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Poolparty, ... nur mit wem? * Marel.a

 

 

„… und nun die Wettervorhersage für heute. Die Junisonne verwöhnt uns mit einunddreißig Grad, dazu kommt ein leichter Wind auf. Tipp von mir, wenn ihr einen Pool zu Hause habt, ladet doch einfach eure Nachbarn oder Freunde ein. Denn bekanntlich macht es zu zweit mehr Spaß, als alleine. In diesem Sinne, wünsche ich euch einen feucht fröhlichen Tag, euer Nick vom Sender Wetterlie.

Einen Pool? Den hätte ich auch gerne. Doch wen würde ich dazu einladen? Nachbarn? Nein. Ich habe nur Familien um mich herum. Freunde? Geht auch nicht, die sind zu weit weg. Hm, aber der Neue, mit den ich neuerdings in der Stadtbibliothek arbeite. Ja, mit dieser Sahneschnitte könnte ich mir den Badespaß super vorstellen.

Ich sehe schon, wie wir mit unseren kurzen Badeshorts in den Pool springen. Uns gegenseitig nass spritzen und unterducken. Lachend nehmen wir uns in die Arme und ich streiche mit den Händen seinen muskulösen Rücken hinab. Er drückt sich mir entgegen und schaut mir tief in die Augen. Mein Kopf neigt sich seinem entgegen und dann berühren sich unsere Lippen. Neckend bittet er mit seiner Zunge um Einlass, den ich ihm gerne gewähre. Und schon beginnt eine aufregende Knutscherei. Seine Hände wandern immer tiefer, bis er… „Ring, ring, ring“, klingelt der zweite Wecker.

Fuck, es war gerade so schön. Warum gerade jetzt? Stöhnend verlasse ich das Bett und schleppe mich ins Badezimmer. Eine kalte Dusche wird jetzt wohl das Beste für mich und meine Morgenlatte sein. Dabei mache ich mir schon wieder Gedanken über den Neuen. Steht er überhaupt auf Männer? Und wenn, habe ich mit meinem Aussehen eine Chance bei ihm? Mit meinen ein Meter und achtzig bin ich nicht gerade sehr groß, eher durchschnittlich. Dazu kommen noch dunkelbraune, halblange, widerspenstige Haare, die mich manchmal zur Verzweiflung bringen. Denn die Locken machen einfach was sie wollen. Kurzschneiden kommt für mich jedoch nicht in Frage. Was ich besonders gerne an mir mag, sind die braune Augen und der leicht muskulöse Körper. Denn in der Freizeit jogge ich gerne oder fahre mit dem Fahrrad.

Auf der Arbeit ist gerade nicht so viel los. Liegt wohl daran, dass Ferien sind. Doch dann steht plötzlich der Neue vor mir und begrüßt mich mit einem wunderbarem Lächeln im Gesicht: „ Hi, Timo.“ Schluck. Gerade muss ich an die schöne Poolszene denken. Als er dann auch noch zu Lachen beginnt, laufe ich rot an. Mensch ist das peinlich. Schnell senke ich den Blick.

Bevor der Neue sich von mir abwendet, legt er die mitgebrachten Bücher auf mein Pult. Leise raune ich: „Guten Morgen Ben und danke.“ Ob er mich gehört hat? Ich weiß es nicht. Oh Shit, das habe ich ja gut hinbekommen. So kann das mit dem Kennenlernen nichts werden. Ich wünschte, ich könnte jetzt Gedanken lesen.

Der Timo ist ja so süß. Wie er rot anläuft, als ob er etwas zu verbergen hat. Vielleicht hängt es mit mir zusammen? Warum sonst, sollte er seinen Blick vor mir verstecken? Doch vor allem, gefällt mir seine geheimnisvolle Stimme und wie er meinen Namen flüstert.

„Was?“, schreie ich heraus. Hat er das gerade laut gesagt? Im nächsten Augenblick schlage ich die Hand vor dem Mund. Oder habe ich tatsächlich seine Gedanken wahrgenommen?

