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Hallo,mein Name ist Miyu Ayaka ich bin elf Jahre alt und ich lebe in Japan. Meine Eltern sind Deutsche aber sie sind vor vielen Jahren,als ich noch gar nicht geboren war,hier her gezogen. Ich bin also in Japan geboren und eine echt Japanerin! Aber nun zu meiner Geschichte. Sie beginnt an einem schönen sonnigen Tag auf einer großen Wiese,wo ich mit meinen besten Freunden Sakura, Nanami und Hayato spielte. Wir spielten unser Lieblingsspiel: Fußball. Irgendwann wurde es uns aber zu warm,deshalb gingen wir zu mir nach Hause. Meine Eltern waren nicht da. Mein Papa arbeitete in einem der Atomkraftwerke und meine Mama war einkaufen. Das fanden wir sehr gut so,denn dann konnten wir uns über den Kühlschrank hermachen. Dort hatte Mama Cola und Schokoladenpudding aufbewahrt. Nur rechneteten wir nicht mit meinen Brüdern. Mein großer Bruder,Souta,kam plötzlich in die Küche und sagte: „Miyu Ayaka,ds erzähle ich alles der lieben Mama!“ „Ach Souta! Bitte Halt doch den Mund! Du bekommst sogar auch etwas ab!,“ bot ich liebevoll an. Souta überlegte kurz,dann sagte er: „Okay,ich bekomme eine volle Schüssel Schokopudding und ein riesen Glas Cola!“ Ich nickte seufzend Nanami zu,die gerade die Colaflasche in der Hand hatte und sie füllte etwas in ein großes Glas. Hayato gab Souta seine Schüssel,die er gerade mit sehr viel Pudding gefüllt hatte. Zufrieden verschwand Souta wieder. Doch nur einen Moment später kam mein kleiner Bruder Takumi herein und brüllte: „Miyu! Warum kriegt Souta Pudding und ich nicht?“ Sakura,die Takumi über alles liebte,weil er so niedlich war,gab ihm eine Schüssel Schokopudding. Auch Takumi verschwand glücklich wieder. Endlich konnten wir uns ungestört über Pudding und Cola hermachen. Als wir gegessen und getrunken hatten stellten wir schnell das Geschirr in die Spülmaschine und rannten wieder nach draußen. Takumi kam uns nach. Ich drehte mich genervt zu ihm um: „Takumi,wir spielen jetzt alleine! Du kannst nicht mitspielen! Du bist noch zu klein!“ Souta schlenderte aus dem Haus: „Tja,Miyu,ich kann ihn gerade aber auch nicht gebrauchen. Also wirst du ihn wohl mitnehmen müssen.“ „Tu ich aber nicht,“ erwiderte ich. Souta lächelte bösartig: „Würde ich aber tun,an deiner Stelle. Sonst erzähle ich Mama alles.“ Jetzt griff Nanami ein: „Du hast doch selber etwas davon gegessen! Sogar das meiste!“ „Ja genau!,“ sagte auch Hayato. Souta zuckte nur mit den Schultern und ließ und mit Takumi allein. Ich ergriff die Hand des Kleinen und zog ihn genervt hinter mir her. Wir liefen zurück auf die Wiese und spielten weiter Fußball. Takumi hockte daneben und pflückte Blumen und summte leise vor sich hin. Er war voll und ganz zufrieden. Wir hatten viel Spaß,doch ganz plötzlich verging uns das Lachen. Ein Grollen kam aus der Erde,dann begann der Boden unter unseren Füßen sich zu bewegen. Wir schrien entsetzt auf. Eine Frau,die mit ihren Kindern auf der Wiese gespielt hatte,packte ihre kleinen Töchter an den Händen,zog sie weg in Richtung Stadt und rief über die Schulter zu uns: „Lauft nach Hause Kinder! Schnell zu euren Eltern!“ Wir sahen uns für den Bruchteil einer Sekunde an und dann rannten wir auch schon los. An einer Kreuzung bog Hayato als Erster ab. Er wollte so schnell er konnte zurücvk nach Hause zu seiner kranken Mutter. An der nächsten Seitengasse lief Nanami ohne ein weiteres Wort von uns. Ihre Familie war sehr arm und sie hatten kaum etwas außer sich selbst,Nanami war ihre Familie wichtiger als alles andere. Sakura bog schließlich auch in ihre Straße ein und ich war ganz allein. Die Erde bebte immer stärker und es war schwer zu laufen. Ich stolperte und fiel hin. Als ich mich gerade wieder aufgerappelt hatte und weiter rennen wollte,krachte vor mir ein riesiger Stein auf den Boden. Ich schaute nach oben. Die Hochhäuser wankten,genau wie ich,und direkt über mir fiel ein neues Stück von der Mauer herunter. Kreischend warf ich mich auf den Boden. Der Stein verfehlte mich um zwei Zentimeter. Einen Moment blieb ich erleichtert