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Vorwort!






Inhalt:


Die Geschichte spielt zu einer Zeit, wo es noch Magie und Zauber gab.

Wo das Böse und das Gute herrschte. Wo es Wesen gab, von denen man nur träumt und wo noch alles leicht und frei war.

Es handelt von einem Jungen, der dazu auserkoren ist, die Welt vor einem bösen Zauberer zu retten. Nur er alleine kann die schweren Aufgaben bewältigen und dafür muss er eine lange Reise antreten, auf der er viele Abenteuer erlebt.

Er findet Freunde, aber auch Feinde, er hat es nicht immer leicht und es ist ein langer Weg.

 Ob er es schaffen wird die Legende aufzudecken und den Schatz zu finden? Oder wird er versagen? Und was wartet am ende auf ihn?

Labyrinth

 

Das leben in den vier Wäldern

 

Es war zu einer Zeit, wo es noch gutes und böses gab, wo manche Menschen noch in Eintracht miteinander lebten und von dem bösen weit entfernt waren. In dieser Zeit gab es noch Zauberei und die seltsamsten Dinge. Es gab Wesen, von denen noch nie jemand zuvor gehört hatte, oder geschweige, sie überhaupt gesehen hatte. In dieser Zeit gab es vier unterschiedliche Wälder, in denen die Menschen und Wesen lebten. Einer lag im Norden, einer im Osten, einer im Westen und einer im Süden. In jedem teil des Landes lebten die Völker in ihren Dörfern. Entweder irgendwo mitten im Wald, oder am Rande des Waldes. Manche lebten friedlich nebeneinander her und einige wussten auch gar nichts von der Existenz des anderen.

Im Norden lebten friedvolle Menschen. Sie waren sehr glücklich, immer freundlich zu fremden, kannten keinen Hass und keinen Krieg. Sie bebauten ihre Felder mit Obst und Gemüse, bewirtschafteten ihre Höfe, feierten fröhliche Feste und verließen selten ihre Heimat. Sie lebten Glücklich, Zufrieden und in vollkommener Harmonie miteinander. Niemals dachten sie, dass ihnen irgendwann, eines Tages einmal etwas Böses zu stoßen würde. Nein, solche Gedanken kannten sie eigentlich nicht.

Im Osten aber lebten ganz andere Menschen. Dort herrschte das genaue Gegenteil von dem, was es im Norden gab. Dort waren die Menschen in zwei arten aufgeteilt. Die armen Menschen wohnten in zerfallenen Hütten und der Gestank und Dreck von ihnen vertrieb jedes Lebewesen, das dem Dorf zu nahe kam. Sie hatten unzählige Krankheiten und kaum wurde ein Kind älter als Zehn Jahre. Vorher starb es eher an irgendeiner Krankheit, gegen der niemand etwas tun konnte. Die alten unter ihnen waren so gebrechlich, das sie sich noch kaum wehren konnten, wenn sie sich verteidigen mussten. Und das mussten sie sehr oft, nämlich gegen die besseren Menschen, die hoch oben auf einer Burg lebten, die hoch oben auf einem Felsen am Rande der Grenze empor ragte. Sie kannten nur Hass und Krieg. Sie töteten die armen Menschen aus Spaß und Langeweile, kassierten Pacht, die kaum selten bezahlt werden konnte und verbreiteten Angst und Schrecken in ihrem teil des Landes und sogar manchmal darüber hinaus. Über das alles Herrschte ein grausamer Mann mit Namens Saulus. Er hatte nur böses im sinne und wollte nur eines, die Macht über alles und jeden, über das ganze Land, um jeden Preis. Dafür war er bereit, alles zu tun. Er hatte sogar Zauberkraft, die er immer dann einsetzte, wenn er es für nötig hielt. Niemand hoffte zu wagen, dass er eines Tages für immer verschwinden würde und dass dann alles wieder gut werden würde.

Im Westen lebten Elfen, Trolle, Gnome, Kobolde, Feen und viele andere geheimnisvolle Lebewesen. Sie wohnten in Höhlen, in Bäumen oder unter der Erde. Die meisten taten eigentlich niemandem ernsthaft etwas zu leide, sie jagten den Menschen nur etwas Angst ein, verjagten sie, warfen ihnen Steine oder Äste nach. Nur selten bekam man sie zusehen und jeder Mensch hatte irgendwie seine eigene Vorstellung von den Wesen die dort lebten. Einige erzählten sich das sie schon einmal dicht an der Grenze ein Einhorn mit einer Elfe drauf gesehenhätten. Andere wieder glaubten, dass dort auch bösartige Trolle lebten, die Menschen in ihre Höhlen zogen, wenn man ihnen zu nahe käme. Viele verschiedene Wesen lebten dort, viele wurden noch niemals gesehen und waren nur der Inhalt so mancher Geschichte, die erzählt wurde. Lange Zeit glaubten auch viele, das einige dieser Wesen die Macht hätten, alles zu verwünschen und zu verzaubern. Deshalb kam selten einer diesem teil des Landes zu nahe, außer das er eine Abkürzung auf seiner Reise suchte und sich versehentlich dort hin verirrte.

Und der Süden? Ja--- dort lebte eine Legende. Diese Legende besagte, dass irgendwo, weit versteckt und gut bewacht eine uralte Stadt, schon zerfallen und kaputt, stand. Sie verbarg einen Schatz, einen geheimnisvollen Schatz, den niemand kannte. Bewacht von Schlangen, Drachen, Monstern und Rittern. Es hieß auch, dass schon viele versucht hätten diesen Schatz zu finden, aber nie wieder heimkehrten. Eines Tages jedoch, so hieß es in den Geschichten, die sich die alten Leute am Feuer erzählten, sollte ein mutiger, junger Mann aufbrechen um diesen Schatz zu suchen. Er sollte ihn finden, zum Glück aller Menschen auf Erden und sie alle vor einem großen Unglück bewahren. Das jedoch aber war nur eine Legende, eine Geschichte die seit uralten Zeiten weiter erzählt wurde, abends am Feuer, von Mann zu Mann, Jahr um Jahr. Sie war geschrieben von Menschenhand, in den Steinen von Tamalien, hieß es auch. Sucht sie, lest sie und bewundert sie!

 

 

 

 

Das Leben im Osten

 

 

Weit im Osten, an der Grenze, da wo sich der Berg Talmana hoch in die Wolken empor schwingt, kroch der Gestank von Dreck, Abfall und Tod über die Erde und Gräser. Verweste Tiere lagen verstreut in allen Richtungen, die Geier, ausgehungert und fressbegierig, kreisten über den Leichen und immer mehr ausgehungerte Menschen wurden neue Opfer vom Tot und von der gierigen Machenschaft der Menschen aus der Burg. Die Leute, die in diesem teil des Landes herrschten, nannte sich ``Das Volk von Suren``. Sie waren grausam, böse und unerbittlich allen anderen gegenüber. Es gab aber auch arme Menschen in diesem Teil des Landes. Sie wurden von den Suren ausgenommen, umgebracht und misshandelt. Sie hatten selten genug zum Essen, waren meist krank und ihr Dorf stank schrecklich nach Verwesung und Abfall. Sie wurden nur schlicht und einfach ``Die Schändlinge`` genannt.

Hoch oben auf dem Felsen stand die Burg Majaja. Ein Anblick der Angst und Furcht, gebaut aus den stärksten Steinen der Welt, unbesiegbar und furchteinflössend. Zwei einsame, verlassene Soldaten hielten Wache am Rande des Weges, weit unten, weit entfernt von der Burg selber. Alle fünfzig Meter waren zwei weitere Wachsoldaten aufgestellt. Vor dem Tor selbst, das groß und gewaltig hervorragte, hielten vier große, starke Männer die Wache. Schon dort konnte man das Lachen und grölen hören, das von den Rittern und den Gefangenen runter hallte. Es wurde gefeiert, wie jeden Tag es bei ihnen üblich war, einen Grund dafür fanden sie immer. Sie aßen Speck, Puten und gebratene Vögel, tranken Wein und den besten Rum den sie bekommen konnten. Alle amüsierten sich mit den Gefangenen, rauften sich und hatten Spaß mit den Frauen die sie unterwegs entführten und einfach mit sich nahmen.

Wenn man durch das Tor hindurch kam, betrat man einen großen Hof, der mit alten Steinen gepflastert war. Es gab viele Fenster und viele Türen, aber keinen einzigen Baum oder auch nur einen einzigen Strauch auf dem ganzen Hof. Die herrlichsten Pferde standen in den Ställen, die prachtvollsten Hunde, ausgebildet zum töten, lagen im Hof. Wenn man die Burg betrat, kam man zuerst in eine große Halle, die dunkel und düster erschien, wenn kein Sonnenlicht herein kam. Der Raum wirkte kühl und sehr leer, bis auf die vielen Gänge und Treppen und Türen, die ins innere der Burg führten. Vereinzelt hingen Fackeln an den Wänden und ganz oben vergnügten sich die Kerle im großen Saal. Männer mit langen Haaren, dicken Bäuchen, Wurstfingern und hässlichen Narben im Gesicht. Einige von ihnen trugen schwere Rüstungen und andere waren müde von der jagt nach Gefangenen und Wild. „ Hey Amboss, holen wir uns noch ein paar Gefangene aus dem Kerker, nur so zum vergnügen? „ fragte ein kleiner, dicker Mann einen großen, mageren Kerl. Sie grinsten und schauten sich gegenseitig an. Kurz darauf wurde ein Diener in den Keller geschickt, um zwei Gefangene nach oben zu holen. Er kam mit zwei schwachen Männern aus dem Dorfe wieder, die verdreckt, abgemagert waren und elendig stanken. Sie waren schwach, konnten kaum laufen oder geschweige richtig stehen. Sie waren zu geschwächt von ihren Krankheiten und die Wunden die sie hatten, eiterten. Ihre Haare waren übersät mit Läusen und anderem Ungeziefer, es war wahrlich kein schöner Anblick, wie sie da so standen. Mit einem Fußtritt wurden sie die Treppen hinauf getreten und mit einem weiterem tritt in den Saal gestoßen. Sie landeten Bäuchlings vor der Horde von Rittern. Alle lachten sie und amüsierten sich über das Missgeschick der Gefangenen. Einer der Männer stieß sie in die Rippen, ein anderer schwang eine Peitsche über ihre Köpfe und lachte. „ Was denn, ist es so bequem auf dem Fußboden, das ihr nicht mehr aufstehen wollt? Na los, hoch mit euch oder wir helfen nach, ihr Drecksgesindel‚’’ rief einer der Männer und lachte erneut. Einer der Männer spuckte vor ihnen aus und freute sich darüber, dass er es getan hatte. Die Männer versuchten mühevoll und verzweifelt aufzustehen und als sie es geschafft hatten, stand ihnen die Angst im Gesicht geschrieben. Ein Ritter warf sein aus gekautes essen und ein paar Knochen vor den Männern auf den Boden. ‚’’ Da, friss du alter Satansbraten ‚’’. Es wurde Gegrölt, gelacht und geschrien. Alle Ritter und Soldaten empfanden das Spektakel als lustig und erfreulich, so Grausam waren sie alle. „ Friss schon, habe ich gesagt, oder willst du lieber das ich dich aufspieße und den Hunden zum fraß vorwerfe? `` sagte einer der Soldaten. Mit mühe bückte sich einer der kranken Männer und versuchte das Essen aufzuheben. Im selben Moment bekamen sie Fußtritte, so dass sie gleich wieder hinfielen. „ Von hinlegen war aber nicht die Rede ``, rief der Soldat erneut. Er drückte sein Schwert in dessen Rücken und pfiff einmal ganz laut. „ Es wird mir zu langweilig mit euch `, sagte er. Auf ein pfiff hin sprangen zwei Hunde auf und vielen über die armen, hilflosen Männer her. Im nu waren sie tot, zerfleischt und angefressen von den brutalen Hunden. Ihre Überreste wurden einfach aus dem Fenster geworfen, als wären sie nur Abfall. Noch lange wurde getrunken, gegessen und gelacht. Und während alle ihren Spaß hatten, grübelte hoch oben in einem Turm alleine ein Mann vor sich her und blickte verloren aus dem Turmfenster. Er beobachtete einen Falken, der kreischend seine Bahnen am Himmel zog. Der Man nahm nur ganz schwach das Gegröle und lachen war, das in seiner Burg verhallte, er sinnte über etwas nach, dass ihm sehr wichtig war und schon bald vieles verändern sollte. Dieser jemand war Saulus, der Herrscher über diese Ritter und, so wie er es selber sagte, auch über die armen, kranken Menschen in seinem teil des Landes. Er grübelte über etwas nach, von dem er hoffte, dass es ihm mehr Macht verschaffen würde. Er war so gierig, er wollte die absolute Macht über alles und jeden, auch von den anderen Menschen über die er noch nicht Herrschte. Dazu war ihm jedes Mittel recht und er würde sich das verschaffen, was er wollte, egal wie!

 

 

Das Dorf Grünauen

 

Zur selben Zeit im Norden:

Im friedlicherem teil des Landes lebten die Grünlinge in ihrem Dorf Grünauen. Die Flüsse und Bäche rauschten dort ruhig ihres Weges, das Wasser war so klar wie nirgends wo anders und die Sonne schien auf grüne, saftige Wiesen und Bäume. Die Blumen blühten so herrlich und dufteten so rein, das man einfach stehen blieb um sie zu bewundern. Die Tiere des Waldes waren friedlich und so zutraulich, dass sie manchmal sogar bis zu den Weiden vorkamen. Es lagen auch keine Leichen Rum und es stank auch nicht nach Abfall oder Dreck. Nein, hier im Dorf lebten freundliche Menschen die sich liebten und immer fröhlich waren. Sie hatten schöne Häuser, wunderbare Felder auf denen Obst und Gemüse prächtig wuchsen und die Kinder waren gut erzogen und immer freundlich zu fremden.

Heute war ein besonderer Tag. Es war Sommeranfang. Er wurde jedes Jahr mit einem großen Fest gefeiert und alle Menschen waren schon Tage zuvor fleißig auf den Beinen. Sie sammelten Holz für ein großes Feuer, schmückten die Häuser und Wiesen und bereiteten Essen und Getränke vor. Sie machten Spiele, übten Lieder und probten kleine Theaterstücke. Kleine Kinder rannten vergnügt durch die Gegend und lachten und tobten. Die Frauen liefen kichernd und aufgeregt von Haus zu Haus, bepackt mit ihren leckeren, selbstgebackenen Kuchen, tauschten Rezepte aus und bewunderten die Männer bei ihrer Arbeit. Diese wiederum gaben ihr bestes, damit die Frauen sie auch für ihre schwere Arbeit bewunderten. Als alles dann endlich vorbereitet war und der große Tag näher rückte, versammelten sie sich alle am Abend zuvor auf dem Dorfplatz, zündeten das Feuer an und begrüßten um Mitternacht den Sommer mit einem großen Feuerwerk. Aufgeregte Kinder rannten lachend und juchzend um das Feuer herum und der Himmel war erleuchtet von dem hellen Schein des Feuers. Die funken sprühten und überall im Dorf war das knallen der Raketen zu hören. Einer der Männer sorgte die ganze Nacht dafür, dass das Feuer nicht ausging, sondern lange brannte und genug wärme abgab. Nach den ersten aufgeregten Minuten sangen sie alle ein fröhliches Sommerlied und tanzten um das Feuer herum. Danach setzten sie sich alle gemeinsam an große Tische, die zuvor auf dem Dorfplatz zusammen getragen wurden. Sie tranken Wein, Tee und Säfte, aßen Salate, Fleisch, Kartoffeln, Pasteten und Kuchen. Es wurde viel gelacht, geredet und es ging sehr lustig zu. Durch Laternen, Lampions und dem Feuer war es taghell auf dem ganzen Platz. Die Kinder spielten Fangen und Ringelrein und keiner sagte ihnen in dieser Nacht sie sollten ins Bett gehen, nein, heute durfte jeder so lange wach bleiben wie er wollte.

Am Rande des Platzes war eine Bühne aufgebaut, auf der nun ein roter Vorhang aufging. Der Bürgermeister eröffnete das ganze mit einer langweiligen Rede und er merkte noch nicht einmal, dass es niemand hören wollte, was er zu sagen hatte. Alle warteten nur darauf, dass es endlich losging. Drei schöne Frauen mit Gitarren warteten darauf, dass sie mit ihrer Aufführung anfangen konnten. Sie sangen ein Lied, das man nur in diesem Dorfe kannte. Es wurde von Generation zu Generation weiter gegeben und war wunderschön. Mit einem donnernden Applaus wurden die Frauen für ihren Gesang belohnt. Nach ihnen trat ein junger Mann auf die Bühne, mit einem Stock, spitzem Hut und einem langem, glänzendem Gewand. Er wollte einstudierte Zaubertricks vorführen und hielt der wartenden Menge seinen Zylinder hin. „Ich Zaubere euch nun ein weißes Kaninchen aus dem völlig leeren Hut. `` Er zeigte seinen Hut rum, damit die Leute sehen konnten, das er auch wirklich leer war. Drei mal schwingt er seinen Zauberstab um den Hut herum, sprach eine Formel und haute dann auf den Hut. Aber nichts tat sich. Er versuchte es ein zweites Mal, ein drittes mal, doch es erschien kein einziges Kaninchen. Einige Leute fingen an zu lachen. „Oh, Jack, was soll das sein, was du da tust? Wir warten nun schon eine weile auf deine tollen Tricks wann fängst du denn endlich an``? Jack wurde ganz rot und verlegen. „Das verstehe ich nicht. Bei den Proben hat alles so gut geklappt. Ich zeige euch einfach mein neuen Kartentrick, der klappt bestimmt`. Jack war aufgeregt und betete leise dafür, dass der nächste Trick klappen möge. Wie aus dem nichts erschien dann auch sogleich ein Kartenspiel in seiner rechten Hand. Er lies sie wieder verschwinden und wieder erscheinen, lies sie seine Schulter rauf und runter laufen und zog eine Karte nach der anderen aus der Luft. Das war leider auch der einzige Trick, der richtig funktionierte, zu seinem bedauern. Seine Papierblumen aus dem Hut zerfielen in Einzelstücke, einen zersägten Mann konnte er nicht vorführen, da sich niemand freiwillig meldete und der Dressierte Hund, der Kunststücke vorführen sollte, lief ihm davon, so das Jack ihm nachlaufen musste. Alle Menschen lachten bereits über seine Missgeschicke und über seine Hilflosigkeit. Enttäuscht und mit hochrotem Kopf verlies er die Bühne. Einige schauten ihn mitleidig hinterher, aber die meisten lachten einfach nur. Nach ihm kam ein älterer Mann, der Witze erzählte, sehr kurze zwar, aber dafür waren sie recht lustig. Schon bald lachte die menge und keiner konnte abwarten, wie der nächste Witz wohl lautete. Einer führte Akrobatische Kunststücke vor und ein junges Mädchen erfreute die Leute mit weiterem Gesang. Kinder führten etwas auf und nach einem kurzen Theaterstück erzählte ein alter Mann die Geschichte von der Legende. „... ja, und dieser Mann wird uns allen Glück bringen und den Schatz finden``, endete der Mann seine Erzählung.

„Glaubst du daran, Maria? ``, fragte eine Frau an einem der Tische ihre Nachbarin. „Oh, ich weiß nicht so recht. Das klingt einfach zu schön um wahr zu sein. Aber, was soll sonst eigentlich im Süden sein? Im Westen sind die Feen, Trolle und Elfen, dann gibt es uns und im Osten ist der Tot, das Elend und der Schrecken zu Hause. ``„Ja Maria, du hast recht. Was mag da wohl sein! Wenn es jeden falls ein schöner Prinz ist, dieser Held, dann kann er gerne einmal hier vorbei kommen. Ich würde ihn dann jedenfalls nicht wegschicken. `` Die beiden Frauen lachten und träumten weiter von ihrem Traummann und von der Legende.

„Auf, auf, ihr lieben Leute! Auf zum Tanze! ``, rief ein dicker Mann, der der Bürgermeister des Dorfes war. Es ertönte laute, fröhliche Musik und sofort standen alle Menschen auf und tanzten und sangen die ganze Nacht hindurch, bis es hell wurde. Es war ein sehr fröhliches Miteinander und niemand war zum streit aufgelegt oder hatte in dieser Nacht böse Gedanken. Als dann irgendwann am frühen Morgen endlich auch der letzte Mann und die letzte Frau im Bett waren, verglühte langsam das letzte Stück Holz auf dem großen Haufen. Unter ihnen war auch ein junger Mann mit Namen Crispin, auch er lag schon lange in seinem Bett und schlief. Er träumte und dieser Traum lies ihn sehr unruhig schlafen.

 

 

Der Traum

 

 

Mann in deinem Crispin war ein großer, dünner, unscheinbarer junger Mann von knapp zwanzig Jahren. Er war nicht besonders Stark, eher ein schwacher, magerer Junge, über den sich viele lustig machten, gerade weil er so war. Aber er sah auch gut aus. Er hatte sehr dunkle Augen und kleine Grübchen in den Wangen. Er war hoch gewachsen und seine Haare glänzten manchmal in der Sonne. Crispin lebte mit seinen Großeltern in einem Bauernhaus seit er fünf Jahre alt war. Seine Eltern kamen durch eine schwere Krankheit ums leben und seit dem hatte er nur noch seine Großeltern. Der Junge war ihr ein und alles und sie hatten schon Angst vor dem Tag, an dem sie auch nicht mehr da sein würden. Jeden Tag half der Junge seinenGroßeltern so gut er konnte, auch wenn sich manchmal einige der Männer über ihn lustig machten. Sie sagten dann, er solle aufpassen dass er nicht zu schwer hebt oder das lieber gleich seinen Opa machen lassen, der hätte wenigstens noch ein bisschen Mumm in seinen Knochen. Oft schauten ihn die Frauen auch ganz Mitleidig an und seine Großmutter gab ihn oft Trost und beistand. Ab und zu blinzelte ihm ein junges Mädchen ganz keck zu und manchmal sogar riefen sie ihm nette Worte zu, aber nur dann wenn es keiner mitbekam.

Als Crispin nach dem Fest gegen Morgen ins Bett kam, müde und erschöpft vom feiern, viel er so gleich in einen tiefen Schlaf und fing an zu träumen. In seinem Traum ging er weit fort und wanderte ziellos umher. Es war ein Traum den er immer und immer wieder Träumte. Er zog alleine und mutig durch dunkle Wälder, bestand viele Gefahren und trotzte jeder Not. Er durchwanderte Höhlen, tiefe Schluchten und große Täler. Und immer wieder erschien ihm dann ein Gesicht am Himmel, das Gesicht eines alten Mannes mit langem, weißem Bart. Er winkte ihm freundlich zu, so als ob er sagen wollte, komm nur her mein Junge, habe keine Angst. Und als Crispin dann in seinem Traum vor ihm stand, sagte der alte Mann:“ Die Legende gibt es wirklich mein Junge. Und nur du kannst sie finden, nur du kannst den Schatz finden und allen Menschen helfen. `` Und nachdem Crispin sagte er wäre zu schwach und ein Feigling, fasste er doch seinen ganzen Mut zusammen und machte sich auf die Reise um den Schatz zu suchen. Er träumte diesen Traum so oft, das er sich fragte, als er wach wurde, ob nicht doch etwas Wahres an diesem Traum wäre und an der Geschichte um dieser Legende. In seinen Träumen war er der Held und alle schauten bewundernd zu ihm auf, so wie er es sich schon lange einmal wünschte. Und auch wie sonst so oft, war er ganz nachdenklich beim Frühstück und ganz in seinen Gedanken verloren. „ Warum siehst du so nachdenklich aus, mein Junge? ``, fragte ihn sein Großvater besorgt. „ Ach, mir geht vieles durch den Kopf. Ich muss über so vieles nachdenken, ``antwortete Crispin. Und diesmal erzählte er zum ersten mal von seinen Träumen, die jedes Mal gleich waren. Er schilderte alles ganz genau und Ausführlich. „ Warum träume ich immer wieder das gleiche? Ist es nur ein Traum oder vielleicht eine Vision? ``„In der Geschichte heißt es, das ein junger Mann kommen wird und allen hilft. Er wird den Schatz suchen und finden. Du bist jung Crispin und niemand weiß ob es diese Legende wirklich gibt oder nicht. Vielleicht solltest du den Dorf ältesten Gambil um Rat fragen, gehe am besten gleich zu ihm hin. ``, sagte der Großvater zu ihm. Den Kopf voller Gedanken und Fragen, machte Crispin sich auf den Weg zum Dorf ältesten. Er wohnte am Rande des Dorfes in einer kleinen Hütte. Auf dem Weg zu ihm traf Crispin viele Leute, die damit beschäftigt waren, das Dorf wieder zu säubern. Sie trugen schmutziges Geschirr weg, trugen die Tische und Stühle beiseite und fegten den Abfall weg. Crispin traute sich kaum zur Tür rein, als der Greis ihm diese öffnete. Er hatte fast schon eine Glatze und ging an einem Stock, da er von Gicht und Rheuma geplagt war. „Hallo Jungchen, kann ich dir helfen? Komm nur rein! ``, rief der alte Mann. Crispin trat ein und fing auch gleich an seinen Traum zu erzählen und fragte den Mann was der Traum zu bedeuten hatte. Der alte Mann wiegte seinen Kopf hin und her und rümpfte seine spitze, von Warzen überzogene Nase. Er schien sehr nachdenklich zu sein. Dann stand er auf, ging zu einem Schrank und kehrte mit einem dicken Buch und einem kleinem Lederbeutel zurück. Du solltest immer das tun was dir dein Herz sagt, riet der alte Mann ihm. „ Mein Gefühl sagt mir nur, das alles zu aufregend ist und Angst und Ratlosigkeit. Sag du mir, was soll das alles bedeuten``? Der Mann schaute fragend aus seinem Fenster, das einen

schönen Blick auf seinen Garten zeigte. Er passte richtig zu dem kleinen Häuschen und man mochte nicht glauben, dass dort ein alter Mann wohnte. Zwar war das Haus von innen nur kläglich eingerichtet, aber es war alles notwendige da, was der alte Mann brauchte. „ Wie sah der Traum aus, Crispin? ``, fragte der alte. Crispin erzählte, dass der Mann einen langen weißen Bart hatte und seine Augen wie Sterne funkelten und er wäre sehr alt gewesen. Der alte Mann blätterte wortlos in seinem Buch Rum, bis er eine Seite fand und sie aufschlug. Da war ein Bild von einem Mann mit Bart und langen Haaren. Crispin schaute sich das Bild eine weile ganz genau an und identifizierte ihn als den aus seinen Träumen. Er las den Text, der unter dem Bild stand. Er hieß Ignaz und war ein mächtiger, guter Zauberer. Vor langer Zeit wurde er von einem bösen Magier verwünscht, und mit einem Schatz an einem Ort verbannt den niemand finden sollte. „Das verstehe ich nicht wenn es ihn also doch gibt, wie hat er es denn geschafft in meine Träume zu kommen`? ``, fragte Crispin verwirrt. „Er ist eben ein mächtiger Zauberer und sucht Erlösung``, antwortete der Greis. Der Dorf älteste schüttelte seinen gebrechlichen Kopf, nahm seinen kleinen Beutel und schüttelte ihn kräftig. Darin klapperten Knochen, die er zur Befragung und vorhersagen benutzte. Er schüttete sie in seinen knochigen Händen hin und her und klapperte mit ihnen in sämtliche Himmelsrichtungen. Leise murmelte er ein paar Worte die Crispin nicht verstand. Dann, mit einem Ruck lies der alte die Knochen auf den Tisch vor ihm fallen. Sie fielen kreuz und quer auf den Tisch, und der Greis schien in ihnen zu lesen wie in einem Buch. Hin und wieder murmelte er etwas Unverständliches und schüttelte immer wieder seinen Kopf. Zusätzlich schaute er noch in die Handinnenflächen des Jungen und fing dann an zu sprechen, mit einem sehr ernsten Unterton. „ Du musst noch heute aufbrechen zu deiner Reise. Es ist deine Bestimmung und es liegt jetzt nur noch an dir. Denn uns droht schon bald Gefahr und Unheil. Beeil dich Crispin, mach schnell. Der mächtige Ignaz hat dich ausgewählt um den Schatz zu finden und ihn zu befreien``. Der Junge schaute den alten Mann fragend an. „ Wie ich? Du musst dich irren, doch nicht ich! Ich bin schwach, klein und nicht sehr stark, warum gerade ich und warum jetzt, `` fragte Crispin. „Darauf kann ich dir keine Antwort geben, leider. Aber ich weiß nur, dass du alleine gehen musst. Du darfst niemals umkehren, bis du am Ziel bist. Es wird gefährlich und überall lauern Gefahren. Vertraue niemandem oder überlege genau wem du vertraust``. Crispin fragte was geschehen würde wenn er nicht geht und diese Aufgabe erfüllt. „Dann droht uns Unheil und schon bald stehen wir unter der macht wie auch schon die armen Menschen im Osten, wir würden zu ihren Sklaven und es wird niemals mehr so sein wie jetzt. Keine fröhlichen Feiern mehr und keine grüne Wiesen und Felder, nein alles kommt um im Gestank und Dreck. Hier wird der Tod und die Angst zu Hause sein``. Entsetzt und nachdenklich schaute Crispin den alten an. Er dachte über das gesagte nach und entschloss sich dann zu gehen. „Na gut, ich werde es versuchen. Ich gebe mein bestes, obwohl ich nicht weiß wohin ich gehen muss oder was ich tun soll. ``. Der alte Mann nickte zufrieden und erwähnte noch, dass er auf seiner Reise gute Freunde gebrauchen könnte. Diese solle er sich gut aussuchen und sie dann mitnehmen, es wäre von Vorteil, immer einen guten Freund bei sich zu haben. Ganz nachdenklich und in seinen Gedanken verloren, ging der Junge heim zu seinen Großeltern und berichtete ihnen von dem geschehenem. Sie unterhielten sich lange darüber und beredeten alles, was nötig war. Nachdem sie zu der Übereinstimmung kamen, das alles Schicksal sei und vorherbestimmt war, packte der Junge seine Tasche für unterwegs. Eine warme Jacke, ein paar Kerzen, etwas zu essen und trinken und noch einige andere Sachen, die ihm wichtig erschienen. Lange verabschiedete er sich von seinen geliebten Großeltern und versprach ihnen, gut auf sich auf zu passen. Seine Oma weinte bitterliche Tränen und sein Großvater gab ihm noch viele gute Ratschläge, denn der Entschluss von Crispin stand nun fest. Er holte sich sein Pferd aus dem Stall, verstaute sein Gepäck und sagte noch ein letztes Mal Lebewohl, ohne noch groß darüber nachzudenken ob es auch wirklich das richtige war, was er da tat. Schon bei der nächsten Ecke blieb er dann doch stehen und schaute doch noch einmal zurück. Was ist wenn beiden etwas passiert, wer hilft ihnen dann? Oder wenn mir etwas zustößt dann ist Großmutter sehr traurig! Aufgewühlt von so vielem neuen überdachte der Junge sich das ganze noch einmal. Aber dann kamen ihn die anderen in den Sinn, alle die ihn immer ein Feigling und Angsthasen nannten. Sie würden sich wundern, ja. Und dann würde keiner mehr sagen dass er sich nichts zu trauen würde. Crispin nahm all seinen Mut zusammen und ritt los. Aus dem Dorfe hinaus und das Geflüster der anderen und ihre verwunderten Blicke in seinem Rücken. Stolz auf sich selbst und mit gewisser Unruhe in sich, ritt er auf den Wald zu und schon bald hatte er das Dorf hinter sich gelassen.

 

 

Wo das Böse regiert

 

 

Man konnte sie schon von weitem hören. Ihr Geschrei, das Brüllen und ihr Gelächter. Die Pferdehufen gruben sich in den Lehm und ihr Getrampel donnerte Meilenweit. Die Soldaten Ritten auf das Dorf zu, das von ihnen nur als Abfallhaufen bezeichnet wurde. Die Reiter sahen in ihren Rüstungen zum fürchten aus und so wollten sie auch sein. Angst erschreckend, Furcht einflößend und zum davonlaufen. Der Gestank der ihnen aus dem erbärmlichem Dorf entgegen kam war so schlimm, dass man ihn schon von weitem roch. Es gab keine richtigen Straßen, nur Wege die von Moder und Dreck überzogen waren. Die Ratten und anderes Ungeziefer tummelten sich und ernährten sich vom Abfall, der überall verstreut war. Die armen, ausgehungerten und kranken Menschen versteckten sich in ihren Hütten und Ställen als sie die Pferde hörten. Angst überkam sie und keiner wollte freiwillig zum Opfer ihrer Gier werden. So oft mussten sie schon miterleben, wie andere erstochen und wie die geliebten Freunde und Familien verschleppt wurden. Keiner wollte der nächste sein, alle hatten sie solche Angst vor den Reitern. Jeder einzelne von ihnen versuchte nur, sein eigenes Leben zu retten, die anderen wurden dabei Nebensache. Niemand wollte sein Leben für das eines anderen riskieren. Nach wenigen Schritten in dem Matsch blieben die Pferde stehen. „ Was für ein Gestank und Dreck hier. Man sollte die ganze Dreckspassage einfach beseitigen``, sagte einer der Männer. Ein kleines Kind lief verschreckt über den Weg. Seine Kleider waren dreckig und kaputt und es sah sehr Hungrig aus. Die Worte die es sprach, konnte man kaum verstehen. Eilig kam eine Mutter angerannt und nahm ihr Kind zum Schutze auf den Arm und wollte es in Sicherheit bringen. Als sie sich weg drehte bekam sie einen tritt von hinten und viel nach vorne in den Dreck. Ihr Kind weinte und die Frau bekam Angst. Eilig griff sie nach ihrem Kind und schaute flehend zu den Männern auf. Einige Soldaten lachten als die Frau in den Dreck fiel und einer fragte:“ He Weib, wo ist deine Pacht``? Sie flehte weinend den Mann an, ihr die Pacht für diesen Monat zu erlassen, da ihr Mann schwer krank sei und nicht auf dem Felde mitarbeiten könnte. Weinend zeigte sie auf ihr kleines Kind und sagte, das dass Essen jetzt schon kaum ausreichen würde.“ Auch noch Betteln? Das ist ja noch schöner! Die Pacht erlassen, wo kommen wir denn da hin. Und wo von soll unser Herr Leben, wenn jeder so Betteln würde wie du Weib? Das können wir aber schnell ändern``, sagte der Söldner und zog sein Schwert. Abfällig und verachtend schaute der Kerl auf die zwei hinab. Er und seine Männer waren schon so abgehärtet, das sie keinerlei Mitleid hatten, mit niemandem. Er wollte schon zustoßen um dem Gejammer ein Ende zu bereiten, als die Frau vor ihm in die Knie ging und weinend flehte:“ Bitte, last mir mein Leben, ich tue auch alles was ihr von mir verlangt``. Die Söldner schauten sich grinsend an und dann meinte der erste wieder:“ Na, etwas könntest du sicher tun. Vielleicht vertreibst du uns ein wenig die zeit``. Darauf hin zerrten der Kerl und einer seiner Kumpane die wehrlose Frau in eine der Hütten. Sie war vollkommen den Männern ausgeliefert und hatte absolut keine Chance gegen sie. Ihr schreien war noch weit zu hören. Keiner der Menschen im Dorf traute sich ihr zu helfen, da ihnen ihr eigenes Leben lieber war als das des anderen. Sie versteckten sich und hofften, dass die Reiter schnell wieder verschwinden würden und dass sie ihr Leben behielten. Als die furchtbaren Männer endlich verschwunden waren, kniete das kleine Kind noch neben der Mutter, bis diese ihren letzten Atemzug getan hatte. Niemand kümmerte sich um sie und keiner machte sich die mühe die Leiche der Frau weg zu tragen oder zu begraben. Sie wurde einfach liegen gelassen. Die Reiter Hinterließen Chaos, Angst und einige Tote. Sie trieben ihre Pacht dort ein wo es etwas zu holen gab, stahlen Hühner, brachten Menschen um und Ritten mit einem schreiendem, jungen Mädchen davon. Es dauerte noch lange, bis die verschreckten Leute wieder zum Vorschein kamen und Gott um Hilfe anflehten. Sie beteten für eine bessere Welt und das diese schrecklichen Männer bald verschwinden mögen. Sie hofften auf jemanden, der ihnen aus diesem Elend raus helfen würde und der freundlich und nett sei. Eine mitleidige Frau nahm das arme, kleine Kind irgendwann von ihrer toten Mutter weg und zu sich. Die Ratten und Fliegen freuten sich über den Leichnam und so verweste der Körper und ein weiterer Gestank machte sich im Tal breit.

Schon bald waren die Reiter wieder auf der Burg und die Stallburschen versorgten die abgehetzten Pferde. Mit dem hilflosen Mädchen unterm Arm betraten sie das innere ihrer Festung. Der Anführer der Bande drückte das Mädchen einem Diener in die Hand und sagte: „Da, sie soll gebadet und neu angekleidet werden. Dann sperr sie in eines der Jungfern Zimmer. Später soll sie dann an unserem Festmahl teilnehmen ``. Wortlos verschwand der treue Diener mit dem ängstlichen Mädchen die Treppen rauf. Sie wusste, sie hatte keine Chance wenn sie sich wehrte. Bange schaute sie sich in der Burg um und hoffte, dass niemand ihr etwas tun würde. Selbst der Diener, der auch nur ein besserer Sklave war, hatte etwas Mitleid mit dem Mädchen. Er hatte schon so oft Mädchen und Frauen, sogar Kinder kommen und gehen sehen, aber er wagte es nicht auch nur einer von ihnen zu helfen. Er wusste dass er dann nicht mehr lange zu leben hatte. Also blieb er stumm und tat, was man ihm auftrug. Ein kleiner Zwerg mit Holzbein und triefender Nase kam gehumpelt und blieb vor einem der Männer stehen. „Ihr sollt umgehend zum Meister kommen, alleine``! „ Warum``, fragte der Mann den Zwerg. „Ich weiß es nicht, mein Herr``, antwortete der kleine Kerl. Franziskus, so hieß der Ritter, ging einen dunklen Flur entlang, eine schmale Wendeltreppe rauf und wieder einen Gang entlang, bis er vor einer schweren alten Holztür stand. Nachdem er angeklopft hatte, hörte er schwere, schlurfende Schritte. Die Tür ging mit einem knarren auf und vor ihm stand ein großer Mann mit einer glänzenden, schwarzen Rüstung. Seine langen schwarzen Haare wurden schon an einigen Stellen leicht grau. Seine Augen schauten so scharf wie die eines Falken und sein Körper war überseht mit Muskeln. Seine rechte Hand versteckte er unter einem Eisenhandschuh, da sie seit Jahren verstümmelt war, aber darüber sprach er nicht gerne. An der Seite seiner Rüstung hängte das beste Schwert und er machte einen fürchterlichen Eindruck. Mit einer lauten, kräftigen Stimme fragte er, ob seine Leute die Pacht eingetrieben hätten. „ Wir sollten etwas gegen diesen Abschaum tun, Herr. Sie sind nur eine Last für uns. Sie wehren sich, stinken und haben oft nicht das Geld was ihr verlangt``, antwortete Franziskus. Der Mann in der Rüstung stand in seinem Zimmer am Fenster und schaute hinaus. >>Später Franziskus, später. Jetzt müssen wir erst einmal etwas Wichtigeres besprechen. Komm herein und schließe die Tür hinter dir. Ich will die ganze Macht hier haben, alles soll mir gehören. Ich will die Herrschaft über das ganze Land haben und dazu brauche ich den Schatz von diesem alten Greis von Ignaz. Er liegt irgendwo im Süden versteckt, ich weiß nicht wo, aber ihr müsst mit euren besten Männern los reiten und ihn finden. Er hat unbeschreiblich viel macht und er kann mir zur Weltherrschaft verhelfen. Wenn ich ihn bekomme, werde ich mittels meiner Macht unsterblich und für immer wird alles mir gehören und alle stehen unter meinem Bahn. Jeder auf dieser Welt wird mein Sklave sein und es wird für immer Dunkelheit und Krieg herrschen. Ihr sollt dafür auch Fürstlich belohnt werden, es soll nicht zu eurem Nachteil sein<<. Er lachte leise und stellte sich vor wie es sein würde.

Eine gute Stunde lang redeten und planten sie alles weitere. Mit den Worten alle zu vernichten die ihnen in die quere kämen und sich von nichts aufhalten zu lassen, entließ der Herr seinen Ritter. Franziskus war der beste Mann von allen und auch der stärkste den man gebrauchen konnte, wenn man etwas durchsetzen wollte. Er war groß gewachsen, circa 1.90meter hoch und von kräftiger Statur, aber nicht dick oder schwer Muskel bepackt. Seine schwarzen, langen Haare vielen ihm strähnig und fettig bis auf die Schultern und seine Augen ließen einen vor Angst erstarren. Seine Stirn zierte eine große, rote Narbe, die er sich im Kampfe holte. Franziskus ging nun und trommelte seine besten Leute zusammen, lies für alle Proviant für unterwegs einpacken und legte seine beste Rüstung an. Sie nahmen ihre Schwerter und bestiegen ihre besten Reitpferde. Franziskus war nicht der Mensch, der groß nach einem Grund fragte oder nach einem wieso und warum, er tat einfach das, was man ihm befahl. >> Auf Leute! Machen wir uns bereit für eine lange Reise<<, rief er seinen Männern zu und dann ritten sie auch schon los. Auf einen ungewissen ritt, denn keiner wusste was auf sie zukommen würde oder wie lange die Reise dauern würde und wo sie hin führen sollte. Keiner der Männer fragte lange nach wo die Reise hin gehen sollte oder was der Grund dafür sei. Sie alle gehorchten blindlings und folgten ihrem Boss. Noch lange stand der `Meister` an seinem Fenster und schaute ihnen nach, auch noch, als sie schon längst am Horizont verschwunden waren. Er schickte seinen Spion, den Falken hinterher, um vom Himmel aus alles für ihn zu beobachten und leise murmelte er:>> Bald hat deine letzte Stunde geschlagen, Ignaz. Schon bald wird dein Schatz mir gehören und du wirst nie wieder kehren. Ich alleine werde die Macht haben. << Und er lachte und freute sich schon im Voraus. Aber plötzlich erschien wie aus dem Nichts ein Gesicht an der Wand und eine Stimme sagte:>> Freue dich nicht zu früh Saulus. Auch ich habe jemanden gefunden der mir hilft. Er wird mich befreien und dann ist es mit dir aus und vorbei. Es wird endgültig Frieden herrschen auf der Welt und es wird keinen Hunger mehr geben. << Entsetzt drehte sich der Mann mit Namen Saulus um und sah das Gesicht an der Steinmauer hinter ihm. Bevor er etwas erwidern konnte, war das Gesicht auch schon wieder verschwunden. Vor Wut brüllte Saulus los. >> Ignaz, du! Wie kannst du es wagen. Er schmiss einen Kerzenleuchter an die Wand, gerade da wo eben noch das Gesicht war. Schmetternd viel dieser zu Boden und hinterließ Wachsspuren. Außer sich überlegte Saulus, was er nun tun sollte und schritt Stunde um Stunde in seiner Kammer umher. Er würde einen Plan schmieden müssen und sich gut überlegen, was zu tun sei. Wenn dieser Ignaz tatsächlich jemanden hatte, der ihm half und vielleicht sogar befreien würde, dann hieß es, das es diesen Schatz tatsächlich gab und aber auch, das es ein Kampf geben würde, um gut und böse. Er musste versuchen, als erster am Ziel zu sein. Besser gesagt, seine Männer, bevor dieser ``Retter’’ als erster da war. Lange dachte er drüber nach und irgendwann hatte er eine Idee.

 

 

 

 

Beginn einer langen Reise

 

 

Als Crispin zu seinem Abenteuer Los ritt, hatte er die Blicke der Nachbarn im Rücken. Ihm war flau im Magen und er hatte etwas angst vor dem, was vor ihm lag, da er nicht wusste, was alles auf ihm zukam. Er sollte auf seiner langen Reise vielen Menschen, Tieren und anderen Lebewesen begegnen, viele Abenteuer bestehen und Orte kennen lernen, von denen er noch nie gehörte hatte. Er musste viele Prüfungen bestehen und sollte gute Freunde finden, aber auch böse Gegner. Es sollte eine lange Reise werden, von der er später noch lange zu erzählen hatte.

Sein erster ritt führte ihn erst einmal auf den Wald zu. Er kam an grünen Wiesen vorbei und die Rehe blieben stehen und schauten ihm nach. Lange ritt er einen schmalen Weg direkt am Walde entlang, denn das kam ihm am sichersten vor. Obwohl der Wald dunkel und finster aussah, hörte er wie lieblich die Vögel sangen. In der nähe plätscherte ein Bach und die Eichhörnchen sprangen von Ast zu Ast. Irgendwann kreuzte ein scheuer Fuchs seinen Weg und hin und wieder begegnete er Wanderern und Reisenden. Die Sonne brannte am Himmel und es schien ein schöner Tag zu werden. Wenn es nicht ein so wichtiger Ritt wäre, denn hätte der Ausflug richtig toll und schön sein können, aber Crispin hatte immer einen Gedanken an das Ungewisse, das irgendwo auf ihn lauerte. Nach einer guten Stunde kam ein schmaler Pfad, der direkt in den Wald führte. Er war zwar dunkel, aber es schien genug Licht, damit man den Weg sehen konnte. Plötzlich bemerkte der Junge einen alten Mann am Wegesrand. Er sah krank und hungrig aus. Der alte bettelte um ein Stück trocken Brot und streckte seine knochigen Hände nach dem Jungen aus. Crispin hatte Mitleid mit dem alten und teilte sein bisschen Essen mit ihm, dann überlegte er, ob er den Weg in den Wald nehmen sollte oder nicht. Der Weg schien nur gerade aus zu führen, es gab weit und breit keine sichtbaren Abzweigungen oder Wege und dennoch entschloss sich Crispin ihn zu nehmen. Schließlich kann ich nicht immer nur gerade aus reiten, dachte er sich. Er hörte noch die dankbaren Worte des alten hinter sich, als er bereits einige Meter geritten war. Und so ritt er, scheinbar, Stunden lang weiter, ohne auch nur einen einzigen Weg zu finden. Der Wald schien Menschenleer zu sein und der Junge wäre am liebsten wieder umgekehrt, wenn ihm die Worte von dem alten Mann nicht wieder einfielen. Er durfte nicht umkehren oder zurückgehen, also ritt er weiter. Beim nächsten Weg würde er vorher besser nachdenken, ob er ihn nehmen sollte oder nicht.

Als der Tag sich neigte und die Sonne etwas kühler wurde und die ersten Wolken am Himmel herauf zogen, verlor Crispin bereits zum aller ersten mal seinen Mut. Stundenlang, so schien es ihm, ritt er nur gerade aus ohne jemanden zu sehen, außer einige einzelne Bettler am Wegesrand. Er blieb stehen und gönnte sich und seinem Pferd eine Pause. Crispin nahm einen kleinen Schluck Wasser und gab auch seinem Pferd etwas davon ab. Er schaute sich in dem Wald um, sah nach links und rechts, als plötzlich ein Dachs aus dem Wald kam, gerade auf ihn zu. Das Tier blieb vor ihm stehen und schaute ihn neugierig an. Verwundert sah Crispin das Tier an und fragte sich, warum es ihn wohl so anstarrte. >> He, du. Was ist mir dir los? Was machst du für ein Gesicht und warum nimmst du nicht einmal einen anderen Weg, außer diesen einen<<? Fragte ihn plötzlich das Tier. Erschrocken schaute Crispin das Tier an. Sprach da gerade etwa ein Dachs mit ihm? Aber das ging doch nicht. Tiere können nicht sprechen! >> Hast du gerade etwas gesagt? << fragte er das Tier. >> Ja, wieso? << wollte er wissen. >> Aber Tiere können nicht reden<< sagte Crispin. >> Aber natürlich können sie das. Ihr Menschen achtet da nur nie drauf. Ihr seid immer soviel mit euch selbst beschäftigt, dass ihr alles andere fast wieder vergessen habt. Ihr seht und hört nur noch Dinge, die für euch selbstverständlich sind. Und, warum nimmst du keinen anderen Weg, habe ich dich gefragt. Ich folge dir schon einen ganze weile und ich habe gemerkt, das du nur gerade aus reitest. Wieso? << >> Es gibt doch keine anderen Wege hier. Ich suche schon seit Stunden, aber ich finde nirgends eine Abzweigung. Und umkehren kann ich auch nicht. << Mutlos schaute der junge Mann um sich. >> Ach was, es gibt doch genug Wege hier. Mache doch einmal deine Augen richtig auf dann siehst du sie auch. Es ist nicht alles so wie es scheint. << Mit diesen Worten verschwand der Dachs noch ehe Crispin etwas sagen konnte. Er rief ihm noch hinterher und wollte wissen was er damit gemeint hatte, voller Wege! Wie hat der Dachs das gemeint? Augen auf machen, das tat er doch die ganze Zeit. Und wo sollten diese Wege sein, von denen er redete? Crispin verstand das nicht. Er hätte doch gesehen, wenn da irgendwo Wege gewesen wären. Oder vielleicht doch nicht? Schließlich ist sein Traum ja auch wahr geworden und gerade redete er tatsächlich mit einem Dachs. Warum also sollte das Tier da nicht auch Recht haben, fragte er sich selbst. Crispin beschloss, sich noch etwas um zu sehen. Zu Fuß ging er ein paar Schritte, bis er merkte, dass er total müde war. Wenn er erst einmal ein kleines Nickerchen halten würde, dann würde das bestimmt nichts schaden, dachte er sich und legte sich bei seinem Pferd ins Gras und schlief sofort ein. Als er wieder erwachte, war es schon Stock dunkel. Es war finstere Nacht und vollkommen ruhig um ihn herum. Im ersten Moment wusste er nicht, wo er war. Es war so finster, das er absolut nichts sehen konnte und die stille um ihn herum war auch nicht gerade ermutigend. Er nahm sich eine Kerze aus der Tasche und

zündete sie an. Nachdem es durch den Schein der Kerze etwas heller geworden war, konnte der Junge einige Bäume erkennen. Aus der nähe konnte er ein Pferd hören, sein Pferd, wie er kurz darauf feststellte. Es stand rechts von ihm, auf einem breiten, festen Weg. Und mit einem Mal fiel es ihm wieder ein was er hier machte. Und die Worte von dem Dachs fielen ihm auch wieder ein. Also hatte er doch Recht, es gab andere Wege. Aber warum hatte er sie nicht schon eher gesehen? Vielleicht konnte man sie ja auch nur im dunklen sehen oder dann, wenn man sie nicht sucht, wie jetzt gerade. Crispin nahm seine Tasche und ging zu seinem Pferd, das ganz in der nähe stand. Als er ein paar Schritte tat, merkte er, das dass Tier doch weiter weg war als es ihm zuerst schien. Aber nach einer weile, mit jedem Schritt mehr, je weiter er ging, schien das Tier immer weiter weg zu sein. Er erreichte es einfach nicht, egal wie schnell er ging und auch wenn das Pferd sich gar nicht von der stelle weg bewegte. Was soll das, was passiert hier, fragte er sich ganz verwundert. Irgendwann schien es ihm ganz unmöglich, zu dem Tier zu kommen und blieb stehen um zu überlegen was er als nächstes tun sollte. Plötzlich hörte er ein leises raunen. Crispin hörte genauer hin, und da, schon wieder. Jemand rief ganz leise. Es hörte sich an wie ‚ pssst´ oder‚ huhuhu´. Er drehte sich im Kreis, um zu sehen von wo das Geräusch kam. Und da, im Dickicht schien ein kleines Licht das sich auf der stelle bewegte. Es flackerte so lustig umher, das Crispin unbedingt wissen wollte was das war, also beschloss er, nachsehen zu gehen. Crispin hatte mühe, dem Licht zu folgen. Es war ein so schönes leuchten, ein strahlen und ein funkeln das auf einmal auf ihn zukam. Als es direkt vor ihm war, blieb es in der Luft stehen und verwandelte sich in eine Gestalt. Vor dem Jungen stand nun eine wunderschöne Frau. Sie hatte ein langes, strahlendes Kleid an, das im dunklem zu leuchten schien. Ihre langen schwarzen Haare vielen lockig über die Schultern und ihre Augen glänzten so schön wie der Mond im Abendsee. Die Haut schien wie Pergament so dünn und der leuchtend rote Mund verlockte zum küssen. Um sie herum erstrahlte alles im hellen Licht und verführerisch winkte sie den Jungen zu sich. Geblendet von so viel Schönheit dachte Crispin nicht nach und folgte ihr in den Wald hinein. Noch niemals zuvor hatte der Junge eine so schöne Frau gesehen, sie war einfach unbeschreiblich schön. Die unbekannte Schönhit aber lief tiefer in das Dickicht und immer wieder winkte sie ihm mit ihrem verführerischem lächeln zu. Crispin lief ihr immer weiter nach, tiefer in den Wald hinein und schon bald hatte er sein Pferd vergessen und seine Aufgabe und alles andere um ihn herum. Er war so berauscht von der Frau, das er sie unbedingt einholen musste, es schien nichts Wichtigeres zu geben. Die Bäume wurden immer dichter und undurchdringlicher und es wurde immer dunkler. Als es nun schon fast kein durchkommen mehr gab, blieb die Schönheit stehen und schaute Crispin an. Er wollte sie berühren, aber bevor seine Hand ihre Wange berühren konnte verwandelte sie sich plötzlich wieder in einen schwarzen Vogel und flog davon. Von überall jetzt, so schien es ihm, hallte ein gehässiges und schadenfrohes lachen. Crispin kam wieder zu sich und stellte fest, das er tief im Wald gefangen war und von überall her dröhnte ein lachen und grölen. Dieses lachen kam von Saulus, dem Herrscher aus dem Osten. Er besaß fast genauso viel macht wie der Zauberer Ignaz. Und als dieser ihm verkündete, das er jemanden losgeschickt hatte um ihn zu befreien, setzte Saulus nun also alles daran um diesen jemand aufzuhalten. Und das war ihm jetzt schon einmal gelungen. Der junge Mann war tief im Wald gefangen und würde da so schnell nicht mehr raus kommen. Das war einfach ein Kinderspiel mit diesem Jungchen, so einfach hatte Saulus sich das nicht gedacht. Und Crispin versuchte derweil alles, um wieder aus dem dichten Wald heraus zu kommen, aber je mehr er sich drehte und wendete, die Bäume schienen undurchdringlich zu sein.

 

 

Eusebius

 

 

Nachdem Crispin nun also merkte wo er war, versuchte er einen Weg aus dem Dickicht zu finden. Vergebens, wie er nach einer weile feststellte. Die Bäume waren so dicht und es war so dunkel, dass er nichts anderes sah außer Bäume und Gestrüpp. Seine Kerze hatte er schon lange verloren und es drang auch kein einziger Mondstrahl herunter. Er rief vergebens nach seinem Pferd, rief er um Hilfe, in der Hoffnung, dass ihn irgendjemand hörte und helfen würde. Aber nichts regte sich und keiner kam ihm zur Hilfe. Er versuchte schnellst möglichst einen Weg zu finden, denn er durfte seine kostbare Zeit nicht vergeuden und musste sich so schnell

wie möglich wieder auf den Weg machen. Schließlich hatte er eine wichtige Aufgabe zu erledigen und er ärgerte sich, dass er sich so schnell ablenken lies und einfach irgendetwas hinterherlief, nur aus reiner Neugierde. Er hastete an Sträuchern vorbei, über Gräben und über Steine. Er stolperte, stand wieder auf, zerriss sich das Hemd und schaute sich immer wieder vergebens um. Es gab weit und breit kein Licht oder ein Steg. Nach einer langen Zeit, so kam es ihm wieder so vor, fiel Crispin erschöpft vom laufen hin. Ich finde nie wieder hier raus, sagte er sich laut und war total Hoffnungslos. Was sollte er nur tun, wenn er den Weg nicht mehr raus finden würde und was würde alles passieren wenn er nicht seine Aufgabe erfüllte? Traurig und wütend auf sich selber lies er sich fallen. >> He du, komm doch hier her<<, sagte eine Stimme. Erschrocken schaute Crispin sich um. >> Wer spricht da? << fragte er. >> Na ich. Hier hinter dir<< sagte die Stimme wieder. Crispin drehte sich um, sah aber vor lauter Dunkelheit niemanden. >> Wo bist du denn, ich kann dich gar nicht sehen<< erwiderte er. Gleich darauf ging eine Kerze an und Crispin konnte sehen wer da vor ihm stand. Es war ein kleiner Mann, vielmehr ein Zwerg. Er reichte Crispin kaum bis zum Bauch und war total behangen mit lauter Schund und Ramsch. Der kleine Kerl trug eine rote Mütze und rote spitze Schuhe. Seine Nase war winzig klein, seine Augen aber dafür umso größer und mit denen schaute der Zwerg den Jungen jetzt sehr neugierig an. Er trippelte um ihn herum und sah den Menschen neugierig an. Ab und zu schüttelte er seinen kleinen Kopf und machte hin und wieder nur`` TZTZTZ``. Da Crispin jetzt langsam auf der Hut war vor fremden und neuem, machte er einige Schritte zurück und sagte:>> Geh weg, las mich in ruhe<<. Mit seiner komischen Stimme erwiderte der Zwerg:>> Na hör mal! Warum bist du so unfreundlich zu mir? Ich habe dir doch nichts getan, im Gegenteil. Ich wollte dir nur helfen, denn du hast doch um Hilfe gerufen, oder nicht<<? >> Schon, habe ich. Aber wer sagt mir denn dass du in guter Absicht kommst. Vielleicht willst du mir etwas tun oder mich noch tiefer in den Wald bringen. Oder auch was ganz anderes, ich weiß es nicht. Ich kann niemandem mehr trauen<<. Crispin sah den Zwerg an und überlegte, ob er ihm trauen sollte oder nicht. >> Ich bin nicht böse, ich tue niemandem etwas, aber wenn du willst, ich kann ja wieder gehen <<, sagte der Zwerg entrüstet. >> Ich muss dir ja nicht helfen, mach doch was du willst, du Mensch du. Aber rufe bloß nicht wieder um Hilfe, noch mal komme ich nicht wieder<<. Damit drehte er sich um und stapfte maulend und schimpfend davon. Halt, rief Crispin, komm zurück. Sage mir wenigstens wie ich hier wieder raus komme, es ist sehr wichtig für mich. Sofort stand der kleine Kerl wieder vor ihm. >> Warum sollte ich dir denn jetzt noch helfen? Du wolltest doch meine Hilfe nicht, also sag warum<<. Wütend schaute er hoch. Schnell erzählte Crispin wie er in den Wald kam. Das ihn eine Schönheit hier rein gelockt hatte und dann als Vogel davon flog. Er erzählte kurz von seine Aufgabe und das er niemandem trauen könnte. >>Ich schätze mal, du hast keine andere Wahl als mir zu vertrauen. Alleine findest du hier nie wieder raus, das kann ich dir sagen<<. Der Zwerg schaute Crispin fragend an und wartete auf eine Antwort. Schließlich sagte er:>> Na gut aber wie willst du mir helfen<<? >> Na, was glaubst du denn? Ich zeige dir den Weg hier raus. Oder glaubst du etwa ich wohne hier drin<<? Fragte der Zwerg. Nach einer weile entschloss sich der Junge, dem Zwerg zu vertrauen. Ihm blieb ja auch nichts anderes übrig. Aber so bald sie wieder auf einen Weg kommen würden, dann würde er dem Zwerg deutlich machen, das er ihn nicht mehr brauchte. Er folgte nun so gut es ging dem kleinen durch den Wald. Als sie so eine weile stumm durch das Dickicht liefen, was schwer genug war, fragte Crispin wie der Zwerg überhaupt heißen würde. >> Ich dachte schon du fragst mich gar nicht. Ich heiße Eusebius. Eusebius Knatterfeld<<. Als ob der Zwerg nur auf eine Aufforderung zum reden gewartet hätte, so fing er jetzt an wie ein Wasserfall zu quatschen. >> Ich bin übrigens ein Kobold und nicht etwa ein Zwerg, wie du vielleicht gedacht hattest. Und ich bin nicht böse und ich tue auch niemandem etwas. Ihr Menschen glaubt ja, dass alles andere was ihr nicht kennt böse ist, dass stimmt aber nicht ganz. Es gibt schon ein paar von unserer Rasse die Menschen gerne Ärgern, aber eure meisten Geschichten über uns stimmen einfach nicht. Wir Kobolde sind eigentlich Herzens gut. Wir helfen, wo wir können, darum bin ich auch gleich herbeigeeilt, als du um Hilfe gerufen hast. Ich lebe im Westen, genauso wie die Elfen, Feen, Zwerge und noch viele andere. Die Zwerge übrigens sind noch viel kleiner als wir Kobolde und sie haben lange Nasen und kleine Augen. Sie haben auch oft grüne Haare, wir dagegen können uns die Haarfarbe aussuchen wenn wir zehn Jahre alt sind. Bis dahin sind alle Weißhaarig. Die Gnome wiederum sind hässlich und oft sehr gemein. Sie wollen jeden nur ärgern und finden es toll, wenn sie jemanden einen Streich spielen können<<. Eusebius machte eine kleine Atempause, bis er mit seinem Gerede fortfuhr. Er erzählte alles über die ganzen Wesen die im Westen lebten und Crispin dachte schon, er würde nie wieder aufhören zu reden. Ab zu sagte Crispin, das es interessant war, oder das er das nicht wissen würde und gab dem Kobold recht, sofern er überhaupt zu Worte kam. Dann meinte der kleine, dass Crispin überhaupt sehr wenig Ahnung von allem hatte und fuhr mit seinen Geschichten fort. Der Kobold schien ganz genau zu wissen, wo er hin musste, denn er lief ohne einmal stehen zu bleiben und konnte dabei ganz und gar mit seinen Erzählungen weiter machen. Irgendwann jedoch sagte er endlich, dass schon bald die Grenze zu seinem Reich kommen würde. Und tatsächlich, schon bald wurden die Bäume etwas weniger und es wurde heller um ihn herum. Als man endlich wieder einiger maßen gut durch den Wald laufen konnte, ohne sich an einem Ast zu stoßen oder sich den Ärmel auf zu reißen, blieb Eusebius vor einem großen Felsen stehen. Er fing an, an dem Felsen Rum zu ruckeln und an ihm zu zerren. >> Na, stehe da nicht so Rum. Hilf mir lieber den Klotz beiseite zu schieben<< sagte der Kobold. >> Aber wozu denn, was soll das ganze<< fragte der Junge verblüfft. >>Das wirst du schon sehen, << kam die Antwort. Wie befohlen fing Crispin dann an, dem kleinen Kerl zu helfen. Sehr schnell schon fing der Fels an sich zu bewegen und bald darauf rollte er einfach beiseite. Darunter kam eine Falltür zum schein, die Eusebius öffnete und kurz seine kleine Kerze hineinhielt um nach zu sehen ob alles in Ordnung war. Unter der Falltür kam eine Leiter zum Vorschein, die in die tiefe führte. Als der Kobold die Leiter hinab steigen wollte, fragte Crispin ihn:>> Wo willst du hin und was soll das jetzt<<? >> He, schon vergessen? Du wolltest doch hier raus und ich sollte dir doch helfen. Hier lang geht es schneller und wesentlich Trockner. Aber wenn du willst, kannst du ja auch alleine weiter gehen<<. Der Kobold blieb stehen und wartete auf eine Antwort von dem Jungen. Crispin überlegte ob er ihm nun trauen sollte oder nicht. Eigentlich wollte er keine weitere Hilfe von dem ihm, aber vielleicht würde er ihm ja wirklich von nützen sein. Auch fragte er sich, was geschehen würde, wenn er wieder alleine los ginge und sich wieder verlaufen sollte. Sicher würde niemand mehr kommen und ihm helfen. Was also sollte es schon ausmachen, wenn er dem Kobold folgte. Mehr wie Ärger konnte es nicht geben. Er vertraute seiner inneren Stimme und stieg mit dem kleinen Kerl hinab in das dunkle Loch. Als die zwei einige Stufen der Leiter runter gingen, viel die Tür über ihnen wieder polternd zu. Nun war es genauso dunkel wie zuvor. Aber im selben Moment schon ging eine Lampe an der Wand neben ihnen an. Sie verbreitete gedämpftes Licht und man konnte sehen wo man war und wo es hin ging. Die Stufen führten weit in die tiefe, ringsherum war nur Steinerne Wand, Staub und Spinnweben. Crispin folgte Eusebius mit einem flauen Gefühl im Magen die Stufen runter, immer weiter in die tiefe hinab, es schien kein ende nehmen zu wollen. Und wenn er glaubte, sie wären fast schon unten angekommen, dann führte die Treppe um die Ecke und wieder nach oben. Überall hingen kleine Lampen oder Laternen. Nach einer schier unendlichen Zeit erschien endlich eine zweite Falltür über ihnen, die der Kobold öffnete. Crispin war ganz gespannt, was da oben wohl auf ihn wartete. Aber zum Vorschein kam ein weiterer Wald, der genauso aussah wie der vorherige. In diesem Wald aber gab es zwei Wege und einer von ihnen führte auf ein paar Felsen zu, der andere in den Wald hinein. Es sah überhaupt kein bisschen anders aus als wie zuvor und man konnte denken, dass man immer noch in dem gleichen Wald war. Crispin fragte welchen Weg sie nun nehmen würden und ob der Kobold ihn noch weiterhin begleiten würde. >> Ein Stück begleite ich dich noch, aber dann musst du alleine weiter gehen<< antwortete Eusebius. Sie gingen auf die Felsen zu und es war ungewiss, was danach kommen würde. Ohne dass er es wusste, hatte Crispin bereits seinen ersten Freund gefunden.

Als Franziskus mit seinen Männern los ritt, wusste er noch nicht genau, was alles auf sie zu kommen würde. Auch wusste er nicht, das sie nicht alleine waren auf der suche nach dem Schatz. Er konnte die neugierigen Fragen seiner Männer nur knapp beantworten und auch er musste zugeben, das er nicht viel mehr wusste als sie auch. Er hatte nur den Auftrag, mit jeder Hilfe, diesen Schatz zu erobern und alles zu vernichten was ihnen in die quere kommen sollte. Als sie nun aufbrachen, war es noch ein ruhiger und friedlicher Tag und der ritt verlief langsam und still. Schon bald verließen sie ihr Land und kehrten in einen Wald ein. Nach fast einem halben Tagesritt wurden die ersten Männer unruhig, sie verlangten eine Antwort. Sie wollten wissen wann die Reise enden würde und wo sie hin führen sollte. Franziskus beruhigte seine Leute und schlug ihnen erst einmal eine Rastpause vor. Schnell war ein kleines Feuer entfacht, an dem sich alle wärmten. Sie aßen Brot und Speck und tranken Rum. Sie verfielen in einem anregenden Geplauder und hin und wieder horchte einer der Männer auf, so als ob er etwas hören würde. Und doch, war da nicht eine Stimme gewesen die laut rief? Einer der Männer tippte seinen Nachbarn auf die Schulter und fragte ihn, ob er auch eine Stimme gehört hätte.

Dieser verneinte, aber im selben Augenblick hörte auch er diese Rufe. Beide wiesen Franziskus darauf hin, der dann um ruhe bat und selbst in den Wald hinein horchte. Jetzt hörten sie alle es. Dort rief jemand um Hilfe, laut und deutlich und verzweifelt. >> Auf eure Pferde Männer, reiten wir weiter<< rief Franziskus seinen Leuten zu. Schnell war das Feuer ausgetreten und die Männer stiegen auf ihre Pferde. Sie folgten der Stimme, aber so gut sie im dunklen auch suchten, sie konnten nur Fußspuren finden. Die von einem erwachsenem Menschen und ganz kleine, als ob sie von einem Zwerg wären. Sie folgten den Spuren durchs Dickicht so gut sie konnten, aber schon bald kamen sie mit ihren Pferden nicht mehr weiter und sie mussten absteigen und laufen.

 

 

Die Welt Eden

 

 

Die rufe und die Spuren waren keine anderen, als die von Crispin und Eusebius. Sie hatten Glück das sie so schnell weg waren, denn keine fünf Minuten später kam Franziskus mit seinen Leuten an der stelle an, an der Crispin auf den Kobold stieß. Als der Junge nun mit dem Kobold bei den Felsen ankam, entdeckte er dahinter eine lange Mauer. Sie war mit Efeu und Moos so sehr bewachsen, das man nicht mehr sehr viel von ihr erkennen konnte. Auch war sie ziemlich hoch und sehr dick. Man konnte nicht einmal darüber hinweg schauen oder sehen, wo sie endete. Eusebius lief die Mauer entlang, bis er vor einem alten, verrosteten Tor stehen blieb. Es sah sehr alt aus und war nicht mehr sehr schön anzuschauen. Es war mit Stäbchen und Schlangen verziert und es hing ein großes, altes Schloss daran. Oben drüber hing ein kleines, verwittertes Schild, das einmal weiß gewesen war. Jetzt war es schmutzig und hing schief an einer Kette herab. Mit dicken schwarzen Buchstaben stand etwas darauf geschrieben, dass man nur schwer als „EDEN“entziffern konnte. Einige Buchstaben waren schon sehr blass oder so zerkratzt, das man nur schwer erahnen konnte, was das einmal für ein Buchstabe war. Eusebius öffnete das knarrende Tor und bat Crispin hinein. >> Trete nun ein in die Welt Eden, im Westen dieses Landes. Wundere dich nicht über die Geschöpfe und das was hier geschieht. << sagte Eusebius. Crispin trat durch das Tor und wartete, dass der Kobold wieder vorging, aber diesmal machte er nicht die Anstalten, weiter zu laufen. >> Ab hier musst du nun alleine weiter gehen. Ich habe dich so weit geführt wie es ging, aber jetzt habe ich noch etwas anderes zu tun<< sagte Eusebius. Er drehte sich um und wollte schon losgehen, als Crispin ihn zurück hielt und fragte, ob er nicht mehr weiter mitgehen wollte. >> Nein, nein, ich sollte dir nur aus den Wald heraus helfen, was ich ja wohl getan habe. Tut mir leid, aber ich habe noch etwas vor. Wenn du mich aber trotzdem mal brauchen solltest, dann rufe einfach meinen Namen<<. Darauf hin drehte sich der kleine Kerl um und war auch schon verschwunden. Da stand Crispin nun. Wieder ganz alleine und ratlos, was er nun tun sollte. Er hatte sich an den kleinen Kerl und sein Geplapper gewöhnt und er schien auch wirklich nett und freundlich zu sein. Er hätte ihm bestimmt noch gut weiterhelfen können, denn er kannte sich schließlich ja besser in diesem teil des Landes aus. Mit einem Mal schlug das Tor mit einem lauten Knall hinter ihm zu. Erschrocken drehte der Junge sich um und wollte die Tür wieder öffnen, aber sie war fest verschlossen. Da bemerkte er ein Schild über dem Tor, genau so wie auf der anderen Seite, aber hier stand in schmutzigen Wörtern drauf:’ Kein Ausgang, Tür ist nicht zu öffnen’. Auch diese Worte waren nur schwer zu erlesen. Von irgendwo war ein kichern zu hören, irgendwo raunzte etwas und irgendjemand flüsterte irgendwo:>> Du bist jetzt hier gefangen. Du kommst hier nicht mehr raus, nie wieder<<. Ein helles Lachen schallte um ihn herum. Crispins Herz schlug bis zum Hals und seine Knie wollten schon unter ihm nachgeben, als er wieder diese Stimme aus seinen Träumen hörte. Sie gab ihn Mut und stärkte ihn für seine weitere Reise. Auch erinnerte sie ihn an all die Menschen die von diesem Glück abhängig waren. Was Crispin allerdings nicht wusste, war, das dass große Unglück langsam über die Welt herzog. Saulus wurde von Stunde zu Stunde ungeduldiger und das lies er alle anderen spüren. Die Menschen im Osten mussten mehr leiden und über dem friedlichen Dorf von Crispin wollte er ein Unwetter schicken. Zuerst wurden nur die Wolken am Himmel dunkler und es wurde windiger, so als ob ein Sturm kommen würde. Von alle dem konnte der junge Mann nichts sehen oder hören. Er trat aus dem Schatten der großen Mauer hervor. Zu seiner großen Überraschung sah er aber keinen weiteren Wald, sondern eine wunderschöne große Wiese. Sie war einfach herrlich und wunderschön anzusehen. Überall standen leuchtende Blumen und duftende Gräser, die Sonne schien und die Vögel sangen ihre schönsten Lieder. In der ferne konnte er helle, grüne Bäume sehen und in der nähe floss ein kleiner Bach. Die Bienen summten um ihn herum und all das lud zu einem herrlichen Nickerchen ein, von dem Crispin sich aber nicht überreden lies. Er musste weiter, das wusste er, aber nur wo hin? Schließlich ging er einfach den Bach entlang. Nach einer langen Zeit des Wanderns wurde ihm durch die pralle Sonne am Himmel sehr warm und bekam er einen großen Durst. Um sich seinen Vorrat aufzusparen, beschloss er, sich am Bach abzukühlen. Er bückte sich im Gras und hielt sein Gesicht über das Wasser. Er konnte sich im klaren Nass deutlich erkennen. Schließlich machte er sein Gesicht und den Hals nass und nahm sich einen großen Schluck. Plötzlich erschienen zwei kleine Augen im Wasser, die ihn ganz neugierig anstarrten. Erschrocken wich er zurück. Als hinter ihm jemand kicherte, drehte er sich schnell um, aber da war niemand. Langsam schaute Crispin wieder ins Wasser und wieder waren da diese Augen. Sie sahen so lustig, freundlich und neugierig aus, dass Crispin keine Angst hatte, sondern eher auch neugierig wurde. Langsam kam eine kleine Stupsnase zum Vorschein, dann ein kleiner zierlicher Mund, der so süß lächelte, dass Crispin seine Augen nicht abwenden konnte. Neugierig fragte er nach dem Namen, es kam aber keine Antwort, sondern nur ein noch viel breiteres Grinsen als zuvor. Eine weile sahen ihn die Augen nur an, dann spitze sich der kleine Mund zu, die Backen wurden dicker und ehe Crispin sich versah, wurde er mit Wasser voll gespuckt. Das Wesen lachte schadenfroh und verschwand wieder. Darauf war er nicht gefasst. Crispin kippte verärgert nach hinten um und wurde gleich darauf wieder ausgelacht. >> Das hätte ich dir gleich sagen können das die so etwas tut. Die Wasser –Nymphen mögen es nicht, wenn man ohne Erlaubnis ihr Wasser trinkt. Du hättest lieber vorher um Erlaubnis fragen sollen<<. Crispin schaute auf und sah einen Wicht, der etwas kleiner war als Eusebius. Seine Beine waren kurz und der Bauch war recht dick und die Arme hingen kurz an ihm herunter. Die Nase war viel länger als bei Eusebius und die Haare waren Gift grün. Der Kerl musste also ein Zwerg sein.

Der Zwerg schaute den fremden nun Kopfschüttelnd an und wackelte mit seinen Händen in der Luft Rum. Crispin fragte wie er hieß und wo er so plötzlich her kam. Darauf machte der kleine Kerl eine Drehung um sich selbst und sagte:>> Ich bin W- Wur, U- Wur, R- Wur, Z-Wur, E-Wur, L-Wurzel, kurz, Wurzel genannt.<< Crispin schüttelte verwundert seinen Kopf über den komischen Namen. >> Und diese Wasser Nymphe, wie du sie nanntest, ich habe ihr doch nichts getan, wieso hat sie mich dann nass gemacht? Sie schaute so nett und freundlich aus! << >> Merke dir, nicht alles was friedlich aussieht ist nett und friedlich. Nur weil es so aussieht heißt das nicht das sie dir alles erlauben und durchgehen lassen. Hättest du einfach um Erlaubnis gefragt, dann wäre das nicht passiert. << Mit diesen Worten drehte Wurzel sich wieder um und ging weg. Schnell hielt Crispin ihn am Ärmel fest und sagte er solle stehen bleiben und ihn einige fragen beantworten. Wurzel machte sich mit einem Ruck los und schaute den fremden böse an. Mit lauter Stimme sagte er ziemlich böse:>> He, las mich gefälligst los und las mich in ruhe. Ich kenne dich nicht, du kennst mich nicht, also, was willst du überhaupt? Verschwinde am besten wieder, du gehörst nicht hier her! << Crispin entschuldigte sich verwundert bei dem Zwerg und erklärte ihm, das er dringend Hilfe bräuchte und das der Zwerg vielleicht gerade richtig kam. >> Ich helfe niemandem, kann ich auch gar nicht, bin viel zu klein dazu<< sagte der Zwerg und drehte sich abermals von Crispin weg. >> Ich habe nur eine frage, mehr nicht<< sagte der Junge. Wurzel drehte sich neugierig um und schaute den fremden an. >> Mehr nicht? Na, dann schieße mal los. Ich kann dir aber nicht versprechen das ich dir helfen kann<<. Jetzt hörte Wurzel gespannt zu, was der fremde zu erzählen hatte. Crispin erzählte schnell von seiner Aufgabe und das es Lebenswichtig sei, an sein Ziel zu kommen. Auch sagte er, dass er nicht den Weg kennt und dass er dringend Hilfe bräuchte von jemandem. Und während er seine Geschichte erzählte, kamen die Ritter immer näher. Gerade hatten diese die Höhle entdeckt, die der Junge mit dem Kobold Balduin hinabgestiegen war. Sie waren nicht mehr weit entfernt von dem Reich der Elfen, Kobolde und Trolle. Und von alle dem ahnte Crispin nichts. Wenn er es gewusst hätte, wie nahe seine Feinde waren, von dessen Existenz er auch noch nichts wusste, ihm wäre sein Mut schnell verloren gegangen. >> Ich weiß jetzt nicht weiter. Ich kann nicht zurück und ich weiß einfach nicht, wo ich hin gehen muss oder was ich eigentlich suchen soll. Keiner konnte mir bisher helfen, auch habe ich noch nicht so viele Leute getroffen unterwegs. Ich weiß nicht wem ich trauen kann und wem nicht<<. Damit endete Crispin seine Geschichte und hoffte, Wurzel könnte ihm etwas weiter helfen. Aber leider

schüttelte dieser seinen Kopf und sagte er wisse auch nicht weiter. Er sei nur ein kleiner Zwerg und komme nicht sehr weit Rum. Hoffnungslos schaute Crispin Wurzel an. >> Aber warte mal, da fällt mir ein, die allwissende Ursel, die könntest du fragen. Die weiß alles und kann jedem helfen<<. Neugierig schaute Crispin den Zwerg an und fragte ihn, wer das sei. >> Sie ist die älteste Fee hier und wirklich allwissend. Sie lebt irgendwo in den Wäldern, aber wo genau weiß ich auch nicht<<. Wurzel berichtete schnell was er wusste.

Zur selben Zeit war ein Falke auf dem weg zur Burg Majaja, um seinem Herrn zu berichten. Der Falke hatte seinen Augen überall und er war immer in der nähe der Reisenden. Als er nun seinem Herrn Bericht erstattet hatte war dieser nicht erfreut darüber, das der Junge schon so weit gekommen war und das er wieder aus dem Wald raus fand. Er tobte vor Wut und schritt in seinem Zimmer solange auf und ab, bis er eine neue Lösung fand, um ihn aufzuhalten. Dann schickte er seinen Falken wieder los, diesmal sicher, dass sein Plan gelingen würde. Und er schickte einen neues Unwetter los, hinaus über die Felder und Wiesen.

Crispin war bereits auf dem Weg in die Wälder, alleine und mit dem Rat, nicht jedem zu vertrauen. Er war wieder guter Hoffnung und zuversichtlich genug, um seine kommende Aufgabe zu meistern. Wie Wurzel ihm berichtet hatte, war die allwissende Ursel sehr weise und man konnte sie alles fragen. Der Junge war nun auf der suche nach ihr, um sie um Rat zu fragen, dabei kam er bald wieder an einem Wald an, der aber diesmal nicht so dunkel und finster war wie der andere. Man konnte hier die Vögel singen hören und das Tageslicht schien durch die Bäume hindurch. Ab und zu flatterten ihm kleine Libellen und winzige Elfenartige Wesen um die Ohren. Crispin wusste irgendwann nicht mehr, wie lange er schon unterwegs war. Waren es nur ein paar Stunden oder schon ein paar Tage gewesen, die er so durch die Wälder zog? Und wie viel zeit blieb ihm noch und wie weit war er entfernt von seinem Ziel? Müde legte er sich ins Gras, nachdem er ein paar Beeren und Früchte von den Bäumen aß. Er schlief gleich ein und träumte einen tiefen Traum. Diesmal kämpfte er gegen viele Männer und alle waren sie aus eisernen Rüstungen und sehr groß. Aber diesmal war Crispin stärker und mutiger und zum Schluss besiegte er alle und hielt zur Ehrung eine Trophäe in den Händen. Alle in seinem Dorf waren stolz und dankbar und das schönste Mädchen von allen küsste ihn zum dank auf die Wange. Aber dann wurde Crispin wach. Ihm säuselte der Wind durchs Haar und zog ihm am Ohr. Als er richtig wach war, merkte er, dass es schon dunkel war und die Sterne am Himmel standen. Da, wieder. Es schien ihm, als ob ihm etwas ins Ohr pusten würde. Eine leise Stimme flüsterte ihm ins Ohr. Crispin drehte sich um und suchte nach der Stimme, aber es war niemand zu sehen, weit und breit war keine Menschenseele da. Und trotzdem hörte er eine leise Stimme in seinem Ohr. >> Geh, schnell. Sie kommen. Sie dürfen dich nicht finden, verstecke dich hinter den Büschen, schnell. Sei leise, damit sie dich nicht hören<<. Der Junge suchte vergebens die leise Stimme, aber wie zuvor, war nirgendwo jemand zu sehen. Und wieder ermahnte die leise Stimme ihn, das er schnell verschwinden sollte, weil die anderen schon sehr nahe waren und das sie ihn auf keinen Fall finden sollten. Und plötzlich hörte er es. Es klang wie Hufgetrippel und viele Stimmen. Crispin wusste nicht warum, aber so schnell er konnte suchte er sich ein Versteck. Hinter ein paar großen Büschen und Bäumen kniete er sich hin und lauschte leise in die Dunkelheit hinein. Und schon fast im selben Moment kamen ein paar Reiter vorbei, die sich aufgeregt unterhielten. Sie hatten alle eine Rüstung an und schauten aus, als ob sie nicht von hier kamen und nach irgendetwas oder irgendjemanden suchen würden. Einer der Männer fragte mit einer sehr rauen Stimme, die bestimmt vom vielen schreien kam, wann sie endlich am Ziel seien und was sie suchen sollten. Ein anderer Mann, der offensichtlich der Anführer war, gab ihm eine patzige Antwort, die Crispin leider nicht verstehen konnte. Er hielt es für besser, sich nicht den fremden zu zeigen, sondern lieber zu warten bis sie weit genug weg waren, um dann weiter seinen weg zu gehen. Die Reiter sahen nicht sehr nett aus und sie waren bestimmt auch nicht gerade sehr freundlich. Sie ritten nach einer kurzen pause weiter und so konnte der Junge schnell wieder aus seinem Versteck kommen. Aber wieder war da die leise Stimme im Wind. >>Pass auf das sie dich nicht sehen und hören, sie sind gefährlich und kennen keine Gnade. Gehe schnell, leise und sei auf der Hut. Am besten, du folgst dem hellsten Stern den du am Himmel sehen kannst, dann erreichst du schneller dein Ziel<<. Crispin schaute zum Himmel und sah dort tatsächlich einen hellen Stern. Er machte sich nicht mehr die mühe die Stimme zu suchen, die dort immer wieder zu ihm sprach. Irgendwie spürte er, dass er jetzt aufpassen sollte und auf die Reiter Acht geben musste. Er vertraute seinem Herzen, dieser Stimme und folgte dem Stern. Was Crispin allerdings nicht wusste, es war eine irreführende Stimme, gesandt von Saulus, dem Herrscher aus dem Osten. Diese Stimme sprach durch seinen Falken, der in einem der Bäume saß und ihn beobachtete. Er sollte von seinem Weg abkommen und sich abermals verlaufen und dann aufgeben, wenn er bemerkte, dass er sich immer wieder im Kreise bewegt. Auch der Stern am Himmel war nur geschaffen von Saulus, für seine Zwecke. Da der Junge nun mal leider viel zu leicht gläubig war, konnte man ihn nur allzu leicht vom Wege abbringen. Noch konnte Crispin nicht immer von gut und böse unterscheiden und er hatte noch nicht so viel Erfahrung, dass er wusste wer seine Freunde waren und wer nicht. Er folgte also dem Stern durch den Wald, durch die Wiesen und durch die Felsen. Die ganze Nacht lang lief er und lief und wurde gar nicht müde. Als der morgen graute und der Stern allmählich verblasste, bemerkte Crispin, dass er an dem Bach war, wo er Wurzel getroffen hatte. Wütend stellte er fest, das er kein Stück weiter gekommen war, nein, er war sogar weit zurück und ihm verließ abermals der Mut. Laut schimpfte er über sich selbst und bedauerte es schon, dass er zu dieser unendlich langen Reise aufgebrochen war. Er wünschte sich, dass man einen anderen auserwählt hätte, nur nicht ihn selbst. Aber nun konnte er nicht mehr zurück, wenn er nicht das Leben seiner Großeltern und aller anderen riskieren wollte. Auf einmal kam eine Nebelwolke auf, die langsam über den Boden dahin kroch, über den Bach hinweg und die immer höher stieg. Schon bald konnte er nichts mehr sehen und er war noch hilfloser als zuvor. Crispin machte langsam einen Schritt vor den anderen und versuchte sich so langsam vor zu tasten. Doch schon bald merkte er, dass es so nicht ging. Er konnte nicht mal mehr die eigene Hand vor Augen sehen, so nebelig war es geworden. Ihm blieb nur noch eines, warten dass der Nebel vorbei zog. Allerdings konnte das auch lange dauern, überlegte er sich und dachte darüber nach, was er nur tun sollte. Da viel ihm Eusebius ein. Sagte er nicht, dass Crispin ihn nur rufen sollte, wenn er doch mal Hilfe bräuchte? Er war sehr vertrauenswürdig und er hatte ihm bisher wirklich geholfen. Er überlegte nicht lange und rief laut nach ihm. Einmal, zweimal und sogar ein drittes Mal, aber es kam keine Antwort von dem kleinen Kerl oder irgendjemand anders. Er versuchte es noch einmal und diesmal hörte er eine ungeduldige Stimme hinter ihm. >> Ja doch, ja. Ich komme ja schon. Bei diesem Nebel kann man ja noch nicht mal seine eigenen Füße sehen, wie soll ich denn so schnell bei dir sein? Möchte nur mal wissen, wo dieser Nebel auf einmal herkommt<<. Auf einmal trat jemand von hinten auf Crispin seine Füße und rannte ihn fast um. >> Autsch, entschuldige, hab dich nicht gesehen. Ha, ha, wie denn auch! << Mit einem merkwürdigem lachen trippelte der Kobold um den Jungen herum und fasste ihn am Gürtel an, mit der Erklärung, das er ihn so nicht verlieren könnte, da er ihn ja nicht sehen konnte. >> Was gibt es denn jetzt schon wieder? Bist wohl nicht sehr weit gekommen, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben, wie? << Crispin begrüßte den Kobold erst einmal und erzählte schnell, was er bis jetzt erlebt hatte. >> Na, das mit der allwissenden Ursel ist schon mal ganz gut, aber Stimmen zu folgen ohne zu wissen wem sie gehören, das ist wirklich leichtsinnig von dir. Du hättest auch auf einen Gnom oder einen Troll treffen können, die hätten dich vielleicht in eine unterirdische Höhle locken können oder in ihren Bau. Also Junge, du lernst es wohl nie, nicht jedem zu trauen. Und nun verlangst du wohl von mir wieder Hilfe, was? << Empört über seine Leichtsinnigkeit schimpfte der kleine Kerl noch eine weile weiter und hörte erst wieder auf, nachdem Crispin ihm zum fünften Mal versprach, in Zukunft besser aufzupassen und nicht mehr so leichtsinnig zu sein. <<Was soll ich denn nun bloß tun? Den Nebel kann ich auch nicht verschwinden lassen, ich weiß ja noch nicht einmal, wo er her kommt. So etwas habe ich hier noch nie erlebt<<. Anscheinend überlegte Eusebius, denn eine weile hörte Crispin nichts von ihm. Er dachte schon, der kleine Kerl sei wieder verschwunden, aber dann sagte dieser auf einmal:>> Wir könnten ja vielleicht versuchen, diese Ursel zu rufen. Vielleicht hört sie unsere Hilfe rufe und schickt uns Hilfe oder ein Zeichen. Einen versuch ist es jedenfalls wehrt. << Beide zusammen riefen sie, so laut sie konnten nach dieser Ursel. Eine weile tat sich nichts und sie dachten schon, sie hätten vergebens gerufen, aber dann hörten sie ein feines schwirren und sahen ein helles flimmern im Nebel. Genau vor ihren Gesichtern kam das schwirren zum stehen und Glocken helle Stimmen fragten, wer da nach der großen Ursel gerufen hatte. Stotternd gab Crispin zu, das er und sein Freund es gewesen seien und das sie ganz dringend ihre Hilfe und ihren rat bräuchten. Etwas zittrig war seine Stimme, denn er konnte schließlich nicht sehen, mit wem er da redete und was das für Geschöpfe waren, die dort direkt vor ihnen waren. >> Warum, wieso sollte sie euch helfen<<, kam die Frage zurück. >> Weil dieser junge Mann hier sein Dorf vor dem Untergang retten will und wenn er es nicht schafft, sind wir alle verloren. Nur er kann die Welt retten. Vor was auch immer, das weiß ich nicht<<, sagte Eusebius schnell, bevor Crispin noch etwas sagen konnte. >> Na gut, sie erwartet euch bereits, aber ich hoffe, das es wichtig ist, denn die große Ursel hat nicht für jeden Kram Zeit<<, kam es zurück, von den Wesen, die sie nicht sehen, aber hören konnten. Leise flüsterte Eusebius zu Crispin:>> na also, geht doch. << Die Wesen gaben ihnen den Befehl, ihre Hände auszustrecken und die Augen zu schließen. Sie spürten darauf eine wohlige wärme und ein kribbeln durchzog ihren Körper von oben bis unten. Dann spürten sie einen schnellen, kalten Luftzug, ein rauschen um ihre Ohren und mit einem Mal wurden sie an den Händen gepackt und mitgerissen. Die Fingerspitzen kribbelten etwas und es kam dem Jungen so vor, als ob etwas Prickelndes seine Handflächen berührt hätten. Sie spürten kalten Windzug um ihre Ohren und Crispin hätte fast seine Augen geöffnet, denn er war neugierig was da gerade passierte. Ob diese Wesen ihn und Eusebius durch die Luft trugen oder vielleicht mit Hilfe eines Zaubers fliegen ließen? Eine ganze weile dauerte das Geschehene und Crispin kniff seine Augen so fest zu, wie er nur konnte. Trotz großer Neugierde traute er sich doch nicht, die Augen zu öffnen. Dann gab es ganz plötzlich einen schmerzlichen Aufprall und die rauschende Reise war mit einem mal beendet. >> Ihr könnt eure Augen wieder öffnen<<, sagte eine Stimme über ihnen. Crispin machte langsam seine Augen auf und sah eine alte, kleine Frau vor sich in der Luft schweben.

