese verdammten Blutsau...“
„Jake, bitte.“
„Entschuldige, aber wir haben uns so eine Mühe gegeben, ich wollte doch, dass es der schönste Tag deines Lebens wird, und jetzt? Jetzt müssen wir mal wieder vor irgendjemandem weglaufen.“ Mittlerweile standen wir vor Jacob`s Haus. Er setzte mich vorsichtig ab und machte die Tür auf. Da kam uns auch schon Billy entgegen.
„Was macht ihr denn hier, hattest du nicht gesagt, ihr wolltet Renesmee`s Geburtstag feiern?“
„Ja, aber leider ist was dazwischen gekommen.“
„Achso, na dann, wollt ihr was essen…oh naja, oder…“
„Nein danke Dad, wir werden auf mein Zimmer gehen.“
„Okay, falls ihr was braucht meld…“ Billy konnte nicht mal ausreden, da hatte mich Jake schon in sein Zimmer mitgezogen.
„Jacob, was soll das denn?“
„Okay, eigentlich hatte ich mir das schöner vorgestellt aber ich halt das wirklich nicht mehr aus!“ Seine Worte verwirrten mich, was meinte er mit >er hält das nicht mehr aus? Jacob



Minuten vergingen…
„Nessie…Nessie? Wach doch auf...Schatz, alles wird wieder gut, es…“ Bella versuchte sie zu wecken, sie redete und redete auf sie ein, doch es half nicht. Ich begriff noch gar nicht, was hier eigentlich gerade geschehen war. Ich sah Nessie fallen, und Emmet, welcher (zum Glück) genau neben ihr stand, sie auffangen. Doch ich konnte einfach nicht zu ihr gehen, ich war wie angewurzelt, konnte mich einfach nicht von der Stelle bewegen. Warum? Warum schon wieder wir? Jetzt, wo doch alles so schön sein könnte, warum? Heute, wo ich Nessie doch eigentlich meine unendliche Liebe zu ihr gestehen wollte, jetzt, wo ich doch so lange auf diesen einen Moment gewartet habe. Jetzt müssen diese dämlichen, grausamen und abscheulichen Blutsauger wieder aus irgendeinem banalen Grund Jagd auf uns,…oder eher gesagt Renesmee machen. Meine Renesmee, was hat sie denn verbrochen?
Ich merkte, versunken in meinen Gedanken, gar nicht, wie Edward sich neben mich stellte und mir seine Hand auf die Schulter legte.
„Es wird ihr nichts passieren, dafür werden wir sorgen.“ Natürlich hatte er meine Gedanken gelesen.
„Warum kommen sie denn schon wieder, ich meine, Renesmee hat doch nichts verbrochen, sie hat keinem von eurer Existenz erzählt, also was für einen Grund haben sie denn, uns schon wieder aufzusuchen?“
„Glaub mir Jacob, sie brauchen nicht unbedingt einen Grund, vielleicht kommen sie auch einfach nur hierher, fragen uns ein bisschen aus und hoffen, dass wir irgendetwas Falsches sagen, was sie dann als Grund ansehen, uns alle zu vernichten. Die Volturi wollen einzig und allein unseren Tod, nichts anderes zählt für sie. Deshalb wollen wir oder eher gesagt ich wollte, dass du, Nessie und Bella so schnell wie möglich von hier wegkommt, ihr müsst…“
„Warum bitte sollten wir weglaufen, dann werden sie doch erst recht misstrauisch!“
„Ich möchte euch einfach in Sicherheit wissen. Ich würde es nicht…“
„Nessie, endlich, wie geht es dir mein Schatz?“ Das war Bella. Jetzt, wo ich mich wieder einigermaßen gefasst hatte, konnte ich auch endlich zu ihr laufen, zu meiner Renesmee. „Mir ist noch ein bisschen schwindelig, aber sonst geht es schon wieder. Was ist denn passiert?“
„Du bist einfach so umgekippt, Kleines, wahrscheinlich durch den Schock.“ Bella zog sie in eine leichte Umarmung.
„Oh, tut mir leid, ich...“
„Typisch Nessie, entschuldigst dich selbst dafür, dass du ohnmächtig geworden bist, ganz wie deine Mutter.“ Es wirkte, mein Aufmunterungsversuch brachte sie zum Lachen.
„Jake, bitte, das Thema müssen wir ja jetzt nicht zu diesem Zeitpunkt ausdiskutieren.“ Auch wenn Bella ernst wirken wollte, ich sah genau, wie sie ein Lächeln unterdrücken musste. Doch ich wollte auch nicht über dieses Thema sprechen. Erstens ging es hier um Renesmee`s Gesundheit und zweitens wäre dann irgendwann auch die Liebesgeschichte zwischen mir und Bella hochgekommen und das wollten wir beide vermeiden, da Nessie von alledem nichts wusste und das sollte auch so bleiben.
„Also, was ist denn nun mit den Volturi? Warum kommen sie und vor allem was wollen sie hier?“ Alle schauten gespannt zu Alice da sie ja, ausgenommen von Edward, schließlich alles gesehen und somit die meisten Informationen hatte.
„Also, sie waren auf einer Lichtung, genau auf der Selben, wo wir sie schon damals getroffen haben. Diesmal jedoch kamen nur Caius, Aro, Felix, Demetri, Alec und Jane. Außerdem waren noch zwei mir unbekannte Personen dabei, jedoch waren sie keine Vampire. Sie…“
„Das heißt sie haben Menschen dabei, was wollen sie den auf einmal mit Menschen, sollen sie einen kleinen Snack für zwischendurch darstellen?!“ Ich wollte Alice nicht unterbrechen doch es schien mir so unglaubwürdig, dass diese blutrünstigen Vampire wirklich Menschen mit sich nahmen.
„Jacob, würdest du mich bitte erst ausreden lassen, dann könntest du dir die eine oder andere Frage bestimmt ersparen.“
„Entschuldige.“
„Also, wie gesagt, die zwei waren keine Vampire und trugen auch keine schwarzen Umhänge. Jedoch sind sie keine normalen Menschen, sie haben übernatürliche Kräfte, sie sind also Wesen, von denen wir noch gar nichts wissen.“
„Aber was könnte das denn sein? Carlisle, weißt du irgendetwas darüber?“ Diesmal war es Edward, der seine Fragen nicht mehr zurück halten konnte.
„Mhh…also es gibt da noch so einige Legenden, doch welche von diesen eventuell war sein könnte, kann ich euch auch nicht sagen. Alice, kannst du uns vielleicht noch Näheres über die zwei erzählen?“ Langsam konnte ich wirklich nicht mehr klar denken, es sollte also noch andere Wesen außer Vampiren und uns Werwölfen, oder Gestaltenwandlern, geben? Was sollte das den bedeuten? Stellen sie eine Gefahr für uns dar? … Okay, diese Frage konnte ich mir selbst beantworten, jeder, der bei den Volturi ist war gefährlich. Doch was hieß das? Langsam gefiel mir Edwards Idee, jedoch nur zum Teil, denn ich würde nicht mit gehen. Bella und Nessie sollten wir in Sicherheit bringen, doch ich würde hier bleiben und die Liebe meines Lebens verteidigen. Während ich mir so den Kopf zerbrach, war mir gar nicht aufgefallen, dass Alice schon längst wieder angefangen hatte zu reden.
„…Jedenfalls standen sie eher abseits von den anderen, sie schienen sich auch nicht wohl zu fühlen. Sie sahen irgendwie leicht verängstigt aus, als wurden sie hierher verschleppt. Außerdem hatten sie die Hände hinterm Rücken, wahrscheinlich gefesselt, sagt euch das irgendwas?“
„Nur, dass sie garantiert nicht freiwillig kommen werden.“ Was hatte das denn bitte für einen Zusammenhang. Warum sollten sie den zweien die Hände fesseln, das ergab doch überhaupt keinen Sinn?!
„Ich denke, mit Grübeln kommen wir hier auch nicht weiter. Wir sollten uns lieber Gedanken darüber machen, wie wir jetzt weiter vorgehen wollen.“ Ich hatte gar nicht bemerkt, dass Nessie kein Wort mehr gesagt hatte. Ich stand zwar neben ihr, doch mir war nicht aufgefallen, wie unruhig und ängstlich sie war.
„Nessie, was ist denn?“ Dumme Frage.
„Ich,… es ist alles mal wieder meine Schuld, wäre ich nicht, würdet ihr nicht ständig in Gefahr geraten.“ In ihren Augen glitzerten Tränen. Ich nahm ihr Gesicht in meine Hände und schaute ihr tief in die Augen.
„Hey, es ist ganz sicher nicht deine Schuld, sowas darfst du nicht mal denken. Wärst du nicht würde uns hier einiges im Leben fehlen. Und keine Angst, wir kriegen das hin, so wie beim letzten Mal.“
„Beim letzten Mal hattet ihr aber Hilfe!“ Sie fing an zu schluchzen. Ich nahm sie in den Arm um sie zu trösten. Meine Nessie, bei dem Gedanken, dass wir eventuell alle bald tot waren, kamen wir auch fast die Tränen. Ich blinzelte sie weg. Sie sollte nicht sehen, wie verzweifelt doch auch ich war, wir hatten keine Chance, und wir werden nicht noch einmal solches Glück haben.
„Wir müssen Nessie auf jeden Fall von hier wegbringen.“
„Kommt nicht in Frage, Dad. Ich bleibe hier und werde mich gemeinsam mit euch gegen sie stellen!“
„Das ist zu gefährlich, mein Schatz. Wer weiß, was sie dieses Mal im Schilde führen.“ „Aber ich kann mich doch nicht einfach vor ihnen verstecken?! Ich kann euch nicht hier zurück lassen, was ist, wenn alles schief läuft und ich euch nie wieder sehe?“
„Es wird gut gehen, außerdem kommen Jake und ich mit dir.“
„Oh nein Bella, ich werde hier bleiben, du weißt, dass ich nicht einfach weglaufen kann. Außerdem können sie mich im Falle eines Kampfes bestimmt gut gebrauchen.“
„Also wenn ich schon gehen soll, dann gehe ich nur, wenn Jake mitgeht.“ Toll, dass hatte sie ja jetzt schön ausgenutzt.
„Nessie, bitte. Es ist sicherer.“
„Es wäre auch für dich sicherer, du weißt, wie sehr die Volturi die Wölfe verabscheuen.“
„Ja schon, aber…“
„Kein aber, entweder kommst du mit mir, oder ich werde hier bleiben.“ Warum wollte sie unbedingt in meiner Nähe sein? Wieso wollte sie mich nicht allein lassen? Sie verwirrte mich, war unsere Freundschaft etwa auch für sie mehr?
Nessie



Ich hoffte, dass jeder dachte, ich hätte die Situation nur ausgenutzt. Jeder hier im Raum wusste, dass Jacob nicht davonlaufen würde wie ein feiger Welpe. Doch natürlich hatte ich das alles nicht aus diesem Grund gesagt. Ich liebte ihn, und wenn uns schon nur noch so wenig Zeit blieb, wollte ich sie wenigstens noch mit ihm verbringen. Augenblicklich wurde mir wieder schwindelig. Der Gedanke daran, dass wir alle wahrscheinlich bald tot sein werden, lies mich wieder meine Übelkeit spüren. Doch es gab so gut wie keine Chance mehr für uns, wir waren den Volturi hilflos ausgeliefert. Doch warum tauchten sie schon wieder auf? Ich hatte nichts Verbotenes getan, das heißt, nicht, dass ich wüsste, also was wollten sie schon wieder hier. Meine Eltern und Jake diskutierten immer noch über unsere Flucht doch ich würde mich nicht umstimmen lassen. Mich würde hier keiner so schnell wegbekommen (ja ich weiß, ich hab gesagt, wenn Jacob mitkommt gehe ich, doch Jacob wird auf keinen Fall mitkommen).
„Kannst du nicht einfach mitgehen, dann wäre Nessie wenigstens in Sicherheit!“
„Edward, ich kann euch hier nicht allein lassen, du weißt, dass ihr mich und mein bzw. Sam`s Rudel braucht und ohne mich wird Sam keinem Bündnis zustimmen.“
„Da wäre ich mir nicht so sicher, sie müssen kämpfen, da durch die Ankunft der Volturi die Menschen gefährdet sind oder hast du euer Motto schon vergessen >Wie sind zum Schutz der Menschen hier, und egal...Jacob



Ich konnte es immer noch nicht begreifen. In drei Tagen werden wir wahrscheinlich alle tot sein, ich hatte nur noch drei Tage … Weder ich noch Nessie hatten in den letzten zehn Minuten ein Wort gesagt. Doch ich hätte auch gar nicht gewusst, was ich ihr hätte sagen können. Ich wollte ihr nicht länger Hoffnung machen, würde sie in drei Tagen sowieso sinnlos gewesen sein. Außerdem machte es auch gar keinen Sinn mehr, jeder von uns wusste, dass wir keine Chance hatten. Nur warum musste sie sterben? Jetzt, wo sie doch endlich ihr Leben erst anfangen konnte zu genießen? Jetzt, wo meine Chance gekommen wäre. Ich konnte es einfach nicht ertragen. Wenn ich mir vorstellte, wie sie sie kaltblütig in Stücke rissen und sie uns dann wahrscheinlich noch zu Füßen werfen werden um uns zu zeigen, dass es allein unsere Schuld sei, dass es so enden musste, dass Edward und Bella sie ja gar nicht erst in die Welt hätten setzen müssen, lief es mir eiskalt den Rücken herunter. Doch ein was Gutes hatte die ganze Sache: Ich konnte wenigstens mit ihr sterben, denn ich hätte ohne sie nicht weiterleben können.
„Jake?“ Sie riss mich aus meinen Gedanken.
„Mhh?“
„Glaubst du, wenn wir weglaufen haben wir eine Chance?“
„Naja,…ich…“
„Bitte sei ehrlich!“ Ich konnte sie nicht anlügen.
„Okay, nein das glaube ich nicht. Egal wo wir hingehen, sei es China, Australien oder sonst irgendwo am anderen Ende der Welt, sie würden uns finden.“
„Warum willst du dann unbedingt, dass ich mich verstecke?“ Okay, jetzt blieb mir keine Wahl mehr. Ich musste ihr einfach die Wahrheit sagen, wahrscheinlich ist das der letzte einigermaßen richtige Zeitpunkt dafür. Doch wie sollte ich anfangen? Was war, wenn sie nicht das Gleiche für mich empfand?
„Jake?“
„Oh, ja tut mir leid….also ich, ich weiß nicht wie ich es dir sagen soll … es hat sich in letzter Zeit etwas geändert, zwischen mir und einem ganz besonderen Mädchen…“
„Du meinst du hast dich verliebt?“
„Nein, nicht nur verliebt, es ist mehr als das. Sie ist mein Leben, ich würde für sie durchs Feuer gehen … es ist als wenn ich nicht mehr von der Erde sondern von ihr angezogen werde, verstehst du?“
„Ja, ich verstehe dich nur zu gut, denn in meinem Leben gibt es auch so jemanden.“ Nein, wie, wie konnte sie sich denn in jemand anderes verlieben? Ich wurde doch auf sie geprägt, sie musste dasselbe für mich empfinden, oder?
„Jake was ist?“ Ich spürte, wie die Wut und die Verzweiflung in mir die Oberhand gewannen, ich versuchte den Wolf zurückzuhalten doch es funktionierte nicht. Zwei Sekunden später stand ich als flauschiges Monster vor ihr.
„Jake, was ist denn los mit dir? Was bitte hat dich grad so wütend gemacht?“ Tränen sammelten sich in meinen Augen, ich konnte sie nicht mehr ansehen, ich musste so schnell wie möglich weg von hier…


Nessie



„Jake? ….JAKE?... Warum läufst du denn weg, bleib doch stehen…!“ Wieso rannte er den los? Hatte ich was Falsches gesagt? Tränen hatten in seinen Augen geglitzert… Was bitte war denn hier los? Erst diese fremden Vampire, dann die Volturi und jetzt auch noch Jake?! Konnte nicht ein Mal etwas in meinem Leben gut laufen! Musste denn alles immer schief gehen?
Nachdem ich noch eine ganze Weile auf Jake an der Stelle, wo er mich allein gelassen hatte, gewartet hatte und es allmählich dunkel wurde, beschloss ich, wieder nach Hause zu gehen. Wir waren ziemlich weit gelaufen….nach einer halben Stunde konnte ich das Cullen Anwesen noch nicht einmal sehen. Ging ich wirklich in die richtige Richtung? Nein, das konnte doch nicht wahr sein, musste ich mich denn jetzt auch noch verlaufen. Ach wenn Jacob doch bloß nicht abgehauen wäre…. Nun kam mir wieder die Frage nach dem Warum? Was hatte ich gesagt, dass er so schnell wie möglich von mir weg musste? Vor allem wollte ich ihm doch gerade sagen, dass ich ihn liebe. Doch anscheinend hat er da jemand anderen, eigentlich hätte ich heulend weglaufen müssen!
„Hallo? Hört mich jemand? Dad? Mum? Jacob?“ Ich hoffte, sie würden mich irgendwo rufen hören, denn allein würde ich aus diesem riesen Wald nicht mehr herausfinden. Zu schade, dass ich diese super Geschwindigkeit eines Vampirs nicht hatte. Ich war zwar immer noch schneller als normale Menschen, doch um einmal in die eine und einmal in die andere Richtung zu rennen, damit ich wusste, welche denn nun die Richtige ist, würde es nicht reichen.
„Hallo? Ich hab mich verlaufen! Würde mir jetzt bitte jemand helfen?“ Ach mann, warum hörten sie mich nicht?! War ich denn wirklich so weit gelaufen?
Plötzlich spürte ich, wie sich eine Hand, eine eiskalte Hand, auf meine Schulter legte. Es war sicher kein Mensch, denn ein Mensch konnte nicht urplötzlich hinter einem stehen und hatte auch nicht so eine geringe Körpertemperatur. Er war ein Vampir.
„Was macht ein schönes Mädchen wie du denn hier so allein im Wald? Es ist doch schon dunkel.“ Ruckartig drehte ich mich um.
„Ich …ähm… hab mich verlaufen.“
„Das ist natürlich blöd. Wo wohnst du denn?“ Dieser Mann erschien mir unheimlich, er trug einen schwarzen Mantel, und sprach mit einer so übertrieben freundlichen Stimme.
„Ich…Ich wohne in La Push, hier ganz in der Nähe.“ Ich wollte ihm nicht verraten, wo ich wirklich wohnte, sollte er mich doch, falls er das vorhatte, bis ins Reservat bringen und dann verschwinden, sonst würden die Wölfe ihn finden.
„Und warum bist du in den Wald gegangen, ganz allein? Hier lauern viele Gefahren, Liebes!“ Ja, eine Gefahr davon sind sie, und was sollte bitte dieses >Liebes<?
„Ehm, ich….wollte im Wald eigentlich nur ein bisschen allein sein, doch anscheinend muss ich zu weit gegangen sein und jetzt finde ich den Weg nicht zurück.“ Ich wollte, dass dieser Mann so schnell wie möglich verschwindet, wie gesagt, er war mir unheimlich.
„Doch ich hab meine Eltern schon angerufen, sie werden sicher gleich hier sein.“
„Da ich nicht möchte, dass so einem hübschen Mädchen wie dir hier noch irgendetwas zustößt, werde ich gemeinsam mit dir auf sie warten.“ Na toll, und was mache ich jetzt? „Renesmee, was machst du denn hier?“
„Matt, oh mein Gott bin ich froh dich zu sehen!“ Du weißt gar nicht wie froh.
„Ich hab mich im Wald verlaufen und finde den Weg nach La Push nicht mehr.“
„Was bitte willst du in…“
„Würdest du ihn mir zeigen?“ Matt war ein Schulfreund von mir, wir hatten zusammen Englisch und Biologie.
„Ehm … ja klar, hier entlang.“
„Okay, danke für ihre angebotene Hilfe, doch ich werde sie anscheinend nicht mehr brauchen.“
„Wie ich sehe, bist du in guten Händen. Also ich hoffe wir sehen uns irgendwann mal wieder.“
„Ja…“ Was? Wieso bitte wollte er mich wieder sehen. Langsam bekam ich wirklich Panik, zum Glück war Matt aufgetaucht. Als wir ein Stück gegangen waren, beruhigte ich mich langsam. Matt hatte mitbekommen, wie angespannt ich war und hatte deshalb kein Wort gesagt.
„Wer bitte war dieser komische Mann?“
„Ich hab keine Ahnung, ich kenne ihn nicht, wir haben uns im Wald getroffen. Aber er war mir ziemlich unheimlich. Deshalb hab ich ihm auch gesagt, ich wohne in La Push.“
„Achso, deshalb….Aber was sollte denn bitte dieser schwarze Umhang?“
„Ich weiß es nicht.“ Doch irgendwoher kam mir dieser schwarze Umhang bekannt vor, wo hatte ich ihn nur schon mal gesehen?
„Warum bist du so weit rausgelaufen?“
„Ich wollte allein sein, dann hatte ich mich ein bisschen hingesetzt und muss wohl in die falsche Richtung gegangen sein. Was machst du hier?“
„Ich war mit meinem Opa jagen, da hab ich dich schreien hören.“
„Oh, war ich doch so laut?“
„Die ganzen Tiere sind vor Schreck davon gelaufen.“
„Tut mir leid.“
„Nicht schlimm… sag mal, soll ich dich nach Hause bringen oder willst du noch irgendwo hin, wir sind nämlich gleich in Forks.“ War ich etwa doch nicht so weit von zu Hause entfernt gewesen?
„Ehm ich werde noch meinen Opa besuchen, ich hab ihn ewig nicht mehr gesehen.“
„Okay, dann also zu Chief Swan. Er wird mich aber nicht gleich festnehmen nur weil ich dich jetzt so spät nach Hause bringe, er denkt noch, ich hätte einen schlechten Einfluss auf dich.“ „Ach Quatsch, ich werde ihm erklären, dass du mein Retter in der Not warst, dann verleiht er dir ganz bestimmt einen Orden.“ Er musste lachen.
„Ehm, ich wollte dich schon immer mal was fragen. Ich hab dich wirklich gern und …naja… hättest du vielleicht Lust mal mit mir ins Kino zu gehen?“ Oh, das hatte ich nicht erwartet. Aber, wenn Jacob sowieso in jemand anderen verliebt war…und Matt war ein echt toller Junge… außerdem blieb mir nicht mehr viel Zeit.
„Ja, warum nicht.“
„Ehm…wow, ich hätte nicht gedacht das du ja sagst!“
„Wieso, du bist ein toller Junge Matt und ich hab dich wirklich gern.“ Das stimmte, Matt war der erste an der Schule, der mit mir geredet hatte und wir waren auf Anhieb Freunde gewesen. Außerdem hatte er unglaublich schöne blaue Augen.
„Ehm okay, wann wäre es dir denn recht?“
„Hättest du etwas gegen morgen Abend?“
„Nein, das passt gut. Soll ich dich dann von zu Hause abholen? So gegen Acht?“
„Ja, das wäre toll, findest du den Weg?“
„Ich denke schon, ich hab dich ja schon ein paar Mal nach der Schule zu dir gebracht.“ Doch er war noch nie mit reingekommen.
„Okay, da wären wir auch schon!“
„Ja, danke schön nochmal und wir sehen uns ja dann morgen.“ Ich lächelte ihn an, ich freute mich wirklich, auch wenn ich wusste, dass aus unserer Freundschaft wahrscheinlich meinerseits nie mehr werden würde.
„Ja, bis dann.“ Er grinste mich noch ein letztes Mal an und ging dann in die entgegengesetzte Richtung.
Warum hatte ich ihm zugesagt? Ich bin in drei Tagen wahrscheinlich tot. Warum machte ich ihm noch Hoffnung? Erst jetzt wurde mir klar, was ich gerade angerichtet hatte. Ich hatte einem Jungen, den ich sehr mochte, gerade ein Date versprochen, wo ich doch genau wusste, dass ich ihn nie lieben werde. Warum war ich so gemein und egoistisch? Ich hatte doch nur ja gesagt um Jacob für eine Weile zu vergessen, nur damit es mir besser ging. Wie würde er sich fühlen, wenn ich dann in drei Tagen einfach so verschwinde?
„Renesmee, schön das du auch mal wieder vorbei kommst!“ Das war Charlie. Ich drehte mich zu ihm um. Er begrüßte mich mit einem breiten Grinsen und schloss mich daraufhin sofort in die Arme.
„Nicht…du …krieg keine …“
„Oh, tut mir leid Kleines, du hast mir nur so gefehlt. Happy Birthday!“
„Danke! Ich hatte in letzter Zeit so viel um die Ohren, da hab ich einfach nicht die Zeit dazu gefunden, dich zu besuchen. Tut mir leid!“
„Schon gut, komm, ich hab ein Geschenk für dich.“ Er zog mich mit ins Haus.
„Sag mal, was machst du zu so später Stunde eigentlich noch hier draußen und wer war der Junge, der dich nach Hause gebracht hat?“ Als ich erneut an Matt dachte, fühlte ich plötzlich ein unglaubliches Stechen in meiner Brust. Was hatte ich nur angerichtet? Ich versuchte es zu verdrängen, schließlich wartete Charlie auf eine Antwort. Ich wollte ihm nicht von alledem erzählen.
„Es ist doch Freitag außerdem hab ich dich so lange nicht gesehen… das war Matt, er ist ein Freund aus der Schule, wir hatten uns zufällig getroffen und ein bisschen unterhalten.“ Ich wollte ihm nicht sagen, dass ich mich im Wald verlaufen hatte, würde er dann doch nur irgendjemanden die Schuld geben.
„Hier, bitte schön, ich hoffe es gefällt dir.“ Er gab mir eine kleine Schachtel in die Hand, sie sah sehr alt aus, und war sehr schön. Sie war aus Holz, das roch ich, sah jedoch viel edler aus. Auf dem Deckel waren goldene Verzierungen.
„Danke, die ist wunderschön.“
„Ehm, du musst sie erst mal aufmachen.“
„Oh. … Wow, Opa, das wäre doch nicht nötig gewesen.“ In der Schachtel befand sich eine Kette mit einem Kristallherz als Anhänger.
„Sie hat deiner Urgroßmutter gehört, ich bin sicher, sie hätte gewollt, dass du sie bekommst.“
„Würdest du sie mir ummachen?“
„Ja natürlich!“ Ich drehte mich um und mit einem kleinen Klicken trug ich die Kette auch schon um den Hals.
„So!“
„Sie ist wirklich wunderschön, danke.“ Ich fiel ihm um den Hals.
„Du ich glaube, du solltest dich langsam auf den Heimweg machen, Bella und Edward werden sich bestimmt schon Sorgen machen.“
„Ja okay, …. Also bis bald.“
„Und lass dir diesmal mit dem nächsten Besuch nicht so viel Zeit, ja?“
„Ja, versprochen!“
Mir kamen die Tränen, ich würde Charlie nie wieder sehen. Als er die Tür hinter sich schloss, rannte ich los. Tränen liefen über meine Wangen, durch mein Schluchzen konnte ich kaum atmen. In drei Tagen würde alles vorbei sein.

Als ich vor unserer Tür stand, hatte ich mich einigermaßen beruhigt. Meine Mum riss sie zwei Sekunden, nachdem ich angekommen war, auf.
„Schatz, wo hast du denn gesteckt, ich hab mir solche Sorgen gemacht.“
„Ich war mit Jacob spazieren und dann noch bei Charlie.“
„Und wo ist Jake?“
„Er ist weggerannt, ich weiß aber nicht warum. Vielleicht hab ich was Falsches gesagt…oder…“
„Er wird wieder auftauchen, keine Angst.“ Ich ließ mich auf das Sofa fallen.
„Du hast deine Geschenke noch gar nicht bekommen.“ Erst jetzt bemerkte ich Alice, welche mit einem Stapel von eingepackten Päckchen neben mir stand.
„Oh, ja…“
„Also das ist von mir und das von Rose gehört dazu.“ Alice` Geschenk war am größten. „Wow, das ist echt toll Alice, danke.“ Sie hatte mir ein blaues Kleid geschenkt und es war wunderschön. Rosalie schenkte mir passende Schuhe dazu, blaue Ballerinas, sie wussten, dass ich Absätze verabscheute.
„Danke Tante Rose.“
„Gern geschehen, Kleines. Und nenn mich nie wieder >TanteJacob



Als ich die mir wohl bekannte Stimme hörte, drehte ich mich blitzschnell um und schob Nessie dabei hinter mich.
„Was wollt ihr hier?“
„Wir wollten euch nur einen kleinen Besuch abstatten, schließlich haben wir uns ja schon so lange nicht mehr gesehen!“ Nessie hinter mir atmete sehr schwer. Ich drehte mich zu ihr um.
„Hey, es wird alles gut, okay? Wir kriegen das hin.“
„Aber was ist denn mit Mum, Dad, und allen anderen? Wir…“
„Die anderen hat Alec übernommen, jedoch bin ich erstaunt, dass es bei euch zwei nicht funktioniert hat, dafür aber bei Bella.“ Nachdem Jane diese Worte mit ihrer zuckersüßen Stimme gesagt hatte, krümmte ich mich vor Schmerz schreiend auf dem Boden. Es war gar nicht zu beschreiben, es war hundert Mal schlimmer als damals nach dem Kampf mit den Neugeborenen. Es war, als würde ich gleichzeitig verbrannt, in Stücke geschnitten und in Eiswasser baden.
„Nein, was machst du mit ihm, hör auf damit!“
„Jane, bitte, das ist nicht nötig.“ Die Schmerzen ließen nach, doch ich wusste, würde ich irgendetwas Falsches tun, wäre sie bereit, mich erneut zu quälen.
„Ich wollte nur etwas testen. Warum ist er gegen Alec`s Kräfte immun, gegen meine jedoch nicht? Ob es mit ihr genau so ist?“
„Nein…“ Doch es war zu spät, sekundenspäter fing auch Renesmee an zu schreien.
„Hört auf damit, sie hat euch nichts getan, lasst sie in Ruhe!“
„Jane, du hattest deinen Test, lass es gut sein.“
„Ja Meister!“ Renesmee`s Schreien erstarb. Ich nahm sie in die Arme. Alice hatte Recht gehabt, Caius hatte Aro`s Stelle eingenommen, das heißt, wir waren verloren.
„Ach nein, wie niedlich, der Werwolf, oh Verzeihung, Gestaltenwandler und der Halbvampir. Was soll aus dieser Welt eigentlich noch werden?“
„Jane, halt dich ein bisschen zurück, du weißt aus welchem Grund wir hier sind.“ „Entschuldige, Meister.“
„Ich würde zu gern den Grund für eure Immunität gegen Alec`s Kräfte erfahren!?“ Er schaute Renesmee an.
„Meine Mum kann ihren Schutzschild mittlerweile vollständig ausschalten bzw. auf andere Personen, sie nicht eingeschlossen, übertragen.“
„Du meinst also damit, dass der Schutzschild auf euch beiden liegt?“
„Soweit ich weiß, hatte sie ihn immer auf mich übertragen, dass auch Jake unter ihm steht hatte ich nicht geahnt.“
„Doch Jane`s Kräfte funktionieren.“
„Wenn sie ihn auf andere überträgt bekommt er, naja, sozusagen Löcher. Er kann nicht alles von demjenigen abhalten, wenn sie nicht mit eingeschlossen ist.“
„Na gut, wollen wir uns nicht weiter den Kopf zerbrechen. Schließlich haben wir eine Aufgabe zu erledigen.“
„Würdet ihr uns netterweise den Grund für euer Kommen verraten?“
„Warum wisst ihr es denn noch nicht? Hat Alice ihre Gabe verloren?“ Leises Gekicher im Hintergrund.
„Nein, sie hat nur gesehen, dass ihr in zwei Tagen auf der Lichtung auftauchen werdet, wo wir bei einer weiteren Frage wären.“
„Naja gut, wollen wir euch mal aufklären. Also wir haben kurzfristig beschlossen unsere zuerst geplanten Besuche nach hinten zu verschieben und uns zuerst auf den Weg zu euch zu machen. Den Grund für unseren Besuch kannst du dir nicht denken?“ Kurzfristig, diese hinterhältigen, verlogenen, miesen…
„Antworte gefälligst, du Hund, der Meister spricht mit dir!“
„Oh, ich bitte um Verzeihung, Meister!“ Ich grinste Jane an, als ich ihren Blick sah, erstarb mein Grinsen jedoch sofort.
„Naja, ich nehme an, ihr seid wegen Renesmee hier, jedoch gibt es dazu keinen Grund.“
„Du täuschst dich. Sie verunreinigt unsere Rasse. Es war ein Fehler von Edward und Bella sie in die Welt zu setzen. Da ich nun an der Macht bin, kann ich diesen Fehler endlich beseitigen.“
„Was bitte gibt euch das Recht dazu? Sie würde keiner Fliege etwas zu Leide tun, sie hat keinem Menschen etwas von eurer Existenz gesagt!“
„Das mag schon wahr sein, jedoch ist sie eine Schande für uns. Eigentlich dürfte es solche >Mischlinge< wie sie gar nicht geben. So hatte es die Natur nicht vorgesehen!“
„Ach, aber euch blutsaugende Monster hat Mutternatur geplant? Bitte, ihr glaubt doch selbst nicht, was ihr da sagt!“
„Was fällt dir eigentlich ein, so mit mir zu reden?“
„Ich kann mit ihnen reden wie ich will, sie haben mir rein gar nichts zu sagen. Ich könnte sie auf der Stelle töten!“
„Jane!“ Erneut dieser Schmerz, doch ich blieb stumm. Nessie sollte nicht erneut leiden und diese Genugtuung wollte ich ihnen nicht gönnen. Der Schmerz verschwand.
„Wolltest du noch etwas sagen?“ Ich hätte gern gewollt, doch Nessie sprang mir ins Wort. „Nein, wollte er nicht.“
„Süß wie du ihn zu beschützen versuchst, doch das macht die Schande nur noch größer!“ „Warum gehen sie so mit ihm um? Was gibt Ihnen das Recht dazu? Oder haben Sie einfach nur Angst vor ihm?“
„Nessie, nicht…!“
„Du vorlautes kleines Gör!“ Caius lief auf sie zu, ich wollte ihn aufhalten, Nessie wegziehen, doch Felix packte mich von hinten. Und er war zu stark.
Er zog sie an den Haaren hoch.
„Lasst sie in Ruhe!“ Wieder diese Schmerzen, ich ließ keinen Ton verlauten, ertrug die Qual. Doch dieses Mal hörten sie nicht so schnell auf, anscheinend wollte Jane mich unschädlich machen. Ich bekam nur noch Bruchstücke des Gespräches mit, Nessie`s Schreie konnte ich jedoch klar und deutlich hören. „Die Werwölfe hatte mich damals völlig ohne Grund….ich habe sie ausrotten lassen, habe jeden einzelnen….mit eigenen Händen….was fällt dir ein….sie sind genau wie du eine Schande…!“ Anscheinend hatte er seine Rede beendet. Die Schmerzen ließen nach, Felix` Griff lockerte sich. Am liebsten hätte ich mich auf Caius gestürzt, ihm jedes seiner Gliedmaßen einzeln herausgerissen doch was würde das bringen?! Renesmee kauerte auf dem Boden, Tränen liefen ihre Wangen hinunter. Ich wollte zu ihr, sie trösten, doch Felix hielt mich immer noch fest.
„Lass mich los!“
„Ich fände es besser, wenn du nicht ständig in ihrer Nähe bist, außerdem haben wir dich so besser unter Kontrolle!“ In meinen Kopf schwirrten schon wieder diverse Beleidigungen, die ich ihnen zu gern an den Kopf geworfen hätte, doch wie schon gesagt, was würde das bringen.
„So, was stellen wir den jetzt mit euch an.“
„Könntet ihr es nicht einfach hinter euch bringen?“
„Lass uns doch unseren Spaß!“
„Spaß? Unschuldige Menschen umzubringen, ohne jeden Grund, ist also Spaß für euch?“ „Die Bezeichnung >Menschen< ist ja wohl nicht ganz richtig und unschuldig ist sie auch nicht. Wir haben einen sehr guten Grund!“
„Euer Grund ist einfach nur ein Vorwand. Sie ist nicht gefährlich, und sie ist auch keine Schande, ihr braucht doch einfach nur eine Ausrede um sie und ihre Familie auszulöschen. Das ist doch euer wahres Ziel, sie könnten euch ja eure Machtstellung zu Nichte machen.“ „Halt den Mund! Ich verlange, dass du sofort mit deinen Vorwürfen gegen uns aufhörst, denn sie entsprechen keinesfalls der Wahrheit!“
„Oh doch, dass tun sie, Edward hat es in Aro`s Gedanken gelesen. Warum bist nun eigentlich du an der Macht? Wollte Aro dieses Ziel etwa nicht schnell genug durchsetzen?“
„Aro und ich haben verschiedene Ansichten von unserer Machtausübung. Ich konnte mehr Verbündete um mich sammeln, es sind einfach mehr meiner Meinung und so ist es ja nur richtig, dass nun ich entscheide, was getan wird und was nicht. An oberster Stelle steht die Vernichtung aller Halbvampire und als Nächstens sind auch noch die verbliebenen Werwölfe dran. Wer sich uns in den Weg stellt, wird beseitigt.“
„Warum? Menschen kommen doch auch mit verschiedensten >RassenNessie



Als sich unsere Blicke trafen sah ich es in seinen Augen. Damals, als er mir erzählt hatte, er sei verliebt, hatte er von mir gesprochen, nicht von irgendeinem anderen Mädchen, er hatte mich gemeint. In dieser schrecklichen Situation konnte ich sogar lächeln, bis mir wieder einfiel, dass es nun zu spät war. Mein Blick wanderte zum Boden. Die Situation war aussichtslos, ich fragte mich nur, warum sie es so hinaus verzögerten?! Konnten wir es nicht einfach hinter uns bringen? Mussten sie uns solche Qualen erleiden lassen? Erst jetzt fiel mir auf, dass meine Familie immer noch reglos dastand, von alle dem hatten sie nichts mitbekommen.
„Caius?“
„Ja?“
„Dürfte ich noch ein letztes Mal mit meiner Familie reden? Sozusagen als Abschied?“ „Nessie, bitte…“
„Nein Jake, sieh es ein, es ist vorbei!“
„Na endlich, sie kommt zur Vernunft! Alec!“ Sekundenspäter hatte sie ihre Sinne zurück und ich fiel meiner Mum um den Hals.
„Schatz, was ist denn passiert? Was ist hier los?“
„Die Volturi sind früher gekommen, kurzfristige Entscheidung, sie haben euch eurer Sinne beraubt und naja, dies ist jetzt sozusagen unser Abschied.“ Tränen sammelten sich erneut in meinen Augen.
„Nein, es muss doch noch eine Möglichkeit geben, irgendeine.“ Ich schüttelte den Kopf. „Bitte, nehmt mir nicht meine Tochter, sie hat nichts verbrochen, lasst sie leben, ich flehe euch an!“
„Sie ist eine Schande, sie hat nichts anderes verdient als den Tod.“ Ich sah in…Jane`s Augen, dass sie meine Mutter zutiefst verabscheute.
„Ach kommt schon, es gibt doch immer eine Lösung.“ Diesmal meldete sich mein Dad zu Wort.
„Nein, diesmal nicht, seht…!“
„Jane!“ Sofort verstummte sie.
„Vielleicht gäbe es da noch etwas, eine Art Tausch.“
„Tausch?“
„Er will mich und Alice. Wenn wir uns den Volturi anschließen, lässt er Renesmee am Leben.“ „Nein, du wirst dich ihnen nicht anschließen.“
„Bella, uns bleibt keine Wahl, nur so können wir sie retten!“
„Aber,…“
„Kein aber, es geht nicht anders!“ Nein, sie sollten nicht meinetwegen so ein Leben führen. „Nein Dad, ihr werdet nicht mit ihnen gehen, das will ich nicht. Dann sterbe ich doch lieber.“ „Renesmee, bitte, so können wir dich retten!“
„Aber Alice, nein, das geht nicht, ich…ich…“ Ich konnte nicht weiterreden. Mein Dad nahm mich in den Arm.
„Hey, wir werden zurück kommen, okay?“ Ich wusste, dass ich sie nicht umstimmen konnte. „Passt auf euch auf!“ Ich umarmte sie ein letztes Mal.
„Ich werde mitgehen.“
„Nein Jasper, bleib hier, bitte!“
„Ich kann nicht ohne dich leben!“
„Bitte, mir zu liebe!“
„Alice, ich kann dich nicht allein gehen lassen. Es würde mich krank machen, nicht zu wissen wie es dir geht. Ich kann das nicht!“
„Jasper, hör mir zu, ich werde zu dir zurück kommen. Ich werde jede einzelne Sekunde, die ich nicht mit dir verbringen kann, an dich denken. Und glaub mir, ich werde es überstehen, auch wenn es hart wird. Also, bleib hier, und pass auf Renesmee auf, ja?“ Er küsste sie, anscheinend konnte sie ihn überreden. Ich sah wie Esme weinte, jedenfalls auf die Art, wie Vampire weinten. Emmet hielt Rosalie im Arm, klopfte Edward ein letztes Mal auf die Schulter und gab Alice einen Kuss auf die Stirn. Als Dad schließlich zu Mum kam, löste ich mich aus ihrer Umarmung. Ich ging zu Carlisle, ich wollte sie nicht leiden sehen.
„Hey, wir kriegen das wieder hin, sie werden zu uns zurück kommen, ganz sicher.“ Er legte mir einen Arm um die Schulter.
„Also, dann hätten wir das geklärt, ich hoffe wir sehen uns mal wieder!“ Die Volturi gingen voraus, Felix zog Edward und Alice mit sich. Kurz bevor sie im Wald verschwanden, drehten sie sich ein letztes Mal um. Jacob schloss mich in seine Arme, meine Mum brach zusammen.
Edward



Ich nahm sie ein letztes Mal in die Arme, küsste sie ein letztes Mal. Es schmerzte zu wissen, dass wir uns lange Zeit nicht sehen würden.
„Ich liebe dich!“
„Ich liebe DICH!“ Sie drückte mir etwas in die Hand. Es war ein kleines Foto von ihr und Renesmee. Sie lächelte mich an.
„Ich werde immer an dich denken und hier auf dich warten, egal wie lange es dauert.“ Auch wenn sie die Worte nur flüsterte, ich konnte sie klar und deutlich verstehen, und ich werde sie nie vergessen.
Felix packte mich von hinten. Sie streckte mir ein letztes Mal ihre Hand entgegen, ich erreichte sie nicht mehr. Jasper nahm sie in den Arm, sie teilten das gleiche Leid. Kurz bevor wir im Wald verschwanden, drehten sowohl Alice als auch ich uns noch einmal um. Ein letzter Blick auf unsere geliebte Familie.

