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Lappland. Ein wunderschönes kaltes, schneereiches Gebiet im Herzen von Finnland.
Die Heimat von Elchen, Lemmingen, Bären, Wölfen, Santa Claus und natürlich auch den Rentieren. Die fleißigen Gehilfen des Weihnachtsmannes, die jedes Jahr den voll bepackten Schlitten mit den Geschenken ziehen. Für die hübschen Paarhufer eine ehrenvolle Aufgabe. Damit jedes Rentier einmal im Leben dieses Amt erfüllen darf, werden Weihnacht für Weihnacht 8 andere Tiere gewählt. Es gibt jedoch eine Stellung, die nicht jedes Jahr neu besetzt wird. Es ist der Posten des neunten Rentieres. Das, das an der Spitze des Schlittens steht und den Auftrag hat, den anderen die Richtung zu weißen. Dieses Hirschtier darf, wenn es das möchte,sein Leben lang diese bedeutungsvolle Aufgabe ausführen. Die meisten, die dazu berufen werden, tun das natürlich mit Freude und Stolz. Es kommt daher fast nur alle 10 Jahre vor, dass dieser Job neu vergeben wird. Denn dann hat ein Rentier das Rentenalter erreicht.

Tja und dieses Jahr war es wieder einmal soweit. Blitz, das Leittier, dass Santa Claus fast 12 Jahre treu gedient hatte, war nun zu alt, um weiter dieses Amt auszuführen. Als sich wie jedes Jahr einer von den Kobolden aufmachte, um potenzielle Bewerber für dieses Weihnachten zu suchen, verbreitete er auch die Kunde, dass die Navigatorstelle zu vergeben sei. Das brachte natürlich Aufregung unter die Rentiere. Jeder Junghirsch machte sich sogleich auf den Weg zum Weihnachtsmann und viele älteren Paarhufer ärgerten sich, dass sie für diese Aufgabe schon zu alt waren.
Ja und so kam es natürlich, dass der Kobold auch bei der Herde von Clavers Einzug hielt. Clavers war der Boss von einer 16 Rentier starken Mannschaft. Darunter 7 Halbwüchsige.
Es war klar, dass sie alle aus dem Häuschen waren. Rasch verabschiedeten sie sich von ihren Eltern und traten sofort den Weg zu Santa Claus an. Nur ein Junghirsch zögerte. Es war Ronny. Er war ein hübsches Albinorentier mit wundervollem schneeweißem Fell. Sam sein Freund sprang freudig an ihm vorbei und rief: „Worauf wartest du Ronny! Komm schon. Wir haben dieses Jahr doppelte Chancen!“ „Ja schon. Aber irgendwie bin ich gar nicht so scharf auf den Job.“ entgegnete er. Das war nicht die Wahrheit. Eigentlich war es Ronnys größter Wunsch wenigstens einmal in seinem Leben den Schlitten ziehen zu dürfen.. Was gäbe er dafür, dies für immer zu tun. Doch es gab ein kleines Problem. Ronny hatte Höhenangst. Selbst wenn er an einer Klippe stand und hinunter sah, wurde ihm schon schwindlig. Keine guten Voraussetzungen also. Denn die Rentiere von Santa Claus mussten fliegen. Sehr hoch fliegen sogar! Sein Vater, der Clavers höchst persönlich war, bemerkte das zögern seines Sohnes und kam auf ihn zu. „Worauf wartest du noch? Los geh schon.“ „Ich will aber nicht.“ Antwortete Ronny halbherzig. „Wenn du nicht gehst machst du unserer Familie Schande! Willst du das?“ drohend senkte Clavers das Geweih. „Nein.“ antwortete der weiße Paarhufer scheu. „Dann schwing die Hufe, aber schnell.“ Widerwillig gehorchte Ronny. Gegen seinen Vater kam er einfach nicht an. Langsam folgte er seinen Freunden, die schon einige Meter vor ihm liefen. Als er sie eingeholt hatte, hatte er einen Entschluss gefasst. Er würde es versuchen. Vielleicht konnte er ja seine Angst überwinden und sein Traum konnte doch noch in Erfüllung gehen. Mit neuer Hoffnung schritt er schneller aus.

Nach guten 3 Tagen erreichten sie das Heim und die Spielzeugwerkstatt vom Weihnachtsmann. Als sich vor ihnen der Wald öffnete und ein großes Fachwerkhaus auftauchte, blieben sie erst einmal stehen. Der Anblick zog sie in seinen Bann.