 

 

Die allwissende Ursel

 

 

 

 

Crispin und sein kleiner Freund waren nun in einer art Höhle, denn um sie herum waren nur Felsen, Steine und Sand. An den Wänden waren helle Fackeln und es führten mehrere Gänge in die Höhle hinein. Die Luft war gefüllt mit einem süßlichen Duft, der den Jungen ziemlich in der Nase kitzelte. Vor ihnen schwebte eine ältere Frau, oder auch eine Fee, denn sie hatte helle, schimmernde Flügel auf dem Rücken und sie war ganz in Weiß gekleidet. Ihr langes Haar war glänzend und schimmerte im Licht. >> Verzeihung, wehrte Frau Fee das wir sie stören, aber mein Freund hier braucht dringend euren Rat<<, sagte Eusebius. >> Still, ihr braucht nichts zu sagen, denn ich weiß bereits alles über euch und seine taten<<. Die Fee zeigte dabei auf Crispin und deute an, dass sie nicht reden sollten. Sie schaute die beiden zwar nicht böse an, aber dennoch wagte keiner von ihnen zu reden ohne ihre Erlaubnis.

Eingeschüchtert schauten die beiden sich in der Höhle weiter um. Die Fee begann wieder zu sprechen. Ihre Stimme klang alt, fließend und sehr ölig. >> Nun, wie ihr euch sicher denken könnt, ich bin die allwissende Ursel. Ihr könnt aber einfach nur Ursel zu mir sagen<<. Sie schwebte dabei vor den beiden hin und her und beobachtete sie ganz genau. Zu Crispin gewandt, fragte sie ihn, um was er sie nun genauer bittet oder was sie für ihn tun sollte. Ihr Ton hörte sich immer freundlicher an, aber dennoch wagte sich keiner der beiden sich zu räuspern oder gar unaufgefordert zu reden. Da sie sich so plötzlich zu Crispin hin drehte, erschrak dieser und tat einige Schritte zurück. >> Nun, sprich Knabe! << Etwas ängstlich fing er an zu erzählen. >> Ich muss dringend den Weg in den Süden finden und es eilt. Ich laufe aber nur im Kreis oder verlaufe mich ständig, ich weiß einfach nicht weiter. Könntest du mir nicht einen Rat geben oder mir sagen wie ich den Weg finde<<? Eine weile war vollkommene Stille, dann sagte die Fee: >> Tja, ich weiß das deine Mission wichtig ist für die Menschen und das die Zeit drängt, denn du bist nicht allein auf der suche nach diesem Schatz und die anderen sind schon sehr weit. Aber erst einmal muss ich darüber nachdenken, ihr dürft hier solange verweilen und auf mich warten<<. Damit verschwand die Ursel und lies den Jungen und den Kobold alleine. Da standen sie nun, wussten nicht wann sie zurück kam oder was sie nun tun sollten. Als der Kobold seine Sprache wieder fand, fragte er Crispin wer die anderen seien, von der die Ursel sprach. Crispin sagte ihm, dass er nicht wusste das noch andere auf der suche wären. Auch hatte er keine Ahnung wer sie überhaupt waren oder was sie im Schilde führten. Nach einer weile fielen ihm die sonderbaren Reiter wieder ein, die er neulich sah und erzählte dem Kobold davon. Er berichtete ihm von dem fürchterlichem aussehen und von den Rüstungen, die sie trugen. Eine weile unterhielten die zwei sich über die fremden Reiter. Wer sie wohl waren, wo sie wohl hin wollten und ob sie es überhaupt waren, von der die Ursel sprach. Nach einer ganzen weile wurden die beiden vom warten und rumstehen kalt und unruhig. Sie fingen an in der Höhle umher zu laufen und sich die ganzen Gänge anzusehen. Einige waren groß und hell, andere Räume waren dunkel, düster und feucht. Dann wieder einige glänzten und schimmerten, als ob Glitzerstaub an den Wänden sei. Nach einer weile kamen sie in einen

Raum, in dem viele Türen waren. Große, kleine, breite und schmale. Aus lauter Neugier und Langeweile öffneten sie die Türen, um zu schauen, was hinter ihnen verborgen war. Hinter der ersten Tür war nur die Rumpelkammer. Hinter der zweiten war eine art Kerker. Weiter sahen sie eine weitere Kammer, neue Gänge, Schlafräume, einen großen See und einen kleinen Wald. Die letzte Tür war abgeschlossen und als die zwei die Klinke runter drückten, fing sie an zu schreien und kreischen, das Crispin vor Schreck zurückwich. >> Eindringlinge, Fremde, Hilfe! Kommt schnell und fangt sie. Sie dürfen hier nicht sein<<. Erschrocken wollten die beiden schnell wieder verschwinden, aber als sie sich umdrehten, sahen sie lauter Elfen und Feen vor sich schweben. Sie schauten die zwei böse an und bevor auch nur einer von den beiden noch etwas sagen konnte, bekamen sie einen feinen Staub ins Gesicht gepustet. Sie hielten sich schützend die Hände an die Augen, aber es war zu spät. Der feine Staub rannte in den Augen und alles wurde unklar und undeutlich vor ihnen. Sie waren sofort total benommen und konnten sich nicht mehr wehren. Jemand fasste sie unter den Armen und flog sie weg. Durch den Staub in den Augen konnten sie nur verschwommen sehen und bekamen nicht richtig mit wo sie hin gebracht wurden. Nach einer weile vielen sie mit einem plumps auf etwas hartem und vielen sofort in Ohnmacht. Irgendwann wurden sie dann durch viel Gemurmel und Gerede um sich herum wieder wach. Crispin wusste nicht wie lange er da so gelegen hatte, als er zu sich kam. Waren es nur Minuten oder etwa kostbare Stunden, die er hier so vertrödelte? Langsam öffnete er die Augen und sah wieder verschwommen eine ganze menge kleiner Wesen um sich herum. Er hörte leise Stimmen die wohl über ihn schimpften, denn eine sagte, das man ihn dort hin schicken sollte wo er her gekommen sei. Eine andere meckerte darüber Rum, dass er einfach so ohne Erlaubnis in ihrer Höhle Rum schnüffelte und eine etwas freundlichere Stimme meinte, dass man ihm eine Chance geben sollte und nicht so hart zu ihm sein sollte. Crispin meinte sogar, den Namen Ignaz einmal gehört zu haben, den Namen von dem Zauberer aus seinen Träumen. >> Also, was machen wir denn nun mit dir, du Mensch? << fragte eine kleine Elfe direkt vor seiner Nase. Sie schien sehr sauer zu sein und nicht im Geringsten um zu stimmen zu sein mit ihrer Meinung über den Menschen vor sich. Crispin versuchte sich zu Entschuldigen und suchte vergebens nach Eusebius. >> Du wirst deinen Freund nicht finden. Er zog es vor, lieber wieder in seinen Wald zurück zu gehen<<, sagte eine andere Elfe neben ihm. >> Wir müssen dich leider bestrafen, weil du ohne Erlaubnis in unseren Räumen und Höhlen herumgeschnüffelt hast<<. Jetzt konnte Crispin wieder richtig sehen und sah, das er in dem Raum war wie zu aller erst. Vor ihm schwebten eine große Anzahl von kleinen, hellen schimmernden Elfen und Feen. Ihre Flügel schimmerten und ihre Gesichter glänzten und strahlten wie die Sterne am Himmel. Die Kleidung war sehr hell, meist weiß oder silberfarben und sie schimmerte im Licht Perlmutfarben und golden. Einige von ihnen trugen kleine Stäbe bei sich, andere wieder Rum hatten gar nichts bei sich. Und wenn die meisten von ihnen nicht so sauer gewesen wären, dann wäre das ganze ein wunderschöner Anblick gewesen, den Crispin so schnell nicht wieder vergessen hätte. Nur eins viel ihm auf, sie alle waren ungefähr im selben alter, nicht so wie die Ursel. Sie sah im Gegensatz zu denen hier viel, viel älter aus. Wieder wollte er sich bei allen entschuldigen und sagte dass es ihm leid täte, wenn er etwas falsch gemacht hätte, aber sie wollten es nicht hören. Nein, sie fingen an zu schimpfen und packten ihn alle an der Kleidung, an den Armen und den Beinen und hoben ihn hoch in die Luft. Als sie gerade mit ihm davon schweben wollten, ertönte eine laute, strenge Stimme über ihnen. >> Lasst ihn sofort runter, er steht unter meinem Schutze und ich wünsche, das ihr ihn gut behandelt<<. Es war die Stimme der allwissenden Ursel die gerade wieder erschien, rechtzeitig, um Crispin vor den anderen zu retten. Sie verscheuchte ihre Untergebenen, die etwas kleinlaut und widerwillig sich davon machten und wandte sich dem Jungen zu. >> Du musst wissen, sie sehen es nicht gerne wenn hier kein Frieden mehr herrscht, wenn erst einmal die Menschheit unser Versteck kennt. << Wieder einmal entschuldigte er sich und versprach, niemandem von diesen Höhlen zu erzählen. Auch versprach er nicht mehr so neugierig zu sein. Dann fragte er wo sein Freund wäre und ob sie ihm nun Helfen könnte, denn er könnte nicht noch mehr wertvolle Zeit verstreichen lassen. Ursel antwortete:>> Deinen Freund haben die anderen leider zurückgebracht als ihr geschlafen habt. Und ja, ich werde dir helfen, unter einer Bedingung! Du musst drei Rätselfragen beantworten und dafür gebe ich dir nur eine halbe Stunde Zeit. Wenn du damit einverstanden bist, fangen wir gleich an, wenn nicht, dann bringe ich dich wieder zurück und du musst alleine klar kommen. Jetzt entscheide dich. Wenn ich dir die Fragen gestellt habe, läuft deine Zeit. Kannst du die fragen nicht beantworten, dann musst du hier bleiben, bei uns<<. Crispin überlegte was er nun tun sollte. Wenn er die Fragen gestellt bekommt und sie nicht beantworten kann, sollte er dort bleiben, warum auch immer. Und das wäre gerade das, was er absolut nicht wollte und konnte. Vielleicht könnte er sich ja auch selbst weiter helfen. Aber vielleicht kann die Ursel ihm ja sagen was er tun muss oder wo er hin soll. Sie ist ja schließlich allwissend. Ein versuch ist es jedenfalls wert, dachte er sich und sagte:>> Gut, stelle mir die Fragen, ich bin bereit<<. Crispin hoffte auf einfache Fragen und das ihm bestimmt etwas einfallen würde, falls er sie nicht beantworten könnte. >> Wie du willst, Crispin. Höre mir gut zu und denke genau nach. Hier kommt die erste Frage:

Wer hat keinen Körper und ist doch sichtbar? Die zweite Frage lautet: Welche Frage kannst du niemals mit Ja beantworten? Drittens: Was wird durch waschen schmutzig? << Crispin fing an, sich über die Fragen Gedanken zu machen. Das waren ja ziemlich schwierige Fragen, fand er. Er überlegte krampfhaft was wohl sichtbar war, obwohl man es nicht sehen konnte. Aber klar doch, der Geist, der hat keinen Körper. Aber nee, den kann man ja nicht richtig sehen, dachte er sich und lief in der Höhle hin und her. Etwas Tageslicht kam durch ein kleines Guckloch herein und warf einen Schatten von Crispin an die Wand. Ganz nachdenklich schaute er sich seinen Schatten an und dachte über die erste Frage nach. Und wie er so überlegte und dabei die Wand anstarrte, viel ihm plötzlich die Antwort ein. >> Das ist doch ganz einfach, der Schatten natürlich, ihn kann man sehen, obwohl er keinen festen Körper hat<<. Ursel gab die Antwort als richtig und wartete nun auf die nächste Antwort. Die war nun allerdings etwas schwieriger, fand Crispin. Worauf kann ich niemals mit ja antworten? Was soll das denn für eine Frage sein? Auf alles kann man doch mit ja und nein antworten. Das war nun sehr schwer. Die Zeit verstreicht und ich komme einfach nicht auf die Antwort, dachte er verzweifelt. Die dritte frage, vielleicht ist die ja nicht so schwer, überlegte er sich und dachte erst einmal darüber nach. Ich glaube, ich kenne diese Antwort, ich habe sie schon einmal gehört. Krampfhaft dachte er darüber nach, wo er sie schon einmal gehört hatte, vielleicht war es zu Hause gewesen? Wieder lief er hin und her, legte sich einige antworten parat, strich sie wieder aus seinem Gedächtnis und wurde immer stiller. >> Aber sicher doch, ich weiß es! Meine Oma sagte immer, als ich noch klein war, ich sollte mich richtig waschen. Ich war ein wenig Wasserscheu und mochte mich nie richtig waschen. Das Wasser war so schrecklich kalt und nass. Da sagte sie immer, wenn ich mich nicht richtig wasche, dann bleibt das Wasser genauso sauber wie sie es aus dem Bach geholt hatte. Darum ist es das Wasser was durch waschen schmutzig wird<<. >> Gut, auch diese Antwort ist richtig, Crispin. Die Hälfte der Zeit hast du nun Rum und noch eine Antwort fehlt dir<<. Jetzt wurde es kniffelig. Nur noch diese eine Frage, dann hatte er es geschafft. Aber es war auch die schwierigste, fand er. Fünf Minuten waren bereits vorbei und er kam nicht darauf, wie die Antwort wohl lauten musste. Er fing einfach an, wahllos drauf zu raten. Aber alles war falsch. Jetzt hatte er nur noch fünf Minuten und immer noch keine richtige Antwort parat. Dann, in der letzten Minute viel ihm etwas ein, das vielleicht richtig sein könnte, aber genau wusste er es nicht. Versuche ich es einfach, dachte er sich und gab im letzten Augenblick die erlösende Antwort.

>> Schläfst du schon, lautet die frage. Darauf kann man nicht antworten wenn man bereits schläft<<. Gespannt wartete er auf die Reaktion von der Ursel. Hoffentlich war es richtig, betete er. Ursel lies sich diesmal aber Zeit mit ihrer Antwort, bis sie schließlich endlich sagte: >> Du hast Glück gehabt, Junge. In der letzten Minute noch kam deine Antwort und sie war richtig. Wie ich sehe, du bist die richtige Wahl. Du magst jung, unerfahren und in manchen Sachen hilflos sein, aber im entscheidenden Moment bewahrst du einen kühlen Kopf und machst deine Sache gut. Wir sollten jetzt darüber reden, wie ich dir helfen kann. Erst einmal kommst du mit, ich zeige dir durch mein magisches Auge, was dich erwartet und was hinter dir liegt<<. Erleichtert, das er die drei fragen richtig beantwortet hatte und gespannt was nun kommen würde, folgte Crispin der Fee durch die Höhle. Sie kamen in einem kleinen Raum an, der überall glitzerte und leuchtete. Ab und zu flog eine mürrisch drein blickende Elfe an ihnen vorbei und manchmal bemerkte Crispin etwas Kleines auf dem Boden vorbei huschen. An den Wänden hingen dünne Fäden die aussahen, als ob es Spinnweben wären, aber diese sahen aus, als ob sie mit frischem Raureif bedeckt wären. Der Raum wurde erhellt von einem Licht, das von der Decke runter leuchtete und in der Mitte des Raumes stand ein runder Steintisch mit einem kleinen, klaren Glasteil darauf. Ursel führte Crispin zu dem Tisch und bat ihn ins runde teil zu sehen. >> Das ist eine Kristallkugel, mein magisches Auge. Darin kann ich alles sehen und dir alles zeigen, was du wissen musst. Diese Kugel stammt noch von meinen Vorfahren und ist sehr alt<<. Ursel beugte sich über die Kugel und schaute ruhig und gespannt hinein. Sie bewegte ihre Hände darüber hinweg und sofort entstand eine art Nebel darin, der sich langsam

wieder auflöste. >> Ich zeige dir erst einmal, was hinter dir liegt. Das ist sehr wichtig, damit du weist um was es geht und weshalb du deine Aufgabe erfüllen musst. Schaue jetzt ganz genau hinein, denn ich kann dir das nur einmal zeigen<<. Wieder bewegte sie ihre Hände über das Glas hinweg und langsam entstanden verschwommene Bilder. Zuerst sah Crispin nur grüne Wiesen und Felder, dann langsam einige Häuser und Hütten. Dann entstanden sogar einige Gesichter. Er konnte seine Großeltern erkennen, einige bekannte aus seinem Dorf und den Dorf Ältesten. Alles schaute wie immer ruhig und friedlich aus, alles war wie immer. Aber dann veränderte es sich. Es wurde windig, ein Sturm brach aus, der die Zäune und Hütten entzwei riss. Die Menschen liefen schreiend und hilfesuchend umher und über ihnen hallte ein donnerndes Lachen. Reiter kamen durchs Dorf und Hinterließen Angst und Schrecken. Plötzlich verschwanden die Gesichter und eine Burg, groß und mächtig war zu sehen. Aus einem Fenster war ein Gesicht zu sehen, das eines Mannes. Er lachte schadenfroh und brüllte, dass alles bald ihm gehören würde und dass er alleine die Macht besitzen würde um diese Welt zu beherrschen. >> So, das liegt hinter dir, nun zeige ich dir, was noch auf dich zukommt<<. Wieder schaute Crispin gespannt in die Kugel. Diesmal sah er sich selbst, auf dem weg ins ungewisse. Dann sah er diese Reiter wieder, die er schon einmal gesehen hatte. Sie versuchten mit allen mitteln ihn auf zu halten und vor ihm am Ziel zu sein. Langsam verschwanden alle Gesichter wieder und es entstand wieder ein eigenartiger Nebel. Gleich darauf wandte Crispin sich der Fee zu und stellte ihr viele Fragen. >> Wer waren diese Reiter und was wollen sie? Und was ist in unserem Dorf passiert und wer war dieser Mann in der Burg? << >> Langsam, ich erkläre dir alles was du wissen musst, aber immer der reihe nach<<, sagte Ursel. >> Also, diese Reiter sind auch auf der suche nach dem Schatz. Aber sie haben damit nichts Gutes vor. In den falschen Händen bringt er großes Unglück und Kummer über die Menschheit. Sie sind skrupellos und machen vor nichts halt um an ihr Ziel zu kommen. Du wärst fast schon einmal mit ihnen zusammen getroffen, gib gut acht auf sie, sei immer vor ihnen auf der Hut. Sie wurden von einem bösen und mächtigen Mann geschickt, der genau weiß dass es dich gibt. Er würde alles tun um dich auf zu halten und seine Macht zu stärken. Das war der Mann in der Burg, er heißt Saulus. Und er ist auch dafür zuständig, was in deinem Dorfe passiert. Er hat viel Macht und auch einige Zauberkräfte. Er wird nichts unversucht lassen um dich auf zu halten und dir zu schaden. Du darfst dich von ihm nicht täuschen lassen oder dich ihm ergeben. Er wird jeden Trick anwenden um dich zum aufgeben zu überreden. Wenn du dich nicht beeilst und diese Legende aufspürst, dann wird er wohl schon bald an sein Ziel kommen, alle Lebewesen auf der Welt werden unter seinem Einfluss stehen<<. Ursel erzählte noch eine weile weiter und mit jedem Wort von ihr wurde Crispin ängstlicher und zittriger. Er hatte nicht gewusst, dass er sich auf so etwas gefährlichem eingelassen hatte, von dem er nun nicht mehr zurück konnte. Er hatte zum ersten mal nach langer Zeit wieder richtig Angst.

 

 

Das Labyrinth

 

 

 

 

Nachdem die allwissende Ursel ihre Prophezeiungen und Ratschläge beendet hatte, schaute Crispin sie noch verwirrter an als zuvor. >> Aber was soll ich denn nun tun? Wo soll ich denn hin, wo ist das Ziel<<? >> Ich kann dir ein wenig helfen. Erst einmal gebe ich dir drei dinge mit die dir in einer Notlage helfen können. Das erste ist dieses Feen Pulver<<. Sie überreichte dem Jungen eine kleine durchsichtige Flasche, in der ein glitzerndes Pülverchen war. Es sah so wundervoll aus, dass man es lange Zeit anschauen konnte. >> Damit kannst du deinen Feind für kurze Zeit außer Gefecht setzen. Dafür musst du es nur in seine Augen pusten. Er kann dann für eine weile nichts mehr sehen und du bist ihn erst einmal los. Das zweite ist auch ein Pulver, aber damit kannst du, wenn du es über dich selbst schüttest, ein kleines Stück fliegen<<. Wieder gab sie dem Jungen eine kleine Flasche. Aber diese war nicht wie zuvor hellrosa, sondern leicht grünlich schimmernd. >> Verwechsle diese Inhalte nicht, passe gut auf sie auf. Und als letztes habe ich hier diese Kristallrose. Sie wurde von Ignaz persönlich hier gelassen. Sie soll demjenigen helfen, der ihn eines Tages retten wird. Sie soll ihn aus seinem Gefängnis befreien. Mehr kann ich zu der Rose leider nicht sagen, nur das du sie gut aufbewahren musst. Pass auf, das sie nicht kaputt geht<<. Vorsichtig nahm Crispin die Rose

an. Sie war durch und durch aus hellem Kristall und glänzte und schimmerte mit dem Licht um die Wette. Sie sah aus, als ob sie gerade im frühen Tau der Morgensonne entstanden wäre, zerbrechlich und sehr kostbar. Behutsam verstaute Crispin die drei Sachen in seiner Tasche. >> Und bevor du noch etwas sagst, ich werde dir noch helfen, deine Reise ein ganzes Stück weiter fort zu fahren. Ich werde dich an die Grenze bringen, dort wo der legendäre Süden beginnt. Mann muss diese Reise durch ein Labyrinth beginnen, um hinein zu gelangen. Schließe deine Augen und lass dich sinken in deinen Träumen. Wenn du wieder deine Augen öffnest, wirst du auf dich alleine gestellt sein. << Obwohl Crispin nun sehr aufgeregt war und auch etwas ängstlich, tat er was die Fee von ihm verlangte. Er schloss seine Augen und versuchte sich zu entspannen. Langsam fing alles an ihm an zu kribbeln und in seinem Kopf drehte und schwirrte alles. Es kam ihm vor, als ob alles um ihn herum sich drehen würde. Ihm wurde leicht schwindelig und er spürte einen leichten Luftzug und er hörte wie es hinter ihm rauschte. Dann wurde er langsam immer benommener und dann verlor er das Bewusstsein. Als er irgendwann wieder zu sich kam, wusste er erst nicht wo er war. Er lag im Gras und über ihm waren Bäume zu sehen. Sein Kopf drehte sich, so als ob er zu viel Wein getrunken hätte. Er hörte leise Stimmen in der Nähe und irgendwie kamen sie ihm bekannt vor. Crispin versuchte aufzustehen und kam wackelnd zum stehen. >> Na endlich, wir dachten schon du kommst gar nicht mehr zu dir<<, sagte eine Stimme. Crispin rieb sich die Augen und sah zwei kleine gestalten vor sich. Langsam erkannte er die beiden. Es waren Eusebius und Wurzel, seine Freunde. >> Was ist denn los, wo sind wir und was macht ihr hier<<? fragte Crispin. >> Wir sind im Süden, komm steh auf, wir müssen aufbrechen<<. Der Junge schaute sich erst einmal um. Er wollte wissen, wo genau er hier gelandet war. Sie standen auf einem Gras bewachsenem Hügel und unten waren einige Bäume und Büsche zu sehen. Zur linken und rechten Seite waren nur große, grüne Wiesen und hinter ihnen war wieder einmal ein Wald zu sehen, aus dem es plätscherte und zwitscherte. Wurzel und Eusebius machten sich derweil daran den Hügel hinab zu steigen. >> Nun komm aber endlich, du solltest da nicht länger Rum stehen<<, sagten sie. >> Halt, erst einmal erklärt ihr mir was ihr hier macht, << sagte er. Eusebius drehte sich zu ihm um und erklärte die Anwesenheit der beiden. >> Nun ja, wir dachten du könntest Hilfe gebrauchen und wir würden dich gerne begleiten und dir auf deinem weiteren Weg zur Seite stehen. Aber wenn du lieber alleine da hinein gehen willst, bitte. Du musst es nur sagen<<. Eusebius zeigte dabei mit den Händen vor sich her und erst da sah Crispin wo sie waren. Und auch jetzt erst fiel ihm ein was die allwissende Ursel gesagt hatte. Den Weg in den Süden muss man durch ein Labyrinth beginnen. Und tatsächlich, vor ihnen war eine lange, grüne Hecke zusehen. Sie zog sich unendlich lang dahin und schien kein ende zu nehmen. Sie war ziemlich hoch, so dass man das obere Ende nicht mit dem bloßen Auge erkennen konnte. Aber es war auch weit und breit kein Eingang zu sehen. Jetzt wurde es wohl ernst. Keine weiten Wiesen und dunkle Wälder mehr und auch keine einsamen Wege die vor ihm lagen. >> Ich glaube, ich kann eure Hilfe gut gebrauchen. Ich danke euch. Zu dritt ist es auch viel besser als ganz alleine, aber woher wisst ihr wo ich bin? << fragte er neugierig. >> Na, von der Ursel natürlich. Auch sie war es, die meinte, dass du Hilfe brauchen könntest und gute Freunde. Aber nun las uns mal los marschieren, suchen wir den Eingang<<. Die Freunde gingen den Hügel hinab und erzählten sich von den letzten Ereignissen, die ihnen in den letzten Stunden geschehen waren. Als sie dann auf der schönen grünen Wiese waren standen sie da und schauten in beide Richtungen. Sie überlegten, welchen Weg sie nehmen sollten, da beide Seiten gleich aussahen. Es war kein Tor oder irgendein anderer Eingang zu sehen, nur ein schmaler, sandiger Pfad, der zur einen Seite einen Graben hatte und auf der anderen Seite die große, grüne Hecke. Einige Vögel flogen über sie hinweg und die Sonne strahlte auf den Weg. Crispin hielt Ausschau nach einem Wegweiser oder eine kleine Veränderung in der Hecke. Aber je länger er da stand und überlegte, desto unsicherer wurde er. Er fragte seine Freunde welchen Weg sie nehmen sollten, aber auch sie hatten keine Ahnung. >> Gehen wir einfach nach links<<, sagte Wurzel und ging auch einfach los. Die anderen folgten ihm ohne weiteres und marschierten munter drauf los. Crispin bedankte sich bei den beiden noch für deren Hilfe und das sie ihn begleiteten. Und obwohl die zwei verlegen und Hände schüttelnd abwinkten, waren sie doch froh, dass sie einen Freund hatten, der ihre Hilfe zu schätzen wusste. Am Anfang waren sie noch guter Laune und stimmten ein fröhliches Lied an. Sie stiegen über Stock und Stein, beobachteten die munteren Tiere in der Nähe und strahlten mit der Sonne um die Wette. Als sie aber nun schon gut eine Stunde unterwegs waren und immer noch keine Veränderung bemerkten, wurden sie langsam unruhig. Crispin blieb stehen und schaute sich

die Hecke an. >> Das gibt es nicht, irgendwo muss es doch einen dämlichen Eingang geben oder wenigstens einen Hinweis<<! Wurzel schlug vor, sich einfach einen Weg durch die Hecke selbst zu machen. Man könnte ja einfach einige Äste und Grünzeug beiseite drücken und sich hindurch zwängen. Die drei schauten sich an und ohne noch etwas zu sagen fing Eusebius an, sich an der Hecke zu schaffen zu machen. >> Kommt schon, helft mit. Ist vielleicht nicht gerade die einfachste Sache, aber immer noch besser als unendlich lang diesen doofen Weg zu gehen<<. Er zeigte dabei auf den Weg und machte sich wieder an der Hecke zu schaffen. Die anderen beiden machten sich daran ihm jetzt zu helfen. Als sie glaubten, ein wenig von der Hecke frei zu bekommen geschah etwas Merkwürdiges. Sie fing an zu wackeln und rütteln und die Äste fingen an von ganz allein beiseite zu gehen. Erschrocken ließen die drei die Zweige los und traten zurück. Etwas Unglaubliches geschah, sie sahen, wie in der Hecke eine Öffnung frei wurde. Von ganz alleine bewegte sich die Hecke. Die Zweige und Äste gingen wie von Zauberhand zur Seite, so weit, bis man gut durch sie hindurch gehen konnte. Dann blieben die Sträucher so wie sie waren, sie hatten sich zu einem Eingang geformt und warteten auf den eintritt der Fremden. Vor ihnen lag ein langer Gang, der genauso unendlich war, wie von außen. Zu beiden Seiten war wieder diese hohe, grüne Hecke und es schien auch nichts anderes zu geben als dieses grüne etwas. Aufgeregt und unerwartet blickten die drei Freunde abwechselnd ins innere des Labyrinths und sich selber an. >> Na, was meint ihr, wollen wir uns da hinein wagen? << fragte Crispin den Zwerg und den Kobold. >> Ich glaube, dir bleibt wohl keine andere Wahl, oder? << fragte der Zwerg. Crispin bejahte die Frage und machte ein schwermütiges Gesicht. Sie traten alle einen Schritt, als plötzlich jemand mit einer kräftigen, zornigen Stimme laut „halt“ rief. Die Stimme schien von hinten zu kommen, also drehten sich die drei um, um zu sehen wer da sprach. Aber es war niemand zu sehen, nur eine kleine, graue Wolke schwebte über ihnen. Langsam machte sich in der Mitte der Wolke ein kleines Loch breit und es erschien ganz verschwommen und unklar ein Gesicht. Es war das Gesicht eines Mannes, das von Saulus. Crispin erschrak sich, da er sich erinnerte, dass er dieses Gesicht schon einmal gesehen hatte. Die allwissende Ursel zeigte ihm das Gesicht des Mannes und warnte ihn auch vor ihm. Er war der böse Gegner, der seine Reiter los schickte, um vor Crispin am Ziel zu sein. Leise frage Wurzel, was der wohl wollte, aber die Antwort kam nicht von seinen Begleitern, sondern von Saulus selbst. >> Ich warne dich, du Jüngling, gehe nicht weiter, sonst wirst du es bereuen. Kehre um, solange du noch kannst<<. Er machte ein zorniges Gesicht und zeigte drohend mit dem Finger auf den Jungen. >> Was willst du denn machen wenn wir doch gehen? << fragte Crispin mutig. Er nahm seinen ganzen Mut zusammen und stellte sich dem Gesicht gegenüber. >> Du wirst deine Familie nie wieder sehen und das ganze Dorf wird darunter leiden, das du so töricht warst und dich mir widersetzt hast<<. Saulus seine Stimme klang gewaltig, zornig und sehr wütend. Mutig und mit zittriger Stimme erwiderte Crispin:>> Das werden sie erst recht, wenn ich aufgebe, und das habe ich nicht vor<<. Noch zorniger als zuvor zeigte der Mann ins leere und sagte, Crispin solle sehen was geschieht. Neben ihm entstand eine weitere Wolke, die sich im inneren erhellte und unklar die Umrisse einiger Menschen zeigte. Langsam konnte man auch Gesichter erkennen und was sie taten. Erschrocken musste Crispin feststellen, dass es seine Großeltern waren. Sie weinten und sahen schlecht aus. Im Hintergrund brannte die Scheune und die Felder dahinter waren verwüstet und sahen nicht sehr gut aus. Ein Sturm brach los, der den armen, alten Mann mitriss und die Frau in den Schmutz zog. Viele Reiter durchquerten das Dorf, schnell und ohne Rücksicht. Sie sahen böse und schrecklich aus. Der Junge streckte seine Arme nach dem Bild im Himmel aus, aber er konnte sie nicht erreichen. Er merkte fast gar nicht, dass ihm einige Tränen über die Wange liefen. Voller Zorn wandte er sich Saulus zu. >> Was hast du mit ihnen gemacht? Warum tust du ihnen das an? Las sie in ruhe! << Gehässig erwiderte der Böse Mann:>> Das hast du dir selbst zu zuschreiben. Kehre um, dann werde ich dich und deine Familie verschonen. Versuche nicht mich auszutricksen, ich sehe alles. Also, drehe diesem Labyrinth sofort den Rücken und du hast mein versprechen<<. Crispin schien tatsächlich zu überlegen, denn er schaute abwechselnd von der Wolke mit den Gesichtern und zu dem Labyrinth. >> Nein, er lügt. Glaube ihm nicht Crispin. Der Alte Mann in deinem Dorf hat doch gesagt du darfst dich nicht umdrehen. Und die allwissende Ursel hat auch gesagt das du ihm nicht trauen darfst<<. Wurzel und Eusebius blickten ihren Freund an und versuchten, ihn davon zu überzeugen, das er jetzt auf keinen Fall aufgeben durfte. >> Er hat doch sein Wort gegeben und wer weiß was er mit ihnen macht, wenn ich nicht aufgebe<<. Verzweifelt schaute Crispin seine kleinen Freunde an und dann Saulus. >> Also, wenn ich wirklich dein Ehrenwort habe und wenn auch dem ganzen Dorf nichts geschieht, dann.... Halt, warte<<, rief der Kobold schnell. >> Überlege doch mal! Denke genau nach, was hat er nicht schon alles versucht um dich aufzuhalten. Und was weißt du über ihn? Glaubst du ihm wirklich mehr als deinen Freunden? Und was glaubst du, sagen die Leute in deinem Dorf, wenn du einfach zurückkehrst? Sie werden wissen, das du doch keinen Mut hattest um dem bösen entgegen zu treten. Er lügt dich doch nur an, er will dich doch nur zum aufgeben überreden. << Diese Worte gaben Crispin neuen Mut, denn keiner sollte sagen, er sei ein Feigling. Schließlich musste es einen guten Grund geben, dass man ihn ausgewählt hat. >> Ihr habt recht, ich gehe weiter und erfülle meine Aufgabe, egal was geschehen mag. Hörst du, du kannst mich nicht mehr einschüchtern. Verschwinde und las uns in ruhe, damit wir weiter gehen können. << sagte Crispin tapfer dem bösen Mann zugewandt. Saulus bebte vor Wut und versprach ihm alles böse und schlimme, aber der Junge hörte einfach nicht hin. Mit einem lauten Knall und viel Donner verschwand er wieder und gleich darauf kam ein Falke geflogen, der drohend über sie hinweg flog. Mit einem lauten kreischen stürzte er sich auf die drei und fing auch gleich an auf sie einzuhacken. Schützend hielten sie ihre Arme vor die Gesichter. Sie fuchtelten mit den Händen und versuchten das kreischende Tier weg zu jagen, ohne Erfolg. Es pickte mit seinem spitzen Schnabel auf ihre Köpfe und Arme ein, so das es unschöne Kratzer und Wunden hinterließ. Die drei Freunde schrien den Vogel an und schlugen nach ihm, bis er plötzlich einen Faustschlag von dem Kobold mitten auf den Kopf bekam und er kreischend für einen Moment innehielt. Diesen kurzen Augenblick nutzten die drei und sprangen schnell durch die Öffnung in der Hecke hindurch. Sofort schloss sich die Hecke wieder hinter ihnen und es war kein Durchgang mehr zu sehen. Von außen hörten sie nur noch schwach das böse krächzen von dem Vogel, der wie wild mit seinen Flügeln flatterte und sich dann unter einem schreien davon machte. Crispin, Eusebius und Wurzel standen nun mitten in dem Labyrinth und hatten einen langen, dunklen Weg vor sich. Jetzt hieß es, den Weg wieder aus diesen Gängen hinaus zu finden, zum anderen Ende.

 

 

 

 

Der Sturm

 

Während Crispin nun also zu seiner langen Reise aufbrach, von der niemand wusste wo sie enden würde oder wann, hofften und bangten seine Großeltern und der alte Gambil, das er heil, gesund und recht bald wieder zurückkehren würde. Sie beteten dafür, dass er allen Mut zusammen nehmen würde, um die Gefahren zu trotzen, die ihm auf dem langen Weg begegnen sollten. Die drei setzten sich zusammen und dachten darüber nach, was alles passieren könnte und welche Gefahren auf ihn lauern würden. Crispins Großmutter musste getröstet werden, weil sie sich solche sorgen um ihn machte. Er war alles, was ihnen noch geblieben war und sie würde es nicht verkraften, wenn er nicht mehr Heim kehren sollte. Die alten Männer redeten ihr gut zu und Gambil riet ihnen, vorerst nicht zu verraten, warum der Junge weggegangen war, sollte einer danach fragen. Er wusste schließlich, das die Dorfbewohner ihn vielmehr mit einem spöttischem lächeln bedachten oder ihn einfach nicht für ernst nahmen, weil er eben ein so vertrauensseliger, schwacher Junge war, der selten viel auf die Reihe bekam. Wenn sie dann auch noch mitbekamen das er auf einer Reise war, die von aller Schicksal abhing, dann würden sie nicht mehr aus dem Gerede und lachen raus kommen. Sein Großvater erzählte dann, dass er einfach auf die Reise gegangen war, um die weite Welt kennen zu lernen. Ihn hielt schließlich nicht sehr viel in dem Dorf und würde schon irgendwann Heim kehren. Auf das Gerede darauf hin hörte er nicht mehr, denn er wusste schließlich, das viel mehr in dem Knaben steckte, als sie alle zusammen dachten. Sehr lange blieb es allerdings nicht ruhig, denn schon wenige Tage später begann ein kleines Unwetter, das zwar nicht sehr stark war, aber dafür für diese Jahreszeit sehr ungewöhnlich. Es fing schon früh morgens an zu regnen und die Bauern hofften nur, dass der Regen schnell vorüber gehen würde. Von da an nahmen die Unwetter von Tag zu Tag immer mehr zu und die Menschen suchten Rat bei Gambil. Der Bürgermeister rief eines Tages alle Dorfbewohner zusammen und sie trafen sich in der größten Scheune, denn draußen war es inzwischen so Stürmisch, das sich kaum noch einer vor die Tür traute. Der Himmel war von schwarzen Wolken übersät und die Felder waren von dem ganzen Regen schon ganz platt, die Tiere waren schon lange wieder in den Scheunen

und die Bäume drohten im Wind um zu knicken. Keiner konnte sich erklären, was das alles zu bedeuten hatte, nur Gambil hatte eine fürchterliche Ahnung, die er aber nicht sagen konnte. Als sich nun alle Dorfbewohner versammelt hatten, begann der Bürgermeister mit seiner rede. >> Gambil, nur du kannst uns sagen wo dieses Unwetter her kommt und was wir dagegen unternehmen müssen. Noch niemals war das Wetter dermaßen schlimm, es muss irgendetwas geschehen sein und wir sind die Leidtragenden. Vielleicht sind die Menschen in den anderen teilen des Landes schuld oder irgendeine Macht bedroht uns. Gambil, hilf uns und sage uns was hier geschieht<<! Der alte Mann schaute in fraglose und ängstliche Gesichter und er wusste nicht was er ihnen sagen sollte. Also sagte er :>> Erst einmal beruhigt euch, es wird schon wieder alles gut werden! Ihr müsst nur vertrauen haben und stark sein, denn wenn es das ist was ich befürchte, dann könnte es noch schlimmer kommen. Aber genau weiß ich es nicht, also fragt mich nicht weiter und geht zurück in eure Häuser<<. Der alte versuchte die aufgeregte Menge zu beruhigen, aber mit seinen unüberlegten Worten machte er es nur noch viel schlimmer. Wenn zuvor nur knapp die Hälfte der Anwesenden aufgeregt war, so waren sie nun fast alle aufgebracht. Sie redeten durcheinander und befürchteten das schlimmste. Einige verlangten nun erst recht eine Antwort, als sie hörten dass es noch schlimmer kommen könnte. Der Bürgermeister verlangte hartnäckig ruhe, da er noch kaum zu Worte kam in dem ganzen hin und her. Crispins Großmutter trat ängstlich zu Gambil heran und fragte ihn leise:>> Hat das alles etwas mit unserem Jungen zu tun? Er wird doch wohl nicht in Schwierigkeiten sein oder? Bitte, Gambil, sage mir das es ihm gut geht>>! Die alte Frau hatte sehr große Angst um ihren Enkel und sie achtete nicht auf die anderen, die aufmerksam auf jedes Wort hörten, das in diesem Raum viel. Und leider war es dann auch so, der übereifrige Bürgermeister schnappte die Worte auf und wurde sogleich aufmerksam. Er konnte sich nicht erklären, was ein kleiner, schwacher Junge damit zu tun haben sollte, der einfach so seine Großeltern verließ. >>Was hat das zu bedeuten, dein Junge? Wieso in Schwierigkeiten? Ich dachte er will die weite Welt kennen lernen. Hat er etwa damit was tun? Ist er etwa daran schuld das es hier so Stürmt? Sag schon, alter Mann, was hat das zu bedeuten? Raus mit der Sprache<<. Nun wusste der alte Mann keinen Ausweg mehr, er musste den Leuten eine Erklärung geben, damit sie zu Frieden waren. Er schaute von einem zum anderen und als die Menge wieder einigermaßen still war, fing er an zu erzählen. Er erzählte von einem großen Unglück, das bald über das ganze Land kommen würde und von einem Geheimen Schatz und von der Legende, die nicht nur eine Geschichte war. Er erzählte, dass nur ein tapferer Mann alleine dazu im Stande war, dieses Unheil von ihnen abzuwenden. Er alleine sollte wieder für das Gleichgewicht sorgen und den Kampf mit dem Bösen aufnehmen, das mit Sicherheit überall lauerte. Gambil berichtete auch von dem Bösen Zauberer, der diese Macht an sich reißen wollte und der mit Sicherheit alles daran setzte, um diesen Mann davon abzuhalten, sein Ziel zu erreichen. >>Und dieser gewisse junge Mann ist doch wohl nicht Crispin. Ihr wollte doch nicht etwa sagen, ihr habt diesen schwachen Knaben hinausgeschickt um uns alle zu retten<<! Der Bürgermeister sah mit entsetzen den Dorf ältesten an und achtete nicht im Geringsten auf die alte Frau, die um ihren Enkel weinte. >>Warum habt ihr nicht einen anderen geschickt. Ihr hättet es sagen müssen, dann hätten wir alle in einer Sitzung beraten, wer dafür in frage gekommen wäre. Jeder andere hätte diese Aufgabe besser bestanden, als Crispin. Schaut euch doch nur draußen um wie es dort aussieht! Das ist bestimmt sein Werk, er kann doch nicht im ernst glauben das er so eine schwere Aufgabe bestehen kann<<! Die Menschen im Hintergrund stimmten aufgeregt zu und wieder redeten sie alle wirr durcheinander. >>Nein, das ist Crispin seine Aufgabe, er ist dazu auserkoren und nur der erwählte hat die Macht alles wieder zum Guten zu wenden. Nur er kann diese schwere Aufgabe lösen und niemand anders. Er ist der Retter, von dem in den Prophezeiungen berichten<<, sagte Gambil. Wieder wollten die Menge widersprechen, aber dazu kamen sie nicht, denn draußen war plötzlich ein Höllen Lärm. Der Wind pfiff durch die Scheunentür und draußen klapperten einzelne Türen. Neugierig wurde die Tür zur Scheune geöffnet und die Menschen traten langsam ins freie. Schnell wichen sie aber wieder etwas zurück, denn der Sturm hatte in kürzester Zeit so zugelegt, dass sie sich noch kaum auf den Beinen halten konnten. Von weitem war ein donnerndes etwas zu hören, von dem keiner zuerst wusste, was es war. Diejenigen, die noch im freien waren, sahen es zuerst. Aus der ferne konnte man eine Staubwolke ausmachen, die sich drohend näherte. Die Mütter brachten schnell ihre Kinder in Sicherheit und die alten unter ihnen zogen sich auch ins sichere zurück. >>Das sind Reiter<<, rief einer der Männer, sobald er sehen konnte, was dort auf sie zukam. Und tatsächlich, in Windeseile waren sie da. Ein dutzend bewaffneter Ritter kamen donnernd

durch das kleine Dorf. Als auch der letzte von ihnen ankam, hielten die böse dreinblickenden Ritter ihre Pferde an und schauten auf die erschrockenen Menschen hinab. Der Anführer von ihnen, ein großer, Muskelbepackter Kerl zog sein Schwert und hielt es in die Höhe. Damit fuchtelte er drohend in der Luft umher und brüllte sehr laut Rum. Einige der noch anwesenden Dorfbewohner standen erschrocken da und warteten auf eine weitere Reaktion der fremden. Einige Frauen rannten so schnell sie konnten in ihre Häuser und manchmal fielen sie dabei in den Dreck, der vom vielen Regen ganz aufgeweicht war.

>>Was wollt ihr hier<<? fragte Gambil und trat vor. Der Anführer der Reiter lies seine Botschaft verkünden. >>Ich bin geschickt von meinem Herrn und auch bald euren Herrn. Schon bald, wenn er an seinem Ziel ist und euren aus geschickten Jüngling besiegt hat, wird er die vollkommene Macht besitzen und über das ganze Land herrschen. Dann werdet ihr alle seine Untertanen sein und gehorchen und für ihn arbeiten. Wenn ihr nicht gehorcht, wird es euch bitter böse ergehen. Und damit ihr ihm Glaubt, hat er euch dieses Unwetter schon mal geschickt, als kleine Botschaft. Er wird an sein Ziel kommen und euer Knabe wird nicht mehr lange am Leben sein, sollte er ihm zuvor kommen und den Schatz vor ihm finden. Dann Gnade euch Gott>>! Mit diesen Worten drehten sie sich noch einige male auf ihren Pferden und ritten dann donnernd wieder davon. Sie hinterließen Angst, Schrecken und ein Chaos, denn wie überall stahlen sie auch sogleich Hühner, Schafe und Ziegen. Sie ritten quer über die angelegten Felder und rissen Bäume und Sträucher mit sich. Ängstlich schauten die Menschen ihnen nach. >>Und davor soll uns Crispin retten? Das glaubt doch keiner. Wir können schon mal anfangen unser Grab auszuheben<<, sagte der Bürgermeister und stapfte wütend in sein Haus.

 

 

 

Abenteuer im Labyrinth

 

Crispin und seine Freunde ahnten nichts von diesem kleinen Angriff, sie machten sich viel mehr Gedanken, wie sie den Weg aus diesem Irrgarten wieder hinaus finden sollten. Jetzt standen sie erst einmal ganz am Anfang und sahen den langen Weg, der vor ihnen war. Lang, unendlich, voller hoher, grüner Hecken. Es war dunkler als draußen und auch viel ruhiger, ganz ungewöhnlich. >> Na, dann wollen wir uns mal auf den Weg machen und das Labyrinth durchqueren<< sagte Crispin. Mit gemischten Gefühlen gingen die drei los. Keiner von ihnen wusste was auf sie zukommen würde oder was noch alles geschehen sollte, aber in diesem Augenblick waren sie noch voller Hoffnungen und motiviert, jede Aufgabe zu lösen. Sie gingen den schmalen Gang lang, auf dem lauter Laub und verdorrte Äste Rum lagen. Links und Rechts waren die Hecken genauso hoch wie von außen. So hoch das man das ende nicht sehen konnte. Obwohl es noch hell war, schien es im inneren düster und das Licht konnte kaum durchdringen. Es wirkte eher unheimlich als einladend. Aber es war nicht zu ändern, sie mussten diesen Weg nehmen, denn es schien keinen anderen zu geben. Er ging nur stur gerade aus und änderte sich kein Stückchen. Als sie nun schon so einen ganze weile gelaufen waren, blieb Crispin stehen. >> Man, gibt es denn hier keinen anderen Weg oder eine andere Veränderung als diesen ollen Weg<<? Seine Freunde waren genauso ratlos wie er selbst. Plötzlich kam Eusebius auf die Idee, sich einfach ein Loch in die Hecke zu machen und sich da hindurch zu zwängen. Kaum hatte er das gesagt, fing er auch schon an, an den Zweigen zu zerren und reißen. Aber nach kaum einer Minute hörte er auch schon wieder auf, denn die Zweige hatten spitze enden und Dornen. Seine kleinen Hände waren voller Kratzer und Dornen. >> Komm, lass uns noch ein Stückchen gehen, vielleicht ist da hinten ja doch noch ein anderer Gang<<, sagte Wurzel. Crispin hatte zwar keine große Hoffnung, aber irgendwie mussten sie ja durch das Labyrinth durch kommen. Also liefen sie weiter. Und tatsächlich, nach dem sie noch circa eine viertel stunde gelaufen waren, sahen sie endlich einen Hinweis. Vor ihnen stand ein Hinweisschild mit einem Pfeil nach rechts und einem nach links. Sie gingen auf das Schild zu und blieben direkt davor stehen, dann schauten sie zur Seite, und tatsächlich, dort waren wirklich zwei Gänge. Einer nach links und einer nach rechts. >> Na, siehst du, hab ich doch gesagt. Irgendwann muss ja einmal ein Gang kommen<<, sagte Wurzel. Die drei freuten sich riesig darüber und hatten auch gleich wider neue Hoffnung. Von nun an waren überall Gänge und Wege und unendlich viele Hinweisschilder. Schmale und breite, gerade und kurvige Wege. Einige gingen Bergauf, einige Bergab. Zwischendurch gab es auch Sackgassen, so dass sie wieder zurückgehen mussten. Manchmal standen auch Steinbänke oder Bänke aus Holz in den Gängen, wo sie sich hinsetzten und kurz ausruhten. Es wurde mit jedem Gang anders und aufregender. Vor jedem neuen Weg fragten sie sich, was wird wohl auf der anderen Seite sein? Und es war nicht alles aus grünem etwas, sondern ganz unterschiedlich. Manchmal waren die Gänge von grünen Hecken getrennt, aber manchmal auch war auf der anderen Seite nur Stein und Felsen. Es gab helle und weiche Hecken und genauso dunkle und feste Hecken. In jedem Gang war tatsächlich alles total anders wie zuvor. Auch die Wege waren alle anders. Manche bestanden aus Stein, manche aus Gras und einige aus Sand oder festen Lehm. >> Weiß eigentlich einer von euch was es hier für Lebewesen gibt? << fragte Crispin seine Freunde. Alle beide verneinten die Frage, sie wussten absolut nicht, was es hier alles gab. Sie kannten sich nur in dem Umkreis aus, in dem sie sich immer bewegten und nicht weiter. Diese Frage sollte sich aber schon bald von selbst beantworten.

Es wurde bald immer dunkler in den Gängen und der Tag neigte sich allmählich dem ende zu. Wenn nicht bald etwas anderes kam, so würden sie hier im finsteren umher irren müssen, dachten sie. Sie hofften auf einen guten Unterschlupf oder gar auf den Ausgang. Als sie wieder einmal einen anderen Weg nahmen, kamen sie nicht etwa in einen anderen der fast genauso aussah, sondern sie standen plötzlich auf einem großen Platz. Er war eckig angelegt und umringt von Hecken, Büschen und Bäumen. Überall in der Hecke waren verborgene Wege, die genauso wie dieser Platz, aus vielen kleinen Steinen waren. In der Mitte des Platzes war ein Brunnen, aus dem kühles Wasser floss und in den Ecken standen Bänke, die zum ausruhen einluden. Ringsum standen viele Figuren aus Büschen, sie waren auf dem ganzen Platz verteilt. Sie hatten die Gestalt von Vögeln, Rittern, Zwergen, Hexen, Hunden und noch allerlei anderen. Crispin betrachtete die Figuren und meinte, sie würden so täuschend echt aussehen, das man glauben konnte, sie würden sich jeden Moment bewegen. >> Komm, erfrische dich ein wenig an dem leckerem Wasser, << sagte Eusebius. Er und Wurzel beugten sich über den Brunnen und erfrischten sich an dem kühlen Nass. Sie füllten ihre Trinkflaschen mit dem Wasser, erfrischten ihre Gesichter und ließen sich dann erschöpft auf einer Bank neben dem Brunnen fallen. Crispin schaute sich nochmals die komisch aussehenden Figuren an und es kam ihm vor, als ob sie ihn anstarren würden. Er nahm nochmals einen Schluck Wasser aus seiner Flasche und schloss kurz die Augen. Er war so erschöpft vom laufen, dass er am liebsten sofort eingeschlafen wäre. Als er seine Augen wieder öffnete, viel sein Blick wieder auf die Staturen aus Hecken. Wurzel lag im Gras neben dem Weg und hielt ein kurzes Nickerchen und Eusebius hatte auch seine Augen geschlossen. Vom vielen laufen bisher waren sie so müde, das sie alle ein kurzes Nickerchen gebrauchen konnten. Aber irgendetwas kam dem Jungen anders vor. >> He, stand diese Figur dahinten mit dem Schwert gerade nicht noch ganz anders da? << fragte der Junge seine Freunde und zeigte auf eine Figur, die einen Ritter da stellen sollte. Eusebius öffnete kurz seine Augen, schaute die besagte Figur an und verneinte die Frage. >> Aber meint ihr nicht auch, das sie verdammt echt aussehen? << fragte er wieder. Auch dieses Mal sagten seine Freunde nein. Crispin stand auf, ging zu den Figuren hin und betrachtete sie sehr genau. >> Ich weiß nicht, irgendetwas stört mich an denen, << sagte Crispin abermals. Leicht genervt stand der Kobold auf, ging zu seinem Freund hin und sagte:>> Sag mal, was ist eigentlich los mit dir? Bist du nicht in den letzten paar Stunden genug gelaufen, das du dich nicht etwas ausruhen möchtest? Oder willst du uns nur zu verstehen geben das wir weiter gehen sollten, dann solltest du aber einfach nur den Mund aufmachen und nicht so drum herum reden. Nein, sehe sie dir doch mal an, sie sind doch etwas komisch, oder? << Leicht zornig ging der Kobold um die Statuen herum und betrachtete sie von oben bis unten, aber trotzdem viel ihm nichts Merkwürdiges an ihnen auf. Er wollte schon los schimpfen, als jemand sagte: >> Na, du schaust eben nicht richtig hin, du Dummkopf<<. Böse schaute der Kobold den Zwerg an und fragte ihn, was für ein Problem er hatte, aber dieser versicherte ihm, dass er überhaupt nichts gesagt hätte. Wieder rief ihnen jemand böse Schimpfwörter zu, aber diese kamen diesmal aus einer anderen Richtung. Verwirrt schauten sich die zwei kleinen Freunde an, ratlos und überfordert. Irgendjemand war doch da, aber nur wer und wo? >> Ich sagte euch doch, diese Hecken sehen komisch aus <<, sagte Crispin langsam und mit zittriger Stimme. Eusebius und Wurzel drehten sich dem Jungen zu und diesmal sahen sie, was er meinte. Langsam und bedrohend kamen die Figuren aus Hecken auf sie zu. Sie waren plötzlich voller Leben und sahen nicht gerade danach aus, als ob sie Freundschaft suchen wollten. Eine Hexe grinste höhnisch, ein Ritter schwang drohend sein Schwert in der Luft, ein Hund knurrte sogar und ein Rabe kam auf sie zugeflogen. Dicht aneinander gedrängt, wichen die drei langsam zurück. >> Was wollen die von uns? Die tun uns doch nichts, oder? << fragte der Zwerg ängstlich. Auf eine Antwort waren die drei nicht gefasst, aber dennoch fingen die Figuren an zu reden. >> Unser Herr und Gebieter sieht es nicht gerne, das ihr hier seit. Ihr seit Störenfriede, ihr müsst büßen für eure taten, ihr entkommt uns nicht! << Sie alle gaben Drohungen von sich. >> Wir sollten langsam zusehen, das wir hier weg kommen. Ganz langsam und vorsichtig! << sagten die zwei Freunde gleichzeitig. Bedrohend und angsteinflößend kamen die Figuren auf sie zu. >> Wenn ihr fein stehen bleibt und euch nicht zu sehr wert, dann versprechen wir euch, das es nicht sehr weh tun wird<<. Spätestens jetzt wussten die drei, dass diese Figuren keinen Spaß machten und dass sie schleunigst weg kommen mussten, falls ihnen ihr Leben lieb war. >> Lauft<< rief Crispin und drehte sich schnell um und wollte wegrennen, aber der kleine Hund war schneller und biss ihn ins Hosenbein und zerrte und riss an ihm herum. Auch Eusebius und Wurzel wollten die flucht ergreifen, aber auch sie wurden aufgehalten. Im nu waren die drei mit den komischen Lebewesen am kämpfen. Der Kobold wurde von dem Raben attackiert und gleichzeitig bombardierte ein kleiner Zwerg ihn mit Fausthieben und Kopfnüssen. Der Zwerg war unterdessen mit einer Hexe am rangeln und Crispin kämpfte mit einem Ritter um sein Leben. Aus jeder Ecke kamen nun Figuren und Gestalten und sie alle machten sich drohend auf die Fremden nieder. Es tönte nach rufen, schreien und Drohungen, aber niemand kam den Freunden zur Hilfe. Schon nach kurzer Zeit waren sie übersät mit blauen Flecken, Kratzern und sogar Beulen. >> Gibt ihr nun endlich auf? << fragten die Gestalten und machten nicht den Anschein, als ob sie aufhören wollten zu kämpfen. >> Niemals, ehe werden wir zu Salzstaturen oder tot umfallen<<, gab Crispin mühsam zur Antwort. >> Dann werdet ihr sterben! << Von neuem begann der Kampf zwischen den Feinden. Voller Wut holte Crispin mit seinem freien Fuß aus und trat mit aller Wucht gegen den Hund. Dieser viel jaulend Rückwerts und viel auseinander wie welkes, altes Laub vom Baum. Ein Feind war außer Gefecht gesetzt. >> He, ihr müsst versuchen mit aller Kraft diese Figuren von euch zu stoßen. Wenn sie hin fallen, dann zerfallen sie in ihre einzelnen Bestandteile! << gab Crispin seinen Freunden zu verstehen. Sofort werten sich alle noch stärker und mit aller kraft gegen die Unholde. Der Hexe wurde ein Arm zum Verhängnis. Es wurde ihr so stark dagegen gehauen, das er ihr mit voller Wucht nach hinten bog und dann abfiel. Kurz darauf war sie selbst nur noch ein Häufchen Blätter und Laub. In kürzester Zeit hatten die drei so schon vier Gegner beseitigt und als die Figuren für einen kurzen Augenblick innehielten, sahen sie ihre Chance gekommen und wollten schnell in einen der nächsten Gänge fliehen. Ihnen blieb nicht viel Zeit zum überlegen welchen der vielen Wege sie nehmen sollten, sie rannten einfach so schnell es ging von diesem Ort davon. >> Schnell, kommt hier entlang<<, rief Crispin und lief voran. Sie hörten noch die wüsten Beschimpfungen der Feinde und sahen noch den einen oder anderen stolpern, aber dann liefen sie so schnell es ging, ohne sich noch ein einziges mal umzudrehen einfach gerade aus, bis sie nichts mehr hörten. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn sie sich wenigstens vergewissert hätten das alle beisammen waren, denn sonst wäre es nicht passiert, das jeder von ihnen einen anderen Gang genommen hätte und es noch nicht einmal bemerkt hatte, das die anderen nicht hinter ihnen waren. Aber das stellte jeder von ihnen nach einer weile schon fest, als sie eine kurze Verschnaufpause machen wollten und sich zu den anderen umdrehten, diese aber nicht da waren. Da bekam es jeder mit der Angst zu tun, denn jetzt waren sie plötzlich ganz alleine in diesem Labyrinth und wussten nicht, ob sie die anderen jemals wieder finden würden. Eusebius und Wurzel irrten alleine und verängstigt umher und jeder von ihnen wünschte sich, bloß zu Hause geblieben zu sein. Sie liefen langsam, Schritt für Schritt und mit jedem male klopfte ihr Herz so laut, das sie dachten man würde es hören. Sie beteten dafür, nur sehr schnell die anderen wieder zu finden oder einen Ausgang.

Als Crispin nun glaubte dass keine Gefahr mehr drohte, blieb er stehen und wollte erst mal verschnaufen. Vom schnellen rennen tat ihm die Seite weh und ihm war sehr warm. >> Das war noch mal gut gegangen, was Freunde? Die hat doch bestimmt dieser Saulus verhext. << fragte er und drehte sich um. Aber was war das? Wo waren denn seine Freunde? Keiner von beiden war hinter ihm, er war ganz alleine. Waren sie etwa zurückgeblieben und ruhten sich weiter hinten aus oder sind sie vielleicht gar den Feinden zum Opfer gefallen? Er beschloss zurück zu gehen um nachzuschauen, ob seine Freunde weiter hinten waren. Vielleicht waren sie nur genauso wie er außer puste und konnten nicht mehr weiter laufen. Sie waren ja auch kleiner und konnten deshalb vielleicht nicht so schnell rennen wie er selbst. Also kehrte er um und suchte nach ihnen. Ab und zu rief er ihre Namen, damit sie ihn hörten und ihm Antwort geben konnten. Aber nichts, es kam keine Antwort und es war weit und breit keine Spur von ihnen zu sehen. Allmählich wurde es immer dunkler und schon bald würde es Nacht sein, er musste seine Freunde schnellstens finden, sonst wäre er ganz alleine im Labyrinth, und das war kein schöner Gedanke für den Jungen. Er rief noch lauter nach ihnen und fing wieder an zu rennen, er war nun voller Angst um die zwei. Bald schon wusste er nicht mehr wo er her kam und wo er hin gehen sollte. Die fielen Gänge und Wege machten ihn durcheinander und schließlich glaubte er, dass er sich total verlaufen hatte. Traurig musste er selbst zugeben, dass er seine Freunde, kaum das er sie getroffen und gefunden hatte, auch schon wieder verloren hatte. Hätte ich nur besser auf sie aufgepasst und mich eher nach ihnen umgedreht, dachte er laut und lies sich mutlos auf den Weg fallen. Wütend war er, über sich selbst und über diese Figuren. Vielleicht waren sie nicht schnell genug und sind ihnen nicht entkommen. Wie gerne wäre er zurückgegangen um sich zu vergewissern, aber er wusste nicht mehr den Weg. Was er nicht wusste, war, dass seine Freunde genauso wie er alleine durchs Labyrinth irrten und ihrerseits nach den Freunden suchten. Einmal waren sie sich sogar so nahe, das sie nur zu rufen brauchten um sich zu hören und Antwort zu geben, aber das wussten sie ja nicht und in diesem Moment war jeder von ihnen ganz still und ruhig. Während Wurzel den linken Gang aufwärts ging, lief Eusebius den rechten Gang entlang und Crispin nahm den mittleren. Sie waren nur getrennt von Hecken und Büschen, aber doch so weit von aneinander entfernt, das sie glaubten, für immer den Freund verloren zu haben. Irgendwann, als die ersten Sterne schon am Himmel sichtbar waren, machte Crispin sich wieder auf den Weg. Trotz alle dem hatte er noch eine Aufgabe zu erfüllen und die durfte er jetzt nicht vergessen, auch wenn ihm nicht danach zumute war. Mit hängenden Schultern lief er einfach den Weg entlang und schaute gar nicht wo er hin lief. Er bog in andere Gassen ein und nahm die eine Kurve und den anderen Gang wie im Traum, so als ob ihn jemand schieben oder ziehen würde. Irgendwann holte er sich eine Kerze aus seiner Tasche und machte sie an. Damit leuchtete er vor sich her um mehr sehen zu können. Als er wieder an einem neuen Weg ankam, stieg ihm der Geruch von herrlichem Braten und leckerem Kuchen in die Nase. Eine kleine Dunstwolke stieg ihm entgegen und es kam ihm vor, als ob er Musik hören würde. Bestimmt nur sind es meine Phantasien, die mir da einen Streich spielen, dachte er. Aber als er um die Ecke bog, traute er seinen Augen nicht. Vor ihm stand, auf einem grünen Hügel, ein kleines, schönes Häuschen. Eingezäunt von grünen Hecken, Obstbäumen und einem kleinem Gemüsegarten. In einem der kleinen Fenster brannte ein Licht und aus dem Schornstein kroch der Qualm. Es waren Stimmen zu hören und es kam ihm vor, als ob er sie kennen würde. Neugierig und vorsichtig ging Crispin auf das Haus zu, denn es könnte ja auch eine Falle sein. Er versuchte so leise wie möglich an ein Fenster zu kommen, ohne das ihn jemand bemerkte. Vorsichtig duckte er sich unter dem ersten Fenster das er erreichen konnte. Langsam erhob er sich wieder und lugte durchs Glas, immer damit rechnend, das keine friedlichen Leute darinnen waren, sondern nur Feinde. Aber von innen sah alles ganz normal und ruhig aus. Man konnte in einer Ecke einen offenen Kamin sehen, in dem ein kleines Feuer loderte. Darüber hing ein großer Kessel aus dem eine duftende Dampfwolke kam. Darüber hingen getrocknete Beeren, Bohnen und einige Kräuter. Neben dem Kamin war eine Tür, die in diesem Moment aufging. Schnell duckte Crispin sich wieder und wartete eine weile ab, ehe er wieder durchs Fenster schaute. Jetzt war ein altes Weibchen zu sehen, das sich an dem Kessel zu schaffen machte. Sie hielt einen Teller in der Hand und redete mit jemandem, der offenbar auch in diesem Raum war. Leider konnte er kein Wort verstehen, da die alte mit dem Rücken zum Fenster stand. Crispin versuchte um die Ecke zu schauen, aber weil da ein großer Schrank stand, konnte er nicht viel sehen. Da auf der anderen Seite noch ein kleines Fenster mit Blick in die Küche war, schlich Crispin sich dort hin. Er wusste überhaupt nicht was er tun sollte. Es war schon dunkel und jetzt machte sich auch noch sein großer Hunger bemerkbar. Außerdem war er zum umfallen müde, eine kurze Mahlzeit und ein kurzes Nickerchen würden bestimmt nicht schaden, dachte er sich. Vielleicht sollte er die alten Leute um Einlass bitten, aber vorher musste er erst sicher sein, das im keine Gefahr drohte, denn bis jetzt war er schon oft genug reingefallen. Vorsichtig schaute er auch durch dieses Fenster. Er konnte einen kleinen Tisch sehen, an dem offenbar mehrere Personen saßen, denn man konnte mehrere Stimmen hören und eine Mütze war zu sehen. Leider konnte Crispin die Personen nicht erkennen, da die alte Frau vor dem Tisch hin und her ging und so die Leute verdeckte. Aber irgendwie kamen ihm die Stimmen vertraut vor und es war irgendetwas Komisches an der Mütze, etwas vertrautes. Jetzt ging die Frau zur Seite und es wurde immer mehr von der Person mit der Mütze sichtbar. Crispin traute seinen Augen nicht, denn niemand anders als seine beiden Freunde saßen dort im warmen und ließen es sich gut gehen. Er war so erleichtert sie wieder zu sehen, dass er nicht wusste, was er zu erst tun sollte. Am liebsten hätte er laut nach ihnen gerufen oder ans Fenster geklopft, aber irgendetwas hielt ihn davon ab. Waren das tatsächlich seine Freunde oder war es nur wieder eine Falle für ihn? Und wenn es seine Freunde waren, wie sind sie hier her gekommen und was machten sie da drinnen? Er fragte sich, ob er das Risiko eingehen sollte und einfach zur Tür gehen und

klopfen sollte. Schließlich ging er zur Tür und klopfte an. Von innen waren schlurfende Schritte zu hören und sie kamen langsam näher. Gespannt und aufgeregt wartete Crispin dass sich die Tür öffnete, die im selben Moment langsam aufging. Ein kleiner alter Mann stand vor ihm, gebückt und müde wirkend. Er trug alte, ausgetretene Schlappen und eine kleine Nickelbrille auf der winzigen Nase. Seine Haare waren bereits grau und an einigen Stellen dünner als an anderen. Er war unrasiert und wirkte auf den ersten Blick sehr müde und sehr alt aber machte trotzdem noch einen sehr rüstigen Eindruck. >>Wer da? Ahh, noch ein Gast heute Abend? Trete doch herein in unsere gute Stube. Wir haben zwar schon Gäste, aber wir heißen jeden gerne willkommen der uns mit seinem Besuch beehrt. Wir bekommen sonst so selten Besuch! << Der alte trat beiseite und bat den jungen Mann herein. Er rief seiner Frau zu das noch ein weiterer Gast da wäre und sie noch einen Teller Suppe bereitstellen sollte. >> Der junge Mann hier sieht ganz danach aus, als ob er eine gute Stärkung gebrauchen könnte und auch eine weile ausruhen sollte. Komm setz dich zu den anderen, << sagte er und zeigte auf die anderen beiden, die bereits am Tisch vor einem Teller leckerer, warmer Suppe saßen. Als er in die kleine Stube trat, war die Freude groß. Eusebius und Wurzel sprangen auf und umarmten ihren Freund vor Freude und auch Crispin war jetzt außer sich vor Freude und konnte seine Erleichterung nicht mehr zurück halten. Endlich hatte er seine Freunde wieder, er war nicht mehr alleine. Sie begrüßten sich herzlich, umarmten sich und stellten aneinander viele Fragen, wie zum Beispiel wo der andere plötzlich war und wie er hier her kam. Sie wärmten sich am Feuer und ließen sich von dem netten alten Pärchen bewirten. Und während sie alle noch gemütlich ausruhten vom langen Fußmarsch, war es anders wo nicht so friedlich und ruhig. Im Gegenteil. In dem Dorfe, wo Crispin herkam war eine große Unruhe.

Inzwischen war dort ein mächtiger Sturm ausgebrochen und die Menschen suchten Schutz in ihren Häusern, die nicht mehr lange standhalten wollten. Viele der Bewohner wussten inzwischen, das Crispin aufgebrochen war um ein Rätsel zu lösen und sich den Gefahren aussetzten wollte, die ihm auf seinem Wege in die quere kämen. Auch sprach sich Rum, das er auf der suche nach dem Schatz war, von dem man sich in der Legende erzählte. Einige Leute glaubten, dass ein mächtiger Zauberer ihn auserkoren hätte. Andere aber glaubten dass er wieder einmal einem Traum nachjagte und sich so vor der Arbeit drücken wollte. Viele lachten zu erst über ihn, den Träumer und Spinner, wie sie ihn nannten. Seine Großmutter war traurig über das Gerede, denn nur sie wusste dass er gehen musste um alle anderen zu retten. Als das Unwetter immer schlimmer wurde und sich der Himmel immer mehr mit dunklen Wolken bedeckte, hatte sie richtig Angst um ihn. Sie betete dafür, dass er heil und gesund bald wieder heimkehren sollte. Sie hörte auch nicht mehr hin, das einige Menschen im Dorf Crispin die Schuld gaben für das Unwetter und die Stürme. Was sie alle nicht wussten, das es wieder einmal das Werk von Saulus war, dem Herrscher im Osten. Er wollte einfach nur seine Macht spielen lassen und schon einmal im Voraus die Menschen auf ihr zukünftiges Leben vorbereiten, unter seiner Macht. Er hoffte immer noch, dass seine Männer das Ziel vor diesem Jungen erreichen würden. Und genau in diesem Moment waren sie auf dem besten Weg dort hin, denn sie durchquerten ebenfalls das Labyrinth. Allerdings nicht blindlings und ahnungslos, sondern mit Hilfe des Falken, der hoch über ihnen den Weg weißte, den sie gehen mussten. So hatten sie es einfacher und waren auch schneller. Wenn die drei Freunde gewusst hätten wie nahe sie schon waren, sie würden bestimmt nicht so seelenruhig in den weichen, warmen Betten liegen und eine Nacht durch schlafen, bevor sie weiter gehen wollten. Aber da sie von der näher kommenden Gefahr nichts wussten, nahmen sie das Angebot des alten Pärchens an und übernachteten noch bei ihnen. Am nächsten Morgen brachen sie gut ausgeruht und frisch gestärkt mit viel Proviant wieder auf.

 

 

 

 

 

Die lustigen Zwunschiß

 

Die drei Freunde bedankten sich bei dem alten Pärchen für Speise und Trank und wünschten ihnen noch alles Gute. Sie warnten sie auch noch vor den dunklen Reitern und vor dem bösen Zauberer, bevor sie endgültig ihren Weg fortsetzten. Sie nahmen den erst besten Gang wieder ins grüne etwas hinein und irrten weiter durch die Gänge, denn obwohl das alte Pärchen in diesem Wirrwarr lebte, keiner von ihnen wusste mehr, wo der Ausgang war. Sie lebten einfach schon zu lange dort in ihrem Häuschen. Diesmal waren die Gänge viel weiter auseinander und die Wege waren viel breiter als zuvor. Allerdings waren sie auch viel verzwickter und viel verworrener und manchmal so unendlich lang, das sie glaubten, das es keine weiteren Gänge gab. Die Gänge gingen bergauf und bergab, sie waren voller Kurven und Biegungen und manchmal kamen sie auf einem kleinem Platz an, der zum ausruhen einlud. >> Wir müssen dicht beisammen bleiben, damit wir nicht noch einmal getrennt werden, << sagte Crispin zu den anderen beiden. >>Ja, das war schon echt blöd gestern, aber zum Glück haben wir uns ja wieder gefunden, << sagte Eusebius erleichtert. Nach einer weile fragte Wurzel die anderen, ob sie vielleicht eine Ahnung hätten, wann endlich der ersehnte Ausgang käme. Aber leider wusste das niemand von ihnen. Am frühen Nachmittag setzten sie sich auf eine Bank und holten ihr Essen raus. Die nette alte Frau hatte ihnen reichlich zu Essen und Trinken mitgegeben. Es würde leicht für mehrere Tage halten, wenn sie damit sparsam umgingen. Unter anderem gab es Hühnchen, belegte Brote, gefüllte Eier, Würstchen, Tee, Wasser und Saft, Gebackene Kartoffeln, Pastete, Nudeln, verschiedene Obstsorten und Kekse und Kuchen. Sie nahmen sich einen Schluck Wasser und aßen einige Brote. Es war schon komisch, das nette alte Paar lebte schon jahrelang in dem Labyrinth und nie hatten sie versucht wieder da raus zu kommen. Nach dem sie einige Jahre dort waren, hatten sie schlicht und einfach vergessen wo der Ausgang war. Und alle nötigen Lebensmittel hatten sie dort bei sich. Ihr Grundstück dort war groß genug, das sie alles Wichtige anbauen konnten, wie z. B. Obstbäume, Gemüse, Kartoffeln, Mais, Getreide und eine Kuh und Hühner hatten sie auch. Sie waren dort einfach glücklich, auch wenn sie dort oft sehr alleine und einsam waren. Gedankenverloren ruhten sich die drei aus und speisten.

>> He, hast du mein Käsebrot genommen das ich mir gerade dort hingelegt hatte, << fragte Eusebius und zeigte auf den leeren platz neben ihn. Wurzel schaute auf die Bank und verneinte. Nach zwei Minuten war es Wurzel der Eusebius beschuldigte dessen Essen weggenommen zu haben. Schnell war ein kleiner Streit zwischen den beiden zugange, den Crispin schlichten wollte. >> Was soll das, wir müssen zusammen halten und das Essen ist kostbar. Es wird nicht für immer reichen und wir wissen nicht wie lange wir noch unterwegs sein werden, also vertragt euch und hört auf zu Streiten<<. Im selben Augenblick kam eine kleine, haarige Hand durch die Hecke hinter ihnen und ging suchend hin und her. Crispin legte einen Finger auf den Mund und deutete an leise zu sein. Die Finger ertasteten ein Ei und Ruck zuck war es auch schon weg. Die Freunde sahen sich erstaunt an und wussten nicht was das war. Und schon wieder kam eine Hand durch die Hecke, die anscheinend wieder etwas suchte. Als sie das Bein von dem Zwerg ertastete, wich sie erschrocken zurück, genau so wie der Zwerg selbst. Aber die Hand suchte weiter und als sie diesmal eine Flasche fühlte, griff sie zu. Bevor sie aber durch die Hecke verschwinden konnte, griff Crispin schnell zu und hielt sie fest umklammert. Sofort ertönte ein Mark erschütterndes, grelles Schreien, so das er erschrocken los lies und aufsprang. Eusebius aber war schneller und bevor die Hand in der Hecke verschwinden konnte, schmiss er sich mit seinem ganzen Gewicht auf sie und versuchte sie wieder heraus zu zerren. Das schreien wurde immer lauter und greller, aber Eusebius blieb hartnäckig. >> Schnell, helft mir, ich kann sie nicht mehr lange halten, << rief er den anderen zu. Wurzel kam ihm zu Hilfe und wollte die Hand auch ergreifen, als hinter ihnen ein klägliches, herzzerreißendes weinen zu hören war. >> Bitte, last ihn los, ihr tut ihm ja weh. Warum tut ihr das, wieso seid ihr so grausam und hält ihn gefangen. Xander hat niemandem etwas getan, bitte<<. Erschrocken drehten sich alle drei zu der Stimme um und ließen sogar die Hand los. Vor ihnen stand eine winzige Person, so klein, das selbst Eusebius und Wurzel sich bücken mussten um sie anzuschauen. Es war offensichtlich eine weibliche Person, denn es hatte ein Kleid an. Zwar war es ganz zerfleddert und schmutzig, aber doch erkennbar genug. Dieses kleine Wesen hatte unnatürlich große Hände und Füße, die so ganz und gar nicht zu dem winzigem Rest passten. Sie waren auch ungewöhnlich stark behaart und sehr dunkel. Es hatte spitze Ohren und es wippte ständig hin und her. Dicke, traurige Tränen liefen dem Wesen über die Wangen, die komischer weise grün waren. Verwundert schauten alle dieses kleine etwas an, das da so traurig vor ihnen stand und sich die Tränen mit den großen Händen wegwischte. >> Wer bist du denn? << fragte Crispin nach einer Schrecksekunde. >> Ich bin Winfrieda und ich bitte euch, meinem Freund nichts zu tun. << Der junge Mann versicherte ihr nichts Böses zu tun, wenn sie nicht auch friedlich wären. >> Wir waren nur so erschrocken. Er hat schließlich unser Essen gestohlen und man kann ja nie wissen ob da etwas Böses dahinter steckt. << Als Winfrieda den dreien ebenfalls zusicherte, das sie ganz harmlos und friedlich wären, kamen sie etwas näher. Nachdem sie sich etwas unterhalten hatten und Winfrieda vertrauen gefunden hatte, rief sie ihre Freunde herbei, die auch sofort aus allen Ecken und Ritzen hervorkamen. Da standen nun lauter kleine komisch aussehende Wesen vor ihnen, mit viel zu gossen Händen und Füßen und wippten aufgeregt hin und her. Sie redeten wirr durcheinander und schauten lustig und gespannt auf die großen Wesen vor ihnen die wie Riesen wirkten. Besonders der Mensch, der war besonders groß. Erwartungsvoll schauten sie sich aneinander an und warteten darauf, dass irgendjemand etwas sagte. >> Darf ich vorstellen, das sind Tilly, Nelda, Lora, Urs, Xander, Urban, Muck, Blanka, Bodo, Egbert und Klara. << Winfrieda zeigte auf ihre Freunde und sagte noch:>> Wir sind die Zwunschiß! << Verwundert schauten die drei Freunde die kleinen Wesen an. Noch niemals hatte Crispin so kleine, komisch aussehende Wesen gesehen und selbst der Zwerg und der Kobold sahen sie mit erstaunten Blicken an. An diese komischen Ohren, die spitz in die Luft ragten, konnte man sich ja noch gewöhnen, aber diese unnatürlich große Hände und Füße, die waren schon gewöhnungsbedürftig. Und grüne Tränen hatten sie auch niemals gesehen. Aber am schlimmsten war vorhin der grelle, hohe Schrei, der einem durch Mark und Bein ging. Irgendwie sahen sie ja lustig aus und sie hüpften immer zu umher, so als ob sie einfach nicht still stehen könnten. Diese“ Zwunschiß“, wie sie sich nannten, schauten erwartungsvoll hinauf zu den dreien. >> Was ist denn, zuerst tut ihr mir weh und wollt mich gefangen nehmen, und nun schaut ihr uns an als ob ihr noch niemals andere Lebewesen gesehen hättet! << rief dieser Xander empört. >>Total unfreundlich und unhöflich, jemanden so an zu starren<<. >> Wir haben ja auch noch niemals solche Wesen wie ihr gesehen<<, sagte Crispin. >> Ne, noch nicht einmal ich und ich komme aus der Welt Eden. Und dort gibt es so manche merkwürdige Dinge, glaubt mir, << sagte der Kobold. Nach einigen Sekunden, als der erste schrecken vorbei war, sagte Crispin zu Xander gewandt:>> Außerdem warst du es doch der anfing. Du hast unser Essen gestohlen. So etwas tut man einfach nicht, das war auch nicht gerade nett von dir. << >> Na und, dann müsst ihr es einfach nicht rumliegen lassen. Wir müssen hier in dieser grünen Welt eben zu sehen wie wir durch kommen. Hier drinnen gibt es eben nicht viel zu Essen und das wenige greifen sich meist die anderen, die stärker und größer sind wie wir. Außerdem liegt es in unserer Natur, alles mit zunehmen was Rum liegt. Die anderen? Gibt es in diesem Labyrinth etwa noch andere Lebewesen als ihr komischen Kerle? << fragte Wurzel. Wütend rief der kleine namens Muck:>> Wir sind nicht komisch. Und außerdem, was dachtest du denn? Das ihr etwa ganz alleine hier drinnen seid? Es gibt natürlich noch andere hier drinnen. Sehr viele sogar. Einige sind, wie wir auch, ganz freundlich und nett. Und dann gibt es noch welche, vor denen müsst ihr aufpassen, die sind nicht sehr nett.<< Eine ganze weile unterhielten sie sich alle über das Leben im Labyrinth, über die Aufgabe die Crispin hier her führte und sie erfuhren einiges über die anderen Wesen hier drinnen. Die Zwunschiß erzählten von Feuerkriechern, die in einem Sumpf aus Feuer, Dampf und Rauch lebten. Sie setzten jeden in Brand der in ihre Welt kam, die hinter einer dicken Mauer begann. Dann gab es noch eine menge kleiner Würmer, Käfer und andere kleine Kriecher die in Ritzen, Löchern und Unterschlüpfe lebten. Es gab liebenswerte fliegende, kleine Wesen die aussahen wie Elfen, Fliegen und Engeln zu gleich. Sie waren so schön anzusehen, dass man glatt weg alles andere um sich herum vergaß und ihnen nur hinterher lief. Natürlich gab es auch kampfeslustige Monster, eine andere Art Kobolde, die noch niemals wo anders waren als in diesem Labyrinth und den sprechenden Topf namens „Meister Bark“. >> Aber es gibt hier drinnen auch viele Fallen, vor denen ihr euch hüten müsst! Es gibt mehrere Türen die in Mauern, Wänden oder Hecken versteckt sind. Sie führen in Verliese, aus denen ihr niemals wieder raus kommt. Oder zum Anfang des Labyrinths zurück und sogar in stinkende Sümpfe und finstere Höhlen. << Nach dem ausführlichem Bericht, der für die drei Gefährten sehr nützlich war, fragte Crispin die kleinen:>> Wie ist es, wir müssen dringend hier raus und wissen nicht wo wir lang müssen. Anscheinend kennt ihr euch hier gut aus, könnt ihr uns nicht helfen den Ausgang zu finden? Es ist wirklich sehr wichtig für uns und es eilt auch sehr, wir haben nicht so viel Zeit um hier umher zu irren! << Die kleinen Wesen schauten sich fragend an steckten ihre winzigen Köpfe zusammen und flüsterten leise miteinander. Dann ergriff wieder Winfrieda das Wort und sagte:>> Wir haben alle miteinander beschlossen, dass wir euch helfen, so gut es geht. Denn wir finden alle, dass ihr dringend unsere Hilfe benötigt. Außerdem scheint ihr ganz nett zu sein. Allerdings wissen wir auch nicht wo der Ausgang ist. Wir sind so klein, das wir doppelt so lange brauchen wie ihr. Aber wir kennen uns sehr gut hier aus, wir zeigen euch einige gute Wege und begleiten euch so weit es geht. << Ein leiser Protest war von hinten zu hören und ein arg dunkles brummen. Man konnte hören wie jemand leise schimpfte über diese großen Grobiane, die ja nur an sich denken würden und total unfreundlich wären. Und das überhaupt nicht alle mit diesem Beschluss einverstanden waren. Winfrieda drehte sich zu Xander um und schimpfte in ordentlich aus. >> Nun sei endlich friedlich. Du hast selber Schuld. Währst du nicht immer so gierig, dann wäre das nicht passiert. Außerdem bist du der einzige der etwas zu meckern hat. Sei jetzt endlich still und höre auf zu brummen. <<Xander gab mürrisch nach und trampelte von einem Bein aufs andere. Langsam wurden alle unruhig hüpften und sprangen immer mehr umher. Bis es endlich weiter ging und die Zwunschiß ohne Vorwarnung und mit viel Gekreische einfach los rannten, jeder in eine andere Richtung. Crispin musste sie schnell mit einem lauten rufen zurückholen, sonst wären sie einfach weg gewesen. >> Vielleicht sollten wir erst einmal vorher eine Richtung ausmachen bevor wir weiter gehen, << sagte er, langsam genervt von so fiel Wirbel und Trubel auf einmal. Nachdem sie sich geeinigt hatten, ging der Marsch endlich weiter. Wurzel und Eusebius waren nicht so überzeugt von der Freundlichkeit und der Hilfsbereitschaft, aber sie wollten Crispin auch nicht von ihrer Unmut und ihren Ängsten berichten, denn noch mehr konnte er bestimmt nicht gebrauchen. Und wer weiß, vielleicht hatten sie ja auch mit ihren Vermutungen Unrecht, dass diese Wesen doch vielleicht nur Böses wollten. Vielleicht waren sie ja doch so nett wie sie aussahen, allerdings sehr nervig und unruhig. Widerwillig und gespannt darauf, was wohl noch alles passieren würde, folgten sie den anderen und marschierten weiter durch unzählige Gänge, und Wegen. Einmal passierten sie einen `’’Stolperweg’’, so nannten die Zwunschiß den Steinernen Weg der vor ihnen lag. Steine bewegten sich und drehten sich oder gaben einfach dem Gewicht nach wenn man auf sie trat und zogen sich in die Erde zurück. Es war sehr schwer, diesen Weg zu meistern, denn andauernd stolperte man oder fiel sogar hin, aber irgendwann hatten sie es endlich geschafft und den Weg hinter sich gelassen. Immer wieder wollten die kleinen Winzlinge durch die Hecken krabbeln und vergaßen dabei, dass die drei Wanderer dort nicht durch kamen. Hin und wieder rannte einer der kleinen schnell vor um nach zu schauen, was in dem anderen Gang war und sagte dann Bescheid. Einmal kamen sie an einem fürchterlich stinkenden Moor vorbei, der so widerlich stank, dass gar nichts half um ihn nicht zu riechen. Kein Tuch war dick genug um es sich vor die Nase halten zu können, der Geruch kam dennoch hindurch und Luft anhalten half auch nichts. So schnell wie es ging passierten sie den Weg und liefen in eine andere Richtung weiter. So marschierten sie wider einige Stunden umher und sahen die merkwürdigsten Dinge. Jeder hoffte von ihnen, endlich bald den Ausgang zu finden und hier schnellstens raus zukommen, denn keiner von ihnen konnte länger diese grünen Hecken und vielen Gänge mehr sehen. Auch waren die Zwunschiß sehr gewöhnungsbedürftig. Sie waren total aufgedreht und sehr hibbelig und sie redeten sehr viel. Es war zwar sehr nett von ihnen die drei zu begleiten, aber der Kobold konnte schon bald die Zeit nicht mehr abwarten, an dem diese Wichte wieder ihre eigenen Wege gingen.

