Cover

1400 n. Chr.

Ondaris strich liebevoll über die fein in Gold eingravierten Buchstaben, die im Kreis die Worte Macht, Ruhm, Kraft und Stärke auf elfisch darstellten. Vorsichtig hob er das Amulett in das Licht er rot schimmernden Laterne, um sich die beiden eng umschlungenen Drachen aus Silber anzusehen, die in der Mitte des Schmuckstückes säuberlich eingearbeitet waren. In diesem Schein schienen die Bestien lebendig zu werden. Die Augen, die aus winzigen grünen Smaragden bestanden, funkelten den jungen Elf geheimnisvoll an. „Wundervolle Arbeit“ murmelte Ondaris begeistert. Langsam legte er das kostbare Stück auf den Eichentisch zurück. Es würde ein schönes Geschenk für seinen besten Freund werden. Es fehlte nur noch eine Kleinigkeit , die dieses Schmuckstück vollkommen machen würde.
„Mein Sohn?“ vernahm Ondaris plötzlich eine dunkle Stimme von der Eingangstür. Hastig verstaute er das Amulett unter seinem Gewand. Sein Vater musste nicht wissen, dass er von dem wertvollen Dolch, dem er ihn geschenkt hatte, solch eine Kostbarkeit hatte anfertigen lassen. Noch dazu als Geschenk für einen Menschen!
„ Ich bin hier“ antwortete der Elf. Sekunden später trat eine hochgewachsene Gestalt in Ondaris Zimmer. „Hast du das Fest vergessen? Es beginnt in weniger als einer Stunde und du hast dich noch nicht einmal hergerichtet.“ die blauen Augen seines Vater, glitten prüfend über ihn hinweg. Ich erwarte von dir, dass du ordentlich erscheinst. Immerhin bist du ein Prinz. „Ich wollte mich eben umkleiden.“ entgegnete der junge Elf. „Gut. Wenn die Sonne untergegangen bist, sei pünktlich am Marktplatz, dass wir die Begrüßung vornehmen können.“ Ondaris nickte. Sein Vater verabschiedete sich, trat aus dem Zimmer und verschwand aus dem Haus. Angewidert verzog der junge Mann das Gesicht. Wie er solche Feste hasste. Dauernd musste man Händeschütteln und mit angesehenen Stadtmitgliedern reden, die man eigentlich nicht ausstehen konnte. Seufzend erhob er sich, versteckte das Amulett unter seine Kissen und kleidete sich an. Was blieb ihm als Sohn des Königs schon übrig. .....

