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meine Großmutter - die Liebe von einst

Meine Großmutter – ich liebte sie schon immer.

Als kleines Kind hatte sie mir immer die schönsten Geschichten erzählt, Kekse haben wir gebacken, heißen Kakao getrunken wenn mir kalt war und Kräuter gesammelt.

Aber sie war immer alleine. Sie hatte nie einen Mann.

Einen Großvater hatte ich somit nicht. Halt, doch. Den einen, väterlicherseits, aber die Eltern meines Vaters wohnten weit weg, somit sahen wir sie nur einmal im Jahr. Ich hatte demnach nicht soviel Kontakt mit ihnen und auch kein so inniges Verhältnis wie zu der Mutter meiner Mutter.

Als ich älter wurde, fragte ich meine Mutter einmal ob sie ihren Vater überhaupt kannte, ob sie ein Foto hätte oder überhaupt wisse, wer er war. Aber leider wusste sie nichts von ihm und in irgendeiner weise vermisste sie ihn auch gar nicht.

Natürlich sprach meine Großmutter oft von ihm, was wir allerdings erst nach ihrem Tod raus gefunden hatten, denn in all den Jahren, von dem sie immer sprach, dachten wir, es wären nur Geschichten, irgendwelche Flausen oder Hirngespinste.

Sie hatte nämlich die komische Angewohnheit andauernd von einer tollen Romanze zwischen ihr und einem angeblichem Prinzen zu reden. Ja – einem Prinzen!

Sie erzählte, dass sie ihn an einem schönen, warmen Sommertag kennen lernte. Sie redete von ihm, als ob sie ihn nie vergessen hätte.

Er wäre der schönste, beste, romantischste und tollste Mann überhaupt gewesen und sie liebte ihn über alles. Sie verbrachten viel Zeit miteinander und sie hatten einen wundervollen Sommer zusammen, bis der Sommer zu Ende ging und er ihr offenbarte, wer er wirklich war. Er bat sie, ihn zu heiraten, aber durch weitreichende, obere Machenschaften, wie sie es immer nannte, war es ihnen nicht vergönnt gewesen, sich zu lieben und er musste sich von ihr trennen. Aber er hätte sie lange Zeit nicht vergessen und ihr immer Liebes Briefe geschickt, die sie nun aber nicht mehr hätte. Oft sprach sie von ihm und jedes Mal sah man einen verträumten Blick in ihrem Gesicht und es war, als ob sie ihn immer noch nicht vergessen hätte.

Natürlich glaubten wir ihr diese Geschichten nicht, wir dachten, sie hätte sich das alles nur ausgedacht, um sich vor der Enttäuschung des Verlassen Werdens zu schützen. Wir dachten eher, sie wurde von irgendeinem Kerl schwanger sitzengelassen. Das wäre doch viel eher zu erklären und viel realistischer.

Na ja, meine Großmutter, sie war trotzdem ein liebenswerter Mensch und die tollste Persson überhaupt.

Als sie gestorben war, hatten wir die leidige Aufgabe, ihr altes, großes Haus auszuräumen, denn meine Mutter wollte es vermieten oder verkaufen, sie wusste es noch nicht so ganz. Ich war sehr traurig über ihren Tod, sie würde eine große Lücke bei uns allen hinterlassen und es viel uns sehr schwer, ihr Hab und Gut, ihre Schätze und ihre Hinterlassenschaft auszuräumen und zu sortieren.

 Auch meine Mutter weinte oft die eine oder andere Träne, wenn sie alte Bilder, Bücher oder irgendwelche Kleinigkeiten von ihr in den Händen hielt.

