Magisches Räucherwerk und Mittelalterliche Kräuter richtig anwenden!
Alles über das Räuchern, Kräuter, Heilpflanzen, ihre Herkunft, Rezepte und ihre vielfältigen Wirkweisen.
Aloe Aloe vera (L.) N.L. BURM. (syn. A. barbadensis MILLER), Echte Aloe Aloe ferox MILLER, Kap-Aloe Liliaceae (Asphodelaceae), Liliengewächse
Es gibt zahlreiche Aloearten, deren fleischige Blätter einen dicken Saft enthalten, der beim Trocknen schwarz und hart wird. Er ist leicht am muscheligen Bruch zu erkennen. Der Aloesaft wird überall in der Welt in erster Linie medizinisch (als Wund und Abführmittel) verwendet und innerlich zur Erweichung des Stuhls eingenommen. Zusammen mit Opium (vgl. Mohn) wird oft Aloe verabreicht, um die verstopfende Wirkung des Opiums aufzuheben.
Wegen ihrer starken medizinischen Kraft wird die Aloe bei vielen Völkern als heilige Pflanze verehrt. So heißt sie, vor allem die medizinisch wertvollste Art Aloe Vera, im Himalayagebiet Kumari, »Lebende Göttin«. In Mexiko wird sie Sabia, »Weise/Wissende/Schamanin« genannt. Aloe wird seit dem Altertum für magische Räucherungen verwendet. Allerdings ist in den alten Quellen fast nie zwischen der Echten Aloe und dem Aloeholz unterschieden worden. Aloe entfaltet beim Räuchern einen an frische Pflanzensäfte und Elixiere erinnernden bittersüßen Geruch, während das Aloeholz köstlich duftet. Aloe wird noch heute im Karibikraum in geringem Masse als Zusatz zu Räuchermischungen, die eher magischen Zwecken dienen, verwendet. In der modernen Esoterik wird die Aloe als Räucherstoff dem Planeten Merkur und den ägyptischen Göttern Isis und Osiris zugeordnet.
Die wirksamen Bestandteile im eingetrockneten Aloesaft sind Aloin (einHydroxyanthracenDerivat), Harze und Bitterstoffe, die stark zusammenziehende Wirkungen haben. Der eingetrocknete Pflanzensaft ist ein sehr starkes Abführmittel; bereits 16 Gramm können zu tödlichen Vergiftungen führen.
Früher bekam man Aloe problemlos im Apothekenhandel. Heute wird die Rohdroge - wenn überhaupt - nur noch ungern abgegeben, weil Schlankheitsfanatiker die Droge als drastisches Abführmittel missbrauchten.
Alraune
Mandragora officinarum L. (syn. Atropa mandragora (L.) WOODVILLE, Mandragora vernalis BERTOLINI), „männlicher Alraun" Mandragora autumnalis SPRENG. (syn. Mandragora microcarpa BERTOLINI), »weibliche Alraune« Solanaceae, Nachtschattengewächse „Feiere einen schönen, Tag! Gib Balsam und Wohlgeruch zusammen an deine Nase, Kränze von Lotus [= Seerosenblüten] und Liebesäpfeln [= Alraunenfrüchte] auf deine Brust, während deine Frau, die in deinem Herzen ist, bei dir sitzt."
Altägyptisches Liebeslied (zit. nach SCHOSKE 1990:36)
Die geheimnisvolle Alraune oder Mandragora - die „Königin aller Zauberkräuter" - ist keine Märchenfigur, sondern eine echte Pflanze, die besonders im östlichen Mittelmeerraum verbreitet ist. Es gibt nur zwei europäische Arten, deren botanische Identität lange Zeit ungeklärt blieb. Diese Pflanze wurde zu Recht als »berühmteste Zauberpflanze der Geschichte« bezeichnet (HEISER 1987). Ihre medizinische und magische Verwendung, ihre aphrodisischen und psychoaktiven Wirkungen ebenso wie ihre
Mythologie und der sie umgebende Sagenkreis heben sie aus der Fülle der Zauberkräuter heraus. Über die Alraune sind viele Bücher und zahlreiche Artikel publiziert worden, die alle Aspekte dieser magischen Pflanze beschreiben. Hier gebe ich nur den Gebrauch als Räucherung wieder.
Im heutigen Israel gehören Alraunen zu den häufigen Pflanzen. Die Wurzeln gelten als Aphrodisiaka und Fruchtbarkeitsamulette. Diese Verwendung der magischen Pflanze geht in die älteste Zeit zurück. Die vermutlich frühesten schriftlichen Erwähnungen der Alraune finden sich in den Keilschrifttafeln er Assyrer und im Alten Testament; sie beziehen sich hau tsächlich auf das Gebiet von Babylon. Im Assyrischen hiess die Alraune Nam-Tar- GLY(a) [1SNAM-TAR*GIR12]12. Dabei war Nam Tar der „Gott der Plagen"; (g)ira bedeutet „männlich". Die alten Assyrer benutzten die Alraune als Schmerz und Betäubungsmittel. Sie wurde bei Zahnschmerzen, Geburtskomplikationen, Hämorrhoiden und Magenbeschwerden (die pulverisierte Wurzel in Bier gelöst) verwendet. Man räucherte die Wurzel, um „ Gift aus dem Fleisch« zu treiben (Exorzismus) (THOMPSON 1949: 218L).
