„Ich muss hier raus“, murmelte sie immer wieder vor sich hin, während sie sich in dem dunklen, weiß gekachelten Raum immer wieder abstieß und wie schon 1.000 Male nach einem Ausgang suchte. „LASS MICH HIER RAUS!!!“ Sie schrie und fing an zu weinen. Ihre langen roten Haare klebten an ihrem Kopf. Ihre dunkle Schminke war schon lange verlaufen. Das Kleid was sie an dem Abend, an dem alles passierte, trug, hing zerfetzt an ihr herunter. Das Wasser tropfte wie jeden Tag und jede Nacht aus dem Rohr. Es machte sie wahnsinnig. Sie wusste nicht, wie lange sie schon hier war. Sie wusste nicht, warum sie hier war. Sie wusste nur, das sie so schnell wie möglich hier raus musste. Sie hielt es einfach nicht mehr aus. Langsam verlor sie ihren Verstand. Wieso sie? Was hatte sie getan? Sie brach zusammen und fiel auf die Knie. Die Hände vor das Gesicht geschlagen, weinte sie leise. Das einzige was in diesem Raum stand, war ein Stuhl. Sie musste lächeln, als sie das Messer darauf sah. Das würde sie ihm nicht gönnen. Sie würde sich nicht selbst umbringen. Er würde sie niemals brechen können. Sie war stark, das wusste sie nur zu gut. Nur der Glaube muss da sein. Sie musste immer an sich glauben! Dann überlebte sie das.
Die Tür ging auf und sie wirbelte herum. Er kam rein. Mit seinem schmutzigen Lächeln schloss er die Tür und kam auf sie zu. Sie quetschte sich in die Ecke und machte sich so klein wie möglich. Er zog sie an den Beinen zu sich und fing an ihr Kleid nach oben zu schieben. Sie schrie und hielt alles dagegen. Sie versuchte um sich zu treten, doch er hielt ihre Beine fest. Er war viel zu stark, als das sie sich hätte wehren können. Soweit sie sehen konnte, hatte er blondes Haar und ein sehr markantes Gesicht. Schreiend versuchte sie sich verzweifelt zu wehren. Im nächsten Moment keuchte sie vor Schmerz auf und im Raum schallte es. Ihre Wange brannte von seiner flachen Hand welche sie hart getroffen hatte. Wütend zischte er: "Halt die Klappe, du Miststück!" Sie weinte weiter und murmelte:" Oh Gott, oh Gott, Oh Gott!" "KLAPPE!" Er schlug sie noch mal. Sie weinte weiter. Er drang in sie hinein und fing leise an zu stöhnen. Sie keuchte auf. Er kniete vor ihr und hielt ihre Beine an beiden Seiten fest. Er fing an, sein Becken nach vorne zu stoßen. Sie ließ es geschehen und schaute einfach nur zur Seite. Niemals!, dachte sie während sie sein Keuchen ausblendete. Niemals wird er mich brechen können...
6:59 …. 7:00 … „I’m just gonna shake, shake, shake. I shake it off, I shake it off…” Ich schlug die Augen auf und fing an zu grinsen. Ich drehte mich zum Wecker und drehte die Musik lauter. Mit Schwung stand ich aus dem Bett auf und tanzte ins Bad. Singend putzte ich mir die Zähne und tanzte weiter. Als ich fertig war sah ich in den Spiegel und legte überlegend den Kopf zur Seite. „Wie soll ich mir heute die Haare machen“, murmelte ich vor mich hin. Ich entschied mich für einen Pferdeschwanz. Ein paar rote Strähnen umramten mein Gesicht und unterstrichen meine blasse Haut. Hellblaue Augen sahen mich aus dem Spiegel an und musterten mich. „Du siehst gut aus, Megan. Schnapp sie dir!“, flüsterte ich mir selbst zu und lachte. Ich tanzte zurück in mein Zimmer und öffnete meinen Kleiderschrank. Ein Tanktop und ein Jeansrock waren meine heutige Wahl. Ich ging nochmal ins Bad und schwärzte ein wenig meine Wimpern und brachte meine Lippen mit meinem Erdbeerglossy-Lipstick zum Glänzen. Dann ging ich runter wo mich meine Mom mit meiner Bärchentasse erwartete. „Guten Morgen, Megan. Gut geschlafen?“, sagte sie lächelnd. Auch sie trug ihre braunen Haare hochgesteckt. Ihre Augen sahen durch die tiefen Augenringe müde aus, ihr Gesicht war faltig und ihr Lächeln war ebenfalls nur halbherzig. Aber ich ignorierte es, so wie immer. „Ja, Mom, alles super.“, erwiderte ich und setzte mich auf einen Stuhl, welcher an unserer Kücheninsel stand. Sie brachte mir einen Teller mit Cornflakes in Milch und meinen Kaffee in meiner Bärchentasse. Dankend fing ich an zu essen. „Hast du heute was vor?“, fragte meine Mutter, während sie das Waschbecken säuberte. Ich schluckte, „Nein. Alles so wie immer. Erst Schule, dann Cheerleadertraining … Wieso?“ „Ach, ich frag nur.“ Wieder dieses halbherzige Lächeln, welches sie mir schenkte. Ich zuckte mit den Schultern und aß weiter. Dann stand ich auf, räumte alles in die Spülmaschine und gab meiner Mom einen Kuss auf die Wange. „Bis später, mom“. „Viel Spaß, Schatz“. Draußen war es wunderbar warm. Ich schwang mich auf mein Rad und fuhr zur High School. Dort angekommen sah ich schon meine Freunde. Naomi kam mir entgegen. „OMG Megan! Du wirst es mir nicht glauben! Meine Mom hat es schon wieder getan! Sie hat mir schon wieder mein Handy weggenommen!