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Elcos Geheimnis

Elcos Geheimnis – Marel.a Blatt


Elco

Seit Tagen beobachte ich aus meinem sicheren Versteck den gutaussehenden Mann mit seinem Buch in der Hand. Jeden Tag kommt er am Nachmittag in den Münsterpark, holt eine Decke aus dem Rucksack, breitet sie auf der Wiese aus, nimmt sein Buch in die Hand und liest.

Immer wieder löst sich dabei aus dem Zopf eine widerspenstige Locke, die er nach einiger Zeit gedankenversunken hinter das Ohr klemmt. In seiner engen Jeans und dem weinroten Hemd, dessen Ärmel er aufgekrempelt hat, kann ich seinen gut gebauten Körper teilweise erahnen. Die Arme und das Gesicht sind leicht gebräunt. Sicherlich hatte er im Sommer die Gelegenheit gehabt, die Sonne zu genießen. Doch was mich besonders anspricht, ist sein markantes Kinn, die vollen Lippen und das Grübchen am Mundwinkel.

Gerne würde ich auf ihn zugehen und mich mit ihm unterhalten, jedoch darf er nichts von meiner Existenz wissen. Zu groß ist die Gefahr, als Tier entdeckt zu werden. Und in der Gestalt eines Karnickels, ist es kaum möglich ein Gespräch zu führen.

Ich habe mich nach einem halben Jahr immer noch nicht an die tierische Veränderung gewöhnt. Wie denn auch, schließlich lebt es sich als Mensch viel besser! Leider bin ich unfreiwillig das Opfer eines Tierwandlers geworden, der einen Korb von mir nicht akzeptierte.

Nun lastet ein hässlicher Fluch auf mir, den ich unter keinen Umständen an eine weitere Person weitergeben möchte. Denn sobald ein schwuler Mann mein Fell streichelt, widerfährt ihm das gleiche Schicksal wie mir. Das kann und will ich nicht zulassen. Es ist schlimm genug, dass ich damit leben muss.

Zum Glück gibt es die Nächte. Da werde ich in meine wahre Gestalt als Mann zurückverwandelt. An diesen Abenden bin ich viel unterwegs, in Clubs, Diskotheken und Kinos, schließlich habe ich einiges nachzuholen. Und außerdem bin ich noch jung, gerade erst neunzehn Jahre alt. Wer weiß, wie alt ich noch als Karnickel oder Mensch werde?

Heute habe ich mir vorgenommen, diesen süßen Typ zu verfolgen. Zu gerne möchte ich wissen wo er wohnt, welchen weiteren Interessen er nachgeht, außer Bücher lesen; einfach alles was mit ihm zu tun hat. Dabei muss ich höllisch aufpassen, dass er und die vielen Hunde mich nicht im Park entdecken.


Konsta

Nach diesem turbulenten Vormittag im Kindergarten freue ich mich auf den Park und den spannenden Gay-Roman. Hierbei handelt es sich um zwei homosexuelle Männer, die ihre ersten Erfahrungen in der BDSM-Szene unter erschwerten Bedingungen sammeln. Der Autor schreibt es so spannend und mit so viel Gefühl, so dass es mir immer wieder schwer fällt, es beiseite zu legen.

Kaum bin ich an meinem Lieblingsplatz, mache ich es mir auf der Decke gemütlich und lege los. Neben dem Job als Erzieher, posiere ich als Werbe-Model bei einer Autofirma. Wie der Zufall es so will, sprach mich der Besitzer beim Autokauf an, ob ich mir vorstellen könnte, für seine Automarke zu modeln. Erst dachte ich, er macht einen Scherz, doch nun bin ich schon drei Jahre dabei. Dieses lässt sich nur so einrichten, weil ich eine Dreißig- Stunden-Woche im Kindergarten angenommen habe.

Beim Lesen habe ich heute zwischendurch das Gefühl, beobachtet zu werden. Ist es die Frau mit ihrer kleinen Tochter im Arm oder der ältere Herr mit seiner Zeitung in der Hand? Hm, vielleicht bilde ich es mir ja nur ein. Trotzdem will der Gedanke nicht so recht verschwinden.

Als mich die Müdigkeit überfällt, lege ich mich auf den Rücken, die Hände verschränke ich dabei unter dem Kopf. Nur ein paar Minuten Schlaf, dann geht´s gleich weiter mit lesen.


Irgendetwas kitzelt mich im Gesicht. Als ich die Augen öffne, blicke ich in die grünen Augen eines Kaninchens. Verschreckt hoppelt es sofort weg, verkriecht sich unter dem Busch, der nur ein paar Schritte von mir entfernt steht.

Na sowas, das ist mir bisher noch nie passiert, dass mich ein Tier beschnüffelt. Womöglich hat es mit meinem neuen Aftershave zu tun, das nach Moos riecht. Das kleine Kaninchen sitzt immer noch an der gleichen Stelle und starrt mich an. Zumindest habe ich den Eindruck, als beobachte es mich. Moment mal, hat es wirklich grüne Augen? Nein, das gibt es nicht! Bestimmt hat das mit dem Sonnenlicht zu tun.

Plötzlich wird die Stille durch einen kläffenden Hund, der auf den Busch zurast, unterbrochen. Das Kaninchen sucht noch einmal Blickkontakt, bevor es kreuz und quer über die Wiese davonhoppelt. Wütend spreche ich den Besitzer darauf an, seinen Hund gefälligst an der Leine zu führen, so wie jeder andere auch. Doch dieser pfeift kurz nach seinem Hund und geht stumm an mir vorbei.

„Ja, ja, was anderes habe ich nicht erwartet“, rufe ich aufgebracht hinter ihm her. Sowas regt mich tierisch auf!

Die Lust aufs Lesen ist mir jetzt vergangen. Ein Spaziergang wird mich bestimmt ablenken und zur Ruhe bringen. Ich mag Hunde und viele andere Tiere auch, nur die Besitzer*innen sind manchmal …

In meiner kleinen Appartementwohnung ziehe ich als erstes die Schuhe und die Hose aus, um in meine Lieblings-Jogginghose zu schlüpfen. In der fühle ich mich einfach wohl. Vielleicht hört sich das etwas verrückt an. Es ist so, als ob ich die Rolle des Erziehers oder Models ablege und stattdessen mein ICH anziehe. Vieles fällt mir in dieser Hose leichter, und das nicht nur, weil sie so bequem ist. Sie gehörte meinem Vater. Leider ist er viel zu früh von uns gegangen. Der Krebs hat keinen Halt vor ihm gemacht.

Früher waren wir das perfekte Team. Alles machten wir zusammen, für nichts war er sich zu schade. Von ihm habe ich sogar das Klettern und Skateboard fahren gelernt, das noch immer zu meinen Hobbies gehört.

Im Wohnzimmer sind einige Fotos von meinen Eltern und mir zu sehen. Geschwister habe ich leider keine, mit denen ich meine Kindheit teilen konnte. Vielleicht ist es der Grund, weshalb ich Erzieher geworden bin. Ich liebe Kinder.

Gerade macht sich mein Bauch mit einem Knurren bemerkbar. Es wird Zeit, mich um etwas Essbares zu kümmern. Ein Blick in den Kühlschrank lässt mein Herz höherschlagen. Die Lasagne von gestern Mittag kann ich mir noch aufwärmen.

Während das Essen in der Mikrowelle seine Runden dreht, schaue ich zum Garten raus und entdecke das Kaninchen vom Park. Zumindest sieht es ihm sehr ähnlich. Es hebt immer wieder seinen Kopf hoch und schnüffelt, so als ob es einem Geruch nachgeht. Plötzlich hält es inne, unsere Blicke treffen sich. Ein Kribbeln breitet sich in meinem Bauch aus. Wieso? Fühle ich mich zu einem Kaninchen hingezogen?

„Kling“, die Mikrowelle macht sich bemerkbar. Schnell hole ich das Essen heraus und stelle es mit einem Untersetzer auf den Tisch. Anschließend riskiere ich einen Blick aus dem Fenster, um enttäuscht festzustellen, dass kein Tier im Garten zu sehen ist. Was habe ich erwartet? Dass ein Kaninchen mein Freund sein will, sich wohlmöglich in mich verliebt hat?

Konsta, wach auf! Du hast zu viele Märchen gelesen!, schärft mir mein Gewissen ein. Da pflichte ich der Stimme bei. Gerne spinne ich mir meine Welt zurecht, in der ich meinen Traummann wachküsse. Natürlich weiß ich, dass so etwas nicht in der Wirklichkeit vorkommt, doch träumen darf man doch.

In den kommenden Tagen beobachtet mich wieder ein Kaninchen im Park und später auch im Gemeinschaftsgarten. Merkwürdig. Werde ich von einem Kaninchen getalkt?

Langsam wird mir das Tier unheimlich, deshalb spreche ich meinen Nachbarn an, der einige Jahre älter ist als ich.

