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Kapitel 14
Prolog
Ich hasse mein Leben!!! Warum? Na ganz einfach: Nichts ist normal! Mein Vater ist ein Vampir/Engel, (Kurze Erklärung:Er wurde als Engel geboren und von dem Ex Freund meiner Mutter in einen Vampir verwandelt) meine Mutter eine Gefährtin und ich? Wie sollte es auch anders sein? Ich bin natürlich auch eine. Soll heißen ich würde mich irgendwann in einen Vampir(!!) verlieben und könnte nichts dagegen tun. Aber dass wollte ich nicht. Ich war schon seit Jahren mit meinem ehemals besten Freund Alex zusammen. Er war der Sohn von Mom’s bester Freundin Anna. Trotz diesem ganzen Vampir kram war ich eigentlich ganz normal, wenn ich dass mal so sagen darf. Zumindest bis zu diesem einen Abend.
Kapitel 1
I
Ich war mit Alex und meiner besten Freundin Kathi in einem Club. Wir wollten noch mal richtig abfeiern. Es war schon nach Mitternacht, aber müde war keiner von uns. Wir hatten riesigen Spaß und tanzten bis zum Umfallen. Als wir schließlich beschlossen eine Pause einzulegen ging ich an die Bar, um mir etwas zutrinken zu holen. „Na schöne Frau? Ganz allein hier?“ Ich hasste solche Anmachen und drehte mich um, um dem Typen die Meinung zu geigen. Doch als ich ihn sah, vergaß ich alles um mich herum. Ich starrte ihn an. Er war älter als ich. Ich schätzte ihn auf Anfang bis Mitte 20. Er war groß, schlank, hatte, soweit ich es in dem diffusen Licht erkennen konnte, blau-schwarze Haare und gelbe Augen. So was hatte ich echt noch nie gesehen. Ob das Kontaktlinsen waren? „Gefällt dir was du siehst?“ Fragte er mit einem selbstgefälligen Lächeln. „Nein du siehst aus wie ein Freak.“ Sagte ich, nahm meinen Drink und ging zurück zu meinen Freunden. „Ist alles ok? Du wirkst so aufgekratzt?“ Fragte Alex mich sofort, als ich mich neben ihn gesetzt hatte. „Nein, nein alles ok. Mir ist nur warm.“ Er musterte mich nochmals und legte dann seinen Arm um meine Schulter.
Gegen 4 fuhren wir dann schließlich nach Hause. Ich fand es schade, dass Alex nicht bleiben durfte aber mein Dad war strikt dagegen. Nachdem ich im umgezogen hatte, legte ich mit ins Bett. Ich war total müde und schlief direkt ein. Natürlich träumte ich von diesem Fremden. Es war zwar eigentlich ganz unverfänglich aber doch trotzdem irgendwie komisch. Mein Herz klopfte wie wild und das tat es sonst nur bei Alex!
Als ich am nächsten Morgen wach wurde, stand die Sonne hoch am Himmel. Mein Blick flog zum Wecker und ich sah, dass schon 13 Uhr vorbei waren. Schnell sprang ich unter die Dusche und ging dann runter zu meinen Eltern. Sie saßen im Wohnzimmer und sahen fern. Eigentlich wirkten sie ganz normal. Nicht viele wussten, dass sie es nicht waren. „Hey“ „Na? Auch mal wach?“ Fragte meine Mutter mich lächelnd. „Ja es ist etwas später geworden.“ „Ist ja ok. du bist immerhin schon 18. Wie war es denn?“ „Ganz gut.“ Ich setzte mich neben sie und sie sah mich besorgt an. „Das klingt ja nicht begeistert. Ist etwas passiert?“ „Nein. Ich wurde nur von so nem komischen Typen angegraben.“ Ich wurde rot. Scheiße! Wieso wurde ich bitte rot??? Mom sah mich vielsagend an. „So, so. Komischer Typ hm?“ Ich sagte nichts mehr. „Musst du morgen arbeiten?“ Fragte ich sie nach einer Weile. „Nein. Wieso?“ „Ach ich dachte wir könnten noch mal was zusammen machen.“ Ihre Augen strahlten. „Ja wirklich?“ „Klar warum denn nicht?“ Meine Mutter war nicht viel älter gewesen als ich jetzt, als sie mich bekommen hatte. Und für ihr alter sah sie verdammt gut aus. Ja klar sie war unsterblich. Sie würde nie altern und immer aussehen, wie meine Schwester aber das störte mich nicht. Ich liebte sie und es war auch irgendwie cool. So konnte ich etwas mit ihr unternehmen, ohne als Mutterkind zu gelten. „Worauf hast du denn Lust mein Schatz?“ „Mir eigentlich egal. Such dir was aus.“ „Hm… Was hältst du von Shoppen, Eisessen, Kino?“ „In der Reihenfolge? Ich bin dabei.“
Ich verbrachte den Tag zu Hause mit meinen Eltern, da Alex keine Zeit hatte. Noch eine Woche Ferien lag vor mir, dann würde meine Ausbildung in einem Hotel beginnen. Diese Woche wollte ich genießen.
Das tat ich auch. Ich verbrachte viel Zeit mit meinen Freuden und auch mit meiner Familie. Den Fremden hatte ich total vergessen.
Es war so weit. Mein erster Tag war gekommen. Eine halbe stunde zu früh tauchte ich im Hotel auf. Ich zog mich in ruhe um und ging dann zu meinen Kollegen. Gegen 9 begann ich mit meiner Kollegin Hannah die Zimmer zu säubern. Wir teilten uns auf, um schneller fertig zu werden.
Ich begann grade mit Zimmer 3, als ich die Tür aufgehen hörte. Ich verließ das Bad und traf auf ein wild knutschendes Pärchen. Ich wurde rot und stammelte eine Entschuldigung. Die beiden fuhren auseinander und ich erkannte den Mann. Das war der Typ aus dem Club. Ich wusste nicht wieso, aber ich wurde wütend. „Entschuldigung. Ich komme später wieder.“ „Ich hoffe viel später.“ Sagte die Frau mit nasaler Stimme. Der Kerl sah mich bloß an. Ich stürmte aus dem Zimmer und lehnte mich gegen die Wand. Was war das nur? Wieso war ich wütend und wieso spürte ich ein Stechen im Herz? Ich schüttelte den Kopf und ging zum nächsten Zimmer.
Ganz zum Schluss ging ich zurück zu Zimmer 3. Ich klopfte, schließlich wollte ich ja keine böse Überraschung erleben. Niemand antwortete, also trat ich ein. Das Bett war zerwühlt und wieder spürte ich dieses Stechen. Ich ignorierte es und begann mit meiner Arbeit. Ich wollte gerade dass Zimmer verlassen, als die Tür sich öffnete und der Typ aus der Bar hereinkam. „Ich hatte gehofft dich hier zu sehen. Es tut mir leid, dass hättest…“ Ich hob die Hand und meinte: „Schon gut. Ich bin ja jetzt fertig. Schönen Abend noch.“ „Warte doch.“ „Tut mir leid ich habe zu arbeiten.“ Mit diesen Worten drängte ich mich an ihm vorbei. Hoffentlich würde er bald abreisen. Ich ging mich umziehen und fuhr nach Hause. Ich war total erledigt. „Hey meine Süße. Na wie war der erste Tag?“ Ich nickte nur und ging in mein Zimmer. Natürlich kam sie mir hinterher. „Schatz was ist denn los?“ „Nichts Mama. Ich bin nur total erledigt und will schlafen.“ „Willst du denn nichts essen?“ Ich schüttelte den Kopf und lies mich aufs Bett fallen. Sie setzte sich neben mich und streichelte mir über den Kopf. „Du weißt, dass du mit mir reden kannst, wenn du Probleme hast. Oder?“ „Ja. Das weiß ich. Aber es ist alles ok. Ich will wirklich nur schlafen.“ „Ist gut. Schlaf schön.“ Sie gab mir noch einen Kuss auf die Stirn und ging dann hinaus. Ich schlief sofort ein. Wieder träumte ich von dem Typen. Doch diesmal war es nicht ganz so harmlos. Ich war die Frau, die er küsste. Mit mir zerwühlte er das Bett. Natürlich riss mein Wecker mich aus diesem wunderschönen Traum. Ich lag in Klamotten auf dem Bett. Schnell ging ich Duschen, machte mich fertig, frühstückte und fuhr zur Arbeit.
Als ich an Zimmer 3 ankam, dachte ich natürlich sofort an meinen Traum und wurde rot. Ich klopfte und zu meinem großen Pech wurde geöffnet. „Guten Morgen. Entschuldigung ich komme später wieder.“ „Nein. Du störst nicht. Mach ruhig deine Arbeit.“ Schwerem Herzens betrat ich das Zimmer und begann zu putzen. „Noch mal wegen gestern...“ „Ich sagte Ihnen gestern schon, dass es ok ist.“ „Sag doch bitte du. Ich bin Michael Shane. Aber du kannst auch Maik sagen.“ „Danke Mr. Shane aber ich bleibe lieber beim Sie. Ich glaube es ist doch besser, wenn ich später wieder komme.“ „Verrätst du mir wenigstens deinen Namen?“ ich zögerte. Soll ich ihm meinen Namen sagen? Er hat eine Freundin und ich habe Alex…
Er zuckte zusammen und seine Gelben Augen glänzten gefährlich. „Yasmin.“ Murmelte ich und verließ den Raum.
Der restliche Tag verlief ruhig. Ich sah Maik nicht mehr und war froh darüber, auch wenn meine Gedanken den ganzen Tag um ihn kreisten. Leicht geschockt war ich, als ich erfuhr dass er dieses Zimmer für ein halbes Jahr gebucht hatte. Er musste wirklich Geld haben.
Als ich zu Hause war, war ich nicht ganz so müde, wie am Vorabend. Ich saß noch eine Weile mit meinen Eltern zusammen und wir redeten.
Kapitel 2
Die Wochen vergingen und jeden Tag begegnete ich Maik. Immer wieder versuchte er, mit mir zu reden. Ich blockte jedes Mal ab. Mein erstes freies Wochenende stand an und ich wollte mit meinen Freunden feiern gehen. Gleichzeitig würden wir meinen Geburtstag feiern. Ich putzte mich raus und war glücklich, dass ich mal wieder Zeit hatte weg zugehen.
Ich saß mit Alex auf einer Couch in dem Club und merkte, dass mein Bauch nicht mehr so kribbelte, wie sonst. Was war das nur? Es war mir in letzter Zeit öfter aufgefallen, dass ich seine Nähe nicht mehr so sehr wollte wie sonst. Natürlich ließ ich mir nichts anmerken. Es war kurz vor 12 und Kathi tauchte mit einer Flasche Sekt und ein paar Gläsern auf. Noch 10 Sekunden. Die Zählten doch echt den Countdown! Dann begannen sie auch noch zu singen. Wer es hörte, machte mit und am Ende sang der ganze Club. Ich wurde feuerrot und machte mich so klein wie möglich. Dann fielen mir alle um den Hals. Ganz zum Schluss umarmte mich jemand, mit dem ich echt am wenigsten gerechnet hätte. Maik! „Alles Gute.“ Hauchte er und küsste mich auf die Wange. Ich starrte ihn total paralysiert an. Da war das kribbeln. Nur leider bei der Falschen Person! Wer bist du nur? „Das weißt du ganz genau.“
Ich zuckte zurück. Das durfte nicht sein. Er hatte auf meine Gedanken geantwortet und das hieß… Oh Gott! Ich riss mich von ihm los und rannte weg. Das durfte nicht wahr sein! Ich rannte sofort nach Hause. Mein Handy ignorierte ich. Zu Hause angekommen traf ich auf meine Eltern. „Hey du bist ja schon da. Oh mein Gott was ist passiert?“ Ich konnte nichts sagen. Ich rannte zu meiner Mutter und klammerte mich schluchzend an sie. Sie strich mir über den Rücken. „Yasmin was ist passiert?“ Fragte mein Vater alarmiert. Du bist schuld…
dachte ich, sagte jedoch nichts. Mom brachte mich in mein Zimmer und blieb an meinem Bett sitzen. Immer wieder strich sie mir übers Haar und murmelte beruhigende Worte, bis ich eingeschlafen war.
Am nächsten Morgen war ich wie gerädert. Ich hatte 57 entgangene Anrufe auf meinem Handy. Ich konnte nicht mit Alex reden. Nicht darüber. Leise betrat meine Mutter das Zimmer. Ihr Gesicht drückte Besorgnis aus. „Hey. Du bist schon wach?“ Ich nickte. „Jetzt sag mir bitte was Gestern passiert ist.“ „Ich hab meinen Vampir gefunden.“ Murmelte ich. „Oh das ist ja toll!“ „Nein verdammt! Es ist nicht toll! Ich will Alex nicht verlieren!“ Wieder begann ich zu weinen. Mein ganzes Leben brach irgendwie auseinander. Ich wollte diese Veränderung nicht. Zwischen Alex und mir war alles so toll. Wir kannten uns seit unserer Geburt… „Ach Schätzchen… Weiß er es?“ „Wer jetzt?“ „Na Alex.“ „Nein. Als ich erkannte, was los war hab ich Panik bekommen und bin abgehauen. Ich kann es ihm nicht sagen. Ich meine… Ach wir wussten ja beide, dass es passieren würde aber… Oh Gott es wird ihm das Herz brechen…“ „Rede mit ihm. Er wird es verstehen.“ „Aber ich will diesen blöden, arroganten Vampir doch gar nicht! Ich will Alex!“ „Du hast aber keine Wahl.“ Ich hatte gar nicht bemerkt, dass mein Dad den Raum betreten hatte. „Was heißt ich hätte keine Wahl? Ich kann selbst bestimmen, mit wem ich zusammen sein will!“ Er brachte mich zur Weißglut. Ich sah meine Mutter flehend an. Sie verstand sofort. „Damon… Es ist besser du gehst. Ich muss mit Yasmin allein sprechen.“ „Na gut… Wie du meinst.“ Er ging. „Hab ich wirklich keine Wahl?“ „Doch Schatz. Du hast immer eine. Aber lern ihn doch erst mal kennen. Vielleicht ist er ganz anders als du denkst. So und jetzt erst mal alles Gute.“ Sie küsste mich auf die Stirn. „Danke.“
Der Tag verging schnell. Meine Oma kam noch vorbei und wir feierten ein wenig.
Der Wecker klingelte und ich wollte nicht zur Arbeit. Ich wollte Maik nicht begegnen… Deshalb tauschte ich die Zimmer mit einer Kollegin.
Ich hatte wirklich Glück, denn ich sah Maik den ganzen Tag nicht. Als ich zu Hause aus dem Auto stieg, stand doch echt ein schwarzer Jaguar in unserer Einfahrt! Wow wem mochte der gehören? Bewundernd ließ ich meine Finger über den Lack gleiten. „Gefällt er dir?“ Ich zuckte zusammen. „Mr. Shane! Was machen sie hier?“ „Ich hatte eine Unterhaltung mit Damon.“ „Mit meinem Vater?“ „Moment. Er ist dein Vater? Oh das ist ja genial! Ich kenne ihn schon seit Jahren.“ „Lass mich einfach in ruhe!“ Ich stürmte ins Haus. Natürlich hatte mein Vater alles gehört. „Er ist es?“ Ich nickte. „Na wunderbar. Er wird morgen hier essen. Ich wollte ihn dir eigentlich vorstellen aber das hat sich wohl erledigt.“ „Allerdings. Ich kenne den Idioten und lege keinen wert auf seine Gesellschaft.“ „Er ist DEIN Vampir und du wirst morgen hier sein. Ob es dir passt oder nicht.“ Ich sah ihn fassungslos an. War das wirklich mein Vater? Der, mit dem ich immer reden konnte, wenn ich Probleme hatte? „Ich erkenne dich nicht wieder.“ Mit Tränen in den Augen rannte ich in mein Zimmer und schloss die Tür hinter mir ab. Ich wollte niemanden mehr sehen! Zum ersten Mal in meinem Leben hörte ich meine Eltern streiten.
Am nächsten Morgen war es noch schwerer für mich zur Arbeit zu gehen. Zum Glück gelang es mir wieder, ihm aus dem Weg zu gehen. Nach der Arbeit fuhr ich zu Alex. Ich hatte ihm einiges zu erklären und war nicht grade in der Stimmung auf ein Abendessen mit Maik und meinem Vater. Er öffnete mir sofort die Tür. „Hey. Wie geht’s dir? Was war Samstag los?“ „Lass uns rein gehen. Das ist ne verdammt lange Geschichte.“ Gemeinsam gingen wir in sein Zimmer. Anna und David waren nicht zu Hause, also konnte mich auch niemand unterbrechen. „Alex setz dich bitte.“ Er sah mich mit großen Augen an, tat aber was ich sagte. „Das mit Samstag tut mir leid. Ich war nur… geschockt.“ „Aber warum?“ „Ich hab ihn gefunden… oder er mich… ach ich weiß doch auch nicht.“ „Ganz ruhig. Wer hat dich gefunden?“ „Der Vampir“ „Welcher Vampir?“ „MEIN Vampir… Er hat in Gedanken zu mir gesprochen. Er ist es…“ Alex sagte nichts. Natürlich war er verletzt. Aber das hatte ich schon vorher gewusst. „Alex bitte! Ich will das doch auch nicht. Ich liebe dich und ich bin glücklich mit dir!“ „Was soll ich davon halten? Wirst du mich jetzt verlassen?“ „Nein! Natürlich nicht. Ich sagte doch, dass ich dich liebe!“ Ich beugte mich vor und küsste ihn. Erst war er etwas steif, doch schon bald erwiderte er den Kuss. Wir sanken gemeinsam auf sein Bett. Der Kuss wurde immer intensiver. Wir hatten bisher nicht miteinander geschlafen. Unsere Eltern hatten es verhindert. Doch nun war niemand da, der es verhindern konnte…
Es war passiert. Ja ich hatte schmerzen gehabt, aber es war nicht so schlimm. Es war schön aber das gewisse Etwas, von dem alle redeten, hat gefehlt. Wir lagen zusammengekuschelt auf dem Bett, als mein Handy klingelte. Ich war zu müde um ran zugehen, deshalb tat Alex das für mich. „Hallo?... Oh ja… Moment.“ Er reichte mir das Handy. „Was ist?“ „Wo bleibst du? Wir warten mit dem Essen auf dich.“ Natürlich mein Vater. „Ich hab schon bei Alex gegessen.“ „Du kommst jetzt auf der Stelle nach Hause.“ Ich legte auf. Sein Tonfall duldete keine Widerrede. Langsam bekam ich Angst. Angst vor meinem eigenen Vater! „Ich muss gehen.“ „Ich hab’s mitbekommen. Wann sehen wir uns wieder?“ „Vielleicht morgen?“ „Ja gerne.“ Ich verließ das Haus und stieg in meinen Wagen. Mit mulmigem Gefühl im Magen fuhr ich nach Hause. Dort angekommen sprang mir direkt wieder der schwarze Jaguar ins Auge. Ich atmete tief durch und schloss dann die Haustür auf. Ich hörte gedämpfte Stimmen und Gelächter aus der Küche. Ich traute meinen Ohren kaum. Auch die Stimme meiner Oma war zu hören. Ich stürmte ins Esszimmer und warf mich ihr an den Hals. „Oh Gott Oma! Ich bin so froh dich zu sehen!“ „Ich doch auch aber du erwürgst mich gleich.“ Sofort lockerte ich meinen Griff, lies sie jedoch nicht los. „Bekomm ich auch so ne schöne Begrüßung?“ „Halt bloß die klappe! Und raus aus meinem Kopf. Und am besten auch gleich aus meinem Haus und noch besser aus meinem Leben!!!“ „Na, na wer wird denn so unhöflich sein?“ „Ich. Und jetzt Schnauze!“
Wie durch ein Wunder blieb er wirklich still. Langsam löste ich mich von meiner Oma und sah in die Runde. „Hi.“ Sagte ich leise und setzte mich zu ihr. „Yasmin du kennst Michael ja schon.“ Ich nickte nur und starrte auf meine Hände. Ich wollte nicht hier sein. „Yasmin könnte ich dich mal kurz sprechen?“ Meine Mutter stand auf. Oh, oh… der Tonfall klang nicht begeistert. Wortlos folgte ich ihr. In meinem Zimmer schloss sie die Tür und sah mich an. „Du hast mit Alex geschlafen?“ Ich starrte sie erschrocken an. „Was.. Woher weißt du das?“ „Dein Vater hat ihn an dir gerochen… Michael bestimmt auch.“ „Was interessiert mich das? Alex ist mein Freund. Nicht dieser Vollidiot!“ „Nicht so laut. Sie hören dich.“ „Na und? Sollen doch alle wissen was ich von ihm halte!“ „Ich glaube das ist der Fall. Dein Vater ist stinksauer.“ Ich zuckte mit den Schultern und ging wieder runter. Sie hatte Recht. Dad durchbohrte mich mit Blicken. Maik sah eher… geknickt aus. Tja das Leben ist kein Ponyhof.