Wir rannten los. Ich versuchte an nichts zu denken, doch mir kam immer wieder Bella`s Gesichtsausdruck in den Sinn. Dieser Schmerz in ihren Augen, sollte dies wirklich die letzte Erinnerung an sie sein?
Die Volturi blieben stehen. „So, da ihr nun zu uns gehört müsst ihr natürlich in unsere Pläne eingeweiht werden.“
„Ich weiß bereits was ihr vorhabt, ihr Bastarde!“
„Sprich nicht so mit deinem Meister!“
„Oh entschuldigt.“
„Dann werde ich sie halt nur Alice erzählen!“ Ich verabscheute sie. Was bildeten sie sich eigentlich ein? Sie hatten vor jeden einzelnen Halbvampir zu töten, koste es, was es wolle. Wer gab ihnen das Recht dazu, ich meine, sie hatten genauso ein Recht auf Leben wie wir!? „Ihr wollt alle Halbvampire töten?“
„Ja Alice, ganz richtig, alle Halbvampire auf der ganzen Welt!“
„Aber das könnt ihr nicht machen!“
„Doch, das können wir. Die Volturi haben das Sagen, wir stellen die Regeln auf. Wenn wir nicht wollen, dass sie weiter existieren, müssen sie vernichtet werden. Jeder Einzelne!“ „Alice hat Recht. Ihr könnt sie nicht einfach ausrotten, das ist nicht richtig. Ihr habt doch eine Verantwortung!“
„Genau, wir sind verantwortlich, und wir sehen in ihnen eine Gefahr für uns Vampire. Unsere Aufgabe ist es, unsere Art zu beschützen, auch wenn wir sie dafür alle umbringen müssen!“ „Sie sind keine Gefahr und das wisst ihr. Sie haben euch damals nichts getan und sie werden es auch heute nicht tun.“
„Lieber Edward, dir sollte vielleicht mal jemand die Regeln erklären. Mein Urteil, das heißt, das Urteil deines Meisters wird nicht in Frage gestellt. Wenn ich will, dass diese dreckigen Halbvampire alle, einer nach dem anderen, sterben, dann wird das geschehen. Verstehst du mich?“
„Mir bleibt doch keine Wahl, oder?“
„Nein, schließlich steht das Leben deiner Tochter auf dem Spiel!“ Er hatte Recht, ich musste mich wohl oder übel fügen, Alice ebenfalls.
„Alice, alles okay?“
„Ja, natürlich, es ist nur, ich musste gerade an Jasper denken. Ich vermisse ihn jetzt schon!” Ich nahm sie in meine Arme. „Wir schaffen das, okay? Sie können uns nicht ewig festhalten.“ „Doch, können sie.“
„Du weißt, was ich meine.“
„Also ich hätte ja ein klein wenig Durst, was ist mit euch?“ Alle nickten, außer mir und Alice. „Ihr nicht?“
„Nein danke, ihr wisst, dass wir uns von eurer…Ernährungsweise abgewandt haben!“
„Nun gut. Ah, dort rieche ich auch schon ein paar leckere Wanderer!“

September



Oktober



November




Nessie



Ich rannte. Bäume zogen an mir vorbei. Ich rannte hinter jemandem her und etwas verfolgte mich. Ich rief immer wieder ihre Namen, verstand meine eigenen Worte jedoch nicht. Meine Beine wurden schwerer, ich wurde langsamer, mein Atem schneller. Sie werden mich gleich eingeholt haben. Ich wusste nicht wer sie waren, doch ich wusste warum sie mich verfolgten. Plötzlich sprang ein riesiger, rostbrauner Wolf neben mir aus dem Gebüsch. Er stellte sich zwischen mich und meine Verfolger. Ich sah, wie ihre leuchtend roten Augen aufblitzend, auch er würde sterben. Und das war das Einzige, was mich so erschreckte…



Es waren nun schon zwei Monate. Zwei Monate, in denen meine Mum kein einzigstes Wort gesprochen hatte. Ich versuchte sie, jeden Tag aufs Neue, abzulenken doch es funktionierte nicht.
Sie saß den ganzen Tag nur noch in ihrem kleinen Haus, ab und zu ging sie mal jagen, aber auch nur wenn es sein musste. Sie war einfach leer, wie als hätte mein Dad, als er mit ihnen gegangen war (ich vermied es ihren Namen auszusprechen geschweige denn zu denken)ihre Seele mit sich genommen. Sie war wie ein lebloser Zombie.
Ich will ja nicht sagen, dass es mir nichts ausmachte, dass mein Dad und Alice sich meinetwegen ihnen angeschlossen hatten, doch ich versuchte so gut es ging weiter zu leben. Jedoch hielt dies nicht die Albträume fern. Jede Nacht derselbe. Sie hatten ab der ersten Nacht, nachdem mein Dad fort war angefangen und seit dem nicht mehr aufgehört. Ich glaube meine Mum hatte ebenfalls Albträume(obwohl das nicht ganz richtig ist, schließlich schlief sie nicht. Sagen wir es so, sie sah Bilder, vermutlich erschreckende, wenn sie die Augen schloss), sie schrie jede Nacht. Ich versuchte sie zwar jedes Mal zu beruhigen doch es half nichts. Darunter litt ich besonders, zu sehen was ich angerichtet hatte. Ich hatte ihr das genommen, was sie am meisten liebte, nur durch meine Existenz. Und das machte mich so fertig. Zu sehen, wie sie darunter leidet.

Jacob versuchte mir immer wieder gut zu zureden, doch ich wusste, dass alles meine Schuld war. Wir waren mittlerweile zusammen, doch viel Zeit für uns hatten wir nicht. Ich wollte meine Mum nicht allein lassen, ich konnte es einfach nicht. Doch Jake schlief jede Nacht bei uns. Er tröstete mich, wenn ich schweißgebadet aus meinem Alptraum aufwachte und anfing zu weinen. Ich hatte ihm nie gesagt, von was sie handelten, doch er fragte jede Nacht auf`s Neue.
So oft es ging, blieb er auch tagsüber in unserem kleinen Häuschen. Er versuchte mit Mum zu reden, doch wie mir antwortete sie auch ihm nicht. Langsam verloren wir alle die Hoffnung. Esme und Carlisle hatten versucht unseren normalen Alltag beizubehalten, doch es ging nicht. Sie hatten es bald aufgegeben. Ich ging auch nicht mehr zur Schule, ich war >krankgeschrieben< für längere Zeit. Uns allen fehlte vor allem Alice` Fröhlichkeit. Es war so kalt und still ohne sie. Ich vermied es absichtlich über meinen Dad zu sprechen bzw. nachzudenken, denn ich wusste, dann würde ich dem Schmerz nicht standhalten können. Außerdem versuchte ich, wie schon gesagt, meine Mum ein bisschen auf andere Gedanken zu bringen.
Sie hatten sich seit dem auch kein einziges Mal bei uns gemeldet, was die ganze Sache noch schlimmer machte. Ich würde es nicht mehr lange aushalten, ohne zu wissen, wie es ihnen geht. Ich meine, konnten wir überhaupt noch sicher sein, dass sie noch am Leben waren? Vielleicht hatten die Voltu…sie ja schon mal damit angefangen unsere Familie auszulöschen. Oder vielleicht hatten sie sie auch auf ihre Seite gezogen (natürlich durch Manipulation oder so etwas).
„Nessie?“ War das wirklich Mum`s Stimme?
„Mum?“ Sie kam aus ihrem Schlafzimmer auf mich zugelaufen.
„Ja mein Schatz. Sag mal hast du vielleicht Lust heut mal mit mir ins Kino zu gehen? Ich war schon so lange nicht mehr draußen. Jake kann ja auch mit kommen!“ Ich fiel ihr um den Hals. „Ja, gerne. Du weißt gar nicht wie froh ich bin, dass du endlich wieder mit mir sprichst. Ich hab dich so vermisst.“ Sie gab mir einen Kuss auf die Wange.
„Es tut mir so leid, es war einfach so schwer. Dein Dad…“
„Nicht. Lass uns heut Abend nicht mehr über dieses Thema reden. Ich will dich ein bisschen ablenken, okay?“
„Du hast Recht, es ist wahrscheinlich besser so, ich muss mal auf andere Gedanken kommen.“
„Genau und deshalb werde ich jetzt auch gleich Jake anrufen und du kannst dir in der Zeit einen Film raussuchen.“ Ich drückte sie noch einmal an mich, es war ein schönes Gefühl sie endlich mal wieder leben zu sehen.
„Okay, sagen wir, wir fahren in einer halben Stunde los?“
„Ja!“ Ich rannte in mein Zimmer, griff nach meinem Telefon und wählte Billy`s Nummer. „Hallo?“
„Hi Billy, hier ist Renesmee, ist Jake da?“
„Ja, aber er schläft gerade!“
„Könntest du ihn wecken, es ist wirklich wichtig.“
„Ja klar…“ Ich hörte im Hintergrund wie Billy versuchte ihn wach zu machen, dann einen lauten Knall und Jake`s aufgeregte Stimme am Telefon.
„Nessie, Schatz, ist irgendetwas passiert. Geht`s dir gut?“
„Beruhig dich erst mal, was war das bitte gerade eben für ein Knall?“
„Oh, ja, ich bin aus meinem Bett gefallen.“ Ich musste mir ein Lachen verkneifen.
„Also, nun erzähl, was gibt es so Wichtiges?“
„Mum redet wieder!“ „Was? Nein, wow… Und was hat sie gesagt?“
„Sie möchte heut Abend mit uns beiden ins Kino gehen!“
„Weiß sie das von uns beiden?“ „Ja klar, sie wird doch wohl ein bisschen von dem, was in ihrer Umgebung passiert ist, mitbekommen haben.“
„Ja, bestimmt. Okay, dann bin ich in zehn Minuten bei euch!“
„Okay, bis gleich!“ Ich legte auf. Ich war mir nicht mehr so sicher, ob Mum das von mir und Jake wusste. Was wenn nicht? Würde sie sich aufregen?
„Renesmee? Kann ich kurz reinkommen?“
„Ja klar, Mum!“ Sie setzte sich mit zu mir auf`s Bett.
„Du, was ist nun eigentlich mit dir und Jacob?“ Ich musste lächeln.
„Naja, wir sind ziemlich verliebt…“ Ich spürte, wie ich rot wurde. Mum nahm mich in ihre Arme.
„Das freut mich wirklich für euch beide. Jake ist ein toller Kerl, er ist genau der Richtige für dich!“
„Danke Mum, ich hatte schon Angst, du könntest etwas dagegen haben. Welchen Film schauen wir uns nun eigentlich an?“
„Wie könnte ich etwas dagegen haben? Außerdem könnte ich dich sowieso nicht von ihm fernhalten!“ Sie grinste mich an. Es war komisch, sie lachen zu sehen, so fremd.
„Achso zu dem Film. Also es kommt so eine Liebesschnulze, die…“
„Tu dir das doch nicht an Mum, wir können genauso gut in diesen neuen Actionfilm gehen, National Treasure 3 oder wie der heißt. Das würde Jake bestimmt auch besser gefallen.“ „Danke!“ Sie nahm mich in den Arm.
„Du verzeihst mir die letzten Monate viel zu schnell, weißt du, mein Schatz?“
„Du bist meine Mum, ich könnte nicht böse auf dich sein….okay, jedenfalls nicht in dieser Situation.“ Es klopfte an der Tür.
„Das muss Jake sein, bist du fertig?“ Mir war gar nicht aufgefallen, dass sich meine Mum umgezogen hatte.
„Ja, lass uns gehen!“ Als wir die Tür aufmachten, nahm Jacob meine Mum gleich in den Arm. „Du weißt gar nicht wie froh ich bin. Ich glaub noch zwei Wochen länger und ich hätte dich zum Psychiater geschleppt.“
„Jake!“
„Was? Ist doch wahr!“ Er kam zu mir und gab mir einen Kuss.
„Bitte, wir haben beschlossen dieses Thema heute nicht mehr zu erwähnen!“
„Oh, entschuldige.“
„Also, wenn ihr dann fertig seid, könnten wir los. Hast du den anderen Bescheid gesagt, Nessie?“
„Oh, nein.“ Erst jetzt bemerkte ich, dass ich den Rest meiner Familie heut noch gar nicht weiter gesehen hatte.
„Weißt du, wo sie alle stecken? Sie haben sich heut noch gar nicht blicken lassen.“ Das war wirklich komisch. Da ich nun immer im Haus meiner Eltern war, kamen sie eigentlich mindestens einmal am Tag vorbei, um nach uns zu sehen. Doch heute waren sie wie vom Erdboden verschluckt.
„Stimmt, sonst sind sie immer mal da gewesen. Lass uns einfach nachsehen gehen. Wir haben noch ein bisschen Zeit.“ Mum nahm ihre Handtasche und schon rannten wir in Richtung Cullen Anwesen.
„Nessie?“ Warum flüsterte Jacob?
„Mhh…?“
„Glaubst du es ist etwas passiert?“
„Nein, sie werden wahrscheinlich einfach nur beschäftigt sein.“ Warum machte sich Jake denn solche Sorgen, er war doch sonst nicht so?!
Endlich waren wir da, wir machten uns nicht die Mühe an die Tür zu klopfen, schließlich wohnten wir hier.
„Hallo? Ist jemand zu Hause?“ Plötzlich sprang jemand auf meine Mum zu und warf sie zu Boden. Jacob riss ihn sofort von ihr.
„Jasper? Was soll das?“ Ich verstand seinen kläglichen Ausdruck nicht.
„Das bin ich nicht, ihr müsst mir glauben!“
„Nessie!“ Plötzlich packte mich jemand von hinten, dem Griff zu urteilen war es Emmet. „Emmet, lass mich sofort los. Was soll das denn?“
„Ich kann nicht. Es tut mir leid, aber ich kann dich nicht loslassen.“ Was meinte er damit, er könne mich nicht loslassen? Jacob zerrte währenddessen an Emmet`s Armen.
„Was um Himmels Willen ist denn bitte mit euch los?“
„Das kann ich euch nicht sagen, sonst sind wir alle tot!“
„Emmet, was ist hier …?“ Jake konnte seine Frage nicht beenden, denn Rosalie stürzte sich auf ihn.
„Auch wenn ich dir schon immer mal den Kopf abreißen wollte, jetzt passiert es nicht freiwillig.“
„Rose, geh von ihm runter!“
„Ich kann nicht Kleines, es tut mir leid. Aber wie Emmet schon sagte, wir dürfen euch nichts sagen!“Jacob schüttelte Rosalie, doch sie ließ einfach nicht von ihm ab. Ich und Mum hatten es aufgeben, doch ich merkte, dass Emmet`s Griff nun stärker wurde.
„Renesmee, würdest du bitte wieder wie wild rumzappeln, wahrscheinlich zerquetsche ich dich dann nicht.“ Er lächelte sogar bei diesen Worten. Ich befolgte was er gesagt hatte. „Okay, wie ich sehe, bringt es nichts, sie auf euch zu hetzen. Auch wenn wir sie kontrollieren, sie können euch ja doch nicht töten!“ Aus der hintersten Ecke des Wohnzimmers kamen zwei Gestalten in schwarzen Umhängen. Sobald einer von ihnen angefangen hatte zu sprechen fielen Emmet, Tante Rose sowie Jasper schlaff zu Boden. Als ob sie erst jetzt die Kontrolle über ihre eigenen Körper zurück bekommen hatten.
„Wer seid ihr?“
„Ich denke ihr wisst wer wir sind. Hattet ihr nicht mal eine Hellseherin unter euch? Die muss uns doch kommen gesehen haben!“ Sie grinsten uns an. Jasper neben mir verkrampfte sich, meine Mum versuchte ihn zu beruhigen.
„Ja, doch sie ist schon ziemlich lange weg!“
„Na gut, dann wollen wir euch mal aufklären. Also wie ihr wahrscheinlich schon mitbekommen habt kommen wir von den Volturi.“ Klar, die schwarzen Umhänge. Erst jetzt fiel mir auf, dass Esme und Carlisle gar nicht da waren.
„Wo sind Oma und Opa?“ Ich versuchte Emmet so leise wie nur möglich zu fragen.
„Später!“ Ich lauschte wieder unseren Besuchern.
„Caius hat uns geschickt um euch zu töten. Jedoch auf unsere Art und Weise, wie ihr gesehen habt.“
„Soll das heißen ihr habt ihre Körper kontrolliert?“ Jake klang ziemlich angewidert. Bei dem Gedanken wurde mir ganz mulmig zumute.
„Ja genau das soll es heißen. Eigentlich hättest du es doch wissen müssen, Hund! Es ist eine eurer Legenden!“ Jacob dachte nach. Ich wusste, dass er gerade in seinem ganzen Kopf nach einer passenden Legende kramte. Alle starrten ihn an.
„Die Blutbändiger?“
„Ja, so nennen wir uns.“
„Was bitte sind Blutbändiger?“ Rosalie stellte die Frage an Jacob, nicht an unsere Besucher. „Also, früher, nachdem mein Stamm alle Vampire aus dem Land vertrieben hatte, kam eine neue Bedrohung auf sie zu. Nachts verschwanden spurlos Frauen und Kinder. Lediglich Schreie hörte man von ihnen. Als schon die Hälfte der Kinder unseres Stammes verschwunden war, beschlossen die Stammesältesten nachts Wache zu halten. Schon in der ersten Nacht verließ wieder eine Frau ihr Zelt. Am nächsten Morgen kamen die Menschen zusammen um zu sehen was geschehen war, doch sowohl die Frau als auch einer der Stammesältesten war spurlos verschwunden. In der nächsten Nacht ketteten sie sich an einen Baum, doch wie schon in der Nacht zuvor, verschwand auch dieser der Ältesten. Sie mussten sich also etwas Neues einfallen lassen. Ata`Halne, der Sohn des Häuptlings, berief einen weiteren Rat zusammen, um eine Lösung zu finden. Er stellte fest, dass die Frauen und Kinder ihren Schreien nach zu urteilen nicht freiwillig gegangen sind. Sie wurden also entführt. Jedoch sind dies keine normalen Entführer, sonst hätten die verschwundenen Stammesältesten Alarm geschlagen. Dass heißt sie kontrollieren Körper. Der Häuptling war entsetzt, keiner der Ältesten hatte eine Lösung. Catori, ein kleines Mädchen, welches gelauscht hatte und dessen Mutter und Schwester ebenfalls verschwunden waren, trat in den Kreis der Ältesten und bat darum, eine mögliche Lösung vorschlagen zu dürfen. Da sie selbst ratlos waren, ließen sie das junge Kind sprechen. Der Häuptling und sein Sohn staunten nicht schlecht, als Catori zu Ende gesprochen hatte. Nachts folgten sie ihrem Plan. Catori war der Lockvogel. Sie tat so, als könne sie nicht schlafen und spiele draußen mit ihrer Puppe. Ata’Halne und sein Vater versteckten sich ein Stückchen weiter weg hinter zwei Bäumen und beobachteten. Schon kurz nach Einbruch der Dunkelheit bewegte sich das kleine Mädchen plötzlich Richtung Wald. Es sah aus, als würde sie von unsichtbarer Hand gesteuert werden, ihre Bewegungen waren abgehackt, wie bei einer Marionette. Die Ältesten folgten ihr, quer durch den Wald, wobei die Kleine keinen Ton von sich gab. Sie war ausgesprochen mutig für ihr Alter. Nach einem langen Fußmarsch kamen sie an einer Lichtung an. Dort fanden sie auch all die anderen vermissten Kinder und Frauen. Natürlich auch die verschwundenen Stammesältesten. Nachdem sie nun wussten, wo die unbekannten Wesen ihre Opfer versteckt hielten, warteten sie bis zur nächsten Nacht. Als sich eine Frau wieder aus ihrem Zelt bewegte, rannten sie zur Lichtung und befreiten die Frauen und Kinder. Doch die Entführer kamen schneller zurück als sie gedacht hatten. Sie befahlen den Kindern und ihren Frauen wegzulaufen, ins Dorf zurück. Um sie zu verteidigen nahmen sie die Gestalt von Wölfen an, doch bald hatten auch sie die Kontrolle über ihre Körper nicht mehr. Catori blieb bis zum Schluss auf der Lichtung, sie versuchte diese Wesen abzulenken, doch plötzlich lag sie am Boden, sich krümmend und schreiend. Ihre Körperteile verbogen sich auf unnatürliche Weise. Die Wölfe konnten so die >Blutbändiger<, wie wir sie heute nennen, überwältigen. Für Catori kam jedoch jede Hilfe zu spät.
Nachdem die Stammesältesten in ihr Dorf zurück kehrten, den leblosen Körper des kleinen Mädchens in den Armen, erzählten die Frauen und Kinder, die >BlutbändigerJacob



„Emmet, tu irgendetwas, ich bringe sie um!“ Ich schrie ihm die Worte ins Gesicht. Tränen stiegen mir in die Augen. Doch einer der Blutbändiger stürzte sich daraufhin auf ihn. Er schleuderte ihn gegen das Klavier, welches auf einer Empore im Wohnzimmer stand. Es zerbrach in zwei Teile doch er blieb nicht lange liegen. Erst jetzt fiel mir auf, dass Esme und Carlisle fehlten. Doch darum konnte ich mich gerade nicht kümmern. Plötzlich sackte ihr Körper in meinen Armen zusammen, sie verdrehte die Augen. Meine Hände lösten sich von ihrem Hals.
„Nessie, Schatz, bleib bei mir, hörst du? Nessie?!“ Sie antwortete nicht. Ihr Herz war nur noch schwach zu hören, sie atmete kaum. Es war still um mich herum. Warum hatte ich die Kontrolle über meinen Körper wieder? Dachten sie, Renesmee wäre tot? Ich drehte mich zu ihnen um. Die zwei Blutbändiger standen erstarrt an der Wand. Sie schauten erstaunt zu Bella, welche mich konzentriert beobachtete. Was sollte das? Ich blickte ihr fragend entgegen, Nessie immer noch im Arm haltend. Sie lächelte mich an.
„Ein Schutzschild, interessant, damit hatte ich bzw. wir nicht gerechnet.“ Natürlich, Bella´s besondere Gabe. Also wirkte sie auch bei diesen Wesen. Emmet grinste.
„Tja, was nun, jetzt könnt ihr nichts mehr ausrichten.“ Ich musste mir ein Lachen verkneifen. Etwas bewegte sich in meinen Armen.
„Jake? Was ist passiert?“
„Oh mein Gott, Nessie!“ Ich drückte sie an mich.
„Wie geht es dir?“
„Ganz gut, mir ist etwas schwindelig aber sonst.“ Bella hockte plötzlich neben uns. „Renesmee, ich bin so froh das es dir gut geht!“
„Was war denn los? Ich weiß nur noch, das Jacob die Kontrolle über seinen Körper nicht mehr hatte, dann bekam ich keine Luft mehr und ab da weiß ich nichts mehr.“ Mich überfuhr ein Schmerz. Bei dem Gedanken daran, dass ich meine geliebte Renesmee beinahe umgebracht hätte, stachen mir tausend kleine Messer in meine Brust.
„Jake? Geht’s dir nicht gut?“ Nessie und Bella schauten mich besorgt an.
„Ich hätte dich beinahe getötet…“
„Scht. Das warst nicht du, es ist ihre Schuld. Mach dir keine Vorwürfe. Mir geht es doch wieder gut.“ Sie küsste mich, ganz sanft. Ihre Lippen fühlten sich unglaublich weich und zart auf meinen an. Ich schlang die Arme um sie und drückte sie an mich. Jemand räusperte sich hinter mir, vermutlich Emmet.
„Ehm hat einer eine Idee, was wir jetzt mit ihnen machen?“
„Wie wäre es denn, wenn wir jetzt einfach verschwinden und wir diesen Vorfall hier vergessen?“ Ich spürte, dass sie unglaublich Angst hatten.
„Oh nein, so leicht kommt ihr uns nicht davon. Wie wäre es, wenn ihr uns jetzt erst einmal ein kleines bisschen von Caius Plänen erzählt?!“ Emmet grinste sie erneut an.
„Also?...“ Er ging einen Schritt auf sie zu, sie zuckten zusammen.
„Schon gut. Caius hat vor, alle Halbvampire zu töten. Er war schon in Südamerika. Dort hatten wir einige vorgefunden, unter ihnen ein gewisser Nahuel. Ich glaube ihr kennt ihn, zumindest wusste er von eurem kleinen Halbvampir…“
„Ist er tot?“ Renesmee´s Stimme zitterte bei diesen Worten, Tränen stiegen ihr in die Augen. „Natürlich ist er das! Caius würde niemanden davon kommen lassen!“ Ich nahm sie in meine Arme. Nessie mochte Nahunel, sie hatte regelmäßig E-Mails an ihn geschickt. Sie waren richtige Freunde geworden.
„Er hat doch nichts getan. Wie konntet ihr ihn einfach so ermorden?“
„Allein eure Existenz ist ein Verbrechen, sein Vater wurde übrigens ebenfalls mit dem Tode bestraft! Ihr habt nicht das Recht zu leben!“ Bei diesen Worten sprang ich auf, lief mit zwei großen Schritten zu ihnen und drückte ihn an die Wand.
„Wag es nicht noch einmal so über sie zu sprechen! Sie hat niemanden etwas getan, und sie ist keine Schande, klar?“ Renesmee zog mich am Arm.
„Jake, alles ist gut, beruhig dich!“ Ich atmete tief durch. Mein Griff um seinen Körper lockerte sich. Nessie zog mich zurück, sie wollte anscheinend, dass Abstand zwischen mir und diesen widerlichen Blutbändigern herrschte. Emmet forderte sie auf weiter zu sprechen. „Ja, was sollen wir dazu noch sagen. Er hat uns geschickt um euch zu töten. Sie ist der letzte Halbvampir, … zumindest von dem wir wissen. Dürfen wir jetzt wieder nach Hause gehen?“ In diesem Moment fiel mir Alice` Vision wieder ein. Die Volturi wollten auf einer Lichtung erscheinen, mit uns zwei unbekannten Wesen. Das mussten sie sein doch was hatte sie dazu bewegt, sich doch den Volturi anzuschließen? Sie waren doch so abgeneigt gewesen. „Warum habt ihr euch den Volturi angeschlossen?“ Meine Frage kam für alle überraschend, sie starrten mich verwundert an. „Wie bitte?“
„Warum habt ihr euch letztendlich doch den Volturi angeschlossen? Alice sah euch in einer Vision, jedoch sah es da so aus, als wolltet ihr nicht bei den Volturi sein.“ Jetzt erinnerten sich auch die anderen an die Vision.
„Wir hatten keine Wahl. Sie hätten uns sonst getötet. Sterben wollten wir nicht.“
„Und warum verschwindet ihr nicht einfach. Wenn ihr nicht zu ihnen gehören wollt, warum folgt ihr dann trotzdem dem Befehl, uns zu töten?“
„Es ist, als könnten wir nicht mehr ganz selbstständig denken. Sie haben uns unsere Abscheu vor ihnen und ihren Taten genommen.“
„Chelsea, sie hat sie an die Volturi gebunden, das ist ihre Gabe! Doch sie müsste schwächer werden, wenn sie nicht in ihrer Nähe ist.“ Woher wusste Bella das?
„Das heißt, jetzt könntet ihr eigentlich verschwinden.“
„Und was würde das bitte bringen? Sie würden uns folgen und uns früher oder später auch finden. Und dann werden sie uns ganz sicher umbringen!“
„Dann bleibt doch hier!“ Ich sah verwirrt zu Jasper. Er hatte sich nicht mehr gemeldet, doch jetzt klang er sehr überzeugt von seinen Worten.
„Warum bitte sollten sie hierbleiben, um uns morgen erneut anzugreifen?“
„Überlegt doch mal, wenn sie sich uns anschließen, haben wir eine Waffe gegen die Volturi. Wir könnten sie angreifen und Edward und Alice zurückholen.“ Bei diesen Worten leuchteten sowohl Jasper´s als auch Bella´s und Nessie’s Augen auf. Ich wusste, dass sie nichts lieber wollten, als die zwei zurückzuhaben. Und ehrlich gesagt, war das gar keine schlechte Idee.
„Also, werdet ihr uns helfen?“
„Wenn wir es nicht tun, tötet ihr uns wahrscheinlich.“
„Mit hundertprozentiger Sicherheit töten wir euch dann!“ Emmet grinste ihnen entgegen. „Dann bleibt uns wohl keine andere Wahl!“


Bella



Ich konnte es nicht glauben. Bald würde ich Edward wieder bei mir haben. Mit diesen zwei Blutbändigern hatten wir wirklich eine Chance, ihn und Alice zurückzuholen. Nessie neben mir ging es genauso. Sie strahlte.
„Am besten fesseln wir ihre Hände, nur für alle Fälle!“ Jasper war kurz verschwunden und tauchte zwei Sekunden später wieder neben Emmet auf, mit zwei stabil aussehenden Seilen in der Hand. Jacob drehte sich zu uns um. Er wirkte erleichtert, alle Anspannung fiel von ihm ab. Wie lange hatte der Angriff eigentlich gedauert? Minuten oder doch Stunden? Wie als könne er meine Gedanken lesen, schaute Jake auf die Uhr an seinem rechten Handgelenk. „Schade, den Film haben wir wohl jetzt verpasst.“ Er lächelte mich an.
Nachdem Jasper mit den zwei Blutbändigern fertig war, setzten Jake, Nessie und ich uns erschöpft auf die Couch, zumindest galt das erschöpft für die beiden. Jacob legte einen Arm um meine Tochter und sie kuschelte sich in seine Seite. Er lehnte seinen Kopf an ihren. Es war schön zu sehen, dass die beiden glücklich waren. Vor allem, dass Jake glücklich war. Ich hatte ihn damals so oft verletzt, er hatte ihre Liebe wirklich verdient.
„Bella? Was ist? Warum starrst du mich so an?“
„Entschuldige, ich war in Gedanken versunken…“ Renesmee war inzwischen eingeschlafen. „Worüber hast du dir denn den Kopf zerbrochen?“
„Ach, nicht den Kopf zerbrochen, ich hab nur über euch beide nachgedacht. Es ist schön zu sehen, dass ihr glücklich seid.“
„Ich liebe sie über alles auf der Welt. Sei nicht böse, aber ich liebe sie sogar noch mehr, als ich dich damals geliebt habe!“ Er schaute zu Boden.
„Ich bin dir nicht böse. Ich bin froh darüber, dich nicht mehr leiden sehen zu müssen. Es machte mich damals wirklich fertig, zu wissen, was ich dir für Leid zufügte.“
„Ich hab es dir manchmal aber auch wirklich nicht leicht gemacht!“ Er grinste mich an, das Grinsen, was ich damals und auch heute noch so an ihm liebte.
„Stimmt, du warst manchmal wirklich ziemlich stur!“
„Ich war stur? Du musstest doch immer mit dem Kopf durch die Wand. Hattest du dir einmal was in den Kopf gesetzt, dann musste das auch so gemacht werden, ohne wenn und aber.“ Ich lachte, er hatte Recht.
„Müssen wir jetzt die ganze Zeit hier an der Wand stehen?“ Jacob drehte sich mit hasserfülltem Gesicht zu ihnen.
„Wollt ihr etwa noch luxuriöse Zimmer angeboten bekommen? Mit extra weichen Betten und Zimmerservice?“ Ihm entfuhr ein leises Knurren.
„Jacob bitte! Sie helfen uns Edward und Alice zurückzuholen, sei ein bisschen freundlicher, ja?“ Er murmelte etwas Unverständliches vor sich hin, drehte sich jedoch wieder zu der schlafenden Renesmee um.
„Ihr könnt euch gern an den Tisch dort setzen. Falls ihr irgendetwas braucht sagt einfach Bescheid.“ Mir fiel ein, dass wir noch nicht mal ihre Namen kannten.
„Wie heißt ihr eigentlich?“
„Ehm…“, sie wirkten überrascht, „Ich heiße Jeremiah und das ist Jillian.“ Ich war wirklich neugierig. Ihre Gabe faszinierte mich, was irgendwie erschreckend war. Ich wollte so viel wie möglich über sie wissen.
„Würdet ihr mir etwas über euch erzählen? Ich bin neugierig.“ Wäre ich noch ein Mensch gewesen, wäre ich jetzt rot geworden. Ich setzte mich zu ihnen.
„Ihr müsst mir natürlich nichts erzählen, ich würde es verstehen.“
„Nein, ist schon okay. Ich bin nur überrascht!“ Ich lächelte.
„Also, Jillian ist meine Schwester. Wir kommen aus Südamerika.“
„Südamerika?“
„Ja, was ist?“
„Ach, ich finde es nur komisch. Die Halbvampire lebten ja auch in Südamerika, natürlich alle außer Renesmee.“
„Ja, irgendwie komisch…“
„Aber nicht weiter wichtig, erzählt weiter!“ Eigentlich wollte ich mir meine Neugier nicht anmerken lassen, aber irgendwie gelang mir das nicht ganz. Ich wollte einfach mehr über sie erfahren.
„Wir lebten dort seit unserer Geburt. Unsere Mutter und ihre Schwester haben sich um uns gekümmert. Mein Vater hat uns verlassen als wir noch ganz klein waren. Als wir ungefähr sechs waren haben wir zum ersten Mal etwas von unseren Kräften mitbekommen. Unsere Tante hatte uns für etwas bestraft, ich weiß gar nicht mehr für was, es war etwas Unbedeutendes. Ich weiß noch, wie sich die Wut in mir steigerte. Irgendwann rastete ich dann aus. Meine Tante krümmte sich schreiend auf dem Boden, allein durch meine Gedanken. Ich machte irgendetwas mit meinen Händen, damals wusste ich natürlich noch nicht, was es war. Jedenfalls hörte ihr Schreien nach ein paar Minuten auf, sie lag reglos am Boden. Unsere Mutter kam in diesem Moment herein. Ich sah in ihren Augen, dass sie wusste, was geschehen war. Sie schickte uns auf unser Zimmer. Nach ein paar Stunden kam sie dann zu mir und meiner Schwester, und erklärte uns alles, von den Blutbändigern und unseren Kräften. Sie sagte, wir müssten lernen es zu kontrollieren. Wir hatten diese Fähigkeiten von unserem Vater geerbt.“ Mir fiel auf, dass Jillian die ganze Zeit kein einziges Wort sagte. Warum war sie so still?
„Sie half uns dabei. Wir übten jeden Tag gemeinsam, wobei sich unsere Mutter zum Test bereit erklärte. Am Anfang war es wirklich grausam, besonders Jillian war es schwer gefallen, unsere Mutter leiden zu sehen. Doch wir wurden von Mal zu Mal besser. Bald wussten wir, welche Bewegungen wir mit der Hand machen mussten, um einen Menschen so zu kontrollieren, wie wir es wollten. Nach ungefähr zwei Jahren gab es nichts mehr, was wir noch hätten lernen können. Eines Tages…“
„Jeremiah! Es reicht. Ich glaube sie weiß genug.“ Jillian sprach mit einer so kräftigen und lauten Stimme die ich ihr nie im Leben zugetraut hätte. Sie wirkte die ganze Zeit so ängstlich. Jeremiah sah mich entschuldigend an, während er Jillian böse Blicke zuwarf.
„Sie hat recht. Du hast mir mehr erzählt als ich verlangt hätte, danke!“ Ich lächelte ihn an und erhob mich dann von meinem Stuhl. Ich wollte nach Renesmee und Jacob sehen, doch beide schliefen tief und fest. Jake hatte seinen Arm immer noch um Renesmee, sie waren ein süßes Paar. Erst jetzt fiel mir auf, dass Carlisle und Esme gar nicht da waren.
„Jasper?“
„Ja?“
„Wo sind Esme und Carlisle.“ Jasper wirkte nicht erfreut darüber, dass ich ihn dies fragte.
„Nun, sie… .“
„Jasper, wo sind sie?“
„In Volterra.“
„Was? Was wollen sie denn bitte in Volterra?“
„Nach Edward und Alice sehen.“ Er ging ein paar Schritte zurück.
„Nach…? Und warum…?“
„Du warst so traurig, so … naja…tot. Esme tat es so weh, sie hat es nicht mehr ausgehalten dich so zusehen. Und da hat sie Carlisle überredet, zu den Volturi zu fahren und zu versuchen sie zurück zu holen.“
„Aber sie werden sie umbringen!“ Ich wollte im Moment nicht darüber nachdenken, dass ich hätte mitfahren können.
„Keine Angst, sie haben vorhin angerufen. Sie sind schon auf der Heimreise.“ Mir fiel ein Stein vom Herzen. Aber warum hatten sie nichts gesagt? Ich hätte doch mitgehen können, Edward wieder sehen.
„Was heißt, sie sind auf der Heimreise?“ Er wusste was ich meinte.
„Sie waren erfolglos. Deshalb auch der Plan mit den Blutbändigern.“ Ich setzte mich auf`s Sofa. Hatten wir überhaupt eine Chance? Konnten wir sie überhaupt zurückholen? Die Hoffnung von vorhin war wie weggeblasen, Angst kam wieder hoch.
„Bella, beruhig dich, wir werden sie zurückholen.“ Ich wusste, dass er sich nichts sehnlichster wünschte, als Alice endlich wieder in den Armen halten zu können. Doch glaubte er wirklich an ihre Rettung? Plötzlich standen Carlisle und Esme im Wohnzimmer, ich hatte gar kein Auto kommen hören.
„Was ist hier los? Wer sind die beiden?“
„Das sind Blutbändiger. Sie wollten uns umbringen, wir konnten sie jedoch besiegen…dank Bella.“ Esme lächelte mich an, sah meinen Gesichtsausdruck und setzte sich zu mir.
„Wir konnten sie überreden uns zu helfen.“ Ich hörte Jasper und Carlisle nicht mehr zu. „Bella, Schatz, alles in Ordnung mit dir?“
„Ja…nein. Ich hatte nur gedacht, ihr hättet vielleicht Erfolg in Volterra gehabt.“
„Oh. Es tut mir so leid, wir haben alles versucht. Doch ganz erfolglos waren wir nicht.“ Sie lächelte mich erneut an.
„Wieso? Was konntet ihr erreichen?“


Edward



einen Tag zuvor…



Wir standen in der riesigen Halle, ein Vampir kniete vor uns…wie in den vergangenen Tagen schon so oft. Er hatte in aller Öffentlichkeit einen Menschen angefallen, nun war er hier, um bestraft zu werden.
„Du weißt, warum du hier bist?“ Caius Stimme war kalt.
„Ja…“ Seine Antwort war kaum zu hören, er war verängstigt, was ich an seiner Stelle jedoch auch gewesen wäre.
„Du weißt, welche Strafe darauf folgt?“
„Ja…“
„Gut, dann gibt es hier nichts mehr zu sagen, Felix!“ Sie ließen ihn nicht reden, er durfte nichts zu seiner Tat sagen, genau wie die anderen Vampire… Ein lautes Reißen, ein süßlicher Duft. So schnell konnte ein unsterbliches Leben vorbei sein.
„Wo bleibt Heidi denn heut?“
„Sie müsste jeden Moment hier sein, Meister.“ Alice sagte es ausdruckslos, ich hatte sie schon lange nicht mehr lachen sehen. Sie vermisste Jasper, genauso wie ich Bella vermisste. Wir hatten sie seit Monaten nicht gesehen, mir kam es jedoch vor wie Jahrzehnte. Wie ging es ihnen wohl gerade? Was machten sie?
Als wir hörten, wie die große Tür aufging, zogen Alice und ich uns zurück. Ich war froh, dass wir kein Menschenblut zu uns nehmen mussten. Raus zum Jagen durften wir jedoch auch nicht, wir könnten ja fliehen. Doch was würde das bringen? Sie brachten uns regelmäßig ein paar tote Tiere, damit wir unseren Durst stillen konnten.
Die Schreie fingen wieder an, Menschen, welche panisch gegen die Tür schlugen. Wie konnten sie ihnen das antun? Ich hatte mich noch immer nicht daran gewöhnt und werde es auch nie können. Ich hielt die Volturi immer noch für grausame Mörder, ein Beispiel dafür war der Mord der Halbvampire in Südamerika gewesen. Ich erinnere mich nur zu gut an Nahuel`s Gesichtsausdruck, als er mich und Alice in schwarzen Umhängen erblickte. Er verabscheute uns, ich las es in seinen Gedanken, doch es war auch nicht zu über sehen. Er fragte sich, warum wir dies taten, er hatte uns doch damals geholfen. Ich hätte ihm zu gern alles erzählt, doch das durfte ich natürlich nicht. Es war grausam, als sie sie umbrachten und wir dabei zu sehen mussten. Ich dachte an Renesmee, sie wird am Boden zerstört sein, wenn sie es erfährt. Nahuel und sie waren sehr gute Freunde geworden. Sie schrieben sich regelmäßig E-Mails und sie hatte ihn auch schon ein paar Mal besucht. Ich wusste, dass er sie liebte, doch sie nur gute Freundschaft für ihn empfand. Trotzdem hatte ich es ihr nie gesagt, ich glaube sie wusste es schon längst, doch er war ihr zu wichtig um einfach so den Kontakt abzubrechen. Erneut fragte ich mich, was sie getan hatten. Warum mussten sie alle sterben?
Ich hatte sie oft danach gefragt, Caius verlor langsam die Geduld. Mittlerweile hatte ich es aufgegeben, brachte es ja sowieso nichts.
Das letzte Schreien erstarb, wir stellten uns wieder an unsere gewohnten Plätze. Alice und ich sprachen nicht viel. Ohne Jasper und Bella waren wir leer, wir hatten unsere Seele, falls wir denn überhaupt eine besaßen, bei ihnen gelassen. Wir waren wirklich tot, hatten keinen noch so kleinsten Hauch Leben in uns, wir waren wie Puppen, die man einfach nur durch die Gegend schubste ohne, dass sie dabei etwas fühlten.
Jane neben mir unterhielt sich angeregt mit Alec über die Vampire, welche heut Nachmittag noch kommen würden. Auch sie hatten die Gesetze gebrochen, doch auf schlimmere Art und Weise. Sie hatten ein unsterbliches Kind erschaffen. Dies erinnerte mich wieder an meine Tochter, meine geliebte Renesmee. Ich vermisste auch sie. Ich fragte mich ständig wie es ihr ging und natürlich auch Jacob und dem Rest meiner Familie. Waren sie glücklich? Ich glaubte kaum, schließlich liebten auch sie uns. Ich hoffte jedoch sie würden weiterleben, besonders Nessie und Jake. Ob sie wohl mittlerweile zueinander gefunden haben?
Caius` Stimme riss mich aus meinen Gedanken.
„Edward, hast du eigentlich irgendwann mal vor, zu akzeptieren, dass du nun zu uns gehörst?“
„Zu euch gehören? Ich, nein wir gehören jetzt nicht zu euch und wir werden es auch nie tun. Begreift das endlich!“
„Also wenn du willst, dass deine Familie noch eine Weile am Leben bleibt, solltest du schon etwas freundlicher sein.“ Immer wieder, er benutzte diese Tatsache immer als Ausrede für alles. Natürlich war ich hier um das Leben meiner Tochter zu retten. Doch musste ich deshalb auch so denken wie sie?
„Ich tue doch das, was ihr von mir verlangt! Reicht das nicht?“
„Für´s erste schon. Doch du wirst noch eine Weile hier sein, du solltest dich also langsam mal anpassen, so wie Alice!“ Das stimmte, Alice hatte sich damit abgefunden, bei ihnen zu sein. Doch ich wusste (schließlich konnte ich ihre Gedanken lesen), dass ihr das alles genauso missfiel wie mir. Sie konnte es nur besser verstecken.
„Nun gut, ich habe keine Lust mich weiter mit dir darüber zu streiten, ihr könnt nun erst mal gehen. Seit heut Nachmittag jedoch wieder pünktlich hier, schließlich wollt ihre unsere nächste Verhandlung doch nicht verpassen.“ Er grinste uns an.
„Natürlich, Meister!“ Ich folge Alice aus der großen Halle. Sie machte die Tür hinter uns zu. Uns anschweigend liefen wir die dunklen, kalten Gänge entlang. Wie stiegen in den Fahrstuhl und betraten dann die Empfangshalle. Giulia, die Sekretärin, lächelte uns freundlich an. Wie gingen weiter, Menschen kamen uns entgegen. Sie musterten uns, manche mit interessierten, manche mit fragenden Gesichtern. Als wir dann endlich bei unseren Zimmern angekommen waren, hörte ich plötzlich mir vertraute Stimmen. Ich packte Alice` Hand und zog sie mit mir zurück zur Empfangshalle. Und dort standen sie, meine Eltern, Carlisle und Esme. Als sie uns erblickten, liefen sie sofort auf uns zu und umarmten uns.
„Was…? Wie…?“ Mir schwirrten so viele Fragen im Kopf, ich war jedoch zu überwältigt um auch nur irgendeine zu stellen.
„Edward, Alice, ich wisst gar nicht wie froh ich bin euch zu sehen!“ Ich grinste Esme an. „Doch, wahrscheinlich besser als du.“ Alice strahlte…endlich.
„Es ist schön dich mal wieder lachen zu sehen, Schwester.“ Ich drückte sie an mich.
„In letzter Zeit hatte ich nicht viel Grund dazu.“
„Erzählt, was ist hier so passiert?“ Carlisle lächelte mich an.
„Es ist schön euch beide endlich wieder in den Armen halten zu können.“
„Ich freue mich genauso.“ Ich blickte mich um, niemand sonst von meiner Familie war zu sehen. Ich senkte niedergeschlagen den Blick. Alice Blicke wanderten ebenfalls durch die große Halle, doch so wie ich, fand sie nicht denjenigen, den sie suchte.
„Bella weiß nicht, dass wir hier sind, Edward. Und Alice, bitte versteh Jasper. Wenn er jetzt mitgekommen wäre um dich zu sehen und dann hätte er wieder ohne dich zurückreisen müssen, dass hätte er einfach nicht verkraftet. Er musste so viel durchmachen in letzter Zeit.“ Esme sah sie entschuldigend an.
„Nein, schon gut, ich verstehe es ja, ich glaube es ist auch für mich besser so.“ Ich las ihre Gedanken und sie sagte wirklich die Wahrheit. Auch sie hätte ihn nicht wieder gehen lassen können auch wenn sie ihn zu gerne in ihre Arme geschlossen hätte.
„Wie geht es Bella?“ Carlisle wechselte einen betroffenen Blick mit Esme. Ich sah es in ihren Gedanken. Bella, wie sie zusammengekauert auf einem Stuhl saß, mit leerem Blick. Jacob und Nessie, wie sie versuchten auf sie einzureden, sie aufzumuntern, sie ihnen jedoch keine Antwort gab. Ich zuckte vor Schmerz zusammen. Es erinnerte mich an die Bilder, welche Jacob mir immer vorgehalten hatte. Bella, als ich sie verlassen hatte. Sie schien genauso leblos wie damals.
„Geht es ihr wirklich so schlecht?“ Meine Stimme war kaum zu hören, nur ein Flüstern. „Jasper hat gesagt, sie hat heut wieder angefangen zu reden. Sie wollte sogar mit Jake und Nessie ins Kino.“ Er lächelte.
„Keine Angst, Edward, es geht ihr wieder besser.“
„Warum habt ihr Bella nichts gesagt?“
„Überleg Mal. Was hätte es in ihr ausgelöst, wenn sie dich heut hätte sehen können und morgen wieder ohne dich nach Hause zurückkehren müsse. Sie wäre noch verletzter gewesen, wahrscheinlich hätte sie es endgültig zerrissen.“ Sie hatten Recht, doch zu gern hätte ich sie in meine Arme geschlossen, meine Lippen fordernd auf ihre gelegt, und ihr gesagt, dass ich sie unendlich liebe.
„So aber nun erzählt, wie geht es euch beiden?“ Carlisle versuchte das Thema zu wechseln, denn er sah, wie bedrückt wir waren. Ich war ihm dafür sehr dankbar.