„Sag mal Theo, ist dir in letzter Zeit ein Kaninchen aufgefallen, das hier rumlungert?“

„Was? Nein! In unserem Garten? Dann müssen wir auf unser Gemüse achtgeben. Und wo eins ist, werden noch mehr von ihnen sein!“

„Was wächst denn noch Ende Oktober im Garten? Das kann nicht mehr viel sein. Vielleicht habe ich mich ja verguckt. Also mach dir keine weiteren Gedanken über das Tier.“

„Hm, ich werde das im Auge behalten, damit sie unseren Rosenkohl in Ruhe lassen. Mach`s gut Junge. Habe noch was zu erledigen.“ Kurz darauf verschwindet er durch die Terrassentür.

Na, da habe ich was ins Rollen gebracht. Theo wird nicht so schnell locker lassen, bis er eine Lösung gefunden hat. Dafür kenne ich ihn schon ein paar Jahre. Deshalb darf er mich auch „Junge“ nennen, obwohl ich vierundzwanzig Jahre alt bin.


Heute Abend treffe ich mich mit ein paar Kollegen im Kino. Star-Wars-Abend ist angesagt.

Überpünktlich stehe ich vor der Reklametafel und schaue mir die Fotos über den Film an. Auf einmal werde ich von hinten angerempelt.

„Tschuldigung. Ich bin über meine eigenen Füße gestolpert.“ Etwas zerknirscht sieht mich ein junger Mann mit langem braunem Haar an.

„Hey, das kann jedem passieren. Ist doch noch alles gut gegangen.“ Neugierig werfe ich einen Blick auf seine Schuhe. Oh! Größe Fünfundvierzig oder Sechsundvierzig wird er wohl haben. Ich selber habe das Glück auf kleinen Füßen zu leben.

„Groß, nicht wahr?“

Erschrocken sehe ich auf. Wie unhöflich von mir. Nun bin ich es, der ihn zaghaft ansieht. Diese grünen Augen habe ich doch schon mal gesehen! Doch mir fällt beim besten Willen nicht ein, wo das gewesen sein könnte.

„Ja. Jetzt bin ich wohl dran, mich zu entschuldigen.“

Ein Lächeln huscht über sein Gesicht, bevor er antwortet: „Nein, lass es gut sein. Willst du den Star- Wars-Film sehen?“

„Na klar, und du?“

Noch bevor der Fremde antworten kann, werde ich von meinen Kollegen lauthals begrüßt und zur Seite genommen. Schnell ist der Mann vergessen, während wir über lustige Begebenheiten erzählen. Erst ein paar Minuten später wollen sie von mir wissen, wer der gutaussehende Mann neben mir war.

Was soll ich ihnen erzählen? Ich weiß ja selber nichts über ihn, außer dass er verdammt gut aussieht.


Elco

Da steht er nun mit einigen Leuten, die ihn umringen und beschlagnahmen. Ich bin jetzt uninteressant, abgeschrieben! Dabei war der Versuch, diesen Mann kennenzulernen, nicht schlecht verlaufen. Er hat es mir sogar abgenommen, dass ich angeblich über meine großen Füße gestolpert bin. Natürlich habe ich es nur vorgespielt, um ihn anzusprechen.

Der Typ sieht heute mega heiß aus, in seiner engen schwarzen Jeans und dem schwarzen Hemd. Und dann dieser Moosgeruch, vermischt mit seinem eigenen, bringt mich um den Verstand. Mir fällt es immer noch schwer, den Blick von ihm zu wenden. Am besten ist, ich haue jetzt ab, bevor ich mich in etwas verrenne, das keine Zukunft hat. Doch kaum drehe ich mich um, damit ich aus der Warteschlange heraus komme, spricht mich ein Mann von der Seite an.

„Hey, schon eine Karte bekommen? Was schaust du dir an?“, will der süße Typ, den ich vor kurzem angerempelt habe, von mir wissen.

Verwirrt blicke ich ihn an. Damit habe ich nicht gerechnet, dass er mich erkennt, geschweige anspricht.

„Ich … habe es mir anders überlegt.“

Stirnrunzelnd sieht er mich an. „Wieso das denn? Es laufen doch echt geile Filme. Ich persönlich kann dir den Star-Wars-Film wärmstens empfehlen. Überleg es dir lieber noch mal.“ Grinsend schiebt er sich an mir vorbei.

Nun hat er meine Neugier geweckt, doch hier zu bleiben. Und wenn ich ihn nur von weitem beobachten kann.

Kurze Zeit später sitze ich zwei Reihen hinter ihm im Kinosaal. Der Ausblick ist super! Hoffentlich bemerkt er mich nicht, denn sonst muss er von mir denken, dass ich ihn stalke.

Jede Bewegung von ihm sauge ich wie einen Schwamm in mir auf. Ich kann einfach nicht genug von ihm bekommen. Wenn er lacht, lacht auch mein Herz und wenn er weint, empfinde ich ebenso. Ich glaube, ich habe mich hoffnungslos in ihn verknallt. Fuck! Ich bin im Arsch! Nichts wie raus!

Gerade als ich aufstehe, dreht sich der süße Mann um und lächelt mich an.

Wieso macht er das jetzt? Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Ich muss hier weg! Und das ganz schnell!

Nachdem ich das Kino fluchtartig verlassen habe, lehne ich mich draußen an die Mauer des Gebäudes. Die kalte Luft umhüllt mich und sorgt für klare Gedanken. Ich Idiot!, schimpfe ich mich innerlich aus. Den Mann muss ich mir aus dem Kopf schlagen, sonst kann ich für nichts garantieren! Ein kleiner Fehler und dann … ist er ein Kaninchen.

Außerdem, wer sagt mir denn, dass er auf Männer steht und solo ist.

Irgendwie brauche ich jetzt eine Ablenkung, die ich am besten im `Star-Club` finde. Hier gibt es Männer, die nicht nur heiß aussehen, sondern auch gerne vernascht werden wollen. Genau das Richtige für diese Nacht.


In den nächsten Tagen halte ich mich an anderen Orten auf, nur damit ich meinem Traummann aus dem Weg gehe. Es fällt mir sehr schwer, nicht an ihn zu denken, doch was bleibt mir anderes übrig.

Tagsüber, wenn ich schlafe, träume ich sogar von ihm, was die Situation keinesfalls verbessert. Auch die Abende verbringe ich lieber alleine in einer verlassenen Villa, in der ich vor einer Woche eingezogen bin. Die Leute verbringen die Wintermonate lieber in der Sonne. Ich habe mich als Hausmeister angeboten, um nach dem Rechten zu sehen. Hier hänge ich meinen trüben Gedanken nach.

Diese Nacht ist Vollmond. Dichter Nebel zieht auf, der die Stadt wie in Watte einhüllt. Ich mag diesen Anblick. Es lässt alles irgendwie mystischer erscheinen. Genau der richtige Zeitpunkt, wieder in den `Star-Club` zu gehen.


Konsta

Merkwürdig, in den letzten Tagen verfolgt mich kein Karnickel mehr. Ob ihm etwas passiert ist? Vielleicht ist es unter die Räder gekommen oder ein Hund hat es erwischt. Wieso mache ich mir überhaupt Gedanken über das Tier? Es ist doch nur ein Kaninchen! Aber irgendwie vermisse ich seine Aufmerksamkeit. Das klingt echt verrückt.

Natürlich hat mich Theo, mein Nachbar, auf das Karnickel angesprochen, ob ich es wieder gesehen habe. Er hätte sich einiges ausgedacht, um das Tier anzulocken, doch vergebens.

Das ist auch besser so, denn ich möchte es lieber lebend als tot sehen.


Heute Abend kommt mein Freund Lars vorbei, mit dem ich zum `Star-Club` gehe. Immer wieder mussten wir unser Treffen verschieben, weil ständig etwas dazwischen kam. Doch dieses Mal sollte es klappen.

Nachdem ich mich geduscht habe, klingelt mein Handy. Das ist kein gutes Zeichen. Ein Blick auf das Display bestätigt meine Vermutung. Lars Nummer ist eingeblendet.

Er erzählt mir mit krächzender Stimme, wie leid es ihm täte, schon wieder unser Treffen abzusagen, weil ihn die Grippe erwischt hat. Meine Enttäuschung versuche ich so gut es geht zu verbergen. Schließlich kann er ja nichts dafür, so einen Virus kann man sich schnell mal einfangen. Nur blöde, dass es ausgerechnet ihn heute trifft.

Was mache ich jetzt? Zuhause rumgammeln oder alleine weggehen? Ach was soll`s. Ich habe mich so auf den Abend gefreut, dann werde ich ihn eben ohne Lars genießen.


Kaum betrete ich den `Star-Club`, werde ich von schmachtenden Blicken verfolgt.

Mein schulterlanges, leicht gewelltes, blondes Haar trage ich heute offen, dazu ein weinrotes Hemd mit einer grauen Jeans in Destroyed-Look und passende Sneakers. Ich denke, bei den Besuchern kann der Abend vielversprechend werden.

An der Bar entdecke ich sofort den Mann vom Kino, der mich angerempelt hat. In seinen schwarzen Sachen sieht er umwerfend aus. Die langen Haare hat er zu einem Zopf gebunden, aus denen ein paar einzelne Haarsträhnen heraushängen. Gerade spielt er gedankenversunken mit einer davon.