Das Essen verlief schweigend und die Stimmung war eisig. Als alle fertig waren sah ich meine Mutter an. „Darf ich aufstehen? Ich muss um 6 aufstehen.“ Sie nickte und ich verabschiedete mich. Ich lag grade im Bett, als ich etwas an meinem Fenster hörte…
Kapitel 3
Langsam stand ich auf und schob die Vorhänge zur Seite. Maik stand da und sah mich flehend an. Ich öffnete das Fenster. „Was willst du?“ Er legte den Finger an die Lippen. „Sprich bitte in Gedanken. Sonst hören deine Eltern uns. Ich möchte mit dir reden. Bitte.“
Ich seufzte. „Ok…“ „Darf ich rauf kommen?“
Ich ging zurück zum Bett und setzte mich. Er schloss das Fenster hinter sich und setzte sich zu mir. „Hör mal… Wir hatten nen miesen Start und das tut mir leid. Ich bin eigentlich gar nicht so übel. Frag deinen Vater. Der kann dir das bestätigen.“ „Lass mich mit dem in ruhe…“ „Was ist los?“ „Merkst du’s echt nicht?“ „Was denn?“ „Du stellst mein ganzes Leben auf den Kopf! Ich habe nen Freund, mit dem ich wirklich glücklich war und dann tauchst du auf und alles ändert sich! Meine Gefühle für ihn verschwinden so gut wie ganz und dafür…“ Scheiße… „Dafür?“ „Ach man als könntest du es dir nicht denken!“ „Nein ich… Was meinst du?“ „Ich verliebe mich in einen arroganten Idioten, der ne Freundin hat und den ich absolut nicht kenne!!“ „Du hast dich verliebt?“
Ich sagte nichts und sah auf den Boden. Er legte seine Finger sanft an mein Kinn und hob es an, so dass ich ihn ansehen musste. Die Stelle, wo seine Finger mich berührten, kribbelte verdächtig. „Yasmin… Bitte ich brauche eine Antwort.“ „Nicht jetzt. Bitte nicht jetzt!“ „Ok. Ich komme morgen wieder.“ „Nein. Ich sage dir wenn ich soweit bin. Solang… Lass mir bitte Zeit.“
Er nickte und bevor er verschwand gab er mir einen leichten Kuss auf die Lippen.
Noch Stunden später lag ich wach. Es war nur ein flüchtiger Kuss und trotzdem stand ich in Flammen. War das normal? Fühlte es sich immer so an?
Am nächsten Morgen fuhr ich total übermüdet zur Arbeit. Meine Gedanken klebten den ganzen Tag bei Maik. Natürlich nicht nur bei ihm. Ich dachte auch an Alex und meine Beziehung zu ihm. Alles war so verworren… Ich musste unbedingt mit meiner Mutter reden.
Gesagt, getan. Als ich nach Hause kam ging ich sofort zu meiner Mutter. „Mom? Kann ich mit dir reden?“ „Klar Schätzchen.“ „Ist Dad da?“ „Nein. Der ist unterwegs.“ „Gut. Komm. Wir gehen ins Wohnzimmer.“ Wir setzten uns auf die Couch und sie sah mich abwartend an. Ich holte tief Luft. „Ich hab gestern mit Maik geredet… Mom ich weiß einfach nicht mehr was ich denken soll. Ich dachte immer ich liebe Alex aber seit er da ist, ist alles so anders. War es bei dir auch so?“ „Nicht ganz. Ich hatte keinen Freund und dein Dad war noch kein Vampir…“ Sie erzählte mir die ganze Geschichte und ich hörte gespannt zu. Ok es war spannend aber ich war kein Stück weiter. Meine Situation war immer noch die gleiche. „Die Geschichte war toll aber ich weiß immer noch nicht, was ich tun soll.“ „Schatz diese Entscheidung kann dir niemand abnehmen. Hör auf dein Herz. Was sagt es dir?“ „Das ist ja das Problem. Die Gefühle für Alex sind weg! Mehr als Freundschaft ist da nicht mehr. Und bei Maik… Ach scheiße… Ich wollte mich nicht in ihn verlieben aber es ist passiert. Ich will Alex nicht verletzen aber genau das werde ich tun…“ „Deshalb haben wir immer versucht eure Beziehung nicht zu tief werden zu lassen… Wir wollten euch beiden Kummer ersparen…“ Ich umarmte sie. „Ich muss damit allein klar kommen. Ich glaube das Beste wäre, wenn ich ihn anrufe. Oder?“ Sie nickte und ich ging rauf in mein Zimmer. Oben angekommen nahm ich mein Handy. Doch dann überlegte ich es mir anders und fuhr zu Alex. Ich wollte nicht, dass Anna oder David mich bemerkten, deshalb ging ich ums Haus herum. Alex’ Zimmer hatte eine Terrasse. Ich blickte durch die Tür und erstarrte. Alex lag mit Kathi meiner „Besten Freundin“ nackt und eng umschlungen auf dem Bett. Sie betrogen mich! Das mit dem „keine Gefühle mehr“ hat wohl doch nicht gestimmt. Ein unsagbarer Schmerz machte sich in meiner Brust breit. Ich bekam keine Luft und sank in die Knie. Wieso?! WIESO?! „Yasmin? Was ist passiert? Wo bist du?“
Ich konnte nicht antworten. Ich ging zurück zum Auto und stieg ein. Mit Vollgas bretterte ich davon. Die Tränen verschleierten meinen Blick und ich sah nicht, dass ich mit 90 Sachen auf einen Baum zusteuerte.
Als ich wieder zu mir kam tat mir alles weh. Ich sah mich um. Der Raum in dem ich mich befand war weiß und kahl. Jemand war mit mir im Raum aber ich kannte die Person nicht. Ich öffnete den Mund, doch kein Ton kam über meine Lippen. Panisch blickte ich mich um. Wo war ich und wer war dieser Mann? Ich versuchte noch mal zu sprechen doch wieder gelang es mir nicht. Was ist los? Wieso kann ich nicht sprechen?
„Yasmin? Oh Gott sei dank du bist wach.“ Yasmin? Bin ich das? Wer ist dieser Mann? „Erinnerst du dich an irgendetwas?“ Ich schüttelte leicht den Kopf. „Du heißt Yasmin. Ich bin Maik.“ Bei dem Namen Maik kribbelte es in mir. War er mein Freund? Ich wusste es nicht. Ich wusste gar nichts. Meine Augen wurden feucht. Sofort stand Maik bei mir und strich mir sanft über die Wange. „Schhhh alles wird gut. Deine Erinnerung wird zurückkommen. Du hattest einen Unfall. Eine Zeit lang stand nicht mal fest, ob du überleben wirst. Da ist das hier doch jetzt ein Kinderspiel.“ Ich nickte unter Tränen. Seine Gegenwart gab mir Kraft. Ich wusste nicht in welcher Beziehung er zu mir stand aber ich war froh, dass er da war. „Das klingt jetzt wahrscheinlich abgedreht aber… Du kannst über deine Gedanken mit mir Sprechen.“ Ich sah ihn zweifelnd an. „Probier es aus.“ Meinte er schließlich. „Hallo? K... Kannst du mich hören?“ „Laut und deutlich.“ „Oh mein Gott das klappt ja wirklich“ „Sag ich doch.“ „Wer bist du?“ „Ein… Freund.“ „Wo bin ich? Was ist passiert?“ „Du bist im Krankenhaus. Du bist mit 90 km/h gegen einen Baum gefahren. Ich weiß nicht wieso.“
Bilder zuckten durch meinen Kopf. Ein Junge und ein Mädchen die auf dem Bett lagen. Ich wusste nicht, wer sie waren und doch spürte ich einen Schmerz in meiner Brust. Ich hörte ein Knurren und blickte erschrocken in Maik’s Richtung. Er sah wütend aus. „Was ist los?“ „Das war eine Erinnerung. Der Grund, warum du gegen diesen Baum gefahren bist. Ich schätze mal der Kerl war dein Freund.“
In diesem Moment ging die Tür auf und besagter Kerl betrat den Raum. Maik wollte sich auf ihn stürzen doch ich hielt ihn davon ab. „Ich will wissen, was er sagt.“
„Oh Yasmin! Liebling du bist wach!“ Immer mehr Erinnerungen kehrten zurück. Alex! Das war Alex und er hatte mit meiner besten Freundin Kathi geschlafen! „Kann ich mit ihm auch in Gedanken sprechen?“ „Nein Liebes. Nur mit mir. Aber er weiß, dass du das kannst.“ „Frag ihn bitte, was er hier will.“
„Yasmin will wissen, was du hier willst.“ „Du bist also der dreckige Vampir, der sich zwischen uns drängen will.“ „Vampir?“ „Das klären wir später Süße.“
„Ich sag’s noch mal. Sie will wissen, was du hier machst.“ „Ich bin ihr Freund. Natürlich will ich wissen, wie es ihr geht.“ „Ihr Freund? Du meinst wohl eher der dummer Wichser, der sie dazu gebracht hat gegen einen Baum zu fahren.“ „Was bildest du dir ein?“ „Sie hat dich mit ihrer besten Freundin im Bett erwischt! Also ist die Frage doch eher was du dir einbildest!?“ Alex erbleichte. Dann sah er mich an. „Du hast… Du hast uns…?“ Ich nickte. „Ich will wissen, wie lang die beiden mich schon verarschen.“
„Wie lang läuft das schon?“ „Fast ein Jahr…“ Sagte Alex geknickt. Jetzt rastete Maik aus. Er stürmte auf Alex zu und verpasste ihm eine. „Maik nein! Bitte hör auf!“
Wieder traten tränen in meine Augen. Auch wenn er mir wehgetan hatte wollte ich nicht, dass ihm etwas passierte. Sofort war Maik wieder bei mir. „Ist gut Süße. Es tut mir leid. Ich werde ihm nicht mehr wehtun.“
Sein Blick war weich. Ich mochte seine Augen. Sie waren etwas ganz besonderes. „Er soll gehen… Bitte.“
Sofort verhärtete sich sein Blick und ich war froh, dass er nicht mir galt. „Sie will, dass du gehst.“ „Aber Yasmin!“ Ich schüttelte den Kopf. Er ging. Nun waren Maik und ich wieder allein. „Wo sind meine Eltern?“ „Sie kommen gleich. Vielleicht solltest du noch etwas schlafen.“ „Ich habe genug geschlafen, glaube ich. Wie lange… Wie lange bin ich schon hier?“
Er zögerte. „Fast ein Jahr.“ „Was!?!?“ „Ja… Wir hatten die Hoffnung fast aufgegeben.“
Seine Augen schimmerten feucht und ich ergriff seine Hand. „Nicht. Bitte nicht weinen. Nicht wegen mir.“ „Wenn nicht wegen dir, wegen wem dann?“
Ich zog ihn zu mir ins Bett und er legte die Arme um mich. Ich wusste nicht, was zwischen uns gewesen war, aber es fühlte sich gut an. Gut und richtig.
Kapitel 4
Eine ganze Weile lagen wir einfach so da, doch dann musste ich es wissen. „Maik?“ „Ja?“ „Was meinte Alex eben mit Vampir?“
Er versteifte sich und hörte auf mein Haar zu streicheln. „Yasmin… Ich bin ein Vampir und du bist meine Gefährtin. Wir sind vom Schicksal füreinander bestimmt.“
Die Geschichte klang zwar total verrückt, aber aus irgendeinem Grund glaubte ich sie. „Kann ich deshalb in Gedanken mit dir sprechen?“ „Ja.“
Ich schmiegte mich noch enger an ihn. „Ich bin froh, dass du hier bist.“
Ich gab ihm einen Kuss auf die Wange und schlief ein.
Ich wurde wach, weil die Wärme, an die ich mich kuschelte, verschwand. Langsam öffnete ich die Augen und sah mich um. Der Raum war leer. Ich blickte zur Uhr. Kurz nach eins in der Nacht… „Maik? Maik wo bist du?“ „Ich komme sofort wieder. Schlaf weiter.“
Er klang genervt, also sagte ich nichts mehr. Was dachte ich mir auch dabei? Ich beanspruchte ihn schon die ganze Zeit. Ich rollte mich zusammen und schlief wieder ein.
Als ich das nächste Mal wach wurde, stand die Sonne hell am Himmel. Das Zimmer war immer noch leer, ich wollte grade nach Maik rufen als mir sein genervter Ton wieder einfiel und so ließ ich es bleiben.
Der Tag verging langsam. Meine Eltern besuchten mich aber reden konnte ich natürlich nicht mit ihnen. Auch einige Ärzte sahen nach mir. Mom und Dad blieben bis zum Abend. Als sie weg waren lag ich da und tat gar nichts. Was hätte ich auch tun sollen? Unterhalten konnte ich mich mit niemandem und aufstehen durfte ich auch nicht. In etwa einer Woche konnte ich nach Hause und darauf freute ich mich. Im laufe des Tages hatte ich gehört, das meine Stimme nicht durch eine physische Ursache verschwunden war. Es musste ein psychisches Trauma sein hatte der Arzt gesagt. Nach und nach konnte ich mich an immer mehr erinnern. Ich sang zum Beispiel gerne. Würde ich das je wieder können? Wieder begann ich zu weinen. Kein Laut war zu hören. Nur die Tränen Liefen.
Die Tage vergingen und Maik kam nicht wieder. Ich hatte mich damit abgefunden, doch irgendwie schmerzte es.
Meine Sachen waren gepackt. In wenigen Minuten konnte ich nach Hause. Meine Erinnerung war zum Glück wieder vollständig. Mit Alex und Kathi wollte ich nichts mehr zutun haben. Sie hatten mich hintergangen. Tz und ich hatte auch noch ein schlechtes Gewissen wegen Maik! „Sollen wir fahren?“ Fragte meine Mutter, als ich die Tasche geschlossen hatte. Ich nickte und Dad nahm mir die Tasche ab. Er war total nett zu mir und beide fassten mich mit Samthandschuhen an. Ich hatte jetzt immer einen Block und einen Stift dabei, um mich unterhalten zu können.
Zu Hause warf ich mich auf mein Bett und schnappte mir ein Buch. Den Tag verbrachte ich lesend im Bett. Meine Ausbildung konnte ich wahrscheinlich vergessen. Ich hatte noch nicht danach gefragt. Gegen Abend kam meine Mutter in mein Zimmer. Sofort schnappte ich mir den Block und den Stift.
Was ist mit der Arbeit?
„Sie wissen bescheid und haben sich natürlich Sorgen gemacht. Du kannst Montag noch einmal mit deiner Ausbildung beginnen, wenn du willst.“ Sofort nickte ich. Ich mochte die Arbeit im Hotel und auch meine Kollegen.
Mom? Hast du was von Maik gehört?
„Nein. Tut mir leid Schatz aber er ist vor ein paar Tagen abgereist.“ Ich nickte bloß. Sie sollte nicht wissen, was mir diese Tatsache für einen Stich versetzte. Er war gegangen. Ohne ein Wort, einfach abgehauen…
Ich würde jetzt gerne schlafen. Ist das ok?
„Natürlich mein Schatz. Schlaf gut und träum was Schönes.“ Sie gab mir noch einen Kuss auf die Stirn und ging dann. Ich legte mich hin und rollte mich zusammen. Maik fehlte mir schrecklich. Das wurde mir jedes Mal bewusst, wenn ich allein war.
Der Rest der Woche verging schnell. Montagmorgen erschien ich pünktlich zur Arbeit. Alle nahmen Rücksicht darauf, dass ich nicht sprechen konnte. Ich erledigte meine Arbeit zügig. Es war so als wäre ich nie weg gewesen. Ich wollte mich grade umziehen gehen, als mein Chef mich ansprach. „Yasmin? Könnte ich Sie kurz sprechen?“ Ich nickte und folgte ihm in sein Büro. „Setzten Sie sich doch bitte.“ Ich tat wie mir geheißen und nahm ihm gegenüber Platz. „Yasmin geht es ihnen besser?“ Ich nickte. „Was ist denn damals passiert?“ Ich signalisierte ihm, dass ich etwas zu schreiben brauchte. Als er mir Zettel und Stift gereicht hatte, schrieb ich die ganze Geschichte auf. Er las es durch und nickte ein paar Mal. Dann sah er mich ernst an. „Yasmin, wenn sie mit jemandem ehm… reden wollen, können sie jederzeit zu mir kommen.“ Als er das sagte, ergriff er meine Hand. Das war mir sehr unangenehm… Er war zwar erst Anfang 20 aber trotzdem noch mein Chef. Außerdem, war er absolut nicht mein Typ! Ich nahm mir schnell Zettel und Stift.
Das ist sehr großzügig von ihnen Herr Meißen aber ich denke ich komme klar.
„Nicht so förmlich bitte. Nenn mich doch Markus.“ Ich nickte und schrieb dann.
Entschuldigung aber ich muss jetzt los. Meine Eltern warten auf mich.
Er nickte und begleitete mich zur Tür. Ich zog mich so schnell wie möglich um und fuhr dann nach Hause. Das Gespräch mit Meißen wollte mir nicht aus dem Kopf gehen. Was denkt der sich überhaupt? Mein Freund betrügt mich und das is dann ne Freikarte für ihn? Tz am Arsch!
Ich stampfte die Treppe hoch in mein Zimmer. Blöder degenerierter Hammel… Der hat sie ja wohl nicht mehr alle…
Ich warf mich auf mein Bett. „Wer hat dich denn so zur Weißglut getrieben?“
Ich zuckte zusammen. „Nur… niemand.“ „So klingen deine Schimpftiraden aber nicht. Was ist passiert?“ „Nichts… Ich wollte dich nicht stören… Tut mir leid…“ „Du störst nicht. Wie geht es dir?“
Ich wollte auf keinen Fall zugeben, wie sehr er mir fehlte… „Mir geht’s gut… Und dir?“ „Auch. Tut mir leid, dass ich nichts gesagt hab, bevor ich abgereist bin.“ „Schon ok… Du.. du bist mir ja nichts schuldig…“
Ich wusste selbst, dass ich klang wie ein Trotziges Kind aber ich wollte es einfach nicht zugeben. Ich wollte nicht, dass er wusste, wie sehr er mir fehlte und… nein… das konnte ich nicht mal mir selbst eingestehen… „Yasmin? Bist du noch da?“ „Ja aber ich will jetzt schlafen… Gute Nacht…“ „Ok… Schlaf gut.“
Kapitel 5
Maik meldete sich nach diesem Abend nicht mehr. Ich vermisste ihn von Tag zu Tag mehr und der Drang mit ihm zu reden wurde immer größer. Jeden Abend weinte ich mich in den Schlaf…
Gestern war die letzte Prüfung gewesen und ich wartete auf das Ergebnis. Fast 3 Jahre hatte ich nichts mehr von Maik gehört und immer noch fehlte er mir. Ich war jetzt 23, mein Leben verlief wieder normal, sprechen konnte ich auch wieder und ich hatte eine gut bezahlte Stelle in einem Hotel in Amerika in Aussicht. Einen Freund hatte ich seit der Sache mit Alex und Kathi nicht mehr gehabt. Vielleicht würde sich das in einer neuen Umgebung ja ändern…
Ich starrte fassungslos auf mein Prüfungsergebnis. „Mom? Kommst du bitte? Ich glaub ich hab mich verlesen!“ Kreischte ich. Sofort kam sie angerannt und riss mir förmlich das Papier aus den Händen. „Oh mein Gott! Schätzchen das ist…! Oh ich bin ja so stolz auf dich! Du hast es wirklich geschafft!“ Ja ich hatte es geschafft. Und nicht nur das. Ich war die beste des Jahrgangs! Ich weinte, aber diesmal vor Freude. Ich fasse es nicht… Amerika? Ich komme! „Mom? Du weißt was das heißt oder?“ „Was meinst du?“ „Ich werde nach Amerika gehen. Mein Flieger geht am Sonntag.“ Sie nickte. „Ja ich weiß. Aber du bist ja nicht aus der Welt. Lass uns das hier erst mal feiern und dann sehen wir weiter.“ „Feiern?“ „Jap. Wir gehen heut Abend in einen Club. Alles geht auf mich. Das muss richtig gefeiert werden.“ Wie von der Tarantel gebissen stand ich auf und rannte in mein Zimmer. Ich musste mich umziehen. Das erste Mal seit Jahren war ich so glücklich, dass ich anfing zu singen.