Nachdem wir ungefähr eine Stunde über unsere Erlebnisse in Italien berichtet hatten und nun all ihre Fragen beantwortet waren, fiel mir plötzlich wieder unsere Gerichtsverhandlung ein. Ich schaute auf die Uhr. Schon halb Vier.
„Alice! Die Verhandlung, wir müssen uns beeilen!“ Ich riss sie von ihrem Bett. Esme fragte sich in Gedanken, was ich für eine Gerichtsverhandlung meinen könnte. Bevor sie ihre Frage stellen konnte, antwortete ich ihr schon.
„Ehm, zwei Vampire haben ein unsterbliches Kind erschaffen und dafür müssen sie sich heut verantworten.“
„Sollen wir hier auf euch warten?“
„Ja, ich denke ihr könnt dann später mit den Volturi sprechen.“ Sie hatten uns den Grund nicht verraten, warum sie gekommen waren, sie hatten nur gesagt, dass sie dringend mit ihnen reden wollten.
„Okay, also wir holen euch dann wieder hier ab.“
„Ja, viel Glück!“ Und dann waren Alice und ich auch schon aus der Tür verschwunden. Wir rannten die dunklen Gänge entlang, da wir schon sehr spät dran waren, der lahme Fahrstuhl hatte es uns nicht grad leichter gemacht. Wir öffneten die riesige Tür vor uns und wie immer ergriff Alice das Wort.
„Entschuldigt die Verspätung, Meister. Doch es gab einiges zu bereden, dazu jedoch später.“ Caius nahm diese Worte hin, doch er war neugierig.
„Nun gut, ich hoffe ihr seid nicht böse, dass wir schon ohne euch begonnen haben?“ „Natürlich nicht.“ Ich nahm wieder den Platz neben Jane ein und Alice stellte sich an meine Seite. Zwei Vampire knieten vor uns. Ein Frau mit langem, gelockten, blonden Haar; hohen Wangenknochen, wodurch sie sehr streng wirkte; einem eher schmalem Gesicht; und leuchtend roten Augen. Sie hielt die Hand ihres Gefährten, welcher eher zurückhaltend wirkte. Er war sehr klein und hatte noch etwas Kindliches an sich, doch auch seine Augen waren leuchtend rot. Er hatte kurze braune Haare, ein rundliches Gesicht und sah sehr verängstigt aus. In seinen Gedanken las ich, dass es nicht seine Idee war, das Kind zu verwandeln. Er hatte es aber seiner Frau zu liebe getan. Erst jetzt erblickte ich die kleine Person hinter den beiden. Sie war ein wirklich schönes Kind, ohne Frage. Doch sie übertraf überraschender Weise meine Tochter nicht im Geringsten, was jedoch daran liegen könnte, dass ein Vater seine Tochter immer für das schönste Wesen hält (jedenfalls was liebende Väter betrifft). Sie war nicht älter als fünf und, auch wenn sie nicht verwandt waren, sah sie ihrer >Mutter< doch irgendwie ähnlich. Sie hatte dieselbe Haarfarbe und ebenfalls Locken. Ihre Haare reichten ihr bis zur ihren Schultern und hüpften immer ein klein wenig auf, wenn sie atmete oder sich bewegte. In Gedanken fragte sie sich was hier los sei, sie verstand die Situation nicht. Sie war noch immer auf dem geistigen Niveau einer Fünfjährigen, nicht wie meine Tochter es damals war. Ich konnte gar nicht verstehen, wie diese Kinder gefährlich sein können, sie wirkte so…ängstlich. Doch dann kam Giulia herein, sie wollte irgendetwas von anderen Vampiren sagen, welche wieder unvorsichtig waren, da sprang das unsterbliche Kind auch schon auf sie zu. Es wirkte sehr anmutig, wie eine Raubkatze, die ihre Beute erblickte und ihr jeden Moment die Kehle durchbeißen wird, was ich in diesem Moment dem Kind sogar zutrauen würde. Ein kurzer Aufschrei, ein verschwommener Schatten (jedenfalls würde es Giulia so beschreiben, ich jedoch sah genau, wie Felix zwischen die beiden sprang, das Kind packte und es zu Boden warf), ein quengelnder Laut des schönen Kindes. Die Vampirfrau schrie ihn an, er solle sie loslassen, doch natürlich tat er dies nicht.
„Giulia! Verschwinde!“
„Ja, Herr!“ Und schon war sie verschwunden und schloss die Tür hinter sich. Das kleine Mädchen beruhigte sich wieder. Während sie gerade noch an den verlockenden Geruch der Sekretärin, an warmes Blut, welches ihr die Kehle hinunterläuft und an den brennenden Hals dachte so schwirrten nun ihre Gedanken wieder um uns. Ihr Blick ruhte auf mir, sie verstand nicht warum ich sie so musterte.
„Was denkt sie Edward?“
„Sie versteht das alles hier nicht. Sie fragt sich wer wir sind und warum ich sie so mit meinen Blicken durchbohre.“ Ich wollte ihm nicht sagen, was sie vorhin dachte als Giulia den Raum betrat. Aus irgendeinem Grund wollte ich das Kind beschützen. Wahrscheinlich meldete sich hier mein Vaterinstinkt, auch wenn es unglaublich blutdurstig war und wahrscheinlich unkontrollierbar. Ich wollte dennoch nicht, dass es stirbt.
„Nun gut, diesen Vorfall werden wir im Hinterkopf behalten. Erzählt uns doch nun bitte, was euch zu dieser Tat trieb!“ Die Frau schaute traurig zu ihrem Mann, welcher darauf hin zu sprechen begann:
„Meine Frau, Caroline, wurde damals als sie gerade schwanger war von einem fremden Vampir gebissen. Er ließ sie in einer kleinen Gasse New Yorks liegen und überließ sie ihrem Schicksal. Keiner der Menschen bemerkte sie innerhalb der zwei Tage, in der sie Qualen erlitt. Als sie aufwachte, kam jedoch ein Bettler. Sie hatte solchen Durst, dass sie sich auf ihn stürzte. Als sie bemerkte was sie war und dass ihr Ungeborenes tot ist, lief sie zu ihrem alten Haus. Dort sah sie mich. Ich hatte die Polizei darüber informiert, dass meine hochschwangere Frau verschwunden sei. Doch gefunden haben sie sie nie. Nach fünf Jahren stand sie eines Tages plötzlich vor der Tür, so wunderschön. Ich zog sie in meine Arme, fragte sie wo sie gewesen sei. Plötzlich spürte ich einen Stich an meinem Hals und dann dieses Brennen. Nach drei Tagen war auch ich ein Vampir. Sie erklärte mir alles, dass sie sich erst unter Kontrolle bringen musste um mich verwandeln zu können, dass sie unser gemeinsames Kind verloren hatte. Sie war noch immer am Boden zerstört, so sehr hatte sie sich das Kind gewünscht. Schließlich kam sie auf die Idee, einfach ein Kind zu adoptieren und dann in einen Vampir zu verwandeln. Ich war dagegen, denn ich konnte einem Kind doch nicht solche Schmerzen zufügen. Doch sie ist ein Dickkopf und letzten Endes hatte sie mich überzeugt.
Ihr müsst uns glauben, wir wussten nicht, was wir damit anrichten. Wir hatten ja keine Ahnung, dass es verboten ist Vampirkinder zu erschaffen.“
„Caius? Er spricht die Wahrheit.“
„Danke Edward, doch dies ändert nichts daran, dass sie bestraft werden müssen.“
„Sie wussten aber doch nicht was sie taten. Vielleicht kriegen wir das Kind ja unter Kontrolle …“
„Edward, es ist ein Gesetz! Solche Kinder dürfen nicht mehr existieren! Sie richten nur Schaden an!“
„Wie kannst du das wissen? Man könnte es doch mal ausprobieren.“ Caroline lächelte mich an. Sie war dankbar dafür, dass ich mich für sie und ihre Familie einsetzte.
„Es reicht! Gesetz ist Gesetz. Egal wie rührend ihre Geschichte auch sein mag, das Kind wird sterben, und die >ElternNessie



„Was? Wieso darf ich sie nicht besuchen?“ Mum legte ihren Arm um mich. Carlisle und Esme waren gerade aus Italien zurückgekommen und erzählten uns, was sie erreichen konnten. „Sie … mögen Halbvampire und Werwölfe nun mal nicht besonders. Renesmee, hör zu, wir haben alles versucht. Sie…“
„Ich weiß doch, dass ihr euer Bestes gegeben habt, ich hätte sie nur auch zu gern besucht.“ Als Oma und Opa bei den Volturi waren, wollten sie sie davon überzeugen, dass Dad und Alice wieder zu uns zurück dürfen. Dies wollten sie aber auf keinen Fall zulassen, und so haben sie nur einen Besuch jeden Monat genehmigt; mit zwei Ausnahmen allerdings. Erstens durften weder Halbvampire noch Werwölfe auch nur einen Fuß auf ihr >Land< setzen und zweitens dürfen immer nur drei kommen (Das zweite schien mir völlig sinnlos aber egal). Natürlich freute ich mich riesig für Mum und Jasper aber ich wollte meinen Dad auch endlich wieder sehen.
„Ich werde nicht fahren!“
„Nein Mum! Du fährst auf jeden Fall. Bitte, ich komm damit klar. Du brauchst ihn jetzt dringender als ich. Du musst fahren!“ Ich schaute ihr in die Augen, sie lächelte mich dankend an und drückte mich an sich.
„Ich hab dich gar nicht verdient. So eine liebevolle, hingebungsvolle und wunderschöne Tochter wie dich habe ich einfach nicht verdient.“ Ich war glücklich, endlich würde sie nicht mehr leiden müssen. Auch wenn sie ihn nur jeden Monat, vielleicht auch nur aller zwei (schließlich mussten sie sich abwechseln), sehen kann, es würde ihr helfen.
„Okay, wann wollt ihr fahren?“
„Naja, ich würde sagen so bald wie möglich oder Jasper?“
„Ich weiß nicht, was ist mit unserem Plan? Wenn Aro unsere Gedanken liest, weiß er, was wir vorhaben.“ Das hatte ich ja ganz vergessen. Eigentlich wollten wir sie ja zurückholen mit Hilfe der Blutbändiger.
„Jasper hat Recht. Wir können dort jetzt nicht einfach hinfahren, jedenfalls diejenigen unter uns, deren Gedanken Aro nicht verborgen sind.“ Alle blickten meine Mum an.
„Ihr meint, ich soll allein fahren?“
„Wir wissen, wie sehr du ihn vermisst, es wird dir gut tun, ihn wieder zu sehen.“
„Danke!“
„Und wir können uns in der Zeit überlegen, wie wir weiter vorgehen.“ Emmet freute sich, es war eine neue Herausforderung, ein Konflikt. Doch ich hatte eher Angst. Was wenn alles schief läuft?
„Jasper, alles okay?“ Rosalie hatte einen Arm um ihn gelegt. Er starrte zu Boden und sah aus, als ob er jeden Moment zusammenbrechen würde.
„Es ist nur…ich…“
„Wir verstehen doch, natürlich wolltest du Alice auch wiedersehen, doch schon bald werden wir sie zurückholen. Ganz bestimmt!“ Meine Mum schaute traurig zu ihm.
„Jasper, wenn du willst, dass ich hierbleibe, dann…“
„Nein Bella. Fahr! Ich will nicht, dass es dir wieder so schlecht geht.“ Er versuchte sie anzulächeln, doch so richtig funktionierte dies nicht.
„Bitte mach dir keine Sorgen um mich, ich krieg das hin!“ Sie fiel ihm um den Hals.
„Du bist der allerbeste Bruder, den man sich wünschen kann.“
„Das hab ich gehört!“
„Ach, sei still Emmet!“ Er ließ sich schmollend auf`s Sofa fallen und schaltete den Fernseher ein. Es lief mal wieder ein Baseball Spiel. Während Jacob, Jasper, Emmet und Carlisle fleißig mit fieberten (manchmal waren sie wirklich den Tränen nahe) unterhielt sich der Rest meiner Familie über Mum`s Besuch bei meinem Dad. Sie würde schon morgen Mittag losfliegen und über Nacht bleiben. Ich war immer noch ein bisschen traurig darüber, dass ich nicht mit durfte. Auch Jasper tat mir unendlich leid. Doch all das vergaß ich schnell als ich sah, wie glücklich meine Mum war. Sie strahlte über das ganze Gesicht und war den ganzen Abend total aufgedreht. Ich hatte manchmal wirklich Angst, sie kippt bald um vor Aufregung. Doch es war egal, sie würde ihn wieder sehen. Und ich hoffte, sie würde dadurch leichter über ihre >TrennungJacob



Renesmee war eingeschlafen, mitten am Küchentisch.
„Jacob ich glaub sie hat deine Gabe!“ Bella schaute mich belustigt an. Ich hingegen war eher ratlos
„Welche Gabe?“
„Einzuschlafen wo und wann sie will!“ Bella lachte und auch ich konnte mich nicht zurückhalten.
„Wo sind eigentlich die anderen hin verschwunden und diese … Blutbändiger?“ Ich hatte Probleme, das Wort auszusprechen, doch schließlich würden sie uns helfen.
„Wahrscheinlich auf ihre Zimmer und Carlisle hat die beiden mitgenommen. Er wollte mehr über sie erfahren, du weißt, er ist neugierig. Würdest du Renesmee bitte hoch ins Bett bringen? Und leg dich am besten auch gleich dazu, du siehst hundemüde aus.“ Sie hatte recht, ich konnte wirklich ein bisschen Schlaf gebrauchen.
„Du lässt mich mit deiner Tochter in einem Bett schlafen … unbeaufsichtigt? Du Rabenmutter!“ Ich grinste sie an.
„Wenn du es so willst, kannst du auch gerne draußen schlafen!“
„Nein, dann bevorzuge ich es doch lieber das Bett mit Nessie zu teilen. … Danke!“
„Keine Ahnung für was das jetzt war aber egal.“
„Du hast so ein Vertrauen in mich, ich könnte ihr sonst was antun.“
„Du könntest ihr nie im Leben etwas antun Jake. Außerdem tust du ihr gut und sie liebt dich.“
„Und ich liebe sie!“ Ich lächelte sie an.
„Ich weiß. Aber jetzt ab ins Bett, es ist spät.“
„Okay, gute Nacht.“ Ich nahm die schlafende Renesmee auf den Arm und sofort schlang sie ihre Arme um meinen Hals. Ihre Lider flatterten leicht.
„Schlaf weiter, mein Engel!“ Ich gab ihr einen Kuss auf die Stirn, sie seufzte.
„Schlaf gut Jake!“ Was machte Bella eigentlich die ganze Nacht? Würde sie wieder von >AlbträumenNessie



Die Sonne kitzelte mich wach. Sie schien hell und warm in mein Zimmer. Ich versuchte meine Augen zu öffnen doch es ging nicht, ich war einfach noch zu müde. Ich drehte mich um und stieß plötzlich gegen etwas Hartes. Erschrocken riss ich meine Augen auf und war wirklich erleichtert als ich Jacob neben mir liegen sah. Er hatte einen Arm um mich geschlungen und sah so friedlich aus, wenn er schlief. Um ihn nicht aufzuwecken, kuschelte ich mich an ihn und begann, seine Bauchmuskeln mit meinem Finger nach zu malen. Er sah wirklich unglaublich gut aus so ohne T-Shirt. Mir war es vorher noch nie wirklich aufgefallen, wie durchtrainiert er eigentlich war. Und ich hatte ihn schon oft oberkörperfrei gesehen. Er lächelte leicht und das brachte auch mich zum Lachen. Es war schön zu wissen, dass er mich liebte. Es gab mir ein gutes Gefühl, denn ich liebte ihn über alles auf der Welt. Was würde ich nur ohne ihn tun?
Plötzlich fiel mir wieder ein, dass meine Mum ja heute nach Italien aufbrechen wollte. Ich schreckte auf und verlor das Gleichgewicht.
„Au!“ Ich landete auf dem harten Fußboden meines Zimmers.
„Nessie? Geht`s dir gut?“ Sofort kniete Jacob neben mir.
„Hast du dir weh getan?“
„Nein geht schon. Wie spät ist es?“
Ehm…“, er griff nach dem Wecker auf meinem Nachttisch, „es ist jetzt halb zehn. Du brauchst dir also keine Sorgen machen, dass du deine Mum verpasst hast!“ Er grinste mich an.
„Du findest das also auch noch lustig?“ Das würde er büßen.
„Naja…ein bisschen!“ Ich schnappte mir ein Kissen und ging auf ihn zu. „Nessie, ich hab`s nicht so gemeint. Ich…“ Das Kissen landete direkt in seinem Gesicht. Als er sich wieder gefangen hatte, grinste ich ihn an.
„Das wirst du bereuen!“ Plötzlich zog er mich zurück ins Bett und lehnte sich über mich. Sowohl links als auch rechts von mir war ein Arm von ihm.
„So, und jetzt? Jetzt grinst du nicht mehr was?“ Ich überlegte mir, wie ich einen Ausweg finden könnte, doch ich war gefangen.
„Okay, du hast gewonnen!“
„Ich weiß!“ Er grinste mich an und plötzlich lagen seine Lippen auf meinen. Es war ein schöner, zarter Kuss. Ich schlang meine Arme um seinen Hals und zog ihn näher zu mir. Keuchend ließ er von mir ab.
„Ich liebe dich!“
„Und ich dich erst!“ Ich wollte ihn erneut küssen doch plötzlich ging meine Tür auf.
„Jacob, komm sofort von meiner Nichte runter, sonst reiß ich dir den Kopf ab! Und ihr solltet euch anziehen, wenn ihr Bella nicht verpassen wollt.“ Jake streifte noch kurz mit seinen Lippen über meine und erhob sich dann aus dem Bett…grinsend.
„Wie wäre es das nächste Mal mit anklopfen Blondie?“
„Schon vergessen? Ich wohne hier, nicht du! Nessie jetzt komm endlich, ich muss dich noch fertig machen!“
„Wieso, fahren wir noch irgendwo hin?“
„Ja, nachdem wir deine Mum zum Flughafen gebracht haben, fahr ich mit dir Shoppen. Wir waren schon ewig nicht mehr und wenn Alice wieder zurück kommt und sieht, wie ich dich hier rumlaufen lasse wird sie mich mein Leben lang hassen; und ich hab ein ziemlich langes Leben!“ Nein! Warum? Sie wusste doch, dass ich Shoppen hasste.
„Muss das sein, Rose?“
„Ja, muss es. Guck deinen Kleiderschrank bitte mal an. Grausam, ich hab das viel zu lange mit angesehen.“
„Also mir gefällt sie so wie sie ist!“ Ich lächelte Jacob an.
„Dich, Hund, hat keiner gefragt!“ Sie streckte ihm die Zunge raus und zog mich mit sich ins Bad.

Nach einer Stunde war sie endlich fertig mit mir. Sie hatte mich in ein Kleid gesteckt, was wirklich umwerfend aussah. Es ging bis knapp zu den Knien und war in einem wunderschönem pastellrosa. Bis zur Taille war es eng und geriffelt, dann ging es fließend nach unten. Meine Haare umrahmten mein Gesicht in leichten Locken, Make-up hatte sie nicht benutzt. Als ich das Wohnzimmer betrat fielen Jake fast die Augen aus dem Kopf. „Rosalie? Ich nehme alles wieder zurück!“ Er schloss mich in die Arme.
„Du siehst bezaubernd…wundervoll…hinreißend…atemberaubend…“
„Danke!“ Ich küsste ihn sanft.
„Kriegt euch wieder ein. Mein Gott Rose, waren wir am Anfang auch so schlimm?“ Ich überging diese Frage einfach.
„Haben wir noch Zeit? Ich hab nämlich Hunger, ehrlich gesagt.“ „
Ja, Bella ist sowieso noch nicht da.“ Jake nahm meine Hand und zog mich in die Küche. Dort saßen auch unsere zwei Besucher. Der Junge musterte mich mit offenem Mund. Jake hingegen durchbohrte ihn mit Blicken…nicht gerade freundlichen Blicken. Um die Situation aufzulockern, wollte ich mich den beiden erst einmal vorstellen.
„Ehm, hii! Wir haben uns noch gar nicht vorgestellt, ich bin Renesmee und das ist Jacob!“ Als er nichts sagte, stieß ich ihn in die Seite. Autsch!
„Ja, hallo!“ Er sah den Jungen noch immer feindselig an.
„Ehm, hallo! Ich heiße Jeremiah und das ist meine Schwester Jillian.
„Hallo!“ Sie blickte mir kalt entgegen. Sie war mir eindeutig unsympathisch.
Was willst du essen?“
„Mhh….wie wär`s mit Spiegelei?“
„Okay!“ Er grinste mich an und holte eine Pfanne aus dem Schrank.
„Jake? Hast du jemals in deinem Leben gekocht?“
„Naja…“ Jeremiah hinter mir kicherte. Jacob drehte sich ruckartig zu ihm um und sah ihn mit einem Blick an, der hätte töten können. Sofort erstarb das Kichern.
„Ich mach das, setz dich ruhig hin!“ Schmollend nahm er am Tisch Platz…in weiter Entfernung zu Jeremiah. Ich musste grinsen. Irgendwie war er süß, wenn er eifersüchtig war, das gefiel mir.
Als ich ein paar Eier gebraten hatte, legte ich sie auf einen Teller, nahm Besteck dazu und gesellte mich zu Jacob an den Tisch. Er lächelte mich an, als er sah, dass seine Spiegeleier in Herzform waren. Als wir aufgegessen hatten, gingen wir wieder ins Wohnzimmer.
„Wow, Schatz, du siehst toll aus.“ „Danke Mum, du aber auch! Musst du nicht langsam los?“ „Ja, wir haben nur auf euch gewartet.“ Sie grinste mich an.

Als wir nach einer zweistündigen Autofahrt endlich am Flughafen angekommen waren, wollte ich gar nicht aus dem Auto aussteigen. Es war total überfüllt.
„Was wollen die ganzen Leute hier?“
„Schatz, wir sind hier am Flughafen, da ist das nun mal so.“
„Hmpf…“ Widerwillig stieg ich mit ihnen aus dem Wagen. Natürlich waren die Blicke aller männlichen Personen auf dem Parkplatz auf mich, vielleicht auch mal auf Rose und Mum, gerichtet. Im Terminal war es nicht anders, sehr zum Ärger von Jake.
„Können die das nicht mal lassen? Sie sehen doch, dass wir zusammen sind!“ Er ließ kein einziges Mal meine Hand los.
„Ach, bist du eifersüchtig? Mich stört es auch nicht, dass dieses Blondchen dich schon die ganze Zeit anstarrt.“
„Sie ist dir ja auch keine Konkurrenz!“
„Ach, aber all die Jungen hier? Langsam glaube ich du hast eine falsche Auffassung von meiner Liebe zu dir!“
„Nur ich hab dich gar nicht verdient.“
„Aber ich dich?“
„Nein, du hättest etwas Besseres verdient.“ Er lächelte mich an, doch überzeugend wirkte es nicht.
„Du hast doch nicht wirklich Angst, dass ich dich wegen einem von denen verlassen könnte? Und etwas Besseres hätte mir gar nicht passieren können!“ Ich stellte mich auf die Zehnspitzen und küsste ihn zärtlich. Er konnte sich ein Grinsen nicht unterdrücken.
„Also brauch ich mir keine Sorgen machen, dass du dir irgendwann einen von diesen Typen schnappst und mit ihm durchbrennst?“
„Nein, nie im Leben!“ Ich zog ihn erneut an mich und küsste ihn diesmal leidenschaftlicher. Im Augenwinkel konnte ich beobachten, wie Blondchen sich genervt umdrehte. Ha, Sieg! „Hallo? Erde an Jake und Nessie! Wir sind auch noch da!“ Ich ließ von Jake ab und drehte mich zu Rose und Emmet um, welcher nur grinste. Mir schoss die Röte ins Gesicht. Jacob legte seinen Arm um meine Taille und gab mir einen Kuss auf`s Haar.
„So, also mein Flug geht in zehn Minuten. Jetzt ist wohl die Zeit zum Abschied gekommen.“ Meine Mum war gerade zu uns zurückgekehrt, da schloss ich sie auch schon in den Arm. „Viel Spaß und genieß die Zeit mit Dad! Bestell ihm schöne Grüße von mir!“ Ich lächelte sie an und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
„Mach ich. Ich werd dich vermissen!“
„Und ich dich erst!“ Ich ging ein paar Schritte zurück und machte den anderen Platz. Nachdem alle an der Reihe waren, drehte sich meine Mum um und ging Richtung Startbahn.
Tränen stiegen mir in die Augen.
„Sie ist doch morgen Abend wieder zu Hause, Renesmee. Was hast du?“
„Ich hab einfach Angst, dass etwas passiert. Schließlich fährt sie zu den Leuten, die mir meinen Vater genommen haben.“ Die letzten Worte flüsterte ich nur noch. Jake nahm mich in die Arme.
„Ihr wird schon nichts passieren! Sie kommt wieder!“
„Das hat Dad auch gesagt.“ Meine Stimme versagte. Auf einmal wurde mir schlecht. Ich hatte diesen Moment immer gefürchtet. Der Moment, in dem ich dem Schmerz nicht mehr standhalten könnte. Ich hatte es so lange verdrängt, doch wenn ich jetzt sah, wie sich meine Mum auf den Weg zu ihnen machte, konnte ich es einfach nicht mehr aushalten. „Nessie? … Rose! Sie wird ganz weiß.“ „Mir geht’s…“ Ich konnte meinen Satz nicht beenden. Meine Beine gaben nach, ich fiel, landete aber nicht auf dem Boden. Alles verschwamm. Stimmengewirr, doch ich konnte es nicht verstehen. Plötzlich war alles schwarz.


Jacob



Menschen versammelten sich um uns, ich achtete jedoch nicht auf sie. Rosalie suchte verzweifelt nach einem Arzt. Warum hatten wir Carlisle nicht mitgenommen? Natürlich, wegen diesen Blutbändigern…
Ich schaute in Renesmee`s Gesicht. Sie war immer noch kreidebleich.
„Ich bin Arzt. Was ist passiert?“ Endlich.
„Meine Nichte, sie ist umgekippt.“
„Lassen mich durch, bitte.“ Ich schaute den Mann an. Er sah freundlich aus, war groß und schlank, hatte dunkles Haar. Wahrscheinlich war er der Traum aller Schwestern.
„Hat sie heut schon etwas gegessen?“
„Ja, heut Morgen.“
„Leg sie auf die Bank hier, ich werde sie kurz untersuchen.“ Ich tat, was er sagte. Er fühlte ihren Puls und versuchte dann mit ihr zu sprechen.
„Hallo? Können Sie mich hören? Hallo?“ Sie reagierte nicht.
„Darf ich?“ Ich wollte mit ihr sprechen.
„Ja natürlich. Versuchen Sie sie wach zu machen, ich hole eine Flasche Wasser.“ Er machte mir Platz. Ich kniete mich neben meine geliebte Renesmee und legte eine Hand an ihre Wange.
„Nessie? Kannst du mich hören? Hör zu, Bella wird nichts passieren, sie wird zu uns zurückkommen. Ganz sicher. Bitte komm zu dir. Nessie?...“ Ihre Lider flatterten, sie drehte ihren Kopf ein Stück zu mir.
„Jacob? Was…?“
„Scht. Nicht sprechen. Ruh dich aus. Du bist zusammengebrochen. Ein Arzt holt dir etwas zu trinken.“
„Sie ist wach, sehr schön.“ Ich stand auf und ging einen Schritt zur Seite. Renesmee streckte mir ihre zittrige Hand entgegen, ich nahm sie.
„Hier, bitte trinken Sie einen Schluck, dann wird es Ihnen besser gehen.“ Sie erhob sich leicht, ich stützte sie, ließ ihre Hand aber nicht los. Sie nippte kurz an der Flasche, trank dann jedoch einen großen Schluck von dem kühlen Wasser. Sie bekam sofort wieder etwas mehr Farbe, ihre Wangen wurden wieder leicht rosig.
„Danke!“ Sie lächelte dem Arzt entgegen.
„Gern geschehen. Sie sollten nach Hause fahren und sich etwas hinlegen. Was Sie jetzt brauchen ist Ruhe. Sie wollten doch nicht verreisen oder?“ Er drehte sich zu mir um.
„Nein, wir haben jemanden verabschiedet.“ Erneut sammelten sich Tränen in Nessie`s Augen.
„Okay, dann gute Besserung!“ Ich lächelte den Arzt an, welcher sich daraufhin erhob und wieder zurück zu seiner Familie ging. Die Versammlung von Neugierigen um uns löste sich langsam auf. Ich nahm sie in den Arm.
„Ganz ruhig. Komm wir bringen dich erst einmal nach Hause.“ Sie schlang die Arme um meinen Hals und versteckte ihr Gesicht an meiner Schulter. Ich hob sie hoch und folgte den anderen zum Parkplatz. Zum Glück waren wir mit zwei Wagen gekommen, so konnte sie sich auf einer Rückbank hinlegen. Wir stiegen mit zu Jasper ins Auto. Ich setzte mich mit ihr hinten hin, sie legte ihren Kopf auf meinen Schoß. Erneut legte ich meine Hand an ihre Wange. Sie kuschelte sich an mich und schloss die Augen. Kurz darauf war mein Engel eingeschlafen. Die Fahrt verlief ruhig, ich konzentrierte mich auf Renesmee`s Atem, Jasper sagte kein einziges Wort. Als wir angekommen waren, wachte sie wieder auf.
„Wie geht es dir?“
„Besser!“ Sie lächelte mich an. Wir gingen zurück ins Haus, sicherheitshalber trug ich sie. „Was ist passiert?“
„Nessie ist zusammengebrochen.“ Esme schaute sie besorgt an und kam sofort zu ihr. Ich legte sie auf die Couch.
„Keine Angst, mir geht`s wieder gut.“ Keiner fragte nach dem Grund, wahrscheinlich konnten ihn sich alle denken. Esme lächelte sie nur aufmunternd an.
„Könnte ich bitte etwas zu trinken haben?“
„Aber natürlich, Schatz!“ Esme verschwand kurz in der Küche. „Was möchtest du? Wasser, Tee, Saft…?“
„Ehm, Wasser wäre nicht schlecht.“ Und schon stand sie mit einem Glas Wasser vor ihr. „Danke.“ Ich setzte mich neben sie und sofort lehnte sie sich an mich. Ich legte einen Arm um sie.
„Danke, für alles!“ Sie drehte ihren Kopf so, dass sie mir in die Augen schauen konnte. „Bitte!“ Ich küsste ihr Haar, sie drehte sich komplett um und schlang ihre Arme um meinen Oberkörper.
„Ich hab dich wirklich nicht verdient. Ich mach dir immer solche Sorgen.“
„Ich liebe dich! Und ich verstehe dich ja. Es muss schwer für dich sein. Ich hätte früher erkennen sollen, wie es in dir drin eigentlich aussieht.“
„Selbst jetzt schaffst du es noch, dir für alles die Schuld zu geben.“ Sie verdrehte die Augen und lächelte mich schwach an.
„Es ist grausam zu wissen, dass sie dorthin fährt. Was ist, wenn es ein Hinterhalt ist? Ich will nicht auch noch meine Mum verlieren.“ Eine Träne kullerte aus ihrem Auge. Ich küsste sie weg.
„Dann holen wir auch sie zurück. Aber glaub mir, es wird nichts passieren. Alice hätte es gesehen und uns irgendwie gewarnt, ganz sicher!“
„Und was ist, wenn sie nicht mehr unsere Alice ist?“
„Du meinst, sie hat sich ihnen WIRKLICH angeschlossen?!“ Nein, so war Alice nicht. Das konnte sie doch nicht wirklich von ihr denken?
„Nein, aber du hast gehört, was Mum sagte. Diese Chelsea, was wenn sie auch sie an die Volturi gebunden hat?“ Sie hatte Recht. Vielleicht hatten sie die Bindung zu uns verloren und Carlisle und Esme etwas vorgespielt um sie in eine Falle zu locken. Aber das konnte Edward doch nicht tun. Er liebte sie doch über alles. Konnte man ihm das wirklich so leicht nehmen? „Jacob, was ist los? Du bist beunruhigt.“ Jasper sah mich konzentriert an. Sofort erfasste mich ein Gefühl der Wärme und Ruhe.
„Naja, was wenn Alice und Edward nicht mehr sie selbst sind. Was wenn Chelsea sie an die Volturi gebunden hat und sie Bella in eine Falle gelockt haben?“
„Chelsea könnte ein Band wie unseres nicht lösen, dazu ist es zu stark, glaub mir. So leicht könnte sie uns nicht voneinander trennen.“ Er lächelte mich an.
„Sicher?“
„Erinnerst du dich an Eleazar?“
„Ja, er war mal bei den Volturi. Einer von den Denalis oder?“
„Ja genau. Er hatte uns erzählt, dass Chelsea ein Band wie unseres nie lösen könnte. Dadurch, dass wir uns von Tierblut ernähren sind wir zivilisierter und haben… naja, Gefühle. Wir können stärkere Bindungen eingehen. Wir sind eine Familie!“
„Das heißt…“ Renesmee sprang mir ins Wort.
„Das heißt Dad und Alice sind noch immer Dad und Alice?“
„Ja genau, sie könnte sie nie an die Volturi binden.“ Renesmee strahlte ihn an. Sie war überglücklich und ich auch. Bella war also wirklich nicht in Gefahr.
„Rosalie, willst du noch immer shoppen fahren?“ Okay, das kam überraschend.
„Bist du dir sicher, willst du dich nicht noch ein bisschen ausruhen?“ Sie sah sie besorgt an. „Nein. Das einzige, worüber ich mir Sorgen machte, war, dass Mum in Gefahr ist. Dass es eine Falle war. Doch Jasper hat mich vom Gegenteil überzeugt. Außerdem ist in weniger als einem Monat Weihnachten, ich muss Geschenke besorgen.“ Oh! Mist! Ich brauchte auch noch etwas für sie…nur was?
„Na gut Kleines, dann lass uns mal fahren.“

Nessie



Es war ein langer und anstrengender Tag gewesen. Rose hatte mich in wirklich jedes Geschäft geschleppt, und das bei einer Einkaufsmeile von etwa 1km, wenn nicht sogar mehr. Sie hatte mir sogar in jedem etwas gekauft…mein Kleiderschrank wird platzen, nein mein Zimmer! Jedoch hatte ich so auch die Gelegenheit gehabt, für jeden ein Geschenk zu kaufen…für meine Eltern und Jake hatte ich jedoch noch nicht das Richtige gefunden. Ich hatte vieles gesehen, doch nichts, was wirklich zu ihnen passte. Ich hatte wirklich keine Ahnung, was ich ihnen schenken könnte. Es sollte von Herzen kommen, aber auch nicht nach >Billig-Ramsch-LadenBella



35189…35190…35191…35192…35193…

>Bitte begeben Sie sich auf Ihre Plätze und schnallen Sie sich an. Wir werden in Kürze landen. Es war uns ein ….<
Die Stimme des Kapitäns hatte mich aus der Konzentration gerissen. Ich war so aufgeregt gewesen, dass ich angefangen hatte, die Sekunden zu zählen….mal wieder. Ich hatte dies auch schon bei meiner Verwandlung in einen Vampir getan, doch dies war keine schöne Erinnerung. Ich wollte nicht weiter darüber nachdenken.
Mein Nachbar schaute mich verwundert an. Er sah anscheinend, wie aufgeregt ich war. Ich zappelte die ganze Zeit, still sitzen konnte ich jetzt einfach nicht.
„Entschuldigen Sie die Frage, aber was macht Sie so nervös?“ Er lächelte mich interessiert an. Er war wirklich gutaussehend: groß und schlank, dunkles Haar, blaue-tiefblaue-Augen, und er hatte dieses Mysteriöse an sich, auf das Frauen so stehen. Natürlich konnte man ihn nicht mit Edward vergleichen, keine Frage. Es gab bestimmt viele Frauen, die an ihm interessiert waren.
Er schaute mich noch immer an. Ich erinnerte mich an seine Frage. Was sollte ich ihm nur antworten?
„Ehm…ich…mein Ehemann, ich sehe ihn heut das erste Mal seit drei Monaten wieder.“ Er blickte enttäuscht aus dem Fenster. Hatte er sich etwa Hoffnungen gemacht? Hatte er gehofft, dass wir uns nett unterhielten und uns dann näher kommen? Ich kannte das aus diesen alten Liebesfilmen. Der Ärmste.
„Achso, verheiratet…“ Ich lächelte ihn an, er wurde noch bedrückter.
„Was haben Sie denn?“ Blöde Frage.
„Ach, nichts…es ist nur…schon gut.“ Ich wollte nicht weiter nachhaken, schließlich kannte ich die Antwort schon längst.
Wir befanden uns auf der Landebahn, dass Flugzeug wurde langsamer…doch es ging nicht schnell genug. Alles zog sich so endlos hin.
„Warum haben Sie ihren Mann denn so lange nicht mehr gesehen? Natürlich müssen Sie mir das nicht verraten, wenn es Ihnen zu privat wird.“ Ein erneutes Lächeln von ihm, welches mir galt.
„Schon gut.“ Ich war überrascht, dass er die Unterhaltung weiter führen wollte.
„Er ist sehr oft unterwegs. In seinem Job muss er viel reisen und ab und zu besuche ich ihn dann mal.“ Das Lügen fiel mir mittlerweile genauso leicht wie all den anderen. Lag das am Vampirdasein?
„Als was arbeitet er denn?“ Dieser Typ war aber neugierig.
„Ehm….als….“ Bei welchem Job hatte man viele Außendienste? „Er arbeitet als … Dolmetscher, ja.“
Der Mann schaute mich verwundert und ungläubig an.
„Wo war er denn schon so?“
Konnte er nicht einfach mal die Klappe halten?
„Ach, eigentlich schon überall. Von Mexiko bis Australien. Sogar den Südpol hat er schon gesehen.“ Ich hoffte, dass er es mir abkaufen würde. Ich lächelte ihn freundlich an.
„Oh, interessant, und zurzeit ist er hier in Italien. Wollen sie länger da bleiben? Es gibt ein paar unglaublich schöne Orte, ich würde mich gerne als Reiseführer anbieten.“
Er rückte ein Stückchen näher an mich heran, worauf ich vor ihm zurückzuckte. Langsam wurde er wirklich aufdringlich.
„Ehm, nein, leider bin ich nur heute und morgen früh hier. Mein Tochter wartet zu Hause auf mich.“ Ich hoffte, er würde sich damit abfinden, dass er absolut keine Chance bei mir hatte. Doch nein, so kam es nicht.
„Oh, eine Tochter. Ich habe ebenfalls einen Sohn, wie alt ist sie denn?“ Einen Sohn? War er etwa auch verheiratet?
„Sie ist…17, ja. Und ihrer?“
„Er ist gerade 18 geworden. Meine Frau und ich haben eine riesige Party für ihn veranstaltet. Er hat sich wahnsinnig gefreut.“
So ein mieses Schwein. Macht sich an mich ran, während seine Frau zu Hause auf ihn wartet. „Und was treibt sie nach Italien? Oder wohnen sie hier?“
„Nein, ich besuche eine alte Freundin von mir. Ich hab sie lange nicht mehr gesehen.“
Langsam wurde ich misstrauisch, was wollte dieser Kerl? War diese >alte Freundin< etwa vielleicht seine Geliebte? Betrog er seine Frau?
„Oh, wie schön.“ Zum Glück blieb das Flugzeug mit einem kleinen Ruck stehen. Das >Anschallsymbol< verblasste und langsam begaben sich die Passagiere von ihren Plätzen. Ich stand auf und zog meine Tasche wie auch meine Jacke aus dem Gepäckfach. Ich bemerkte sehr wohl, wo mein >neu gewonnener Freund< gerade hinstarrte.
„Also, es war mir eine Freude Sie kennen zu lernen!“ Ich lächelte ihn gespielt an. Mann, wie ich diese Lügerei hasste.
„Ganz meinerseits. Tja, ich hoffe das Sprichwort >Man sieht sich immer zweimal im LebenEdward