 

 

 

Der Ausgang aus dem Labyrinth

 

 

Es waren bereits wieder einige Stunden vergangen und langsam wurden die Gänge immer dunkler und die drei Freunde hatten mühe den kleinen Zwunschiß zu folgen. Aber wenigstens führten sie sie schnell und zügig durch die Gänge und es waren weit und breit keine anderen Wesen zu sehen oder zu hören. Aber selbst das wurde irgendwann zum jammern. Es wurde so trostlos, niemandem zu begegnen und immer nur dasselbe zu sehen. Gänge, Mauern, Hecken, Sackgassen und so weiter. Irgendwann hatte jeder schlechte Laune und niemand hatte mehr Lust, weiter zu gehen. >> Wann werden wir denn endlich hier raus sein? << fragte Crispin

ungeduldig. Der Zwerg stimmte ihm maulend zu, auch seine kurzen Beine wollten ihn nicht mehr länger tragen. Die kleinen, lustigen Zwunschiß hüpften und sprangen immer noch gut gelaunt um die Reisenden umher. Ihre spitzen Ohren wackelten nur so herum unddie übergroßen Hände baumelten an dem winzigen Körper herunter, so als ob sie viel zu schwer wären um sie hoch zu heben. Sie redeten und brabbelten alle wirr durcheinander, wie fröhliche kleine Kinder. Kommt nur weiter, riefen sie immer wieder, nicht stehen bleiben. Wohl oder übel gingen sie also immer weiter und rappelten sich immer wieder auf. Aber jeder gute Wanderer hat mal eine Pause nötig, und Crispin erst recht. Irgendwann lies er sich einfach gegen eine Mauer fallen und lies erschöpft seinen Kopf hängen. >> Ich kann nicht mehr und ich habe langsam auch keine Lust mehr. Wir finden nie den Ausgang und werden auch niemals das Ziel erreichen. Wir wissen ja noch nicht einmal, wo das Ziel ist, geschweige denn, was uns dort erwartet. << Wurzel redete seinem Freund gut zu. >> He, lass nicht den Kopf hängen. Wir helfen dir doch so gut es geht und jeder hat mal eine schlechte Phase, das ist jetzt eben deine. Ja, machen wir erst einmal eine gemütliche Verschnaufpause und überlegen uns dann, was wir weiter machen werden, << sagte auch Eusebius aufmunternd. Sie setzten sich zu Crispin und holten sich einen Schluck zu trinken raus. Die neuen Freunde von ihnen wuselten durch die Gegend Rum und schnatterten immer noch wild durcheinander. Der kleine Bodo machte sich auch gleich an der Provianttasche zu schaffen, die achtlos neben den Reisenden lag. Im letzten Moment konnte Eusebius ihre Vorräte noch retten, bevor alle kleinen Zwunschiß sich über das Essen her machten. >> Na dann eben nicht, hole ich mir von den anderen eben etwas. << rief Xander mürrisch. Darauf hin kroch er durch die Hecke auf der anderen Seite und war verschwunden. Keiner nahm richtig Notiz von ihm oder was er sagte, auch nicht im ersten Moment als er mit einer großen Hühnerkeule wieder kam. Genüsslich aß er sie auf und wischte seinen Mund mit den Ärmeln ab. >> Wo hast du die denn her? << fragte Winfrieda, als er zum zweiten Mal mit leckerem, gebratenem Essen wieder kam. >> Na, von der anderen Seite. Und dort gibt es noch reichlich für die anderen. Soll ich euch auch etwas holen? << fragte er. >> Von welchen anderen? << fragte sie ihn wieder und war ganz erstaunt. >>Na, da hinter der Hecke, da sitzen ein paar Reiter und machen genauso eine Pause wie wir. << Er zeigte mit seinen langen Fingern durch die Hecke und wollte auch schon wieder hindurch kriechen, aber Wurzel wurde hellhörig und hielt ihn schnell fest, was dem kleinen nicht so gut gefiel. Maulend versuchte er sich los zu machen, was ihm leider nicht gelang, da Wurzel doch etwas stärker war wie er. Auch Crispin hob sein Kopf und wurde neugierig. >>Reiter sagst du, wie sehen die denn aus, <<fragte er Xander leise. Der aber, beleidigt und eingeschnappt weil Wurzel ihn immer noch fest hielt, sagte kein Wort. Auch nachdem dieser ihn auf Crispins Geheiß hin los lies, schüttelte er immer noch den Kopf und meckerte nur über diese verflixten, Spaß verderbenden, großen Riesen Rum. Dafür bekam er zwar von Winfrieda ein knuff in die Seite, aber auch das lies ihn seine schlechte Meinung nicht ändern. >> Ich schaue mir die Reiter mal selbst an, << sagte Eusebius und ging zu der Hecke auf die Xander vorhin gezeigt hatte.

Er drückte die Zweige auseinander und steckte seinen Kopf hindurch, so gut es ging. Schnell wich er aber wieder zurück, da die Zweige und Äste ihn ordentlich piksten. Erwartungsvoll sahen ihn die anderen an und warteten darauf, dass er etwas sagte. >> Ich konnte nichts sehen, leider. Die Hecke ist viel zu dicht, da kommt man nicht durch. << Sie schauten sich ratlos und fragend an. Jeder von ihnen hatte wohl die gleiche Befürchtung, nämlich das es die selben Reiter waren die sie unterwegs gesehen hatten und die ihnen auf der Spur waren. Aber keiner von ihnen wollte diesen Gedanken laut aussprechen. Vielleicht aber waren es ja auch ganz andere Reiter die unterwegs waren und in diesem Labyrinth ebenfalls umher irrten, genau wie sie selbst. >> Wenn wir nur sehen könnten wer diese Reiter sind, dann wäre es einfacher und wir müssten nicht länger darüber nachdenken wer sie wohl sind, << sagte Eusebius laut. >>Pah, nichts einfacher als das, ihr Dummköpfe<<, rief Xander, immer noch beleidigt, über die Schulter hinweg zu den dreien. Verblüfft sahen sie ihn an und fragten alle drei im selben Augenblick:>> Wie denn das? << Aber der kleine Kerl war sehr stur, dickköpfig und sehr beleidigt und das eigentlich ständig. Wie sollte man nur so einen Sturrkopf zum reden bringen und ihn wieder sanft stimmen? Crispin tat sich mit seinen Freunden zusammen und beriet sich, was sie nun tun sollten. Sollten sie einfach weiter marschieren und diesen Reitern keinen acht mehr zeigen oder sollten sie schnellstens raus bekommen wer sie waren und wenn ja, nur wie? Nach einer weile waren sie sich einig, das wenigstens einen Blick auf diese Männer werfen wollten. War nur noch eine frage, wie sie Xander zum reden bringen wollten. Der Kobold machte den Vorschlag ihn an seinen großen Ohren an einen Baum zu hängen und ihn so lange dort baumeln zu lassen, bis er mit der Sprache raus rückte. Der Zwerg allerdings wollte ihm alle Leckereien die sie noch hatten, genüsslich vorkauen und ihm erst ein Stück abgeben, bis er ihnen sagte, was sie wissen wollten. Aber dann kam Crispin eine Idee und er wollte schon zu Xander rüber gehen und ihn besänftigen, als er über sich ein leises surren hörte, das ihm sehr vertraut vorkam. Er sah eine dieser kleinen Feen, die sie bei der allwissenden Ursel gesehen hatten. Sie flatterte ganz aufgeregt über seinem Kopf hin und her und wartete darauf dass sie mit ihm reden konnte. Neugierig schauten alle auf das winzige, schöne ding und waren ganz gespannt, was sie hier wohl wollte. >>Schnell Crispin, beeil dich, die Zeit drängt. Die Feinde sind nicht mehr weit und du hast schon viel Zeit verbraucht. Ich habe den Auftrag, dir den Weg hier hinaus zu zeigen. << Alle sahen nun noch verblüffter zu der Fee hin. Crispin fragte die Fee, von wem sie den Auftrag bekommen hatte und wie sie her gefunden hatte. Schnell erklärte sie den Anwesenden alles nötige, denn die Zeit drängte anscheinend sehr. Die allwissende Ursel hatte Warnung von dem Zauberer bekommen, der erlöst werden wollte und sie um Hilfe gebeten, da sie die Möglichkeit hatte jemanden zu Crispin zu schicken, der ihn warnen und helfen sollte. >>Aber wie denn? Weißt du etwa den weg hier raus? << fragte er sie neugierig. >>Das nicht, aber ich kann dir einen herbei schaffen. Das hat der Zauberer ermöglicht. Er hat uns gesagt, was wir tun sollen, um einen Ausgang her zu holen. << Ganz erstaunt blickten alle von einem zum anderen. Sollten sie ihr glauben und ihr vertrauen? Während Crispin und seine Freunde im Labyrinth umher irrten und Freunde fanden, waren die Feinde schon dicht auf ihren Fersen. Franziskus und seine Männer waren gut im Spuren lesen und so das eine oder andere mal fanden sie tatsächlichhinweise, das Crispin mit seinen Freunden den einen oder anderen Weg genommen hatten und folgten ihnen. Sie nahmen keinerlei Rücksicht auf ihr Umfeld und waren erbarmungslos nur auf ihr Ziel aus. Nämlich den Jungen finden und ihn davon abhalten ans Ziel zu kommen. Das war das einzige, was sie auf ihrem langen Weg aufmunterte und davon abhielt, einfach wieder um zu kehren. Und auch als sie bei dem netten, alten Pärchen ankamen, waren sie nicht gerade nett und freundlich. Ganz im Gegenteil, sie waren wie immer, rüpelhaft, ungehobelt und sehr unfreundlich. Sie beschimpften den alten Mann und drohten damit, alles zu verwüsten, wenn sie ihnen nicht sagten wo die Reisenden hin seien, die anscheinend vor kurzem noch da gewesen seien. Die vielen verschiedenen Fußspuren vor dem Hause wiesen sehr wohl darauf hin, das sie da gewesen sein mussten. Und wie jeder, der bedroht wurde, gab auch der alte Mann nach und zeigte ihnen die Richtung in die sie gegangen waren. Anschließend, als die fürchterlichen Männer weg waren, tat es ihm sehr leid, dass er den netten Jungen verraten hatte, aber er war schließlich schon sehr alt und konnte sich unmöglich gegen so viele starke Männer wehren. Im stillen wünschte er Crispin und seinen Freunden alles gute und das sie unbeschädigt an ihr Ziel kommen mögen. Franziskus dagegen nahm sofort wieder die Spur auf von den dreien und verlor keinen einzigen Gedanken mehr an das alte Paar. Lediglich eine kleine Pause gönnten sie sich. Sie ruhten sich eine weile aus und tankten so neue kraft für den weiteren Weg der noch vor ihnen lag. Und weil sie schon sehr müde waren, ließen sie sich nicht allzu sehr stören, von einem kleinen, komisch aussehenden Wesen, das ihnen eine gebratene Keule klaute. Sie verscheuchten es allerdings, als es schon ein zweites mal ankam und ihnen vom Essen stibitzte. In diesem Moment waren sie nicht mehr sehr weit von denen, die sie suchten. Und hätten sie gewusst, das nur eine einfache Hecke zwischen ihnen war, sie wären bestimmt aufgesprungen und hätten alles Essen und Trinken stehen und liegen lassen. Aber ein Glück für Crispin und seine Freunde, das diese Reiter von nichts eine Ahnung hatten und so seelenruhig ihre Rast genossen. Inder zwischen zeit hatten die drei Freunde sich beraten und waren sich einig, das sie der Fee vertrauen wollten und das sie ihnen zum Ausgang verhelfen sollte. Die kleine, wunderschöne und zarte Fee holte ein kleines, durchsichtiges Fläschchen unter ihrem zart grün schimmernden Kleidchen hervor. Es war mit einem Korken verschlossen und enthielt eine leicht brodelnde lila-gelbe Flüssigkeit. Es blubberte leicht, so als ob es gerade erst gekocht hatte. Zudem holte sie eine zweite Flasche hervor, die etwas runder war als die andere. Sie war mit einem feinen, glitzernden Staub gefüllt, der im Sonnenlicht noch mehr funkelte, als er es schon tat. Die Fee gab Crispin die beiden Flaschen und dazu eine Anweisung. >> Zuerst musst du das Pulver in einem Halbkreis, Richtung Sonne ausstreuen, dann träufelst du die Flüssigkeit darüber und sprichst dabei folgende Worte: Mit meinem guten willen erbitte ich um Hilfe, hier soll ein Portal erscheinen zu unserer Hilfe, es soll nur zum Guten dienen und darum bitten wir, erscheine jetzt und hier! << Der Junge bedankte sich bei der kleinen Fee und nahm die Fläschchen an sich. Um nicht so viel Aufmerksamkeit auf sich zu leiten gingen sie erst noch ein paar Gänge weiter, bis sie sich

sicher waren, dass man sie weder sehen noch hören konnten. Als sie dann auf einem breiten Weg ankamen holte Crispin die Fläschchen wieder hervor und tat was man ihm sagte, er verstreute das Pulver, goss die Flüssigkeit darüber und sprach den Spruch nach, den die Fee ihm aufgesagt hatte. Zuerst erstand Nebel und Rauch, dann gab es ein Zischen und Rumpeln und der Nebel wurde immer dichter und dichter. Die Freunde fingen an zu husten und hielten sich die Hände vors Gesicht. Sie dachten schon das der Nebel gar nicht mehr verschwindet, aber als er dann langsam nachließ, schauten alle wieder zu der Stelle hin und staunten nicht schlecht. Vor ihnen stand ein riesiges Tor, alt und verrostet, aber gigantisch anzusehen. Es war ziemlich hoch, dick und sehr stabil, aber sehr schmal und sah aus, als ob es schon seit vielen Jahren nicht mehr benutzt worden war. >> Nun geht und haltet euch nicht mehr lange auf, denn der Feind ist noch sehr nahe. Geht durch das Tor und dann immer Richtung Süden. Haltet euch nicht mehr sehr lange auf und haltet euch weiterhin tapfer. << Die Fee gab ihnen noch gute Ratschläge, dann hin flog sie einfach davon und lies die anwesenden Personen einfach alleine. Zuerst schauten sie sich an aber dann nahm Crispin seinen Mut zusammen und griff nach den runden, eisernen Griffen und drehte daran. Er hatte viel mühe damit, sie auf zu ziehen, es war sehr schwer. Aber nach einiger Anstrengung gelang es ihm endlich und die Tore gaben unter einem quietschendem Geknarre nach. Langsam zog er die Tore auf und öffnete so den Ausgang aus diesem Labyrinth. Endlich, ein Ausgang, wie sie sich alle freuten! Auf der anderen Seite war wieder das unerwartete, die Fremde, die neu erkundet werden musste. Ihnen kamen Nebelwolken entgegen, Rauch und Qualm. Sie traten erst einige schritte zurück, denn man konnte darin noch nicht mal die Hand vor Augen sehen, geschweige denn, was auf der anderen Seite war. Eusebius und Wurzel schauten verwirrt ihren Freund an, was er wohl dazu sagen würde? Egal was, sie wollten bei ihm bleiben, egal was er auch immer tun würde. >> Na gut, dann wollen wir mal endlich hier raus aus diesem ollen Labyrinth und weiter unseren Weg gehen, oder was sagt ihr dazu<<? fragte er und schaute den Kobold und den Zwerg an. Sie stimmten ihm bei und traten auf das Tor zu. Aber bevor die drei hindurch schritten, verabschiedeten sie sich von den Zwunschiß. Sie bedankten sich für deren Hilfe und wünschten ihnen alles Gute. Nach einigem hin und her, letzten aufmunternden Worten und guten wünschen, drehten sie endgültig den Hecken, Büschen, Mauern und Wegen den Rücken und traten zusammen auf das Tor zu. Die kleinen Zwunschiß machten sich dann auch sogleich wieder auf den Rückmarsch. Ohne sich noch einmal um zu drehen rannten sie fröhlich wieder in diese wirren Gänge hinein. Crispin hörte noch wie Bodo fragte, ob die fremden Ritter mit ihren leckeren Köstlichkeiten wohl noch da waren. Die drei wussten nicht was auf sie zukommen würde, als sie durch den Nebel schritten, aber sie waren sich sicher, das sie auch das gemeinsam bewältigen würden, egal was da hinter auf sie zu kommen würde.

 

 

 

 

Das Land der Stürme

 

 

Die drei schritten auf den dichten Nebel zu und gingen hindurch. Langsam setzte Crispin einen Fuß vor den anderen, weil er nicht sehen konnte, wo er hintrat. Mit einem mulmigen Gefühl im Magen schritten die drei langsam voran. Eusebius rief einmal nach seinen Freunden, da keiner von ihnen den anderen sehen konnte, auch wenn sie ganz dicht nebeneinander her liefen. Er hatte Angst, die anderen zu verlieren und plötzlich ganz alleine da zu stehen. Aber sie waren da und gaben ihm Antwort. >> Seit vorsichtig wo ihr hintretet und bleibt dicht beisammen, so können wir uns nicht verlieren<<, sagte Crispin zu den beiden anderen. Er gab ihnen immer wieder neuen Mut und redete ihnen aufmunternd zu. Schon lange war er nicht mehr der ängstliche, scheue und schwache Junge, wie zu anfangs als er seine Reise begann. Im gegen teil, auf dem langen Weg, den er bereits hinter sich hatte, wandelte er sich zu einem Burschen der mutiger und stärker war als zuvor. Er traute sich bereits viel mehr zu und war auch seinen Freunden gegenüber viel aufschlussreicher als zu anfangs. Er gab ihnen Mut und nicht mehr umgekehrt. Er hielt sie zusammen und gab nun auch den Weg an, den sie gingen, darum konnte er auch durch den Nebel gehen ohne andauernd gefahren und Risiken zu sehen. Crispin war nun sehr darauf aus, schnell das Ziel zu erreichen und seine Aufgabe zu erfüllen. >> Ich glaube, da vorne sehe ich Licht<<, sagte er, nachdem sie eine ganze weile durch den

Nebel liefen. Und tatsächlich, langsam lichtete sich das grau und man konnte allmählich wieder etwas sehen. >> Ich kann dich sehen<<, rief der Zwerg dem Kobold zu und hüpfte vor Freude in die Luft. Er hatte wohl doch ein wenig Bammel, so die ganze Zeit zu laufen ohne was zu sehen. Aber jetzt war zum Glück der Nebel schon fast ganz weg und langsam konnten sie auch sehen wo sie waren, nämlich in einer Art Wüste. >> Oh du jemine, wo sind wir denn hier gelandet? << fragt der Zwerg ganz verblüfft. Um sie herum war nur Sand, Sand und noch mal Sand. Aber nicht wie in einer normalen Wüste, nein! Er war bunt, nicht kunterbunt, er hatte nämlich stellenweise immer andere Farben. Mal war er blau, dann grün, gelb, weiß, rot oder auch glitzernd. Unendlich viele Farben waren zu sehen und noch etwas war anders. Überall drehten sich kleine Wirbelstürme auf der stelle, mal heftig, mal weniger heftiger. Sie trugen den bunten Sand in die Höhe und ließen ihn umher wirbeln und jeder war anders. Mal waren sie groß, klein, schmal und sehr breit. Jeder sah anders aus als der andere und sie schienen sich nur auf der einen stelle zu bewegen. Wenn man durch diese Wüste laufen wollte, musste man regelrecht Zickzack und Slalom laufen, es ging nicht einfach gerade aus, weil überall diese Stürme waren. Außerdem schien sich der Sand zu bewegen. Langsam rieselte er hin und her, so als ob er lebendig wäre und fort laufen wollte. Oder er drehte sich wie ein Strudel nach innen, so das man dachte er würde einen ins innere ziehen, wenn man auf ihn trat. >>Das kann doch alles unmöglich echt sein? Das kann es alles doch gar nicht in diesem teil des Landes geben, oder? << wunderten sich Wurzel und Eusebius gleichzeitig. Crispin ging langsam auf einige der drehenden Wirbel zu und schaute sich das alles genauer an. Er lies sich den bunten Sand auf der Erde durch die Finger gleiten und betrachtete genau jedes einzelne Körnchen. Er war genauso erstaunt wie seine Freunde, so etwas hatte er noch niemals zuvor gesehen. >>Es fühlt sich aber wie echter Sand an, nur das er etwas warm ist. Aber das kommt vielleicht durch die warme Sonne, die so herunter scheint. Hier gibt es ja auch keinen Baum oder Strauch der Schatten spendet, << erwiderte der Junge nach einer weile. Nachdem sich Crispin, Eusebius und Wurzel erholt hatten von diesem Schreck, waren sie bereit den Weg fortzusetzen. >> Na dann wollen wir mal weiter marschieren, << meinte Crispin und ging auch schon los, einfach der Nase nach. >> Woher willst du wissen ob das der richtige Weg ist und ob hier nicht etwas Gefährliches auf uns lauert? << fragte Wurzel ganz mulmig. >> Das weiß ich nicht und ihr doch wohl auch nicht? Aber wir werden schon Glück haben, wir müssen nur etwas vertrauen haben, das habe ich auf meiner Reise bis jetzt gelernt. Wir müssen abwarten was auf uns zukommt, gemeinsam werden wie bestimmt mit allem fertig und vielleicht bekommen wir ja auch wieder unerwartet Hilfe! << Fragend schaute er seine Freunde an und wartete auf eine Reaktion von ihnen. Auch durch ihre Anwesenheit bisher und dessen Unterstützung, konnte Crispin von sich sagen, dass nun keiner mehr sich über ihn lustig machen konnte. Sie waren diejenigen, die ihm immer wieder Mut machten bisher und ihm gut zuredeten. Jetzt war es anders Rum, er macht ihnen Mut und das half. Schnell hatten sie ihre bedenken beiseite geschoben und machten sich nun gemeinsam auf den weiteren Weg. Sie fanden es schon etwas komisch, auf Sand zu laufen, der sich unter ihren Füßen bewegte, aber nach einer weile hatten sie sich daran gewöhnt. Sie liefen auf den ersten kleinen Sturm zu und wichen ihm nach links aus. Als sie näher kamen, merkten sie dass von ihm ein heftiger Sog ausging, der die betreffenden, die an ihm vorbei liefen, in sich hinein ziehen wollte. >> Da müssen wir aufpassen und dürfen nicht so dicht heran gehen. Wir müssen uns mit unserem ganzem Gewicht dagegen stemmen, >> sagte Crispin. Sie hatten wirklich sehr große mühe, heil daran vorbei zu kommen. Zur Hilfe hielten sie sich alle an den Händen fest und schließlich gelang es ihnen dann auch. >> Puh, das wird ja noch ein ganzes stück Arbeit hier heil heraus zu kommen, << sagte der Zwerg und die anderen stimmten ihm bei. Sie schauten sich zwar besorgt an, aber sie gaben die Hoffnung nicht auf. Obwohl das eigentlich noch einer von den kleineren Stürmen war. Die drei bewegten sich mit größter Vorsicht durch die Wüste. Mal konnten sie einfach vorbei laufen, mal mussten sie sogar kriechen oder gar auf dem Bauch vorbei robben. Einmal wurden sie sogar fast in einen dieser Stürme hineingezogen, aber im letzten Moment konnten sie sich noch retten und der Zwerg verlor nur eines seiner Schmuckstücke. Danach fielen sie erst einmal alle der Länge nach hin und ruhten sich von dem schweren Marsch aus. Die Sonne brannte so heiß herab, das ihnen das Wasser nur so vom Körper lief. Und Durst hatten sie, so sehr, das sie fast das ganze Wasser auf einmal austranken. Und wie sie so da lagen und in der Sonne schwitzten, bemerkten sie gar nicht wie ganz langsam etwas aus der Erde kam und sich um die Füße der drei schlängelte. Nach einer weile bemerkte der Junge das ihm etwas am Bein kitzelte und wollte es mit der Hand wegtun. Er dachte das der Sand ihm in die Schuhe gekommen sei und ihn jetzt störte, aber als er zu seinem Bein runter schaute sah er etwas, dass ihn erschrecken lies. Mit einem kleinen Aufschrei wich er schnell zurück und das war ein Fehler, denn dieses etwas griff schnell zu schlängelte sich um seinen Schuh. Die zwei anderen sprangen erschrocken auf und wollten schon fragen was denn sei, aber als sie zu ihrem Freund blickten sahen sie schon die Bescherung. Zu seinen Füßen wand sich ein riesiger, dicker Wurm, dessen Schwanz noch im Sand steckte. Es war dunkelbraun und seine Haut sah wie Leder aus. Die Augen waren recht klein und auch der Rest des Gesichtes war kaum zu erkennen. Teilweise sah es aus wie ein viel zu groß geratener Regenwurm, nur viel größer und viel dicker. Anscheinend war er aus dem inneren des Bodens gekommen und hatte sich nun um Crispin seinen Fuß gewickelt. Der Junge war so geschockt, dass er im ersten Moment nicht wusste was er tun sollte. >>Was ist das, wo kommt dieses Ding auf einmal her? << fragte er entsetzt, aber darauf wussten die beiden auch keine richtige Antwort. >>Es muss wohl aus der Erde gekrochen sein, << antwortete Wurzel und wich einen Schritt von diesem Tier weg. >>Tut doch etwas, << schrie Crispin ängstlich und versuchte, den Wurm abzuschütteln, aber es wickelte sich immer mehr um seine Füße. Langsam schlängelte es sich an seinem Bein hoch, wie eine Schlange und zurrte sich immer fester. Nach dem ersten Schreck reagierten der Kobold und der Zwerg sehr schnell. Sie stampften und hüpften vor Crispin herum und fuchtelten mit den Armen und Händen, so als ob sie das Tier damit vertreiben könnten, was allerdings nicht klappte. >>Los, packt es doch an und zieht es einfach weg, << sagte Crispin zu den Zweien. Und nach einer einzigen Minute, als sich das Tier schon fast bis zu den Hüften hoch schlängelte, griffen Eusebius und Wurzel gleichzeitig am ende des Tieres zu und zogen und zerrten so heftig wie sie konnten. Das gefiel dem Wurm anscheinend gar nicht, denn es drehte seinen Kopf zu den beiden um und lies ein wenig locker, so das der Junge sich etwas nach hinten ziehen konnte. Aber vor Schreck ließen die beiden wieder los und das Tier wandte sich wieder dem Knaben zu. Als es merkte, dass sein Opfer versuchte ihm zu entkommen, streckte es eine eklig aussehende dünne Zunge raus und streckte sie dem Jungen entgegen. Sie war dem Gesicht des Jungen bedrohlich nahe und Crispin dachte schon es wäre zu spät, als plötzlich und mit voller Wucht seine Tasche, die er im Sand liegen gelassen hatte, auf dem Kopf des Wurmes landete. Eusebius hatte nach ihr gegriffen und ohne nachzudenken haute er mit voller wucht drauf. Dann packte er und Wurzel noch einmal den wurm und zogen ein weiteres Mal an ihm, so lange bis es nach gab und von Crispin ab lies. Wütend drehte sich das Tier zu den beiden um und Crispin nutzte diesen Moment und sprang auf und wich schnell zurück. Er griff seine Tasche, die achtlos wieder im Sand lag und griff seine Freunde. >>Kommt, last uns schnell von hier verschwinden, bevor dieses Vieh noch angreift. << So schnell wie sie konnten rannten sie davon, einfach nur weg. Nach ein paar Metern kam Crispin wieder zum stehen und drehte sich um. >>Es ist weg, wir können wieder normal laufen. << Er pustete heftig aus und erholte sich von dem Schreck. >>Was war das denn für ein Tier? << fragte Wurzel immer noch ganz verwundert. Keiner von den dreien wusste was das eben war oder von wo es gekommen war. Sie waren nur froh das es jetzt weg war und sie in Sicherheit. >>Last uns bloß schnell von hier verschwinden, bevor noch einmal so ein Tier kommt oder irgendein anderes. Wer weiß, was es hier alles so gibt, << meinte Crispin und damit marschierten sie schnell weiter, immer mit einem Wachsammen Blick auf der Erde. Nach einer weile kam ein kleiner Wind auf, der ihnen kühl um die Ohren blies. >> Ach ist das herrlich erfrischend<<, meinte Wurzel und lies sich den Wind ins Gesicht pusten. Wenn die drei gewusst hätten, dass dieser Wind schon bald ein ausgewachsener Sturm werden würde, sie hätten sich bestimmt nicht so sehr darüber gefreut.

Mit dem Wind im Nacken gingen sie wieder freudestrahlend weiter. Es lief sich nun schon viel besser, ohne die pralle Sonne direkt auf einen runter und die drehenden Stürme ringsum wurden irgendwann auch weniger. Nach etlichen Stunden, so schien es ihnen waren sie sich sicher, dass keine Gefahr mehr drohte und sie gingen nicht mehr so dicht beieinander her, sondern viel weiter von einander entfernt. Das schlimmste hatten sie anscheinend auch hinter sich gelassen, denn die Wirbelstürme vor ihnen waren nicht mehr so schlimm wie bisher. >> Vielleicht haben wir ja bald das ende erreicht von dieser Wüste<<, meinte Crispin voller Hoffnung. Langsam wurde es schwerer, sich im Wind auf den Füßen zu halten, denn er blies ihnen ganz schön in den Rücken. >> Anscheinend wird der Wind heftiger<<, rief Eusebius mit lauter Stimme, da man sich schon bald nicht mehr mit normaler Lautstärke unterhalten konnte. Der Wind wurde immer heftiger und lauter und die Freunde hatten nun sehr große mühe sich

überhaupt noch auf den Beinen zu halten. Der Sand blies ihnen um die Ohren und sie hielten sich geduckt, damit ihnen nicht all zu viel davon ins Gesicht wehte. Aber schon bald holte Crispin sich ein Tuch aus seiner Tasche und band es sich vors Gesicht, damit nicht so viel von dem Sand in Nase und Mund kamen. Es schien ihnen eine Ewigkeit zu dauern, bis sie voran kamen, es ging nur sehr langsam und mühevoll. Immer wieder stolperten sie und vielen der Länge nach hin und jedes Mal rappelten sie sich wieder auf und versuchten weiter zu kommen. Mittlerweile war der Wind zu einem heftigen Sturm geworden, der so plötzlich kam, dass sie nicht die Gelegenheit hatten sich richtig davor zu schützen. Als sie zum wiederholten male in den Sand vielen, blieben sie einfach vor Erschöpfung liegen und wollten so das ende des Sturmes abwarten. Keiner von den dreien hatte mehr Kraft und sie hofften nur, dass es schnell vorbei gehen würde. Sie waren so erschöpft, dass sie auch sogleich das Bewusstsein verloren

und lange Zeit so da lagen. Irgendwann hörten sie ein leises donnern, das schnell näher kam und damit auch immer lauter wurde. Von dem donnern kamen sie wieder zu sich und sie merkten, dass der Sturm vorbei war. Crispin war halb mit Sand zugeschüttet und auch seine Freunde waren über und über mit dem bunten Sand bedeckt. Er steckte in ihren Haaren, Augen, Ohren und teilweise sogar in der Kleidung. Sie blickten sich zu den anderen um und vergewisserten sich, dass sie noch da waren. Der Boden unter ihnen fing an zu vibrieren und der Sand zitterte unter ihren Füßen. >>Was ist das? << fragte der Kobold verwundert. >>Doch nicht etwa schon wieder so ein Tier ? << Mühsam standen sie auf und klopften sich den Sand von sich ab und schüttelten ihr Haar und die Schuhe aus. Als dieser unheimliche Donner nun schon beinahe zum greifen nahe war, blieben Crispin und seine Freunde stehen und drehten sich um, weil sie sehen wollten, was da hinter ihnen näher kam. Und das war erschreckend, so sehr, dass die Freunde nicht wussten was sie tun oder sagen sollten. Crispin, Wurzel und Eusebius standen da und sahen etwas näher kommen, mit rasender Geschwindigkeit. Es schien sich über den ganzen Horizont auszubreiten und wurde immer schneller und lauter. Durch den vielen Sand und wegen der glühenden Sonne konnten sie sehr wenig sehen, nur das sich dort am Horizont ein breiter, dunkler Streifen ausbreitete und den Sand unter ihren Füßen erbeben lies. >> Was kann das sein? << fragte der Kobold total erschrocken und schaute seine Freunde fragend an. Aber auch sie wussten nicht was dort hinten auf sie zukam. >> Vielleicht ein noch heftigerer Sturm oder die dunklen Reiter die dir Folgen, << sagte der Zwerg. >> Sollten wir uns vielleicht in Sicherheit bringen? << fragte wieder der Kobold, aber diese Frage konnte er sich auch selber beantworten. Es war weit und breit kein Unterschlupf zu sehen oder etwas anderes, hinter dem sie sich verstecken konnten. Es blieben ihnen nur zwei Möglichkeiten, entweder dort stehen bleiben wo sie waren und abwarten was passiert, oder laufen, so schnell es ging und hoffen das es nichts schlimmes war. Die drei waren aber so gebannt von dem Geschehen, das sie wie angewurzelt da standen und sich den dunklen Streifen ansahen. Langsam und rasend schnell kam es immer näher. >>Findet ihr nicht das es sich anhört wie lautes Hufgetrippel? << fragte Crispin verwundert seine Freunde. Und tatsächlich, langsam konnte man etwas erkennen von dem dunklen etwas das auf sie zukam. Es waren mehrere Gestalten, die noch sehr undeutlich in dem noch wenig wütendem Sandsturm auszumachen waren. Vom heftigen Wind hin und her gerissen, hatten die drei langsam mühe, sich überhaupt noch auf den Beinen zu halten, obwohl sie eine weile bewusstlos waren. Nach einer Ewigkeit, so schien es ihnen, konnten sie endlich sehen was es war, das da so schnell ankam und das war es auch, was sie so sehr erschreckte. Es waren in der tat Reiter auf ihren Pferden, aber nicht irgendwelche. Es waren auch nicht die Bösewichte die den dreien schon die ganze Zeit folgten, es waren fremde, sehr, sehr viele sogar. Eine ganze Armee schien dort anzukommen, unendlich viele von ihnen, man konnte sie nicht zählen. Sie schienen Rüstungen anzuhaben die in der Sonne glänzten und ihre Pferde waren alle miteinander pechschwarz. Abwechselnd schauten sich die drei an und keiner von ihnen wusste was sie tun sollten, aber dafür war nun ach keine Zeit mehr, denn jetzt waren diese Reiter schon so nahe, dass sie sie einzeln ausmachen konnten. Die Reiter sahen zum fürchten aus, alle mitsamt. Sie hatten lange Haare, die unter dunklen Helmen hervor flatterten und ihre Körper schützte ein Brustpanzer. Sie trugen lange Lederstiefel die zum schwitzen aussahen und die Pferde hatten alle einen Kopfschutz auf mit flatternden Bändern an den Seiten. Ohne von ihrem Weg abzukommen oder sich umzublicken ritten sie rasend schnell immer gerade aus. Sie schienen keine Notiz von den Wanderern zu nehmen, oder sie ließen sich einfach nichts anmerken. Vielleicht waren diese drei auch gar nicht wichtig für diese Gestalten und kümmerten sich deshalb nicht um sie. Nun waren sie bereits so nahe, das Crispin und seine Freunde Angst

bekamen einfach umgerannt zu werden, denn diese Reiter schienen wohl nicht ausweichen zu wollen. Mit lautem Getrampel donnerten diese Reiter einfach an ihnen vorbei und sie mussten tatsächlich das eine oder andere Mal ausweichen, um nicht mitgerissen zu werden. Wurzel wurde sogar umgerissen durch den ganzen Windzug und den Sturm. Er lag erschöpft im bunten Sand und spuckte laufend diesen wieder aus. Auch Eusebius hatte zu kämpfen. Seine Augen brannten durch die starke Hitze und von dem vielen Sand, dauernd rieb er sie, was dadurch nur noch viel schlimmer wurde. Und Crispin hatte einen schlimmen Husten bekommen, trotz dem Tuch davor reizte ihn der Sand im Hals. Die Reiter ritten einfach weiter und schauten sich noch nicht einmal um. Sie schienen keinerlei Notiz von ihnen zu nehmen und es schien kein Ende zu nehmen mit denen, immer mehr kamen von ihnen angeritten. Als Crispin mit seinen Freunden schon fast nicht mehr konnte, schien die Flut an Reitern endlich abzunehmen. Sie wurden langsam weniger, ja, nun waren es nur noch einzelne Reiter die an ihnen vorbei kamen. Nach einer unendlich langen Zeit für sie, waren endlich die letzten an ihnen vorbei. Ganz unerwartet blieben die letzten drei Pferde stehen und machten kehrt. Ohne überhaupt ein Wort zu sagen oder etwas anzudeuten, ritten diese drei Reiter auf die Freunde zu und ehe sie wussten was passierte, wurden sie auch schon auf die Pferde gerissen und man nahm sie einfach mit. Unter lautem Protest wehrten sie sich, aber sie hatten absolut keine Chance. Die Pferde Galoppierten durch die Wüste, ritten um die Wirbelstürme herum und sausten im nu davon, mit den dreien im Sattel.

 

 

 

 

 

Die Wüstenstadt

 

Obwohl Crispin sich laut und deutlich dagegen wehrte und immer wieder fragte was das sollte, keiner der Reiter gab ihnen eine Antwort. Sie wussten nicht, wo man sie hin brachte oder was man mit ihnen vorhatte. Der Kobold und der kleine Zwerg hatten ihre mühe, sich überhaupt auf den großen Tieren festzuhalten und beide zitterten sie um die Wette, da sie noch niemals zuvor auf solch einem Wesen gesessen oder überhaupt eines angefasst hatten. >>Wo bringt ihr uns hin und was wollt ihr von uns? << fragte Crispin mehrmals vergebens. Diese merkwürdigen Reiter sprachen kein einziges Wort und machten auch keinerlei Anzeichen von irgendetwas, was darauf schließen lies, was sie wollten. Ihnen blieb wohl keine andere Wahl als einfach abzuwarten wo der Ritt hinging. Nach einigen Stunden, so kam es den dreien jedenfalls vor, konnte man etwas am Horizont erkennen. Als sie näher kamen, konnte man kleine Hütten, Zelte und ähnliches sehen. Anscheinend war es eine bewohnte Gegend, denn es stieg Rauch und Qualm auf. Auch Bäume, Sträucher und kleine, grüne Weiden konnte man nach einer weile erkennen. Nun waren sie so nahe, das sie ein riesiges Tor aus Holz erkennen konnten, das wohl als Eingang zu einer Stadt diente. Es ragte groß und breit aus dem Boden empor und breitete sich über einer sehr großen Fläche hin aus. Es drangen Stimmen und Fußgetrampel zu ihnen hervor, so dass man daraus schließen konnte, dass die Gegend bewohnt war. Als die Pferde dem Tor näher kamen, wurde es von innen geöffnet und die Reiter fegten in das Dorf hinein, verteilten sich in kleine Gassen, in Verwinkelte Ecken und hielten auf einem großen, rundem Platze an, der wohl als Dorfmitte diente, da dort eine Vielzahl von Menschen umherliefen. Die drei Reiter ließen die erschöpften Freunde herunter und entfernten sich einfach, ohne wieder etwas zu sagen. Sie wurden einfach alleine gelassen, wussten nicht wo sie waren oder was sie dort sollten, oder was diese Fremden von ihnen wollten. Anscheinend nahm niemand so recht Notiz von ihnen, denn die Leute liefen einfach weiter und ließen sich nicht in ihren Tätigkeiten stören. Crispin schaute sich erst einmal ganz genau um. Sie standen dicht an einem Brunnen, in dem herrliches Wasser floss und der Sand unter ihnen war nicht mehr bunt, sondern ganz einfach Sandfarben, wie er sein sollte. Vereinzelt standen einige Pferde an Pfosten gebunden und es liefen sogar einige Hunde umher. Auf dem Platz wo sie nun standen, waren Stände mit Obst, Gemüse, Wurst, Fleisch, Tongeschirr und anderes aufgebaut und alte wie junge Leute handelten um Preise oder versuchten zu tauschen. Ein reges treiben war hier zu Gange und niemandem vielen die Fremden auf. Von der Mitte des Platzes gingen viele Gassen und schmale Straßen ins innere des Dorfes. Einige waren mehr schlecht als recht gepflastert, andere nur aus festem Sand. Crispin, Eusebius und Wurzel

beschlossen sich in diesem kleinen Dorf ein wenig um zu sehen. Nachdem sie sich erst einmal lang genug am Brunnen erfrischt hatten und ihre Flaschen neu gefüllt hatten, marschierten sie los. >>Sieht dein Dorf von wo du kommst genauso aus? << fragte der Zwerg neugierig. >>Nein, hier ist alles viel kleiner und viel enger zusammen gebaut. Auch ist es bei uns viel grüner und freundlicher. Bei uns ist ein großer Wald in der nähe von wo die Tier immer zu uns kommen, auch fließt bei uns ein Bach in der nähe, << antwortete Crispin sehnsuchtsvoll. In der tat, die Häuser und Hütten standen hier viel dichter zusammen, die Gassen dazwischen waren kleiner und niedriger, aber es sah alles sehr ordentlich und freundlich aus. >>Ein Bett oder eine andere stelle zum ausruhen würde jetzt nicht verkehrt sein, << meinte der Kobold. Seine kurzen Beine hatten ihn nun schon lang genug und sehr weit getragen. Er brauchte eine Pause und nicht nur er, sondern auch die anderen. Die Hitze in der Wüste vor der Stadt war unerträglich und der Sturm zerrte auch an ihren Nerven. Zu dem entfernten sie sich immer mehr und je weiter sie von daheim weg waren desto fremder war die Umgebung für sie. Und wie sie das so alle für sich dachten, sahen sie auch schon ein kleines, altes Holzschild über einer Tür hängen mit der Aufschrift ‚`’’Gasthaus zum Dorfe’’. Vorsichtig öffneten sie die Knarrende Tür und traten in eine kleine Stube ein, die vor lauter Rauch ganz eingenebelt war. In den Ecken standen kleine Tische mit Bänken und Stühlen und an der gegenüberliegenden Seite des Einganges war ein Tresen, hinter der eine kleine, dicke Frau stand. Ihre leicht zerwühlten Haare hatte sie zu einem Knoten hochgebunden und die Schürze die sie trug war schmuddelig und zerknittert. Sie hatte ein Zigarrenstumpen im Mundwinkel und schaute lediglich nur einmal hoch, als die drei die Gaststube betraten. Es war laut und stickig drinnen, was wohl an der wenigen Luft lag die hereinkam. Die wenigen Fenster waren sehr dreckig und sahen aus, als ob sie noch niemals geöffnet wurden. Crispin und seine Kumpels setzten sich an einen freien Tisch und beäugten die wenigen Menschen an den anderen Tischen. Neben ihnen saßen zwei Männer, die jetzt misstrauisch zu ihnen rüber guckten und sie nicht einen Augenblick unbeobachtet ließen. Der eine hatte einen schmuddeligen Bart und sein dicker Bauch passte so gar nicht zu dem restlichen Körper. Der andere hatte schon fast eine Glatze, seine knallrote Hakennase stand so weit aus dem Gesicht heraus, dass man glauben konnte sie wollte noch länger werden als sie sowieso schon ist. Nach einer weile schenkten die zwei wieder ihre Aufmerksamkeit dem Bier vor ihnen und setzten ihre Unterhaltung fort. Als sie die Personen am anderen Tisch sahen, erschraken sie etwas. Es waren nämlich zwei der Reiter, die sie auf ihren Pferden mitgenommen hatten. Jetzt schauten die beiden auf und sahen zu den Fremden rüber. Gespannt schauten sie die Reiter an und warteten darauf was wohl als nächstes passieren würde. Langsam erhob sich einer der beiden und kam mit langsamen, schlurfenden schritten zu ihnen rüber. Er sah sehr grimmig aus und war wohl auch nicht zum scherzen aufgelegt. Er wirkte groß, stark und tapfer. Seine Schulterlangen Haare klebten verschwitzt an seinem schmalem Gesicht, dass von einem wilden Bart umgeben war. Teilweise zierten ihn schon einige graue Strähnchen, die ihn aber keineswegs alt wirken ließen. Nun war er nur noch wenige Schritte von Crispin entfernt und seine Schritte wirkten immer schwerer. Der Kobold und der Zwerg rückten dichter zusammen, als ob sie riesige Angst hätten, was bei dem aussehen und auftreten des Mannes eigentlich verständlich war. Als der Mann an dem Tisch herantrat, zog er sich einen Stuhl zu Recht und lies sich mit einem schweren Plumpsen darauf nieder. Sein Bart zitterte etwas, was wohl darauf hindeuten lies, dass er gleich zu reden anfangen würde. >>Ihr fragt euch bestimmt wer wir sind und warum wir euch aus der Wüste mitgenommen haben, stimmst? << fragte er mit einer ganz ruhigen und angenehmen Stimme. Ganz überrascht davon, dass der Kerl ganz freundlich war und nicht grob oder gar total unfreundlich, nahm Eusebius seinen Mut zusammen und blaffte ihn an. >>Na, ihr hättet uns ja wenigstens mal fragen können, ob uns das überhaupt recht ist. Und vorstellen hättet ihr euch auch können. Und überhaupt, wo zum Kuckuck sind wir hier denn<<? Bevor der Reiter seinen Mund aufmachen konnte, trat die Frau an den Tisch und wollte wissen was die Herrschaften zu trinken haben wollten. >>Bringe den Reisenden mal ein großes, kühles, Molly. Ich denke sie können es nach der Reise gut gebrauchen<<. Die Frau namens Molly ging wieder zum Tresen zurück und der Reiter schenkte seine Aufmerksamkeit wieder den dreien zu. >>Erst einmal entschuldige ich mich für unsere Unfreundlichkeit und wenn wir euch erschreckt haben sollten. Ich heiße Justus. Justus der Gerechte. Wir wollten wirklich nichts Böses von euch<<. Er schaute Crispin an und dieser schaute ihn misstrauisch von oben bis unten an. Er dachte die ganze darüber nach, ob man diesem Manne glauben sollte oder ob es nicht irgendwo eine hinterlistige Falle geben würde. Er hatte schließlich schon genug mitgemacht und eine weitere

Verzögerung der Reise wäre nicht sonderlich gut. Justus redete weiter. >>Wir haben euch nur aus Gutmütigkeit mitgenommen. Die Wüste ist schließlich sehr groß und Fremde kennen sich dort für gewöhnlich nicht sehr gut aus. Mit viel Pech würdet ihr noch in zwei Wochen dort draußen umher irren und niemals dort raus finden. Oder ihr wärt verdurstet oder in einer dieser Wirbelstürme umgekommen. Es ist wirklich sehr gefährlich da draußen, aber ihr könnt ja gerne wieder zurückgehen. Wir halten euch bestimmt nicht auf<<. Justus schien es anscheinend ehrlich zu meinen und er wirkte eigentlich sehr nett und freundlich. Wie Crispin so darüber nachdachte, brachte Molly drei große Krüge mit herrlich kühlem Bier. >> Wo sind wir hier eigentlich und was seit ihr für Reiter? Schließlich wart ihr sehr viele und wo sind die anderen hin? << wollte Crispin wissen. Justus stellte erst einmal den anderen Reiter vor, der inzwischen zu ihnen rüber gekommen war. Er hieß Ansbert der Kühne. Er war fast genauso groß wie Justus, hatte aber im Gegensatz zu dem einen dickeren Bauch und etwas kürzere Haare. Ansbert antwortete auf die Fragen. >> Wir sind hier in der Wüstenstadt Donsar und wir sind die Armee des Königs. >> Wie, ihr habt hier einen König? Ja, aber wo denn? << fragte Wurzel erstaunt. >> König Barnabas, er wohnt in seiner Burg, hinter dieser Stadt und wir gehen für ihn auf die Jagd, auf Kundschaft, beschützen ihn im Krieg und verteidigen die Stadt vor Unholden und Feinden. Wenn ihr ein anliegen an ihn habt, denke ich, solltet ihr bis morgen warten. Die Sonne geht bald unter, ihr solltet euch ausruhen und etwas schlafen. Molly gibt euch ein Zimmer im oberen Stockwerk, nicht war Molly? << fragend schaut Ansbert die Wirtin an und diese nickte nur stumm zurück. >>Nun ja, wir sind auf der Reise und wir müssen sie zu ende bringen, unnötige Verzögerungen sind nicht so gut, << antwortete Crispin. Er erzählte noch schnell, das sie nicht wüssten wo sie überhaupt hin mussten und wo sie lang gehen sollten, aber sie wollten so schnell wie möglich weiterreisen. Crispin hielt es für besser, nicht zu viel zu erwähnen, denn man konnte schließlich nie wissen was das für Leute in dieser Stadt waren. Molly trat an den Tisch und brachte ihnen einen großen Teller mit lecker duftendem Essen. >>Na, esst ihr erst einmal. Ihr müsst ja am verhungern sein, << sagte sie mit einer sehr rauchigen, aber freundlichen Stimme. Jetzt erst merkten die drei, wie groß ihr Hunger war und während die Männer weiter redeten, machten sie sich über das Essen her. Justus bemerkte die Unsicherheit und sagte, dass die drei erst einmal eine Nacht über alles schlafen sollten und am nächsten Morgen würde alles schon anders aussehen. Schließlich ließen sie sich überreden und ließen sich von der Wirtin ein Zimmer geben, nachdem sie sich bei Bohnen, Speck und Bratkartoffeln satt gegessen hatten. >>Wir brauchen einmal wieder richtigen Schlaf und ein Bett wird uns gut tun. Und morgen sehen wir dann weiter<<! Die drei Freunde sagten sich an den Zimmertüren gestärkt und beruhigt gute Nacht und trennten sich dann voneinander. Jeder von ihnen hatte ein kleines Zimmer mit einem Bett, einem Schrank, einen Tisch und einen Stuhl drinnen. Ein kleines schmuddeliges Fenster zeigte zum Hof hinunter und eine kleine Lampe gab nur spärlich Licht ab. Aber ein jeder von ihnen achtete nicht so besonders auf die Einrichtung sondern viel mehr auf das Bett, dass schön Ordentlich an der Wand stand. Ein dickes Kopfkissen und eine genauso dicke Zudecke luden zum ausruhen ein und sofort vielen alle in die Betten und in einen tiefen Schlaf. So tief, dass keiner den nächtlichen Lärm auf dem Flur bemerkte und niemand hörte, dass sich in einem der Zimmer etwas Ungewöhnliches tat. Niemand hörte die Schritte auf dem Flur, keiner hörte die Tür, die geöffnet wurde und niemand bemerkte das Poltern, das die nächtliche Ruhe störte. Am nächsten morgen, als Eusebius und Wurzel erwacht waren, wollten sie beide den anderen wecken gehen. Auf dem Flur allerdings trafen sie sich und stimmten erst einmal übereinander ein, das der Schlaf richtig gut getan hatte und die Betten das Beste waren, was sie in letzter Zeit bekommen hatten.

Nachdem sie eine weile über die letzte Nacht geredet hatten, wollten sie gemeinsam Crispin wecken gehen, von dem noch nichts zu sehen oder zu hören war. Sie klopften an seine Tür, aber er antwortete nicht. Wurzel klopfte noch einmal, da sie dachten er würde nur sehr fest schlafen, aber wieder war nichts zu hören in seinem Zimmer. >>Sollen wir einfach rein gehen? Bestimmt pennt der so fest, dass wir ihn erst einmal aus dem Bett rausschmeißen müssen, << meinte der Kobold ganz verwundert. Aber die Tür war fest verschlossen, so oft sie auch rüttelten, sie blieb zu und es war auch nichts zu hören aus dem Zimmer. >>Na, vielleicht ist er ja schon wach und wartet unten auf uns, << meinte der Zwerg. Die beiden gingen die alte, knarrende Treppe runter und schon von oben war leises Gemurmel und Getuschel zu hören. Es hörte sich nach zwei Männern an, die offensichtlich etwas Geheimes miteinander hatten, da sie schlagartig aufhörten zu reden, als die beiden kleinen runter kamen. Mit einem komischen Blick schauten sie beide an und noch einige andere Männer in dem Lokal sahen böse zu ihnen

rüber. Wurzel und Eusebius bemerkten das und mit ängstlichen Blicken hielten sie Ausschau nach ihrem großen Freund. Ganz schnell wollten sie aus dem Haus raus kommen und diese komische Stadt verlassen. >>Siehst du ihn irgendwo? << fragte der eine den anderen. Aber auch er konnte den gemeinsamen Freund nirgends sehen. Beiden viel auf, das die Leute im Lokal nicht mehr so freundlich und friedlich aussahen wie am Abend zuvor. >>Wo ist Crispin denn, oben ist er nicht, hier unten nicht, er wird doch wohl nicht einfach ohne uns gegangen sein? << fragte Wurzel beängstigt. >>Ach wo, er würde uns jetzt doch nicht im Stich lassen. Vielleicht ist er ja nur nach draußen gegangen. Wir sollten diese Molly fragen, die weiß bestimmt wo er ist, << antwortete Eusebius mit genauso ängstlicher Stimme. Gemeinsam gingen die zwei zu der Wirtin und fragten nach ihrem Freund. Komischerweise hatte sie ihn aber angeblich an diesem Morgen auch noch nicht gesehen. Ratlos schauten sich der Zwerg und der Kobold an und sahen sich nochmals in dem eigentlich sehr kleinen Raum um. Trotz anstrengender Ausschau, Crispin war nirgends zu sehen. Jetzt waren die zwei wirklich ratlos, hatte der angeblich so gute Freund sie vielleicht doch verlassen? Oder war ihm nur alles zu viel geworden und ist einfach wieder umgekehrt und wollte deshalb nichts sagen, da sie ihn vielleicht dann für einen Feigling halten könnten? Oder er war einfach nur sehr früh erwacht und war irgendwo draußen und schaute sich nur ein wenig um? Bestimmt würde er jeden Moment zur Tür reinschauen und sagen, dass alles gut ist. Aber es könnte ja auch sein, das sie in diesem komischen Dorf in einen Hinterhalt geraten waren und es war ihm irgendwas Schlimmes passiert. Keiner der beiden wusste absolut nicht, was sie jetzt tun sollten. >>Wenn ihr euren Freund sucht, der ist heute Morgen ganz früh aufgebrochen. Er hat noch gesagt wir sollten euch einen schönen Gruß bestellen! << gab einer der Männer lachend von sich. Er saß an einem der schmuddeligen Tische in einer Ecke und schaute grinsend zu einem der anderen Männer. Dieser nahm einen Rucksack unter dem Tisch hervor und warf ihn den Fremden vor die Füße. >>Hier, diesen hat er wohl vergessen. Molly hat ihn oben auf seinem Bett gefunden, nachdem er weg war <<. Eusebius erkannte den Rucksack von Crispin und hob ihn auf. >>Komisch, das er den hier lässt, << meinte er. Wurzel zog seinen Freund am Ärmel und sagte zu ihm: >>Du, las uns lieber erst mal hier raus gehen. Irgendwie sind die hier komisch<<. Da nun beide es mit der Angst bekamen, verließen sie so schnell wie möglich das Haus und liefen erst einmal um die nächste Ecke. Dort kamen sie zum stehen und schauten sich an. >>Was könnte wohl passiert sein? Ob er vielleicht doch einfach wieder Heimgekehrt ist<<? Fragend blickten sie sich um, so als ob sie von irgendwo Hilfe oder eine Antwort erwarten würden. >>Was machen wir denn jetzt? Sollen wir vielleicht weiter marschieren oder wieder nach Hause gehen<<? Wurzel sah nun schon etwas schlecht gelaunt aus, da er so etwas nicht erwartet hätte. >>Ich glaube, wir sollten erst einmal versuchen ihn zu finden. Vielleicht ist Crispin ja noch in der nähe und wir können ihn selber fragen was los ist. Wenn er weggegangen ist, dann hätte er doch mit Sicherheit seine Tasche mitgenommen und sie nicht hier gelassen. << Die beiden gingen aufs Geratewohl einfach die Straße entlang und bemerkten gar nicht, dass ihnen jemand folgte. Die schleichende Gestalt huschte lautlos über den Weg, darauf bedacht, von niemandem bemerkt zu werden. Irgendwann jedoch drehte sich der Zwerg um und sah nur noch, wie ganz schnell eine dunkle Gestalt in einem Hauseingang verschwand. Der Zwerg sah seinen Freund an und beide machten kehrt, um heraus zu finden, wer ihnen da folgte. Es könnte ja schließlich auch der gemeinsame Freund sein, dachten sie. Aber als sie vorsichtig an dem Eingang heran kamen, griff eine Hand nach ihnen, die überhaupt nicht der ihres Freundes glich. Diese Hand war älter, schrumpliger und die Finger waren leicht gekrümmt. Ganz erschrocken zuckten beide zusammen und wollten schon laut um Hilfe rufen, aber eine leise Stimme befahl ihnen ruhig zu sein. Langsam kam ein alter Mann einige Schritte aus dem Eingang heraus und sah sich erst mal um. Er hatte eine gebückte Haltung und war schäbig gekleidet. Seine wenigen Haare waren auch schon total schmutzig und fettig. Die Ausstrahlung von dem Mann ließ die beiden ruhiger werden, denn er sah nicht so aus, als ob er ihnen etwas tun wollte. >>Ich weiß wo euer Freund ist <<, sagte dieser. Erstaunt sahen beide den Mann an und fragten ihn, von wem er weiß dass sie ihn suchten und wo er war. >>Ich habe euch vorhin im Gasthaus beobachtet und euer Freund ist nicht freiwillig weg gegangen. Ich sehe und höre viel in dieser Stadt, darum weiß ich gut Bescheid. << Der alte berichtete, das er mitbekommen hatte, wie ihn einige Ritter in der Nacht überwältigt hatten und weg gebracht hatten. >>Wohin, und wieso überhaupt. Und warum nur ihn alleine und nicht uns alle drei? << fragte der Kobold verwundert. >>Anscheinend hielten sie euch nicht für sehr wichtig, sonst hätten sie euch ganz bestimmt mitgenommen. Sie sahen wohl eine Gefahr oder irgendeine Bedrohung in eurem Freund. Sie haben ihn auf die Burg von König Barnabas gebracht. << Kurz unterhielten sie sich noch, dann bedankten sich die zwei bei dem netten, alten Mann, der einfach nur einem sympathischem, netten Jungen helfen wollte und gingen dann entschlossen und mutig Richtung Burg. Sie waren entschlossen, zu diesem König zu gehen und diesen zu fragen, warum er ihren Freund gefangen genommen hatte. Sie liefen über den Marktplatz, der nun schon rege bevölkert war und sahen viele Leute, die ihr Hab und Gut tauschten oder verkauften. Ziegen und Kühe wurden angepriesen und wertvolle Gewürze schmackhaft gemacht. Kinder tollten um den Brunnen und rannten hinter einem Huhn her, das gackernd vor ihnen weg lief. Wenn die Zeit nicht so drängte für die zwei, dann wären sie gerne noch eine weile geblieben und hätten dem Getummel zugesehen. Sie kamen durch enge Straßen und breiten Wegen, bis sie endlich zu dem Rande der eigentlichen Stadt kamen. Hier waren nur noch vereinzelt einige Häuser zu sehen und hier und da war eine kleine Koppel mit einigen Tieren drinnen. Bald kam die Burg immer näher, die sie schon lange von weitem sehen konnten. Sie sah eigentlich etwas heruntergekommen aus, aber doch sehr imposant. Es war alles ganz still und ruhig, als sie sich dem großen Tor näherten. Mit zittrigen Knien schritten sie hindurch und waren überrascht, dass niemand zu sehen war und gar keine Wache um stand. Im innerem war es genauso öde wie außen. Alles ganz ruhig, still und harmlos. Es lag Gestrüpp Rum und ein einsamer Hund saß auf dem Hof. Die zwei gingen auf das große Eingangstor zu und sahen sich an. >> Was sagen wir denn nun, wenn wir vor dem König stehen? << fragte Eusebius. >> Das werden wir noch sehen. Lass uns erst einmal diesen komischen König finden. Es sieht und hört sich alles so ruhig an. Eigentlich müssten hier doch Wachen stehen, oder irgendwelche Leute rumlaufen, dafür dass er so eine große Armee hat! <<Die Verwunderung darüber, dass hier keiner war, sollte nicht lange anhalten, denn im selben Augenblick ging die Tür auf und ein Ritter stand vor ihnen. Die beiden Freunde waren ganz erschrocken darüber, denn sie waren nicht darauf vorbereitet dass plötzlich jemand vor ihnen stand. >> Was wollt ihr hier, ihr Winzlinge? << fragte der Ritter. Ganz empört darüber entgegnete Wurzel mit etwas zittriger Stimme:>> Erst einmal, wir sind keine Winzlinge. Und zweitens, wir wollen zu dem König! << Von oben herab sah der Mann die beiden an, eine ganze weile lang. Schließlich befahl er ihnen in einem sehr schroffen Ton, ihm zu folgen. Mit zittrigen Knien folgten sie dem Ritter durch die große, imposante Burg. Es ging durch die Eingangshalle, über große Treppen, schmale Flure und schließlich wurden sie in einen großen Saal geführt, der sehr leer wirkte, denn es Stand nicht gerade viel darinnen. Ein großer Tisch, einige Stühle, eine Truhe und vor allem, ein mächtiger Thron. >>Wartet hier<<, sagte der Ritter und verschwand wider. Eusebius und Wurzel schauten sich in dem Raum um und wussten nicht was sie nun tun sollten, außer, zu warten. Das mussten sie aber nicht lange, denn nur wenige Momente später ging die Tür wider auf und der König kam herein. Er sah recht Furcht einflößend aus, wie er da so durch die Tür stapfte. Er war mittelgroß, etwas untersetzt und hatte Kinnlange, graue Haare. Dazu zierte ihn ein mächtiger Bart und natürlich trug er eine Krone. Zwar eine kleine und recht schmale Krone, aber dennoch eine echt goldene. Der König ging direkt auf seinen Thron zu, setzte sich hinein und schaute total grimmig auf die beiden hinab. >>Also gut, was wollt ihr hier? << fragte er und wartete auf eine Erklärung. >> Wir sind wegen unserem Freund hier, Crispin. Wir waren auf der durchreise und man hat uns gesagt, er sei von ihnen gefangen genommen worden. Wir wollen ihn hier wider rausholen, denn er hat niemandem hier etwas getan<<, antworteten die beiden abwechselnd mit zittriger und leiser Stimme. >>So, so! Ihr gehört also zu diesem kleinen Hänfling der unten im Kerker sitzt. Dann solltet ihr ihm wohl Gesellschaft leisten. Solche Verräter wir ihr habt nichts anderes verdient<<. Plötzlich schrie der König nach den Wachen und noch bevor Eusebius und Crispin etwas sagen konnten, wurden sie von vier Männern gepackt und weggetragen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Kerker

 

 

Die zwei protestierten und zappelten heftig, aber es nützte ihnen absolut nichts, sie konnten sich gegen die viel größeren und stärkeren Männer nicht wehren. Sie wurden die Treppen wieder runter getragen, durch düstere Gänge und einen Keller hinab. Wurzel hielt sich schon

bald die Hand vor die Nase, denn es kroch ein widerlicher und schrecklicher Gestank den Gang entlang, den sie nun gingen. Der Keller wurde nur von spärlichen Fackeln beleuchtet,

ansonsten kam dort nicht ein einziger Lichtstrahl hin. Als sie vor einer breiten Holztür hielten, versuchten die zwei es erneut, sich von den Rittern zu lösen, was aber vergebens war. Ihr griff war eisern und fest. Einer der Wachen schloss die Tür auf und schloss sie auch wieder zu, nachdem alle durch sie hindurch gegangen waren. Hier waren die Zellen, die vereinzelt leer waren, aber auch gefüllt mit Männern, die nun laut riefen, jammerten und um Gnade winselten. Hinter einer anderen Tür war lautes Geschrei zu vernehmen, die schreie von einem armen Menschen, der offensichtlich gefoltert wurde. In einer kleinen Ecke stand ein dreckiger Tisch, an dem zwei weitere Wachen Karten spielten. Neben ihnen standen Becher mit Wein und ein großer Schlüsselbund lag daneben. >>He, hier habt ihr zwei weiter Gäste, << meinte einer der Ritter lachend und deutete auf die Freunde. Eusebius und Wurzel sahen kein entkommen hier unten, deshalb ließen sie sich auch ohne sehr viel Gemurre von den beiden anderen übernehmen. Die vier anderen kehrten wieder um und verschlossen auch die Tür am ende des Ganges wieder. >> Na, dann wollen wir euch doch mal ein hübsches Plätzchen suchen, oder? << fragte einer der beiden lachend. Sie führten die zwei einige Türen weiter, dabei versuchten sie, blicke durch die Eisengitter in der Tür zu werfen um zu sehen, ob vielleicht Crispin in einer der Zellen war. Aber in der einen war niemand drinnen, in einer weiteren war nur ein alter Mann und zwei Türen weiter waren einige Kerle, die sehr mitgenommen aussahen. Endlich kamen sie vor einer Tür zum stehen du einer der Wachmänner schloss die Tür auf. Der andere schubste die zwei in die Zelle und knallte die Tür auch gleich wieder zu. >>Schöne Erholung hier drinnen! << sagten die Ritter noch und gingen dann wieder zu ihrem Tisch in der Ecke und spielten weiter Karten. Der Zwerg und der Kobold standen nun da und wussten nicht wie ihnen geschah. Was hatten sie nur verbrochen dass man sie hier in den Kerker warf, ohne sie anzuhören was sie überhaupt wollten. Und wo war ihr Freund geblieben? Was war mit ihm geschehen? Warum hatte der König gesagt, dass sie Verräter waren? Sie waren doch nur auf der Reise und sie hatten niemandem in der Stadt etwas getan! Ganz friedlich und still waren sie gewesen. Die Freunde blieben dicht beieinander um nicht auch noch getrennt zu werden, denn man konnte jetzt ja niemandem mehr trauen oder wissen, was noch alles passieren würde. Sie schauten sich in der Zelle um. Sie wirkte sehr groß und es waren sehr viele Menschen darinnen. Auf dem Fußboden lag nur trockenes Stroh, das stellenweise schon verschimmelt und feucht war und modrig roch. An den Wänden hingen zwar Fackeln, aber keine einzige von ihnen brannte. Hoch oben war ein winzig kleines Fensterchen, das nur spärlich Licht in die sonst so finstere Zelle warf. Die Menschen die hier waren, sahen dünn und abgemagert aus. Sie saßen oder lagen regungslos umher und schenkten den Neuankömmlingen keinen einzigen Blick. Nur wenige von ihnen hatten überhaupt noch Schuhe an und ihre Kleidung war teilweise auch schon ganz kaputt und zerfleddert. Die meisten von ihnen sahen dreckig und verwahrlost aus und es stank ganz schrecklich in der Zelle. >>Siehst du unseren Freund hier? << fragte der Kobold den Zwerg. Dieser schüttelte seinen Kopf und ging einige schritte durch den Raum. Nach einer weile, nachdem sie etwas herum gelaufen waren, entdeckten sie etwas in der Ecke, das ihnen sehr bekannt vorkam. >>Crispin, bist du das? <<fragte Eusebius ganz erstaunt. Der junge Mann am Boden, der noch nicht so schlimm aussah wie die anderen im Raum, hob seinen Kopf und blickte die beiden an. Und tatsächlich! Sie hatten endlich ihren Freund gefunden. Da saß er, am Boden, zusammengekauert und schaute traurig ins leere. >> He, was ist mit dir? Was haben sie mit dir gemacht? Hast du uns nicht gesehen als wir gerade hereinkamen<<? Ganz traurig schaute er sie an und schüttelte seinen Kopf. Und plötzlich brach es aus ihm heraus. Er sprang auf, umarmte seine Freunde und sagte, wie sehr er sich freuen würde sie zu sehen. >>Aber, was macht ihr denn hier? Haben sie euch auch gefangen genommen? << Crispin war erstaunt, dass sie auch hier waren. Schnell berichteten die beiden, dass sie nur zum König kamen, um den Freund zu suchen und zu bitten ihn wieder frei zu lassen. >> Aber bevor wir überhaupt noch was sagen konnten, lies er uns schon hier her bringen. Wir brauchten nur deinen Namen zu erwähnen und er war plötzlich ganz unfreundlich. Aber, nun sag du uns, wie bist du her gekommen und warum? << Crispin schaute zu dem kleinen Fenster hoch und sagte eine weile lang gar nichts. >>Sie kamen nachts. Mehrere Männer kamen ganz leise in mein Zimmer und bevor ich eigentlich richtig wach wurde, hatten sie mich auch schon gepackt, überwältigt und mir etwas über den Kopf gehauen. Ich kam erst wieder hier in dieser Zelle zu mir. Natürlich habe ich sofort nach der Wache gerufen und gefragt warum man mich hier her gebracht hatte, aber ich bekam nur eine klägliche Antwort. Verräter, so hat einer von ihnen gesagt, braucht man hier nicht. Ich verstehe das nicht. Ich bin doch kein Verräter! Was habe ich denen denn getan, das man uns so etwas antut? << Eine einzelne Träne lief über seine Wange. Obwohl Eusebius und Wurzel ihren Freund schon wütend gesehen hatten und er auch schon aufgeben wollte, auf der bisher langen Reise, so hatten sie ihn doch noch niemals bisher so traurig und geknickt gesehen. Er ließ sich richtig hängen und hatte anscheinend auch keinen neuen Mut mehr. >>Wo habe ich euch da bloß rein gezogen? Ohne mich wärt ihr jetzt noch irgendwo da draußen, zu Hause, bei euren Freunden und

hättet nicht so viele Schwierigkeiten wie jetzt. Ich habe euch da hineingezogen, ohne zu wissen was alles passieren könnte. Das kann ich nicht wieder gut machen. << Crispin wich den Blick der zwei aus, wohl aus Scham und Verzweiflung. Eusebius konnte nicht glauben, was er da hörte. Empört und aufmunternd sagte er :>> Aber was redest du denn da? Du hast doch keine Schuld daran. Wir sind aus freien Stücken mit dir mit gekommen. Wir hätten jederzeit wieder umkehren können, wenn wir nur gewollt hätten. Aber wir sind Freunde jetzt und die halten zusammen, egal was passiert. Das hast du uns beigebracht auf der Reise, immer wieder, weist du das nicht mehr? Las den Kopf nicht hängen. Auch hier kommen wir wieder raus. Dieser Barnabas muss uns einfach wieder raus lassen, wir sind unschuldig und haben nichts getan<<. Eine weile noch unterhielten sich die drei und waren doch ganz froh, das sie sich wieder hatten. Nach einer schier unendlich langen Zeit, so kam es ihnen vor, räusperte sich einer der Gefangenen und rief zu ihnen rüber:>> He, ihr seid doch die, die im Auftrag des dunklen Herrschers kommt, oder? << Dunkler Herrscher? Verwundert sahen die drei den Mann an und fragten ihn, welchen dunklen Herrscher sie meinten und ob er sich nicht in ihnen täuschte. >> Na, der aus dem Osten eben. Ich kenne den zwar nicht, aber ich habe schon von ihm gehört. Er soll sehr grausam sein und nur böses im Schilde haben. << >> Und wie kommst du darauf, das wir in seinem Auftrag hier sind? << fragte Crispin ganz erstaunt und ging zu dem Mann hinüber. Etwas rückte der Mann von im wieder weg, so als ob er angst vor ihm hätte. >>Ich habe nur gehört was die anderen gesagt haben. Ich rede nur nach was die anderen schon erzählen. Glaubt mir, ich weiß von nichts weiter<<. Mit diesen Worten stand der Mann auf und ging in die andere Ecke des Raumes. Ganz verblüfft über diese Aussage schauten sie sich an und wussten nicht, was sie darauf sagen sollten. Wer bloß hat dieses Gerücht in die Welt gesetzt, überlegten sie sich. Wer kam nur auf diese Idee, dass sie für diesen bösen Kerl aus dem Osten arbeiten würden? Daher kam es auch, dass sie hier im Kerker saßen. >>Wir müssen Barnabas davon überzeugen, das wir in Frieden hier sind und nichts mit dem Typen gemeinsam haben. Wir müssen ihn überreden, uns wieder frei zu lassen! << meinte Eusebius ganz überzeugt. Verzweifelt überlegten sich die drei, was sie tun könnten, um ihre schlimme Lage zu verbessern. Schließlich kamen sie auf die Idee, darum zu bitten, den König sprechen zu dürfen. >>Das kann man uns doch nicht verwehren, << meinte Crispin. Er ging zur Tür und rief eine der Wachen herbei. Es dauerte aber eine weile bis einer der Männer kam, denn sie waren mitten im Spiel und tranken nach Herzenslust ihren Wein. Als endlich einer von ihnen sich zur Tür bewegte, fragte dieser ganz schroff, was Crispin denn so dringend wolle, da er schon mehrmals gerufen hatte. Man konnte merken, dass der Kerl keine besondere Lust hatte, sich anzuhören, was ein Gefangener denn überhaupt wolle. >>Wir verlangen den König zu sehen. Er muss uns anhören, denn es ist ein versehen, das wir hier sind. Wir gehören nicht in

den Kerker, wir müssen es ihm erklären, bitte! << Der Wachmann lachte laut und winkte seinen Kumpanen herbei. >>Hast du dass gehört, Eugen? Sie verlangen den König zu sehen! Und sie sind unschuldig! Ja, alle sind hier ja nur aus versehen hier, nicht war? << Sie drehten sich um und gingen wieder zu ihrem Tisch, ohne noch hinzuhören, was die drei zu sagen hatten. Sie amüsierten sich köstlich darüber und lachten, so als ob sie gerade einen guten Witz gehört hätten. Crispin versuchte noch einmal, die Aufmerksamkeit von den Wachmännern zu bekommen, aber sie hörten gar nicht mehr hin. >>Das hätte ich euch gleich sagen können, << gab einer der Gefangenen zu verstehen. >>Die befolgen nur dem Befehl von diesem Kerl da oben, << sagte er wieder und zeigte dabei mit seinen Fingern nach oben und verzog das Gesicht. Eusebius fauchte etwas unfreundlich zurück:>> Hättest ja gleich sagen können. Dann hätten wir uns die mühe sparen können! << Der Mann wandte sich von den dreien ab und ging zu seines gleichen rüber. Sie tuschelten und warfen immer wieder verstohlene Blicke zu den fremden rüber. Eusebius wandte sich wieder den anderen beiden zu und fragte sie:>> Was

machen wir denn jetzt? Wir können doch nicht ewig darauf warten, dass man uns von selbst irgendwann hier raus lässt! Was können wir denn nur noch tun? Irgendwie muss man doch an diesen verflixten König ran kommen. << Sie überlegten lange Zeit, ohne auf eine wirklich gute Lösung zu kommen. Sie wanderten durch die Zelle, warfen hilflose Blicke auf die anderen Gefangenen und sahen immer wieder zu der Tür raus. Wurzel kam irgendwann auf die

verzweifelte Idee, man müsste einfach versuchen zu fliehen. Die Wachen überlisten und ausbrechen aus diesem Loch. Eigentlich war diese Idee von ihm einfach nur so daher gesagt, aber Crispin schaute ihn an und sagte darauf:>> Das ist doch eine gute Idee, warum denn nicht?<< Der Kobold und der Zwerg schauten ihn verwundert an, so als ob er nicht mehr wüsste, was er da redet. Ganz aufgeregt wandte Crispin sich den anderen zu und sagte:>> Ihr seid doch bestimmt schon lange hier drin. Und einige von euch garantiert auch unschuldig! Ihr müsst uns helfen, bitte! Es ist ganz wichtig. << Verzweifelt versuchte Crispin mit seinen Freunden, den anderen zu erklären worum es überhaupt ginge und Crispin erklärte seinen Plan. Es dauerte recht lange, bis er wenigstens einige von denen überredet hatte, ihm zu helfen. Die anderen wollten sich nicht mit den Sachen anderer abgeben oder trauten sich einfach nicht. Aber jetzt ging es darum, mit den wenigen, ihren Plan auszuführen. >>Hilfe, wir brauchen Hilfe hier drinnen. Einer der neuen Gefangenen spielt verrückt. Er dreht durch. Kommt schnell her. << Einer der Gefangenen, er war ungefähr mittleren alters und noch recht rüstig, steckte sein Gesicht durch die Gitterstäbe hindurch und rief laut nach den Wachmännern. Diese schienen sich sehr gestört zu fühlen, da sie sich sehr schwermütig und widerwillig von ihren Plätzen Hoch bewegten und recht mürrisch zu der Tür rüber kamen. Einer der Wachmänner schaute durch die Gitterstäbe hindurch, da tatsächlich ein lautes schreien und toben zu hören war. Er konnte Crispin sehen, der wie ein wilder in der Zelle Rum rannte, sich gegen die Wände schmiss und ab und zu einen der anderen Gefangenen schubste und anschrie. In der Ecke konnte er noch den Zwerg sehen und einige der anderen Männer. Nun stürzte Crispin sich auf den hilflosen Kobold, der auch so gleich um Hilfe rief. Dann warf er sich gegen die Stäbe und sah die Wachmänner mit einem ganz irren Blick an, so als ob er total durchdrehen würde. >>Ich glaube der wird langsam fällig, vielleicht sollten wir ihn ja mal zum vergnügen raus lassen und mit den lieben Hündchen spielen lassen, bis er wieder friedlich ist. Oder was meinst du? << Der erste schaute den anderen grinsend an und holte auch schon seine Schlüssel aus dem Bund hervor, da der andere ganz seiner Meinung war. Langsam steckte er den alten, rostigen Schlüssel in das kleine Loch und drehte langsam um. Vorsichtig öffnete er die Tür und zusammen mit seinem Kumpel trat er durch die Tür, mit lauten Drohungen gegen die Gefangenen. Sie fühlten sich total überlegen und viel stärker als der Haufen schwacher und alter Leute hier drinnen. Aber sie rechneten nicht mit der Mehrheit, denn viele zusammen waren stark. Als die zwei nun durch die Tür traten, sprangen sogleich je drei Männer auf sie und überwältigten die total verblüffen Männer. Im nu waren sie zu Boden geschmissen und schnell wurden sie bewusstlos geschlagen, mit einem ordentlichem schlag auf den Kopf. Jetzt hieß es eile und Vorsicht. Crispin und seine Freunde mussten weg sein, ehe diese Männer wieder zu sich kamen. Schnell bedankten sie sich bei den Gefangenen für die Hilfe und versuchten sie ebenfalls zur Flucht zu überreden, denn nur wenige waren wirklich aus gutem Grunde hier drinnen. Tatsächlich ließen sich auch einige dazu überreden, aber die meisten wollten lieber bleiben, da sie zu viel Angst hatten vor der Rache des Königs. Eusebius schnappte sich die Schlüssel und eilte mit den anderen zur Tür hinaus. Ein letztes Mal schauten sie sich um, dann liefen sie los. Bis zur Tür brauchten sie auf keinen weiteren Wachmann hoffen, da die zwei die einzigen da unten waren.