An manchen Tagen
ist der Himmel schwer wie Blei
All die Fragen
irren durch dein inneres Labyrinth
Du hörst sie sagen
Das klappt nie! - hör gar nicht hin!
Dieses Leben hat soviel zu geben
und nur du gibst ihm den Sinn!
Leb' deine Träume dann gehört dir die Welt!
Du weißt ganz alleine was dir gefällt!
Du musst kein Sieger sein,
mach dich nie wieder klein!
Leb' deine Träume
Willst du fliegen,
dann stell dich gegen den Wind.
Du kannst die Schatten besiegen,
weil die Sterne dir viel näher sind.
Und am Ende der Mauer
geht es weiter wenn du springst.
Jeder Tag,
jede Stunde kann die soviel geben
und nur du gibst ihr den Sinn!
Leb' deine Träume dann gehört dir die Welt!
Du weißt ganz alleine was dir gefällt!
Du musst kein Sieger sein,
mach dich nie wieder klein!
Leb' deine Träume
dann gehört dir die Welt!
Du weißt ganz alleine was dir gefällt!
Du musst kein Sieger sein,
mach dich nie wieder klein!
Leb' deine Träume
Leb' deine Träume
Leb' deine Träume
Leb' deine Träume
dann gehört dir die Welt!
Leb deine Träume dann gehört dir die Welt!
Du weißt ganz alleine was dir gefällt!
Du musst kein Sieger sein,
mach dich nie wieder klein!
Leb' deine Träume
Du weißt ganz alleine was dir gefällt
Du musst kein Sieger sein,
mach dich nie wieder klein!
Leb' deine Träume.
Mittlerweile stand ich fertig angezogen in meinem Zimmer. Ich ging ins Bad, um mir die Haare zu machen und mich zu schminken.
Um 22 Uhr waren wir dann fertig und fuhren los. Wir tanzen die Nacht durch und tranken auch einiges.
Gegen 3 ging ich dann mal nach draußen, um Luft zu schnappen. Ich stand noch keine 10 Minuten dort, als mich jemand am Arm fasste. „Du erkältest dich noch.“ Ich drehte mich um. Vor mir stand mein Ex-Chef. „Nein das geht schon. Danke.“ „Kommen Sie doch mit rein und trinken etwas mit mir.“ „Danke aber ich bin mit meiner M… Freundin hier. Sie wartet sicher schon. Entschuldigen sie mich.“ „Aber Yasmin! Wollen Sie mir diese Bitte wirklich abschlagen?“ „Ein Andermal Herr Meißen. Auf wieder sehen.“ Ich drehte mich um und wollte wieder nach drinnen gehen, doch da traf mich ein Schlag auf den Kopf und alles wurde schwarz.
Als ich zu mir kam war ich gefesselt. Ich befand mich in einem dunklen Raum. Was war passiert? Ich hatte mit meinem Chef geredet und dann… Dann hatte er mich KO geschlagen! Scheiße! Wie sollte ich hier raus kommen? Panisch blickte ich mich um. „Hallo?“ Erst war nichts zu hören, doch dann vernahm ich dass Knarren einer Tür. „Na Prinzessin? Bist du wach?“ „Was wollen Sie von mir? Lassen Sie mich hier raus!“ „Nein, nein. Erst wollen wir noch ein bisschen Spaß haben. Meinst du nicht?“ „NEIN! ICH WILL SOFORT HIER RAUS!!“ „Na dann muss ich dir wohl den hübschen Mund stopfen.“ Er nahm einen Lappen und stopfte ihn mir in den Mund. Dann fixierte er ihn mit Tape. Nein… Ich will hier weg! Helft mir doch!
Tränen liefen über meine Wangen „Nicht weinen Schätzchen. Es wird dir gefallen…“ Er legte seine große Pranke auf meine Brust und ich erschauerte vor Ekel. Holt mich doch hier raus! „Yasmin? Was ist los? Warum hast du solche Angst?“ „Maik hilf mir! Bitte! Er hat mich entführt und er will… er will… Oh mein Gott… Mach dass er aufhört!“ „Ganz ruhig! Wer? Wer hat dich entführt? Wo bist du?“ „Meißen! Mein Chef. Ich bin in einem Keller. Bitte hilf mir…“
Mit beiden Händen zerriss er mein Top. NEIN!
Seine großen Hände kneteten mein Fleisch und mir wurde übel. „Na siehst du? Ich sagte doch es wird dir gefallen.“ Ich schüttelte heftig mit dem Kopf. Als seine Hände zu meinem Rock wanderten schrie ich auf, soweit mir das mit dem Lappen im Mund möglich war. Nein… Bitte nicht da! Oh Gott wieso hilft mir keiner?
Ich zitterte am ganzen Körper und der Ekel wurde immer heftiger. „Süße ich glaube ich weiß, wo du bist. Ganz ruhig.“
Ich registrierte gar nicht, dass Maik mit mir sprach. Ich dachte nur noch: Bitte helft mir! Holt mich hier raus!
Dann glitt ich in die tiefe Schwärze.
Kapitel 6
„…min… Yasmin? Hörst du mich? Sag doch bitte was!“ Ich riss die Augen auf. „Maik! Du hast mich gefunden! Oh ich danke dir… Er wollte… er hat… Oh mein Gott…“ Heulend warf ich mich in seine Arme.
Es dauerte eine halbe Stunde, bis ich mich wieder im Griff hatte. Maik hielt mich während der ganzen Zeit im Arm und flüsterte mir tröstende Worte zu. „Wie hast du mich gefunden?“ „Du hattest mir gesagt, dass es dein Chef war. Also hab ich rausgesucht, welche Gebäude ihm in der Gegend gehören. Die alte Lagerhalle klang am wahrscheinlichsten. Da hab ich dich dann auch gefunden. Er hatte gerade die Hose runter gelassen, als ich die Tür einschlug.“ Ich erstarrte. „Er wird dir nichts mehr tun…“ Murmelte er und streichelte meinen Rücken. „Was… Was hast du…?“ Ich konnte den Satz nicht beenden, aber Maik verstand. „Ich hab ihm sein edelstes Teil abgeschnitten. Er ist verblutet.“ Ich zuckte zusammen. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass Maik, der immer so liebevoll mir gegenüber war, so brutal sein konnte. Er sah mich an und seine Augen sahen aus, als würden sie mir in die Seele blicken können. „Du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Ich würde dir nie wehtun.“ „Doch…“ Sagte ich leise. „Das hast du schon…“ Ich sah weg. Ich konnte ihn jetzt einfach nicht ansehen. 3 Jahre hatte er sich nicht gemeldet… Bedeutete ich ihm denn so wenig? „Hör mal… Die Aktion damals war mies. Ich weiß es. Du glaubst nicht, wie sehr du mir gefehlt hast.“ Ich blieb stumm. Eine Träne kullerte über meine Wange und landete auf seinem Arm. Er hob mein Kinn und küsste die Spuren weg. „Nicht weinen. Nicht wegen mir.“
Wiederholte er die Worte, die ich im Krankenhaus zu ihm gesagt hatte. Ich übernahm dieses Mal seinen Part. „Wenn nicht wegen dir, wegen wem dann?“
Er küsste mich kurz und sanft. „Wo sind wir hier?“ „Bei mir. Ich hab mir hier eine Wohnung gekauft.“ „Maik? Darf… darf ich deine Dusche benutzen? Ich fühle mich so… dreckig.“ „Aber natürlich Süße. Komm ich zeig dir, wo sie ist.“ Ich wollte aufstehen, doch er hatte andere Pläne. Mit Leichtigkeit hob er mich auf seine Arme und ich schmiegte mich an seine Brust. Im Bad setzte er mich ab. „Ich leg dir frische Klamotten hin.“ Ich nickte und sah mich um. Das Bad war größer als mein Zimmer! Eine Dusche, ein Waschbecken und eine riesige Badewanne. Alles aus schwarzem Marmor. Ich begann mich auszuziehen und bemerkte erst jetzt, dass ich ein Hemd trug. Wahrscheinlich Maik’s. Ich hob es an mein Gesicht und roch daran. Jap eindeutig seins. Ich mochte seinen Duft. Es war zwar verrückt aber… er roch nach Schokolade. Ich entschied mich statt der Dusche doch lieber ein Bad zu nehmen. Ich wählte einen Yasmin Badezusatz.
Ich lies mich etwa 2 Stunden einweichen und dachte über das geschehene nach. Ich musste wohl eingeschlafen sein, denn ein Klopfen an der Tür lies mich aufschrecken. „Yasmin? Alles in Ordnung?“ „Ja. Ich komme jetzt raus.“ Ich lies das Wasser aus der Wanne und trocknete mich ab. In ein Handtuch gewickelt kam ich aus dem Bad. „Wo hast du die Klamotten?“ Maik sagte nichts, er starrte mich nur an. Seine Augen hatten sich verändert. Sie waren nicht Gelb, sondern Schwarz. „D… deine Augen… Wieso sind sie schwarz?“ Er drehte sich weg. „Die Sachen liegen im Schlafzimmer.“ Er deutete auf die Tür neben sich und ging. Was hatte er nur? Ich ging ins Schlafzimmer und war wieder überwältigt. Ein riesiges Himmelbett dominierte den Raum. Es war schwarz und mit einer blutroten Seidenbettwäsche bezogen. Am Fußende lagen Boxershorts und ein T-Shirt. Ich zog beides über und ging zurück ins Wohnzimmer. Maik saß auf der Couch und sah Fern. Ich setzte mich zu ihm. „Bist du nicht müde?“ „Nein. Nicht wirklich.“ Ich legte meinen Kopf an seine Schulter und er legte seinen Arm um mich. Ich fühlte mich absolut sicher.
Im Laufe des Abends hatte unsere Position sich so weit verändert, dass ich praktisch auf ihm lag. Irgendwann schlief ich ein. Wenig später merkte ich, dass er mich ins Bett trug und schlang meine Arme um seinen Hals. Er legte mich ab und wollte gehen, doch ich hielt ihn fest. „Bitte bleib bei mir…“ murmelte ich. Er legte sich zu mir aufs Bett und schloss mich in seine Arme. Es dauerte nicht lange und ich war wieder eingeschlafen.
Als ich aufwachte war mir herrlich warm. Ich lag noch immer in Maik’s Armen. Er schlief noch tief und fest, was mir die Möglichkeit gab ihn zu betrachten. Er sah süß aus, wenn er schlief. Wie ein kleiner Engel. Sanft strich ich über seine Wange und gab ihm einen kleinen Kuss auf die Nasenspitze. „Den nächsten bitte etwas tiefer und etwas länger.“
Er öffnete die Augen und lächelte. Augenblicklich wurde ich rot. „Ich… es tut mir leid… Ich wollte dich nicht wecken.“ „Keine Sorge. Erstens war ich schon wach und zweitens… so darfst du mich gerne wecken.“ Ich wurde noch eine Spur röter. Er lächelte nur. Keiner machte Anstalten aufzustehen. Wir genossen die Wärme des Anderen. Ich wollte es eigentlich nicht, aber irgendwann entschlüpfte mir dann doch eine Frage. „Warum bist du damals gegangen? Vor allem, ohne etwas zu sagen…?“ Er sah mich lange an. „Ich wollte dir Zeit geben… Ich wollte dich zu nichts zwingen. Vor dem Unfall mochtest du mich nicht mal und dann…“ „Das stimmt so nicht.“ „Wie meinst du das?“ Ich senkte meinen Blick „Ich war vorher schon in dich verliebt. Ich wollte zu Alex, um mit ihm Schluss zu machen. Ich konnte das einfach nicht länger… Und dann hab ich die beiden gesehen… Ich musste feststellen, dass ich doch noch mehr für ihn fühlte, als ich gedacht habe.“ „Und… wie sieht es jetzt aus?“ Ich grinste. „Was denkst du denn?“ „Ich weiß es nicht. Sag’s mir.“ Ich grinste und stand auf. „Ne das musst du schon selber herausfinden.“ Schnell klaubte ich meine Klamotten zusammen und ging ins Bad. Nach 5 Minuten klopfte es an der Tür. „Du weißt schon, dass das gemein ist. Oder?“ „Jap und es tut mir kein bisschen leid.“ Egal was passiert war ich fühlte mich gut. Um genau zu sein, fühlte ich mich vollständig.
Nach dem Duschen zog ich mich an und verließ das Bad. Er Maik saß auf dem Bett und sah mich an. „Ich denke wir sollten reden.“ Ich nickte. „Ja aber erst mal muss ich nach Hause. Ich war gestern mit meiner Mutter in diesem Club. Sie ist sicher krank vor Sorge.“ „Ich hab sie angerufen. Aber du hast Recht. Ich sollte dich erst mal nach Hause bringen.“
Zusammen verließen wir seine Wohnung. Er begleitete mich auch noch bis zu Tür doch dann fuhr er wieder. Meine Mutter öffnete die Tür, bevor ich klingeln konnte und riss mich in ihre Arme. „Oh Gott Schätzchen! Ich hab mir solche Sorgen gemacht! Geht’s dir gut? Bist du verletzt?“ „Nein alles ok. Maik war gerade noch rechtzeitig.“ Ich erschauerte bei dem Gedanken, was hätte passieren können. Wir gingen ins Wohnzimmer und tranken erst mal einen Tee. „Morgen ist es so weit.“ Sagte ich nach einer Weile. Meine Mutter nickte nur traurig. „Hey… Wir sehen uns doch wieder. Ich bin doch nicht aus der Welt.“ „Ja aber… Amerika ist eine ganz schöne Strecke.“ „Wir schaffen das. Wo ist eigentlich Dad?“ „Der müsste auch gleich kommen. Hast du eigentlich schon gepackt?“ „Bin so gut wie fertig.“ Sie nickte. „Du ich muss noch was erledigen. Ist das ok?“ „Natürlich. Wird es lange dauern?“ „Kann ich dir nicht sagen… Es geht um Maik…“ Sie verstand sofort.
So machte ich mich wieder auf den Weg zu Maik’s Wohnung. Er öffnete mir sofort die Tür und wir gingen ins Wohnzimmer. „So…“ Sagte ich, weil ich nicht wusste, wie ich anfangen sollte. „Was ist zwischen uns Yasmin?“ „Ich weiß es doch nicht. Ja ich habe Gefühle für dich. Ziemlich starke sogar… Aber ich weiß natürlich nicht wie es von deiner Seite aussieht. Du sollst dich natürlich zu nichts verpflichtet fühlen, nur weil ich…“ Er hielt mir den Mund zu. „Red dir das gar nicht erst ein. Ich hab mich sofort in dich verliebt, als ich dich das erste Mal sah.“ Mein Herz schlug schneller, als er mir das erzählte. „W… Wirklich?“ „Natürlich. Was denkst du denn?“ Ich zuckte hilflos die Schultern. „Ich wusste es nicht. Ich meine ich hab dich mit dieser Blondine gesehen und…“ „Das war nichts. Rein gar nichts. Nachdem ich dich gesehen hatte habe ich mich gefragt, was ich da tue und hab sie praktisch vor die Tür gesetzt. Ich hatte deinen Blick gesehen und dachte, dass ich es endgültig vermasselt hätte. Du sahst aus, wie ein verschrecktes Reh.“ Er strich mir sanft über die Wange. „Na ja dann war meine Rache wohl etwas übertrieben.“ Er sah mich böse an. „Oh ja das hast du. Am liebsten wäre ich aufgestanden und hätte ihn zu Kleinholz verarbeitet.“ „Oh.“ Was hätte ich sonst sagen sollen? „Yasmin… Würdest du es mit mir versuchen?“ Ich strahlte. „Natürlich!“ Jetzt endlich nahm er mich in seine Arme und küsste mich.
Nach einer gefühlten Ewigkeit lösten wir uns voneinander. „Es gibt da noch ein Problem.“ Sagte ich, als ich endlich wieder Luft bekam. „Und das wäre?“ „Mein Flug nach Amerika geht morgen Nachmittag.“
Kapitel 7
„Na wunderbar. Ich komme mit.“ Ich starrte ihn mit offenem Mund an. „Du… Was?“ „Ich komme mit. Wollte sowieso noch mal nach Hause.“ „Aber wieso nach Hause? Du wohnst doch hier?“ „Zerbrich dir nicht dein hübsches Köpfchen.“ Er grinste frech.
Wow… Sollte es wirklich mal so einfach sein?
Gegen Abend fuhr ich zurück nach Hause. Natürlich wollte ich meine letzten Stunden mit meinen Eltern verbringen. Wir aßen zusammen, sahen ein paar Filme und redeten lange.
Mein Wecker klingelte und sofort war ich hellwach und aufgeregt. Nur noch wenige Stunden und ich würde im Flieger sitzen. Maik würde ich dann für 2 Wochen nicht sehen, da er noch einige Geschäfte zu erledigen hatte. Schnell machte ich mich im Bad fertig und packte dann endgültig die letzten Sachen in meine Koffer. Dann ging ich zum Frühstück runter. Meine Mutter stand mit rot geränderten Augen in der Küche. Sie hatte geweint… „Hey Mom… Ich bin nicht aus der Welt und du kommst mich besuchen. Du kannst dann im Hotel wohnen und mich durch die Gegend scheuchen, wie es dir passt.“ Das entlockte ihr ein kleines Lächeln aber nicht mehr. Wir setzten uns an den Tisch und aßen erst mal. Wenig später tauchte auch mein Vater auf. „Na ihr beiden?“ „Hey Dad…“ „Hey Schatz…“ „Man was seit ihr gut gelaunt.“ „Gut gelaunt? Damon sie fliegt nach Amerika! Sie wird tausende Meilen entfernt sein! Was erwartest du denn bitte? Dass ich Luftsprünge mache?“ Wieder begann sie zu weinen. „Mom… Bitte nicht. Freu dich doch für mich…“ „Schatz so hab ich das doch nicht gemeint. Natürlich ist es traurig aber sieh doch mal… Für Yasmin ist das eine riesen Chance.“ „Ich weiß…“ Schniefte sie. „Aber sie ist doch mein einziges Baby!“ „Das ist jetzt nicht dein ernst oder?“ Ich musste einfach lachen. Baby? Oh Gott ich werd nicht mehr…
Ich umarmte sie. „Mom ich liebe dich. Und egal wo ich bin, das wird sich nie ändern. Und das ich deine Tochter bin auch nicht.“ „Ich weiß… Ich weiß…“ „Wann musst du zum Flughafen?“ Ich blickte zur Uhr. „In etwa einer Stunde schon.“ „Na gut. Hast du alles fertig?“ „Ja. Die Koffer stehen oben und mein Handgepäck ist auch fertig.“ Zu meiner größten Verwunderung zog mein Dad mich in seine Arme. „Ich werde dich vermissen Kleines. Das Haus wird ohne dich ziemlich leer und still sein.“ Ich legte meine Arme um ihn. „Ich werde euch auch vermissen. Ich hoffe das ich ohne euch klar komme…“ „Das wirst du. Da bin ich mir sicher. Und wenn etwas ist kannst du jederzeit anrufen.“ Ich nickte und blinzelte ein paar Tränen weg. Nun stand auch meine Mom auf und nahm mich in den Arm. „Schätzchen du weißt, dass ich mich für dich freue. Ich kann nur einfach nicht loslassen… Aber gib nichts darum. Ich komme klar und wünsche dir alles Glück dieser Welt.“ „Danke Mama. Das bedeutet mir sehr viel.“ Sie gab mir einen Kuss auf die Stirn und ließ mich dann los. „Ich sollte mich anziehen. Wir müssen gleich los.
