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Personen, Orte und Handlungen in dem Buch sind frei erfunden von mir und entstammen meiner Fantasie. Ähnlichkeiten mit realen Personen, Orten oder Ereignissen sind rein zufällig und keineswegs beabsichtigt.
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eure Maya
Anfang des 19. Jahrhunderts
„Du willst das wirklich tun, Helen, oder“. „Ja Amanda, ich habe mich dazu entschlossen. Ich habe lange darüber nachgedacht, es ist das Beste“. „Ja, aber – AFRIKA??? Das ist ja am anderen Ende der Welt. So weit weg. Und außerdem kennst du dort doch niemanden“. „Das ist nicht wichtig. Ich muss sehen, dass ich versorgt bin, mehr nicht. Und John Miller hat Geld, er ist ein großer Plantagenbesitzer, er braucht eine Frau dort“. „John Miller, so heißt der Mann den du heiraten wirst? Hast du überhaupt schon mal ein Bild von ihm gesehen“? „Nein, habe ich nicht. Aber ich kann nicht wählerisch sein, Amanda. Das weißt du. Ich bin mittellos, mein Vater hat mir nichts hinterlassen als Schulden und sein Anwesen wurde verkauft, Patrick ist an Fieber gestorben bevor er mich um meine Hand beten konnte. Was soll ich den jetzt machen? Arbeiten gehen? Wie die Näherinnen oder die Dienstboten? Ich bin so etwas nicht gewohnt und ich weiß nicht ob ich das könnte. Nein, dass ist der einzige Ausweg für mich ein noch einiger maßen Anständiges Leben zu führen“.
Helen Stone nippte an ihrem bereits kalten Tee und schaute Gedankenverloren in die Tasse. Ihre beste Freundin Amanda würde sie heute zum letzten Mal sehen, in wenigen Tagen bereits würde sie als die Ehefrau eines Mannes nach Afrika gehen, eines Mannes den sie bisher noch gar nicht kannte. Ja, sie wusste gar nichts von ihm, noch nicht einmal wie er aussah. Es war ja auch eine außergewöhnliche Idee, einen Mann per Fernheirat zu ehelichen, aber dennoch nicht selten in dieser Zeit. Mit einem Stellvertreter an ihrer Seite, der anstatt des Ehemannes erscheinen wird, würde sie bereits morgen Heiraten und in ein paar Tagen nach Afrika übersiedeln, wo ihr Zukünftiger Besitzer einer großen Plantage war. Das war alles was sie wusste und das sie bei ihm ausgesorgt sei. Natürlich war das eine befremdliche Situation, in ein Land zu gehen was man nicht kannte, zu Menschen die man nicht kannte und nicht zu wissen was die Zukunft einen bringt. Aber sie hatte keine Wahl, sie war mittellos, hatte kein Geld und war erst 25 Jahre alt. Eigentlich hätte sie längst verheiratet sein sollen, aber bisher kam eben noch nicht der richtige Mann. Jetzt war es zu spät. Wer würde sie hier in England ohne Mitgift noch Heiraten wollen? Es war anständig von diesem John Miller, das er sie Heiraten würde. Dafür würde sie versuchen, ihm eine gute Ehefrau zu sein und ihm einen Erben schenken, wenn es denn sein sollte. Sie würde alles tun, was er verlangte, nur damit er sein Tun nicht befreuen würde. Amanda als gute Freundin zurückzulassen, war eben das kleinere übel des ganzen.
Amanda knabberte an ihrem Keks und strich sich dabei über ihren Babybauch, der in den letzten drei Monaten sehr an Umfang zugenommen hatte. Sie war froh wenn das endlich alles hinter ihr lag, sie konnte sich kaum noch bewegen und ihr zehn Jahre älterer Ehemann hatte sie auch schon eine ganze weile nicht mehr angerührt. Sicherlich fand er sie jetzt unattraktiv und bestimmt würde er seine Triebe wieder einmal an Sarah, dem Dienstmädchen auslassen. Aber sollte sie denn schon dagegen tun? Nichts. Es war eben so. Wenn das Baby erst einmal da wäre, dann würde sie wieder für ihn hübsch sein und er würde wieder sein Bett mit ihr teilen. Ach, hoffentlich hatte Helen mehr Glück und ihr Zukünftiger war kein Hallodri und Hurte nicht hemmungslos rum. Die Frauen in dieser Zeit hatten es immer noch schwer und es gab nichts, was man dagegen tun konnte. „Ich werde dich vermissen, Helen. Ganz fürchterlich. Du musst mir schreiben, versprich es mir“. „Aber ja doch Amanda. So oft ich kann. Und wer weiß, vielleicht kann ich dich ja auch mal besuchen kommen oder du mich“. „Sag mal, wie bist du eigentlich dazu gekommen, Fernheirat? Wer hat dir diesen Mann ausgesucht“, wollte Amanda wissen und lehnte sich im Sessel zurück. Helen räusperte sich und erzählte: „Der Anwalt meines Vaters, er hat mir diesen Vorschlag gemacht. Auch hat er mir diesen Mann sozusagen Vorgeschlagen, wie du es sagst. Dieser John Miller sucht eine Frau für sein Anwesen, hat aber durch die viele Arbeit keine Zeit sich eine geeignete Frau zu suchen und so hat er die Fernheirat in Auftrag gegeben. An seiner Statt ist ein Stellvertreter hier und genauso wird es auch bei ihm sein. An meiner statt ist eine andere Frau dort. Es geht alles schnell, ohne viel Tamtam und ohne großes Aufhebens. In wenigen Tagen werde ich dann nach Afrika fahren und ihn schon bald kennen lernen“. „Aber wenn du ihn nicht magst, oder er alt ist oder, ach Helen. Es kann doch so viel passieren“. Amanda setzte sich wieder auf und trank einen Schluck Tee, bevor sie ihre Freundin wieder ansah. „Amanda, wir brauchen nicht mehr darüber zu reden, es wird passieren und ich werde sehen, was kommt“. Damit war für Helen dieses leidige Thema beendet. „Was macht das Baby“, fragte sie nun um auf ein anderes Thema zu kommen. Amanda lies sich auch sofort ablenken und pustete einmal aus. „Ach, es strampelt ganz schön und lässt mich kaum zu ruhe kommen. Sie doch nur wie fett ich bin. Jack sieht mich schon gar nicht mehr an“. Eine weile plauderten die beiden Frauen noch, ließen aber das Thema Heirat beiseite und verabschiedeten sich dann innig von einander. Ein paar Tage später bestieg Helen Stone als verheirate Frau mit wenig Gepäck ein Schiff nach Afrika. Sie war aufgeregt, lies es sich aber nicht anmerken. Ganz Ladylieke war sie, tapfer und wohlerzogen, bis in die Haarspitzen.