Ben dreht sich ruckartig um, zieht die Augenbrauen hoch und sieht mir ins Gesicht. Ich hoffe, er erwartet keine Erklärung von mir. Deshalb zucke ich nur mit den Schultern, weil mir gerade die Stimme versagt.

Was ist mit Timo los? Hat er nicht gerade: „Was“ gerufen? Hm, anscheinend habe ich mich getäuscht.

Langsam lässt Ben den Blick über meinen Körper rauf und runter wandern, bis er an meinen Augen hängen bleibt. Tief atme ich ein und aus, um das aufsteigende Prickeln zu unterdrücken. Wie er mich ansieht, so als ob er mit mir flirtet. Mit mir? Auf einmal höre ich schon wieder die Stimme.

Lecker, was ich da so sehe. Timo ist schon eine tolle Erscheinung. Die enge Jeans steht ihm heute besonders gut. Ich kann es kaum erwarten, seinen geilen Arsch zu sehen. Ob er die extra für mich angezogen hat?

Das glaube ich jetzt nicht. Bin ich wirklich in der Lage, seine Gedanken zu lesen? Wie verrückt ist das denn! Und auf meinen Arsch steht er auch noch? Schon wieder steigt die Röte an, während ich ihn anstarre. Über Bens Gesicht huscht ein Lächeln, als er sich umdreht und hinter den nächsten Regalen verschwindet. Mein Blick richtet sich wie automatisch auf sein Hinterteil, den er provokativ hin und her wackeln lässt. Nur mühsam können sich meine Augen von ihm lösen und auf die vor mir liegenden Bücher konzentrieren. Das hat er doch mit Absicht gemacht. Na warte, das kann ich auch.

Voll bepackt mit neuen Büchern, die eingeräumt werden müssen, gehe ich nah an Ben vorbei, der gerade am Computer arbeitet. Langsam wende ich den Kopf zu ihm und lächle ihn süffisant an. Für einen kurzen Augenblick sieht Ben mich erstaunt an, doch dann verändert sich seine Augenfarbe. Irgendwie erscheinen sie mir jetzt dunkler. Um noch einen drauf zu setzen, bücke ich mich tief herunter, um aus einem Regal, ganz in seiner Nähe, ein Buch herauszuholen. Wie erwartet spüre ich heiße Blicke, die jede Bewegung von mir aufnehmen.

Fuck, was macht Timo mit mir? Mm, er riecht so gut und dann noch der super knackige Hintern. Hu, jetzt muss er gut auf sich aufpassen, ansonsten vernasch ich ihn.

Schmunzelnd richte ich mich langsam auf, wende mich ihm zu und flüstere: „Verbringen wir nachher die Pause zusammen?“ „Vielleicht“, raunt er mir zu. Überrascht schaue ich ihn an. War ich zu weit gegangen? Nun, mir bleibt nichts weiter übrig, als abzuwarten. „Okay. Man sieht sich.“ Damit verschwinde ich schnell aus Bens Reichweite. Langsam werden die peinlichen Situationen zur Normalität. Dabei war ich mir so sicher, dass er anbeißen würde.

Zum Glück gab es bis zum Mittag viel zu tun, so dass die Zeit schnell um ging. Und die Gedanken an Ben konnte ich gut ignorieren. Im Pausenraum ist zurzeit keiner da. So setze ich mich mit der Stulle in der Hand in den Sessel. Gerade beiße ich genüsslich ab, als hinter mir jemand ins Ohr flüstert: „ Hast du auf mich gewartet?“ Erschrocken ziehe ich die Luft ein, versuche zu kauen, zu schlucken, doch letztendlich ersticke ich fast an meinem Essen. Ben klopft mit der flachen Hand zwischen meine Schulterblätter, bis es mir endlich besser geht. „Hey, sorry. Das wollte ich nicht.“ Besorgt sieht er mich an, kramt in seiner Tasche herum und hält mir kurz darauf eine Flasche Wasser vor den Mund. Gierig trinke ich daraus, ohne dabei den Blick von ihm zu wenden. Nach ein paar Schlucken reiche ich ihm die Flasche zurück. „Darf ich es wieder gut machen?“, fragt mich Ben. Von seinen blauen Augen verschlungen, schaffe ich gerade ein Nicken, als er sich langsam über mich beugt. Mit den Händen stützt er sich an den Armlehnen des Sessels ab und senkt seine Lippen auf meine.