Um das Gebäude tummelten sich mindestens 20 bis 30 Rentiere. Mit so viel Andrang hatten sie nicht gerechnet. Zwischen den Hufen der Tiere wirbelten die Kobolde mit ihren grünen Zipfelmützen umher und versuchten lautstark für Ordnung zu sorgen. Ronny ließ den Blick umherschweifen und entdeckte am Rand der Gruppe einen rot gekleideten, etwas dickeren Mann mit weißen langem Bart. Es war Santa Claus. Vor Aufregung begann sein Herz schneller zu schlagen. Genau so hatte er sich ihn vorgestellt. Als sich seine gutmütigen Augen zu ihrer Gruppe wandten, sprang Ronny los und seine Freunde taten es ihm gleich. Als sie bei den anderen Hirschtieren ankamen, gesellte sich auch Santa Claus zu ihnen und begrüßte sie. „Herzlich Willkommen. Ihr seid die letzten die eintreffen. Also sind die Bewerber für diese Jahr komplett.“ Plötzlich fiel sein Blick auf Ronny. „Oh was haben wir denn da? Ein weißes Rentier. Wie hübsch und selten. Wie ist dein Name?“ „Ronny“ antwortete der Paarhufer verlegen. „Ronny du würdest dich wirklich gut vor meinem Schlitten machen. Also streng dich bei den Prüfungen an.“ Gutmütig fing er das lachen an und hielt sich seinen dicken Bauch. Dann wandte er sich um, und richtete das Wort an alle anwesenden Hirschtiere. „Seid Willkommen in meinem bescheidenen Heim. Kommt lasst uns in die Scheune gehen. Dort ist es wärmer.“ Der Rote Mann stiefelte vorneweg und die Rentiere folgten leise murmelnd. Als sie den Stall erreichten, der mit duftendem Heu ausgelegt und mollig warm war, ließen sich die Paarhufer genüsslich sinken und lauschten Santa Claus Worten. „Wie jedes Jahr werden wieder 8 von euch die Ehre haben meinen Schlitten für dieses Jahr zu ziehen. Dazu kommt jedoch dieses mal noch die Navigatorstelle, die zu vergeben ist. Wer der Beste in allen Prüfungen ist und auch die Zusatzprüfung für diese Stelle mit Bravur absolviert hat gute Chancen diesen begehrten Job zu bekommen.
Zu den Aufgaben, mit denen wir morgen beginnen werden. Es sind insgesamt mit der Extraprüfung eigentlich nur 3. Bei denen ihr euer Können zeigen müsst. Einmal gilt es einen beladenen Schlitten zu ziehen, dann im Nebel einen Gegenstand zu finden und natürlich nicht zu vergessen, das Fliegen. Eine sehr wichtige Eigenschaft, die ihr beherrschen müsst.“ Ronny stöhnte leise auf. Gerade davor hatte er fürchterliche Angst. Als Santa Claus mit seiner Ansprache fertig war, kamen die Kobolde und brachten leckere Flechten. Heute würde der Rest des Tages mit ausruhen und Fressen verbracht werden. Immerhin war der Weg hierher anstrengend und für viele sehr weit gewesen.
Mit Sicherheit, so dachte Ronny, kann ich bestimmt die ganz Nacht vor Aufregung nicht schlafen.
„Na meinst du wir haben gute Chancen ?“ fragte Sam und riss ihn so aus den Gedanken. Ronny sah sich um. „Das ist doch keine Konkurrenz für uns.“ Sam lachte. „Genau. Den werden wir es zeigen.“ Oder auch nicht., dachte sich Ronny, sprach es aber nicht aus...

Als am nächsten Morgen die Sonne golden über die schneebedeckten Berge aufging waren alle Rentier schon auf den Beinen und warteten ungeduldig auf Santa Claus, der nicht lange auf sich warten ließ. „Guten Morgen“ begrüßte er die Bewerber. „Wie ich glaube, habt ihr alle schon gut gefrühstückt und wartet voll ungeduldig auf die erste Prüfung.“ Zustimmendes Gemurmel war die Antwort. „Gut dann wollen wir beginnen. Folgt mir bitte nach draußen.“ Langsam setze sich der Zug der Hirschtiere in Bewegung und versammelte sich vor der Scheune im Schnee. Dort wartete bereits ein wunderschöner kleiner goldener Schlitten mit Glöckchen auf sie. Er war mit Gewichten beladen. Zwei Kobolde saßen auf dem Bock und sprangen eiligst herunter, als sie eintrafen. „Das meine lieben ist der Übungsschlitten. Er hat ein Gewicht von ca. 5 kg. Das ist ungefähr die Menge, die jedes einzelne Rentier am großen Schlitten ziehen muss. Die Aufgabe besteht darin, diesen Schlitten einmal um das Haus zu ziehen. Wer das schafft, darf weitermachen. Die die es nicht schaffen, müssen leider wieder nach Hause gehen und sich bis zum nächsten Jahr mehr Muskeln antrainieren. Denn wir wollen ja nicht, dass jemand nach Weihnachten vor Erschöpfung vor meinem Gespann zusammen bricht.“
Als Santa Claus geendet hatte, trat das erste Rentier vor und wurde von den Kobolden eingespannt. Der Start folgte durch einen Pfiff und das Tier legte sich eifrig in die Riemen. Ohne Probleme überwand er die Strecke um das Haus. Jubelnd wurde er empfangen als er schnaubend wieder zum stehen kam. Auch Sam und Ronny hatten bei dem Gewicht nicht die geringsten Schwierigkeiten. Doch fast die Hälfte war zu schwach für diese Prüfung und würde den Rücktritt antreten. Viele enttäuschte Gesichter machten sich breit.