Helen war nun schon ein paar Wochen mit dem Schiff unterwegs und langsam fragte sie sich, ob es nie enden würde. Die erst Fahrt ab England, ihrem Heimatland, war ja noch ganz passabel gewesen. Ein großes, schönes Schiff, mit etwas Komfort, netten Leuten und einer einigermaßen bequemen Kabine. Aber jetzt fuhr sie schon seit einer weile auf diesem kleinen Schiff, das alles andere als Vornehm und bequem war. Es erfüllte lediglich seinen Zweck, Menschen und Fracht zu befördern, sonst nichts. Ihre Kabine war klein und angenehme Menschen mit denen sie sich hätte unterhalten können, gab es auch nicht. Hin und wieder erlag sie der Seekrankheit und sie verbrachte den Tag in der Kabine, mit den Wünschen, endlich anzukommen, wo auch immer das sein möge. Langsam fragte sie sich sogar, ob das alles vielleicht doch eine blöde Idee von ihr war, eine Schnapsidee, aus der Not heraus entstanden. Oder wer hatte ihr diesen Floh ins Ohr gesetzt? Ja, es war dieser Anwalt, der, den sie nun langsam verfluchte. Außer mit der Übelkeit, kämpfte sie auch langsam mit diesem Wetter. Es war hier unerträglich schwül und warm, ganz anderes wie in England. Dort war es stets verregnet und vernebelt, aber es gab Zivilisation und Menschen. Was hatte sie bisher hier gesehen? Flüsse und Bäume am Ufer, mehr nicht.Wie hatte sie nur auf diese Idee kommen können, einen wildfremden Mann zu heiraten in einem wildfremden Land, das sie noch nicht einmal kannte. Nein – sie kannte nichts von ihrer zukünftigen Heimat, außer das dort die Menschen farbig waren, eine andere Sprache sprachen und – ja, mehr eigentlich nicht. Wieso hatte sie sich nicht vorher erkundigen können? Wenn es ihr nun nicht gefiel oder sie mit den Menschen dort nicht zu Recht kam? Auch kannte sie ihren Ehemann gar nicht. Ehemann, wie das klang! Sie hatte jetzt einen Ehemann, den sie noch nicht mal kannte. Hoffentlich war er wenigstens Attraktiv oder zumindest umgänglicher als Amandas Mann. Amanda, ihre einzige, beste Freundin hatte sie zurückgelassen – und wofür? Für etwas Wohlstand und ein sicheres Leben. Wenn sie sich etwas mehr Mühe gegeben hätte, hätte sie nicht doch einen Mann in England finden können? Wer weiß es schon, jetzt war es zu spät, sie war verheiratet mit einem ihr wildfremden Mann und ihre Zukunft war unvorhersehbar. Helen verscheuchte all die trüben Gedanken und ging hinaus aufs Deck, was man jedenfalls davon bezeichnen kann. Der Kapitän, ein unsetzter, ungepflegter Mann mit unrasiertem Gesicht und einer deutlichen Schnapsfahne schimpfte leise vor sich hin, über die Trommeln, die sie nun seit einer geraumen Zeit vom Ufer aus begleiteten. Wenn Helen sich bemühte und genauer hinsah, konnte sie die Bäume und Büsche sich bewegen sehen und deutlich kleine, dunkle Wesen erkennen, die sie neugierig beobachteten. „Verfluchte Schwarze“, schimpfte der Kapitän. „Die elenden Trommeln, können die nicht mal damit aufhören? Das macht einen ja ganz Verrückt“. Helen wendete sich an einen Schiffsjungen, der nun aber auch schon in die Jahre gekommen war und trübe und gelangweilt auf den Fluss hinausstarrte. „Warum trommeln die denn die ganze Zeit? Hat das etwas zu bedeuten“, fragte sie neugierig.