Es war weit nach Mitternacht, bis Ondaris die Gelegenheit ergreifen konnte, das Fest zu verlassen. Er verabschiedete sich gemessen von den Gästen und sagte seinem Vater, dass er müde sei und zu Bett gehen wolle. Der Elfenkönig, der in ein interessantes Gespräch vertieft war, nickte ihm nur rasch zu.
Flink verließ daraufhin Ondaris den fröhlichen Ort und begab sich seufzend und erleichtert zu ihrem Besitz. Ohne Verzögerungen, eilte er in sein Gemach und holte das Amulett hervor. Der Augenblick war günstig um das Geschenk zu vollenden. Niemand würde etwas davon merken. Der junge Elf ging mit dem Schmuckstück in die Gewölbe ihres Kellers. Die Laterne, die er dabei hatte, beleuchtete kurz darauf viele Buchrücken, die hier dicht an dicht in Regalen standen. Ondaris steuerte zielbewusst in eine Richtung und blieb wenig später vor einem Schrank stehen, in dem ganz besondere Werke aufbewahrt wurden. Mit fliegenden Fingern öffnete er die Türen. Mit den Augen suchte er daraufhin die Rücken der Bände ab und wurde alsbald fündig. Vorsichtig zog er das gewünschte Buch heraus und blies über den verstaubten weinroten Einband. Als sie Schmutzschicht davon wehte konnte man den Titel lesen, der mit hellen Lettern darauf beschrieben war. Ondaris lächelte zufrieden. Er hatte sogleich das richtige Werk gefunden. Rasch nahm er es mit in die Wohnstube und schlug es auf. Der Geruch von altem Papier schlug ihm entgegen. Ungeduldig blätterte er durch die vergilbten Seiten und wurde schließlich fündig.
Bei dem Buch handelte es sich um ein Formelverzeichnis. Alle möglichen Zauber waren darin nieder geschrieben. Auch der, den der junge Elf suchte. Es war der Spruch, mit dem man die Macht der beiden Drachen in einen Gegenstand bündeln konnte. Die zwei Drachen, die die Elfen Jarnos und Jurgulus nannten waren das Sinnbild von Gut und Böse. Sie bildeten zwei sich ergänzende Pole, die sowohl Ursprung als auch das Wesen aller Dinge sein sollten. Vereinte man die beiden Kräfte, bekam man durch diese Ausgeglichenheit eine unbeschreibliche Macht, die Ondaris in das Amulett bannen wollte. Dies sollte das gute Stück vollkommen manchen. Genau das sah er als angemessenes Geschenk für seinen Freund, der ihm vor kurzem das Leben gerettet hatte.
Aufgeregt legte er das Schmuckstück auf den Tisch, strich sich die langen braunen Haare aus der Stirn und begann die schwierige, lange Formel zu sprechen. Es dauerte fast eine Stunde, bis er die letzte Silbe ausgesprochen hatte und die zwei silbernen Drachen anfingen zu glühen. Grüner Rauch stieg empor und Ondaris sprang erschrocken auf. Hoffentlich hatte er nichts falsch gemacht. Er war in Magie noch in der Lehre.
Das Leuchten des Amulettes wurde immer stärker. Vorsorglich zog der junge Elf rasch die Vorhänge zu, damit niemand von außen das unnatürliche Licht sehen konnte. Als Ondaris schon glaubte, der Tisch finge gleich Feuer, erlosch das Glühen mit einem grellen Lichtblitz. Der junge Mann hielt sich keuchend die Augen zu und duckte sich hinter die Lehne eines Stuhles. Zwei schemenhafte Drachen tanzten für Sekunden über dem Anhänger, dann sausten auch sie auf das Metall und verschwanden. Der Zauber war gesprochen. Das Amulett besaß nun die Kraft und Macht von Jarnos und Jurgulus. Ondaris strich sich den Angstschweiß aus der Stirn, sicherte die Lage und besah sich das Amulett. Es hatte keinerlei Schaden genommen.
Danach brachte er zufrieden das Buch zurück an seinen Platz. Nie hätte er gedacht, dass er alleine diesen mächtigen Zauber wirken lassen konnte. Doch es hatte funktioniert. Die Bestien waren in das Metall gedrungen. Trällernd verstaute er sein nun noch kostbareres Geschenk unter einer losen Diele und legte sich zu Bett.
Er konnte nicht ahnen, dass er in dieser Nacht den größten Fehler seines Lebens begangen hatte.

Am nächsten Morgen ritt er, nachdem er seinen Unterricht für diesen Tag bei seinem Meister beendet hatte, nach Kaltos. Der Menschenstadt in der sein Freund residierte. Er war Herzog über 7 Gemeinden und ein viel beschäftigter Mann.
Gegen späten Nachmittag erreichte er die Hauptstadt, die sich an einen Berg schmiegte. Die Hufe seines treuen, weißen Hengstes trugen ihn rasch durch die weiten, sauberen Straßen, vorbei an den Einwohnern, die ihn neugierig hinterher starrten. Als er das Schloss seines Freundes erreichte, dass am höchsten Punkt von Kaltos trohnte, wurde er freundlich eingelassen. Der Elf durfte bei dem Herzog ein und ausgehen, wie ihm beliebte. Ohne zu zögern begab sich Ondaris sogleich in den Thronsaal, in dem er seinen Gefährten meist über Rechnungsbüchern gebeugt vor fand.
Auch heute wurde er dort fündig und schritt freudig auf seinen Kameraden zu. Als dieser den Elf erblickte, sprang er lächelnd auf und kam Ondaris mit einer offenen Geste entgegen. Lange umarmten sie sich. Danach hielt der Herzog seinen Freund von sich weg und betrachtete das eben mäßige Gesicht. „Du siehst gut aus, mein spitzohriger Freund.“ neckte er Ondaris. „Du auch Wotan.“ und sah in das gebräunte Gesicht des Mannes, das mit einem kleinen schwarzen Spitzbart verziert war. „Was verschafft mir die Ehre deines Besuches.“ fragte Wotan und bat dem Elf einen Stuhl an. Ohne die Augen von seinem Kameraden zu wenden, winkte er einen Diener mit Getränken heran und bot Ondaris eine Erfrischung an. Dieser nahm dankend ein Glas klaren Weißwein und sprach: „Ich habe für dich ein Geschenk. Zum Zeichen meiner Dankbarkeit, dass du mir vor einigen Tagen das Leben gerettet hast.“ Der Herzog hob die Augenbrauen. „Du weißt, dass ich es niemals zulassen würde, das dir etwas geschieht. Ich möchte kein Geschenk als Dank von dir. Du bist mein Freund. Ich würde, das was ich getan habe, immer wieder tun. Du brauchst mir deshalb nichts geben. “ „Doch“ beharrte der Elf und zog das Amulett hervor. „Ich bestehe darauf, dass du dies an nimmst.“ Wotan nahm behutsam das Schmuckstück in die Hand und betrachtete es. „Es ist wunderschön“ hauchte er kurz darauf entzückt. „ Jedoch, ich kann so etwas kostbares nicht annehmen.“ Der Mann schüttelte den Kopf und wollte das Amulett zurückgeben aber Ondaris winkte ab. „Nein, ich möchte das du es behältst. Es ist kein gewöhnliches Schmuckstück. Es besitzt magische Kräfte. Wenn du es trägst, wirst du Kraft, Stärke und Ruhm erlangen. Das ist meiner Meinung nach der angemessenste Preis für deinen Verdienst.“ „Ein Zauber liegt auch noch darauf? Eine Quelle die mir Ruhm bringt? Ondaris, das ist wirklich zu vi......“ „Schluss. Wotan nimm diese Geschenk an. Bitte.“ Der Herzog nickte. „nun gut. Ich danke dir.“ „ich habe dir zu danken.“ entgegnete der Elf und neigte das Haupt.
Von da an sollte das Unglück beginnen....