Nun saßen wir im Auto und waren auf dem Weg zum Flughafen. Ich war super nervös, doch freute ich mich auch. Meine Gefühle spielten total verrückt. „Wirst du am Flughafen sein?“
Fragte ich Maik. „Aber natürlich. Ich warte schon auf dich.“
Mein Herz schlug höher, als ich das hörte. Ein kleiner Teil von mir hatte Angst sich nicht verabschieden zu können. Am Flughafen angekommen luden wir meine Koffer auf einen Wagen und machten uns dann auf zum Check in. Schon von weitem sah ich Maik und begann zu strahlen. Meine Eltern verdrückten sich diskret und ließen uns allein. „Hey…“ Sagte ich, als ich bei ihm angekommen war. „Hey.“ Erwiderte er grinsend. „Ich muss kurz mein Gepäck abgeben.“ Er nahm mir den Wagen aus der Hand. „Das machen wir zusammen.“ Ich nickte bloß.
„So das wäre geschafft.“ Meinte ich einige Minuten später. „Ja. Wie viel Zeit bleibt noch?“ „Zwanzig Minuten vielleicht.“ Sagte ich und sah zu Boden. Er legte einen Arm um mich. „Denk dran. In zwei Wochen sehen wir uns wieder.“ „Ja schon aber…“ „Aber?“ „Ich weiß auch nicht… Wenn du nicht da bist… Dann fühl ich mich… Wie soll ich das nur ausdrücken? Na ja einfach nicht vollständig…“ „Ich weiß, was du meinst. Mir geht es genau so.“ Er gab mir einen Kuss auf die Stirn. Und da tauchten auch schon meine Eltern auf und machten die Stimmung zu nichte. „Hallo ihr beiden.“ Rief meine Mutter „Hallo Sarah. Hallo Damon.“ „Schätzchen du musst langsam gehen.“ „Ich hab noch ein paar Minuten.“ Sagte ich und schmiegte mich enger an Maik. „Was ist denn los?“ „Ich… Auf einmal… will ich nicht mehr gehen… Ich will bei dir bleiben…“ „Süße… Das ist eine riesen Chance für dich und was sind schon zwei Wochen?“ „Eine verdammt lange Zeit… Jetzt, wo wir uns wieder haben.“
„Mom… Kann ich dich kurz sprechen?“ Widerwillig löste ich mich von Maik und zog sie ein Stück weg. „Wärst du böse, wenn ich mich jetzt schon von euch verabschiede? Ich wäre gerne noch ein paar Minuten mit Maik allein.“ „Nein. Schon in Ordnung.“ Gemeinsam gingen wir zurück. „Ich werde euch vermissen.“ Sagte ich und schloss beide in meine Arme. Meine Augen brannten, doch ich wollte nicht weinen. „Wir dich auch. Meld dich, wenn du angekommen bist.“ Sagte meine Mutter. „Mach ich.“ „Ich hab dich lieb kleines.“ Sagte schließlich mein Vater. „Ich dich auch Dad. Und dich natürlich auch Mom. Jetzt geht. Sonst fang ich auch noch an zu heulen.“ Sie gingen und Maik schloss mich in seine Arme. Ich klammerte mich an ihn. „Ich werde dich vermissen.“ „Ich dich auch meine Süße. Aber wir sehen uns ja bald.“
Ich nickte und drückte mich noch enger an ihn. Dann wurde mein Flug aufgerufen. „Du musst los.“ „Ja…“ Ich bewegte mich nicht. „Yasmin du musst…“ „Du willst mich doch nur loswerden.“ Er schob mich ein Stück von sich weg und sah mich an. „Nein. Niemals.“ Dann Küsste er mich. Ich steckte all meine Sehnsucht in diesen Kuss. „Du musst jetzt gehen.“ „Mhm…“
Ich vergrub meine Hände in seinen seidigen Haaren und zog ihn noch näher an mich. „Yasmin… Du musst los.“
Er schob mich von sich. Seine Augen glühten, als er mich betrachtete. „Wir sehen uns in zwei Wochen.“ „Wirst du dich melden?“ „Aber natürlich. Wir haben doch so zu sagen eine Flatrate.“ Ich grinste und umarmte ihn ein letztes Mal. Dann stieg ich in meinen Flieger. Ich hatte einen Fensterplatz ergattert und schaute eigentlich die ganze Zeit raus. Ich dachte an Maik, der mir jetzt schon fehlte. Neben mir saß eine ältere Dame. Anfangs war sie sehr zurückhaltend, doch nach ungefähr der hälfte des Fluges begann sie mir ihre Lebensgeschichte zu erzählen. Sie war Mitte 80 und somit war diese verdammt lang. Als sie endlich fertig war brannten meine Ohren. Ich stieg aus dem Flieger und sammelte meine Koffer ein. Schließlich nahm ich mir ein Taxi und war froh, als ich in meiner Wohnung ankam. Ich hatte sie übers Internet bestellt. Sofort lies ich mich aufs Bett fallen. Ich war total am Ende. Aber ich musste meine Eltern anrufen. Also griff ich zum Telefon.
Das Gespräch dauerte nicht lange, denn ich wollte nur noch schlafen. Ich zog mir ein T-Shirt und Boxershorts aus dem Koffer und legte mich wieder ins Bett. Ich hatte grade die Augen geschlossen, als ich Maik hörte. „Hey. Bist du schon angekommen?“ „Mhm… Liege schon im Bett.“ „Oh dann stör ich lieber nicht weiter.“ „Du störst nie.“ „Wenn du das sagst. Wie war dein Flug?“ „Lang und anstrengend.“
Sein Lachen tönte durch meinen Kopf. „Das findest du lustig oder?“ „Schon ein wenig.“ „Ich vermisse dich.“
Sagte ich dann unvermittelt. „Ich dich auch. Schlaf jetzt. Wir reden morgen.“ „Ok. Und Maik?“ „Ja?“ „Ich liebe dich.“ „Ich dich auch. Schlaf gut und träum was Schönes.“
Als ich am nächsten Morgen erwachtem fühlte ich mich wie erschlagen. Die Zeitumstellung war doch heftiger als gedacht. Ich ging erst mal kalt duschen um wach zu werden. Danach zog ich mich an und ging einkaufen. Miami war schön… Und groß! Einen Laden fand ich schneller, als ich es für möglich gehalten hatte. Dort gab es einfach alles, was das Herz begehrte.
Ich kaufte kräftig ein und ging dann zurück in meine Wohnung.
Dort angekommen verstaute ich erst die Einkäufe und dann begann ich meine Koffer auszupacken. Bis ich schließlich fertig war vergingen einige Stunden. Gegen 17 Uhr bekam ich schließlich Hunger. Ich hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen, also ging ich in die Küche und begann zu kochen. „Hey meine Schöne. Was machst du grad?“ „Hi Maik. Ich koche grade. Und du?“ „Ach nichts Besonderes. Hast du heute noch was vor?“ „Nein. Ich hab eben meine Koffer ausgepackt und wollte nachher noch ein paar DVDs schauen.“ „Achso. Wie gefällt dir Miami bisher?“ „Es ist… Wow…“
Er lachte „Ja. Das ist es. Was kochst du denn schönes?“ „Nichts Großes. Nur ein paar Spagetti.“ „Achso. Dann mal guten Appetit. Ich muss leider noch was erledigen.“ „Ok. Bis dann.“ „Bis dann. Ich liebe dich.“ „Ich dich auch.“
Ich setzte mich an den Tisch und vertilgte meine Nudeln. Dann stellte ich den Teller in die Spüle und ging ins Wohnzimmer. Ich legte eine DVD ein und setzte mich aufs Sofa. Leider konnte ich mich nicht wirklich auf den Film konzentrieren. Ich vermisste Maik und meine Familie. Ich fühlte mich einfach einsam. „Süße bist du noch zu Hause?“ „Klar. Wieso?“ „Ach… ehm… Mach mal die Tür auf. Ich hab da ne Überraschung für dich.“
Ich verstand nur Bahnhof, ging aber trotzdem zur Tür. Ich öffnete sie und kreischte auf. Da stand, lässig an die Wand gelehnt, Maik! „Oh mein Gott! Was machst du denn hier?“ „Na dich überraschen.“ Sagte er und grinste. Ich warf mich in seine Arme. „Nicht so stürmisch. Willst du mich nicht erst mal Reinbitten?“ Sofort ließ ich ihn los. „Ich… oh… entschuldige… komm doch rein.“ Er lachte und zog mich mit in die Wohnung.
Kapitel 8
Wir lagen zusammen auf meinem Bett und ich sah Maik verliebt an. „Du hattest das von Anfang an geplant oder?“ Fragte ich nach einer Weile. „Denkst du ich hätte dich sonst so ruhig fliegen lassen können?“ Wir grinsten uns an. „Wann fängst du an zu arbeiten?“ „Montag. Also noch 2 Tage, die wir für uns haben.“ „Klingt gut.“ Sagte er und küsste mich. Ich legte meine Arme um seinen Hals und drückte mich an ihn. „Ich hab dich wirklich vermisst.“ „Ich dich auch meine Süße“
Meine Hände gruben sich in sein Haar und er streichelte meinen Rücken. Ein wohliger Schauer durchlief mich. Mir wurde unglaublich heiß. Ich will ihn!
Irgendwie erschreckte mich dieser Gedanke. So was hatte ich noch nie gefühlt. Langsam löste ich mich von ihm, um Luft zu holen. Maik schien das nicht nötig zu haben, denn er küsste meinen Hals. Ein leises Stöhnen entkam mir und ich krallte mich an seinen Schultern fest. Langsam begann er meine Bluse aufzuknöpfen und seine Lippen wanderten tiefer. Auch ich begann ihm sein Shirt über den Kopf zu ziehen, um mehr von ihm zu spüren. Während er meine Brust liebkoste fragte er: „Willst du das wirklich?“ „Ja. Natürlich will ich das. Ich will dich!“
Mehr Bestätigung brauchte er nicht und es wurde eine sehr lange Nacht.
Als ich erwachte, war mir sofort bewusst, was passiert war und ich wurde rot. Diese Nacht war die schönste in meinem Leben. Es war nicht mit dem zu vergleichen, was ich mit Alex hatte. Das hier war so viel besser. So viel… mehr! Und doch hatte etwas gefehlt. Ich wusste nicht was, aber es hatte gefehlt. Versonnen malte ich Kreise auf seinen Arm, der um mich geschlungen war. Ich weiß nicht, wie lange ich das schon tat, als er mich schließlich näher an sich zog. „Du bist ja schon wach…“ Nuschelte er in meine Halsbeuge und drückte mir einen Kuss darauf. „Schon eine ganze Weile du Schlafmütze.“ Erwiderte ich grinsend. „ Sei nicht so hart. Du hast mich ausgepowert.“ Ich lächelte nur in mich hinein. „Willst du was essen?“ Fragte ich, als ich schließlich aufstand. „Nein danke. Aber ich könnte dir Frühstück machen und du gehst wieder zurück ins Bett.“ Er zwinkerte mir zu und seine Augen brannten. Ich wusste, was dieser Blick bedeutete. „Du kannst gerne Frühstück machen aber ich muss jetzt erst mal Duschen.“ „Ohne mich?“ „Du wolltest ja Frühstück machen.“ Sagte ich und ging ins Bad. Ich hörte ihn leise fluchen und kicherte. Das warme Wasser tat mir gut. Ich brauchte nicht lange im Bad, denn ich bekam wirklich Hunger.
Als ich in die Küche kam, schlug mir ein wundervoller Duft entgegen. Maik werkelte am Herd und ich blieb an der Tür stehen, um ihn zu beobachten. Er hatte sich nur eine Boxershort angezogen und ich konnte das Spiel seiner Muskeln unter der seidigen Haut beobachten. Er sah aus, wie ein aus Stein gemeißelter Gott. Und er gehört mir!
Ich zuckte zusammen. Wieder so ein erschreckender Gedanke. Was war das nur? Das hatte ich doch noch nie… Maik sah mich fragend an. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass er sich umgedreht hatte. „Alles ok?“ Ich nickte nur und setzte mich an den Tisch. Zum Glück hatte meine Mutter mir noch mal erklärt, wie ich meine Gedanken vor ihm geheim halten konnte. So bekam er meinen inneren Konflikt nicht mit. Das wäre echt zu peinlich gewesen. Ganz allmählich wurde mir bewusst, was mir in der letzten Nacht gefehlt hatte. Er hatte mich nicht gebissen! Aber wieso nicht? Wollte er mein Blut nicht? Wollte er… mich nicht? Dieser Gedanke tat weh. „Yasmin?“ Ich schreckte auf. „Was?“ „Hast du mir überhaupt zugehört?“ „Nein… Tut mir leid.“ „Schon gut. Ich hab gefragt, ob wir nachher zum Strand wollen.“ „Ja klar.“ „Ok. Dann zieh ich mich schon mal um. Iss was.“ Ich nickte und sah auf meinen Teller. Es sah wirklich unheimlich lecker aus, doch ich hatte keinen Hunger.
Ich wusste nicht wirklich, was mit mir los was. Warum hatte ich nur so negative Gedanken? Ich ging ins Schlafzimmer und zog mir die Badesachen an. Maik stand in der Tür und beobachtete mich, doch ich nahm ihn nur am Rande wahr. Gerade wollte ich das Schlafzimmer verlassen, als er mich am Arm festhielt. „Was ist los?“ „Nichts.“ „Das glaub ich dir nicht. Also raus damit. Was ist los?“ Ich sah ihn an. Sollte ich etwas sagen? „Yasmin…“ „Ich weiß nicht ich…“ Ich brach ab. Konnte ich das wirklich sagen? „Das ist absoluter Schwachsinn…“ Sagte ich kleinlaut. „Lass mich das doch bitte beurteilen.“ „Warum… warum hast du mich nicht gebissen?“ Mein Blick klebte am Boden. In diesem Moment wollte ich ihn nicht ansehen. Als ich ihn jedoch leise lachen hörte, musste ich doch den Blick heben. Er sah mich liebevoll an. „Süße… Dass ich dich nicht gebissen habe hatte nichts mit dir zutun. Ich wollte es nur… ehm… langsam angehen lassen.“ Er legte eine Hand an meinen Hals. Genau an die Stelle, an der mein Puls schlug. Dieser Biss ist nichts, was man einfach so tut. Es ist… wie ein Versprechen. Ein Versprechen, auf Ewig zusammen zu bleiben.“ „Aber… Willst du das denn nicht?“ „Doch. Natürlich will ich das du Dummerchen. Nichts lieber als das.“ Ich strahlte ihn an und warf mich in seine Arme. „Wirklich?“ „Aber natürlich. Was hast du denn gedacht?“ Ich zuckte mit den Schultern. Ja… Was hatte ich Gedacht? „Komm schon. Irgendwas hast du dir doch dabei gedacht.“ Ich sah zu Boden und errötete. „Ich… na ja ich dachte halt, dass du… Dass du mich nicht willst…“ Gestand ich schließlich kleinlaut. Er brach in schallendes Gelächter aus, was mir auch nicht wirklich half. Ich flüchtete ins Bad. Ich wollte echt nicht, dass er sich jetzt noch über mich lustig machte. „Yasmin warte!“ Ich schlug die Tür zu und lehnte mich dagegen. Na da hast du dich wirklich wieder toll zum Affen gemacht…
Dachte ich. „Nein hast du nicht. Es tut mir leid.“ „Raus aus meinem Kopf!“ „Mach doch bitte die Tür auf.“ Er klang so flehend, dass ich mich entschloss, doch nachzugeben. Langsam betrat er das Bad. „Ich hab nur gelacht, weil es mir so wahnwitzig vorkam, dass du so was denken konntest. Ich wollte nichts überstürzen und uns Zeit geben. Letzte Nacht… Das war die schönste in meinem Leben und das dauert immerhin schon 200 Jahre.“ Ich sah ihn mit großen Augen an. Wir hatten nie über sein Alter gesprochen und diese Zahl schockte mich dann doch. „Mein Gott bist du alt!“ „Werd mal nicht frech.“ Sagte er und grinste. „Ich? Nie!“ Meinte ich dazu und setzte meine Unschuldsmine auf. Er grinste nur weiter. „Hast du das wirklich ernst gemeint?“ Fragte ich schließlich. Maik wurde sofort ernst. „Natürlich habe ich das ernst gemeint. Yasmin… Seit ich dich kenne, gehst du mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich habe dich gesehen und wollte dich nicht mehr gehen lassen.“ Um dies zu unterstreichen, zog er mich an sich. „Ich habe mich auf den ersten Blick in dich verliebt aber ich habe natürlich deine Ablehnung bemerkt. Ich wollte dich verfolgen, um mehr über dich zu erfahren, habe es aber dann gelassen, aus Angst du könntest es merken und mich dafür hassen. Du glaubst nicht, wie erstaunt ich war, als ich dich in meinem Hotelzimmer sah. Als du Allyssa und mich zusammen gesehen hast, glaubte ich etwas wie Schmerz in deinem Blick zu sehen und das ließ mich wieder hoffen. Dann war ich bei euch zum Essen eingeladen und ich wollte mit dir reden, doch der Abend verlief leider etwas anders. Ich war fuchsteufelswild, als ich diesen Typen an dir gerochen habe. Und dann dein Unfall…. Man ich war krank vor Sorge.“ Er schloss kurz seine Augen und ich drückte mich an ihn. „Ich war Tag und Nacht im Krankenhaus und habe an deinem Bett gesessen. Du kannst dir nicht vorstellen, wie glücklich ich war, als du endlich wach wurdest. Doch dann… Na ja du weißt es ja. Nach dieser Sache bin ich gegangen. Ich hatte deine Gefühle bemerkt und war verwirrt. Du konntest mich vorher absolut nicht leiden und auf einmal… Ich wollte einfach, dass du dir sicher bist.“ „Du bist absolut unglaublich. Weißt du das?“ Fragte ich ihn. „Nein. Du bist unglaublich. Unglaublich und das Beste, was mir je passiert ist.“ Mir fiel nicht ein, was ich hätte sagen können. Ich zog ihn einfach an mich und küsste ihn mit aller Liebe, die ich zur Verfügung hatte.
Kapitel 9
Der Tag verlief angenehm ruhig. Wir genossen die Nähe des anderen und redeten viel über unsere Vergangenheit. Maik hatte natürlich einiges mehr zu berichten, aber wirklich lebhaft wurden seine Erzählungen erst, als ich in seiner Geschichte auftauchte. Abends lagen wir zusammen auf dem Sofa und sahen uns einen Film an. Ich kannte ihn schon und schlief nach ungefähr der hälfte ein. Ich hatte wirre Träume. Ich war im Wald und es war dunkel. Um mich herum knackte es und ich hörte die Tiere die umher streichen. Verwirrt und ängstlich sah ich mich um, aber die Dunkelheit lies mich nichts erkennen. Ein kalter Luftzug streifte mich und ich zuckte zusammen. „Michael?!“ Nichts… „Michael bist du hier?!“ Wieder keine Antwort und wieder ein kalter Luftzug. Langsam setzte ich mich in Bewegung und tastete mich Schritt für Schritt vorwärts. Ich hatte keinerlei Orientierung und so ging ich einfach drauf los, in der Hoffnung eine Straße zu erreichen. Ich wusste nicht, wie lange ich schon durch die Gegend irrte aber irgendwann prallte ich gegen etwas Hartes und landete auf meinem Hintern. Erschrocken richtete ich mich wieder auf. „M… Michael?“ „Nein Liebes. Falsch geraten.“ Antwortete eine tiefe Stimme und ein Lachen folgte. „Wer bist du? Was willst du von mir?“ „Alles zu seiner Zeit.“ Sagte er und ich spürte eine Hand, die über meine Wange strich. Ich zuckte zurück und wäre fast wieder auf dem Boden gelandet, wenn er mich nicht festgehalten hätte. „Lass mich los.“ Er ließ mich nicht los. Im Gegenteil, sein Griff wurde noch fester. Langsam, fast in Zeitlupe näherte sich sein Gesicht meinem Hals und ich… wachte auf.