Endlich. So weich habe ich mir seinen Mund vorgestellt. Wie er wohl schmeckt? Ich kann es kaum erwarten.

„Ich auch“, kommt es erregt von mir. „Was möchtest du auch?“ fragt mich Ben herausfordernd. Oh Fuck, habe ich das gerade laut gesagt? Das mit dem Gedanken hören, ist totaler Mist. Ich wünschte, es wäre vorbei. Mit belegter Stimme antworte ich: „Mehr von dir.“ „Aha. Was genau?“ „Ein geiler Kuss würde für den Anfang reichen.“ Und sogleich lege ich meine Hand auf seinen Nacken und ziehe ihn zu mir herunter. Habe ich das gerade gesagt? Der Ben macht mich zu einem neuen Mensch. Das hätte ich vorher nicht gewagt. Egal, jetzt genieße ich den leidenschaftlichen Kuss. Unsere Zungen verschlingen sich und erforschen die Mundhöhle des anderen. Man kann der gut küssen. Ich kann gar nicht genug von ihm bekommen. Mittlerweile hat sich Ben auf meinen Schoß gesetzt, ohne dabei mit dem Knutschen aufzuhören. Eine Hand zerzaust die Haare und die andere hält meine Wange. Keuchend löse ich mich von Ben, knabbere frech an seiner Lippe und raune ihm zu: „Gleich ist die Pause vorbei.“ Mit einem Stöhnen erhebt er sich von meinem Schoß und sieht mir tief in die Augen. Lange sehen wir uns an, bis er mir seine Hand hinhält, um mir beim Aufstehen zu helfen. Oh, war das schön. Und wie geht es jetzt mit uns weiter? Moment mal, wieso kann ich seine Gedanken nicht hören? Ist es jetzt vorbei? Ein tiefer Seufzer dringt aus meiner Kehle, wärend Ben mich schmunzelnd beobachtet. Plötzlich gibt er mir ein Kuss und fragt: „Sehen wir uns heute Abend?“ „Ja, aber nur wenn du einen Pool hast“, kichere ich. „Na dann, sehen wir uns um halb acht bei mir“, flüstert er mit tiefer Stimme. Uh, jetzt habe ich Gänsehaut. „Du hast wirklich einen …“ „Yep. Denn schwimmen ist meine Leidenschaft“, grinst er mich an. „Bis später Timo.“ Und schon ist er aus dem Raum verschwunden. Eine gefühlte Ewigkeit starre ich die bereits verschlossene Tür des Pausenraums an, bis mich das Ticken der Uhr in die Realität zurückholt.

Was, nur noch fünf Minuten Pause? Habe ich das eben alles nur geträumt? Das Knutschen mit Ben, die Einladung zum Schwimmen in seinen Pool, war das wirklich echt? Zerstreut suche ich die mitgebrachte Stulle, beiße nochmals hinein und verstaue den Rest in die Dose. Jetzt noch einmal tief durchatmen, bevor ich meinen Arbeitsplatz aufsuche. Wer weiß, was mich da erwartet.

Mein erster Blick fällt auf den blauen zusammen gefalteten Zettel. Neugierig öffne ich ihn und lese, dass Ben heute Abend auf mich wartet. Ich solle nicht die Badehose vergessen, schließlich ist das eine „Poolparty“. Dazu kommt noch ein lachender Smiley und am Ende seine Adresse. Süß. Das war also kein Traum. Jetzt bin ich total aufgeregt. Suchend geht mein Blick durch den Raum, bis ich Ben entdecke, der mir zuzwinkert. Sofort wird mir heiß und die Röte in meinem Gesicht, lässt nicht lange auf sich warten. Schnell wende ich mich ab und blättere in einem Buch. Oh, oh, jetzt gibt es kein Zurück mehr! Immerhin willst du es doch auch, Timo. Also ran an ihn!