1430 n. Chr.

„Mein Herr, soeben ist wieder ein Bote von Großkönig Wotan angekommen.“ Ondaris, der müde an einem Tisch saß, nahm den nun schon 7 Brief seines ehemaligen Freundes, öffnete ihn und las:

Mein lieber Ondaris,

Dies ist die letzte Aufforderung den Wald Assarekus bis zum Ende diesen Monats zu verlassen. Ich Großkönig Wotan, Herrscher über ganz Grangos, Ebenus und Kalikantos erhebe Anspruch auf den Forst, der seit der Übernahme des Königreiches mir zusteht. Ich dulde nicht länger den Aufenthalt der Elfen in meinem Reich.
Sollte meinem letzten Gesuch nicht nachgegangen werde, fühle ich mich dazu aufgerufen, mit Gewalt einzugreifen.

Der König
Reich Grangos im Jahre 1430 des Herrn

Stöhnend legte der Elf den Brief auf einen Stapel von Unterlagen. Langsam strich er sich die langen Haare aus der Stirn. Nie hätte er gedacht, dass König der Elfen zu sein, auch einmal so schwierig sein könnte. Nachdem sein Vater im Alter von 200 Jahren gestorben war, hatte er das Zepter in die Hand genommen. 20 Jahre lang war das Herrscherdasein angenehm, ja fast spaßig gewesen. Doch seit nun guten 2 Jahren machte ihm Wotan, sein ehemaliger Gefährte das Leben schwer. Schrieb ihm Drohbriefe, verurteilte unschuldige seines Volkes zum Tode und vieles mehr.
Ondaris fand es ungeheuerlich , wie sich Wotan im Laufe der letzten 30 Jahre verändert hatte. Zu Anfang hatte er kleine Erfolge erzielt, war zum Fürsten aufgestiegen und immer wohlhabender geworden. Sie hatten zusammen viele große Feste in dieser Zeit gefeiert.
Nun jedoch hatte er vor kurzem mit einer riesigen Armee den König gestürzt. Und jetzt stand Wotan kurz davor Krieg mit ihm und dem ganzen Elfengeschlecht zu schließen. Die Freundschaft von früher bestand leider nicht mehr, worüber der Elf sehr traurig war. Er konnte sich noch genau an den Tag erinnern, als Wotan mit seinem schwarzen Streitross in den Wald geritten kam,vor ihm hielt und mit gezückten Schwert sagte: „ Ondaris, ich kann eine Freundschaft mit einem Spitzohr nicht mehr gebrauchen. Es ist schädlich für meinen Ruf.“
Er verscheuchte rasch diese unschönen Gedanken. Seufzend erhob sich Ondaris und schaute aus dem Fenster. Versonnen sah er Kindern beim spielen zu. Nein, niemals würden er und seine Leute freiwillig Assarekus aufgeben. Der Wald war den Elfen heilig. Hier sollten noch in 400 Jahren ihre Nachkommen hausen. Kein Forst in der Umgebung konnte mit Assarekus verglichen werden. Ondaris hatte alle Wälder prüfen lassen um vielleicht doch einen Ausweg und eine neues Heim zu finden. Aber der Elfenwald besaß seine eigene Magie. Nur mit ihr konnten die Lichtgestalten leben. Kein anderer Forst war dazu im Stande. Oder besser gesagt nicht mehr im Stande, da die Menschen mit ihrem tun, die Wälder zerstörten. Ihnen ihren Glanz raubten.
Ondaris fasste den Entschluss doch einmal selbst zu seinem ehemaligen Freund zu reiten und mit ihm persönlich über die Dinge zu reden. Bisher hatte er diese Begegnung gemieden, da er jedes mal beim Anblick von Wotan erinnert wurde, dass er an dieser Wandlung schuld war. Ondaris war sich sicher, dass der Sinneswandel von dem Amulett herrührte. Die Magie der beiden Drachen war für Menschen zu stark. Ruhm, Reichtum und Macht waren für die Kurzlebigen schlecht. Sie veränderten, ja vergifteten den Verstand. Damals, als er das Geschenk machte, hatte er nicht geahnt, dass die Kraft von Jurgulus und Jarnos für Menschen zu stark war. Dass sie eine Person verdarben. Ondaris hatte ein fruchtbar schlechtes Gewissen deswegen.
Doch es half alles nichts. Er konnte das geschehene nicht rückgängig machen. Also musste er handeln.