Für die Sieger blieb eine kurze Futterpause, dann gings an die zweite Prüfung. Vor der sich Ronny am meisten fürchtete. Das Fliegen. Er wusste schon jetzt, dass er versagen würde.
Jeder von ihnen bekam ein Säckchen um den Hals gebunden, in dem, so sagte Santa Claus, Sternenstaub sei, das ihnen die Fähigkeit verleihe zu fliegen. Kaum hatten die ersten dieses Beutelchen um, hoben sie auch schon ab und drehten ihre Kreise in schwindelerregender Höhe. Wenige von ihnen waren so ungeschickt, dass sie gleich wieder in den Schnee plumpsten. Auch für diese hieß es Abschied nehmen und nächstes Jahr aufs neue probieren.
Ronny stand unschlüssig da, und sah Sam nach, der langsam aufstieg. „Worauf wartest du? Das macht voll Spaß. Komm schon“ rief ihm sein Freund zu. Doch das weiße Rentier machte weiterhin keine Anstalten. Als sich schließlich alle in der Luft aufhielten und nur noch er als einziger dastand, nahm er seinen ganzen Mut zusammen, nahm Anlauf und hob ab. Vorsichtig öffnete er die Augen als er keinen Boden mehr spürte und sah hinunter. Er befand sich ungefähr 3 Meter über dem Schnee, doch selbst das reichte ihm schon. Ronny wurde es schwindlig. Sein Magen begann zu rebellieren und er steuerte rasch wieder den Boden an. Sauber kam er auf dem Schnee auf. Santa Claus, der nicht weit entfernt stand klatschte in die Hände und kam strahlend auf ihn zu. „Das war eine Glanzlandung du scheinst ein..“ weiter kam er nicht. Denn als er Ronny erreichte, bemerkte er, dass das Hirschtier keuchte und klatschnass geschwitzt war.
Bestürzt kam er auf den weißen Paarhufer zu. „Was ist los? Was ist mit dir?“ Ronny sah betreten zur Seite. „Ich..ich habe Angst vor dem Fliegen. Ach was solls. Dann werde ich mich wohl mal auf den Heimweg machen.“ Santa Claus bemerkte, wie enttäuscht das Rentier von sich war. Wie gerne würde er dieses weiße Tier vor seinem Schlitten haben. „Nicht so eilig mein junger Freund.“ antwortete er deswegen und führte das Hirschtier in die Scheune. Dort legte er ihm eine Deck um, damit sich Ronny nicht erkältete. Als er das erledigt hatte, setzte sich Santa Claus auf einen Heuballen und sprach: „ich muss gestehen, dass du mir sehr gut gefällst. Gerne hätte ich dich vor meinem Schlitten.“ Geschmeichelt schlug Ronny die Augen nieder. „Deshalb mache ich einen Ausnahme. Normalerweise müsstest du jetzt nach Hause gehen, genauso wie die anderen. Aber ich gebe dir eine zweite Chance. Wenn du denn möchtest.“ Ronny konnte zuerst gar nicht glauben, was er da hörte, Santa Claus gab ihm trotz seines Versagens noch eine Chance! Glücklich nickte er. „Das freut mich. Ich kenne jemanden hier ganz in der Nähe, der dir vielleicht deine Flug und Höhenangst nehmen kann. Du hast genau 3 Tage Zeit. Denn dann ist die Zusatzprüfung für die Navigatorstelle und auch die Entscheidung, wen ich nehmen werde. Solltest du bis dahin deine Angst weit möglichst im Griff haben, hast du vielleicht das Glück, bald meinem Gespann anzugehören.“

Glücklich machte sich Ronny wenig später auf den Weg, den ihn Santa Claus gewiesen hatte. Er führte zu einem kleinen Wäldchen nicht weit entfernt, in dem jemand leben sollte, der ihm bei seiner Angst helfen konnte.