Es dauerte eine ganze weile bis wir endlich auf den Dachboden kamen. Dort standen ziemlich viele, alte Sachen rum, die verstaubt und verfallen waren. Alte Kommoden, ein kaputter Schaukelstuhl, ein zersprungener Spiegel, Regale voller Einweckgläser - leer natürlich und Kistenweise voll altes Geschirr und Gläser. Zwei alte Koffer lagen verstaubt in einer Ecke und ein paar alte, kaputte Bilder und Bilderrahmen. Es war dunkel, stickig und sehr verstaubt auf diesem Dachboden, es hingen Spinnweben von den Balken herunter und es lagen Scherben herum, wohl von einem kaputten Dachfenster oder anderem Kram. Ganz hinten, fast vergessen, versteckt, verstaubt und vergilbt, eine große, uralte Kiste mit Schloss. Sie sah wirklich schön aus und meine Mutter strich bedächtig über sie hinweg, bis ich mit viel Puste den ollen Staub wegblies. Wir mussten husten und lachen, dass erst mal seit dem wir hier aufräumten. „Was da wohl drinnen ist“, fragte ich verträumt und wir versuchten sie zu öffnen, leider war sie verschlossen und es war kein Schlüssel im Schloss.

Wir versuchten vergebens sie zu öffnen. Wir rüttelten, zerrten und hauten auf ihr rum, aber es half nichts, sie war fest verschlossen. „Warte, ich habe eine Idee“, sagte Mutter und rannte hinunter. Eine weile später kam sie mit Werkzeug wieder. Schraubenzieher, Brecheisen und sogar einer Bohrmaschine! „Was willst du denn mit dem ganzen Kram“, fragte ich sie verwundert. „Wäre doch gelacht, wenn wir das Ding nicht aufbekämen“, meinte sie hartnäckig.

Und sie hatte Recht, wir bekamen die Truhe auf. Es kostete uns zwar einige Anstrengungen, aber die mühe hatte sich gelohnt, denn die Truhe war nicht leer.

Langsam öffneten wir sie und der Deckel gab quietschend und knarrend nach. Zuerst schauten wir uns nur an, so als ob wir etwas besonderes erwarteten oder darauf warteten, das etwas passierte.

Ich fing an zu kramen. Es kamen ein paar alte Kleider zum Vorschein, von Motten zerfressen und vergilbt, aber total schön, wie aus einem anderen Jahrhundert. Drunter lag noch eine alte Perlenkette, die tatsächlich noch heil war und lediglich eine Politur vertragen könnte. Ein altes Fotoalbum kam zum Vorschein, mit alten Bildern von Großmutter als sie noch Kind war und als junges Mädchen. Es war schön, in so alten Sachen zu kramen und meine Mutter wurde wieder etwas wehmütig. „Was hatte sie bloß alles aufgehoben“, sagte sie nach einer weile und wollte schon wieder alles zurücklegen in die Truhe, als mir ganz unten, auf dem Boden der Truhe, unter Zeitungspapier versteckt, ein Bündel Briefe auffiel.

Sie waren zu kleinen Päckchen zusammengeschnürt, mit blauem Satinband zusammengehalten. Jetzt sahen sie allerdings vergilbt und alt aus, was sie bestimmt auch waren. Ich nahm sie in die Hand und meine Mutter schaute genau so gespannt darauf wie ich. Sie versprühten Romantik, Wehmut und vergangen Zeiten. Mit verschnörkelter Schrift konnte man noch undeutlich den Namen meiner Großmutter lesen, sie waren alle an sie gerichtet.

„Liebesbriefe? Ob wir sie lesen sollten“, fragte ich meine Mutter und auch sie war neugierig. Meine Großmutter war tot, sie hätte bestimmt nichts mehr dagegen und wer weiß, vielleicht waren sie ja von Großvater. Wir machten die Briefe vorsichtig auf und sie rochen tatsächlich noch After Save, Lavendel und ja, sogar nach Mottenkugeln.

Auch wenn wir uns ertappt vorkamen, wie bei einer tat die verboten war, waren wir zum Schluss doch froh, das wir sie gelesen hatten. Sie waren alle voller Liebe, voller Romantik und voller Sehnsucht. Wir hatten Tränen in den Augen.

Hier ein paar Auszüge davon:

 

1.