Kurz entschlossen ließ er sein Pferd satteln und ritt noch am gleichen Tag nach Tarateus, der Stadt in der Wotan nun als König residierte.
Gegen späten Nachmittag kam er an und steuerte sofort zielbewusst zu einem riesigen Sandsteingebäude, das im Zentrum der Metropole prunkte und das jetzige Anwesen von Wotan war. Als er an die schmiede eisernen Eingangstore ritt, wurde ihm nicht wie vor 30 Jahren einfach Einlass gewährt. Er musste warten, bis ein Wachmann den König benachrichtige und dieser sein Einverständnis gab, den Besuch zu empfangen. Als er nach guten 15 Minuten endlich eingelassen wurde, führte ihn ein Bote durch unzählige, düstere Gänge, die mit Schlachtszenen verziert waren, zu seinem ehemaligen Freund der ihn übel launig erwartete. Mit finsterem Gesicht saß er auf einem bequemen Schesselong, in der einen Hand ein volles Weinglas, in der anderen ein Schriftstück. Als Ondaris eintrat, rappelte er sich mühsam auf und richtete die Kleider. Er hatte einige Kilo zugenommen. „Ah, was für ein seltener Anblick in meinen Räumen. Ondaris, wie lange warte ich schon auf ein Lebenszeichen von dir. Ich habe gedacht, dass du schon bei meinem ersten Brief hier auftauchen würdest.“ Das Gesicht des Elfen blieb unbewegt. Langsam schritt er auf seinen ehemaligen Kameraden zu. „Ich wäre niemals gekommen, wenn du mir bei deinem letzten Schreiben nicht mit Krieg gedroht hättest.“ Wotan zuckte mit den Schultern und ärgerte sich heimlich, dass der Elf ihm nicht die Ehrerbietung schenkte, die einem König gebührte. „Anders scheint euer Volk ja nicht zum kooperieren bereit zu sein.“ Ondairs schüttelte den Kopf und setze sich auf eine Stufe, da ihm kein Stuhl angeboten wurde. Aus meinem Freund ist ein Tyrann geworden.“ „Achte auf deine scharfe Zunge mein lieber, sonst könnte sie sehr schnell abgeschnitten werden. Du vergisst mit wem du sprichst.“ entgegnete Wotan grimmig und deutete mit seinem Finger auf den Elf. „Ich weiß wer hier vor mir steht. Oder besser gesagt ich wusste es vor vielen Jahren. Heute bin ich mir nicht mehr so sicher “ Ondaris sah Wotan mit seinen hellen Augen traurig an. „Was soll das Geschwätz.“ winkte der König böse ab. „ Ich dachte du kommst, um über die Räumung von Assarekus zu reden.“ Ondaris schlug die Augen nieder. Wotan war nicht mehr der Mann den er einst gekannt hatte. Es war unmöglich mit ihn normal zu reden. Und es war alles seine Schuld.... „Mein Volk wird niemals den Wald freiwillig verlassen. König Alentus hat mit uns einen Ver....“ König Alentus ist tot.“ donnerte Wotan. „Alles was er getan hat ist hinfällig. Ich will den Forst. Ich brauche in ihn. Ich brauche das Holz für einige Bauten. Es gibt doch genug Wälder in den angrenzenden Ländern in denen ihr euch niederlassen könnt. “ „Doch keiner ist geeignet für uns.“ „ihr seid zu anspruchsvoll.“ meinte der König „Du hast keine Ahnung.“ Wotans Kopf wurde rot. Der Zorn drohte ihn zu übermannen. Niemand wagte es so abfällig mit ihm zu sprechen. „Nun gut. Wenn du nicht einsichtig werden willst, so werde ich mit meiner Armee alles nieder machen und den Wald von euch befreien . Ich kann keinen Widerstand dulden. Dafür hättest du nicht hier her kommen müssen. Henry!!! Ein Diener trat ein. „Geleite meinen Gast hinaus. Das Gespräch ist beendet. “ „Moment,“ begehrte Ondaris auf und sprang auf die Füße. „ich bin noch nicht fertig.“ „Aber ich. Es gibt dazu nichts mehr zu sagen. In den nächsten Tagen werden meine Truppe bei euch einfallen.“ Der Elf bedachte seinen ehemaligen Kameraden mit einem böse Blick, wandte sich um und folgte dem Diener hinaus. Er und seine Leute würde sich wohl für einen Kampf wappnen müssen. Für eine Schlacht gegen seinen besten Freund....