Gegen spätem Nachmittag erreichte er den Tann und trat ungeduldig in dessen Schutz ein. Der Weihnachtsmann hatte gesagt, dass er einfach den Namen Tarmo rufen müsse, und dann der gesuchte auftauchen würde. Also rief er den Namen aus voller Kehle. Fast eine Stunde lief er so durch den Forst, bis er plötzlich das rauschen von Flügeln über sich wahrnahm. Ronny blieb stehen und blinzelte in die verschneiten Kronen. Eine Schneeeule mit wunderschönem weißem Gefieder segelte zu ihm herab. „Nicht mal in Ruhe schlafen kann man.“ begrüßte sie das Rentier. „Ich hoffe du hast einen guten Grund, weshalb du mich aus meinen Träumen reißt, sonst kannst du was erleben.“ Anmutig ließ sich die Eule auf einem kleinen Tannenbaum nieder. „Hallo. Mein Name ist Ronny. Santa Claus hat mich zu dir geschickt.“ „Santa Claus? Was für eine Ehre.“ „Er sagte, dass du mir helfen könntest.“ „kommt drauf an, um was es geht.“ entgegnete die Eule vorsichtig. „Es geht ums fliegen.“ flüsterte Ronny kleinlaut. „Ums fliegen?“ Gurrte die Eule verdutzt. „Ja, ich hab nämlich Höhenangst.“ „Oh nein. Ein Rentier, dass Santa Claus Schlitten ziehen möchte und nicht schwindelfrei ist.“ Ronny nickte. „Und der Weihnachtsmann gibt dir also eine zweite Chance. Hm?“ fragte Tarmo „So ist es.“ „Das ist etwas, was er sehr selten gibt. Er muss an dir gefallen gefunden haben. Nun gut. Für den Weihnachtsmann tue ich fast alles. Wie lange haben wir Zeit?“ „Drei Tage.“ flüsterte Ronny. „Drei Tage! Na dann müssen wir uns sofort an die Arbeit machen. Komm“ Die Eule hob ab und Ronny folgte ihr. Wenig später erreichten sie eine kleine Lichtung durch die sich ein gefrorener Bach schlängelte. Dort ließ sich die Eule auf einem alten Baumstumpf nieder und sprach. „So als erstes hebe mal nur wenige Meter vom Boden ab. Schau niemals hinunter. Das ist der größte Fehler den du machen kannst. Ronny nickte und flog ca 2 Meter in die Höhe. Doch er hörte nicht auf Tarmos Rat und sah trotzdem zu der Lichtung hinab. Sofort begann sich wieder sein Magen zu drehen und er landete keuchend neben der Eule. Tarmo kam auf ihn zu geflattert. Böse blickte er ihn an. „Wenn du nicht hörst, was ich dir sage, können wir es gleich sein lassen.“ „Entschuldige.“ antworte das Rentier nur. „Also los gleich noch einmal. Und wehe du schaust wieder hinab. Dann kannst du gleich nach Hause gehen. Nochmals stieg Ronny in die Höhe. Er hatte furchtbare Angst. Doch er widerstand dem Drang nach unten zu sehen. Von der Lichtung hörte er Tarmos Stimme: „Sehr gut. Nun bewege deine Füße als würdest du laufen. Dadurch tust du dir leichter, als wenn du stocksteif hier herum schwebst. Der Junghirsch gehorchte. Doch kaum setzte er seine Hufe in Bewegung kam er ins Trudeln. „Hilfe!“ Rief er entsetzt. „Tarmo tu doch etwas!“ „Balanciere dich aus. Mach keine zu heftigen Bewegungen. Hör auf so zu strampeln! Dadurch machst du allen nur noch schlimmer!“ Doch Ronny war mittlerweile so in Panik dass er auf die Worte der Eule gar nicht mehr reagierte. Schwankend näherte er sich dem Boden und schlug unsanft im Schnee auf. Die Schneeeule kam sofort auf ihn zugeflogen. „Geht es dir gut?“ fragte sie. Ronny der halb unter dem Weiß begraben lag, kam ächzend in die Höhe und schüttelte sich. „Gar nichts ist in Ordnung. Ich werd es nie schaffen.“ schimpfte der Paarhufer „Doch das wirst du. Gleich noch einmal.“ „Niemals.“ Er biss sich wütend das Säckchen mit dem Sternenstaub ab und warf es der Eule zu. Danach trabte er davon. „Warte. Verdammt noch mal. Du sturer Esel! Ach...diese Vierbeiner immer!“ schimpfte Tarmo. Ronny lief eine lange Zeit ziellos durch den Wald. Erst als der Mond schon hoch am Himmel stand, legte er sich erschöpft nieder. Sein inneres war in Aufruhr. Einerseits wollte er seinen Traum verwirklichen, andererseits hatte er jedoch fürchterliche Angst.