Aber vorsichtig waren sie trotzdem und leise dazu. An der Holztür angekommen, lauschten sie erst einmal eine weile nach verdächtigen Geräuschen und lauten, aber es war nichts zu hören, bis auf das schreien der Gefangenen. Vorsichtig öffneten sie die Tür. Sie knarrte ein wenig und einen kleinen Moment lang hatten sie Angst, das es irgend jemand hören würde, aber es war auch hinter der Tür kein Wachmann zu sehen oder zu hören. Gemeinsam schlichen die Entflohenen den dunklen, düsteren Gang entlang, immer darauf hoffend, dass keiner sie entdecken würde. Es kam ihnen wie eine kleine Ewigkeit vor, bis sie endlich die Treppe am ende des Ganges sahen. Genauso vorsichtig wie schon zuvor, stiegen alle die Treppe hoch. Als sie fast am ende angekommen waren, hörten sie leise Stimmen, die sich immer mehr näherten. Die Luft anhaltend und sich an die Mauer drückend, blieben sie stehen und beteten, dass niemand jetzt die Treppe runter kommen würde. Innerlich sahen sie es schon kommen. Sie würden erwischt und wieder zurück in den Kerker geworfen, oder sogar viel schlimmeres. Die schritte näherten sich und die Stimmen wurden immer lauter. Ganz eindeutig kamen sie in diese Richtung. Crispin schloss die Augen und betete leise vor sich hin. >> Bitte, lass sie uns nicht entdecken. Lass sie weiter gehen, bitte<<. Er hörte nur noch die drohenden Schritte, die nun ganz nahe waren und sein Herz pochte so laut, dass er befürchtete, man könnte es hören. Aber anscheinend wurde sein bitten erhört, denn die Männer gingen einfach weiter, ohne sich umzudrehen oder an die Seite zu blicken. Erleichtert pustete Crispin aus und sah sich nach seinen Kumpanen um. Auch sie waren total erleichtert darüber, dass man sie nicht entdeckte. Die wenigen Gefangenen die mit entflohen waren wollten sich nun von den dreien verabschieden. Sie bedankten sich noch dafür dass sie mit kommen durften und liefen dann in eine ganz andere Richtung wie die drei wollten. Nochmals vergewisserte Crispin sich das keiner in der nähe war, dann winkte er seinen freunden zu und sie liefen schnell Richtung Ausgang. Dort angekommen, mussten sie aufs Neue aufpassen wegen den Wachen,

denn die Tür war verschlossen und es hätte sein können, das draußen welche von ihnen standen oder Rumliefen. Leise und mit großer Vorsicht öffnete Crispin die große, schwere Holztür, leise betend dass sie nicht quietschen möge. Und wieder hatten sie großes Glück, denn die Tür lies sich ohne quietschen öffnen und vor der Tür waren auch keine Leute, die sie verraten könnten. Wurzel und Eusebius schauten sich Vorsichtig um und überlegten, wo sie am besten hin gehen könnten, ohne gesehen zu werden und wie man am schnellsten weg kommen könnte. Nach einigen wenigen Minuten hatten sie einen Stall entdeckt, in den sie sich erst einmal verstecken konnten, bis sie einen weiteren Plan hatten. Geduckt und mit größter Vorsicht schlichen sie zu dem Stall rüber und versteckten sich schnellstens in der erst besten Pferdebox die sie sahen. Allerdings fand es das Pferd in dieser Box nicht so gut, denn es wurde unruhig und fing an zu wiehern. Crispin wollte es beruhigen, denn es hätte sie verraten können. >>Wir müssen erst einmal einen anderen Platz finden bis wir hier wieder weg können, hier drinnen ist es nicht sicher genug<<, meinte Eusebius. Sie schauten sich in dem Stall um und suchten nach einem geeigneten Unterschlupf, den sie auch schnell fanden. Über eine kleine Leiter kamen sie auf den Dachboden des Stalles, der zur Aufbewahrung von Heu und altem Gerümpel diente. Hinter mehreren Heuballen setzten sie sich erst einmal hin und verschnauften. Wurzel schaute sich auf dem Dachboden um. Außer Heu, alte Holzkisten und Pferdezeug war nicht mehr so viel dort oben verteilt. Nur alter Plunder und wertloses Zeug lag dort wild verstreut herum. >>Was machen wir denn jetzt? Sie werden bald bemerken dass wir weg sind und dann nach uns suchen. Wir müssen uns schnellstens etwas überlegen wie wir hier weg kommen, << meinte Eusebius. >>Ja, da hast du recht, Eusebius. Wir müssen sehen dass wir hier so schnell wie es geht weg kommen, bevor überall Ritter und Wachleute Rum laufen. Aber erst einmal last uns etwas ausruhen. << Die drei erholten sich kurz von der Flucht, dann überlegten sie gemeinsam, was zu tun sei. Crispin schaute durch eine ritze nach draußen, dann sagte er:>> Am besten ist es, wenn wir warten, bis es dunkel ist. Dann können wir uns vielleicht in den Heukarren da unten im Hof verstecken und mit ihm nach draußen gelangen. Ich denke, er wird erst morgen früh hier wieder weg fahren. Bis dahin können wir etwas schlafen. << Gesagt, getan. Nachdem sich alle drei etwas gemütlich gemacht hatten, legten sie sich ins Heu und schliefen ein. Crispin viel auch gleich in einen tiefen, festen Schlaf, der mit wilden träumen versehen war. Er träumte davon, das sie von dem König gefasst wurden und er sie in ein tiefes Verlies werfen lies, wo sie gefangen waren und nicht mehr raus kamen. Auch träumte er von den schwarzen Reitern. Sie lachten sie schallend aus und triumphierten über ihren Sieg. Seine Großeltern kamen auch in diesem Traum vor. Sie weinten bitterliche tränen über ein frisch angelegtes Grab. Schweißgebadet wachte er auf von lautem Krach geweckt, der aus dem Hof zu kommen schien. Schnell weckte er seine Freunde und wies sie darauf hin, leise zu sein. Jetzt hörten sie es auch. Im Hof unten war lautes Pferdegetrippel zu hören und mehrere Männer riefen wild durcheinander. Einige schimpften und drohten, andere wiederum sprachen fordernd und verlangend. Einer von ihnen verlangte den König zu sprechen. >>Mir kommt die eine Stimme bekannt vor. Ich glaube ich habe sie schon einmal irgendwo gehört. << Neugierig, was da wohl los sei, kniete Crispin sich an ein kleines Schmucklos ran und schaute vorsichtig nach draußen. Erschrocken wich er wieder zurück. Als seine Freunde sahen, was er für ein erschrockenes Gesicht er machte, suchten sie sich auch ein kleines Guckloch und schauten hinaus. Sie wollten unbedingt wissen was da draußen vor sich ging. Aber auch die zwei wichen erschrocken zurück. >>Ach du meine Güte, was wollen die denn hier, << fragte Wurzel. Da draußen im Hof waren keine anderen als die schwarzen Reiter, die sie bis hier her verfolgten. Neugierig sahen sie wieder nach draußen, denn sie wollten wissen, was da im Hof vor sich ging und was passieren würde. Der Anführer von ihnen, Franziskus, forderte drohend den König zu sprechen. Einige der Wachmänner, die schnellstens angerannt kamen, versuchten die Reiter zu besänftigen, während zwei andere zum König liefen um ihn Bescheid zu sagen. Als der König mürrisch angelaufen kam, waren die fremden Reiter von ihren Pferden abgestiegen und

warteten ungeduldig. Sie unterhielten sich eine weile, aber Crispin konnte kein Wort verstehen. Sie waren zu weit weg. >>Was meint ihr, ob die uns hier suchen<<? Nervös schaute der Kobold von einem zum anderen. Der Zwerg sah ihn mit einem Gesicht an, das alles sagte, dann verfolgten sie wieder dem treiben tief unter ihnen. Nach einer weile gingen sie hinein, bis auf zwei Wachmänner, die wache liefen im Hof. Crispin schaute mehrmals hin und her, dann wich er schnell zurück, sprang auf und riss seine Freunde mit hoch. >>Schnell, dass ist unsere Chance zur Flucht, wir müssen uns sehr beeilen und vorsichtig sein, kommt<<. Er war schon auf dem weg zur Dachbodenluke, aber seine Freunde sahen ihn nur verdutzt an und fragten ihn, wie sie an den Männern vorbeikommen sollten ohne das sie bemerkt werden würden. Schnell erklärte Crispin ihnen sein Plan, der ihm soeben erst eingefallen war und überzeugte die beiden von der Handlung. >>Unten im Hof sind Pferde, auf denen wir fliehen können und das Tor ist noch offen. Es sind außerdem nur zwei Männer unten. Wenn wir schnell und leise sind, können wir es schaffen, ihnen das Pulver von der Allwissenden Ursel in die Augen zu streuen. Damit sind sie für kurze Zeit außer Gefecht gesetzt und wir können schnell auf den Pferden fliehen. Wir müssen nur leise aus diesem Hof verschwinden. Und wen wir weit genug weg sind, sollten wir so schnell es geht aus dieser Stadt Wegreiten. << Natürlich hofften sie, dass in der Zwischenzeit kein anderer kam und alles auffliegen würde. Es gab keine andere Lösung, im Moment war das die einzige Rettung die sie hatten. Wer weiß was passieren würde, wenn man sie entdecken und wieder schnappen würde. Vielleicht würde der König die drei an die schwarzen Ritter ausliefern oder sie gar für immer in den Kerker werfen. So leise es ging, schlichen sie zur Stalltür und schauten nach, wo die zwei Männer waren. Crispin holte die kleine Flasche raus, die er von Ursel bekommen hatte. Das Pulver darin schimmerte immer noch genauso, wie an dem Tag, als er es von der Fee bekommen hatte. Aber wie lange das schon her war, wusste er schon gar nicht mehr. Sie hatten aufgehört die Tage und Stunden zu zählen, die sie schon unterwegs waren. Vielleicht waren es nur wenige Tage erst, vielleicht aber auch schon einige Wochen oder gar Monate. Daran konnten sie nun nicht denken, erst einmal war es wichtiger, von dort weg zu kommen, wo sie im Moment fest saßen. Dazu hielt Crispin die kleine Flasche mit dem schönen, glitzernden Inhalt bereit und schaute vorsichtig nach draußen. Die zwei Männer standen zusammen am anderen ende des Hofes und unterhielten sich miteinander. Crispin sah auf den Boden und hob einige Steinchen auf. Er wies seine Freunde darauf hin, dass sie hinter der Tür stehen bleiben sollten, wo man sie nicht sehen konnte und leise zu sein. >>Ich muss versuchen, die zwei hier her zu locken, dann ist es einfacher für uns, außerdem wird man sie nicht so schnell finden<<. Der Junge warf ein Stein in Richtung der Wachmänner und ging schnell in Deckung. Durch ein Loch in der Holztür konnte er sehen was passierte. Da der Stein eines der Pferde im Hof traf und sie dadurch etwas nervös wurden, sahen die Wachmänner nur zu den Tieren rüber und hielten es nicht für wichtig, nachzusehen, was sie so unruhig machte. Crispin warf gleich noch ein Stein rüber, aber diesmal genau an die Füße des einen Mannes. Dieser erschrocken darüber wo der Stein herkam und wer ihn geworfen hatte, drehte sich tatsächlich herum und sah in Richtung Pferdeställe. Crispin befahl seine Freunde, sich schnell in einer Pferdebox zu verstecken und auf sein rufen zu warten. Dann bewegte er langsam die alte Tür und wartete darauf, was die Männer als nächstes tun würden. Und tatsächlich, sie kamen auf den Stall zu, sein Plan würde wirklich funktionieren. Aber mit jedem Schritt den die beiden da draußen machten, klopfte sein Herz ein wenig schneller und er betete dafür, dass auch alles klappen würde und niemand sie sonst erwischen würde. Jetzt waren sie schon ganz nahe, so nahe, dass Crispin befürchtete, sie würden ihn atmen oder sein Herz schlagen hören. Vorsichtig warf er wieder einen Stein. Aber diesmal in den Stall hinein, damit die beiden herein kommen würden. Und das taten sie dann auch. Hinter einander her trippelnd, liefen sie geradewegs in ihre eigene Falle hinein. Jetzt hieß es für Crispin, zu handeln. Er zog vorsichtig den Korken von der Flasche, gab der Tür einen schubs, damit sie zu ging und sagte :>> Hallo, ihr zwei Trottel, hier bin ich<<! Beide gleichzeitig drehten sie sich herum und sahen den Flüchtling vor sich stehen. Sie erkannten den Entflohenen, zogen ihre Schwerter und wollten ihn schon angreifen, aber Crispin war schneller. Ohne noch zu überlegen, handelte er in Windeseile. Er trat ganz nahe an die beiden Kerle heran und schüttete ihnen direkt das Pulver mitten in die Augen. Diese, erschrocken über den Angriff und jammernd über den Schmerz in ihren Augen, torkelten sie Rückwerts und versuchten das brennende etwas aus ihrem Gesicht zu entfernen. Ihnen wurde schwarz vor Augen und mit einem Knall fielen sie rücklings auf den Boden und waren ohnmächtig. Jetzt musste alles sehr schnell gehen. Crispin rief seine Freunde herbei, die auch sogleich schnell

aus ihrem Versteck kamen und zu ihm eilten. Sie verfrachteten die Männer in einer der Pferdeboxen und gingen wieder zu der Tür. Kurz schauten sie über den Platz, ob er auch noch leer war, dann liefen sie, etwas geduckt und sehr vorsichtig, zu den Pferden. Eusebius aber blieb einige schritte von ihnen entfernt stehen und jammerte:>> Ich kann gar nicht reiten, ich habe noch niemals auf so einem Tier gesessen! Sie sind so unwahrscheinlich groß und schnell! << >>Habe keine Angst, du Narr. Sie tun dir doch gar nichts. Außerdem haben wir gar keine andere Wahl jetzt. Wir müssen uns beeilen, bevor sie uns entdecken und wieder einfangen<<. Crispin hilf ihm auf eines der Tiere und Wurzel setzte sich hinter ihn. Da beide nicht sehr groß waren, konnten sie sich ein Pferd teilen. Crispin nahm sich auch ein Pferd und ohne sich noch einmal umzublicken oder etwa noch auf irgendetwas zu warten, ritten sie, den Atem anhaltend, auf das große, geöffnete Tor zu. Alle drei beteten sie insgeheim, dass jetzt nichts mehr passieren und ihnen nichts mehr in die Quere kommen würde. Und diesmal war das Glück wohl auf ihrer Seite, denn sie konnten ohne weitere Zwischenfälle einfach entkommen und ritten ohne aufsehen zu erregen, davon.

 

 

 

Dem Ziel ein Stück näher

 

 

Bei Crispin jedoch zu Hause zur selben Zeit, war es nicht so friedlich und ruhig. Saulus war recht ungehalten und sehr sauer wegen diesem Jungen, der es immer wieder schaffte seinen Tricks und Fallen zu entkommen. Er entkam seinen verhexten Figuren im Labyrinth, er lies sich nicht einschüchtern, kam aus dem tiefen Wald raus und entkam sogar seinem Freund, dem König aus der Wüstenstadt. Und immer wieder entrann er sogar seinen Reitern, die er hinter ihm hergeschickt hatte. Seine mächtige Wut lies er an den unschuldigen Leuten in dem Land und in den Dörfern aus. Er nahm Gefangene, um schon mal zu demonstrieren, was schon bald auf sie alle zu kommen würde, wenn er den Schatz und die Macht hatte. Seine Männer verwüsteten die Felder und Ländereien, schlugen die Menschen die ihnen in die Quere kamen, vernichteten ihre Ernten. Viele Menschen hatten Angst und flehten um Gnade, die sie allerdings nicht bekamen. Auch in dem Dorf aus dem Crispin kam lies er seine Macht walten. Crispins Großeltern und der alte weise Mann beteten für den Jungen. Sie hofften das er noch gesund war und vor allen dingen, noch am Leben. Ihre Hoffnung war noch sehr groß, dass er es schaffen würde und sie alle retten würde. Bei den anderen im Dorfe, wo es sich sehr schnell Rum sprach, weshalb der Junge fort war, war die Hoffnung allerdings nicht sehr groß, denn sie kannten ihn ja nur als ängstlichen, schwachen Burschen. Viele fragten sich sowieso, wie er nur auf die Idee kommen konnte, dass er auserkoren war, um alle zu retten. Gerade er, ein schwacher, hilfloser Bube. Wer weiß, vielleicht wäre ja auch alles überhaupt nicht passiert, wenn er nicht auf die Idee gekommen wäre, Held zu spielen. Einige waren recht sauer auf ihn, sagten es aber nicht laut, weil ihnen Crispins Großeltern Leid taten. Ganz erleichtert waren die drei Freunde, nachdem sie eine weile geritten waren und niemand sie aufgehalten hatte. Als sie sich in Sicherheit befanden, blieben sie stehen und beredeten, was als nächstes zu tun sei. >>Wo wollen wir denn jetzt hin? In die Stadt können wir nicht zurück, da sind bestimmt Verräter die uns wieder ausliefern würden, << meinte Wurzel ganz erschöpft vom reiten. Für die beiden kleinen war das etwas ganz ungewohntes, auf so großen Tieren zu sitzen und sich auf ihnen fortzubewegen. >> Ja, du hast recht. Wir müssen um die Stadt herum reiten und uns überlegen in welche Richtung wir dann weiter gehen. Außerdem geht unser Proviant bald zu ende, wir sollten etwas finden was wir unterwegs vielleicht Essen oder trinken können. Eventuell finden wir einige Büsche mit Beeren dran, achtet darauf. Wir können sie pflücken und davon essen<<. Crispin schaute Gedankenverloren in der Gegend umher und man konnte ihm ansehen, dass er sich große Gedanken machte und nicht wusste, was als nächstes passieren würde. Aber das wussten die anderen auch nicht. Zum ersten Mal wurde ihnen richtig bewusst, das sie sehr weit weg waren von ihrem zu Hause, von ihren Freunden und ihrer vertrauten Umgebung. Noch niemals zu vor hatten sie so viel Fremdes gesehen und so viel erlebt, wie in letzter zeit. Besonders Eusebius hatte gerade zu kämpfen. Die Pferde waren zwar schön anzusehen, aber wenn man auf ihnen saß und sah wie hoch alles

von dort oben aus ist, dann war es nicht mehr so toll. Aber noch niemals zuvor hatte er so viel Abenteuer und Gefahren erlebt, wie mit diesem Menschen, den er und dieser nervende Wurzel begleiteten. Sie hatten das alte, nette Pärchen getroffen im Labyrinth, diese Lustigen Zwunschiß kennen gelernt, Feen gesehen und von einer Legende gehört, die ihnen zuvor unbekannt war. Aber sie hatten auch die schwarzen Reiter gesehen, in einem großen Labyrinth sind sie umhergeirrt. Haben den bösen Zauberer kennen gelernt, den fiesen König und sind lange durch eine bunte Wüste geirrt. Jetzt hatten sie Hunger und Durst und wussten nicht wo ihre Reise enden würde, oder wann.

Aber irgendwie ging es immer weiter und so ritten sie einfach drauflos, in der Hoffnung, irgendwann dem Ziel näher zu kommen. Sie machten einen großen Bogen um die Stadt und ritten wieder durch die Wüste, unter der sengenden Hitze der Sonne. Wie lange sie so ritten, wussten sie nicht und auch nicht mehr wo hin eigentlich. Ihre Pferde trugen sie einfach immer gerade aus. Irgendwann, als sie vor Durst schon fast umkamen und nicht mehr so richtig darauf achteten was vor ihnen war, schien es so, als ob Eusebius etwas sehen würde. >>He, was ist das denn? Etwa eine Fata Morgana oder ist da vorne etwas sehr großes<<? Er zeigte geschwächt mit dem Finger auf etwas, was vor ihnen lag. Müde schauten die anderen beiden in die Richtung, die Eusebius zeigte. >>Sieht aus wie ein Felsen oder ein riesiger Berg<<, meinte Wurzel. >>Ja, ja. Das sind bestimmt nur unsere Phantasien. Wir sind zu durstig und sind schon lange der Sonne ausgesetzt. Bestimmt ist da gar nichts<<. Crispin war nicht gerade voller Hoffnungen, aber das konnte man ja auch verstehen, wenn man schließlich Stundenlang durch eine heiße Wüste ritt. Die drei ritten also weiter, ohne noch darauf zu achten. Aber nach einer kurzen weile geschah etwas, womit sie gar nicht gerechnet hätten. Es fing an zu regnen, einfach so. Zuerst ein bisschen, nur wenige tropfen, dann etwas mehr und schließlich goss es nach einer weile wie in strömen. Ganz außer sich vor Freude über das kühle nass sprangen sie von ihren Pferden, und Eusebius war es ganz egal dass er ziemlich tief fiel. Sie sprangen umher und ließen sich nur zu gerne nass regnen. Ihre Köpfe streckten sie zum Himmel empor und sie drehten sich im Kreis und ließen die Tropfen auf ihre ausgestreckten Zungen tröpfeln. Ganz zufällig vielen ihre Blicke in die Richtung, die sie geritten waren und blieben abrupt stehen, denn was sie da sahen, war ganz bestimmt keine Fata Morgana. >>Ich glaube, ich habe doch nicht geträumt<<, sagte Eusebius. In kurzer Ferne vor ihnen, lag ein riesiger Berg. Er war so groß, das man den Kopf in den Nacken legen musste, um dessen Spitze zu sehen. Er war ziemlich breit und lang, es würde bestimmt stunden dauern, um ihn herum zu reiten. Sein Anblick war allerdings nicht so besonders schön. Er wirkte grau, alt und hässlich. Crispin ging einige Schritte auf ihn zu und kniff seine Augen zusammen. >>Irgendetwas schwebt dort herum, um den Berg. Wir sollten hin gehen und ihn uns genauer ansehen<<. Gesagt, getan. Die drei liefen mit ihren Pferden an der Hand auf den Berg zu. Und je näher sie kamen, desto deutlicher wurde es, das dort tatsächlich etwas umher schwirrte. Es war zwar nicht gerade sehr groß, aber es waren mehrere komische, kleine Lebewesen. Als die drei noch näher waren, konnten sie es deutlich erkennen. Es waren kleine, winzige Lebewesen, die schwirrend um den Felsen herum flogen. Sie hatten schimmernde Flügel und waren nicht viel größer, als Crispin seine Hände. Sie waren von Kopf bis zu den Füßen grasgrün, hatten spitze, kleine Ohren und spitze Zähne die hervorblitzten. Ihre Füße waren auch spitz und sie schienen keinerlei Haare auf dem Kopf zu haben, denn er war total kahl. Als Crispin und die anderen beiden bei dem Berg angekommen waren, blieben sie stehen und schauten sich das Geschwirr an. Es waren nicht sonderlich viele von ihnen, aber doch genug, um sie kaum auseinander zu halten. Immer wieder flogen sie nach oben, kamen wieder runter und umkreisten den riesigen Felsen. Als die fremden näher kamen, flog einer von ihnen auf sie zu und blieb vor ihren Gesichtern in der Luft stehen. Sie konnten total still stehen in der Luft, ohne runter zu fallen oder mit den Flügeln schlagen zu müssen. Alle sahen sie so aus wie der andere, nicht eine Kleinigkeit an ihnen war anders oder unterschiedlicher wie beim anderen. Mit der schrecklichsten Piepstimme die sie jemals zuvor gehört hatten, fing der kleine Kerl vor ihnen an zu reden. Man musste schon genau hinhören, um sie zu verstehen. >>Was wollt ihr hier? Und wer seid ihr überhaupt? Wenn ihr was Böses wollt, dann greifen meine Gefährten und ich euch an, dann könnt ihr nicht mehr fliehen. Wir versprühen nämlich mit unseren Mündern ein lähmendes Gift, dass euch am fliehen hindert<<. Sogleich öffnete der Wicht seinen Mund und es kamen noch andere von seiner Art an, die ihm gleich taten. Sofort rissen die drei ihre Arme vors Gesicht und wichen schützend zurück. >>Halt, halt! Wir kommen in friedlicher Absicht! Wir wollen nichts Böses<<. Schnell versuchte Crispin die kleinen an ihrem vorhaben zu hindern, wenn sie es denn vor hatten und

nicht nur so taten. Man konnte schließlich nie wissen, Fremden gegenüber war er vorsichtiger geworden wie zu Anfangs. >>Na gut, dann erklärt mal wer ihr seid und was ihr hier zu suchen habt<<, piepte der kleine Winzling. Ganz keck und frech wagte sich Wurzel vor und fragte seinerseits den kleinen, wer sie denn seien und warum sie dauernd um den Berg Rum fliegten. >>Na, wir sind die Wächter des Berges! Wir hüten den Eingang, damit kein unbefugter hineingelangt. Das ist schon lange unsere Aufgabe und wir haben noch niemals versagt<<. >>Aber wie heißt ihr denn? Wir haben zwar schon viele komische Wesen gesehen auf unserer Reise, aber noch nie solche wie ihr es seid<<, meinte Eusebius. >>wir sind die Hüter, habe ich doch schon gesagt. Und nun seid ihr dran. Wo kommt ihr her und was macht ihr hier<<? Immer noch in Abwehrhaltung sah der kleine Kerl die Fremden an und wartete auf eine Erklärung. >>Wir sind Reisende und auf der suche nach etwas. Es ist sehr wichtig für uns und für die Menschen und Wesen auf dieser Welt<<. Sehr komisch schaute der Winzling die drei an und wartete auf den Rest der Erklärung, die dann auch folgte. Mit schnellen Worten versuchte Crispin verständlich zu machen was sie wollten und noch vorhatten. Der kleine grüne Wicht rief einige seine Freunde herbei und erzählte ihnen von dessen Plänen und meinte dann :>> Na, ich glaube, ihr seid dann hier wohl auf dem richtigen Weg. Wir hüten eine alte Stadt und lassen nur den hinein, der sie suchen soll und sie befreien will. Das seid dann ja wohl ihr<<! Ganz verwundert schaute Crispin die kleinen an. >>Wie, wir sind endlich dem Ziel näher gekommen? Heißt das, wir sind bald am Ende angekommen und haben das gefunden, was wir so lange gesucht haben<<? >>Natürlich, da oben ist der Eingang. Ihr müsst nur aus eigener Kraft es schaffen da rauf zu kommen. Aber wie es da drinnen aussieht, wissen wir nicht. Dort im Innern müsst ihr allein zu Recht kommen<<. Das grüne Männlein zeigte mit seinen Fingern nach oben. Die drei Freunde schauten an dem Felsen hoch und konnten tatsächlich einen kleinen Eingang zwischen den Felsen entdecken. Es war aber sehr hoch und es gab keinerlei Möglichkeit hinauf zu gelangen. Sie grübelten darüber nach, wie man da rauf kommen sollte und baten die Wichtel um Hilfe, aber die konnten nur nein sagen. Sie mussten also von ganz alleine darauf kommen und sich Gedanken machen. Der Kobold meinte, dass man vielleicht versuchen könnte hinauf zu klettern. Der Zwerg aber meinte, dass die Felsen viel zu steil wären zum klettern. Aber es könnte ja eventuell unten irgendwo einen anderen Durchgang geben, der nach oben führte. Sie liefen etwas am Berg entlang, konnten aber keinen anderen Eingang finden. >>Uns muss etwas einfallen, wir sind dem Ziel schon so nahe, dann können wir hier jetzt nicht scheitern<<, meinte Crispin. Sie überlegten eine ganze weile, während die kleinen, grünen Männchen weiterhin um den Berg herum flogen und keine weitere Notiz von den Fremden nahmen. >>Aber vielleicht können uns die da ja doch weiter helfen<<, meinte Crispin und zeigte dabei auf die fliegenden Männchen. Gleich rief er auch eines von ihnen herbei und fragte sie noch einmal ganz freundlich, wie man hinauf kommen würde. Das kleine etwas aber sagte, das sie nur zum aufpassen da seien und weiter nichts wüssten über diesen Berg oder den Eingang oder gar wie man hinein kommen sollte .Ratlos sahen sich die drei an und überlegten erneut, wie man den Eingang erreichen könnte. Dabei liefen sie immer wieder um den Berg herum und hielten Ausschau nach möglichen Hilfen. Vielleicht gab es ja doch einen kleinen spalt durch den man rein klettern konnte und so hinauf gelangte. Oder winzige Vorsprünge, auf denen man langsam rauf gelangte. Nach einer weile wurde Crispin seine Tasche etwas zu schwer und er nahm sie von den Schultern und legte sie beiseite. Dabei viel die kleine Flasche heraus, die er noch immer bei sich hatte. Als er sie sah, viel es ihm auch plötzlich wieder ein, denn er hatte sie total vergessen. Es war die zweite Flasche von der allwissendenUrsel mit einem Pulver, das so herrlich funkelte und glitzerte, dass man kaum drauf schauen konnte. >>Aber natürlich, das Pulver! Damit können wir doch ein Stück fliegen, wenn wir es über uns schütten. Wie konnte ich das nur vergessen<<, rief Crispin aus. Schnell nahm er das Fläschchen auf, griff seine Tasche und zog seine Freunde in die Richtung des Einganges. Nun konnte es ihm nicht mehr schnell genug gehen. Als sie direkt unter der Öffnung standen, erklärte er den beiden hastig, was er vorhatte. Er wollte jedem von ihnen etwas von dem Pulver überschütten und so hinauf gelangen. Der Zwerg sollte zuerst beginnen, aber dieser weigerte sich hartnäckig als erster den versuch zu starten. Also musste der Kobold anfangen, aber auch der wollte lieber erst sehen, wie es die anderen machen. >>Na gut, ihr Angsthasen, dann muss ich wohl den Anfang machen. Aber ihr müsst dann folgen. << Er öffnete vorsichtig die kleine Flasche und schaute hinein. >>Hoffentlich reicht es für uns alle<<, meinte er und lies langsam etwas von dem Glitzerzeug über sein Haar rieseln. Er gab dann Eusebius die Flasche und wartete darauf, dass

etwas passierte. Gespannt schauten die zwei ihn dabei an und warteten auch auf irgendeine Reaktion. Zuerst passierte mal gar nichts. Crispin stand noch genauso da wie vor zwei Minuten und er fühlte keinerlei Veränderung an sich. Dann, nach kurzer Zeit aber fing das Pulver an zu wirken. Crispin merkte, wie alles ganz leicht an ihm war und er spürte den Luftzug um ihn herum deutlicher als zuvor. Er sah einmal nach oben und merkte auf einmal, dass er sich aufwärts bewegte. Er schaute wieder nach unten und sah den Boden unter seinen Füßen, aber einige Zentimeter weiter unter ihm. Er schwebte in der Luft. Crispin sah seine Freunde an und versicherte ihnen dass alles ganz leicht sei und dass sie keine Angst zu haben brauchten. Dann richtete er seinen Blick zu der Öffnung in der Wand und wartete darauf, dass er näher kam. Wie von Zauberhand wurde er leicht und sanft durch die Luft befördert und so immer höher getragen. Er konnte es kaum glauben, aber das war das schönste Gefühl, dass er seit langem erlebt hatte. Es dauerte aber nicht lange und schnell war er auf der gleichen Höhe wie der Eingang. Da war er, klein, rund und sah aus wie ein ganz gewöhnliches Loch. Davor war ein kleiner Vorsprung, so dass man gut darauf stehen konnte. Crispin tat langsam einen großen Schritt vor und er stand auf dem Fels. Es war ganz leicht und das konnten seine Freunde dann bestimmt auch, ohne Angst zu haben das etwas passieren könnte. Trotzdem musste er ihnen versichern, dass es nicht weh tat und dass sie nicht so bange zu sein brauchten. Nach einigem hin und her trauten sich die zwei dann doch und auch sie fanden schnell, dass es gar nicht so schlimm war als sie zu erst gedacht hatten. Natürlich hofften sie sehr, dass das Pulver reichen würde, um sie auch noch hoch zu bringen, aber sie mussten keine Sorgen haben, es reichte. Nun standen sie vor dem Eingang der sie dicht ans Ziel führte, wenn man denn den kleinen grünen Wesen glauben konnte. Das Loch in der Wand sah von dort oben lange nicht so groß aus wie von unten und es war auch nur eine ganz gewöhnliche, kleine Öffnung in der Wand, mehr nicht. Nirgends wo war ein Wegweiser, eine Tafel mit Aufschrift oder gar irgendetwas,

was darauf hin schließen lies, wo man hin kam oder wo man lang gehen musste. >>Also, was meint ihr, wollen wir es wagen und hinein gehen<<? fragte Crispin aufgeregt und schaute seine Gefährten an. Diese nickten und gemeinsam traten sie in die dunkle Öffnung hinein und verschwanden im inneren des Berges.

 

 

 

Der Berg

 

 

 

 

 

 

 

Eusebius, Wurzel und Crispin traten durch die kleine Öffnung in der Wand und kamen ins innere des Berges, der vollkommen schwarz und dunkel war. Um sie herum war nichts anderes als finstere Dunkelheit und vollkommene Stille. Sie blieben nach einigen Schritten stehen und beschlossen sich anzufassen, um nicht von einander getrennt zu werden. >>Wir sollten uns nur langsam und vorsichtig vor tasten und den Vordermann am Ärmel oder Rockzipfel anfassen. Und wenn einer von uns irgendetwas, egal was, spürt oder wahrnimmt, dann muss er sofort Bescheid sagen<<. Zuerst tasteten sie sich an der Wand entlang, immer auf der Hut vor Gefahren. Keiner von den dreien wagte es zu sprechen oder gar laut zu atmen. Mit fast angehaltenem Atem schritten sie so eine kleine weile in dem Berg umher. Leise fragte der Kobold, ob Crispin nicht eine Kerze in seiner Tasche hätte, die sie anzünden könnten. Mit denselben Worten stolperte er über etwas und viel längs hin. Laut schimpfend und fluchend richtete er sich wieder auf und suchte in der Dunkelheit seinen Vordermann. Erschrocken blieb Crispin stehen und kramte in seiner Tasche Rum. >>Hast du dir wehgetan, ist etwas passiert? fragte er den Kobold. Dieser erwiderte, dass er nur sein Knie an den Felsen angeschlagen hätte, es aber nicht so schlimm sei. >>Ich glaube ich habe doch noch eine Kerze gefunden. Warum ist mir dass nicht gleich eingefallen, dann hättest du dir nicht weh getan, << meinte er ganz verzweifelt. Der Kobold beruhigte seinen Freund und erwiderte, dass so etwas vorkommen könnte und dass es nicht seine Schuld sei. Nach dem die Kerze gefunden war und er auch noch einige Streichhölzer in seiner Tasche fand, machte er sofort Licht. In der Höhle wurde es auf einmal heller und sie konnten sehen wo sie sich befanden. Zu ihrem großen schrecken sahen sie ein gewaltiges Loch im Boden vor ihnen. Es war ziemlich groß und ging weit in die tiefe. >>Man, da haben wir aber verdammtes Glück gehabt. Um ein Haar wären wir dort hinein gefallen, << rief der Zwerg ganz erschrocken. Und tatsächlich, direkt vor ihnen lag dieses Loch, nur einen einzigen kleinen Schritt entfernt. Langsam wichen sie zurück und schauten in die tiefe. Gänsehaut bekamen sie bei diesem Anblick, denn es ging so weit hinab, dass man noch nicht einmal das ende sehen konnte. Crispin hob einen kleine Kieselstein vom Boden auf und lies ihn in die tiefe fallen. Zuerst konnte man hören wie er an die Wände klackerte und herab viel, aber nach einer Weile schon konnte man nichts mehr hören. Auch nicht das er irgendwann auf dem Grund aufschlug. Erschrocken sahen sich die drei an. >>Wenn wir dort hinein gefallen wären, na dann wäre es mit uns aus gewesen<<, meinte der Zwerg ganz erschrocken. >>Last uns vorsichtig an dem Loch vorbei gehen, << sagte Crispin. Links und rechts neben dem Loch war gerade noch so viel Platz übrig, dass sie so einigermaßen gut daran vorbei laufen konnten, ohne hinab zu stürzen. Dennoch waren sie sehr vorsichtig und langsam, als die drei hintereinander am Loch vorbei gingen. Als sie es hinter sich gelassen hatten, blieben sie wieder stehen und schauten sich erst einmal in der Höhle um. Crispin hielt die Kerze hoch und leuchtete so die große Höhle aus. Sie sah sehr gewöhnlich aus, wie eine ganz normale Höhle eben. Die Wände waren hoch, steil und mit Staub und Sand beschmutzt. Es gab sogar mehrere Gänge und es lagen viele kleine Brocken und Steine auf dem Boden Rum, die wohl irgendwann mal von den Wänden herab gefallen waren. Es roch muffig und es war sehr finster, sogar etwas unheimlich und zu still, fand Eusebius. Von nirgendwo kam Licht her und ohne die Kerze würden sie immer noch blind umher irren, wenn nicht sogar schon irgendwo verletzt liegen oder gar in dem Loch hinter ihnen. >>Welchen Gang nehmen wir denn nun, << fragte Wurzel die anderen beiden. >>Na, einfach irgend einen. Irgendwo werden wir schon wieder raus kommen, << meinte Crispin und ging auf den linken gang vor ihm zu. Dieser sah genauso düster aus wie die anderen, aber sie hatten keine

andere Wahl, denn irgendeinen Weg mussten sie ja nehmen. Wie gesagt, so auch getan. Die drei Freunde fassten sich wieder an und gingen hintereinander langsam in den dunklen Gang hinein. Crispin leuchtete mit seiner Kerze voraus und nur vorsichtig setzte er einen Fuß vor den anderen. Nach einer geraumen Zeit bemerkte der Kobold, dass sie im Kreis liefen. Schon zum dritten male, so meinte er, wären sie an dem ein und selben Gang vorbeigekommen. Nach dem die drei sich beraten hatten was zu tun sei, beschlossen sie, die Gänge und Wege zu markieren. Und obwohl es recht dunkel war und sie sich nicht auskannten, half der Trick und sie kamen an keinem Weg mehr vorbei der markiert war. Sie liefen eine ganze weile so in der Höhle umher, gingen durch die Gänge, irrten von einem Raum durch den anderen. Keiner von ihnen sagte etwas und es dauerte eine ganze weile bis sie es wagten und eine Pause machten. Sie waren müde vom vielen laufen und umher irren und es war ungewohnt für sie alle drei durch niedrige Gänge, schmale Tunnel und enge Räume zu gehen. Ihre Vorräte gingen wieder zur neige und Trinkwasser hatten sie auch schon fast keines mehr, außerdem fühlten sie sich staubig, schmutzig und sehr, sehr müde. Jeder von ihnen hätte eine Portion voll Schlaf gebrauchen können, auch ein sauberes Bad und einen Teller voll mit leckerem Essen. Aber das hatten sie hier nicht und sie würden es wohl auch nicht bekommen. Trotzdem brauchten sie eine Verschnaufpause und deshalb setzten sie sich in dem nächsten Raum einfach hin und ruhten sich nur etwas aus. >>Du, Crispin, was machst du eigentlich wenn wir am Ziel sind und du deine Aufgabe erledigen musst? Wirst du uns dann noch brauchen und werden wir dann noch Freunde sein<<? Verloren schaute der Zwerg seinen Freund an und wartete auf eine Antwort. In den letzten Tagen und Wochen wurden sie die besten Freunde, Kumpels und Vertraute. Jeder von ihnen hatte die Freundschaft des anderen schätzen gelernt und hatte einen guten Freund für die Zukunft gefunden, egal was später auch noch kommen würde. >>Aber klar doch, ich werde euch beide immer brauchen. Wir sind jetzt doch Freunde, oder? Ich weiß zwar nicht was dann auf mich zukommt und was noch alles passieren wird, aber ohne euch wäre ich ganz bestimmt nicht bis hier her gekommen. Und ihr seid mir immer eine große Hilfe, ohne euch hätte ich so einiges nicht bewältigen können<<. Der junge Mann schaute seine kleinen Freunde an und versicherte ihnen, dass sie für immer Freunde bleiben würden, egal was auch noch kommen würde. >>Was glaubst du, kommt nach dem Berg? Und was für Aufgaben oder Gefahren warten wohl noch alles auf uns<<, fragte der Kobold. >>Ich weiß es nicht. Ich hoffe nur, das wir bald am Ziel sind, denn ich bin erschöpft, müde und bald am ende meiner Kräfte, wenn es so weiter geht<<. Crispin lehnte sich am Felsen zurück und schloss die Augen für einen kurzen Moment. Eigentlich wollte er jetzt nur noch schlafen, sonst nichts mehr. Was danach wäre, war ihm eigentlich total egal, Hauptsache er könnte seine Augen erst wieder öffnen, wenn alles vorbei wäre. Aber leider hatte er noch diese Aufgabe zu erledigen, weshalb sie eigentlich hier waren und er wusste absolut nicht wie viel Zeit ihm noch blieb. Außerdem waren da noch diese schwarzen Reiter, die sie verfolgten und nur böses im sinne hatten. Zwar hatten sie schon lange nichts mehr von ihnen gehört oder gesehen, aber man konnte nie sicher sein wo und wann sie auftauchen würden. Und wenn Crispin gewusst hätte wie skrupellos sie ihren Weg fortsetzten, denn würde er nicht so seelenruhig dort sitzen und sich mehr Pause und Schlaf wünschen. Sie quetschten jeden herzlos aus, um zu erfahren, wo die drei reisenden hin gegangen waren und ob man sie gesehen hatte. Erbarmungslos setzten sie ihren Weg fort und hinterließen oft nur Chaos und Unruhe. Als die drei Freunde nun sich etwas ausgeruht hatten, wollten sie sich wieder auf den Weg machen und die Höhle weiter erforschen, aber plötzlich kamen zwei der kleinen Wächter an, die draußen um den Berg umher flogen. Sie hatten mit den anderen geredet und beschlossen, dass zwei von ihnen sie begleiten sollten. Auch schon deshalb, weil sie selber nicht wussten, was im inneren war. So konnten sie zumindest später immer den Reisenden berichten, was sich im inneren des Berges befand und alle entweder davor warnen oder zur Hilfe sein. Crispin bedankte sich bei den beiden, aber er lehnte die Hilfe ab. Er wollte einfach nicht noch mehr unschuldige Wesen mit hineinziehen und er erklärte ihnen warum. Die winzigen Wesen sehen es ein und kehrten wieder zurück zu den anderen. Crispin, Eusebius und Wurzel machten sich nun wieder auf den Weg und nahmen den nächst bestem Gang den sie finden konnten. Nachdem sie viele Gänge hinter sich gelassen hatten, entdeckten sie eine kleine Treppe, die in dem Berg hinunter führte. Sie war in den Felsen Hineingehauen und genauso aus Stein, wie die Wände, der Boden und die Decke des Berges. Sie war sehr schmal und sah aus, als ob man sie schon lange nicht mehr benutzt hätte. Es lagen Steinsplitter auf den einzelnen Stufen Rum und sehr viel Dreck und Sand. Vereinzelt lagen sogar Blätter herum, so dass man glauben konnte, dass sie schon bald einen Ausgang finden würden, denn sonst lagen nirgendwo Laub oder Äste in der Höhle umher. Sie waren wieder etwas motivierter, denn sie wollten sehr schnell aus dem dunklen Berg raus. Aber nach einer weile passierte etwas, das sie erschrecken lies. Die Kerze war schon fast zu ende gebrannt und sie erkannten, dass sie schon bald wieder im dunklen sein würden. Sie hielten sich noch mehr wie zuvor aneinander fest und als die Kerze erlosch, waren sie vorsichtiger als wie bisher. Nun war es wieder vollkommen dunkel um sie herum und die Finsternis lies sie alle drei fast erstarren. Ganz vorsichtig und mit sehr langsamen Schritten gingen sie die Stufen hinab. Diese aber war allerdings viel länger wie sie zuerst geglaubt hatten, denn sie führte immer nur abwärts, aufwärts und gerade aus. Unendlich viel Stufen stiegen sie und nach einer weile wurden die zwei Freunde von Crispin müde, denn ihre kurzen Beine trugen sie nicht mehr so gut wie zu anfangs. Zwischendurch mussten sie verschnaufen und eine kurze Pause machen, damit sie wieder weiter laufen konnten. Der Junge machte ihnen immer wieder neuen Mut, so dass sie sich wieder aufrafften und doch noch weiter liefen. Und --- nach unendlich vielen Stufen sahen sie endlich wieder Licht. Umso schneller konnten sie nun die letzten paar Stufen noch laufen, bis sie endlich einen Ausgang vor sich fanden. Da war er, klein schmal und nur ein einfaches Loch in der Wand. Aber vor ihnen war das Sonnenlicht, es strahlte durch die kleine Öffnung hindurch und blendete die Fremdlinge. Da war es vollkommen egal, wie groß oder was für eine Öffnung es war. Sie hielten sich schützend die Hände vors Gesicht, da das helle Licht erbarmungslos in ihre Gesichter schien. Die lange Wanderung in der Dunkelheit hatte sie empfindlich gemacht für das grelle Tageslicht, aber sie gewöhnten sich wieder sehr schnell daran und langsam traten sie ins freie.

Es war einfach herrlich! Die Sonne blinzelte unentwegt, die Vögel zwitscherten um die Wette, irgendwo rauschte ein Bach vor sich her und es duftete nach Blumen und Bäumen. Unter ihren Füßen fühlten sie herrlich weiches Gras und um sie herum war eine so schöne Atmosphäre, das sie erst einmal tief einatmeten, um die herrlich frische Luft ein zu saugen. >> Ach wie ist das schön hier! So ruhig und friedlich! Können wir uns hier nicht ein wenig ausruhen? << Die zwei Freunde von Crispin ließen sich der Länge nach ins Gras fallen und schauten in den schönen Himmel. Für einen Moment vergaß Crispin seine eile und sagte:>> Na gut, wir ruhen hier etwas aus, verschnaufen und tanken neue Kraft. Soviel Zeit muss sein<<. Er schaute sich genauso um wie seine Freunde. Und tatsächlich, es war, als ob sie im Paradies wären.

 

 

Das Mädchen im Paradies

 

 

 

>>Kommt, lasst uns einmal hier umschauen. Vielleicht finden wir etwas zu Essen und zu trinken<<, sagte Crispin nach einer weile. Eusebius und Wurzel rappelten sich wieder auf und folgten ihrem Freund durch die grüne Wildnis. Was anderes war es auch nicht. Überall wo sie hinschauten standen riesige Blumen und Büsche, viel größer als sie normaler weise waren. Es war ein herrliches Farbenspiel dort, so leuchtende Farben hatten sie noch niemals zuvor gesehen. Überall duftete es lieblich und die Luft war so klar und rein, dass sie immer wieder tief einatmeten um sie richtig zu genießen. Die drei streiften durch diesen Dschungel und je tiefer sie kamen, desto herrlicher wurde es. Überall hingen auch Früchte und Beeren herum, so das sie sich im laufen ihre Bäuche voll schlagen konnten. Die Früchte schmeckten so herrlich süß und saftig, dass sie sich welche abpflückten und in ihre Taschen packten. Mit vollem Munde streiften sie staunend und immer wieder überrascht über all das schöne weiter durch die Gegend. Man konnte sogar fast alles böse und schreckliche hier vergessen. Nachdem sie eine weile so umher wanderten, wurde das plätschern von Wasser immer lauter und schon bald sahen sie direkt vor sich den allerschönsten Wasserfall, den man sich denken konnte. Er rann von einem großen Felsen hinab, direkt in einen klaren, schönen See. Es plätscherte und sprudelte ganz friedlich vor sich hin. Bei diesem herrlichen Anblick liefen die drei schneller und blieben erst stehen, als sie mit den Füßen im Wasser standen. >>Ach ist das schön hier! Last uns ein erfrischendes Bad nehmen, Freunde, << sagte Crispin zu den anderen beiden. Vor lauter staunen wussten sie schon bald nicht mehr, wo sie zuerst hinschauen sollten. Eusebius und Wurzel ließen es sich nicht zweimal sagen und in Windeseile hatten sie, genauso wie Crispin, ihre Kleidung ausgezogen und stürzten sich ins kühle Nass. Mit beiden Händen gossen sie sich immer wieder das Wasser ins Gesicht und spritzten sich gegenseitig nass, wie kleine Kinder, so übermütig waren sie. Sie stellten sich unter den Wasserfall und ließen sich die herrlichen Fluten über den Körper fallen. Nachdem sie sich ausgetobt hatten, schwammen sie noch einige runden und gingen dann aus dem Wasser raus. Nachdem sie sich wieder angezogen hatten legten sie sich der Länge nach ins Gras und ließen sich von der Sonne trocknen. Sie waren so erschöpft, dass sie sogleich in einen tiefen Schlaf fielen. Keiner störte die herrliche ruhe, so dass die Freunde lange in der Sonne lagen und den ganzen Schlaf nachholten, den sie in letzter Zeit nicht bekamen. Nur die Schmetterlinge und Bienen schwirrten um ihre Köpfe herum und bestaunten die fremden Eindringlinge. Sie waren jedoch nicht alleine in diesem schönen Paradies, es war noch jemand da. Dieser jemand versteckte sich hinter den Bäumen und beobachtete die Fremden beim schlafen.

Der Schlaf hatte eine so beruhigende Wirkung auf die drei, wie sie es nicht vermutet hätten. Aber das stellten sie erst nach langer Zeit fest und es wurde nicht leicht, es zu ändern. Als die drei nun nach langer Zeit wieder aufwachten, streckten sie sich und räkelten sich der Länge nach. >>Ach, es kommt mir so vor, als ob wir schon ewig hier wären. Es ist so herrlich und friedlich hier. Last uns die Gegend etwas erkunden. Vielleicht finden wir ja einen Unterschlupf wo wir bleiben können<<, meinte der Junge ganz sorglos. Der Kobold schaute ihn verwundert an und fragte erstaunt:>> Wieso hier bleiben? Gehen wir denn nicht weiter<<? >>Aber warum denn, haben wir es denn so eilig? Es ist doch wunderschön hier! Wir können doch eine weile hier bleiben und es uns gut gehen lassen<<. Der Kobold sah fraglich zurück und erwiderte:>> Nee, aber mir kommt es so vor als ob wir irgendetwas vergessen hätten. Waren wir nicht auf der suche nach etwas<<? Crispin sah den kleinen Kerl ganz erstaunt an und meinte:>> Also, ich wüsste nicht dass wir etwas suchen. Wir sind doch nur harmlose Wanderer, oder was meinst du<<? Fragte er den Zwerg. Aber auch dieser wusste absolut nicht, was sie noch sollten, außer sich hier wohl zu fühlen. >> Na, dann habe ich bestimmt nur geträumt. Ich weiß nur nicht mehr was, ich kann mich nicht mehr daran erinnern<<. Der Kobold war damit zufrieden und dachte nicht weiter darüber nach. Was er aber wohl besser getan hätte, denn alle drei hatten alles vergessen. Keiner von ihnen konnte sich mehr daran erinnern, was vorher passiert war und warum sie eigentlich unterwegs waren. Die Aufgabe war vergessen, der Schatz und auch die bösen Männer, die hinter ihnen her waren. Crispin konnte sich nicht mehr daran erinnern, dass seine Großeltern auf seine Hilfe warteten und das er ausersehen war, allem Bösem ein ende zu bereiten. Auch seine Freunde ließen ihre Gedanken schweifen und träumten durch die Gegend Rum. Diese Wirkung hatten sie leider der friedlichen Umgebung zu verdanken. All das schöne und das herrliche um sie herum lies jeden alles vergessen und jeder wollte nur noch das schöne genießen und nichts mehr tun. Tja, alles hatte nun mal seine Vor- und Nachteile. Aber das würden sie schon auch noch erfahren. Die drei wanderten durch den herrlichen Wald und pfiffen sogar fröhliche Lieder vor sich her. Sie spielten mit den Häschen, die ihren Weg kreuzten und pflückten so manches Obst das überall an den Bäumen und Sträuchern hing. Mit einem mal raschelte etwas hinter ihnen im Gebüsch und der Zwerg drehte sich erschrocken um. Ihm war, als ob er etwas schnell davon huschen sah, aber als doch nichts zu sehen war, kümmerte er sich nicht weiter darum. Aber nach einer weile raschelte wieder etwas, diesmal genau neben ihnen. Wurzel hielt an und schaute sich um. >> Komisch, mir war, als ob da gerade eben etwas war. Hat sich dort nicht eben etwas bewegt<<? Fragend sah er die anderen beiden an. >>Ach, das war bestimmt nur ein Hase oder irgendein anderes Tier<<, meinte Crispin und lief weiter. Aber als er so vor sich hin schaute, huschte plötzlich ganz schnell irgendetwas über den Weg vor ihnen. >>Habt ihr das auch gesehen? Was war das denn <<? Er drehte sich zu seinen Freunden um, aber die schauten auch nur ganz verdutzt. Eusebius meinte das es vielleicht ein Tieffliegender Vogel gewesen sei, aber Wurzel versicherte, dass etwas ganz schnell gerannt sei. Voller Neugierde darüber folgte der Junge Mann dem etwas und hielt Ausschau nach etwas ungewöhnlichem. Unbedingt wollte er dem auf den Grunde gehen und wissen was es gewesen sei, dass da so schnell vorbeigehuscht war. Er lief durch das Dickicht, in dem es verschwunden war und hörte nicht mehr auf die warnenden Worte seiner Freunde. Aber sie folgten ihm trotzdem, denn verlieren wollten sie ihn nun schließlich auch nicht. Nach einigen Minuten hörten sie eine klare, helle Stimme, die vor sich her summte. Sie war so Glockenhell, dass sie ganz bestimmt stehen geblieben wären, wenn sie nicht schon ohnehin auf der suche nach etwas gewesen wären. Sie folgten der Stimme und sie kamen auch immer näher. Als sie auf einer kleinen Lichtung zum stehen kamen, stand es da. Vielmehr, sie! Vor ihnen, in gewisser Entfernung, stand ein wunderschönes Mädchen. Sie war so anmutig anzusehen, dass keiner sich traute, sie anzusprechen. Sie hatte ein fast Bodenlanges, weißes Kleid an, das ganz schlicht und einfach genäht war, ohne irgendwelchen Firlefanz oder Schnickschnack. Ihre Sonnen blonden Haare fielen ihr glatt und seidig bis auf die Hüften und die Sonne strahlte sich auf ihnen wieder. Sie war Barfuß und mit ihren neugierigen, großen Augen schaute sie die fremden an. Sie bewegte sich neugierig um sie herum und betrachtete alle drei lang und ausgiebig. Ihre Bewegungen waren so anmutig, das Crispin, Eusebius und Wurzel sie die ganze anstarrten. Mit einer glockenreinen, aber auch frechen Stimme sagte sie:>> Ist es nicht unhöflich, jemanden die ganze Zeit so anzustarren <<? Und mit einem Ruck blieb sie vor dem Kobold stehen, bückte sich auf seine Höhe und schaute ihn direkt in die Augen. Dieser erstarrte fast zur Salzsäule, so erschrocken war dieser über diese plötzliche Reaktion von dem Mädchen. Stotternd versuchte er sich zu entschuldigen, aber so recht gelang es ihm nicht. Das tat dann Crispin für ihn, nachdem sich dieser wieder etwas gefangen hatte. >>Du musst unsere Neugierde entschuldigen, aber wir haben noch niemals so jemand schönes gesehen wie dich. Dein plötzliches auftauchen hat uns ein wenig erschreckt. << Aus den Augenwinkeln sah er, das das Mädchen sich ihm zu wandte. Er war so verzaubert von ihr, das er sich nicht traute, irgendetwas anderes zu sagen und nur auf ihre Frage antwortete. Als das schöne Mädchen, sie war ungefähr in Crispin seinem Alter, so schätze er, vor ihm stand, fragte sie :>> Wer seid ihr eigentlich und was macht ihr hier? Wo kommt ihr her und wo wollt ihr hin? << Nachdem Crispin sich etwas gefangen hatte erklärte er ihr folgendes:>> Wir sind Reisende und wollen eigentlich nirgendwo hin. Ich bin Crispin und das sind meine Freunde Eusebius und Wurzel. Wir erkunden die Welt, so glaube ich jeden falls und wir wollen für einige Zeit gerne hier bleiben wenn wir dürfen<<. >>Na gut, ihr dürft hier verweilen, ich erlaube es euch.

Ich bin Maude und ich bin erfreut euch kennen zu lernen<<! Mit diesen Worten drehte sie sich um und verschwand wieder im Wald. So schnell wie sie aufgetaucht war, so schnell war sie auch wieder verschwunden und die drei Freunde blieben erstaunt zurück. Sie fragten sich wer sie wohl sein mochte und wo sie hin sei. Sie beschlossen sie zu suchen, denn wo eine Person ist, müssten eigentlich auch mehrere sein oder wenigstens eine Behausung wo sie lebt und unterkommt.

Also gingen sie nun, auf der suche nach einem Mädchen, mit den Gedanken bei nichts anderem und das böse wütete weiter mit der Hoffnung, dass die drei nicht ans Ziel ankommen würden. Was würde bloß passieren, wenn sie sich nicht schon bald erinnerten wozu sie eigentlich unterwegs waren? Würde das böse siegen, würden die drei für immer in diesem Paradies bleiben und würden all die anderen Menschen auf der Welt kein glückliches Leben mehr haben? All diese Fragen quälten den Kobold in der folgenden Nacht, die sie gemeinsam unter einem großen Baum verbrachten. Er war der einzige, der zum Glück nicht so anfällig war

für die Vergesslichkeit, wie die anderen beiden. Aber es dauerte noch eine weile bis er dahinter kam, dass sein Traum nicht nur ein Traum war, sondern die reale Wirklichkeit. Und diese wartete dringend auf ihre Hilfe.

Als am nächsten Morgen dann die Sonne die drei in den Nasen kitzelte, erinnerten sie sich leider immer noch nicht, warum sie eigentlich unterwegs waren. Crispin blinzelte in den hellen Morgenhimmel hinein und schaute direkt in das Gesicht von dem Mädchen. Sie schaute ganz neugierig und wartete anscheinend schon ungeduldig darauf, dass sie endlich erwachen würden. Im ersten Moment erschrak Crispin sich, aber dann erinnerte er sich wieder an sie und war ganz erfreut, dass sie wieder da war. Er stand auf und schaute sie verlegen an, denn er wusste ja nicht, wie lange sie schon so da stand und ihn im Schlaf beobachtete. Vielleicht hatte er ja womöglich irgendetwas im Schlaf geredet, oder sogar geschnarcht. Bestimmt hatte sie es total lustig gefunden, ihn so zu betrachten. Nachdem er sich von dem ersten schrecken erholt hatte, wünschte er ihr einen guten Morgen. >>Komm, lass uns fangen spielen, << rief Maude und rannte auch schon wieder weg. Lachend schaute sie sich zu dem Jungen um und wartete darauf, dass er hinter ihr her kam. Mit verwunderten Blicken blieben die anderen zwei zurück, denn in Windeseile war ihr Freund hinter dem Mädchen her. >> He, bleib hier, wir sollten uns nicht trennen. Komm zurück<<! Aber Crispin achtete nicht auf die rufe seiner Freunde und eilte der hübschen Maude hinterher. Den ganzen Vormittag lang verbrachten die zwei damit, ihrem Freund hinterher zu eilen, der nichts anderes mehr im Kopf hatte, als dieses Mädchen. Einmal sahen sie die beiden von weitem, wie sie sich gegenseitig mit Beeren fütterten, aber als sie an der Stelle ankamen, waren sie bereits wieder verschwunden. >>Ich glaube der ist in dieses Mädchen verliebt, so wie der sich benimmt! Unmöglich, diese Menschen. Kaum sehen sie eine hübsche Frau, drehen sie auch schon durch. Unfassbar, muss ich sagen<<! Der Kobold fing an sich aufregen, denn langsam glaubte er, sich daran zu erinnern, dass sie es eilig hatten irgendwo hin zu kommen und dass es wirklich eilte. Auch dass Crispin etwas damit zu tun hatte. Leider konnte er sich nicht genauer daran erinnern, was es war. Und er war es leid, dauernd hinter ihm her zu laufen. Auch der Zwerg fand es schon ein wenig komisch, dass sie so den ganzen Tag lang nur Rum streiften und so gar nichts taten. Erfand die Gegend zwar nach wie vor total wunderschön und friedlich, aber auch er zweifelte langsam daran, dass sie nicht nur da waren um diesen Menschen hinterher zu laufen. Und als ob sie etwas geahnt hätten, erschien plötzlich eine tiefe Stimme über ihnen. Sie schauten sich um, suchten nach der Stimme, konnten aber niemanden sehen. Irgendwie kam sie ihnen aber vertraut vor, so das sie nach dem ersten schrecken stehen blieben und der Stimme zuhörten. Es war eine Stimme ohne Körper, nur ihr klang hallte in ihren Ohren, so das sie überlegten, ob sie sie nur in ihrem inneren hörten oder ob sie nicht doch vielleicht von irgendwo her kam. Und sie hatten Glück, denn es war die Stimme von dem Zauberer, der so verzweifelt auf ihre Hilfe wartete. >>Hört auf eure innere Stimme. Dieses Paradies ist nicht das was es zu sein scheint, ihr müsst dort raus und euren Freund mitnehmen. Er ist nur verzaubert von dem schönen Mädchen und von der Umgebung. Diese Wirkung wird nachlassen, wenn ihm klar wird, dass auf ihn eine Aufgabe wartet und Menschen die ihn lieben und ihm vertrauen. Da ihr andere Geschöpfe seid wie er, hält bei euch die betörende Wirkung nicht so lange an, ihr müsst euch beeilen, es bleibt nicht mehr viel Zeit, die Feinde sind nahe<<. Die Stimme verklang wieder so schnell, wie sie gekommen war. Sie hatte den beiden die Augen geöffnet und sie konnten sich wieder an alles erinnern. Wie sie sich getroffen hatten, wie sie Crispin halfen, die Wüste, die Stadt, der Berg und die Legende, die darauf wartete, gefunden zu werden. >>Komm, wir müssen so schnell wie möglich diesen törichten Jungen finden und hier weg<<, sagte Eusebius und zog Wurzel am Ärmel mit sich. Nun, da sie wussten was auf sie wartete, achteten sie nicht mehr auf die wunderschöne Umgebung und die herrlichen Pflanzen und Blumen. Auch ließen sie jegliches Obst an den Sträuchern hängen und achteten nicht auf die verspielten Hasen, die bei ihrem Anblick schnell in die Büsche huschten. Laut rufend rannten sie nun regelrecht durch den Wald und schauten in jeden Winkel und ließen keine Lichtung aus, bis sie endlich ihren Freund gefunden hatten. Die Sonne drehte sich bereits und ihre knurrenden Mägen ließen sich wieder hören, aber darauf achteten sie nicht. Nun ging es darum, Crispin davon zu überzeugen, mit ihnen zu kommen und das Mädchen zu vergessen.

 

 

 

 

 

Trennung der Freunde

 

Als sie ihn gefunden hatten, tollte er wie ein kleiner Junge mit Maude in dem kleinen See Rum, den sie kurz zuvor erst entdeckt hatten. >>Schau dir diesen Menschen nur an. Wie kann man sich nur so albern und kindisch benehmen. Hat er denn überhaupt keine Ahnung warum wir hier sind? Er kann doch unmöglich alles vergessen haben<< meinte Wurzel, als sie ihren Freund entdeckten. >>Komm raus da, wir müssen dringend mit dir reden, es ist wirklich sehr wichtig, << riefen beide gleichzeitig dem Jungen zu. Verwundert schaute er die beiden kleinen Kerle vor ihm an und konnte sich überhaupt nicht vorstellen, was denn so wichtig sein sollte. In diesem schönen Wald konnte doch eigentlich nichts so wichtig sein, als der schöne Tag überhaupt selbst und dessen vergnügen, ihn erleben zu dürfen. Er kam trotzdem aus dem Wasser raus, denn alle beide machten ein sehr ernstes Gesicht und sie schienen etwas ungeduldig zu sein. Maude hielt ihn überhaupt nicht auf, im Gegenteil, sie schubste ihn sogar regelrecht aus dem kühlen Nass. Sie trat in die pralle Sonne und lies sich ihr Haar und das Kleid trocknen, während Crispin zu seinen Freunden ging und ihnen leise zuflüsterte:>> Ist sie nicht wunderschön? Noch niemals in meinem Leben habe ich so ein tolles Mädchen getroffen. Man kann so richtig viel Spaß mit ihr haben und sie sieht einfach so hübsch aus. << Ungeduldig verdrehte der Kobold seine Augen und zog Crispin energisch am Ärmel. >>Du machst dich doch total zum Trottel hier, merkst du das denn nicht? Sie will doch nur, dass du bei ihr bleibst und deine Aufgabe vergisst. Sie ist aber viel wichtiger, lebenswichtig, wenn man so sagen kann. Nichts auf der Welt sollte dich deine Pflichten vergessen lassen, auch nicht in schweren Tagen. << Crispin sah die zwei nun total fragend an, denn er hatte absolut keine Ahnung, wovon die da überhaupt redeten. >>Sie lässt mich gar nichts vergessen und ich mache mich auch nicht zum Trottel, << erwiderte er empört. Crispin drehte sich schon wieder zu Maude um, aber seine Freunde hielten ihn fest und versuchten ihm auf schnellen Weg zu erklären was eigentlich passiert war und wovon sie da redeten. Sie erzählten ihm von dem bösen Zauberer, der alles vernichten wollte und dass Crispin dazu auserwählt war, um die Welt zu retten. Sie erzählten ihm auch von all den Abenteuern, die sie bereits gemeinsam erlebt hatten. >>Dieser wunderschöne Wald lässt dich alles vergessen. Du musst an deine arme Großmutter denken, sie wartet darauf, dass du heil und Gesund zu ihr zurückkommst. Du darfst sie nicht im Stich lassen oder sie enttäuschen. Denke doch mal genau nach, in deinem inneren weißt du es doch, bestimmt! Ich weiß es<<. Hoffnungsvoll schauten sie ihn nun an und warteten auf irgendeine Reaktion von ihm. Und anscheinend dachte er tatsächlich nach, denn er war für eine ganze weile still und schaute sogar Maude sehr nachdenklich an. Aber zu ihrer Enttäuschung erwiderte er:>> Ihr seid doch nur neidisch! Ihr glaubt doch nicht im ernst dass ich euch diesen Quatsch glaube? Wer sollte denn so mächtig sein? Ihr redet doch nur Blödsinn, dass glaubt ihr doch nicht im ernst dass ich darauf reinfalle<<? Er ging zu Maude rüber und sagte:<< Ich bleibe hier bei ihr und wenn ihr damit nicht einverstanden seid, denn könnt ihr ja gehen, wo auch immer ihr hin wollt. Keiner wird euch aufhalten, ihr seid freie Personen. Nichts kann mich um stimmen, denn ich bin hier bei ihr absolut glücklich und rund um zufrieden<<. Wurzel und Eusebius schauten sich ratlos an und versuchten ein letztes Mal, ihren Freund zu überreden. Alles Mögliche erzählten sie ihm, aber egal was sie auch sagten, er lies sich nicht umstimmen. Ganz verzweifelt und total ratlos blickten sie sich an und fragten sich, was sie nur tun könnten. Aber es gab anscheinend keine Lösung. Crispin war so geblendet von dem Mädchen und der Umgebung, das es für ihn wohl schon zu spät war. Ohne noch ein einziges Wort zu sagen, drehte sich dieser um und verschwand mit dem Mädchen im Wald. Seine Freunde konnten ihn nicht aufhalten und so standen sie eine ganze weile und schauten nur sprachlos in dieselbe Richtung, die Crispin gegangen war. Ganz verwirrt und total ratlos standen sie einfach nur da, bis Eusebius wütend sagte: >> Na, der kann mich doch mal kreuzweise. Was haben wir nicht alles für ihn getan, damit er schnell an sein Ziel kommt! Und was macht der Trottel jetzt? Läuft einfach dem erst besten Mädchen hinterher und vergisst ganz seine Aufgabe und seine Großeltern. Sein Kopf ist ja total verwirrt und dicht. Aber nun ist es mir egal, soll der doch tun was er will. Ich jedenfalls laufe ihm nicht mehr hinter. Es ist nicht unsere Aufgabe, diesen ollen Schatz, oder was auch immer, zu suchen und finden. Wir haben ihm bis hierher so gut geholfen wie wir nur konnten, jetzt ist Schluss, ich gehe zurück in meinen Wald! Kommst du mit, oder läufst du ihm nach? << fragte Eusebius seinen letzten Freund und wartete ungeduldig auf eine

Antwort. Dieser schien noch zu sehr verwirrt zu sein, um eine eigene Meinung zu haben und sah deshalb nur fragend ins leere. Eusebius schien sehr wütend zu sein, denn er fuchtelte die ganze Zeit während seines Gemeckers mit den Händen und Armen in der Luft umher und trampelte von einem Fuß auf den anderen. Jetzt schaute er noch ungeduldiger und schließlich lief er einfach los und schimpfte weiter vor sich her. Er hatte keine Lust mehr weiter zu warten und drehte Wurzel den rücken zu und wartete nicht weiter auf eine Antwort von ihm. Anscheinend war es ihm egal, was er machte und hielt sich nicht weiter verpflichtet irgendetwas für andere zu tun oder ihnen zu helfen. Er wollte nur noch weg, weg und nie wieder zurückkommen. Wurzel aber wollte nicht alleine bleiben und so lief er eilig Eusebius hinterher. >>Warte auf mich, ich komme mit. Ich will nicht allein hier bleiben, las uns gemeinsam hier verschwinden. Ich glaube, Crispin wird irgendwann schon noch zu sich finden. Vielleicht wird er dann ja weiter auf die suche gehen. << >>Na, dann aber ohne uns!<< erwiderte Eusebius. Zu zweit versuchten sie nun aus dem Wald wieder raus zu kommen und gingen einfach die Wege, die sie schon kannten. Sie dachten, so würden sie wieder den Ausgang finden und irrten stundenlang, wenn nicht sogar tagelang umher. Wurzel versuchte noch ein paar mal über Crispin zu reden, aber als er dann merkte dass sein Freund nur sauer wurde und nichts mehr über ihn hören wollte, hörte er irgend wann damit auf. Schweigend gingen sie dann nebeneinander her und wechselten stunden lang kein Wort miteinander. Wurzel wusste, früher oder später würden sich ihre Wege wieder trennen und jeder würde dann wieder seine eigenen Wege gehen, aber er hoffte dass es noch lange nicht so sein würde. Er hatte in dem anderen einen guten Freund gefunden und er wollte ihn eigentlich nicht so schnell wieder verlieren. Auch Crispin war ein guter Freund gewesen, aber dieser zog es ja vor, einen anderen Weg einzuschlagen. Jetzt hatte er nur noch Eusebius und dieser schien an keine weitere Freundschaft interessiert zu sein. Bei der erst besten Möglichkeit würde er bestimmt alleine weiter gehen und ihn einfach allein lassen. Das machte Wurzel sehr traurig, aber sagen wollte er auch nichts. Er hatte Angst, dass Eusebius dann wieder sauer sein würde und ihn viel eher stehen lies, deshalb sagte er kein Wort und ging weiter schweigend neben ihn her. Lange liefen sie, ruhten sich auch mal aus und erfrischten sich an einem kleinen Bach. Sie pflückten die Beeren von den Sträuchern und hielten unter großen Bäumen ein Nickerchen. Und obwohl Eusebius kein Wort mehr über Crispin verlor und auch nichts mehr über ihn hören wollte, machte er sich doch einige Gedanken. Er war sehr verletzt, in seinem kleinen inneren, wollte es aber nicht zugeben. Er mochte Crispin als Freund sehr und als er sich nun gegen ihn entschied, brach es ihm fast sein kleines Herz. Er konnte nicht verstehen, dass er ihnen nicht glauben wollte und dass er die gute und lange Freundschaft einfach so aufgegeben hatte. Und dieser Wurzel fing auch immer wieder an über ihn zu reden und merkte es zu Anfangs auch überhaupt nicht, dass er nichts von ihm hören wollte. Aber nach einiger Zeit erwähnte er ihn zum Glück nicht mehr. Wenn Eusebius auch noch die ganze Zeit über ihn reden sollte, dann würde er es bestimmt nicht verkraften, deshalb war es auch für ihn am besten, Crispin einfach nicht mehr zu erwähnen. Eusebius mochte Wurzel auch sehr gerne, aber er hatte oft die Angewohnheit, ständig zu reden und alle zu nerven mit seinem Gebrabbel. Nach unendlich langen Märschen fanden sie zu ihrem großen Glück endlich einen Ausgang aus diesem Wald. Keiner von ihnen sagte etwas, sie standen einfach nur da und schauten auf das große Tor, das da vor ihnen so plötzlich auftauchte. Es war ganz anders als das, was sie in die Welt Eden führte und auch viel einfacher und schlichter. Es sah einfach nur wie ein großes, steinernes Tor aus. Riesen groß, ganz aus Stein, ohne jeglicher Verzierung oder anderen Schnörkeleien. Es hatte eine ganz einfache Klinke, die sie einfach nur herunter drücken brauchten, um aus diesem Wald raus zu kommen. Beide schauten sich an und ohne ein Wort zu sagen, öffnete Eusebius das riesige Tor und trat hindurch. Wurzel folgte ihm und hinter ihnen viel das Tor mit einem lauten Knall wieder ins Schloss. Jetzt waren sie endgültig von ihrem gemeinsamen Freund getrennt, es gab für sie kein zurück mehr.

Dieser lauter Knall aber bewirkte etwas, womit sie niemals gerechnet hätten. Es bewirkte, dass Crispin zu sich kam und bemerkte, was eigentlich los war und was geschehen war. Als er nämlich mit Maude unter einem Baum saß und so vor sich hin träumte, viel mit einem male dieser lauter Knall, von dem er nicht wusste wo er her kam oder was es denn überhaupt gewesen war. Aber in seinem Kopf geschah mit einem male etwas, dass ihn wieder zu sich kommen lies. Er bekam einen stechenden Schmerz, so dass er sich an den Kopf fasste und auf stöhnte. Es zerriss ihn fast, so kam es ihm jedenfalls vor und er kniff die Augen zu vor Schmerz und lies sich ins Gras fallen. Es kam ihn wie eine Ewigkeit vor, aber es war nur eine winzige,

kleine Minute gewesen, bis der Schmerz wieder nach lies und er die Augen wieder öffnete. Und als ob ihm da ein Schleier vom Gesicht viel, sah er plötzlich alles viel anderes wie zuvor. Mit einem mal kam ihm der Wald nicht mehr so wunderschön vor, sondern nur noch wie ein Gefängnis, das ihn festhalten wollte. Ihm wurde klar das er dort wertvolle Zeit vergeudet hatte und das er Egoistisch und selbstsüchtig gehandelt hatte. Er hatte seine Freunde verloren, seine Aufgabe vergessen und sogar vielleicht alles noch viel schlimmer gemacht, als es ohnehin schon war. Vielleicht war sogar schon alles zu spät und Saulus hatte bekommen was er wollte. Er musste unbedingt seine Freunde wieder finden, wenn sie denn noch seine Freunde sein wollten und ihm verziehen. Crispin sprang auf, schaute zu Maude runter, aber diese war nicht mehr da. Sollte er sich darüber wundern, sie suchen oder sie einfach vergessen und sich beeilen das er Fortkam? Er entschloss sich fürs letzteres, es ging schließlich um etwas viel wichtigeres als nur ein Mädchen. Aber zurückkommen und nach ihr suchen wollte er trotzdem. >>Ich komme wieder und hole dich<<, versprach er laut und deutlich, so das sie es auf jeden Fall hören musste, wenn sie noch in der nähe sein sollte und das hoffte er, denn er mochte Maude sehr gerne. Aber nun war keine Zeit mehr und eiligst rannte Crispin los, einfach gerade aus und wo die Füße ihn hin trugen. Immer wieder rief er nach dem Zwerg und nach dem Kobold, suchte nach ihnen und rannte ohne einmal stehen zu bleiben und zu verschnaufen. So schnell wie möglich wollte er seinen Fehler wieder gut machen und sein Gewissen lies ihm dabei keine ruhige Minute. Immer wieder machte er sich vorwürfe und fragte sich, wie ihm so etwas bloß passieren konnte. Er wusste nicht mehr wie lange er schon so rannte, als er plötzlich vor einem großen, steinernem Tor stand. >>Vielleicht sind sie ja hier durch gegangen<<, sagte er sich und öffnete das gewaltige Tor vor sich. Ohne sich noch einmal umzublicken ging er hindurch und lies das Tor hinter sich wieder zu fallen. Was er dann aber erblickte, lies ihn sehr erschrecken und niemals hätte er damit gerechnet, das so etwas passieren würde. Wie angewurzelt blieb er stehen und wusste nicht mehr ein, noch aus.

 

 

 

 

Die suche nach der Legende

 

Crispin schritt durch das riesige, schwere Tor, das so plötzlich vor ihm auftauchte, wie die Nacht einen überfiel. Nichts wies darauf hin, das hier eines war, Urplötzlich war es einfach aufgetaucht. Es sah auch ganz harmlos und einfach aus, wie eben jedes Eingangstor aussah. Es gab auch keinen einzigen Hinweis, wo dieser Weg hinter dem Tor hinführen würde, kein Schild, kein Wegweiser und kein Gefahrenhinweis. Ihm blieb einfach nichts anderes übrig, als herauszufinden was dahinter war. Und wer weiß, vielleicht waren ja tatsächlich seine Freunde hier vorbei gekommen und waren auch durch das Tor gegangen.

Er ging also durch die Öffnung vor ihm und lies die gewaltige Tür auch wieder hinter sich ins Schloss fallen, ohne sich zu vergewissern, ob er auch wieder zurückgehen konnte, falls es der falsche Weg sein würde. Aber es war der richtige, denn vor ihm saßen Eusebius und Wurzel, gefesselt an Händen und Füßen und geknebelt. Als die zwei ihren Freund sahen, ganz unerwartet für sie, denn sie dachten nicht mehr daran das er es sich anders überlegen würde, fingen sie an zu strampeln und zappeln. Ihre kleinen Beine und Füße fuchtelten umher, so gut sie sie überhaupt bewegen konnten. Da ihre Hände auf dem Rücken und die Füße am unteren Ende aneinander gebunden waren, konnten sie sich nicht so gut bewegen und schnell verloren sie das Gleichgewicht und kippten zur Seite um. Ihre Augen waren weit aufgerissen und warnend schauten sie Crispin an, aber ehe er überhaupt reagieren konnte, merkte er, was da los war und warum sich die zwei in dieser Lage befanden. Hinter einem Felsen, der ganz in der nähe stand, kam Franziskus mit seinen Männern hervor und begrüßten den Jungen schon ungeduldig. >>Na, das wurde aber auch Zeit, das du kommst. Wir warten schon ganz Ungeduldig auf dich. Wie du siehst, haben wir in der Zwischenzeit gut auf deine kleinen Freunde aufgepasst<<. Lachend und mit dem Schwert spielend kam Franziskus auf den Jungen zu und blieb drohend vor ihm stehen. >>Wir warten schon sehr lange auf euch, wir haben schon gedacht, ihr findet gar nicht mehr her<<, erwiderte der Ritter mit einer Stimme zum fürchten. Crispin wusste zuerst nicht was diese Männer von ihm wollten, aber dann fiel es ihm wieder ein. Sie waren genauso wie er auf der suche nach der Legende und seinem Schatz.

Sie wollten ihn aber für ihren König, den bösen Saulus haben, der damit zu mehr Macht und Ruhm kommen wollte. In seinen Händen würde der Schatz fürs böse genutzt werden und alle Menschen auf Erden würden unter seiner Macht stehen und sehr leiden müssen. Sie waren es auch die ganze Zeit gewesen, die den Freunden immer auf der Spur waren und viele male sind sie ihnen nur knapp entkommen, ohne zu wissen dass sie so dicht aneinander waren. Aber nun standen sie alle vor ihm und hatten seine Freunde gefangen. Crispin konnte sich nicht erklären, wie sie es geschafft hatten so schnell vor ihnen dort hingekommen zu sein. Das letzte Mal wo sie diese Reiter gesehen hatten, war in der Wüstenstadt, als sie vor dem König dort geflohen waren. Danach hatten er und seine Freunde die Wüste noch einmal durchquert, den Berg bezwungen und dem trügerischem Paradies den Rücken gekehrt und nun waren die Ritter doch schon vor ihnen hier angekommen, ohne dass man sie gehört oder gesehen hatte. Das konnte nicht mit rechten Dingen zu gehen, dachte sich Crispin. Er nahm seinen Mut zusammen und sagte:>> Was wollt ihr und wie seid ihr so schnell hier her gekommen? Was habt ihr mit meinen Freunden gemacht<<? Crispin tat einige Schritte auf Wurzel zu, aber einer der Männer versperrte ihm den Weg. >>Immer langsam, Jungchen. Ich glaube nicht dass wir dir erklären müssen, warum wir schon eher hier sind als ihr! Aber zu deiner Information, wir haben Hilfe, die ihr nicht habt. So, und nun zu unserer Forderung. Ihr werdet uns helfen, diese Elenden Steine von Tamalien zu finden und diesen verfluchten Schatz. Und damit du nicht auf irgendwelche dumme Ideen kommst, sind deine kleinen Freunde so lange unsere Gefangen. Zu unserer Sicherheit bleiben sie mit einigen Männern von mir hier, während ich, du und der Rest der Männer auf die suche gehen. Wenn wir bekommen haben was wir wollen und du keine Dummheiten angestellt hast, dann werden wir euch wieder laufen lassen. Also dann, lass uns gehen, du voran. Und denke daran, deine Freunde sind tot, wenn du auf dumme Ideen kommen solltest. Wir haben mittel, uns miteinander zu verständigen<<. Crispin wusste nicht was er tun oder sagen sollte. Auch wusste er nicht, ob Franziskus die Wahrheit sagte oder nicht. Wie sollten sie sich denn miteinander verständigen? Und wer sagte nicht, dass man sie anschließend doch alle drei umbringen würde? Ratlos schaute er zu Wurzel und Eusebius rüber, aber sie konnten ihm nicht helfen. Durch ihre geknebelten Münder versuchten sie ihm etwas zu sagen, aber es kam nur ein dumpfer, kläglicher Ton raus. Beide schüttelten sie sich und zerrten an den Fesseln. Aber einer der Männer gab ihnen einen Tritt und sie kippten wieder zur Seite um. Wütend zappelten sie umher und Crispin wollte ihnen zur Hilfe eilen, aber wieder versperrte einer der Männer ihm den Weg. >>Also, was ist, wir haben nicht ewig Zeit<<, rief der Ritter vor ihm wütend und ungeduldig. >>Aber ich weiß doch auch nicht, wo sich dieser Schatz befindet. Ich weiß genauso wenig wie ihr<<, antwortete Crispin ängstlich. >>Na dann suchen wir eben gemeinsam<<, erwiderte Franziskus ungeduldig und schubste den Jungen vor sich her. Crispin dachte an seine Freunde und er wusste, dass die Männer ernst machen würden. Erst einmal wollte er auf ihre Forderungen eingehen. Ihm blieb ja nichts anderes übrig. Vielleicht würde ihm später noch etwas einfallen, wie er ihnen entkommen konnte und seinen Freunden helfen könnte. Jetzt aber hieß es, gemeinsam mit diesen Männern auf die suche zu gehen. Er wusste absolut nicht was er suchen sollte, wie oder wo sie überhaupt hin gehen sollten. >>Na gut, ihr habt gewonnen. Ich werde euch helfen, aber nur wenn ihr meinen Freunden nichts tut<<! >>Dann geh voran, wir folgen dir in sicherer Entfernung. Du brauchst nicht erst versuchen, zu entkommen, denn sonst weißt du ja was passiert<<! Ein letztes Mal schaute Crispin seine Freunde an, dann ging er geradewegs den erst besten Weg entlang, der vor ihnen war. Auch jetzt erst konnte er sich in der Umgebung, in der sie waren, umschauen. Es sah fast so aus wie daheim, als er den ersten Weg in den Wald nahm. Überall waren schmale Wege und ganz entfernt standen Bäume und Sträucher. Die Luft war erfüllt von klarem Sonnenlicht und dem Duft der Wiesen und Felder aus der nähe. Die Vögel zwitscherten fröhlich und es war angenehm warm. Es lagen Felsbrocken, Steine, umgekippte Bäume und Sträucher vereinzelt auf den Wegen Rum. Der Platz an dem man ihn überrascht hatte, war eine kleine Lichtung gewesen an dem sich die Wege kreuzten. Nur an der einen Stelle war kein Weg, sondern das große Tor, aus dem er gekommen war. Die Pferde der Ritter grasten an den Wegen und in der Mitte des Platzes war ein kleiner Holzhaufen aufgestapelt gewesen, der noch vor kurzem gebrannt hatte. Der Duft von gebratenem Hasen lag in der Luft und Crispin merkte erst jetzt, dass sein Magen wieder einmal mächtig knurrte. Nachdem er sich für den linken Weg entschieden hatte, warum wusste er auch nicht, marschierte er sodann mit den Männern hinterher, einfach los. Er war dem ziel so nahe und doch so entfernt. Er dachte die ganze Zeit lang nach, was er überhaupt suchen sollte. Auch wusste er nicht, was er dann eigentlich tun

sollte, wenn sie doch ihr Ziel erreicht hatten. Musste er vielleicht noch mehr Prüfungen und Aufgaben bestehen? Oder sollte er etwa wieder gegen irgendwelche Merkwürdigen Figuren und Lebewesen kämpfen? Oder würde man ihn dann nicht mehr brauchen und ihn laufen lassen oder gar gefangen nehmen? Er zermarterte sich den Kopf, was geschehen würde, wenn sie am Ziel wären. Wenn er nur wüsste was er tun könnte, um die Männer los zu werden! Er wusste, früher oder später würde es zu einem Kampf kommen. Wenn es den Schatz wirklich geben sollte, dann konnte er ihn nicht einfach so den Bösewichtern überlassen. Er musste dafür kämpfen, koste es was es solle, auch wenn es sein eigenes Leben sein sollte.