Sobald sich eine Möglichkeit ergibt, in seine Nähe zu kommen, nehme ich diese war. Dabei werfen wir uns gegenseitig schmachtende Blicke zu oder berühren uns ganz zufällig im Vorbeigehen. Immer wieder nehme ich einen wohliger Schauer war. So vergeht die Zeit wie im Fluge und nun stehe ich draußen mit meinen Kollegen um „Tschö“ zu sagen. Ein bisschen quatschen wir noch über dies und das, bis jeder seinen Weg geht. Ben ist zum Glück sehr zurückhaltend gewesen, so dass keiner etwas bemerkt hat.

Zuhause entkleide ich mich bis auf die Pants, lüfte die Wohnung und schaue in den Kühlschrank was er so hergibt. Mm, Falafel, Salat, Yoghurtsoße und Humus wird es zum Abendessen geben. Sogleich mache ich mich ans Werk. Nach dem Essen und Spülen geht es ab unter die Dusche. Jetzt bloß nicht zu viele Gedanken über Ben machen, sonst komme ich hier gar nicht mehr heraus. Wichtiger ist: Was ziehe ich gleich an?

Mit einem weißen T-Shirt, enge Jeans und darunter eine Badeshorts bekleidet, stehe ich vor Bens Wohnung. In der einen Hand mein Rucksack mit Badetuch, Pants und in der anderen ein Sixpack Weizen.

Irgendwie habe ich das Gefühl, er hat mir eine falsche Adresse aufgeschrieben. Dieses Haus ist irre groß, da passen mindestens zwei Familien rein. Noch bevor ich den Zettel aus der Hosentasche holen will, kommt Ben durch das Gartentor auf mich zu. „Schön, dass du gekommen bist. Komm, ich zeige dir den Pool und nachher auch gerne die Wohnung.“ Lächelnd nimmt er meine Hand und zieht mich hinter sich her. Immer noch verwirrt, starre ich nun auf den zehn Meter langen und vier Meter breiten Pool. „Wie ist das möglich?“, stottere ich. „Mein Onkel und ich wohnen in diesem Haus. Da er jedoch beruflich viel unterwegs ist, nutze ich alles was du sehen kannst.“ „Aha.“ Hoffentlich stimmt das. „Du glaubst mir nicht?“ „Äh, ich habe nur nicht mit so etwas gerechnet. Eher alles eine Nummer kleiner. Was nicht heißen soll, dass es mir nicht gefällt. Nein, ganz im Gegenteil!“ Ben fängt an zu lachen. „Wer als erster im Pool ist, bekommt einen …“ „Was bekommt er?“, will ich von ihm wissen, wärend wir uns aus den Klamotten schälen. „Warts ab“, neckt er mich. „Du machst es sehr spannend.“ Fast gleichzeitig springen wir ins Wasser. „So, und was …“ weiter komme ich nicht, denn zwei wundervolle Lippen pressen sich auf meine. Der Kuss wird leidenschaftlich von mir erwidert. Und so folgt der nächste und übernächste. Mittlerweile wandern seine und meine Hände den Rücken des anderen rauf und runter. Genau wie in meinem Traum. Seufzend drücke ich mich fest an ihn. Ja, genau so hatte ich es mir vorgestellt.

„Was, du hast von mir geträumt?“, will er Neugierig wissen. Wie kommt er denn da drauf? Jetzt kann er wohl Gedanken lesen. „Kann schon sein“, necke ich. Unterdessen gleitet seine Hand weiter zu meiner Badehose.

 

Ende

Impressum

Texte: Marel.a
Bildmaterialien: Pixabay
Cover: Pixabay
Satz: Marel.a
Tag der Veröffentlichung: 09.07.2020

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
DANKE an JoAn Fox, die sich immer die Zeit nimmt, mir zuzuhören und einen Blick auf den Text wirft. Und an alle Leser :-) Eure Marel.a

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