„Die warten auf uns, die verfluchten. Die warten auf uns“, mehr bekam sie nicht zur Antwort. Helen schaut auf das trübe Wasser, in dem sich ein paar Tiere tummelten, fremde Tiere, die sie vorher noch nie gesehen hatte. Krokodile, Nilpferde und Seeschlangen. Helen bekam eine Gänsehaut bei ihrem Anblick und verzog sich weiter in die Mitte des Decks. Ein Liegstuhl stand dort und sie setzte sich hinein, auch wenn er nicht gerade gemütlich war. Sie schloss die Augen und versuchte nicht weiter an ihr zukünftiges zu Hause zu denken. Eine ältere Dame die ebenfalls mitreiste und etwas nervend war, da sie stets von ihren Kindern und Enkelkinder sprach, wandte sich Helen zu und störte sie in ihrem Schlaf. „Möchten sie mit mir eine Tasse Tee trinken? Etwas anderes können wir sowieso nicht machen, oder? Es wird noch eine weile dauern, bis wir ankommen, wenn der Fluss nicht endlich weiter ansteigt“. Tee, das war eine gute Idee. Ach, wie vermisste Helen den guten Tee aus England und das Gebäck dazu. Das was die hier als Tee anboten, war mehr eine Brühe, aber trinkbar. Besser jedenfalls als Rum oder dreckiges Wasser. Das war nichts für eine Lady wie sie. Zusammen setzten sich die zwei Frauen an einen Tisch mit zwei Stühlen, der am Hinterdeck aufgestellt war. Ein junger schwarzer Mann, barfuss und mit zerknittertem Gewand, servierte ihnen den Tee. Alle sagten nur `Bursche` zu ihm, was Helen etwas für Respektlos empfand, aber vielleicht war es eben hier Afrika so. Er schaute die Passagiere selten an, blickte stets auf den Fußboden und redet nie. Wieder einmal redete die alte Dame unaufhörlich, Helen hörte ihr höfflich zu, so wie sie es gelernt hatte, aber in Wirklichkeit interessierte sie es nicht im geringsten, was diese Person zu erzählen hatte. Sie war für ihr Alter viel zu sehr geschminkt und zu aufgetakelt und roch penetrant noch Eau de Cologne. „Ich lebe nun schon seit fast 20 Jahren in Afrika und ich muss sagen, die Menschen hier sind mir lieber als in England und Amerika. Leider leben meine Kinder immer noch dort, sie wollen absolut nicht her kommen. So muss ich mehrmals im Jahr zu ihnen, wenn ich sie sehen will. Langsam wird das alles aber etwas zu anstrengend für mich. Ich bete, dass ich noch eine weile Gesund bleibe. Wenn mich erstmal das Fieber erwischt, dann war es das für mich“. Fieber? Was für Fieber? „Was gibt es eigentlich alles für Krankheiten in Afrika“, fragte Helen mit reiner Neugier, denn sie wollte nicht ganz unwissend in ihr neues zu Hause ankommen. „Ach, allerhand, liebes. Fieber, Cholera, Malaria. Aber wenn sie von einer giftigen Schlange oder von einem Skorpion gebissen werden, das ist noch viel schlimmer. Außerdem gibt es dort Hunger und durch mangelhafte Sauberkeit haben viele von den Eingeborenen Krankheiten, die sie untereinander weitergeben. Ich versuche zu Helfen, wo es nur geht, aber es ist schwer. Sie haben mir noch gar nicht gesagt, was sie nach Afrika versetzt“. Ach, diese Neugier, dachte Helen und gab Höfflich Antwort, so wie es sich gehörte. „Mein Mann lebt in Afrika, ich habe ihn letzten Monat geheiratet“. „Ach, das ist doch nett. Die Liebe also“. Liebe, fragte sich Helen, bestimmt nicht. Wie konnte sie einen Mann lieben, von dem sie noch nicht einmal wusste wie er aussah? Ob sie ihn lieben würde, oder er sie? Sie fragte sich jetzt, ob sie mit diesem Mann tatsächlich das Bett teilen könnte, wenn sie ihn nicht mochte. Ach Gott, hoffentlich mochte sie ihn und hoffentlich war er wenigstens etwas gut aussehend. Es wäre nicht auszudenken, wenn ihr Ehemann hässlich, alt, ungehobelt oder unattraktiv wäre. Das schlimmere übel wäre, wenn er sich überhaupt nicht für sie interessieren würde, das wäre nicht das schlimmste, Hauptsache sie hatte ein angenehmes Leben und war ausgesorgt. Eine weile unterhielten sich die beiden Frauen noch und Helen wünschte sich, endlich anzukommen, wo auch immer das sein sollte.