Sie marschierten Stundenlang in der Gegend Rum, nahmen einen Weg nach dem anderen, überquerten so manche Kreuzung und mussten einige Bäume und Sträucher aus dem Weg räumen um weiter zu kommen. Aber es war im großen Ganzen gar kein anstrengender Marsch und nach einigen Stunden wurden einige der Männer ungeduldig und hatten keine Lust mehr auf den langen Weg. >>Sieh endlich zu das wir bald am Ziel sind, du kleiner Wicht! <<, rief Franziskus voller Wut. >>Man, ich weiß doch genauso wenig wir ihr wann wir endlich am Ziel sind<<, rief Crispin sauer zurück und schaute den Ritter mit wütenden Augen an. >>Na, dann würde ich dir raten, dir was guten zu überlegen, wenn wir nicht bald da sind<<, entgegnete der Ritter zurück und drohte ihm abermals mit dem Schwert. Fast wäre ein Streit zwischen den beiden Rivalen ausgebrochen, der bestimmt nicht gut ausgegangen wäre, wenn nicht einer der anderen Männer sie auf etwas aufmerksam gemacht hätte. >>He, schaut doch mal! Ich glaube, da hinten ist ein Berg oder so etwas Ähnliches<<. Der kräftig gebaute Kerl zeigte in eine Richtung mit dem Finger und ging einig Schritte vor, um genauer hinzu sehen. Und tatsächlich, die anderen sahen es auch. Hinter einem kleinen Hügel, der etwa fünfhundert Meter vor ihnen lag, stieg ein kleiner Berg empor. Man konnte ihn nicht genauer sehen, aber er sah aus der ferne nicht sehr hoch und groß aus. Crispin und Franziskus hielten inne und schauten in die gesagte Richtung. Und tatsächlich, man konnte es nicht mehr übersehen, vor ihnen lag etwas, das in den Himmel empor stieg. Ein Fels, Berg oder gar etwas ganz anderes, richtig erkennen konnte man es leider nicht. >>Los, geh voran<<, sagte der Ritter und schob unsanft den Jungen wieder vor sich her. >>Und diesmal etwas schneller, wir wollen heute noch ans Ziel kommen<<. Schnell waren sie auch an dem so genannten Berg heran gekommen, aber es sah gar nicht aus wie ein Berg. Viel mehr wie eine lang, dicke, hohe Mauer. Sie sah merkwürdig aus. Nicht einfach aus Stein oder Fels, nein sie sah eher aus wie mit Moos und Leder bezogen. Teilweise hingen Lianen herunter und an einem Ende, das ungefähr dreihundert Meter von ihnen entfernt war, ging die Mauer steil hinab und breitete sich noch etwas zu den Seiten hin aus. Crispin hatte noch niemals zuvor so eine komische Mauer gesehen und er wunderte sich über dieses Teil vor ihm. Aber viel mehr wunderte er sich, als er bemerkte, dass sich die Mauer bewegte. Sie ging in gleichmäßigen Bewegungen auf und ab, so als ob sie atmen würde. Der Junge erschrak ein wenig und auch einige der Männer hinter ihm wichen einige Schritte zurück. Mit einem male bewegte sich die ``Mauer`` und es kamen laute, grunzende Geräusche heraus. An dem steilen ende stiegen dampfende Wolken empor und das ganze bewegte sich nun in ihre Richtung. Jetzt merkten sie das dieses teil vor ihnen keine Mauer war, sondern ein lebender Drache. Er war so unbeschreiblich groß, das man auf den ersten Blick hin nicht erkennen konnte, das es ein Drache war. Er hatte wohl sein Schläfchen gehalten und war nun von den Menschen gestört worden. >>Ein Drache, Hilfe! << schrien einige der Männer und wichen deutlich von dem Monstrum ab. Hätte Franziskus sie nicht rechtzeitig ermahnt, sie wären bestimmt schnellstens weggerannt. Aber auch er hatte sich deutlich erschrocken vor dem Tier. Er hielt Crispin mit seinem Schwert im Schach, damit er nicht fliehe konnte. >>Denk an deine Freunde, << flüsterte er ihm ins Ohr. Und bevor noch irgendjemand etwas tun oder sagen konnte, drehte sich der riesige Kopf des Ungeheuers zu den Menschen Rum und seine riesigen Augen schauten wütend zu ihnen herab. Sie funkelten vor Zorn und in seinen Augen konnte man das Feuer lodern sehen. Sein Maul breitete sich übe das halbe Gesicht aus und an den Seiten des Kopfes ragten Spitze Hörner raus die schon alt, abgenutzt und dennoch sehr gefährlich aussahen. Hinter zwei riesigen Ohren, die direkt dahinter hin und her flackerten, waren unzählige Schuppen angebracht die im Licht grün schillerten. Vereinzelt ragten spitze Dornen aus dem wuchtigen Körper, der sich lang und dick vor ihnen ausbreitete. Auch jetzt erst sahen sie einen schmalen, gewaltigen Schwanz, der sich an der Seite des Körpers entlang schlängelte. An ihm waren unzählige, hässliche Borsten, die wie ausgefranst aus dem Schwanz ragten. Mit voller Wut spie er sein Feuer über den Köpfen der Menschen hinweg und lies ein brüllen los, dass sich alle erschrocken in den Sand schmissen. Im letzten Augenblick noch,

gerade rechtzeitig, bevor das heiße Feuer ihre Leiber erwischte und sie verbrannte, konnten sich alle retten indem sie sich der Länge nach hinschmissen und schützend die Arme über ihre Köpfe hielten. Mit einer gewaltigen, drohenden Stimme brüllte das Tier:>> Wer wagt es und stört mich in meinem Schlaf? Welches Wesen stört die ruhe hier und will meine Macht zu spüren bekommen? << Mit einem funkelndem Blick sah er zu den Menschen herab und wartete auf eine Erklärung. >>Sprich, du Erdling, bevor ich dich fresse<<, sagte er zu Crispin und lies wütend einen Dampfstrahl aus seiner Nase fahren. Mit einem bohrenden Blick schaute er zu ihm hinunter. Vorsichtig und ängstlich erhob sich der Jüngling und begann stotternd zu antworten:>> Ich, wir, sind auf der suche einer verborgenen Stadt und den Steinen von Tamalien. Wir wollten den Schatz finden, der sich dort verborgen hält<<. Zornig erwiderte der Drache:>> Das sei nur dem Retter alleine gewährt. Nur der auserwählte, der dazu auserkoren ist von dem Meister persönlich, nur der erhält zutritt zu den Ruinen. Und nur er bekommt meine Hilfe und Antwort auf eine einzige Frage<<. Crispin überlegte eine weile und antwortete:>> Wenn du mit dem Meister den Zauberer Ignaz meinst, dann weiß ich wer der Retter ist, nämlich ich! Er hat mich in meinen Träumen besucht und mir gesagt dass ich alleine etwas suchen und finden muss, um den Frieden auf der Welt zu erhalten. Ich bin schon sehr lange unterwegs und habe viele Gefahren bestanden, und nun bin ich fast am Ziel. Wenn du mir helfen kannst, dann bitte ich dich darum<<! Der Drache senkte seinen riesigen Kopf und schaute Crispin direkt an. Es kostete dem Jungen sehr viel Mut, standhaft vor dem Monstrum zu bleiben und nicht vor ihm zurück zu weichen. Er befürchtete, dass man seine angst sogar sehen könnte, denn seine Knie schlotterten mit seinem ganzen Körper um die Wette. Die riesigen, hellen Augen musterten ihn von oben bis unten. >>Wer sagt mir, dass du die Wahrheit sprichst und mich nicht belügst? << fragte der Drache neugierig. Zuerst wusste Crispin nicht, was er sagen sollte, aber dann spürte er wieder den spitzen Dolch im Rücken und Franziskus flüsterte ganz leise in sein Ohr, dass er ja nichts Falsches sagen sollte. Mit Drohungen und dem Feind im Rücken und der Lösung so nahe, blieb ihm nichts anderes übrig als den Forderungen ein zu gehen und er erwiderte:>> Ich sage es dir! Wenn du willst kann ich dir den Meister beschreiben oder du kannst meine Begleiter fragen. Ich bitte dich um deine Hilfe, sag mir den richtigen Weg. Ich musste durch ein langes Labyrinth irren, musste vor Feinden fliehen, musste meine Freunde zurück lassen und bin durch einen finsteren Berg gestolpert! Jetzt kann ich nicht mehr. Ich weiß nicht mehr weiter und weiß auch nicht wie lange ich noch Zeit habe<<. Erschöpft lies er seinen Kopf hängen und wartete nur darauf, dass der Drache wieder los brüllte. Aber dies war nicht so, im Gegenteil, er wurde sogar richtig freundlich. Mit einer viel netteren Stimme als zuvor und sogar mit einem freundlicherem Gesicht erwiderte er:>> Na, wenn das so ist, warum hast du dass nicht gleich gesagt. Denn nur der Auserkorene kann von den ganzen Hindernissen wissen. Also drum, dir sei eine einzige Frage gewährt, die werde ich dir beantworten. Aber überlege gut, denn du hast nur die eine und die ist nicht zurückzunehmen<<. Crispin überlegte. Nur eine einzige Frage, obwohl er eigentlich zehn Fragen hätte oder sogar viel mehr. Was sollte er ihn bloß fragen, welche ist so wichtig, dass sie beantwortet werden müsste? Und hatte der Drache dann überhaupt die richtige Antwort parat? Und welche könnte er nicht selbst beantworten? Crispin dachte angestrengt nach und beachtete nicht die ungeduldigen Reiter hinter ihm. Schließlich musste das ganze wohl überlegt sein. Voller Ungeduld wollte Franziskus schon eine Frage stellen, aber bevor er noch den Mund auf tun konnte, faucht der Drache ihn auch schon an:>> Nur der Junge selbst kann die Frage stellen<<. Crispin überlegte. Sollte er ihn fragen, wie er die lästigen Feinde loswerden kann, oder wo der Schatz versteckt war? Vielleicht auch wo die Prophezeiungen zu lesen waren oder wie er seinen Freunden helfen könnte? Es gab so viele Fragen die er hatte, aber nur eine davon würde das riesige Tier ihm beantworten. Vielleicht war das ja auch nur eine Fangfrage und es war ganz was anderes gemeint als Antwort auf Hilfe. Und wer weiß, keiner wusste doch ob das Tier überhaupt gut und friedlich war. Vielleicht würde er sie anschließend fressen oder er wusste überhaupt gar nichts und hielt sie einfach nur von der Zeit ab. >>Erlaubst du mir mehr als nur die eine Frage? << fragte der Junge einfach drauf los. Entweder hatte er Glück und er würde sie bekommen oder er hatte gerade eben eine wichtige Frage verschenkt. >>Du Tölpel, du. Warum fragst du ihn nicht wo der Schatz liegt<<, schimpfte Franziskus. Aber der Drache gab ihm darauf laut eine Antwort:>> Weil ich es gar nicht weiß. Ich bin nur der Hüter des Berges hinter mir. Ich kann euch viel sagen aber das nicht<<. Erschrocken wichen die Reiter zurück und auch Crispin. Zu ihm aber war das Monstrum wieder ganz friedlich. >> Und nun zu dir. Es sei dir erlaubt so viele fragen zu stellen wie du willst<<. Crispin wunderte sich, das war ja ganz einfach. Zum Glück, denn wenn er nicht diese Antwort

bekommen hätte, denn hätte er die Frage vergeudet. Er dachte kurz nach und stellte dem Tier viel fragen. Zum Beispiel wer er ist und was er hier machte. Dann wollte er auch noch wissen wie weit sie vom Ziel entfernt waren und warum nur dem Auserwähltem den Zutritt erlaubt war. Und wieso er sagte dass er nur eine einzige Frage stellen dürfte, wenn er nun jedoch so viele stellen durfte wie er wollte. >>Und außerdem, gibt es den Schatz wirklich und wenn ja wo müssen wir nun hin gehen? Und gibt es dort wo wir hin müssen noch mehr von deiner Sorte oder andere Ungeheuer<<? Der Drache verdrehte ungeduldig seine Augen. >>Immer langsam junger Freund. Nicht gleich so viele auf einmal! Erst einmal, ich bin Furundie, der Hüter des Berges hinter mir. Meine Aufgabe ist es, ihn und den Schatz, den es wirklich gibt, vor Eindringlingen zu schützen. Und nur der auserwählte hat zutritt, weil nur er ihn finden und benutzen kann zu friedlichen Absichten. Wenn er in die falschen Hände geraten sollte, denn kann er großes Unheil anrichten und die Welt wird nie mehr so sein wie sie jetzt ist. Darum darf nur einer mit einem reinen Herzen und frei von bösem ihn suchen und befreien<<. Crispin schaute die Männer hinter ihm an und wusste dass sie nur mit ihm den Schatz finden würden, darum würden sie ihn niemals gehen lassen. Aber sie durften ihn diese Kerle bei sich hatte. Leider wusste er überhaupt nicht, wie er sie loswerden konnte, denn sie waren in der Überzahl und er würde gar keine Chance haben. Auch gab es keine Gelegenheit den Drachen um Hilfe zu bitten oder ihn darauf aufmerksam zu machen das seine Begleiter böse Absichten hatten. Schließlich hatten sie seine Freunde gefangen und sie würden bestimmt nichts unversucht lassen um an ihr Ziel zu kommen. >>Und das mit der Frage, das war ein kleiner Scherz meiner seits. So viele Leute waren in den letzten Jahren schon hier und sie alle hatten mir gerade zu Löcher in den Bauch gefragt. Irgendwann bin ich halt auf diese Idee gekommen und fort hin musste ich immer nur eine Frage beantworten, denn noch niemals zuvor ist einer auf die Idee gekommen mir diese Frage zu stellen wie du. Und auch noch nie ist einer an das Ziel gekommen, denn der Retter war ja schließlich noch niemals dabei<<. Furundie grinste und stieß wieder heiße Rauchwolken aus und redete dann weiter:>> Nun zum wichtigsten, ihr müsst erst einmal die großen Tafeln finden wo die Prophezeiungen drauf geschrieben sind. Sie sind irgendwo am Rande des Berges. Dann wisst ihr was auf euch wartet und ihr könnt in das Tal hinabsteigen und die Ruinen und den Schatz suchen. Auf euch warten auch noch viel mehr Gefahren die ich nicht kenne. Auch weiß ich nicht genau wo ihr hin müsst, das muss euch genügen, was ich euch sage. Aber erst einmal sucht die Tafeln von Tamalien, ohne sie gelesen zu haben könnt ihr nicht ins Tal hinab steigen<<. Ohne noch ein weiteres Wort zu sagen erhob sich der Drache und stieg in die Luft hinauf. Er breitete seine riesigen Flügel über den Menschen aus und flog einfach davon. Mit lautem Gekreische entfernte sich das Tier und lies die Menschen einfach stehen. Hinter ihm kam ein riesiger Berg zum Vorschein, den Crispin vorher nicht aufgefallen war. Er war leicht zu erklimmen, aber sehr hoch und breitete sich ziemlich aus. Er schaute nach links und nach rechts, konnte aber weiter nichts anderes sehen als den Berg, Bäume und Sträucher. Er hätte noch gerne viel mehr gefragt, aber das Tier war ja so ganz plötzlich verschwunden und lies sie alle einfach stehen. Laut überlegte Crispin, in welche Richtung sie wohl gehen sollten und ratlos stand er da und wusste nicht weiter. Na ja, dachte er sich, etwas hat das Ungetüm ihnen ja geholfen. Jetzt wussten sie wenigstens nach was sie nun suchen sollten und das die Reise doch nicht umsonst gewesen war. Auch wusste er jetzt, das er mit allen mitteln verhindern musste, das die Reiter den Schatz in die Hände bekamen und das sie den Berg erklimmen sollten um dann in ein Tal hinab zu steigen. Nur auf weitere Gefahren und Ungeheuern konnte er gerne verzichten. Franziskus wurde wieder einmal ungeduldig und wollte nicht warten bis der Junge vor ihm sich entschieden hatte. Er schubste ihn grob vor sich her und deutete nach links. >>Wir gehen da entlang. Los geh voran und finde diese dämlichen Tafeln, von denen das Vieh gesprochen hatte<<. Ohne zu protestieren ging Crispin in die ihm gedeutete Richtung und überlegte was er tun könnte um endlich diese Kerle los zu werden. Aber leider viel ihm immer noch nichts ein, so gut er auch nachdachte. So ging er also still den schmalen Weg entlang und hielt Ausschau nach irgendwelchen Tafeln. Er dachte das sie schnell zu finden seien, da ein Drache hier schon Wache hielt, aber leider war

auch nach einer Stunde Fußmarsch immer noch nichts zu sehen. Vielleicht hatten sie sie ja auch übersehen oder sie hätten in die andere Richtung gehen müssen. Aber dann, endlich! Alle wurden schon langsam müde vom vielen laufen, als sie ein Stück vor sich, riesige Tafeln in dem Berg eingemeißelt sahen. Eigentlich waren es keine richtige Tafeln, sondern vielmehr nur riesige Schriftzüge die in mehreren Reihen untereinander geschrieben waren. >>Mann, da hat

sich ja jemand vor langer Zeit sehr viel Mühe gegeben<<, dachte einer der Männer laut. Sie bestaunten alle diese riesigen Worte vor sich und Crispin las lautvor:

 

 

So war es einst, wie der Böse es wollte,

ein Magier der nicht leben sollte!

Er verbannte ihn auf Lebenszeiten,

damit er nicht mehr herrschen kann

mit den Zeiten!

Eines Tages kommt er, der Reine,

der Feine, um zu Siegen über den einen.

Er befreit den guten,

im Kampf mit gutem!

Sei belohnt mit Schatz und Thron,

für immer und alle im Fron.

Drum hört und liest, sucht einen Engel!

Steigt hinab ins Tal,

gibt Acht vor dem bösen!

Aber siegen und kriegen, soll nur der Reine!

Enträtselt die Worte und findet die Pforte!

Nimmt euch in Acht,

vor der Macht.

Es ist nicht alles im Schein,

geht ihm nicht auf dem Leim!

Jetzt mein letzter Rat,

schreitet zur Tat!

 

>>Was soll das denn heißen<<, fragten die Männer. Alle überlegten sie, was diese Worte wohl zu bedeuten hatten. Auf jedenfalls mussten sie daraus etwas entziffern um in das Tal hinab zu kommen, so meinte jedenfalls der Drache. Aber was nur? Sie lasen die Zeilen nochmals und gingen sie Wort für Wort langsam durch. Das war dass einzige mal, dass die Bösewichte und Crispin gemeinsam etwas taten, ohne Streit und Zorn. Zusammen überlegten sie, was jede einzelne Zeile zu bedeuten hatte und wo die Lösung war, um weiter zu kommen. >> Mit dem Magier ist bestimmt der olle Tattergreis gemeint, der hier irgendwo gefangen sein soll<<, meinte einer der Männer. Crispin überhörte die fiesen Worte und auch alle anderen, die noch folgten. >>Ja, und der böse ist dann wohl euer Boss<<, erwiderte er zurück. Der Ritter schaute ihn böse an, aber weiter machte er nichts, denn er wusste, dass es jetzt erst darauf ankam, um ans Ziel zu kommen, und dafür brauchten sie diesen Jungen. Franziskus sagte:>> Der Reine, damit bist dann ja wohl du gemeint, aber ob du auch über das böse und über uns siegst, das ist noch nicht sicher<<. >>Aber was nur ist mit alle dem gemeint? Und welche Pforte ist gemeint<<? Die Männer zerbrachen sich den Kopf über diese Dinge, aber wussten absolut nicht, was damit gemeint war. >>Das nicht alles im Schein ist, kann sein dass unser Ziel irgendwo im Dunkeln liegt oder verborgen, so dass man es nicht sieht<<, meinte Crispin. >>Aber es kann auch heißen, dass nicht alles in diesen Worten echt gemeint ist, denn der Satz, geht ihm nicht auf dem Leim, heißt ja wohl, dass irgendetwas nicht ernst gemeint ist<<, erwiderte einer der Männer. Ratlos schauten sie sich an und dachten weiter nach. >>Die Macht, von der im Text die rede ist, kann irgend etwas böses sein oder irgend ein Ungeheuer dass da auf uns lauert oder es ist nur zur Abschreckung dort auf geschrieben<<, sagte Franziskus. >>Vielleicht ist das ja irgendein Schatz oder irgendeine Person, die uns weiter helfen kann, erwiderte einer der Männer. >>Ich glaube, ich weiß weiter<<, sagte Crispin langsam und die Reiter schauten ihn neugierig an. >>Wir müssen erst einmal eine Pforte finden, die uns den Eingang in das Tal gibt und dann hinab steigen in das selbige. Es ist uns allen ja wohl klar,

dass wir dann nicht auf einem gemütlichen Spaziergang sind und dass ganz bestimmt noch irgendwelche Gefahren und Fallen auf uns lauern. Und der Schatz, da kann ich mir nur vorstellen, das damit der verschwundene Zauberer gemeint ist. Sonst wüsste ich nicht was es sein sollte. Alles andere ist vielleicht nur zur Irreführung notiert worden, um irgendwelche Leute auf die falsche Spur zu locken, denn es ist ja wohl nur einem bestimmt, das Ziel zu erreichen. << Crispin schaute Franziskus an und wartete auf eine Reaktion von ihm. >>Na gut, wie du meinst. Wenn du glaubst das wir erst eine Pforte suchen müssen um in das Tal hinab zu kommen, dann suchen wir eben eine<<. Die Männer schauten nach oben, nach unten, nach links und nach rechts, aber so gut sie auch suchten, sie fanden nichts, das darauf hindeuten lies das hier irgendwo eine Pforte war. >>Wir müssen genauer hinschauen, sie ist bestimmt gut versteckt, sonst könnte ja jeder ankommen und einfach so das Tal erkunden<<, erwiderte Crispin und sah die Männer verächtlich an. Er vermied den Blick von Franziskus und wendete sich dem Berg und den Tafeln zu. Vielleicht hatte er ja irgendeinen wichtigen Hinweis übersehen oder die Pforte war direkt vor seinen Augen und er konnte sie nur nicht sehen. Gründlich las er den Text noch einmal durch, diesmal aber langsamer und sorgfältiger. Es war sicherlich ganz einfach, er kam nur nicht drauf. Die Reiter versuchten indes auch ihr Glück und suchten weiter den Weg runter nach einer Öffnung, aber sie suchten auch ergebnislos. Er wusste nicht warum, aber Crispin fing an die Worte und Buchstaben mit den Händen abzutasten. Franziskus fing schon an zu schimpfen und Fluchen, er hatte sehr wenig Geduld und konnte nicht lange warten. Er stieß einige Steine mit dem Fuß weg und trat wütend gegen die Mauer. Der Junge wiederum betrachtete die großen Tafeln vor sich immer noch und plötzlich sah er eine Kleinigkeit, die er vorher nicht bemerkt hatte. Zwischen der vierten und fünften Zeile war ein sehr kleines Bild eingemeißelt. Es war so klein, das er genauer hinsehen musste, um zu erkennen, was es darstellen sollte. Er war schon fast mit der Nasenspitze an der Wand, als er sah, dass es ein kleiner Engel war, der dort eingemeißelt war. Warum ist das nur noch keinem von Ihnen aufgefallen, fragte er sich laut und die Männer sahen ihn fragend an. >>Na, da, ein kleiner Engel <<, sagte Crispin und zeigte mit dem Finger darauf.

 

 

 

 

Der Abstieg ins Tal

 

>>Na und, was soll damit sein? << fragte einer der Männer und wartete auf eine plausiblen Erklärung.>>Man, begreift ihr denn nicht<<? Fragte Crispin und deutete auf die Zeile. >>Es ist von einem Engel die Rede den wir finden sollen. Hier ist doch schon einer, vielleicht ist der ja gemeint. << Crispin wusste zwar nicht was er zu bedeuten hatte, aber irgendeine Bedeutung musst er haben, denn sonst wäre er ja nicht da. Außer diesem einen Bild war sonst keines da, das hatte er überprüft. Er zeigte direkt mit dem Finger auf das Abbild und dreht seinen Kopf zu den Männern, als plötzlich etwas geschah. Als er die Einmeißelung berührte, bewegte sie sich. Erschrocken schauten die Leute auf die Wand und beobachteten gespannt, was dort gerade geschah. Der kleine Engel fing nach der Berührung an, sich tiefer in die Wand hineinzubewegen. Nach ungefähr fünf Zentimetern fing sich das Bild an zu drehen und alles in der Wand vor ihnen fing an zu vibrieren und zu rumpeln. Entsetzt wichen die Männer alle zurück und warteten ab, was als nächstes geschah. Dort wo der Engel war, zog sich nun langsam von oben bis unten ein langer, tiefer riss durch die Wand. Die Tafeln wurden in zwei Hälften geteilt und der riss breitete sich immer tiefer um sie herum. Das Rumpeln wurde zu einem richtigen Donnern und der Boden unter ihren Füßen fing an zu zittern. Einige der Reiter hatten das Gefühl, das sich jeden Moment der Boden unter ihren Füßen auf tun würde und sie verschlingen würde. Langsam bewegten sich nun auch die in zwei Hälften geteilten Tafeln. Sie fingen an sich zu bewegen und mit einem weiterem rumpeln gingen sie langsam auseinander. Sie öffneten sich wie zwei Türen nach außen hin, so dass die Männer beiseite treten mussten. Mit langsamen Bewegungen und mit lautem Donner gingen sie immer weiter auseinander, bis sie plötzlich wieder stehen blieben. Direkt vor ihnen war nun eine große Öffnung in der Wand und sie konnten bequem hindurch gelangen. Zuerst aber wagten sie sich nur vorsichtig heran, denn sie konnten ja nicht wissen, was dahinter war. Es war alles finster und düster, es war nichts zu sehen und man konnte nicht das Geringste erkennen. Franziskus schubste Crispin voran und befahl ihm, zuerst hindurch zu gehen um nach zu schauen, was dort war. Dem Jungen war nicht klar, dass dies vielleicht seine Chance war, um den Reitern zu entkommen, denn schließlich konnte ja alles hinter der Dunkelheit sein. Er könnte sich still und heimlich davon machen oder ihnen aber sagen dass dort absolut nichts wäre und wieder zurück kommen, aber das hieß auch dass er seine Chance auf die Rettung aller vertun würde und das würde er bestimmt nicht riskieren. Ihm blieb wohl nichts anderes übrig und ging langsam durch die Pforte vor ihm. Vorsichtig tastete er sich im Dunkeln voran. Mit den Händen suchend erforschte sich der Junge den Weg durch die Öffnung. Er hörte noch wie die Männer ungeduldig nach ihm riefen, als schon wieder der Boden unter ihren Füßen zu beben begann. Ganz erschrocken drehte sich Crispin um und plötzlich knallten die zwei Türen mit einem Ruck hinter ihm zu. Leise hörte er die wütenden Stimmen von Franziskus und seinen Männern und die Faust trommeln gegen die Pforte. Die Dunkelheit um ihn herum lichtete sich und es wurde wieder hell. Jetzt wusste Crispin nicht ob er sich darüber freuen sollte die Männer los zu sein oder ob er nun Angst um seine Freunde haben musste. Sollte er alleine weiter gehen, bevor die Reiter sich einen Weg gesucht hatten oder sollte er vielleicht ihnen helfen zu ihm zu gelangen. Aber dann sagte er sich, dass er ganz schön dumm wäre wenn er ihnen helfen würde. Zwar vielen ihm seine Freunde, der Kobold und der Zwerg ein, die drohten zu sterben, wenn er den Feinden nicht helfen sollte, aber an sie konnte er jetzt nicht denken. Er war kurz vor dem Ziel und er war sich sicher, das Franziskus ihnen nichts tun würde, sonst hätte er kein Druckmittel mehr gegen ihn, falls er ihnen doch noch mal in die Hände fallen sollte. Also drehte er sich um und wollte sehen wo er nun war, aber das versetzte ihn den nächsten Schock. Er stand direkt vor einem großen Abgrund. Er drückte sich gegen die Mauer hinter ihm, sonst wäre er geradewegs in die tiefe Schlucht gefallen die sich nun vor ihm ausbreitete. Schwankend und taumelnd musste er sich erst einmal von dem kleinen Schock erholen. Der große Berg schien von innen hohl zu sein, denn er ging weit in die tiefe hinab und war nur ein ziemlich weiter und sehr breiter Krater. So weite sein Auge reichte, konnte er den schmalen Abgrund sehen, der in die Runde um das innere des Berges führte. Es war nur ein schmaler, unebener und unbefestigter Weg der gerade mal so breit war, dass man einigermaßen darauf laufen konnte. Als Crispin in die tiefe schaute, musste er sich wieder an der Wand festhalten, denn es ging sehr weit nach unten. Nach unten hin schien sich alles auszubreiten, denn man konnte kaum sehen, wo alles endete. So weit seine Augen sehen konnten, erkannte er lediglich nur

einige winzige Steinsäulen, die vor langer Zeit einmal bestimmt gut ausgeschaut hatten. Jetzt lagen sie kaputt und gezeichnet von der Zeit umgekippt in der Gegend Rum. Außer einigen Büschen und alten Bäumen konnte der Junge weiter nichts erkennen. >>Nun ja, << sagte er sich selbst, >>ich muss mir wohl einen Weg suchen um dort hinunter zu gelangen<<. Er löste sich langsam von der Wand und ging langsam den schmalen Weg entlang der um den Berg herum führte. Er wollte erst einmal sehen, ob nicht irgendwo eine Öffnung war, oder eine gute Gelegenheit, um hinunter zukommen. Es war zwar etwas schwierig, aber wenn er langsam ging, dann kam er gut voran. Er musste manchmal über kleinere Felsbrocken steigen und mehrere, winzige Kieselsteine beiseite treten, aber Crispin kam dennoch gut voran. Einmal jedoch rutsche er auf kleinen Steinen aus und sie vielen mit lauten gepolter in die tiefe. Etwas vom Wegesrand brach unter seinen Füßen ab und wenn er nicht rechtzeitig reagiert hätte, denn wäre er bestimmt mit in die tiefe gefallen.

So ging der Junge eine weile in der runde umher, aber außer das der Weg manchmal schmaler und manchmal breiter wurde, veränderte sich nichts weiter. Es gab keinen anderen Durchgang, kein Abstieg und keine andere Möglichkeit den Berg Innern einfach hinab zu steigen. >>Mir bleibt wohl nichts anderes übrig, als die steilen Felsen hinabzuklettern<<, sagte er sich und schaute bange in die tiefe. Stellenweise war es sehr steil und an manchen stellen war es gar nicht so schwer, wenn er sich nur gut festhalten würde, dachte er sich und nahm seinen ganzen Mut zusammen. Er dachte dabei wieder an seine Großeltern, an seine Freunde und an die Bewohner in seinem Dorfe. Er fragte sich ob er sie jemals wieder sehen würde und ob sie dann wohl auf ihn stolz wären, wenn sie hörten, was er alles überstanden hatte und was er alles durchmachen musste. Crispin suchte sich eine geeignete Stelle aus und begann mit dem Abstieg. Langsam kletterte er rückwärts an den Felsen hinab und vermied den Blick in die tiefe. Vorsichtig ertastete er mit den Füßen die Steine und wenn sie seinem Gewicht standhielten, dann wagte er sich ein Stück tiefer. Langsam kam er so immer ein Stückchen dem Boden näher und dennoch war es weiter Weg hinab. Manchmal jedoch, wenn einige kleine Geröllstücke hinab fielen und es unter seinen Füßen bedrohlich wackelte, dann trat ihm richtig der Angstschweiß auf die Stirn und er bete leise vor sich hin, das er das hier heil überstehen möge. Seine Hände taten ihm schon bald weh und die Finger waren aufgerissen und bluteten leicht. Die Steine waren hart, spitz und tückisch. Ein-zweimal musste er kurz verschnaufen um neue Energie zu tanken. Es war doch viel schwerer als er sich das gedacht hatte, aber er machte sich immer wieder neuen Mut. Etwas anderes blieb ihm ja auch nicht über, denn nun war er schließlich schon fast halb unten, den Rest würde er sicher auch noch schaffen. Als es dann endlich nur noch wenige Hundert Meter waren bis zum Boden, machte Crispin einen Fehler. Er stellte sich auf einen etwas größeren Stein ab, ohne sich zu vergewissern, ob er sein Gewicht auch tragen würde. Der Stein fing an zu wackeln und bevor Crispin sich noch festhalten konnte, brach der Fels ab und krachte laut in die tiefe. Er riss den Jungen mit sich und erschrocken und voller Angst fiel er nach unten, ohne irgendeine Chance, sich noch irgendwo festzuhalten oder sich abzufangen. Bedrohlich schnell sah er den Boden auf sich zu rasen und er wusste, der Aufprall würde ihm bestimmt das Leben kosten oder wenigstens einige Knochenbrüche. Schreiend und um sich hauend viel er weiter und dann plumpste er sehr unschön und mit einem lauten Poltern auf dem harten Boden auf. Er spürte, wie sein Kopf auf der Erde aufkam und wie sein Körper hart aufprallte, dann sah er nur noch Dunkelheit und tiefe schwärze um sich. Er stöhnte einmal laut auf, dann verlor er sein Bewusstsein.

Irgendwann kam Crispin wieder zu sich und er spürte gleich, dass ihm sein Kopf mächtig wehtat. >>Zum Glück lebe ich noch<<, dachte er sich und öffnete langsam die Augen. Über ihn war der strahlende Himmel, zwitschernde Vögel und ein Gesicht, das ungeduldig auf ihn herunter blickte. Crispin wollte sich aufrichten, aber da merkte er seine Schmerzen, die er vom tiefen Fall und dem heftigen Aufprall hatte. Nicht nur sein Kopf brummte mächtig, sondern auch sein Nacken schmerzte, die Arme und sein linkes Bein. Es gab eigentlich kaum etwas, dass ihm nicht weh tat. Er sank wieder auf den Boden zurück und schloss erschöpft wieder seine Augen. Aber halt, dachte er sich, war da nicht gerade ein Gesicht gewesen das ihn anstarrte? Langsam öffnete Crispin wieder seine Augen und blickte auf. Und tatsächlich, über ihn stand ein Mann gebeugt, der ihn mit einem sehr ungeduldigen, bösen Blick anstarrte. Und irgendwie kam dem Jungen dieses Gesicht sogar Bekannt vor. Er versuchte sich langsam aufzurichten, um genauer schauen zu können, aber die Schmerzen ließen ihn wieder zu Boden sinken. >>Wer<<, konnte der Junge nur mühsam hervorbringen, denn auch das reden viel im schwer. Das allerdings übernahm dann die Gestalt, die über ihm gebeugt stand. Sehr ungeduldig und voller Wut sagte der Mann:>> Na, das wurde ja auch mal endlich zeit, das du wieder zu dir kommst. Ich warte schon eine ganze weile darauf, dass du mir hier unten den Weg zeigst, um an meinen Schatz zu gelangen. Denn leider brauche ich deine Hilfe, denn auch nur so konnte ich hier her kommen, wo wir gerade sind. Du bist der Schlüssel zu allem, ohne dich konnte keiner bisher den Weg hier her finden oder den Weg in dieses Tal. Es ist mir zwar ein Rätsel wie du meine Männer abhängen konntest, aber ich verspreche dir, mich wirst du so schnell nicht los<<. Langsam dämmerte es bei Crispin und er wusste, wen er da vor sich hatte. Es war kein geringer, als der böse Saulus persönlich. Crispin konnte sich nicht erklären wie er hier kam oder was er überhaupt dort wollte, außer natürlich an den Schatz zu kommen. Und vor Schmerzen geplagt, war es ihm im Moment auch nicht wichtig, was er von ihm wollte, er hoffte nur, das endlich seine Schmerzen vorbei gehen würden und er endlich wieder friedlich zu

Hause in seinem Bette liegen würde. >>Was willst du von mir? << fragte Crispin und vermied es, den Mann anzuschauen. >>Was ich will? Ich will deine Hilfe! Oder viel mehr, du wirst mir den Weg zeigen und mir beim suchen helfen. Ich will endlich meinen Schatz haben und die vollkommene Macht über das ganze Land. Dafür brauche ich dich, denn es ist wohl leider nur dir vergönnt, diese blöde Legende ausfindig zu machen und ans Ziel zu kommen. Alles was ich bisher versucht habe, ist mir missglückt, aber nun habe ich dich und wir sind ganz nah am Ziel, das spüre ich<<! Saulus schaute in den Himmel und lachte. Crispin wünschte sich nur noch weit weg von hier und das alles endlich vorbei sein würde. Zu Saulus sagte er: >>Ich kann aber nicht weiter, ich bin verletzt, wie du sicherlich schon mitbekommen hast. Du wirst ohne mich gehen müssen>>. Der Junge vermied es, den Mann anzusehen. Dieser verlor anscheinend langsam seine Geduld, denn er schaute ihn bitterböse an und schrie:>> Wenn es nichts weiter ist, dass ist schnell erledigt. Du wirst mir helfen und zwar sofort<<! Er sprach einige leise

Beschwörungen vor sich hin und kleine funken prasselten auf Crispin nieder. Dieser merkte, wie ein warmer Schauer durch seinen Körper ging und es wurde ihm überall warm. Kurz darauf verspürte er keinen einzigen Schmerz mehr und er konnte sich wieder genauso gut bewegen, so als ob gar nichts geschehen war. >>So, das wäre erledigt. Du müsstest jetzt keine Schmerzen mehr haben, also steh endlich auf und beweg dich<<, motzte Saulus. Crispin hatte

keine andere Wahl, er musste dem Mann gehorchen. Bestimmt war er nicht so geduldig wie Franziskus, obwohl auch mit ihm auch nicht gut Kirschen essen war. Saulus würde bestimmt kurzen Prozess mit ihm machen, wenn er ihn reizen würde. Aber auf jeden Fall sobald sie am Ziel wären, dann würde er ihn nicht mehr brauchen und ihn aus dem Weg räumen. Crispin musste irgendwas einfallen um ihm zu entkommen oder ihn aus dem Weg schaffen, irgendwas, nur wie und was, dass wusste er noch nicht. Jetzt erst einmal musste er mit ihm im Schlepptau durch dieses Tal Wandern und die Augen offen halten nach Gefahren oder hinweisen. Crispin fiel der Spruch auf den Tafeln wieder ein und er musste zu geben, dass die Prophezeiungen irgendwie doch Recht hatten. Das gute und der Retter war eindeutig er selbst und das Böse stand direkt neben ihm. Er stand langsam auf und überprüfte seine Arme und Beine und tatsächlich hatte er keinerlei schmerzen mehr. Bis auf einige Kratzer und blaue Flecken war alles in Ordnung. Saulus hatte ihm tatsächlich die Schmerzen genommen, aber nicht aus Gutmütigkeit, sondern nur zu seinem eigenen Vorteil. >>Na, wird es endlich was, oder muss ich dir Beine machen<<, brüllte dieser erneut. Crispin versuchte ihn erst einmal zu besänftigen, in dem er ihm klar machte, dass er sich erst einmal umsehen musste, weil er sich hier nicht auskannte und weil er auch nicht wusste, wo sie hin gehen sollten. Widerwillig gab Saulus nach und wartete geduldig auf den Jungen. Crispin schaute sich tatsächlich erst einmal um. Dort unten wo sie waren sah alles viel anders aus als von weit oben. Der Ort sah verlassen, öde und ausgetrocknet aus. Überall wehten vertrocknete Büsche umher, die bestimmt einmal sehr schön waren. Es lagen riesige Steine und Felsbrocken umher, schon fast ausgedorrte Bäume standen um und vereinzelt lagen kaputte Marmorsäulen im Weg, die früher vielleicht einmal zu irgendeinem Gebäude gehörten. Überall ragten riesige Felswände empor, die bis weit nach oben ragten. Die ganze Gegend sah einsam und verlassen aus, so als ob schon sehr lange kein Lebewesen mehr dort gewesen war. Aber eines war schon sehr komisch, hier unten war alles viel größer als wie es von oben aussah. Es war ein riesig großer Platz, vielmehr eine sehr große, nicht endende Einöde, von der man nicht sehen konnte, wo sie enden würde. Es gab auch nirgendwo einen Weg oder eine Straße, es war nur ein einziger, großer Platz, der nicht überschaubar war. Man konnte auch nicht sehen wo man hin kam oder wo man landen würde wenn man einen bestimmten Weg einschlagen würde. Crispin schaute nach oben, dort hin wo er hergekommen war, aber er staunte, als er den blick nach oben warf. Von dort aus wo er stand, sah es viel höher aus als wie von oben. Es sah überhaupt ganz anders aus, alles. Nicht nur der Krater oder die Gegend hier unten, nein sogar die Öffnung von oben war anders. Er konnte den Eingang von oben nicht mehr ausmachen und auch der Schmale Weg ganz oben war nicht mehr zu sehen. Und das lag nicht an der Höhe, sondern an ganz etwas anderem. Das ganze sah gar nicht mehr aus wie ein riesiger Berg oder ein hohler Krater, nein alles sah einfach nur wie eine neue Gegend aus in der sie gekommen waren und rings um standen einfach nur Berge und Felsen, die so hoch waren, das man das obere ende fast nicht mehr sehen konnte. Verwirrt grübelte Crispin darüber nach, wie das alles was er bisher erlebt und gesehen hatte, überhaupt zu Stande kam und wie das alles überhaupt möglich war. Er hatte Lebewesen getroffen, von deren Existenz er niemals geahnt hätte und Orte gesehen, von

denen er noch niemals zuvor gehört hatte. Auch hatte er Dinge erlebt, die ihm jetzt noch merkwürdig vorkamen. Und nun, als er diese veränderte Gegend sah, wunderte er sich nicht mehr als zu lange, denn er wusste bereits, alles war möglich, auch wenn er sich im ersten Moment wunderte. Crispin beschloss einfach gerade aus zu gehen und es dem Zufall zu überlassen, wann und wo sie lang gingen. Im Schlepptau mit Saulus ging nun die Reise weiter, von der niemand ahnte, wann, wo und wie sie enden würde.

Die zwei wanderten schon eine ganze weile und nichts veränderte sich. Die Gegend schien endlos so weiter zu gehen und obwohl man den Berg am ende sehen konnte, so kamen sie ihm aber dennoch nicht ein Stück näher. Crispin war das endlose lange wandern schon zu wieder, aber es gab ja kein zurück mehr und je länger er sich aufhielt, desto länger dauerte es bis er endlich am Ziel war. Ab und zu glaubte er schon gar nicht mehr an ein ziel und an das wofür er kämpfte. Was wäre, wenn alles doch nur eine Legende war und das alles gar nicht existierte? Waren dann seine Träume nur Hirngespinste und die Weissagungen nur Märchen? War das alles was er bisher ertragen musste umsonst gewesen und mussten alle Menschen umsonst unter der Wut von Saulus leiden? Aber dann dachte er wider an Wurzel und an Eusebius. Sie waren real und sie hatten ihn schon oft aufgemuntert und ihm gut zugesprochen. Und wenn sie jetzt bei ihm wären, dann würden sie es wieder tun. Crispin spürte seinen Durst und er versuchte Saulus dazu zu überreden, etwas Wasser herbei zu Zaubern, denn so etwas

konnte er sicherlich, dachte sich der Junge. Nach einigem hin und her lies der Mann sich tatsächlich überreden, denn er wusste das nur ein gesunder und fitter Junge ihm etwas nützen würde. Er lies einen kleine See vor sich entstehen und sofort stürzte sich der Knabe auf das kühle nass und erfrischte sich. Saulus schaute nur ungeduldig zu und wartete darauf, dass es weiter ging. Ein leises rascheln hinter ihm lenkte ihn kurz ab und er drehte sich zu dem Busch um der ganz in der nähe stand. Die Zweige bewegten sich etwas, aber dem schenkte er keine weitere Aufmerksamkeit, es waren bestimmt nur irgendwelche Tiere die sich dort versteckten, dachte er. Später sollte er eines besseren belehrt werden.

 

 

 

 

Die Säbelzahnhasen

 

Nachdem die beiden wieder ein Stück gelaufen waren, entdeckten sie ein kleines Loch im Boden vor sich. Es war aber nicht einfach nur ein kleines Loch, sondern es war groß genug, das ein ganzer Mensch dort hinein passen würde. Es ging steil hinab und man konnte nicht sehen wo es endete, denn es war stockdunkel in dem Loch. Vielleicht war das ja eine Öffnung die irgendwo hin führte, an einen anderen Ort oder in einer Höhle, dachte sich Crispin laut, was er besser nicht getan hätte, denn sogleich schubste Saulus ihn auf das Loch zu. >>Wenn du meinst das es irgendwo hin führt, denn solltest du es wohl ausprobieren<<, sagte er und verlangte, das Crispin in das Loch kletterte und hinab stieg. >>Du gehst voran und ich werde dir folgen wenn alles in Ordnung ist. Aber denke daran. Ich bin immer noch hier und du solltest ja nicht daran denken mich zu hintergehen. Ansonsten werden deine Freunde und deine Großeltern nicht mehr lange leben<<. Mit einem drohenden Blick schaute er den Jungen an und schubste ihn ins Loch. Crispin blieb keine andere Wahl und er hatte auch keine weitere Zeit mehr um darüber nach zu denken, denn der Schubs reichte vollkommen aus um ihn das Gleichgewicht verlieren zu lassen und er plumpste mitten in die Öffnung hinein. Bevor ihm noch klar wurde was da geschah, rutschte er den schmalen Gang hinunter und es ging sehr schnell Bergab. Es war so Stockdunkel in dem Loch, dass er nicht das Geringste sehen konnte. Er versuchte sich mit den Händen irgendwo festzuhalten oder sich wenigstens etwas abzustützen, damit es nicht gar so schnell hinunter ging. Er bekam aber nur trockne Erde zu fassen und einige lose Äste, sonst nichts. Crispin hoffte nur, dass er sanft landen würde und es keine weitere Gefahr bestünde. Schließlich konnte man nie sicher sein, alles war möglich, dass wusste er bereits. Von oben hörte er Saulus laute ungeduldige Stimme rufen, aber beim besten willen konnte er nun nicht antworten. Plötzlich merkte er, dass es langsam heller wurde zu seinen Füßen und er machte sich auf eine unschöne Landung bereit. Jetzt ging alles wirklich sehr schnell. Bevor er noch überlegen konnte wie er sich am besten vor einen harten Aufprall schützen konnte, landete er auch schon auf dem Boden. Crispin war überrascht, denn er fiel nicht sehr tief und es tat auch gar nicht weh. Er drehte sich um und schaute auf die Öffnung, aus der er gerade eben fiel. Sie war in einem großen Sandhügel versteckt, der fast genauso hoch war wie der Berg ringsum. Das Loch war von Gestrüpp und trocknen Gräsern umgeben und wenn man nicht genau wusste dass dort ein Loch war, so konnte man es leicht übersehen. Plötzlich zwickte ihn etwas ins Bein und erschrocken drehte sich Crispin um, aber es war nichts zu sehen. Bestimmt irgendeine lästige Fliege oder eine Mücke, dachte er sich und rieb sein Bein. Wieder waren Saulus Rufe zu hören, aber die schenkte der Junge erst einmal keine weitere Aufmerksamkeit. Zuerst wollte er sich einmal umschauen und sehen wo er gelandet war. Aber wie er feststellte, war alles fast genauso wie zuvor. Nur Sand, vertrocknete Büsche und Gräser und viele Steine und Felsstückchen. Nur der riesige Berg schien verschwunden zu sein, denn nirgendwo konnte man ihn sehen, bis auf den Sandhügel, in dem das Loch war. Anscheinend war er tief ins innere der Erde gelangt, von wo man aber trotzdem noch einen Himmel sehen konnte. Und wieder waren die ungeduldigen rufe von dem Bösen Zauberer zu hören. Diesmal drohte er wieder, falls er nicht endlich eine Antwort bekäme. Kleinlaut und widerwillig antwortete Crispin ihm und wartete, dass er zu ihm stoßen würde. Er wusste, im Moment blieb ihm keine andere Wahl, er musste dem Kerl gehorchen. Und auch nur einen einzigen Moment später plumpste Saulus aus dem Erdloch und landete direkt neben Crispin.

Auch er sah sich erst einmal um und stellte fest, dass alles genauso aussah wie zuvor auch. Es dauerte aber nicht lange und er verlangte von Crispin, ihn weiter zu führen. Diesmal aber spürten sie mehr leben in dieser Gegend, denn hinter fast jedem Busch und Strauch raschelte es und es kam ihnen vor, als ob sich etwas hinter ihrem Rücken bewegen würde. Aber jedes mal wenn sie sich umdrehten war da gar nichts, außer der Wind der die Gräser bewegte.

Und wieder wanderten sie eine schier unendliche Zeit, in der nichts geschah. Crispin wünschte sich allmählich, dass das alles endlich bald ein Ende haben würde, denn er hatte schon jegliche Lust und alle Hoffnung verloren. Diese unendlich, lange Reise schien gar kein ende nehmen zu wollen und seine Beine würden ihn auch nicht mehr lange tragen, wenn es so weiter gehen sollte. Irgendwann war es ihm egal und er sagte zu Saulus, das er dringend eine Pause brauchte, sonst könnte er nicht mehr weiter laufen, egal was dieser auch mit ihm tun würde. Widerwillig gab Saulus dann nach und er genehmigte eine kurze Verschnaufpause. Anscheinend war er auch ganz froh über diese Rast, denn sogleich lies er sich auf den Boden sinken und blieb sitzen. Crispin nahm einen kleinen Schluck Wasser aus seiner Flasche und legte sich der Länge nach auf den Boden. Er betrachtete den fernen Himmel über sich und überlegte, was seine Freunde jetzt wohl taten. Ob sie immer noch gefesselt waren und ausharren mussten, bis eine Anweisung von Saulus kam? Und was jetzt wohl seine Großeltern taten? Ob es ihnen gut ging und den anderen Dorfbewohnern auch? Am liebsten wäre Crispin nun zu hause, in seinem warmen Bett und bei einer schönen, saftigen Mahlzeit, aber leider ging das nicht und es würde noch eine ganze weile dauern, bis es wieder so sein würde, so hoffte er jedenfalls. „Auf, auf, du hast dich genug ausgeruht, gehen wir weiter. Wir wollen doch deine Freunde nicht so lange warten lassen, oder?“ Saulus stand schon wieder und gab dem Jungen zu verstehen, das er sich wieder hochrappeln musste um weiter zu gehen. Wie er da so stand, bemerkte er gar nicht, dass ein kleines Häschen hinter einem Busch hervorlugte und die zwei neugierig beobachtete. Die zwei fremden bewegten sich so flink hin und er, das es einen Satz nach vorne tat und den größeren von beiden in die Hacke bis. Saulus sprang auf und sah ein kleines Tierchen zu seinen Füßen, das von seinem Schrei und seinem plötzlichem Aufsprung durch den biss erschrak und flink davon hoppelte. „Verflixte Viecher“, rief der alte Mann und drehte sich im Kreis und hielt Ausschau nach weiteren Tieren. „Das war ein Säbelzahnhase“, sagte er leicht wütend zu Crispin, obwohl es ihn nicht interessierte. „Zum Glück war es nur ein Junges und nicht ein großes. Gehen wir schnell weiter, bevor die anderen kommen, falls sie in der nähe sind“. Er versetzte Crispin einen leichten Schubser und trieb ihn so voran, was dieser laut durch schimpfen sich verbat. Aber nach einer weile merkten sie, das sich überall etwas regte und jeder Busch raschelte und bewegte sich. Saulus schaute mit flüchtigen Blicken umher und sagte zu Crispin:>> Schnell, schnell! Wenn es die anderen Hasen sind dann sollten wir zu sehen das wir weg kommen. Sie haben lange Zähne in den Gift steckt und ein Biss von den ausgewachsenen ist tödlich. Die Jungen sind noch harmloser, sie haben noch kein Gift in sich, aber ein Biss von ihnen ist schmerzhaft<<. Crispin schaute erschrocken um sich, denn er konnte sich nicht vorstellen, dass es solche Tiere gab. Einige Minuten jedoch später, kamen einige dieser Tiere hinter den Büschen hervor und langsam kamen sie auf die Fremden zu. Sie waren nur neugierig und wollten sich das unbekannte einmal ansehen, mehr nicht. Bei Gefahr jedoch bissen sie flink zu. Die beiden Menschen blieben stehen, als die Hasen hervor kamen. Von überall kamen jetzt diese Tiere und es wurden immer mehr. Saulus befahl den Jungen, sich ruhig und still zu verhalten und sich nicht zu bewegen, bis sie weg waren. Crispin tat wie im geheißen, denn bei dem Anblick der Hasen erschrak er etwas. Noch niemals zuvor hatte er solche Hasen gesehen, denn sie hatten lange, spitze Zähne, die ihnen an den Seiten fast bis zum Boden reichten. Ihr Fell war weiß- braun und sah sehr kuschelig und flauschig aus und die Ohren hingen schlapp herunter. Die kurzen Stummelschwänzchen bewegten sich aufgeregt hin und her. Die jüngeren Hasen hatten noch kurze oder teilweise noch gar keine Zähne. Neugierig wie sie waren, kamen sie langsam näher und beschnüffelten die Fremden. Diese wiederum standen nur starr da und hofften, dass nichts passieren möge. >>Auch wenn sie noch so friedlich aussehen, bei der geringsten Gefahr beißen sie zu und du kannst nichts mehr machen. Der Tod ereilt die schnell und es gibt kein Gegengift dafür. Also mache nichts was sie erschrecken könnte, ich brauche dich noch eine weile<<. Crispin schaute verwirrt umher und fing fieberhaft an nach zu denken. Was könnte er nur tun um dem ganzen zu entkommen? Gab es vielleicht eine Möglichkeit jetzt Saulus los zu werden? Konnte er das überhaupt wagen? Er blickte umher, nach irgendeiner Möglichkeit oder einem Hinweis das ihm helfen könnte. Er fand aber nichts außer ein paar lose Äste, Stöcke und Steine. Die Säbelzahnhasen jedoch fanden die Fremden interessant und sie fingen an, an ihren Hosenbeinen zu schnüffeln. Eigentlich war das ja gar nicht so schlimm, denn die Tiere hoppelten so süß umher, dass man sie am liebsten gestreichelt hätte. Die jüngeren von ihnen waren schon etwas zutraulicher und noch nicht so ängstlich wie die anderen Säbelzahnhasen und hätten sie nicht solche langen, bedrohlichen Zähne, dann würde Crispin es wagen, einfach weiter zu gehen, aber die Worte von Saulus machten ihn vorsichtig. Denn es würde ihm nichts nützen ihn anzulügen, er brauchte ihn noch um an das Ziel zu kommen. Da würde er bestimmt darauf aufpassen, dass ihm nichts passiert, wenigstens so lange, bis Saulus das hatte, was er wollte.

Langsam kroch ein feiner Nebel über den Boden hin, den sie noch nicht bemerkten. Ganz langsam kam er über die Erde entlang, durch die Büsche, um die Bäume herum und wurde immer dichter. Ganz fein kroch er an den Füßen der Hasen hoch und diese zogen sich schnellstens zurück, als sie ihn bemerkten. Aber nicht alle, einige bleiben in sicherer Entfernung stehen und beobachteten alles. Als Saulus merkte, das die Säbelzahnhasen langsam zurückwichen, meinte er dass sie sich langsam, aber vorsichtig weiterbewegen könnten. Der Nebel jedoch wurde schnell immer dichter und bald konnte man den Boden nicht mehr erkennen. „Es steigt ein Nebel auf. Ich weiß zwar nicht wo er herkommt und wie lange er bleibt und wie schlimm er wird, aber ich denke, es wird uns nicht am weitergehen hindern“, meinte Saulus und blieb dicht hinter seinem Gefangenem. Aber nach wenigen Schritten bemerkten sie, dass der Nebel an ihren Beinen hoch kroch, wie flüssiges Wasser, das in einem Fluss steigt. Saulus befahl Crispin stehen zu bleiben und in seiner nähe zu bleiben, denn der Nebel wurde immer schlimmer. Jetzt war er schon bis zu den Knien gelangt und Crispin dachte über eine mögliche Flucht nach. Eilig schaute er sich in der Gegend um, nach möglichen Hindernissen, wie Bäume, Felsen und anderem, die ihm in dem Nebel bei einer Flucht hinderlich sein könnten. Rasch entdeckte er einen Weg, der ohne Hindernisse war, den könnte er auch im Nebel gehen, wenn er den bösen, alten Mann loswerden könnte. Hoffentlich waren dann nur diese Säbelzahnhasen nicht mehr in der nähe, dachte er sich und hielt Ausschau nach ihnen, konnte aber in dem dichten Nebel nichts mehr erkennen. In wenigen Minuten war der Nebel an ihnen hoch gekrochen und sie konnten nichts mehr erkennen, so dicht und undurchdringlich war er. Crispin fühlte eine Hand in seinem Rücken, die ohne Zweifel von Saulus war. Er hielt den Jungen an der Jacke gepackt und rief: „Du entwischt mir nicht! Du bleibst bei mir und zeigst mir den Weg zu meinem Schatz. Wenn du etwas aushecken willst, dann denke nur an deine Freunde und dein Dorf, denen wird es schlecht ergehen“. Er hielt ihn fest gepackt, so das er mühe hätte, sich von ihm zu befreien. Sie standen nun völlig im Nebel und sie konnten die Hand vor Augen nicht mehr sehen, so dicht war er. Crispin hätte alle mühe den Weg zu finden ohne zu stolpern oder hinzufallen, wenn er eine Flucht wagen wollte, aber erst einmal musste er sich von dem Mann befreien. Er wusste nicht wie lange er Zeit hatte bis der Bebel wieder verschwunden war, es konnten Minuten sein, aber auch Stunden. Fieberhaft dachte er nach und überlegte, was er tun könnte. Er war sich sicher, das Wurzel und Eusebius ihm jetzt zur Flucht raten würden und das er keine Rücksicht auf sie nehmen sollte.

Auch an seine Großeltern konnte er jetzt nicht denken, er musste sein eigenes Leben retten, damit er ihres retten konnte. Wenn er Saulus ans Ziel bringen würde, dann wäre alles umsonst gewesen und er würde ihn bestimmte nicht am Leben lassen. Also war jetzt eine Flucht das beste, jetzt war die beste Gelegenheit, dass musste er ausnutzen. Schnell kam ihm auch eine gut Idee und dabei sollten auch die Hasen eine rolle spielen. Zum Glück war der Nebel immer noch so dicht, dass man nichts sehen konnte, so konnte Saulus auch nicht mitbekommen, was der Junge tat. Vielleicht hatte er nur wenige Minuten Zeit darum handelte er nun schnell, ohne weiter nachzudenken. Plötzlich fing er an zu schreien und duckte sich zum Schein hinunter. „Was ist da los, was machst du da?“ fragte Saulus wütend. Crispin, immer noch jammernd, antwortete: „Mich hat etwas ins Bein gebissen, das tut so weh. Ich glaube das war einer diese Hasen. Oh man tut das weh und mir wird plötzlich so schwindelig“. Vor Schreck lies Saulus den Jungen los und sagte:“ Was? Wie konnte das passieren! Das darf nicht sein. Du lügst, sag das du lügst“! Er wurde richtig laut und sehr zornig. Er konnte nicht glauben, dass er nun seine wichtigste Waffe verloren haben sollte und schrie immer lauter. Crispin jedoch nutzt diese Chance, tat so als ob er hinfallen würde, stöhnte noch einmal laut und wurde dann still. „Nein, steh auf. Du darfst noch nicht tot sein, ich brauche dich noch“, schrie Saulus vor Wut und versuchte im Nebel nach dem Jungen zu tasten. Dieser schlich so leise wie es ging immer weiter von im weg. Crispin taste mit den Händen und Füßen vor sich her, um nicht hinzufallen oder auf einen Ast zu treten, der ihn verraten könnte. Ungefähr wusste er noch die Richtung, in

die er gehen musste, um nicht irgendwo anzuecken oder zu stolpern. Immer weiter entfernte er sich und die Stimme von Saulus wurde immer leiser. Ein paar Minuten tastete er so vor sich her und lauschte dabei immer in die Richtung aus der er kam, um zu vermeiden, das er mit Saulus wieder zusammenstieß, falls dieser nach ihm suchen würde. Als er meinte, dass er in Sicherheit war und keine Gefahr mehr bestehen würde, blieb er kurz stehen und rieb sich seinen Knöchel, den er kurz zuvor an einem Ast aufgeritzt hatte. Er spürte wie das Blut am Fuß runter lief, aber er konnte nichts sagen, weil Saulus schließlich immer noch in der nähe sein konnte. Nach einer weile bemerkte er, dass der der Nebel dünner wurde und er konnte wieder leichte Umrisse der Umgebung entdecken. Vorsichtig blickte er nach hinten, um zu sehen, ob der böse Mann hinter ihm her war. Aber weit und breit war keine Menschenseele zu entdecken oder zu hören. Crispin schaute sich um, der Nebel wurde jetzt schlagartig immer dünner und er zog sich langsam wieder zurück. Er sah direkt vor sich einen Weg, der um eine scharfe Kurve führte und hinter hohen Bäumen verschwand. Crispin entschied sich, ihn zu nehmen, da man von hier aus wo er stand, nichts mehr sehen konnte. Falls Saulus hinter ihm her war, und das würde er bestimmt wenn er entdecken würde das Crispin weg war, dann würde er ihn nicht so schnell finden. Es gab nämlich noch zwei andere Wege die sich von dem einen abgabelten, aber diese waren weit vorauszusehen und sie gingen nur stur gerade aus. Crispin lief also los, um so schneller der Gefahr zu entkommen und ging um die Kurve herum und verschwand hinter den hohen Bäumen. Er sah aber das kleine Loch nicht, das einige Meter vor sich im Boden war und lief einfach darauf zu. Es war nicht sehr groß, aber man konnte mit seinen Füßen hineingelangen und eventuell drinnen stecken bleiben. Wie er also so weiter marschierte, passierte auch schon das Unglück. Er ging geradewegs darauf zu, ohne es zu sehen, und trat natürlich hinein und sackte ein. Erschrocken stolperte er und senkte mit beiden Füßen in das Loch. Was dann aber geschah, warf ihn sehr zurück und er wurde weit, weit zurückgeworfen in seiner Mission.

 

 

 

Wieder zurück im Labyrinth

 

Crispin sank mit beiden Füßen in das Loch vor ihm ein und erschrocken darüber, kam er ins straucheln und viel hin. Er konnte sich gerade noch ein lautes `AUA` verkneifen, denn er wusste ja nicht, ob Saulus in der nähe war. Zuerst dachte er, dass es nur ein harmloses kleines Loch war, aus dem er leicht wieder raus kommen könnte, aber kaum das er sich bewegte, merkte er, dass die Erde um das Loch herum nachgab und ins innere sank. Das Loch wurde immer größer und Crispin sank immer mehr ins innere. Er versuchte sich irgendwo fest zuhalten und mit aller Kraft sich hoch zu stemmen, damit er nicht noch tiefer hinunter sinken würde. Er blickte um sich und suchte irgendetwas, wo er sich festhalten konnte, wie eine Ast oder ähnlichem, aber es war nichts in greifbarer nähe. Immer mehr gab die Erde um ihn herum nach und langsam stieg Panik in ihm hoch. Er war im begriff, im Erdboden zu versinken, dass war wohl das ende, dachte er sich und merkte wie sich der Sand in seine Hosenbeine und seine Stiefel kroch. Nach verzweifelten Minuten des Kampfes, merkte er, dass es für ihn keine Rettung mehr gab. Er war dabei zu versinken und niemand würde ihm helfen können. Ein letztes Mal versuchte er noch sich hochzustämmen, aber je mehr er zappelte, desto schneller versank er. Jetzt war er schon bis zur Brust versunken und es gab keinerlei Ausweg mehr. Langsam merkte Crispin, wie sich der Sand bis zum Hals hoch zog und als er beim Mund angelangt war, schloss er seine Augen und betete leise, dass es schnell gehen möge und dass er nicht leiden musste. Dann ging auch alles sehr schnell. Crispin merkte, wie er im Boden versank und sich die Erde über ihm schloss. Alles wurde dunkel, aber es ging noch weiter. Anscheinend war unter ihm eine art Tunnel, denn er rutschte langsam immer tiefer. Eine ganze weile schlitterte er durch das innere der Erde und er spürte überall den Sand. In den Ohren, in den Haaren, auf dem Körper, einfach überall war er. Es dauerte eine schier unendliche lange Zeit, bis er merkte, dass es um ihn herum mehr Platz war und dass er sich etwas bewegen konnte. Nach wenigen Minuten spürte er, wie sich seine Füße in die Freiheit bohrten. Tatsächlich, sein ganzer Körper kam wieder in die Freiheit. Anscheinend war es wohl nur ein unterirdischer Tunnel gewesen, in dem er da geraten war und nun war er an einen anderen Ort gelangt. Es gab einen harten Aufprall und Crispin landete unsanft auf dem Boden. Er machte

jetzt erst wieder seine Augen auf, die er zuallererst zum Himmel richtete. Und was sah er da? Über ihm war eine große, runde Öffnung, aus der er anscheinend gerade gefallen war. Sie schloss sich wieder mit einem leisen Sog und verschwand blitzschnell vom Himmel. Nur wenige

Minuten später war nichts mehr davon zu sehen, so als ob sie niemals da gewesen wäre. Crispin war heilfroh darüber, dass er noch am Leben war und dankte Gott dafür. Aber als er sich umblickte, traute er aber seinen Augen nicht. Er war doch tatsächlich wieder im Labyrinth gelandet. Weit, weit entfernt und weit vom Ziel weg. „Oh nein! Wie konnte das nur passieren? Jetzt bin ich wieder fast am Anfang, ich glaube es nicht“. Wütend stand er auf und drehte sich im Kreis. Tatsächlich waren überall Hecken, Mauern und viele Wege. „Das darf nicht wahr sein! Ich kann doch nicht noch einmal den ganzen Weg auf mich nehmen. Das geht doch nicht mit rechten Dingen zu“. Wütend, enttäuscht und mit Tränen in den Augen sank er zu Boden und wusste nicht, was er tun sollte. Es war ihm so viel Zeit entronnen und er konnte unmöglich noch das Ziel erreichen. Die bösen Reiter und Saulus waren viel weiter als er, sie würden bestimmt siegen wenn nicht noch ein Wunder geschehen würde. Da musste doch Saulus dahinter stecken. Er hatte bestimmt vor Wut ihn hier zurück geschickt, als er bemerkte, dass sein

Gefangener weg sei. „Oh, was wird er bloß mit Eusebius und Wurzel machen? Und mit dem Dorf“? Crispin mochte nicht daran denken und er fragte sich immer wieder, was er da nur getan hatte. Es war alles seine Schuld, er war einfach nicht der richtige für so eine wichtige Aufgabe. Ignaz hätte sich einen anderen aussuchen sollen, einen der schlauer und mutiger war, einer der wusste, was zu tun sein. Jetzt war alles dem Untergang geweiht und es würde überall nur noch Hunger, Durst und Elend herrschen.

Jetzt konnte er sich nicht mehr in seinem Dorf blicken lassen. Alle würden ihn für einen Versager halten und ihm ewig die Schuld geben. Seine Großeltern mussten den Spott und die Beschimpfungen über sich ergehen lassen und vielleicht sogar den baldigen Tod durch Hunger und Krankheit. Wütend über sich selber warf er seine Tasche weit von sich weg und schimpfte laut über seine Dummheit und seine Unfähigkeit. Beim Aufprall auf den Boden, ging die Tasche auf und der Inhalt verstreute sich über den Boden, den Crispin im Moment nicht interessierte. Er trat gegen die nächst beste Hecke, riss Blätter und Zweige ab und zog wütend an den Hecken herum. Immer wieder fragte er sich, was er nun tun sollte. Sollte er wirklich versuchen, weiter zu kommen und noch etwas zu retten? Oder sollte er sich einfach erst einmal den Ausgang suchen und dann weiter sehen? Vielleicht aber sollte er auch einfach hier drinnen bleiben und alle anderen vergessen! Es war bestimmt schon zu spät für alles und es war zwecklos, sich jetzt noch den Kopf darüber zu zerbrechen. „Was soll ich nur tun? Fragte er laut vor sich her und sank mutlos auf den Boden. Und plötzlich, wie aus dem nichts hörte er eine feine Stimme, die, wie es ihm schien, aus dem Wind, den Blättern, den Hecken und den Mauern kam. „Du sollst noch einmal Hilfe bekommen, weil es für die Menschen sehr schlecht aussieht. Es ist noch nicht alles zu spät, du hast noch Chancen, alles zu retten. Aber diesmal wirst du alleine sein, ohne gute Freunde und Gefährten die dich begleiten. Nimm die Rose die du noch hast, sie wird dir helfen, wo du sie brauchst. Aber du musst alleine raus finden, wie sie dir Helfen kann. Jetzt steh auf, nimm deine Sachen und geh. Um die nächste Mauer herum lebt das alte Pärchen, bei dem du schon einmal warst. Dort sollst du dich ausruhen, erholen und dich stärken. Am nächsten Tag trete deine Reise wieder an und diesmal denke genau nach, wenn du etwas tust“. Verwundert wollte Crispin wissen, wer da gesprochen hatte und was mit seinen Freunden sei. „Darüber mach dir keine Gedanken, sie sind in Sicherheit und keiner Gefahr mehr ausgesetzt. Und jetzt gehe“. Sehr eindringlich und fordernd drängte die Stimme den Jungen, jetzt endlich weiter zu gehen. Crispin wollte schon aufspringen und seine Sachen zusammen suchen, als ihm einfiel, dass er immer wieder reingelegt wurde und das er doch niemandem trauen sollte. Schließlich hatte ihn seine Gutmütigkeit hier her gebracht. Er war am überlegen, was sollte er jetzt machen? Woher sollte diese Stimme denn von der Rose wissen und von den alten Leuten? Er ließ seine Tasche wieder fallen und beschloss, erst einmal um die Ecke zugehen um nachzusehen, ob dort wirklich das Haus der alten Leute war. Wenn ja, dann könnte er ja wirklich dort noch einmal übernachten, falls sie es erlauben sollten. Und über Nacht würde ihm dann bestimmt etwas einfallen, wie er noch alles zum Guten wenden könnte.

Crispin ging also einige Schritte, dann bog er um die nächste Mauer und schaute vorsichtig was dahinter war. Und tatsächlich, dort stand das kleine Häuschen von den alten Leuten. Wie zuvor auch kroch eine kleine Nebelwolke aus dem Schornstein und es brannte ein gemütliches Licht in einem der Zimmer. Froh darüber, kehrte Crispin um und holte seine Tasche. Schnell sammelte er die verstreuten Sachen vom Boden auf und stopfte sie achtlos wieder in seine

Tasche zurück. Dann lief er rasch wieder zu dem Häuschen hin und näherte sich langsam und leise der Tür. Von innen stieg ein leckerer Duft hervor, der wieder einmal den Hunger in Crispin weckte. Für einen kurzen Moment vergaß er seine Not und seine Misere, er klopfte an die Tür und hoffte, das man ihm noch einmal Einlass gewähren würde. Als die alte Frau ihm die Tür öffnete, schaute sie ihn verwundert an, aber sie bat ich gerne hinein. Nach dem sie sich begrüßt hatten und ihn zum Essen einluden, setzten sie sich an den Tisch und erzählten sich, was bisher alles geschehen war.

Aber was war eigentlich mit den Rittern, mit Saulus und mit dem Dorf in der Zwischenzeit? Ja, Saulus war außer sich vor Wut, als er merkte, das der Junge fort war. Natürlich hatte er ihn wieder ins Labyrinth zurück geschickt, denn er wollte um alles in der Welt verhindern, dass er als erster am Ziel angelangen würde. Er kehrte mit ein paar Zaubersprüchen zu seinen Männern zurück, die immer noch vor dem Berg standen und einen Einlass suchten. Er ließ seine ganze Wut an ihnen aus und er schickte sie wieder zurück zu seinem Schloss. Bis auf Franziskus und einige wenige auserwählte, die ihn noch begleiten durften. Alle anderen mussten zum Schloss zurück und reumütig, das sie so versagt hatten, kehrten sie um und machten sich auf den Weg zurück. Auch die Männer, die weit, weit entfernt die Gefangenen bewachen sollten, mussten umkehren und auch sie warteten auf das Donnerwetter ihres Gebieters, da sie ihre Gefangenen im Schlaf verloren hatten. Sie wussten zwar nicht wie, aber alle wurden vom Schlaf übermannt und als sie wieder aufwachten, waren der Zwerg und der Kobold weg. Spurlos verschwunden, ohne jegliche Spur von ihnen. Und die Männer die noch im Schloss waren, bekamen den Befehl, das Dorf der Schändlinge dem Erdboden gleich zu machen und niemanden zu verschonen. Auch das Dorf Grünauen wurde überfallen, aber diese Leute hatten wenigstens den Mut und die Mittel, sich zu verteidigen und sich zu wehren. So konnte man das allerschlimmste verhindern und bald gaben die Reiter auf und kehrten um. Die Felder dort waren zertrampelt und einige Scheunen waren kaputt und eingerissen. Viele der Menschen wurden verletzt und sie hielten einen Rat ab, wie man sich gegen diese Reiter verteidigen konnte. Mittlerweile wussten die Leute, was los war und weswegen Crispin fort war. Die Meinung deswegen war sehr geteilt bei den Leuten, denn viele gaben ihm die Schuld dafür, dass das alles passierte. Aber einige fragten sich auch, ob er nicht doch ein wenig Erfolg hatte, denn sonst wäre der Böse Mann aus dem Reich der Suren nicht so sauer, das er sie alle vernichten wollte. Nur seine Großeltern hofften, das er bald wieder zurückkehren würde und das alles wieder so sein würde, wie zuvor. Saulus machte sich in dem gleichen Augenblick mit seinen Männern auf, um alleine ans Ziel zu kommen.

Crispin dagegen ahnte von alle dem noch nichts und er klagte dem alten Pärchen sein leid. Er erzählte, wie er von seinen Freunden getrennt wurde, was sie bisher alles erlebten und wie er wieder hier her zurückkam. Auch berichtete er von der stimme, die ihm sagte, das er mit Hilfe der Rose noch alles retten könnte, er aber nicht wusste wie. Sie betrachteten die zerbrechliche Rose, die noch immer schimmerte und glänzte, so als ob sie gerade erst entstanden wäre. Unzählig viele Glitzerpartikel hefteten sich an den Blättern und den Blüten fest und sie sah noch immer wunderschön aus, wie zu Anfangs, als er sie bekam. Lange grübelten sie über eine Lösung nach, aber dann merkte Crispin, wie ihn der Schlaf einholte und er legte sich in das zurechtgemachte Bett und lies seine Gedanken schweifen. Morgen war auch noch ein Tag und vielleicht sah dann ja schon alles anders aus und ihm viel dann sogar eine Lösung ein. Er kehrte in einen unruhigen Schlaf, mit verwirrenden Träumen ein, in denen sich alles vermischte, was er bisher erlebte. Er sah seine Freunde zappelnd an den Bäumen gefesselt und seine Großeltern krank und schwach im Bett liegend. Er hörte die vorwurfsvollen Stimmen der Nachbarn und sah traurige Augen, die im Sand der bunten Wüste versanken. Er hörte leise stimmen der Elfen, die ihm warnend antrieben und sah die Rose, wie sie glitzernd in der Luft schwebte und dann mit einem ruck klirrend auf dem Boden zerbrach. Die Zwunschiß schrien klangvoll und ermahnten ihn, ihm doch endlich etwas von seinem Essen abzugeben. Dann hörte er eine stimme die er nicht kannte. Sie sagte ihm, dass er die Blätter einzeln von der Rose abrupfen sollte, dann würden sie ihm einen Wunsch erfüllen, jeden den er wollte. Zum Schluss wurde er dann sogar als König gefeiert und alles hatte ein gutes Ende, er war der König in der großen, schwarzen Burg, die Unheil und Gefahr verkündete. Schweißgebadet wachte Crispin am nächsten Morgen auf und schüttelte sich. Seine Träume waren alles andere als schön und vergnüglich und er war froh, dass es nur Träume waren. Nach einem erfrischendem Bad und einem langem, aus gediegenem Frühstück, was er sichtlich genoss, machte er sich mit einer voll gepackten Tasche mit lauter Leckereien wieder auf den weg. Er wusste zwar nicht wohin und was er jetzt überhaupt tun sollte, aber er beschloss, erst einmal los zu gehen und alles weitere auf sich zu kommen zu lassen. So marschierte er also wieder los, durch die unzähligen Gänge und Wege, an Hecken und Mauern vorbei, über Steine, Äste und Sand und er lies lange Zeit seinen Mut nicht sinken. Jetzt merkte erst aber, wie sehr ihm seine Freund fehlten und das er ganz alleine war, ohne Hilfe und ohne jemanden, mit dem er sich unterhalten konnte. Aber schon bald bekam er wieder Hilfe und diesmal sogar sehr gute und sehr hilfreiche.

 

 

 

Das Schloss im Labyrinth

 

 

Als Crispin am Nachmittag sich etwas ausruhte, bekam er wieder einmal Besuch von kleinen Händen, die ihm durch die Hecke hindurch das Essen stehlen wollten. Er erkannte natürlich sofort wem sie gehörten, es waren die kleinen Zwunschiß. „He, stehlt ihr immer noch anderen ihr Essen“? fragte er durch die Hecke hindurch und erschrocken zog sich die kleine Hand wieder zurück. Langsam konnte Crispin merken, wie die Blätter der Hecke sich bewegten und das mehrere der kleinen hindurch gekrochen kamen. Kurz darauf standen wieder Winfrieda, Xander, Urban, Nelda und die anderen vor ihm. Und wie zuvor schon, machte sich Xander an dem Essen zu schaffen, was Crispin diesmal nicht störte. Er war froh, wieder jemanden zu sehen, den er kannte. Lustig und aufgebracht sprangen die anderen umher und freuten sich riesig, den Menschen wieder sehen. Sie wunderten sich überhaupt nicht dass er dort war und keiner von den kleinen fragte, was er immer noch hier machte. Alle redeten aufgeregt durcheinander und jeder sprang von einem Bein aufs andere, so das Crispin erst einmal laut rufen musste, damit etwas ruhe einkehrte. „He, Freunde, seit doch einmal etwas leiser, ich versteh ja kein Wort“. „Du musst mit kommen, wir haben etwas gefunden hier drinnen, das wird dich bestimmt interessieren. Ein riesiges Schloss, komm schon“, rief Winfrieda aufgeregt und zog ihn an seine Ärmel.

„Ein Schloss? Hier drinnen? Wo denn“, fragte der junge Mann und schaute verwunderte die Zwunschiß an. „Na, hinter einigen Gängen und hinter den Hecken. Es sieht so aus, als ob es schon länger dort ist, aber wir haben es noch niemals zuvor gesehen - und glaub mir, wir haben schon viel hier drinnen gesehen“, antwortete Winfrieda und schaute ungeduldig umher. „Ja, wie wollten schon hinein gehen, aber die Tür ist uns zu hoch und einen anderen Eingang haben wir nicht gefunden“, meinte Urban gelangweilt. Ihn interessierte das Schloss anscheinend nicht besonders. Da alle ganz aufgeregt waren und keine Ruhe gaben, versprach Crispin, mitzukommen und sich das mal anzusehen. Er versprach sich nicht sehr viel davon und er glaubte, dass die kleinen übertrieben oder gar etwas verwechselten. Ein Schloss müsste man doch wohl sehen können, trotz der hohen Hecken und Mauern, dachte er sich. Die Zwunschiß fasten ihn an und zogen ihn mit sich, so sehr, das er mühe hatte, vernünftig zu laufen. Sie führten ihn um Wege, Mauern und Hecken herum und schoben ihn immer schneller vor sich her. Es dauerte eine ganze weile bis Xander sagte, das es jeden Moment kommen müsste, das Schloss. „Nur noch eine Hecke, dann sind wir endlich da“, rief Winfrieda und schaute schon recht ungeduldig um die Ecke. Und tatsächlich, als sie die nächste Hecke hinter sich gelassen hatten, sah Crispin das, wovon die Zwunschiß redeten. Es war in der tat ein Schloss, es lag etwas entfernt und es war eingerahmt von hohen, steilen Mauern. Aber es war sehr klein und von der ferne aus wirkte es wie ein Spielzeug. Es hatte alles wie ein echtes Schloss, hohe Türme, ein großes Tor, viele Fenster und eine Fahne auf dem Dach. Es stand auf einem grünem Stück Rasen und ein kleiner Wassergraben umringte das ganze. „Es ist sehr klein, wie wolltet ihr denn da rein kommen“, fragte Crispin verwundert. „Oh, du wirst noch staunen, warte nur ab. Lass uns erst einmal hingehen, dann wirst du schon sehen“, antwortete Xander. Wieder zogen die kleinen Winzlinge den Jungen an den Händen Richtung Schloss. Crispin ging schnell an zu staunen, denn je näher sie dem Schloss kamen, desto größer wurde alles. Als sie dann vor dem Burgtor standen, das über dem Graben herunter gelassen war, war es tatsächlich ein richtiges, großes Schloss. Crispin staunte nicht schlecht und er konnte vor Bewunderung kaum etwas sagen. Selbst die Mauern waren so hoch jetzt, dass sie um einiges das ganze überragten. „Wo kommt denn das auf einmal her? Und wem gehört es überhaupt? Habt ihr hier

irgendjemanden gesehen?“, wollte der Junge wissen. „Nee, hier ist keine Menschenseele, auch keine Ungeheuer oder irgendetwas anderes. Aber ob drinnen etwas ist, wissen wir nicht, wir waren nicht hineingegangen da wir an die Tür nicht ran kamen“, antwortete Winfrieda. „Willst du nicht hineingehen und nachschauen?“, wollte Urban wissen. Crispin überlegte eine weile und er dachte darüber nach, was er jetzt tun sollte. Er fragte sich wo das Schloss herkam und wieso er es nicht schon früher gefunden hatte, als er noch mit seinen Freunden im Labyrinth umherirrte. Irgendeinen Grund musste es haben, ob es nun zum Guten war oder zum bösen, er würde es nicht wissen, wenn er es nicht herausfinden würde. So beschloss er, sich das ganze von innen zu betrachten und dem ganzen auf den Grund zu gehen. „Also gut, ich werde da mal rein gehen und mir das alles anschauen, kann ja nicht schaden“, sagte er zu den Zwunschiß. Gemeinsam liefen sie erst einmal ganz um das Schloss herum, weil Crispin wissen wollte, ob es noch einen anderen Eingang gab und wie alles aussah. Es gab nicht besonders viel zu sehen, nur ein dickes Gemäuer, das stellenweise schon feucht und verwittert war. Die hohen Fenster überall waren teilweise mit Gitter verhangen, so dass niemand auf diesem Weg hinein oder hinaus kommen konnte. Vereinzelt standen ein paar dünne Bäume herum und im Wassergraben schwammen einzelne Enten und sogar ein stolzer Schwan. Nachdem sie alles genau betrachtet hatten, gingen sie über die Brücke auf den Eingang zu und standen schnell vor einer großen, schweren Tür. Sie war mit kleinen Ornamenten verziert und hatte riesige Türklopfer und das Holz, aus dem sie gemacht war, wies viele Kratzer und Schrammen auf. Crispin suchte nach einem Türgriff, aber er suchte vergebens. Es war keiner vorhanden. Darüber wunderte er sich sehr und fragte sich laut, wie man denn da rein kommen sollte, wenn kein Türgriff da war. Er versuchte sie aufzudrücken, aber je mehr er sich gegen die Tür stemmte, umso schwerer kam sie ihm vor. Eine weile überlegte er, wie man sie aufbekommen sollte und suchte von oben bis unten nach einer Möglichkeit dafür. Auch seine kleinen Freunde halfen ihm beim suchen nach einem Eingang. „He, echt merkwürdig, ein Schloss, das vorher nicht da war und ein Eingang der nicht aufgeht! Was soll das nur werden? Entweder will man nicht dass hier irgendjemand rein kommt oder das ist wieder mal das Werk von Saulus. Oder aber das alles hat seine Bedeutung und einen Grund, den ich vielleicht raus finden sollte.“ Crispin dachte noch einmal über alles nach. Über die Worte von Saulus, über die von der weisen Ursel, darüber, was die Stimme ihm sagte und was er bisher erlebte. Nach einer weile viel ihm ein, dass er ja noch die Rose hatte und das sie ihm auch weiter helfen konnte. Er holte sie aus seiner Tasche raus und schaute sie sich genauer an. Wie sollte sie ihm nur weiter helfen? Es gab keinerlei Hinweis darauf wie er sie anwenden sollte. Es war einfach nur eine wunderschöne Rose, die immer noch so aussah, als ob sie gerade erst gemacht worden wäre. Nach wenigen Minuten sagte Crispin.“ Kommt, last uns noch einmal um das Gebäude herum laufen und nach irgendeiner Möglichkeit suchen. Nach irgendetwas, egal was. Achtet auf alles, auch wenn es noch so klein und bedeutungslos ist. Jeder ging nun für sich los und suchte alles ganz genau ab. Die kleinen Winzlinge suchten in ihrer Höhe und der Junge weiter oben. Sie tasteten die Mauern ab, suchten jeden Winkel und jeden Stein ab und suchten den ganzen Weg und alles Drumherum ab. Es dauerte eine ganze weile, bis sich alles wieder beim Eingang trafen, jedoch alle ohne ein weiteres Ergebnis. Niemand hatte auch nur einen einzigen Hinweis gefunden, kein ritz, keine versteckte Tür oder einen Hebel, nichts. Plötzlich hörten sie einen leisen Schrei und ein lautes Meckern, das anscheinend von einem der Zwunschiß kam. „Das hört sich nach Urban an“, sagte Winfrieda und lief auch schon um die Ecke. Am anderen ende des schmalen Weges lag er der Länge nach auf dem Boden und schimpfte wie ein Rohrspatz. Alle, bis auf Bodo liefen zu ihm hin um zu sehen was passiert war. Bodo wirkte im Gegensatz zu den anderen nur gelangweilt und es interessierte ihn anscheinend überhaupt gar nicht, was da los war. Winfrieda wollte wissen was los war und wieso er auf dem Boden lag und schimpfte. Gestolpert sei er, weiter nichts, meinte er, aber er hatte sich dabei sein Knie heftig gestoßen und sich sehr wehgetan. Seine Hose hatte deutliche Schmutzspuren und auch seine Hände waren dreckig. Immer noch schimpfend rappelte er sich auf und kickte einen Ast weg, über den er gestolpert war. Winfrieda untersucht den Unglücksraben nach weiteren Verletzungen und strich seine Hose unter lauten Protesten sauber. Es war ihm anscheinend etwas peinlich und er schüttelte sie abwehrend ab. „He, was ist das denn da im den Steinen?“ fragte Egbert, der sonst immer etwas ruhiger und stiller war. Er beugte sich über den Stein auf dem Bodo lag und strich ihn mit seinen Fingern sauber. „Was denn?“ wollte Tilly wissen und beugte sich ebenfalls über den Weg. „Ich weiß ja nicht ob es was Wichtiges ist, aber du sagtest, wir sollen auf alles achten und dann Bescheid sagen. Und das hier im Stein sieht aus wie eine eingekerbte Rose“,

antwortete Egbert und schaute Crispin an. Dieser bückte sich neugierig und sah sich das ganze an. Tatsächlich war in einem der Steine, unter lauter Dreck und Laub eine kleine Vertiefung, die genauso aussah wie eine Rose. „Das ist ja merkwürdig, was hat sie wohl zu bedeuten? Irgendeinen Grund muss das doch haben“, meinte Crispin und tastete das ganze mit den Fingern ab. „Wieso legst du nicht mal deine Rose hinein, vielleicht passiert dann etwas. Sie könnte wohl da rein passen“, sagte Tilly. Crispin überlegte eine weile, nahm die Kristallrose aus seinem Rucksack und schaute sie sich noch einmal an. Sein Blick ging abwechselnd von der Rose in seiner Hand und der im Boden. Dann machte er einen Entschluss und sagte:“ Na gut, ich werde es einmal ausprobieren, schaden kann es ja nicht“. Die Zwunschiß gingen alle einen Schritt zurück und warteten was passierte. Ganz gespannt und neugierig sahen sie den Jungen an und beobachteten jeden seiner Bewegungen. Er beugte sich über den Stein und legte die Rose vorsichtig hinein, dann trat er einen Schritt zurück und wartete ab was geschah. Aber es passierte nichts, gar nichts. Die Rose lag unbeweglich in der kleinen Vertiefung und regte sich nicht. Crispin wollte sie schon wieder aufheben, als er ein kleines beben unter seinen Füßen spürte. Die Steine und die Mauer des Schlosses bebten und grummelten immer lauter. Erschrocken traten alle zurück und beobachteten das ganze aus sicherer Entfernung. Nach wenigen Minuten bebte der ganze Boden und die Wand vor ihnen zitterte und fing an zu bröckeln. Die Fugen rissen auseinander und es entstand so eine Art Tür, wenn man das ganz von weitem betrachtete. Die Zwunschiß wichen ängstlich zurück und versteckten sich hinter Crispin, der selber das ganze erschrocken beobachtete. Mittlerweile waren sie alle weit genug entfernt um sich alles unbeschadet an zu sehen. Jetzt rüttelte die Wand, an der die langen Risse entstanden. Sie fing an sich zu bewegen und trat langsam nach außen und bewegte sich bedrohlich auf die zusehend zu. „Was passiert denn da gerade?“ riefen die Zwunschiß durcheinander und wollten schon die Flucht ergreifen, als das ganze aufhörte und alles wieder still wurde. Sie drehten sich wieder der Wand zu, die jetzt ein ganzes Stück heraus stand und so sehr merkwürdig aussah. Plötzlich war das beben und das grummeln vorbei und es war wieder wie vorher. Langsam gingen alle auf die Wand zu und schauten sie sich an. Als Bodo und Winfrieda die Mauer anfassen wollten, fing wieder alles an zu beben und erschrocken liefen sie weg. Hinter der nächsten ecke blieben sie stehen und lugten vorsichtig herum. Selbst Crispin war erschrocken, da alles wieder so plötzlich passierte und nahm sicheren Abstand und wartete auf das nächste, was geschehen würde. Der lange riss in der Mauer wurde noch tiefer und die einzelnen Steine fingen an zu wackeln und zittern. Verblüfft konnten sie mit ansehen, dass sich das ganze zu einer richtigen Tür formte und das sie im begriff war, sich zu öffnen. Unter lautem gepolter schwenkte die vorstehende Mauer zur Seite hin auf und gab so einen Einlass ins Schloss. Als die entstandene Tür ganz offen war, verebbte das Poltern und Beben und es wurde wieder alles still und ruhig. Eine weile blieben alle noch in sicherer Entfernung stehen und warteten lieber ab, ob nicht doch noch etwas passieren würde. Aber nach einigen Minuten der ruhe und stille wagten sie sich wieder langsam und vorsichtig näher und blieben vor dem neuen Eingang stehen. Verblüfft schauten sie hinein und stellten erstaunt fest, dass es wirklich ein Eingang war und sie ohne weiteres nun das Schloss betreten konnten. „Ein merkwürdiger Eingang ist das“, sagte Bodo und ging neugierig weiter heran. „Wieso ist das so versteckt und warum sieht man ihn nicht? Und wozu ist denn das große Tor vorne angebracht wenn man dort nicht hinein kommt“? Auch Crispin fand das sehr seltsam und trat ebenfalls näher. Sein blick viel auf eine düstere Halle, die dunkel und verlassen wirkte. „Was wirst du jetzt tun?“ fragte Urban und sah den Knaben an. Er überlegte eine weile, dann sagte er:“ Ich glaube, ich werde dort hinein gehen und mich umsehen, was sonst? Das alles wird schon sein Grund haben und eine Stimme sagte mir, dass die Rose mir weiter helfen würde, was sie nun wohl auch getan hat. Außerdem habe ich nicht sehr viel Zeit, sie drängt. Ich weiß schon gar nicht mehr, wie lange ich überhaupt schon unterwegs bin und ob es den Menschen in meinem Dorf noch gut geht. Ich weiß auch nicht, ob das hier das Ziel ist oder ob ich noch länger suchen muss, ich muss einfach hineingehen und es raus finden“. Er beschloss, alleine hineinzugehen und bedankte sich bei den Zwunschiß für ihre Hilfe und schickte sie dann wieder fort. Widerwillig ließen sie sich abwimmeln, aber irgendwie waren sie auch froh, das sie wieder durch die Gänge und Wege des Labyrinthes irren konnten, was sie sehr gerne taten. Sie verabschiedeten sich noch kurz, dann waren sie auch schon um die Ecke gebogen und verschwanden wieder zwischen den Hecken. Jetzt war Crispin wieder alleine und er musste sich selber weiter helfen. Er nahm seine Tasche, hob die Rose wieder auf und betrat das Schloss.