Ich saß schwer atmend im Bett. Moment mal… War ich nicht auf der Couch eingeschlafen? Erst jetzt bemerkte ich, dass Maik mich ansah. „Alles in Ordnung… Es war nur ein Traum.“ Er schloss mich wortlos in seine Starken Arme und das Zittern hörte auf. Auch meine Atmung wurde wieder ruhiger. Ich schloss meine Augen, riss sie aber sofort wieder auf, als ich die Szenerie im Wald vor mir sah. „Was hast du geträumt?“ Fragte Maik nach einer Weile. Ich zögerte erst, doch dann erzählte ich es ihm. Er wirkte nachdenklich, sagte aber nichts. „Es war nur ein Traum.“ Sagte ich schließlich. „Wir sollten weiter schlafen. Ich muss ja schon in 3 Stunden aufstehen.“ „Du hast Recht.“ Er schloss mich in seine Arme und ich fiel in einen, zum Glück, traumlosen Schlaf.
Der nächste Morgen brach viel zu früh an, aber ich musste ja schließlich zur Arbeit. Ich war total nervös und hoffte, dass alles glatt laufen würde. Schnell sprang ich unter die Dusche und machte mich fertig. Maik hatte Frühstück gemacht und ich schlang es geradezu herunter. Dann fuhr ich zur Arbeit. Im Hotel angekommen, begrüßte mich meine neue Chefin, zeigte mir das Hotel und stellte mir alle vor. Ich würde erst mal im Housekeeping arbeiten und zwar mit Davon. Wir unterhielten uns in der Mittagspause und ich wurde das Gefühl nicht los, ihn irgendwoher zu kennen.
Als ich schließlich Feierabend hatte war ich geplättet und glücklich. Das Hotel war wunderschön und meine Kollegen super freundlich. Ich verstand mich mit allen gut und freute mich auf die Zusammenarbeit. Zu hause angekommen hatte Maik schon den Tisch gedeckt. Alles sah so romantisch aus… Er begrüßte mich mit einem langen Kuss und ich lächelte ihn glücklich an. „Wie war dein erster Tag?“ Fragte er, als wir uns an den Tisch setzten. „Es war toll. Das Hotel ist der Wahnsinn und die Kollegen total nett.“ „Das freut mich für dich Schatz.“ Wir aßen und unterhielten uns eine Weile. Da ich müde war, ging ich früh zu Bett. Mein Kopf hatte das Kissen noch nicht ganz berührt, da war ich schon eingeschlafen.
Ich befand mich auf einer wunderschönen Blumenwiese. Es war warm und ich trug nur ein dünnes Kleid. Maik saß direkt neben mir und ich flocht Blumenkränze. Als ich fertig war, legte ich ihn mir um und stand auf. Ich tanzte über die Wiese und war einfach nur glücklich.
Durch einen harten Schlag ins Gesicht wurde ich wach. Ich saß auf dem Boden und hatte eine Schlinge um den Hals. Maik saß direkt vor mir und sah mich mit weit aufgerissenen Augen an. „Was ist passiert?“ Fragte ich und starrte auf die Schlinge. „Das frage ich dich! Du hast geschlafen und auf einmal legst du dir freudestrahlend die schlinge um den Hals und läufst los! Verdammt wenn ich schon geschlafen hätte, hättest du dich glatt aufgehängt!“ „Ich… Was? Oh mein Gott! Ich hab doch nur geträumt…“ Tränen schossen in meine Augen. Ich könnte tot sein… „Tut mir Leid Kleines… Ich hatte nur solche Angst um dich.“ Er seufzte und zog mich in seine Arme. Ich presste mich zitternd an ihn.
An Schlaf war nicht mehr zu denken und so fuhr ich am Morgen total übermüdet zur Arbeit.
Der Tag verlief schleppend und als ich endlich zu Hause war, lies ich mich mit samt meinen Klamotten ins Bett fallen.
Ich befand mich an einem wunderschönen Strand. Ich lief umher und sammelte einige Muscheln. Auf meinem Weg gelangte ich an eine Klippe. Ich sah hinunter in das blaue Meer und entdeckte Maik der mir freudig zuwinkte. „Komm rein! Das Wasser ist herrlich warm!“ Rief er mir zu. Das lies ich mir natürlich nicht zweimal sagen. Schnell lies ich die Muscheln fallen und machte mich sprungbereit. Ich nahm einen kleinen Anlauf und sprang.
Meine Augen öffneten sich und ich lag in Maik’s Armen. Maik wiederum stand auf der Straße. „Maik? Was machen wir hier?“ „Das klären wir, wenn wir drinnen sind.“ Sagte er grimmig und trug mich in die Wohnung. Dort angekommen setzte er mich auf dem Sofa ab und lief auf und ab. „Gestern willst du dich aufhängen und heute springst du mit fröhlichem Lächeln auf den Lippen vom Balkon? Wir sind im vierten Stock! Bist du wahnsinnig?!“ „Ich wusste doch nicht… Ich meine ich hab doch…“ Wieder diese dummen Tränen. Wieder diese Angst. Ich durfte nicht mehr schlafen… Beim nächsten Mal war Michael vielleicht nicht schnell genug…
Ich hatte seit 3 Tagen nicht geschlafen und war am Ende meiner Kräfte. Trotzdem fuhr ich zur Arbeit und begann die Zimmer zu säubern. Ich hatte den letzten Raum für heute erreicht und begann das Bett zu machen. Es fühlte sich so gemütlich an und ich war so erschöpft… Ich wollte nur eine Minute die Augen schließen und so legte ich mich auf die weiche Matratze. Ich schloss meine Augen und schlief sofort ein. Ich saß mit Maik in einem Restaurant. Kerzen leuchteten und er sah mich liebevoll an. „Schatz ich habe eine Kleinigkeit für dich.“ „Wirklich? Was denn?“ Fragte ich und lächelte ihn an. Maik griff in seine Tasche und Zog eine längliche Schachtel heraus. Ich nahm sie entgegen und öffnete sie. Zum Vorschein kam ein wunderschönes, silbernes Armband. Es hatte einen kleinen Herzanhänger, in den unsere Initialen graviert waren. Ich legte es mir um und drückte den Verschluss zu. Er klemmte ein wenig, deshalb musste ich viel Kraft aufwenden. Ich wachte auf, weil ich einen stechenden Schmerz an meinem Handgelenk spürte. Meine Augen öffneten sich nur langsam und ich blickte direkt in Davon’s Augen. Er hatte seine Zähne in mein Handgelenk geschlagen und schlürfte mein Blut. Ich versuchte meinen Arm wegzuziehen, doch er ließ mich nicht. „Lass mich los!“ „Nein Liebes…“ Sagte er und saugte weiter. Jetzt hatte es klick gemacht. Er war der Typ aus meinem Traum! „Was willst du von mir?“ Langsam wurde mir schwummerig. „Er wird genauso leiden wie ich. Er wird jeden Tag an dich denken. So wie ich an sie denke.“ „Maik hilf mir!“
„Wovon redest du?“ „Er hat mir Lindsay genommen und ich nehme dich.“ „Was ist passiert? Wo bist du?“
„Wer hat sie dir genommen? Wovon sprichst du?“ „Dein toller Michael… Er hat mir meine Lindsay genommen…“ Tränen schimmerten in seinen Augen. „Ich bin im Hotel… Zimmer 219. Davon… er ist ein Vampir. Beeil dich. Ich versuche in hin zu halten.“
„Das geht nicht schnell genug…“ Murmelte er und verbiss sich blitzschnell in meinen Hals. Mein Sichtfeld schränkte sich immer weiter ein. Es wurde schwarz und ich sank zurück.
Michael:
Ich versuchte immer wieder sie zur erreichen doch sie antwortete mir nicht. Kam ich zu spät? Ich stürzte in das Zimmer und da lag sie. Mein Engel lag auf dem Bett und rührte sich nicht. Ein Kerl lag über ihr und saugte an ihrem Hals. Ich rannte auf ihn zu und riss ihn zu Boden. Als er so unter mir lag, erkannte ich ihn. Davon! Er war mal mein bester Freund, bis seine Gefährtin starb. Auch mut Lindsay war ich gut befreundet. Ich war mit ihr verabredet gewesen doch unterwegs wurde sie von Vampirjägern geschnappt… Damals wussten die Menschen, dass es uns gab. Sie hatten Angst und so töteten sie viele von uns und auch Gefährtinnen. Das war eine schreckliche Zeit. Davon war überzeugt, dass ich sie getötet hatte und seit dieser Zeit hasste er mich. Die zwei waren noch nicht vereinigt gewesen und so würde er seine Seele nie zurückbekommen. „Ah ich sehe du erkennst mich.“ Sagte er nun mit einem Grinsen im Gesicht. „Was hast du mit Yasmin gemacht?“ „Ich hab sie dir genommen. So wie du mir Lindsay genommen hast. Sie ist tot und du wirst so leiden, wie ich es seit nun 150 Jahren tue.“ „Ich habe Lindsay nicht getötet! Wieso glaubst du mir nicht?“ „Sie wollte sich mit dir treffen und kam nicht zurück. Du hast sie auf dem Gewissen du Bastard!“ Er schlug mich hart ins Gesicht und nun lag er über mir. „Ich werde dich nicht töten Maik. Das wäre zu einfach. Du sollst dein Leben in Einsamkeit fristen. Ohne die Chance auf Rettung.“ Ich wehrte mich nicht, als er auf mich einschlug. Yasmin… Mein Leben… Meine Liebe… Er hatte sie mir genommen… Wie sollte ich ohne sie leben? Ohne ihr süßes Lächeln? Ohne die zarte Röte die sie überzog wenn sie sich für etwas schämte? Heiße Wut überfiel mich. Dafür würde er sterben! Ich stürzte mich wieder auf Davon und rammte ihm meine Faust mit voller Wucht in den Magen. Er beugte sich stöhnend vor. „Ich habe sie nicht umgebracht!“ Ich rammte ihm meine andere Faust ebenfalls in den Magen. und er spuckte Speichel aus. Davon stolperte zwei Schritte zurück „Doch das hast du!!“ Ich wollte wieder ausholen und ihm meine Faust dieses Mal an den Kiefer donnern. Doch er wischte sie einfach weg und trat mir mit seinem Fuß mit voller Wucht an den Kiefer. Mein Kiefer knackte und brach schließlich. Doch er heilte sich in Sekunden wieder. Er hatte meine Yasmin umgebracht. Ich schleuderte ihn gegen die Wand und sie brach, sodass wir im nächsten Zimmer landeten. Ich folgte ihm in das Badezimmer und holte wieder mit meiner Faust aus. Dieses Mal brach ich ihm die Nase. Sie heilte auch wieder in Sekunden schnelle. Auf einmal begann der Raum zu strahlen. „Davon!“ Erklang eine weiche sanfte stimme. „Davon!“ Rief sie wieder „Hör auf damit!“ Der weiße Lichtschleier lichtete sich langsam und Lindsay schwebte heraus. Ihre Haare schwebten um ihren Kopf herum und sie trug ein weißes, langes Kleid aus einem luftigen Stoff. „Lindsay!“ Hauchte Davon mit tränen in den Augen.
Kapitel 10
Ich war wie erstarrt und beobachtete die Szene. „Du bist tot… Er hat dich mir weggenommen!“ Schrie Davon und brach in Tränen aus. Lindsay kniete neben ihm und legte ihre Hand auf seinen Kopf. Sofort klammerte Davon sich an sie. „Nein. Er hatte nichts damit zutun. Es waren Vampirjäger, die mich töteten. Es tut mir leid, dass ich dich nicht erlösen konnte und dass du um mich trauern musstest. Ich war immer bei dir und habe auf dich geachtet.“ „Lindsay… Meine Lindsay…. Ich liebe dich so sehr.“ „Ich dich auch Dav… Aber du musst aufhören. Du darfst Maik nicht mehr hassen. Er war es nicht.“ Davon’s Kopf zuckte nach oben und er sah mich an. „Maik.. Oh Gott! Was hab ich getan? Was hab ich nur getan?“ „Du hast sie getötet. Das hast du gemacht.“ Sagte ich verwundert über meine eigene Ruhe. „Maik… Du kannst sie zurückholen.“ Sofort wurde ich hellhörig. „Wie? Lindsay sag mir wie! Ich tue alles wenn ich sie nur zurückbekomme.“ „Du musst 5 Prüfungen bestehen… Sie sind nicht einfach aber wenn du es schaffst, kommt sie zurück.“ „Ich tue alles. Welche Prüfungen sind das?“ „Du musst Dinge sammeln.“ „Lindsay bitte! Was für Dinge sind das?“ „Du musst einen Trank brauen. Dazu brauchst du ein Haar aus dem Schweif eines Einhorns, eine Schuppe eines Meerjungfrau Schwanzes, zwei tropfen Riesenblut, einen Werwolfzahn und 2 Tropfen Vampirblut. Nicht irgendeins ihr braucht das des ältesten, des ersten Vampirs. Deines Erschaffers Michael.“ Ich nickte. „Ich werde alles besorgen.“ „Ich helfe dir.“ Mein Blick wanderte zu Davon. „Es ist meine Schuld. Ich werde tun was ich kann, damit du sie zurückbekommst.“ Wieder nickte ich. „Eins müsst ihr noch wissen. Ihr müsst ihr den Trank bis zum nächsten Vollmond geben. Sonst ist alles zu spät und nichts kann sie zurück bringen.“ „Das ist in vier Tagen… Wir müssen sofort los!“ Schon hatte ich den leblosen Körper meiner Geliebten auf die Arme gehoben und stürmte zur Tür.
Ich brachte Yasmin nach hause und sammelte einige Waffen ein. Davon war mir gefolgt und auch er rüstete sich aus. „Womit fangen wir an?“ Fragte er. Ich blickte ihn an. „Was liegt am nächsten?“ „Das Einhornhaar.“ „Gut los geht’s“
Wir mussten in die Berge. Ich wusste aus zuverlässiger Quelle, dass Elisabeth das Einhorn dort lebte. Wir wurden zwar nicht angegriffen, aber der Aufstieg war mühsam und nahm Zeit in Anspruch. Oben angekommen fanden wir viele Höhlen vor. Jede einzelne war leer. Ich betete, in der letzten etwas zu finden. Sie war viel größer als die anderen und schon am Eingang wurden wir von Knochenbergen begrüßt. Ich hörte ein Geräusch und hielt Davon am Arm fest. Ich legte meinen Finger an die Lippen und bedeutete ihm so leise zu sein. Wir schlichen vorwärts und als wir um eine Ecke bogen sah ich ihn. Ein Riese. Der größte und hässlichste, den ich je gesehen hatte. Hinter ihm war ein Käfig und in dem… lag Elisabeth. Ein Riese und das Einhorn… Wir könnten zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, doch wie sollten wir dieses Monstrum besiegen? Wir mussten uns dringend etwas einfallen lassen. Ich zog Davon aus der Höhle und sah ihn an. „Was sollen wir tun? Klar wir können so auch an das Riesenblut kommen aber wie erledigen wir das Vieh?“ Davon sah mich ratlos an. „Ich weiß es nicht. Aber wir müssen auf jeden Fall zusammenarbeiten.“ Ich nickte. „Ja. Anders können wir ihn auf keinen Fall schaffen.“ „Lass uns zurückgehen. Wir werden das schaffen.“ Gemeinsam betraten wir die Höhle erneut. Wir bewegten uns sehr leise, damit der Riese uns nicht hörte. Noch während ich überlegte ließ mich ein Geräusch ähnlich dem eines Donnergrollens zusammenfahren. „Was war DAS?!“ Fragte ich leise und sah Davon an. Er deutete nur auf den Riesen. „Das Monster schnarcht“ Flüsterte er schließlich. Ich betrachtete den Riesen genauer. Er musste an die 7 Meter groß sein. Ich sah ihm eine Weile gebannt beim Schlafen zu. Sein massiger Körper hob und senkte sich gewaltig und zwischendurch ertönte wieder sein ohrenbetäubendes Schnarchen. Ich tippte Davon auf die Schulter und flüsterte: „Bei dem Geschnarche kann uns dieses Vieh doch gar nicht hören oder? Lass uns zunächst versuchen Elisabeth zu befreien.“
Davon’s Stirn legte sich kurz in Falten, dann nickte er stumm und schlich leise an der Wand entlang, in Richtung Käfig. Ich folgte ihm leise und begann wieder über den wunden Punkt eines Riesen nachzudenken, falls es doch zum Kampf kommen sollte. Mir fiel absolut keine Schwachstelle ein, also gab ich den Gedanken auf, in der Hoffnung es würde nicht zum Kampf kommen. Wir erreichten den Käfig in dem Elisabeth wie ein Häufchen Elend und mit angelegten Flügeln lag. Wir traten vorsichtig direkt an die Tür des Käfigs und Elisabeth blickte demotiviert und traurig zu uns auf. "Maik, gib mir bitte das Schwert, ich versuche das Schloss zu knacken", flüsterte Davon mir zu und sogleich zog ich das Schwert, welches ich auf dem Rücken mit mir trug und reichte es ihm. Vorsichtig und zu gleich energisch begann er damit im Schloss herumzustochern. Elisabeth legte den Kopf schief und sah uns ca. 2 Minuten wie gebannt an, bis sie zu begreifen schien. Sie stand auf und wieherte einmal freudig und dummerweise ziemlich laut. „PSSSST!“ Machte ich und versuchte ihr so zu zeigen, dass sie ruhig sein sollte. Ich lauschte ob der Riese aufgewacht war und wandte mich kurz um. Er lag noch immer auf seinem „Bett“ aus Felsen und schnarchte einmal laut. „Puh, das war echt knapp“ Flüsterte ich. „Ich hab's gleich“ Flüsterte Davon zurück und circa 30 Sekunden später hörten wir ein leises „Klick“ und das Schloss des Käfigs öffnete sich. Davon zog die Tür auf und ging vorsichtig hinein. „Ganz ruhig Elisabeth. Wir sind hier um dich zu befreien, aber das weißt du sicher schon, oder?“ Flüsterte er dem Einhorn sanft zu. Elisabeth senkte den Kopf zu ihm hinunter und erlaubte ihm sie zu streicheln. „Beeilung!“ Hauchte ich den beiden energisch zu und wandte mich wieder um. Der Riese stand genau vor mir und grinste dümmlich auf uns herab. „Oh shit!“ War alles was ich noch sagen konnte, bevor ich einen Hechtsprung zur Seite machen musste, weil der Riese brüllend, mit einer überdimensionalen Holzkeule nach uns schlug. Davon und das Einhorn, die nicht ausweichen konnten, da sie beide noch im Käfig standen wurden mitsamt dessen durch den Schlag gegen die nächste Wand geschleudert. Elisabeth wieherte schmerzvoll auf und Davon schrie. „Autsch, verdammt!“ Hörte ich ihn rufen. Was sollten wir nur tun? Ich hockte mich hinter einen Felsen und überlegte was ich tun konnte. Es musste schnell gehen, denn der Riese stapfte auf den Käfig zu. Ich erblickte das Schwert, welches an der Stelle auf dem Boden lag, wo zuvor noch der Käfig gestanden hatte. Da der Riese mit dem Rücken zu mir gewandt war, hechtete ich los und krallte mir das Schwert. Was sollte mir das Schwert bringen? Der Riese war 7 Meter groß, also konnte das Schwert nicht mehr bewirken als ein Zahnstocher. „Maik tu was!“ Hörte ich Davon brüllen. „Hey du riesiger Volltrottel!“ Rief ich, krallte mir den nächst besten Stein und warf in ihn Richtung des Ungetüms. Der Stein traf ihn hart am Hinterkopf. Das Monster ließ ein lautes Grunzen hören und wandte sich um. Rasend vor Wut stürzte es los und schwang seine Keule. Ich rannte los, tiefer in die Höhle hinein. Der Riese polterte mir hinterher und brüllte aus Leibeskräften. Ich sah einen Moment lang, während ich lief über die Schulter um zu sehen wie nah er hinter mir war. Ein fataler Fehler. Ich stolperte über einen Stein und krachte zu Boden. „Autsch! Mist!“ Rief ich und war im Begriff aufzustehen, als mich etwas um die Taille packte und hochhob. Der Riese hielt mich vor sein Gesicht und grinste hämisch. Ich zappelte wie verrückt und versuchte mich zu befreien, doch keine Chance. Das Schwert lag auf dem Boden unter mir und ich hatte keine anderen Hilfsmittel oder Waffen bei mir. Der Riese betrachtete mich ausgiebig und plötzlich, ohne Vorwarnung warf er mich gegen die nächste Wand. Ich prallte mit voller Wucht dagegen und fiel dann noch etwa 5 Meter in die Tiefe. Ich dachte jetzt sei es aus mit mir und wartete auf den Aufprall. Doch anstatt aufzuprallen landete ich weich. Schwach öffnete ich die Augen und erblickte Davon, der mich aufgefangen hatte. „Ach, auch schon da?!“ Krächzte ich. „Ja, tut mir Leid aber der Käfig war demoliert. War nicht einfach da raus zukommen, der war total verbogen und Elisabeth hat sich direkt aus dem Staub gemacht.“ Antwortete er und setze mich auf dem Boden, hinter einem Felsen ab. Im selben Moment musste er zur Seite hechten, da der Riese nach ihm griff. Seine Hand schloss sich nur Zentimeter entfernt von mir, direkt vor dem Felsen hinter dem ich saß. Ich stand vorsichtig auf. Jeder Knochen in meinem Körper schmerzte. Vorsichtig lugte ich an dem Felsen vorbei, um das Geschehen zu Betrachten. Davon flitze wie verrückt um die Beine des Riesen herum. Dieser geriet so in Rage, dass er nach etwa 2 Minuten wild auf dem Boden herumtrampelte und Davon beinahe zerquetschte. Ich sah gerade noch wie Davon an die Wand sprang, sich von dieser abstieß und auf dem Rücken des Riesen landete. Davon trug etwas auf dem Rücken. Eine Armbrust. Natürlich! Die Armbrust. Ich hatte einen Gedankenblitz. Der Riese versuchte Davon von seinem Rücken zu entfernen und drehte sich im Kreis. Davon versuchte höher zu klettern und gerade als er zwischen den Schulterblättern angekommen war raste der Riese rückwärts in Richtung Wand. Er wollte Davon zerquetschen. Dieser jedoch schaltete schnell und sprang hinunter. „Davon! Benutz die Armbrust! Du musst seine Augen treffen!“ Rief ich ihm zu. Er verstand sofort und zog die Armbrust von seinem Rücken. „Gute Idee! Hätte ich auch selbst drauf kommen können!“ Rief er schließlich zurück und sprang rückwärts, kurz bevor die riesige Keule des Riesen ihn zermatschte. Gebannt starrte ich auf den Kampf. Davon spannte die Armbrust und schoss den ersten Pfeil. Er durchbohrte das linke Ohr des Riesen. Dieser brüllte vor Schmerz und schlug die Hand darauf. Eine Salve aus Pfeilen ergoss sich im selben Moment über sein ganzes Gesicht. Glücklicherweise hatte er die Augen vor Schreck weit geöffnet. Somit funktionierte mein Plan perfekt und seine Augen waren übersäht mit Pfeilen, bevor er sie vor Schmerz schließen konnte. Jetzt drehte er jedoch völlig durch. Davon steckte die Armbrust weg und musste umher rennen um nicht von den herabfallenden Steinen und Felsbrocken getroffen zu werden die zu Boden krachten, weil der Riese gegen die Wände schlug und hart auf den Boden stampfte. Sein Gebrüll zerfetzte mir beinahe das Trommelfell. Ich hatte eine neue Idee. „Davon, komm schnell rüber!“ Rief ich und sogleich hastete er zu mir. „Was ist? Hast du eine Idee, wie wir das Monster endgültig ausschalten können?“ Fragte er gehetzt. „Ja! Nimm das Seil, das wir zum Klettern benutzt haben und binde es an einen der Pfeile. Den schießt du dann in eins der Beine von diesem Riesen und rennst ein paar Mal um ihn herum, bis er zu Boden fällt. Anschließend erledigen wir ihn!“ Sprudelte ich. Davon grinste. „Du bist genial!“ Rief er und nahm mir das Kletterseil ab. Kurz darauf band er es an einen seiner Pfeile und setze die Armbrust an. Er schoss und traf die rechte Wade des Riesen. Davon raste los und schnell hatte er dessen Beine mehrmals umwickelt. Wie geplant krachte das Ungetüm schließlich zu Boden, wo es wie wild um sich schlug und zappelte. Sein Gesicht war blutüberströmt und die meisten Pfeile abgebrochen. Ich schleppte mich vorsichtig in Richtung Schwert, hob es auf und warf es Davon zu, der bereits auf dem Rücken des Riesen stand. „Ramm es in seinen Nacken! Das müsste seine Schwachstelle sein! Du musst genau zwischen die Wirbel treffen!“ Rief ich. „Nichts leichter als das!“ Rief Davon, fing das Schwert und rammte es sogleich, so tief er konnte in den Nacken des Riesen. Dieser brüllte noch einmal ohrenbetäubend auf, bevor sein Kopf zu Boden krachte und er verstummte. „War's das jetzt?“ Fragte Davon und blickte verdutzt drein. Ich schleppte mich um den Kopf des Riesen, um ihm ins Gesicht zu sehen. Seine Augen zuckten wie wild und er schnaubte laut. „Scheint so als sei er nur gelähmt“ Sagte ich. „Okay, dann mach ich’s anders!“ Sagte Davon, sprang zu mir herunter und rammte das Schwert direkt in den Hals des Monsters. Dessen Augen weiteten sich und erstarrten. Totenstille.