 ..so sehr mein Herz sich auch nach Dir verzehrt, wird es nie möglich sein, nah bei Dir zu sein, mein Herz greift nach Dir.

Ich habe mein ganzes Leben auf Dich gewartet, auf Dich, nur Dich!

Ich habe Dich immer geliebt, jede Sekunde meines Lebens!

Ich werde ein Leben leben, in das ich nie ganz passen werde,

denn ich bin anders, ich werde Dich niemals vergessen.

 

Dein Prinz

 

 

2.

Ich liebe Deine Augen, ich liebe Dein Feuer, ich liebe die Art wie Du gehst,

doch Du bist unerreichbar weit weg und nicht für mich da,

doch überall sehr ich Dein Gesicht.

Du bist meine heimlich Liebe, für diesen Sommer,

für immer.

Du bist der kleine Funken Hoffnung in meinem Alltag,

alles wovon ich träume, am Tag und in der Nacht.

Ich kann nicht ohne Dich und ich will es auch nicht, dennoch muss ich es sein.

Was kann ich tun?

Was soll ich machen?

Was muss passieren, damit Du zu mir zurückkehren kannst?

Ich brauche Dich so sehr!

 

 

Dein Prinz

 

 

3.

Ich bin alleine und es wird Nacht.

Ich kann es nicht mehr aushalten, dieses Gefühl der Sehnsucht in mir,

das Kribbeln, das mich unruhig macht.

Ich möchte dir zeigen, was ich empfinde, dir zeigen, was mich glücklich macht.

Doch dies geht nicht, wenn ich dich nicht finde  und den Augenblick verpass.

Dein Prinz

 

4.

Ich möchte dir sagen, dass du alles für mich bist – du bist mein Leben,

 das ohne dich vollkommen sinnlos ist.

Du bist der Grund, warum ich jeden Tag lachen kann;

 du gibst mir Wärme, Geborgenheit und Liebe. Danke, dass …… – ich liebe dich!

Dein Prinz

 

5.

...was hast du nur mit mir gemacht?

Die Schmetterlinge in meinem Bauch haben sich heimlich verdoppelt und fliegen bestimmt die ganze Nacht. Ich kann mit einfachen Worten nicht beschreiben, was mir die gemeinsamen Stunden mit dir bedeutet haben. Dich so nah zu spüren, deine unendlich vielen Zärtlichkeiten zu genießen und den erotischen Duft deiner noch jugendlichen Haut zu riechen hat mich fast um meinen Verstand gebracht...

Dein Prinz

 

6.

Wenn ich Dir tief in die Augen blicke,

sehe ich

einen wunderschönen blauen Himmel!

Wenn ich Dir tiefer in die Augen blicke,

erkenne ich

in diesem Himmel eine Wolke,

auf der wir beide als Engel schweben!

Wenn ich Dir noch tiefer in die Augen blicke,

sehe ich

uns beide eng umschlungen,

dass unsere Herzen

durch das Feuer der Liebe

zusammengeschmolzen sind

und sich nie wieder trennen!

Und wenn Du mir genau so tief

in die Augen blickst,

siehst du dasselbe Bild

der unendlichen Liebe

      Dein Prinz

 

Solche Briefe und noch viel mehr lasen wir, sie waren alle an meine Großmutter gerichtet, mit „dein Prinz“, unterzeichnet.

Wer wohl der Verfasser war? Vielleicht tatsächlich der Prinz, von dem sie immer geredet hatte? Waren es also doch keine Fantasien und keine Hirngespinste von ihr? Hatte sie tatsächlich die Wahrheit gesagt und es gab diesen Prinzen wirklich?

Wir schauten uns an und waren ratlos!

Das war ein sensationeller Fund, wunderschön romantisch und wer weiß, vielleicht waren wir ja alle zum teil adelig?

 

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 09.06.2014

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für alle Romantiker, vergessenen Lieben und alle die noch an die Liebe glauben!

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