Wo warst du? - Marel.a
Bald ist es soweit, dass die Rennpferde in den Startboxen stehen. Noch laufen ein paar Jockeys hin und her, lassen die Strecke in ihrem Kopf Revue passieren oder versuchen ihre Gedanken durch etwas anderes zu beruhigen. Außerdem müssen sie noch zum Abwieger, der den Jockey mitsamt dem Sattel wiegt und überprüft. Die Wettschalter, an denen sich lange Schlangen bilden, haben schon geöffnet.
Bald werde ich mich auch dort einreihen, sinniere ich vor mich hin. Doch zunächst sehe ich mir die Pferde in ihren Ställen genauer an. Vielleicht entdecke ich da den einen oder anderen Bekannten. In den Jahren, in denen ich nicht mehr hier war, hat sich zum Glück kaum etwas verändert. Mit einem tiefen Seufzer mache ich mich langsam auf den Weg, dabei denke ich wehmütig an meine Tante.
Als ich ein kleiner Junge war, nahm mich meine Tante oft zu diesen Galopprennen mit. Sie liebte diese Anspannung, das Mitfiebern, Gewinnen und vor allem die Pferde. Obwohl das Geld für sie zweitrangig war. Tante Beta sagte immer zu mir: „Junge, setze dir ein Limit für deine Wette. Lasse einen eventuellen Gewinn unangetastet, ansonsten machst du ganz schnell Verluste.“
Wie recht sie hatte, erfuhr ich erst ein paar Jahre später, bei einem guten Freund der Familie. Er verfiel der Spielsucht, die ihm zum Schluss alles nahm.
„Wie weiß ich denn, welches Pferd das schnellste ist?“, wollte ich von ihr wissen.
„Auf die Schönheit der Vollblüter kommt es auf jeden Fall nicht an! Merk dir das! Du musst die Aura des Pferdes wahrnehmen und ebenso seine Stärke, Kraft und Vitalität.“
Verwirrt hatte ich meine Tante angesehen, bis sie loslachte. „Tommes, deshalb gehen wir jetzt zu den Pferdeställen, um den Kontakt herzustellen. Natürlich dürfen nicht alle Leute so einfach dort hingehen. Nur wenn man Freunde hat, ist es möglich. Und die, mein Junge, habe ich.“ Dabei strahlte sie mich immer geheimnisvoll an.
So lernte ich in kürzester Zeit die verschiedensten Menschen, die mit den Pferden zu tun hatten, kennen, dazu gehörten die Besitzer, Jockeys, Pfleger …
Nachdem wir bei den Ställen angekommen waren, redete sie in ruhiger Stimme mit den Pferden, so, als ob sie gute Freunde wären. Jedes Tier sah sich Tante Beta genau an und sog den Duft des Pferdes tief ein. Das sah für mich anfangs sehr merkwürdig aus, doch mit der Zeit gewöhnte ich mich schnell daran. Ja, meine Tante war etwas speziell und genau das mochte ich so an ihr. Manche Menschen nannten sie sogar „Die Pferdeflüsterin“. Dann lächelte Beta die Person an und meinte: „Versuch’s doch auch mal.“ Dies erwiderten die Menschen mit einem Lächeln oder einem dummen Spruch.
An einem heißen Maitag, ich glaube, es war der erste Mai, stand ich mit dreizehn Jahren allein vor einem Stall der Galopprennbahn. Die Pferdeboxtüren waren doppelflügelig, sodass die Fensterflügel separat geöffnet werden konnten. Fast alle Pferde lugten bei dieser Hitze heraus, nur bei einer Box nicht. Meine Tante war in ein Gespräch vertieft, während ich neugierig auf den Stall zuging, um mir das Ganze genauer anzuschauen. Zunächst konnte ich kein Tier ausmachen, bis plötzlich ein dunkles, schnaufendes Pferd auftauchte. Überrascht, mit klopfendem Herzen machte ich ein paar Schritte rückwärts, bis mich jemand mit zwei starken Armen aufhielt.
„Hoppla, fast hättest du mich umgerannt“, sprach mich der Fremde grinsend an. „Was machst du hier? Und ausgerechnet vor Adonis-Ares’ Box. Mit dem sollte man sich heute lieber nicht anlegen, so nervös, wie er ist.“
Als ich die Person näher betrachtete, fielen mir sofort seine schulterlangen Haare auf und der Dreitagebart. Außerdem hatte der Typ, vielleicht achtzehn oder neunzehn Jahre alt, olivfarbene Augen und die wundervollsten Lippen, die ich je gesehen hatte. Wieso hatte ich ihn vorher noch nie gesehen? Ist er neu hier?, ging es mir durch den Kopf.
„Bist du nicht der Neffe von Beta, der Pferdeflüsterin?“, unterbrach er meine Gedanken.
„Ja, und Entschuldigung wegen vorhin“, nuschelte ich.
Plötzlich reichte mir der Fremde seine Hand. „Hi, ich heiße Bert. Und du?“, wollte er von mir wissen.
„Tommes.“ Dabei starrte ich wieder auf seinen Mund.
Irgendetwas musste er noch gesagt haben, bevor er gegangen war, denn seine Lippen bewegten sich, doch den Inhalt nahm ich zu diesem Zeitpunkt nicht wahr. Sein Mund war so faszinierend, dass meine Augen förmlich daran klebten. Enttäuscht, zugleich überrascht, merkte ich irgendwann, wie er sich von mir abwendete und auf eine andere Person zuging.
Seitdem spukte dieser Super-Typ immerzu in meinem Kopf herum. Mädchen hatten von da an keine Chance mehr bei mir, dafür umso mehr die Jungen, denn ich wollte nun unbedingt wissen, wie solche Lippen, die mein Herz zum Flattern brachten, schmeckten.
In den nächsten Tagen ergab sich leider keine Gelegenheit, Bert wiederzusehen. Meine Tante verstarb drei Tage später bei einem Verkehrsunfall. Von da an habe ich keine Galopprennbahn mehr betreten. Zu tief und schmerzhaft waren die Erinnerungen an sie.
Doch nun, zehn Jahre, später stehe ich genau an diesem Platz, an dem ich Bert das erste und letzte Mal begegnet bin. Der Duft der Pferde steigt mir in die Nase. Das Scharren, Schnaufen und Wiehern dringt zu mir durch, bis ich vor einer Stalltür stehe, dessen Fensterflügel nur angelehnt ist. Neugierig bewege ich mich auf sie zu, greife vorsichtig nach dem Rahmen, um diesen vollständig zu öffnen. Jedoch werde ich unerwartet daran gehindert.
Eine kräftige Hand legt sich überraschenderweise auf meine und dessen Eigentümer flüstert mir ins Ohr: „Das würde ich an deiner Stelle nicht machen, sonst könnte etwas Schlimmes passieren.“ Dabei entfernt der Fremde vorsichtig meine Finger vom Fenster und dreht sich dabei so um, dass wir uns gegenüberstehen.
Mir stockt der Atem. Wer ist dieser umwerfende Mann? Bart, kurze braune Haare, markante Nase, volle Lippen, olivgrüne Augen … Moment mal, die kenne ich doch. Solche Iriden besitzt nur Bert! Ist es möglich? Nein, ausgeschlossen!
„Kennen wir uns?“, frage ich etwas unsicher.