Endlich! Einige Tage später waren sie angekommen und Helen spähte neugierig vom Schiff aus auf den Hafen. War ihr wohl auch da und wartete schon auf sie? Aber es war ein reges Treiben in der kleinen Stadt, überall liefen Menschen umher, Schwarze, Braune, Weiße. Schiffe und Boote wurden ab – und beladen, Esel und Kühe wurden umhergescheucht und alle redeten sie durcheinander. Wie sollte sie so ihren Mann erkennen? Hoffentlich würde er sie erkennen, ansonsten würde sie in alle Ewigkeiten hier stehen bleiben müssen, denn sie wusste ja gar nicht wohin sie überhaupt musste. Aber halt, der Anwalt hatte ihr ja einen Zettel mitgegeben mit dem Namen ihres Ehemannes und der Plantage. Wenn man ihn hier kannte, dann müsste man sie ja auch dort hin bringen können, oder? Langsam war sie aufgeregt, nervös und verwirrt. Jetzt war sie da, in ihrem neuen Zuhause, in dem Land, in dem sie in Zukunft leben würde. Es war immer schwül und heiß, aber daran musste sie sich nun gewöhnen, schließlich war das hier nicht England. Burschen landeten das Schiff ab, ihr Gepäck wurde einfach irgendwohin gestellt und sie stand da wie bestellt und nicht abgeholt. Etwas abseits des Hafens waren Gebäude, einfache Holz – und Lehmhütten, aber stabil und groß. Feste Straßen schien es hier nicht zu geben, nur einfache Wege und diese gingen alle von dem großen Platz aus ab, auf dem nun ein alter, verschmutzter Geländewagen zum stehen kam. Ein junger, flotter Mann sprang mit einem Schwung heraus und kam auf sie zu. Ob das ihr Mann war, fragte Helen sich und schaute ihn neugierig an. Er war tatsächlich jung, vielleicht zwei oder drei Jahre älter wie sie, mehr nicht und kam immer noch auf sie zu. Tatsächlich steuerte er sie unverwandt an und schien sogar zu lächeln. Er sah nett aus und so verdammt jung.„Miss Helen Stone? Sind sie Helen“, fragte der Mann und blieb vor ihr stehen. „Und sie sind John Miller“, fragte sie statt einer Antwort. Der Man ihr gegenüber hatte Bartstoppeln, aber sie standen ihm und seine Augen leuchteten in einem strahlendem Blau. Er war etwa einen Kopf größer als sie und Muskellöß und verdammt attraktiv. Seine Haut war braun gebrannt und seine Kleidung sah nach Arbeit aus. Wenn das ihr Mann war, dann war das mit dem Aussehen schon mal sehr gut gelaufen. Er war sehr hübsch, sogar etwas sexy, wenn sie sich solche Gedanken erlauben durfte. Aber zum Glück konnte niemand Gedanken lesen, zum Glück. „Nein leider. Ich bin Tom Miller, John jüngerer Bruder. Er ist leider verhindert, aber keine Sorge, sie werden ihn schon bald kennen lernen. Ich werde sie jetzt nach hause bringen. Oder darf ich du sagen, wir sind jetzt ja verwandt, sozusagen“. Dieser Tom war direkt und schien zu sagen was er dachte, aber das machte ihn nur noch Sympathischer. Aber als Helen hörte das er nur ihr Schwager war, war sie etwas enttäuscht. Jetzt musste sie noch länger warten, bis sie erfuhr, wer ihr Ehemann war. Sie stellten sich gegenseitig vor und Tom lud ihr Gepäck ins Auto. „Ist das alles was du hast? Ist ja nicht gerade viel“, meinte Tom als er die wenigen Koffer verlud. „Ich wusste ja nicht was ich hier brauche, außerdem dachte ich, zu viel mitnehmen ist auch nicht gut“. Tom sagte dazu nichts, sondern half ihr nur Wortlos ins Auto. Als sie neben Tom saß und er sie durch die verstaubten Straßen Afrikas fuhr, sah sie sich Gedankenverloren um. Nach wenigen Minuten kamen sie aus der Stadt heraus und bald schon wurden die Gebäude, Häuser und Straßen von Feldwegen, Bäumen, Büschen und Wildnis abgelöst. Zu erst kamen ihnen noch andere Fahrzeuge entgegen oder Einheimische mit Kühen und Elefanten, aber schon bald waren sie fast alleine unterwegs. „Unsere Plantage ist etwas außerhalb, deswegen ist es schon Notwendig das man hier einen Wagen hat. „Kannst du Auto fahren, wenn nicht solltest du wenigstens Reiten können, denn hier ist es wirklich sehr weitläufig und zu Fuß wärest du Tagelang unterwegs“. Helen verneinte und schaute Tom an. „Na ja, das bringen wir dir schon bei. Aber jetzt sag mir mal, wie kommt eine Frau wie du darauf, einen Mann zu heiraten, den man gar nicht kennt“? Helen schien von der lockeren Art ihres Schwagers angesteckt und so redete sie frei heraus, mit einem Mann den sie erst ein paar Minuten kannte und noch nicht mal ihr Ehemann war. „Na ja, wie kommt ein Mann darauf, eine wildfremde Frau zu heiraten“? Tom grinste und blickte zu Helen rüber. „Aber jetzt mal im ernst, weißt du, worauf du dich da einlässt? Afrika ist nicht England. Du kommst doch aus England, oder? Hat John jedenfalls