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Kapitel 1

Mit einem tränennassen Taschentuch saß sie in der Notaufnahmen des Krankenhauses. Das Ticken der weißen Wanduhr, die an einer der ebenso weißen Wänden des Krankenhauses hing, erschien ihr unerträglich laut.
Warum?
Diese eine Frage ging ihr seit Stunden durch den Kopf.
Doch sie blieb unbeantwortet. Wieder rannen Tränen ihre Wangen hinunter.
Sie tropften auf den Ärmel ihrer Jacke und farbten ihn schwärzer als er ohnehin schon war. Sie schaute auf den goldenen Ehering der an ihrem rechten Ringfinger funkelte, wie am Tag ihrer Trauung.
Sie erinnerte sich gerne an diese Zeit zurück.
In der noch alles in Ordnung war und die Tage noch nicht so trist erschienen wie jetzt.
“Beeil dich ein bisschen. Dein Verlobter steht schon erwartungsvoll vor dem Altar, Engelchen.“ Ihre älteste Schwester kicherte leise und setzte ihr das silberne Diadem auf den Kopf, während sie selbst sich die Wimpern nochmals tuschte. Sie lächelte breit als sie in den Spiegel schaute. Sie sah einfach nur fabelhaft aus. Ihre braun-grünen Augen funkelten und wurden durch den braunen Lidschatten, den sie heute aufgetragen hatte, hervorgehoben.
Ihre hohen Wangenkonochen waren durch etwas Rouge betont worden und die Röte ihrer Backen war unter dem Puder verschwunden.
Trotzdem sah sie natürlich aus wie eh und je.
Ihre Schwester hatte das Schminken übernommen, da sie selbst wenig bis garnichts davon verstand. Ihre Schwester war Make-up Artistin.
Sie selbst arbeitete als Autorin und Jornalistin des kleinen Klatschblattes, das sie in ihrem neuen Wohnort und Umgebung, verkaufte.
„Sarina, wach mal wieder auf.“ Ihre Schwester legte ihren Kopf auf Sarinas Schulter und betrachtete sie beide im Spiegel.
„Du bist so wunderschön, weißt du das?“
Sarina lächelte „Danke…Aber du weißt das du immer die Hübschere von uns beiden warst und es immernoch bist.“
“Dafür bist du die natürliche, kleine Süße für die sich unser guter Chris entschieden hat.“
“Seid ihr endlich soweit?“ Ihr Vater steckte den Kopf zur Tür herein.
„Ehm…kla!“ sagte Sabrina, ihre Schwester, und löste sich von Sarina , nahm ihre Hand und führte sie zu ihrem Vater.
Mit Tränen in den Augen betrachtete er sie
„Meine kleine Perle…“ sagte er liebevoll und nahm nun ihre Hand.
Sabrina schob sich an beiden vorbei und nahm bei ihrem Mann und ihren zwei Kindern platz, die in einer der ersten Reihen saßen.
Das Orgelspiel verstummte und Sarina wurde von ihrem Vater durch die Kirche geführt. Alle starrten sie und ihre bezaubernde Schönheit an. Sie wendete ihren Blick von den bis zum letzten Sitzplatz gefüllten Kirchenbänken ab und schaute nach vorne. Da stand er. Ihr Herz machte einen Sprung. Sie lächelte breiter. Nun lies ihr Vater ihre Hand los und sie lief die letzten zwei Stufen, die sie noch von ihrem Gatten trennten alleine hinauf. Dann war es soweit. Sie stand ihm gegenüber. Angesicht zu Angesicht. Und er lächelte sie so liebevoll an, wie er es noch nie zuvor getan hatte, streich ihr eine Strähne aus dem Gesicht und hauchte, sodass nur sie es hören konnte:„Meine wunderschöne Braut…“
Ein gewaltiger Donnerschlag holte sie in die Gegenwart zurück.
Ihr Rücken war ganz steif geworden, von der langen Sitzerei auf den harten grauen Krankenhausstühlen. Sie stand auf und begann vor der Tür des Op’s auf und ab zu schreiten. Am liebsten währe sie hineingestürmt. Zu ihm. Ihrem ein und alles.
Warum hatten sie auch streiten müssen?
Sie machte sich Vorwürfe. Seit drei Tagen hatte sie schon nicht mehr richtig geschlafen. Ihr Mann wurde schon zum 3 mal operiert.
Jedesmal stand sie an der Optür.
Jedesmal wartete sie verzweifelt auf eine Ärztin, die ihr sagte ob er es schaffen würde oder nicht.
Jedesmal drohte sie zu verzweifeln.
Jedesmal wachte sie Tag und Nacht an seinem Bett.
Jedesmal betete sie zu Gott.
Jedesmal hoffte sie auf’s neue er würde seine Augen öffnen, sie ansehen, ihr sagen das er sie, trotz des kleinen Streits, liebt, sie in die Arme schließen, so wie er es sonst immer tat.
Die Tür des Op’s öffnete sich.
Die Ärztin trat ihr mit ernster Miene entgegen