Im Heiligen Land war die Alraune, die in der Bibel düdä'im heißt, vor allem als Aphrodisiakum und Fruchtbarkeitsförderndes Mittel bekannt. Dabei wurde die aphrodisische Qualität in erster Linie dem Duft der reifen goldgelben Früchte zugeschrieben (FLEISHER und FLEISHER 1994). Anscheinend wurde die Alraune später ein kabbalistisches Geheimmittel. Es soll einige verlorene Bücher des Königs Salomon gegeben haben, die wegen ihres magischen Inhalts von König Hezekiah vernichtet wurden.
Diese verlorenen Bücher sollen viele magische Anwendungen der Wurzel baharas oder baara, die wohl mit der Alraune identisch ist, enthalten haben (MOLDENKE und MOLDENKE 1986: 138). König Salomon soll unter dem Edelstein in seinem Zauberring ein Stück einer Alraunenwurzel verborgen haben.
Ähnliche Zauberringe wurden zur Behandlung Besessener verwendet
»Er [der Jude Eleazar] hatte unter seinem Kugelringe eine jener Wurzeln, die schon Salomon bestimmt hatte; dann hielt er den Ringfinger an die Nase eines Besessenen, ließ ihn an der Wurzel riechen und zog den bösen Geist aus der Nasenöffnung heraus.
Die ausführlichste Schilderung von dieser magischen Wurzel stammt von Flavius Josephus (1. Jh. n. Chr.), der auf Griechisch schrieb, um den Griechen die Sitten des Volkes von Judäa verständlicher zu machen. Möglicherweise erwarb er sein magisches und botanisches Wissen von den Essenern, unter denen er längere Zeit lebte
„In dem Tal, das sich an der Nordseite der Stadt (Mächairos)13 hinzieht, ist ein besonderer Platz mit Naiven Baaras, und dort wächst eine Wurzel, die den gleichen Namen trägt. Jeden Abend strahlt sie einen feuerroten Lichtglanz aus: Will aber jernand sich ihr nahen, um sie auszureißen, so lässt sie sich nur schwer fassen, sie entzieht sich den Händen und kann nicht früher gebannt werden, als bis man Monatsblut oder Urin auf sie gießt. Aber auch dann bedeutet eine unmittelbare Berührung mit der Wurzel den augenblicklichen Tod, es sei denn, man trage sie so in der Hand, dass die Wurzelspitze nach unten schaut. Allein, man kann sich der Wurzel auch ohne jede Gefahr bemächtigen, und zwar so: ringsum gräbt man die Erde ab, dass nurmehr ein kleines Stück der Wurzel von der Erde bedeckt bleibt. Dann bindet man einen Hund daran. Wenn nun dieser dem Menschen, der ihn angebunden hat, wieder folgen will; zieht er natürlich die Wurzel ganz leicht .aus, dem Boden. Aber im gleichen- Augenblick stirbt er, gleichsam zur Sühne für den, der in Wahrheit die Pflanze weggenommen hat. Von jetzt an kann man ohne Furcht die Wurzel angreifen. Der Grund dafür, dass diese Wurzel trotz ihrer Gefährlichkeit so gesucht ist, liegt in ihrer einzigartigen Wirkung: sie hat nämlich die Kraft, die so genannten Dämonen, das sind Geister böser verstorbener Menschen, die in noch lebende hineinfahren und sie selbst töten, wenn man nicht zu Hilfe kommt, schon durch bloßes Annähern an die Kranken zu vertreiben."
Bei den Griechen war es verbreitet, die frische oder getrocknete Wurzel in Wein einzulegen und sie als Liebestrank zu Genießen. Dioskurides überliefert ein komplettes Rezept zur Herstellung des Mandragorenweines, der ebenfalls zu Räucherungen verwendet wurde:
»Mandragorawein
Zerschneide die Rinde der Wurzel und gib 1/2 Mine [= 8 Unzen], in Leinen gebunden, in 1 Metretes (Liter) Most drei Monate lang, dann gieße den Wein um. Die mittlere Gabe ist 1/2 Kotyle [= 5 Unzen]. Er wird getrunken unter Zusatz von doppelt so viel Most. Man sagt, dass 1 Hemine [= 10 Unzen] davon 1 Chus [= 10 Pfund =120 Unzen] zugemischt Schlaf mache und betäube; 1 Becher mit Xestes [=1 Pfund 8 Unzen] Wein getrunken tötet. Beim richtigen Gebrauche wirkt er schmerzstillend und die Flüsse verdichtend. Ob er in der Räucherung, als Klistier oder als Trank angewandt wird, er hat dieselbe Wirkung.