„Edward! Kannst du nicht mal ruhig stehen bleiben? Du machst mich noch verrückt!“ Alice schaute mich wütend an.
„Tut mir leid, aber ich kann einfach nicht.“
„Ich weiß doch, dass du Bella unbedingt wieder sehen willst, aber musst du deshalb wie ein aufgescheuchtes Reh quer durch den ganzen Raum laufen?“
Ich musste über ihre Gedanken grinsen, sie stellte sich mich gerade vor, wie ich in Höchstgeschwindigkeit im Raum ab und auf renne.
„Soll ich es mal ausprobieren?“ Ich grinste sie an.
„Nein, bloß nicht! Übrigens sind sie in zehn Minuten hier.“
Nur nach zehn Minuten, dann könnte ich meine geliebte Bella wieder in die Arme schließen können, ihre weichen, warmen Lippen auf meinen spüren und ihren wundervollen Duft einatmen können…all das in nur noch zehn Minuten. Ich konnte sie endlich wieder an mich drücken, ihr meine unendliche Liebe zu ihr ins Ohr flüstern, wie ich es schon so oft getan hatte. Erneut kam das starke Verlangen nach ihr in mir auf, ihren wundervollen, perfekten Körper an meinem zu spüren, ihre zarte und warme Haut unter meinen Fingern … jeden Zentimeter.
„Edward, hör auf damit. Sowas WILL ich nicht sehen!“ Alice schaute mich tadelnd an.
„Dann halt dich einfach aus unserer Zukunft raus.“ Ich grinste sie an, woraufhin sie mir die Zunge rausstreckte.
Doch ihr Blick wurde erneut traurig, genau wie damals, als sie gesehen hatte, dass Bella allein kommen würde. Ich hatte sie damals in den Arm geschlossen, sie hatte angefangen zu schluchzen.
>Edward, warum kommt er nicht mit? Hat er mich vergessen?
Jacob



„Nessie, sie wird zurückkommen!“ Ich nahm ihr Gesicht in meine Hände und schaute ihr konzentriert in die Augen.
„Bitte mach dir keine Sorgen mehr mein Engel!“ Sie schaute bedrückt zu Boden und seufzte.
„Darüber mach ich mir doch gar keine Gedanken mehr. Es ist nur….“ Sie hielt inne, ich wartete geduldig, doch sie machte keine Anstalten ihren Satz zu beenden.
„Ja? Nessie?“ Sie blickte auf.
„Ich verpasse so viel. Ich meine, ich liebe Dad doch über alles und ich würde ihn so gerne wieder sehen, und ich darf nicht! Ich vermisse ihn einfach so schrecklich und Mum bekommt die Gelegenheit, die Sehnsucht nach ihm, wenn auch nur für kurze Zeit, zu lindern. Ich nicht!“
Ich drückte sie fest an mich.
„Ach Liebling, er wird doch nicht ewig bei den Volturi bleiben. Wir haben doch schon einen Plan, wir werden ihn zurückholen.“
Sie lächelte mich an.
„Tut mir leid! In letzter Zeit habe ich mich mehr bei dir ausgeheult als alles andere!“ Ich küsste sie auf die Nasenspitze.
„Aber dazu bin ich doch da, Engel!“
Sie nahm mein Gesicht in ihre Hände und küsste mich. Ich legte mein Hand an ihre Taille, ihre fuhr durch meine Haare. Das Spiel unserer Zungen war berauschend, einfach atemberaubend. Keuchend ließ sie von mir ab, als wir Schritte auf der Treppe hörten.
„Jacob? Renesmee? Setzt ihr euch mit uns an den Küchentisch?“ Carlisle lächelte uns an und wir gingen mit ihm in Richtung Küche. Als alle um den Tisch versammelt waren, diese widerwärtigen Blutbändiger eingeschlossen, begann Carlisle an zu sprechen.
„Ich nehme an, ihr wisst, worum es heute geht bzw. könnt ihr es euch sicher denken. Jasper, die Blutbändiger und ich haben und etwas ausgedacht, wie wir Edward und Alice wieder zurück holen können. Es wird nicht einfach, aber mit der Hilfe von Jillian und Jeremiah könnte es funktionieren.“ Er lächelte die zwei kurz an, zaghaft erwiderten sie sein Lachen. Doch diese Jillian wirkte noch immer so misstrauisch und verschlossen. Irgendetwas verbarg sie, und dadurch schien sie in meinen Augen gefährlich.
„Also, wir haben uns folgendes überlegt. Wir, dass heißt Jasper, Esme, Emmet, Rosalie, Jillian, Jeremiah, Bella und ich werden nach Volterra reisen und….“
„Moment mal, was soll das heißen? Was ist mit mir?“ Ich schaute Carlisle fragend an.
„Jacob, versteh doch. Die Volturi sind nicht sehr gut auf dich zu sprechen, deshalb wäre es vielleicht besser, wenn du hier bleibst. Und außerdem möchte ich Renesmee ungern ganz allein lassen!“
Ich fand es zwar nicht gut, aber auf keinen Fall wollte ich Nessie in Gefahr bringen. Und das wäre sie ganz sicher, wenn sie mitreisen würde. Natürlich könnte sie immer noch allein hier bleiben, doch das würde sie nicht tun, wenn ich nicht bei ihr wäre.
„Ja, wahrscheinlich hast du recht, entschuldige, dass ich dich unterbrochen habe!“
„Schon gut, deine Frage war berechtigt.“ Carlisle lächelte mich an und wendete sich dann wieder an alle.
„Nun gut, wie gesagt, wir werden den Volturi einen Besuch abstatten, anfangs ohne die Blutbä….ohne Jillian und Jeremiah. Sie werden kurz nach uns eintreffen und anfangs so tun, als gehörten sie noch immer den Volturi an. Sie werden sagen, ihre Mission wäre gescheitert und das sie doch jetzt bitte wieder in ihre Heimat zurück kehren wollen. Die Volturi werden sie nicht lassen und so bleiben sie dort. Wir werden ihnen erzählen, warum wir gekommen sind aber natürlich werden sie auch unserem Wunsch nicht folgen. Dann werden wir sie überwältigen. Jasper, Emmet und ich werden uns um die Schwächeren der Wachen kümmern, Jillian und Jeremiah werden den Rest außer Gefecht setzen. Sie werden keine andere Wahl haben, als Edward und Alice mit uns gehen zu lassen.
Jeremiah und Jillian werden danach wieder zurück nach Südamerika kehren und wir kommen ebenfalls wieder nach Hause. Es wird also ganz leicht werden.“
Ja, es hörte sich leicht an, doch würde wirklich alles glatt gehen?
„Und ihr seid sicher das funktioniert? Das hört sich fast zu leicht an!“
Nessie sah sehr besorgt aus.
„Ach Süße, mach dir keine Sorgen, wer soll mir und Jazz den schon was antun?“ Emmet grinste sie an, doch ich sah, dass auch er Respekt vor ihrer Mission hatte.
„Und was ist mit Rose und Esme? Was, wenn ihnen etwas passiert?“
„Das wird es nicht. Wir passen schon auf, die Volturi werden nichtsahnend und völlig überrascht sein!“ Emmet nahm ihre Hand in seine.
„Zerbrich dir nicht den Kopf, es wird schon schief gehen!“
Sie lachte kurz auf, sah dann aber wieder sehr ernst aus.
„Versprich mir aber, dass ihr nicht waghalsig und unüberlegt handelt.“ Auch wenn er genau wusste, dass sie mit >wirJeremiah



Ich verfolgte jede ihrer sinnlichen Bewegungen, jeden Schritt von ihr. Renesmee war das wundervollste Mädchen, was mir je begegnet war. Ja, sie war sehr hübsch, doch nicht nur ihre Schönheit hatte es mir angetan. Auch ihre Art, allein wie sie sich mir damals vorgestellt hatte, so liebevoll. Sie hatte keinen Moment an meine abscheulichen Fähigkeiten gedacht, sie hatte sich mir vorgestellt, Jeremiah, und nicht dem Blutbändiger.
Auch jetzt sah sie so wundervoll und unschuldig aus, auch wenn sie auf dem Schoß eines anderen saß. Oh wie ich ihn dafür hasste, das er ihre Zuneigung spüren durfte und ich nicht. Wie gern wünschte ich an seiner Stelle zu sein, sie in meinen Armen halten zu dürfen, ihre warmen Lippen auf meinen spüren zu dürfen….
„Hör auf sie anzustarren!“ Jacob musterte mich mir bösen Blicken, genau wie damals.
„Ich starre sie nicht an!“ Er schnaubte.
„Oh, entschuldige, wahrscheinlich hast du dann die Vase so angestarrt!“ Renesmee stieß ihm in die Rippen.
„Jake!“
„Was denn? Findest du es etwa okay, das er bei deinem Anblick fast anfängt zu sabbern?“ Sabbern? Hatte ich etwa? Meine Hand fuhr zu meinem Mund. Nein, hatte ich nicht.
„Was hast du denn für ein Problem mit mir?“ Ich schaute Jacob an, auch wenn ich ihn am liebsten eigenhändig erwürgt hätte….
„Was ich für ein Problem mit dir habe? Ach gar keins, außer dass du vielleicht ständig meiner Freundin hinterher glotzt. Das nervt!“ Er fing an zu zittern.
„Ich glotze ihr nicht hinterher, das bildest du dir wahrscheinlich ein!“ In seinen Augen blitzte Zorn auf.
„Oh nein, das bilde ich mir bestimmt nicht ein!“ Das Zittern wurde stärker.
„Jake, scht, ganz ruhig!“ Sie wandte sich an mich.
„Es ist vielleicht besser, wenn du gehst. Es ist nicht gut, wenn er wütend wird!“ Dieser Blick, sie hatte doch tatsächlich Angst um mich, aber ich war kein Feigling.
„Ich hab keine Angst vor ihm!“
„Auch nicht, wenn gleich ein riesiger Wolf mitten im Raum steht? Bitte geh, ich will nicht, dass jemand verletzt wird!“
Wie meinte sie das? Ein Wolf? War er etwa…?
„Renesmee, ich verstehe nicht. Meinst du damit etwa, er ist ein Werwolf?“ Ich schaute sie verdutzt an.
„Nein, um genau zu sein ist er ein Gestaltenwandler. Aber bitte Jeremiah, verschwindet jetzt!“ Sie schaute mich wieder mit diesem besorgtem Blick an.
„Komm Jill, wir sollten wahrscheinlich auf sie hören.“ Meine Schwester erhob sich und warf einen letzten Blick auf Jacob. Doch dieser Ausdruck, das war nicht nur Neugier, das war noch etwas anderes. Faszination. Interesse. Aber das konnte doch nicht sein.
„Jill?“ Sie schreckte kurz auf und wendete sich dann an mich.
„Ehm, ja, wir sollten jetzt gehen!“ Ohne auf meine Antwort zu warten drehte sie sich um und verschwand aus der Tür.
„Ehm, okay, danke und ja…..ich werd nach ihr sehen!“ Ich lächelte Renesmee an, woraufhin Jacob`s Zittern noch stärker wurde.
„Bitte geh!“ Ich antwortete nicht, sondern rannte einfach aus derselben Tür, durch die meine Schwester (welche sich wahrscheinlich in einen miesen Köter verliebt hatte) ebenfalls gegangen war…

Bella



Zur selben Zeit in Volterra



Edward hatte seine Arme um mich geschlungen. Wir lagen schon seit etwa zwei Stunden hier, hatten kein Wort gesagt und einfach nur die Nähe des anderen genossen, der wir solange entsagen mussten. Doch immer und immer wieder schweiften meine Gedanken zu der immer noch verschwundenen Alice. Ich hatte sie nicht verletzen wollen, doch ich konnte ihr einfach nicht die Wahrheit sagen. Edward hatte sich damit abgefunden und sein Versprechen gehalten. Es war doch auch nur zu ihrem besten schließlich war ihr Wunsch nach Hause zu kommen genauso groß wie unserer sie endlich wieder bei uns zu haben…
Doch würde auch alles gut gehen? Hatten wir eine Chance?
Ein Klopfen am Türrahmen riss mich aus meinen Gedanken. Ich drehte mich zu der Person, welche uns gestört hatte. Demetri!
„Ehm, entschuldigt, aber Caius würde dich gern noch sprechen, Bella. Er wartet schon!“ Ich stöhnte kurz auf, sagte Demetri dann jedoch zu.
„Ich werde ihr den Weg zeigen, du kannst also wieder gehen!“ Edward funkelte ihn wütend an, Demetri drehte sich um und ging.
„Verschwendet keine Zeit, der Meister wartet nicht gern!“
Als Demetri aus meinem Blickfeld verschwunden war, erhob ich mich und suchte meine Sachen zusammen.
„Da gewähren sie uns schon nur so wenig Zeit und stehlen mir dann doch noch welche!“
Auch Edward zog sich langsam an.
„Ich frage mich nur, Liebste, was sie von dir eigentlich wollen. Sie haben keinen Grund!“ Er schaute mich besorgt an.
„Glaubst du, es geht um Renesmee?“ Leichte Panik ergriff mich, was, wenn sie schon wieder Misstrauen gegen sie hegten?
„Ich wüsste nicht, warum! Aber lass uns doch einfach zu ihnen gehen und sehen, was sie wollen. Ich denke nicht, dass es irgendetwas Schlimmes ist. Wahrscheinlich wollen sie nur wissen, wie es so mit unserer Familie weitergegangen ist, mehr nicht!“ Edward grinste mich schief an und gab mir dann einen Kuss auf die Stirn bevor er mich aus dem Raum zog. Doch ich konnte genau sehen, wie besorgt und beunruhigt er in Wirklichkeit war.

Als wir die dunklen Gänge endlich hinter uns gelassen hatten und die Tür öffneten, erwartete man uns schon.
„Bella, wie schön dich einmal wieder zu sehen!“ Aro kam freudestrahlend auf mich zu.
„So lange Zeit ist es her!“ Er klatschte in die Hände und ergriff dann meine Hand.
„Tja, Nichts! Wie immer! Faszinierend!“ Er ließ sie wieder los und drehte sich dann um.
„Nun gut, Aro. Ich möchte mit unserer….Besucherin sprechen!“ Caius Tonfall gefiel mir nicht, sie führten irgendetwas im Schilde, war das etwa doch alles nur eine Falle?
„Bella! Hattest du eine gute Reise?“ Als ob ihn das interessieren würde.
„Ja, wenn auch ich den Flug nicht genießen konnte. Die männlichen Triebe können lästig werden!“ Jane lachte auf und auch ich musste grinsen. Edward neben mir schaute mich verdutzt und leicht besorgt an.
„Nichts passiert!“
Ich gab ihm einen Kuss auf die Wange und wandte mich dann wieder Caius zu.
„Aber danke der Nachfrage! Doch wäre es mir gestattet nun selbst eine Frage zu stellen?“ Erst jetzt fiel mir die kleine Gestalt im Hintergrund auf. Alice wirkte so völlig verloren unter all diesen…Monstern. Doch nicht nur das erregte gerade meine Aufmerksamkeit. Ihr Blick war es, der mich erschreckte. Ihr leerer, verlorener Blick.
„Nun, gewiss doch darfst du eine Frage stellen, liebe Bella!“ Caius grinste mich an. Auch wenn ich gerade noch vorgehabt hatte, zu fragen, was sie von mir wollten, verlangte ich nun doch nach einer anderen Antwort.
„Hat Alice eine Vision?“ Sofort verschwand das Grinsen aus seinem Gesicht und so wie auch seine >BrüderNessie



Jake hatte sich wieder beruhigt … naja, jedenfalls stand er nicht mehr kurz vor einer Verwandlung.
„Wie ich diesen miesen, kleinen, verlogenen Blutbändiger hasse! Was fällt ihm ein…“
„Ach Jake, jetzt krieg dich wieder ein! Nur weil dir manche Mädchen hinterher schauen, raste ich auch nicht gleich aus!“ Ich grinste ihn an und zog ihn zu mir.
„So viele Mädchen schauen mir gar nicht hinterher!“
„Wenn du wüsstest!“
„Wirklich? So schlimm?“
„Naja, es sind schon ein paar!“
„Na gut, du hast recht. Es tut mir leid!“
„Das solltest du nicht mir sagen!“
„Oh, für ihn tut es mir nicht leid! Nur für dich!“ Sein Gesicht näherte sich meinem.
„Weißt du was, Liebling? Wenn du so eifersüchtig bist, bist du noch süßer als sonst!“ Ich überwand die letzten Zentimeter, welche noch zwischen uns lagen und legte meine Lippen auf seine. Ich reckte mich ihm entgegen, um meine Arme um seinen Hals zu schlingen. Seine Hände wanderten meinen Rücken hinunter, zu meiner Taille, dort verharrten sie. Er drückte mich fester an sich. Dann ließ er seine Hände weiter gleiten, bis er meinen Hintern umfasste. Ich ließ meine Hand hinunter zu seiner Brust wandern, fuhr über seine Muskeln. Ich konnte mich nicht entsinnen, wann wir uns das letzte Mal so nah waren, doch ich genoss es, und es war zu schnell vorbei. Doch da wir beide Sauerstoff brauchen, mussten wir irgendwann atemringend von einander ablassen.
Als wir uns in die Augen schauten, fiel mir das Funkeln draußen am Fenster auf. Es leuchtete wie die Haut meiner Familie, wie funkelnde Diamanten.
„Es schneit!“ Ich riss die Tür auf und rannte hinaus in diese wunderschöne, weiße Welt. Es hatte doch tatsächlich anderthalb Meter geschneit und noch immer fielen weiße Flocken vom Himmel. Als sie auf meine Haut trafen, zischte es kurz und sie schmolzen. Doch trotzdem konnte ich die eisigen Sterne auf meiner Kleidung bewundern. Jake zog mich von hinten an sich.
„Wunderschön, nicht?“
„Ja! Ich hab mich schon gewundert! Sonst hatte es immer schon viel früher geschneit!“ Das stimmte. Seit etwa einem Monat hatten wir ständig dieses hässliche Nieselwetter. Die Sonne bekamen wir nie zu sehen, doch jetzt bahnte sie sich ihren Weg durch die Wolkenschicht und ließ alles wunderschön leuchten.
„Komm, wir machen eine Schneeballschlacht! Ich hol Emmet und Rose!“ Ich rannte ins Haus und stieß sofort gegen eine steinerne Brust.
„Nicht so stürmisch, Süße! Wir sind doch schon auf dem Weg!“ Ich grinste ihn an und zog ihn dann hinaus.
„So, Rose und ich gegen euch beide, okay?“
„Da könnt ihr euch ja gleich geschlagen geben, Engel!“ Rose warf Jake einen tödlichen Blick zu.
„Wir machen euch fertig!“
Die ersten Schneebälle flogen schon nach wenigen Sekunden. Natürlich waren Jake und ich etwas ärmer dran, schließlich konnten wir den Bällen nicht so schnell ausweichen, doch trotzdem traf ich Emmet oft genug. Während Rose ihn ablenkte, bekam er ein paar harte Schüsse von mir aus dem Hinterhalt. Doch auch unsere zwei Männer schlugen sich nicht schlecht. Während Rose fast jedem Ball geschickt auswich, musste ich ein paar ganz schöne Treffer wegstecken, doch das gehörte dazu.
Wir einigten uns am Ende auf ein Unentschieden, doch als ich mich erschöpft in die nun aufgewühlten Schneemassen fallen ließ, wurde mir eine heftige Ladung kalte Masse übergeschüttet … Natürlich hörte ich das schallende Gelächter von Emmet.
„Na warte, das wirst du mir büßen!“ Nachdem ich mich frei gekämpft hatte, rannte ich auf Emmet zu. Wie nach Plan lief er natürlich rückwärts, um mir noch vorzuhalten, dass ich ihn nie kriegen würde. Doch wenn er rückwärts lief, konnte er nicht nach vorn schauen und so steuerte ich ihn direkt auf eine riesige Fichte zu. Als er gegen den gewaltigen Stamm stieß, bekam auch er eine Ladung Schnee auf den Kopf. Ich krümmte mich vor Lachen auf dem Boden, und als er zu mir kam und mich hochzog, grinste er mich an.
„Ich sehe du lernst dazu, Süße!“
Als wir zurückliefen, hatten Jake und Rose angefangen, einen Schneemann zu bauen. Es war schön, sie so zusammen zu sehen. Eigentlich verstanden sie sich ja auch gut, doch manchmal kam es dann doch zu kleineren Streits. Doch daran war jetzt nicht zu denken!
„Wollen wir auch?“
„Aber natürlich!“ Ich lächelte Emmet an und schon fingen wir an, große und kleine Kugeln aus Schnee zu rollen. Am Ende hatten wir fünf Stück, welche wir nun noch mit alten Kleidungsstücken ausstatten. Als alle etwas zum Anziehen hatten, kümmerten wir uns noch um das Gesicht, wobei es schwer war, in unserem Haushalt Karotten aufzufinden, da weder ich noch Jake sie gerne aßen! Doch wir waren mit unserem Ergebnis zufrieden und so ließ ich mich erneut in den weichen Schnee fallen. Nachdem ich ein paar schöne Engel gemacht hatte, kam Jake zu mir.
„Vielleicht solltest du dich umziehen, deine Sachen sind völlig durchnässt! Ich will nicht, dass du krank wirst!“
„Jake, war ich jemals in meinem Leben krank?“
„Nein, aber es gibt für alles das erste Mal!“ Da kein Wiedersprechen half, gab ich mich letzten Endes geschlagen und rannte nach Hause. Nach dem ich schnell heiß duschen gewesen war und mir trockene Kleider angezogen hatte, lief ich wieder zurück, wo man mich schon erwartete.
Als ich das Haus betrat, verstummten alle Gespräche.
„Ihr könnt gerne weiterreden!“ Ich schaute sie verdutzt an, und wartete, bis mir jemand erklären würde, was los ist. Es vergingen zwar nur Minuten, in denen Stille herrschte und alle, außer mir, betreten zu Boden schauten, doch mir kam es vor wie eine halbe Ewigkeit.
„Ach jetzt kommt schon, was ist denn los?“ Jake kam zu mir und nahm mich in seine Arme.
„Deine Mum, sie…!“ Ich unterbrach ihn…
„Mum? Ist ihr etwas passiert? War es doch eine Falle?“ Ich schaute ihm in die Augen. Jake grinste mich an.
„Hey, beruhig dich, Engel! Ihr ist nichts passiert. Sie hat gerade angerufen. Sie wird länger in Volterra bleiben, man hat es ihr genehmigt!“ Ich atmete erleichtert aus.
„Müsst ihr mir alle so einen Schrecken einjagen? Ich hatte schon gedacht, es wäre sonst etwas passiert! Hat sie gesagt, für wie lange sie noch bleibt?“ Jake schüttelte den Kopf und sah erneut bedrückt zu Boden.
„Jake, da ist doch noch was!“ Ich legte meine Hand unter sein Kinn und zwang ihn, mich anzusehen.
„Jake? Was ist los?“ Er schaute hilfesuchend zu den anderen. Was war denn hier los?
„Opa?“ Carlisle lächelte mich an, ich hatte ihn schon so lange nicht mehr Opa genannt.
„Bitte, was habt ihr denn alle?“
„Nun, Nessie, ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll!“ Er schaute traurig zu mir.
„Bella wirkte so…komisch am Telefon. So beunruhigt. Wir machen uns einfach nur Sorgen, weißt du?“
„Glaubt ihr, sie halten sie fest?“ Tränen liefen meine Wange hinunter. War es nicht genau das, was ich befürchtet hatte? Auch meine Mum an SIE zu verlieren?
„Süße, mach dir keinen Kopf, ihr wird schon nichts passiert sein! Und falls doch, holen wir sie halt auch noch zurück. Erinnerst du dich? Unsere coole Rettungsaktion? Obwohl, vielleicht nicht, du hast heut ein paar ganz schöne Treffer wegstecken müssen, kein Wunder, das du darunter gelitten hast!“ Emmet grinste mich an, auch ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen.
„Du bist ein Idiot, weißt du das?“ Ich boxte ihm gegen die Schulter.
„Mein armes Herz. Wie nur kann sie mich so verletzen! Es tut so weh…so weh!“ Er glitt theatralisch zu Boden. Ich legte mich zu ihm, und schlang meine Arme um seinen Oberkörper.
„Danke, Emmet!“ Er setzte sich auf und zog mich auf seinen Schoß, genau wie früher, als ich noch kleiner gewesen war.
„Nichts zu danken, Süße!“ Er gab mir einen Kuss auf die Wange und drückte mich an sich. Auch wenn er mich halb zerquetschte, genoss ich es, seine starken Arme um mich zu spüren.
„Was habt ihr jetzt vor?“ Ich stellte die Frage an alle, doch ihre Köpfe drehten sich zu Carlisle und Jasper.
„Ich schlage vor, erst einmal auf Bella zu warten, ihr Schutzschild könnte uns nützlich sein!“ „Ich bin Jasper‘s Meinung, ohne sie sind wir echt im Nachteil.“
„Ach kommt schon, wir schaffen das auch ohne sie, außerdem ist sie doch da und kann uns dann immer noch helfen! Und bevor wir bei den Volturi sind, werden sie eh nichts ahnen.“
„Emmet hat recht, wollt ihr wirklich noch länger warten?“
„Was? Nein, bitte ihr geht nicht ohne Mum!“ Ich schaute zu Rose und Emmet.
„Ich will nicht, das was passiert!“
„Kleines, was soll denn passieren? Niemand kann ahnen, was wir vorhaben!“
„Ja, schon … ich will euch doch nur in Sicherheit wissen!“
„Süße, wir können auf uns alleine aufpassen. Du machst dir zu viele Sorgen!“ Ich schaute bedrückt zu Boden.
„Du hast ja recht!“ Emmet grinste mich an und drückte mich erneut an sich.
„Siehst du, eigentlich kann uns doch rein gar nichts passieren, oder?“
„Schon, Emmet, aber ich würde trotzdem lieber auf Bella warten. Ich misstraue ihnen einfach.“
„Lasst uns doch einfach abstimmen, okay?“ Alle nickten Jasper zu.
„Rose?“
„Ich bin Emmet’s Meinung, wir sollten es nicht aufschieben!“
„Emmet? Okay, ja, das hat sich erledigt!“ Emmet grinste ihn an.
„Esme?“
„Lasst uns auf Bella warten, auch ich traue den Volturi nicht!“
„Nessie?“
„Ich stimme Esme zu!“ Emmet schaute mich entrüstet an.
„Ich dachte, ich hätte dich überzeugt?“
„Nein, nicht ganz!“ Ich lächelte ihn zaghaft an.
„Jacob?“
„Auch ich will Bella vorher in Sicherheit wissen! Also, ihr solltet warten!“
„Carlisle? Deine Meinung kenne ich und ich schließe mich dir an. Also, Emmet, Rose, ihr seid überstimmt.“
„Angsthasen!“ Emmet schaute niedergeschlagen zu Boden. Ich gab ihm einen Kuss auf die Wange.
„Sieh es doch mal so, jetzt können wir noch ganz viele Schneeballschlachten machen!“
„Die hätten wir aber auch noch danach machen können!“
„Dann…“ Ich überlegte krampfhaft. Wie konnte ich ihn nur überzeugen?
„Aber wenn ihr erst in einer Woche fahrt, kannst du dir mein Weihnachtsgeschenk sparen, schließlich bringst du mir Dad und Alice wieder, was wohl das beste Weihnachtsgeschenk überhaupt ist!“ Ich grinste ihn an.
„Na gut, Süße, überzeugt!“ Emmet stand, mit mir auf den Armen auf und ging in Richtung Veranda.
„Ehm, Emmet, was bitte hast du vor?“
„Du hattest was von Schneeballschlachten erzählt. Ich dachte mir, wir könnten genauso gut baden gehen!“
„Baden? Und bitte wo?“
„Warte nur ab!“ Emmet lief mit mir an der Garage vorbei, näher an den Wald heran. Dort stand ein riesiger, weißer Haufen.
„Nein, nein, nein. Das tust du nicht!“ Doch es war zu spät. In hohem Bogen flog ich direkt in die kalte Masse hinein. Es war unglaublich kalt, und bevor ich mich wieder freigekämpft hatte war ich klitschnass. Emmet krümmte sich vor Lachen.
„Süße, du kannst dich gleich bei den Schneemännern einreihen!“ Er grinste mich an.
„Komm mal her, Emmet!“ Er kam sogar, als er dicht vor mir stand zog ich ihn zu mir, direkt in den Schnee hinein. Ich lachte und rollte mich immer wieder mit ihm durch das kühle Nass.
„Okay, okay. Ich geb mich geschlagen!“ Er rappelte sich auf und stand dann mit erhobenen Händen vor mir.
„Das solltest du auch!“ Ich grinste ihn an. Er reichte mir eine Hand und zog mich dann hoch.
„Ich geh dann noch mal duschen und mich umziehen.“ Ich funkelte ihn böse an.
„Und später hetz ich den Hund auf dich!“
„Als ob mir unser Wachhund etwas antun könnte!“
„Du wirst schon sehen!“ Lachend gingen wir zurück, wobei wir uns an der Haustür trennten. Schließlich sollte sich Jake keinesfalls Sorgen um meine Gesundheit machen müssen!

Jacob



Zwei Wochen waren vergangen. Zwei Wochen, in denen sich Bella einmal gemeldet hatte. Einmal, um erneut Bescheid zu sagen, dass sie länger bleibt. Ich war ans Telefon gegangen, es war zwar vor fünf Tagen, ich erinnere mich jedoch so gut daran, als wäre es vor fünf Minuten gewesen.
>Jake? Bist du das?<
>Ja, Bella, wann kommst du endlich wieder nach Hause? Nessie macht sich schreckliche Sorgen< Ein Schluchzen am anderen Hörer.
>Sag ihr, das brauch sie nicht. Mir geht es gut!<
>Warum sagst du es ihr nicht selbst?< Ich wollte Renesmee, welche mit Tränen in den Augen neben mir stand, gerade das Telefon reichen, da schrei Bella ein Nein.
>Jacob, nein. Das geht nicht. Ich kann nicht.< Pause.
>Sag ihr, das es mir schrecklich leid tut, aber ich kann jetzt einfach nicht mit ihr reden.< Sie schien den Tränen nahe zu sein. Natürlich, Vampire konnten nicht weinen, doch es hörte sich so an.
>Bella, was ist los? Halten sie dich fest? Erpressen sie dich? Bitte sag es mir!<
>Jacob. Mir. Geht. Es. Gut.<
>Du warst schon immer eine schlechte Lügnerin!<
>Ich komme bald wieder. Macht euch keine Gedanken. Tschüss!“ Tut. Tut. Tut.

Ich weiß noch, Nessie brach neben mir zusammen. Ich versuchte sie zu trösten, doch nichts half. Sie schloss sich daraufhin für drei Tage in ihr Zimmer ein. Diese drei Tage waren die qualvollsten Tage meines Lebens, meiner Existenz. Sie wollte mit niemanden sprechen, wollte nicht essen, nicht trinken. Selbst mich wollte sie nicht sehen. Es brach mir das Herz. Irgendwann stürmte ich dann in ihr Zimmer. Ich nahm sie in meine Arme und drückte sie fest an mich, doch sie war … leblos. Sie rührte sich kein bisschen, schloss ihre Arme nicht um meinen Oberkörper, wie sonst immer, schaute mir nicht in die Augen, lächelte mich nicht an. Sie hing einfach nur schlaff an mich gelehnt. Ich schüttelte sie durch (ja, nicht die beste Art, aber was sollte ich tun?), doch auch da bewegte sie sich nicht. Nach ein paar Minuten fing sie plötzlich laut an zu schluchzen, Tränen strömten aus ihren Augen, sie drückte ihr Gesicht an meine Brust.
>Warum kommt sie nicht wieder? Warum will sie nicht mit mir sprechen?Nessie



Warme Hände an meiner Wange weckten mich. Ich roch frische Brötchen, Pancakes, Rührei; ein wundervoller Geruch. Als ich vorsichtig die Augen aufschlug, saß Jake an meiner Seite, auf dem Schoß ein Tablett mit allerlei leckerer Sachen.
„Frühstück im Bett?“ Er grinste mich an.
„Wie könnte ich dir das abschlagen, wo du sogar mal deine Kochkünste hast spielen lassen.“ Ich setzte mich auf und er stellte mir das Tablett auf den Schoß. Mir fiel auf, dass ich noch immer die Sachen vom Vortag trug. Jacob sah meinen erstaunten Blick.
„Du bist auf meinem Rücken eingeschlafen.“ Er lächelte mich noch immer an.
„Oh!“ Ich erinnerte mich, unser Ritt durch den Wald. Doch dann fiel mein Blick auf den Berg von Essen.
„Ehm sag mal, Liebling, und wer bitte soll das alles essen? Eine Fußballmannschaft? Oder steht draußen das ganze Rudel vor der Tür?“
„Das Rudel nicht, aber direkt vor dir sitzt ein ziemlich hungriger Wolf, der allerdings gerade auch gerne andere Sachen vernaschen würde.“ Verschmitzt grinste er mich an, ich spürte, wie meine Wangen heiß wurden.
Um nicht weiter auf das Thema eingehen zu müssen, trank ich einen kräftigen Schluck von dem Orangensaft und machte mich dann an die Pancakes. Sie waren wirklich sehr gut, was ich Jake nie zu getraut hätte. Er beobachtete mich, während ich mir Gabel für Gabel in den Mund schob. Nachdem ich zwei Stück verputzt hatte, sah ich zu ihm.
„Was ist? Hast du keinen Hunger?“ Ich schnitt ein Stück von dem dritten Pancake ab und hielt es ihm vor die Nase. Ohne zu zögern machte er den Mund auf und ich schob ihm die Gabel hinein.
„Schmeckt übrigens wirklich sehr gut, Schatz, hätte ich dir gar nicht zu getraut!“ Gespielt entrüstet schaute er mich an.
„Also wirklich, nur weil ich ein Mann bin, heißt das noch lange nicht, dass ich nicht kochen kann!“ Ich grinste und hielt ihm ein weiteres Stück hin, welches er ebenfalls aß.
„Es ist nur, letztens hattest du gemeint, du hast noch nie gekocht.“
„Man lernt immer dazu!“

Nachdem er zwei Pancakes verputzt hatte, begann nun er mich zu füttern. Nach und nach reichte er mir eine Gabel von dem leckeren Rührei. Als auch dieses alle war, brauchte ich eine Pause.
„Das kannst du in Zukunft öfter machen.“ Ich streckte mich zu ihm und legte meine Lippen auf seine. Es war ein langer, zärtlicher Kuss. Ich wollte einfach nicht von seinen unglaublich weichen Lippen ablassen. Doch leider brauchten wir zwischendurch mal Sauerstoff.
„Wenn ich jedes Mal so dafür belohnt werde!“ Wieder grinste er mich schief an, was ich so an ihm liebte.
„Mhh. Mal sehen. Du kannst es ja ausprobieren.“ Nun kam er auf mich zu, als er die Augen schloss und kurz vor meinem Gesicht war, knallte ich ihm das Kissen ins Gesicht. Etwas überrascht blinzelte er ein paar Mal und schaute mich dann mit finsterem Blick an.
„Oh, na warte, das machst du nicht nochmal.“ Ich schnappte mir ein Kissen und rannte aus dem Zimmer, die Treppe hinunter ins Wohnzimmer. Ich sprang mit einem Satz hinter die Couch, und wartete, dass Jake die Treppe hinunter kam. Doch da war niemand. Ich ließ das Kissen sinken und wollte gerade wieder hoch laufen, da wurde ich von hinten von den Beinen gerissen. Zusammen landeten wir auf dem Sofa, er über mir.
„Ha! Hab ich dich überrascht, Engel?“
„Mhh. Ein bisschen. Warum endet es bei uns eigentlich immer so?“
„Ich weiß nicht, weil ich vielleicht der Stärkere von uns beiden bin?“
„Dafür ich die Schlauere!“Ich tauchte unter seinen Armen hindurch und da er zu erstaunt war und nicht aufpasste, konnte ich mich auf ihn stürzen, so dass nun ich meine Arme links und rechts von ihm hatte.
„Na? Hättest du jetzt nicht erwartet, was?“ Ich grinste ihn an.
„Ehrlich? Nein… aber gut, ich ergebe mich!“ Beschämt senkte er den Kopf.
„Wenn ich das Emmet erzähle, der wird sich krümmen vor Lachen.“ Ich gab ihm einen Kuss auf die Nasenspitze, machte aber keine Anstalten, ihn frei zulassen.
„Was? Lässt du mich gar nicht frei?“ Unschuldig schaute er mir in die Augen.
„Mhh. Lass mich kurz überlegen … Nein!“ Grinsend kam ich ihm näher.
„Tja, dann bleibt mir wohl keine Wahl!“ Als ich ihn verdutzt ansah, ließ er sein Lächeln aufblitzen, schloss seine Hände um meine Taille und hob mich mit einem Ruck hoch. Er setzte sich auf und zog mich dann auf seinen Schoß.
„Na? Ebenfalls überrascht?“
„Ja. Sogar sehr!“ Lachend legte ich meine Arme um seinen Hals und erneut trafen sich unsere Lippen. Dieses Mal wurde der Kuss jedoch leidenschaftlicher. Seine Hände zerzausten mein langes Haar, meine fuhren unter sein T-Shirt. Ich drückte ihn hinunter zur Couch, so dass er lag und ich auf ihm saß. Nun fuhren auch seine Hände meinen Körper entlang, doch zum ersten Mal ging er weiter und schob meine Bluse hinauf, so dass ich seine Wärme auf meiner nackten Haut spürte. Überall, wo er mich berührte, kribbelte es. Als würden die Schmetterlinge in meinem Bauch Marathons veranstalten. Er bewegte sich Zentimeter für Zentimeter weiter nach oben, während ich begann meine Bluse aufzuknöpfen. Es war mehr mein Unterbewusstsein; ich bekam es gar nicht wirklich mit; doch eine Stimme in meinem Kopf sagte mir, dass ist der richtige Zeitpunkt. Auch er zog sich sein T-Shirt über den Kopf, doch für mich war dies kein neuer Anblick, für ihn schon. Trotz, dass ich ihn schon oft so gesehen hatte, kam ich doch nicht um einen Sprung meines Herzens umhin. Dieser Mann, und dieser Körper gehörte mir. Allein mir.
Er beendete den Kuss und musterte mich. Ein Lachen umspielte seine Lippen, bevor sie erneut auf meinen lagen. Seine Hände strichen sacht über meinen Rücken, meine lagen nun wieder an seinem Nacken. Er ließ seine Lippen nun über meine Wange zu meinem Ohr gleiten, dann meinen Nacken hinunter. Dort verharrte er. Etwas sagte mir, ich könnte nun noch weiter gehen. Also zog ich meinen Rock aus und öffnete seine Jeans. Als wir nun beide nur noch in Unterwäsche waren, erhob er sich plötzlich und drückte mich hinunter in die weichen Kissen, so dass er auf mir lag. Seine Hände glitten meine Oberschenkel entlang, meinen Bauch hinauf, streiften meine Brust und verschwanden dann hinter meinem Rücken. Ich spürte seine heiße Haut noch immer auf meiner, eine Spur von einem Kribbeln lag noch immer da, wo er mich berührt hatte. Ich schlang nun mein Bein um seinen Körper um ihn näher bei mir zu spüren. Ich drückte mich an ihn, meine Hand lag an seinem Rücken und krallte sich in seine Haut. Sein Atem ging nun schneller, ein leises Stöhnen entglitt ihm. In der nächsten Sekunde lag auch mein BH auf dem Boden, wie schon unsere anderen Sachen. Es war erstaunlich, wie leicht er ihn aufbekommen hatte. Seine Lippen wanderten nun über meinen Hals hinaus. Ich genoss dieses unbeschreibliche Gefühl; heiß und kalt zugleich; welches sich augenblicklich wieder in meinem Körper ausbreitete. Seine Hände lagen nun wieder an meinen Oberschenkeln, pressten mich stärker an ihn. Wir bewegten uns nun in einem leichten Rhythmus, auch ich keuchte kurz auf. Sein Mund lag nun wieder auf meinem, stürmisch, fordernd. Meine Hände verkrallten sich in seinem Haar.
Doch plötzlich verkrampfte er sich. Er krallte seine Hände ins Sofa und kniff seine Augen zusammen. Sein Atem ging schwerer, er zitterte am ganzen Körper. Er wollte von mir weg, doch er war wie erstarrt. Er konnte sich nicht bewegen. Verzweifelt versuchte er, mir etwas zu sagen, doch es kamen keine Worte aus seinem Mund. Es sah aus, als würde er Höllenqualen leiden. Als würde man ihn auf die schrecklichste und grausamste Art foltern. „Jake? Was hast du? Bitte, du machst mir Angst?“ Als ich sein Gesicht in meine Hände nahm, riss er seine Augen auf. Ich zuckte zurück, denn der Ausdruck darin erschreckte mich. Das war nicht mein Jake. Das war jemand anderes. Auch wenn sein Blick verzweifelt aussah, sah man doch deutlich noch etwas anderes darin. Und plötzlich wusste ich, was los war. Er versuchte sich gegen den Wolf zu wehren … das Tier in ihm.