Kapitel 11
„Lass uns das Blut einsammeln und dann nach Elisabeth suchen.“ Sagte ich, als ich sicher war, das der Riese tot war. Ich nahm eine kleine Ampulle und füllte etwas Blut hinein. Es war schwarz und dickflüssig. Danach verließen wir die Höhle und dort war keine Spur von Elisabeth. „Scheiße! Wo ist sie? Wir brauchen dieses verdammte Haar!“ Ich war kurz vorm ausrasten. „Maik wir werden sie finden aber jetzt ist keine Zeit. Lass uns die nächste Zutat angehen.“ Ich nickte. „Na gut. Auf zu den Meerjungfrauen.“
Es war ein Langer Weg und uns blieben nur so wenig Zeit. Als wir endlich am Riff ankamen sahen wir sie schon von weitem. 15 wunderschöne Frauen. Meerjungfrauen waren tückisch. Sie bezauberten jeden Mann mit ihrem Aussehen und wenn sie ein Opfer gefunden hatten fraßen sie es gerne. „Wir müssen eine absondern. 15 können wir nicht schaffen. Hast du Betäubungspfeile für deine Armbrust?“ Fragte ich Davon leise. Er nickte und zog ein kleines Röhrchen aus seiner Brusttasche. „Wie willst du eine einzelne erwischen? Sie sind doch immer zusammen.“ „Ich werde zu ihnen gehen. Eine wird sich bereit erklären mich zu bezirzen und dann schlägst du zu.“ Ich wollte mich schon auf den Weg machen aber Davon hielt mich fest. „Hast du dir das genau überlegt? Was wenn etwas schief geht?“ „Es wird funktionieren.“ Sagte ich überzeugt und ging los. Als die Nixen mich entdeckt hatten, verschwanden alle, bis auf eine. Sie lächelte mich an und sah mir tief in die Augen. Sofort fühlte ich mich von ihr angezogen und ging auf sie zu. Gerade als sie mich berühren wollte, tauchte ein Bild von Yasmin vor meinem geistigen Auge auf. Ich musste mich konzentrieren. Ein Pfeil flog dich an mir vorbei und die Nixe sackte in sich zusammen. Dann brach die Hölle los…
Die restlichen 14 Meerjungfrauen waren wohl doch nicht so weit fort gewesen, wie ich gedacht hatte. Sie hatten alles gesehen und griffen nun an. Ich zog mein Schwert und machte mich Kampfbereit. Davon hatte gemerkt, dass er mit seiner Armbrust nicht viel ausrichten konnte und zog im Lauf ein Messer. Es wurde ein erbitterter Kampf. Kaum wendete man sich einer dieser, mit messerscharfen Klauen und Zähnen bewaffneten, Kreaturen zu griffen auch schon mindestens 2 andere an. Eine riss mir ein Stück Fleisch aus dem Arm und eine andere eins aus dem Bein. Ich hatte wirklich glück, dass ich ein Vampir war. Es ging nur langsam voran aber irgendwann hatten wir es geschafft und die Nixen getötet. Schnell rupfte ich einer von ihnen einige Schuppen aus dem Schwanz und dann zogen wir weiter.
Wieder war ein Tag vorbei. Noch 2 waren übrig und uns Fehlte noch das Haar von Elisabeth, das Blut meines Erschaffers und ein Werwolfzahn. Letzteren konnten wir leider erst in der Nacht vor Vollmond besorgen, weil sie sich erst da verwandelten. „Was nun?“ „Wir suchen Julian. Ich habe ihn zwar lange nicht gesehen, aber wenn er hört, worum es geht wird er mir helfen.“ „Wo sollen wir denn suchen?“ „Er hat ein Haus hier in der nähe… Hoffen wir, dass er dort ist.“
Es war bereits dunkel, als wir bei Julian ankamen. Das Haus war erleuchtet, was bedeutete, dass er zu Hause war. Ich betätigte die Klingel und wartete. Als sich die Tür öffnete blickte ich direkt in Juliens Gesicht. Er war groß, hatte langes, braunes Haar, das ihm in leichten Wellen bis über die Schultern fiel. Seine Augen waren eisblau und er hatte sich kein Stück verändert. Er sah immer noch auch wie Anfang 30 und nicht wie ein 148 Millionen Jahre alter Mann, der er war. Genau so hatte ich ihn in Erinnerung. „Michael. Mein Sohn! Was führt dich zu mir?“ „Ich brauche deine Hilfe. Es geht… Um meine Gefährtin.“
Julian bat uns herein und ich erzählte ihm, was passiert war. Auch seine Gefährtin Larissa hatte sich zu uns gesellt. Sie war eher klein und zierlich aber doch wunderschön. Sie hatte langes, seidiges, blondes Haar und schokobraune, mandelförmige Augen. Auch ihr sah man das Alter nicht an. Wenn ich mich recht erinnere, wurde sie vor wenigen Monaten 888.000 Jahre alt. Er blickte mich sehr ernst an, bevor er sagte: „Ich kann mir nicht vorstellen, was du durchmachst. Allein die Vorstellung Larissa zu verlieren schmerzt mich. Natürlich werde ich dir helfen.“ „Ich danke dir.“ Er nickte und nahm sich eine Spritze. Keine Ahnung, warum er so etwas hier herumliegen hatte aber in dem Moment war es mir auch egal. Er gab mir die mit Blut gefüllte Spritze und bot mir an, bei ihm zu übernachten. Da wir heute nichts mehr erreichen konnten, nahmen wir dankend an. Davon und ich hatten die Ruhe sehr nötig, denn wir waren beide erledigt.
Als ich am nächsten Morgen mit Julian sprach, fragte ich ihn, ob er mir sagen könne, wo man Werwölfe findet. „Oh du hast Glück mein Junge. Momentan haben wir eine Regelrechte Werwolfplage. Sie streichen im angrenzenden Wald umher und fallen alles an, was ihnen vor die Füße kommt.“ „Wir kümmern uns darum.“ Sagte ich und Julian nickte zufrieden.
Larissa betrat den Raum und sah mich besorgt an. „Maik wisst ihr, wie man einen Werwolf tötet?“ Ich nickte. „Ja. Mit Silber oder durch Kopfabschlagen.“ Sie seufzte erleichtert und setzte sich auf Julian’s Schoß. „Ich hoffe wirklich dass ihr sie retten könnt.“ Sagte sie geknickt.
Wir warteten auf die Dunkelheit. Und als endlich der Mond aufging begaben wir uns zum Wald. Es dauerte nicht lange, bis wir das erste Heulen vernahmen. Sofort zogen wir unsere Waffen und machten uns bereit. Ich hörte ein Knacken und der erste Wolf preschte auf uns zu. Ich hob mein Schwert und trennte seinen Kopf vom Rumpf, während das Vieh noch mitten im Sprung war. Sofort trennte ich einen Zahn aus seinem Gebiss, doch als ich mich aufrichtete hörte ich Furchterregendes Knurren aus allen Richtungen. Ich blickte mich um und sah, dass wir eingekreist waren. Wo man auch hinsah waren gelb leuchtende Augen und gefletschte Zähne. „Scheiße! Aber wir wurden ja gewarnt.“ Sagte ich zu Davon. Er grinste. „Auf geht’s.“ Wir stürzten uns auf die Monster und es entbrannte ein erbitterter Kampf. Ich hatte schon vier dieser Bestien erledigt, als ich einen Starken Schmerz in meiner Hüfte spürte. Der Schmerz wurde immer stärker und irgendwann wurde es Schwarz um mich…
Davon:
„Scheiße! Maik! Maik was ist los?“ Ich rammte dem Wolf mir gegenüber meinen Silberdolch in die Brust und hechtete zu Maik. Er hatte eine tiefe Wunde an der Hüfte und ich schätzte, dass er nicht genug Blut hatte, um sie schnell zu heilen. Die übrigen Wölfe waren geflüchtet und so konnte ich Maik auf meine Arme heben und ihn nach Hause bringen. Er musste sich erholen also würde ich Elisabeth allein suchen.
Als ich die Wohnung von Yasmin und Maik betrat stockte ich. Da stand sie! Elisabeth. Sie hatte auf Yasmin geachtet. Ich legte Maik zu Yasmin aufs Bett und ging auf das Einhorn zu. „Warst du die ganze Zeit bei ihr?“ Fragte ich und strich ihr über die silbrig glänzende Mähne. Sie schnaubte leise, was ich als Ja deutete. „Elisabeth meine schöne ich habe etwas Schreckliches getan und will es wieder gut machen.“ Sie blickte mich aus ihren Violetten Augen an. „Ich habe Yasmin das angetan. Ich war so dumm… Ich möchte ihr helfen, aber dazu brauche ich etwas von dir. Ich brauche ein Haar aus deinem Schweif.“ Wieder schnaubte sie und dann drehte sie mir ihr Hinterteil zu. „Ich werde vorsichtig sein, um dich nicht zu verletzen.“ So sanft wie möglich zog ich ein Haar aus ihrem Schweif. Als ich fertig war drehte Elisabeth sich wieder zu mir um und stupste mich mit ihrer Nase an. Sie wollte mir anscheinend sagen, dass ich mich beeilen soll. „Lindsay? Lindsay bist du hier?“ Die Luft begann zu flimmern und da war sie. Meine Liebe. „Ja. Ich bin hier Geliebter.“ „Wir haben alle Zutaten. Was muss ich tun?“ „Geh in die Küche und setz einen Topf mit Wasser auf. Wenn es Kocht, gibst du die Zutaten bei und dann lässt du es eine Stunde Kochen. Wenn es fertig ist, wird es zu einer Zähflüssigen Paste, die du über ihrem Herzen, ihrer Lunge und auf ihren Lippen verstreichst.“ Ich nickte und ging in die Küche.
Der Trank köchelte vor sich hin und stank furchtbar. Ich war zurück ins Schlafzimmer gegangen und sprach mit meiner Lindsay. Elisabeth war in der Zwischenzeit wieder verschwunden, aber nicht bevor ich ihr nochmals danken konnte. „Du hast mir so wahnsinnig gefehlt.“ „Du mir auch. Eins musst du noch wissen… Wenn Yasmin erwacht, werde ich nicht mehr da sein. Meine Aufgabe ist dann erledigt und ich muss dich für immer verlassen.“ „Nein. Bitte gibt es nicht einen Weg?“ „Nein Liebster. Eines Tages werden wir uns wieder sehen und die Ewigkeit miteinander verbringen. Aber du hast noch einige Jahre deines Lebens vor dir. Nutze sie. Tu es für mich.“ Ich nickte. „Das verspreche ich dir Geliebte.“ Sie lächelte sanft. Kurz blickte ich zu Maik. Seine Wunde war dabei sich zu schließen, was mich erleichterte.
Als die Stunde vorbei war, füllte ich die Paste in eine Schüssel und ging zurück ins Schlafzimmer. Ich befreite Yasmin von ihrem T-Shirt und verstrich die Paste so, wie Lindsay es gesagt hatte. Als ich fertig war richtete ich mich auf und sah Lindsay an. „Ich werde dich immer Lieben meine Schöne.“ „Ich dich auch Dav.“ Sie legte ihre Lippen auf meine und in diesem Moment öffnete Yasmin ihre Augen.
Yasmin:
Ich öffnete die Augen und wusste im ersten Moment nicht was geschehen war. Wirklich Zeit es zu realisieren hatte ich auch nicht, denn auf einmal gab es einen gleißend hellen Blitz mitten im Raum. Als man wieder etwas erkennen konnte, sah ich eine mir unbekannte, wunderschöne Frau im Raum stehen. Den Mann, der hinter ihr stand, den kannte ich sehr wohl. Davon! „Du Schwein! Du hast mich gebissen!“ Ich richtete mich auf und stürzte auf ihn zu, doch die Schönheit versperrte mir den Weg. „Yasmin warte.“ Ich blieb wie angewurzelt stehen und sah sie fragend an. „Wer bist du und woher kennst du meinen Namen?“ „Beruhige dich erst mal. Ich bin Lainsay. Davon’s Gefährtin. Ich bin vor sehr langer Zeit getötet worden. Davon war der Meinung, das Maik mich umgebracht hat, weil ich mich mit ihm treffen wollte. Der Hass und die Trauer haben ihn Blind gemacht. Er wollte Maik das antun, was er durchmachen musste und hat dich getötet. Ich konnte es leider nicht verhindern aber als ich es ihm erklärt hatte, half er Maik dich zurück zu holen.“ „Aber wenn du tot bist… Wieso bist du dann hier? Und wie haben sie mich zurückgeholt? Wo ist Maik überhaupt?“ „Ich weiß nicht wieso ich hier bin. Aber ich denke die Götter hatten ein Einsehen mit Davon und haben mich deshalb zurück geschickt. Er und Maik mussten einige Zutaten besorgen, um einen Trank oder eher eine Paste für dich zu brauen. Sie hat dich zurück gebracht. Na ja und Maik. Der liegt dort auf dem Bett.“ Sie deutete hinter mich und ich drehte mich um. Von Entsetzen gepackt rannte ich zu ihm hinüber. „Maik? Maik Liebling! Was ist mit dir?“ „Er wurde verletzt und hat zu wenig Blut um seine Wunden schneller zu heilen.“ „Lasst uns bitte allein.“ Sagte ich und griff nach einem Messer, welches in Maik’s Gürtel steckte. Sanft öffnete ich Maik’s Lippen und ritze mir ins Handgelenk. Das Blut tropfte hinab und ich legte die Wunde direkt an seinen Mund. Ich war erleichtert, als er schluckte und noch erleichterter, als er seine Augen öffnete und mich ansah.