 

 

 

 

Eine wirre suche

 

Crispin hatte kaum das innere des Schlosses betreten, als sich die Mauer unter lautem gepolter und beben wieder schloss. Laut fiel sie in ihre alte Stellung zurück und Crispin stand im Dunkeln.

Zuerst war er etwas erschrocken und ängstlich, denn auf einmal war er ganz alleine im dunkeln und in einem Gebäude, dass er nicht kannte. Er wusste nicht was ihn ihm dem Schloss erwartete und was sich hier alles verbarg. Vielleicht böse Kreaturen, böse Gegner oder vielleicht irgendwelche Fallen, aus denen er nie wieder raus kam. Aber jetzt war er hier gefangen, die verborgene Tür war wieder zu und es war keiner da um ihn zu helfen oder zu raten. Er musste nun wohl alles erkunden, wenn er nicht ewig dort verharren wollte und vielleicht fand er ja auch wieder einen Ausgang. Zuerst einmal sah er sich in der Halle um, wo er sich gerade befand. Trotz einiger weniger Fenster, hoch oben, wirkte der Raum dunkel und düster. Schwach konnte er alles erkennen und sah, dass der Raum nur spärlich und karg eingerichtet war. In der Mitte stand ein großer Holztisch an dem die Stühle fehlten, darüber hing ein riesiger Leuchter mit abgebrannten Kerzen drinnen, an einer Wand stand eine Holztruhe und an der anderen Seite stand ein hoher Stuhl, alleine und einsam. Es wirkte alles einsam und verlassen und als Crispin durch den Raum ging, sah er dass alles verstaubt und voller Spinnweben war. Von dem Raum führten mehrere Gänge ab und einige Treppen führten nach oben und eine nach unten. Auf dem Tisch lag eine Steintafel, die Crispin sich neugierig ansah. Es war ein Text eingemeißelt, der eine Art Botschaft oder Hinweis war. Dort drauf stand in kleinen Buchstaben geschrieben:

 

 

 

 

 

„Wenn der Auserwählte bis hierher gefunden hat, dann ist er dem Ziele sehr nah.

Suche hier nach Hilfen und gib Acht auf Fallen. Suche den Schatz und befreie ihn,

ohne etwas zu zerstören. Sei auf der Hut, der Feind könnte nah sein. Begib dich

die Reise durch eine andere Welt, nimm mit was du brauchst. ``

 

Das war aber eine Merkwürdige art von Hinweis, fand Crispin, als er sich das durchgelesen hatte. Aber zumindest wusste er nun, dass er fast am Ziel war und es nun noch darum ging, den Schatz zu finden und ihn zu befreien. Nach dem Hinweis hin, sollte er acht geben vor Fallen und alles mitnehmen, was er gebrauchen konnte, aber nichts kaputt machen. Das war eigentlich nicht Zuviel verlangt, er musste einfach nur alle Räume und Gänge in diesem Schloss abklappern, mehr nicht. Das war ja wohl nicht so schwer. Ohne noch weiter nachzudenken schaute er sich noch einmal in dem fast leeren Raum um und blieb vor der Truhe stehen. „Einen Blick rein werfen schadet wohl nicht“, sagte er zu sich selber und versuchte sie zu öffnen. Die Truhe war zum Glück nicht verschlossen und so konnte er ungehindertden Deckel auf machen, der sich Knarrend unter der Bewegung räusperte. Es war nicht sehr viel darinnen, nur eine alte, zerfetze Jacke, die wohl einmal sehr schön ausgesehen hatte, einen Becher mit Würfel lag verstreut am Boden und ein paar abgewetzte, kaputte Stiefel. Davon konnte Crispin nun wirklich nichts gebrauchen und so schloss er die Truhe wieder und wendete sich den Treppen zu. Er überlegte, wo er zuerst hin gehen sollte. Nach oben, nach unten oder erst einmal auf dieser Ebene alles absuchen. Er schaute sich alle Gänge und Treppen genauer an, aber alles sah gleich aus. Die Stufen waren, genauso wie der Fußboden, aus alten, grauen Steinen, die sehr abgenutzt und dreckig aussahen. Überall lag Staub, Dreck und vereinzelt Laub herum, das wohl durch die kaputten Fenster herein geweht war. Die Scheiben der Fenster waren verdreckt, teilweise kaputt und mit Spinnweben verhangen. Hier hatte schon lange keiner mehr gehaust und es war wohl schon sehr lange her, das auch nur ein Mensch in diesem Schloss gelebt hatte. Crispin fragte sich, wann zuletzt ein Lebewesen das Gemäuer betreten hatte und wieso es so plötzlich hier war. Wieso musste er einen so langen Weg gehen, wenn er schon vor lange Zeit fast am Ziel war? Und warum war das hier das Ziel, es war doch nur ein Schloss? Aber es war schon merkwürdig, das es einen Eingang gab, in dem man nicht rein kam und das der richtige Eingang so versteckt war. Crispin beschloss, sich von oben nach unten durchzuarbeiten und so ging er die erste Treppe hinauf, die vor ihm war. Er hielt

Ausschau und horchte im Schloss umher, nach möglichen Feinden und Gefahren und so stieg er unendlich viele Stufen, bis er oben angekommen war.

Und was war mit den Feinden, mit Saulus, mit seinen Freunden und mit dem Dorf zu Hause? Seine Freunde wurden von den hilfreichen Elfen befreit, im Auftrag der allwissenden Ursel. Sie betäubten die Wachen mit einem Schlafpulver und befreiten so Wurzel und Eusebius. Diese kehrten dann auf dem schnellsten Wege erst einmal wieder nach hause zurück. Darüber war Saulus natürlich nicht erfreut und die Männer mussten sich auf eine Strafe gefasst machen, vor der sie schon Angst hatten, als sie wieder erwachten und fest stellten, dass die Gefangenen weg waren. Saulus bebte vor Zorn, dass Crispin ihm entkommen war und er schickte seine Männer, bis auf Franziskus, zurück, mit einem Auftrag, der ihnen besser lag. Franziskus musste Saulus begleiten, der immer noch hoffte, dass es für ihn gut ausgehen könnte und er den Jungen besiegen würde, obwohl er ihm und seinen Fallen immer wieder entwischt war. Die Männer unterdessen versprühten in seinem Auftrag Angst und Schrecken im ganzen Land. Grünauen, die Schändlinge und sogar die Welt Eden wurden geplündert, überfallen und zum großen teil zerstört. Es wurden Gefangene genommen, sogar einige Zwerge und Gnome waren darunter. Von den Schändlingen mussten viele ihr Leben lassen und auch die Menschen in Grünauen lernten Angst und Schrecken kennen. Die Rehe und Füchse ließen sich nicht mehr am Waldessrand blicken und die Kinder durften nicht mehr raus gehen zum spielen. Alle hofften, dass es bald besser werden würde und dass wieder Frieden einkehren möge. Und Saulus- er setzte noch einmal seine Magie ein und begab sich so näher an sein Ziel ran.

Unterdessen war Crispin bei seiner Suche bis auf die Spitze das Schlosses gelangt und er stand vor einer Öffnung, die nach draußen führte, Gerne hätte er sich vom Turm aus alles angesehen und den Blick über das Labyrinth geschickt und alles bewundert von oben, aber leider war die Tür verschlossen und er wollte seine Zeit nicht damit vergeuden, nach einem Schlüssel zu suchen. Er setzte die suche fort und gelangte auf den Speicher, der ziemlich voll war. Überall standen Truhen herum, offen und geschlossen, es lagen alte Rüstungen auf dem Boden verteilt und alte, Mottenzerfressene Vorhänge. Es lagen alte Stühle Rum, an denen teilweise die Lehne oder ein Bein fehlten, alte Tische die mit Kerzenwachs beschmutzt und mit Staub übersät waren und mehrere Jutesäcke, die mit irgendwelchen Sachen gefüllt waren. Crispin fing an die Sachen zu durchsuchen und öffnete eine Truhe nach der anderen. Zuerst waren einige verschlossen und da er ja nichts kaputt machen sollte, lies er sie einfach unbeachtet. In den anderen war erst nichts besonderes, nur alte, verstaubte Kleidung, abgetragene Schuhe und Stiefel, altes, gebrauchtes Geschirr, Besteck, alter wertloser Schmuck und Plunder. Aber dann fand er einige Dinge, von denen er einiges gut gebrauchen konnte. Unter anderem waren es ein paar Kerzen, seine hatte er schon lange aufgebraucht und man konnte ja nie wissen, ob er nicht doch noch mal welche gebrauchen konnte. Ein verrosteter Schlüsselbund lag in einer Truhe ganz unten, dessen Schlüssel bestimmt zu einigen Türen passten, auch wenn sie total verrostet waren und ein kleiner Dolch, den er sich in seinen Hosenbund steckte. Eine Waffe war sehr wertvoll und bei Gefahr konnte sie ihm bestimmt helfen. Als Crispin alle Truhen durch hatte, schaute er noch in den Säcken rein, aber außer altem Plunder und verdreckte Stallsachen fand er nichts mehr Brauchbares.

Er machte sich mit den Schlüsseln und dem Dolch auf weitere suche und öffnete eine Tür nach der anderen. Weitere Zimmer waren eine Etage tiefer - und da waren nur die Schlafräume. Eines war verschlossen, was der Knabe mit Hilfe der Schlüssel auf bekam. Es standen lediglich nur ein Bett, eine Truhe und einige ärmliche Möbel darinnen, mehr nicht. Alles war hier genauso verstaubt wie unten und auch hier war alles mit Spinnweben verhangen. Die Vorhänge der Betten waren Mottenzerfressen und teilweise heruntergerissen und in den Truhen lagen nur alte Kleidungsstücke, mehr nicht. Früher musste das Schloss wohl sehr lebhaft gewesen sein und es hatten wohl viele Personen hier gelebt, dachte Crispin, denn es gab viele Räume, Möbel, Kleidungstücke und vieles mehr. Crispin stieg weiter Stufen runter und hoffte, dass er endlich etwas Interessantes finden würde. Bisher hatte er zum Glück nichts Schlimmes gefunden und es waren auch nirgends fallen gewesen.

Nachdem er so fast eine dreiviertel Stunde im Schloss herumgeirrt war und nichts anderes gefunden hatte als spärlich eingerichtete Räume und Abstellkammern, geriet er zum ersten Mal in eine falle. Als er mit viel mühe einer der vielen Türen öffnete, sah er zunächst nichts besonderes, aber als er einen Schritt in das Zimmer setzen wollte, ruckelte plötzlich der Fußboden unter ihm und er konnte gerade noch rechtzeitig zurückspringen, als auch schon der Boden unter ihm nachgab und die Steine zusammenfielen. Nach nur einer Minute klaffte ein großes Loch vor ihm, in das er beinahe hinein gefallen wäre. Schnell schloss er wieder die Tür und wandte sich dem nächsten Zimmer zu. In dem sausten überall Mäuse und Ratten herum, so das Crispin schnell angeekelt die Tür schloss. Alle weiteren Räume auf dieser Etage waren verschlossen und keiner der Schlüssel konnte sie öffnen. Somit wollte er die nächste Treppe hinabsteigen und die anderen Etagen des Gebäudes inspizieren, aber kaum war er um die Ecke gebogen, kamen ihm unendlich viele Fledermäuse entgegen geflogen, die um seinen Kopf flatterten und ihn versuchten zu beißen. Crispin hielt sich wehrend die Hände vors Gesicht und versucht verzweifelt die Tiere abzuwehren. Er schlug nach ihnen und tappte verzweifelt rückwärts. Die kleinen Tiere zwickten ihn in den Haaren, in den Armen und an den Beinen. Richtig bissig und giftig waren die Viecher, unglaublich, fand Crispin, so etwas hatte er noch nie erlebt. Es blieb ihm keine andere Wahl, als einen anderen Weg zu nehmen und schnell lief er rückwärts und versteckte sich hinter der nächsten Ecke. Gerade noch rechtzeitig, denn kurz darauf flogen hunderte dieser Tiere an ihm vorbei zum Turm hinauf. Crispin wollte gar nicht wissen wo sie blieben, schnellstens lief er eine andere Treppe hinunter und blieb erst wieder stehen, als er wieder unten in der Halle war. Aber auch von hier flüchtete er wieder so schnell er konnte, denn kaum war er dort angekommen, schwebten merkwürdige, durchsichtige Wesen auf ihn zu und gaben unverständliche laute von sich. Ihre Augen leuchteten grün und sie hatten kein Beine oder Füße, sie schwebten über dem Boden, wie Gespenster- nur viel grusliger. Sie schienen aus den Wänden und aus dem Boden zu kommen und schwebten bedrohlich auf den Jungen zu, der schnellsten die nächste Treppe nahm und erst wieder stehen blieb, bis er sich sicher war, das diese Wesen fort waren. In den nächsten Stunden- so schien ihm wenigstens, erlebte er eine ganze Menge, zu viel seiner Meinung nach. In einem Raum wüteten wilde Hunde, von denen er mit zerrissen Hosen entkam, in einem Zimmer wurde er von lebendigen Rüstungen überfallen, die er nur sehr schwer überwältigen konnte und in einem der Räume wollte ihn eine unbekannte Schönheit in sein Bahn ziehen und ihn so dort für immer fesseln. Auch von ihr konnte er nur schwer entkommen. Einmal herrsche in einem Zimmer ein schwerer Wirbelsturm, in dem er fast hineingezogen wurde und in einem der anderen Räume waren bösartige Männer die ihn fast umbrachten. Bei ihnen war sein Dolch recht willkommen, denn ohne ihn wäre er vielleicht verloren gewesen. Völlig außer Atem und rasend vor Angst, kam er in einem ruhigeren Zimmer zur ruhe. Dort war endlich wieder alles friedlich, so ruhig, das er auf das einzige Bett dort sank und sofort einschlief.

Als Crispin erwachte, war es draußen dunkel, vom Fenster aus konnte man den Nachthimmel sehen und eine kühle Brise wehte durch das Loch in der Scheibe. Zuerst wusste er nicht wo er war und wessen Bett das war, indem er lag, aber nachdem er sich ordentlich ausgestreckt hatte, kam ihm wieder alles in Erinnerung. Er war auf der suche nach etwas, nach etwas, was in diesem Gemäuern versteckt war und was er befreien sollte. Als er sich dessen bewusst war, sprang er schnell wieder auf, nahm seine Tasche und wollte schon wieder auf die suche gehen, als sich laut und deutlich sein Magen meldete. Bei der Tür angelangt, beschloss er, erst einmal etwas zu essen und zu trinken und so ging er zum Bett zurück und packte sein Proviant aus. Die wenigen Minuten mehr oder weniger würden nun auch nichts mehr ausmachen, dachte er sich und nahm einen großen Schluck Traubensaft aus seiner Flasche.

Nachdem er gegessen und getrunken hatte, verließ er das Zimmer und machte sich auf eine weitere suche durchs Schloss. Aber nach einigen Stufen und Treppen merkte er, dass er wieder einmal gefangen war. Gefangen in einer Art Labyrinth von Stufen und Treppen. Überall waren Stufen, unendlich viele Stufen die überall hin führten, nach oben, unten, nach links, nach rechts, um die Ecken und wieder rauf und runter. Es gab kein Ende, überall waren nur Stufen und nochmals Stufen, man konnte dabei schwindelig werden. Irgendwann war Crispin am ende seiner Kräfte und er lies sich einfach sinken und blieb sitzen. Er wollte nicht mehr, er konnte nicht mehr, egal was passieren würde, er war am ende seiner Kräfte. Sollte Saulus doch gewinnen und ihn besiegen, Und wenn er für immer in diesem Schloss bleiben würde und die Welt da draußen zu ende gehen würde, er hatte keine Lust mehr. Er war der falsche, dessen war er sicher. Er konnte nichts verrichten, er war schwach, hilflos und dumm. Seine Großeltern

würden vielleicht nie erfahren was mit ihm passiert war, aber es war ihm egal, die suche hatte ihn ans ende seiner Kräfte gebracht.

 

 

 

 

 

Die Feinde sind nah

 

 

Irgendwann hörte Crispin wieder diese Stimme, die, die ihn in seinen Träumen besucht hatte. Sie holte ihn aus einem schönen Traum, einen Tagtraum, in dem er zu Hause war und in seinem weichen Bett lag. Er sah seine Großmutter vor sich und seinen Großvater und die schönen, weiten, grünen Felder. Diese Stimme holte ihn in die Wirklichkeit zurück und machte ihm wieder klar, dass er gefangen war in einem Labyrinth von Stufen und Treppen. Ihm wurde klar, dass er nicht für immer dort sitzen bleiben konnte und dass er sich bewegen musste. Hoch von den Stufen und weg von dieser Trübseligkeit. Er wusste, dass es Fallen gab in diesen Gemäuern und das war wohl eine von ihnen, aber wie bisher alles andere, so würde er auch diesmal wieder irgendwie da raus kommen. Alles hatte doch bis jetzt geklappt, ob einfach oder schwer, er war schließlich bis hier her gekommen und würde es auch noch weiter schaffen, egal wie. Er rappelte sich auf und überlegte sich genau, von wo er hergekommen war und versuchte, den gleichen weg wieder zurückzugehen. Irgendwann schaffte er es schließlich und gelangte zu dem Zimmer, in dem er zuletzt war. Von dort aus nahm er einen anderen Weg und kam so in einen anderen teil des Schlosses. Auch dort waren Schlafgemächer, Rumpelkammern und kleinere Säle. In den Rumpelkammern stöberte er in Kisten, Säcken und Truhen und fand diesmal sogar einige brauchbare Dinge. In einer der Säcke waren kleinere Beutel mit Pulver, das sich nach näherem Prüfen als Schießpulver entpuppte und ein langes Stück Tau, das noch recht gut aussah. Man konnte ja nie wissen, wofür man das brauchen würde, so nahm Crispin die Dinge mit. Außerdem noch eine sehr gut erhaltene Waffe, die noch ordentlich geladen war und einfach so in einem der verstaubten Regale Rum lag. Nach dem der Junge wieder unzählige Räume durchsucht hatte und viele verschlossene Türen hinter sich gelassen hatte, fragte er sich, wo er noch suchen sollte, um das zu finden, was es zu finden gab. Nach einer weile viel ihm ein, das er im Keller noch nicht gesucht hatte und das bestimmt dort das Ziel war. Er machte sich auf den Weg nach unten, aber auf halbem Weg hörte er ein poltern von unten und leise Stimmen. Crispin blieb stehen und lauschte eine weile, er dachte, dass es diese Geister wären, die er schon einmal in der Halle gesehen hatte. Auf keinen fall wollte er denen noch einmal begegnen und kehrte zurück, um eine anderen Weg in den Keller zu suchen. Schnell fand er eine kleine, schmale Wendeltreppe, die direkt nach unten führte. Wenn man von oben runter sah, dann konnte man bis tief nach unten sehen und der Blick viel auf kahle, kalte Steine. Es ging sehr tief und steil runter, aber das war ihm lieber, als noch einmal durch die Halle gehen zu müssen. Vorsichtig trat Crispin auf die ersten Stufen, um zu prüfen, ob sie ihn überhaupt tragen würde, denn bei so einer Treppe, war er sich nicht ganz so sicher. Zwar war sie etwas wackelig, aber sie hielt und war stabil. Vorsichtig stieg er hinab und blickte dabei immer wieder nach unten, um zu sehen, wie weit es noch war. Bei dem tiefen Blick wurde ihm zuerst etwas schwindelig, darum hielt er sich am Gelände fest und schaute wieder nach oben. Wie ihm schien, dauerte es unendlich lange bis er unten angekommen war, aber endlich war er dann doch da, wo er hin wollte. Er stand in einem winzigen runden Raum, in dem es nichts weiter gab als die Treppe. Es war sehr dunkel dort unten, dunkler als im ganzen übrigen Schloss, aber das kam bestimmt daher, das er im Keller war und es dort keine Fenster gab. An der Wand hing eine Fackel, die Crispin erst einmal anzündete, um mehr sehen zu können. Als das Feuer etwas Licht im Raum verbreitete, sah er, dass von dem Raum mehrere Gänge abführten, die sehr lang aussahen. Nach näherem betrachten konnte man viele Gänge uns Türen sehen, die in den einzelnen Gängen waren. Auch dort unten war alles mit Staub bedeckt und der Fußboden zeigte nur die Fußspuren von Crispin, mehr nicht. Er lauschte eine weile, ob er irgendetwas hören würde, aber alles war absolut still, so als ob es nichts anderes geben würde. Crispin schaute sich jeden Gang näher an, aber alle sahen gleich aus. Überall waren Holztüren, schmale und lange Gänge und unzählig viel Staub und Dreck. Crispin wusste nicht, wo er jetzt hin gehen sollte und überlegte eine weile und entschied sich dann einfach für den nächst besten, vor dem er stand. Er nahm die Fackel mit, damit er wenigstens etwas Licht bei sich hatte und lief den Gang entlang. Zuerst gab es nichts Besonderes zu sehen, viele Türen waren verschlossen und die Schlüssel die er bei sich hatte, passten nicht. So lief er eine weile in den Gängen umher und stellte schnell fest das man sich dort gut verlaufen konnte, so viel Gänge gab es. Sie waren wirr durcheinander angebracht, fast schon wie ein wirres Labyrinth und nirgends gab es Hinweisschilder oder etwas der gleichen, das einen darauf hinwies, wo man war. Crispin musste sich ganz genau merken wo er lang lief und dennoch kam es vor, dass er öfters einen Gang nahm, den er schon einmal gegangen war. Die wenigen Räume die offen waren, waren meistens leer oder mit Gerümpel voll gestellt. Crispin konnte es nicht glauben, dass ein gewöhnliches Schloss so viele Gänge und Räume haben konnte, aber vielleicht war es ja auch gar kein gewöhnliches Schloss, vielleicht war es ja auch alles nur reine Einbildung und Fantasie. Außerdem wusste er nicht, was er dort suchen sollte, es gab nicht besonders viel aufregendes und es änderte sich auch nicht sehr viel. Immer nur die gleichen Gänge, Türen und nur absolute Menschenleere. Crispin überlegte, ob er nicht einfach versuchen sollte, wieder aus diesem Gemäuer raus zukommen, oder irgendjemanden zu rufen. Vielleicht würde ihn ja doch jemand hören, wenn er nur laut genug rufen würde.

Plötzlich hörte er Stimmen und ein leichtes Fußgetrippel war in der nähe zu hören. Crispin blieb stehen und lauschte, irgendwie kamen ihm einige Stimmen bekannt vor. Er beschloss, zuerst vorsichtig weiter zu gehen und dabei leise zu sein, denn man konnte ja nie wissen wer oder was dort war. Er kam den Stimmen immer näher und dann hörte er, wie sie miteinander redeten. Einer sagte:“ sucht weiter, er muss hier irgendwo sein“. Ein anderer sagte:“ Wir sollten uns aufteilen, dann geht es schneller“. Und ein dritter rief:“ macht nicht so eine Krach, seit leiser, dann hört er uns nicht, falls er in der nähe sein sollte“. Wieder sagte der erste:“ Und denkt daran, wir brauchen ihn lebend“!

Diese Sprüche kamen Crispin etwas komisch vor und er löschte vorsichtshalber die Fackel, damit das Feuer nicht in den Gängen schien. Leise drückte er sich an die Wand und warf ein Blick um die Ecke, aber als er sah wer dort stand, wich er erschrocken schnell zurück. Vor Schreck hielt er fast den Atem an, weil er dachte, sie könnten ihn sonst hören. Es war kein geringerer als Franziskus, Saulus und vier andere Männer, die sehr wütend und ungeduldig aussahen. Was machten die denn hier, fragte der Junge sich und was suchten sie, etwa ihn? Sein Herz fing an schneller zu pochen und für einen Moment wusste er nicht was er tun sollte. Er war irgendwie total gelähmt vor Schreck und er wurde nervös und bekam leichte Panik. Schnell fing er sich aber wieder und ihm wurde bewusst, dass er erst einmal dort weg musste, ohne dass sie ihn hörten oder sahen. Auf keinen Fall durfte er auf sie stoßen und er durfte ihnen nicht in die Hände fallen. Jetzt galt es, dort unten unauffällig weiter zu kommen und womöglich seine Aufgabe zu erfüllen, ohne dass sie ihm in die Quere kamen. So leise wie es ging schlich er den Gang zurück und blieb erst wieder stehen, als er weit genug weg war.

Wie er so durch die Gänge irrte, kam er sogar zu einem Bereich, in dem einige Wände eingestürzt waren und in dem riesige Löcher im Boden klafften. Da alles dunkel war und er auch kein Licht machen konnte, konnte er auch nicht sehen, was tief unten war. Vorsichtshalber machte er immer einen großen Bogen um die Löcher und wich den Steinen und Brocken aus. Plötzlich stand einer der Männer vor ihm. Er hatte ihn nicht gehört und war auf einmal wie erstarrt. Für wenige Sekunden wusste er nicht was er tun sollte, aber schnell fing er sich wieder und griff zu seinem Messer, jedoch konnte Crispin nicht verhindern, dass der Mann nach den anderen rief. Jetzt musste er schnell handeln, bevor die anderen da waren und er in der klemme steckte. Crispin hielt dem Kerl drohend sein Messer hin, worauf dieser nur lachte und versuchte, ihn zu überwältigen. Es gab ein kurzes Gerangel und als Franziskus und die anderen endlich dort waren, konnten sie nur noch ihren Mann bewusstlos am Boden vor finden, mehr nicht. Saulus fluchte und schimpfte, er war sehr ungehalten und seine Männer versuchten, ihn wieder zu beruhigen, in dem sie ihm versprachen, schnellsten den Jungen zu finden.

Crispin hatte dem Mann im Gerangel einen Stein vom Boden an den Kopf geschlagen und hatte ihn bewusstlos zurückgelassen. Aufgeregt und außer Atem blieb er erst wieder stehen, als er hoffte, weit genug entfernt zu sein. Für eine weile war er auch in Sicherheit, aber schnell kam es wieder zu einer Begegnung mit den Feinden. Als er am ende eines besonders langen Ganges angekommen war, musste er überlegen ob er den Gang links oder den Gang rechts nehmen sollte, und so blieb er kurz stehen. Das jedoch war einen Moment zu lang, denn in dem Moment kamen Saulus und Franziskus am anderen Ende an und sahen den Jungen. „He, bleib stehen, du hast doch keine Chance gegen uns“, rief Saulus und lief ihm entgegen. Schnell rannte Crispin einfach los, ohne zu überlegen wo hin. Er lief und lief, immer mit den Feinden im Rücken, die ihm dicht auf den Fersen waren. Er stolperte, rappelte sich wieder auf, blieb mit seinen Ärmel an einem Nagel hängen und riss sich den Ärmel auf. Immer wieder blickte er zurück und sah immer noch die Männer hinter sich, die ihm immer näher kamen. Er nahm den nächsten Gang, der schräg nach unten führte und lief um die Ecken, bis er nach einer ihm langen zeit, endlich, sehr knapp die Männer abgehängt hatte. Aber dann sah er ein riesiges Loch vor sich im Boden, dass so groß war, das er nicht dran vorbei kommen konnte. Auch war es zu groß um einfach hinüber zu springen und so musste Crispin schnell überlegen, was er tun sollte. Es gab auch leider keinen anderen Gang den er nehmen konnte, außer den, den er gekommen war. Es blieb ihm keine andere Wahl als umzukehren, aber das konnte er auch nicht wenn er nicht den Feinden direkt in die Arme laufen wollte. Crispin blickte in das Loch hinunter, aber er konnte nichts sehen, weil es zu dunkel war. Rasch schnappte er sich einen kleinen Stein und warf ihn in das Loch, um zu testen wie tief es war. Es dauerte auch nicht lange, bis der Stein auf einen Boden prallte und so wusste Crispin, dass es nicht sehr tief war. Es blieb ihm keine andere Wahl als in das Loch hinab zu steigen und darauf zu hoffen, dass man ihn dort nicht finden würde. Er nahm das Seil das er bei sich hatte, knotete es an einer Halterung an der Wand fest und lies das andere ende in das Loch runter fallen. Er hörte schon die Schritte und die Stimmen der anderen näher kommen, und so lies er sich schnell in das tiefe, dunkle Loch runter. Er konnte absolut nichts sehen und er hoffte auf ein gutes ende.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Stadt Satahal

 

Unsanft prallte Crispin auf den Boden auf, aber er war erst einmal in Sicherheit, und das war das wichtigste. Er versuchte sich in dem dunkeln zu orientieren, aber es war sehr schwer. Er spürte etwas an seinen Beinen krabbeln und schüttelte es unsanft weg. Er schaute nach oben, aber das obere Ende war nur schwer auszumachen und hören konnte er auch nichts. Langsam tastete er sich Schritt für Schritt vor, aber er stolperte über Steine und anderen Sachen, die er nicht sehen konnte. Crispin überlegte, ob er eine Kerze anzünden sollte und kramte in seinen Sachen nach Kerzen und Feuer. Einen letzten Kerzenstummel konnte er noch finden und zündete ihn an. Nur spärlich entflammte ein schwaches Licht und der Junge konnte nur schwer erkennen, wo er war. Er war in einem Tunnel, der dreckig, feucht und modrig war. Er führte nur gerade aus und hatte keinerlei Öffnungen oder andere Gänge. So schnell er konnte, lief Crispin ihn entlang, mit der Befürchtung im Rücken, das die Feinde ihm auf der Spur waren. Auf dem Boden liefen Ratten, Mäuse und Käfer umher, denen er angewidert auswich. Nach einer weile kam eine Biegung und dahinter war schwaches Licht zu sehen. Erfreut und gespannt ging Crispin darauf zu und als er näher kam, konnte er eine Tür sehen. Sie war recht klein, alt und sah schon sehr ramponiert aus. An einigen Ecken war das Holz zersplittert und überall waren Kratzspuren, die anscheinend von den Ratten stammten. Crispin pustete die Kerze aus und blieb vor der Tür stehen. Was sollte er nun tun? Ausprobieren ob sie offen war oder vielleicht zurückgehen? Aber es gab ja kein zurück, denn es gab keinerlei Ausweg und oben warteten bestimmt noch die Feinde. Aber was wäre, wenn die Tür geschlossen war? Es gab nur eine Möglichkeit, ausprobieren ob die Tür offen war und dann konnte er immer noch weiter sehen.

Zögernd griff der Junge die Tür und drückte den Griff runter. Zu seiner Erleichterung gab die Tür nach und lies sich tatsächlich öffnen. Durch den kleinen Spalt drang helles Licht und es kam ein leichter Windhauch hindurch. `Nur Mut`, sagte er sich selber und öffnete die Tür ganz. Vor ihm lag eine schmale Gasse, die eingerahmt war von hohen Mauern aus Lehm und Sandstein. Der Weg vor ihm bestand aus gelbem Sand und feinem Kies und vom Himmel schien die helle Tagessonne herunter. Geblendet vom Licht, hielt Crispin sich die Hände vors Gesicht und trat ins freie. Er drehte sich um und schaute zur Tür, die ganz unscheinbar in irgendeiner Wand eingelassen war. Sie wirkte total belanglos und völlig unwichtig und schien auch nicht besonders oft benutzt worden zu sein. Man konnte kaum glauben, dass hinter der Tür ein Tunnel lag, der tief unter einem Schloss war. Langsam lief Crispin die kleine Gasse entlang und blieb am ende stehen. Er brauchte nur noch einen Schritt zu tun, dann würde er sehen, was vor ihm war und was auf ihn wartete. Er holte einmal tief Luft und dabei flogen ihm unendlich viele Düfte und Gerüche zu. Es roch nach Tabak, Gewürzen, gekochtem Essen, gewaschener Wäsche, Abfall, verschiedenen Gewürzen und Düften und noch vielem mehr. Langsam drangen Stimmen und unzählige Geräusche an sein Ohr und Crispin wurde neugierig darauf, was hinter der Wand auf ihn wartete. Er dachte an die lange zeit die er schon auf seiner Reise verbrachte hatte und an die vielen Gefahren die auf ihn lauerten und er erinnerte sich an seine Freunde, die irgendwo auf ihn warteten und alle Hoffnungen auf ihn setzten.

So nahm er all seinen Mut zusammen und trat aus der Gasse hervor und was er dann sah, hatte er überhaupt nicht erwartet. Vor ihm lag eine Ruinenstadt, aus Lehm und zerfallenen Gebäuden zusammen gehalten. Es wimmelte vor Menschen und überall irrten Lebewesen umher, die Crispin noch niemals zuvor gesehen hatte. Sie waren groß, klein, dick, hatten blaue Hautfarbe, gelbe Hautfarbe, hatten lange, dünne Arme oder lange Finger. Sie hatten große spitze Ohren, waren Kahlköpfig oder hatten Flügel auf dem Rücken. Aber es gab auch richtige Menschen, aber keiner von ihnen nahm Notiz von dem Fremden, der dort verwirrt durch die Straßen irrte. Crispin lief langsam durch die Stadt und schaute sich verwundert um. Überall waren kleine Hütten oder größere Häuser und an jeder ecke standen oder lagen alte Ruinenstücke, die schon so verwittert und schmutzig aussahen, das man glauben konnte, dass sie schon seit Jahren dort waren und keiner sich darum kümmerte. Irgendwie hatte alles einen sehr alten und vergessenen Eindruck und dennoch war dort eine reges treiben zugange. An jeder Ecke saß ein Händler und bot seine Ware lauthals an und es wurde gefeilscht und gehandelt ohne Ende. Es wurden Wurst und Käsesorten angeboten, Tabak, Seifen, herrliche Düfte, Stoffe, Wolle, Werkzeug und Hühner und noch viel mehr. In den schmalen Gassen hing gewaschen Wäsche quer über der Straße und in den Hinterhöfen stank einem der Abfall und die Essensreste entgegen. Crispin fragte sich immer wieder, wo er wohl war und wie so eine Stadt unter der Erde existieren konnte, wenn er denn immer noch dort war, denn es schien die Sonne vom Himmel, genauso wie zu hause auch und alles wirkte ganz normal. Aber trotzdem war er ja durch einen Tunnel unter einem schloss dort hingelangt und die frage bohrte ihn immer mehr, wie das alles sein konnte und was dort nur geschah.

Crispin beschloss, einfach irgendjemanden zu fragen, wo er war und suchte sich einen Menschen aus, der vertrauenswürdig und ehrlich aussah. Der erste den er fragte, lief einfach weiter ohne ihn zu beachten, und der zweite antwortete, dass er selber nicht von dort käme und nicht Bescheid wüsste. Dann ging Crispin auf einen älteren Mann zu, der an einer Hausecke saß und sich das bunte treiben ansah. Höflich fragte er ihn wo er war und wie diese Stadt hieße. Der alte beugte sich etwas vor und antwortete: „Die Stadt heißt Satahal und wir alle leben hier in ruhe und Frieden vor der Außenwelt. Keiner kennt den Weg hier her, außer die Händler, die uns mit Waren beliefern, aber die sind nicht von weit her, darum kennen sie die weite, große Welt auch nicht. Es gibt nur wenige, verborgene Zugänge zu unserer Stadt, die man nicht so leicht findet und jeder kann hier Zuflucht finden, der außerhalb nicht mehr leben kann oder will. Aber wenn du mehr wissen willst, dann lass dich doch herumführen, wir haben hier einen Führer, der den Neuen und Fremden alles zeigt. Und denke daran, oft ist der Weg zurück der Weg ans Ziel“, sagte der alte dem jungen noch hinterher.

Crispin war erstaunt, denn er hatte noch niemals zuvor von einer verborgenen Stadt gehört. Neugierig geworden, lies er sich von dem alten einen Führer holen, der ihn etwas herumführen wollte. „Ich heiße Sammy“ sagte dieser, als nach einer weile jemand kam. „Bevor du fragst, ich bin ein Antarianer und von meiner Art gibt es nur noch sehr wenige. Wir wurden vor langer Zeit aus unserem Lande vertrieben und die wenigen, die überlebt haben, haben hier Zuflucht gefunden. Jetzt gibt es außer mir nur noch fünf weitere Antarianer. Loollo, Saul, Boro, Winnie und Reynha. Aber nun gut Fremder, wollen wir mal gehen, folgt mir einfach, und wenn ihr fragen habt, dann fragt einfach“. Crispin schaute sich erstaunt den Antarianer an. Er war recht groß, so das er leicht gebückt lief und sehr schlank. Seine Arme hingen lang an ihm herunter, fast bis zu den Knöcheln und seine Hautfarbe war leicht bläulich. Die Augen waren ohne Wimpern und kugelrund, der Mund klein und sehr faltig. Sammy hatte eine Glatze, aber an seinem Hinterkopf hing ein dünner, langer, geflochtener Zopf runter. Sammy marschierte auch so gleich los und Crispin hatte mühe ihn einzuholen, denn Sammy hatte sehr große Schritte drauf und er war sehr schnell. Er bog um die nächste Ecke und fing an von der Stadt, den Leuten und allem anderen zu erzählen. Sein Redeschwall war unendlich und hörte nicht auf. Crispin hatte seine mühe, seinen Worten zu folgen, denn so manches Mal musste er fast rennen um ihn einzuholen. Nach einer weile rief Crispin seinem Führer zu, er sollte doch etwas langsamer laufen und nicht so schnell sein. Sammy entschuldigte sich und lief fortan langsamer. Jetzt konnte der Junge endlich sich auch mal die Gegend in ruhe anschauen, durch die Sammy ihn führte. Auch viel ihm der Satz von dem alten wieder ein, der Weg ans Ziel ist der Weg zurück, komisch was das wohl zu bedeuten hatte. Aber na ja, für ihn gab es jeden falls kein zurück, das stand fest.

Nach einer weile fragte Crispin:“ kannst du mir mal sagen wie viele Zugänge diese Stadt hat? Der alte vorhin meinte, das es einige gibt, die aber verborgen sind“. „Ja“, sagte Sammy, eigentlich ist das ja Geheim, darum auch verborgen, aber ich kann nur so viel sagen, das jeder irgendwie dahin führt, wohin man will. Und es gibt wirklich nicht viele. Also, wenn du wieder zurück willst, solltest du deine Augen offen halten, oder den gleichen Wege nehmen den du gekommen bist“. Crispin konnte nicht wirklich sehr viel mit dieser Aussage anfangen, er wusste nur, das er endlich bald am Ziel sein wollte und diese Reise beenden musste, denn langsam war er am Ende seiner Kräfte. Der Antarianer redete immer weiter und achtete nicht darauf, dass sein Begleiter stehen blieb. Crispin grübelte nach, über die Reise, seine Aufgabe, das was der alte Mann zu Hause gesagt hatte und der Alte vorhin und er dachte darüber nach was er als nächstes tun sollte. Plötzlich, mit einem mal ging ihm ein licht auf und alles wurde klar und ihm kam eine Idee und endlich wusste er, was zu tun war, egal ob es richtig sein würde oder nicht, ob es ihm zum Ziel führen würde oder er sich getäuscht hatte ,er musste es einfach riskieren. Laut überlegte er: „Es war immer nur die rede davon, das ich nicht zurückgehen darf und nicht zurückschauen soll, aber das heißt doch noch lange nicht, das ich nicht an einem bestimmten Ort zurück gehen darf, oder auf welchen weg, ich kann ja schließlich einen Weg zurück gehen. Ich glaube, das einfach nur gemeint ist, das ich nicht nach Hause zurückkehren soll, ohne meine Aufgabe zu erledigen, ohne aufzugeben“. Plötzlich drehte er sich um und rannte zurück, den ganzen Weg, den er gekommen war, bis zu der Gasse, wo er aus der Tür herauskam. Sein komischer Führer wunderte sich nur, aber dann ging er kopfschüttelnd wieder seiner Wege. Kurz bevor er an der Gasse ankam, lief er langsamer und ging in Deckung hinter einem Stand mit Obst. Von da aus beobachtete er die Gasse und das nicht zu spät, denn gerade kamen die Ritter herausgestürmt und schauten sich suchend um. Wütend rannten sie in die nächst beste Richtung und waren in wenigen Minuten verschwunden, ohne Crispin zu entdecken. Das nutzte er und rannte in Windeseile auf die Tür zu und verschwand auch rasch hinter ihr. Jetzt konnte er es nicht mehr abwarten und rannte den dunklen Gang zurück, bis zu dem Loch, aus dem er runter kam. Und er hatte Glück, das Seil hing da immer noch herunter, so dass er einfach nur wieder hochklettern musste. Als er oben ankam, war er schon etwas aus der Puste, aber nach einer kurzen Verschnaufpause rannte er einfach drauf los. Durch die Gänge, immer weiter, bis er endlich wieder da ankommen würde wo er hin wollte, nämlich zum Eingang des Schlosses.

 

 

 

 

 

Endlich am Ziel

 

Eine weile alberten die Zwunschiß noch Rum, aber dann liefen sie wieder weiter und waren schnell wieder verschwunden. Außerhalb des Schlosses nahm alles wieder seinen Gang und nichts lies drauf hinweisen, das hinter diesen Türen Abenteuer passierten, die niemand für möglich hielt.

Auch das alte Pärchen machte so weiter wie immer und man konnte ihnen schon bald nicht mehr anmerken, dass sie in letzter Zeit öfters Besuch hatten, auch redeten sie nicht weiter darüber.

Die Ritter suchten verzweifelt nach den Jungen, Saulus wurde von Stunde zu Stunde ungeduldiger, was er jedem in seinem Schloss, in seinem Land und sonst wo merken lies.

Crispins Großeltern und die anderen Dorfbewohner versuchten verzweifelt das Chaos zu beseitigen, das in letzter Zeit hinterlassen wurde und hatten von Tag zu Tag immer mehr Angst vor dem bösen und schon bald glaubte keiner mehr an den Erfolg des Jungen. Selbst seine Großeltern hatten ihn schon fast aufgegeben, sie glaubten, dass ihm bestimmt etwas passiert sei und er irgendwie Hilfe gebrauchen könnte.

Keiner konnte mehr lange aushalten und sie alle hofften auf ein baldiges ende, denn Saulus wütete schrecklicher Rum den je.

 

Irgendwann klopfte es dann wieder einmal an dem Häuschen von dem alten Pärchen im Labyrinth, aber diesmal war es ein ungeduldiges, hartnäckiges Klopfen.

Der alte machte auf und wunderte sich, denn kein geringerer als Crispin stand völlig außer Atem vor ihm und man konnte sehen, das er fast am umkippen war, so erschöpft war er.

„Oh, Junge, komm rein und setzt dich. Was ist denn passiert und wieso bist du so außer Puste?“ fragte der alte und seine Frau gab ihm ein Glas Wasser zu trinken.

Ich bin gerannt und das so schnell wie ich konnte, denn ich habe endlich die Lösung, glaube ich zumindest“. Die beiden alten sahen ihn verwundert an und ehe sie noch etwas erwidern konnten, sprang er auf und rief voller Ungeduld zu dem Mann:“ Ihr seit kein geringer als der Zauberer selber, ihr seit derjenige, den ich suche und erlösen soll“!

Die Frau setzte sich und der Mann sah ihn an und fragte ganz ruhig: „ Wie kommst du denn darauf“?

„Na, ist doch ganz einfach. Ihr lebt hier in diesem Labyrinth. Von hier gibt es kein entrinnen, keinen Ausgang, denn es ist eben ein Labyrinth. Hier ist man für ewig gefangen und ihr selbst sagtet, das ihr hier schon so lange seit, das ihr gar nicht mehr wisst wie lange. Außerdem lauern in diesen Gängen alle Möglichen Kreaturen, böse wie auch gute, das habe ich selber erlebt. Wenn man nicht aufpasst können sie einem zum Verhängnis werden. Das hier ist das perfekte Versteck für jemanden den man nicht finden soll. Und von hier aus hat man auch keine macht, denn das ganze wird von hohen Mauern bewacht, die kein ein- oder aus dringen ermöglichen“. Eine weile sahen sich die drei an, dann erwiderte Crispin wieder:“ Nur eines verstehe ich nicht, ihr seht ganz anders aus wie in meinen Träumen“.

Es vergingen einige Minuten, bis plötzlich der Tisch anfing zu wackeln, die Lampe an der Decke bewegte sich hin und her und das Licht darin wurde immer heller, so das Crispin sich die Hand vors Gesicht hielt. Er konnte bald nichts mehr sehen, so blendete es und er hörte nur dass sich die Möbel bewegten und das es rumpelte und polterte. Dann bemerkte er einen starken Windhauch und er wurde mitgerissen, irgendwo hin und er wusste nicht wohin.

Das alles dauerte nicht lange, höchstens einige Minuten, aber es kam ihm vor wie Stunden.

Als alles vorbei war, merkte er, dass das grelle Licht weg war und er nahm die Hand wieder runter. Crispin merkte, dass er jetzt nicht mehr in der kleinen Hütte, sondern in dem Schloss aus dem Labyrinth war. Es sah ganz anders aus, es glänzte und es viel helles Licht durch Fenster, es war keinesfalls mehr dunkel und düster wie zuvor. Auch war es anders eingerichtet. Es standen prachtvolle Gegenstände und Möbel im Raum und es wirkt edel und prunkvoll.

Und vor ihm stand kein geringerer als der Zauberer selber.

„Du hast es geschafft, du hast mich erlöst. Vor langer zeit wurde ich in dieses Labyrinth verbannt, so lange bis mich jemand erkennen würde und mich somit erlösen sollte. Ich durfte jedoch niemals sagen wer ich wirklich bin und war auch daran gehindert zu helfen oder Tipps zu geben. Der Erlöser musste selber darauf kommen“: „Aber wieso saht ihr so anders aus und wer ist die Frau gewesen bei euch?“ fragte der Junge. „Das ist tatsächlich meine Frau, und das aussehen fand ich ganz amüsant, mal was anderes. Das wenigstens bekomme ich noch hin“.

„Und was ist jetzt, was wird jetzt mit den Reitern und was ist mit dem bösen Herrscher und den Leuten in meinem Dorf und…“. „Langsam, Crispin, alles ist schon gut. Deine Freunde sind in Sicherheit, deinen Großeltern geht es gut und um den bösen wird sich bereits gekümmert. Jetzt da ich erlöst bin, habe ich auch meine Macht wieder und so kann ich wieder alles machen wie zuvor. Ich habe bereits veranlasst dass man sich um ihn kümmert und glaube mir, er wird nie wieder irgendjemandem etwas tun“. Ignaz drehte sich um, schritt in der Halle umher, breitete die Arme aus und sagte:“ das hier ist übrigens der Schatz, dieses Schloss, und du kannst darinnen herrschen, als König. Du kannst gutes bewirken, Helfen, regieren, wie es dir gefällt. Das ist die Belohnung für dich“. Ungläubig schaut Crispin den Mann an und wusste nicht was er sagen sollte. Es war alles so unglaublich und so unbegreiflich. „Das muss ich erst einmal verdauen und mir darüber Gedanken machen“, sagte er und setzte sich auf den nächst bestem Stuhl. „Du hast alle Zeit der Welt, Crispin“, erwiderte Ignaz und sie setzten sich an einen bereits mit Essen und Trinken gedeckten Tisch und redeten die ganze Nacht.

 

 

 

 

 

 

Einen Monat später:

Crispin wurde zu Hause herzlichst willkommen und alle bejubelten und beglückwünschten ihn zum Sieg. Das Dorf war wieder hergerichtet wie früher, jeder ging seinem Tagewerk nach und Crispin wurde nie mehr verspottet oder geärgert.

Saulus war für immer besiegt und er wurde nie mehr wieder gesehen, seine Burg verfiel und die Ritter waren verstreut im ganzen Lande. Das heruntergekommene, verdreckte Dorf wurde Saniert, erneuert, die Menschen wurden von ihren Krankheiten geheilt und bekamen Arbeit. Sie bewirtschafteten eigene Länder und eigene Höfe und sie waren glücklich und gesund.

Ignaz herrschte weiterhin als guter Zauberer in dem Schloss und alle Freunde von Crispin kamen ihn hin und wieder in seinem Dorfe besuchen.

Alle lebten froh und zufrieden miteinander und lange, lange Zeit gab es kein Streit und Krieg mehr.

Und diese Geschichte, das Abenteuer von dem Jungen, das wurde niedergeschrieben und für die Nachwelt festgehalten.

 

 

 

 

 

 

Ende

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das leben in den vier Wäldern

 

Es war zu einer Zeit, wo es noch gutes und böses gab, wo manche Menschen noch in Eintracht miteinander lebten und von dem bösen weit entfernt waren. In dieser Zeit gab es noch Zauberei und die seltsamsten Dinge. Es gab Wesen, von denen noch nie jemand zuvor gehört hatte, oder geschweige, sie überhaupt gesehen hatte. In dieser Zeit gab es vier unterschiedliche Wälder, in denen die Menschen und Wesen lebten. Einer lag im Norden, einer im Osten, einer im Westen und einer im Süden.

In jedem teil des Landes lebten die Völker in ihren Dörfern. Entweder irgendwo mitten im Wald, oder am Rande des Waldes. Manche lebten friedlich nebeneinander her und einige wussten auch gar nichts von der Existenz des anderen.

Im Norden lebten friedvolle Menschen. Sie waren sehr glücklich, immer freundlich zu fremden, kannten keinen Hass und keinen Krieg. Sie bebauten ihre Felder mit Obst und Gemüse, bewirtschafteten ihre Höfe, feierten fröhliche Feste und verließen selten ihre Heimat. Sie lebten Glücklich, Zufrieden und in vollkommener Harmonie miteinander. Niemals dachten sie, dass ihnen irgendwann, eines Tages einmal etwas Böses zu stoßen würde. Nein, solche Gedanken kannten sie eigentlich nicht.

Im Osten aber lebten ganz andere Menschen. Dort herrschte das genaue Gegenteil von dem, was es im Norden gab. Dort waren die Menschen in zwei arten aufgeteilt. Die armen Menschen wohnten in zerfallenen Hütten und der Gestank und Dreck von ihnen vertrieb jedes Lebewesen, das dem Dorf zu nahe kam. Sie hatten unzählige Krankheiten und kaum wurde ein Kind älter als Zehn Jahre. Vorher starb es eher an irgendeiner Krankheit, gegen der niemand etwas tun konnte. Die alten unter ihnen waren so gebrechlich, das sie sich noch kaum wehren konnten, wenn sie sich verteidigen mussten. Und das mussten sie sehr oft, nämlich gegen die besseren Menschen, die hoch oben auf einer Burg lebten, die hoch oben auf einem Felsen am Rande der Grenze empor ragte. Sie kannten nur Hass und Krieg. Sie töteten die armen Menschen aus Spaß und Langeweile, kassierten Pacht, die kaum selten bezahlt werden konnte und verbreiteten Angst und Schrecken in ihrem teil des Landes und sogar manchmal darüber hinaus. Über das alles Herrschte ein grausamer Mann mit Namens Saulus. Er hatte nur böses im sinne und wollte nur eines, die Macht über alles und jeden, über das ganze Land, um jeden Preis. Dafür war er bereit, alles zu tun. Er hatte sogar Zauberkraft, die er immer dann einsetzte, wenn er es für nötig hielt. Niemand hoffte zu wagen, dass er eines Tages für immer verschwinden würde und dass dann alles wieder gut werden würde.

Im Westen lebten Elfen, Trolle, Gnome, Kobolde, Feen und viele andere geheimnisvolle Lebewesen. Sie wohnten in Höhlen, in Bäumen oder unter der Erde. Die meisten taten eigentlich niemandem ernsthaft etwas zu leide, sie jagten den Menschen nur etwas Angst ein, verjagten sie, warfen ihnen Steine oder Äste nach. Nur selten bekam man sie zusehen und jeder Mensch hatte irgendwie seine eigene Vorstellung von den Wesen die dort lebten. Einige erzählten sich das sie schon einmal dicht an der Grenze ein Einhorn mit einer Elfe drauf gesehen hätten. Andere wieder glaubten, dass dort auch bösartige Trolle lebten, die Menschen in ihre Höhlen zogen, wenn man ihnen zu nahe käme. Viele verschiedene Wesen lebten dort, viele wurden noch niemals gesehen und waren nur der Inhalt so mancher Geschichte, die erzählt wurde.

Lange Zeit glaubten auch viele, das einige dieser Wesen die Macht hätten, alles zu verwünschen und zu verzaubern. Deshalb kam selten einer diesem teil des Landes zu nahe, außer das er eine Abkürzung auf seiner Reise suchte und sich versehentlich dort hin verirrte. Und der Süden? Ja--- dort lebte eine Legende. Diese Legende besagte, dass irgendwo, weit versteckt und gut bewacht eine uralte Stadt, schon zerfallen und kaputt, stand. Sie verbarg einen Schatz, einen geheimnisvollen Schatz, den niemand kannte. Bewacht von Schlangen, Drachen, Monstern und Rittern. Es hieß auch, dass schon viele versucht hätten diesen Schatz zu finden, aber nie wieder heimkehrten. Eines Tages jedoch, so hieß es in den Geschichten, die sich die alten Leute am Feuer erzählten, sollte ein mutiger, junger Mann aufbrechen um diesen Schatz zu suchen. Er sollte ihn finden, zum Glück aller Menschen auf Erden und sie alle vor einem großen Unglück bewahren. Das jedoch aber war nur eine Legende, eine Geschichte die seit uralten Zeiten weiter erzählt wurde, abends am Feuer, von Mann zu Mann, Jahr um Jahr. Sie war geschrieben von Menschenhand, in den Steinen von Tamalien, hieß es auch. Sucht sie, lest sie und bewundert sie!

 

 

Das Leben im Osten

 Weit im Osten, an der Grenze, da wo sich der Berg Talmana hoch in die Wolken empor schwingt, kroch der Gestank von Dreck, Abfall und Tod über die Erde und Gräser. Verweste Tiere lagen verstreut in allen Richtungen, die Geier, ausgehungert und fressbegierig, kreisten über den Leichen und immer mehr ausgehungerte Menschen wurden neue Opfer vom Tot und von der gierigen Machenschaft der Menschen aus der Burg. Die Leute, die in diesem teil des Landes herrschten, nannte sich ``Das Volk von Suren``.

Sie waren grausam, böse und unerbittlich allen anderen gegenüber. Es gab aber auch arme Menschen in diesem Teil des Landes. Sie wurden von den Suren ausgenommen, umgebracht und misshandelt. Sie hatten selten genug zum Essen, waren meist krank und ihr Dorf stank schrecklich nach Verwesung und Abfall. Sie wurden nur schlicht und einfach ``Die Schändlinge`` genannt.

Hoch oben auf dem Felsen stand die Burg Majaja. Ein Anblick der Angst und Furcht, gebaut aus den stärksten Steinen der Welt, unbesiegbar und furchteinflössend. Zwei einsame, verlassene Soldaten hielten Wache am Rande des Weges, weit unten, weit entfernt von der Burg selber. Alle fünfzig Meter waren zwei weitere Wachsoldaten aufgestellt. Vor dem Tor selbst, das groß und gewaltig hervorragte, hielten vier große, starke Männer die Wache. Schon dort konnte man das Lachen und grölen hören, das von den Rittern und den Gefangenen runter hallte. Es wurde gefeiert, wie jeden Tag es bei ihnen üblich war, einen Grund dafür fanden sie immer. Sie aßen Speck, Puten und gebratene Vögel, tranken Wein und den besten Rum den sie bekommen konnten. Alle amüsierten sich mit den Gefangenen, rauften sich und hatten Spaß mit den Frauen die sie unterwegs entführten und einfach mit sich nahmen.Wenn man durch das Tor hindurch kam, betrat man einen großen Hof, der mit alten Steinen gepflastert war. Es gab viele Fenster und viele Türen, aber keinen einzigen Baum oder auch nur einen einzigen Strauch auf dem ganzen Hof. Die herrlichsten Pferde standen in den Ställen, die prachtvollsten Hunde, ausgebildet zum töten, lagen im Hof. Wenn man die Burg betrat, kam man zuerst in eine große Halle, die dunkel und düster erschien, wenn kein Sonnenlicht herein kam. Der Raum wirkte kühl und sehr leer, bis auf die vielen Gänge und Treppen und Türen, die ins innere der Burg führten. Vereinzelt hingen Fackeln an den Wänden und ganz oben vergnügten sich die Kerle im großen Saal. Männer mit langen Haaren, dicken Bäuchen, Wurstfingern und hässlichen Narben im Gesicht. Einige von ihnen trugen schwere Rüstungen und andere waren müde von der jagt nach Gefangenen und Wild.

„ Hey Amboss, holen wir uns noch ein paar Gefangene aus dem Kerker, nur so zum vergnügen? „ fragte ein kleiner, dicker Mann einen großen, mageren Kerl. Sie grinsten und schauten sich gegenseitig an. Kurz darauf wurde ein Diener in den Keller geschickt, um zwei Gefangene nach oben zu holen. Er kam mit zwei schwachen Männern aus dem Dorfe wieder, die verdreckt, abgemagert waren und elendig stanken. Sie waren schwach, konnten kaum laufen oder geschweige richtig stehen. Sie waren zu geschwächt von ihren Krankheiten und die Wunden die sie hatten, eiterten. Ihre Haare waren übersät mit Läusen und anderem Ungeziefer, es war wahrlich kein schöner Anblick, wie sie da so standen. Mit einem Fußtritt wurden sie die Treppen hinauf getreten und mit einem weiterem tritt in den Saal gestoßen. Sie landeten Bäuchlings vor der Horde von Rittern. Alle lachten sie und amüsierten sich über das Missgeschick der Gefangenen. Einer der Männer stieß sie in die Rippen, ein anderer schwang eine Peitsche über ihre Köpfe und lachte.

„ Was denn, ist es so bequem auf dem Fußboden, das ihr nicht mehr aufstehen wollt? Na los, hoch mit euch oder wir helfen nach, ihr Drecksgesindel‚’’ rief einer der Männer und lachte erneut. Einer der Männer spuckte vor ihnen aus und freute sich darüber, dass er es getan hatte. Die Männer versuchten mühevoll und verzweifelt aufzustehen und als sie es geschafft hatten, stand ihnen die Angst im Gesicht geschrieben. Ein Ritter warf sein aus gekautes essen und ein paar Knochen vor den Männern auf den Boden. ‚’’ Da, friss du alter Satansbraten ‚’’. Es wurde Gegrölt, gelacht und geschrieen. Alle Ritter und Soldaten empfanden das Spektakel als lustig und erfreulich, so Grausam waren sie alle. „ Friss schon, habe ich gesagt, oder willst du lieber das ich dich aufspieße und den Hunden zum fraß vorwerfe? `` sagte einer der Soldaten.

Mit mühe bückte sich einer der kranken Männer und versuchte das Essen aufzuheben. Im selben Moment bekamen sie Fußtritte, so dass sie gleich wieder hinfielen. „ Von hinlegen war aber nicht die Rede ``, rief der Soldat erneut. Er drückte sein Schwert in dessen Rücken und pfiff einmal ganz laut. „ Es wird mir zu langweilig mit euch `, sagte er. Auf ein pfiff hin sprangen zwei Hunde auf und vielen über die armen, hilflosen Männer her. Im nu waren sie tot, zerfleischt und angefressen von den brutalen Hunden. Ihre Überreste wurden einfach aus dem Fenster geworfen, als wären sie nur Abfall. Noch lange wurde getrunken, gegessen und gelacht. Und während alle ihren Spaß hatten, grübelte hoch oben in einem Turm alleine ein Mann vor sich her und blickte verloren aus dem Turmfenster. Er beobachtete einen Falken, der kreischend seine Bahnen am Himmel zog. Der Man nahm nur ganz schwach das Gegröle und lachen war, das in seiner Burg verhallte, er sinnte über etwas nach, dass ihm sehr wichtig war und schon bald vieles verändern sollte. Dieser jemand war Saulus, der Herrscher über diese Ritter und, so wie er es selber sagte, auch über die armen, kranken Menschen in seinem teil des Landes. Er grübelte über etwas nach, von dem er hoffte, dass es ihm mehr Macht verschaffen würde. Er war so gierig, er wollte die absolute Macht über alles und jeden, auch von den anderen Menschen über die er noch nicht Herrschte. Dazu war ihm jedes Mittel recht und er würde sich das verschaffen, was er wollte, egal wie!

 

Das Dorf Grünauen

 Zur selben Zeit im Norden:Im friedlicherem teil des Landes lebten die Grünlinge in ihrem Dorf Grünauen.

   Die Flüsse und Bäche rauschten dort ruhig ihres Weges, das Wasser war so klar wie nirgends wo anders und die Sonne schien auf grüne, saftige Wiesen und Bäume. Die Blumen blühten so herrlich und dufteten so rein, das man einfach stehen blieb um sie zu bewundern. Die Tiere des Waldes waren friedlich und so zutraulich, dass sie manchmal sogar bis zu den Weiden vorkamen. Es lagen auch keine Leichen Rum und es stank auch nicht nach Abfall oder Dreck. Nein, hier im Dorf lebten freundliche Menschen die sich liebten und immer fröhlich waren. Sie hatten schöne Häuser, wunderbare Felder auf denen Obst und Gemüse prächtig wuchsen und die Kinder waren gut erzogen und immer freundlich zu fremden.

Heute war ein besonderer Tag. Es war Sommeranfang. Er wurde jedes Jahr mit einem großen Fest gefeiert und alle Menschen waren schon Tage zuvor fleißig auf den Beinen. Sie sammelten Holz für ein großes Feuer, schmückten die Häuser und Wiesen und bereiteten Essen und Getränke vor. Sie machten Spiele, übten Lieder und probten kleine Theaterstücke. Kleine Kinder rannten vergnügt durch die Gegend und lachten und tobten. Die Frauen liefen kichernd und aufgeregt von Haus zu Haus, bepackt mit ihren leckeren, selbstgebackenen Kuchen, tauschten Rezepte aus und bewunderten die Männer bei ihrer Arbeit. Diese wiederum gaben ihr bestes, damit die Frauen sie auch für ihre schwere Arbeit bewunderten. Als alles dann endlich vorbereitet war und der große Tag näher rückte, versammelten sie sich alle am Abend zuvor auf dem Dorfplatz, zündeten das Feuer an und begrüßten um Mitternacht den Sommer mit einem großen Feuerwerk. Aufgeregte Kinder rannten lachend und juchzend um das Feuer herum und der Himmel war erleuchtet von dem hellen Schein des Feuers. Die funken sprühten und überall im Dorf war das knallen der Raketen zu hören.

Einer der Männer sorgte die ganze Nacht dafür, dass das Feuer nicht ausging, sondern lange brannte und genug wärme abgab. Nach den ersten aufgeregten Minuten sangen sie alle ein fröhliches Sommerlied und tanzten um das Feuer herum. Danach setzten sie sich alle gemeinsam an große Tische, die zuvor auf dem Dorfplatz zusammen getragen wurden. Sie tranken Wein, Tee und Säfte, aßen Salate, Fleisch, Kartoffeln, Pasteten und Kuchen. Es wurde viel gelacht, geredet und es ging sehr lustig zu. Durch Laternen, Lampions und dem Feuer war es taghell auf dem ganzen Platz. Die Kinder spielten Fangen und Ringelrein und keiner sagte ihnen in dieser Nacht sie sollten ins Bett gehen, nein, heute durfte jeder so lange wach bleiben wie er wollte.Am Rande des Platzes war eine Bühne aufgebaut, auf der nun ein roter Vorhang aufging. Der Bürgermeister eröffnete das ganze mit einer langweiligen Rede und er merkte noch nicht einmal, dass es niemand hören wollte, was er zu sagen hatte. Alle warteten nur darauf, dass es endlich losging. Drei schöne Frauen mit Gitarren warteten darauf, dass sie mit ihrer Aufführung anfangen konnten. Sie sangen ein Lied, das man nur in diesem Dorfe kannte. Es wurde von Generation zu Generation weiter gegeben und war wunderschön.

Mit einem donnernden Applaus wurden die Frauen für ihren Gesang belohnt. Nach ihnen trat ein junger Mann auf die Bühne, mit einem Stock, spitzem Hut und einem langem, glänzendem Gewand. Er wollte einstudierte Zaubertricks vorführen und hielt der wartenden Menge seinen Zylinder hin. „Ich Zaubere euch nun ein weißes Kaninchen aus dem völlig leeren Hut. `` Er zeigte seinen Hut rum, damit die Leute sehen konnten, das er auch wirklich leer war. Drei mal schwingt er seinen Zauberstab um den Hut herum, sprach eine Formel und haute dann auf den Hut. Aber nichts tat sich. Er versuchte es ein zweites Mal, ein drittes mal, doch es erschien kein einziges Kaninchen. Einige Leute fingen an zu lachen. 

„Oh, Jack, was soll das sein, was du da tust? Wir warten nun schon eine weile auf deine tollen Tricks wann fängst du denn endlich an``? Jack wurde ganz rot und verlegen. „Das verstehe ich nicht. Bei den Proben hat alles so gut geklappt. Ich zeige euch einfach mein neuen Kartentrick, der klappt bestimmt`. Jack war aufgeregt und betete leise dafür, dass der nächste Trick klappen möge. Wie aus dem nichts erschien dann auch sogleich ein Kartenspiel in seiner rechten Hand. Er lies sie wieder verschwinden und wieder erscheinen, lies sie seine Schulter rauf und runter laufen und zog eine Karte nach der anderen aus der Luft. Das war leider auch der einzige Trick, der richtig funktionierte, zu seinem bedauern. Seine Papierblumen aus dem Hut zerfielen in Einzelstücke, einen zersägten Mann konnte er nicht vorführen, da sich niemand freiwillig meldete und der Dressierte Hund, der Kunststücke vorführen sollte, lief ihm davon, so das Jack ihm nachlaufen musste. Alle Menschen lachten bereits über seine Missgeschicke und über seine Hilflosigkeit. Enttäuscht und mit hochrotem Kopf verlies er die Bühne. Einige schauten ihn mitleidig hinterher, aber die meisten lachten einfach nur. Nach ihm kam ein älterer Mann, der Witze erzählte, sehr kurze zwar, aber dafür waren sie recht lustig. Schon bald lachte die menge und keiner konnte abwarten, wie der nächste Witz wohl lautete. Einer führte Akrobatische Kunststücke vor und ein junges Mädchen erfreute die Leute mit weiterem Gesang. Kinder führten etwas auf und nach einem kurzen Theaterstück erzählte ein alter Mann die Geschichte von der Legende.

 „... ja, und dieser Mann wird uns allen Glück bringen und den Schatz finden``, endete der Mann seine Erzählung. „Glaubst du daran, Maria? ``, fragte eine Frau an einem der Tische ihre Nachbarin. „Oh, ich weiß nicht so recht. Das klingt einfach zu schön um wahr zu sein. Aber, was soll sonst eigentlich im Süden sein? Im Westen sind die Feen, Trolle und Elfen, dann gibt es uns und im Osten ist der Tot, das Elend und der Schrecken zu Hause. ``„Ja Maria, du hast recht. Was mag da wohl sein! Wenn es jeden falls ein schöner Prinz ist, dieser Held, dann kann er gerne einmal hier vorbei kommen. Ich würde ihn dann jedenfalls nicht wegschicken. `` Die beiden Frauen lachten und träumten weiter von ihrem Traummann und von der Legende. „Auf, auf, ihr lieben Leute! Auf zum Tanze! ``, rief ein dicker Mann, der der Bürgermeister des Dorfes war. Es ertönte laute, fröhliche Musik und sofort standen alle Menschen auf und tanzten und sangen die ganze Nacht hindurch, bis es hell wurde. Es war ein sehr fröhliches Miteinander und niemand war zum streit aufgelegt oder hatte in dieser Nacht böse Gedanken. Als dann irgendwann am frühen Morgen endlich auch der letzte Mann und die letzte Frau im Bett waren, verglühte langsam das letzte Stück Holz auf dem großen Haufen. Unter ihnen war auch ein junger Mann mit Namen Crispin, auch er lag schon lange in seinem Bett und schlief. Er träumte und dieser Traum lies ihn sehr unruhig schlafen.

 

Der Traum

 Crispin war ein großer, dünner, unscheinbarer junger Mann von knapp zwanzig Jahren. Er war nicht besonders Stark, eher ein schwacher, magerer Junge, über den sich viele lustig machten, gerade weil er so war. Aber er sah auch gut aus. Er hatte sehr dunkle Augen und kleine Grübchen in den Wangen. Er war hoch gewachsen und seine Haare glänzten manchmal in der Sonne.

Crispin lebte mit seinen Großeltern in einem Bauernhaus seit er fünf Jahre alt war. Seine Eltern kamen durch eine schwere Krankheit ums leben und seit dem hatte er nur noch seine Großeltern. Der Junge war ihr ein und alles und sie hatten schon Angst vor dem Tag, an dem sie auch nicht mehr da sein würden. Jeden Tag half der Junge seinen Großeltern so gut er konnte, auch wenn sich manchmal einige der Männer über ihn lustig machten. Sie sagten dann, er solle aufpassen dass er nicht zu schwer hebt oder das lieber gleich seinen Opa machen lassen, der hätte wenigstens noch ein bisschen Mumm in seinen Knochen. Oft schauten ihn die Frauen auch ganz Mitleidig an und seine Großmutter gab ihn oft Trost und beistand. Ab und zu blinzelte ihm ein junges Mädchen ganz keck zu und manchmal sogar riefen sie ihm nette Worte zu, aber nur dann wenn es keiner mitbekam. Als Crispin nach dem Fest gegen Morgen ins Bett kam, müde und erschöpft vom feiern, viel er so gleich in einen tiefen Schlaf und fing an zu träumen.

In seinem Traum ging er weit fort und wanderte ziellos umher. Es war ein Traum den er immer und immer wieder Träumte. Er zog alleine und mutig durch dunkle Wälder, bestand viele Gefahren und trotzte jeder Not. Er durchwanderte Höhlen, tiefe Schluchten und große Täler. Und immer wieder erschien ihm dann ein Gesicht am Himmel, das Gesicht eines alten Mannes mit langem, weißem Bart. Er winkte ihm freundlich zu, so als ob er sagen wollte, komm nur her mein Junge, habe keine Angst. Und als Crispin dann in seinem Traum vor ihm stand, sagte der alte Mann:“

Die Legende gibt es wirklich mein Junge. Und nur du kannst sie finden, nur du kannst den Schatz finden und allen Menschen helfen. `` Und nachdem Crispin sagte er wäre zu schwach und ein Feigling, fasste er doch seinen ganzen Mut zusammen und machte sich auf die Reise um den Schatz zu suchen. Er träumte diesen Traum so oft, das er sich fragte, als er wach wurde, ob nicht doch etwas Wahres an diesem Traum wäre und an der Geschichte um dieser Legende. In seinen Träumen war er der Held und alle schauten bewundernd zu ihm auf, so wie er es sich schon lange einmal wünschte. Und auch wie sonst so oft, war er ganz nachdenklich beim Frühstück und ganz in seinen Gedanken verloren. „ Warum siehst du so nachdenklich aus, mein Junge? ``, fragte ihn sein Großvater besorgt. „ Ach, mir geht vieles durch den Kopf. Ich muss über so vieles nachdenken, ``antwortete Crispin. Und diesmal erzählte er zum ersten Mal von seinen Träumen, die jedes Mal gleich waren. Er schilderte alles ganz genau und Ausführlich. „ Warum träume ich immer wieder das gleiche? Ist es nur ein Traum oder vielleicht eine Vision? ``„In der Geschichte heißt es, das ein junger Mann kommen wird und allen hilft. Er wird den Schatz suchen und finden. Du bist jung Crispin und niemand weiß ob es diese Legende wirklich gibt oder nicht. Vielleicht solltest du den Dorf ältesten Gambil um Rat fragen, gehe am besten gleich zu ihm hin. ``, sagte der Großvater zu ihm. Den Kopf voller Gedanken und Fragen, machte Crispin sich auf den Weg zum Dorf ältesten. Er wohnte am Rande des Dorfes in einer kleinen Hütte. Auf dem Weg zu ihm traf Crispin viele Leute, die damit beschäftigt waren, das Dorf wieder zu säubern. Sie trugen schmutziges Geschirr weg, trugen die Tische und Stühle beiseite und fegten den Abfall weg.

Crispin traute sich kaum zur Tür rein, als der Greis ihm diese öffnete. Er hatte fast schon eine Glatze und ging an einem Stock, da er von Gicht und Rheuma geplagt war. „Hallo Jungchen, kann ich dir helfen? Komm nur rein! ``, rief der alte Mann. Crispin trat ein und fing auch gleich an seinen Traum zu erzählen und fragte den Mann was der Traum zu bedeuten hatte. Der alte Mann wiegte seinen Kopf hin und her und rümpfte seine spitze, von Warzen überzogene Nase. Er schien sehr nachdenklich zu sein. Dann stand er auf, ging zu einem Schrank und kehrte mit einem dicken Buch und einem kleinem Lederbeutel zurück. Du solltest immer das tun was dir dein Herz sagt, riet der alte Mann ihm. „ Mein Gefühl sagt mir nur, das alles zu aufregend ist und Angst und Ratlosigkeit. Sag du mir, was soll das alles bedeuten``? Der Mann schaute fragend aus seinem Fenster, das einen schönen Blick auf seinen Garten zeigte. Er passte richtig zu dem kleinen Häuschen und man mochte nicht glauben, dass dort ein alter Mann wohnte. Zwar war das Haus von innen nur kläglich eingerichtet, aber es war alles notwendige da, was der alte Mann brauchte. „ Wie sah der Traum aus, Crispin? ``, fragte der alte. Crispin erzählte, dass der Mann einen langen weißen Bart hatte und seine Augen wie Sterne funkelten und er wäre sehr alt gewesen. Der alte Mann blätterte wortlos in seinem Buch Rum, bis er eine Seite fand und sie aufschlug. Da war ein Bild von einem Mann mit Bart und langen Haaren.

Crispin schaute sich das Bild eine weile ganz genau an und identifizierte ihn als den aus seinen Träumen. Er las den Text, der unter dem Bild stand. Er hieß Ignaz und war ein mächtiger, guter Zauberer. Vor langer Zeit wurde er von einem bösen Magier verwünscht, und mit einem Schatz an einem Ort verbannt den niemand finden sollte. „Das verstehe ich nicht wenn es ihn also doch gibt, wie hat er es denn geschafft in meine Träume zu kommen`? ``, fragte Crispin verwirrt. „Er ist eben ein mächtiger Zauberer und sucht Erlösung``, antwortete der Greis. Der Dorf älteste schüttelte seinen gebrechlichen Kopf, nahm seinen kleinen Beutel und schüttelte ihn kräftig. Darin klapperten Knochen, die er zur Befragung und vorhersagen benutzte. Er schüttete sie in seinen knochigen Händen hin und her und klapperte mit ihnen in sämtliche Himmelsrichtungen. Leise murmelte er ein paar Worte die Crispin nicht verstand. Dann, mit einem Ruck lies der alte die Knochen auf den Tisch vor ihm fallen. Sie fielen kreuz und quer auf den Tisch, und der Greis schien in ihnen zu lesen wie in einem Buch. Hin und wieder murmelte er etwas Unverständliches und schüttelte immer wieder seinen Kopf. Zusätzlich schaute er noch in die Handinnenflächen des Jungen und fing dann an zu sprechen, mit einem sehr ernsten Unterton. „ Du musst noch heute aufbrechen zu deiner Reise. Es ist deine Bestimmung und es liegt jetzt nur noch an dir. Denn uns droht schon bald Gefahr und Unheil. Beeil dich Crispin, mach schnell. Der mächtige Ignaz hat dich ausgewählt um den Schatz zu finden und ihn zu befreien``.

Der Junge schaute den alten Mann fragend an. „ Wie ich? Du musst dich irren, doch nicht ich! Ich bin schwach, klein und nicht sehr stark, warum gerade ich und warum jetzt, `` fragte Crispin. „Darauf kann ich dir keine Antwort geben, leider. Aber ich weiß nur, dass du alleine gehen musst. Du darfst niemals umkehren, bis du am Ziel bist. Es wird gefährlich und überall lauern Gefahren. Vertraue niemandem oder überlege genau wem du vertraust``. Crispin fragte was geschehen würde wenn er nicht geht und diese Aufgabe erfüllt. „Dann droht uns Unheil und schon bald stehen wir unter der macht wie auch schon die armen Menschen im Osten, wir würden zu ihren Sklaven und es wird niemals mehr so sein wie jetzt. Keine fröhlichen Feiern mehr und keine grüne Wiesen und Felder, nein alles kommt um im Gestank und Dreck. Hier wird der Tod und die Angst zu Hause sein``. Entsetzt und nachdenklich schaute Crispin den alten an. Er dachte über das gesagte nach und entschloss sich dann zu gehen. „Na gut, ich werde es versuchen. Ich gebe mein bestes, obwohl ich nicht weiß wohin ich gehen muss oder was ich tun soll. ``. Der alte Mann nickte zufrieden und erwähnte noch, dass er auf seiner Reise gute Freunde gebrauchen könnte. Diese solle er sich gut aussuchen und sie dann mitnehmen, es wäre von Vorteil, immer einen guten Freund bei sich zu haben. Ganz nachdenklich und in seinen Gedanken verloren, ging der Junge heim zu seinen Großeltern und berichtete ihnen von dem geschehenem. Sie unterhielten sich lange darüber und beredeten alles, was nötig war. Nachdem sie zu der Übereinstimmung kamen, das alles Schicksal sei und vorherbestimmt war, packte der Junge seine Tasche für unterwegs. Eine warme Jacke, ein paar Kerzen, etwas zu essen und trinken und noch einige andere Sachen, die ihm wichtig erschienen. Lange verabschiedete er sich von seinen geliebten Großeltern und versprach ihnen, gut auf sich auf zu passen. Seine Oma weinte bitterliche Tränen und sein Großvater gab ihm noch viele gute Ratschläge, denn der Entschluss von Crispin stand nun fest. Er holte sich sein Pferd aus dem Stall, verstaute sein Gepäck und sagte noch ein letztes Mal Lebewohl, ohne noch groß darüber nachzudenken ob es auch wirklich das richtige war, was er da tat. Schon bei der nächsten Ecke blieb er dann doch stehen und schaute doch noch einmal zurück. Was ist wenn beiden etwas passiert, wer hilft ihnen dann? Oder wenn mir etwas zustößt dann ist Großmutter sehr traurig!

Aufgewühlt von so vielem neuen überdachte der Junge sich das ganze noch einmal. Aber dann kamen ihn die anderen in den Sinn, alle die ihn immer ein Feigling und Angsthasen nannten. Sie würden sich wundern, ja. Und dann würde keiner mehr sagen dass er sich nichts zu trauen würde. Crispin nahm all seinen Mut zusammen und ritt los. Aus dem Dorfe hinaus und das Geflüster der anderen und ihre verwunderten Blicke in seinem Rücken. Stolz auf sich selbst und mit gewisser Unruhe in sich, ritt er auf den Wald zu und schon bald hatte er das Dorf hinter sich gelassen.

 

Wo das Böse regiert

Man konnte sie schon von weitem hören. Ihr Geschrei, das Brüllen und ihr Gelächter. Die Pferdehufen gruben sich in den Lehm und ihr Getrampel donnerte Meilenweit. Die Soldaten Ritten auf das Dorf zu, das von ihnen nur als Abfallhaufen bezeichnet wurde.

Die Reiter sahen in ihren Rüstungen zum fürchten aus und so wollten sie auch sein. Angst erschreckend, Furcht einflößend und zum davonlaufen. Der Gestank der ihnen aus dem erbärmlichem Dorf entgegen kam war so schlimm, dass man ihn schon von weitem roch. Es gab keine richtigen Straßen, nur Wege die von Moder und Dreck überzogen waren. Die Ratten und anderes Ungeziefer tummelten sich und ernährten sich vom Abfall, der überall verstreut war.

Die armen, ausgehungerten und kranken Menschen versteckten sich in ihren Hütten und Ställen als sie die Pferde hörten. Angst überkam sie und keiner wollte freiwillig zum Opfer ihrer Gier werden. So oft mussten sie schon miterleben, wie andere erstochen und wie die geliebten Freunde und Familien verschleppt wurden. Keiner wollte der nächste sein, alle hatten sie solche Angst vor den Reitern. Jeder einzelne von ihnen versuchte nur, sein eigenes Leben zu retten, die anderen wurden dabei Nebensache. Niemand wollte sein Leben für das eines anderen riskieren. Nach wenigen Schritten in dem Matsch blieben die Pferde stehen.  

„ Was für ein Gestank und Dreck hier. Man sollte die ganze Dreckspassage einfach beseitigen``, sagte einer der Männer. Ein kleines Kind lief verschreckt über den Weg. Seine Kleider waren dreckig und kaputt und es sah sehr Hungrig aus. Die Worte die es sprach, konnte man kaum verstehen. Eilig kam eine Mutter angerannt und nahm ihr Kind zum Schutze auf den Arm und wollte es in Sicherheit bringen. Als sie sich weg drehte bekam sie einen tritt von hinten und viel nach vorne in den Dreck. Ihr Kind weinte und die Frau bekam Angst. Eilig griff sie nach ihrem Kind und schaute flehend zu den Männern auf. Einige Soldaten lachten als die Frau in den Dreck fiel und einer fragte:“ He Weib, wo ist deine Pacht``? Sie flehte weinend den Mann an, ihr die Pacht für diesen Monat zu erlassen, da ihr Mann schwer krank sei und nicht auf dem Felde mitarbeiten könnte. Weinend zeigte sie auf ihr kleines Kind und sagte, das dass Essen jetzt schon kaum ausreichen würde.“ Auch noch Betteln? Das ist ja noch schöner! Die Pacht erlassen, wo kommen wir denn da hin. Und wo von soll unser Herr Leben, wenn jeder so Betteln würde wie du Weib? Das können wir aber schnell ändern``, sagte der Söldner und zog sein Schwert. Abfällig und verachtend schaute der Kerl auf die zwei hinab. Er und seine Männer waren schon so abgehärtet, das sie keinerlei Mitleid hatten, mit niemandem. Er wollte schon zustoßen um dem Gejammer ein Ende zu bereiten, als die Frau vor ihm in die Knie ging und weinend flehte:“ Bitte, last mir mein Leben, ich tue auch alles was ihr von mir verlangt``. Die Söldner schauten sich grinsend an und dann meinte der erste wieder:“ Na, etwas könntest du sicher tun. Vielleicht vertreibst du uns ein wenig die zeit``. Darauf hin zerrten der Kerl und einer seiner Kumpane die wehrlose Frau in eine der Hütten. Sie war vollkommen den Männern ausgeliefert und hatte absolut keine Chance gegen sie. Ihr schreien war noch weit zu hören. Keiner der Menschen im Dorf traute sich ihr zu helfen, da ihnen ihr eigenes Leben lieber war als das des anderen. Sie versteckten sich und hofften, dass die Reiter schnell wieder verschwinden würden und dass sie ihr Leben behielten.