Jacob



Die Hitze stieg in mir auf. Ich spürte, wie der Wolf versuchte die Oberhand zu gewinnen. Doch ich konnte das nicht zulassen. Ich durfte nicht. Mein Engel war doch genau neben mir. Doch sie war vor mir zurückgewichen, aus Angst. Meine geliebte Nessie hatte Angst vor mir. Ich versuchte mich zu konzentrieren, mich unter Kontrolle zu bringen. Erneut durchfuhr mich ein heftiges Zittern. Plötzlich spürte ich Hände an meiner Wange. Eine Stimme, ihre Stimme, redete auf mich ein.
„Jake, sie mich an, bitte. Alles wird gut. Ich weiß, du kannst das.“ Ich hörte auf sie, mein Blick traf ihren. Es lag keinerlei Furcht mehr in ihren schokoladenbraunen Augen. Nur tiefe Besorgnis. Ich wollte ihr sagen, sie solle weg gehen, doch die Worte wollten meine Lippen nicht verlassen. Wieder ein heißer Schauer, der meinen Rücken hinunterfuhr. Wenn sie nicht von mir wegkommt, würde ich sie verletzten, wenn nicht sogar … töten.

Jacob. Konzentrier dich. Du darfst ihr nicht wehtun. Nie im Leben. Du hast es geschworen. Komm schon. Reiß dich zusammen.



Es war Edward’s Stimme in meinem Kopf. Ich weiß nicht warum, doch ich war mir hundertprozentig sicher. Er hatte recht. Vor langer Zeit, hatte ich ihm geschworen, Renesmee nie zu verletzen. Auf die eine oder andere Art. Ich hatte es versprochen. Und gerade jetzt, war ich dabei es zu brechen?! Nein. Ich konnte es schaffen. Sie war mein Leben…mein Herz. Wie sollte ich ohne mein Herz leben?
Doch um mir zu zeigen, dass ich nicht stark genug war, durchfuhr mich erneut ein Schauer. Er war so stark, dass ich aufschrie.
„Bitte, Jake. Sie mich an. Ich liebe dich. Ich glaube an dich.“ Sie nahm erneut mein Gesicht in ihre kleinen Hände und drehte es zu mir. Sie wirkte so zerbrechlich in diesem Moment. Tränen glitzerten in ihren Augen. Sie hatte Angst. Jedoch nicht vor mir. Sie hatte Angst um mich.
„Geh! Bitte, geh!“ Ich keuchte die Worte, in der Hoffnung, sie würde hören. Es war zu gefährlich. Sie konnte hier nicht bleiben. Ich war zu gefährlich, für meine geliebte Renesmee.
„Nein. Ich lass dich nicht allein.“
„Bitte, Nessie, ich werde dir wehtun!“ Die letzten Worte wurden durch ein erneutes Zittern unterbrochen. Die Hitze in mir wuchs. Nun sammelten sich auch Tränen in meinen Augen. Ich war zu schwach, um das, was mir am Wichtigsten in meinem Leben war, zu beschützen. Doch die Tatsache, dass ich sie nicht einmal vor mir beschützen konnte, war noch schwerer zu ertragen.
„Bitte, Nessie. Ich kann es nicht…!“ Ich schaute sie an, mein Körper verkrampfte sich immer weiter. Ihr Blick war noch immer voller Sorge. Voller Sorge um ein Monster. Doch ich sah, dass sie es einsah. Sie wischte mir eine Träne aus dem Augenwinkel und war dann plötzlich verschwunden. Ihre letzten Worte waren ein Flüstern in der Luft. Mach dir keine Vorwürfe!




Nessie



Ich rannte aus dem Haus. Eigentlich wollte ich nicht vor ihm weglaufen, schließlich hatte ich keine Angst vor ihm. Aber ich wollte ihm helfen und er hatte mich gebeten. Ich hoffte, so würde es leichter für ihn werden.
Während ich durch den Wald rannte, liefen mir unaufhörlich Tränen über die Wangen. Ich wusste, dass er sich schreckliche Vorwürfe machen würde. Meinetwegen. Ich war zu weit gegangen. Ich hätte mir denken können, dass es schwer für ihn wird. Doch er würde sich die Schuld geben. Allein sich. Wie immer.
„Nessie, warte!“ Ich blieb abrupt stehen. Die Stimme kannte ich doch.
„Seth? Was machst du denn hier?“ Keuchend holte er mich ein
„Sag mal, bist du auf der Flucht? Ich wollte eigentlich zu dir und Jake, wir haben uns so lange nicht mehr gesehen, aber dann bist du aus der Tür gestürmt. Habt ihr euch gestritten?“ „Nein, wir haben uns nicht gestritten.“ Erst jetzt fiel mir wieder ein, dass ich ja nur schnell eine Jacke übergezogen hatte. Ich machte sie schnell zu, doch Seth hatte natürlich längst gemerkt, dass ich halb nackt war.
„Es gab einen kleinen Zwischenfall und Jake hatte gegen die Verwandlung zu kämpfen. Er hat mich weggeschickt, und ich hab gehofft, es hilft ihm.“
„Zwischenfall?“ Er schaute mich fragend an.
„Oh, achso!“ Er wurde leicht rot und schaute zu Boden. Nach ein paar Minuten des betretenen Schweigens ergriff ich das Wort.
„Seth? Hast du eine Freundin?“ Leicht überrascht schaute er mich an. Er lief ein Stück voraus, drehte sich dann zu mir um, ergriff meine Hand und zog mich mit sich. Es war nichts Ungewöhnliches, dass er meine Hand hielt. Das war schon immer so gewesen, genau wie bei Jake. Mit der Ausnahme, dass ich Jacob liebte und ihn als Bruder sah, so wie Jake damals. „Nein, ich hab keine Freundin. Aber ich glaube ich weiß, worauf du hinauswillst.“
„Ach ja?“ Verdutzt schaute ich ihn an. War ich so leicht zu durchschauen?
„Du machst dir Gedanken darüber, ob es bei allen, also allen Werwölfen, diese … Schwierigkeiten gibt.“ Mist!
„Und?“
„Also, aus eigener Erfahrung kann ich es dir nicht sagen“, er wartete einen Moment lang meine Reaktion ab. Ja klar, er war jetzt … ich glaube einundzwanzig, da ist es schon ungewöhnlich, dass man sein erstes Mal noch nicht gehabt hatte. Aber ich fand es nicht schlimm - eher süß.
Als ich nichts dazu sagte, fuhr er fort.
„Aber du weißt ja, Wolfstelepathie. Und naja, Paul und Rachel haben … naja du weißt schon, und er hatte genau dasselbe Problem wie Jacob. Beim ersten … Versuch war die Gefahr zu groß, er hatte sich nicht unter Kontrolle. Doch schon beim zweiten Mal hatten sie keine Schwierigkeiten mehr. … Rachel lebt noch und sie sind glücklicher denn je. Also mach dir keine Sorgen, das wird schon.“ Er lächelte mich aufmunternd an und ich konnte es nur erwidern, wenn auch etwas verwirrt.
„Danke, Seth.“
„Nichts zu danken!“ Er grinste noch breiter und blieb dann stehen.
„Ich denke, wir sollten nach ihm sehen. Es wird ihm nicht gerade gut gehen.“ Traurig schaute ich zu Boden.
„Er soll sich nicht die Schuld geben. Ich hätte nachdenken sollen, bevor…“
„Nessie, keinen von euch beiden trifft die Schuld. Weder du noch er kann etwas dafür. Hör auf, dir Vorwürfe zu machen. Früher oder später wäre es dazu gekommen und anders verlaufen wäre es bestimmt nicht.“ Wieder strahlte er mich an und vertrieb so ein klein wenig die getrübte Stimmung.
„Okay. Wahrscheinlich hast du recht. Aber lass uns jetzt nach Hause gehen. Ich mach mir Sorgen!“

Als wir vor der Tür zum Cullen Anwesen standen, wurde mir plötzlich ganz mulmig. Würde er überhaupt noch da sein? Was, wenn er aus Schuldgefühlen davon gerannt ist? Wenn er mich nie wieder sehen will?
„Nessie? Ist alles okay?“ Seth schaute mich besorgt an. Ich schüttelte nur den Kopf.
„Hey. Mach dir keinen Kopf. Er…“ Seth wusste keine Antwort mehr.
„Soll ich vielleicht voraus gehen und mit ihm reden?“
„Nein. Ich komm mit. Er braucht mich!“ Mit diesem Gedanken im Kopf betrat ich das Haus. Es herrschte Stille, Jake saß zusammengekauert vor dem Sofa. Sein Kopf lag auf seinen Knien, er schluchzte. Als er hörte, wie die Tür aufging, zuckte er kurz zusammen, schaute jedoch nicht nach, wer es war. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich stand nur regungslos in der Tür und kam mir unendlich dumm vor. Ich konnte mich nicht zu ihm bewegen, er würde mich gar nicht in seiner Nähe haben wollen. Aber ich wollte ihn doch in meine Arme schließen, ihn trösten, so wie er es immer bei mir tat. Warum konnte ich es nicht? Wieso wollten sich meine Füße nicht vorwärts bewegen?
Angst! Ich hatte Angst vor ihm. Ganz tief drinnen wusste ich dies. Doch wie konnte ich vor dem liebsten Menschen auf der Erde Angst haben. Das war doch nicht möglich…oder? Ich liebte ihn doch, so sehr, wieso fürchtete ich mich vor einer Berührung mit ihm?

Während Minuten vergingen, regte sich keiner von uns. Ich versuchte den Grund für meine Furcht zu finden. Das war ein Ausrutscher mehr nicht. Er war nicht gefährlich. Er würde dir nie was tun.
All diese Dinge waren mir klar. Ich war mir hundertprozentig sicher, dass sie stimmten. Doch warum sagte mir die Stimme in meinem Kopf trotzdem ‚geh nicht zu ihm‘? Warum hielt mich irgendetwas zurück? Ich kannte die Antwort nicht. Doch ich rief all die Erinnerungen an ihn in mir zurück. Meine Geburtstage, unsere Ritte durch den Wald. Sein strahlendes Lachen, seine Wärme, wie sie mich in einer Umarmung umgab. Seine weichen Lippen auf meinen, seine Hand an meiner Wange. Seine raue Stimme, sein schiefes Grinsen. All dies waren Dinge, die ich an ihm liebte. Doch mir fiel keine beängstigende Situation ein. Bis auf die eine. Sollte ich mich davon aufhalten lassen? Mich deshalb von ihm fernhalten?
Nein! Das war es nicht wert. Er hätte nie im Leben gezögert und ich blöde Kuh stehe hier noch.
Als mir all das bewusst wurde, bewegte ich mich auf ihn zu. Bevor ich es überhaupt registrierte, kniete ich schon neben ihm. Tränen strömten aus meinen Augen.
„Es tut mir so leid!“ Ich nahm sein Gesicht in meine Hände und drehte es so, dass er mich anschauen musste.
„Bitte, Jake, du bist nicht daran schuld. Keiner kann etwas dafür. Ich hab mit Seth gesprochen. Bei Paul und Rachel war es genauso.“ Er schüttelte den Kopf.
„Ich hätte dich beinahe verletzt. Ich hatte mich in deiner Gegenwart nicht unter Kontrolle, das kann ich mir nicht verzeihen!“ Er senkte den Blick. Ich zog sein Gesicht zu mir und küsste ihn. Ich wusste nicht, wie ich ihm sonst erklären sollte, dass wir es vergessen können. Er erwiderte den Kuss, zaghaft, aber wenigstens wies er mich nicht zurück.
Nach ein paar Minuten beendete ich den Kuss.
„Bitte, lass es uns vergessen. Du hättest mir nie im Leben wehgetan. Das weiß ich. Und schließlich ist nichts passiert, okay?“ Er sagte nichts, doch er verneinte auch nicht. Ich hoffte, er würde aufhören, sich Vorwürfe zu machen, doch daran glauben tat ich nicht.


Jacob



„Ach komm schon, Jake. Jetzt sei doch mal fröhlicher, schließlich bin ich nicht alle Tage hier!“ Seth schaute mich mit seinem Hundeblick an. Beinahe hätte ich gelacht, meine Mundwinkel zuckten leicht nach oben (er sah auch zu komisch aus) aber mir wollte das alles nicht aus dem Kopf gehen. Ich ließ nur ein Brummen von mir hören.
Nessie hatte es aufgegeben, mich davon zu überzeugen, dass mich keine Schuld traf. Im Gegenteil. Sie redete ununterbrochen mit Seth, wahrscheinlich um mich abzulenken. Doch den gewünschten Effekt hatte es nicht.
„Ach Seth, lass ihn einfach schmollen!“ Sie stand auf und ergriff seine Hand.
„Wir beide machen uns jetzt einen schönen Tag! Lust auf ein Wettrennen?“ Leicht verdutzt schaute er sie an, nickte dann jedoch und erhob sich ebenfalls.
„Bis irgendwann Jacob. Versink nicht in deinen Selbstvorwürfen!“ Sie drehte sich um. Sie hatte mich noch nicht einmal angeschaut.
Nachdem Nessie und Seth aus der Tür verschwunden waren, wurde es plötzlich still. Warum war sie auf einmal so sauer geworden? Hatte ich sie ernsthaft verärgert? Ich kannte keine Antwort auf die Fragen, jedoch wurde diese Ruhe schon bald unerträglich. Sollte ich ihnen nachgehen? Nein. Nessie wollte mich sicher nicht mehr sehen, jetzt, wo sie wütend auf mich war. Doch allein hier drin war es auch nicht erträglich.
Nach weiteren, quälenden Minuten beschloss ich, einfach mal durch den Wald zu gehen. Das würde mich ablenken … hoffentlich. Ich erhob mich, streckte meine steifen Glieder (wie lange hatte ich hier gesessen?) und ging zur Tür hinaus.
Tatsächlich, schon nach den ersten Metern fühlte ich mich besser. Die kühle Luft machte den Kopf frei. Es war eigentlich ein schöner Tag. Die Sonne hatte sich ihren Weg durch die dichte Wolkendecke, die sonst über Forks hing, gebahnt und ließ alles in einem wunderschönen Licht strahlen. Ich liebte diesen Ort, den Wald, welcher nun vor lauter grün leuchtete. Natürlich, sie mussten sich verstecken. Schließlich war es nun… acht Jahre her, dass sie die High-School beendet hatten, waren aber kein bisschen gealtert. Das würde auffallen. Es war manchmal schwierig, besonders für Nessie, doch da sie nicht von hier wegziehen wollte, blieben wir, was mich natürlich sehr freute, schließlich war meine Familie hier, mein Rudel, meine Freunde. Trotz alledem, war es schön in Forks. Seit Renesmee auf der Welt ist, habe ich die schönsten Jahre meines Lebens hier verbracht. Natürlich, ich wurde auf sie geprägt, wie sollte es anders sein? Doch lag es nur daran? Hätte ich mich nicht vielleicht auch so in sie verliebt? Diese Frage stellte ich mir oft. Die Antwort lautete immer ja. Da war ich mir sicher. Doch wie war es bei ihr? Hätte sie mich ohne die Prägung auch geliebt?
Ein Knacken hinter mir riss mich aus meinen Gedanken. Ich drehte mich um und erblickte Nessie und Seth.
„Oh. Hi!“ Seth grinste mich an, Nessie warf mir einen Blick zu, der sagte. ‚Ha. Ich hab‘s doch gewusst‘.
„Öhm. Hallo. Seit ihr mir etwa gefolgt?“ Beide sahen sich kurz an und schüttelten dann den Kopf.
„Dann war das wohl eher eine Falle. Hä?“ Plötzlich grinste Renesmee mich an, kam aus dem Gebüsch gehastet und fiel mir um den Hals.
„Natürlich, du Idiot. Als ob ich sauer auf dich sein könnte. Ich wollte nur, dass du raus kommst. Dich auf andere Gedanken bringen!“ Sie schaute mir in die Augen. Als ich sie anlächelte, wurde das Leuchten darin noch stärker.
„Also. Machst du jetzt mit? Ein Wettrennen?“ Sie schaute mich mit großen Augen und Schmollmund an.
„Wie könnte ich dir etwas ausschlagen, mein Engel?“ Sie gab mir einen zarten Kuss und sprang dann vor Freude in der Luft herum.
„Seth? Was hast du ihr gegeben?“ Sie schaute mich böse an. Seth und ich fingen an zu lachen.
„Na los. Jetzt macht schon. Verwandelt euch. Hopp. Hopp.“ Ich verdrehte die Augen und verschwand dann mit Seth im Wald. Wir zogen unsere Shorts und die T-Shirts aus und banden sie an unseren Fußgelenken fest, bevor wir die Hitze durch unseren Körper fließen ließen. Nach wenigen Sekunden waren wir in Wolfsgestalt, und gingen zu Renesmee.
„So. also gut. Kennt ihr noch unsere Lichtung? Da wo wir früher immer gespielt haben?“ Wie hätte ich sie vergessen können? Zur Antwort bellten wir einmal laut.
„Also gut. Wer als erster da ist! Auf die Plätze … Fertig … LOS!“ Sie hatte einen Vorteil beim Start. Ihr zierlicher, geschmeidiger Körper reagierte schneller als unserer. Am Anfang war sie uns knapp überlegen. Schnell ließ ich jedoch Seth hinter mir. Sie sprang von Baum zu Baum, um Hindernissen auf dem Boden auszuweichen. Doch dadurch nahm sie Umwege in Kauf. Mein Vorteil. Ich sprang über umgefallene Bäume, über Sträucher und hatte sie schon bald überholt. Plötzlich bog sie ab. Sie nahm einen anderen Weg. Ich wurde noch schneller, meine Pfoten gruben sich stärker in die feuchte Erde des Waldes, drückten sich stärker vom Boden ab. Ich spürte den Wind in meinem Fell, spürte wie sich meine Muskeln anstrengten. Wie ich das vermisst hatte. Ich wurde immer und immer schneller. Plötzlich nahm ich ihren Geruch wieder wahr. Ich schaute kurz zur Seite. Etwa hundert Meter links von mir lief sie. Als sie sah, dass ich sie bemerkt hatte, nahm sie an Geschwindigkeit zu. Auch ich spornte meine Beine noch einmal an. Ich sah vor mir das schwache Licht durch den dichten Wald. Wir mussten gleich da sein. Noch immer war sie mit mir auf einer Höhe. Wir versuchten beide noch einmal Gas zu geben, doch wir kamen gemeinsam auf der Lichtung an. Sie grinste, doch als sie Seth bemerkte, klappte ihr der Mund nach unten.
‚Ha! Ich hab euch geschlagen!‘ Ich konnte seine triumphierende Stimme in meinem Kopf hören.
‚Aber wie?‘ Ich war genauso erstaunt, wie Renesmee.
‚Tja. Eine kleine Abkürzung‘ Er grinste uns beide an.
„Würdet ihr euch zurück verwandeln. Ich will mitreden!“ Sie schaute uns bittend an. Wir liefen wieder in den Wald, verwandelten uns in Menschengestalt, zogen unsere Sachen wieder an und gingen zurück zu ihr.
„Er hat eine Abkürzung genommen!“
„Was für eine Abkürzung?“
„Ha! Das wüsstet ihr wohl gern. Aber dieses Geheimnis werde ich mit ins Grab nehmen!“ Ich boxte ihm gegen die Schulter und wir lachten. Wir setzten uns ins Gras, welches von blauen und violetten Blumen überseht war. Ich pflückte eine wunderschöne Blume und überreichte sie Nessie.
„Danke, Jake!“ Sie gab mir erneut einen Kuss, diesmal jedoch inniger, leidenschaftlicher.
„Huhu. Ich bin auch noch da.“ Lachend löste ich mich von ihr, Seth grinste uns an.
„Ihr seid echt ein süßes Paar, wisst ihr das?“ Er wurde leicht rot, grinste jedoch immer noch.
„Das sehen wir aber nicht so!“ Ich zuckte vor der kalten Stimme zurück. Eine Stimme die ich zu gut kannte, zu gut fürchtete.
„Nein!“ Ich drehte mich ruckartig um und schob meinen Engel dabei hinter mich. Warum waren sie hier? Die anderen wollten doch….
„Nein. Das kann nicht sein! Wo sind sie? Was habt ihr Bastarde mit ihnen gemacht?“
„Meinst du etwa ihre Familie? Oder die Blutbändiger?“
„Jake, was…?“ Ich hatte Nessie noch nichts erzählt.
„Später!“
„Nein jetzt! Wo sind die anderen?“
„In Volterra, jedenfalls wollten sie da hin!“
„Genau. Sie wollten uns angreifen. Wir gaben dir eine Chance und was tun sie? Uns hintergehen. Unsere eigenen Leute gegen uns richten.“ Nessie erstarrte bei Caius‘ wütender, herzloser Stimme.
„Was habt ihr mit ihnen gemacht? Was?“ Sie sprang auf und wollte auf sie zu rennen, ich hielt sie jedoch am Handgelenk fest und zog sie zu mir.
„Falls du nun deine Familie meinst, es geht ihnen … den Umständen entsprechend. Sie wurden eingesperrt. Ich werde mir noch überlegen, wie ich sie bestrafe.“
„Nein. Bitte, bitte tut ihnen nicht weh.“ Sie fing an zu schluchzen.
„Wir werden sehen. Die zwei anderen, die Blutbändiger, haben ihre gerechte Strafe übrigens noch nicht erhalten. Sie sind hier!“ Er winkte jemand aus den letzten Reihen zu sich. Erst jetzt sah ich, wie viele sie mitgebracht hatten. In der vordersten Reihe standen natürlich Caius, Jane, Alec, Felix und Demetri. Knapp dahinter konnte ich weitere Wachen erkennen, deren Namen ich jedoch nicht kannte. Aro und Marcus fehlten. Insgesamt waren sie zu zwölft. Jeremiah und Jillian nicht eingerechnet. Zwölf. Und wir waren zu dritt.
„Also. Was sollen wir mit euch machen?“ Er schaute die beiden an. Jillian fing an zu weinen, Jeremiah nahm sie in den Arm. Er sah entschuldigend zu uns.
„Es tut mir leid.“ Er senkte den Kopf.
„Beim wem entschuldigst du dich denn bitte? Bei ihnen?“, Caius richtete seine Hand auf uns, „bei diesen Verrätern?“
„Ja! Bei ihnen. Und sie sind gewiss keine Verräter. Wir wollten nur helfen, diesem armen Mädchen ihre Eltern wieder zu bringen. Mehr nicht!“ Seine Stimme war fest, voller Überzeugung. Plötzlich sprang jegliche Abscheu gegen die zwei von mir ab. Ich wusste nicht, dass sie (bzw. er) so dachten. Ich hatte ja keine Ahnung.
„Armes Mädchen, dass ich nicht lache. Eine Schande, dass du so denkst.“
„Bestraft uns. Nur zu. Ich weiß wenigstens, dass es einen Grund zum Sterben gab. Ein guten Grund!“ Er drückte seine Schwester an sich und funkelte Caius böse an.
„Jeremiah!“ Sein Kopf drehte sich erstaunt zu mir.
„Du musst das nicht tun. Sag ihnen, dass ihr keine Wahl hattet. Dass wir euch … gezwungen haben. Dass wir euch sonst umgebracht hätten. Nimm es nicht auch noch auf dich.“ Seine Augen weiteten sich. Er hätte das nicht erwartet, erst recht nicht von mir.
„Jacob“, er lächelte kurz, als er meinen Namen aussprach, „du weißt gar nicht, wie gern ich euch geholfen habe. Wie froh ich war, von diesen Monstern wegzukommen. Ihr habt mir Hoffnung gegeben, mir und meiner Schwester. Hoffnung auf ein Leben. Dafür danke ich euch. Und ich werde die Strafe auf mich nehmen.“
Nun ergriff auch Jillian das Wort.
„Ich stimme dem zu. Es tut mir leid, dass ich so unfreundlich war. Doch auch ich habe einen Grund zu sterben. Auch wenn es mich Überwindung kostete“, sie schaute kurz zu mir, „wollte ich dieser Familie helfen, besonders Renesmee und … Jacob!“ Sie sprach meinen Namen anders aus. Ihre Stimme nahm einen ganz anderen Klang an.
„Auch ich werde die Strafe auf mich nehmen. Also beendet es jetzt endlich!“ Sie schaute Caius böse an, senkte ihren Blick jedoch wieder.
Leicht überrascht wand er sich an Felix.
„Nun gut. Würdest du?“ Felix wollte gerade den ersten Schritt machen, da zerriss Nessie‘s Schrei die Stille.
„NEIN! Bitte. Bitte lasst sie gehen. Sie wollten nur helfen. Bitte!“
„Felix!“ Caius achtete gar nicht auf sie. Felix riss Jillian von Jeremiah weg. Keiner gab ihnen noch eine Chance. Ich drückte Nessie‘s Kopf an meine Schulter, sie sollte das nicht sehen. Jillian schrie nicht. Sie sah ihren Bruder an und dann mich. Es lag etwas Trauriges in ihrem Blick, als sie zu mir schaute. Sie senkte ihren Kopf. Felix holte aus, doch nichts passierte.
„Liebe Jillian, glaubst du, wir töten so etwas … Nützliches wie dich? Nein. Deine Strafe wird Dienst sein, Dienst für deinen Meister!“ Er grinste sie an und nickte dann in Jeremiah’s Richtung.
„Er hingegen ist nutzlos. Eine Blutbändigern haben wir, dazu noch eine Außergewöhnliche, ihn brauchen wir nicht!“ Nessie’s Hände krallten sich in meinen Arm. In mir stieg Übelkeit auf. Er ließ sie achtlos fallen, Jeremiah kniete auf dem Boden, den Kopf in seinen Händen vergraben. Er schaute zu seiner weinenden Schwester, welche plötzlich anfing zu schreien. Es war grausam mit an zu hören, wie sie versuchte ihren geliebten Bruder zu retten. Dann warf er uns einen letzten Blick zu, doch keinerlei Vorwurf war darin zu sehen. Ich flüsterte ein ‚Danke‘ bevor Felix ihn packte. Ich schaute weg, doch ich hörte das leise Reißen, roch das Blut. Ich spürte gar nicht, wie mir Tränen die Wange hinunter liefen. Seth hinter mir atmete schwer.
„Seth? Geh, bitte, lauf nach Hause!“ Er schüttelte den Kopf.
„Bitte Seth!“ Erneut lehnte er ab.
„Ich befehle es dir. Geh nach Hause!“ Er schaute mich an, dann zu Nessie, welche ihr Gesicht noch immer in meiner Schulter vergraben hatte. Er musste dem Befehl gehorchen, ob er wollte oder nicht. Er küsste sie auf den Kopf, legte mir eine Hand auf die Schulter.
„Seit vorsichtig! Soll ich Hilfe holen?“
„Nein. Wir schaffen das. Sie haben keinen Grund!“ Er nickte kurz und stand dann auf. Ich blickte ihm nach, bis er im Wald nicht mehr zu sehen war. Er hatte keine Wahl.
„Wir haben einen Grund, Jacob!“ Lachend sah Jane mich an.
„Wir haben einen sehr guten Grund!“
„Welcher wie lautet?“
„Ihr beide!“ Verdutzt schaute ich sie an.
„Das kann so nicht weiter gehen! Was soll daraus denn bitte werden? Noch eine weitere Art? Eine Verunreinigung?“ Ich drückte Nessie stärker an mich.
„Wir können das nicht verantworten.“
„Was wollt ihr tun? Uns umbringen?“ Meine Stimme war fester, als ich dachte. Zum Glück.
„Vielleicht!“ Caius Stimme nahm einen freudigen Unterton an. Ich wollte nicht mehr diskutieren, es brachte ja nichts. Renesmee fing an, in meinen Armen zu zittern.
„Dann bringt mich um, aber lasst sie am Leben!“ Nessie schaute erschrocken zu mir auf.
„Nein. Tut ihm nichts! Verschont ihn!“ Sie blickte bittend zu Caius.
„Ihr wollt meinen Tod, das weiß ich. Also los. Tötet mich, aber bitte tut Jake nichts!“ Ich sah meinem Engel in die Augen, auch sie richtete ihren Blick auf mich. Ich strich ihr eine Träne aus dem Augenwinkel, sie drückte sich schluchzend an mich. Ich vergrub mein Gesicht in ihren Haaren.
„Ich liebe dich und ich werde nicht zulassen, dass sie dir etwas tun!“
„Bitte … Jake. Sie wollen mich … tot. Sie werden nicht aufgeben, komme was wolle. Lass es sie beenden.“ Was sagte sie da? Ich drückte sie ein Stück von mir, nahm ihr kleines, wunderschönes Gesicht in meine Hände und schaute ihr in die Augen. Wie konnte man denken, von ihr ginge Gefahr aus, oder eher von ihren Kindern? Sie würden genau so sein wie sie, wie meine geliebte Renesmee. Aufopfernd, liebevoll, unschuldig. Sie würden nie auch nur einer Fliege etwas zu Leide tun. Dafür lege ich meine Hand ins Feuer.
„Ich werde dich ihnen bestimmt nicht ausliefern. Ich werde kämpfen. Renesmee. Ich kann nicht ohne dich leben. Du bist mein Leben!“
„Du musst!“ Sie stand auf und wollte sich auf sie zu bewegen.
„Nein.“ Erneut umfasste ich ihr Handgelenk.
„Jacob. Es bringt nichts. Sie werden uns immer weiter jagen, uns folgen, egal, wo wir hin gehen. Ich will das nicht mehr. Ich kann nicht mehr.“ Sie riss sich los und ging zu ihnen. Ich sah sie vor mir. Nessie, wie Felix sie packte, wie sie kaltblütig in Stücke gerissen wurde. Ich stand da, konnte nichts tun. Konnte mein Leben, mein Herz nicht retten.
Nein. Das soll es gewesen sein? Niemals!
Ich folgte ihr.
„Gut.“ Mit großen Schritte hatte ich sie schnell überholt.
„Ich beende das jetzt. Kommt schon. Ein Biss. Tötet mich, lasst sie am Leben. Das wollt ihr doch, oder? Einer von uns muss sterben.“ Nessie blieb erstarrt stehen. Caius schaute mich an, es blitze Mordlust, Freude, in seinen Augen auf.
„Ja. Muss es. Unser Gift ist tödlich für euch, hab ich recht?“ Ich wollte antworten, doch Nessie unterbrach mich.
„Jake, nein. Bitte. Ich will nicht, dass sie dich umbringen. Du hast ein Leben verdient. Bitte!“ Sie sah mich verzweifelt an. Ich ignorierte sie.
„Ja. Es ist tödlich. Nur ein Biss genügt!“
„Also gut. Dann lasst uns das hier beenden!“

Nessie



Ich stand vollkommen reglos knapp fünf Meter vor ihnen. Jake schaute mich an, ich sah den Abschied in seinen Augen. Felix packte ihn von hinten und riss seinen Kopf zurück. Ich schaute nicht weg, er flüsterte ein ‚Tut mir leid‘ und schloss die Augen. Es geschah alles in Zeitlupe, so sah ich es jedenfalls. Ich sank langsam auf die Knie, Tränen liefen mir über die Wangen. Doch ich konnte meinen Blick nicht senken, er lag noch immer auf Jake. Felix näherte sich immer weiter seinen Hals. Auch wenn er versuchte keine Angst zu zeigen, ich sah, dass er schwer atmete. Er hatte Angst vor dem Tod, Angst vor den Schmerzen. Doch es war keine Angst verglichen mit meiner. Angst um ihn.
Plötzlich riss Felix den Mund auf, seine scharfen Reißzähne blitzen auf. Im gleichen Moment passierten zwei Dinge. Ich fing an zu schreien, schlimmer, fiel schlimmer als die arme Jillian vorhin und genau sie sprang dazwischen. Sie riss meinen Jake von ihm weg, welcher völlig perplex war. Ich verstummte.
„Ihr wisst, dass es eine andere Lösung gibt, ihr wisst es! Und ich kann nicht verstehen, nicht akzeptieren, dass ihr immer alle umbringt! Nein! Diese beiden haben ein Leben verdient. Und es geht euch doch schließlich nur darum, dass sie ihr Leben nicht gemeinsam verbringen dürfen. Ihr sagtet doch, ich bin nützlich. Lasst meine Fähigkeit hier von Nutzen sein. Bitte!“
Caius schaute sie wütend an. Nicht weil sie dazwischen gesprungen war, nein. Er sah sie so hasserfüllt an, weil sie ihr Geheimnis verraten hatte.
„Was soll das? Wer hat dir erlaubt, zu reden? Ich sollte dich sofort umbringen lassen, du kleines….“
„Hey!“ Jake’s Stimme war laut, alle schreckten zurück, sogar ich.
„Jillian“, er sah sie an, „was ist deine Fähigkeit?“
„Ich kann Erinnerungen löschen. Ich könnte in dir alles auslöschen, so, dass du nicht mal mehr deinen Namen weißt. Wenn ich es bei Renesmee tun darf, würde sie alles vergessen. Ihre Familie, ihr Leben. Dich!“ Ich schluckte. Jacob sah zu mir. In diesem Moment sprang ich auf und fiel ihm um den Hals.
„Jake. Ich will dich nicht vergessen.“
„Es ist die einzige Lösung, mein Engel. So kannst du leben. Du wirst ein wundervolles Leben haben, dafür sorge ich.“ Ich sah ihn an.
„Und was ist mit dir?“
„Ich werde klar kommen!“ Er schaute zu Boden.
„Nein, Jacob. Wirst du nicht. Du wirst Qualen erleiden, und das will ich nicht. Ich tue es. Unter einer Bedingung!“ Verwirrt schaute er mich an.
„Du lässt dir die Erinnerung an mich nehmen!“

Wir saßen noch lange so da. Ich hatte mit Jillian geredet. Sie könnte ihm auch eine einzige Erinnerung nehmen. Sie könnte mich in seinem Leben verschwinden lassen. Die Volturi diskutierten noch immer, doch ich sah, dass wir gewonnen hatten. Wir würden leben, wenn auch voneinander getrennt. Doch plötzlich wurde mir bewusst, was das hieß. Natürlich, später würde ich mich nicht erinnern, doch mein Herz zersprang trotzdem in tausende von Splittern.
„Jake, versprich es mir. Du wirst mich vergessen, ja? Ich will nicht, dass du leidest!“ Erneut wich er meinem Blick aus. Ich wusste, dass er mit sich kämpfte.
„Bitte Jake. Ich will nicht, dass du unnötig leidest. Das wäre nicht gerecht. Wenn du es nicht machst, dann mach ich es auch nicht!“ Er schluckte, ich hatte seine wunde Stelle getroffen.
„Okay. Ich mach es. Ich verspreche dir, dass sie mir meine Erinnerung nehmen wird.“ Es kostete ihn Überwindung, doch ich war froh, dass er einwilligte. Ich kuschelte mich ein letztes Mal an ihn, atmete seinen Geruch ein. Er zog mein Gesicht zu seinem. Ich überbrückte die letzten Zentimeter zwischen unseren Lippen. Es war ein zarter Kuss, man spürte den Abschied. Wieder sammelten sich Tränen in meinen Augen, ich versuchte sie wegzublinzeln, doch wie immer hatte ich keine Chance. Jake zog mich an seine Brust, drückte mich an sich.
„Ich werde dich immer lieben, mein Engel!“ Mein Schluchzen wurde noch lauter.
„So wie ich dich!“ Auch er fing nun an zu weinen. Sein Körper zitterte, doch diesmal nicht weil er sich verwandelte. Nein. Es war der Schmerz, der ihn immer wieder zusammenzucken ließ.
„Nun gut. Wir werden Jillian’s Vorschlag zustimmen. Wir werden dir deine Erinnerung an dein gesamtes Leben nehmen, Renesmee. Dann wirst du irgendwo weit weg von hier, hingeschickt.“ Ich nickte und löste mich von Jake. Ich hoffte, es würde schnell gehen. Jillian erhob sich und stellte sich neben mich. Ich sah noch immer Jake an.
„Also es wird nicht wehtun. Du musst mir aber in die Augen sehen, ja?“ Sie wartete, während ich mich noch ein letztes Mal von ihm verabschiedete. Meine Beine gaben nach, mein Schluchzen wurde lauter, mein gesamter Körper zuckte. Jillian kniete sich zu mir und legte einen Arm um meine Taille. Ich wusste nicht warum, ich kannte sie nicht, aber in diesem Moment war ich froh, mich an sie lehnen zu können.
„Alles wird gut, Renesmee. Er wird alles vergessen. Keiner von euch beiden wird sich an die Trennung erinnern.“ Ich nickte, sah Jake ein letztes Mal in die Augen, welche von so viel Schmerz erfüllt waren.
„Sag Mum und Dad, dass ich sie liebe, ja? Und allen anderen. Ich hab sie furchtbar lieb.“ Erneut ein Zucken, welches durch seinen gesamten Körper lief.
„Danke Jillian. Danke für alles!“ Ich wendete meinen Blick von Jacob ab und sah ihr in die Augen. Ohne darüber nach zudenken, drückte ich sie an mich. Sie hatte sein Leben gerettet. Dafür würde ich ewig in ihrer Schuld stehen. Sie löste sich von mir und sah mich traurig an.
„Es tut mir so leid. Du hast das nicht verdient. Ich will ihn dir nicht nehmen. Aber ihr habt keine Wahl!“ Ich schaute kurz zu Boden und dann erwiderte ich entschlossen ihren Blick.
„Beende es, bitte!“ Sie warf Caius einen letzten Blick zu, welcher vermutlich nickte. Dann wandte sie sich an Jake, wobei sie ihr Gesicht verzog … vor Schmerz. Ich konnte ihn nicht noch einmal ansehen, ich hätte es nicht ertragen. Jillian drehte sich nun wieder zu mir, nahm mein Gesicht in ihre Hände und schaute mir in die Augen. Plötzlich sah ich mein gesamtes Leben ein letztes Mal vor mir. Angefangen mit meiner Geburt, die Begegnung mit den Volturi, Weihnachten, meine Geburtstage. Ich sah alles ein zweites Mal. Mum und Dad, meine gesamte Familie, wie sie mit mir spielte, wie wir Spaß hatten. Jacob. Unser erster Kuss, unsere Waldausflüge, die Wettrennen. Doch mit jedem was ich sah, wurde mir ein Stück genommen, es war, als wäre jede Erinnerung ein Luftballon. Ich hielt sie in der Hand, sah sie an und ließ sie dann in den Himmel aufsteigen. Alles löste sich von mir. Sagte man nicht immer, bevor man starb, sah man sein gesamtes Leben noch einmal Revue passieren? So erschien es mir, nur mit dem Unterschied, dass ich nicht starb. Obwohl, konnte man es nicht so bezeichnen? Schließlich wurde mir alles genommen. Meine Familie, mein Herz, mein Ich. Mein Leben wurde ausgelöscht. Wie eine Kerze, welche mit einem Luftzug erlosch.
Ich sah in Jillian‘s tiefblaue Augen, spürte plötzlich warme Arme welche sich um meinen Körper schlossen. Etwas Nasses tropfte auf mein Gesicht, doch ich erkannte nicht, wer sich über mich gebeugt hatte. Ich sah nur ihre Augen. Ich spürte, dass es bald soweit war. Es fühlte sich leer an, so unfassbar leer. Ich hatte nichts mehr in mir. Keine Seele, kein Herz, kein Stück Leben. Schwarze Punkte sammelten sich vor meinen Augen. Warum konnte ich noch so klar denken? Es war doch alles weg! Ich war weg!
Die starken Arme drückten mich an sich, bevor sich mich losließen. Mir wurde schwindelig. Ich fiel, ich fiel in ein schwarzes Loch. Immer und immer schneller. Wann würde ich auf dem Boden aufschlagen? Wann hätte diese Qual endlich ein Ende?
Meine Lider wurden immer schwerer. Ich versuchte, sie offen zu halten, doch es war vergeblich. Ich musste gehen. Ob ich ein Licht sehen würde? Würde ich hineingehen können? Doch noch immer war da nur diese Schwärze, die mich zu verschlingen drohte. Kein Licht. Nichts.
Die Tränen versiegten, mein Herzschlag wurde langsamer. Ich war bereit. Es konnte jetzt alles Enden. Ich spürte, wie ich mich löste. Ich löste mich von dieser Welt. Alles war weg. Da war nichts mehr. Außer dem qualvollem Heulen eines Wolfes.

Mein neues Leben



1 1/2 Jahre später



Nessie



Mein Finger krallten sich in sein weiches, rostbraunes Fell. Der Wald um mich herum war ein einziger, grüner, vorbeiziehender Schatten. Ich roch die frische Luft, den erdigen Boden. Doch all dies war unwichtig. Denn ich saß auf dem Rücken eines riesigen Wolfes. Doch war dies sicher ich? Vielleicht sollte man eher sagen, ein kleines Mädchen, wunderschön, saß auf ihm. Doch sie hatte meine Haare. Meine Augen. SIE war ICH! Nessie!
Nessie ……. Nessie ……. Nessie…….



