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-I-



Sie schlich langsam durch das dichte Gestrüpp, welches ihren Geruch, dort wo sie es berührte, in sich aufnahm und für ihren Verfolger speicherte. Ihr durchtrainierter Körper, glitt zwischen den herab hängenden Pflanzen mühelos hindurch, ohne hängen zu bleiben und verdacht zu erregen. Und ihr Schwanz – perfekt gesteuert – hielt das Gleichgewicht als sie über den umgefallenen Baumstamm tapste.
Jedoch ahnte sie nicht, dass sie bereits entdeckt worden, war und nun unbemerkt verfolgt wurde. Als sie außerhalb des Wahrnehmungsbereiches der anderen war, fing sie an in schnellem aber leichtfüßigem Tempo zu laufen. Die Nacht war schwül, der tägliche Regen war erst eine halbe Stunde her, und von den Blättern über ihr tropfte es noch herunter. Die meisten Tiere schliefen schon, all diejenigen die Tagsüber wachten und sich durch Bäume, Boden und Lüfte bewegten. Affen lagen über ihr in ihren Nestern und kuschelten sich zusammen. Insekten und Flugtiere hatten sich einen Unterschlupf und Schutz vor den Jägern der Nacht gesucht. Die Sonne war vor kurzem untergegangen, und nun begann die Zeit der Nachtlebewesen – die Zeit des Schattenvolks.

Es war unüberlegt gewesen, sich in einer Nacht wie dieser davon zu schleichen, vor allem so schlecht, dass er sie in kürzester zeit aufgespürt hatte und ihre Spur nun mit Leichtigkeit verfolgen konnte. Sie hätte sich ohne große mühe besser vor ihm verbergen können, aber etwas stimmte nicht. Plötzlich wurde ihr ungewöhnlich, aber verführerisch süßer Duft von etwas gut bekannten, leicht würzigen überdeckt. Und da bemerkte er den anderen.
Sie war inzwischen unter dem großen Paranus Baum und ließ sich geschmeidig nieder um auf den Fluss unter sich herab zusehen, wie sie es in dieser kritischen Zeit so oft tat. Das Wasser war relativ ruhig und sie konnte ihr Spiegelbild erkennen.
Durch ein leises, aber bedrohliches Knurren aus seiner Kehle, ließ er den anderen hochschrecken. Mit aufgestellten Ohren, sah dieser instinktiv in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war und breitete all seine Sinne aus, um schließlich in die unverkennbaren hellblauen Augen zu blicken, die ihn mit gewohnter Kälte ansahen.
Als Kaid noch einmal sein bedrohliches Knurren - diesmal etwas deutlicher – ausstieß, zuckte der andere überrascht zusammen, aber folgte mit einer Bewegung der Unterwerfung und verschwand sofort mit rascher Geschwindigkeit, durch das nasse Gestrüpp in die Richtung, aus der er gekommen war.
Als er sich sicher war dass der kleine auch wirklich zurück gelaufen war, trat er aus seinem Versteck hervor und zeigte sich ihr im vom Wasser blau spiegelnden Mondlicht. Sie schreckte sofort auf, blieb aber doch liegen wo sie war, da sie wusste dass ihr von ihm keine Gefahr drohte.
Mit einer Spur bewunderung, glitt ihr Blick an dem bekannten, ach so elegantem Körper der Raubkatze hinab, sein Nachtschwarzes Fell mit den nur leicht durchschimmernden Punkten, war in ihrer Umgebung einzigartig und schrecklich beliebt unter den Weibchen ihrer Gattung, und seine hellblau schimmernden Augen genauso – trotzdem hatte er sich keine Gattin genommen, so wie es in ihrer Kultur üblich war.
>War das Taylor? Er sollte nicht hier sein, du hast ihn bestimmt zurückgeschickt.<
>Natürlich...Prinzessin...ihr solltet auch nicht alleine herum streifen, hier draußen, außerhalb der Burg< er sah sie mit angespanntem, aber auch unterwerfendem Blick an, der deutlich machte dass sie über ihm stand.
>Ich tue was ich will, ich bin alt genug, das unterscheidet mich von meinem kleinerem Bruder auch ... Kaid, ich kann sehr gut selbst auf mich aufpassen.



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Tag der Veröffentlichung: 16.05.2012

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