Kapitel 12
Maik:
Ich schmeckte eine süße Flüssigkeit in meinem Mund und öffnete etwas verwirrt die Augen. Da saß sie. Meine Yasmin. Wunderschön und lebendig wie eh und je. Ich setzte mich sofort auf und zog sie in meine Arme. „Oh Gott, ich dachte wir würden es nicht schaffen. Ich dachte ich hätte dich für immer verloren.“ „Alles ist gut. Ich bin hier.“ Ich zog sie noch enger an mich und drückte ihr einen fast verzweifelten Kuss auf. Erst als sich jemand räusperte lösten wir uns widerwillig voneinander. Ich blickte hinüber zur Davon und stutze. „Lindsay?“ Sie nickte und lächelte mich an. Ich löste mich ganz von Yasmin und stürmte auf sie zu, um sie zu umarmen. „Du lebst? Aber wie ist das nur möglich?“ „Ich glaube die Götter wollten Davon helfen.“ „Sollen wir euch allein lassen?“
Hörte ich eine ziemlich eifersüchtige Stimme in meinem Kopf und ließ Lindsay grinsend los. Yasmin stand neben mir und legte sofort besitz ergreifend ihre Hand in meine. Ich drückte sie leicht, um ihr zu zeigen dass ich den Wink verstanden hatte. „Du hast mich lange genug allein gelassen. Das will ich nie wieder erleben.“
Sie lehnte ihren Kopf an meine Schulter und ich schlang meinen Arm um ihre Taille. Dann sah ich zu Davon. „Danke dass du sie mir zurück gebracht hast.“ „Ich hab sie dir genommen. Das war das wenigste, was ich tun konnte.“ Wir sahen uns eine Weile an, ohne etwas zu sagen. Lindsay hatte sich zu Yasmin gestellt und die beiden tuschelten. Dann nickten sie und verließen den Raum. Nun waren wir alleine und immer noch herrschte dieses bedrückende Schweigen. „Ich kann dir nicht sagen wie leid es mir tut. All der Hass die Jahre über und das mit Yasmin. Ich wage nicht mal zu hoffen, dass du mir vergibst.“ Sagte Davon leise. „Ich habe dir in dem Moment vergeben, als ich sie wieder gesund in den Armen hielt.“ Davon sah mich mit leuchtenden Augen an. „Meinst du das wirklich ernst? Du vergibst mir?“ Ich nickte und boxte ihm freundschaftlich gegen die Schulter. „In gewisser Weise hab ich dich ja verstanden. Besonders nachdem… Ach Schwamm drüber. Wo wohnt ihr zwei eigentlich jetzt?“ „Ich weiß es noch nicht. Ich denke wir gehen ins Hotel, bis ich eine Wohnung gefunden habe.“ Wieder grinste ich und Davon blickte mich fragend an. „Ich habe Yasmin noch nichts davon gesagt aber ich habe uns ein Haus besorgt. Ich glaube ich habe etwas übertrieben, denn es ist wirklich gigantisch.“ Immer noch war sein Blick fragend. „Wollt ihr nicht hier bleiben? Das Haus ist groß genug und ich glaube unsere Frauen verstehen sich. Yasmin ist neu hier und sie kann Freunde wirklich gut gebrauchen.“ Davon strahlte. „Ich… Das kann ich doch nicht annehmen. Nach allem was passiert ist.“ „Doch das kannst du. Ich bitte dich darum.“ „Ich muss das erst mit Lindsay absprechen aber wenn du wirklich darauf bestehst…“ Ich legte meinen Arm um seine Schulter und lotste ihn ins Wohnzimmer, wo Yasmin und Lindsay sich unterhielten.
Yasmin:
Lindsay und ich hatten beschlossen die beiden allein zu lassen. Sie hatten einiges zu klären und ich wollte natürlich wissen, was genau passiert war. Ich war so von Lindsays Erzählung gefesselt, dass ich Maik erst bemerkte, als er sich neben mich setzte und mich in seine Arme zog. „Konntet ihr alles klären?“ „Ja. Sind deine Fragen beantwortet?“ „So weit schon. Ich mag Lindsay. Sie ist wirklich nett.“
Maik grinste und ich merkte, dass er mir etwas verschwieg. Misstrauisch schaute ich ihn an doch er grinste einfach weiter und sah Davon auffordernd an. Dieser sah nun Lindsay an. „Liebes hör mal… Ich habe hier keine Wohnung und deshalb hat Maik mir… uns ein Angebot gemacht. Er hat hier ein Haus gekauft und festgestellt, dass es eigentlich zu groß für sie beide ist. Er will, dass wir zu ihnen ziehen.“ Lindsay sah direkt zu mir uns lächelte. Ich lächelte zurück. „Weiß er was er sich da einbrockt?“ „Ich glaube nicht aber jetzt ist es zu spät.“ Wir beide begannen zu lachen. Ich freute mich. Lindsay und ich in einem Haus. Das bedeutete einen riesen Spaß. „Werde ich diese Bitte bereuen?“ „Wer weiß.“
Ich grinste Maik verschlagen an. „Bis es so weit ist bleibt ihr natürlich hier.“ Sagte ich und Lindsay grinste mich an. Ich schnappte mir ihre Hand und zog sie in mein Schlafzimmer, um ihr einige Klamotten zu geben.
Wir hatten beschlossen die Herren ins Gästezimmer zu verbannen und zu reden. Maik und Davon waren von der Idee nicht so begeistert aber das war uns ja egal. „Sag mal… Wie habt ihr euch eigentlich kennen gelernt?“ Fragte ich Lindsay als wir im Bett lagen. „Oh das war nichts Besonderes. Ich war auf dem Markt und meine Einkäufe fielen runter. Davon half mir beim aufheben und als unsere Blicke sich trafen war es um mich geschehn…“ Eine Weile starrte sie verträumt an die Decke, bis sie schließlich wieder zu mir sah. „Und wie war es bei euch?“ Wollte sie dann wissen. „Es war… kompliziert.“ Sie kicherte. „Ich konnte ihn zu erst absolut nicht leiden. Ich wusste natürlich, wer er war, aber ich wollte es nicht wahr haben. Ich war damals mit jemand anders zusammen…“ Ich verstummte. „Was ist passiert?“ „Er hat mich betrogen. Mit meiner besten Freundin… Als ich die zwei gesehen hatte fuhr ich gegen einen Baum. Maik hat mich gerettet und mir wurde endlich klar, was ich wirklich für ihn fühle. Wenn ich heute darüber nachdenke, bin ich eigentlich schon froh, dass Alex fremdgegangen ist. Sonst hätte ich es vielleicht nie begriffen.“ Lindsay grinste schon wieder. „Und? Wann gibt’s die Hochzeit?“ Ich wurde knall rot. „Ich… äh… also wir…“ Sie unterbrach mein Gestammel, indem sie herzhaft lachte. Das gab mir Zeit mich zu sammeln. „Wir haben noch nicht darüber geredet und ich denke es wäre auch etwas früh. Oder? Außerdem denke ich, dass zu und Davon vor uns dran seit.“ „Doppelhochzeit?“ Jetzt lachten wir beide. „Ich glaube dazu fehlt noch was.“ Meinte ich, während ich mir die Lachtränen aus den Augen wischte. „Stimmt. Ein Antrag wäre noch fällig.“ Ich stand aus dem Bett auf und umrundete es. Dann kniete ich mich vor Lindsay und nahm ihre Hand. Sie sah leicht verwirrt aus. „Oh liebste Lindsay. Willst du mich heiraten?“ Mit aller Macht unterdrückten wir beide das Lachen. Als sie dann allerdings ja sagte kugelten wir uns. Die Tür wurde geöffnet und Maik und Davon starrten uns verwirrt an. Ihre Gesichter machten alles noch schlimmer und so dauerte es eine Weile, bis wir uns beruhigt hatten. „Was ist denn so lustig?“ Fragte Maik, als wir wieder bei Atem waren. „Ach nichts. Yasmin und ich haben nur grade beschlossen zu heiraten.“ Sagte Lindsay in ernstem Tonfall.
Die beiden nahmen es nicht so auf wie wir gedacht hatten, aber es wurde trotzdem noch ein schöner Abend. Lindsay und ich hatten beschlossen shoppen zu gehen, da sie ja leider keine Klamotten hatte. Für die Nacht und den darauf folgenden Tag hatte sie sich zwar von mir etwas borgen können, aber das war auf Dauer keine Lösung.
Wir waren früh aufgebrochen und schlenderten, mittlerweile voll bepackt, durch die Geschäfte. „Sag mal… Haben wir nicht langsam genug?“ Fragte Lindsay, die etwas außer Atem war. „Nur noch in den Schuhladen dahinten.“ Sie seufzte, folgte mir aber.
Als wir schließlich zuhause ankamen, waren wir geschafft. Shoppen war aber auch anstrengend! Maik und Davon nahmen uns die Tüten ab und sahen uns mit großen Augen an. „Sag mal habt ihr sämtliche Läden leergekauft?“ Fragte Maik und grinste. Ich sagte nichts, denn ich war zu müde. Ich ließ mich neben Lindsay auf die Couch fallen und schloss die Augen. „Ich bin zwar erledigt, aber es hat Spaß gemacht.“ Ich nickte nur. Ich musste eingeschlafen sein, denn als ich die Augen öffnete, lag ich nicht mehr auf dem Sofa, sondern in Maiks starken Armen. Genüsslich schmiegte ich mich an ihn und kraulte seinen Nacken. „Wie war dein Tag Schatz?“ „Nicht so anstrengend wie deiner vermute ich.“
Ich kicherte. In unserem Zimmer legte er mich sanft aufs Bett und betrachtete mich. Ich streckte meine Arme nach ihm aus, doch er ging einen Schritt zurück. „Was soll das denn?“ Fragte ich leicht gekränkt. „ Du mein kleiner Engel sollst schlafen und ich werde das Gleiche tun.“ Was sollte das denn jetzt? Halb wütend, halb verletzt drehte ich ihm den Rücken zu und schloss meine Augen. Auch meine Gedanken verschloss ich vor ihm. Ich merkte, wie das Bett sich neigte, als er neben mich glitt und rutschte an die äußerste Ecke. Maik seufzte und war schnell eingeschlafen. Ich lag wach und grübelte. Wollte er mich nicht mehr? Noch vor kurzer Zeit konnte er nicht genug von mir bekommen. Was war es nur? Schlafen konnte ich nicht, also stieg ich aus dem Bett und setzte mich ins Wohnzimmer. Dort schaltete ich den Fernseher ein und sah mir Wiederholungen von irgendwelchen Talkshows an. Nach etwa einer Stunde setzte Lindsay sich zu mir. „Du bist ja noch wach.“ „Du doch auch. Stimmt was nicht Yasmin?“ „Nein, nein. Alles in Ordnung.“ Sagte ich und merkte selbst wie unglaubwürdig ich klang. „Na komm. Was ist los?“ Ich wurde rot. Ich konnte ihr doch nicht erzählen das Maik… „Da du rot wirst schätze ich, es hat was mit Maik zu tun.“ Ich nickte. Lindsay seufzte und nahm meine Hand. „Was immer es ist, du kannst es mir sagen Yas.“ „Ich… es ist… peinlich.“ „Erzähl es mir einfach. Ich kann schweigen wie ein Grab.“ Tief sog ich den Atem ein, bevor ich begann zu sprechen. „Na ja… Maik hat mit ins Bett getragen und… und als ich ihn dann zu mir ziehen wollte, um… na ja… er hat mich abgewiesen…“ Mein Gesicht brannte und ich sah sicher aus wie eine Tomate. „Sonst kann er nicht genug von mir bekommen aber jetzt…“ Sie legte mir tröstend eine Hand auf die Schulter. „Das wird wieder. Vielleicht ist er nur müde oder hatte einen schlechten Tag. Mach dir nicht zu viele Sorgen und geh ins Bett.“ Ich nickte und Lindsay verschwand im Gästezimmer. Ich ging zur Toilette und seufzte genervt auf. Konnte es noch beschissener werden? Jetzt hatte ich auch noch meine Tage… Ich schlich zurück ins Bett und rollte mich zusammen. Wie immer, wenn ich meine Periode hatte, plagten mich Krämpfe. So konnte ich nicht einschlafen, also wanderte ich in die Küche und machte mir eine Wärmflasche. Als diese fertig war ging ich zurück ins Bett und drückte sie mir auf den Bauch. Als die Krämpfe nachließen, schlief ich endlich ein.
Der Morgen kam viel zu früh und wieder hatte ich Schmerzen. Ich krümmte mich zusammen und litt leise vor mich hin. Maik war nicht da. Ein paar vereinzelte Tränen stahlen sich aus meinen Augen. Als ich es nicht mehr aushielt nahm ich die Wärmflasche und schlurfte in die Küche. Dort befüllte ich diese neu und nahm eine Schmerztablette. Lindsay betrat die Küche und starrte mich geschockt an. „Gott Yas! Du siehst ja schrecklich aus.“ Ich verzog das Gesicht. „Na danke.“ „Was ist denn los?“ „Tage.“ Sagte ich nur und ging zurück ins Bett. Es dauerte keine zwei Minuten, da saß Lindsay auch schon neben mir. „So schlimm?“ Ich nickte. Lin strich mir sanft über den Kopf und legte sich neben mich. Dann zog sie mich in die Arme und wiegte mich sanft hin und her. Ich weiß nicht, ob es an ihrer Berührung oder an den Tabletten lag, aber kurze Zeit später hatte ich keine Schmerzen mehr und schlief ein. Als ich wach wurde, hatte Lindsay sich nicht gerührt. Mir ging es besser und so konnte ich sie ehrlich anlächeln. „Danke Lin.“ „Ach dafür nicht. Mir geht es auch besser, wenn mich jemand in den Arm nimmt.“ Ich nickte und stand auf. „Was hast du vor?“ „Ich ziehe mich an und dann wollte ich was essen.“ „Ok. Ich warte im Wohnzimmer.“ „Gut. Wir können ja ein paar Filme sehen.“ Lindsay ging und ich zog mich an. Dann ging ich ins Bad, um mich frisch zu machen. Als ich fertig war ging ich in die Küche und machte für Lindsay und mich Salat. Da ich wieder ein leichtes ziehen spürte, machte ich auch gleich die Wärmflasche frisch. Dann ging ich zu Lindsay, die allein auf der Couch saß. Ich schob eine DVD in den Player und setzte mich zu ihr. „Wow Yasmin der Salat ist toll.“ Sagte sie mit vollem Mund. Ich lachte nur. Als wir aufgegessen hatten sah ich Lindsay an. „Wo sind eigentlich Maik und Davon?“ „Die sind schon früh los, um ein paar Sachen fürs Haus zu kaufen.“ „Ach so. Möchtest du auch einen Tee?“ „Ja gerne. Hast du Kamille?“ Ich grinste. „Klar. Meinen Lieblingstee hab ich immer da.“
Kapitel 13
Unser Tag war ganz lustig. Wir sahen uns ein paar Filme an, von denen Lindsay natürlich keinen einzigen kannte. Gegen 18 Uhr kamen dann auch Davon und Maik zurück. Lindsay und ich lagen zusammengekuschelt auf der Couch und ich drückte die Wärmflasche an meinen Bauch. Die beiden sahen uns verwundert an, doch als Maik mein verzerrtes Gesicht sah, wirkte er besorgt. Er kam sofort zu mir und zog mich auf seinen Schoß. Ich lehnte mich an ihn und schloss die Augen. Seine Nähe, seine Wärme und sein Geruch vertrieben die Schmerzen. „Was ist denn mit dir los Prinzessin?“ „Du bist ein Vampir. Du solltest es riechen.“ „Oh. Daran liegt es. Sehr schlimm?“
Ich nickte und drückte mich enger an ihn. „Ich bring sie mal ins Bett.“ Murmelte Maik und stand mit mir in den Armen auf. Er trug mich in unser Zimmer und legte sich mit mir ins Bett. Langsam strich seine warme Hand über meine Seite und ich kuschelte mich an ihn. „Hast du noch Schmerzen?“ „Es geht. Lass mich nur bitte nicht los.“ „Tu ich nicht Prinzessin. Ich bleibe bei dir.“ Ich fasste mir ein Herz und sah ihm in die Augen. „Was war gestern Abend los?“ „Was meinst du?“ Wieder wurde ich rot. „Du hast mich gestern… abgewiesen. Lag es an mir? Habe ich etwas falsch gemacht?“ Maik versteifte sich. „Yasmin ich… Ich hab Angst. Ok? Ich hab Angst, wenn du nicht bei mir bist. Ich hab Angst, wenn du bei mir bist. Dass dir etwas passiert… Das ich dich verletzen könnte. Du warst tot verdammt!“ Den letzten Teil hatte er geschrien und war aufgesprungen. Er wanderte durch den Raum, wie ein Tiger im Käfig. „Aber ich bin hier. Mir geht es gut.“ „Ja jetzt. Aber was ist Morgen? Oder nächste Woche? Was wenn ich die Kontrolle verliere und dich töte?“ „Du könntest mich nicht verletzen. Du liebst mich…“ Flüsterte ich. „Und wenn doch?“ Mit diesen Worten ging er. Ich hörte die Haustür zuschlagen und stand langsam auf. Was war das grade? „Maik? Maik komm zurück!“
Ich erhielt keine Antwort und er kam auch nicht zurück. Ich saß auf dem Bett und starrte ins leere. Als es leise an der Tür klopfte, fuhr ich erschrocken zusammen. „Komm rein Lin.“ Sagte ich dann matt. Sie setzte sich zu mir und sah mich an. „Davon ist ihm gefolgt.“ Ich nickte hölzern. „Lin?“ „Ja?“ „Hat er mich grade verlassen?“ „Ich weiß es nicht.“ Wieder nickte ich. Ich merkte nicht wie Lin ging. Ich starrte einfach die Wand an. Wo war er nur? Würde er je wiederkommen? Als die ersten Sonnenstrahlen mein Gesicht berührten hatte ich einen Entschluss gefasst. Ich würde meine Eltern besuchen. Ich hatte diese Ablenkung dringend nötig. Außerdem gab die Entfernung sowohl Maik als auch mir Raum zum Nachdenken. Ich stand auf und begann zu packen. Als ich fertig war rief ich meine Mutter an. Sie freute sich zwar, war aber dennoch misstrauisch. Als alles erledigt war, ging ich ins Wohnzimmer, wo Lindsay und Davon saßen. Maik war nicht da. Nichts anderes hatte ich erwartet. „Ich werde meine Eltern besuchen. Ihr könnt natürlich bleiben.“ Sie sahen mich geschockt an. „Du gehst? Wie lange? Was ist mit Michael?“ Fragte Lin aufgeregt. „Ich weiß nicht wie lange ich bleibe. Ich brauche das jetzt einfach. Was soll mit Michael sein? Er ist gegangen.“ Davon räusperte sich. „Ja aber… Er braucht Blut.“ „Ich weiß. Ich habe mir schon einiges an Blut abgezapft. Wenn er mehr braucht muss ich mir was überlegen. Ich muss jetzt einfach hier weg.“ Mit diesen Worten nahm ich meinen Koffer und ging zur Tür. „Pass auf dich auf Yas.“ Sagte Lin und ich hörte Tränen in ihrer Stimme. „Bis bald ihr zwei.“ Dann ging ich hinaus und stieg in das bereits wartende Taxi. Die Stadt flog an mir vorbei und ich war froh, als ich am Flughafen stand. Mein Dad hatte den Flug schon gebucht und bezahlt, so brauchte ich nur meinen Koffer abgeben und das Ticket holen.
Das Warten machte mich verrückt. Noch 20 Minuten bis zum Start. Alle hatten ihre Plätze eingenommen und ich lehnte meinen Kopf an die Fensterscheibe. Hoffentlich konnte meine Mutter mir helfen. Würde ich Michael wiedersehen? Würde er sich wieder einkriegen? Mit diesen und noch unzähligen anderen Fragen im Kopf schlief ich schließlich ein.
Ich wurde von einem sanften Rütteln geweckt. „Kindchen wir landen jeden Moment sie müssen aufwachen.“ Hörte ich die Stimme des älteren Herrn neben mir. Verschlafen sah ich mich um. Hatte ich etwa den ganzen Flug verschlafen? Schien so, denn grade kam die Aufforderung sich zur Landung anzuschnallen. Ich freute mich meine Eltern zu sehen, aber Maik fehlte mir jetzt schon. Seit er weg war, hatte er nicht versucht mich zu erreichen. Hoffentlich ging es ihm gut.