„Hey, ist der Platz noch frei?“, will ich von ihm wissen.

Ohne auf eine Antwort zu warten setze ich mich auf den Barhocker neben ihm.

Mit weit aufgerissenen Augen sieht er mich kurz an und meint: „Jetzt wohl nicht mehr!“

Schmunzelnd erwidere ich: „Stimmt“, und bestelle mir ein Bier. Dass er mich dabei von oben bis unten fixiert, ist mir nicht entgangen.

„Was machst du so, wenn du nicht gerade Männer anrempelst?“

„Ich trinke mit ihnen ein Bier, so wie mit dir.“

„Na dann, Prost! Auf einen schönen Abend.“ Ich halte ihm meine Flasche hin, um mit ihm anzustoßen. Mit einem Grinsen im Gesicht prostet er mir ebenfalls zu.

„Verrätst du mir deinen Namen?“ Ich schaue ihm dabei tief in seine grünen Augen, die mir irgendwie bekannt vorkommen.

Lächelnd meint er: „Natürlich, wenn du mir auch deinen nennst.“

Etwas verwirrt nicke ich, erwidere: „Klar“, und warte auf den Namen.

„Ich heiße Elco und du?“

„Konsta. Du hast einen außergewöhnlichen Namen. Wo kommt der her?“

„Das ist ein friesischer Name. Und deiner kommt auch nicht gerade aus dieser Ecke. Ich tippe mal auf Finnland.“

„Hm, echt gut! Warst du schon mal dort?“

„Nein, aber ich interessiere mich sehr für dieses Land und seine Leute.“

„Darauf sollten wir anstoßen.“

Wir fanden noch viele weitere Anlässe, um zu prosten. Die Gespräche sind interessant, lustig und manchmal redet er in Rätseln. Nach dem zweiten Bier steht Elco plötzlich auf, nimmt meine Hand und zieht mich auf die Tanzfläche. Ich stemme mich gegen ihn.

„Elco! Das ist nicht meins!“


Elco

So ein gut gebauter Mann will mir allen Ernstes sagen, dass er nicht tanzen kann? Ausgerechnet er?

Nein, so leicht gebe ich nicht auf!

Flehend sehe ich ihn an und flüstere: „Bitte. Ich führe dich auch.“

Lächelnd sieht er mich an. Das nehme ich als Bestätigung. Sogleich schlinge ich meinen Arm um seine Hüfte und dirigiere Konsta auf die Tanzfläche. Sanft schmiegt er seinen Körper an meinen. Die Hände liegen dabei locker auf meinen Schultern. Unsere Augen treffen sich und sofort beginnt mein Herz, Purzelbäume zu schlagen. Ich kann einfach nicht wegschauen. Zum Glück bin ich ein guter Tänzer, der die knisternde Situation im Griff hat.

Erfreut stelle ich fest, wie leicht er sich führen lässt. Von wegen, er kann nicht tanzen!

Erst nach dem dritten Lied gehen wir verschwitzt zurück an die Bar. Dort bestellen wir uns das nächste Bier.

„Tanzen kannst du“, stellt Konsta anerkennend fest.

„Danke, das habe ich dir ja gesagt. Und das hier war bestimmt nicht deine erste Tanzstunde.“

Konsta fängt an zu kichern. „Nein. Ich bin das Opfer einer tanzwütigen Cousine. Doch das muss ja nicht jeder wissen.“

Lachend lege ich meine Hand auf sein Bein. „Ich stelle mir da ein flippiges Mädchen vor, das dich vom Stuhl reißt, um dir die Tanzschritte beizubringen. Und du sträubst dich mit Händen und Füßen dagegen. Doch deine Cousine lässt nicht locker.“

„Damit könntest du Recht haben. Aber wehe, du verrätst es Mia.“

„Ich? Wie kommst du denn da drauf? Wenn ich will, kann ich schweigen, wie ein Grab“, bemerke ich amüsiert.

Plötzlich merke ich die vertraute Unruhe in mir aufkommen, die mir rät, aufzubrechen. Ansonsten wird mein Gegenüber eine Überraschung erleben, die ihn umhaut. Statt eines Mannes, hockt dann auf einmal ein Karnickel vor ihm. Schade, immer dann, wenn es am Schönsten ist, wird es Zeit zu gehen.

Rasch verabschiede ich mich bei Konsta und bedanke mich für den schönen Abend. Von ihm kommt der Vorschlag, uns in zwei Tagen hier zu treffen. Dann ist Samstag und ich hätte dann doch bestimmt mehr Zeit.

Schnell sage ich ihm zu, blicke noch mal in seine tollen Augen, bevor ich den Raum verlasse.


Wenn er wüsste, warum ich vor Sonnenaufgang weg sein muss, würde er mir die Wahrheit bestimmt nicht abnehmen. Deshalb will ich ihn im Glauben lassen, dass ich Samstag länger bleibe.

Konsta ist der Hammer! Seine Art, das Aussehen, einfach alles. Ich will ihn auf jeden Fall wiedersehen.


Am späten Nachmittag hopple ich wieder in Konstas Garten, in der Hoffnung, einen Blick auf ihn zu erhaschen. In einer Ecke ist ein großer Haufen Rosenkohl aufgehäuft. Oh, wie einladend, genau das Richtige für mich.

Gerade will ich ein Stückchen näher heran, da klopft es wie wild ans Fenster. Konsta brüllt und gestikuliert mit seinen Armen wie ein Verrückter. Mir jagt er damit einen Riesenschrecken ein, sodass ich schnell verschwinde.


Konsta

Zum Glück hat das Kaninchen mich bemerkt und ist weggerannt, ansonsten gäbe es heute einen Braten bei Theo. Mehrmals habe ich ihm gegenüber meinen Unmut zu diesem Thema geäußert, doch wie ich sehe, hält er sich nicht daran. Na, der wird was erleben.

Wenn ich an das Tier denke, wird mir sofort warm ums Herz. Im Park hatte es mich mit seinen grünen Augen angesehen, die wie … Moment mal! Die gleichen Iriden hat Elco! Wie kann das sein?

Sofort recherchiere ich im Internet alles über Kaninchen, doch grüne Augen besitzt keines.

Das verwirrt mich jetzt. Habe ich mir die Augenfarbe eingebildet? Nein! Da bin ich mir sehr sicher. Aber wie ist es dann möglich? Ärgerlich, ohne eine Antwort zu erhalten, schalte ich den Laptop aus und widme mich dem Haushalt.

 

Heute ist Shopping angesagt, denn schließlich möchte ich am Samstagabend eine gute Figur vor Elco abgeben. Dieser Typ gefällt mir. Nicht nur die Augen, sondern auch der Arsch ziehen mich an.

Wenn ich Glück habe, und davon gehe ich aus, werde ich ihn an diesem Abend vernaschen. So wie der mich angeflirtet hat, steht dem nichts im Wege. Ich bin seit ein paar Monaten solo und stehe auf langhaarige Männer. Also ist Elco genau mein Geschmack. Nicht, dass ich nur auf das Äußere achte, die inneren Werte sind mir ebenso wichtig, doch die erfährt man erst später. Außerdem muss die Chemie untereinander stimmen und im besten Fall ein Kribbeln in meinem Bauch auslösen. Ja, das wäre perfekt für eine Beziehung. Ob Elco der Richtige dafür ist? Neugierig macht er mich schon und eine gewisse Anziehungskraft ist auch da, die erweitert werden kann.

Schmunzelnd verlasse ich die Wohnung, denke an Elco und an die tollen Klamotten, die ich gleich kaufen werde.

Schon im ersten Geschäft schlage ich voll zu. Ein schmalgeschnittenes graues Hemd mit silbernen Knöpfen und andere Spielereien, dazu noch eine schwarze Chino Pants, landen in meiner Tasche.

In einem Bistro lasse ich es mir anschließend bei einem Glas Wein gutgehen.

Lange bleibe ich nicht allein sitzen. Durch das Fenster hat mich eine Kollegin erkannt und sich zu mir gesellt. Aufmerksam wirft sie einen Blick auf meine Einkaufstasche.

„Oh, du warst shoppen!“, stellt sie fest.

„Ja“

Natürlich weiß ich wie neugierig sie ist, deshalb genieße ich diese Sekunden des Wartens.

„Möchtest du mal reinschauen?“ Dabei zucke ich kurz mit einer Augenbraue.

Sofort zieht meine Kollegin die Tasche zu sich und meint: „Na klar! Die Frage hättest du dir sparen können.“ Ein Luftküsschen folgt als nächstes.

Amüsiert beobachte ich sie, wie sie die Kleidungsstücke genau unter die Lupe nimmt und einen Pfeifton von sich gibt.

„Sag mal, hast du ein Date? Oder wofür brauchst du den Fummel? Mal abgesehen davon, dass er dir bestimmt sehr gut steht.“

„Danke für das Kompliment.“

„Was, mehr willst du mir nicht verraten?“ Dabei zieht sie ihre Lippen zu einem Schmollmund.