Der Typ mustert mich von oben bis unten und antwortet schließlich: „Wie kommst du darauf?“
„Weil du mich an jemanden erinnerst. Ach, bestimmt habe ich mich vertan“, stammle ich. Meine Hände vergraben sich vor Aufregung tief in den Hosentaschen.
Ein verschmitztes Lächeln huscht über das Gesicht des Fremden. „Na dann, immer schön vorsichtig sein, Tommes.“
„Was?“ Verwirrt starre ich ihn an.
Er zuckt nur mit den Schultern und wendet sich von mir ab. Noch ehe sich der Fremde versieht, greife ich nach seinem Arm. Dieses Mal werde ich ihn nicht so einfach gehen lassen, nehme ich mir vor.
„Woher kennst du meinen Namen?“ Nachdenklich nehme ich sein Gesicht in Augenschein. „Du bist Bert, oder?“ Mein Herz hämmert wie verrückt, während ich auf seine Antwort warte.
„Ja, wer sonst würde dich hier beschützen?“, erwidert der Typ gelassen.
Er ist es! Dieser geile Mann ist Bert! Ich kann es noch gar nicht fassen. Wie lange hatte ich von ihm geträumt und mir Situationen ausgemalt, in denen wir uns treffen und dann … Doch nun steht er vor mir, inzwischen noch attraktiver als früher, und was mache ich? Grinsen. Was muss er nur von mir denken? Die Gedanken überschlugen sich in meinem Kopf.
„Du hast dich kaum verändert, Tommes.“ Keck begutachtete er mich ebenso.
Wieso glaubt er das? Ich bin um einiges älter geworden und fast so groß wie er, habe schulterlanges, blondes Haar und einen muskulösen Körperbau – oder meint Bert etwa mein Verhalten? Dabei bemerke ich, dass meine Hand immer noch auf seinem Arm liegt. Hastig stecke ich sie wieder in die Hosentasche zurück und senke den Blick auf den Fußboden, denn er soll nicht meine aufkommende Hitze bemerken. Aus dem Augenwinkel heraus sehe ich das Grinsen in seinem Gesicht. Das macht mich sogar etwas wütend.
Augenblicklich spüre ich eine Last auf meiner Schulter. Berts Hand befindet sich darauf.
„Soll ich dir die restlichen Pferde zeigen?“, bietet er mit selbstzufriedener Stimme an. Verwirrt sehe ich auf. Einen Moment lang glaube ich sogar ein Funkeln in den grünen Augen zu sehen, oder bilde ich mir das nur ein?
Etwas zu überschwänglich antworte ich: „Warum nicht?“ Das Schmunzeln von Bert kann ich sofort ausmachen. Himmel, ich benehme mich ja wie ein Teenager. Das muss sofort aufhören! Außerdem kenne ich ihn kaum und weiß noch nicht einmal, ob er auch schwul ist.
Beim Rundgang erzählt er mir, welche Pferde hinzugekommen sind und ebenso von dessen Besitzern. Mittlerweile hat Bert seine Hände wie ich in die Hosentaschen gesteckt. Eigentlich schade, denn ich habe seine Berührung sehr genossen. Hier und da begrüßen uns die verschiedensten Leute, an deren Namen ich mich kaum erinnere. Er versucht, mein Gedächtnis mit der einen und anderen Anekdote aufzufrischen, dabei kommt es oft zu Lachattacken und immer mal wieder zu kurzen Berührungen. Jedes Mal durchfährt mich dann ein Kribbeln an dieser Stelle. Der Mann ist einfach umwerfend, mit seinem guten Aussehen, dem Humor und seinem ansteckenden Lachen. Wie könnte man sich da nicht in ihn vergucken?
Als er plötzlich stehen bleibt, mich ernst anschaut, glaube ich zunächst etwas Falsches gesagt zu haben. Doch dann fragt er mich: „Wo bist du so lange gewesen?“
Oh, er interessiert sich für mich. Vielleicht habe ich ja doch noch eine Chance bei ihm. Jetzt bloß nicht übertreiben, ermahne ich mich im Stillen.
„Sicherlich weißt du von dem Tod meiner Tante. Ist schon einige Zeit her“, beginne ich mit dem Rückblick.
Bert nickt stumm.
„Na ja, wie soll ich es sagen. Es zog mich danach nicht mehr hierher gezogen. Stattdessen habe ich mir ein anderes Hobby gesucht – Kick Thai Boxen. Meine Eltern waren zunächst nicht sehr glücklich damit, doch mit der Zeit haben sie diesen Sport akzeptiert.“
„Daher kommen die Muskeln“, neckt mich Bert und zwinkert.
Mich macht es glücklich, dass ihm meine körperliche Veränderung aufgefallen ist. Hoffentlich entdeckt er noch mehr, was ihm an mir gefällt, überlege ich mit einem Lächeln im Gesicht.
„Was machst du sonst noch?“, fragt er mich weiter aus.
„Ich bin Banker, deshalb ist der Sport ein guter Ausgleich zu meinem Job. Und wie hast du deine Zeit verbracht?“
„Nun, mit solch einer oder ähnlichen Kampfsportart kann ich nicht mithalten. Mich hat es immer schon zu den Pferden hingezogen, sodass ich die Ausbildung zum Pferdewirt absolviert habe und auf dem Gut, oder besser gesagt Schloss, Waltorf arbeite. Deshalb kenne ich auch die Stute, an deren Stalltür du gestanden hast, denn sie kommt von dort. Übrigens zählt sie zu den Favoriten, falls es dich interessiert.“ Er grinst schelmisch.
„So, so, davon müsste mich das Pferd selbst überzeugen. Würdest du mir dabei helfen?“ Herausfordernd hebe ich das Kinn etwas an. Wird Bert darauf eingehen? Ich schmunzle im Stillen vor mich hin.
„Selbstverständlich“, kontert er mit rauer Stimme, die mir prompt unter die Haut geht.
„Machst du es genauso, wie deine Tante es früher getan hat?“, fragt Bert neugierig nach.
„Mal sehen, ob ich es noch draufhabe. Ist schon lange her.“ Dabei zucke ich mit den Schultern.
Kurze Zeit später stehen wir vor der besagten Box. Die Stute streckt Bert den Kopf entgegen und bläht die Nüstern auf.
„Mach mir keine Schande, hörst du?“ Sanft streichelt er unterdessen den langen Hals des Pferdes. „Komm“, fordert Bert mich auf, das Gleiche zu tun.
Gemächlich gehe ich auf das Tier zu, sodass der Kopf der Vollblutaraberin zwischen uns ist. Langsam lege ich ebenso eine Hand auf den Hals, schließe die Augen, atme den Duft der Stute tief ein und öffne mich für die aufkommenden Informationen. Da ist es wieder! Das vertraute Gefühl von früher. Ja, Bert hatte recht mit seiner Prognose. Das Tier strahlt so viel Vitalität und Kraft aus, dass es einen fast umhaut. Sie will unbedingt heraus, kann es kaum erwarten, davon zu galoppieren. Kein Wunder, dass sie so nervös wirkt. Vorsichtig öffne ich die Augen, dabei erhasche ich einen Blick auf Bert, der mich erwartungsvoll anblickt.