Als Ondaris gegen Abend zurück nach Assarekus ritt, wurde er von vielen schon ungeduldig erwartet. Als sie ihn fragten wie das Gespräch verlaufen sei und er antwortete, das es nichts gebracht hatte, sah er wütende, traurige und auch ängstliche Gesichter. Viele dieser Blicke taten ihm in der Seele weh und er verfluchte Wotan dafür. Dafür, dass er unter seinen Leuten solche Sorgen verbreitete. Als er dann noch von den drohenden Auseinandersetzungen berichtete, die bald stattfinden würden, erschienen auch einige entsetzte Mimiken in den Reihen.
Müde und niedergeschlagen begab er sich wenig später in sein Haus und überlegte was nun zu tun war. Kraftlos ließ er sich auf einen Stuhl sinken.
Morgen bei Sonnenaufgang würde er die Generäle seiner 5 Streitmächte zu sich rufen und ihnen die Situation darlegen. Er würde die Kunde von einem bevorstehenden Krieg in der ganzen Stadt verbreiten lassen, damit sich alle Bürger auf ihre Art wappnen konnten. . Auch musste über Schutzräume für die Kinder nachgedacht werden, damit sie in Sicherheit waren.
Ondaris war sich im Klaren, dass nach diesem misslungenen Gespräch der Angriff auf Asserakus sehr bald stattfinden würde. Also hieß es keine Zeit zu verlieren....

Als der nächste Morgen graute, war Ondaris schon vor Sonnenaufgang auf den Beinen und traf seine unzähligen Vorkehrungen.
Schon am frühen Nachmittag hatte sich die Kunde eines bevorstehenden Krieges in der ganzen Stadt herum gesprochen. An manchen Orten brach deshalb Panik aus. Viele Familien packten fluchtartig ihr Hab und Gut und verließen den Elfenwald. Der Elfenkönig und seine Krieger, versuchten sie aufzuhalten, konnten mit ihren Worten aber nichts erreichen. Traurig und machtlos sah Ondaris den vereinzelten Gruppen nach, die sich erhofften so dem Kampf und dem Tod zu entgehen. Sie würden wahrscheinlich als Sklaven der Menschen enden, was ebenso den Tod bedeutete, denn längere Zeit ohne dem Grün der Natur konnte kein Elf überleben.
Als er dieses Schicksal seiner Leute vor sich sah, stieg wieder die unsagbare Wut auf Wotan auf. Mit neuer Kraft erledigte er die letzten Arbeiten. Ließ Späher ausschicken, damit sie melden konnten, wenn das feindliche Heer auftauchte und gab den Befehl auch einfache Landsleute im Kampf zu unterrichten. Jede Schwert schwingende oder Pfeil schießende Hand konnten sie gebrauchen. Gegen frühen Abend war dann alles vorbereitet. Zufrieden streiften er durch die Gassen und besah sich alles noch einmal ganz genau.
Auf dem Marktplatz übten mehrere Männer und Frauen das kämpfen. Laut hallte die Stimme des Trainers durch den Wald. An anderer Stelle wurden die letzten Nahrungsmittel in die Keller gebracht, wo sich die Kinder aufhalten sollten. Erst als der Mond schon hoch am Himmel stand kehrte Ruhe in der Elfenstadt ein und auch Ondaris legte sich erschöpft zur Ruhe. Ab nun hieß es warten...