Was sollte er nur tun? Sollte er nach Hause gehen, oder es noch einmal versuchen.
Über dem Grübeln schlief er ein.
Am nächsten Morgen wurde er durch das Vogelstimmenkonzert geweckt, dass von den Gipfeln der Bäume zu ihm herunter schallte. Verschlafen räkelte er sich und sah sich um. Im ersten Moment wusste er nicht wo er war. Dann plötzlich kam die Erinnerung zurück und er war schlagartig wach. Heute kam ihm das Getane vom Vortag sehr dumm vor. Er bereute Tarmo so beschimpft zu haben. Er musste es einfach noch einmal probieren und sich bei der Eule entschuldigen.
Also machte er sich nach einem kurzen Frühstück auf die Suche nach der Eule. Wieder wanderte er durch den Forst und rief den Namen des Vogels . Lange Zeit blieb das Erfolglos, doch dann entdeckte Ronny die Eule auf einem Baum. Aufgeregt sprang er dort hin und rief: „Tarmo! Es tut mir leid wegen Gestern. Mir...ja mir ist mein Temperament mit mir durchgegangen.“ Die Schneeeule reagierte nicht. Entweder schlief sie tief und fest, oder aber sie tat nur so. „Ich habe nicht auf dich gehört. Es tut mir leid. Können wir es noch einmal versuchen?“ flüsterte das Rentier weiter. Dieses mal öffnete das gefiederte Tier die Augen und sah Ronny an. „Du hast dir mit dem Zurückkommen aber sehr viel Zeit gelassen.“ Tarmo flog zu einem Astloch und holte etwas hervor. Es war der Beutel mit dem Sternenstaub. „Na dann lass uns mal weitermachen.“ Glücklich fing Ronny das Säckchen mit den Zähnen auf und folgte der Eule, die sich in die Lüfte erhob.
Tarmo führte das Rentier dieses mal raus aus dem Wald auf eine verschneite Wiese. Dort band er mit seinem Schnabel das Säckchen wieder an den Hals es Paarhufers und ließ sich danach auf einem Schneehügel nieder. „Also“ begann er. „Dieses mal hörst du ganz genau auf meine Worte. Hast du mich verstanden?“ Ronny nickte. In ihm breitete sich schon wieder die Angst aus. „Gut. Du hebst jetzt ab und schwebst ein paar Meter über dem Boden.“ Ronny tat wie ihm geheißen. Als er ein paar Runden gedreht hatte sprach Tarmo „Sehr gut. Und nun bewege deine Hufe. Aber ganz vorsichtig und versuche dich immer wieder auszubalancieren“ Ronny begann mit seinen Füßen zu strampeln, als würde er auf dem Boden laufen. Kaum tat er das, kam er wieder ins Schlingern. „Vorsicht.“ rief die Eule. „Balanciere dich aus.“ Ronny konzentriere sich mühsam auf die Linie am Horizont und versuchte möglichst gerade zu bleiben. Und siehe da, er funktionierte. „Es klappt“ rief das Rentier erfreut. „Ich habe nichts anders erwartet.“ entgegnete Tarmo trocken. „ und nun steige ein bisschen höher und schau niemals nach unten.“ Auch das befolgte Ronny und auch das klappte einwandfrei. „ich kann es kaum glauben. Ich fliege und habe fast keine Angst mehr.“ Doch dann machte der Junghirsch einen fatalen Fehler. Er sah zu Tarmo hinunter und kaum hatte er dies getan wurde ihm auch schon wieder flau im Magen. „Oh nein.“ stöhnte er noch und fing schon an zu trudeln. „Fang dich ab. Bewege weiter deine Hufe. Konzentriere dich.“ Ronny schüttelte einmal kräftig den Kopf und versuchte abermals einen Punkt am Horizont zu fixieren. Zu Anfang klappte es nicht und er stürzte weiterhin in die Tiefe, doch dann fing er sich ab und hatte seinen Körper wieder unter Kontrolle. „Gut. Sehr gut.“ lobte ihn die Eule . „Komm herunter. Das reicht fürs erste.“ Jauchzend setzte Ronny zur Landung an und kam sauber auf dem Schnee auf. „Ich kann es. Ich kann es“ rief er freudig und kam auf Tarmo zu gestürmt. „Nun bloß nicht übermütig werden. Du hast einen Schritt geschafft. Aber beherrschen tust du es noch lange nicht.“Doch das Rentier ließ sich nicht beirren. Er war überglücklich. „Aber ich bin geflogen!“ „Ist ja schon gut. Komm erst mal wieder runter.“ lachte die Eule. „Wir machen nun eine kleine Pause und dann geht’s weiter.