liegen,doch dann sprang ich auf und rannte weiter. Da kam mir plötzlich ein schrecklicher Gedanke. Takumi! Wir hatten ihn bei der Wiese vergessen! Erschrocken drehte ich mich um und wollte die Straße zurücklaufen. Doch es wimmelte nur so von Menschen,alle wollten weg von den großen Häusern,die drohten,sie zu erschlagen. Die Steine krachten vom Himmel herab. Ich drängelte mich durch die Menge. Alles schwankte und bebte. Vor mir in der Erde tat sich ein Riss auf. Ich nahm meinen Mut zusammen und sprang darüber. Ich rannte und rannte,ich wusste nicht,wie ich es schaffte,doch irgendwann kam die Wiese in Sicht. Auch dort wimmelte es von Menschen. Denn dort waren die Hochhäuser weiter entfernt und die Gefahr,dass man unter einem davon begraben werden könnte,kleiner. Ich blickte mich um. Auch das war gar nicht so leicht. Die Erde bebte nun so stark,dass ich nicht mehr stehen konnte. Ich fiel immer wieder hin. „Takumi!,“ schrie ich, „Takumi,wo bist du?“ Doch mich hörte niemand. Die Luft war vom Grollen der Erde und von den Schreien der Menschen erfüllt. Ich schaute zurück auf die Stadt und mir bot sich ein schrecklicher Anblick: Die Hochhäuser schwankten von einer Seite zur anderen und immer wieder fielen große Gesteinsbrocken davon herab. Ich dachte an die vielen Menschen in den Straßen und stellte mir vor,wie sie unter den Steinen begraben wurden. Schreiend vergrub ich das Gesicht in den Händen. Auch meine Mutter war da irgendwo. Und Souta...Aber wo war Takumi? Ich musste ihn finden! Doch das war unmöglich. Kaum war ich wieder aufgestanden,fiel ich auch schon wieder. Weinend blieb ich auf der Erde liegen. Was sollte ich bloß tun? Da,ganz plötzlich,nach einer Ewigkeit,wie es mir schien,hörte die Erde auf zu beben. Erstaunt sah ich auf. Um mich herum war es ganz leise geworden. Alle warteten gespannt,was passieren würde. Doch als nichts passierte,rannten sie alle los,wollten nach Hause,schauen,was alles zerstört war und ihre Familien finden. Allmählich leerte sich die Wiese und ich sah mich hoffnungsvoll um. Doch ich entdeckte Takumi nicht. Er war weg. Weinend ließ ich mich wieder ins Gras fallen. Doch dann dachte ich an zu Hause. Vielleicht war er dorthin zurückgelaufen? Ich sprang auf und rannte nach Hause. Doch das hätte ich nicht tun sollen: Unser Haus lag in Trümmern. Von Takumi und Souta nichts zu entdecken. „Souta! Takumi!,“ schrie ich entsetzt. Ich rannte in die Trümmer und wühlte darin herum,drahte jeden Stein um und verusuchte,die großen Brocken zur Seite zu schieben. Da hörte ich plötzlich ein leises Stöhnen. „Souta!,“ schrie ich auf. Ich wühlte weiter,unter dem Geröllfand ich einen Arm. Einen Arm,der an Soutas Körper hing. Und dieser Körper war unter Schutt begraben. Noch einmal hörte ich seine Stimme: „Miyu Ayaka...“ Dann erstarb sie und sein Arm wurde schlaff. „Nein!! Souta! Nein! Du darfst nicht sterben! Du musst leben!“ Mit der Kraft der Verzweiflung schaffte ich es,das Geröll von seinem Körper wegzubringen. Doch Souta war tot. Weinend brach ich über ihm zusammen. Wie konnte das bloß passieren? Souta,mein geliebter großer Bruder war tot! Ja,auch wenn wir oft gestritten hatten,hatte ich ihn dennoch geliebt. Und jetzt war er tot und Takumi verschwunden. Auch von Mama und Papa wwar keine Spur zu entdecken. Da ertönte plötzlich ein lauter Knall. Ich schaute in die Richtung aus der der Knall kam und wurde starr vor entsetzen. Der Knall stammte von dem Atomkraftwerk. Von dem,in dem mein Papa arbeitete. Jetzt gerade. Nein...Wieder brach ich weinend über Souta zusammen. Doch dann bekam ich ganz plötzlich wieder Hoffnung. Vielleicht war meinem Papa ja gar nichts passiert? Doch die Hoffnung schwand schnell wieder,als ich die Flammen in dem Atomkraftwerk sah.
Ich spürte ein seltsamen Kribbeln im Gesicht,doch ich beachtete es nicht weiter. Ich weinte immer noch um meine Brüder und um meinen Papa. Auch der Gedanke an meine Mama war nicht besser. Sie war einkaufen gewesen,vielleicht lag sie jetzt irgendwo unter dem Geröll in den Straßen vergraben...Und ich konnte nichts tun.