„Ich muss zugeben, die Stute zählt eindeutig zu den Favoriten. Doch nun werde ich mir noch die anderen Pferde vornehmen, um für mich den Sieger herauszufinden. Danke, Bert, dass du dir so viel Zeit für mich genommen hast. Hoffentlich habe ich dich nicht von deiner Arbeit abgehalten.“
„Ach i wo, mach dir mal darüber keine Gedanken. Und außerdem freut es mich, dass meine Stute Alya-Star dich beeindruckt hat.“ Gelassen kommt Bert auf mich zu und fügt mit einem Schmunzeln hinzu: „Verrätst du mir nachher, wer dein Favorit ist?“
„Hm, das muss ich mir noch überlegen“, erwidere ich keck.
Bert beginnt zu lachen. Als er vor mir steht, fragt er: „Sehen wir uns noch mal?“
„Na klar“, antworte ich erfreut. Meine Zuneigung ihm gegenüber lässt sich kaum verbergen. Ob Bert mein Herz hören kann, wie wild es für ihn schlägt? Auf jeden Fall war der Anfang gemacht und ein weiteres Treffen in Aussicht. Ich freue mich so sehr, dass ich am liebsten ein paar Luftsprünge machen möchte. „Vielleicht sehen wir uns nach dem Rennen oder morgen um dieselbe Zeit?“, schlage ich ihm vor.
„Nachher wird viel los sein, aber morgen finde ich gut. Bis dann, Tommes.“
Mit einem Kopfnicken verabschiede ich mich von ihm. Nachdem Bert in den Stall verschwinden ist, wende ich mich endlich den anderen Pferden zu, um meine Wette abgeben zu können. Jedoch ist meine Konzentration gering, denn das Glücksgefühl und die Schmetterlinge im Bauch sorgen für ein ziemliches Durcheinander.
Überpünktlich stehe ich am nächsten Tag bei den Stallungen und sehe mich nach Bert um. Da, wo gestern noch die Vollblutstute Alya-Star gastierte, schaute heute ein Hengst, der den Namen Sanoch trägt, aus dem Fenster. Er strahlt solch eine Ruhe aus, dass ich ihm mutig meine Hand zum Beschnuppern hinhalte und mit ihm zu reden beginne. Plötzlich nehme ich einen angenehmen, herben Männerduft wahr, der nur zu einem Typ gehören kann – Bert. Ganz nah steht er hinter mir und flüstert: „Wolltest du ohne mich anfangen?“
Mein Herz galoppiert davon. Tief nehme ich einen Atemzug, bevor ich in der Lage bin mich umzudrehen und in sein Gesicht zu blicken. Heute sieht er wieder unverschämt gut aus. Ich muss aufpassen nicht zu sabbern. Außerdem ist der Abstand viel zu gering, dazu kommt noch die knisternde Energie, die überdeutlich zu spüren ist. Stotternd bringe ich hervor: „Nein … ich bin etwas neugierig und der Hengst …“
„Ja, der sieht wundervoll aus. Das finde ich auch“, beendet er mit geheimnisvoller Stimme meinen Satz, was wiederum bei mir einen Schauer auslöst.
Gemächlich geht Bert einen Schritt auf mich zu, sodass sich unsere Blicke treffen. Ich habe das Gefühl, in diesen fantastischen Augen zu versinken. Alles um mich herum ist gerade unwichtig, nur dieser magische Moment zählt.
Unterdessen dringt leise seine Stimme zu mir: „Hattest du gestern Glück und auf das richtige Pferd gesetzt?“
„Leider nicht, dafür sollte ich wohl noch etwas üben. Und außerdem hattest …“ Schnell halte ich meine Hand vor den Mund. Ich konnte ihm schlecht erzählen, dass er der Hauptgrund ist und mich aus dem Konzept gebracht hat.
Abwartend sieht mich Bert weiterhin an. „Wirklich? Ich dachte, so etwas verlernt man nicht. Oder wolltest du was anderes sagen?“
Seine raue Stimme geht mir unter die Haut. Verflixt! Wieso reagiere ich so intensiv auf ihn? Ein kleiner Seufzer löst sich aus meiner Kehle.
„Wolltest du noch etwas sagen, bevor ich dich küsse?“, flüstert er auf einmal, dabei kommen seine Lippen immer näher.
Da gibt es nichts zu sagen, schießt es durch meinen Kopf, während ich meinen Mund auf seinen drücke. Endlich ist es so weit, dass ich seine Lippen erforschen darf. Wie lange habe ich schon darauf gewartet!
Ein Keuchen entkommt Bert, als meine Zunge tief in seine Mundhöhle dringt. Gierig erwidert er den Kuss, während seine Hände über mein Gesicht gleiten. Forschend und zugleich lustvoll sieht er mich an, mit einer leichten Röte auf den Wangen. Fuck, er sieht so schön aus, stelle ich erneut fest.
Die Gefühle für ihn nehmen allmählich überhand, sodass ich aufpassen muss, nicht wie ein Tier über ihn herzufallen. Deshalb würde uns ein wenig Abstand bestimmt guttun.
Sachte lege ich eine Hand auf seine Brust und drücke mich ein paar Zentimeter von ihm weg, bevor ich mit belegter Stimme zu sprechen beginne.
„Wow, das nenne ich mal küssen! Wenn ich davon noch mehr bekomme, kann ich für nichts garantieren. Dann musst du dich höllisch in Acht nehmen.“
„Ich liebe Herausforderungen“, haucht Bert zwischen zwei weiteren Küssen.
Das war’s! Nun bin ich endgültig verloren. Jetzt will ich noch mehr von ihm.
Wie wir es dennoch geschafft haben, voneinander loszulassen, uns weitere Pferde anzusehen, ohne an den Lippen des anderen zu hängen, ist mir im Nachhinein schleierhaft. Zum Schluss tauschen wir noch unsere Nummern aus und verabreden uns für den nächsten Tag. Dieses Mal bei mir.
Unruhig laufe ich durch meine Wohnung im ersten Geschoss eines Altbauhauses herum. Irgendwie will die Zeit nicht vergehen, grolle ich vor mich hin, dabei schaue ich ständig auf die Uhr. Dass ich gereizt bin, liegt wohl an der kurzen Nacht, weil mich Berts Anblick in meinen Träumen wach gehalten hat und an Schlaf kaum zu denken war. Heute früh hatte ich den Staubsauger und den Staubwedel in die Hand genommen, um einen guten Eindruck bei Bert zu hinterlassen.
Der Kaffee ist schon aufgesetzt und der Tisch eingedeckt. Jetzt fehlt nur noch mein Traummann.
Plötzlich höre ich vor der Haustür das Knattern von einem Motorrad.
Neugierig schaue ich durch das Wohnzimmerfenster und beobachte, wie ein Mann, in schwarze Lederklamotten gekleidet, von einer weißen Honda CBR 1000 RR Fireblade absteigt, den Helm abnimmt, sich lässig mit der Hand durch die kurzen Haare fährt und dabei zu mir hochschaut. Bei diesem Anblick hämmert mein Herz hart gegen die Brust. Dieser Typ könnte glatt aus einem Modemagazin stammen. Einfach megageil, der Bert.
Ein paar Sekunden später klingelt es an meiner Tür. Freudig öffne ich ihm, mit dem Vorsatz, ihn nicht anzustarren.
„Hi“, erklingt es von uns beiden gleichzeitig.
Mit einem versonnenen Lächeln im Gesicht, das sich zu einem Staunen verwandelt, steht Bert vor mir.
Etwas verunsichert, weil er sich nicht vom Fleck rührt, bitte ich ihn mit einer einladenden Bewegung herein.