„Nessie!“ … „Nessie!“ …
„Komm schon, du kommst wieder zu spät. Nessie!“ Hände rüttelten an mir, rissen mich aus meinem Traum.
„Ach Nessie. Kannst du dir nicht mal einen Wecker stellen?“ Ich drückte mein Gesicht wieder in die Kissen, während sie die Vorhänge von meinem Fenster zur Seite schob. Das grelle Licht der Sonne durchflutete mein Zimmer.
„Argh. Alex, lass mich schlafen. Sag ich bin krank. Ich hab furchbare Magenkrämpfe und mir ist echt kotzübel!“ Das war nicht mal gelogen. Ich hatte meine Regel und das bedeutete sechs verdammte Tage voller Qualen.
„Ach komm schon, ich schaff das doch auch immer. Du packst das schon. Außerdem. Wir haben heut den wichtigen Mathetest, schon vergessen?“ Natürlich hatte ich das nicht vergessen. Aber bei meinen Noten.
„Eine Eins weniger wird mich nicht umbringen!“ Ich hörte sie auf mich zukommen. Sie zog mir die Decke weg, ergriff meine Fußgelenke und zog mich aus meinem kuschligen Bett.
„Alexia Roya MacCarthur, lass mich sofort los!“ Als sie mich ins Bad geschleppt hatte, ließ sie meine Beine fallen.
„Das wirst du noch büßen!“ Ich rappelte mich auf und sah meiner besten Freundin in ihre moosgrünen Augen. Sie war ein Stück kleiner als ich und somit machte meine Anklage noch mehr Eindruck.
„Ach komm schon. Wann setzt du diese Drohung endlich in die Tat um, Süße?“ Sie drehte sich um und marschierte aus dem Bad.
„Ich meine, du sagst mir das jetzt schon so ziemlich jeden Morgen seit einem Jahr. Und wann hast du mich wirklich mal etwas Büßen lassen?“ Sie sah mich fragend an.
„Nie! Ganz genau! Also beeil dich jetzt lieber. Du hast noch genau fünf Minuten bis zum Frühstück, was du natürlich sowieso nicht wahrnehmen wirst, also bleibt dir noch eine Stunde. Ich bin dann weg!“ Sie drehte sich noch einmal kurz zu mir, um mich anzugrinsen und lief dann in Richtung Speisesaal. Ich verdrehte die Augen. Natürlich hatte sie recht. Das lief jetzt wirklich schon seit einem Jahr so ab. Anfangs, als ich hier im Internat aufgenommen wurde, hab ich so ziemlich jeden Tag verschlafen. Irgendwann ist Alex, meine heutige beste Freundin, dann mal auf die Idee gekommen ist, mich vor den Besuchen beim Rektor zu retten und mich doch zu wecken. Ich war ihr bis heute dankbar, sonst wär‘ ich hier nämlich schon lange rausgeflogen. Und wo bitte sollte ich dann hin? Ich hatte niemanden. Keine Eltern, keine Geschwister, keine Verwandten. Jedenfalls behaupteten sie das. Man hatte mich vor anderthalb Jahren gefunden. Bewusstlos vor dem Tor der Burwick School in Schottland. Mehr als einer Tasche und den Sachen die ich am Leib trug lag nicht bei mir. Außer einem kleinen Zettel.

Verwaistes Kind.
Kein Zuhause. Wir bitten um Aufnahme.
Sie wird sonst sterben. Auf der Straße. In der Kälte.
Freundliche Grüße.



Man hatte ihn mir später überreicht. Ich kannte ihn in - und auswendig und trotzdem hatte ich ihn nie weggeschmissen. Er war eigentlich nicht von Bedeutung, enthielt keine Anhaltspunkte auf eine Familie. Freunde. Nicht mal einen Absender. Und trotzdem war er mir irgendwie wichtig. Ich hatte ja nur ihn. Eine Kette mit einem Kristallherz, einem Armband mit verschieden Anhängern: einem Wolf, den Buchstaben N und J, einem Herzen und zwei Wappen. Sonst nichts. Man hatte geforscht, wollte mir helfen. Doch niemand fand etwas heraus. Sie vermuteten, dass ich meine Familie durch einen Unfall oder sonstiges verloren habe. Dann auf der Straße lebte, wo man mich aufsammelte und hierhin brachte. Es war das einzigste Internat in der Nähe und natürlich ließen sie ein armes Mädchen nicht draußen sterben. Ich brauchte nicht lange um mich einzuleben. Es war kein großes Internat, und so kannte hier jeder jeden. Ich hatte schon ab dem ersten Tag Freunde. Alex hatte das Zimmer neben mir und sie hatte mir hier alles gezeigt. Sie war mein persönlicher Schutzengel geworden in dieser Zeit. In allen schwierigen Situationen hatte sie mir aus der Patsche geholfen. Die Jungs waren besonders anhänglich gewesen. Ja. Ich war sehr hübsch, doch das war Alex auch. Mit ihren großen, grünen Augen, der schlanken Figur und dem orange-roten, lockigem, schulterlangen Haar. Ich verstand bis heute nicht, was alle an mir fanden. Melanie wahrscheinlich auch nicht, denn seit sie mich das erste Mal sah, verabscheute sie mich. Sie hatte hier das Sagen gehabt. Blond, blaue Augen, eine Tonne Make-up. Das beliebteste Mädchen der Schule. Wobei ich auch gerne sage, die Schlampe der Schule. Sie hatte schon mit jedem aus dem Football-Team etwas gehabt. Mit jedem! Bis ich kam, denn dann wollte keiner mehr etwas von ihr wissen. Und das gefiel ihr so gar nicht. Nicht das ich stolz darauf wäre, dass mir jeder Junge aus der Schule hinterherläuft, wie ein treuer Dackel, aber es hat seine Vorteile. Doch langsam verlieren auch sie das Interesse. Denn sie haben keine Chance mehr. Einer hat mein Herz erobert. Ian. Seit einem halben Jahr sind wir nun schon das Traumpaar der Schule. Wenn auch nur unter den Mädchen. Alle beneiden mich. Er ist schließlich der beliebteste und heißeste Junge des ganzen Internates, ach Quatsch. Des ganzen Landes. Auch Melanie ist nicht erfreut über unsere Beziehung. Sie hatte mal was mit ihm und er hat sie abserviert. Der erste überhaupt. Seit dem schaut sie mich noch nicht einmal mehr von der Seite an. Keinen Blick würdigt sie mir mehr. Jedenfalls solange sie in meinem Blickfeld ist. Doch was sollte dies schon ändern. Ich bin glücklich und zur Zeit kann da keiner etwas dran ändern.

Ich schaute mich ein letztes Mal im Spiegel an. Make-up hatte ich nicht nötig, meine Haare hatte ich zu einem Pferdeschwanz zusammen gemacht. Nachdem ich hier angekommen war, habe ich sie abgeschnitten. Es war praktischer, auch wenn sie schnell nachwuchsen. Ich zog mir noch eine dünne Jacke über das enganliegende, blaue Kleid und machte mich dann auf den Weg zum Speisesaal. Von allen Seiten kamen freundliche Worte. Manchmal nur ein ‚Guten Morgen‘ manchmal ein ‚Du siehst heut mal wieder toll aus‘. Besonders Damien kriegte sich gar nicht mehr ein bei meinem Anblick.
„Ach Süße. Du siehst heut mal wieder bezaubernd aus. Wie machst du das nur?“ Er war schwul. So richtig schwul. Nicht der Einzigste auf der Schule aber derjenige, dem man es sofort anmerkte.
Als ich endlich Alex, Mary, Bonnie, Jules, Tyler, Erin und Ian erblickte, lief ich auf ihren Tisch zu.
„Hi“ Ian stand auf und gab mir einen langen Kuss.
„Da bist du ja endlich. Mal wieder verschlafen?“ Er grinste mich an, wobei er diese niedlich kleinen Grübchen bekam.
„Ach Quatsch. Ich hab doch meinen persönlichen Wecker!“ Ich lächelte Alex an und setzte mich dann zu ihr. Ian nahm natürlich den Platz neben mir und legte seinen Arm um meine Schulter.
„Also, wo waren wir grad?“ Mary sah Tyler fragend an.
„Biologie. Wir machen heute Blutuntersuchungen. Blutgruppe und all sowas.“ Er zuckte die Schultern während ich von den Mädchen nur protestierende Laute wahrnahm.
„Das ist doch, bäh! Muss ich mir da selbst in den Finger stechen?“ Erin lachte auf und nahm Jules Hand.
„Wenn du willst, helf ich dir!“ Sie waren ein Paar. Noch nicht so lange wie Ian und ich, aber sie hatten ja auch wirklich lange gebraucht.
Die Klingel unterbrach alle Gespräche. Es waren genervte Laute zu hören, bevor sich alle erhoben und ihre Tablette wegräumten um sich dann auf den Weg in die Unterrichtsräume zu machen. Ian und ich gingen Hand in Hand, wir hatte jetzt alle Biologie. Na toll!
Wir hatten den Raum erreicht und setzten uns auf unsere Plätze. Ich neben Alex, Ian vor mir.
„Nessie? Hast du diese Nacht wieder geträumt?“ Ich nickte.
„Den gleichen?“ Alex sah mich besorgt an.
„Mhh. Wie immer!“ Ich hatte die anderthalb Jahre, die ich nun schon hier verbrachte, immer wieder, jede Nacht, den selben Traum. Das Mädchen auf dem riesigen, rostbraunen Wolf. Und ihr Name. Mein Name. Nessie. Ich weiß, das ist nicht mein vollständiger Vorname. Ein Spitzname. Aber ich wusste, dass man mich damals so nannte. Und hier nannte mich nun auch jeder ‚Nessie‘. Einfach nur Nessie.
„Was glaubst du bedeutet er?“ Ich zuckte mit den Schultern.
„Keine Ahnung. Er ist total unrealistisch! Ich meine weit und breit gibt es keine so riesigen Wölfe. Vielleicht ist es ja auch nur meine Fantasie, die mit mir durchgeht.“ Alex nickte nur noch, denn der Lehrer betrat den Raum. Mister McCallough war eigentlich sehr nett. Jedoch etwas gewöhnungsbedürftig.
„Guten Morgen alle miteinander. Was wir heut vorhaben, hat sich ja sicher schon herumgesprochen also kann ich mir Erklärungen sparen.“ Er lächelte fröhlich in die Runde, wobei ihm auch die missmutigen Gesichter der Mädchen auffielen.
„Ach kommt schon. Ein Tröpfchen Blut wird euch nicht umbringen!“ Keine Verbesserung.
„Naja gut. Dann lassen wir das und fangen doch gleich an.“ Er ging herum und verteilte Mikroskope und kleine Nadeln. Denn Rest zum Mikroskopieren holten wir uns selbst aus dem Schrank, welcher hinten im Raum stand. Nachdem jeder alles vorbereitet hatte, bat Mister McCallough erneut um Ruhe.
„Also. Folgende Durchführung: Ihr stecht euch mit der Nadel kurz in den Finger. Den Tropfen Blut sammelt ihr auf und haltet ihn unter’s Mikroskop. Nachher werden wir dann eine Untersuchung durchführen. Ihr könnt‘ anfangen!“ Er lächelte noch einmal durch die Runde, bevor er begann, an jedem Tisch vorbei zulaufen und zu gucken, ob jemand Probleme hatte. Langsam hörte man die entsetzten Schreie der Mädchen oder die lachenden Jungen. Ich schaute zu Alex, um zu sehen, ob sie schon angefangen hat. Sie saß zusammenkauert in ihrem Stuhl.
„Alex? Was ist los?“ Ich schaute sie besorgt an.
„Ich … mir ist schlecht!“ Natürlich. Sie konnte kein Blut sehen.
„Mister McCallough? Alex geht es nicht gut!“ Sofort kam er zu unserem Tisch gerannt.
„Du kannst kein Blut sehen?“ Sie nickte.
„Okay … Erin, du bist fertig. Bringst du sie bitte zur Krankenschwester?“ Erin sprang auf und legte einen Arm um Alex‘ Taille.
„Mach ich!“ Er grinste mich an und verschwand dann mit ihr aus der Tür.
„Nessie? Willst du nicht mal anfangen?“ Ian schaute mich mit besorgtem Blick an.
„Oder ist dir auch schlecht?“
„Nein. Nein. Ich war nur in Gedanken.“ Ich lächelte ihn an und nahm die Nadel in die Hand.
„Einfach in den Finger stechen?“
„Ja. Brauchst du Hilfe?“
„Nein. Geht schon.“ Ich setzte die Nadel an meiner Fingerkuppe an und versuchte mir kurz in den Finger zu piksen. Doch nichts passierte. Die Nadel wollte nicht durch meine Haut. Ich versuchte mehr Druck auszuüben, aber auch das brachte nichts.
„Warum geht das denn nicht?“ Ich versuchte es erneut, noch stärker, doch wieder nichts.
„Gib mal her!“ Ian nahm meine Nadel und meine Hand. Er schloss seine Hand um meine, so dass ich noch den kleinen Einstich seiner Nadel sehen konnte. Ein kleiner Bluttropfen quoll heraus. Der Geruch des frischen Blutes stieg mir in die Nase. Ein süßer Duft. Plötzlich legte sich ein roter Schleier über meine Augen. Ich sah seinen Puls unter der Haut pochen, hörte sein Herz schlagen. Und ich sah sein Blut, ich roch sein Blut, viel intensiver als zuvor. Und es roch gut. Meine Reflexe verstärkten sich schlagartig. Ich sah alles viel genauer, konnte winzige Bewegungen plötzlich wahrnehmen. Doch all das wahr unwichtig im Gegensatz zu seinem Blut. Ich wollte es schmecken, wollte es meinen Hals hinunterfließen spüren. Ich merkte nicht, wie sich meine Hand fest um seine schloss, wie ich sie langsam, immer näher in Richtung meines Mundes bewegte. Der Geruch wurde immer stärker. Weckte immer mehr den Durst in mir. Ich spürte ein starkes Brennen im Hals. Und ich wusste, würde ich das Blut schmecken, würde es aufhören. Nur ein kleiner Tropfen von Blut …
„Nessie! Lass meine Hand los! Was soll das!“ Und plötzlich war alles vorbei. Ich roch kein Blut mehr, der rote Schleier war weg. Ich blickte in die blauen, vor Schreck aufgerissen Augen von Ian.
„Was ist bitte los mit dir?“ Ich war völlig verwirrt. Wollte ich gerade sein Blut trinken? Ian’s Blut? Wieso wollte ich, dass es meine Kehle hinunterfließt? War das reine Fantasie? Nein. Das Brennen war schließlich noch da.
„Nessie?“ Ich bemerkte, dass alle in der Klasse mich anstarrten. Hatte es jeder mitbekommen? Tränen liefen mir die Wange hinunter, ich stürzte aus der Tür. Was war gerade passiert?


Jacob



„Jake? Jetzt komm doch endlich! Wir müssen los, sonst verpassen wir unseren Flug!“ Ich schaute mich ein letztes Mal in meinem Zimmer um. Kaum zu glauben, aber ich würde diese kleine Kammer vermissen. Schließlich war sie mein Zuhause. Doch nicht nur das würde ich vermissen. Mein Dad würde mir fehlen, mein Rudel. Ja, sogar Leah.
„Jake!“
„Ich komm‘ ja schon.“ Ich schloss die Tür hinter mir und ging nach draußen, wo Billy, Seth und Leah schon warteten. Ich beugte mich zu meinem Vater und umarmte ihn.
„Du wirst mir fehlen, mein Sohn!“
„Du mir auch Dad. Aber ich muss!“ Er nickte.
„Ruf mich an, wenn ihr angekommen seid!“
„Mach ich.“ Ich lächelte ihn ein letztes Mal an, bevor er wieder im Haus verschwand. Leah fiel mir plötzlich um den Hals.
„Hey. Nicht so stürmisch!“ Ich legte meine Arme um sie, nachdem sie etwas lockerer gelassen hatte.
„Schwer vorzustellen, aber ich werde dich wirklich vermissen, Jacob!“
„Ich dich auch, Leah.“ Sie lächelte mich an. Tränen stiegen ihr in die Augen.
„Hey. Wein‘ doch nicht. Ich komm‘ euch besuchen. Ganz oft!“ Sie wischte sich die Tränen aus den Augen und lachte.
„Jetzt werd‘ ich wegen dir noch sentimental!“ Ich lachte mit ihr, dann trat sie ein paar Schritte zurück. Ihr Bruder, Seth, kam nun ebenfalls zu mir.
„Kann ich wirklich nicht mit?“ Traurig schaute er mich an.
„Bleib bei deiner Schwester und deiner Mum.“ Er grummelte etwas vor sich hin. Ich boxte ihm gegen die Schulter und drehte mich dann um.
„Guten Flug Jake!“
„Danke! Bis bald!“ Ich stieg in den silbernen Volvo, wo sie auch schon warteten.
„Alles okay, Jacob?“ Edward schaute mich besorgt an.
„Ja. Geht schon. Ich werd‘ sie nur alle sehr vermissen!“
„Du kannst noch immer hierbleiben!“ Ich schüttelte den Kopf.
„Nein. Ich kann nicht!“ Ich musste lächeln. Wie leicht diese Lüge damals doch war. Eine Lüge, um sie zu retten. Sie glücklich zu machen. Doch wie hätte ich sie vergessen können? Natürlich. Es hätte einiges einfacher gemacht, mir diese jahrelange Sehnsucht erspart, doch sie noch vor Augen sehen zu können, ihre Wärme zu spüren, den Geschmack ihrer Lippen wenn ich nur an ihre Küsse denke, geprägt von furchtbarer Qual ist wesentlich besser, als mich nicht daran erinnern zu können. Jedenfalls glaube ich das.
„Wo fliegen wir denn nun hin.?“ Ich drehte mich zu Bella.
„Sie wurde zu einem Internat in Burwick, Schottland gebracht. Dort wohnt sie noch immer und ab Montag werden sie sieben neue Schüler begrüßen müssen.“ Sie grinste über’s ganze Gesicht, kein Wunder, sie vermisste ihr Tochter mindestens genauso viel wie ich.

Der Flug verlief gut, ohne Komplikationen außer, dass es unglaublich langweilig war. Neunzehn-ein-halb Stunden im Flugzeug. Natürlich First Class, aber auch das konnte das Ganze nicht retten. Vor allem weil die Stewardess etwas zu freundlich zu mir schien.
„Kann ich Ihnen noch etwas bringen?“ Grinsend schaute sie mich an.
„Nein, danke!“ Ich lächelte freundlich zurück. Edward neben mir lachte. Doch sie beachtete ihn kaum.
„Sind Sie sicher? Haben Sie keinen Durst? Oder Hunger? Oder wünschen Sie zu schlafen, ich könnte Ihnen ein Kissen bringen?!“ Ich verdrehte die Augen.
„Nein mir geht es bestens.“ Etwas enttäuscht drehte sie sich um und lief zum nächsten Passagier.
„Was war denn daran jetzt so lustig?“ Fragend schaute ich Edward an.
„Sie stand auf dich. Ziemlich.“ Er konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.
„Ich versteh‘ jetzt aber noch immer nicht was daran so zum Lachen ist?!“
„Ihre Vorstellungen von dir waren nur äußerst amüsant. Die Kleine steht auf Abenteuer!“ Jetzt konnte sich auch Emmet nicht mehr halten.
„Na toll. Danke Edward. Das darf ich mir jetzt ewig anhören!“
„Worauf du wetten kannst!“ Emmet grinste mich an. Ich lehnte mich zurück und schloss die Augen. Eigentlich war es mir egal, sollte sie doch auf mich stehen. Sie würde enttäuscht werden, denn mein Herz war schon lange vergeben. Und nun begann es wieder zu rasen, als ich an das wunderschöne Porzellangesicht dachte, die langen, lockigen, rotbraunen Haare, die großen schokobraunen Augen. Renesmee. Wieder einmal durchfuhr ein Schauer meinen Körper. Ich liebte sie, stärker als je zuvor und sie fehlte mir, fehlte mir so sehr, dass ich die Landung kaum erwarten konnte. Doch die Zeit verging so schnell, dass ich gar nicht bekam, wie wir in Schottland ankamen.
„Jake? Komm schon. Wir landen gleich, pack‘ deine Sachen zusammen!“ Bella lächelte mich freudig an, sie war nicht weniger aufgeregt als ich.

Als wir den Flughafen verließen, erwartete uns schon ein Taxi, welches uns zum Internat bringen sollte. Während wir die Landschaft durchfuhren, dachte ich nur an sie und bekam nicht wirklich etwas mit, außer vorbeiziehendem Grün. Bella wies mich hier und da, mal auf glitzerndes Wasser eines Sees hin, oder nebelverschleierte Berge im Hintergrund. Doch in dem Moment, als ich es erblickte, hatte ich den schönen Anblick schon wieder vergessen. Mein Herz pochte stärker und lauter, ich hatte das Gefühl, es würde mir gleich aus der Brust springen. Ich wollte sie einfach nur noch sehen. Und dann hielten wir. Wir hielten vor einem alten, riesigen Gebäude. Es sah irgendwie gruselig aus, doch trotzdem schön. Wir nahmen das Gepäck aus dem Wagen, bezahlten das Taxi und warteten, bis es die lange Straße in den Wald zurück fuhr.
„Hier sind wir also.“
„Endlich!“ Die Vorfreude in Bellas Stimme war nicht zu überhören.
„Wir müssen uns beim Leiter melden, dann kriegen wir Zimmer zugewiesen. Natürlich Mädchen und Jungen getrennt.“ Emmet verzog das Gesicht.
„Na super, wo bleibt denn da der Spaß?“ Schelmisch zog er Rose zu sich und vergrub den Kopf in ihren blonden Locken.
Ich wendete meinen Blick von ihnen ab und schaute das hohe Haus vor uns hinauf. Es war wirklich schön. Ich glaube, hier könnte ich mich wohlfühlen. Als ich die Fenster entlang schaute, sah‘ ich plötzlich, leuchtend in der Sonne, etwas Rotes. Es sah aus, als würde dort ein Mädchen im Fenster stehen. Und nicht nur ein Mädchen. Das Mädchen. Ich versuchte genauer hinzuschauen, doch sie war weg. Weg wie sie es schon seit fast zwei Jahren war…


Nessie



Tränen liefen mir über die Wangen, mein Schluchzen schallte von den Wänden. Ich sah mein Gesicht im Spiegel. Die Augen rot unterlaufen, meine Wangen glänzten nass. Und noch immer war ich hübsch. Eine Strähne meines lockigen, rotschimmernden Haares hatte sich in meinem Augenwinkel verfangen. Ich wollte sie nicht weg wischen. Ich wollte nichts! Was hatte ich bitte gerade getan? Ich wollte sein Blut schmecken, ihm die Kehle aufreißen. Ich hatte vollkommen Rot gesehen und war so sehr auf den Tropfen des köstlichen Blutes auf seinem Finger fixiert, ich hatte alles um mich herum vergessen. Ich wollte ihn umbringen.
Noch immer spürte ich dieses Brennen in meiner Kehle. Ich hatte schon literweise Wasser getrunken, doch es wollte nicht weggehen. Es half nichts!
Ich sank an der Wand auf die Knie, mein Kopf versank in meinen Händen. Mein ganzer Körper zitterte, ich konnte das einfach nicht verstehen. Ich war ein Monster. Allein an Ian’s Tod zu denken, ihn auch noch umbringen zu wollen. Was war aus mir geworden.? Ich liebte ihn doch mehr als alles andere auf der Welt. Ich verstand das einfach nicht! Und ich wusste nicht was ich jetzt machen sollte..
Nach weiteren quälenden Minuten hörte ich Stimmen auf dem Flur. Die Stunde musste vorbei sein. Ich raffte mich auf, wischte mir hastig die Tränen aus dem Gesicht und warf einen letzten Blick in den Spiegel. Man sah‘, dass ich geweint hatte. Man sah es sehr deutlich. Doch es nützte nichts, ich musste auf mein Zimmer!
Ich packte meine Tasche, wobei noch einige Bücher herausfielen. Ich sammelte sie schnell auf und ging mit ihnen auf dem Arm aus der Toilette. Zu schnell. Plötzlich stieß ich draußen gegen jemanden. Vor Schreck saß ich plötzlich auf dem Boden.
„Oh mein Gott. Tut mir schrecklich leid. Hast du dir wehgetan?“ Er hatte eine raue, leicht kratzige Stimme. Und doch klang sie sehr sanft.
„Nein. Mir geht’s gut, ich hab dich nicht gesehen, ‘tschuldige!“ Ich schaute zu ihm auf, er war ziemlich groß und beugte sich zu mir herunter um mir seine Hand zu reichen und mir aufzuhelfen. Doch mein Blick fiel auf seine Augen. Ich kannte sie. Es waren die Augen aus meinem Traum. Hundertprozentig. Es waren die braunen Augen des riesigen Wolfes, auf welchem ich jede Nacht ritt. Verdutzt schaute ich ihn an, sein Gesichtsausdruck hatte sich noch immer nicht geändert.
„Jake. Wir müssen weiter!“ Eine melodische Stimme riss mich aus seinem fesselnden Blick. Ich drehte den Kopf leicht nach rechts und vor mir stand das wohl hübscheste Mädchen, welches ich je gesehen habe. Sie war sehr klein und wirkte irgendwie elfenhaft.
„Komm schon, die anderen warten!“ Sie zog leicht an seinem Arm. Ob sie seine Freundin war? Auch sie schaute mich sehr komisch an. Er half mir auf und sammelte dann meine Bücher vom Boden auf.
„Bitte schön. Wir müssen los also..“ Er schaute mir noch einmal in die Augen. Mit Sicherheit, es war genau die braunen Augen, die ich jede Nacht sah.
„Ich muss auch los. Also entschuldige nochmal.“ Ich lächelte ihn erneut verlegen an und drehte mich dann um. Ich hörte sie wütend flüstern, aber ich verstand kein Wort. Als ich noch einmal einen Blick zurückwarf, waren sie verschwunden…

Als ich die Tür meines Zimmers öffnete kam Alex mir schon entgegen gestürmt.
„Nessie? Was war denn los?“ Besorgt schaute sie mich an.
„Ich weiß es nicht.“ Erneut liefen mir Tränen über die Wange.
„Ich wollte das doch alles nicht.“ Sie nahm mich in ihre Arme, erneut brach ich in krampfhaftem Schluchzen aus.
„Ich wollte das alles nicht. Du musst mir glauben. Ich weiß nicht was in mich gefahren ist. Ich bin ein Monster!“ Sie drückte mich an sich.
„Sag nicht sowas. Du bist kein Monster. Keiner denkt das!“
„Alle denken das!“ Natürlich dachten dass alle. Ich hätte beinahe gerade meinen Freund angefallen.
„Ich bin ein grausames Monster!“ Sie streckte mich ein wenig von sich und sah mir in die Augen.
„Nessie. Hör doch auf damit. Wer weiß was los war, es ist vollkommen egal. Alle mögen dich immer noch genauso wie zuvor. Und Ian geht es gut, er ist nicht einmal böse. Er hat sich nur unglaubliche Sorgen gemacht. Und Vorwürfe, weil er so grob war.“ Das sah‘ ihm ähnlich. Macht sich um mich Sorgen, wenn ich ihn wie ein tollwütiges Tier anfalle. Ich musste lächeln.
„Na also. So gefällst du mir schon viel besser, Süße.“ Sie grinste mich an und umarmte mich noch einmal.
„Und jetzt gehen wir ins Kino. Alle kommen mit, und du auch!“ Ich verdrehte die Augen, griff nach meiner Handtasche und gemeinsam verließen wir das Zimmer.


Jacob



„Sie hat was?“ Verdutzt schaute ich Edward an.
„Sie hat ihren Freund beinahe vor der ganzen Klasse angefallen, als sie sein Blut sah und gerochen hat.“ Er wirkte bedrückt. Bella klammerte sich an seinen Arm, sie war genauso geschockt wie ich. Doch sie war es, weil ihre Tochter beinahe jemanden umgebracht hatte. Ich war es, weil sie sich verliebt hatte. In jemand anderes.
„Jake. Ich weiß, du denkst sie hätte dich vergessen…“
„Sie hat mich vergessen!“ Ich ließ mich auf einen Sessel fallen.
„Ja. Nur sie hatte keine andere Wahl und vermutlich… vielleicht erinnert sie sich wieder an dich… vielleicht muss sie nur wieder eine Bindung zu dir aufbauen…“ Traurig sah Edward mich an.
„Mhh. Nur wie soll ich das bitte anstellen? Ich meine, soll ich einfach so in ihr Leben platzen?“
„Nein. Versuch mit ihr ins Gespräch zu kommen, bau eine Freundschaft auf. Ihr habt genau die gleichen Kurse. Das dürfte nicht so schwer sein und ich bin sicher sie wird dich sofort mögen. Schließlich ist sie noch immer auf dich geprägt“
„Was ist, wenn ihre Prägung auf mich ebenfalls ausgelöscht wurde? So wie ihre gesamte Erinnerung?“
„Glaubst du wirklich, man kann sie auslöschen? Sagt ihr nicht immer, die Prägung ist stärker als jede unendliche Liebe?“ Ich grummelte. Er hatte ja recht. Ich konnte nicht glauben, dass sich die Prägung bei ihr verloren hat. Ich wollte es nicht glauben…
„Jetzt kommt schon, zieht mal nicht so traurige Gesichter. Wir beginnen hier ein neues Leben, lasst uns ein wenig das Schulhaus ansehen, ja?“ Alice schaute uns mit einem Grinsen auf den Lippen an. Sie hatte aber auch die Gabe alle wieder aufzuheitern.
„Okay. Dann lasst uns mal unser neues Zuhause erkunden!“

Es war noch ein langer Abend. Nachdem wir uns das Internat ein wenig genauer angesehen hatten, waren wir Abendessen. Natürlich war sie auch da. Mit ihm. Als ich die beiden sah, Arm in Arm, wie sie ihn küsste, das war die größte Qual, die ich je erleiden musste. Schlimmer als sie zu vermissen. Warum verliebte sie sich in einen anderen? Das war nicht fair. Hatte ich all die Jahre um sonst auf Caius Tod gehofft. Dieser eine Anruf damals war so eine Erleichterung gewesen. Man sagte uns, dass sich Aro und Marcus und einige andere gegen Caius verschworen hatten. Am Ende siegten sie und übernahmen erneut die Macht. Sie hatten uns erlaubt wieder Kontakt zu Renesmee aufzunehmen. Sie nach Hause zu holen. Doch war dies nun noch möglich? Würde sie uns glauben wenn wir ihr die Wahrheit erzählen? Oder würde sie sich selbst wieder erinnern, wenn sie uns näher kennenlernt? Ich wusste es nicht. Und ich hoffte umso mehr, dass alles gut ging. Dass sie sich wieder in mich verliebte. Es musste so kommen oder?

Nessie



Ich hörte die Zweige unter seinen schweren Pfoten knacken, spürte den Wind in meinen Haaren. Sie peitschten mir immer wieder ins Gesicht, doch das war unwichtig. Ich kuschelte mein Gesicht in sein weiches Fell, hörte sein Herz schlagen. Stark, laut und schnell. Es schlug für mich, das wusste ich. Er war mein. Mein Wolf, mein bester Freund. Doch plötzlich blieb er mit einem Ruck stehen. Ich erhob meinen Kopf und sah schwarze Gestalten. Ich sah weder ihre Gesichter, noch wusste ich wer sie waren. Ich sah nur schwarze Umhänge vor uns. Plötzlich brach er zusammen, er heulte, qualvoll. Und dann zerrten sie mich von ihm weg. Ich wollte mich an seinem Fell festhalten, doch meine kleinen Hände fanden keinen Halt. Er heulte auf und das letzte was ich sah, waren seine Augen. Seine braunen Augen wie sich mich ansahen und eine Träne verloren. Dann schrie ich…



„Nessie! Wach auf! Es war nur ein Alptraum! Wach auf, bitte!“ Alex rüttelte an mir, mein Schrei verstummte, ich schlug die Augen auf.
„Oh mein Gott. Du hast mir vielleicht einen Schrecken eingejagt. Was hast du denn geträumt?“ Verwirrt schaute ich sie an.
„Es war derselbe Traum wie immer, aber diesmal ging er weiter. Der große Wolf blieb plötzlich stehen, vor uns standen Gestalten, eingehüllt in schwarze Umhänge. Sie zerrten mich von ihm weg und er heulte qualvoll, als hätte er unerträgliche Schmerzen. Und das tat mir so weh, dass ich ebenfalls schreien musste. Es war nicht aus Angst sondern wegen seinen Schmerzen. Ich liebte ihn!“ Und dann sah ich wieder seine Augen vor mir. Die braunen Augen des Jungen, den ich gestern gesehen hatte. Doch das konnte ich Alex nicht erzählen. Sie würde mich für verrückt halten.
„Oh Gott Nessie, das hört sich ja grausam an. Und irgendwie total romantisch. Ich frag mich immer noch was die Träume zu bedeuten haben. Sie sind doch nicht nur reine Fantasie, das glaub ich einfach nicht…“ Alex redete und redete, während ich in meinen Gedanken versank. Ich musste diesen Jungen wiedersehen. Ich hatte das Gefühl, er war wichtig. Er hatte irgendetwas mit meinem früheren Leben zu tun. Ich wusste nur nicht was. Doch wie sollte ich es bitte anstellen, etwas herauszufinden? Ich konnte ja schlecht hingehen und sagen ‚Hey du, ich weiß du kennst mich wahrscheinlich gar nicht, aber ich träume nachts immer von einem riesigen, rostbraunen Wolf und der hat genau deine Augen. Also würdest du mir bitte erklären, was das zu bedeuten hat?‘ Er würde mich für geisteskrank halten.
„Nessie? Hallo?“ Ich schaute in die moosgrünen Augen meiner besten Freundin.
„Ehm, ja. Tut mir leid. War grad in Gedanken. Wie spät ist es? Müssen wir nicht los?“ Sie grinste mich an.
„Es ist Wochenende Süße. Endlich. Schon vergessen? Wir wollten einen Ausflug machen. Wir alle!“ Natürlich, wie konnte ich da nicht mehr dran denken!
„Ja klar. Tut mir leid, ich bin völlig durcheinander wegen dem Traum. Wie ist das Wetter draußen?“ Wir wollten nämlich an den Strand fahren. Ja klar, in Schottland gibt es nicht unbedingt perfektes Strandwetter, aber trotzdem war es sehr schön da.
„Du wirst es kaum glauben, aber der Himmel ist fast wolkenlos und die Sonne strahlt wie noch nie!“ Alex sprang auf und riss die Vorhänge zur Seite. Und tatsächlich das grelle Sonnenlicht blendete mich.
„Oh mein Gott. Ich weiß jetzt schon, das der Tag wundervoll wird!“ Alex tanzte durchs Zimmer und zog mich aus dem Bett.
„Alex! Mach mal langsam, ich bin noch völlig verschlafen!“ Sie tanzte mit mir durch den ganzen Raum, bis sie irgendwann außer Atem stehen blieb. Ihr wundervolles Lachen verstummte jedoch nicht.
„Du Spielverderberin! Aber los jetzt, zieh dich an und mach dich fertig, die anderen warten bestimmt schon – wie immer!“ Sie grinste mich an worauf auch ich lächeln musste.
„Ist ja schon gut, ich bin in zehn Minuten fertig!“

Es war wirklich erstaunlich warm draußen für schottische Verhältnisse. Seit ich hier war, hatten wir nicht solche Temperaturen. Ian legte seinen Arm um meine Schultern und zog mich an sich.
„Na Süße? Gut geschlafen?“ Er grinste mich an und ich versank mal wieder in seinen blauen Augen.
„Du bist nicht sauer? Es tut mir so leid!“ Er verdrehte die Augen.
„Mach dir doch keinen Kopf mehr, Nessie. Es ist vergessen. Ich liebe dich, ich liebe dich wie noch nie jemanden zuvor!“ Ich vergrub meinen Kopf an seiner Schulter.
„Du bist einfach unbeschreiblich! Ich liebe dich auch, über alles!“ Und dann küsste ich ihn. Doch ich hatte plötzlich das Gefühl, dass es nicht richtig war. Dass ich gelogen hatte.
Ich löste mich von ihm und schenkte ihm ein aufgesetztes Lächeln. Es lag an meinem Traum. Ich liebte den Wolf. Ich liebte IHN über alles. Doch Ian war mein Freund, ich hatte ihn doch bisher geliebt. Und ich liebte ihn doch immer noch… oder?
Während ich darüber nach dachte, ging ich zu den Mädels, welche eine Decke am Strand ausgebreitet hatten. Es war schön, sie mal alle in Kleidern zu sehen. Bei diesen Temperaturen hatten wir ja endlich mal die Möglichkeit, alle ein Sommerkleid anzuziehen.
„Mädels? Wisst ihr was? Ihr seht alle unglaublich heiß aus heute!“ Ich grinste meine Freundinnen an, welche in Gelächter ausbrachen.
„Süße, guck bitte dich mal an. Du lässt uns vor Neid erblassen!“ Ich setze mich zwischen Bonnie und Alex, welche sich gerade über die Jungs unterhielten.
„Bonnie, komm schon. Ich weiß doch wie du ihn ansiehst.“ Alex schaute sie verheißungsvoll an.
„Du bist hin und weg von ihm!“
„Von wem?“ Ich schaute beide fragend an.
„Na Eric, eine Klassenstufe über uns. Sagt dir das was?“
„Eric.. Eric.. Warte. Der große, extrem gutaussehende mit den eisblauen Augen?“ Bonnie wurde rot.
„Wir haben hier wohl ein Fall von hoffnungsloser Verliebtheit.“ Wir lachten und Bonnie wurde nur immer roter.
„Bonnie, weißt du was?“
„Was denn?“ Ich lächelte sie an, dann Alex, welche zurückgrinste.
„Was habt ihr denn? Jetzt sagt schon!“Und aus wie abgesprochen sagten wir aus einem Mund:
„Er steht auf dich!“ Bonnie schaute uns anfangs verdutzt und dann freudestrahlend an.
„Was? Ihr verarscht mich jetzt nicht oder? Ist das euer Ernst?“
„Natürlich ist das unser Ernst. Ian hat mir das letztens verraten, sie sind im selben Team, schon vergessen?“ Übers ganze Gesicht grinsend sprang sie auf und riss mich und Alex an den Händen mit.
„Ich fass es nicht! Oh mein Gott, oh mein Gott!“ Sie tanzte mit uns über den warmen Sand, welcher unglaublich angenehm an den Füßen war. Wir lachten ununterbrochen, tanzten und lachten, bis wir mit den Jungs zusammenstießen und alle umkippten. Ich landete auf Ian welcher sich gar nicht mehr einkriegte vor Lachen.
„Was ist denn in euch gefahren?“ Er lächelte mich an.
„Ach. Ich hab Bonnie nur gerade verraten, dass Eric auf sie steht.“ Ich grinste zurück und stand dann gemeinsam mit Ian auf. Er umarmte mich und vergrub seinen Kopf an meiner Schulter.
„Ich liebe dich Nessie!“ Ich lächelte ihn an. Ich konnte es in dem Moment nicht zurücksagen, es wollte nicht über meine Lippen kommen. Deshalb war ich froh, als die Jungs uns unterbrachen.
„Hey ihr Turteltäubchen, spielt ihr mit?“ Tyler hielt einen Volleyball in der Hand und grinste uns entgegen.
„Aber natürlich, einer muss dich ja wie immer schlagen!“ Ian rannte auf ihn zu und wie kleine Kinder rauften sie sich im Sand.
„Nessie? Was ist mit dir?“ Alex sah mich fragend an, doch ich schüttelte den Kopf.
„Spielt mal, ich hab jetzt keine Lust.“ Alex zuckte mit den Schultern und stellte sich dann auf ihren Platz. Ich war froh, dass sie nicht nachfragte, was los war. Ich hätte es ihr nicht beantworten können. Warum fühlte ich mich plötzlich bedrängt von Ian? Warum waren seine Küsse mir plötzlich unangenehm? Ich liebte ihn doch oder?
Während ich mir so meine Gedanken machte ging ich am Strand spazieren. Das kühle Wasser umspielte immer und immer wieder meine Füße. Es war angenehm, ich roch das Salz, spürte die Sonne auf meiner Haut. Es war wirklich ein wunderschöner Tag. Mir fiel auf, dass ich den Strand von Schottland noch nie so gesehen hatte. Das Wasser glitzernd, so viele Menschen. Ich lief immer und immer weiter, beobachtete Kinder, wie sie Sandburgen bauten, sah glückliche Pärchen, welche sich in den Armen lagen. Irgendwann hatte ich einen großen Baumstamm erreicht. Ich setzte mich auf ihn und genoss den Tag. Ob sich die anderen wohl schon Sorgen machen würden? Wie lange war ich schon weg?
„So sieht man sich also wieder!“ Ich zuckte zusammen. Nicht, weil ich erschreckt war, dass mich plötzlich jemand ansprach. Nein. Ich kannte diese Stimme. Ich kannte diese raue, warme Stimme ganz genau. Als ich mich zu ihm drehte, schaute ich in seine braunen Augen.
„Oh, entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken!“ Schuldbewusst sah er nach unten. Ich bekam kein Wort heraus. Er setzte sich zu mir.
„Gut, dann sitzen wir jetzt hier und ich warte darauf, dass du mir deinen Namen verrätst.“ Er lächelte mich an. Ich räusperte mich.
„Nessie.. Das ist mein Name. Nessie.“ Sein Grinsen wurde breiter.
„Klingt eher wie ein Spitzname, als wie dein vollständiger.“ Interessiert schaute er mich an.
„Ja.. ehm. Ich weiß, klingt komisch, aber meinen richtigen Namen kenne ich nicht. Ich wurde vor anderthalb Jahren.. Naja. Das interessiert dich sicher gar nicht, ich will dich nicht mit meiner langweiligen Geschichte nerven. Dein Name war Jake, richtig?“ Neugierig schaute ich zu ihm auf. Er war groß, geradezu riesig.
„Ich würde deine Geschichte aber gern hören“, er lächelte mich erneut an, „und ja. Eigentlich heiße ich Jacob, aber du kannst gern Jake sagen!“ Kurzzeitig nahmen seine Augen einen traurigen Ausdruck an, doch so schnell, wie er gekommen war, war er wieder verschwunden.
„Also? Erzählst du sie mir?“ Ich musste ihn anlächeln, ich konnte gar nicht anders.
„Okay. Wenn du sie unbedingt hören willst!“

Jacob

Es war unglaublich, endlich wieder ihre Stimme hören zu dürfen. Sie hatte sich nicht verändert. Sie war noch so wunderschön, wie vor anderthalb Jahren. Sie hatte immer noch ihr Funkeln in den Augen und ihr Lächeln raubte mir noch immer den Atem. Das einzige, was mich in diesem Augenblick wieder auf den Boden der Tatsachen zurückbrachte, war ihre Geschichte, die sie mir gerade erzählt hatte. Wie herzlos Caius war. Sie einfach vor die Tür irgendeines Internats zu setzen, ohne jegliche Erinnerung.
„Du weiß wirklich gar nichts mehr aus deinem früheren Leben?“ Traurig und vermutlich etwas hoffnungsvoll schaute ich sie an.
„Nein. Rein gar nichts“, sie überlegte kurz, schaute verlegen weg und drehte sich dann wieder zu mir, „außer meinem Namen. Nessie. Das ist das einzige, was mir geblieben ist.“ Sie sah mir bei ihrer Antwort nicht in die Augen und somit wusste ich, dass sie log. Das tat sie immer, wenn die jemandem etwas verheimlichte. Doch was wollte sie mir verschweigen?
„Das ist wirklich grausam. Aber du hast dich hier gut eingelebt oder? Hast viele Freunde gefunden?“
„Ja. Die Besten die es auf der Welt gibt.“ Nun lächelte sie mich erneut an.
„Und du? Was hast du mir über dich zu erzählen?“
„Bei mir gibt es nicht viel zu erzählen.“ Ich schaute auf den Boden. Als ich wieder sie ansehen wollte, schaute ich in einen bittenden Hundewelpenblick.
„Bitte. Du kennst jetzt meine traurige Vergangenheit, jetzt möchte ich deine, hoffentlich glückliche erfahren.“
„Wie soll man da denn schon widerstehen?“ Sie grinste mich an und setzte sich im Schneidersitz, mich anblickend, auf den Baumstamm.
„Wo soll ich denn anfangen?“
„Wie wär’s am Anfang?“ Sie pustete sich eine Strähne ihres Haares aus dem Gesicht und setzte dann wieder ihr bezauberndes Lächeln auf.
„Nun gut. Geboren bin ich in einem kleinen Reservat namens La Push. Ich glaub‘ kaum, dass du den kleinen Ort Forks kennst oder?“ Sie schüttelte den Kopf.
„Jedenfalls ist das der Ort, der so ziemlich den höchsten Niederschlag in den Vereinigten Staaten aufzuweisen hat. Trotzdem ist es schön da. Die Strände sind einzigartig. Aber ich will dich jetzt nicht mit der Landschaft nerven, also.. Ich habe nie in wohlhabenden Verhältnissen gelebt, meine Mutter starb früh und meine älteren Schwestern sind schon lange ausgezogen. Ich wohne dort also allein mit meinem Dad. Der Grund warum ich herkam, ist..“ Wie sollte ich das sagen? Wir hatten uns nie auf eine Geschichte geeinigt.
„Ich.. Wir suchen ein Mädchen. Sie ist damals weggelaufen und man gab‘ uns den Hinweis, sie könnte hier sein!“
„Warum ist sie weggelaufen?“ Warum hatte ich ihr so eine dumme Geschichte erzählt?
„Es war ein Streit mit ihrer Familie. Die Cullens, mit denen ich hier herkam, sind ihre Geschwister. Adoptivgeschwister eher gesagt. Und Dr. Cullen, der neue Arzt eures Krankenhauses ihr Adoptivvater. Ich bin.. ein guter Freund der Familie. Und naja. Wie gesagt, eines Abends hatte wir einen furchtbaren Streit. Sie und ich. Ich war nicht sonderlich nett, und als ihr.. Bruder dann auch noch auf meiner Seite stand, packte sie kurzerhand ihre Sachen und verschwand. Wir hatten gehofft sie würde wiederkommen doch dem war nicht so. Ich .. wir vermissen sie so sehr. Sie war alles für mich.“
„Du hast sie geliebt.. “ Es war keine Frage von ihr, eher eine Feststellung. Verlegen senkte ich den Kopf.
„Das ist ja noch viel schlimmer als meine Geschichte. Das tut mir leid, ich hoffe ihr könnt sie finden!“ Traurig schaute sie mich an. Konnte sie sich an nichts erinnern? An wirklich nichts?
„Ich hoffe es auch und ich hoffe, sie kommt dann wieder mit uns nach Hause.“
„Das wird sie.“ Sie lächelte mich an und ich erwiderte ihr Lächeln.
„Wie kannst du dir da sicher sein?“
„Ich weiß es einfach. Weibliche Intuition oder so etwas.“Ich lachte und stand dann auf.
„Es ist spät, komm, ich bring dich zurück.“ Sie schaute auf ihre Uhr.
„Oh Gott, die machen sich wahrscheinlich alle schreckliche Sorgen.“ Sie sprang auf und lief in die falsche Richtung.
„Ehm Nessie. Andere Richtung.“ Sie machte auf dem Absatz kehrt und lief an mir vorbei. Natürlich war es kein Problem für mich, sie einzuholen.
„Du bist ganz schön schnell. Traut man dir gar nicht zu!“ Ich lachte und sie blieb verdutzt stehen.
„Wolltest du etwa sagen, ich sehe aus wie ein kleines, zerbrechliches Mädchen?“ Sie hob eine Augenbraue, womit sie urkomisch aussah.
„Vielleicht. Ein wenig.“
„Ist ja wohl nicht zu fassen. Kennt der mich gerademal einen Tag und erlaubt sich schon, Urteile zu fällen. Tzz.“ Sie lief mit schnellen Schrittes weiter und ich folgte ihr.
„Ich habe dir lediglich meinen ersten Eindruck verraten.“ Eingeschnappt drehte sie ihren Kopf weg.
„Ach komm schon Nessie, sei nicht sauer. Ich nehm alles zurück.“ Beleidigt schaute sie mich an.
„Da musst du dir schon mehr einfallen lassen Jacob!“ Ich überlegte kurz.
„Wie wär’s, wenn ich dich dann mal ins Kino einlade? Oder einfach nur zu einem Kaffee und dir meine Familie vorstelle?“ Ich lächelte sie an.
„Wie wäre es denn Montag zum Mittagessen? Ich würde deine Familie gern kennenlernen.“
„Liebend gern!“ Ich ergriff ihre Hand und küsste diese.
„Wer lädt ein wunderschönes Mädchen nicht gern zum Mittag ein?“ Sie wurde rot und lief weiter.
„Treib es nicht zu weit.“ Ich rannte ihr hinterher.
„Dann wäre das ja geklärt!“ Sie schaute zu mir und lächelte. Der Wind wehte ihr die Haare ins Gesicht. Mein Hand fuhr nach oben, strich ihr sacht‘ die Haare aus dem Auge und glitt dann leicht über ihre Wange. Ihr Blick versank in meinem, sie schaute verwirrt, löste jedoch ihren Blick nicht von meinem. Mein Kopf bewegte sich ihrem immer näher und näher. ‚Jetzt oder nie‘ sagte mir mein Kopf, doch war das richtig? Ich meine sie hatte einen Freund, ich konnte sie nicht einfach küssen. Doch ich liebte sie, ich konnte nicht anders. Als sich unsere Lippen fast trafen, drehte sie sich weg.
„Ich sollte gehen, die anderen warten sicher schon. Es wird dunkel!“ Sie hatte recht, die Dämmerung war hereingebrochen.
„Wir sehen uns am Montag!“ Ohne ein weiteres Wort lief sie davon und ließ mich allein mit meinen Gefühlen am Strand zurück.