mal erwähnt. Hier ist ein anderes Klima, die Menschen sind hier anders. Lockerer, frei und – anders eben. Und du siehst so aus, als du nur die feine Gesellschaft kennst. Tut mir leid wenn ich dich beleidigt haben sollte, aber du solltest wissen was auf dich zukommt“. Tom schaute ernst und düster auf die Straße, wich einem Schlagloch aus und schien nun seinen eigenen Gedanken nachzuhängen. „Keine Sorge, lieber Schwager. Ich weiß worauf ich mich einlasse und werde mich hier bestimmt wohl fühlen“. Auch wenn sie nicht wirklich wusste, worauf sie sich da lies, zugeben wollte sie es jedenfalls nicht. Schon gar nicht vor diesem Mann neben ihr, der sehr besorgt schien. Und immer noch gut aussah, wie sie von der Seite her feststellte. Ob ihr Mann genauso wie sein Bruder aussah, fragte sie sich und hoffte dass er wenigstens genauso nett war. „Bald kommen wir an den ersten Feldern vorbei die zu der Plantage gehören, dann hast du schon mal einen Eindruck vom Besitz von John“. Was machst du eigentlich auf der Plantage? Wohnst du auch dort“, fragte Helen neugierig und fächelte sich mit der Hand etwas Luft zu. Die warme Luft war unausstehlich und ihr Kleid klebte schon an ihr. Wenn das immer so schwül und warm war, dann musste sie sich etwas anderes für ihre Kleidung ausdenken, denn mit diesen langen, dicken Kleidern würde sie umkommen. Ach Gott, warum hatte sie sich nicht doch erkunden können, wie es in Afrika war, dann wäre sie jetzt nicht so ahnungslos und hilflos. Tom bemerkte ihre Hitze und sagte: „ Du solltest dich hier nicht so warm kleiden und vor allem, lass das olle Korsett weg, das ist nur hinderlich und nimmt dir die Luft die du hier brauchst“. Etwas empört über so viel Dreistigkeit drehte sich Helen von Tom weg und schaute wieder auf die Straße. „Auf deine Frage zu kommen, ja, ich wohne auch auf der Plantage. Ich arbeite dort genauso wie mein Bruder und wie jeder andere dort auch. Wenn John nicht da ist, bin ich sein Stellvertreter und habe an seiner statt das sagen. Er vertraut mir und wir arbeiten hart und viel für unseren Lebensunterhalt. Du wirst nicht viel von deinem Ehemann haben, wenn er sich jetzt nicht ändert deinetwegen“, meinte Tom und bremste abrupt, da eine Herde Antilopen den Weg überquerten. Gespannt verfolgte Helen diese Tiere, die so groß und wunderschön waren, aber auch schnell und furcht einflössend. „Wenn du nach rechts rüber schaust, dann siehst du weiter hinten unsere erste Plantage. Wir bauen Kaffe und Erdnüsse an, außerdem züchtet mein Bruder Pferde. Magst du Pferde? Du wirst sie bestimmt mögen, sie sind alle wunderschön und eine hervorragende Zucht“. Helen blickte in die Richtung die Tom ihr wies und sah tatsächlich viele grüne Reihen, auf einer schier unendlich langen Strecke, die sie vom Wagen aus kaum übersehen konnte. Sie reckte ihren Kopf um besser sehen zu können, aber in der kurzen Zeit sah sie nicht viel. „Wenn du willst zeig ich dir das alles demnächst mal genauer“, meinte Tom und lächelte wieder. „Wieso war ihr dieser Mensch nur so verdammt sympathisch und warum war er so freundlich zu ihr? Er kannte sie doch gar nicht. Ob er wohl eine Frau hatte, fragte sie sich und schaute auf seine Hände. Einen Ring trug er nicht, aber den könnte er auch abgelegt haben bei der Arbeit, wer weiß es schon. Allmählich verfluchte sie jetzt selber schon dieses verdammte Korsett, das sie so eindrückte und ihr tatsächlich die Luft nahm. Hoffentlich würde sie sich bald an dieses Klima gewöhnen, dachte sie nur und betrachtete schweigend weiter die Umgebung. Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen sie endlich an. Helens Herz klopfte und schon bald würde sie ihrem Ehemann gegenüberstehen. Und ihre neues zu Hause sehen. Sie passierten ein großes Tor und fuhren einen lange, staubigen Weg entlang, der den Blick auf ein großes, langes Gebäude frei gab. Weit im Hintergrund konnte man Berge sehen, tatsächlich Berge, Helen war erstaunt. Einzelne Bäume und Büsche zierten den Weg, der staubig und trocken sich dahin zog. Auf der einen Seite konnte sie andere Gebäude sehen und einzelne Schwarze Männer und Frauen, die Körbe und anderes trugen. Sie schautem Wagen nach und Helen drehte sich zu ihnen um. „Wie viele Menschen leben und arbeiten eigentlich hier“, fragte Helen neugierig und sah, wie zwei kleine schwarze Kinder angerannt kamen. „Ich, mein Bruder, viele andere die bei der Ernte helfen, es sind zu viele um sie zu zählen. Einige haben hier ihre Hütten und Familien. Das siehst du ja an den Kindern hier. Sie gehören dem Vorarbeiter