Langsam löst sich Bert aus der Starre und stößt mit belegter Stimme hervor: „Entschuldigung, doch du verschlägst mir gerade die Sprache.“
Noch bevor ich über diese Aussage nachdenken kann, liegt seine Hand in meinem Nacken. Sofort zieht er mich an sich und verschließt meinen Mund mit einem Kuss. Bert bugsiert mich unterdessen in den Flur, gibt der Tür, die daraufhin zufällt, mit seinem Fuß einen Schubs.
Erschrocken halte ich kurz inne, aber der nächste Kuss lenkt mich schnell wieder ab. Und dann sein eigener Duft, das Aftershave, der Ledergeruch, die mir das Gehirn vernebeln. Seine Lippen schmecken so gut, dass es mir schwerfällt, mich nach einiger Zeit von ihnen zu lösen. Schließlich wollen wir uns erst einmal kennenlernen, bevor mehr daraus wird. Ein Kribbeln schießt bei dieser Vorstellung durch meinen Schwanz.
Tief atme ich einmal durch und frage ihn, um von der knisternden Spannung abzulenken: „Lust auf einen Kaffee?“
„Hm, gerne“, erwidert er grinsend.
Ich glaube, Bert hat mich durchschaut.
Nachdem ich ihm gezeigt habe, wo er sich umziehen kann, erhasche ich beiläufig einen Blick in den Flurspiegel. Meine halblangen Haare habe ich zu einem Knoten gebunden, das Gesicht glatt rasiert, ein eng anliegendes graues T-Shirt und eine Ripped Jeans angezogen. Außerdem laufe ich barfuß, weil ich es liebe, den Boden unter meinen Füßen zu spüren. Also nichts Besonderes. Da fällt mir gerade ein, dass Bert mich nur im Anzug kennt. Vielleicht ist das der Grund, warum er mich so intensiv angesehen hat.
Schnell kommen wir beim Kaffeetrinken ins Gespräch, sprechen über seine Maschine, Pferde und meinen Sport. Ich genieße die Zweisamkeit, das Gefühl von Vertrautheit, Harmonie und Angenommen sein. Stundenlang könnte ich ihm zuhören, beobachten, wie er zwischendurch seine Haare mit den Fingern durchwühlt, wenn er mal nicht weiterweiß oder sich über andere ärgert. Sein charmantes Lächeln und die raue Stimme lassen mein Herz Purzelbäume schlagen.
Irgendwann steht Bert abrupt auf und meint: „Komm, lass uns eine Spritztour unternehmen. Ich kenne einen schönen Platz in Düsseldorf, wo wir hinfahren können. Bist du dabei? Da du keine Lederkombi hast, werde ich vorsichtig fahren.“
Erwartungsvoll, mit leuchtenden Augen, wartet er ungeduldig meine Antwort ab. Wie süß, Bert erinnert mich gerade an einen Schuljungen, der von seiner genialen Idee berichtet. Jetzt fehlt nur noch, dass er hüpfend durch die Gegend springt. Amüsiert und mit diesen Bildern im Kopf nicke ich ihm zu.
„Natürlich mache ich mit. So etwas kann ich mir doch nicht entgehen lassen.“ Sichtlich erleichtert kommt Bert auf mich zu, zieht mich hoch und klaut sich einen Kuss, ehe wir die Küche verlassen.
„Ich werde mich auch schnell umziehen.“ Was Bert nicht weiß, ist, dass in meiner Garage eine blaue Suzuki Hayabusa steht und ich ebenfalls eine schwarze Lederkluft besitze. Der wird Augen machen.
Während ich mich umziehe, ruft Bert: „Ich warte unten auf dich.“
In voller Motorradbekleidung verlasse ich das Haus. Grinsend gehe ich auf ihn zu, während ihm alle Gesichtszüge entgleisen. Bisher kannte er mich ja nur in Businesskleidung und hat so etwas bestimmt nicht bei mir vermutet.
Stumm beobachtet er mich, als ich um seine Maschine gehe, bedächtig meine Finger über das Lenkrad, den Tank und Sitz gleiten lasse. Dabei sehe ich ihn unverwandt in die Augen.
Als ich bei Bert ankomme, bemerke ich seinen erstarrten Blick, was mich dazu anregt lasziv zu fragen: „Damit hattest du nicht gerechnet, oder, Baby? Lass uns starten.“
Und dann startet er. Reißt mich an sich, küsst mich so leidenschaftlich, dass ich weiche Knie bekomme. Wow, davon wünsche ich mir mehr.
„Wie soll ich jetzt fahren?“, will er von mir wissen. Seine Augen funkeln mich wie leuchtende Sterne an.
„Ups, wir sollten uns ein wenig beruhigen, ansonsten wird es schmerzhaft“, sage ich, mit einem Blick zuerst auf seinen, dann auf meinem Schritt. Ziemlich eng untenrum.
„Habe ich dir schon gesagt, wie blendend du heute aussiehst?“, kommt es mir in den Sinn. Damit zaubere ich ein Lächeln auf sein Gesicht. Kopfschüttelnd grummelt Bert: „Was mache ich nur mit dir?“
„Motorrad fahren?“, entgegne ich unschuldig und schwinge mich auf die Maschine.
Ein lauter Seufzer dringt aus Berts Kehle. „Da habe ich mir was angelacht. Das kann ja heiter werden. Und außerdem, wieso besitzt du diese Motorradkombi? Gibt es dazu auch das passende Motorrad?“
„Natürlich, doch lass uns erst einmal mit deiner fahren. Später zeige ich dir mein Baby.“
„Da bin ich sehr gespannt.“
Die Fahrt ist für meinen Geschmack viel zu kurz. Ich genieße so sehr seine Nähe, den Duft von seinem Aftershave, das Prickeln in meinem Bauch und natürlich den krassen Sound der Maschine, dass ich gar nicht mehr mitbekomme, wo wir hinfahren. Minuten später erkenne ich das herausragende Kuppelgewächshaus des Botanischen Gartens. Bert drosselt die Honda, um kurz darauf den Parkplatz anzusteuern. Gute Idee, denn ich mag solche Parks, in denen man Pflanzen aus allen Ecken der Erde entdecken kann.
„Na, gefällt dir meine Idee?“, fragt Bert, nachdem er seinen Helm abgenommen hat.
„Super. Aber von mir aus könnten wir noch stundenlang durch die Gegend fahren. Die Maschine ist der Hammer. Egal wie lange wir hierbleiben, auf dem Rückweg machst du bitte einen megalangen Umweg.“
Freudig strahlt er mich an, nimmt meinen Helm entgegen und erwidert gelassen: „Da kann ich dir nur zustimmen. Mir gefiel die Fahrt auch.“ Anschließend fügt er hinzu: „Wann warst du das letzte Mal hier?“
„Es ist schon eine Ewigkeit her. Ich glaube, es war kurz vor meiner Konfirmation.“ Versonnen lächele ich vor mich hin. Die Bilder tauchen auf, wie meine Schwester und ich durch die geschlungenen Wege gelaufen sind, während unsere Eltern meilenweit von uns entfernt waren. Gemütliches Gehen war nicht drin.
Wir stellten uns dann vor, wie es wäre, in den verschiedenen Ländern Urlaub zu machen. Später, am See, breitete meine Mutter die Decke aus, dann picknickten wir und jeder erzählte von seinen Eindrücken. Ja, das war toll.