Es vergingen gute 5 Tage an denen nichts geschah. In Assarekus wurden weiter fleißig die Männer und Frauen ausgebildet, doch sonst herrschte angespanntes ausharren. Keiner wusste, wann der Angriff stattfinden würde. Jeder bereitete sich auf das Grauen vor.
Ondaris nerven lagen mittlerweile blank. Die Ungewissheit zehrte an dem Elfenkönig. Er aß fast nichts und lag Nachts stundenlang wach. Deshalb war er schon fast erleichtert als am frühen Nachmittag des fünften Tages ein Späher zu ihm geeilt kam und verkündete, dass eine riesige Streitmacht von mindestens 2000 Krieger im Anmarsch war. Es war soweit.
Sofort ließ er alle auf ihre Posten gehen. Die Bogenschützen kletterten flink in die Gipfel der Bäume, um von dort einen Überraschungsangriff zu starten. Die Kinder wurden in die Keller gebracht und die Reiterei und Schwertkämpfer stellte sich am Rand der Stadt auf.
Auch der Elfenkönig begab sich an die Front.

Es dauerte noch bis zum späten Nachmittag, bis die Gruppen schließlich aufeinander trafen. Wotan ließ seine Männer etwa 300 Meter vor der Elfenstadt zum stehen kommen. Alleine ritt er dann die restlichen Meter zu Ondaris, der auf seinem weißen Pferd an der Spitze seiner Kampfelite stand. „Sei gegrüßt.“ sagte der Menschenkönig. „Wie ich versprochen habe, werde ich nun euren Wald mit Gewalt an mich reißen, da ihr ja nicht zur Vernunft gekommen seid. . Noch könnt ihr euch noch umentscheiden und freiwillig den Forst räumen. Ich würde euch freies Geleit versprechen.“ Der Elf blieb ungerührt. „Du kannst dir deine Worte sparen. Freiwillig werden wir Assarekus niemals aufgeben.“ „Nun gut, dann sei es so.“ Wotan wendete sein Ross brutal, sodass es stieg und preschte zurück an die Spitze seiner Kämpfer. Dann gab er ein Zeichen und der Zug setzte sich in Bewegung. „Macht euch bereit, der Kampf beginnt. “ rief Ondaris seinen Kriegern zu. Diese rückten in den Sätteln ihrer Tiere zurecht und zückten die Schwerter. In den Gesichtern konnte man Angst, Schrecken und Entschlossenheit lesen. Sie würden ihr Heim bis zum Ende verteidigen.
Als die Truppen Sekunden später brüllend aufeinander trafen, ging das Gemetzel sofort los. Ondaris gab den Schützen in den Bäumen ein Zeichen und auch sie begannen auf die Feinde zu schießen. Bald herrschte ein wilder Kampf zwischen Menschen und Elfen. Blut floss in Strömen und tränken den Waldboden. An einer Stelle wurden Befehle gerufen, an anderer ertönten Todesschreie. Die Elfen nutzten ihren Vorteil und ließen Magie wirken, aber viel erreichten sie dadurch nicht. Die Kräfte, die sie nutzten waren einfach nicht stark genug im Kampf. Sie waren eigentlich nur dafür geeignet aus natürlichen Dingen schönes zu schaffen, nicht um damit Leben zu nehmen.
Ondaris befand sich inmitten des Kampfgetümmels und schlug sich unbarmherzig durch die Reihen der Menschen. Sein wundervolles mit Ranken verziertes Schwert triefte nach kurzer Zeit tief rot vom Blut seiner Opfer. Neben sich sah er seine Männer und Frauen fallen. Viele davon kannte er schon seit der Kindheit. Hatte sie selbst unterrichtet. Dieser Anblick schmerzte ihn so sehr, dass ihn dass noch mehr anspornte. Als ihm wenig später schon der Schweiß auf der Stirn stand, sah er Wotan nicht weit entfernt von ihm kämpfen. Entschlossen arbeitete er sich zu dem Menschenkönig vor. Seinen ehemaligen Freund wollte er selbst stellen.
Als er ihn erreicht hatte, begann er ihn zu attackieren. Wotan bemerkte es in letzter Sekunde und wandte sich zu seinem einstigen Kameraden um. Lächelnd sagte er: „Möchtest du etwa durch meine Hand sterben Ondaris? Diesen Wunsch erfülle ich dir gerne.“ Brüllend stürzte er sich auf den Elf. Zwischen den beiden entstand ein wildes Gefecht. Jeder versuchte mit verschiedenen Schlägen, den anderen zu töten. Da sie jedoch gleichstark waren und sie vieles voneinander gelernt hatten, erwies sie dies als sehr schwierig. Fast eine Stunde kämpften sie gegeneinander ohne, dass einer von ihnen einen Erfolg erzielte.
Schließlich lief ihnen der Schweiß in Strömen über die Stirn. „Wotan gib auf. Du wirst nicht ewig so durchhalten.“ schnaufte der Elf. „Du genauso wenig“ knurrte der König zurück und attackierte weiter seinen ehemaligen Freund. Ondaris sah nun nur noch einen Ausweg. „An allem ist nur dieses verdammte Amulett schuld“ schrie er und durchtrennte mit einem gekonnten Hieb die Kettenglieder. Er fing das Schmuckstück auf. „Diese Kostbarkeit, die den Dämon in sich trägt, meinen besten Freund verblendet und viele Leben auf dem Gewissen hat, soll vernichtet werden. Damit wird auch deine Macht schwinden und du wirst mit der Zeit vielleicht wieder der Mensch der du einst warst. Wir beenden den Kampf und ich werde dich in die Obhut der Elfen nehmen, bis dein Verstand wieder klar ist.“! Wotan kochte vor Wut, dass es dem Elf gelungen war, ihm die Kette zu stehlen und dabei auch noch eine Wunde am Hals zuzufügen. „Gib mir das Amulett zurück. Sofort. Ich warne dich Ondaris, ich schneide dich in Scheiben.