Den ganzen restlichen Tag übten sie und mit jeder Stunde wurde Ronny sicherer. Solange er nicht nach unten sah, war alles perfekt.
Als die Dunkelheit herauf kroch und sie für diesen Tag ihre Übungen beendet hatten, war die Eule sehr zufrieden. „Ich muss sagen, du lernst schnell. Ich glaube, dass du nun gute Chancen hast, eine Stelle an Santa Claus Schlitten zu bekommen.“

Als der dritte und letzte Übungstag anbrach machten sich die beiden schon bei Sonnenaufgang auf den Weg. Tarmo hatte ein ganz bestimmtes Ziel vor Augen, dass sie gegen Mittag erreichen sollte. Doch sogar auf dem Weg dorthin wurde ständig geübt.
Als sie schließlich ankamen, stand die Sonne schon hoch am Himmel.
Ronny wurde es beim Anblick des Ortes, an den ihn die Eule geführt hatte ganz mulmig zumute. Sie befanden sich an einem Steilhang. Ganz vorsichtig näherte er sich dem Rand des Abgrundes und spähte hinunter. Es ging fast 10 Meter tief hinab. Unten warteten messerscharfe Felsen auf diejenigen, die dort abstürzten. Langsam wandte er sich zu der Eule um. „Du willst doch nicht wirklich, dass ich..“ „Doch. Ich bin sicher, dass du das hin bekommst.“ schnitt ihm Tarmo das Wort ab. „Ich...ich kann das nicht.“ „Willst du vor Santa Claus Schlitten stehen oder nicht?“ fragte ihn die Eule weiter „Ich will aber...“ „Dann spring jetzt ab und fliege über diesen Abhang.“ Ronny seufzte tief, nahm Anlauf und..........bremste kurz vor dem Rand.“ „Ich schaffe das niemals“ jammerte das Rentier „Versuche es.“ drängte Tarmo. Nochmals nahm Ronny Anlauf, schloss die Augen und sprang. Als er keinen Boden mehr unter den Hufen spürte, bekam er erst Panik. Er begann zu strampeln und verlor dadurch das Gleichgewicht. Ängstlich öffnete er die Augen. Unter ihm näherte sich der Abgrund. Hilfe schreiend versuchte er sich abzufangen. Doch es funktionierte nicht. Die scharfen Felsen waren nur noch wenige Meter entfernt. Ronny sah sich seinem Tode schon sehr nahe. Doch so schnell wollte er einfach nicht aufgeben. Verbissen versuchte er sich auszubalancieren und schaffte es kurz vor dem Aufprall. Mit enormen Kraftaufwand Gewann er wieder an Höhe und flog langsam zurück zu Tarmo hinauf der wie gebannt am Rand der Klippe saß und zu ihm hinunter spähte.
„Ich dachte schon du stürzt wirklich ab.“ empfing die Eule das Rentier. „Sehr freundlich.“ entgegnete Ronny mürrisch. „Ach komm, sei nicht böse. Du hast den Test bestanden. Nun bist du soweit, Santa Claus Schlitten zu ziehen.“ Das Rentier bekam große Augen. „Du..du meinst...“ „Ja, das war ein Test. Hättest du ihn nicht bestanden, hätte ich dich nicht zurück zu Santa Claus geschickt.“ antwortete die Eule „Wenn ich unten aufgeschlagen wäre, hätte ich den Test also nicht bestanden.“ schlussfolgerte Ronny böse. „Ich wusste, dass das nicht geschieht“ „Aber es hätte“ begehrte Ronny auf. Die Eule hob die Flügel. „Beruhige dich. Es ist doch alles gut gelaufen. Komm machen wir uns auf zu Santa Claus.“ Und so begaben sich auf den Weg.
Gegen späten Nachmittag erreichten sie den Waldrand. Von dort aus, waren es noch gute 20 Minuten bis zum Heim des Weihnachtsmannes. Dort verabschiedete sich Tarmo von Ronny „ Ich wünsche dir viel Glück. Ich bin fest der Überzeugung, dass du es schaffen wirst.“ „Vielen Dank für alles.“ antwortete Ronny und stampfte los. Tarmo sah dem Rentier lange hinterher bis dieser nur noch ein kleiner Punkt am Horizont war. Er hoffte, dass das Hirschtier seinen Traum verwirklichen konnte.