„Er wird es schaffen Mrs. Stephans. Ich denke nicht das weitere Operationen nötig sind. Dennoch schwebt er in akuter Lebensgefahr. Er wurde soeben auf die Intensivstadtion gelegt. Wenn sie mich nun entschuldigen.“ Sie ging ohne einen Abschiedsgruß an ihr vorbei. Ließ sie einfach stehen. Doch das war Sarina egal. Sie konnte diese alte Gewitterziege zwar nicht leiden, aber sie hatte ihrem Mann nun schon zum 3 mal das Leben gerettet und dafür war sie ihr unendlich Dankbar. Sie verharrte wenige Sekunden, dann bewegte sie sich zügig zu den Aufzügen. Ungeduldig drückte sie auf einem der Knöpfe herum. Die halbe Minute bis der Fahrstuhl unten angekam, erschien ihr unendlich lang. Nervös trat sie von einem Fuß auf den anderen. Dann öffnete sich die Tür und sie trat ein. Die Intensivstadtion lag auf dem zweiten Stock. Hastig drückte sie den Knopf. Die Tür schloss sich wieder. Langsam ruckelte er nach oben. Zweiter Stock. Die Tür öffnete sich erneut. Sie stürmte hinaus. Der Gang lag still da. Nur das kleine Notausganglicht am anderen Ende brannte. Sie schaute auf ihr Handy. Schon 3 Uhr früh. 6 anrufe in abwesenheit. 4 Sms. Ihr Handy hatte sie die ganze Zeit über auf Vibrationsalarm gestellt. Es war in ihrer Hosentasche gewesen. Nah an ihrem Oberschenkel , wo sie es eigentlich bemerken sollte. Eine erneute Flut aus Trauer, Gewissensbissen und Furcht traf sie und drohte darin zu ertrinken. Seit 3 Tagen suchte ihre Familie nun den Kontakt zu ihr. Doch sie ignorierte es einfach. Alle schienen sehr besorgt. Um Chris und letztendlich auch um sie selbst. Sie wussten alle wie sehr sie ihn liebte. Sie wussten alle das die Sarina, die sie nun kannten, die unbeschwert, mit einem stetigen Lächeln auf dem Gesicht den Alltag meisterte, mit ihm sterben würde. Sie las die Sms nicht, sondern bewegte sich in Richtung Schwesternzimmer. Ihr Herz schlug wie wild.
Leise klopfte sie an der Tür, die immer offen stand. Eine der Schwestern kam auf sie zu. Sie kannte Sarina schon. „Guten Morgen Mrs. Stephans. Es ist halb vier. Sie sollten sich ausruhen…“
“Nein, nein. Ich möchte gerne zu meinem Mann….“
“Oh ich verstehe.“ Ihre Gesichtszüge wurden weicher. Ihr Blick wurde etwas mitleidiger „Ich glaube das geht in Ordnung. Kommen sie“
Sarina wurde zu einem der Zimmer geführt. Wieder bekam sie einen der grünen Kittel in die Hand gedrückt. Sarina hasste diese Dinger. Aber sie wollte zu ihm. Da würde sie sogar durch die Hölle gehen. Sie wusch sich die Hände gründlich, dann wurde sie von der Schwester hineingelassen. Die Tür hinter ihr schloss sich. Ein Stuhl stand schon neben dem Bett ihres Mannes. Trotzdem blieb sie stehen. Tränen schossen in ihre Augen und verschleierten ihren Blick. Mit dem Ärmel ihres Kittels wischte sie sich über die Augen und bewegte sich langsam auf ihn zu. Es versetzte ihr einen Stich im Herzen ihn so zu sehen. Er war ganz blass geworden. Sein dichtes schwarzes Haar war gewichen. Ein dicker weißer Verband war an seine Stelle getreten. Überall waren Kabel an ihn geschlossen worden. Das Geräusch des Beatmungsgerätes war das Einzige das die erdrückende Stille vertrieb. Endlich schaffte sie es sich auf den Stuhl zu setzen. Lange sah sie ihn einfach nur an. Ihre Tränen bemerkte sie schon garnicht mehr. Tausende Gedanken schossen ihr durch den Kopf.
Sie hatten doch einfach nur glücklich werden wollen. Sonst nichts. Sie wollten Kinder. Zwei oder drei. Sie hatten sich verschiedene Häuser angesehen. Hatten sich nach kindergärten und Shculen erkundigt, um ihren Kindern eine gute Bildung sichern zu können. Irgendwo auf’s Land wollten sie ziehn. Sie wollten noch viel Reisen. Die Welt erkunden. Und immer zusammen bleiben. Niemals hatten sie daran gedacht das vielleicht auf einen Schlag alles aus sein konnte.
Sie erinnerte sich genau an diesen einen Tag. An den Tag der alles veränderte. Der ihr gesamtes Leben auf die Probe stellte.
Chris lag neben ihr. Sie öffnete ihre Augen und schaute auf die roten Zahlen ihres Weckers. Halb sechs. Ihr Wecker klingelte nun schon zum dritten mal. Aber das war ihr egal. Sie spürte seinen warmen Atem in ihrem Nacken. Er küsste ihn bis sie ein kichern nicht mehr unterdrücken konnte und sich umdrehte „Guten Morgen meine kleiner Engel…“ sagte Chris mit seiner verschlafen rauen Stimme. Sie küsste ihn und kuschelte sich an ihn „Guten Morgen…“ Er legte seine starken Arme schützend um sie und küsste ihr Haar „Sollten wir nicht aufstehen?“ sagte er etwas lauter....

Fortsetzung folgt...:)

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 16.07.2010

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