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1.Kapitel

 

Es ist dunkel und man hört nichts außer die Eulen und mein seufzen. Ich stehe irgendwo im dunklen Wald, doch ich weiß nicht wo. Plötzlich fing ich an zu rennen und das immer schneller. Ich lief schneller und schneller und plötzlich…

„Lora, komm du bitte nach vorne und erkläre uns den nächsten Rechenschritt!“ Das war klar, das Mr. Mudi mich wiedermal bei einem Tagtraum erwischte. Ich war in Mathe schon immer grotten schlecht, aber mit Mr. Mudi wurde es noch schlimmer. Auf Nachhilfe hatte ich keine Lust. Da würde ich mit irgend so einer alten Schreckschraube überflüssigen Stress produzieren. Naja nun zu mir...

Mein Name ist Lora Core, ich bin 16 und komme aus Jackson in Wyoming. Ich wohne mit meiner Mom alleine in einem kleinen Haus, das mein Dad vor seinem Tod gebaut hatte. Er ist vor 3 Jahren bei einem Autounfall gestorben. Aber am wichtigsten, in meinem bis jetzt kurzem Dasein, ist meine Granny. Sie ist mir im Leben das liebste, weil ich trotz des Alters immer viel mit ihr erlebe. Ein Leben ohne sie könnte ich mir nicht vorstellen! Ach ja, da wären ja noch meine Freunde Sarah, Jesse und Jack. Wir vier bilden eine echt tolle und chaotische Clique, die „Mad Guys“! Das komplette Gegenteil von uns sind die „NBA Jaggers“. Sie mögen uns nicht besonders und wir sie auch nicht wirklich. Morgen hat meine Granny einen Termin beim Arzt, weil sie immer Bauchschmerzen hat. Eigentlich sollte ich sie begleiten, aber da ich den Tag darauf eine wichtige Mathearbeit schreibe, muss ich noch lernen. Nach der Schule mach ich immer meine Hausaufgaben und danach gehe ich meistens noch mit den „Mad Guys“ raus zum chillen. Wenn ich dann nach Hause komme sitzt Mom meistens am Esstisch und weint. Ich verstehe nicht warum Dad’s Tod sie so lange verfolgt. Er war nun schon drei Jahre tod. Morgen ist sein Todestag. Naja ich gehe dann jedenfalls immer gleich ins Bett, damit ich morgens auch aus der Kiste komme. Bevor ich schlafe denk ich immer darüber nach, was mich morgen erwarten würde, doch wenn ich jetzt an die Zeit zurück denke, will ich das gar nicht wissen…

2.Kapitel

 

Am nächsten Morgen begann der Tag wie jeder andere. Erst für eine halbe Stunde das Bad besetzen, wobei Mom mindestens zehn Minuten davor steht und vor Drang fast platzen muss, dann Frühstücken und anschließend in die Schule fahren. Im Schulbus treffe ich dann immer Sarah, Jesse und Jack! Alles war also wie immer, doch heute war etwas anders. Irgendwie hatte ich heute ein Gefühl was ich nicht beschreiben kann, eins, das ich bis jetzt nie hatte. Lag es an Dad’s Todestag? Oder an dem Gedanken, das Mr. Mudi mich heute wieder dran nimmt? Ich wusste es nicht, aber ich denke, dass ich es bald erfahren werde. Als es zur ersten Stunde klingelte musste ich gar nicht wissen was wir für Unterricht hatten, man konnte an den schmollenden Gesichtern der anderen deutlich erkennen, dass wir jetzt Mathe mit Mr. Mudi hatten. Und es war klar! Das erste was Mr. Mudi sagte nachdem er „Guten Morgen“ gesagt hatte war: „Da wir alle gestern  so gut aufgepasst haben und sicherlich jeder gelernt hat, kann Lora mir sicher sagen wie die Definition für den Pythagoras lautet!“ Na toll! Natürlich wusste ich die Antwort nicht und Mr. Mudi hatte schon wieder seinen Wie-wärs-mal-mit-lernen-Blick drauf. Er sah sehr wütend aus und sagte: „Ich bin schwer enttäuscht Lora! Da ist ja die Wahrscheinlichkeit höher, dass sich zwei parallele Geraden schneiden, als das ich je eine perfekte Antwort von dir bekomme! Du weißt das wir morgen unsere große Klassenarbeit schreibe oder?“ Ich dachte leise in mich hinein und antwortete nur unsicher mit „Ja, Mr. Mudi.“ Tja, so ist das auf der Highschool nunmal. Nach der Schule fuhr ich nach Hause. Heute würde ich nicht chillen gehen, denn morgen war ja Erstens die Mathearbeit und Zweitens…