“ Ich lachte, „Oh man, Naomi, ist doch klar, wenn du dich ständig rausschleichst um dich mit diesem einen Typen zu treffen!“ Sie sah mich wütend an und ich lachte mehr. Langsam gesellten sich auch die anderen zu uns und ich umarmte sie zur Begrüßung nacheinander. Doch diesem einen Jungen gab ich einen innigen Kuss. „Hey süßer“, flüsterte ich Jason grinsend ins Ohr. „Hey süße“, gab er als Antwort. Ich blickte ihm ins Gesicht und biss mir auf die Unterlippe. Wunderbar glänzend braune Haare fielen in sein Gesicht. Schokoladenbraune Augen zum Versinken schauten in meine und, oh gott, dieser von Gott selbst gemachte Mund. Eine Hand an seinem Nacken, eine Hand auf seiner Brust ließ mich spüren wie muskulös er war. Und das Beste an allem: Er gehörte mir! Ich küsste ihn noch einmal und drehte mich dann zu den anderen. Wir waren insgesamt 5. Naomi, Hannah, Taylor, Jason und ich. Alle in der gleichen klasse und seit dem Kindergarten beste Freunde. „Kommt Leute, lasst uns in die Klasse gehen, sonst kommen wir zu spät“, rief Hannah und ging voraus. Ich sah Jason fragend an. „Hat sie einen schlechten Tag oder so?“ Jason seufzte und gab mir zu verstehen, dass er es mir später erzählte. Er legte einen Arm um meine Schulter, nahm mir meine Tasche ab und wir gingen zusammen in die Klasse. Taylor und Naomi folgten uns. Ich wette die beiden haben was am Laufen! Aber das waren nur Spekulationen. Wir ließen uns in der Klasse alle auf unsere Stühle nieder. Ich saß in der letzten Reihe, links an der Wand. Die anderen leider eher rechts und niemand saß in der letzten Reihe. Ich war also ein wenig separat von ihnen. Egal ich überlebe es ja irgendwie. Ein Mann, schätzungsweise 32 kam in unsere Klasse und ließ seine Tasche auf das Pult fallen. Wir zuckten zusammen und es wurde still. „Ich bin euer neuer Mathematik Lehrer“, verkündete er. Er hatte eine angenehm dunkle Stimme. Blondes Haar schmeichelte seinem markanten Gesicht. Das Hemd, welches er trug war fast zu eng an seinen Oberarmen. Er sah verdammt heiß aus. „Mein Name ist Mr. Rouston.“ Sein Blick wanderte durch die Klasse und blieb an mir hängen. Wir blickten uns lange in die Augen bis er den Blick abwandte und weitersprach. Ich hörte ihm nicht zu, ich konnte nur daran denken wie heiß er ist. Es klingelte und alle sprangen augenblicklich auf. Ich blieb sitzen und gab Jason zu verstehen, dass er schon mal vorgehen sollte. Als alle weg waren ging ich nach vorne zu meinem super heißen Lehrer. „Hi, ich bin Megan“, sagte ich nervös lächelnd. Er sah mich an. Dunkelgrüne Augen sahen mir entgegen. Ein unglaubliches Lächeln und blitzweiße Zähne kamen zum Vorschein. „Hi, Megan.“ Als er meinen Namen sagte verschlug es mir fast die Sprache. „I-Ich …“, stammelte ich, „Ich wollte nur sagen … falls sie irgendwie Hilfe brauchen sich hier zu Recht zu finden … Sie können mich gerne fragen“. Gott, kam ich mir dumm vor! Abermals versuchte ich ein Lächeln. Er lachte ein leises, verführerisches Lachen. „Danke, Megan.“ Ich nickte und eilte aus dem Klassenraum. Draußen holte ich tief Luft und drehte mich zur Seite. Ich rannte fast in Hannah rein. Sie verschränkte die Arme und sah mich fragend an. Ich schüttelte nur den Kopf und ging an ihr vorbei. An meinem Spint angekommen packte ich zitternd meine Schulsachen in ihn und atmete tief durch. Was zur Hölle, Megan. Reiß dich zusammen!, schimpfte ich mit mir. Von hinten spürte ich Hände an meinen Hüften und er presste sein Becken gegen mich. Ich ertappte mich dabei, mir vorzustellen wie es Mr. Rouston währe. Ich drehte mich um und sah Jason entgegen. Ich wurde Rot, jedoch nicht weil es mir peinlich war, dass er mich auf dem Schulgang so offen anmachte, sondern weil ich mir jemand anderen vorgestellt hatte. Aus Verzweiflung küsste ich ihn. Er erwiderte den Kuss nichts ahnend. Der Tag verlief sonst normal. Als ich mich von allen verabschiedete und mich auf mein Rad schwang spürte ich einen Blick der sich auf meinen Rücken brannte. Ich warf einen Blick zurück. Im Fenster eines Klassenzimmers sah mich Mr. Rouston an. Die Röte schoss mir ins Gesicht und ich gab alles um dort weg zu kommen.
Texte: (c) by nephia, 2012
Tag der Veröffentlichung: 09.08.2012
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Widmung:
Es kam mir während dem Lied Haunted von Evanescence