„Bestimmt warst du ein guter Junge, der seinen Eltern zugehört hat, wie sie über die verschiedenen Pflanzenarten erzählten, dir Fragen zu den einzelnen Ländern stellten und …“
Schmunzelnd unterbreche ich ihn: „Nun hör schon auf! Das glaubst du doch selbst nicht. Ich war viel zu neugierig und musste alles selbst erforschen. Sie hatten große Mühe, mich im Zaum zu halten, doch wenn es ums Essen ging, hatten sie mich. Deshalb sind wir nie ohne einen Rucksack mit leckeren Sachen hierher gekommen.“
„Gut zu wissen.“ Er grinst mich an. „Irgendwie hatte ich so etwas vermutet. Doch erwarte nicht von mir, dass ich hinter dir herlaufen werde.“
„Hey, da mach dir mal keine Gedanken. Mich wirst du nicht los.“ Um ihm das klarzumachen, lege ich meine Hand in seinen Nacken, ziehe ihn zu mir und verschließe seinen Mund mit meinem. Seufzend vertieft er diesen Kuss.
Gemütlich schlendern wir kurz darauf durch die verschiedenen Gärten, halten hier und da an, um einzelne Pflanzen genauer zu betrachten, bis wir am Teich ankommen. Dort halten wir nach einem schönen Platz, wo wir unbeobachtet sind, Ausschau.
Rasch befinde ich mich in Berts Umarmung und genieße den atemberaubenden Kuss. Vom Küssen kann ich einfach nicht genug bekommen und ihm geht es genauso.
„Komm, lass uns verschwinden“, schlägt Bert nach einer Weile vor. „Ich habe genug Pflanzen gesehen. Jetzt interessiert mich etwas anderes viel mehr. Dich und deine Maschine, die würde ich gerne mal sehen.“
„Ja, ich bin dabei.“
Wieder genieße ich die Fahrt mit ihm. Am liebsten würde ich stundenlang mit ihm durch die Gegend fahren, doch die Aussicht, mit ihm gleich allein zu sein, weckt noch mehr Erregung in mir als das Motorradfahren. Verdammt! Die Hose sitzt viel zu eng.
Kaum fällt der Blick auf meine Maschine, verdreht er die Augen und stößt hervor: „Na klar, hätte ich mir ja denken können – eine Suzuki Hayabusa.“
„Ja, was dachtest du denn?“ Ich grinse ihn an. „Lass uns die nächste Tour zusammen planen.“
„Auf jeden Fall.“
Nachdem wir Helme und Lederkluft im Flur abgelegt haben, befummeln wir uns gegenseitig. Auf schnellstem Wege verschwinden sogleich die T-Shirts, wobei sich unsere Lippen immer wieder finden.
„Du siehst so schön aus“, raunt er mir ins Ohr, während seine Hände über meine Brust gleiten.
Stöhnend drückte ich den Rücken leicht durch und erhoffe so noch mehr von den Liebkosungen zu bekommen. Blitzschnell umschlingt er mit einem Arm meine Taille und seine Zunge streicht langsam über meinen Hals. Berauscht von den prickelnden Empfindungen schließe ich die Augen. Anschließend wandert seine Zunge zu meiner Brustwarze, stupst er diese an, um kurz darauf die harte Knospe in den Mund zu nehmen. Zischend lasse ich die Luft entweichen, dabei krallen sich meine Finger in seine Schultern.
„Du machst mich ganz verrückt“, säusele ich.
„Dann mache ich ja alles richtig“, kommt es heiser von ihm.
„Ja, bitte mach weiter so“, bettele ich ihn an.
„Hier im Flur?“, will er von mir wissen.
Ich bin gerade so geil drauf, dass mir der Ort völlig egal ist. „Warum nicht?“
Sofort ziehe ich Bert so dicht an mich, dass sich unsere Körper berühren. Mit beiden Händen umfasst er mein Gesicht, sieht mich intensiv an, bevor sich seine Lippen auf meinen Mund legen. Dieser Kuss verspricht mehr als nur Leidenschaft, ist so innig, geheimnisvoll und gleichzeitig so vertraut.
Mit einem Mal brummt Bert, löst sich soeben von mir, nimmt sein Handy aus der Hosentasche und flucht. „Fuck, einen besseren Zeitpunkt hätte sie sich nicht aussuchen können!“
Verblüfft sehe ich ihn an. „Was ist denn?“
„Meine Mutter. Sie hat ein Problem.“
„Ist es schlimm?“, frage ich besorgt.
„Sie ist unglücklich gestürzt.“ Mit einem tiefen Seufzer richtet er sich an mich. „Ich mag überhaupt nicht gehen. Es war so schön mit dir. Und gerade jetzt!“
Dabei deutet er mit dem Kopf auf seinen Schritt, in dem eine deutliche Beule zu erkennen ist. Bedauernd sieht mich Bert an.
Mitleid keimt in mir auf und das große Verlangen, seinen Schwanz tief in meinem Mund zu versenken.
„Hast du noch ein paar Minuten Zeit? Denn so kannst du unmöglich auf die Maschine steigen“, raune ich. Langsam streiche ich unterdessen mit den Fingern über die ausgebeulten Shorts.
Ein Brummen erklingt aus Berts Kehle. „Ich hatte gehofft, dass du mich danach fragst. Hast du eine Idee, wie du meinen ‚Kumpel‘ beruhigen kannst?“, flüstert er mit belegter Stimme.
„Da fällt mir bestimmt etwas ein. Was hältst du davon, wenn ich ihn zunächst aus der Shorts befreie und dann …“
„Ja“, unterbricht er mich abrupt. „Alles, was du willst. Nur bitte fang jetzt an“, bringt er keuchend hervor.
Sachte drücke ich Bert an die Flurwand, stemmte anschließend eine Hand neben sein Gesicht, während die andere in seinem Hosenbund verschwindet. Gierig erobere ich mir sofort einen Kuss. Mittlerweile liegt sein harter Ständer in meiner Hand, die ihn fest umschließt und sich langsam auf und ab bewegt.
„Schneller!“, verlangt er.
Seine Augen sind wie mit einem Schleier verhangen und die Wangen rosa verfärbt. Was für ein Anblick. Ich bin ihm total verfallen, geht es mir durch den Kopf. Rasch erhöhe ich das Tempo. Die Erregung wächst und genauso der Drang, meine hart harte Latte zu befreien. Mit ein paar schnellen Handgriffen streife ich mir die Pants von den Hüften und bearbeite ebenso meinen Ständer.
Wenige Minuten später ergießt sich Bert mit einem Aufstöhnen in meiner Hand. Kurz darauf folge ich ihm. Glücklich schmiege ich mich anschließend an seinen mit Sperma beklebten Oberkörper.
„Tommes, du verstehst dein Handwerk“, erklingt es leise. „Doch nun muss ich wirklich los. Kann ich mich noch in deinem Bad frisch machen? Denn so kann ich unmöglich aus dem Haus“, erklärt er mir lächelnd.
Auch ich muss über diese Vorstellung schmunzeln. „Natürlich.“
Zwei Tage später hatten wir uns bei ihm verabredet. So oft es geht, telefonierten wir, um die lange Wartezeit zu verkürzen. Ich konnte es kaum erwarten, ihn wiederzusehen.