Als die furchtbaren Männer endlich verschwunden waren, kniete das kleine Kind noch neben der Mutter, bis diese ihren letzten Atemzug getan hatte. Niemand kümmerte sich um sie und keiner machte sich die mühe die Leiche der Frau weg zu tragen oder zu begraben. Sie wurde einfach liegen gelassen. Die Reiter Hinterließen Chaos, Angst und einige Tote. Sie trieben ihre Pacht dort ein wo es etwas zu holen gab, stahlen Hühner, brachten Menschen um und Ritten mit einem schreiendem, jungen Mädchen davon. Es dauerte noch lange, bis die verschreckten Leute wieder zum Vorschein kamen und Gott um Hilfe anflehten. Sie beteten für eine bessere Welt und das diese schrecklichen Männer bald verschwinden mögen. Sie hofften auf jemanden, der ihnen aus diesem Elend raus helfen würde und der freundlich und nett sei. Eine mitleidige Frau nahm das arme, kleine Kind irgendwann von ihrer toten Mutter weg und zu sich. Die Ratten und Fliegen freuten sich über den Leichnam und so verweste der Körper und ein weiterer Gestank machte sich im Tal breit.

Schon bald waren die Reiter wieder auf der Burg und die Stallburschen versorgten die abgehetzten Pferde. Mit dem hilflosen Mädchen unterm Arm betraten sie das innere ihrer Festung. Der Anführer der Bande drückte das Mädchen einem Diener in die Hand und sagte: „Da, sie soll gebadet und neu angekleidet werden. Dann sperr sie in eines der Jungfern Zimmer. Später soll sie dann an unserem Festmahl teilnehmen ``. Wortlos verschwand der treue Diener mit dem ängstlichen Mädchen die Treppen rauf. Sie wusste, sie hatte keine Chance wenn sie sich wehrte. Bange schaute sie sich in der Burg um und hoffte, dass niemand ihr etwas tun würde. Selbst der Diener, der auch nur ein besserer Sklave war, hatte etwas Mitleid mit dem Mädchen. Er hatte schon so oft Mädchen und Frauen, sogar Kinder kommen und gehen sehen, aber er wagte es nicht auch nur einer von ihnen zu helfen. Er wusste dass er dann nicht mehr lange zu leben hatte. Also blieb er stumm und tat, was man ihm auftrug. Ein kleiner Zwerg mit Holzbein und triefender Nase kam gehumpelt und blieb vor einem der Männer stehen. „Ihr sollt umgehend zum Meister kommen, alleine``! „ Warum``, fragte der Mann den Zwerg. „Ich weiß es nicht, mein Herr``, antwortete der kleine Kerl. Franziskus, so hieß der Ritter, ging einen dunklen Flur entlang, eine schmale Wendeltreppe rauf und wieder einen Gang entlang, bis er vor einer schweren alten Holztür stand. Nachdem er angeklopft hatte, hörte er schwere, schlurfende Schritte. Die Tür ging mit einem knarren auf und vor ihm stand ein großer Mann mit einer glänzenden, schwarzen Rüstung. Seine langen schwarzen Haare wurden schon an einigen Stellen leicht grau. Seine Augen schauten so scharf wie die eines Falken und sein Körper war überseht mit Muskeln. Seine rechte Hand versteckte er unter einem Eisenhandschuh, da sie seit Jahren verstümmelt war, aber darüber sprach er nicht gerne. An der Seite seiner Rüstung hängte das beste Schwert und er machte einen fürchterlichen Eindruck. Mit einer lauten, kräftigen Stimme fragte er, ob seine Leute die Pacht eingetrieben hätten.

„ Wir sollten etwas gegen diesen Abschaum tun, Herr. Sie sind nur eine Last für uns. Sie wehren sich, stinken und haben oft nicht das Geld was ihr verlangt``, antwortete Franziskus. Der Mann in der Rüstung stand in seinem Zimmer am Fenster und schaute hinaus. >>Später Franziskus, später. Jetzt müssen wir erst einmal etwas Wichtigeres besprechen. Komm herein und schließe die Tür hinter dir. Ich will die ganze Macht hier haben, alles soll mir gehören. Ich will die Herrschaft über das ganze Land haben und dazu brauche ich den Schatz von diesem alten Greis von Ignaz. Er liegt irgendwo im Süden versteckt, ich weiß nicht wo, aber ihr müsst mit euren besten Männern los reiten und ihn finden. Er hat unbeschreiblich viel macht und er kann mir zur Weltherrschaft verhelfen. Wenn ich ihn bekomme, werde ich mittels meiner Macht unsterblich und für immer wird alles mir gehören und alle stehen unter meinem Bahn. Jeder auf dieser Welt wird mein Sklave sein und es wird für immer Dunkelheit und Krieg herrschen. Ihr sollt dafür auch Fürstlich belohnt werden, es soll nicht zu eurem Nachteil sein<<. Er lachte leise und stellte sich vor wie es sein würde. Eine gute Stunde lang redeten und planten sie alles weitere. Mit den Worten alle zu vernichten die ihnen in die quere kämen und sich von nichts aufhalten zu lassen, entließ der Herr seinen Ritter.

Franziskus war der beste Mann von allen und auch der stärkste den man gebrauchen konnte, wenn man etwas durchsetzen wollte. Er war groß gewachsen, circa 1.90 Meter hoch und von kräftiger Statur, aber nicht dick oder schwer Muskel bepackt. Seine schwarzen, langen Haare vielen ihm strähnig und fettig bis auf die Schultern und seine Augen ließen einen vor Angst erstarren. Seine Stirn zierte eine große, rote Narbe, die er sich im Kampfe holte. Franziskus ging nun und trommelte seine besten Leute zusammen, lies für alle Proviant für unterwegs einpacken und legte seine beste Rüstung an. Sie nahmen ihre Schwerter und bestiegen ihre besten Reitpferde. Franziskus war nicht der Mensch, der groß nach einem Grund fragte oder nach einem wieso und warum, er tat einfach das, was man ihm befahl. >> Auf Leute! Machen wir uns bereit für eine lange Reise<<, rief er seinen Männern zu und dann ritten sie auch schon los. Auf einen ungewissen ritt, denn keiner wusste was auf sie zukommen würde oder wie lange die Reise dauern würde und wo sie hin führen sollte. Keiner der Männer fragte lange nach wo die Reise hin gehen sollte oder was der Grund dafür sei. Sie alle gehorchten blindlings und folgten ihrem Boss. Noch lange stand der `Meister` an seinem Fenster und schaute ihnen nach, auch noch, als sie schon längst am Horizont verschwunden waren. Er schickte seinen Spion, den Falken hinterher, um vom Himmel aus alles für ihn zu beobachten und leise murmelte er:>> Bald hat deine letzte Stunde geschlagen, Ignaz. Schon bald wird dein Schatz mir gehören und du wirst nie wieder kehren. Ich alleine werde die Macht haben. << Und er lachte und freute sich schon im Voraus. Aber plötzlich erschien wie aus dem Nichts ein Gesicht an der Wand und eine Stimme sagte:>> Freue dich nicht zu früh Saulus. Auch ich habe jemanden gefunden der mir hilft. Er wird mich befreien und dann ist es mit dir aus und vorbei. Es wird endgültig Frieden herrschen auf der Welt und es wird keinen Hunger mehr geben. << Entsetzt drehte sich der Mann mit Namen Saulus um und sah das Gesicht an der Steinmauer hinter ihm. Bevor er etwas erwidern konnte, war das Gesicht auch schon wieder verschwunden. Vor Wut brüllte Saulus los. >> Ignaz, du! Wie kannst du es wagen. Er schmiss einen Kerzenleuchter an die Wand, gerade da wo eben noch das Gesicht war. Schmetternd viel dieser zu Boden und hinterließ Wachsspuren. Außer sich überlegte Saulus, was er nun tun sollte und schritt Stunde um Stunde in seiner Kammer umher. Er würde einen Plan schmieden müssen und sich gut überlegen, was zu tun sei. Wenn dieser Ignaz tatsächlich jemanden hatte, der ihm half und vielleicht sogar befreien würde, dann hieß es, das es diesen Schatz tatsächlich gab und aber auch, das es ein Kampf geben würde, um gut und böse. Er musste versuchen, als erster am Ziel zu sein. Besser gesagt, seine Männer, bevor dieser ``Retter’’ als erster da war. Lange dachte er drüber nach und irgendwann hatte er eine Idee.

 

 

Beginn einer langen Reise

Als Crispin zu seinem Abenteuer Los ritt, hatte er die Blicke der Nachbarn im Rücken. Ihm war flau im Magen und er hatte etwas angst vor dem, was vor ihm lag, da er nicht wusste, was alles auf ihm zukam.

Er sollte auf seiner langen Reise vielen Menschen, Tieren und anderen Lebewesen begegnen, viele Abenteuer bestehen und Orte kennen lernen, von denen er noch nie gehörte hatte. Er musste viele Prüfungen bestehen und sollte gute Freunde finden, aber auch böse Gegner. Es sollte eine lange Reise werden, von der er später noch lange zu erzählen hatte. Sein erster ritt führte ihn erst einmal auf den Wald zu. Er kam an grünen Wiesen vorbei und die Rehe blieben stehen und schauten ihm nach. Lange ritt er einen schmalen Weg direkt am Walde entlang, denn das kam ihm am sichersten vor. Obwohl der Wald dunkel und finster aussah, hörte er wie lieblich die Vögel sangen. In der nähe plätscherte ein Bach und die Eichhörnchen sprangen von Ast zu Ast. Irgendwann kreuzte ein scheuer Fuchs seinen Weg und hin und wieder begegnete er Wanderern und Reisenden. Die Sonne brannte am Himmel und es schien ein schöner Tag zu werden. Wenn es nicht ein so wichtiger Ritt wäre, denn hätte der Ausflug richtig toll und schön sein können, aber Crispin hatte immer einen Gedanken an das Ungewisse, das irgendwo auf ihn lauerte. Nach einer guten Stunde kam ein schmaler Pfad, der direkt in den Wald führte. Er war zwar dunkel, aber es schien genug Licht, damit man den Weg sehen konnte. Plötzlich bemerkte der Junge einen alten Mann am Wegesrand. Er sah krank und hungrig aus. Der alte bettelte um ein Stück trocken Brot und streckte seine knochigen Hände nach dem Jungen aus. Crispin hatte Mitleid mit dem alten und teilte sein bisschen Essen mit ihm, dann überlegte er, ob er den Weg in den Wald nehmen sollte oder nicht. Der Weg schien nur gerade aus zu führen, es gab weit und breit keine sichtbaren Abzweigungen oder Wege und dennoch entschloss sich Crispin ihn zu nehmen. Schließlich kann ich nicht immer nur gerade aus reiten, dachte er sich. Er hörte noch die dankbaren Worte des alten hinter sich, als er bereits einige Meter geritten war. Und so ritt er, scheinbar, Stunden lang weiter, ohne auch nur einen einzigen Weg zu finden. Der Wald schien Menschenleer zu sein und der Junge wäre am liebsten wieder umgekehrt, wenn ihm die Worte von dem alten Mann nicht wieder einfielen. Er durfte nicht umkehren oder zurückgehen, also ritt er weiter. Beim nächsten Weg würde er vorher besser nachdenken, ob er ihn nehmen sollte oder nicht.

Als der Tag sich neigte und die Sonne etwas kühler wurde und die ersten Wolken am Himmel herauf zogen, verlor Crispin bereits zum aller ersten mal seinen Mut. Stundenlang, so schien es ihm, ritt er nur gerade aus ohne jemanden zu sehen, außer einige einzelne Bettler am Wegesrand. Er blieb stehen und gönnte sich und seinem Pferd eine Pause. Crispin nahm einen kleinen Schluck Wasser und gab auch seinem Pferd etwas davon ab. Er schaute sich in dem Wald um, sah nach links und rechts, als plötzlich ein Dachs aus dem Wald kam, gerade auf ihn zu. Das Tier blieb vor ihm stehen und schaute ihn neugierig an. Verwundert sah Crispin das Tier an und fragte sich, warum es ihn wohl so anstarrte.

>> He, du. Was ist mir dir los? Was machst du für ein Gesicht und warum nimmst du nicht einmal einen anderen Weg, außer diesen einen<<? Fragte ihn plötzlich das Tier. Erschrocken schaute Crispin das Tier an. Sprach da gerade etwa ein Dachs mit ihm? Aber das ging doch nicht. Tiere können nicht sprechen! >> Hast du gerade etwas gesagt? << fragte er das Tier. >> Ja, wieso? << wollte er wissen. >> Aber Tiere können nicht reden<< sagte Crispin. >> Aber natürlich können sie das. Ihr Menschen achtet da nur nie drauf. Ihr seid immer soviel mit euch selbst beschäftigt, dass ihr alles andere fast wieder vergessen habt. Ihr seht und hört nur noch Dinge, die für euch selbstverständlich sind. Und, warum nimmst du keinen anderen Weg, habe ich dich gefragt. Ich folge dir schon einen ganze weile und ich habe gemerkt, das du nur gerade aus reitest. Wieso? << >> Es gibt doch keine anderen Wege hier. Ich suche schon seit Stunden, aber ich finde nirgends eine Abzweigung. Und umkehren kann ich auch nicht.

<< Mutlos schaute der junge Mann um sich. >> Ach was, es gibt doch genug Wege hier. Mache doch einmal deine Augen richtig auf dann siehst du sie auch. Es ist nicht alles so wie es scheint. << Mit diesen Worten verschwand der Dachs noch ehe Crispin etwas sagen konnte. Er rief ihm noch hinterher und wollte wissen was er damit gemeint hatte, voller Wege! Wie hat der Dachs das gemeint? Augen auf machen, das tat er doch die ganze Zeit. Und wo sollten diese Wege sein, von denen er redete? Crispin verstand das nicht. Er hätte doch gesehen, wenn da irgendwo Wege gewesen wären. Oder vielleicht doch nicht? Schließlich ist sein Traum ja auch wahr geworden und gerade redete er tatsächlich mit einem Dachs. Warum also sollte das Tier da nicht auch Recht haben, fragte er sich selbst. Crispin beschloss, sich noch etwas um zu sehen. Zu Fuß ging er ein paar Schritte, bis er merkte, dass er total müde war. Wenn er erst einmal ein kleines Nickerchen halten würde, dann würde das bestimmt nichts schaden, dachte er sich und legte sich bei seinem Pferd ins Gras und schlief sofort ein. Als er wieder erwachte, war es schon Stock dunkel. Es war finstere Nacht und vollkommen ruhig um ihn herum. Im ersten Moment wusste er nicht, wo er war. Es war so finster, das er absolut nichts sehen konnte und die stille um ihn herum war auch nicht gerade ermutigend. Er nahm sich eine Kerze aus der Tasche und zündete sie an. Nachdem es durch den Schein der Kerze etwas heller geworden war, konnte der Junge einige Bäume erkennen. Aus der nähe konnte er ein Pferd hören, sein Pferd, wie er kurz darauf feststellte. Es stand rechts von ihm, auf einem breiten, festen Weg. Und mit einem Mal fiel es ihm wieder ein was er hier machte. Und die Worte von dem Dachs fielen ihm auch wieder ein. Also hatte er doch Recht, es gab andere Wege. Aber warum hatte er sie nicht schon eher gesehen? Vielleicht konnte man sie ja auch nur im dunklen sehen oder dann, wenn man sie nicht sucht, wie jetzt gerade. Crispin nahm seine Tasche und ging zu seinem Pferd, das ganz in der nähe stand. Als er ein paar Schritte tat, merkte er, das dass Tier doch weiter weg war als es ihm zuerst schien. Aber nach einer weile, mit jedem Schritt mehr, je weiter er ging, schien das Tier immer weiter weg zu sein. Er erreichte es einfach nicht, egal wie schnell er ging und auch wenn das Pferd sich gar nicht von der stelle weg bewegte. Was soll das, was passiert hier, fragte er sich ganz verwundert. Irgendwann schien es ihm ganz unmöglich, zu dem Tier zu kommen und blieb stehen um zu überlegen was er als nächstes tun sollte.

Plötzlich hörte er ein leises raunen. Crispin hörte genauer hin, und da, schon wieder. Jemand rief ganz leise. Es hörte sich an wie ‚ pssst´ oder‚ huhuhu´. Er drehte sich im Kreis, um zu sehen von wo das Geräusch kam. Und da, im Dickicht schien ein kleines Licht das sich auf der stelle bewegte. Es flackerte so lustig umher, das Crispin unbedingt wissen wollte was das war, also beschloss er, nachsehen zu gehen. Crispin hatte mühe, dem Licht zu folgen. Es war ein so schönes leuchten, ein strahlen und ein funkeln das auf einmal auf ihn zukam. Als es direkt vor ihm war, blieb es in der Luft stehen und verwandelte sich in eine Gestalt. Vor dem Jungen stand nun eine wunderschöne Frau. Sie hatte ein langes, strahlendes Kleid an, das im dunklem zu leuchten schien. Ihre langen schwarzen Haare vielen lockig über die Schultern und ihre Augen glänzten so schön wie der Mond im Abendsee. Die Haut schien wie Pergament so dünn und der leuchtend rote Mund verlockte zum küssen. Um sie herum erstrahlte alles im hellen Licht und verführerisch winkte sie den Jungen zu sich. Geblendet von so viel Schönheit dachte Crispin nicht nach und folgte ihr in den Wald hinein. Noch niemals zuvor hatte der Junge eine so schöne Frau gesehen, sie war einfach unbeschreiblich schön. Die unbekannte Schönhit aber lief tiefer in das Dickicht und immer wieder winkte sie ihm mit ihrem verführerischem lächeln zu. Crispin lief ihr immer weiter nach, tiefer in den Wald hinein und schon bald hatte er sein Pferd vergessen und seine Aufgabe und alles andere um ihn herum. Er war so berauscht von der Frau, das er sie unbedingt einholen musste, es schien nichts Wichtigeres zu geben. Die Bäume wurden immer dichter und undurchdringlicher und es wurde immer dunkler. Als es nun schon fast kein durchkommen mehr gab, blieb die Schönheit stehen und schaute Crispin an. Er wollte sie berühren, aber bevor seine Hand ihre Wange berühren konnte verwandelte sie sich plötzlich wieder in einen schwarzen Vogel und flog davon. Von überall jetzt, so schien es ihm, hallte ein gehässiges und schadenfrohes lachen. Crispin kam wieder zu sich und stellte fest, das er tief im Wald gefangen war und von überall her dröhnte ein lachen und grölen. Dieses lachen kam von Saulus, dem Herrscher aus dem Osten. Er besaß fast genauso viel macht wie der Zauberer Ignaz. Und als dieser ihm verkündete, das er jemanden losgeschickt hatte um ihn zu befreien, setzte Saulus nun also alles daran um diesen jemand aufzuhalten. Und das war ihm jetzt schon einmal gelungen. Der junge Mann war tief im Wald gefangen und würde da so schnell nicht mehr raus kommen. Das war einfach ein Kinderspiel mit diesem Jungchen, so einfach hatte Saulus sich das nicht gedacht. Und Crispin versuchte derweil alles, um wieder aus dem dichten Wald heraus zu kommen, aber je mehr er sich drehte und wendete, die Bäume schienen undurchdringlich zu sein.

 

Eusebius

Nachdem Crispin nun also merkte wo er war, versuchte er einen Weg aus dem Dickicht zu finden. Vergebens, wie er nach einer weile feststellte. Die Bäume waren so dicht und es war so dunkel, dass er nichts anderes sah außer Bäume und Gestrüpp. Seine Kerze hatte er schon lange verloren und es drang auch kein einziger Mondstrahl herunter. Er rief vergebens nach seinem Pferd, rief er um Hilfe, in der Hoffnung, dass ihn irgendjemand hörte und helfen würde. Aber nichts regte sich und keiner kam ihm zur Hilfe. Er versuchte schnellst möglichst einen Weg zu finden, denn er durfte seine kostbare Zeit nicht vergeuden und musste sich so schnell wie möglich wieder auf den Weg machen. Schließlich hatte er eine wichtige Aufgabe zu erledigen und er ärgerte sich, dass er sich so schnell ablenken lies und einfach irgendetwas hinterherlief, nur aus reiner Neugierde. Er hastete an Sträuchern vorbei, über Gräben und über Steine. Er stolperte, stand wieder auf, zerriss sich das Hemd und schaute sich immer wieder vergebens um. Es gab weit und breit kein Licht oder ein Steg. Nach einer langen Zeit, so kam es ihm wieder so vor, fiel Crispin erschöpft vom laufen hin. Ich finde nie wieder hier raus, sagte er sich laut und war total Hoffnungslos. Was sollte er nur tun, wenn er den Weg nicht mehr raus finden würde und was würde alles passieren wenn er nicht seine Aufgabe erfüllte? Traurig und wütend auf sich selber lies er sich fallen.

>> He du, komm doch hier her<<, sagte eine Stimme. Erschrocken schaute Crispin sich um. >> Wer spricht da? << fragte er. >> Na ich. Hier hinter dir<< sagte die Stimme wieder. Crispin drehte sich um, sah aber vor lauter Dunkelheit niemanden. >> Wo bist du denn, ich kann dich gar nicht sehen<< erwiderte er. Gleich darauf ging eine Kerze an und Crispin konnte sehen wer da vor ihm stand. Es war ein kleiner Mann, vielmehr ein Zwerg. Er reichte Crispin kaum bis zum Bauch und war total behangen mit lauter Schund und Ramsch. Der kleine Kerl trug eine rote Mütze und rote spitze Schuhe. Seine Nase war winzig klein, seine Augen aber dafür umso größer und mit denen schaute der Zwerg den Jungen jetzt sehr neugierig an. Er trippelte um ihn herum und sah den Menschen neugierig an. Ab und zu schüttelte er seinen kleinen Kopf und machte hin und wieder nur`` TZTZTZ``.

Da Crispin jetzt langsam auf der Hut war vor fremden und neuem, machte er einige Schritte zurück und sagte:>> Geh weg, las mich in ruhe<<. Mit seiner komischen Stimme erwiderte der Zwerg:>> Na hör mal! Warum bist du so unfreundlich zu mir? Ich habe dir doch nichts getan, im Gegenteil. Ich wollte dir nur helfen, denn du hast doch um Hilfe gerufen, oder nicht<<? >> Schon, habe ich. Aber wer sagt mir denn dass du in guter Absicht kommst. Vielleicht willst du mir etwas tun oder mich noch tiefer in den Wald bringen. Oder auch was ganz anderes, ich weiß es nicht. Ich kann niemandem mehr trauen<<. Crispin sah den Zwerg an und überlegte, ob er ihm trauen sollte oder nicht. >> Ich bin nicht böse, ich tue niemandem etwas, aber wenn du willst, ich kann ja wieder gehen <<, sagte der Zwerg entrüstet. >> Ich muss dir ja nicht helfen, mach doch was du willst, du Mensch du. Aber rufe bloß nicht wieder um Hilfe, noch mal komme ich nicht wieder<<. Damit drehte er sich um und stapfte maulend und schimpfend davon. Halt, rief Crispin, komm zurück. Sage mir wenigstens wie ich hier wieder raus komme, es ist sehr wichtig für mich. Sofort stand der kleine Kerl wieder vor ihm. >> Warum sollte ich dir denn jetzt noch helfen? Du wolltest doch meine Hilfe nicht, also sag warum<<. Wütend schaute er hoch. Schnell erzählte Crispin wie er in den Wald kam. Das ihn eine Schönheit hier rein gelockt hatte und dann als Vogel davon flog. Er erzählte kurz von seine Aufgabe und das er niemandem trauen könnte. >>Ich schätze mal, du hast keine andere Wahl als mir zu vertrauen. Alleine findest du hier nie wieder raus, das kann ich dir sagen<<. Der Zwerg schaute Crispin fragend an und wartete auf eine Antwort. Schließlich sagte er:>> Na gut aber wie willst du mir helfen<<? >> Na, was glaubst du denn? Ich zeige dir den Weg hier raus. Oder glaubst du etwa ich wohne hier drin<<? Fragte der Zwerg.

Nach einer weile entschloss sich der Junge, dem Zwerg zu vertrauen. Ihm blieb ja auch nichts anderes übrig. Aber so bald sie wieder auf einen Weg kommen würden, dann würde er dem Zwerg deutlich machen, das er ihn nicht mehr brauchte. Er folgte nun so gut es ging dem kleinen durch den Wald. Als sie so eine weile stumm durch das Dickicht liefen, was schwer genug war, fragte Crispin wie der Zwerg überhaupt heißen würde. >> Ich dachte schon du fragst mich gar nicht. Ich heiße Eusebius. Eusebius Knatterfeld<<. Als ob der Zwerg nur auf eine Aufforderung zum reden gewartet hätte, so fing er jetzt an wie ein Wasserfall zu quatschen. >> Ich bin übrigens ein Kobold und nicht etwa ein Zwerg, wie du vielleicht gedacht hattest. Und ich bin nicht böse und ich tue auch niemandem etwas. Ihr Menschen glaubt ja, dass alles andere was ihr nicht kennt böse ist, dass stimmt aber nicht ganz. Es gibt schon ein paar von unserer Rasse die Menschen gerne Ärgern, aber eure meisten Geschichten über uns stimmen einfach nicht. Wir Kobolde sind eigentlich Herzens gut. Wir helfen, wo wir können, darum bin ich auch gleich herbeigeeilt, als du um Hilfe gerufen hast. Ich lebe im Westen, genauso wie die Elfen, Feen, Zwerge und noch viele andere. Die Zwerge übrigens sind noch viel kleiner als wir Kobolde und sie haben lange Nasen und kleine Augen. Sie haben auch oft grüne Haare, wir dagegen können uns die Haarfarbe aussuchen wenn wir zehn Jahre alt sind. Bis dahin sind alle Weißhaarig. Die Gnome wiederum sind hässlich und oft sehr gemein. Sie wollen jeden nur ärgern und finden es toll, wenn sie jemanden einen Streich spielen können<<. Eusebius machte eine kleine Atempause, bis er mit seinem Gerede fortfuhr. Er erzählte alles über die ganzen Wesen die im Westen lebten und Crispin dachte schon, er würde nie wieder aufhören zu reden. Ab zu sagte Crispin, das es interessant war, oder das er das nicht wissen würde und gab dem Kobold recht, sofern er überhaupt zu Worte kam. Dann meinte der kleine, dass Crispin überhaupt sehr wenig Ahnung von allem hatte und fuhr mit seinen Geschichten fort. Der Kobold schien ganz genau zu wissen, wo er hin musste, denn er lief ohne einmal stehen zu bleiben und konnte dabei ganz und gar mit seinen Erzählungen weiter machen. Irgendwann jedoch sagte er endlich, dass schon bald die Grenze zu seinem Reich kommen würde. Und tatsächlich, schon bald wurden die Bäume etwas weniger und es wurde heller um ihn herum. Als man endlich wieder einiger maßen gut durch den Wald laufen konnte, ohne sich an einem Ast zu stoßen oder sich den Ärmel auf zu reißen, blieb Eusebius vor einem großen Felsen stehen. Er fing an, an dem Felsen Rum zu ruckeln und an ihm zu zerren. >> Na, stehe da nicht so Rum. Hilf mir lieber den Klotz beiseite zu schieben<< sagte der Kobold. >> Aber wozu denn, was soll das ganze<< fragte der Junge verblüfft. >>Das wirst du schon sehen, << kam die Antwort. Wie befohlen fing Crispin dann an, dem kleinen Kerl zu helfen. Sehr schnell schon fing der Fels an sich zu bewegen und bald darauf rollte er einfach beiseite. Darunter kam eine Falltür zum schein, die Eusebius öffnete und kurz seine kleine Kerze hineinhielt um nach zu sehen ob alles in Ordnung war. Unter der Falltür kam eine Leiter zum Vorschein, die in die tiefe führte. Als der Kobold die Leiter hinab steigen wollte, fragte Crispin ihn:>> Wo willst du hin und was soll das jetzt<<? >> He, schon vergessen? Du wolltest doch hier raus und ich sollte dir doch helfen. Hier lang geht es schneller und wesentlicher Trockner. Aber wenn du willst, kannst du ja auch alleine weiter gehen<<. Der Kobold blieb stehen und wartete auf eine Antwort von dem Jungen. Crispin überlegte ob er ihm nun trauen sollte oder nicht. Eigentlich wollte er keine weitere Hilfe von dem ihm, aber vielleicht würde er ihm ja wirklich von nützen sein. Auch fragte er sich, was geschehen würde, wenn er wieder alleine los ginge und sich wieder verlaufen sollte. Sicher würde niemand mehr kommen und ihm helfen. Was also sollte es schon ausmachen, wenn er dem Kobold folgte. Mehr wie Ärger konnte es nicht geben. Er vertraute seiner inneren Stimme und stieg mit dem kleinen Kerl hinab in das dunkle Loch. Als die zwei einige Stufen der Leiter runter gingen, viel die Tür über ihnen wieder polternd zu. Nun war es genauso dunkel wie zuvor. Aber im selben Moment schon ging eine Lampe an der Wand neben ihnen an. Sie verbreitete gedämpftes Licht und man konnte sehen wo man war und wo es hin ging. Die Stufen führten weit in die tiefe, ringsherum waren nur Steinerne Wand, Staub und Spinnweben. Crispin folgte Eusebius mit einem flauen Gefühl im Magen die Stufen runter, immer weiter in die tiefe hinab, es schien kein ende nehmen zu wollen. Und wenn er glaubte, sie wären fast schon unten angekommen, dann führte die Treppe um die Ecke und wieder nach oben. Überall hingen kleine Lampen oder Laternen. Nach einer schier unendlichen Zeit erschien endlich eine zweite Falltür über ihnen, die der Kobold öffnete. Crispin war ganz gespannt, was da oben wohl auf ihn wartete. Aber zum Vorschein kam ein weiterer Wald, der genauso aussah wie der vorherige. In diesem Wald aber gab es zwei Wege und einer von ihnen führte auf ein paar Felsen zu, der andere in den Wald hinein. Es sah überhaupt kein bisschen anders aus als wie zuvor und man konnte denken, dass man immer noch in dem gleichen Wald war. Crispin fragte welchen Weg sie nun nehmen würden und ob der Kobold ihn noch weiterhin begleiten würde. >> Ein Stück begleite ich dich noch, aber dann musst du alleine weiter gehen<< antwortete Eusebius. Sie gingen auf die Felsen zu und es war ungewiss, was danach kommen würde. Ohne dass er es wusste, hatte Crispin bereits seinen ersten Freund gefunden.

 

Als Franziskus mit seinen Männern los ritt, wusste er noch nicht genau, was alles auf sie zu kommen würde. Auch wusste er nicht, das sie nicht alleine waren auf der suche nach dem Schatz. Er konnte die neugierigen Fragen seiner Männer nur knapp beantworten und auch er musste zugeben, das er nicht viel mehr wusste als sie auch. Er hatte nur den Auftrag, mit jeder Hilfe, diesen Schatz zu erobern und alles zu vernichten was ihnen in die quere kommen sollte. Als sie nun aufbrachen, war es noch ein ruhiger und friedlicher Tag und der ritt verlief langsam und still. Schon bald verließen sie ihr Land und kehrten in einen Wald ein. Nach fast einem halben Tagesritt wurden die ersten Männer unruhig, sie verlangten eine Antwort. Sie wollten wissen wann die Reise enden würde und wo sie hin führen sollte. Franziskus beruhigte seine Leute und schlug ihnen erst einmal eine Rastpause vor. Schnell war ein kleines Feuer entfacht, an dem sich alle wärmten. Sie aßen Brot und Speck und tranken Rum. Sie verfielen in einem anregenden Geplauder und hin und wieder horchte einer der Männer auf, so als ob er etwas hören würde. Und doch, war da nicht eine Stimme gewesen die laut rief? Einer der Männer tippte seinen Nachbarn auf die Schulter und fragte ihn, ob er auch eine Stimme gehört hätte. Dieser verneinte, aber im selben Augenblick hörte auch er diese Rufe. Beide wiesen Franziskus darauf hin, der dann um ruhe bat und selbst in den Wald hinein horchte. Jetzt hörten sie alle es. Dort rief jemand um Hilfe, laut und deutlich und verzweifelt.

>> Auf eure Pferde Männer, reiten wir weiter<< rief Franziskus seinen Leuten zu. Schnell war das Feuer ausgetreten und die Männer stiegen auf ihre Pferde. Sie folgten der Stimme, aber so gut sie im dunklen auch suchten, sie konnten nur Fußspuren finden. Die von einem erwachsenem Menschen und ganz kleine, als ob sie von einem Zwerg wären. Sie folgten den Spuren durchs Dickicht so gut sie konnten, aber schon bald kamen sie mit ihren Pferden nicht mehr weiter und sie mussten absteigen und laufen.

 

Die Welt Eden

Die rufe und die Spuren waren keine anderen, als die von Crispin und Eusebius. Sie hatten Glück das sie so schnell weg waren, denn keine fünf Minuten später kam Franziskus mit seinen Leuten an der stelle an, an der Crispin auf den Kobold stieß. Als der Junge nun mit dem Kobold bei den Felsen ankam, entdeckte er dahinter eine lange Mauer. Sie war mit Efeu und Moos so sehr bewachsen, das man nicht mehr sehr viel von ihr erkennen konnte. Auch war sie ziemlich hoch und sehr dick. Man konnte nicht einmal darüber hinweg schauen oder sehen, wo sie endete. Eusebius lief die Mauer entlang, bis er vor einem alten, verrosteten Tor stehen blieb. Es sah sehr alt aus und war nicht mehr sehr schön anzuschauen. Es war mit Stäbchen und Schlangen verziert und es hing ein großes, altes Schloss daran. Oben drüber hing ein kleines, verwittertes Schild, das einmal weiß gewesen war. Jetzt war es schmutzig und hing schief an einer Kette herab. Mit dicken schwarzen Buchstaben stand etwas darauf geschrieben, dass man nur schwer als „EDEN“ entziffern konnte. Einige Buchstaben waren schon sehr blass oder so zerkratzt, das man nur schwer erahnen konnte, was das einmal für ein Buchstabe war. Eusebius öffnete das knarrende Tor und bat Crispin hinein. >> Trete nun ein in die Welt Eden, im Westen dieses Landes. Wundere dich nicht über die Geschöpfe und das was hier geschieht. << sagte Eusebius. Crispin trat durch das Tor und wartete, dass der Kobold wieder vorging, aber diesmal machte er nicht die Anstalten, weiter zu laufen.

>> Ab hier musst du nun alleine weiter gehen. Ich habe dich so weit geführt wie es ging, aber jetzt habe ich noch etwas anderes zu tun<< sagte Eusebius. Er drehte sich um und wollte schon losgehen, als Crispin ihn zurück hielt und fragte, ob er nicht mehr weiter mitgehen wollte. >> Nein, nein, ich sollte dir nur aus den Wald heraus helfen, was ich ja wohl getan habe. Tut mir leid, aber ich habe noch etwas vor. Wenn du mich aber trotzdem mal brauchen solltest, dann rufe einfach meinen Namen<<. Darauf hin drehte sich der kleine Kerl um und war auch schon verschwunden. Da stand Crispin nun. Wieder ganz alleine und ratlos, was er nun tun sollte. Er hatte sich an den kleinen Kerl und sein Geplapper gewöhnt und er schien auch wirklich nett und freundlich zu sein. Er hätte ihm bestimmt noch gut weiterhelfen können, denn er kannte sich schließlich ja besser in diesem teil des Landes aus. Mit einem Mal schlug das Tor mit einem lauten Knall hinter ihm zu. Erschrocken drehte der Junge sich um und wollte die Tür wieder öffnen, aber sie war fest verschlossen. Da bemerkte er ein Schild über dem Tor, genau so wie auf der anderen Seite, aber hier stand in schmutzigen Wörtern drauf:’ Kein Ausgang, Tür ist nicht zu öffnen’. Auch diese Worte waren nur schwer zu erlesen. Von irgendwo war ein kichern zu hören, irgendwo raunzte etwas und irgendjemand flüsterte irgendwo:>> Du bist jetzt hier gefangen. Du kommst hier nicht mehr raus, nie wieder<<. Ein helles Lachen schallte um ihn herum. Crispins Herz schlug bis zum Hals und seine Knie wollten schon unter ihm nachgeben, als er wieder diese Stimme aus seinen Träumen hörte. Sie gab ihn Mut und stärkte ihn für seine weitere Reise. Auch erinnerte sie ihn an all die Menschen die von diesem Glück abhängig waren.

Was Crispin allerdings nicht wusste, war, das dass große Unglück langsam über die Welt herzog. Saulus wurde von Stunde zu Stunde ungeduldiger und das lies er alle anderen spüren. Die Menschen im Osten mussten mehr leiden und über dem friedlichen Dorf von Crispin wollte er ein Unwetter schicken. Zuerst wurden nur die Wolken am Himmel dunkler und es wurde windiger, so als ob ein Sturm kommen würde. Von alle dem konnte der junge Mann nichts sehen oder hören.

Er trat aus dem Schatten der großen Mauer hervor. Zu seiner großen Überraschung sah er aber keinen weiteren Wald, sondern eine wunderschöne große Wiese. Sie war einfach herrlich und wunderschön anzusehen. Überall standen leuchtende Blumen und duftende Gräser, die Sonne schien und die Vögel sangen ihre schönsten Lieder. In der ferne konnte er helle, grüne Bäume sehen und in der nähe floss ein kleiner Bach. Die Bienen summten um ihn herum und all das lud zu einem herrlichen Nickerchen ein, von dem Crispin sich aber nicht überreden lies. Er musste weiter, das wusste er, aber nur wo hin? Schließlich ging er einfach den Bach entlang. Nach einer langen Zeit des Wanderns wurde ihm durch die pralle Sonne am Himmel sehr warm und bekam er einen großen Durst. Um sich seinen Vorrat aufzusparen, beschloss er, sich am Bach abzukühlen. Er bückte sich im Gras und hielt sein Gesicht über das Wasser. Er konnte sich im klaren Nass deutlich erkennen. Schließlich machte er sein Gesicht und den Hals nass und nahm sich einen großen Schluck. Plötzlich erschienen zwei kleine Augen im Wasser, die ihn ganz neugierig anstarrten. Erschrocken wich er zurück. Als hinter ihm jemand kicherte, drehte er sich schnell um, aber da war niemand. Langsam schaute Crispin wieder ins Wasser und wieder waren da diese Augen. Sie sahen so lustig, freundlich und neugierig aus, dass Crispin keine Angst hatte, sondern eher auch neugierig wurde. Langsam kam eine kleine Stupsnase zum Vorschein, dann ein kleiner zierlicher Mund, der so süß lächelte, dass Crispin seine Augen nicht abwenden konnte. Neugierig fragte er nach dem Namen, es kam aber keine Antwort, sondern nur ein noch viel breiteres Grinsen als zuvor. Eine weile sahen ihn die Augen nur an, dann spitze sich der kleine Mund zu, die Backen wurden dicker und ehe Crispin sich versah, wurde er mit Wasser voll gespuckt. Das Wesen lachte schadenfroh und verschwand wieder. Darauf war er nicht gefasst. Crispin kippte verärgert nach hinten um und wurde gleich darauf wieder ausgelacht. >> Das hätte ich dir gleich sagen können das die so etwas tut. Die Wasser –Nymphen mögen es nicht, wenn man ohne Erlaubnis ihr Wasser trinkt. Du hättest lieber vorher um Erlaubnis fragen sollen<<. Crispin schaute auf und sah einen Wicht, der etwas kleiner war als Eusebius. Seine Beine waren kurz und der Bauch war recht dick und die Arme hingen kurz an ihm herunter. Die Nase war viel länger als bei Eusebius und die Haare waren Gift grün. Der Kerl musste also ein Zwerg sein. Der Zwerg schaute den fremden nun Kopfschüttelnd an und wackelte mit seinen Händen in der Luft Rum. Crispin fragte wie er hieß und wo er so plötzlich her kam. Darauf machte der kleine Kerl eine Drehung um sich selbst und sagte:>> Ich bin W- Wur, U- Wur, R- Wur, Z-Wur, E-Wur, L-Wurzel, kurz, Wurzel genannt.<< Crispin schüttelte verwundert seinen Kopf über den komischen Namen. >> Und diese Wasser Nymphe, wie du sie nanntest, ich habe ihr doch nichts getan, wieso hat sie mich dann nass gemacht? Sie schaute so nett und freundlich aus! << >> Merke dir, nicht alles was friedlich aussieht ist nett und friedlich. Nur weil es so aussieht heißt das nicht das sie dir alles erlauben und durchgehen lassen. Hättest du einfach um Erlaubnis gefragt, dann wäre das nicht passiert. << Mit diesen Worten drehte Wurzel sich wieder um und ging weg. Schnell hielt Crispin ihn am Ärmel fest und sagte er solle stehen bleiben und ihn einige fragen beantworten. Wurzel machte sich mit einem Ruck los und schaute den fremden böse an. Mit lauter Stimme sagte er ziemlich böse:>> He, las mich gefälligst los und las mich in ruhe. Ich kenne dich nicht, du kennst mich nicht, also, was willst du überhaupt? Verschwinde am besten wieder, du gehörst nicht hier her! << Crispin entschuldigte sich verwundert bei dem Zwerg und erklärte ihm, das er dringend Hilfe bräuchte und das der Zwerg vielleicht gerade richtig kam. >> Ich helfe niemandem, kann ich auch gar nicht, bin viel zu klein dazu<< sagte der Zwerg und drehte sich abermals von Crispin weg. >> Ich habe nur eine frage, mehr nicht<< sagte der Junge.

Wurzel drehte sich neugierig um und schaute den fremden an. >> Mehr nicht? Na, dann schieße mal los. Ich kann dir aber nicht versprechen das ich dir helfen kann<<. Jetzt hörte Wurzel gespannt zu, was der fremde zu erzählen hatte. Crispin erzählte schnell von seiner Aufgabe und das es Lebenswichtig sei, an sein Ziel zu kommen. Auch sagte er, dass er nicht den Weg kennt und dass er dringend Hilfe bräuchte von jemandem. Und während er seine Geschichte erzählte, kamen die Ritter immer näher. Gerade hatten diese die Höhle entdeckt, die der Junge mit dem Kobold Balduin hinabgestiegen war. Sie waren nicht mehr weit entfernt von dem Reich der Elfen, Kobolde und Trolle. Und von alle dem ahnte Crispin nichts. Wenn er es gewusst hätte, wie nahe seine Feinde waren, von dessen Existenz er auch noch nichts wusste, ihm wäre sein Mut schnell verloren gegangen. >> Ich weiß jetzt nicht weiter. Ich kann nicht zurück und ich weiß einfach nicht, wo ich hin gehen muss oder was ich eigentlich suchen soll. Keiner konnte mir bisher helfen, auch habe ich noch nicht so viele Leute getroffen unterwegs. Ich weiß nicht wem ich trauen kann und wem nicht<<.

Damit endete Crispin seine Geschichte und hoffte, Wurzel könnte ihm etwas weiter helfen. Aber leiderschüttelte dieser seinen Kopf und sagte er wisse auch nicht weiter. Er sei nur ein kleiner Zwerg und komme nicht sehr weit Rum. Hoffnungslos schaute Crispin Wurzel an. >> Aber warte mal, da fällt mir ein, die allwissende Ursel, die könntest du fragen. Die weiß alles und kann jedem helfen<<. Neugierig schaute Crispin den Zwerg an und fragte ihn, wer das sei. >> Sie ist die älteste Fee hier und wirklich allwissend. Sie lebt irgendwo in den Wäldern, aber wo genau weiß ich auch nicht<<. Wurzel berichtete schnell was er wusste.

 

Zur selben Zeit war ein Falke auf dem weg zur Burg Majaja, um seinem Herrn zu berichten. Der Falke hatte seinen Augen überall und er war immer in der nähe der Reisenden. Als er nun seinem Herrn Bericht erstattet hatte war dieser nicht erfreut darüber, dass der Junge schon so weit gekommen war und dass er wieder aus dem Wald raus fand. Er tobte vor Wut und schritt in seinem Zimmer solange auf und ab, bis er eine neue Lösung fand, um ihn aufzuhalten. Dann schickte er seinen Falken wieder los, diesmal sicher, dass sein Plan gelingen würde. Und er schickte einen neues Unwetter los, hinaus über die Felder und Wiesen.

 

Crispin war bereits auf dem Weg in die Wälder, alleine und mit dem Rat, nicht jedem zu vertrauen. Er war wieder guter Hoffnung und zuversichtlich genug, um seine kommende Aufgabe zu meistern. Wie Wurzel ihm berichtet hatte, war die allwissende Ursel sehr weise und man konnte sie alles fragen. Der Junge war nun auf der suche nach ihr, um sie um Rat zu fragen, dabei kam er bald wieder an einem Wald an, der aber diesmal nicht so dunkel und finster war wie der andere. Man konnte hier die Vögel singen hören und das Tageslicht schien durch die Bäume hindurch. Ab und zu flatterten ihm kleine Libellen und winzige Elfenartige Wesen um die Ohren. Crispin wusste irgendwann nicht mehr, wie lange er schon unterwegs war. Waren es nur ein paar Stunden oder schon ein paar Tage gewesen, die er so durch die Wälder zog? Und wie viel zeit blieb ihm noch und wie weit war er entfernt von seinem Ziel? Müde legte er sich ins Gras, nachdem er ein paar Beeren und Früchte von den Bäumen aß. Er schlief gleich ein und träumte einen tiefen Traum. Diesmal kämpfte er gegen viele Männer und alle waren sie aus eisernen Rüstungen und sehr groß. Aber diesmal war Crispin stärker und mutiger und zum Schluss besiegte er alle und hielt zur Ehrung eine Trophäe in den Händen. Alle in seinem Dorf waren stolz und dankbar und das schönste Mädchen von allen küsste ihn zum dank auf die Wange. Aber dann wurde Crispin wach. Ihm säuselte der Wind durchs Haar und zog ihm am Ohr. Als er richtig wach war, merkte er, dass es schon dunkel war und die Sterne am Himmel standen. Da, wieder. Es schien ihm, als ob ihm etwas ins Ohr pusten würde. Eine leise Stimme flüsterte ihm ins Ohr. Crispin drehte sich um und suchte nach der Stimme, aber es war niemand zu sehen, weit und breit war keine Menschenseele da. Und trotzdem hörte er eine leise Stimme in seinem Ohr. >> Geh, schnell. Sie kommen. Sie dürfen dich nicht finden, verstecke dich hinter den Büschen, schnell. Sei leise, damit sie dich nicht hören<<. Der Junge suchte vergebens die leise Stimme, aber wie zuvor, war nirgendwo jemand zu sehen. Und wieder ermahnte die leise Stimme ihn, dass er schnell verschwinden sollte, weil die anderen schon sehr nahe waren und das sie ihn auf keinen Fall finden sollten. Und plötzlich hörte er es. Es klang wie Hufgetrippel und viele Stimmen. Crispin wusste nicht warum, aber so schnell er konnte suchte er sich ein Versteck. Hinter ein paar großen Büschen und Bäumen kniete er sich hin und lauschte leise in die Dunkelheit hinein. Und schon fast im selben Moment kamen ein paar Reiter vorbei, die sich aufgeregt unterhielten. Sie hatten alle eine Rüstung an und schauten aus, als ob sie nicht von hier kamen und nach irgendetwas oder irgendjemanden suchen würden. Einer der Männer fragte mit einer sehr rauen Stimme, die bestimmt vom vielen schreien kam, wann sie endlich am Ziel seien und was sie suchen sollten. Ein anderer Mann, der offensichtlich der Anführer war, gab ihm eine patzige Antwort, die Crispin leider nicht verstehen konnte. Er hielt es für besser, sich nicht den fremden zu zeigen, sondern lieber zu warten bis sie weit genug weg waren, um dann weiter seinen weg zu gehen. Die Reiter sahen nicht sehr nett aus und sie waren bestimmt auch nicht gerade sehr freundlich. Sie ritten nach einer kurzen pause weiter und so konnte der Junge schnell wieder aus seinem Versteck kommen. Aber wieder war da die leise Stimme im Wind. >>Pass auf das sie dich nicht sehen und hören, sie sind gefährlich und kennen keine Gnade. Gehe schnell, leise und sei auf der Hut. Am besten, du folgst dem hellsten Stern den du am Himmel sehen kannst, dann erreichst du schneller dein Ziel<<. Crispin schaute zum Himmel und sah dort tatsächlich einen hellen Stern. Er machte sich nicht mehr die mühe die Stimme zu suchen, die dort immer wieder zu ihm sprach. Irgendwie spürte er, dass er jetzt aufpassen sollte und auf die Reiter Acht geben musste. Er vertraute seinem Herzen, dieser Stimme und folgte dem Stern. Was Crispin allerdings nicht wusste, es war eine irreführende Stimme, gesandt von Saulus, dem Herrscher aus dem Osten. Diese Stimme sprach durch seinen Falken, der in einem der Bäume saß und ihn beobachtete. Er sollte von seinem Weg abkommen und sich abermals verlaufen und dann aufgeben, wenn er bemerkte, dass er sich immer wieder im Kreise bewegt. Auch der Stern am Himmel war nur geschaffen von Saulus, für seine Zwecke. Da der Junge nun mal leider viel zu leicht gläubig war, konnte man ihn nur allzu leicht vom Wege abbringen. Noch konnte Crispin nicht immer von gut und böse unterscheiden und er hatte noch nicht so viel Erfahrung, dass er wusste wer seine Freunde waren und wer nicht. Er folgte also dem Stern durch den Wald, durch die Wiesen und durch die Felsen. Die ganze Nacht lang lief er und lief und wurde gar nicht müde. Als der morgen graute und der Stern allmählich verblasste, bemerkte Crispin, dass er an dem Bach war, wo er Wurzel getroffen hatte. Wütend stellte er fest, das er kein Stück weiter gekommen war, nein, er war sogar weit zurück und ihm verließ abermals der Mut. Laut schimpfte er über sich selbst und bedauerte es schon, dass er zu dieser unendlich langen Reise aufgebrochen war. Er wünschte sich, dass man einen anderen auserwählt hätte, nur nicht ihn selbst. Aber nun konnte er nicht mehr zurück, wenn er nicht das Leben seiner Großeltern und aller anderen riskieren wollte. Auf einmal kam eine Nebelwolke auf, die langsam über den Boden dahin kroch, über den Bach hinweg und die immer höher stieg. Schon bald konnte er nichts mehr sehen und er war noch hilfloser als zuvor. Crispin machte langsam einen Schritt vor den anderen und versuchte sich so langsam vor zu tasten. Doch schon bald merkte er, dass es so nicht ging. Er konnte nicht mal mehr die eigene Hand vor Augen sehen, so nebelig war es geworden. Ihm blieb nur noch eines, warten dass der Nebel vorbei zog. Allerdings konnte das auch lange dauern, überlegte er sich und dachte darüber nach, was er nur tun sollte. Da viel ihm Eusebius ein. Sagte er nicht, dass Crispin ihn nur rufen sollte, wenn er doch mal Hilfe bräuchte? Er war sehr vertrauenswürdig und er hatte ihm bisher wirklich geholfen. Er überlegte nicht lange und rief laut nach ihm. Einmal, zweimal und sogar ein drittes Mal, aber es kam keine Antwort von dem kleinen Kerl oder irgendjemand anders. Er versuchte es noch einmal und diesmal hörte er eine ungeduldige Stimme hinter ihm. >> Ja doch, ja. Ich komme ja schon. Bei diesem Nebel kann man ja noch nicht mal seine eigenen Füße sehen, wie soll ich denn so schnell bei dir sein? Möchte nur mal wissen, wo dieser Nebel auf einmal herkommt<<. Auf einmal trat jemand von hinten auf Crispin seine Füße und rannte ihn fast um.

>> Autsch, entschuldige, hab dich nicht gesehen. Ha, ha, wie denn auch! << Mit einem merkwürdigem lachen trippelte der Kobold um den Jungen herum und fasste ihn am Gürtel an, mit der Erklärung, das er ihn so nicht verlieren könnte, da er ihn ja nicht sehen konnte. >> Was gibt es denn jetzt schon wieder? Bist wohl nicht sehr weit gekommen, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben, wie? << Crispin begrüßte den Kobold erst einmal und erzählte schnell, was er bis jetzt erlebt hatte. >> Na, das mit der allwissenden Ursel ist schon mal ganz gut, aber Stimmen zu folgen ohne zu wissen wem sie gehören, das ist wirklich leichtsinnig von dir. Du hättest auch auf einen Gnom oder einen Troll treffen können, die hätten dich vielleicht in eine unterirdische Höhle locken können oder in ihren Bau. Also Junge, du lernst es wohl nie, nicht jedem zu trauen. Und nun verlangst du wohl von mir wieder Hilfe, was? << Empört über seine Leichtsinnigkeit schimpfte der kleine Kerl noch eine weile weiter und hörte erst wieder auf, nachdem Crispin ihm zum fünften Mal versprach, in Zukunft besser aufzupassen und nicht mehr so leichtsinnig zu sein. <<Was soll ich denn nun bloß tun? Den Nebel kann ich auch nicht verschwinden lassen, ich weiß ja noch nicht einmal, wo er her kommt. So etwas habe ich hier noch nie erlebt<<. Anscheinend überlegte Eusebius, denn eine weile hörte Crispin nichts von ihm. Er dachte schon, der kleine Kerl sei wieder verschwunden, aber dann sagte dieser auf einmal:>> Wir könnten ja vielleicht versuchen, diese Ursel zu rufen. Vielleicht hört sie unsere Hilfe rufe und schickt uns Hilfe oder ein Zeichen. Einen versuch ist es jedenfalls wehrt. << Beide zusammen riefen sie, so laut sie konnten nach dieser Ursel. Eine weile tat sich nichts und sie dachten schon, sie hätten vergebens gerufen, aber dann hörten sie ein feines schwirren und sahen ein helles flimmern im Nebel. Genau vor ihren Gesichtern kam das schwirren zum stehen und Glocken helle Stimmen fragten, wer da nach der großen Ursel gerufen hatte. Stotternd gab Crispin zu, das er und sein Freund es gewesen seien und das sie ganz dringend ihre Hilfe und ihren rat bräuchten. Etwas zittrig war seine Stimme, denn er konnte schließlich nicht sehen, mit wem er da redete und was das für Geschöpfe waren, die dort direkt vor ihnen waren. >> Warum, wieso sollte sie euch helfen<<, kam die Frage zurück. >> Weil dieser junge Mann hier sein Dorf vor dem Untergang retten will und wenn er es nicht schafft, sind wir alle verloren. Nur er kann die Welt retten. Vor was auch immer, das weiß ich nicht<<, sagte Eusebius schnell, bevor Crispin noch etwas sagen konnte. >> Na gut, sie erwartet euch bereits, aber ich hoffe, das es wichtig ist, denn die große Ursel hat nicht für jeden Kram Zeit<<, kam es zurück, von den Wesen, die sie nicht sehen, aber hören konnten. Leise flüsterte Eusebius zu Crispin:>> na also, geht doch. << Die Wesen gaben ihnen den Befehl, ihre Hände auszustrecken und die Augen zu schließen. Sie spürten darauf eine wohlige wärme und ein kribbeln durchzog ihren Körper von oben bis unten. Dann spürten sie einen schnellen, kalten Luftzug, ein rauschen um ihre Ohren und mit einem Mal wurden sie an den Händen gepackt und mitgerissen. Die Fingerspitzen kribbelten etwas und es kam dem Jungen so vor, als ob etwas Prickelndes seine Handflächen berührt hätten. Sie spürten kalten Windzug um ihre Ohren und Crispin hätte fast seine Augen geöffnet, denn er war neugierig was da gerade passierte. Ob diese Wesen ihn und Eusebius durch die Luft trugen oder vielleicht mit Hilfe eines Zaubers fliegen ließen? Eine ganze weile dauerte das Geschehene und Crispin kniff seine Augen so fest zu, wie er nur konnte. Trotz großer Neugierde traute er sich doch nicht, die Augen zu öffnen. Dann gab es ganz plötzlich einen schmerzlichen Aufprall und die rauschende Reise war mit einem Mal beendet. >> Ihr könnt eure Augen wieder öffnen<<, sagte eine Stimme über ihnen. Crispin machte langsam seine Augen auf und sah eine alte, kleine Frau vor sich in der Luft schweben.

 

Die allwissende Ursel

Crispin und sein kleiner Freund waren nun in einer art Höhle, denn um sie herum waren nur Felsen, Steine und Sand. An den Wänden waren helle Fackeln und es führten mehrere Gänge in die Höhle hinein. Die Luft war gefüllt mit einem süßlichen Duft, der den Jungen ziemlich in der Nase kitzelte. Vor ihnen schwebte eine ältere Frau, oder auch eine Fee, denn sie hatte helle, schimmernde Flügel auf dem Rücken und sie war ganz in Weiß gekleidet. Ihr langes Haar war glänzend und schimmerte im Licht.

>> Verzeihung, wehrte Frau Fee das wir sie stören, aber mein Freund hier braucht dringend euren Rat<<, sagte Eusebius.

>> Still, ihr braucht nichts zu sagen, denn ich weiß bereits alles über euch und seine taten<<. Die Fee zeigte dabei auf Crispin und deute an, dass sie nicht reden sollten. Sie schaute die beiden zwar nicht böse an, aber dennoch wagte keiner von ihnen zu reden ohne ihre Erlaubnis. Eingeschüchtert schauten die beiden sich in der Höhle weiter um. Die Fee begann wieder zu sprechen. Ihre Stimme klang alt, fließend und sehr ölig. >> Nun, wie ihr euch sicher denken könnt, ich bin die allwissende Ursel. Ihr könnt aber einfach nur Ursel zu mir sagen<<. Sie schwebte dabei vor den beiden hin und her und beobachtete sie ganz genau. Zu Crispin gewandt, fragte sie ihn, um was er sie nun genauer bittet oder was sie für ihn tun sollte. Ihr Ton hörte sich immer freundlicher an, aber dennoch wagte sich keiner der beiden sich zu räuspern oder gar unaufgefordert zu reden. Da sie sich so plötzlich zu Crispin hin drehte, erschrak dieser und tat einige Schritte zurück. >> Nun, sprich Knabe! << Etwas ängstlich fing er an zu erzählen. >> Ich muss dringend den Weg in den Süden finden und es eilt. Ich laufe aber nur im Kreis oder verlaufe mich ständig, ich weiß einfach nicht weiter. Könntest du mir nicht einen Rat geben oder mir sagen wie ich den Weg finde<<?

Eine weile war vollkommene Stille, dann sagte die Fee: >> Tja, ich weiß das deine Mission wichtig ist für die Menschen und das die Zeit drängt, denn du bist nicht allein auf der suche nach diesem Schatz und die anderen sind schon sehr weit. Aber erst einmal muss ich darüber nachdenken, ihr dürft hier solange verweilen und auf mich warten<<. Damit verschwand die Ursel und lies den Jungen und den Kobold alleine. Da standen sie nun, wussten nicht wann sie zurück kam oder was sie nun tun sollten. Als der Kobold seine Sprache wieder fand, fragte er Crispin wer die anderen seien, von der die Ursel sprach. Crispin sagte ihm, dass er nicht wusste das noch andere auf der suche wären. Auch hatte er keine Ahnung wer sie überhaupt waren oder was sie im Schilde führten. Nach einer weile fielen ihm die sonderbaren Reiter wieder ein, die er neulich sah und erzählte dem Kobold davon. Er berichtete ihm von dem fürchterlichem aussehen und von den Rüstungen, die sie trugen. Eine weile unterhielten die zwei sich über die fremden Reiter. Wer sie wohl waren, wo sie wohl hin wollten und ob sie es überhaupt waren, von der die Ursel sprach. Nach einer ganzen weile wurden die beiden vom warten und Rumstehen kalt und unruhig. Sie fingen an in der Höhle umher zu laufen und sich die ganzen Gänge anzusehen. Einige waren groß und hell, andere Räume waren dunkel, düster und feucht. Dann wieder einige glänzten und schimmerten, als ob Glitzerstaub an den Wänden sei. Nach einer weile kamen sie in einen Raum, in dem viele Türen waren. Große, kleine, breite und schmale. Aus lauter Neugier und Langeweile öffneten sie die Türen, um zu schauen, was hinter ihnen verborgen war. Hinter der ersten Tür war nur die Rumpelkammer. Hinter der zweiten war eine art Kerker. Weiter sahen sie eine weitere Kammer, neue Gänge, Schlafräume, einen großen See und einen kleinen Wald. Die letzte Tür war abgeschlossen und als die zwei die Klinke runter drückten, fing sie an zu schreien und kreischen, dass Crispin vor Schreck zurückwich. >> Eindringlinge, Fremde, Hilfe! Kommt schnell und fangt sie. Sie dürfen hier nicht sein<<. Erschrocken wollten die beiden schnell wieder verschwinden, aber als sie sich umdrehten, sahen sie lauter Elfen und Feen vor sich schweben. Sie schauten die zwei böse an und bevor auch nur einer von den beiden noch etwas sagen konnte, bekamen sie einen feinen Staub ins Gesicht gepustet. Sie hielten sich schützend die Hände an die Augen, aber es war zu spät. Der feine Staub rannte in den Augen und alles wurde unklar und undeutlich vor ihnen. Sie waren sofort total benommen und konnten sich nicht mehr wehren. Jemand fasste sie unter den Armen und flog sie weg. Durch den Staub in den Augen konnten sie nur verschwommen sehen und bekamen nicht richtig mit wo sie hin gebracht wurden. Nach einer weile vielen sie mit einem plumps auf etwas hartem und vielen sofort in Ohnmacht. Irgendwann wurden sie dann durch viel Gemurmel und Gerede um sich herum wieder wach. Crispin wusste nicht wie lange er da so gelegen hatte, als er zu sich kam. Waren es nur Minuten oder etwa kostbare Stunden, die er hier so vertrödelte?

Langsam öffnete er die Augen und sah wieder verschwommen eine ganze menge kleiner Wesen um sich herum. Er hörte leise Stimmen die wohl über ihn schimpften, denn eine sagte, das man ihn dort hin schicken sollte wo er her gekommen sei. Eine andere meckerte darüber Rum, dass er einfach so ohne Erlaubnis in ihrer Höhle Rum schnüffelte und eine etwas freundlichere Stimme meinte, dass man ihm eine Chance geben sollte und nicht so hart zu ihm sein sollte. Crispin meinte sogar, den Namen Ignaz einmal gehört zu haben, den Namen von dem Zauberer aus seinen Träumen. >> Also, was machen wir denn nun mit dir, du Mensch? << fragte eine kleine Elfe direkt vor seiner Nase. Sie schien sehr sauer zu sein und nicht im Geringsten um zu stimmen zu sein mit ihrer Meinung über den Menschen vor sich. Crispin versuchte sich zu Entschuldigen und suchte vergebens nach Eusebius. >> Du wirst deinen Freund nicht finden. Er zog es vor, lieber wieder in seinen Wald zurück zu gehen<<, sagte eine andere Elfe neben ihm. >> Wir müssen dich leider bestrafen, weil du ohne Erlaubnis in unseren Räumen und Höhlen herumgeschnüffelt hast<<. Jetzt konnte Crispin wieder richtig sehen und sah, das er in dem Raum war wie zu aller erst. Vor ihm schwebten eine große Anzahl von kleinen, hellen schimmernden Elfen und Feen. Ihre Flügel schimmerten und ihre Gesichter glänzten und strahlten wie die Sterne am Himmel. Die Kleidung war sehr hell, meist weiß oder silberfarben und sie schimmerte im Licht Perlmutfarben und golden. Einige von ihnen trugen kleine Stäbe bei sich, andere wieder Rum hatten gar nichts bei sich. Und wenn die meisten von ihnen nicht so sauer gewesen wären, dann wäre das ganze ein wunderschöner Anblick gewesen, den Crispin so schnell nicht wieder vergessen hätte. Nur eins viel ihm auf, sie alle waren ungefähr im selben alter, nicht so wie die Ursel. Sie sah im Gegensatz zu denen hier viel, viel älter aus. Wieder wollte er sich bei allen entschuldigen und sagte dass es ihm leid täte, wenn er etwas falsch gemacht hätte, aber sie wollten es nicht hören. Nein, sie fingen an zu schimpfen und packten ihn alle an der Kleidung, an den Armen und den Beinen und hoben ihn hoch in die Luft. Als sie gerade mit ihm davon schweben wollten, ertönte eine laute, strenge Stimme über ihnen. >> Lasst ihn sofort runter, er steht unter meinem Schutze und ich wünsche, das ihr ihn gut behandelt<<. Es war die Stimme der allwissenden Ursel die gerade wieder erschien, rechtzeitig, um Crispin vor den anderen zu retten. Sie verscheuchte ihre Untergebenen, die etwas kleinlaut und widerwillig sich davon machten und wandte sich dem Jungen zu. >> Du musst wissen, sie sehen es nicht gerne wenn hier kein Frieden mehr herrscht, wenn erst einmal die Menschheit unser Versteck kennt. << Wieder einmal entschuldigte er sich und versprach, niemandem von diesen Höhlen zu erzählen. Auch versprach er nicht mehr so neugierig zu sein. Dann fragte er wo sein Freund wäre und ob sie ihm nun Helfen könnte, denn er könnte nicht noch mehr wertvolle Zeit verstreichen lassen. Ursel antwortete:>> Deinen Freund haben die anderen leider zurückgebracht als ihr geschlafen habt. Und ja, ich werde dir helfen, unter einer Bedingung! Du musst drei Rätselfragen beantworten und dafür gebe ich dir nur eine halbe Stunde Zeit. Wenn du damit einverstanden bist, fangen wir gleich an, wenn nicht, dann bringe ich dich wieder zurück und du musst alleine klar kommen. Jetzt entscheide dich. Wenn ich dir die Fragen gestellt habe, läuft deine Zeit. Kannst du die fragen nicht beantworten, dann musst du hier bleiben, bei uns<<. Crispin überlegte was er nun tun sollte. Wenn er die Fragen gestellt bekommt und sie nicht beantworten kann, sollte er dort bleiben, warum auch immer. Und das wäre gerade das, was er absolut nicht wollte und konnte. Vielleicht könnte er sich ja auch selbst weiter helfen. Aber vielleicht kann die Ursel ihm ja sagen was er tun muss oder wo er hin soll. Sie ist ja schließlich allwissend. Ein versuch ist es jedenfalls wert, dachte er sich und sagte:>> Gut, stelle mir die Fragen, ich bin bereit<<. Crispin hoffte auf einfache Fragen und das ihm bestimmt etwas einfallen würde, falls er sie nicht beantworten könnte. >> Wie du willst, Crispin. Höre mir gut zu und denke genau nach. Hier kommt die erste Frage:

Wer hat keinen Körper und ist doch sichtbar? Die zweite Frage lautet: Welche Frage kannst du niemals mit Ja beantworten? Drittens: Was wird durch waschen schmutzig? << Crispin fing an, sich über die Fragen Gedanken zu machen. Das waren ja ziemlich schwierige Fragen, fand er. Er überlegte krampfhaft was wohl sichtbar war, obwohl man es nicht sehen konnte. Aber klar doch, der Geist, der hat keinen Körper. Aber nee, den kann man ja nicht richtig sehen, dachte er sich und lief in der Höhle hin und her. Etwas Tageslicht kam durch ein kleines Guckloch herein und warf einen Schatten von Crispin an die Wand. Ganz nachdenklich schaute er sich seinen Schatten an und dachte über die erste Frage nach. Und wie er so überlegte und dabei die Wand anstarrte, viel ihm plötzlich die Antwort ein. >> Das ist doch ganz einfach, der Schatten natürlich, ihn kann man sehen, obwohl er keinen festen Körper hat<<. Ursel gab die Antwort als richtig und wartete nun auf die nächste Antwort. Die war nun allerdings etwas schwieriger, fand Crispin. Worauf kann ich niemals mit ja antworten? Was soll das denn für eine Frage sein? Auf alles kann man doch mit ja und nein antworten. Das war nun sehr schwer. Die Zeit verstreicht und ich komme einfach nicht auf die Antwort, dachte er verzweifelt. Die dritte frage, vielleicht ist die ja nicht so schwer, überlegte er sich und dachte erst einmal darüber nach. Ich glaube, ich kenne diese Antwort, ich habe sie schon einmal gehört. Krampfhaft dachte er darüber nach, wo er sie schon einmal gehört hatte, vielleicht war es zu Hause gewesen? Wieder lief er hin und her, legte sich einige antworten parat, strich sie wieder aus seinem Gedächtnis und wurde immer stiller. >> Aber sicher doch, ich weiß es! Meine Oma sagte immer, als ich noch klein war, ich sollte mich richtig waschen. Ich war ein wenig Wasserscheu und mochte mich nie richtig waschen. Das Wasser war so schrecklich kalt und nass. Da sagte sie immer, wenn ich mich nicht richtig wasche, dann bleibt das Wasser genauso sauber wie sie es aus dem Bach geholt hatte. Darum ist es das Wasser was durch waschen schmutzig wird<<. >> Gut, auch diese Antwort ist richtig, Crispin. Die Hälfte der Zeit hast du nun Rum und noch eine Antwort fehlt dir<<. Jetzt wurde es kniffelig. Nur noch diese eine Frage, dann hatte er es geschafft. Aber es war auch die schwierigste, fand er. Fünf Minuten waren bereits vorbei und er kam nicht darauf, wie die Antwort wohl lauten musste. Er fing einfach an, wahllos drauf zu raten. Aber alles war falsch. Jetzt hatte er nur noch fünf Minuten und immer noch keine richtige Antwort parat. Dann, in der letzten Minute viel ihm etwas ein, das vielleicht richtig sein könnte, aber genau wusste er es nicht. Versuche ich es einfach, dachte er sich und gab im letzten Augenblick die erlösende Antwort. >> Schläfst du schon, lautet die frage. Darauf kann man nicht antworten wenn man bereits schläft<<. Gespannt wartete er auf die Reaktion von der Ursel. Hoffentlich war es richtig, betete er. Ursel lies sich diesmal aber Zeit mit ihrer Antwort, bis sie schließlich endlich sagte:

>> Du hast Glück gehabt, Junge. In der letzten Minute noch kam deine Antwort und sie war richtig. Wie ich sehe, du bist die richtige Wahl. Du magst jung, unerfahren und in manchen Sachen hilflos sein, aber im entscheidenden Moment bewahrst du einen kühlen Kopf und machst deine Sache gut. Wir sollten jetzt darüber reden, wie ich dir helfen kann. Erst einmal kommst du mit, ich zeige dir durch mein magisches Auge, was dich erwartet und was hinter dir liegt<<. Erleichtert, das er die drei fragen richtig beantwortet hatte und gespannt was nun kommen würde, folgte Crispin der Fee durch die Höhle. Sie kamen in einem kleinen Raum an, der überall glitzerte und leuchtete. Ab und zu flog eine mürrisch drein blickende Elfe an ihnen vorbei und manchmal bemerkte Crispin etwas Kleines auf dem Boden vorbei huschen. An den Wänden hingen dünne Fäden die aussahen, als ob es Spinnweben wären, aber diese sahen aus, als ob sie mit frischem Raureif bedeckt wären. Der Raum wurde erhellt von einem Licht, das von der Decke runter leuchtete und in der Mitte des Raumes stand ein runder Steintisch mit einem kleinen, klaren Glasteil darauf. Ursel führte Crispin zu dem Tisch und bat ihn ins runde teil zu sehen. >> Das ist eine Kristallkugel, mein magisches Auge. Darin kann ich alles sehen und dir alles zeigen, was du wissen musst. Diese Kugel stammt noch von meinen Vorfahren und ist sehr alt<<. Ursel beugte sich über die Kugel und schaute ruhig und gespannt hinein. Sie bewegte ihre Hände darüber hinweg und sofort entstand eine art Nebel darin, der sich langsam wieder auflöste. >> Ich zeige dir erst einmal, was hinter dir liegt. Das ist sehr wichtig, damit du weist um was es geht und weshalb du deine Aufgabe erfüllen musst. Schaue jetzt ganz genau hinein, denn ich kann dir das nur einmal zeigen<<. Wieder bewegte sie ihre Hände über das Glas hinweg und langsam entstanden verschwommene Bilder. Zuerst sah Crispin nur grüne Wiesen und Felder, dann langsam einige Häuser und Hütten. Dann entstanden sogar einige Gesichter. Er konnte seine Großeltern erkennen, einige bekannte aus seinem Dorf und den Dorf Ältesten. Alles schaute wie immer ruhig und friedlich aus, alles war wie immer. Aber dann veränderte es sich. Es wurde windig, ein Sturm brach aus, der die Zäune und Hütten entzwei riss. Die Menschen liefen schreiend und hilfesuchend umher und über ihnen hallte ein donnerndes Lachen. Reiter kamen durchs Dorf und Hinterließen Angst und Schrecken. Plötzlich verschwanden die Gesichter und eine Burg, groß und mächtig war zu sehen. Aus einem Fenster war ein Gesicht zu sehen, das eines Mannes. Er lachte schadenfroh und brüllte, dass alles bald ihm gehören würde und dass er alleine die Macht besitzen würde um diese Welt zu beherrschen. >> So, das liegt hinter dir, nun zeige ich dir, was noch auf dich zukommt<<. Wieder schaute Crispin gespannt in die Kugel. Diesmal sah er sich selbst, auf dem weg ins ungewisse. Dann sah er diese Reiter wieder, die er schon einmal gesehen hatte. Sie versuchten mit allen mitteln ihn auf zu halten und vor ihm am Ziel zu sein. Langsam verschwanden alle Gesichter wieder und es entstand wieder ein eigenartiger Nebel. Gleich darauf wandte Crispin sich der Fee zu und stellte ihr viele Fragen. >> Wer waren diese Reiter und was wollen sie? Und was ist in unserem Dorf passiert und wer war dieser Mann in der Burg? << >> Langsam, ich erkläre dir alles was du wissen musst, aber immer der reihe nach<<, sagte Ursel. >> Also, diese Reiter sind auch auf der suche nach dem Schatz. Aber sie haben damit nichts Gutes vor. In den falschen Händen bringt er großes Unglück und Kummer über die Menschheit. Sie sind skrupellos und machen vor nichts halt um an ihr Ziel zu kommen. Du wärst fast schon einmal mit ihnen zusammen getroffen, gib gut acht auf sie, sei immer vor ihnen auf der Hut. Sie wurden von einem bösen und mächtigen Mann geschickt, der genau weiß dass es dich gibt. Er würde alles tun um dich auf zu halten und seine Macht zu stärken. Das war der Mann in der Burg, er heißt Saulus. Und er ist auch dafür zuständig, was in deinem Dorfe passiert. Er hat viel Macht und auch einige Zauberkräfte. Er wird nichts unversucht lassen um dich auf zu halten und dir zu schaden. Du darfst dich von ihm nicht täuschen lassen oder dich ihm ergeben. Er wird jeden Trick anwenden um dich zum aufgeben zu überreden. Wenn du dich nicht beeilst und diese Legende aufspürst, dann wird er wohl schon bald an sein Ziel kommen, alle Lebewesen auf der Welt werden unter seinem Einfluss stehen<<. Ursel erzählte noch eine weile weiter und mit jedem Wort von ihr wurde Crispin ängstlicher und zittriger. Er hatte nicht gewusst, dass er sich auf so etwas gefährlichem eingelassen hatte, von dem er nun nicht mehr zurück konnte. Er hatte zum ersten mal nach langer Zeit wieder richtig Angst.

 

Das Labyrinth

Nachdem die allwissende Ursel ihre Prophezeiungen und Ratschläge beendet hatte, schaute Crispin sie noch verwirrter an als zuvor.

>> Aber was soll ich denn nun tun? Wo soll ich denn hin, wo ist das Ziel<<? >> Ich kann dir ein wenig helfen. Erst einmal gebe ich dir drei dinge mit die dir in einer Notlage helfen können. Das erste ist dieses Feen Pulver<<. Sie überreichte dem Jungen eine kleine durchsichtige Flasche, in der ein glitzerndes Pülverchen war. Es sah so wundervoll aus, dass man es lange Zeit anschauen konnte. >> Damit kannst du deinen Feind für kurze Zeit außer Gefecht setzen. Dafür musst du es nur in seine Augen pusten. Er kann dann für eine weile nichts mehr sehen und du bist ihn erst einmal los. Das zweite ist auch ein Pulver, aber damit kannst du, wenn du es über dich selbst schüttest, ein kleines Stück fliegen<<. Wieder gab sie dem Jungen eine kleine Flasche. Aber diese war nicht wie zuvor hellrosa, sondern leicht grünlich schimmernd. >> Verwechsle diese Inhalte nicht, passe gut auf sie auf. Und als letztes habe ich hier diese Kristallrose. Sie wurde von Ignaz persönlich hier gelassen. Sie soll demjenigen helfen, der ihn eines Tages retten wird. Sie soll ihn aus seinem Gefängnis befreien. Mehr kann ich zu der Rose leider nicht sagen, nur das du sie gut aufbewahren musst. Pass auf, das sie nicht kaputt geht<<.

Vorsichtig nahm Crispin die Rose an. Sie war durch und durch aus hellem Kristall und glänzte und schimmerte mit dem Licht um die Wette. Sie sah aus, als ob sie gerade im frühen Tau der Morgensonne entstanden wäre, zerbrechlich und sehr kostbar. Behutsam verstaute Crispin die drei Sachen in seiner Tasche. >> Und bevor du noch etwas sagst, ich werde dir noch helfen, deine Reise ein ganzes Stück weiter fort zu fahren. Ich werde dich an die Grenze bringen, dort wo der legendäre Süden beginnt. Mann muss diese Reise durch ein Labyrinth beginnen, um hinein zu gelangen. Schließe deine Augen und lass dich sinken in deinen Träumen. Wenn du wieder deine Augen öffnest, wirst du auf dich alleine gestellt sein. << Obwohl Crispin nun sehr aufgeregt war und auch etwas ängstlich, tat er was die Fee von ihm verlangte. Er schloss seine Augen und versuchte sich zu entspannen. Langsam fing alles an ihm an zu kribbeln und in seinem Kopf drehte und schwirrte alles. Es kam ihm vor, als ob alles um ihn herum sich drehen würde. Ihm wurde leicht schwindelig und er spürte einen leichten Luftzug und er hörte wie es hinter ihm rauschte. Dann wurde er langsam immer benommener und dann verlor er das Bewusstsein. Als er irgendwann wieder zu sich kam, wusste er erst nicht wo er war. Er lag im Gras und über ihm waren Bäume zu sehen. Sein Kopf drehte sich, so als ob er zu viel Wein getrunken hätte. Er hörte leise Stimmen in der Nähe und irgendwie kamen sie ihm bekannt vor. Crispin versuchte aufzustehen und kam wackelnd zum stehen. >> Na endlich, wir dachten schon du kommst gar nicht mehr zu dir<<, sagte eine Stimme. Crispin rieb sich die Augen und sah zwei kleine gestalten vor sich. Langsam erkannte er die beiden. Es waren Eusebius und Wurzel, seine Freunde. >> Was ist denn los, wo sind wir und was macht ihr hier<<? fragte Crispin. >> Wir sind im Süden, komm steh auf, wir müssen aufbrechen<<. Der Junge schaute sich erst einmal um. Er wollte wissen, wo genau er hier gelandet war. Sie standen auf einem Gras bewachsenem Hügel und unten waren einige Bäume und Büsche zu sehen. Zur linken und rechten Seite waren nur große, grüne Wiesen und hinter ihnen war wieder einmal ein Wald zu sehen, aus dem es plätscherte und zwitscherte. Wurzel und Eusebius machten sich derweil daran den Hügel hinab zu steigen.

>> Nun komm aber endlich, du solltest da nicht länger Rum stehen<<, sagten sie. >> Halt, erst einmal erklärt ihr mir was ihr hier macht, << sagte er. Eusebius drehte sich zu ihm um und erklärte die Anwesenheit der beiden. >> Nun ja, wir dachten du könntest Hilfe gebrauchen und wir würden dich gerne begleiten und dir auf deinem weiteren Weg zur Seite stehen. Aber wenn du lieber alleine da hinein gehen willst, bitte. Du musst es nur sagen<<. Eusebius zeigte dabei mit den Händen vor sich her und erst da sah Crispin wo sie waren. Und auch jetzt erst fiel ihm ein was die allwissende Ursel gesagt hatte. Den Weg in den Süden muss man durch ein Labyrinth beginnen. Und tatsächlich, vor ihnen war eine lange, grüne Hecke zusehen. Sie zog sich unendlich lang dahin und schien kein ende zu nehmen. Sie war ziemlich hoch, so dass man das obere Ende nicht mit dem bloßen Auge erkennen konnte. Aber es war auch weit und breit kein Eingang zu sehen. Jetzt wurde es wohl ernst. Keine weiten Wiesen und dunkle Wälder mehr und auch keine einsamen Wege die vor ihm lagen. >> Ich glaube, ich kann eure Hilfe gut gebrauchen. Ich danke euch. Zu dritt ist es auch viel besser als ganz alleine, aber woher wisst ihr wo ich bin? << fragte er neugierig. >> Na, von der Ursel natürlich. Auch sie war es, die meinte, dass du Hilfe brauchen könntest und gute Freunde. Aber nun las uns mal los marschieren, suchen wir den Eingang<<. Die Freunde gingen den Hügel hinab und erzählten sich von den letzten Ereignissen, die ihnen in den letzten Stunden geschehen waren. Als sie dann auf der schönen grünen Wiese waren standen sie da und schauten in beide Richtungen. Sie überlegten, welchen Weg sie nehmen sollten, da beide Seiten gleich aussahen. Es war kein Tor oder irgendein anderer Eingang zu sehen, nur ein schmaler, sandiger Pfad, der zur einen Seite einen Graben hatte und auf der anderen Seite die große, grüne Hecke. Einige Vögel flogen über sie hinweg und die Sonne strahlte auf den Weg. Crispin hielt Ausschau nach einem Wegweiser oder eine kleine Veränderung in der Hecke. Aber je länger er da stand und überlegte, desto unsicherer wurde er. Er fragte seine Freunde welchen Weg sie nehmen sollten, aber auch sie hatten keine Ahnung. >> Gehen wir einfach nach links<<, sagte Wurzel und ging auch einfach los. Die anderen folgten ihm ohne weiteres und marschierten munter drauf los. Crispin bedankte sich bei den beiden noch für deren Hilfe und das sie ihn begleiteten. Und obwohl die zwei verlegen und Hände schüttelnd abwinkten, waren sie doch froh, dass sie einen Freund hatten, der ihre Hilfe zu schätzen wusste. Am Anfang waren sie noch guter Laune und stimmten ein fröhliches Lied an. Sie stiegen über Stock und Stein, beobachteten die munteren Tiere in der Nähe und strahlten mit der Sonne um die Wette. Als sie aber nun schon gut eine Stunde unterwegs waren und immer noch keine Veränderung bemerkten, wurden sie langsam unruhig. Crispin blieb stehen und schaute sich die Hecke an. >> Das gibt es nicht, irgendwo muss es doch einen dämlichen Eingang geben oder wenigstens einen Hinweis<<! Wurzel schlug vor, sich einfach einen Weg durch die Hecke selbst zu machen. Man könnte ja einfach einige Äste und Grünzeug beiseite drücken und sich hindurch zwängen. Die drei schauten sich an und ohne noch etwas zu sagen fing Eusebius an, sich an der Hecke zu schaffen zu machen.    

>> Kommt schon, helft mit. Ist vielleicht nicht gerade die einfachste Sache, aber immer noch besser als unendlich lang diesen doofen Weg zu gehen<<. Er zeigte dabei auf den Weg und machte sich wieder an der Hecke zu schaffen. Die anderen beiden machten sich daran ihm jetzt zu helfen. Als sie glaubten, ein wenig von der Hecke frei zu bekommen geschah etwas Merkwürdiges. Sie fing an zu wackeln und rütteln und die Äste fingen an von ganz allein beiseite zu gehen. Erschrocken ließen die drei die Zweige los und traten zurück. Etwas Unglaubliches geschah, sie sahen, wie in der Hecke eine Öffnung frei wurde. Von ganz alleine bewegte sich die Hecke. Die Zweige und Äste gingen wie von Zauberhand zur Seite, so weit, bis man gut durch sie hindurch gehen konnte. Dann blieben die Sträucher so wie sie waren, sie hatten sich zu einem Eingang geformt und warteten auf den eintritt der Fremden. Vor ihnen lag ein langer Gang, der genauso unendlich war, wie von außen. Zu beiden Seiten war wieder diese hohe, grüne Hecke und es schien auch nichts anderes zu geben als dieses grüne etwas. Aufgeregt und unerwartet blickten die drei Freunde abwechselnd ins innere des Labyrinths und sich selber an. >> Na, was meint ihr, wollen wir uns da hinein wagen? << fragte Crispin den Zwerg und den Kobold. >> Ich glaube, dir bleibt wohl keine andere Wahl, oder? << fragte der Zwerg. Crispin bejahte die Frage und machte ein schwermütiges Gesicht. Sie traten alle einen Schritt, als plötzlich jemand mit einer kräftigen, zornigen Stimme laut „halt“ rief. Die Stimme schien von hinten zu kommen, also drehten sich die drei um, um zu sehen wer da sprach. Aber es war niemand zu sehen, nur eine kleine, graue Wolke schwebte über ihnen. Langsam machte sich in der Mitte der Wolke ein kleines Loch breit und es erschien ganz verschwommen und unklar ein Gesicht. Es war das Gesicht eines Mannes, das von Saulus. Crispin erschrak sich, da er sich erinnerte, dass er dieses Gesicht schon einmal gesehen hatte. Die allwissende Ursel zeigte ihm das Gesicht des Mannes und warnte ihn auch vor ihm. Er war der böse Gegner, der seine Reiter los schickte, um vor Crispin am Ziel zu sein. Leise frage Wurzel, was der wohl wollte, aber die Antwort kam nicht von seinen Begleitern, sondern von Saulus selbst. >> Ich warne dich, du Jüngling, gehe nicht weiter, sonst wirst du es bereuen. Kehre um, solange du noch kannst<<. Er machte ein zorniges Gesicht und zeigte drohend mit dem Finger auf den Jungen. >> Was willst du denn machen wenn wir doch gehen? << fragte Crispin mutig. Er nahm seinen ganzen Mut zusammen und stellte sich dem Gesicht gegenüber.