“ Doch der Elf schüttelte nur den Kopf. „Kreischend und mit gesenkten Kopf rannte er auf den Elfenkönig zu. Sein Schwert hielt er vor sich wie eine Lanze. Ondaris wich elegant aus und Wotan rammte stattdessen seine Waffe in einen seiner Krieger. Keuchend fiel dieser zu Boden. Wotan riss achtlos die Waffe aus dem Leib seines Mannes und attackierte Ondaris von neuem. „Gib endlich auf.“ meinte dieser müde und parierte den Schwertstreich. „Nein niemals“ Wieder kämpften sie so eine Zeit miteinander. Dann jedoch beging er Elf einen Fehler. Er stolperte über eine Wurzel und fiel. Wotan, der die Gelegenheit sah stürzte sich auf ihn und holte mit dem Schwert aus. Ondaris rettete sich geistesgegenwärtig mit einer Rolle vor dem tödlichen Streich. Gerade als er sich aufrichten wollte, fühlte er die kalte Klinge seines Gegners an seinem Hals. Erschrocken erstarrte er mitten in der Bewegung. “ So mein Freund. nun hat deine letzte Stunde geschlagen.“ Doch Ondaris dachte nicht an Aufgeben. Er drückte die Klinge mit den Händen weg, was ihm einige böse Verletzungen zufügte. Er erhob sich rasch vom Boden und griff sich flink mit schmerzenden, blutenden Fingern sein Schwert. „So einfach mache ich es dir nicht“ Herausfordernd pendelte er mit dem Schmuckstück herum. Plötzlich wurde er von anderen kämpfenden angerumpelt und das Amulett rutschte aus seiner Hand. Wotan sah seine Chance und fischte mit dem Schwert nach dem Anhänger. Ondaris tat das gleiche und die Schwerter prallten plötzlich mit Wucht zusammen auf das Amulett. Dieser geballten Kraft konnte das Silber nicht standhalten. Das Amulett zerbrach in zwei Teile. Die Magie, die dadurch freigesetzt wurde strahlte Sekunden später in grünem Licht hinaus und tauchte das ganze Schlachtfeld in bizarres Leuchten. Wotan und Ondaris wurden geblendet, sodass sie die Augen schließen mussten. Auch die anderen kämpfenden hielten inne und bedrängten sich erst wieder, als das Strahlen nachließ.
Als der Schein zu einem leichten glühen erlosch und die beiden Kontrahenten die Augen öffneten, sahen sie die beiden Hälften am Waldboden liegen. Die Bruchstelle befand sich genau zwischen den beiden goldenen Drachen. Ondaris hatte sich als erstes von dem Schreck erholt und beugte sich nach dem Schmuckstück. Als er sich aufrichtete wartete schon Wotan und stach ihn seinen Schwert tödlich in die Brust. Keuchend fiel der Elf nach hinten. Die Bruchteile glitten aus seinen Fingern. Der Menschenkönig griff nach ihnen und bekam einen Teil zu fassen. Der andere landete wieder auf dem Boden. Triumphierend hob er das eine Bruchstück in die Höhe und betrachtete es im Sonnenlicht. „Ha und schon bist du wieder mein.“ lachte er.
Ganz unerwartet traf ihn plötzlich ein Pfeil, der durch einen der Bogenschützen in den Bäumen abgefeuert worden war, der bemerkt hatte, was sich zwischen den zwei Herrschern abspielte. Ungläubig starrte Wotan für Sekunden auf den gefiederten Schaft die sich durch seinen Leib gebohrt hatte. Dann fiel auch er zu Boden. Einige Minuten rang er noch um sein Leben, dann wich aus ihm sein Geist.
Rasch kamen einige Krieger von Ondaris angelaufen und sahen besorgt nach ihrem König. „Verflucht. Wenn wir doch nur eher hätten eingreifen können.“ jammerte einer der Männer und stützte das Haupt des Elfenkönigs. Dieser lag röchelnd im Sterben. Blut sickerte aus seinem Mund und aus den Ohren. Ondaris schluckte und versuchte zu sprechen. Es kam jedoch nur ein Flüstern zu Stande. „Er will uns was sagen.“ sagte ein anderer Krieger und beugte sich über Ondaris. „Wotan....eine zerbrochenes Amulett“ Der Elf verstand und ging zu der Leiche des Menschenkönigs. Dort fand er in der verkrampften Faust des Mannes das eine Bruchstück und zeigte es seinen König. Dieser nickte erleichtert und hustete: „Ihr müsst den zweiten Teil.......bringt es an einen Ort, an dem es niemand finden kann. Es bringt ungl.... Fluch ....der zwei Drachen...“ weiter kam Ondairs nicht. Der Körper des Elfen erschlaffte, die Augen wurden glasig. Ergriffen drückte der Elf der ihn gestützt hatte die Augen zu und bettete das Haupt auf dem Boden. Einige Sekunden standen die Krieger da und gedachten ihrem Herrn. Dann gingen sie und taten, was der König als letztes verlangt hatte. Sie suchten nach dem zweiten Teil des Amulettes. Doch es war unauffindbar. Nach langem Suchen gaben sie auf und bargen wenigstens den einen Teil des Amuletts. Zu dritt ließen sie das Schlachtfeld, auf dem immer noch ein verbitterter Kampf wütete hinter sich und brachten das Bruchstück an einen geheimen Ort im Herzen von Assarekus. Als sie am späten Abend zurück an das Schlachtfeld kamen, war der Kampf beendet. Vor ihnen breitete sich ein schreckliches Bild aus. Tode Menschen und Elfen lagen blutüberströmt dicht an dicht. Vereinzelt irrte ein reiterloses Pferd durch die Reihen. Die Überlebenden der Menschen hatte sich auf den Rückzug begeben. Trotz der Minderzahl hatten die Elfen gesiegt. Die wenigen überlebenden bargen die verletzen und begruben die Toden. Auch die drei, die das Amulett weggebracht hatten, beteiligten sich bei der Arbeit, die bis spät in die Nacht dauern sollte.....