Nachdem ich die Adresse eingetippt habe, traute ich meinen Augen nicht, denn sie führte direkt nach Schloss Waltorf. Vielleicht gibt es ja auf dem Gut eine Wohnung für Angestellte? Möglich ist es doch, geht es durch meinen Kopf.
Als ich dann vor dem Anwesen parke, bin ich mir nicht mehr so sicher. Ein Wasserschloss im Rokoko-Stil tut sich vor mir auf.
Um auf die Einfahrt zu kommen, musste man zunächst eine Brücke überqueren. Rechts und links stehen Säulen, auf denen Löwen sitzen, während an dem Tor leicht bekleidete Frauen aus Stein die Besucher begrüßen.
Von dem Schloss sind lediglich das Herrenhaus, ein Turm und die Stallungen geblieben. Alles andere ist wohl abgerissen worden. Riesige Gärten, Koppeln, auf denen einige Pferde grasten, umsäumen das Gelände. Von weitem sehe ich eine Person, die von der Statur Bert ähnelt, auf mich zukommen. Mutig hebe ich die Hand zum Gruß. Sogleich wird mein Gruß erwidert, doch als wir uns näher kommen, entpuppt sich der Mann als Fremden. Die Ähnlichkeit zwischen ihm und Bert ist verblüffend. Sie könnten glatt Zwillinge sein. Im Gegensatz zu ihm besitzt Bert eine kleinere Nase und der Haarwirbel liegt auf der anderen Seite.
„Hallo, ich bin Henry und du bist bestimmt Tommes.“ Er reicht mir seine Hand.
Noch ein wenig verwirrt erwidere ich den Händedruck.
„Ja“, antworte ich zögernd.
Unterdessen lächelt er mich an, legt seine Hand auf meine Schulter und schiebt mich sachte an, während er weiterredet. „Na, dann komm mal mit. Bert ist noch im Stall. Ich schlage vor, wir gehen schon ins Haus, denn Gäste sollte man gewöhnlich nicht warten lassen.“
„Das ist nett gemeint, ich warte lieber im Stall auf ihn.“ Krampfhaft versuche ich, eine freundliche Miene aufzusetzen.
„Wenn du meinst. Dann bis später.“ Damit verschwindet Henry kurz darauf im Haus.
Erleichtert gehe ich allein weiter. Was für ein unsympathischer Mensch! Hoffentlich muss ich ihm nicht allzu oft begegnen.
Gerade als ich das Stalltor öffnen will, tritt Bert heraus. Stürmisch reiße ich ihn an mich. Wir knutschen miteinander, bis uns fast die Luft ausgeht. Schließlich haben wir einiges nachzuholen.
„Ich hab dich so vermisst“, kommt es gleichzeitig von uns beiden. Lachend sehen wir uns an.
Plötzlich verändert sich Berts Miene. „Hab ich dich warten lassen? Irgendwie habe ich die Zeit vergessen, als ich die Sättel poliert habe.“
„Nein, wieso? Ich bin etwas zu früh da, aber so durfte ich deinen Bruder kennenlernen. Zunächst hatte ich von weitem gedacht, du wärst auf der Koppel, doch je näher wir uns kamen, entpuppte er sich als Henry. Er wollte mich dann mit ins Haus nehmen.“
Berts Augenbrauen ziehen sich für einen Augenblick zusammen. „Schön, dass du es dir anders überlegt hast und zu mir in den Stall gekommen bist. Die anderen können ruhig warten.“ Amüsiert grinst er vor sich hin, greift nach meiner Hand und so folge ich ihm ins Stallinnere.
„Wer sind die anderen?“, will ich von ihm wissen, bevor er mich vernascht. Zwischen ein paar Küssen erwidert Bert: „Meine Mutter und mein Bruder.“
Abrupt drücke ich ihn von mir, blicke Bert entgeistert an. „Was? Ich dachte, nur wir beide verbringen den Tag miteinander.“
„Nun sieh mich nicht so schmollend an. Das bricht mir das Herz“. Er schmunzelt. „Ich werde es auch wiedergutmachen“, fügt Bert mit einem geheimnisvollen Lächeln hinzu.
Wilde Fantasien schießen sofort durch meinen Kopf, während ich seufzend nachgebe.
„Na gut. Ich bin gespannt, was du dir einfallen lässt.“ Schnell erhasche ich mir noch einen Kuss, bevor wir aufbrechen.
„Hallo Tommes. Ich darf dich doch so nennen, oder?“, begrüßt mich eine gut aussehende ältere Frau, als wir den Flur betreten. Neugierig beäugt sie mich dabei.
„Mutter, lass ihn doch erst einmal ankommen.“ Bert seufzt.
„Ja, der bin ich und wie darf ich Sie nennen?“, erwidere ich gelassen.
„Oh, wie unhöflich von mir. Ich bin Elisabeth Waltorf, nenn mich ruhig Elisabeth“, kommt es locker von ihr. „Schön, dass du da bist. Wir sehen uns dann gleich zum Tee“, fügt seine Mutter noch hinzu, bevor sie durch eine Tür verschwindet.
„Was war das denn?“ Irritiert richte ich meinen Blick auf Bert, der grinsend den Kopf schüttelt.
„Hm, normalerweise ist sie verschlossener. Sie scheint dich zu mögen.“
„Okay, und wann wolltest du mir sagen, dass du Bert Waltorf bist? Ich dachte, du arbeitest hier als Pferdewirt, wohnst im Nebengebäude, damit du immer erreichbar bist. Wieso hast du nichts gesagt?“ Enttäuscht warte ich auf die Antwort.
„Ach Tommes.“ Bert versucht, meine Hand zu nehmen, die ich ihm rasch entziehe.
„Nein!“, protestiere ich. In meinem Kopf sammeln sich tausend Fragen an.
„Ich arbeite wirklich als Pferdewirt in unserem Familienunternehmen.“
Als ich nichts darauf erwidere, schluckt Bert hart und fügt noch hinzu: „Von meiner Herkunft wollte ich dir vorerst nichts erzählen, weil ich in den letzten Jahren damit schlechte Erfahrungen gesammelt habe. Ich wollte mir sicher sein, dass du mich so magst, wie ich aufgetreten bin. Eben als Bert.“
„Du willst mir damit sagen, dass ich es womöglich auf dein Geld abgesehen habe?“ Ungläubig starre ich ihn an. „Das ist nicht dein Ernst!“ Da Bert keinen Versuch macht, etwas zu erwidern, drehe ich mich um und verlasse das Haus.
„Nein! Tommes, bitte warte.“ Bert versucht mich aufzuhalten, doch vergebens.
Kaum sitze ich im Auto, fahre ich, ohne mich anzuschnallen, mit quietschenden Reifen los, um so schnell wie möglich zu verschwinden. Erst nach ein paar Metern nehme ich den Gurt und befestige ihn ordnungsgemäß. Schimpfend schlage ich dann auf das Lenkrad ein. So ein Idiot! Und ich habe ihm alles geglaubt! Warum habe ich nicht schon früher nach seinem Nachnamen gefragt? Womöglich hätte er mir irgendeinen Namen genannt. Waren die Gefühle überhaupt echt? Ach, das Schlimmste ist, dass ich ihn liebe.