Nessie



Ich schrie, schrie unaufhörlich. Ich sank zu Boden, die schwarzen Gestalten umringten mich. Ich hörte noch immer sein qualvolles Heulen, immer und immer wieder das Heulen meines geliebten Wolfes. Tränen flossen aus meinen Augen, ich hörte nicht auf zu schreien. Die Gestalten kamen immer und immer näher. Ich schaute auf, direkt in ihre rotglühenden Augen. Mit einem Grinsen auf den Lippen rissen sie mich hoch. Ich sah kein Gesicht, es war in Dunkelheit gehüllt, nur diese Augen, welche mich anfunkelten. Und plötzlich wurde ich weggerissen. Er sprang dazwischen, er rettete mich. Er schob mich mit seinem riesigen Kopf hinter sich, ich krallte mich in sein rostbraunes Fell. Er knurrte sie an, doch wieder kamen sie auf uns zu. Schritt für Schritt. Und mit jedem Schritt drängten sie uns weiter nach hinten. Bis ich mit dem Rücken an einen Baum stieß.. Es war zu spät. Wir würden ihnen nicht entkommen. Sie würden uns töten. Ein letztes Mal sah ich seine braunen Augen.. Jake’s Augen!



Völlig verschwitzt wachte ich auf.
‚Nur ein Traum, Nessie, nur ein Traum!‘ Ich redete es mir immer und immer wieder ein, doch die Panik wollte nicht verschwinden. Ich stand auf und ging ins Bad um mir kaltes Wasser ins Gesicht zu spritzen. Ich hoffte so einen klaren Kopf zu bekommen. Als ich mein Spiegelbild sah, erschrak ich. Meinen Augen waren blutunterlaufen und völlig ausdruckslos, kein Leuchten, ich war völlig blass. Dunkle Augenringe zeigten, wie unendlich müde ich war. Ich sah wirklich total mies aus!
Ich kehrte dem Spiegel den Rücken zu und legte mich zurück ins Bett. Doch schlafen war jetzt völlig ausgeschlossen, denn immer wieder kam mir mein Traum in den Sinn und all das, was damit verbunden war. Jacob! Was hatte dieser Junge mit all dem zu tun? Wer waren diese Monster in den schwarzen Umhängen und warum träumte ich immer wieder von diesem riesigen Wolf?
Ich hätte mir längst diese Fragen stellen sollen, ich hatte es viel zu lange vor mir hergeschoben. Doch auch wenn ich jetzt drüber nachdachte, wurde ich nicht schlauer aus all dem. Ich meine, all das war viel zu verrückt. Doch es musste was zu bedeuten haben. Das waren keine Produkte meiner Fantasie, da war ich mir sicher. Es hatte irgendetwas mit meinem früheren Leben zu tun, ich musste nur herausfinden was.
Viel wichtiger war jedoch die Tatsache, dass Jake mir den Kopf verdrehte. Ich wollte es mir eigentlich nicht eingestehen, doch er faszinierte mich. Ich mochte ihn wirklich. Und ich hatte ihn fast geküsst, ich meine, ich weiß gar nicht, was in mich gefahren war. Ich liebte Ian. Wirklich, ich liebte ihn über alles doch es fühlte sich nicht mehr richtig an. Seine Nähe, die Küsse, es war mir plötzlich so unangenehm. Dachte ich an Jake, sein Lachen, seine raue, warme Stimme, begann mein Herz plötzlich wie wild zu pochen. Mir wurde warm und kalt zu gleich. Ich wollte bei ihm sein.
Doch was sollte das? Verdammt! Ich kannte ihn doch nicht einmal und doch kam es mir so vor, als würde er ein Teil meines Lebens sein. Der Mensch, der zu mir gehörte. Der, den ich ‚Mein‘ nennen durfte.
Ich ließ mein Gesicht in meine Hände sinken, all das war zu viel für mich. Tränen stiegen mir in die Augen, ich fing an zu schluchzen. Ich wollte all das doch nie. Ich wollte nie ausgesetzt werden, nie meine Vergangenheit verlieren und erst recht niemals meinen Freund vergessen wegen eines anderen. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, ich hatte wirklich keine Ahnung. Doch so weiter gehen konnte es auch nicht, ich konnte Ian doch nicht so hintergehen. Das hatte er nicht verdient. Doch ich will ihn nicht verlieren! Will ihn nicht verlassen und ihn nicht aufhören zu lieben, also was bleibt mir anderes übrig als abzuwarten? Jacob aus dem Weg zu gehen, nie wieder ein Wort mit ihm zu reden? Einfach all das, die Träume, meine Vergangenheit, die braunen Augen zu vergessen?
Eben. Nichts. Es war die einzigste Möglichkeit, ihn nicht zu verlieren, und genau deshalb war es auch die Beste.. denke ich.

Warme Sonnenstrahlen kitzelten mein Gesicht.
Ich hätte nicht gedacht, nach diesem Traum nochmal schlafen zu können, doch irgendwann war ich völlig erschöpft wohl doch wieder eingeschlafen. Ich rieb mir die Augen und stand auf. Es war Sonntag, also brauchte ich mir keine Gedanken über die Uhrzeit zu machen, Frühstücken ging ich sowieso nur selten. Ich erledigte schnell die wichtigsten Dinge im Bad, band meine Haare zusammen und zog mir eine Jeans und einen leichten Pullover über. Ein letzter Blick in den Spiegel verriet mir, dass die paar Stunden Schlaf doch gut getan hatten, ich sah viel besser aus. Mit einem Lächeln verschwand ich aus dem Zimmer und lief auch gleich Alex über den Weg.
„Nessie, na endlich, das Frühstück hast du wie immer verpasst.“ Sie schaute mich mit einem Lächeln auf den Lippen an und zog mich hinunter in den Aufenthaltsraum.
„Komm jetzt, du weißt doch, Sonntagvormittag ist Film schauen angesagt!“ Sie hatte recht, es war bei uns Mädels Tradition geworden. Jeden Sonntag nach dem Frühstück wurde ein neuer kitschiger Liebesfilm geschaut.
„Habt ihr schon einen ausgesucht?“
„Ja klar, wir wollten gerade anfangen, deshalb war ich auf dem Weg zu dir. Mary und Bonnie haben ‚Das Lächeln der Sterne‘ ausgeliehen, klingt vielversprechend!“ Sie grinste mich an, schnappte sich noch schnell eine Schüssel Popcorn aus der Küche und zog mich dann mit sich auf die riesige Couch.
„Die Neuen schauen auch mit!“ Alex nickte mit ihrem Kopf hinter mich.
„Die Neuen?“ Ich drehte mich um und schaute einer von ihnen direkt in die Augen. Sie waren alle drei wunderschön, eine blond, die anderen beiden braunhaarig. Alice hatte ich ja schon kennengelernt. Ich musste lächeln bei dem Gedanken, dass ich sie für Jake’s Freundin gehalten hatte. Alice war schon vollkommen auf den Film fixiert, während die anderen beiden zu mir schauten. Die Blonde lächelte, während ich im Blick der anderen eher Sehnsucht las. Doch dann fielen mir ihre Augen auf.. Sie waren golden, tatsächlich sahen sie aus wie eine Mischung aus Honig und Bernstein. Alex stupste mich an.
„Nessie? Hallo?“ Ich drehte mich verwirrt zu ihr.
„Ehm.. ja, ‘tschuldige, hast du was gesagt?“
„Nein, du hast nur so zu ihnen gestarrt. Ist irgendwas?“ Ich schüttelte den Kopf.
„Es ist nichts, nein, ich war nur.. in Gedanken!“ Ich lächelte sie an.
„Lass uns den Film schauen, los!“ Sie wirkte zwar noch immer skeptisch, sagte jedoch kein Wort mehr. Doch ich war sicher, nachher würde sie wieder nachfragen.

Vom Film bekam ich nicht sonderlich viel mit. Erstens spürte ich die Blicke in meinem Rücken und zweitens war ich zu sehr mit allem beschäftigt. Wie konnten diese paar neuen Schüler mein Leben so auf den Kopf stellen? Ich kannte sie doch gar nicht, wusste nicht viel über sie, bis auf das, was Jacob mir erzählt hatte. Und doch waren sie schon jetzt der Punkt geworden, um den sich all meine Gedanken drehten. Ich hatte mir nie viele Gedanken darüber gemacht, wie meine Vergangenheit ausgesehen haben musste. Warum niemand mehr da war, der mich liebte, der nach mir suchte, der mich vermisste. Ich hatte es einfach hingenommen, ändern konnte ich es ja schließlich nicht. Doch jetzt? Jetzt hatte ich das Gefühl, irgendwas verband mich mit ihnen… und sie verband etwas mit meiner Vergangenheit. Ich musste nur herausfinden, was es war.

„Und diese Liebesgeschichte, oh mein Gott, wie süß war denn das bitte mal. Es war wirklich einer der besten Filme, die wir JE geschaut haben, Nessie. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so geheult habe. Die eine Stelle, wo er.. Nessie? Nessie! Du hörst mir ja gar nicht zu.“ Alex sah mich mit finsterem Blick an.
„Tut mir leid, Alex, was hast du gesagt?“ Sie verdrehte die Augen.
„Ist auch egal. Viel wichtiger ist, was mit dir eigentlich seit gestern los ist. Du bist völlig verändert, total abwesend und du redest kaum ein Wort.“ Ich hatte es gewusst.
„Ich.. ich.. es ist-“
„Sag jetzt nicht ‚Es ist nichts‘, denn das stimmt nicht. Ich bin deine beste Freundin, du kannst mir nichts vormachen.“ Sie schaute mir in die Augen und nahm meine Hand.
„Nessie hör zu. Wenn dich irgendetwas bedrückt, du weiß, du kannst mit mir über alles reden. Egal was es ist, ich werde dir zu hören, dich für nichts verurteilen und immer zu dir halten.“ Sie hatte recht. Ich konnte ihr alles anvertrauen, und ich wollte keine Geheimnisse vor ihr haben. Sie war die mir wichtigste Person in meinem Leben, jedenfalls von dem Teil, von dem ich alle Erinnerungen hatte. Und so redete ich mir alles von der Seele, ich erzählte ihr von meinem komischen Blutdurst, erzählte ihr von Jake, von unserem Beinahe-Kuss, von Ian und auch, was ich für Ahnungen bezüglich meiner Vergangenheit und den Cullens hatte. Sie hörte mir zu, unterbrach mich kein einziges Mal und als ich fertig war, mit tränenüberströmten Gesicht, zitternd und sie um Hilfe bittend, nahm sie mich in den Arm. Sie drückte mich an sich und ich schloss meine Arme um sie. Sie wartete, hielt mich einfach nur in ihrem Arm und wartete, bis mein Schluchzen versiegte. Als ich ihre moosgrünen Augen endlich wieder ohne einen verschwommenen Schleier vor den Augen sah, erkannte ich, dass sie mit mir geweint hatte. Ich musste lachen und sie lachte mit mir.
„Wenn ich gewusst hätte, was du gerade durchmachst.. ich.. ich hätte es merken müssen, es tut mir so leid.“ Ich schüttelte den Kopf, sie war so unglaublich toll. Womit hatte ich sie verdient?
„Was sollte dir denn leidtun? Ich hätte es dir gleich gestern erzählen sollen, mir tut es leid. Du bist schließlich so ziemlich meine ganze Familie!
Nur was soll ich denn jetzt tun? Soll mit Ian Schluss machen? Soll ich Jake aus dem Weg gehen? Was Alex, was?“ Sie schaute nach unten, lange. Sie überlegte. Ruckartig fuhr ihr Kopf nach oben.
„Nessie. Sie vermissen ein Mädchen, es ist weggelaufen. Jake sucht offensichtlich deine Nähe, die zwei Mädchen haben dich beobachtet. Denk mal nach.“ Ich versuchte zu kombinieren, versuchte die Puzzleteile zusammenzusetzen. Und dann hatte ich es, ich wusste, was sie mir versuchte zu sagen.
„Du glaubst doch nicht ernsthaft, ich sei die Adoptivschwester, die sie suchen.“
„Warum nicht? Es passt doch!“
„Und warum sollte ich meine Erinnerung verloren haben? Warum Alex?“
„Na das. Das wird uns wohl immer ein Rätsel bleiben, nur das könntest du mit anderen Theorien deiner Vergangenheit doch auch nicht erklären.“
„Nein , das kann nicht stimmen. Das wüsste ich doch. Ich würde sie doch wiedererkennen, irgendwie. Nein. Das ist… unmöglich.“ Ich schüttelte immer wieder den Kopf. Es konnte nicht sein, es konnte einfach nicht sein, dass sie meine Familie waren. Es ergab doch keinen Sinn. Außerdem war da immer noch eine offene Frage.
„Was ist mit dem Blutdurst. Das ist doch krank, wie kann ich Blut riechen, wie kann ich es.. wollen?“ Ich verzog angewidert das Gesicht. Es war einfach eklig und doch schmeckte ich die köstliche rote Flüssigkeit förmlich auf meiner Zunge, roch sie, verspürte das Verlangen nach ihr.
„Na ganz einfach. Ich habe wohl einen Vampir zur besten Freundin.“ Sie grinste. Sie fand das echt lustig.
„Alex bitte, das ist kein Spaß, es ist mir wirklich ernst!“
„Schon gut, wollt‘ dich ja nur ein wenig aufmuntern. Ich glaube, du steigerst dich da ein wenig hinein, in die Sache mit dem Blut. Vermutlich war es gar nicht so intensiv, vielleicht hast du ein wenig geträumt und es dann auf die Realität übertragen, verstehst du?“
„Du meinst ich hab‘ mir all das eingebildet?“ Sie nickte. Es klang plausibel, und ich war zufrieden mit der Erklärung, es war wenigstens eine. ‚Alles nur Einbildung Nessie. Mach dir keine Gedanken mehr.‘
„So. Und die Sache mit Ian und Jacob. Pass auf, geh ihnen aus dem Weg. Beiden. Du wirst sehen, wen du mehr vermisst, wer dir wichtiger ist und dann kannst du das noch immer alles klären und dich entscheiden okay?“ Diesmal nickte ich.
„Gut, dann wäre jetzt alles geklärt und wir können uns einen schönen Nachmittag mit den Mädels, Schokolade und noch einem guten Film machen!“ Mit diesen Worten zog sie mich vom Sofa und merkte nicht, wie mir eine weitere Träne über die Wange lief. Denn ich wusste, wen ich vermisste. Nach wem ich mich sehnte, schon jetzt…


Jacob



Ich roch noch immer ihren süßen, unverkennbaren Geruch. Spürte ihre zarte Haut unter meinem rauen Finger. Sah das Glitzern in ihren schokoladenbraunen Augen. Spürte ihren Atem ganz nah an meinem Gesicht.
Sie erinnerte sich, sie erinnerte sich an meine Nähe, an die Gefühle zu mir. Das war doch ein gutes Zeichen oder? Ich konnte sie zurückholen, zurückholen zu mir, zu ihrer Familie. Sie musste sich nur weiter erinnern.
„Wir sagen es ihr einfach, was wäre daran so falsch?“ Emmet’s Stimme durchbrach meine Gedanken.
„Emmet, sie würde uns doch nicht glauben.“
„Dann zeigen wir es ihr.“
„Schau doch mal, sie muss sich selbst erinnern. Sonst ist der Schock vielleicht zu groß, sonst kommt sie vielleicht nie wieder mit uns nach Hause.“ Emmet sah es ein, mit traurigen Blick setzte er sich zurück auf die Couch. Seit Nessie weg war, war er nicht mehr der Alte. Er war ernster und ruhiger geworden. Er vermisste sie unglaublich.
Natürlich ging es nicht nur ihm so, allen spürte man ihre Abwesenheit an, doch sie hatten alle irgendwie weitergelebt und einfach gehofft. Nur Edward, Bella, Emmet und mir wollte dies nicht gelingen. Für uns war nichts wie früher. Doch jetzt sollte sich wieder alles ändern. Wir hatten sie endlich gefunden, jetzt wurde alles gut.
„Edward?“
„Ja, meine Liebste?“ Er lächelte Bella an.
„Hast du irgendetwas in ihren Gedanken gelesen? Erinnert sie sich an uns?“ Edward schaute kurz zu mir, er wusste, was zwischen ihr und mir am Strand passiert war, als Einziger. Bella hatte seinen Blick bemerkt.
„Jake? Was ist los?“ Verwirrt schaute sie mich an.
„Sie... mag mich.“
„Renesmee?“ Ich nickte.
„Wie? Was? Jetzt erzähl doch mal!“ Sie kam zu mir, setzte sich neben mich und schaute mich gespannt an.
„Ich habe sie am Strand getroffen, sie war allein unterwegs und da sie im Flur gegen mich gerannt ist, hab ich sie halt angesprochen. Sie hat mir von sich erzählt, ich ihr von uns. Ach ja. Weshalb wir hier sind, ich hab mir was ausgedacht.“ Ein Lächeln zuckte über meine Lippen.
„Wir suchen eure Adoptivschwester. Ich bin ein Freund der Familie. Sie ist weggelaufen, nachdem ich mich mit ihr gestritten habe. Du hast mir zugestimmt Edward und das hat für sie gereicht.“ Sie nickten.
„Naja jedenfalls haben wir uns unterhalten, und dann wurde es spät und wir sind zurückgelaufen-“
„Du lässt eine Menge aus.“ Edward grinste.
„Unwichtig. Wir haben uns dann verabschiedet und sie möchte morgen mit uns Mittagessen, und euch kennenlernen.“ Ich erzählte nichts von dem Kuss, was hatte dies schon für die anderen zu bedeuten. Edward durchbohrte mich mit seinem Blick, ich wich ihm aus. Vermutlich erzählte er es früher oder später doch.
Bella’s Augen fingen an zu leuchten. Sie fiel mir um den Hals.
„Danke, Jake, danke!“
„Hey, ich hab doch gar nichts gemacht.“ Ich legte meine Arme um sie.
„Wir holen sie zurück, hörst du? Sie gehört zu uns, sie wird sich schon an alles erinnern.“ Bella schluchzte und ich drückte sie stärker an mich.
„Es wird alles gut.“


Nessie



Es war Nachmittag, wir waren alle nochmal hinaus in die Stadt gegangen. Bonnie und Alex wollten unbedingt shoppen, da sie noch Kleider für den uns bevorstehenden Ball brauchten. Geheiligt werde der verkaufsoffene Sonntag.
„Nessie?! Komm schon. Du MUSST mit dahin, das ist ein bahnbrechendes Erlebnis, ein Highlight unseres Lebens, das ist so wie der erste Kuss, wie der erste Freund. So wie wenigstens einmal an einer Zigarette gezogen zu haben!“ Wir mussten alle lachen.
„Bonnie, nein, ich will da nicht hin.“
„Warum denn? Hat Ian dich nicht gefragt?“ Ich drehte mich weg.
„Doch natürlich, aber tanzen ist einfach nicht so mein Ding und Menschenmassen auch nicht.“ Bonnie und Mary schauten mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.
„Seit wann das denn?“
„Seit.. seit-“
„Oh mein Gott, schaut euch die mal an!“ Alle schauten in das Schaufenster, auf das Alex wies. Ich schaute sie dankend an, sie grinste. Ich hatte die beste Freundin der Welt.
„Da müssen wir rein, kommt schon!“ Mary und Bonnie nahmen unsere Hände und rannten quer über die Straße. Der Laden war wirklich traumhaft schön, die Kleider waren wundervoll, in allen Längen und Farben. Bonnie schaute sich bei den schlichteren Farben um, ich riet ihr zu einem in hell rosa, welches ihre schlanke Figur unglaublich gut betonte und ihre dunklen Haare noch schöner aussehen ließ. Sie strahlte über das ganze Gesicht.
„Du hast echt ein Auge für sowas Nessie!“
Sie drehte sich glücklich im Spiegel und ich lief zu den anderen beiden. Mary und Alex wollten mutiger sein und sachten nach einem kurzen Kleid in bunten Farben.
„Nessie? Was meinst du?“ Mary hob zwei Kleider in meine Richtung, das eine türkis-blau, das andere violett.
„Das Blaue! Hundertprozentig, passend zu deinen Augen und deinen langen blonden Haaren.“ Ich lächelte sie an und sie verschwand in der Umkleide.
Alex hatte noch keines gefunden, doch ich hatte eines für sie ins Auge gefasst.
„Alex? Was hältst du von diesem?“ Ich hielt ihr ein grünes, knielanges Kleid vor die Nase. Es war bestickt mit Blumen und passte einfach perfekt zu ihrer elfenhaften Art.
„Oh Nessie, das ist perfekt! Genau das, was ich gesucht habe!“ Sie fiel mir um den Hals.
„Danke, danke, danke!“ Ich strahlte sie an und schob sie in die Umkleide.
„Soll ich Schuhe für euch raussuchen gehen?“ Sie antworteten mit ‚ja‘ und so verschwand ich im hinteren Teil des Ladens. Es war ein wahres Paradies an Schuhen, diesen Laden musste ich mir unbedingt vormerken. Ich schnappte mir ein Paar Silberne für Bonnie, Blaue für Mary und Goldene für Alex. Dann schaute ich noch nach Schmuck und fand ebenfalls noch ein paar tolle Ketten, Armbänder und Ohrringe. Als ich zurückkam, standen alle drei vor den Spiegeln und konnten ihren Augen kaum trauen.
„Nessie? Wie machst du das nur immer wieder? Du suchst immer genau das Richtige aus!“ Ich strahlte sie glücklich an. Sie sahen alle wirklich wunderschön aus.
„Hier! Schuhe und Schmuck!“ Ich verteilte alles an sie und ihre Augen leuchteten noch mehr.
„Du bist die Beste!“ Sie umarmten mich alle und ich musste um Luft ringen um nicht zu ersticken.
„Kein Problem!“
„Und du willst ganz sicher nicht mit?“ Ich schüttelte den Kopf.
„Na gut, dann lasst uns mal bezahlen gehen!“ Sie verschwanden wieder in den Umkleiden und ich setzte mich in einen der Sessel. Doch plötzlich stieg mir ein süßer Duft in die Nase, es roch warm, nach Leben, einfach unvergleichlich. Blut. Ich drehte mich blitzschnell um, und augenblicklich legte sich wieder der rote Schleier über meine Augen. Die Besitzerin des Geschäfts hatte sich in den Finger geschnitten, ich sah den Tropfen Blut, der herausfloss. Leuchtend rot und köstlich. Meine Kehle wurde trocken.
Ich krallte mich verzweifelt an meinem Sessel fest, hielt die Luft an und versuchte die Fassung wieder zu erlangen, doch der Geruch verschwand nicht, der rote Schleier blieb. Schweiß trat mir auf die Stirn, mein Atem ging schwerer. Irgendwie musste ich hier raus, ich spürte wieder die Flüssigkeit meinen Hals hinunterlaufen, ich wollte es schmecken, so, als würde ich einfach nur Wasser trinken. Mein Körper verlangte es geradezu, als wäre es mein Lebenssaft, als würde ich ohne es sterben. Ich zwang meine Beine aufzustehen und in Richtung Tür zu laufen.. oder eher zu rennen. Die Frau an der Kasse schaute mich zwar komisch an, aber ich achtete nun kaum auf sie. Ich wollte einfach raus hier!
Als ich das Klicken der Tür hinter mir wahrnahm, atmete ich tief durch. Der Geruch war weg, alles war wieder okay, alles war wieder beim Alten. Ich sah kein rot mehr, roch nur noch Abgase von Autos, den bekannten Duft der Stadt.
Ich ließ mich auf die Stufen fallen. Was war nur los mit mir? Was sollte das?
Ich ließ meinen Blick über die Straße gleiten, beobachtete die Menschen, versuchte mich abzulenken. Ich merkte gar nicht, als sich Alex neben mich setzte.
„Nessie? Ist alles okay?“ Ich nickte abwesend, beobachtete einen kleinen Jungen, wie er mit einem Ball spielte. Seine Mutter telefonierte gerade. Von einem Vater war nichts zu sehen. Der Kleine warf den Ball immer und immer wieder nach oben und fing ihn. Er lachte süß dabei, meine Lippen verzogen sich ebenfalls zu einem Lächeln. Er warf den Ball ganz weit nach oben diesmal und lief unter ihm immer und immer weiter nach vorn. Auf die Straße zu. Er überschritt den Bürgersteig, betrat den Asphalt, seine Mutter drehte sich von ihm weg. Plötzlich nahm ich alles unglaublich scharf wahr, als wär‘ alles in Zeitlupe. Ich hört einen Lkw, er würde den Jungen erfassen mit voller Wucht, er hatte keine Chance.
Und plötzlich ging alles ganz schnell. Ich sprang auf und rannte zu ihm. Alex rief meinen Namen, doch das war mir egal, ich musste den Kleinen retten. Schneller, als ich es gedacht hatte, war ich bei ihm, rannte auf die Straße und zog ihn weg. Der Lkw bremste stark und kam neben uns zum Stehen, den Jungen allein hätte er nicht gesehen, mich jedoch schon. Schreie von allen Seiten, der Kleine weinte. Ich drückte ihn an mich.
„Hey, das darfst du nicht wieder machen ja? Du kannst nicht einfach so auf die Straße rennen, okay?“ Mit glasigen Augen schaute er mich an und nickte.
„Ist alles okay? Rufen sie einen Krankenwagen, na los!“ Die Mutter des Kindes kam auf uns zugerannt.
„Oh mein Gott! Danke schön, ich habe nicht aufgepasst, es tut mir leid. Geht es dir gut? Hast du dir etwas getan?“ Ich schüttelte den Kopf und gab ihr den Jungen in die Arme. Und dann waren auch schon Alex, Mary und Bonnie bei mir.
„Nessie? Geht es dir gut. Du kannst uns doch nicht solch‘ einen Schrecken einjagen!“
„Ich musste ihn doch retten, er wäre überfahren worden!“ Bonnie und Mary umarmten mich.
„Du bist eine wahre Heldin!“ Alex sagte nichts. Sie kniete neben mir und nahm meine Hand, schwieg jedoch. Als der Krankenwagen erschien, sagte ich ihnen, dass es mir gut ginge, doch sie wollten, dass ich mich vom Arzt untersuchen lasse. Alex kam mit mir.
Auf der Fahrt sagte niemand ein Wort, der Sanitäter unterhielt sich kurz mit mir, doch nicht lange. Alex wirkte völlig abwesend.
Als wir endlich das Krankenhaus erreicht hatten würde ich auf einer Trage nach innen gerollt. Man stellte mich in einem kleinen Raum ab und sagte mir, dass der Arzt bald kommt. Alex und ich waren allein.
„Alex, was hast du?“ Sie schaute mich verwirrt an.
„Du.. du.. wie konntest du so schnell bei ihm sein? Das war unmöglich, du warst auf einmal dort drüben.. es..“ Sie schüttelte den Kopf, sie war völlig verstört.
„Hey, Alex, sieh mich an. Ich bin hingerannt, ganz normal, es war doch nicht weit weg.“
„Es waren mindestens 50m Nessie. 50m die du in zwei Sekunden zurückgelegt hast.“ Verdutzt schaute ich sie an.
„Das.. das kann nicht sein, du musst dich geirrt haben.“ Sie schüttelte den Kopf, die Tür ging auf und der Arzt betrat den Raum. Ich sah auf und konnte meinen Augen nicht trauen. Er war groß, blond und unglaublich gutaussehen. Als käme er direkt aus einem Hollywood-Liebesfilm. Das musste Dr. Cullen sein.
„Da ist ja unsere kleine Heldin!“ Er strahlte mich mit einem perfekten Lächeln an, ich bekam kein Wort heraus.
„Wie geht es dir? Ist dir schlecht, schwindelig? Hast du Kopfschmerzen?“ Ich räusperte mich.
„Nein, nichts. Mir geht es gut!“ Er drehte meinen Kopf kurz in seinen Händen, untersuchte meinen Körper auf Blessuren oder Prellungen.
„Du scheinst wirklich nichts davon getragen zu haben. Sehr schön.“ Erneut lächelte er mich an und schrieb etwas in seiner eleganten Schrift in meine Krankenakte.
„Ich gebe dir trotzdem ein paar Schmerzmittel mit, falls noch etwas sein sollte.“ Ich nickte, er verabschiedete sich und ging. Ich nahm Alex Hand und verließ mit ihr ebenfalls den Raum. Draußen gab man uns die Schmerzmittel und dann konnten wir nach Hause fahren.
Mary und Bonnie hatten draußen gewartet, wir stiegen ins Auto und schon wurde ich mit tausenden von Fragen bombardiert, obwohl mein Kopf doch allein schon von meinen ausgefüllt war.

Endlich unser Internat erreicht, hatte ich eigentlich gehofft, nun könnte ich mich hinlegen, meinen Gedanken freien Lauf lassen, einfach mit Alex reden. Doch natürlich wusste schon die ganze Schule von meiner Heldentat und natürlich musste mich jeder einzelne darauf ansprechen. Als ich zum gefühlten Millionsten Mal die Geschichte erzählt hatte, kam Ian völlig geschockt auf mich zugerannt.
„Nessie! Dir geht es gut, ja? Ich hab mir solche Sorgen gemacht!“ Er zog mich in seine Arme und drückte mich fest an sich.
„Nicht so doll, mir tut alles ein wenig weh!“ Natürlich war das nur eine Ausrede, ich wollte ihm nicht so nahe kommen.
„Oh ja natürlich, tut mir leid.“ Ich ließ ein wenig locker und schaute mir in die Augen. Seine blauen Augen waren noch immer von einem Schleier der Sorge überzogen, doch dieser nahm nichts von ihrer Schönheit. Ich könnte Stunden in ihnen versinken, und doch wären mir andere Augen, Augen aus meinen Träumen, lieber.
„Was ist passiert? Erzähl!“ Ich verzog das Gesicht.
„Du weißt das doch schon, die ganze Schule weiß es, lass es mich nicht nochmal erzählen.“
„Okay. Willst du dich hinlegen? Ein wenig schlafen?“ Ich nickte nur, tatsächlich spürte ich jetzt, wie die Müdigkeit an mir nagte. Meine Lider wurden schwerer, ich konnte mich kaum noch auf den Beinen halten. Ian legte seinen Arm um meine Taille und ging mit mir in Richtung der Schlafräume. Gerade war ich froh, seinen Halt zu spüren, ich wäre sonst wirklich auf dem Fußboden gelandet.
„Du bist ja völlig.. schwach, was ist los? Hast du Schmerzen? Ist dir schlecht?“ Ian schaute mich wieder besorgt an.
„Nein.. alles okay. Bin nur müde.“ Meine Augen schlossen sich, während ich sprach, meine Worte waren nur noch geflüstert.
„Nessie?“ Ich öffnete die Augen wieder.
„Alles okay, bring mich nur auf mein Zimmer, ja?“ Und schon lief er wieder los. Nach ein paar holprigen Schritten wurden wieder jedoch aufgehalten.
„Ian! Warte mal!“ Es war Tyler. Er war hinter uns und holte uns schnell ein.
„Du musst unbedingt schnell mit runter kommen!“
„Nessie geht es nicht gut, ich bring sie auf ihr Zimmer.“ Ich schaute zu Ian auf.
„Geh ruhig, ich warte einfach hier. Mir geht’s wieder besser!“ Ich versuchte ihn anzulächeln.
„Du musst das gesehen haben, zwei Minuten wird unsere Heldin doch noch überstehen.“ Er zwinkerte mir zu. Ich musste tatsächlich lachen.
„Na gut. Ich bin gleich wieder da, Süße. Beweg‘ dich nicht von der Stelle!“ Er half mir noch, mich an die Wand zu lehnen und dann ging er mit Tyler nach unten. Mir ging es nicht besser. Mir war schlecht, schwindelig und ich fühlte mich als hätte ich eine Woche lang nicht geschlafen. Mein Körper sackte immer weiter in sich zusammen, ich konnte mich kaum noch aufrecht halten. Meine Augen vielen wieder zu, alles drehte sich. Ich spürte, wie ich zur Seite kippte, die Luft zog scharf an mir vorbei, ich wartete auf den harten Aufprall. Doch er kam nicht. Starke, warme Arme fingen mich auf und zogen mich zu sich.
„Nessie? Kannst du mich hören?“ Ich nahm den vertrauten Laut seiner rauen Stimme wahr, spürte seinen heißen Atem auf meiner Wange.
„Nessie? Hey. Komm schon, wach auf.“ Meine Lider zuckten, ich schlug die Augen auf. Seine rehbraunen Augen schauten mich mit unglaublicher Sorge an.
„Was ist passiert? Geht es dir gut?“ Ich schüttelte den Kopf, mir war unglaublich schlecht, ich wollte einfach nur schlafen.
„Ich will schlafen.“ Ich kuschelte mich in seine Arme und schloss die Augen.
„Nessie?“ Ich war zu müde, um zu antworten. Ich spürte wie er mir sein Hemd überlegte. Ich hatte bis jetzt nicht bemerkt, dass ich zitterte. Er legte sanft seine Arme um meinen Körper und lehnte sich an die Wand an. Wie unglaublich warm er war.
Langsam fiel ich in einen tiefen Schlaf, Jacob rührte sich nicht von der Stelle. Ab und zu sagte er noch einmal meinen Namen, doch ich wollte nicht antworten.. nur noch einschlafen in seinen Armen.


Jacob



Ich genoss es, sie in meinen Armen liegen zu haben. Es war fast alles wieder wie früher. Ich atmete ihren wundervollen Duft ein, streichelte ihren Rücken, lauschte ihren ruhigen und tiefen Atemzügen.
Doch all dies war begleitet von Sorge. Sie war eiskalt, zitterte trotz meiner Wärme noch immer am ganzen Körper. Sie hatte den Unfall wohl doch nicht ganz unbeschadet überstanden, oder es war der nachträglich einsetzende Schock. Irgendwann musste er ja kommen. Ich umfasste sie ein wenig stärker, damit ihr nicht mehr kalt war. Sie schließ tief und fest. Langsam schloss auch ich die Augen, es war angenehm, ihren Herzschlag an meinem Körper zu spüren. Es war beruhigend. Fast konnte ich vergessen, dass sie sich an nichts erinnerte, dass ihre Gefühle jemand anderes gehörten.. zumindest zum größten Teil. Aber wie gesagt, ich konnte es nur fast vergessen..
„Hallo? Was.. Was ist denn hier los?“ Er schaute mich mit wütenden Augen an, mein Moment mit ihr war mir wohl nicht länger gegönnt.
„Sie ist umgekippt, entschuldige, dass ich sie aufgefangen habe. Dann ist sie eingeschlafen, sie hat am ganzen Körper gezittert und war völlig am Ende. Wie konntest du sie allein lassen?“ Meine Wut steigerte sich, meine Arme fingen an zu zittern. Dieser Idiot hatte meine Renesmee in diesem Zustand allein gelassen, ich konnte es nicht verstehen.
„Ich.. sie sagte, es ginge ihr gut.. Ich war doch nur kurz weg..“ Ich spürte, wie das schlechte Gewissen an ihm nagte.
„Naja. Ist ja auch egal.“ Ich schaute wieder auf das schlafende Mädchen in meinen Armen.
„Ich kann sie auf ihr Zimmer bringen, in ihrem Bett ist es bestimmt bequemer.“ Meine Augen ließen von ihr ab und schauten wieder zu ihm.
„Ich mach das schon.“ Ich drehte Renesmee so, dass ich sie auf den Arm nehmen konnte, ohne dass sie aufwachte. Mein Hemd lag noch immer über ihr. Als ich vorsichtig aufstand, zuckte sie kurz zusammen und krallte sich dann an mir fest.
„Jacob.. Wolf.. braune Augen..“ Sie drückte ihren Kopf an meine Schulter, kuschelte sich wieder in meine Arme. Ich war wie gelähmt von ihren Worten.. Jacob? Wolf?
„Hallo? Bringst du sie nun auf ihr Zimmer“ Ohne ihm zu antworten, lief ich los. Ich wusste nicht wo sie wohnte, doch natürlich war ihr Freund so nett mir den Weg zu zeigen. Ich hasste ihn!
„Hier wären wir.“ Er schloss die Tür auf und ich betrat ihr Zimmer. Sofort sah ich das riesige Bett und lief darauf zu. Als ich sie ablegen wollte, hielt sie sich an meinem T-Shirt fest.
„Nicht … gehen. Bleib..“ Ein Lächeln umspielte meine Lippen.
„Sie redet oft im Schlaf, meistens wirres Zeug.“ Ian stand direkt hinter mir und funkelte mich böse an.
„Ich pass jetzt auf sie auf. Sie schläft ja nun.“ Der Rauswurf hätte ja nicht deutlicher sein können. Plötzlich spürte ich, wie meine Hand von ihrer umschlossen wurde. Ich blickte auf sie herab, sie schlief noch immer.
„Anscheinend geht das nicht so einfach. Ich kann auch auf sie aufpassen. Geh du nur. Du hast doch Training oder?“ Ich grinste ihn an, er sah so aus, als würde er mir gleich einen ziemlich harten Faustschlag verpassen. Doch anscheinend funktionierte das mit dem Training. Er liebte seinen Sport, seine Freundin hielt die Hand eines anderen und schlief, aber egal. Hauptsache ich fehle nicht beim Training. So ein Idiot!
Er nickte, drehte sich um und ging. Als er im Türrahmen stand, stoppte er noch einmal und drehte sich um.
„Pass auf was du tust!“ Ohne auf eine Antwort zu warten, ging er. Ich vergaß sofort wieder, dass er jemals da war. Es war unwichtig, egal, denn sie hielt meine Hand. Und das Allerwichtigste: Sie konnte sich erinnern. Sie wusste, wer ich war.. was ich war. Wenn auch noch nicht sicher, sondern nur in ihren Träumen..