Schweigend grinse ich sie an.

„Ich merk schon, du möchtest mich im Ungewissen lassen. Wie soll ich das Wochenende überleben?“, meint sie gespielt ernst.

„Das wirst du schon schaffen.“

Danach quatschen wir noch über dies und das, bis wir zusammen aufbrechen.


Diese Nacht hat mir Elco den Schlaf geraubt. Immer wieder sehe ich seine grünen Augen vor mir. Aber dabei ist es nicht geblieben. In meinem Traum ziehe ich ihm sein Hemd aus, streichle seine nackte Brust und sauge an den Brustwarzen. Er stöhnt auf, wirft den Kopf in den Nacken. Ja, er will mehr, das gefällt mir. Mit der Zungenspitze fahre ich seinen Hals entlang, während meine Hände den Weg zu seinem Hosenbund suchen. Elco drückt mir seine Hüfte entgegen. Ich spüre seine Härte und dann … wird es feucht.

Fuck, meine Shorts ist nass! Was für ein Traum.

Seufzend erhebe ich mich und suche das Bad auf. Eine kalte Dusche wird jetzt wohl das Beste sein, um auf andere Gedanken zu kommen.

Etwas gerädert wache ich auf. Es ist bereits elf Uhr. Zum Glück ist heute Samstag, da kann ich mir das Ausschlafen erlauben. Ein Blick in den Garten zeigt mir, dass es letzte Nacht leicht geschneit hat. Wunderschön, wie der Schnee in der Sonne glitzert.

Hier und da kommen die Vögel und picken an den liegengebliebenen Äpfel. Blitzartig fliegen sie auf einmal davon. Irgendetwas muss sie aufgeschreckt haben. Da ist es wieder, das Kaninchen!

Freude, das Tier wiederzusehen, breitet sich in mir aus. Neugierig sehe ich zu, wie es durch den Garten hoppelt und sich über den Apfel her macht. Stundenlang kann ich ihm zuschauen, doch soeben meldet sich mein Magen. Es wird Zeit zu frühstücken. Das Mittagessen wird heute verschoben.

Während ich meiner Musik-Play-Liste zuhöre, erinnert mich ein Lied an den Tanz mit Elco. Sofort beginnt es in meinem Bauch an zu kribbeln und der Mund formt sich zu einem Grinsen. Ich freue mich auf unser Treffen.


Elco

Ich kann nicht anders. Immer wieder suche ich den Garten von Konsta auf, um ihn zu sehen. Wie gerne würde ich jetzt bei ihm sein, auf der Couch neben ihm sitzen und der Musik lauschen. Doch ich bin in dieser Tiergestalt gefangen, muss jeden Tag um mein Leben bangen, weil ich für den einen und anderen ein Leckerbissen bin. Wann hört das endlich auf? Kann mich überhaupt jemand befreien?

Wie oft bin ich die damalige Situation in Gedanken durchgegangen, um zu erkennen, dass ich nichts ändern konnte. Dieser Kai hatte mich um den Finger gewickelt, ohne dass ich es bemerkte. Ich genoss die volle Aufmerksamkeit, seine Küsse und den Körper. Viel zu spät habe ich überlegt, warum wir uns nur abends treffen konnten. Als ich ihn darauf ansprach, wich er mir geschickt aus oder gab als Grund seine Arbeit im Bauunternehmen an. Anfangs glaubte ich ihm, doch nach ein paar Wochen wollte ich mehr. Ich ließ mit der Fragerei nicht locker und stellte eigene Recherchen an. Dabei fiel mir auf, dass Kai mich belogen hat. Sofort beendete ich unser Verhältnis. Er wollte es nicht akzeptieren.

Und dann passierte das Unverhoffte, Unfassbare! Bei meinen Eltern im Garten kam ein Kaninchen auf mich zu gehoppelt. Es schmiegt sich an meinen Schuh. Keine Spur von Angst war da. Ich fand es so süß und beugte mich runter, um es zu streicheln. Mit einem Mal begann sich alles vor mir zu drehen. Mir wurde schwindelig und eine Schmerzwelle überrollte mich, sodass ich zusammenbrach. Ich muss bewusstlos gewesen sein, denn als ich die Augen öffnete, hatte sich die Welt um mich verändert. Zu meinem Entsetzen wurde mir nach und nach klar, ich hatte mich verwandelt. Mein gesamter Körper war von braunem Fell überzogen und ich zweifelte an meinem Verstand. Ich war ein Kaninchen! Oh mein Gott. Schnell verkroch ich mich unter dem nächsten Busch.

Meine Eltern suchten nach mir, ohne Erfolg. Als die Dämmerung einsetzte, wurde mir auf einmal übel. In Sekunden verwandelte ich mich wieder zurück. Ich war überglücklich, doch die Freude hielt nicht lange an, denn vor mir stand Kai mit einem Grinsen im Gesicht. In kurzen Sätzen berichtete er, was mit mir geschehen war und wie mein Leben von nun an aussehen würde, nur weil ich ihn abblitzen lassen hatte. Schließlich gehöre ich ihm. Mir solle es nicht anders ergehen als ihm, begründete er sein Vorgehen.

Woher sollte ich denn wissen, dass Kai ein Tierwandler ist und ein Fluch auf ihm lastet?

Trübselig hopple ich zur Villa, die seit einiger Zeit mein Zuhause ist. Hier ruhe ich mich aus und warte auf meine Verwandlung zum Mann.


Kaum stehe ich vor der Eingangstür zum `Star-Club`, fängt mein Herz wie wild zu schlagen an. Die Freude, jetzt Konsta wiederzusehen, ist sehr groß. Hoffentlich kommt er auch.

Eigentlich habe ich mir vorgenommen, draußen auf ihn zu warten, doch die Kälte und der Schnee lassen es nicht zu.

Kaum betrete ich den Raum, wandert mein Blick zur Bar. Der Mann im grauen Hemd mit den breiten Schultern weckt mein Interesse. Er hat mir den Rücken zugewandt.

Langsam gehe ich auf ihn zu. Nur ein paar Schritte trennen uns, da dreht er sich um, lächelt mich an und meint: „Wird ja mal Zeit, dass du dich blicken lässt. Ich habe schon mein erstes Bier intus.“

Verdutzt sehe ich Konsta an. Irgendwie habe ich gehofft, dass er es ist, doch nun haut er mich mit seinem Aussehen und dem Spruch um. Woher wusste er, dass ich hinter ihm stehe?

„Hör auf zu grübeln. Der Spiegel hat dich verraten.“ Er weist mit dem Kinn auf die verspiegelte Wand hinter der Bar.

Na klar, darauf hätte ich auch selber kommen können. Gemächlich setze ich mich neben ihn, nicke dem Barkeeper zu und verkünde, dass ich ein Bier haben möchte. „Ich hoffe, du hast nicht zu lange auf mich gewartet. Hatten wir denn eine Uhrzeit ausgemacht?“

„Nein, keine Sorge, hatten wir nicht.“

Schmunzelnd rücke ich näher zu ihm und flüstere: „Irgendwelche Wünsche?“

Konsta zieht kurz die Luft ein, bevor er antwortet: „Es kommt auf den Abend an.“

Ah! Er hat Interesse an mir. Das ist gut. Sogleich nehme ich das Bier vom Tresen, halte es ihm hin und sage: „Dann lass uns darauf anstoßen.“

Wieder haben wir viel zu erzählen, machen Witze über den einen und anderen, lachen, bis wir uns nicht mehr einkriegen. Spontan nehme ich ihn an die Hand, sehe Konsta in die Augen und frage stumm, ob wir auf die Tanzfläche gehen. Ohne zu zögern, folgt er mir. Dieses Mal übernimmt Konsta die Führung, während ich mich ihm hingebe.

Bei dem nächsten Song, der sehr langsam ist, schmiege ich mich näher an ihn. Deutlich nehme ich seinen Duft wahr und mein Körper reagiert auf ihn. Ganz langsam wandert meine Hand an Konstas Schultern entlang, bis sie sich im Nacken positioniert. Zentimeter für Zentimeter komme ich ihm mit meinem Mund entgegen, ohne den Blickkontakt zu verlieren. Ich spüre förmlich das Knistern zwischen uns.

Huch! Ehe ich mich versehe, liegen seine Lippen auf meinen. Fordernd bittet er mit seiner Zunge um Einlass, den ich ohne weiteres gewähre. Der Kuss ist leidenschaftlich, während der nächste wild und hemmungslos wird.

Mannomann! Der kann küssen. Konsta bringt mich ganz außer Atem. Zum Glück halten wir uns engumschlungen, ansonsten müsste er mich auffangen. Glücklich schmiege ich meinen Kopf kurze Zeit später an seine Schulter. So tanzen wir das Lied zu Ende.

Anschließend führt er mich an der Bar vorbei zu einer kleinen Sitzecke, die sich etwas abseits von der Tanzfläche befindet. Kaum haben wir uns hingesetzt, streichelt er meine Wange und lächelt mich an.