Während der Fahrt klingelt immer wieder das Handy. Ich kann mir schon denken, wer mich da erreichen möchte. Ganz bewusst ignoriere ich den Anrufer und konzentriere mich auf den Verkehr. Bestimmt verfolgt er mich nach Hause, deshalb entscheide ich mich, kurzfristig meine Schwester Nina zu besuchen. Schnell schickte ich ihr eine Nachricht, damit sie etwas Zeit hat, sich auf mich einzustellen. Zwei Minuten später kommen ein Lach- und ein Daumen-hoch-Emoji. Prima, das klappt wenigstens.
Nachdem ich vor dem Mietshaus einen Parkplatz gefunden und den Klingelknopf betätigt habe, erklingt durch die Sprechanlage Ninas Stimme. „Hey, wer ist da?“
Nie sagt sie ihren Namen.
„Man weiß ja nie, wer da steht und was die Person wirklich will“, argumentierte Nina, als ich sie einmal danach fragte. Da konnte ich ihr nur zustimmen.
„Tommes.“ Mehr muss ich nicht hinzufügen.
„Okay, komm rauf!“ Schon höre ich das Surren, drücke mich gegen die Tür und stehe im Flur. Ninas Wohnung befindet sich im dritten Stockwerk, eine Dachwohnung mit Balkon für sie ganz allein.
Mit funkelnden Augen, beide Hände in die Hüften gestemmt, steht sie in der offenen Wohnungstür. „Na, das wurde auch mal Zeit, dass du dich blicken lässt. Wo warst du?“
„Darf ich rein oder muss ich deine Fragen auf dem Flur beantworten?“
„Natürlich nicht, könnte ja peinlich werden.“ Sie zwinkert mir zu und zieht mich an ihre Brust. Erleichtert erwidere ich diese Umarmung.
Kaum sitzen wir auf ihrem Sofa, bombardiert mich Nina mit Fragen. „Nun sag schon, warum bist du wirklich hier? Bestimmt nicht, um deine Schwester zu sehen und mit ihr über Politik zu reden. Wobei es mir sehr gefallen würde. Also, was ist los?“
Immer schnell zum Punkt kommen, das ist Ninas Devise. Somit erspart man sich Zeit für wichtigere Dinge.
„Autsch! Bitte mehr Feingefühl“, protestiere ich.
„Wieso, weil du mein kleiner Bruder bist?“
Fast drei Jahre ist sie älter als ich und das lässt sie mich ab und zu spüren. Dafür nutze ich meine Stellung als Jüngster auch sehr gerne aus.
„Das ist doch Grund genug“, erwidere ich leise.
Sofort blickt mich meine Schwester besorgt an. „Komm her.“ Liebevoll legt sie ihren Arm um meine Schulter und drückt mich fest an sich. Schweigend genieße ich das Gefühl der Geborgenheit.
Später erzähle ich ihr von Bert und was ich heute mit ihm erlebt habe. Still hört sie sich alles bis zum Schluss an.
Noch während Nina ansetzt mit: „Das sind ja Neuigkeiten“, klingelt mein Handy.
Ohne darauf zu schauen, ahne ich schon, wer mich anruft. Natürlich Bert! Rasch stelle ich es lautlos. Aufgewühlt lasse ich es anschließend mit einem Seufzer in meiner Hosentasche verschwinden. Dabei nehme ich Augenkontakt zu meiner Schwester auf.
„Lass mich raten, das war Bert.“ Als ich nicke, fährt sie fort. „Tommes, du musst etwas unternehmen! Und wenn es nur ein klärendes Gespräch ist. Du siehst doch, dass er was von dir will, sonst hätte er nicht versucht dich anzurufen. Also, gib dir einen Ruck und hör dir an, was er zu sagen hat.“
„Nina, er hat mich angelogen!“, rufe ich empört aus.
„Falsch! Bert hat eine wichtige Information zurückgehalten. Und warum?“, will sie von mir wissen. Wütend betrachte ich Nina. „Sag mal, auf welcher Seite stehst du überhaupt? Ich dachte, du hältst zu mir?“, füge ich verbittert hinzu. Von ihr hatte ich erwartet, dass sie mir zustimmt, doch stattdessen stellt sie Berts Verhalten besser dar, als es in Wirklichkeit ist. War es vielleicht doch ein Fehler, ausgerechnet mit Nina darüber zu sprechen? Normalerweise kann man mit ihr fair diskutieren, weil sie vieles hinterfragt. Und ehe man sich’s versieht, öffnet sie einem eine neue Sichtweise. Nur heute bin ich so gar nicht gut darauf.
„Natürlich bin ich auf deiner Seite. Nur wenn ich sehe, dass du in dein Unglück läufst, weil du Scheuklappen trägst, möchte ich dir zumindest einen Denkanstoß geben. Was du daraus machst, ist deine Sache. Vielleicht ist es sogar besser, eine Nacht darüber zu schlafen, bevor du etwas unternimmst.“
Nachdenklich blicke ich sie an. „Mag schon sein, aber dann übernachte ich bei dir. Du hast doch nichts dagegen, oder?“ Dabei zwinkere ich ihr zu.
Nina schnappt kurz nach Luft. „Hey! So hatte ich es wohl kaum gemeint.“
Mit unschuldiger Miene erwidere ich: „Ach, wie dann?“
Kopfschüttelnd beginnt sie zu grinsen. „Was soll’s, du kannst hierbleiben. Schlafsachen habe ich aber keine für dich!“
„Das macht doch nichts, Schwesterherz.“ Ich lächle ihr zu. Dafür knufft sie mir in die Seite.
Nach dem Kaffee machen wir es uns wieder auf dem Sofa bequem, reden über alte Zeiten und was wir in den letzten Wochen so getrieben haben. Plötzlich fängt mein Bauch zu brummen an. Erschrocken sehen wir uns an. Nina schaut auf die Uhr und zu beginnt zu schmunzeln. „Na ja, um diese Uhrzeit säße ich auch schon am Tisch mit einem leckeren Sandwich oder einer Pizza.“
„Hör bloß auf weiterzureden, mir läuft das Wasser schon im Mund zusammen.“
„Dann lass uns mal nachschauen, was ich alles dahabe.“
Minuten später sitzen wir mit unseren belegten Broten, Spiegeleiern und Salat vor dem Fernseher. Schnell einigen wir uns über das Programm, da Nina auch ein Science-Fiction-Fan ist. Ich genieße Zeit mit ihr, dabei stelle ich mit Bedauern fest, dass wir uns in den letzten Wochen viel zu wenig gesehen haben. Das Erzählen, das Sticheln und ihre Nähe tun mir so gut, dass ich gerne mehr davon haben möchte. Ich nehme mir vor, ab heute meine Prioritäten neu zu überdenken, um Nina häufiger zu besuchen.
Da Nina eine Langschläferin ist und ich ein Frühaufsteher bin, mache ich mich noch vor dem Frühstück auf, um nach Hause zu fahren. Am Sonntag ist nicht so viel los auf den Straßen, sodass ich rasch ankomme, um mit Erstaunen festzustellen, dass Bert schlafend vor meiner Wohnungstür liegt. Irgendjemand muss ihn in den Treppenhaus gelassen haben.