Madu, er hat das sagen unter den Arbeitern. Außerdem gibt es da noch Tuba und Adia. Tuba ist das Hausmädchen und die Köchin. Sie ist eine Seele von Mensch und kann wunderbar kochen. Aber sie hat auch ihren Dickkopf, das wirst du schon feststellen. Adia geht ihr zur Hand, sie putzt, räumt auf, macht alles was Tuba ihr sagt. Aber Adia ist auch etwas schüchtern und sehr kindlich, obwohl sie schon eine junge Frau ist. Über sie kann man immer lachen, sie ist wirklich unglaublich naiv. Akono arbeitet auch im Haus, er erledigt die arbeiten, die Tuba und Adia nicht erledigen können. Aber manchmal hilft er ihr auch in der Küche oder sonst bei anderen arbeiten. Er ist schon etwas älter, immer still und ruhig. Ein paar kümmern sich ausschließlich um die Pferde. Die Plantage ist groß, du hast Zeit genug um sie kennen lernen. Wenn du willst zeige ich dir alles, oder John, wenn er will“. Tom bremste vor dem Haus und sprang wieder mit einem Schwung aus dem Wagen aus, lief zur anderen Seite herum und half Helen auszusteigen. Dann lud er ihr Gepäck aus und Helen hatte indes Zeit, das Haus zu begutachten. Der Eingang war groß und wunderschön. Eine Holztür mit Verzierungen und einer großen, eisernen Glocke an der Seite. Zwei große Kakteen in Kübeln standen links und rechts zur Seite, wenn es überhaupt Kakteen waren, damit kannte Helen sich leider nicht aus. Es hatte mehrere Stockwerke und ging sehr in die breite und auch anscheinend auch weiter nach hinten hinaus. Wege führten um das Haus herum und weiter hinten standen anderen Fahrzeuge, die allesamt verdreckt und staubig waren. Von irgendwo konnte Helen Gesang hören, in einer fremden Sprache und Düfte und andere Dinge wehten um ihre Nase herum. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und zwei schwarze Frauen kamen heraus. Die eine klein und neugierig, die andere etwas jünger und etwas schüchtern. Sie hatten schwarze, kurze Kleider an und weiße Schürzen, typische Dienstbotenkleidung. „Ah, Tuba, Adia. Darf ich euch die neue Miss Miller vorstellen? Helen Stone, ach, jetzt Miller. Johns Ehefrau und nun auch eure Herrin“. Herrin? Helen war entsetzt. Wie konnte er sagen dass sie die Herrin war? Aber - ja, sie war es ja jetzt, aber konnte sie es denn sein? Was würde man denn überhaupt von ihr erwarten, als Herrin des Anwesens? Sie hoffte, dass sie den Anforderungen gerecht wurde und sich schnell einlebte.
„Akono, bitte bringe das Gepäck von Miss Miller in ihr Zimmer“, sagte Tom, als ein älterer, leicht ergrauter schwarzer Mann aus dem Haus kam. Er verbeugte sich etwas in Toms Richtung hin, schaute Helen kurz an und schleppte langsam die wenigen Koffer ins Haus. „Das war Akono“, sagte Tom zu Helen und bat sie ins Haus. „Willkommen Miss, wir haben schon so auf sie gewartet“, sagte Tuba in einem freundlichen Ton und lächelte sogar etwas. Helen wusste nicht was sie tun oder sagen sollte, deswegen bedankte sie sich nur Höfflich und folgte Tom ins Haus. Adia folgte wie ein Kind den anderen und warf schüchterne, verstohlene Blicke zu Helen rüber. „Tuba, ist Master John schon da“, wollte Tom wissen und schloss die Haustür. Sie gelangten in eine große Halle, die sehr viel Holz enthielt, in den Möbeln, den Wänden und Decken. Kunstvolle Verziehrungen waren an Möbeln angebracht und hier und da standen große Palmen in riesigen Kübeln. Mehrere Räume gingen von der Halle ab und eine riesige, breite Treppe war der Hingucker schlecht hin. Helen schaute sich neugierig und diskret in ihrem neuem zu Hause um, sehr gemütlich war es auf den ersten Blick nicht, aber sauber und ordentlich. Es fehlte definitiv eine weibliche Hand, das war schon mal klar. Akono und Adia waren schon wieder verschwunden, nur Tuba war noch da. „Nein, Master Tom. Master John ist noch nicht wieder zurück. Soll ich mit dem Essen warten? Ich denke, Miss Miller, sie wollen sich bestimmt erst etwas ausruhen, nach der lange Reise“? Ach herrje, jetzt wurde sie auch noch angesprochen und um eine Entscheidung gebeten. Aber eine Erfrischung und etwas Schlaf konnte sie nun wirklich gut gebrauchen. Die lange Reise hatte sie sehr mitgenommen und die Umstellung mit diesem Klima hier gab ihr den Rest. Sie wollte nicht als unfähig da stehen oder nicht für ernst genommen werden von dem Personal, deswegen nickte sie höfflich und sagte: „Ich habe großen Hunger, aber ich würde mich jetzt lieber erst etwas erfrischen“. „Ok, wenn John sowieso noch nicht da ist, dann zeige ich dir dein Zimmer. Wenn du nichts dagegen hast, werden wir in zwei Stunden zu Abend essen, dann hast du Zeit genug um dich frisch zu machen. Adia kann dir beim auspacken helfen. Ich schicke sie dir nachher rauf“. Zu Tuba gewandt sagte Tom: „Tuba, wir essen in zwei Stunden und wenn Master John bis da hin noch nicht zurück sein sollte, essen wir allein. Miss Helen möchte bestimmt nicht zu lange warten“. Tuba nickte nur und verschwand hinter einer der vielen Türen.