3.Kapitel

 

Am späten Nachmittag rief Tante Claire an. Sie war mit Granny zum Arzt gegangen. Mom und sie telefonierten eine ganze Weile und als ich nach zwei Stunden nach unten kam saß Mom weinend am Tisch und hatte schon einen Haufen mit zerknüllten Taschentüchern vor sich liegen. Im ersten Moment dachte ich sie weint wieder wegen Dad, doch diesmal war es irgendwie anders. Sie winkte mich zu sich und sagte ich solle mich setzen. Ich tat es…Sie begann zu erzählen: „Das war Tante Claire, sie hat mir erzählt was der Arzt zu Oma’s Zustand gesagt hat…Er hat viele Untersuchungen durchgeführt und ist letzten Endes zu dem Entschluss gekommen, das Oma Krebs hat!“…

Puff! Alles war weg! Ich konnte es nicht glauben. Mom und ich schwiegen beide für einige Minuten, bis ich fragte: „Was ist es denn genau für ein Krebs?“ Mom fing wieder an zu weinen! Sie sagte dann: „Bauchspeicheldrüsenkrebs.“ Und wieder schwiegen wir! Schließlich brach ach ich in Tränen aus. Ich rannte rauf auf mein Zimmer und schmiss mich auf mein Bett! Ich wollte es nicht glauben. Ausgerechnet das, was mir am meisten bedeutet, könnte schon bald nicht mehr existieren?! Warum musste dies nur mein Schicksal sein? Zwei Minuten später kam eine SMS von Mom: „Hallo Maus! Bin zu Oma gefahren. Sie hat bald eine OP, in der ihr der Tumor entfernt wird. Bitte sei nicht mehr traurig, Oma schafft das schon. Sie ist stark und noch besteht Hoffnung!“ Diese SMS machte mich noch trauriger. Auf einmal fing ich an über das Leben nachzudenken, wenn ich ohne Granny leben müsste. Ich konnte es mir einfach nicht vorstellen! Ich war zu tiefst getroffen und wusste nicht was ich als nächstes tun sollte. Am Ende lief es darauf hinaus, das ich am nächsten Tag keine Hausaufgaben hatte und auf Mathe war ich auch nicht vorbereitet! In Mathe bin ich dieses Jahr also Durchgefallen! In der Pause erzählte ich die ganze Sache meinen Freunden, denn auch sie mochten Granny so gerne! Selbst sie konnten es nicht fassen, das sie jetzt Krebs hatte und wahrscheinlich nicht mehr lange bei uns sein würde. Ich war unsicher, denn heute war Mittwoch und ich ging jeden Mittwoch mit einem Stück Kuchen und Kaffee nach der Schule zu Granny. Sollte ich es machen? Ich entschied mich dafür zu gehen…

 

4.Kapitel

 