Langsam knie ich mich vor ihn, betrachte sein Gesicht, die rosa Wangen, die abstehenden Haare, seine wundervollen Lippen, die leicht geöffnet sind und mich förmlich anbetteln, geküsst zu werden. Fuck, ich bin ihm total verfallen! Ohne noch weiter nachzudenken, beuge ich mich über ihn und hauche einen Kuss auf seinen Mund. Kurz zuckt er zusammen, dann schlägt er die Augen auf, sieht mich verwirrt an und fragt: „Tommes, wo warst du?“
Schleunigst versuche ich mich aufzurichten, doch Bert hält mein Handgelenk fest. Was habe ich nur getan? Sauer wollte ich auf diesem Kerl sein, ihm aus dem Weg gehen, und nun? Mein Herz verlangt nach ihm, so wie der Rest von mir. Wenn er mich weiterhin so ansieht, mit diesem bettelnden Ausdruck im Gesicht, sinke ich in seine Arme und dann ist es zu spät.
Es kommt, wie es kommen muss: Unsere Lippen treffen sich zu einem Versöhnungskuss, dem weitere folgten. So ist es nicht verwunderlich, dass wir nach wenigen Minuten in meinem Schlafzimmer stehen. Hastig helfen wir uns gegenseitig die Oberteile zu entfernen, wofür wir das Küssen nicht unterbrechen. Dann schubst Bert mich auf das Bett, verschlingt mich mit seinen Blicken, bevor er sich an meiner Hose zu schaffen macht.
Auch ich kann meine Augen und Hände nicht von seinem muskulösen Körper lassen. Gerne helfe ich ihm beim Entfernen meiner Hose und Pants. Dann liege ich nackt vor ihm.
Sein Brustkorb senkt und hebt sich im schnellen Rhythmus, als er mir sagt, wie schön ich aussehe und dass er sich kaum noch beherrschen kann, über mich herzufallen. Ich strecke ihm als Aufforderung, endlich zu beginnen, beide Arme entgegen, denn irgendwie ist mein Hals so trocken, dass kein Wort herauskommt.
Bert krabbelt über mich, bedeckt jeden Zentimeter meines Körpers mit Küssen oder leckt die eine und andere empfindliche Stelle, sodass ich vor Erregung aufstöhne. Lasziv rekele ich mich unter ihm, hauche hier und da einen Kuss auf seine Brust, bis ich die harten Knospen zwischen meinen Fingerspitzen nehme. Ein brummender, kehliger Laut erklingt aus Berts Kehle, der mich zu mehr anspornt. Flink verschwinden meine Finger in seinem Hosenbund. Zischend lässt er die Luft entweichen und wirft seinen Kopf in den Nacken.
Oh, wie mich das anmacht. Mit schnellen Griffen öffne ich den Reißverschluss und ziehe seine Shorts herunter, sodass mir seine Latte entgegenspringt. Bert richtet sich etwas auf, rollt sich auf die Seite, um sich die Hose abzustreifen. Rasch nutze ich die Gelegenheit und drücke mich auf ihn.
„Jetzt wirst du mir nicht mehr entkommen, Baby!“, warne ich mit belegter Stimme.
„Nimm mich, ich bin dein!“, erwidert er in einem rauen Ton, der vielverheißend klingt.
Nachdem ich ihm einen geblasen habe, will Bert von mir wissen, wo ich Gleitgel und Kondome habe. Stutzig lege ich ihm alles auf das Bett. Er kann doch unmöglich … Weiter komme ich nicht mit Denken, denn mit einem Mal lande ich auf dem Bauch. Er spreizt meine Beine leicht auseinander und lässt seine Finger über den Arsch kreisen, bis einer kurz in der Ritze verschwindet.
Stück für Stück hebe ich mein Becken an. Als der Finger erneut auftaucht, fühlt er sich glitschig an und dringt tief in meinen Anus hinein. Schnell findet Bert meinen Lustpunkt, den er sanft massiert. Ich stöhne auf. Kaum ist der Finger verschwunden, kommt ein weiterer hinzu, der für noch mehr Erregung sorgt. Mittlerweile streichelt seine andere Hand meinen Hoden.
Wimmernd bitte ich Bert, endlich zu kommen. Und tatsächlich dringt Sekunden später sein Schwanz langsam in mich ein, während seine Hände sich an meinen Hüften befinden. Zunächst schnappe ich kurz nach Luft, doch dann ist der Schmerz vergangen. Nun kann ich mich auf den stetig schneller werdenden Rhythmus einlassen. Ich genieße das stimulierende Gefühl, das mich kurz darauf zum Höhepunkt kommen lässt. Erschöpft lege ich mich auf die Seite und entspanne mich in seiner Umarmung.
Danach sprechen wir uns aus und versichern einander, von nun an über alles zu reden, was uns beide betrifft. Natürlich gibt es noch ein paar Geheimnisse, jedoch sorgen sie dafür, unsere Beziehung auf eine aufregende Art zu ergänzen.
Mittlerweile ist schon ein halbes Jahr vergangen, seit wir zusammengekommen sind. Bert hat mich heute für ein Picknick eingeladen. Die Pferde sind bereits gesattelt und warten darauf, dass es losgeht. Doch irgendetwas stimmt mit Bert nicht. Er wirkt nervös, kontrolliert zum dritten Mal den Rucksack, während sein Bruder ihm schmunzelnd zuzwinkert. Die beiden haben bestimmt wieder etwas ausgeheckt. Nur was ist es dieses Mal?
Kaum sitzen wir auf den Rücken der Pferde, sind alle vorherigen Gedanken vergessen. Das Schnaufen und der Geruch der Vollblüter, der gleichmäßige Rhythmus beim Galoppieren bringen mich in eine andere Welt. Ich fühle mich frei, leicht, ebenso verbunden mit dem Pferd und der Natur.
Am Ende der Koppel befindet sich ein kleiner Tümpel, an dem wir uns niederlassen. Erwartungsvoll sehe ich Bert zu, was er zum Essen auspackt. Weintrauben, Erdbeeren, Muffins, Kaffee und Sekt. Wieso Sekt? Und warum schaut er schon wieder auf seine Uhr?
Lächelnd drückt Bert mir einen Muffin in die Hand, stellt eine gefüllte Kaffeetasse vor mir ab, ehe er es bei sich wiederholt. „Lass es dir schmecken, mein Schatz. Ich habe sie nur für dich gebacken.“
„Du? Die sehen fantastisch aus.“ Blitzschnell drücke ich ihm noch einen Kuss auf den Mund, bevor ich herzhaft in den Muffin hineinbeiße. Dabei stoßen meine Zähne auf einen harten Gegenstand. Erschrocken halte ich das Kuchenstück von mir, betrachte es etwas genauer und entdecke einen silbernen Ring. Verwirrt sehe ich Bert an.
„Tommes, du machst mich zum glücklichsten Mann der Welt, wenn du diesen Ring annimmst. Willst du mich heiraten?“
Erfreut, mit Tränen im Gesicht, strahle ich ihn an, bringe keuchend hervor: „Ja, das will ich“, bevor meine Zunge in seinem Mund verschwindet.
Plötzlich vernehme ich viele Flügelschläge. Ein Schwarm weißer Tauben fliegt über uns hinweg. Wo kommen die auf einmal her? Hat Bert damit etwas zu tun? Ich werde ihn später danach fragen, jetzt steht Wichtigeres an – meinen Mann glücklich zu machen.
Ende
Texte: Marel.a
Cover: Pixabay kaputze-1171625_1920
Lektorat: Bernd und Sissi
Korrektorat: Bernd und Sissi
Tag der Veröffentlichung: 25.07.2021
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Danke, an Sissi, Bernd, JoAn Fox und alle, die mitgewirkt haben.