Nessie



„Ich liebe dich!“ Mein Wolf lehnte seinen schweren Kopf an mich, wir vergaßen die dunklen Gestalten um uns.
„Ich liebe dich, vergiss das nie!“ Sein Gesicht nahm einen qualvollen Ausdruck an, plötzlich stand dort nicht mehr der rostbraune Wolf. Ein Junge saß vor mir. Ein Junge mit rostbrauner Haut, dunklen kurzen Haaren und braunen Augen. Jacob.
„Du hast es schon vergessen. Hast mich vergessen.“ Ich schüttelte den Kopf.
„Ich kann dich nicht vergessen.. niemals!“ Tränen liefen über seine Wange. Er stand auf und ging ein paar Schritte zurück.
„Erinner dich, Nessie. Erinner dich an deine Vergangenheit, dein früheres Leben. Erinner dich an die Liebe, an mich! Bitte erinner dich, meine geliebte Renesmee.“ Noch ein Schritt und er war bei einen.
„Nein!“ Ich versuchte aufzustehen, doch ich war nicht schnell genug. Er würde sterben.
„Ich liebe dich!“ Er schloss die Augen, er wusste, was nun kam. Plötzlich griffen sie nach seinen Armen, sie hätten ihn nicht festhalten brauchen, er wehrte sich nicht.
„Jacob! Bitte, bleib bei mir.“ Er lief auf ihn zu, packte seinen Hals.
„Nein! Aufhören!“ Meine Knie sanken zu Boden, mein Gesicht war Tränen überströmt.
„Ich liebe dich doch..“ Und dann bissen sie zu…



Mit einem Schrei schreckte ich auf. Ich war völlig schweißgebadet und atmete schwer. Der Traum war noch nie so schlimm, noch nie hatte ich ihren.. meinen Schmerz so sehr gespürt. Ihre Liebe so sehr gespürt.
Plötzlich bewegte sich eine große Gestalt neben mir.
„Nessie? Was ist los?“ Ich erkannte ihn erst nicht, doch seine Stimme verriet mir, wer er war. Ich schüttelte den Kopf.
„Ein.. Alptraum. Alles okay.“ Ich drehte mich von ihm weg und versuchte meinen Schock zu verbergen. Was sollte das, warum tauchte er plötzlich in meinen Träumen auf? Als Mensch?
„Re.. Nessie. Erzähl es mir!“ Re..? Ich erinnerte mich an den Namen aus meinem Traum. Renesmee. Jacob hatte mich so genannt.
„Renesmee?“ Ich drehte mich zu ihm um und schaute ihm in die Augen. Er senkte seinen Blick.
„Ich sollte dich allein lassen, sicher bist du müde. Ruh dich weiter aus!“ Er wollte aufstehen doch ich hielt seine Hand fest.
„Warum wolltest du mich so nennen?“ Er schaute auf unsere verschränkten Hände.
„Das weiß du doch gar nicht. Es hätte jeder andere Name sein können.“ Er drehte sich wieder weg, er log.
„In meinem Traum hast du mich aber so genannt.“ Trotz der Dunkelheit sah ich das Glitzern seiner Augen. Ich wusste nicht, ob es Freude war, oder ob es Tränen waren, die er zurückhielt.
„Jacob. Wer bin ich?“ Es war eine einfache Frage und ich war mir sicher, er konnte sie mir beantworten. Ich versuchte ihn zu mir zu ziehen, doch er entzog mir seine Hand.
„Ich muss gehen!“ Mit großen Schritten war an der Tür angelangt.
„Jake, bitte!“ Er drehte sich ein letztes Mal zu mir, sein Gesicht war vor Schmerz verzogen. „Erinner dich!“ Dann verließ er den Raum und ließ mich allein zurück in der Dunkelheit.

Nachdem ich verzweifelt versucht hatte, zur Ruhe zukommen, klopfte ich an Alex’ Tür. Sie war meine beste Freundin, die einzige, mit der ich jetzt reden konnte.
„Alex? Bitte mach auf!“ Ich hörte das Klicken des Schlosses und dann stand sie mit zerzausten Haaren und müden Augen auch schon vor mir.
„Nessie. Es ist drei Uhr morgens, wir haben doch wieder Schule.“
„Entschuldige, aber ich muss mit dir reden!“ Ich stürmte ins Zimmer, sie machte die Tür hinter mir zu.
„Was ist los?“ Ich setzte mich auf’s Bett und wartete, bis sie unter ihre Decke gekrochen war und mich anschaute. Ich holte tief Luft.
„Gestern, als Ian mich auf mein Zimmer gebracht hat..“
„Wurde er von Tyler aufgehalten, hat dich allein gelassen und als er wieder kam, lagst du schlafend in Jacob’s Armen. Das hat er uns schon berichtet. Was soll das Nessie?“
„Ich bin zusammengebrochen, ich war so müde und er war so warm. Ich habe mich bei ihm sicher und geborgen gefühlt.“ Alex schaute mich schief an.
„Naja. Jedenfalls hat er mich anscheinend auf’s Zimmer gebracht und ist geblieben.“ Alex nickte.
„Mein Traum.. er ging weiter diesmal. Der Wolf und ich wurden bedroht. Von Gestalten in dunklen Umhängen. Ich sagte ihm, dass ich ihn liebe und er das nie vergessen soll und plötzlich verwandelte sich der Wolf in Jacob. Er sagte, ich habe es längst vergessen, ich habe die Liebe und ihn vergessen.“ Ich merkte, wie mir Tränen über die Wangen liefen.
„Dann stand er auf und ging zu ihnen und dann.. dann.. sagte er, ich solle mich erinnern. Und dann haben sie ihn gebissen..“ Ich schluchzte nun.
„Alex, ich weiß nicht, was ich machen soll. Er hat mich im Traum Renesmee genannt und Jake wollte das vorhin auch. Ab dem Zeitpunkt war er total komisch und wollte sofort weg. Ich habe ihn gefragt, wer ich sei. Er sagte genau dasselbe wie in meinem Traum: Erinner dich. Was soll ich denn tun? Ich habe keine Anhaltspunkte-“
„Nessie beruhig dich.“
„Keine Anhaltspunkte, nur diesen doofen Zettel-“
„Nessie, hey.“
„Dieser Zettel und die Kette-“
„Du zitterst, Nessie. Bitte, bleib ruhig!“
„Die Kette und das Armband.“ Ich schaute Alex in die Augen, erschrocken schaute sie mich an.
„Wir sind so dämlich!“ Sie sprang auf und rannte aus dem Zimmer. Ich hörte wie sie in meine Zimmertür öffnete und kurz darauf meine Schränke durchwühlte. Nach ein paar Minuten kam sie wieder.
„Alex? Was hast du gemacht?“ Sie setzte sich zu mir und hielt mir etwas vor die Nase.
„Was?“
„Nessie. Das Armband! Schau es dir mal genau an.“ Ich nahm es ihr aus der Hand und sah das, was ich immer sah: Zwei Wappen, ein Herz, ein Wolf und die Buchstaben, N und J.
N und J.. Plötzlich wurde es mir bewusst.
„J.. Jacob. Der Wolf.“
„Und N für Nessie. Wir haben es die ganze Zeit übersehen.“ Es war so offensichtlich, es lag die ganze Zeit auf der Hand und wir hatten nicht mal im Traum daran gedacht.
„Aber was heißt das jetzt?“ Ich schaute Alex in die Augen, Tränen liefen mir die Wange herunter.
„Alex? Was soll ich jetzt machen? Ich.. Er redet ja nicht mit mir darüber.“
„Und genau dazu müssen wir ihn jetzt kriegen, er muss uns erzählen, wer du bist. Wo du herkommst und was er für eine Rolle spielt.“ Sie lächele mich an.
„Hey, Nessie. Wir schaffen das. Und bald weiß du vielleicht wieder alles über deine Vergangenheit, das ist doch gut oder nicht?“ Ich nickte. Es war gut. Doch was, wenn es in meiner Vergangenheit etwas gab, was ich nicht wissen wollte? Wenn ich jemand war, der ich jetzt nicht mehr sein möchte?

Ich schlief traumlos die letzten Stunden der Nacht. Ich sollte mich darüber freuen, doch ich vermisste meine Träume. Vermisste meinen Wolf, die braunen Augen, Jacob. Ich öffnete meine Augen, das grelle Licht blendete mich sofort.
„Nessie! Du bist ja wach. Anscheinend kannst du heut‘ endlich mal das Frühstück genießen.“ Alex lachte und zog mir die Decke weg.
„Alex. Ich hab keinen Hunger, sag ich bin krank.“ Ich rollte mich auf dem Bett zusammen und vergrub mein Gesicht in den Kissen.
„Vergiss es du Schlafmütze. Komm, steh auf und mach dich fertig!“ Ich rührte mich nicht.
„Nessie.“ Eine kurze Pause.
„Na gut, du hat es nicht anders gewollt.“ Ich hörte ihre nackten Füße über das Parkett tapsen, dann waren sie kurz ruhig und mit schnellen Schritten kam sie zurück.
„Du möchtest nicht aufstehen?“ Ich schüttelte den Kopf und nur eine Sekunde später kippte sie mir auch schon ein Glas Wasser über den Kopf. Wie von einer Tarantel gestochen sprang ich schreiend aus dem Bett.
„Alexia Roya MacCarthur. Bist die von allen guten Geistern verlassen?“
„Ach was redest du wieder, ich möchte nur endlich meinen Plan in die Tat umsetzen.“ Sie grinste mich an.
„Von was redest du da wieder?“
„Von meinem Plan, wie wir Jacob zum Reden kriegen, wie wir etwas über deine Vergangenheit herausfinden. Ich hab mir die ganze Nacht Gedanken gemacht!“
„Und wie willst du das anstellen?“
„Wart’s nur ab. Erst einmal gehen wir Frühstücken, und dann erzähl ich dir alles. Aber jetzt mach dich fertig. Hopp hopp!“ Sie scheuchte mich ins Bad und zeigte auf einen Kleiderhaufen.
„Das ziehst du an. Du sollst auffallen. Toll aussehen, obwohl du das auch in ‘nem Kartoffelsack tun würdest.“ Ich schaute sie fragend an.
„Mach einfach! Und lass deine Haare offen, deine Locken sind wundervoll, es ist doof, sie immer zu verstecken in deinem Pferdeschwanz.“ Sie zwinkerte mir zu und verschwand aus dem Bad. Ich verdrehte die Augen. Was hatte sie nur wieder vor?
Ohne weiter darüber nachzudenken stieg ich in die Dusche und drehte das Wasser auf. Es tat gut, das heiße Wasser entspannte mich, machte meinen Kopf frei. Ich verdrängte alle Sorgen. Dachte weder an Jake, noch an Ian, und erst recht nicht an meine verlorene Erinnerung. Ich konzentrierte mich jetzt einfach darauf, glücklich zu sein. Auf meine beste Freundin, die wirklich der tollste Mensch auf Erden war. Und ich war gespannt auf ihren Plan, einen Plan, der letztendlich vermutlich sowieso schief ging, so wie alle zuvor auch schon. Aber lachen konnten wir danach immer.
Ich stieg aus der Dusche mit einem Lächeln auf den Lippen und betrachtete mein Gesicht im Spiegel. Ich sah ausgeschlafen aus, meine schokoladenbraunen Augen strahlte und das Lachen stand mir. Ich sah mir die Sachen an, die Alex herausgelegt hatte. Natürlich meine hautenge Jeans, ein Top mit echt großem Ausschnitt und hohe Schuhe. Ich verdrehte die Augen und zog alles an. Daneben lag noch ein Haufen Schmuck: eine Kette, ein paar Armbänder und Ohrringe. Ich föhnte meine Haare, legte meine Locken zurecht und schaute ein letztes Mal in den Spiegel. Ich sah gut aus, ohne Frage. Auffallen würde ich auch, so wie eigentlich immer. Aber nun gut, Alex wollte es so.
Ich verließ das Bad und lief ihr fast in die Arme.
„Oh Nessie, besser, als ich es mir vorgestellt habe.“ Sie begutachtete mich von oben bis unten und lächelte.
„Make-up brauchst du nicht, niemals. Du siehst toll aus!“
„Danke Alex.“ Ich umarmte sie.
„Danke für alles. Ich bin so froh dich zu haben!“
„Du musst mir nicht danken, das tun beste Freundinnen doch!“ Sie gab mir einen Kuss auf die Wange und ergriff meine Hand.
„Und jetzt los. Sonst verpassen wir das Frühstück.“ Sie zog mich aus der Tür, die Treppe hinunter. Dort begegneten wir Jakes Familie. Den drei Mädchen, die so unglaublich gut aussahen. Mit einem Lächeln wünschte ich ihnen einen ‚Guten Morgen‘
„Guten Morgen.“ Die Blonde lächelte mich an, die kleine, elfenhafte ebenfalls. Doch die Brünette schaute mich.. traurig an. Ich wusste nicht, wie ich es beschreiben sollte. Es war ein Ausdruck von Sehnsucht. Doch bevor ich darüber nachdenken konnte, zog mich Alex schon weiter in Richtung Speisesaal. Erst am Buffet ließ sie meine Hand wieder los.
„So, jetzt nimm dir was zu essen und dann gehen wir zu unserem üblichen Tisch.“
„Was ist mit Ian Alex? Wie soll ich ihm denn in die Augen schaun‘?“ Ich schaute zu unseren Freunden, er war noch nicht da.
„Das wird schon, du setzt dich erst einmal zu mir, vielleicht kommt er gar nicht!“ Sie nahm sich eine Schüssel Cornflakes, einen Apfel und eine Tasse Milch. Ich sah mich um, ich wusste nicht, wann ich das letzte Mal gefrühstückt hatte. Ich griff nach etwas Obst, einem Joghurt und Orangensaft. Dann folgte ich Alex zu unserem Tisch. Natürlich schaute mich alle komisch an.
„Nessie? Träume ich oder nimmst du wirklich mal das Frühstück wahr?“ Tyler lachte.
„Ich bin eine Halluzination, Tyler, klar.“ Ich grinste ihn an uns setzte mich neben Alex. Da sich Tyler wieder angeregt mit Bonnie und Mary unterhielt, wendete ich mich an meine beste Freundin.
„So, nun erzähl! Was hast du geplant?“ Doch Alex schaute nicht zu mir, sondern geradeaus. Sie reagierte auch gar nicht. Also folgte ich ihrem Blick. Sie sah direkt zum Tisch der Cullens. Sie saßen alle da. Auch Jake, doch da war jemand neues neben ihm. Ein neues Mädchen, welches ihn fröhlich angrinste und durch sein Haar wuschelte. Auch er lächelte sie an, seine Augen strahlten. Ich schüttelte den Kopf.
„Nessie, hör zu, sicher hat das nichts zu bedeuten, da ist sicher nichts. Vielleicht nur eine Freundin der Familie!“
„Sieh doch, wie er sie ansieht. Alex, mach die Augen auf.“ Tränen stiegen mir in die Augen und auf einmal drehte Jake seinen Kopf in meine Richtung und sah mir genau in die Augen. Sein Lächeln erstarb, er sah mich schuldbewusst an, traurig. Ich wusste nicht, was das hieß. Was das sollte. Ich dachte, er mag mich. Mag mich wirklich. Ich konnte das nicht glauben, hatte er mich so getäuscht? Oder hatte ich mir die ganze Zeit etwas eingebildet?
Ich schloss meine Augen, stand auf und verließ ohne ein Wort zu sagen den Speisesaal. Und plötzlich fing ich an zu weinen..


Jacob

 



„Ich bin so ein Idiot, so ein verdammter Idiot!“ Ich wollte aufspringen, doch sie hielt mich am Arm fest. Jillian zog mich wieder auf meinen Stuhl und schaute mich mit großen Augen an.
„Du bist kein Idiot! Wie sollten wir denn jetzt wissen, was sie daraus schließt. Sie hat echt n’bisschen voreilige Schlüsse gezogen.“ Sie ließ meine Hand nicht los, ich spürte genau, wie Nessie’s beste Freundin mich mit Blicken durchbohrte. Ich entzog Jillian meine Hand.
„Ich geh sie suchen!“ Erneut wollte ich aufstehen, doch wieder hinderte sie mich daran.
„Das bringt doch jetzt nichts, Jake.“
„Und wie das was bringt. Ich muss ihr das erklären. Würdest du mich jetzt bitte los lassen? Ich kann hingehen, wo ich will.“ Vielleicht waren diese Worte etwas heftig, aber sie hatte nicht das Recht dazu, mich hier festzuhalten.
Traurig schaute sie zu Boden und ließ meine Hand los. Meine Worte taten mir schon wieder leid.
„Hey, Jill, tut mir leid. Ich hab überreagiert. Aber ich muss ihr die Wahrheit sagen.“ Sie nickte, ich legte meinen Finger unter ihr Kinn und hob ihren Kopf hoch, so, dass sie mir in die Augen sah.
„Wir sehen uns später im Unterricht.“ Sie lächelte mich an.
„Komm nicht zu spät und jetzt geh schon!“ Sie schob mich in Richtung Ausgang und ich lächelte zurück. Sie war mir echt eine richtig gute Freundin geworden die letzten anderthalb Jahre. Sie hatte uns sehr oft besucht, auch wenn sie bei den Volturi lebte. Irgendwie hatte sie sie immer überzeugen können. Nachdem Caius gestürzt wurde, war sie frei. Sie kehrte in ihr altes Zuhause zurück, doch dort konnte sie nicht bleiben. Zu viele Erinnerungen überwältigten sie. Und so stand sie eines Tages vor unserer Tür. Sie hatte unser aller Leben gerettet, da konnten wir sie gar nicht zurückweisen. Außerdem war es gut, sie dazuhaben. Mit ihr konnte man über alles reden, schließlich hatte sie einen ähnlichen Verlust zu verkraften wie ich. Doch mehr war nie gelaufen, mehr als Freundschaft. Wenn dies auch nur meinerseits war, wie ich vermutete..
Ich rannte den fast leeren Gang entlang. Doch weit musste ich nicht. An der nächsten Ecke saß sie zusammengekauert und schluchzend. Sie hörte mich nicht einmal, sah mich auch nicht, sie hatte ihr Gesicht in den Händen versteckt.
„Nessie, hör mir zu!“ Sie schreckte auf.
„Verschwinde!“
„Es ist-“
„Es ist nicht so wie du denkst? Sprich es nicht aus Jacob, denn genauso ist es sicher!“ Sie stand auf und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
„Erzähl mir doch nicht, du hättest eine Schwester, die ganz plötzlich hergekommen ist. Ich sehe doch, wie sie dich anschaut‘.“
„Sie ist-“
„Sie ist deine Freundin, schon kapiert. Ich dachte wirklich, du magst mich. Dachte, du könntest mir sagen, wo ich herkomme. Wer ich eigentlich bin. Doch ich will dich nicht wiedersehen! Nie wieder! Fahr-“ Ich überwindete die zwei Meter zwischen uns, zog sie in meine Arme und küsste sie. Meine Arme umfassten ihre Taille, ihre legten sich um meinen Hals. Sie erwiderte den Kuss. Es war ein so unbeschreibliches Gefühl, nach anderthalb Jahren küsste ich sie wieder. Ich wollte nicht, dass es aufhörte. Doch nach wenigen Sekunden löste sie sich von mir.
„Renesmee! Hör mir zu! Sie ist nicht meine Freundin, sie ist nur eine Freundin. Ich kann dir das nicht erklären, aber was ich dir sagen kann, ist, dass ich dich sehr wohl mag. Sehr sogar, wenn du nur wüsstest wie sehr. Doch wer du bist, und wo du herkommst, dass musst du herausfinden! Du musst dich erinnern, Nessie.“ Ich schaute ihr in ihre großen schokoladenbraunen Augen, streichelte sacht über ihre Wange. Erneut fing sie an zu weinen und vergrub ihr Gesicht an meiner Schulter. Ich schloss sie fest in meine Arme.
„Ich kann mich nicht erinnern Jacob! Außer meinen Träumen habe ich nichts und die sind völlig unwirklich. Du als riesiger rostbrauner Wolf, der von Gestalten in dunklen Umhängen mit Reißzähnen getötet wird. Wie soll ich das ernst nehmen?“ Mein Herz machte einen Sprung. Natürlich wusste sie nicht, was es bedeutete, ich jedoch schon.
„Dann mein Armband mit unseren Initialen, dem Wolf, einem Herz und zwei Wappen. Soll mir das etwa weiterhelfen? Ich weiß nur, dass du etwas mit meiner Vergangenheit zutun hast. Du bist ein wichtiges Puzzlestück. Also bitte hilf‘ mir.“ Sie hob ihren Kopf und sah mir in die Augen.
„Bitte hilf mir Jake!“ Beinahe hätte ich ihr alles gesagt. Alles was sie wissen wollte, was ihr fehlte, wie sehr ich sie liebte. Doch ich durfte nicht.
„Ich kann nicht, Nessie. Ich kann es nicht.“ Ich gab sie aus meiner Umarmung frei und ging ein paar Schritte rückwärts.
„Das musst du allein hinkriegen.“ Ich drehte mich um. Es fiel mir so schwer, sie jetzt stehen zu lassen, allein. Doch es musste sein, ich würde ihr sonst alles erzählen, und dann wäre alles kaputt. Denn sie wäre geschockt, hätte vermutlich Angst vor uns allen oder würde mir gar nicht erst glauben.
Meine Beine trugen mich fast selbstverständlich zurück zum Speisesaal.
„Jacob, bitte!“ Ich zwang mich, nicht zurückzublicken. Nicht stehen zu bleiben. Einfach weiter zugehen und zu hoffen, dass sie sich schnell erinnerte. An ihre Vergangenheit, ihre Familie.. an mich!


Nessie

 



Alles in meinem Kopf drehte sich. Ich wusste nicht mehr, wer ich war, wo ich war und was das alles überhaupt sollte. Nichts ergab einen Sinn und ich wusste einfach nicht mehr weiter. Meine Beine trugen mich durch die Gänge der Schule, ohne, dass sie einen bestimmten Weg einschlugen. Lehrer, Freunde, Fremde gingen an mir vorbei. Ab und zu sprachen sie mich an, ich antwortete aber nicht. Tränen flossen unaufhörlich über meine Wangen, ich zitterte am ganzen Körper. Doch ich wollte nicht stehen bleiben, mit niemanden reden. Ich wollte mich nur erinnern. Ich musste es doch irgendwie!
„Nessie? Schatz, was hast du?“ Nein. Nicht Ian.
Er zog mich in seine Arme.
„Hey, ist irgendwas passiert? Warum weinst du?“ Ich brachte kein Wort heraus, ich stand einfach starr an ihn gepresst und wartete, dass er losließ. Er tat es nicht.
„Nessie! Rede doch mit mir!“ Meine Arme stemmten sich, ohne, dass ich es wollte, gegen seine Brust und drückten mich von ihm. Dann lief ich weiter, er folgte mir.
„Bleib stehen, Nessie! Was ist los mit dir? Du läufst hier wie eine Irre durch die Gänge.“ Nun entschloss sich mein Kopf, doch zu reden. Zu schreien.
„Wie eine Irre? Ich bin also verrückt ja? Na so eine verrückte Freundin hast du ja gar nicht verdient. Ich entschuldige mich aufrichtig dafür!“ Ich funkelte ihn böse an, er stand wie gelähmt vor mir.
„Lass mich einfach in Ruhe Ian!“ Und nicht nur er schaute mich geschockt an, alle anderen um mich herum waren ebenfalls stehen geblieben. Manche tuschelten, manche beobachteten einfach nur. Ich rannte los. Rannte den Gang entlang, bog rechts ab. Schon sah ich die Eingangstür. Ich stemmte mich gegen sie und rannte raus in Kälte. Doch die störte mich gerade nicht, ich wollte einfach nur weg. Weg von allem, irgendwohin, wo mich keiner kannte.
Ich ließ die Schule hinter mir, rannte die Straße entlang mitten in den kleinen Wald, der gleich ans Gelände anschloss. Dann folgte ich nicht mehr dem geteerten Weg, sondern rannte mitten durch die Bäume. Ich sprang über Baumstämme, nahm immer mehr Geschwindigkeit auf. Unnormale Geschwindigkeit. Unnatürlich. Doch es machte Spaß. Ich spürte den eisigen Wind an meinem Gesicht, welcher mir weitere Tränen in die Augen trieb. Sah die Bäume zu schnell an mir vorbeiziehen, nur braune und grüne Streifen. Ich konzentrierte mich auf sie und plötzlich konnte ich sogar die einzelnen Blätter wahrnehmen. Es war unglaublich schön. Mit einem Ruck blieb ich mitten auf einer Lichtung stehen. Die Sonne hatte sich gerade durch die dichte Wolkendecke gekämpft und erstrahlte nun alles in einem warmen Licht. Ich drehte mich im Kreis, lachte, so wie lange nicht mehr. Ich wusste nicht was ich war. Schön und unglaublich schnell. Ich erinnerte mich an die Cullens. Auch sie waren alle unglaublich schön, nahezu perfekt. Sie hatte noch blassere Haut als ich. Mehr wusste ich nicht. Doch im Moment wusste ich sowieso gar nichts mehr, ich genoss einfach die glücklichen Gefühle. Die ein kribbeln durch meinen ganzen Körper jagten.
Ich ließ mich auf die Wiese fallen und lauschte den Geräuschen des Waldes. Vögel, die fröhlich zwitscherten. Ein Eichhörnchen, das von Baum zu Baum sprang. Ein Specht, direkt neben mir. Doch dann war da ein Knacken, jemand war hinter mir, jemand war mir gefolgt. Ruckartig sprang ich auf und drehte mich um.
Es war sie. Das Mädchen, was bei Jake war- in der Cafeteria.
„Nessie.“
„Woher weißt du meinen Namen?“
„Ich kenne dich. Kenne dich von.. früher.“ Mein Herz machte einen Sprung. Sie kam langsam auf mich zu gelaufen.
„Du weißt etwas über meine Vergangenheit?“ Sie nickte. Ich rannte die letzten Schritte zu ihr.
„Was? Bitte, du musst es mir sagen!“ Flehend sah ich sie an.
„Ich darf es aber nicht.“
„Was wollt ihr alle immer mit diesem ‚dürfen‘? Ich selbst schaff es nicht, mich zu erinnern. Bitte hilf mir doch!“ Sie lächelte.
„Ich werde dir helfen, Renesmee. Aber sagen werden ich dir nichts, ich gebe dir nur das, was ich dir damals genommen habe.“
„Was du mir genommen hast? Wie meinst du das?“
„Unwichtig. Du bekommst deine Erinnerung zurück, alles, was du vergessen hast. Deine komplette Vergangenheit.“ Ich schaute sie ungläubig an, ihre Worte ergaben keinen Sinn für mich. Sie nahm mein Gesicht in ihre Hände, ich schaute ihr in ihre grünen Augen, welche plötzlich zu leuchten schienen. Durch meinen Kopf jagte ein schrecklich stechender Schmerz, ich schrie auf, doch sie schaute mir weiterhin einfach in die Augen und auch ich konnte mein Blick nicht abwenden. Dann hörte der Schmerz auf und alles wurde schwarz. Ich wartete auf einen Aufprall auf dem Boden, doch er kam nicht. Da war nichts mehr, außer unendlicher Tiefe..

Ein neuer Anfang

 Nessie

Mein erster Blick in seine nahezu schwarzen Augen, in ihre schokoladenbraunen Augen.
Die ersten Schritte. Die ersten Worte. Die ersten Tropfen Blut.
Ein großer Junge, wie er mit mir spielte. Jahr für Jahr. Wettrennen durch den Wald, Verstecken, wobei er mich immer gewinnen ließ.
Meine ganze Familie zu Weihnachten, ein Berg von Geschenken unter dem riesigen Baum.
D
unkle Gestalten, die uns töten wollten. Riesige Wölfe, rotäugige Wesen mit unfassbaren Kräften.
Tränen, die ich um meinen Vater vergoss, um meine Mutter, um meine gesamte Familie.
Ein Junge und ein Mädchen, sie rettete mir das Leben, indem sie mir alles nahm.
Mein erster Kuss, meine erste Liebe. Jacob!

 Ich schreckte auf. Mein Kopf schmerzte unfassbar. Es war, als wäre jede Erinnerung ein weiterer Messerstich. Eine Brandmarke, die sich mitten in mein Gehirn brannte, genau dort, wo sie immer hätte sein sollen.
Und meine Vergangenheit war plötzlich wieder ein Teil von mir. Plötzlich war wieder alles da, jeder Tag, jede Minute, jede Sekunde meines Lebens.
Mein Name ist Renesmee Carlie Cullen. Ich wurde am 10.September 2006 geboren. Meine Mum war Isabella Marie Cullen. Mein Dad Edward Masen Cullen. Ich hatte keine Geschwister, aber eine wundervolle Familie. Carlisle, Esme, Emmet, Rosalie, Jasper und Alice. Und dann war da noch Jacob, mein Freund.
Mein Kopf drohte zu zerbersten. Ich stand auf und rannte. Ich hoffte, die Geschwindigkeit würden die Schmerzen verschwinden lassen, doch es war nicht so. Sie wurden immer und immer schlimmer je mehr Erinnerungen in meinen Kopf schossen: Einkaufsbummel mit Rosalie und Alice. Eine Kissenschlacht mit Jacob. Mein Vater am Klavier. Mum und ich bei der Jagd.
Bei der Jagd. Mit einem Ruck blieb ich stehen. Jagen.. Blut trinken.. Rote, leuchtende Augen… Riesige Wölfe. Es war so unwirklich. Meine gesamte Familie waren Vampire. Mein Freund ein Gestaltenwandler. Ich selbst ein Mischwesen.
Meine Beine sackten unter mir zusammen. Ich bekam kaum Luft. Wie konnte das alles real sein? Das war doch nicht möglich! Kein Mensch würde mir das je glauben, doch ich wusste genau, dass es wahr war. Mehr als alles anderen. Es war kein Traum mehr, es war Wirklichkeit geworden. Mein Traum war die Realität und nun konnte ich es nicht länger leugnen. Alles, was ich für Fantasiewesen hielt, schien zu existieren. So verwirrend es war, ich konnte es mir nicht verleugnen.
Bilder zogen vor meinem inneren Augen vorbei. Tiere, in welche ich meine Zähne schlug. Blutbeutel, aus denen ich trank.
Übelkeit stieg in mir auf, der Wald um mich herum wurde schwarz. Und im nächsten Moment fühlte ich nur noch das weiche Moos unter mir..

 

Jacob

„Jillian! Wieso? Wie konntest du ihr das antun?“„Ich wollte euch.. dir helfen. Sie musste sich doch erinnern und sie konnte es nicht allein.“„Sie hätte es geschafft. Sie hat mir von ihren Träumen erzählt. Alles wäre gut gegangen..“
„Es tut mir leid.“ Ich wandte mich von ihr ab. Nessie lag noch immer bewusstlos auf meinem Bett, ich hatte sie im Wald gefunden, nachdem Jillian mir gesagt hatte, was sie getan hat. Sie sah friedlich aus, meine geliebte Renesmee. Als hätte sie keine Sorgen und würde einfach nur schlafen. Doch sie musste geschockt sein, gerade hatte sie jede einzelne Erinnerung ihres Lebens zurück bekommen. Ich selbst hätte es nicht verkraften können, schließlich lebte sie etwas, was die meisten für unmöglich hielten, für nicht existierend.
Plötzlich flatterten ihre Lider. Ich eilte zu ihr und nahm ihre Hand. Sie schlug die Augen auf.
„Wo bin ich? Was..?“ Ich lächelte sie zaghaft an.
„Du bist in meinem Zimmer, ich hab dich bewusstlos im Wald gefunden. Wie geht es dir? Brauchst du irgendetwas?“ Sie schüttelte den Kopf und versuchte sich aufzusetzen. Plötzlich riss sie ihre Augen auf und rückte von mir weg.„Ihr.. ich.. wie ist das alles möglich?“„Ich weiß es nicht. Doch ich weiß, das muss ein unglaublicher Schock für dich sein. Aber hör‘ mir zu, wir tun keinem Menschen etwas, die Horrorgeschichten sind nicht wahr.“ Sie musste kurz lachen.
„Das weiß ich doch. Ich weiß, dass ihr meine Familie seid. Ihr weiß, dass ich euch über alles liebe. Es ist nur..“
„Ziemlich verrückt? Abgefahren?“ Nun breitete sich ein Grinsen über ihr Gesicht aus.
„So in etwa..“ Sie schaute kurz nach unten, dann direkt in meine Augen. Sie suchte meine Hand, ich fand’ ihre und unsere Finger verschränkten sich.„Ich hab‘ dich so vermisst.“ Tränen stiegen ihr in die Augen. „Ich habe dich auch vermisst… glaube ich.“ Ich lächelte. Doch plötzlich verzog sie ihr Gesicht vor Schmerz, ihre Hand stützte sie gegen ihre Stirn.
„Gott.. Ich hab solche Kopfschmerzen, die wollen einfach nicht aufhören!“
„Das ist meine Schuld, ich hätte dir nicht alles wiedergeben sollen, so auf einmal. Aber keine Angst, spätestens morgen sind sie weg.“ Renesmee sah Jillian an. Erst erschrocken, dann freundlich.
„Danke, Jillian. Danke.“ Sie lächelte.
„Ich habe dir nur das gegeben, was ich dir genommen hatte.“
„Um mein Leben zu retten. Ich glaube du hast echt was gut bei mir.“
„ – bei uns“, erwiderte ich und sah Jillian in die Augen.
„Danke, dass du sie mir zurückgebracht hast.“ Sie senkte den Kopf.
„Ich.. ich werde euch dann mal allein lassen.. Ihr habt viel zu bereden.. ich.. störe sicher nur.“ Jillian drehte sich um und ging zur Tür.
„Du musst doch nicht gehen!“ Nessie sah sie traurig an.
„Doch, glaub mir, ich muss.“ Sie lächelte mich ein letztes Mal an und ging dann. Ich sah, wie ihr Tränen in die Augen stiegen.
„Sie..“
„Sie liebt dich Jacob.“
„Aber ich liebe dich!“ Ich schaute in ihre leuchtenden, schokoladenbraunen Augen. Meine Hand umfasste ihren Kopf, ich zog sie zu mir. Kurz bevor sich unsere Lippen berührten, wartete ich.
„Küss mich Jake. So, als wäre nie etwas gewesen.“ Ich lächelte. Unsere Lippen trafen sich, sanft. Es war noch schöner, als unser erster Kuss. Ich hatte einfach solange auf diesen Moment gewartet. Der Moment, in dem ich mit Sicherheit sagen konnte, sie ist wieder mein. Dass sie mich wieder liebt. Dass sie sich erinnert. Ich spürte, wie salzige Tränen über ihre Wange liefen.
„Hey, Nessie, was hast du?“ Besorgt schaute ich sie an.
„Ich habe solange darauf gehofft, weißt du? Meine Vergangenheit zu kennen, mein früheres Leben zurück zu bekommen. Und jetzt? Jetzt ist mein Leben so.. so.. eher wie ein Traum als die Realität. Ich meine, ich liebe dich, keine Frage. Ich liebe mein Leben, doch ich weiß nicht, ob das wirklich ich bin, verstehst du? Was ist, wenn ich mich verändert habe in der Zeit, wo ich hier war? Wenn ich nicht mehr deine Renesmee bin?“ Ich zog sie fest in meine Arme, sie vergrub ihr Gesicht in meiner Schulter.
„Du bist meine Renesmee, du warst sie von Anfang an, schon als wir uns das erste Mal hier begegnet waren. Ich hatte keinen Zweifel, mein Herz schlug genauso für dich, wie damals. Es hat sich rein gar nichts geändert. Ich liebe dich mehr, als jemals zuvor. Es ist nur die Frage, ob du mich liebst..“ Sie schaute mit nassem Blick auf.
„In meinen Träumen habe ich nie aufgehört dich zu lieben. Du warst immer bei mir. Und dann war da Ian. Ja, auch ihn liebte ich, doch. Ich weiß nicht, was es war. Seit du hier bist, ist alles anders geworden, meine Gefühle haben sich verändert. Ich liebe dich, Jake. Ich habe dich immer geliebt, mein Herz hatte dich nur verschlossen. Und mit dir kam der Schlüssel.“ Ich küsste sie erneut, nun liefen auch mir Tränen über die Wange. Doch plötzlich wurde sie aus meinen Armen gerissen.
„Du.. Nessie, wie kannst du?“
„Ian, bitte, es..“ Ian hatte Nessie am Handgelenk gepackt und sie zu sich gezogen. Nun hielt er sie fest, zu fest an den Schultern und schaute sie hasserfüllt an.
„Ian, lass sie los!“
„Du hältst dein Maul. Mit dir rechne ich später ab!“
„Ian bitte, lass mich los, du tust mir weh!“
„Wieso betrügst du mich? Ich wollte mich gerade bei dir entschuldigen, nachschauen wie es dir geht.“
„Und was machst du dann in meinem Zimmer?“
„Ich sagte, du sollst dich Klappe halten! Die Tür stand offen, ich habe euch gesehen.“ Er drückte noch fester zu, Nessie versuchte, sich aus einem Griff zu befreien.
„Lass sie los!“
„Oder was?“ Er funkelte mich herausfordernd an. Ich zögerte nicht, packte seinen Arm und schleuderte ihn quer durch’s Zimmer. Nessie fiel mir in die Arme und schaute zu mir auf.
„Jake bitte tu‘ ihm nicht weh. Lass mich mit ihm reden!“
„Solange er dir nicht noch einmal weh tut!“ Ian zog sich wieder auf die Beine, und wischte sich das Blut aus dem Gesicht. Seine Nase hatte es wohl erwischt.
„Wag es dir noch einmal, sie anzufassen.“
„Jake, lass mich kurz mit ihm allein, bitte.“ Ich sah in ihre Augen, ihr Blick war flehend.
„Ich warte draußen.“ Mein Blick wich nicht von Ian ab, er hielt Stand. Bis ich aus der Tür hinaus war.
„Ich liebe dich.“ Nessie schloss sie hinter mir. Nun hieß es warten.

 

Nessie

Ich spürte seinen Blick in meinem Rücken. Hasserfüllt, schmerzerfüllt. Langsam drehte ich mich zu ihm um.„Ian, bitte, lass es mich erklären.. Ich-“„Halt den Mund! Da gibt es nichts zu erklären, Nessie. Du hast mich betrogen, so einfach ist das. Was willst du mir dazu noch sagen?“ Er wischte sich erneut das Blut aus dem Gesicht, ein paar Tropfen waren schon auf seinem T-Shirt zu sehen. Ich roch den metallischen Geruch.

„Es ist nicht so wie du denkst. Du weißt, dass ich nichts über meine Vergangenheit wusste. Jake wusste etwas. Und jetzt weiß ich es auch. Er war Teil meines alten Lebens, ich habe ihn geliebt und ich liebe ihn noch immer. Jetzt, wo alles wieder da ist, jetzt, wo ich endlich mein altes Leben kenne sind auch die Gefühle zurückgekehrt. Es tut mir so leid.“ Ian war still, er sagte kein Wort. Eine Minute, zwei Minuten, drei Minuten. Der Geruch des Blutes wurde immer und immer stärker. Ich wusste nun, warum ich es so stark roch, warum mein Hals so kratze. Ich war halb Vampir, Blut war mein Hauptlebensmittel. Doch jetzt, wo ich es wusste, konnte ich es kontrollieren. Der rote Schleier war nicht da.„Ian? Sag doch was!“ Er schüttelte den Kopf. Langsam kam er wieder auf die Beine und kam mit glasigen Augen auf mich zu. Als er direkt vor mir stand nahm er meine Hände, sanft. Er wollte mir nicht weh tun.
„Ich liebe dich. Ich wünsche mir das Beste für dich und wenn es jetzt so ist, dann ist es so. Das … das muss ich wohl akzeptieren.“ Ich lächelte ihn an.
„Ich wollte dich nicht verletzen Ian. Du weißt nicht, wie verwirrt ich selbst war. Ich verstand nicht, warum ich auf einmal Gefühle für diesen total Fremden hatte. Aber jetzt ergibt alles Sinn.“
„Ist schon gut, wie sollte ich dir denn da die Schuld geben.“ Er senkte den Kopf.
„Ich gehe dann besser. Alles Gute für die Zukunft, Nessie.“ Er ging auf die Tür zu.
„Ian.. warte.“ Er drehte seinen Kopf zu mir.
„Ich habe dich geliebt. Wirklich.“ Seine Lippen verzogen sich kurz zu einem Lächeln. Dann öffnete er die Tür. Er sah Jake an.
„Pass gut auf sie auf!“
„Werde ich. Versprochen.“ Mit diesen Worten verschwand er aus dem Zimmer. Jake ah ihm hinterher und kam dann wieder zu mir. Tränen strömten aus meinen Augen, er zog mich in seine Arme.
„Ich wollte ihn nicht verletzen, aber ich hab‘ ihm das Herz gebrochen.“ Ich schluchzte, Jake drückte mich stärker an sich. Seine Wärme war etwas so Vertrautes obwohl sie mir eigentlich neu sein müsste. Ich fühlte mich geborgen und sicher in seinen Armen.
„Ist schon gut, Nessie. Du kannst doch nichts dafür.“
„Doch, ich hätte ihm früher sagen sollen, dass ich Gefühle für dich habe. Dass ich verwirrt bin.“
„Es hätte nichts geändert. Jetzt beruhige dich erst einmal.“ Ich hörte auf ihn. Das Schluchzen hörte auf, mein Tränen versiegten. Jake entließ mich aus seiner Umarmung und schaute mir in die Augen.
„Du bist wunderschön.“ Ich lächelte und küsste ihn. Und ich merkte, wie sehr ich ihn vermisst hatte, auch wenn ich es nicht wusste.

Impressum

Texte: Natürlich liegen die Rechte der meisten Personen einzig und allein bei Stephenie Meyer. Meine erfundenen Figuren und die Idee sind jedoch mein geistiges Eigentum. ;)
Tag der Veröffentlichung: 18.07.2011

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