Auch in den nächsten Tagen fand ich den Rest meiner Familie nicht wieder. Souta hatte ich in die Fetzen seines Betttuches gehüllt,die ich in den Trümmern unseres Hauses gefunden hatte. Auch seinen uralten Teddybären hatte ich ihm gegeben. Mehr konnte ich für ihn nicht tun. Als ich in den Trümmern nach etwas brauchbarem gesucht hatte,hatte ich auch meinen Teddy wiedergefunden. Eigentlich brauchte ich ihn ja nicht mehr,doch jetzt,wo ich ganz allein war,tröstete er mich. In den nächsten Tagen streunte ich in der zerstörten Stadt herum,suchte nach Essen und nach meiner Familie.Es waren Hubschrauber mit Helfern eingekehrt,sie gaben uns zu essen und als ich einen von ihnen fragte,was jetzt passieren würde,sagte er,wir müssten ganz schnell evakuiert werden,weil hier eine radioaktive Wolke war. Ich verstand nicht,was evakuieren oder radioaktiv hieß,aber ich verstand,dass es eine sehr ernste Sache war. Ich tat einfach das,was alle anderen auch taten: Ich kletterte in einen der Hubschrauber. Eigentlich wollte ich nicht weg,denn vielleicht konnte ich meine Familie ja doch noch finden,aber ich hatte keine Wahl. Die Menschen drängten mich in den Hubschrauber und schließlich flog ich über die große,zerstörte Stadt hinweg. Ich sah die Trümmer unseres Hauses und das Betttuch,in dem Souta eingewickelt lag. Neben mir saß eine Frau mit einem kleinen Kind auf dem Schoß. Sie weinte. „Was ist denn los? Warum weinen sie?,“ fragte ich sanft. Natürlich,unser Zuhause war zerstört,ihres sicherlich auch,wir mussten weg,weit weg,ich wusste nicht wohin und tausende Menschen waren gestorben,doch ich wollte sie gerne trösten. Die Frau sah mich aus verweinten Augen an. „Mein Mann ist gestorben. Er liegt in den Trümmern unseres Hauses,“ schluchzte sie, „Und was ist mit dir Kind? Bist du etwa ganz allein hier?“ Ich nickte traurig: „Mein Papa hat in dem Atomkraftwerk gearbeitet,das explodiert ist,meine Mama war gerade einkaufen,sicher liegt sie tot in irgendeiner Straße,meinen kleinen Bruder habe ich in dem Chaos verloren und mein großer Bruder liegt,genau wie ihr Mann,in den Trümmern unseres Hauses...“ Ich deutete nach unten. Die Frau legte mir tröstend einen Arm um die Schulter. Ich weinte nicht. Ein Mann,der mit in dem Hubschrauber saß,sagte zu der Frau: „Das Mädchen steht gewiss unter Schock,sie hat gerade ihre ganze Familie verloren.“ Die Frau nickte. Ich saß in dem Hubschrauber,flog weg aus meiner Heimat und hatte nichts außer meinem Teddybären.
Jetzt sitze ich gerade hier,in einer Turnhalle,zwischen tausend anderen Menschen aus Japan und werde versorgt von Hilfskräften. Von ihnen habe ich eine Decke bekommen,doch die habe ich einer alten Frau gegeben,die sie nötiger brauchte als ich. Sie hatte keine,weil es nicht Decken für alle gibt. Ich sitze hier und friere,es ist eiskalt. Meinen Teddybären habe ich fest im Arm,er ist das Einzige vertraute hier. Außerdem habe ich Hunger. Ich weiß nicht,wie lange es noch so weitergehen wird,aber ich weiß,dass ich meine Familie nie wiedersehen werde. Ich habe ein Gespräch belauscht,von den Hilfskräften. Sie sagten,in Japan sei ein Tsunami gewesen und viele Nachbeben. Es gäbe kaum noch Hoffnung,die vielen Vermissten noch zu finden. Zu mir sagten sie,meine Familie sei vielleicht irgendwo anders untergebracht,und ich sollte mir keine Sorgen machen,aber tief in meinem Inneren spüre ich,dass sie alle tot sind. Jetzt kann ich nichts mehr für sie tun und auch mir selbst kann ich nicht helfen und den vielen anderen,die hier sind und frieren und hungern,aber ihr könnt es. Jede Spende kann uns helfen,kann ein Menschenleben retten. Ihr könnt uns Menschen hier im Katastrophengebiet helfen. Ja,es ist wirklich eine Katastrophe,das könnt ihr mir glauben. Ein Erdbeben,ein Tsunami,dann noch die Atomkraftwerke...
Bitte helft uns!!

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Tag der Veröffentlichung: 26.03.2011

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