Die Alraune galt in der Magie der Renaissance und im neuzeitlichen Okkultismus als Räucherstoff, der unter dem Einfluss des Mondes steht. Eine Alraunenräucherung kann auch zur Behandlung von Kopfschmerzen verbrannt werden. Dazu sollten die Alraunenwurzelstücke mit aromatischen Kräutern wie Beifuss, Minze und Nelken kombiniert werden.
Die Wurzelstücke verbreiten beim Räuchern einen eher unangenehmen Geruch, der an verbranntes Essen erinnert. Der Rauch ist aber recht gut zu inhalieren. Alraune kann in der Räucherung gut mit Olibanum kombiniert werden. Die getrockneten Alraunenblätter können wie Tabak geraucht werden: Beim Räuchern und Rauchen ist die psychoaktive Wirkung der Alraune nur subtil spürbar.
Die Alraune enthält besonders in der Wurzel (0,3-0,4%), aber auch in den Blättern die psychoaktiven und anticholinergen Tropanalkaloide Scopolamin, Atropin, Apotropin, Hyoscyamin, Hyoscin, Mandragorin, Cuskhygrin15, Solandrin u. a. Das Alkaloidgemisch, das früher unter dem Namen Mandragorin beschrieben wurde, kann psychedelische oder hypnotische' Zustände auslösen, aber auch erotische Erregung, Raserei, Tanzwut, Delirien, sogar durch Atemlähmung den Tod bewirken.
Früher glaubte man, die wohlduftenden Früchte seien giftig und daher ungenießbar; der Verzehr ist jedoch unbedenklich. Sie enthalten nur Spuren von Alkaloiden. Die aromatischen Komponenten des Duftes der Alraunenfrüchte konnten kürzlich chemisch identifiziert werden. Die Zusammensetzung ist für einen Duftstoff sehr ungewöhnlich; besonders der hohe Anteil schwefelhaltiger Chemikalien.
Es gibt kaum eine magische Pflanze, die häufiger verfälscht wurde als die seltene echte Alraune. Die Wurzelstücke gelangen nur selten in den Apothekenhandel; allerdings ist die Urtinktur (Mandragora) erhältlich. Möchte man mit dieser Pflanze experimentieren, gräbt man sie am besten selbst (z.B. auf Zypern, Kreta oder Sizilien).
Ambergris, Grauer Amber „Ambra hat vergleichsweise wenig eigenes Parfum, aber es hat die Kraft, das beste aus allen anderen Substanzen, mit denen es gemischt wird, hervorzubringen."
Ambra, das durch Verfettung der Darmzysten entstehende duftende Stoffwechselprodukt von Pottwalen (Physeter macrocephalus L.), heißt auf Chinesisch »Drachenspeichel« und gilt als hervorragendes Aphrodisiakum. Ambra ist im Rohzustand eine amorphe, faulig stinkende Masse, die in Spuren weltweit zur Herstellung von erotisierenden und aphrodisierenden Parfüms und Duftstoffen verwendet wurde. Heutzutage wird der natürliche Duftstoff aus ökologischen Gründen weitgehend boykottiert, obwohl er immer noch in großen Klumpen an den Strand gespült wird.
Ambra wurde in vielen chinesischen Rezepten für »Lenzmittel«, Lebenselixiere und magische Räucherungen verarbeitet. Es war oft ein Bestandteil von Räucherstäbchen. Ambra ist heute noch eine der wichtigsten Zutaten bei der Herstellung japanischer Räucherstäbchen.
Auch in der Neuen Welt war der animalische Duftstoff bekannt. Die Azteken beschrieben das Ambra und dessen aphrodisische Wirkung in Parfüms und Räucherstoffen sehr genau:
»Chapopotli ist eine Art Bitume, das an das kastilische Pech erinnert, wenn es bröckelig wird.
Es wird an den Strand gespült, meist bei Flut, und wird von den Flussmenschen gesammelt. Es duftet und wird sehr von den Frauen geschätzt. Wenn es ins Feuer geworfen wird, verbreitet sich ein angenehmer Duft, der sehr weit reicht. Sie mischen tzictli [Kaugummi; der eingetrocknete Saft von Manilkara zapotä] mit Copal, dem Weihrauch vom Lande, zu diesem duftenden Harz und erhalten so ein gutes Parfüm.«
Im Okkultismus und in der Esoterik wird Ambra als Duft- und Räucherstoff den Planeten Neptun und Mars zugeordnet und mit dem kabbalistischen Kethergeruch identifiziert:
„Kether ist nach der kabbalistischen Lehre der Ursprung von allem, auch von dem, was jenseits jeder Manifestation liegt. Auf den Menschen bezogen repräsentiert es die Wiedervereinigung der reinen Seele mit der Gottheit. (...) Das Bewusstsein in diesem Zen- trum [dem Scheitelzentrum] zu verankern
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Reseller-Lizenz
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Lektorat: Reseller-Lizenz
Übersetzung: Reseller-Lizenz
Tag der Veröffentlichung: 29.03.2014
ISBN: 978-3-7309-9625-6
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