„Komm, ich zeige dir dein Zimmer“, sagte Tom und schritt auf die Treppe zu. Helen war etwas enttäuscht, dass sie immer noch nicht ihren Mann kennen gelernt hatte. Was ist das nur für eine Art, seine Frau nicht zu begrüßen wenn sie ankommt? Aber vielleicht war das hier ja so, das musste sie raus finden, wie die Menschen hier funktionierten und was ihre Sitten waren. Dennoch war sie neugierig wo ihr Mann war und warum er nicht anwesend war.„Wo ist John denn“, fragte sie zögerlich, komisch war es, einen fremden Mann bei Vornamen zu nennen, aber schließlich war sie ja mit ihm verheiratet. „Entschuldige, hätte ich fast vergessen. Er ist im Nachbardorf ein paar Besorgungen machen. Du musst wissen, hier sind die Plantagen und Dörfer durchaus mehrere Tage oder Stunden weit weg. Bei Regen kann es dann schon mal vorkommen, das Straßen dann abgeschnitten sind, weil sie von Wasser überspült sind. Da ist es nicht selten, das man länger unterwegs ist als geplant. Auch unsere Felder sind nicht unbedingt klein und schnell zu erkunden. Wenn du willst zeigen wir dir hier alles in den nächsten Tagen. Die Plantagen, die Felder, die Umgebungen, die Pferde. Alles eben. Aber jetzt wieder auf John zu kommen, ich hoffe, er wird zum Essen zurück sein. Du musst ja ganz gespannt sein auf ihn“. Helen folgte ihrem Schwager brav und still die Treppe rauf. Oben angekommen, ging ein langer Flur links und rechts ab und mehrere Zimmer waren zu erkennen. Helen war erstaunt von Toms Offenheit und seiner Lockerheit. Die Engländer waren da ganz anders, mehr zurückhaltender und schon gar nicht so offen und frei. Aber es störte sie keineswegs, nein. Tom war ihr sofort sympathisch und sie würde sich bestimmt gut mit ihm verstehen. Wenn John dann auch noch so nett war, dann würde sie sich bestimmt wohl fühlen hier. Tom blieb vor einer der Türen stehen und öffnete sie. Er trat nicht ein, aber bat Helen hinein. „Das ist dein Zimmer. Es hat ein eigenes Bad, so wie alle anderen Zimmer hier auch. Johns Zimmer ist gleich gegenüber, mein Zimmer ist am Ende des Flures. Die anderen Zimmer sind überwiegend Gästezimmer“. Helen war erstaunt. Sie hatte ein eigenes Zimmer? Sie musste nicht eines mit ihrem Mann teilen? Wollte er es nicht oder warum war das so? Sie überlegte ob sie nicht einfach fragen sollte und merkte nicht, dass sie die Tür von Johns Zimmer anstarrte. Als ob Tom ihre Gedanken erraten hätte, sagte er: „ Na ja, John dachte, das ihr euch erst einmal kennen lernen solltet und das du dich auch erst einmal einleben musst hier. Deswegen hat er dir ein eigenes Zimmer gegeben“. Das war wirklich sehr umsichtig von diesem John, dachte Helen und betrat ihr Zimmer. Sehr viel stand allerdings nicht drinnen. Ein großes Himmelbett mit weißen Stoffen und weißer Bettwäsche, ein Nachttisch, ein Kleiderschrank, eine Kommode und ein kleiner Tisch mit Stuhl. Auf der linken Seite war eine Tür die wohl ins Bad führte und helle Vorhänge zierten das kleine Fenster. Helen trat ans Fenster und schaute raus, der Blick viel hinaus auf die Auffahrt. „Du kannst dein Zimmer auch anders einrichten, wenn du möchtest, du musst nur was sagen. Aber jetzt lasse ich dich alleine, damit du auspacken kannst. Wenn das Essen fertig ist, rufen wir dich“. Helen bedanke sich bei Tom und schloss die Tür als er fort ging. Jetzt war sie alleine. Alleine mit sich und ihren Gedanken, in Afrika, in einem Land das ihr so fremd war und mit Menschen die ihr fremd waren. Wenn nur Amanda da gewesen wäre, dann hätte sie jetzt mit ihr über ihre ersten Eindrücke reden können, aber sie war alleine, so wie sie es wollte. Da gab es nun kein zurück mehr. Helen öffnete eines der Koffer und holte ihr Waschzeug und neue, saubere Kleidung hervor. Dann ging sie ins Bad und erfrischte sich erst einmal. Wie gut das tat, sauberes, frisches Wasser und sich diesen verdammten Schweiß abwaschen zu können. Bestimmt roch sie schon danach. Sie kämmte sie ihre lange blonden Haare und band sie wieder zu einem Dutt, wie meistens, zog sich neue Kleidung an, welche von der sie glaubte, das sie für den Abend zum essen hier angebracht war, dann ging sie wieder in ihr Zimmer zurück und erschrak, als sie dort ein