Sofort beginnt es an dieser Stelle zu kribbeln.

„Du kannst nicht nur verdammt gut tanzen, küssen kannst du ebenfalls“, bemerkt Konsta.

Wie kann es sein, dass er genau diese Sätze zu mir sagt, die mir auf der Zunge liegen? „Danke. Da haben wir was gemeinsam.“

Wieder sehen wir uns stumm an, bis ich meine Hand auf seinen Schenkel lege und mit den Fingern unsichtbaren Mustern nachfahre. Lange kann ich seinem Blick nicht standhalten, deshalb schenke ich meine Aufmerksamkeit seinem Bein.

„Du gefällst mir Elco“, haucht er mir ins Ohr, und wieder befindet sich sein Mund auf meinem und die Knutscherei beginnt von vorne.

Irgendwann, nachdem wir mit dem Küssen und Befummeln nachgelassen haben, spüre ich, dass meine Wandlung kurz bevorsteht. Schleunigst muss ich diesen Ort verlassen. Es ist schon sehr spät, denn in ein paar Minuten beginnt der Sonnenaufgang – die Zeit meiner Umwandlung steht bevor. Konsta erzähle ich, dass ich dringendst zur Toilette muss, damit er mir nicht folgt.

„Warte Elco, ich komme mit.“

Oh nein! Mir läuft die Zeit davon! Ich muss mir was einfallen lassen. „Na klar.“

Noch während wir uns durch die Menschenmenge schieben, tauche ich ab. Wehmütig blicke ich noch einmal zurück, bevor ich durch die Eingangstür verschwinde. Wird er mir diesen Abgang verzeihen?


Konsta

Wo ist Elco? Eben war er noch vor mir und jetzt ist er verschwunden. Gütiger Himmel! Da treffe ich einen Mann der mich verzaubert und schon ist er weg. Suchend drehe ich mich um die eigene Achse. Ah! Da ist er ja. Wieso steht er beim Ausgang? Wollte er nicht zur Toilette? Elco will doch nicht …

Schnell suche ich mir einen Weg ins Freie, um ihm nachzugehen. Gerade läuft Elco in die nächste Seitenstraße. Wieso haut er vor mir ab? Da stimmt doch etwas nicht!

Zum Glück hat es die Nacht noch geschneit, sodass ich seine Fußspuren verfolgen kann. Plötzlich hören die Spuren auf und stattdessen tauchen Kaninchenfußabdrücke auf. Äh? Wie ist das möglich? Er kann sich doch nicht in Luft aufgelöst haben.

Eine Weile später habe ich die Suche nach Elco aufgegeben. Irritiert, wütend und mit vielen Fragen im Kopf, begebe ich mich in der frühen Morgenstunde nach Hause. So habe ich mir das Ende unseres Treffens nicht vorgestellt.


Als ich gegen Mittag aufwache, höre ich das Klappern der Jalousie. Draußen stürmt es. Das ideale Wetter, um es sich drinnen gemütlich zu machen. Im Jogginganzug räume ich hier und da etwas auf. Später mache ich es mir auf dem Sofa bequem. Heute ist `Gammeltag` angesagt.

Am frühen Abend klingelt es an meiner Tür. Wer will mich jetzt besuchen? Bestimmt hat mein Nachbar wieder eine Geschichte zu erzählen. Wiederwillig erhebe ich mich vom Sofa, schleppe mich zur Haustür und öffne sie. Verblüfft starre ich den Besucher an.

„Hi Konsta. Darf ich reinkommen?“, begrüßt mich Elco.

Rasch habe ich mich gefangen. „Wieso? Du verschwindest doch gleich wieder.“

„Nein. Gestern Abend musste ich unerwartet weg. Es eilte, sodass ich mich nicht mehr bei dir verabschieden konnte. Das tut mir echt leid. Ich wollte so gerne noch bei dir bleiben.“ Seine grünen Augen sehen mich flehend an.

„Na gut. Dieses eine Mal vergebe ich dir.“

Unverzüglich ziehe ich ihn an mich und presse meine Lippen auf seinen Mund. Elco stöhnt in den Kuss hinein. Das gefällt mir. Augenblicklich gebe ich der Tür mit dem Fuß einen Schubs, sodass sie ins Schloss fällt. Inzwischen fummeln meine Finger an seiner Jacke.

Elco wühlt mit der Hand durch mein Haar und erobert sich den nächsten Kuss. Als sich der Reißverschluss endlich öffnen lässt, verschwindet meine Hand unter seinem Pullover. Nackte Haut!

Oh, wie sehr habe ich mich danach gesehnt, ihn zu spüren. Schnell helfe ich Elco aus der Jacke und dem Pullover. Erst sehen wir uns an, bevor ich mit dem Streicheln fortfahre.

„Nimm mich Konsta“, wispert Elco.

Für eine Sekunde halte ich inne. Das ist ein verlockendes Angebot. Steckt da noch etwas anderes dahinter? Nein!, beruhige ich mein Gewissen und widme mich Elkos Brust.

„Hast du was anderes von mir erwartet?“ Ich lecke über seine rechte Knospe. „Schließlich weiß ich nicht, wie lange du bleibst.“

Nach diesem Satz nehme ich die Brustwarze zwischen meine Zähne und knabbere zärtlich daran. Elco keucht kurz auf und streckt den Kopf in den Nacken. Das nehme ich als Bestätigung weiterzumachen. Seine Augen hat er mittlerweile geschlossen. Mmmh! Er schmeckt so verdammt gut. Und außerdem sieht er heiß aus. Ich kann und will meine Finger nicht von ihm lassen. Elco ist mein Traumprinz! Auch wenn er mir etwas jung erscheint. Achtzehn wird er doch bestimmt sein, ansonsten habe ich ein Problem.

Elco reißt mich aus meinen Gedanken, indem er mein T-Shirt Stück für Stück hochzieht. Er will nicht ganz untätig sein, stelle ich erfreut fest. Langsam strecke ich die Arme nach oben und helfe ihm so beim Entkleiden. Gierig haftet sein Blick auf meinem Oberkörper. Seine Brust hebt und senkt sich im schnellen Rhythmus. Langsam schaut er zu mir auf. Seine Wangen haben sich rosa verfärbt und die Augen sind eine Nuance dunkler geworden.

Mit belegter Stimme flüstert er: „ Du machst mich total an.“

„Das trifft sich gut, denn mir ergeht es genauso mit dir.“ Lächelnd drücke ich ihn an mich und küsse ihn, bis ihm fast die Luft ausgeht.

Minuten später liegen wir im Bett und liebkosen unsere Körper. Es gibt so viel zu erforschen. Mittlerweile hat sich Elco auf meine Oberschenkel gesetzt und bearbeitet meinen Schwanz. Erst streicht er zärtlich mit den Fingern über die empfindliche Haut, knetet dann vorsichtig meine Hoden, bis sie sich zusammenziehen. Tief ziehe ich die Luft ein, um ein Keuchen zu unterdrücken.

Endlich packt Elco mit der Hand fester zu, umschließt meinen Steifen und beginnt ihn mit Auf- und Abbewegungen zu massieren. Zunächst ist der Rhythmus langsam, dann wird er zunehmend schneller. Zwischendurch leckt er mit der Zunge die austretenden Tropfen von meiner Eichel auf. Oh Gott! Ist das geil! Ich seufze unwillkürlich auf und schlinge einen Arm um seinen Hals. Gierig nehme ich seine Lippen, spiele mit der Zunge, bis er meinen Schwanz zum Zucken bringt.

Lange kann ich mich nicht mehr zurück halten. In diesem Augenblick drückt er fester zu und lächelt mich an.

„Entspann dich. Ich habe noch mehr zu bieten“, raunt Elco mir zu. Er macht es sehr spannend.

Rasch löst er sich aus der Umarmung, krabbelt tiefer, ohne mich aus den Augen zu lassen. Ganz langsam stülpt er seine feuchten Lippen über meine Härte. Zentimeter für Zentimeter umhüllt er sie. Die Erregung in mir nimmt stetig zu. Gekonnt reizt seine Zunge meinen Ständer, bis er wieder zu zucken beginnt. Rechtzeitig vor dem Abspritzen zieht Elco sich zurück, während die Sahne sich auf seiner Brust und meinem Bauch verteilt.

Wow, das war der Hammer! Er versteht sein Handwerk!


Elco

Konsta einen zu blasen war geil. Nein! Mehr noch als das! Ich habe es genossen, wie er stöhnte oder die Lippen zusammen presst, damit kein Laut der Entzückung hervorkommt. Seinen einzigartigen Duft habe ich aufgesogen wie ein Schwamm. Außerdem schmeckt er verdammt gut.

Nun liegen wir nebeneinander, streicheln uns und sehen einander an. Ich bin so glücklich, hier sein zu dürfen. Er hätte allen Grund gehabt, mich vor der Tür stehenzulassen, aber er hat mir alles abgenommen, was ich ihm als Entschuldigung vorgetragen habe.