Die nächsten Tage herrschte Trauer in Assarekus. Überall wurden weiße Fahnen mit dem Banner des Königs gehießst, die seicht im Wind flatterten. Vereinzelt hörte man in dem Forst die Klagelieder der Elfen, die ihren gefallenen Liebsten beweinten. . Doch sonst war der Wald sehr still. Selbst die Vögel schienen vor dieser Dramatik verstummt zu sein.
Bei den Menschen herrschte ähnliche Stimmung. Vielen Soldaten wurde klar, dass sie einen großen Fehler begangen hatten. Ihnen wurde bewusst, das Wotan sie geblendet hatte.

Nach gut einem Monat war auf beiden Seiten ein neuer König auserkoren, die einen neuen Friedensvertrag abschlossen. Doch trotz der neuen Übereinstimmung sollten Menschen und Elfen niemals mehr zueinander finden. Jede Gruppe lebte von da an abgeschieden in ihren Reichen.
Schon bald geriet das Amulett in Vergessenheit. Zu dem wussten sowieso nur 3 Personen von dessen Existenz und diese sollten ihr Geheimnis mit in Grab nehmen. Der zweite Teil blieb unauffindbar. Keiner ahnte, welche Macht irgendwo schlummerte und nur darauf wartete gefunden zu werden......

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 11.07.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Dieses Buch widme ich meinen Eltern.

Nächste Seite
Seite 1 /