junges, schwarzes Mädchen sah. Wer war das denn wieder? Ach ja, Aida, oder Adia? Irgendwie so hieß sie doch. Sie war gerade dabei die Koffer auszupacken und hatte schon mehrere Kleider auf dem Bett verteilt. Auch sie erschrak und zuckte merklich zusammen. Schnell und stotternd entschuldigte sie sich. „T`schuldigung, Missie. Ich habe geklopft, aber sie haben nicht geantwortet und Master Tom hat doch gesagt ich soll ihre Sachen auspacken“. Als ob sie auf Bestrafung wartete, schaute sie ängstlich auf ihre Füße. Helen war erschrocken, erstaunt und wusste nicht was sie tun oder sagen sollte. Natürlich hatte sie in England auch Dienstboten, aber das war etwas anderes, oder doch nicht? Sie versuchte sich ihre Unsicherheit nicht anmerken zu lassen und sagte: „Ist schon Ordnung. Du kannst die Kleider in den Schrank hängen und das andere in die Kommode tun“. Glücklich machte Adia sich wieder an die Arbeit und hin und wieder musste sie fragen wo das ein oder andere Teil hinkam. Als sie die Korsetts von Helen in der Hand hatte, betrachtete sie diese Ungläubig und fühlte deren Stoff vorsichtig in den Händen. „Oh, das ist aber schön, Miss. Wozu sind die Miss“? Anscheinend hatte das Mädchen noch nie zuvor Korsetts gesehen, dachte Helen und fand es etwas komisch, das Adia sie so begutachtete. Helen nahm sie ihr aus der Hand und erklärte ihr was man damit machte. Adia kicherte wie ein kleines Kind und Helen konnte nur den Kopf schütteln über das Mädchen. „Master John findet sie bestimmt schön, auch ohne diese komischen Dinger. Hier trägt keiner so was“. Helen fragte ob ihr Mann inzwischen da wäre, aber Adia schüttelte nur den Kopf. „Nein, Master John arbeitet viel und ist oft lange unterwegs, genauso wie Master Tom. Manchmal kommen die beiden erst, wenn schon dunkel ist“. Na das kann ja toll werden, dachte Helen und stellte eine Fotografie von Amanda auf ihren Nachttisch. Adia schaute sich das Bild an und fragte: Das sind aber nicht sie, Miss. Das sehe ich“. „Aida, du bist neugierig“, sagte Helen und rügte sie. Ertappt schaute Adia wieder auf den Fußboden und kleinlaut meinte sie: Adia, nicht Aida heiße ich Miss. Tuba schimpft auch immer mit mir, aber ich kann nicht anders. Manchmal kommen die Worte schneller als sie sollen“. Dabei schaute sie wieder aufgeregt Helen an und hoffte, dass diese ihr verzieh. Helen konnte nicht anders und meinte, dass es nicht so schlimm sei, irgendwie war Adia wie ein kleines Kind, man konnte nicht wirklich böse sein mit ihr.
Zwei Stunden später saß sie mit Tom im Esszimmer des Hauses an einem langen, hölzernen Tisch und aß zu Abend, ohne ihren Ehemann, denn der war immer noch nicht zurückgekehrt.„Tut mir ja nun leid dass John immer noch nicht da ist, aber für gewöhnlich machen wir uns sonst keine Sorgen oder Gedanken deswegen. Nun ja, esse erst einmal, Tuba hat extra einen Braten gemacht für dich“. Tom aß ohne weiteres und achtete nicht mehr weiter auf Helen. Es waren viele Köstlichkeiten aufgetischt, die wunderbar dufteten und ihren Hunger merken ließen. Auch wenn sie das meiste von den dingen nicht kannte, sie rochen lecker und sie hatte Hunger. Es gab warmes Brot, das wohl selbst gebacken war, Braten, Kartoffeln, Bohnen, Mais und etwas was wie Brei aussah, aber anders roch. Pudding gab es zum Nachtisch und Wein zum trinken. Schweigend aß Helen und fragte sich wann sie endlich ihren Mann kennen lernte. „Ein paar Dinge sollte ich dir sagen, die du hier wissen musst“, meinte Tom nach dem Essen. „Erstens, gehe niemals alleine von hier weg ohne jemanden bescheid zu sagen. Es ist nicht ganz ungefährlich außerhalb der Plantage. Vor allem gehe niemals in den Dschungel, dort ist es noch gefährlicher. Wenn du irgendetwas brauchst, scheue dich nicht es zu sagen. Wenn John nicht da ist, kannst du dich an mich wenden. Ich denke, das war es erst einmal fürs erste. Alles andere wird dir John schon sagen“. Die zwei unterhielten sich noch eine weile sehr angeregt, Helen erzählte etwas von sich, jedoch nicht zu viel und sie erfuhr, das Tom immer noch unverheiratet war und das sein Bruder durchaus ein sehr umgänglicher Mensch war, vor dem sie keineswegs Angst haben musste. Tuba und Adia räumten unterdessen den Tisch ab und schweigend ließen sie die Herrschaften wieder alleine. Einige Stunden später lag Helen erschöpft und müde in ihrem Bett, alleine, ohne einen Ehemann und schlief sofort ein.
Bildmaterialien: Das Wundervollee Cover ist von JB - Danke noch einmal
Tag der Veröffentlichung: 05.10.2014
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