Wut und Enttäuschung macht sich in mir breit. Ich will Konsta nicht belügen. Doch was bleibt mir anderes übrig, um ihn wieder zu sehen?

„Hey, warum setzt du so ein grantiges Gesicht auf? Ist was nicht in Ordnung?“, will Konsta wissen.

„Nein, alles ist gut“, versuche ich mit einem Lächeln zu abzuwiegeln.

„Na dann, lass uns an etwas Schönem weiterarbeiten.“

Grinsend schwingt er sich über mich, schnappt sich meine Hände und drückt sie neben meinem Kopf auf die Matratze. Oh! Was wird das denn? All meine vorherigen Gedanken sind mit einem Mal wie weggeblasen. Konsta hat meine volle Aufmerksamkeit.

„Lass sie dort liegen, egal was ich jetzt machen werde. Schaffst du das?“

So aufgeregt wie ich bin, bekomme ich nur ein Nicken zustande.

Allmählich löst er die Hände von meinen. Federleicht berühren seine Finger die Innenseite meines Arms, ziehen weiter nach unten, bis sie am Hals ankommen. Mitgerissen von den aufkommenden Gefühlen, mit klopfendem Herzen, sehe ich ihn erwartungsvoll an.

Stürmisch presst Konsta seine Lippen auf meine. Währenddessen drückt er seinen Körper auf meinen Unterleib und beginnt sich zu reiben. Ich ächze leise. Deutlich spüre ich seine Härte zwischen meinen Beinen. Jetzt werden die Bewegungen etwas sanfter, ebenso setzt er viele kleine Küsse auf meine Brust. Verwirrt betrachte ich Konsta. Ich will es härter!

Unruhig räkle ich mich auf der Matratze, soweit es mir möglich ist. Die Hände können deshalb unmöglich neben meinen Kopf liegen bleiben. Gerade hebe ich sie ein Stück hoch, da brummt er: „Du hast doch nicht vor …?“

Schnell unterbreche ich ihn: „Nein, mir sind nur die Finger eingeschlafen.“

„Ansonsten halte ich dich noch länger hin. Willst du das?“ Konsta sieht mir tief in die Augen.

„Nein! bitte nicht“, flehe ich ihn an. Wobei ich mir da gar nicht mehr so sicher bin, ob ich seinen Liebkosungen entgehen möchte.

Plötzlich rollt er zur Seite, schnappt sich mit einer Hand meinen Schwanz und bearbeitet ihn, so dass ich nach Luft schnappen muss. Sofort verschließt er meinen Mund mit seinen Lippen. Himmel! Was hat er vor? Mir wird gleich schwindelig. Der Rhythmus der Faust wird immer schneller und fester, während er mich weiterhin küsst. Und schon katapultiert er mich in die Höhe. Das Sperma schießt in mehreren Schüben heraus, wobei ich einen tiefen Ton der Erleichterung von mir gebe.

Völlig erschöpft schließe ich die Augen. Das war der Wahnsinn!

Konsta liegt neben mir und streichelt meine Brust. Zurzeit bin ich nicht in der Lage auch nur einen Finger zu krümmen. Mit Freude spüre ich, wie er mich beobachtet. Ein Lächeln huscht über mein Gesicht, als ich langsam eindämmere.


Erschrocken wache ich irgendwann auf. War das gerade ein Traum oder liege ich wirklich mit Konsta im Bett?

Auf jeden Fall ist das nicht mein Schlafzimmer und der schlafende Mann sieht wie Konsta aus. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es gleich Zeit wird zu verschwinden. Vorsichtig lege ich seine Hand, die auf meiner Brust liegt, zur Seite. Konsta brummt irgendetwas Unverständliches. Zentimeterweise erhebe ich mich aus dem Bett, um ihn nicht aufzuwecken.

Gerade habe ich alle Kleidungsstücke zusammengesucht, da spricht er mich plötzlich an: „Willst du wieder ohne ein Wort gehen?“

Erstaunt halte ich inne. Wie soll ich ihm die Situation erklären? Langsam drehe ich mich zu ihm um.

„Es geht nicht anders“, bestätige ich traurig.

„Ist das dein Ernst!?“, stellt er grimmig fest. „Hat dir die Nacht nichts bedeutet?“

„Oh doch. Sehr viel mehr, als du dir vorstellen kannst.“

„Warum willst du dann gehen?“

„Ich muss es tun, damit wir uns wiedersehen können. Das soll jetzt keine Ausrede sein. Bitte glaube mir, auch wenn es sich noch so blöde anhört. Und streichle niemals ein Kaninchen! Bitte, versprich es mir!“

„Wieso? Ich mag diese Tiere.“

„Bitte! Denn sonst …“ Fuck! Es ist zu spät, die Verwandlung ist im Gange! Sekunden später hopple ich durch das Schlafzimmer, dabei versuche ich ein Versteck zu finden. Die Tür ist zu meinem Bedauern verschlossen.

Konsta springt aus dem Bett. „So etwas gibt es doch nicht! Elco, wo bist du?“

Aufgebracht läuft er hinter mir her und ruft: „Bleib stehen!“

Das ist unmöglich! Doch wie soll ich ihm das jetzt erklären?

Ich verkrieche mich unter dem Bett, mit der Hoffnung, dass er mich in Ruhe lässt. Die währt jedoch nur ein paar Minuten. Von meinem Versteck aus beobachte ich, wie Konsta sich auf den Bauch legt und langsam auf mich zu robbt.

„Hab keine Angst, ich tue dir nichts“, flüstert er mit sanfter Stimme. Vorsichtig streckt er dabei seine Hand nach mir aus. Schließlich, uns trennen nur wenige Zentimeter, flitze ich in die andere Ecke.

„Nun hab dich nicht so. Ich bekomme dich sowieso.“

Das Spielchen geht noch eine Weile weiter, bis er resigniert aufgibt und sich ins Bett verzieht. Puh, das ist ja noch einmal gut gegangen. Kurze Zeit später höre ich ihn schnarchen.

Zaghaft komme ich aus meinem Versteck heraus. Aus sicherer Entfernung betrachte ich den süßen Kerl, der keinen blassen Schimmer hat, wer und was ich bin. Stück für Stück inspiziere ich den Raum nach weiteren Möglichkeiten zum Untertauchen.

Wie aus heiterem Himmel ertönt mit einem Mal eine laute Melodie. Konsta drückt ein paarmal auf sein Handy, ehe der Song verstummt. Träge dreht er sich für eine Weile um, bevor er aus dem Bett steigt. Vor der Tür zum Bad hält er kurz inne, lässt seinen Blick durch das Zimmer wandern und sagt: „Ich weiß, dass du da bist, kleines Kaninchen. Noch gebe ich nicht auf.“ Danach sucht Konsta die Toilette auf.

Ich höre, wie er telefoniert. Was? Er hat sich krankgemeldet? Ich bin im Arsch!


Konsta

Bei meiner Arbeitsstelle melde ich mich heute krank. So erschöpft wie ich mich anhöre und fühle, wünscht mir meine besorgte Kollegin gute Besserung. Das Kaninchen, oder sollte ich besser Elco sagen, hat mir den Schlaf geraubt.

Welcher normale Mensch kann sich in ein Tier verwandeln? So etwas gibt es doch nur im Märchen. Und dennoch habe ich es gesehen. Wird er sich immer wieder verändern? Wie lange hält es an? Stunden oder Tage? Bitte nicht! Ich vermisse Elco jetzt schon.

Auf dem Weg zur Küche lasse ich demonstrativ die Schlafzimmertür offenstehen. Das Kaninchen soll sich hier wohlfühlen. Außerdem will ich die Veränderung mitbekommen und ihn zur Rede stellen.

Tatsächlich hoppelt es wenige Minuten später in den Flur, dann späht es vorsichtig durch die Küchentür.

„Was soll ich mit dir anfangen, Elco? Kannst du dich irgendwie verständigen? Verstehst du mich überhaupt?“

Sofort hebt das Tier seinen Kopf hoch und sieht mich an. Jetzt gibt es keinen Zweifel mehr. Diese grünen Augen gehören zu Elco.

Zu gerne würde ich dieses süße Tierchen streicheln, doch da fällt mir plötzlich ein, dass Elco mich eindringlich genau davor gewarnt hat. Also lasse ich es schweren Herzens bleiben.

Die Stunden vergehen viel zu langsam. Mittlerweile ist es schon Nachmittag und Elco ist immer noch ein Kaninchen. Wird er sich nochmal zurück verwandeln? Wenn ja, wie lange muss ich denn noch warten? Mich überkommt Müdigkeit, während ich eine Serie anschaue.


Geschirrklappern lässt mich hochschrecken. Ein Einbrecher? Mit einer Topfblume bewaffnet schleiche ich zur Küche, drücke mit einer Hand die Tür weiter auf und starre den Mann an. Der dreht sich mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht um.

„Hallo Konsta, möchtest du mir diese Blume schenken?“

„Elco?“, bemerke ich. „Seit wann bist du wieder ein Mensch?“

„Seit fünf Uhr. Kurz nachdem du eingeschlafen bist. Ich habe uns Nudeln gekocht und eine Soße zubereitet. Gerade war ich dabei, den Tisch zu decken.“

Stumm höre ich ihm zu.