Als es zu dämmern begann erreichte Ronny das Gebäude, dass ihn hell erleuchtet Willkommen hieß. Freudig sprang er die letzten Meter und trat in die Scheune. Verdutzt drehten sich die Hälse der anderen Bewerber als er eintrat. „Ronny! Wir haben uns schon gefragt wo du abgeblieben bist!“ rief Sam begeistert. „Wo warst du?“ „ich...nun ja, hatte noch etwas zu erledigen.“ „Du hast vielleicht Nerven. Hoffentlich lässt dich Santa Claus noch mitmachen nach dieser Aktion.“ wie auf ein Stichwort trat in diesem Moment der rot gekleidete Mann ein. Als er Ronny erblickte kam er strahlend auf ihn zu. „Schön, dass du wieder da bist. Genau richtig für die Zusatzprüfung des Navigators und der Entscheidung.“ Unbemerkt blinzelte er dem Rentier zu. „Also meine Lieben“ richtete er darauf das Wort an alle. „Ruht euch jetzt aus. Morgen bei Sonnenaufgang begeben wir uns zu den Nebelbergen.“
„Da hattest du aber noch einmal Glück.“ meinte Sam und legte sich ins Stroh. Ronny tat es ihm gleich.

Pünktlich zu Sonnenaufgang standen alle draußen vor dem Haus bereit und warteten auf Santa Claus.
Zusammen machten sie sich auf den Weg zu den Nebelbergen, die nicht weit entfernt lagen, und die man auch von hier gut sehen konnte. Ronny war ein bisschen aufgeregt, aber er war nun zuversichtlich, denn immerhin wagte er es nun zu fliegen.
Gegen Mittag erreichten sie das Gebirge, dass fast vollständig in den Schwaden verschwand.
„So meine Lieben. Meine Kobolde haben gestern hier etwas versteckt. Eure Aufgabe lautet es zu finden. Die Schwierigkeit dabei ist der Nebel. Doch wer das Zeug zu einem Navigator hat, für dem dürfte es kein Problem darstellen. Wer bis heute Abend nicht mehr hierher zurückfindet wird von meinen Helfern geholt, die sich hier blind auskennen. Und nun, viel Glück. Macht euch auf den Weg. „Laut diskutierend verstreute sich die Rentierschar und war bald von den wabernden Nebelschwaden verschluckt.
Auch Ronny tauchte in den Nebel und fühlte sofort die unangenehme Kälte durch sein Fell kriechen . Schüttelnd lief er weiter. Schon nach wenigen Metern hatte er die andern aus den Augen verloren, die einige Meter vor ihm gelaufen waren. Und auch die Stimmen wurden immer leiser. Um ihm herum war nichts als Nebel, der wie Geister um ihn herum irrte. Wie sollte er da nur etwas finden? Geschweige denn wieder zurückfinden? Er wusste nicht einmal jetzt mehr, wo er war. Lange Zeit irrte er ziellos durch die Felsen, bis er bemerkte, dass er im Kreis lief. Als er das 4. mal an einem Stein vorbei kam, der aussah wie ein großer alter Baum, blieb er stehen. So konnte das nicht weitergehen. Er musste sich ein System überlegen. Grübelnd scharrte er mit den Hufen. Als er auf den Boden sah, hatte er ein Loch gegraben. Und da kam ihm die Erleuchtung. Entschlossen schritt er abermals in den Nebel und scharrte alle 100 Meter den Boden auf. Jetzt musste er nur noch acht geben, nicht ständig die gleich Strecke zu laufen. Also steuerte er zielsicher eine Richtung an. Doch es brachte nichts. Schon bald fand er wieder seine eigene Spur. Verzweiflung wollte sich in ihm breit machen. Wie sollte er diese Aufgabe nur bewältigen? Dann hatte er wieder einen Einfall. Er hob langsam ab und schwebte einige Meter über dem Boden. Und siehe da, etwas weiter oben, war der Nebel nicht ganz so dicht und er konnte sogar einen Teil seiner Umgebung erkennen. Glücklich folgte er einer Richtung und fand sich bald an einer Stelle, die er dieses mal noch nicht kannte. Zufrieden flog er weiter und hielt Ausschau nach einem Gegenstand, den es galt zu finden. Fast den ganzen Nachmittag brachte er so zu. Als er schon dachte, nicht Fündig zu werden, entdeckte er einige Meter von sich entfernt ein schwaches Leuchten. Aufgeregt schwebte er in diese Richtung und ließ sich wenige Meter von seiner Beobachtung auf den Boden herab. Erwartungsvoll schritt er die letzten Meter zu dem Schein und blieb wie angewurzelt stehen. Vor ihm auf einem Felsvorsprung stand ein wunderschönes Licht. Eine kleine Laterne, in der freudig eine Kerze flackerte. Ronny war sich sicher, das Gesuchte gefunden zu haben. Behutsam nahm er die Laterne ins Maul und hob wieder ab. Jetzt musste er nur noch hier heraus finden. Doch das erwies sich schwieriger als gedacht. Plötzlich hörte er unter sich leises rufen. Verdutzt wendete er und flog zurück. Als er vorsichtig landete, entdeckte er alle anderen Bewerber, die sich ängstlich aneinander schmiegten. Ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht. „Oh du hast es gefunden!“ rief es aus der Menge. Sam kam auf ihn zugestürzt. „Wie hast du das nur geschafft? “ Wir sind alle ziellos hier herum geirrt und irgendwann fanden wir uns alle an der gleichen Stelle wieder. Schon seit einiger Zeit stehen wir hier herum, denn manche haben Schatten gesehen und fürchten sich, nochmals in diese Suppe zu gehen. „Später. Kommt lasst uns erst einmal hier heraus finden“ Zustimmendes und erleichtertes Gemurmel kam als Antwort. Ronny war ein bisschen Stolz darauf, dass ihm alle sofort so blind vertrauten. Hoffentlich enttäuschte er sie nicht. Abermals erhob er sich in die Lüfte und die restlichen Taten es ihm nach, wie er nach einem Blick in den Rücken bemerkte. Immer und immer höher stieg er, bis schließlich die Nebelwand aufbrach und sie wieder klar sehen konnte. „Oh warum bin ich darauf nur nicht gekommen?“ hörte er Sam fragen.
Mit großer Überwindung sah Ronny in die Tiefe und hätte fast vor Freude das Licht verloren. Ganz klein sah er etwa 50 Meter entfernt Santa Claus und seine Gehilfen stehen. Es begann bereits zu dämmern und die Feuer, die die Kobolde entzündet hatten, strahlten hell in den Himmel. Freudig näherte er sich den Punkten. Santa Claus, der die Rentiere mit Ronny an der Spitze anfliegen sah, schüttelte ungläubig den Kopf. „Was für ein schlaues Tier.“ murmelte er. Als die Paarhufer landeten kam der Weihnachtsmann lachend auf sie zu. Sofort nahm er Ronny das Licht ab und klopft ihm auf die Flanke. „Meine Lieben, es ist schön, dass alle zurückgefunden haben. Lasst uns zurück zu meinem Haus gehen. Zuvor könnt ihr euch aber an den Feuern etwas wärmen.
Später werde ich meine Entscheidung verkünden. Aufgeregt und sehr erschöpft begaben sie sich eine halbe Stunde später zurück zum Haus des Weihnachtsmannes. Als sie alle zusammen im Stroh saßen und Flechten fraßen, begann Santa Claus mit der Verkündung. Zuerst nannte er die 8 Rentiere, die diese Jahr den Schlitten ziehen durften. Ronny wartete vergebens auf seinen Namen doch er kam nicht. Enttäuscht senkte er den Kopf. Alles war umsonst gewesen. Doch dann verkündete Santa Claus den Namen es neuen Navigators. Es war Ronny. Das weiße Rentier konnte zuerst nicht glauben was er da hörte. Doch als freudige Rufe ertönten und er von seinen Kameraden in die Seite gestupst wurde, stand er mit wackeligen Knien auf und kam auf Santa Claus zu. „Meinen Glückwunsch“ sagte er und lächelte Ronny gutmütig an. „Willst du das Amt übernehmen?“ „Sehr...sehr gerne. Vielen vielen Dank.“ Kaum hatte er das ausgesprochen ertönten Hochrufe. Ronny konnte es immer noch nicht richtig fassen. Plötzlich landete etwas weißes auf seinem Rücken. Als er sich umwandte erkannte er Tarmo. „meinen Glückwunsch Bursche. Ich wusste, dass du es schaffst.“ Glücklich zwinkerte er ihm zu. „Ohne dich hätte ich es nie geschafft.“ „ Ach was.“ meinte die Eule verlegen. Noch bis spät in die Nacht wurde gefeiert. Bis schließlich alle müde ins Stroh fielen.
Am nächsten Morgen traten die Verlierer den Heimweg an und für die Eingestellten begann die Arbeit. Immerhin war es 2 Tage vor Weihnachten.
Als Ronny das erste mal zu einer der zahlreichen Menschenstädte flog, war er überwältigt vom Anblick der vielen Lichter. Das, so dachte er glücklich, würde er nun für sehr lange Zeit bewundern können...


E N D E

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Tag der Veröffentlichung: 26.12.2009

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