Als ich den Vorraum des Flughafens betrat, sah ich meine Eltern sofort. Meine Mutter strahlte, als sie mich sah und auch mein Vater lächelte. „Yasmin Schätzchen ich hab dich so vermisst.“ Sagte meine Mutter, als sie mich in die Arme schloss. „Ich dich auch Mama. Du glaubst gar nicht wie sehr.“ Mein Vater legte einen Arm um meine Schultern. „Komm kleines. Wir fahren nach Hause.“ Ich nickte und ließ mich von ihm nach draußen schieben. Wir waren grade losgefahren, als meine Mutter sich zu mir umdrehte. „Wieso bist du hier?“ Ich schluckte. „Ich hab euch vermisst?“ Es klang eher wie eine Frage und das merkten auch meine Eltern. „Das ist vielleicht einer der Gründe, da ist aber noch etwas anderes. Was ist passiert Yasmin?“ Fragte nun mein Vater und beobachtete mich im Rückspiegel. Ich seufzte. Ich musste es ihnen ja doch erzählen. Also begann ich von vorne. „… Na ja und dann ist er gegangen…“ Ich hatte nicht gemerkt dass ich weinte, bis mir etwas Nasses auf die Hand tropfte. Mittlerweile saßen wir zuhause im Wohnzimmer und meine Mutter hatte die Arme um mich gelegt. Mein Vater sah mich an. Ich sah Mitleid in seinem Blick und Wut. War er etwa sauer auf mich? „Dieser Idiot.“ Knurrte er und ich zuckte zusammen. „Nenn ihn bitte nicht so Papa. Auch wenn er weg ist… Ich liebe ihn.“ „Ich mach uns erst mal was zu Essen.“ Sagte meine Mutter und ging in die Küche. Jetzt nahm mein Vater ihren Platz ein. Er zog mich in seine Arme und ich weinte hemmungslos.
Schweigend saß ich am Esstisch. Der Hunger war mir vergangen. Meine Mutter musterte mich mit besorgtem Blick. Ich wälzte meine Möglichkeiten hin und her. Wenn er nicht zurückkam, würde er sterben, wenn er zurück kam… Ja was dann? Würde es werden wie früher? Würde er weiterhin Angst haben? Von dem vielen Überlegen bekam ich Kopfschmerzen. „Wäre es in Ordnung wenn ich ins Bett gehe?“ „Natürlich mein Schatz.“ Sagte meine Mutter sofort. Mein Vater nickte lediglich. Langsam schlich ich in min Zimmer und legte mich auf mein Bett. Nichts hatte sich verändert. Sogar das Buch, in dem ich als letztes gelesen hatte, lag auf meinem Nachttisch. Ich schloss meine Augen und versuchte zu schlafen, aber dauernd tauchten Bilder von Maik vor meinem inneren Auge auf. Ich vermisste ihn so sehr, dass es schon fast schmerzte.
Irgendwann schlief ich doch ein, als ich jedoch aufwachte, fühlte ich mich. Als seien lediglich Sekunden vergangen. Ich zog mich an und ging hinunter zu meinen Eltern. Schnell frühstückte ich etwas und ging dann hinaus. Ich schlenderte die vertrauten Straßen entlang und gelang zum Park. Dort setzte ich mich unter meinen Lieblingsbaum und schloss die Augen. Hier war ich oft mit Alex gewesen. Was er wohl grade trieb? Als hätte er meine Gedanken gehört, stand er plötzlich vor mir. „Yasmin?“ Ungläubig sah er mich an. Ich nickte und klopfte auf den Platz neben mir. „Hi.“ Sagte ich, als er sich neben mich gesetzt hatte. „Was machst du hier?“ „Ich besuche meinte Eltern. Ich bin spazieren gegangen und hier gelandet. Und du?“ „Ich hatte heute frei und bin auch spazieren gegangen. Ich komme oft hier hin seit… Na ja seit du weg bist. Ich denke oft an dich und wenn ich hier bin ist es, als wärst du noch da.“ Er lächelte verlegen und wandte den Blick ab. „Wieso denkst du an mich?“ Fragte ich verwundert. „Weil… Weil ich dich immer noch liebe.“ Ich lachte frustriert auf. „Du? Mich lieben? Du hast mich mit meiner besten Freundin betrogen!“ Wollte der mich verarschen? „Ich weiß nicht was damals mit mir los war… Es war… wie ein Zwang… Ich hatte mit deinem Vater gesprochen und danach war dieser Drang da…“ Er verstummte und in meinem Kopf machte es klick. „Ich muss nach Hause. Ich rufe dich später an. Ok?“ Alex nickte und ich machte mich auf den Heimweg.
Ich riss die Tür auf und stürmte ins Wohnzimmer, wo ich meinen Vater vermutete. Ich hatte Recht. Er saß auf der Couch und las ein Buch. Ich riss es ihm aus der Hand und starrte ihn an. „Du warst das! Du hast dafür gesorgt, dass Alex mich betrügt! Was bildest du dir eigentlich ein?!“ „Es musste sein. Du musstest mit Maik zusammen kommen. Du bist seine Geliebte.“ Ich starrte ihn ungläubig an. „Ach und dann sorgst du einfach mal dafür, dass mein Freund meine beste Freundin vögelt?“ Er zuckte die Achseln. Das war alles. Ich stürmte aus dem Haus. Keine Sekunde wollte ich mit ihm verbringen. Sofort machte ich mich auf zu Alex. Wir hatten eine Menge zu klären. Anna öffnete die Tür und sah mich erstaunt an. „Yasmin. Was machst du denn hier?“ „Hallo Anna. Ich wollte zu Alex. Ist er da?“ „Nein er wohnt nicht mehr hier. Aber ich kann dir seine Adresse geben, wenn du möchtest.“ Ich nickte und sie nannte mir die Adresse. Dort angekommen klingelte ich und die Tür wurde fast sofort geöffnet. Alex bat mich mit einer stillen Geste hinein und ich betrat die kleine Wohnung. Er führte mich ins Wohnzimmer und wir setzten uns. „Ich habe mit meinem Vater gesprochen… Er war das damals…“ Begann ich. Dann hielt ich inne. Was konnte ich schon groß dazu sagen? Sorry aber mein Vater hat dich hypnotisiert, damit ich dich verlasse? Ja ne is klar… „Ist ok.“ Sagte er, doch ich schüttelte den Kopf. „Nein. Nichts ist ok. Absolut gar nichts ist ok.“ „Willst du vielleicht erst mal hier bleiben? Du siehst aus als wolltest du deinen Vater in nächster Zeit nicht sehen.“ Ich nickte dankbar.
Wir redeten lange und schafften alle Unklarheiten aus dem Weg. Irgendwann schlief ich auf der Couch ein. Meine Träume waren wirr. Bilder von Alex und mir, sowie von Maik und mir geisterten umher. Dann veränderte der Traum sich… Ich stand in einem großen Saal und war allein. Ich trug ein blutrotes Ballkleid. Auf einmal öffnete sich eine Tür und zwei Gestalten betraten den Saal. Erst konnte ich sie nicht erkennen, weil sie einfach zu weit weg waren, doch als sie näher kamen, sah ich dass es sich um Maik und Alex handelte. Sie trugen beide Anzüge und Hemden in der Farbe meines Kleides. Alex lächelte mich an und küsste meine Hand zur Begrüßung. Michael ließ ein Knurren vernehmen. Ich blickte ihn an und er verzog seine Lippen zu einem spöttischen Lächeln. „Hast dich aber schnell getröstet.“ „Ich habe mich überhaupt nicht getröstet. Und selbst wenn du hast mich verlassen. Nicht umgekehrt.“ Gab ich bissig zurück. „Ich habe dich nicht verlassen. Ich brauchte nur etwas Zeit für mich. Zeit um mir über einiges klar zu werden.“ Ich starrte ihn, mehr oder weniger sprachlos, an. „Tschuldigung, wenn ich störe aber worum geht es hier eigentlich?“ Mischte sich Alex nun ein. „Du störst allerdings Kumpel. Also halt die Klappe.“ Zischte Maik in seine Richtung. Ganz langsam kam er auf mich zu und ich… wachte auf. Na toll… Nun waren die Zweifel wieder da. Hatte er mich verlassen oder brauchte er nur eine Auszeit? Ich sah auf die Uhr. Erst halb 2… Schnell trank ich ein Glas Wasser und legte mich dann wieder hin. Schnell schlief ich wieder ein. Der Traum war anders und doch gleich. Wieder befand ich mich in diesem Saal, doch nur Maik war da und eine Frau… Sie war hübsch und… er hatte den Arm um ihre Taille geschlungen. Ich starrte die beiden fassungslos an. Noch fassungsloser wurde mein Blick, als er seine Lippen auf ihren Hals senkte. „Sag mal spinnst du?“ Brüllte ich, doch Maik rührte sich nicht. Er nuckelte weiter gemütlich an dem Hals dieser Schlampe. Tränen stiegen mir in die Augen. Wieso tat er mir das an? Liebte er mich nicht mehr?
Mit einem erstickten Schrei fuhr ich hoch. Nur ein Traum. Versuchte ich mir einzureden. Das war nur ein Traum… „Yasmin?“ Ich zuckte zusammen. „Ja?“ „Ist alles in Ordnung?“ „Nur ein Traum. Wie geht es dir?“ „Schlaf weiter.“ Ich spürte, wie er sich aus meinen Gedanken zurückzog. Es tat weh. Ich wälzte mich von einer Seite zur anderen, doch es half nichts. Ich konnte einfach nicht mehr schlafen. Ich stand auf und wanderte durch die Wohnung. Alex schlief noch und ich wollte ihn nicht wecken. Wozu auch?
Kapitel 14
Als Alex dann schließlich aufstand war es schon nach 10. „Morgen.“ Nuschelte er. Ich nickte nur. „Gut geschlafen?“ Fragte er, nachdem er sich einen Kaffee eingeschenkt hatte. „Nicht wirklich. Und du?“ „Doch. Schon. Was war denn los bei dir?“ „Nichts Besonderes. Hab nur schlecht geträumt.“ „Ach so.“ Damit war das Thema für Alex erledigt.
Das restliche Frühstück verlief schweigend. Als wir schließlich fertig waren, beschlossen wir ein paar filme zu schauen. Wir saßen zusammen auf der Couch und es war fast wie früher. Alex Arm lag um meine Schultern und mein Kopf an seiner Brust. Wir schauten „Horrorfilme“ und kamen aus dem Lachen nicht heraus. Diese Filme waren so schlecht gemacht, dass sie schon lustig waren. „Das hab ich vermisst.“ Sagte Alex nach einer Weile. „Ja ich auch.“ Gab ich zurück und lächelte ihn an. Als unsere Blicke sich trafen geschah etwas mit mir. Ich versank regelrecht in seinen Augen. Seine Lippen näherten sich meinen. Nur noch ein kleines Stück… Es klingelte an der Tür. Benommen schüttelte ich den Kopf und mir wurde bewusst, was ich beinahe getan hätte. Sofort wand ich mich aus Alex‘ Armen. „Du solltest zur Tür gehen.“ Murmelte ich und erschrak, als ich meine krächzende Stimme hörte. Er nickte und stand auf. Ich hörte, wie er die Tür öffnete und dann aufgeregt sprach. Ich konnte nicht verstehen, was er oder der Besucher sagten, aber die Stimme erkannte ich sofort. Ich stand auf und ging langsam in den Flur. „Sie ist nicht hier also verschwinde.“ Zischte Alex grade jemandem zu. Erst sah ich auch nur ihn doch dann erkannte ich einen schwarzen Haarschopf. „Michael…“ Flüsterte ich und sofort drehten die beiden sich zu mir um. „Sie ist also nicht hier hm?“ Michael zog eine seiner perfekten Augenbrauen nach oben. „Was tust du hier?“ Fragte ich gleichzeitig kraftlos und von seinem Anblick überwältigt. „Können wir reden?“ Er warf einen Blick auf Alex und fügte ein „Alleine“ hinzu. Ich nickte schwach und folgte ihm nach draußen. Wir standen uns gegenüber und sahen uns schweigend an. Erst jetzt fielen mir sein ausgezehrtes Gesicht und die tiefen Schatten unter seinen Augen auf. „Du musst trinken.“ Sagte ich und zog ihn zu mir. Er zögerte keine Sekunde und biss mich. Ich schloss meine Augen und legte eine Hand auf seine Schulter. Er trank in großen Schlucken und schon bald gaben meine Beine nach. Sofort umfing er mich mit seinen Armen und hielt mich fest. Er hob den Kopf und sah mich entschuldigend an. Ich schüttelte den Kopf. „Geht gleich wieder. Was machst du hier?“ Fragte ich und machte mich langsam von ihm los. Ich stand zwar wacklig, aber ich stand. „Erzähl mir lieber, was du hier machst.“ Knurrte er. Röte schoss mir ins Gesicht. „Ich habe hier übernachtet.“ Sagte ich und sah wie er zusammenzuckte. „Ich konnte nicht zu Hause bleiben, weil…“ Ich brach ab und wischte die dumme Träne weg, die sich aus meinem Auge gestohlen hatte. Maiks Gesichtsausdruck wechselte Augenblicklich von sauer zu besorgt. „Was ist passiert?“ „Können wir irgendwo rein gehen? Ich möchte mich setzen und mir ist kalt.“ Gab ich zurück, um Zeit zu schinden.
Er nickte und nahm meinen Arm um mich zu stützen. Er führte mich zu seinem Auto und half mir beim Einsteigen. Dann umrundete er den Wagen und setzte sich. Ohne etwas zu sagen fuhr er los. Ich wusste sofort wo er hinfuhr. Ins Hotel. Das Hotel, in dem wir uns wirklich kennengelernt hatten. In dem ich gearbeitet hatte. Ein warmes Gefühl machte sich in meinem Bauch breit. Dieses wurde noch intensiver, als ich bemerkte, dass er sogar das gleiche Zimmer bezogen hatte, wie damals. Er führte mich zum Bett und ich lies mich darauf sinken. „Also?“ Ich klopfte neben mich auf Bett und Maik kam der Aufforderung sofort nach. „Es ist etwas… kompliziert… Du erinnerst dich doch bestimmt daran, dass ich noch mit Alex zusammen war, als wir uns kennenlernten.“ Er nickte und bleckte dabei seine Fänge. Beschwichtigend legte ich meine Hand auf seinen Oberschenkel. „Er hat mich damals mit Kathi betrogen, aber nicht freiwillig.“ Maik lachte hart auf. „Hat sie ihn vergewaltigt oder was?“ „Nein. Mein Dad hat ihn dazu gezwungen. Er hat sie beide gezwungen.“ Maik wurde kalkweiß, als ich das sagte. „Du hast es gewusst?“ Geschockt blickte ich ihn an. „Ich habe es nicht gewusst. Nur vermutet.“ Ich sah ihn eine Weile an, bevor ich weiter sprach. „Es war… gut…. Für uns war es gut aber… er hat mein Vertrauen missbraucht. Das kann ich ihm nicht verzeihen.“ Maik nickte. Er verstand mich. Wie immer. Ich betrachtete ihn. Er sah besser aus, aber immer noch hungrig. Ich hob meine Hand und strich über sein zu mageres Gesicht. „Du hättest früher kommen sollen.“ Murmelte ich und ließ meine Hand an seiner Wange liegen. „Er legte seine darüber und hielt mich fest. „Es tut mir unendlich leid, dass ich so ausgerastet bin. Dich zu verlieren war wie… wie selbst zu sterben. Ich…“ Er brach ab. Unfähig weiter zu sprechen. Ich wollte ihn beruhigen und so lehnte ich mich über ihn und presste meine Lippen auf seine. Erst versteifte er sich, doch dann erwiderte er den Kuss. Er schlang seine Arme um mich und lies sich zurück in die Kissen sinken. Ich klammerte mich mit aller Kraft an ihm fest. Ich hatte ihn so sehr vermisst. Er stöhnte auf, als ich sanft an seiner Unterlippe knabberte. „Weißt du eigentlich wie gut du schmeckst Frau?“
Ich kicherte leicht über diese Frage. Seine Hände wanderten über meinen Rücken und umfassten meinen Po. Ich schnurrte. Ich schnurrte? Seit wann konnte ich denn so was? Ich vergas all meine Gedanken, als sein Mund sich meinen Hals hinunter küsste und seine Fänge über meine Haut schabten. Wieder stieß ich ein schnurren aus „Gefällt dir das Kätzchen?“
„Ja...“ keuchte ich, als seine Fänge die dünne Haut an meinem Hals durchstießen. Ich klammerte mich noch fester an Maik und wölbte mich ihm entgegen. Ganz langsam knöpfte er meine Bluse auf. Als er sie mir ausgezogen hatte, folgte mein BH. Als auch dieses Stück Stoff entfernt war umfing er meine Brüste mit seinen großen, warmen Händen und ich erschauerte. Mit fahrigen Bewegungen Knöpfte ich sein Hemd auf. Ich wollte seine Haut auf meiner Spüren. Er zog seine Fänge aus meinem Hals und leckte über die Bisswunde. Meine Hände strichen über seine glatte Brust. Er war wirklich schön. Anders konnte man es nicht beschreiben. Ich sah ihm tief in die Augen. „Ich liebe dich Michael.“ Sagte ich inbrünstig. Er schenkte mir ein Lächeln und Küsste mich sanft, bevor er sagte: „Ich liebe dich auch Yasmin. Mehr als du dir vorstellen kannst.“
Als ich langsam wieder zu mir kam, lag ich an Maiks warmer Brust. Er streichelte träge meinen Rücken. „Bin ich dir nicht zu schwer?“ Nuschelte ich und küsste eine seiner Brustwarzen. „Du bist mir nie zu schwer.“ Ich legte meinen Kopf wieder auf seine Brust und schloss mit einem zufriedenen Seufzer die Augen. Bevor ich wegdämmerte, merkte ich, dass Maik mich fest in seine Arme schloss.
Als ich aufwachte, merkte ich, dass weder Maik noch ich uns einen Millimeter bewegt hatten. Vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, drehte ich meinen Kopf so, dass ich ihn ansehen konnte. Er schlief noch tief und fest. Wie ein kleiner Engel sah er aus. Meine Hände, die immer noch um seinen Nacken geschlungen waren, spielten mit seinen Haaren. „Ich liebe dich so sehr, dass es fast weh tut.“ Flüsterte ich. „Ich liebe dich auch Kätzchen.“ Sagte er und öffnete lächelnd die Augen. „Bist du schon lange wach?“ Fragte er mich und ich schüttelte den Kopf. „Höchstens 10 Minuten.“ Ich küsste seine Brust. „Hast du Hunger?“ Fragte Maik, nachdem wie eine Weile einfach so dagelegen hatten. „Schon aber ich will hier nicht weg.“ Gab ich zurück und grinste ihn an. „Ich weiß genau, was du meinst. Ich könnte ewig hier liegen und dich in den Armen halten.“ Ich wollte etwas erwidern, aber mein Magen knurrte so laut, das ich nicht dazu kam. „Steh auf, sonst verhungerst du mir noch. Ich habe gestern sehr viel Blut von dir genommen. Das muss aufgefrischt werden.“ „Aber mir geht’s gut. Und wie ich bereits sagte, ich will hier nicht weg.“ Maik lachte und hob mich sanft von sich runter. Dann setzte er sich auf und zog seine Boxershort an. Was er doch für einen schönen Hintern hatte… „Was möchtest du essen?“ „Mir egal. Irgendwas.“ Er lächelte und griff zum Telefon. Während er mir Frühstück bestellte, nahm ich mir eine Jogginghose und eins seiner T-Shirts aus dem Schrank und ging ins Bad. Die Dusche tat gut. Ich streifte mir Maiks Sachen über und genoss seinen Duft. Natürlich waren mir die Sachen zu groß. Viel zu groß. Aber das war mir egal. Ich ging zurück ins Schlafzimmer und sah zu Maik der auf dem Bett saß und die Zeitung in der Hand hatte. Eine Weile blieb ich am Türrahmen stehen und betrachtete ihn. Er war wundervoll und gehörte mir. Mir allein.
Dieser Gedanke ließ mich lächeln. Er hob den Kopf und musterte mich grinsend. „Es gefällt mir, dich in meinen Sachen zu sehen.“ Sagte er und widmete sich wieder seiner Zeitung. Das konnte er gleich vergessen. Ich schlenderte zu ihm und nahm ihm die Zeitung aus der Hand. Dann krabbelte ich auf seinen Schoß und küsste ihn. „Dein Frühstück ist da Kätzchen.“ „Ja gleich…“
Ich vergrub meine Hände in seinem Haar und zog ihn noch näher an mich. „Ich hab dich so sehr vermisst Maik.“ „Ich dich auch Liebes. Aber du solltest jetzt wirklich was essen.“
Seufzend machte ich mich von ihm los und begann zu essen.
Tag der Veröffentlichung: 26.10.2010
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für alle, die an mich geglaubt haben. Und einen ganz besonderen Gruß an dolli 95, ohne die ich keinen Titel für das Buch gehabt hätte und die mir immer Mut macht. Dankeschön :*