„Du sagst ja gar nichts. Soll ich besser gehen?“

„Nein! Die Situation ist so skurril, dass ich etwas Zeit zum Nachdenken brauche. Erst verwandelst du dich vor meinen Augen zu einem Kaninchen, was ziemlich crazy ist und dann …“

„Schon gut. Darf ich dir alles beim Essen erzählen? Ich sterbe vor Hunger.“

Ein Schmunzeln kann ich mir nicht verkneifen, als er fein säuberlich seine Finger ablutscht, die mit Tomatensoße verschmiert sind.

„Ja, ich will alles wissen.“

Kaum sitzen wir am Tisch, beginnt er von Kai zu erzählen und wie es zu der Verwandlung kam. „Sicherlich glaubst du mir die Geschichte nicht, das kann ich voll verstehen. Wenn mir jemand so etwas erzählen würde, könnte ich das auch nicht glauben. Deshalb ist es für mich in Ordnung, wenn du mich als Spinner abstempelst.“

„Du weißt gar nicht, welche Gedanken ich mir in den letzten Tagen gemacht habe. Ich dachte, mich stalkt ein Kaninchen, das grüne Augen hat. Was natürlich unmöglich sein kann. Dann machte ich mir große Sorgen um das Tier, weil es plötzlich nicht mehr zu mir gekommen ist. Als nächstes versuchte ich es von den Fallen fernzuhalten, die mein Nachbar aufgebaut hatte. Und nun stelle ich noch fest, dass dieses Tier Elco ist. Wer, bitteschön, ist hier der Irre?! Soll ich noch mehr aufzählen?“

Elco lächelt mich an. „Ja, ich verstehe dich. Deshalb bin ich dir dankbar, dass du mich nicht rausschmeißt und mir eventuell glaubst.“

Für einen kurzen Augenblick sehe ich ihn nachdenklich an. „Ich habe dich an den Augen erkannt, die wunderschön sind.“

Verwirrt sieht er mich an. „Was? Ich meine … Danke für das Kompliment.“

Elco ist so süß, wenn er verlegen ist. „Nun komm schon her. Ich habe lange genug auf dich gewartet“, bitte ich ihn.

In Windeseile steht er vor mir, wartet ab, was jetzt passiert. Mit beiden Händen umschließe ich sein Gesicht, drücke meinen Mund auf seinen und fordere einen Kuss, den er bereitwillig erwidert. Viele weitere folgen, während unsere Hände nicht untätig bleiben. Entweder finden sie sich in den Haaren des anderen wieder oder sie verschwinden unter dem Pullover.

Nach einiger Zeit will Elco von mir wissen: „Was machen wir jetzt?“

„Wir werden die Zeit, die wir haben, sinnvoll ausnutzen. Ich schlage vor, körperliches Kennenlernen. Oder hast du eine bessere Idee?“

Schmunzelnd beäugt er mich. „Nein. Wo waren wir gestern stehengeblieben?“

Schnell schnappe ich mir seine Hand und führe ihn lachend in das Schlafzimmer. Der wird jetzt was erleben!


Elco

Das war eine heiße Nacht. Konsta wusste genau was ich brauchte.

Ausgelaugt schleppe ich mich aus seinem Bett. Es ist früh am Morgen, mir bleibt nicht mehr viel Zeit, bis die Verwandlung beginnt. Auf einem Zettel schreibe ich ihm ein paar Zeilen, wie sehr ich den Abend mit ihm genossen habe. Des Weiteren freue ich mich schon auf das nächste Treffen mit ihm.

Schnell noch einen Gruß von mir und dann verlasse ich die Wohnung. Nun muss ich mich in die Villa zurückziehen, schließlich bin ich der Hausmeister.

Die letzten beiden Tage und Nächte waren anstrengend und zugleich aufregend. Zunächst habe ich nicht damit gerechnet, dass Konsta sich für mich interessiert, doch dann belehrt er mich eines Besseren. Neugierig stellt er mir Fragen, wie es sich im Kaninchenkörper anfühlt und wie ich meinen Tag verbringe. Außerdem interessiert er sich für mein Alter und was meine Eltern gemacht haben, als sie merkten, dass ich verschwunden bin.

Na ja, was sollte ich sagen? Sie haben nach mir gesucht und später die Polizei eingeschaltet. Ich konnte das nicht aushalten, deshalb bin ich davongelaufen. Weit weg, um ihren traurigen Gesichtern zu entkommen. Und vor allem Kai!


Die Stunden vergehen mit Essen und Schlafen wie im Flug. Nun ist Sonnenuntergang, der Zeitpunkt der Verwandlung. Endlich bin ich wieder ein Mensch, kann schwimmen gehen, Musik hören und mit meinem Handy spielen. Schnell google ich nach Konstas Telefonnummer, um mich mit ihm zu verabreden.


So verstreicht eine Woche nach der anderen, während wir uns immer näher kommen. Natürlich habe ich Konsta auch in die Villa eingeladen, solange die Inhaber noch verreist sind. Dort haben wir es uns besonders gut gehen lassen.

Mit der Verwandlung hat er mittlerweile keine Probleme mehr. Ausgiebig haben wir darüber gesprochen und nach Lösungen gesucht. Verschiedene Rituale sind wir durchgegangen, sogar Hexensprüche und eklige Getränke habe ich über mich ergehen lassen. Alles vergebens.


Bei unserem 1. Advent Kaffeetrinken, benimmt sich Konsta merkwürdig. Er meint, wir müssen heute unbedingt den Abendgottesdienst besuchen, obwohl wir mit der Kirche nichts am Hut haben. Als ich nachfrage, kann er mir keinen vernünftigen Grund sagen, nur dass er den Wunsch verspürt, dort hinzugehen.

Rechtzeitig treffen wir in der weihnachtlich geschmückten Kirche ein. Sofort fällt mir das Podest auf. Dort stehen Maria und Josef mit einem Esel, umrundet von einigen Hirten und Schafen. Sogar ein Stall ist aufgebaut, in dem eine leere Krippe steht. Dahinter reihen sich wunderschöne Engel auf. Für einen kurzen Augenblick meine ich, die Engel singen zu hören. So ein Quatsch! Das muss ich mir eingebildet haben.

Auch Konsta scheint von den Figuren fasziniert zu sein, denn er lächelt vor sich hin.

Von dem Gottesdienst behalte ich nicht viel, während die Lieder ein wohliges Gefühl in mir auslösen. Keiner von uns spricht über die letzte Stunde. Gedankenversunken legen wir den Weg zu Konstas Wohnung zurück. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass sich etwas zwischen uns verändert hat. Aber was?


Am nächsten Tag hat Konsta erstmals keine Zeit für mich. Er hat einiges zu erledigen und ein Shooting ist angesagt. Na, das fängt ja gut an!

Mir fällt es jetzt schon schwer, auf ihn zu warten. Ich vermisse Konsta.

Am späten Abend telefonieren wir noch, ehe er zu Bett geht. Ich dagegen laufe unruhig durch die Villa und mache mir viele Gedanken über uns. Wie lange wird er diese Beziehung durchhalten? Darf ich ihn überhaupt von einem anderen Mann, der sich nicht jeden Tag verwandelt, fernhalten? Ist das egoistisch, wenn ich ihn nicht loslassen möchte? Nein!

Mir brummt schon der Schädel vom vielen Grübeln. Ich muss mich dringend um andere Dinge kümmern. Ein Sprudelbad mit der passenden Musik wird mir bestimmt guttun.


Konsta

Das Shooting läuft heute nicht sonderlich gut. Immer wieder sind meine Gedanken bei Elco. Seit wir in der Kirche waren, kann ich nur an die Eingebung denken, die ich bei der aufgebauten Krippe hatte. Ein Ring ist die Lösung für unser Problem.

Mein Herz sagt sofort `Ja`, doch der Verstand ist da ganz anderer Meinung. Wir kennen uns kaum, außerdem ist er halb Mensch und halb Tier. Will ich so mein ganzes Leben mit ihm verbringen?

Das Räuspern von dem Fotograf lässt mich aufschrecken. Er ist genervt, dass sehe ich ihm an. Er bittet mich eingehend, mich endlich auf ihn zu konzentrieren, denn die Zeit läuft davon. Und bis jetzt ist noch nichts Brauchbares dabei. Ach du meine Güte! Ich muss mich zusammenreißen, schließlich werde ich hierfür bezahlt.

Eine halbe Stunde später verlasse ich erleichtert den Raum. Die Bilder sind großartig. Morgen darf ich mir das Einzelportrait bei ihm abholen. Das wäre ein passendes Geschenk für Elco.

Normalerweise freue ich mich, Elco abends zu sehen, mit ihm über alles zu reden und anschließend zu kuscheln, doch heute ist mir überhaupt nicht danach. Deshalb belassen wir es beim Telefonieren. Natürlich habe ich sofort bemerkt, dass Elco enttäuscht ist, dafür verspreche ich ihm, mich morgen intensiv um ihn zu kümmern. Mit diesem Versprechen konnte ich ihn etwas aufheitern. Ich werde eine Ganzkörpermassage bei ihm durchführen, überlege ich vor mich hin schmunzelnd.


