Z i e h D i c h w a r m a n
Zieh Dich warm an. Es ist kalt geworden. Ich weiß nicht ob ein dicker Pullover gegen dieses Unbehagen bestehen kann. Die Kälte lässt jedes grün verschwinden und alles wirkt leer - erstarrt. Ab und zu schaffst es ein Hauch von Wärme das Eis zu durchbrechen. Doch bevor sich die Funken zu einem Feuer ausbreiten können und diesem Ort neues Leben gebären, wird Ihnen die Luft zum atmen genommen, so wie sich die Nacht über den Tag legt mit vernichtender Dunkelheit und Stille. Doch die Nacht bringt ein klares deutliches schwarz mit sich, in dem sich die Sterne nicht verbergen lassen. Wir kennen diesen Anblick vom Winter. Wenn die Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt verharren und keinem Wolkenfeld eine Chance lassen, so das wir einen scheinbar endlosen Blick ins Unbekannte haben. Wir beobachten, wie unser Atem unseren Körper verlässt und im Klirren der Luft verblasst. Dann könnten wir in schlaflosen Nächten beginnen, die kleinen und großen Sterne, wirklich jeden einzelnen von ihnen zu zählen. Wahrscheinlich würden wir es nicht schaffen. Wenn ich einsam durch die Dunkelheit des Himmels irren würde, wären die Sterne meine Begleiter, meine Hoffnung, mein Wille um nicht aufzugeben. Ja, es ist kalt geworden. Doch der Kalender zeigt keinen Winter.
Als ich gestern zu den Sternen sah, um sie um Rat zu bitten, habe ich keinen gefunden. Eine dichtes Grau ließ keinen Augenblick zu. Schlaflos, von innerer Unruhe heimgesucht, lag ich neben dir, blickte aus dem Fenster und um mich herum war es abermals kalt. Eine unüberwindbare Distanz trennte mich von deinem Körper, als du postwendend nach dem Niederlegen mir den Rücken zugewandt hattest. Ketten aus hart geschmiedeten Stolz und meinem verletzten Innersten hinderten mich an jeder Bewegung in deine Richtung. Ich frage mich, was hinderte dich? Glaube mir, ich habe auf ein Zeichen gewartet und ich schwöre dir, nichts auf dieser Welt hätte mich dann davon abgehalten, dir entgegen zu eilen. Aber mir schien als müsste ich diesen Weg allein gehen und niemand erwartet meine Ankunft. Deine Lippen blieben stumm, deine Augen suchten nicht nach mir, jede Nähe blieb aus. In Gedanken kehrte ich zurück in die vergangenen Nächte und spürte deutlich, dass das anfängliches Frösteln nur ein Verbote der vermeidlichen Eiszeit gewesen sein muss. Ich suchte nach Erklärungen und mein menschlicher Irrtum lag wohl darin zu glauben, dass alles so bleibt wie es immer beginnt. Der Mensch blickt durch die Brille, die jedem von uns gut steht. Das Geschwür unter der Bauchdecke wird mit Gratulation als hormonelles Liebessyndrom attestiert. Ein unbekannter Duft streift an uns vorbei und wir jagen hinterher, um ihn immer und immer wieder einzufangen. Die Worte „Ich liebe Dich“ klingen unbekannt und neu, obwohl wir ihre Bedeutung längst kennen. Wir glauben von einem Glück ins andere zu wanken und jeder Höhepunkt bestärkt dieses Gefühl. Meine menschliche Erkenntnis der letzten Nacht bestand wohl darin, dass die Blindheit verschwindet, ein gutartiges Geschwür entfernt, jeder Duft konserviert werden kann und Worte ohne Echo im Monolog verhallen. Diese Gedanken ängstigten mich und ich wollte flüchten, die Kälte zurück lassen, der Dunkelheit und Eiszeit entfliehen, ohne auf Wiedersehen zu sagen. Es wäre einfach gewesen im Schutz der Nacht. Doch dann wanderten meine Augen durch das Grau am Himmel, noch einmal auf der Suche nach einem Stern für die Hoffnung, um mich zu begleiten. Es schien als würde eine Kerze beginnen zu brennen. Das Licht gegen die Dunkelheit und die Flamme gegen die Kälte. Vergebens, meine Augen täuschten mich. Ich gab auf, verkroch mich unter der Bettdecke und hielt aus.
Wir verloren uns im Schattenspiel der untergehenden Sonne. Wir betteten uns abseits, blieben unerkannt. Ich irrte durch die Dunkelheit des Himmels und verschwand in Selbstzweifeln. Doch jede Regung von dir blieb aus und ich wachte über deinen Schlaf wie in jeder kalten Nacht.
Tag der Veröffentlichung: 30.01.2010
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