Als ich nun am Mittwoch Nachmittag bei Granny ankam sah sie aus wie immer! Sie sah trotz der Situation irgendwie glücklich aus. Sie begrüßte mich mit einem Kuss auf die Wange und fragte mich ob ich einen Pfefferminztee mit extra Süßstoff möchte. Ich hatte mir zwar geschworen das Thema vor Granny nicht anzusprechen, doch es ließ sich nicht umgehen. Und vor allem hatte ich mir geschworen nie wieder vor Granny zu heulen! Doch wie sollte das gehen? Mir kommen die Tränen, wenn ich an sie denke. Es zerreißt mir das Herz, wenn ich versuche das Schicksal zu akzeptieren. Nach zwei Stunden ging ich, diesmal lautlos und betrübt, durch die Tür und machte mich auf den Heimweg. Ich hoffte sie diesen Mittwoch nicht das letzte mal gesehen zu haben. Als ich zu Hause war erwartete mich Mom bereits. Sie fragte mich so vieles, doch ich blieb still und schleppte mich geknickt die Stufen hinauf in mein Zimmer. Ich hörte noch das leise Weinen meiner Mom, doch als sich die Ereignisse in meinem Kopf überschlugen, schlief ich schließlich ein. Als ich morgens aufwachte war ich voller Tatendrang und Fröhlichkeit, wie immer eigentlich, doch plötzlich erinnerte ich mich an alles und meine gute Laune senkte sich schlagartig. Ich war den ganzen Tag still, der Unterricht interresierte mich nicht. Heute war der Termin für Grannys OP. Ich hatte nichts anderes im Kopf als das eine! Nach der vierten Stunde in der Pause kam plötzlich Mr. Mudi auf mich zu. Er kam näher und sagte: „Hallo Lora, ich habe das mit deiner Oma gehört. Es tut mir wirklich leid für dich, da sie dir ja so viel bedeutet.“ Ich fing an zu weinen. „Schon Okeay Lora, lass es raus! Ich wollte dich nur darüber informieren, dass ich deine Mathearbeit nicht gezählt haben und deine Mutter hat angerufen, ich soll dir sagen, dass die OP gut verlaufen ist und du nach der Schule gleich zu ihr ins Krankenhaus kommen kannst.“ Meine Tränen verwandelten sich plötzlich in Freudentränen und meinem Schmollmund kam ein Lächeln über. Ich wusste gar nicht das Mr. Mudi noch andere Gesichter hatte, die er bisher nicht gezeigt hat…

5.Kaitel

 

Als ich nach stundenlangem Fiebern endlich im Krankenhaus ankam, konnte ich es kaum erwarten sie wieder zu sehen und mich mit ihr zu freuen, doch als ich in ihrem Zimmer auf der Intensivstation ankam, kam es mir nicht wie eine Siegesfeier vor, eher wie eine Trauerfeier. Mom, Tante Claire, Onkel Richard und Grandpa standen um ihr Krankenbett herum als läge vor ihnen eine Leiche. Ich konnte sie noch nicht sehen, doch als ich näher kam sah ich sie. Ich war geschockt! Sie war so anders als sonst. Sie war so dünn geworden und überall die Schläuche und piepsenden Geräte um sie herum. Sie schlief. Ich sah Mom kurz an, sie weinte, dann kamen auch mir die Tränen! Ich konnte Granny nicht so sehen und stürmte völlig verheult aus dem Krankenzimmer! In den nächsten Tagen verschlechterte sich Granny’s Zustand nur noch. Ich besuchte sie oft und so langsam erkannte ich die Situation. An einem Freitag Nachmittag kam der Doktor zu mir und sagte: „Es steht nicht gut um sie. Ihr Immunsystem ist am Ende. Sie hat keine Chance mehr sich gegen Krankheiten zu wehren. Sobald sie der nächste Schnupfen erwischt könnte es zu Ende sein. Es tut mir leid! Wir versuchen natürlich alles für sie zu tun, aber es sieht wiegesagt nicht gut für sie aus.“ Ich bedankte mich und ging zurück zu Granny’s Zimmer. In den nächsten Wochen befreite Mom mich von der Schule und so saß ich jeden Tag bei Granny und las ihr Geschichten vor oder wir redeten über Ereignisse, die so geschehen in der Welt. Der Doktor meinte man sollte ihr die letzte Zeit so angenehm wie nur möglich gestalten. Also ging ich trotzder Gefahr eines Schnupfens mit ihr raus, durch den Park, Enten füttern oder den Vögeln beim singen zuhören. Eines Tages saßen wir auf einer Parkbank und sie gab mir ein Medallion, das sie von einer Schamanischen Pristerin bekommen hatte. Es sollte mich beschützen. Als wir zurück im Krankenhaus waren, untersuchte der Arzt sie und ich las ihr noch Robbinson Cruso vor. Ich schlief ein. In dieser Nacht starb Granny an Krebs. Ich war zutiefst zerissen, doch eins habe ich gelernt. Das Schicksal kann man nicht beeinflussen, was passieren soll kann man nicht aufhalten. Auch wenn Granny nicht mehr lebt, sie wird immer in meinem Herzen bleiben…

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 20.04.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
An meine Oma,da ihr das selbe Schicksal wiederfahren ist und sie meine Inspiration war! Ich hab dich lieb! Du schaffst das!

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