Kaum komme ich von der Arbeit nach Hause, entdecke ich ein Kaninchen im Garten. Er kann es kaum erwarten, stelle ich glücklich fest. Und wieder beginnt mein Herz schneller zu schlagen.

Ein paar Minuten später hoppelt er vergnügt durch meine Wohnung, während ich ihn mit einer Tasse Kaffee in der Hand beobachte. Es dauert nicht lange, bis die Zweifel erneut in meinem Kopf auftauchen. Nicht jetzt!, schimpfe ich im Geiste. Heute ist unser ganz besonderer Tag, da haben diese Gedanken hier nichts zu suchen.

Bevor ich mit der Massage beginne, wollen wir erst was essen, denn wer weiß, ob wir danach noch dazu kommen.

Während Elco sich verwandelt, beschäftige ich mich mit der Lasagne. Zur Begrüßung reißt er mich an sich und fordert einen Kuss. Leidenschaftlich erwidere ich diesen.

„So, Darling, nun sag mir, was heute ansteht. Ich kann es kaum erwarten.“

Als er sich von mir lösen will, halte ich ihn weiterhin umarmt und grinse ihn an.

„Da musst du wohl noch etwas warten, denn die Überraschung gibt es erst zum Nachtisch.“

„Ach weißt du, von mir aus können wir den Hauptgang ausfallen lassen und direkt mit der Nachspeise beginnen.“

„Das hättest du wohl gerne. Nein, ich lasse mich nicht von der Reihenfolge abbringen.“

Elco zieht einen Schmollmund. „Gibt es auch eine Vorspeise?“, will er wissen.

„Selbstverständlich!“

Spielerisch knabbere ich an Elcos Unterlippe, während meine eine Hand sein Haar durchwühlt und die andere seine Hüfte festhält. „Ist das nach deinem Geschmack?“, raune ich ihm ins Ohr, begleitet von leichten Bissen und Küssen.

„Oh ja“, stöhnt er kurz auf. „Ich bin schon auf den nächsten Gang gespannt.“

Von der Lasagne essen wir kaum etwas, denn die Vorfreude auf den Nachtisch – eine Massage - ist so groß, dass wir keinen Appetit verspüren.

Als Elco das vorbereitete Zimmer mit der Liege sieht, leuchten seine Augen. „Das ist eine gelungene Überraschung.“

Rasch zieht er sich aus, drückt mir einen Kuss auf die Lippen, bevor er sich auf die Liege legt und wartet. Oberkörperfrei stelle ich mich mit angewärmtem Öl daneben. Jetzt beginnt die Zeit des Genießens.

Es ist so erregend, Elcos wunderschönen Körper zu streicheln und durchzukneten, sodass ich nach ein paar Minuten eine beachtliche Beule in der Hose habe. Elco schmunzelt mich an.

„Lass uns gegenseitig massieren“, schlägt er vor.

„Gute Idee. Mal sehen, ob uns die Liege aushält.“ Binnen weniger Sekunden, liege ich nackt auf ihm und genieße seinen Körper in vollen Zügen.


Als ich beim Fotografen das Bild abhole, bemerke ich den angrenzenden Schmuckladen. Neugierig betrachte ich die ausgestellten Verlobungsringe. Ein Paar sticht mir regelrecht ins Auge. Das sind die Ringe, die ich in der Vision gesehen habe! Wie kann das sein? Ist das eine göttliche Fügung? Bin ich wirklich schon so weit? Ja! Verdammt, ich will Elco! Und wenn ich ihn als Kaninchen heiraten muss, das ist mir egal!

Zum Glück habe ich mal aus Spaß seinen silbernen Ring aufgesetzt, der auf meinen kleinen Finger passt. So habe ich jetzt das Maß für sein Exemplar. Nach dem Kauf, es muss mein Glückstag sein, wird mir plötzlich ganz flau im Magen. Mache ich wirklich das Richtige? Wie zur Bestätigung, beginnen in diesem Moment Glocken an zu läuten. Ja! Ich habe das Zeichen verstanden, sage ich stumm. Jetzt brauche ich nur noch eine gute Idee für den Antrag.


Am Sonntag, den 2. Advent, lade ich Elco ins Kino ein. Zusammen wollen wir den neu herausgekommenen Star-Wars-Film anschauen. Die Karten habe ich vorbestellt, sodass wir nicht lange anstehen müssen.

„Weißt du noch, wie wir uns das erste Mal begegnet sind?“, erkundige ich mich.

„Na klar. Du standst genau hier.“ Elco zeigt auf den Platz der heutigen Reklameanzeige.

„Und du hast mich um gerempelt. Kein Wunder, bei deiner Schuhgröße.“ Das Lachen kann ich mir nicht verkneifen.

„Hey, nun kann ich es dir ja sagen: Das war ein Anmachversuch.“

„Ach, echt?“ Schmunzelnd nehme ich seine Hand und drücke sie. „Lass uns zu unseren Sitzplätzen gehen.“

Kurz bevor der Film startet, erscheint ein riesengroßes Herz auf der Leinwand, mit dem Untertitel: Elco, willst du mich heiraten?

Ein Raunen geht durch den Saal. Elco sieht mich verwirrt an, während ich ihn anlächle und frage: „Kannst du dir ein Leben mit mir vorstellen, Elco?“ Heimlich hole ich unterdessen die Schachtel mit dem Ring für ihn heraus und halte sie ihm hin.

„Du willst … mich heiraten? So wie ich bin?“

„Ja, ich will dich genauso wie du bist.“

Stürmisch wirft er sich an meine Brust und schluchzt.

„Heißt das jetzt Ja?“

„Ja!“

Das Publikum jubelt, dabei rufen sie: „Küssen! Küssen! Küssen!“

Überglücklich stecke ich Elco den Ring an, bevor der geforderte Kuss folgt. Nun darf der Film beginnen, auch wenn ich nicht ganz bei der Sache bin. Immer wieder streichle ich über seine Hand oder flüstere ihm etwas ins Ohr. Er strahlt mich an und kuschelt sich an meine Seite.

„Wieso gerade hier?“, will er plötzlich von mir wissen.

„Weil wir uns hier getroffen haben und du ebenso ein Star Wars Fan bist wie ich.“

„Woher weißt du das?“

„Ich habe dich beobachtet, wie du mit meinen Figuren gespielt hast. Dafür muss man schon den einen oder anderen Film kennen.“

„Dir kann ich nichts vormachen. Habe ich dir schon gesagt, wie sehr ich dich liebe?“

„Ja, dennoch darfst du es mir so oft wie möglich sagen.“

Lachend erobert Elco meinen Mund. Küsst mich, bis mir fast der Atem ausgeht.

Ich denke, diesen Film müssen wir uns noch ein weiteres Mal ansehen.


Als wir später endlich im Schlafzimmer meiner Wohnung sind, hilft einer dem anderen beim Entkleiden, dabei sehen wir uns unaufhörlich in die Augen. Wie von selbst streicheln unsere Hände über den Körper des anderen, wobei sich die Lippen zu einem Kuss verbinden. Hier und dort wird geknabbert und gesaugt, bis das erwünschte Stöhnen erklingt. Diese Nacht soll eine unvergessliche werden, mit vielen Höhepunkten.


Erschöpft kuscheln wir uns danach aneinander, strahlen uns an, bevor Elco meint: „Du hast mich zu dem glücklichsten Mann der Welt gemacht, Darling. Ich liebe dich.“

„Ohne dich, mein Süßer, ist mein Leben nur halb so schön. Ich liebe dich als Elco und als Kaninchen.“

„Ich kann es immer noch nicht fassen“, nuschelt er im Halbschlaf.


Das Weckerklingeln reißt mich aus den schönen Träumen. Gähnend drehe ich mich zur Seite und traue meinen Augen nicht. Normalerweise liegt um diese Zeit keiner außer mir in diesem Bett. Doch heute schläft seelenruhig Elco neben mir. Ich reibe meine Augen, um mir ganz sicher zu sein, dass ich nicht träume, doch er ist immer noch da. Sanft berühre ich seinen Arm. Alles echt! Sogar der Kuss schmeckt nach Elco.

„Mmmh! Noch ein Kuss!“, brummt er verträumt.

Einer hat wohl nicht gereicht, um meinen Traumprinz wach zu küssen. Dann werde ich mich mal ins Zeug legen.


*~*~*~* DAS SCHAFFT NUR DIE LIEBE! *~*~*~*


 





 






 

 












 








 











 











 


Impressum

Texte: Marel.a Blatt
Cover: Pixabay: man-gcc5ed3621_1920.jpg
Lektorat: Sissi und Aschure
Tag der Veröffentlichung: 08.02.2022

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
DANKE an alle, die mich tatkräftig unterstützt haben. Dazu gehören JoAn Fox, Aschure und Sissi :-)

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