>> Du wirst deine Familie nie wieder sehen und das ganze Dorf wird darunter leiden, das du so töricht warst und dich mir widersetzt hast<<. Saulus seine Stimme klang gewaltig, zornig und sehr wütend. Mutig und mit zittriger Stimme erwiderte Crispin:>> Das werden sie erst recht, wenn ich aufgebe, und das habe ich nicht vor<<. Noch zorniger als zuvor zeigte der Mann ins leere und sagte, Crispin solle sehen was geschieht. Neben ihm entstand eine weitere Wolke, die sich im inneren erhellte und unklar die Umrisse einiger Menschen zeigte. Langsam konnte man auch Gesichter erkennen und was sie taten. Erschrocken musste Crispin feststellen, dass es seine Großeltern waren. Sie weinten und sahen schlecht aus. Im Hintergrund brannte die Scheune und die Felder dahinter waren verwüstet und sahen nicht sehr gut aus. Ein Sturm brach los, der den armen, alten Mann mitriss und die Frau in den Schmutz zog. Viele Reiter durchquerten das Dorf, schnell und ohne Rücksicht. Sie sahen böse und schrecklich aus. Der Junge streckte seine Arme nach dem Bild im Himmel aus, aber er konnte sie nicht erreichen. Er merkte fast gar nicht, dass ihm einige Tränen über die Wange liefen. Voller Zorn wandte er sich Saulus zu. >> Was hast du mit ihnen gemacht? Warum tust du ihnen das an? Las sie in ruhe! << Gehässig erwiderte der Böse Mann:>> Das hast du dir selbst zu zuschreiben. Kehre um, dann werde ich dich und deine Familie verschonen. Versuche nicht mich auszutricksen, ich sehe alles. Also, drehe diesem Labyrinth sofort den Rücken und du hast mein versprechen<<. Crispin schien tatsächlich zu überlegen, denn er schaute abwechselnd von der Wolke mit den Gesichtern und zu dem Labyrinth. >> Nein, er lügt. Glaube ihm nicht Crispin. Der Alte Mann in deinem Dorf hat doch gesagt du darfst dich nicht umdrehen. Und die allwissende Ursel hat auch gesagt das du ihm nicht trauen darfst<<. Wurzel und Eusebius blickten ihren Freund an und versuchten, ihn davon zu überzeugen, dass er jetzt auf keinen Fall aufgeben durfte. >> Er hat doch sein Wort gegeben und wer weiß was er mit ihnen macht, wenn ich nicht aufgebe<<. Verzweifelt schaute Crispin seine kleinen Freunde an und dann Saulus. >> Also, wenn ich wirklich dein Ehrenwort habe und wenn auch dem ganzen Dorf nichts geschieht, dann.... Halt, warte<<, rief der Kobold schnell. >> Überlege doch mal! Denke genau nach, was hat er nicht schon alles versucht um dich aufzuhalten. Und was weißt du über ihn? Glaubst du ihm wirklich mehr als deinen Freunden? Und was glaubst du, sagen die Leute in deinem Dorf, wenn du einfach zurückkehrst? Sie werden wissen, dass du doch keinen Mut hattest um dem bösen entgegen zu treten. Er lügt dich doch nur an, er will dich doch nur zum aufgeben überreden. << Diese Worte gaben Crispin neuen Mut, denn keiner sollte sagen, er sei ein Feigling. Schließlich musste es einen guten Grund geben, dass man ihn ausgewählt hat. >> Ihr habt recht, ich gehe weiter und erfülle meine Aufgabe, egal was geschehen mag. Hörst du, du kannst mich nicht mehr einschüchtern. Verschwinde und las uns in ruhe, damit wir weiter gehen können. << sagte Crispin tapfer dem bösen Mann zugewandt. Saulus bebte vor Wut und versprach ihm alles böse und schlimme, aber der Junge hörte einfach nicht hin. Mit einem lauten Knall und viel Donner verschwand er wieder und gleich darauf kam ein Falke geflogen, der drohend über sie hinweg flog. Mit einem lauten kreischen stürzte er sich auf die drei und fing auch gleich an auf sie einzuhacken. Schützend hielten sie ihre Arme vor die Gesichter. Sie fuchtelten mit den Händen und versuchten das kreischende Tier weg zu jagen, ohne Erfolg. Es pickte mit seinem spitzen Schnabel auf ihre Köpfe und Arme ein, so das es unschöne Kratzer und Wunden hinterließ. Die drei Freunde schrieen den Vogel an und schlugen nach ihm, bis er plötzlich einen Faustschlag von dem Kobold mitten auf den Kopf bekam und er kreischend für einen Moment innehielt. Diesen kurzen Augenblick nutzten die drei und sprangen schnell durch die Öffnung in der Hecke hindurch. Sofort schloss sich die Hecke wieder hinter ihnen und es war kein Durchgang mehr zu sehen. Von außen hörten sie nur noch schwach das böse krächzen von dem Vogel, der wie wild mit seinen Flügeln flatterte und sich dann unter einem schreien davon machte. Crispin, Eusebius und Wurzel standen nun mitten in dem Labyrinth und hatten einen langen, dunklen Weg vor sich. Jetzt hieß es, den Weg wieder aus diesen Gängen hinaus zu finden, zum anderen Ende.

 

Der Sturm

Während Crispin nun also zu seiner langen Reise aufbrach, von der niemand wusste wo sie enden würde oder wann, hofften und bangten seine Großeltern und der alte Gambil, das er heil, gesund und recht bald wieder zurückkehren würde. Sie beteten dafür, dass er allen Mut zusammen nehmen würde, um die Gefahren zu trotzen, die ihm auf dem langen Weg begegnen sollten. Die drei setzten sich zusammen und dachten darüber nach, was alles passieren könnte und welche Gefahren auf ihn lauern würden.

Crispins Großmutter musste getröstet werden, weil sie sich solche sorgen um ihn machte. Er war alles, was ihnen noch geblieben war und sie würde es nicht verkraften, wenn er nicht mehr Heim kehren sollte. Die alten Männer redeten ihr gut zu und Gambil riet ihnen, vorerst nicht zu verraten, warum der Junge weggegangen war, sollte einer danach fragen. Er wusste schließlich, das die Dorfbewohner ihn vielmehr mit einem spöttischem lächeln bedachten oder ihn einfach nicht für ernst nahmen, weil er eben ein so vertrauensseliger, schwacher Junge war, der selten viel auf die Reihe bekam. Wenn sie dann auch noch mitbekamen das er auf einer Reise war, die von aller Schicksal abhing, dann würden sie nicht mehr aus dem Gerede und lachen raus kommen. Sein Großvater erzählte dann, dass er einfach auf die Reise gegangen war, um die weite Welt kennen zu lernen. Ihn hielt schließlich nicht sehr viel in dem Dorf und würde schon irgendwann Heim kehren. Auf das Gerede darauf hin hörte er nicht mehr, denn er wusste schließlich, das viel mehr in dem Knaben steckte, als sie alle zusammen dachten. Sehr lange blieb es allerdings nicht ruhig, denn schon wenige Tage später begann ein kleines Unwetter, das zwar nicht sehr stark war, aber dafür für diese Jahreszeit sehr ungewöhnlich. Es fing schon früh morgens an zu regnen und die Bauern hofften nur, dass der Regen schnell vorüber gehen würde. Von da an nahmen die Unwetter von Tag zu Tag immer mehr zu und die Menschen suchten Rat bei Gambil. Der Bürgermeister rief eines Tages alle Dorfbewohner zusammen und sie trafen sich in der größten Scheune, denn draußen war es inzwischen so Stürmisch, das sich kaum noch einer vor die Tür traute. Der Himmel war von schwarzen Wolken übersät und die Felder waren von dem ganzen Regen schon ganz platt, die Tiere waren schon lange wieder in den Scheunen und die Bäume drohten im Wind um zu knicken. Keiner konnte sich erklären, was das alles zu bedeuten hatte, nur Gambil hatte eine fürchterliche Ahnung, die er aber nicht sagen konnte. Als sich nun alle Dorfbewohner versammelt hatten, begann der Bürgermeister mit seiner rede. >> Gambil, nur du kannst uns sagen wo dieses Unwetter her kommt und was wir dagegen unternehmen müssen. Noch niemals war das Wetter dermaßen schlimm, es muss irgendetwas geschehen sein und wir sind die Leidtragenden. Vielleicht sind die Menschen in den anderen teilen des Landes schuld oder irgendeine Macht bedroht uns. Gambil, hilf uns und sage uns was hier geschieht<<!

Der alte Mann schaute in fraglose und ängstliche Gesichter und er wusste nicht was er ihnen sagen sollte. Also sagte er :>> Erst einmal beruhigt euch, es wird schon wieder alles gut werden! Ihr müsst nur vertrauen haben und stark sein, denn wenn es das ist was ich befürchte, dann könnte es noch schlimmer kommen. Aber genau weiß ich es nicht, also fragt mich nicht weiter und geht zurück in eure Häuser<<. Der alte versuchte die aufgeregte Menge zu beruhigen, aber mit seinen unüberlegten Worten machte er es nur noch viel schlimmer. Wenn zuvor nur knapp die Hälfte der Anwesenden aufgeregt war, so waren sie nun fast alle aufgebracht. Sie redeten durcheinander und befürchteten das schlimmste. Einige verlangten nun erst recht eine Antwort, als sie hörten dass es noch schlimmer kommen könnte. Der Bürgermeister verlangte hartnäckig ruhe, da er noch kaum zu Worte kam in dem ganzen hin und her. Crispins Großmutter trat ängstlich zu Gambil heran und fragte ihn leise:>> Hat das alles etwas mit unserem Jungen zu tun? Er wird doch wohl nicht in Schwierigkeiten sein oder? Bitte, Gambil, sage mir das es ihm gut geht>>! Die alte Frau hatte sehr große Angst um ihren Enkel und sie achtete nicht auf die anderen, die aufmerksam auf jedes Wort hörten, das in diesem Raum viel. Und leider war es dann auch so, der übereifrige Bürgermeister schnappte die Worte auf und wurde sogleich aufmerksam.  

Er konnte sich nicht erklären, was ein kleiner, schwacher Junge damit zu tun haben sollte, der einfach so seine Großeltern verließ. >>Was hat das zu bedeuten, dein Junge? Wieso in Schwierigkeiten? Ich dachte er will die weite Welt kennen lernen. Hat er etwa damit was tun? Ist er etwa daran schuld das es hier so Stürmt? Sag schon, alter Mann, was hat das zu bedeuten? Raus mit der Sprache<<. Nun wusste der alte Mann keinen Ausweg mehr, er musste den Leuten eine Erklärung geben, damit sie zu Frieden waren. Er schaute von einem zum anderen und als die Menge wieder einigermaßen still war, fing er an zu erzählen. Er erzählte von einem großen Unglück, das bald über das ganze Land kommen würde und von einem Geheimen Schatz und von der Legende, die nicht nur eine Geschichte war. Er erzählte, dass nur ein tapferer Mann alleine dazu im Stande war, dieses Unheil von ihnen abzuwenden. Er alleine sollte wieder für das Gleichgewicht sorgen und den Kampf mit dem Bösen aufnehmen, das mit Sicherheit überall lauerte. Gambil berichtete auch von dem Bösen Zauberer, der diese Macht an sich reißen wollte und der mit Sicherheit alles daran setzte, um diesen Mann davon abzuhalten, sein Ziel zu erreichen. >>Und dieser gewisse junge Mann ist doch wohl nicht Crispin. Ihr wollte doch nicht etwa sagen, ihr habt diesen schwachen Knaben hinausgeschickt um uns alle zu retten<<! Der Bürgermeister sah mit entsetzen den Dorf ältesten an und achtete nicht im Geringsten auf die alte Frau, die um ihren Enkel weinte. >>Warum habt ihr nicht einen anderen geschickt. Ihr hättet es sagen müssen, dann hätten wir alle in einer Sitzung beraten, wer dafür in frage gekommen wäre. Jeder andere hätte diese Aufgabe besser bestanden, als Crispin. Schaut euch doch nur draußen um wie es dort aussieht! Das ist bestimmt sein Werk, er kann doch nicht im ernst glauben das er so eine schwere Aufgabe bestehen kann<<! Die Menschen im Hintergrund stimmten aufgeregt zu und wieder redeten sie alle wirr durcheinander. >>Nein, das ist Crispin seine Aufgabe, er ist dazu auserkoren und nur der erwählte hat die Macht alles wieder zum Guten zu wenden. Nur er kann diese schwere Aufgabe lösen und niemand anders. Er ist der Retter, von dem in den Prophezeiungen berichten<<, sagte Gambil. Wieder wollte die Menge widersprechen, aber dazu kamen sie nicht, denn draußen war plötzlich ein Höllen Lärm. Der Wind pfiff durch die Scheunentür und draußen klapperten einzelne Türen. Neugierig wurde die Tür zur Scheune geöffnet und die Menschen traten langsam ins freie. Schnell wichen sie aber wieder etwas zurück, denn der Sturm hatte in kürzester Zeit so zugelegt, dass sie sich noch kaum auf den Beinen halten konnten. Von weitem war ein donnerndes etwas zu hören, von dem keiner zuerst wusste, was es war. Diejenigen, die noch im freien waren, sahen es zuerst. Aus der ferne konnte man eine Staubwolke ausmachen, die sich drohend näherte. Die Mütter brachten schnell ihre Kinder in Sicherheit und die alten unter ihnen zogen sich auch ins sichere zurück. >>Das sind Reiter<<, rief einer der Männer, sobald er sehen konnte, was dort auf sie zukam. Und tatsächlich, in Windeseile waren sie da. Ein dutzend bewaffneter Ritter kamen donnernd durch das kleine Dorf. Als auch der letzte von ihnen ankam, hielten die böse dreinblickenden Ritter ihre Pferde an und schauten auf die erschrockenen Menschen hinab. Der Anführer von ihnen, ein großer, Muskelbepackter Kerl zog sein Schwert und hielt es in die Höhe. Damit fuchtelte er drohend in der Luft umher und brüllte sehr laut Rum. Einige der noch anwesenden Dorfbewohner standen erschrocken da und warteten auf eine weitere Reaktion der fremden. Einige Frauen rannten so schnell sie konnten in ihre Häuser und manchmal fielen sie dabei in den Dreck, der vom vielen Regen ganz aufgeweicht war. >>Was wollt ihr hier<<? fragte Gambil und trat vor. Der Anführer der Reiter lies seine Botschaft verkünden. >>Ich bin geschickt von meinem Herrn und auch bald euren Herrn. Schon bald, wenn er an seinem Ziel ist und euren ausgeschickten Jüngling besiegt hat, wird er die vollkommene Macht besitzen und über das ganze Land herrschen. Dann werdet ihr alle seine Untertanen sein und gehorchen und für ihn arbeiten. Wenn ihr nicht gehorcht, wird es euch bitter böse ergehen. Und damit ihr ihm Glaubt, hat er euch dieses Unwetter schon mal geschickt, als kleine Botschaft. Er wird an sein Ziel kommen und euer Knabe wird nicht mehr lange am Leben sein, sollte er ihm zuvor kommen und den Schatz vor ihm finden. Dann Gnade euch Gott>>! Mit diesen Worten drehten sie sich noch einige male auf ihren Pferden und ritten dann donnernd wieder davon. Sie hinterließen Angst, Schrecken und ein Chaos, denn wie überall stahlen sie auch sogleich Hühner, Schafe und Ziegen. Sie ritten quer über die angelegten Felder und rissen Bäume und Sträucher mit sich. Ängstlich schauten die Menschen ihnen nach. >>Und davor soll uns Crispin retten? Das glaubt doch keiner. Wir können schon mal anfangen unser Grab auszuheben<<, sagte der Bürgermeister und stapfte wütend in sein Haus.

 

Abenteuer im Labyrinth

Crispin und seine Freunde ahnten nichts von diesem kleinen Angriff, sie machten sich viel mehr Gedanken, wie sie den Weg aus diesem Irrgarten wieder hinaus finden sollten. Jetzt standen sie erst einmal ganz am Anfang und sahen den langen Weg, der vor ihnen war. Lang, unendlich, voller hoher, grüner Hecken. Es war dunkler als draußen und auch viel ruhiger, ganz ungewöhnlich. >> Na, dann wollen wir uns mal auf den Weg machen und das Labyrinth durchqueren<< sagte Crispin. Mit gemischten Gefühlen gingen die drei los. Keiner von ihnen wusste was auf sie zukommen würde oder was noch alles geschehen sollte, aber in diesem Augenblick waren sie noch voller Hoffnungen und motiviert, jede Aufgabe zu lösen. Sie gingen den schmalen Gang lang, auf dem lauter Laub und verdorrte Äste Rum lagen. Links und Rechts waren die Hecken genauso hoch wie von außen. So hoch das man das ende nicht sehen konnte. Obwohl es noch hell war, schien es im inneren düster und das Licht konnte kaum durchdringen. Es wirkte eher unheimlich als einladend. Aber es war nicht zu ändern, sie mussten diesen Weg nehmen, denn es schien keinen anderen zu geben. Er ging nur stur gerade aus und änderte sich kein Stückchen. Als sie nun schon so einen ganze weile gelaufen waren, blieb Crispin stehen. >> Man, gibt es denn hier keinen anderen Weg oder eine andere Veränderung als diesen ollen Weg<<? Seine Freunde waren genauso ratlos wie er selbst. Plötzlich kam Eusebius auf die Idee, sich einfach ein Loch in die Hecke zu machen und sich da hindurch zu zwängen. Kaum hatte er das gesagt, fing er auch schon an, an den Zweigen zu zerren und reißen. Aber nach kaum einer Minute hörte er auch schon wieder auf, denn die Zweige hatten spitze enden und Dornen. Seine kleinen Hände waren voller Kratzer und Dornen. >> Komm, lass uns noch ein Stückchen gehen, vielleicht ist da hinten ja doch noch ein anderer Gang<<, sagte Wurzel. Crispin hatte zwar keine große Hoffnung, aber irgendwie mussten sie ja durch das Labyrinth durch kommen. Also liefen sie weiter. Und tatsächlich, nach dem sie noch circa eine viertel stunde gelaufen waren, sahen sie endlich einen Hinweis. Vor ihnen stand ein Hinweisschild mit einem Pfeil nach rechts und einem nach links. Sie gingen auf das Schild zu und blieben direkt davor stehen, dann schauten sie zur Seite, und tatsächlich, dort waren wirklich zwei Gänge. Einer nach links und einer nach rechts. >> Na, siehst du, hab ich doch gesagt. Irgendwann muss ja einmal ein Gang kommen<<, sagte Wurzel. Die drei freuten sich riesig darüber und hatten auch gleich wider neue Hoffnung. Von nun an waren überall Gänge und Wege und unendlich viele Hinweisschilder. Schmale und breite, gerade und kurvige Wege. Einige gingen Bergauf, einige Bergab. Zwischendurch gab es auch Sackgassen, so dass sie wieder zurückgehen mussten. Manchmal standen auch Steinbänke oder Bänke aus Holz in den Gängen, wo sie sich hinsetzten und kurz ausruhten. Es wurde mit jedem Gang anders und aufregender. Vor jedem neuen Weg fragten sie sich, was wird wohl auf der anderen Seite sein? Und es war nicht alles aus grünem etwas, sondern ganz unterschiedlich. Manchmal waren die Gänge von grünen Hecken getrennt, aber manchmal auch war auf der anderen Seite nur Stein und Felsen. Es gab helle und weiche Hecken und genauso dunkle und feste Hecken. In jedem Gang war tatsächlich alles total anders wie zuvor. Auch die Wege waren alle anders. Manche bestanden aus Stein, manche aus Gras und einige aus Sand oder festen Lehm.

>> Weiß eigentlich einer von euch was es hier für Lebewesen gibt? << fragte Crispin seine Freunde. Alle beide verneinten die Frage, sie wussten absolut nicht, was es hier alles gab. Sie kannten sich nur in dem Umkreis aus, in dem sie sich immer bewegten und nicht weiter. Diese Frage sollte sich aber schon bald von selbst beantworten. Es wurde bald immer dunkler in den Gängen und der Tag neigte sich allmählich dem ende zu. Wenn nicht bald etwas anderes kam, so würden sie hier im finsteren umher irren müssen, dachten sie. Sie hofften auf einen guten Unterschlupf oder gar auf den Ausgang. Als sie wieder einmal einen anderen Weg nahmen, kamen sie nicht etwa in einen anderen der fast genauso aussah, sondern sie standen plötzlich auf einem großen Platz. Er war eckig angelegt und umringt von Hecken, Büschen und Bäumen. Überall in der Hecke waren verborgene Wege, die genauso wie dieser Platz, aus vielen kleinen Steinen waren. In der Mitte des Platzes war ein Brunnen, aus dem kühles Wasser floss und in den Ecken standen Bänke, die zum ausruhen einluden. Ringsum standen viele Figuren aus Büschen, sie waren auf dem ganzen Platz verteilt. Sie hatten die Gestalt von Vögeln, Rittern, Zwergen, Hexen, Hunden und noch allerlei anderen. Crispin betrachtete die Figuren und meinte, sie würden so täuschend echt aussehen, das man glauben konnte, sie würden sich jeden Moment bewegen. >> Komm, erfrische dich ein wenig an dem leckerem Wasser, << sagte Eusebius.

Er und Wurzel beugten sich über den Brunnen und erfrischten sich an dem kühlen Nass. Sie füllten ihre Trinkflaschen mit dem Wasser, erfrischten ihre Gesichter und ließen sich dann erschöpft auf einer Bank neben dem Brunnen fallen. Crispin schaute sich nochmals die komisch aussehenden Figuren an und es kam ihm vor, als ob sie ihn anstarren würden. Er nahm nochmals einen Schluck Wasser aus seiner Flasche und schloss kurz die Augen. Er war so erschöpft vom laufen, dass er am liebsten sofort eingeschlafen wäre. Als er seine Augen wieder öffnete, viel sein Blick wieder auf die Staturen aus Hecken. Wurzel lag im Gras neben dem Weg und hielt ein kurzes Nickerchen und Eusebius hatte auch seine Augen geschlossen. Vom vielen laufen bisher waren sie so müde, das sie alle ein kurzes Nickerchen gebrauchen konnten. Aber irgendetwas kam dem Jungen anders vor. >> He, stand diese Figur dahinten mit dem Schwert gerade nicht noch ganz anders da? << fragte der Junge seine Freunde und zeigte auf eine Figur, die einen Ritter da stellen sollte. Eusebius öffnete kurz seine Augen, schaute die besagte Figur an und verneinte die Frage. >> Aber meint ihr nicht auch, das sie verdammt echt aussehen? << fragte er wieder. Auch dieses Mal sagten seine Freunde nein. Crispin stand auf, ging zu den Figuren hin und betrachtete sie sehr genau. >> Ich weiß nicht, irgendetwas stört mich an denen, << sagte Crispin abermals. Leicht genervt stand der Kobold auf, ging zu seinem Freund hin und sagte:>> Sag mal, was ist eigentlich los mit dir? Bist du nicht in den letzten paar Stunden genug gelaufen, das du dich nicht etwas ausruhen möchtest? Oder willst du uns nur zu verstehen geben das wir weiter gehen sollten, dann solltest du aber einfach nur den Mund aufmachen und nicht so drum herum reden. Nein, sehe sie dir doch mal an, sie sind doch etwas komisch, oder? << Leicht zornig ging der Kobold um die Statuen herum und betrachtete sie von oben bis unten, aber trotzdem viel ihm nichts Merkwürdiges an ihnen auf. Er wollte schon los schimpfen, als jemand sagte: >> Na, du schaust eben nicht richtig hin, du Dummkopf<<. Böse schaute der Kobold den Zwerg an und fragte ihn, was für ein Problem er hatte, aber dieser versicherte ihm, dass er überhaupt nichts gesagt hätte. Wieder rief ihnen jemand böse Schimpfwörter zu, aber diese kamen diesmal aus einer anderen Richtung. Verwirrt schauten sich die zwei kleinen Freunde an, ratlos und überfordert. Irgendjemand war doch da, aber nur wer und wo? >> Ich sagte euch doch, diese Hecken sehen komisch aus <<, sagte Crispin langsam und mit zittriger Stimme. Eusebius und Wurzel drehten sich dem Jungen zu und diesmal sahen sie, was er meinte. Langsam und bedrohend kamen die Figuren aus Hecken auf sie zu. Sie waren plötzlich voller Leben und sahen nicht gerade danach aus, als ob sie Freundschaft suchen wollten. Eine Hexe grinste höhnisch, ein Ritter schwang drohend sein Schwert in der Luft, ein Hund knurrte sogar und ein Rabe kam auf sie zugeflogen. Dicht aneinander gedrängt, wichen die drei langsam zurück. >> Was wollen die von uns? Die tun uns doch nichts, oder? << fragte der Zwerg ängstlich. Auf eine Antwort waren die drei nicht gefasst, aber dennoch fingen die Figuren an zu reden. >> Unser Herr und Gebieter sieht es nicht gerne, das ihr hier seit. Ihr seit Störenfriede, ihr müsst büßen für eure taten, ihr entkommt uns nicht! << Sie alle gaben Drohungen von sich. >> Wir sollten langsam zusehen, das wir hier weg kommen. Ganz langsam und vorsichtig! << sagten die zwei Freunde gleichzeitig. Bedrohend und angsteinflößend kamen die Figuren auf sie zu. >> Wenn ihr fein stehen bleibt und euch nicht zu sehr wert, dann versprechen wir euch, das es nicht sehr weh tun wird<<. Spätestens jetzt wussten die drei, dass diese Figuren keinen Spaß machten und dass sie schleunigst weg kommen mussten, falls ihnen ihr Leben lieb war. >> Lauft<< rief Crispin und drehte sich schnell um und wollte wegrennen, aber der kleine Hund war schneller und biss ihn ins Hosenbein und zerrte und riss an ihm herum. Auch Eusebius und Wurzel wollten die flucht ergreifen, aber auch sie wurden aufgehalten. Im nu waren die drei mit den komischen Lebewesen am kämpfen. Der Kobold wurde von dem Raben attackiert und gleichzeitig bombardierte ein kleiner Zwerg ihn mit Fausthieben und Kopfnüssen. Der Zwerg war unterdessen mit einer Hexe am rangeln und Crispin kämpfte mit einem Ritter um sein Leben. Aus jeder Ecke kamen nun Figuren und Gestalten und sie alle machten sich drohend auf die Fremden nieder. Es tönte nach rufen, schreien und Drohungen, aber niemand kam den Freunden zur Hilfe. Schon nach kurzer Zeit waren sie übersät mit blauen Flecken, Kratzern und sogar Beulen. >> Gibt ihr nun endlich auf? << fragten die Gestalten und machten nicht den Anschein, als ob sie aufhören wollten zu kämpfen. >> Niemals, ehe werden wir zu Salzstaturen oder tot umfallen<<, gab Crispin mühsam zur Antwort. >> Dann werdet ihr sterben! << Von neuem begann der Kampf zwischen den Feinden. Voller Wut holte Crispin mit seinem freien Fuß aus und trat mit aller Wucht gegen den Hund. Dieser viel jaulend Rückwerts und viel auseinander wie welkes, altes Laub vom Baum. Ein Feind war außer Gefecht gesetzt. >> He, ihr müsst versuchen mit aller Kraft diese Figuren von euch zu stoßen. Wenn sie hin fallen, dann zerfallen sie in ihre einzelnen Bestandteile! << gab Crispin seinen Freunden zu verstehen. Sofort werten sich alle noch stärker und mit aller kraft gegen die Unholde. Der Hexe wurde ein Arm zum Verhängnis. Es wurde ihr so stark dagegen gehauen, dass er ihr mit voller Wucht nach hinten bog und dann abfiel. Kurz darauf war sie selbst nur noch ein Häufchen Blätter und Laub. In kürzester Zeit hatten die drei so schon vier Gegner beseitigt und als die Figuren für einen kurzen Augenblick innehielten, sahen sie ihre Chance gekommen und wollten schnell in einen der nächsten Gänge fliehen. Ihnen blieb nicht viel Zeit zum überlegen welchen der vielen Wege sie nehmen sollten, sie rannten einfach so schnell es ging von diesem Ort davon. >> Schnell, kommt hier entlang<<, rief Crispin und lief voran. Sie hörten noch die wüsten Beschimpfungen der Feinde und sahen noch den einen oder anderen stolpern, aber dann liefen sie so schnell es ging, ohne sich noch ein einziges mal umzudrehen einfach gerade aus, bis sie nichts mehr hörten. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn sie sich wenigstens vergewissert hätten das alle beisammen waren, denn sonst wäre es nicht passiert, das jeder von ihnen einen anderen Gang genommen hätte und es noch nicht einmal bemerkt hatte, das die anderen nicht hinter ihnen waren. Aber das stellte jeder von ihnen nach einer weile schon fest, als sie eine kurze Verschnaufpause machen wollten und sich zu den anderen umdrehten, diese aber nicht da waren. Da bekam es jeder mit der Angst zu tun, denn jetzt waren sie plötzlich ganz alleine in diesem Labyrinth und wussten nicht, ob sie die anderen jemals wieder finden würden. Eusebius und Wurzel irrten alleine und verängstigt umher und jeder von ihnen wünschte sich, bloß zu Hause geblieben zu sein. Sie liefen langsam, Schritt für Schritt und mit jedem male klopfte ihr Herz so laut, das sie dachten man würde es hören. Sie beteten dafür, nur sehr schnell die anderen wieder zu finden oder einen Ausgang.Als Crispin nun glaubte dass keine Gefahr mehr drohte, blieb er stehen und wollte erst mal verschnaufen. Vom schnellen rennen tat ihm die Seite weh und ihm war sehr warm. >> Das war noch mal gut gegangen, was Freunde? Die hat doch bestimmt dieser Saulus verhext. << fragte er und drehte sich um. Aber was war das? Wo waren denn seine Freunde? Keiner von beiden war hinter ihm, er war ganz alleine. Waren sie etwa zurückgeblieben und ruhten sich weiter hinten aus oder sind sie vielleicht gar den Feinden zum Opfer gefallen? Er beschloss zurück zu gehen um nachzuschauen, ob seine Freunde weiter hinten waren. Vielleicht waren sie nur genauso wie er außer puste und konnten nicht mehr weiter laufen. Sie waren ja auch kleiner und konnten deshalb vielleicht nicht so schnell rennen wie er selbst. Also kehrte er um und suchte nach ihnen. Ab und zu rief er ihre Namen, damit sie ihn hörten und ihm Antwort geben konnten. Aber nichts, es kam keine Antwort und es war weit und breit keine Spur von ihnen zu sehen. Allmählich wurde es immer dunkler und schon bald würde es Nacht sein, er musste seine Freunde schnellstens finden, sonst wäre er ganz alleine im Labyrinth, und das war kein schöner Gedanke für den Jungen. Er rief noch lauter nach ihnen und fing wieder an zu rennen, er war nun voller Angst um die zwei. Bald schon wusste er nicht mehr wo er her kam und wo er hin gehen sollte. Die fielen Gänge und Wege machten ihn durcheinander und schließlich glaubte er, dass er sich total verlaufen hatte. Traurig musste er selbst zugeben, dass er seine Freunde, kaum das er sie getroffen und gefunden hatte, auch schon wieder verloren hatte. Hätte ich nur besser auf sie aufgepasst und mich eher nach ihnen umgedreht, dachte er laut und lies sich mutlos auf den Weg fallen. Wütend war er, über sich selbst und über diese Figuren. Vielleicht waren sie nicht schnell genug und sind ihnen nicht entkommen. Wie gerne wäre er zurückgegangen um sich zu vergewissern, aber er wusste nicht mehr den Weg. Was er nicht wusste, war, dass seine Freunde genauso wie er alleine durchs Labyrinth irrten und ihrerseits nach den Freunden suchten. Einmal waren sie sich sogar so nahe, das sie nur zu rufen brauchten um sich zu hören und Antwort zu geben, aber das wussten sie ja nicht und in diesem Moment war jeder von ihnen ganz still und ruhig. Während Wurzel den linken Gang aufwärts ging, lief Eusebius den rechten Gang entlang und Crispin nahm den mittleren. Sie waren nur getrennt von Hecken und Büschen, aber doch so weit von aneinander entfernt, das sie glaubten, für immer den Freund verloren zu haben. Irgendwann, als die ersten Sterne schon am Himmel sichtbar waren, machte Crispin sich wieder auf den Weg. Trotz alle dem hatte er noch eine Aufgabe zu erfüllen und die durfte er jetzt nicht vergessen, auch wenn ihm nicht danach zumute war. Mit hängenden Schultern lief er einfach den Weg entlang und schaute gar nicht wo er hin lief. Er bog in andere Gassen ein und nahm die eine Kurve und den anderen Gang wie im Traum, so als ob ihn jemand schieben oder ziehen würde. Irgendwann holte er sich eine Kerze aus seiner Tasche und machte sie an. Damit leuchtete er vor sich her um mehr sehen zu können. Als er wieder an einem neuen Weg ankam, stieg ihm der Geruch von herrlichem Braten und leckerem Kuchen in die Nase. Eine kleine Dunstwolke stieg ihm entgegen und es kam ihm vor, als ob er Musik hören würde. Bestimmt nur sind es meine Phantasien, die mir da einen Streich spielen, dachte er. Aber als er um die Ecke bog, traute er seinen Augen nicht. Vor ihm stand, auf einem grünen Hügel, ein kleines, schönes Häuschen. Eingezäunt von grünen Hecken, Obstbäumen und einem kleinem Gemüsegarten. In einem der kleinen Fenster brannte ein Licht und aus dem Schornstein kroch der Qualm. Es waren Stimmen zu hören und es kam ihm vor, als ob er sie kennen würde. Neugierig und vorsichtig ging Crispin auf das Haus zu, denn es könnte ja auch eine Falle sein. Er versuchte so leise wie möglich an ein Fenster zu kommen, ohne das ihn jemand bemerkte. Vorsichtig duckte er sich unter dem ersten Fenster das er erreichen konnte. Langsam erhob er sich wieder und lugte durchs Glas, immer damit rechnend, das keine friedlichen Leute darinnen waren, sondern nur Feinde. Aber von innen sah alles ganz normal und ruhig aus. Man konnte in einer Ecke einen offenen Kamin sehen, in dem ein kleines Feuer loderte. Darüber hing ein großer Kessel aus dem eine duftende Dampfwolke kam. Darüber hingen getrocknete Beeren, Bohnen und einige Kräuter. Neben dem Kamin war eine Tür, die in diesem Moment aufging. Schnell duckte Crispin sich wieder und wartete eine weile ab, ehe er wieder durchs Fenster schaute. Jetzt war ein altes Weibchen zu sehen, das sich an dem Kessel zu schaffen machte. Sie hielt einen Teller in der Hand und redete mit jemandem, der offenbar auch in diesem Raum war. Leider konnte er kein Wort verstehen, da die alte mit dem Rücken zum Fenster stand. Crispin versuchte um die Ecke zu schauen, aber weil da ein großer Schrank stand, konnte er nicht viel sehen. Da auf der anderen Seite noch ein kleines Fenster mit Blick in die Küche war, schlich Crispin sich dort hin. Er wusste überhaupt nicht was er tun sollte. Es war schon dunkel und jetzt machte sich auch noch sein großer Hunger bemerkbar. Außerdem war er zum umfallen müde, eine kurze Mahlzeit und ein kurzes Nickerchen würden bestimmt nicht schaden, dachte er sich. Vielleicht sollte er die alten Leute um Einlass bitten, aber vorher musste er erst sicher sein, das im keine Gefahr drohte, denn bis jetzt war er schon oft genug reingefallen. Vorsichtig schaute er auch durch dieses Fenster. Er konnte einen kleinen Tisch sehen, an dem offenbar mehrere Personen saßen, denn man konnte mehrere Stimmen hören und eine Mütze war zu sehen. Leider konnte Crispin die Personen nicht erkennen, da die alte Frau vor dem Tisch hin und her ging und so die Leute verdeckte. Aber irgendwie kamen ihm die Stimmen vertraut vor und es war irgendetwas Komisches an der Mütze, etwas vertrautes. Jetzt ging die Frau zur Seite und es wurde immer mehr von der Person mit der Mütze sichtbar. Crispin traute seinen Augen nicht, denn niemand anders als seine beiden Freunde saßen dort im warmen und ließen es sich gut gehen. Er war so erleichtert sie wieder zu sehen, dass er nicht wusste, was er zu erst tun sollte. Am liebsten hätte er laut nach ihnen gerufen oder ans Fenster geklopft, aber irgendetwas hielt ihn davon ab. Waren das tatsächlich seine Freunde oder war es nur wieder eine Falle für ihn? Und wenn es seine Freunde waren, wie sind sie hier her gekommen und was machten sie da drinnen? Er fragte sich, ob er das Risiko eingehen sollte und einfach zur Tür gehen und klopfen sollte. Schließlich ging er zur Tür und klopfte an. Von innen waren schlurfende Schritte zu hören und sie kamen langsam näher. Gespannt und aufgeregt wartete Crispin dass sich die Tür öffnete, die im selben Moment langsam aufging. Ein kleiner alter Mann stand vor ihm, gebückt und müde wirkend. Er trug alte, ausgetretene Schlappen und eine kleine Nickelbrille auf der winzigen Nase. Seine Haare waren bereits grau und an einigen Stellen dünner als an anderen. Er war unrasiert und wirkte auf den ersten Blick sehr müde und sehr alt aber machte trotzdem noch einen sehr rüstigen Eindruck. >>Wer da? Ahh, noch ein Gast heute Abend? Trete doch herein in unsere gute Stube. Wir haben zwar schon Gäste, aber wir heißen jeden gerne willkommen der uns mit seinem Besuch beehrt. Wir bekommen sonst so selten Besuch! << Der alte trat beiseite und bat den jungen Mann herein. Er rief seiner Frau zu das noch ein weiterer Gast da wäre und sie noch einen Teller Suppe bereitstellen sollte. >> Der junge Mann hier sieht ganz danach aus, als ob er eine gute Stärkung gebrauchen könnte und auch eine weile ausruhen sollte. Komm setz dich zu den anderen, << sagte er und zeigte auf die anderen beiden, die bereits am Tisch vor einem Teller leckerer, warmer Suppe saßen. Als er in die kleine Stube trat, war die Freude groß. Eusebius und Wurzel sprangen auf und umarmten ihren Freund vor Freude und auch Crispin war jetzt außer sich vor Freude und konnte seine Erleichterung nicht mehr zurück halten. Endlich hatte er seine Freunde wieder, er war nicht mehr alleine. Sie begrüßten sich herzlich, umarmten sich und stellten aneinander viele Fragen, wie zum Beispiel wo der andere plötzlich war und wie er hier her kam. Sie wärmten sich am Feuer und ließen sich von dem netten alten Pärchen bewirten. Und während sie alle noch gemütlich ausruhten vom langen Fußmarsch, war es anders wo nicht so friedlich und ruhig. Im Gegenteil. In dem Dorfe, wo Crispin herkam war eine große Unruhe. Inzwischen war dort ein mächtiger Sturm ausgebrochen und die Menschen suchten Schutz in ihren Häusern, die nicht mehr lange standhalten wollten. Viele der Bewohner wussten inzwischen, das Crispin aufgebrochen war um ein Rätsel zu lösen und sich den Gefahren aussetzten wollte, die ihm auf seinem Wege in die quere kämen. Auch sprach sich Rum, dass er auf der suche nach dem Schatz war, von dem man sich in der Legende erzählte. Einige Leute glaubten, dass ein mächtiger Zauberer ihn auserkoren hätte. Andere aber glaubten dass er wieder einmal einem Traum nachjagte und sich so vor der Arbeit drücken wollte. Viele lachten zu erst über ihn, den Träumer und Spinner, wie sie ihn nannten. Seine Großmutter war traurig über das Gerede, denn nur sie wusste dass er gehen musste um alle anderen zu retten. Als das Unwetter immer schlimmer wurde und sich der Himmel immer mehr mit dunklen Wolken bedeckte, hatte sie richtig Angst um ihn. Sie betete dafür, dass er heil und gesund bald wieder heimkehren sollte. Sie hörte auch nicht mehr hin, das einige Menschen im Dorf Crispin die Schuld gaben für das Unwetter und die Stürme. Was sie alle nicht wussten, das es wieder einmal das Werk von Saulus war, dem Herrscher im Osten. Er wollte einfach nur seine Macht spielen lassen und schon einmal im Voraus die Menschen auf ihr zukünftiges Leben vorbereiten, unter seiner Macht. Er hoffte immer noch, dass seine Männer das Ziel vor diesem Jungen erreichen würden. Und genau in diesem Moment waren sie auf dem besten Weg dort hin, denn sie durchquerten ebenfalls das Labyrinth. Allerdings nicht blindlings und ahnungslos, sondern mit Hilfe des Falken, der hoch über ihnen den Weg weißte, den sie gehen mussten. So hatten sie es einfacher und waren auch schneller. Wenn die drei Freunde gewusst hätten wie nahe sie schon waren, sie würden bestimmt nicht so seelenruhig in den weichen, warmen Betten liegen und eine Nacht durch schlafen, bevor sie weiter gehen wollten. Aber da sie von der näher kommenden Gefahr nichts wussten, nahmen sie das Angebot des alten Pärchens an und übernachteten noch bei ihnen. Am nächsten Morgen brachen sie gut ausgeruht und frisch gestärkt mit viel Proviant wieder auf.

 

 

Die lustigen Zwunschiß

Die drei Freunde bedankten sich bei dem alten Pärchen für Speise und Trank und wünschten ihnen noch alles Gute. Sie warnten sie auch noch vor den dunklen Reitern und vor dem bösen Zauberer, bevor sie endgültig ihren Weg fortsetzten. Sie nahmen den erst besten Gang wieder ins grüne etwas hinein und irrten weiter durch die Gänge, denn obwohl das alte Pärchen in diesem Wirrwarr lebte, keiner von ihnen wusste mehr, wo der Ausgang war. Sie lebten einfach schon zu lange dort in ihrem Häuschen. Diesmal waren die Gänge viel weiter auseinander und die Wege waren viel breiter als zuvor. Allerdings waren sie auch viel verzwickter und viel verworrener und manchmal so unendlich lang, das sie glaubten, das es keine weiteren Gänge gab. Die Gänge gingen bergauf und bergab, sie waren voller Kurven und Biegungen und manchmal kamen sie auf einem kleinem Platz an, der zum ausruhen einlud. >> Wir müssen dicht beisammen bleiben, damit wir nicht noch einmal getrennt werden, << sagte Crispin zu den anderen beiden. >>Ja, das war schon echt blöd gestern, aber zum Glück haben wir uns ja wieder gefunden, << sagte Eusebius erleichtert. Nach einer weile fragte Wurzel die anderen, ob sie vielleicht eine Ahnung hätten, wann endlich der ersehnte Ausgang käme. Aber leider wusste das niemand von ihnen. Am frühen Nachmittag setzten sie sich auf eine Bank und holten ihr Essen raus. Die nette alte Frau hatte ihnen reichlich zu Essen und Trinken mitgegeben. Es würde leicht für mehrere Tage halten, wenn sie damit sparsam umgingen. Unter anderem gab es Hühnchen, belegte Brote, gefüllte Eier, Würstchen, Tee, Wasser und Saft, Gebackene Kartoffeln, Pastete, Nudeln, verschiedene Obstsorten und Kekse und Kuchen. Sie nahmen sich einen Schluck Wasser und aßen einige Brote. Es war schon komisch, das nette alte Paar lebte schon jahrelang in dem Labyrinth und nie hatten sie versucht wieder da raus zu kommen. Nach dem sie einige Jahre dort waren, hatten sie schlicht und einfach vergessen wo der Ausgang war. Und alle nötigen Lebensmittel hatten sie dort bei sich. Ihr Grundstück dort war groß genug, das sie alles Wichtige anbauen konnten, wie z. B. Obstbäume, Gemüse, Kartoffeln, Mais, Getreide und eine Kuh und Hühner hatten sie auch. Sie waren dort einfach glücklich, auch wenn sie dort oft sehr alleine und einsam waren.

Gedankenverloren ruhten sich die drei aus und speisten.>> He, hast du mein Käsebrot genommen das ich mir gerade dort hingelegt hatte, << fragte Eusebius und zeigte auf den leeren platz neben ihn. Wurzel schaute auf die Bank und verneinte. Nach zwei Minuten war es Wurzel der Eusebius beschuldigte dessen Essen weggenommen zu haben. Schnell war ein kleiner Streit zwischen den beiden zugange, den Crispin schlichten wollte. >> Was soll das, wir müssen zusammen halten und das Essen ist kostbar. Es wird nicht für immer reichen und wir wissen nicht wie lange wir noch unterwegs sein werden, also vertragt euch und hört auf zu Streiten<<. Im selben Augenblick kam eine kleine, haarige Hand durch die Hecke hinter ihnen und ging suchend hin und her. Crispin legte einen Finger auf den Mund und deutete an leise zu sein. Die Finger ertasteten ein Ei und Ruck zuck war es auch schon weg. Die Freunde sahen sich erstaunt an und wussten nicht was das war. Und schon wieder kam eine Hand durch die Hecke, die anscheinend wieder etwas suchte. Als sie das Bein von dem Zwerg ertastete, wich sie erschrocken zurück, genau so wie der Zwerg selbst. Aber die Hand suchte weiter und als sie diesmal eine Flasche fühlte, griff sie zu. Bevor sie aber durch die Hecke verschwinden konnte, griff Crispin schnell zu und hielt sie fest umklammert. Sofort ertönte ein Mark erschütterndes, grelles Schreien, so das er erschrocken los lies und aufsprang. Eusebius aber war schneller und bevor die Hand in der Hecke verschwinden konnte, schmiss er sich mit seinem ganzen Gewicht auf sie und versuchte sie wieder heraus zu zerren. Das schreien wurde immer lauter und greller, aber Eusebius blieb hartnäckig. >> Schnell, helft mir, ich kann sie nicht mehr lange halten, << rief er den anderen zu. Wurzel kam ihm zu Hilfe und wollte die Hand auch ergreifen, als hinter ihnen ein klägliches, herzzerreißendes weinen zu hören war.

>> Bitte, last ihn los, ihr tut ihm ja weh. Warum tut ihr das, wieso seid ihr so grausam und hält ihn gefangen. Xander hat niemandem etwas getan, bitte<<. Erschrocken drehten sich alle drei zu der Stimme um und ließen sogar die Hand los. Vor ihnen stand eine winzige Person, so klein, das selbst Eusebius und Wurzel sich bücken mussten um sie anzuschauen. Es war offensichtlich eine weibliche Person, denn es hatte ein Kleid an. Zwar war es ganz zerfleddert und schmutzig, aber doch erkennbar genug. Dieses kleine Wesen hatte unnatürlich große Hände und Füße, die so ganz und gar nicht zu dem winzigem Rest passten. Sie waren auch ungewöhnlich stark behaart und sehr dunkel. Es hatte spitze Ohren und es wippte ständig hin und her. Dicke, traurige Tränen liefen dem Wesen über die Wangen, die komischer weise grün waren. Verwundert schauten alle dieses kleine etwas an, das da so traurig vor ihnen stand und sich die Tränen mit den großen Händen wegwischte. >> Wer bist du denn? << fragte Crispin nach einer Schrecksekunde. >> Ich bin Winfrieda und ich bitte euch, meinem Freund nichts zu tun. << Der junge Mann versicherte ihr nichts Böses zu tun, wenn sie nicht auch friedlich wären. >> Wir waren nur so erschrocken. Er hat schließlich unser Essen gestohlen und man kann ja nie wissen ob da etwas Böses dahinter steckt. << Als Winfrieda den dreien ebenfalls zusicherte, das sie ganz harmlos und friedlich wären, kamen sie etwas näher. Nachdem sie sich etwas unterhalten hatten und Winfrieda vertrauen gefunden hatte, rief sie ihre Freunde herbei, die auch sofort aus allen Ecken und Ritzen hervorkamen. Da standen nun lauter kleine komisch aussehende Wesen vor ihnen, mit viel zu gossen Händen und Füßen und wippten aufgeregt hin und her. Sie redeten wirr durcheinander und schauten lustig und gespannt auf die großen Wesen vor ihnen die wie Riesen wirkten. Besonders der Mensch, der war besonders groß. Erwartungsvoll schauten sie sich aneinander an und warteten darauf, dass irgendjemand etwas sagte. >> Darf ich vorstellen, das sind Tilly, Nelda, Lora, Urs, Xander, Urban, Muck, Blanka, Bodo, Egbert und Klara. << Winfrieda zeigte auf ihre Freunde und sagte noch:>> Wir sind die Zwunschiß! << Verwundert schauten die drei Freunde die kleinen Wesen an. Noch niemals hatte Crispin so kleine, komisch aussehende Wesen gesehen und selbst der Zwerg und der Kobold sahen sie mit erstaunten Blicken an. An diese komischen Ohren, die spitz in die Luft ragten, konnte man sich ja noch gewöhnen, aber diese unnatürlich große Hände und Füße, die waren schon gewöhnungsbedürftig. Und grüne Tränen hatten sie auch niemals gesehen. Aber am schlimmsten war vorhin der grelle, hohe Schrei, der einem durch Mark und Bein ging. Irgendwie sahen sie ja lustig aus und sie hüpften immer zu umher, so als ob sie einfach nicht still stehen könnten.

Diese“ Zwunschiß“, wie sie sich nannten, schauten erwartungsvoll hinauf zu den dreien. >> Was ist denn, zuerst tut ihr mir weh und wollt mich gefangen nehmen, und nun schaut ihr uns an als ob ihr noch niemals andere Lebewesen gesehen hättet! << rief dieser Xander empört. >>Total unfreundlich und unhöflich, jemanden so an zu starren<<. >> Wir haben ja auch noch niemals solche Wesen wie ihr gesehen<<, sagte Crispin. >> Ne, noch nicht einmal ich und ich komme aus der Welt Eden. Und dort gibt es so manche merkwürdige Dinge, glaubt mir, << sagte der Kobold. Nach einigen Sekunden, als der erste schrecken vorbei war, sagte Crispin zu Xander gewandt:>> Außerdem warst du es doch der anfing. Du hast unser Essen gestohlen. So etwas tut man einfach nicht, das war auch nicht gerade nett von dir. << >> Na und, dann müsst ihr es einfach nicht Rumliegen lassen. Wir müssen hier in dieser grünen Welt eben zu sehen wie wir durch kommen. Hier drinnen gibt es eben nicht viel zu Essen und das wenige greifen sich meist die anderen, die stärker und größer sind wie wir. Außerdem liegt es in unserer Natur, alles mit zunehmen was Rum liegt. Die anderen? Gibt es in diesem Labyrinth etwa noch andere Lebewesen als ihr komischen Kerle? << fragte Wurzel. Wütend rief der kleine namens Muck:>> Wir sind nicht komisch. Und außerdem, was dachtest du denn? Das ihr etwa ganz alleine hier drinnen seid? Es gibt natürlich noch andere hier drinnen. Sehr viele sogar. Einige sind, wie wir auch, ganz freundlich und nett. Und dann gibt es noch welche, vor denen müsst ihr aufpassen, die sind nicht sehr nett.<< Eine ganze weile unterhielten sie sich alle über das Leben im Labyrinth, über die Aufgabe die Crispin hier her führte und sie erfuhren einiges über die anderen Wesen hier drinnen. Die Zwunschiß erzählten von Feuerkriechern, die in einem Sumpf aus Feuer, Dampf und Rauch lebten. Sie setzten jeden in Brand der in ihre Welt kam, die hinter einer dicken Mauer begann. Dann gab es noch eine menge kleiner Würmer, Käfer und andere kleine Kriecher die in Ritzen, Löchern und Unterschlüpfe lebten. Es gab liebenswerte fliegende, kleine Wesen die aussahen wie Elfen, Fliegen und Engeln zu gleich. Sie waren so schön anzusehen, dass man glatt weg alles andere um sich herum vergaß und ihnen nur hinterher lief. Natürlich gab es auch kampfeslustige Monster, eine andere Art Kobolde, die noch niemals wo anders waren als in diesem Labyrinth und den sprechenden Topf namens „Meister Bark“. >> Aber es gibt hier drinnen auch viele Fallen, vor denen ihr euch hüten müsst! Es gibt mehrere Türen die in Mauern, Wänden oder Hecken versteckt sind. Sie führen in Verliese, aus denen ihr niemals wieder raus kommt. Oder zum Anfang des Labyrinths zurück und sogar in stinkende Sümpfe und finstere Höhlen. << Nach dem ausführlichem Bericht, der für die drei Gefährten sehr nützlich war, fragte Crispin die kleinen:>> Wie ist es, wir müssen dringend hier raus und wissen nicht wo wir lang müssen. Anscheinend kennt ihr euch hier gut aus, könnt ihr uns nicht helfen den Ausgang zu finden? Es ist wirklich sehr wichtig für uns und es eilt auch sehr, wir haben nicht so viel Zeit um hier umher zu irren! << Die kleinen Wesen schauten sich fragend an steckten ihre winzigen Köpfe zusammen und flüsterten leise miteinander. Dann ergriff wieder Winfrieda das Wort und sagte:>> Wir haben alle miteinander beschlossen, dass wir euch helfen, so gut es geht. Denn wir finden alle, dass ihr dringend unsere Hilfe benötigt. Außerdem scheint ihr ganz nett zu sein. Allerdings wissen wir auch nicht wo der Ausgang ist. Wir sind so klein, das wir doppelt so lange brauchen wie ihr. Aber wir kennen uns sehr gut hier aus, wir zeigen euch einige gute Wege und begleiten euch so weit es geht. << Ein leiser Protest war von hinten zu hören und ein arg dunkles brummen. Man konnte hören wie jemand leise schimpfte über diese großen Grobiane, die ja nur an sich denken würden und total unfreundlich wären. Und das überhaupt nicht alle mit diesem Beschluss einverstanden waren. Winfrieda drehte sich zu Xander um und schimpfte in ordentlich aus. >> Nun sei endlich friedlich. Du hast selber Schuld. Währst du nicht immer so gierig, dann wäre das nicht passiert. Außerdem bist du der einzige der etwas zu meckern hat. Sei jetzt endlich still und höre auf zu brummen. <<Xander gab mürrisch nach und trampelte von einem Bein aufs andere. Langsam wurden alle unruhig hüpften und sprangen immer mehr umher. Bis es endlich weiter ging und die Zwunschiß ohne Vorwarnung und mit viel Gekreische einfach los rannten, jeder in eine andere Richtung. Crispin musste sie schnell mit einem lauten rufen zurückholen, sonst wären sie einfach weg gewesen. >> Vielleicht sollten wir erst einmal vorher eine Richtung ausmachen bevor wir weiter gehen, << sagte er, langsam genervt von so fiel Wirbel und Trubel auf einmal. Nachdem sie sich geeinigt hatten, ging der Marsch endlich weiter. Wurzel und Eusebius waren nicht so überzeugt von der Freundlichkeit und der Hilfsbereitschaft, aber sie wollten Crispin auch nicht von ihrer Unmut und ihren Ängsten berichten, denn noch mehr konnte er bestimmt nicht gebrauchen. Und wer weiß, vielleicht hatten sie ja auch mit ihren Vermutungen Unrecht, dass diese Wesen doch vielleicht nur Böses wollten. Vielleicht waren sie ja doch so nett wie sie aussahen, allerdings sehr nervig und unruhig. Widerwillig und gespannt darauf, was wohl noch alles passieren würde, folgten sie den anderen und marschierten weiter durch unzählige Gänge, und Wegen. Einmal passierten sie einen `’’Stolperweg’’, so nannten die Zwunschiß den Steinernen Weg der vor ihnen lag. Steine bewegten sich und drehten sich oder gaben einfach dem Gewicht nach wenn man auf sie trat und zogen sich in die Erde zurück. Es war sehr schwer, diesen Weg zu meistern, denn andauernd stolperte man oder fiel sogar hin, aber irgendwann hatten sie es endlich geschafft und den Weg hinter sich gelassen. Immer wieder wollten die kleinen Winzlinge durch die Hecken krabbeln und vergaßen dabei, dass die drei Wanderer dort nicht durch kamen. Hin und wieder rannte einer der kleinen schnell vor um nach zu schauen, was in dem anderen Gang war und sagte dann Bescheid. Einmal kamen sie an einem fürchterlich stinkenden Moor vorbei, der so widerlich stank, dass gar nichts half um ihn nicht zu riechen. Kein Tuch war dick genug um es sich vor die Nase halten zu können, der Geruch kam dennoch hindurch und Luft anhalten half auch nichts. So schnell wie es ging passierten sie den Weg und liefen in eine andere Richtung weiter. So marschierten sie wider einige Stunden umher und sahen die merkwürdigsten Dinge. Jeder hoffte von ihnen, endlich bald den Ausgang zu finden und hier schnellstens raus zukommen, denn keiner von ihnen konnte länger diese grünen Hecken und vielen Gänge mehr sehen. Auch waren die Zwunschiß sehr gewöhnungsbedürftig. Sie waren total aufgedreht und sehr hibbelig und sie redeten sehr viel. Es war zwar sehr nett von ihnen die drei zu begleiten, aber der Kobold konnte schon bald die Zeit nicht mehr abwarten, an dem diese Wichte wieder ihre eigenen Wege gingen.

 

 

Der Ausgang aus dem Labyrinth

Es waren bereits wieder einige Stunden vergangen und langsam wurden die Gänge immer dunkler und die drei Freunde hatten mühe den kleinen Zwunschiß zu folgen. Aber wenigstens führten sie sie schnell und zügig durch die Gänge und es waren weit und breit keine anderen Wesen zu sehen oder zu hören. Aber selbst das wurde irgendwann zum jammern. Es wurde so trostlos, niemandem zu begegnen und immer nur dasselbe zu sehen. Gänge, Mauern, Hecken, Sackgassen und so weiter. Irgendwann hatte jeder schlechte Laune und niemand hatte mehr Lust, weiter zu gehen. >> Wann werden wir denn endlich hier raus sein? << fragte Crispin ungeduldig. Der Zwerg stimmte ihm maulend zu, auch seine kurzen Beine wollten ihn nicht mehr länger tragen. Die kleinen, lustigen Zwunschiß hüpften und sprangen immer noch gut gelaunt um die Reisenden umher. Ihre spitzen Ohren wackelten nur so herum und die übergroßen Hände baumelten an dem winzigen Körper herunter, so als ob sie viel zu schwer wären um sie hoch zu heben. Sie redeten und brabbelten alle wirr durcheinander, wie fröhliche kleine Kinder. Kommt nur weiter, riefen sie immer wieder, nicht stehen bleiben. Wohl oder übel gingen sie also immer weiter und rappelten sich immer wieder auf. Aber jeder gute Wanderer hat mal eine Pause nötig, und Crispin erst recht. Irgendwann lies er sich einfach gegen eine Mauer fallen und lies erschöpft seinen Kopf hängen. >> Ich kann nicht mehr und ich habe langsam auch keine Lust mehr. Wir finden nie den Ausgang und werden auch niemals das Ziel erreichen. Wir wissen ja noch nicht einmal, wo das Ziel ist, geschweige denn, was uns dort erwartet. << Wurzel redete seinem Freund gut zu. >> He, lass nicht den Kopf hängen. Wir helfen dir doch so gut es geht und jeder hat mal eine schlechte Phase, das ist jetzt eben deine. Ja, machen wir erst einmal eine gemütliche Verschnaufpause und überlegen uns dann, was wir weiter machen werden, << sagte auch Eusebius aufmunternd. Sie setzten sich zu Crispin und holten sich einen Schluck zu trinken raus. Die neuen Freunde von ihnen wuselten durch die Gegend Rum und schnatterten immer noch wild durcheinander. Der kleine Bodo machte sich auch gleich an der Provianttasche zu schaffen, die achtlos neben den Reisenden lag. Im letzten Moment konnte Eusebius ihre Vorräte noch retten, bevor alle kleinen Zwunschiß sich über das Essen her machten. >> Na dann eben nicht, hole ich mir von den anderen eben etwas. << rief Xander mürrisch. Darauf hin kroch er durch die Hecke auf der anderen Seite und war verschwunden. Keiner nahm richtig Notiz von ihm oder was er sagte, auch nicht im ersten Moment als er mit einer großen Hühnerkeule wieder kam. Genüsslich aß er sie auf und wischte seinen Mund mit den Ärmeln ab. >> Wo hast du die denn her? << fragte Winfrieda, als er zum zweiten Mal mit leckerem, gebratenem Essen wieder kam. >> Na, von der anderen Seite. Und dort gibt es noch reichlich für die anderen. Soll ich euch auch etwas holen? << fragte er. >> Von welchen anderen? << fragte sie ihn wieder und war ganz erstaunt. >>Na, da hinter der Hecke, da sitzen ein paar Reiter und machen genauso eine Pause wie wir. << Er zeigte mit seinen langen Fingern durch die Hecke und wollte auch schon wieder hindurch kriechen, aber Wurzel wurde hellhörig und hielt ihn schnell fest, was dem kleinen nicht so gut gefiel. Maulend versuchte er sich los zu machen, was ihm leider nicht gelang, da Wurzel doch etwas stärker war wie er. Auch Crispin hob sein Kopf und wurde neugierig. >>Reiter sagst du, wie sehen die denn aus, <<fragte er Xander leise. Der aber, beleidigt und eingeschnappt weil Wurzel ihn immer noch fest hielt, sagte kein Wort.

Auch nachdem dieser ihn auf Crispins Geheiß hin los lies, schüttelte er immer noch den Kopf und meckerte nur über diese verflixten, Spaß verderbenden, großen Riesen Rum. Dafür bekam er zwar von Winfrieda ein knuff in die Seite, aber auch das lies ihn seine schlechte Meinung nicht ändern. >> Ich schaue mir die Reiter mal selbst an, << sagte Eusebius und ging zu der Hecke auf die Xander vorhin gezeigt hatte. Er drückte die Zweige auseinander und steckte seinen Kopf hindurch, so gut es ging. Schnell wich er aber wieder zurück, da die Zweige und Äste ihn ordentlich pieksten. Erwartungsvoll sahen ihn die anderen an und warteten darauf, dass er etwas sagte. >> Ich konnte nichts sehen, leider. Die Hecke ist viel zu dicht, da kommt man nicht durch. << Sie schauten sich ratlos und fragend an. Jeder von ihnen hatte wohl die gleiche Befürchtung, nämlich das es die selben Reiter waren die sie unterwegs gesehen hatten und die ihnen auf der Spur waren. Aber keiner von ihnen wollte diesen Gedanken laut aussprechen. Vielleicht aber waren es ja auch ganz andere Reiter die unterwegs waren und in diesem Labyrinth ebenfalls umher irrten, genau wie sie selbst. >> Wenn wir nur sehen könnten wer diese Reiter sind, dann wäre es einfacher und wir müssten nicht länger darüber nachdenken wer sie wohl sind, << sagte Eusebius laut. >>Pah, nichts einfacher als das, ihr Dummköpfe<<, rief Xander, immer noch beleidigt, über die Schulter hinweg zu den dreien. Verblüfft sahen sie ihn an und fragten alle drei im selben Augenblick:>> Wie denn das? << Aber der kleine Kerl war sehr stur, dickköpfig und sehr beleidigt und das eigentlich ständig. Wie sollte man nur so einen Starrkopf zum reden bringen und ihn wieder sanft stimmen? Crispin tat sich mit seinen Freunden zusammen und beriet sich, was sie nun tun sollten. Sollten sie einfach weiter marschieren und diesen Reitern keinen acht mehr zeigen oder sollten sie schnellstens raus bekommen wer sie waren und wenn ja, nur wie? Nach einer weile waren sie sich einig, das wenigstens einen Blick auf diese Männer werfen wollten. War nur noch eine frage, wie sie Xander zum reden bringen wollten. Der Kobold machte den Vorschlag ihn an seinen großen Ohren an einen Baum zu hängen und ihn so lange dort baumeln zu lassen, bis er mit der Sprache raus rückte. Der Zwerg allerdings wollte ihm alle Leckereien die sie noch hatten, genüsslich vorkauen und ihm erst ein Stück abgeben, bis er ihnen sagte, was sie wissen wollten. Aber dann kam Crispin eine Idee und er wollte schon zu Xander rüber gehen und ihn besänftigen, als er über sich ein leises surren hörte, das ihm sehr vertraut vorkam. Er sah eine dieser kleinen Feen, die sie bei der allwissenden Ursel gesehen hatten. Sie flatterte ganz aufgeregt über seinem Kopf hin und her und wartete darauf dass sie mit ihm reden konnte. Neugierig schauten alle auf das winzige, schöne ding und waren ganz gespannt, was sie hier wohl wollte. >>Schnell Crispin, beeil dich, die Zeit drängt. Die Feinde sind nicht mehr weit und du hast schon viel Zeit verbraucht. Ich habe den Auftrag, dir den Weg hier hinaus zu zeigen. <<

Alle sahen nun noch verblüffter zu der Fee hin. Crispin fragte die Fee, von wem sie den Auftrag bekommen hatte und wie sie her gefunden hatte. Schnell erklärte sie den Anwesenden alles nötige, denn die Zeit drängte anscheinend sehr. Die allwissende Ursel hatte Warnung von dem Zauberer bekommen, der erlöst werden wollte und sie um Hilfe gebeten, da sie die Möglichkeit hatte jemanden zu Crispin zu schicken, der ihn warnen und helfen sollte. >>Aber wie denn? Weißt du etwa den weg hier raus? << fragte er sie neugierig. >>Das nicht, aber ich kann dir einen herbei schaffen. Das hat der Zauberer ermöglicht. Er hat uns gesagt, was wir tun sollen, um einen Ausgang her zu holen. << Ganz erstaunt blickten alle von einem zum anderen. Sollten sie ihr glauben und ihr vertrauen? Während Crispin und seine Freunde im Labyrinth umher irrten und Freunde fanden, waren die Feinde schon dicht auf ihren Fersen.

 

Franziskus und seine Männer waren gut im Spuren lesen und so das eine oder andere mal fanden sie tatsächlich hinweise, das Crispin mit seinen Freunden den einen oder anderen Weg genommen hatten und folgten ihnen. Sie nahmen keinerlei Rücksicht auf ihr Umfeld und waren erbarmungslos nur auf ihr Ziel aus. Nämlich den Jungen finden und ihn davon abhalten ans Ziel zu kommen. Das war das einzige, was sie auf ihrem langen Weg aufmunterte und davon abhielt, einfach wieder um zu kehren. Und auch als sie bei dem netten, alten Pärchen ankamen, waren sie nicht gerade nett und freundlich. Ganz im Gegenteil, sie waren wie immer, rüpelhaft, ungehobelt und sehr unfreundlich. Sie beschimpften den alten Mann und drohten damit, alles zu verwüsten, wenn sie ihnen nicht sagten wo die Reisenden hin seien, die anscheinend vor kurzem noch da gewesen seien. Die vielen verschiedenen Fußspuren vor dem Hause wiesen sehr wohl darauf hin, das sie da gewesen sein mussten. Und wie jeder, der bedroht wurde, gab auch der alte Mann nach und zeigte ihnen die Richtung in die sie gegangen waren. Anschließend, als die fürchterlichen Männer weg waren, tat es ihm sehr leid, dass er den netten Jungen verraten hatte, aber er war schließlich schon sehr alt und konnte sich unmöglich gegen so viele starke Männer wehren. Im stillen wünschte er Crispin und seinen Freunden alles gute und das sie unbeschädigt an ihr Ziel kommen mögen. Franziskus dagegen nahm sofort wieder die Spur auf von den dreien und verlor keinen einzigen Gedanken mehr an das alte Paar. Lediglich eine kleine Pause gönnten sie sich. Sie ruhten sich eine weile aus und tankten so neue kraft für den weiteren Weg der noch vor ihnen lag. Und weil sie schon sehr müde waren, ließen sie sich nicht allzu sehr stören, von einem kleinen, komisch aussehenden Wesen, das ihnen eine gebratene Keule klaute. Sie verscheuchten es allerdings, als es schon ein zweites mal ankam und ihnen vom Essen stibitzte. In diesem Moment waren sie nicht mehr sehr weit von denen, die sie suchten. Und hätten sie gewusst, das nur eine einfache Hecke zwischen ihnen war, sie wären bestimmt aufgesprungen und hätten alles Essen und Trinken stehen und liegen lassen.

 

Aber ein Glück für Crispin und seine Freunde, das diese Reiter von nichts eine Ahnung hatten und so seelenruhig ihre Rast genossen. Inder zwischen zeit hatten die drei Freunde sich beraten und waren sich einig, das sie der Fee vertrauen wollten und das sie ihnen zum Ausgang verhelfen sollte. Die kleine, wunderschöne und zarte Fee holte ein kleines, durchsichtiges Fläschchen unter ihrem zart grün schimmernden Kleidchen hervor. Es war mit einem Korken verschlossen und enthielt eine leicht brodelnde lila-gelbe Flüssigkeit. Es blubberte leicht, so als ob es gerade erst gekocht hatte. Zudem holte sie eine zweite Flasche hervor, die etwas runder war als die andere. Sie war mit einem feinen, glitzernden Staub gefüllt, der im Sonnenlicht noch mehr funkelte, als er es schon tat. Die Fee gab Crispin die beiden Flaschen und dazu eine Anweisung. >> Zuerst musst du das Pulver in einem Halbkreis, Richtung Sonne ausstreuen, dann träufelst du die Flüssigkeit darüber und sprichst dabei folgende Worte: Mit meinem guten willen erbitte ich um Hilfe, hier soll ein Portal erscheinen zu unserer Hilfe, es soll nur zum Guten dienen und darum bitten wir, erscheine jetzt und hier! << Der Junge bedankte sich bei der kleinen Fee und nahm die Fläschchen an sich. Um nicht so viel Aufmerksamkeit auf sich zu leiten gingen sie erst noch ein paar Gänge weiter, bis sie sich sicher waren, dass man sie weder sehen noch hören konnten. Als sie dann auf einem breiten Weg ankamen holte Crispin die Fläschchen wieder hervor und tat was man ihm sagte, er verstreute das Pulver, goss die Flüssigkeit darüber und sprach den Spruch nach, den die Fee ihm aufgesagt hatte. Zuerst erstand Nebel und Rauch, dann gab es ein Zischen und Rumpeln und der Nebel wurde immer dichter und dichter. Die Freunde fingen an zu husten und hielten sich die Hände vors Gesicht. Sie dachten schon das der Nebel gar nicht mehr verschwindet, aber als er dann langsam nachließ, schauten alle wieder zu der Stelle hin und staunten nicht schlecht. Vor ihnen stand ein riesiges Tor, alt und verrostet, aber gigantisch anzusehen. Es war ziemlich hoch, dick und sehr stabil, aber sehr schmal und sah aus, als ob es schon seit vielen Jahren nicht mehr benutzt worden war. >> Nun geht und haltet euch nicht mehr lange auf, denn der Feind ist noch sehr nahe. Geht durch das Tor und dann immer Richtung Süden. Haltet euch nicht mehr sehr lange auf und haltet euch weiterhin tapfer. << Die Fee gab ihnen noch gute Ratschläge, dann hin flog sie einfach davon und lies die anwesenden Personen einfach alleine. Zuerst schauten sie sich an aber dann nahm Crispin seinen Mut zusammen und griff nach den runden, eisernen Griffen und drehte daran. Er hatte viel mühe damit, sie auf zu ziehen, es war sehr schwer. Aber nach einiger Anstrengung gelang es ihm endlich und die Tore gaben unter einem quietschendem Geknarre nach. Langsam zog er die Tore auf und öffnete so den Ausgang aus diesem Labyrinth. Endlich, ein Ausgang, wie sie sich alle freuten! Auf der anderen Seite war wieder das unerwartete, die Fremde, die neu erkundet werden musste. Ihnen kamen Nebelwolken entgegen, Rauch und Qualm. Sie traten erst einige schritte zurück, denn man konnte darin noch nicht mal die Hand vor Augen sehen, geschweige denn, was auf der anderen Seite war. Eusebius und Wurzel schauten verwirrt ihren Freund an, was er wohl dazu sagen würde? Egal was, sie wollten bei ihm bleiben, egal was er auch immer tun würde. >> Na gut, dann wollen wir mal endlich hier raus aus diesem ollen Labyrinth und weiter unseren Weg gehen, oder was sagt ihr dazu<<? fragte er und schaute den Kobold und den Zwerg an. Sie stimmten ihm bei und traten auf das Tor zu. Aber bevor die drei hindurch schritten, verabschiedeten sie sich von den Zwunschiß. Sie bedankten sich für deren Hilfe und wünschten ihnen alles Gute. Nach einigem hin und her, letzten aufmunternden Worten und guten wünschen, drehten sie endgültig den Hecken, Büschen, Mauern und Wegen den Rücken und traten zusammen auf das Tor zu. Die kleinen Zwunschiß machten sich dann auch sogleich wieder auf den Rückmarsch. Ohne sich noch einmal um zu drehen rannten sie fröhlich wieder in diese wirren Gänge hinein. Crispin hörte noch wie Bodo fragte, ob die fremden Ritter mit ihren leckeren Köstlichkeiten wohl noch da waren. Die drei wussten nicht was auf sie zukommen würde, als sie durch den Nebel schritten, aber sie waren sich sicher, das sie auch das gemeinsam bewältigen würden, egal was da hinter auf sie zu kommen würde.

 

 

Das Land der Stürme

Die drei schritten auf den dichten Nebel zu und gingen hindurch. Langsam setzte Crispin einen Fuß vor den anderen, weil er nicht sehen konnte, wo er hintrat. Mit einem mulmigen Gefühl im Magen schritten die drei langsam voran. Eusebius rief einmal nach seinen Freunden, da keiner von ihnen den anderen sehen konnte, auch wenn sie ganz dicht nebeneinander her liefen. Er hatte Angst, die anderen zu verlieren und plötzlich ganz alleine da zu stehen. Aber sie waren da und gaben ihm Antwort. >> Seit vorsichtig wo ihr hintretet und bleibt dicht beisammen, so können wir uns nicht verlieren<<, sagte Crispin zu den beiden anderen. Er gab ihnen immer wieder neuen Mut und redete ihnen aufmunternd zu. Schon lange war er nicht mehr der ängstliche, scheue und schwache Junge, wie zu anfangs als er seine Reise begann. Im gegen teil, auf dem langen Weg, den er bereits hinter sich hatte, wandelte er sich zu einem Burschen der mutiger und stärker war als zuvor. Er traute sich bereits viel mehr zu und war auch seinen Freunden gegenüber viel aufschlussreicher als zu anfangs. Er gab ihnen Mut und nicht mehr umgekehrt. Er hielt sie zusammen und gab nun auch den Weg an, den sie gingen, darum konnte er auch durch den Nebel gehen ohne andauernd gefahren und Risiken zu sehen. Crispin war nun sehr darauf aus, schnell das Ziel zu erreichen und seine Aufgabe zu erfüllen. >> Ich glaube, da vorne sehe ich Licht<<, sagte er, nachdem sie eine ganze weile durch den Nebel liefen. Und tatsächlich, langsam lichtete sich das grau und man konnte allmählich wieder etwas sehen. >> Ich kann dich sehen<<, rief der Zwerg dem Kobold zu und hüpfte vor Freude in die Luft. Er hatte wohl doch ein wenig Bammel, so die ganze Zeit zu laufen ohne was zu sehen. Aber jetzt war zum Glück der Nebel schon fast ganz weg und langsam konnten sie auch sehen wo sie waren, nämlich in einer Art Wüste. >> Oh du jemine, wo sind wir denn hier gelandet? << fragt der Zwerg ganz verblüfft. Um sie herum war nur Sand, Sand und noch mal Sand. Aber nicht wie in einer normalen Wüste, nein! Er war bunt, nicht kunterbunt, er hatte nämlich stellenweise immer andere Farben. Mal war er blau, dann grün, gelb, weiß, rot oder auch glitzernd. Unendlich viele Farben waren zu sehen und noch etwas war anders. Überall drehten sich kleine Wirbelstürme auf der stelle, mal heftig, mal weniger heftiger. Sie trugen den bunten Sand in die Höhe und ließen ihn umher wirbeln und jeder war anders. Mal waren sie groß, klein, schmal und sehr breit. Jeder sah anders aus als der andere und sie schienen sich nur auf der einen stelle zu bewegen. Wenn man durch diese Wüste laufen wollte, musste man regelrecht Zickzack und Slalom laufen, es ging nicht einfach gerade aus, weil überall diese Stürme waren. Außerdem schien sich der Sand zu bewegen. Langsam rieselte er hin und her, so als ob er lebendig wäre und fort laufen wollte. Oder er drehte sich wie ein Strudel nach innen, so das man dachte er würde einen ins innere ziehen, wenn man auf ihn trat.

>>Das kann doch alles unmöglich echt sein? Das kann es alles doch gar nicht in diesem teil des Landes geben, oder? << wunderten sich Wurzel und Eusebius gleichzeitig. Crispin ging langsam auf einige der drehenden Wirbel zu und schaute sich das alles genauer an. Er lies sich den bunten Sand auf der Erde durch die Finger gleiten und betrachtete genau jedes einzelne Körnchen. Er war genauso erstaunt wie seine Freunde, so etwas hatte er noch niemals zuvor gesehen. >>Es fühlt sich aber wie echter Sand an, nur das er etwas warm ist. Aber das kommt vielleicht durch die warme Sonne, die so herunter scheint. Hier gibt es ja auch keinen Baum oder Strauch der Schatten spendet, << erwiderte der Junge nach einer weile. Nachdem sich Crispin, Eusebius und Wurzel erholt hatten von diesem Schreck, waren sie bereit den Weg fortzusetzen. >> Na dann wollen wir mal weiter marschieren, << meinte Crispin und ging auch schon los, einfach der Nase nach. >> Woher willst du wissen ob das der richtige Weg ist und ob hier nicht etwas Gefährliches auf uns lauert? << fragte Wurzel ganz mulmig. >> Das weiß ich nicht und ihr doch wohl auch nicht? Aber wir werden schon Glück haben, wir müssen nur etwas vertrauen haben, das habe ich auf meiner Reise bis jetzt gelernt. Wir müssen abwarten was auf uns zukommt, gemeinsam werden wie bestimmt mit allem fertig und vielleicht bekommen wir ja auch wieder unerwartet Hilfe! << Fragend schaute er seine Freunde an und wartete auf eine Reaktion von ihnen. Auch durch ihre Anwesenheit bisher und dessen Unterstützung, konnte Crispin von sich sagen, dass nun keiner mehr sich über ihn lustig machen konnte. Sie waren diejenigen, die ihm immer wieder Mut machten bisher und ihm gut zuredeten. Jetzt war es anders Rum, er macht ihnen Mut und das half. Schnell hatten sie ihre bedenken beiseite geschoben und machten sich nun gemeinsam auf den weiteren Weg. Sie fanden es schon etwas komisch, auf Sand zu laufen, der sich unter ihren Füßen bewegte, aber nach einer weile hatten sie sich daran gewöhnt. Sie liefen auf den ersten kleinen Sturm zu und wichen ihm nach links aus. Als sie näher kamen, merkten sie dass von ihm ein heftiger Sog ausging, der die betreffenden, die an ihm vorbei liefen, in sich hinein ziehen wollte. >> Da müssen wir aufpassen und dürfen nicht so dicht heran gehen. Wir müssen uns mit unserem ganzem Gewicht dagegen stemmen, >> sagte Crispin. Sie hatten wirklich sehr große mühe, heil daran vorbei zu kommen. Zur Hilfe hielten sie sich alle an den Händen fest und schließlich gelang es ihnen dann auch. >> Puh, das wird ja noch ein ganzes stück Arbeit hier heil heraus zu kommen, << sagte der Zwerg und die anderen stimmten ihm bei. Sie schauten sich zwar besorgt an, aber sie gaben die Hoffnung nicht auf. Obwohl das eigentlich noch einer von den kleineren Stürmen war. Die drei bewegten sich mit größter Vorsicht durch die Wüste. Mal konnten sie einfach vorbei laufen, mal mussten sie sogar kriechen oder gar auf dem Bauch vorbei robben. Einmal wurden sie sogar fast in einen dieser Stürme hineingezogen, aber im letzten Moment konnten sie sich noch retten und der Zwerg verlor nur eines seiner Schmuckstücke. Danach fielen sie erst einmal alle der Länge nach hin und ruhten sich von dem schweren Marsch aus. Die Sonne brannte so heiß herab, das ihnen das Wasser nur so vom Körper lief. Und Durst hatten sie, so sehr, das sie fast das ganze Wasser auf einmal austranken. Und wie sie so da lagen und in der Sonne schwitzten, bemerkten sie gar nicht wie ganz langsam etwas aus der Erde kam und sich um die Füße der drei schlängelte. Nach einer weile bemerkte der Junge das ihm etwas am Bein kitzelte und wollte es mit der Hand wegtun. Er dachte das der Sand ihm in die Schuhe gekommen sei und ihn jetzt störte, aber als er zu seinem Bein runter schaute sah er etwas, dass ihn erschrecken lies. Mit einem kleinen Aufschrei wich er schnell zurück und das war ein Fehler, denn dieses etwas griff schnell zu schlängelte sich um seinen Schuh. Die zwei anderen sprangen erschrocken auf und wollten schon fragen was denn sei, aber als sie zu ihrem Freund blickten sahen sie schon die Bescherung. Zu seinen Füßen wand sich ein riesiger, dicker Wurm, dessen Schwanz noch im Sand steckte. Es war dunkelbraun und seine Haut sah wie Leder aus. Die Augen waren recht klein und auch der Rest des Gesichtes war kaum zu erkennen. Teilweise sah es aus wie ein viel zu groß geratener Regenwurm, nur viel größer und viel dicker. Anscheinend war er aus dem inneren des Bodens gekommen und hatte sich nun um Crispin seinen Fuß gewickelt. Der Junge war so geschockt, dass er im ersten Moment nicht wusste was er tun sollte. >>Was ist das, wo kommt dieses Ding auf einmal her? << fragte er entsetzt, aber darauf wussten die beiden auch keine richtige Antwort. >>Es muss wohl aus der Erde gekrochen sein, << antwortete Wurzel und wich einen Schritt von diesem Tier weg. >>Tut doch etwas, << schrie Crispin ängstlich und versuchte, den Wurm abzuschütteln, aber es wickelte sich immer mehr um seine Füße. Langsam schlängelte es sich an seinem Bein hoch, wie eine Schlange und zurrte sich immer fester. Nach dem ersten Schreck reagierten der Kobold und der Zwerg sehr schnell. Sie stampften und hüpften vor Crispin herum und fuchtelten mit den Armen und Händen, so als ob sie das Tier damit vertreiben könnten, was allerdings nicht klappte. >>Los, packt es doch an und zieht es einfach weg, << sagte Crispin zu den Zweien. Und nach einer einzigen Minute, als sich das Tier schon fast bis zu den Hüften hoch schlängelte, griffen Eusebius und Wurzel gleichzeitig am ende des Tieres zu und zogen und zerrten so heftig wie sie konnten. Das gefiel dem Wurm anscheinend gar nicht, denn es drehte seinen Kopf zu den beiden um und lies ein wenig locker, so das der Junge sich etwas nach hinten ziehen konnte. Aber vor Schreck ließen die beiden wieder los und das Tier wandte sich wieder dem Knaben zu. Als es merkte, dass sein Opfer versuchte ihm zu entkommen, streckte es eine eklig aussehende dünne Zunge raus und streckte sie dem Jungen entgegen. Sie war dem Gesicht des Jungen bedrohlich nahe und Crispin dachte schon es wäre zu spät, als plötzlich und mit voller Wucht seine Tasche, die er im Sand liegen gelassen hatte, auf dem Kopf des Wurmes landete. Eusebius hatte nach ihr gegriffen und ohne nachzudenken haute er mit voller wucht drauf. Dann packte er und Wurzel noch einmal den wurm und zogen ein weiteres Mal an ihm, so lange bis es nach gab und von Crispin ab lies. Wütend drehte sich das Tier zu den beiden um und Crispin nutzte diesen Moment und sprang auf und wich schnell zurück. Er griff seine Tasche, die achtlos wieder im Sand lag und griff seine Freunde. >>Kommt, last uns schnell von hier verschwinden, bevor dieses Vieh noch angreift. << So schnell wie sie konnten rannten sie davon, einfach nur weg. Nach ein paar Metern kam Crispin wieder zum stehen und drehte sich um. >>Es ist weg, wir können wieder normal laufen. << Er pustete heftig aus und erholte sich von dem Schreck. >>Was war das denn für ein Tier? << fragte Wurzel immer noch ganz verwundert. Keiner von den dreien wusste was das eben war oder von wo es gekommen war. Sie waren nur froh das es jetzt weg war und sie in Sicherheit. >>Last uns bloß schnell von hier verschwinden, bevor noch einmal so ein Tier kommt oder irgendein anderes. Wer weiß, was es hier alles so gibt, << meinte Crispin und damit marschierten sie schnell weiter, immer mit einem Wachsammen Blick auf der Erde. Nach einer weile kam ein kleiner Wind auf, der ihnen kühl um die Ohren blies. >> Ach ist das herrlich erfrischend<<, meinte Wurzel und lies sich den Wind ins Gesicht pusten. Wenn die drei gewusst hätten, dass dieser Wind schon bald ein ausgewachsener Sturm werden würde, sie hätten sich bestimmt nicht so sehr darüber gefreut. Mit dem Wind im Nacken gingen sie wieder freudestrahlend weiter. Es lief sich nun schon viel besser, ohne die pralle Sonne direkt auf einen runter und die drehenden Stürme ringsum wurden irgendwann auch weniger. Nach etlichen Stunden, so schien es ihnen waren sie sich sicher, dass keine Gefahr mehr drohte und sie gingen nicht mehr so dicht beieinander her, sondern viel weiter von einander entfernt. Das schlimmste hatten sie anscheinend auch hinter sich gelassen, denn die Wirbelstürme vor ihnen waren nicht mehr so schlimm wie bisher. >> Vielleicht haben wir ja bald das ende erreicht von dieser Wüste<<, meinte Crispin voller Hoffnung. Langsam wurde es schwerer, sich im Wind auf den Füßen zu halten, denn er blies ihnen ganz schön in den Rücken. >> Anscheinend wird der Wind heftiger<<, rief Eusebius mit lauter Stimme, da man sich schon bald nicht mehr mit normaler Lautstärke unterhalten konnte. Der Wind wurde immer heftiger und lauter und die Freunde hatten nun sehr große mühe sich überhaupt noch auf den Beinen zu halten. Der Sand blies ihnen um die Ohren und sie hielten sich geduckt, damit ihnen nicht all zu viel davon ins Gesicht wehte. Aber schon bald holte Crispin sich ein Tuch aus seiner Tasche und band es sich vors Gesicht, damit nicht so viel von dem Sand in Nase und Mund kamen. Es schien ihnen eine Ewigkeit zu dauern, bis sie voran kamen, es ging nur sehr langsam und mühevoll. Immer wieder stolperten sie und vielen der Länge nach hin und jedes Mal rappelten sie sich wieder auf und versuchten weiter zu kommen. Mittlerweile war der Wind zu einem heftigen Sturm geworden, der so plötzlich kam, dass sie nicht die Gelegenheit hatten sich richtig davor zu schützen. Als sie zum wiederholten male in den Sand vielen, blieben sie einfach vor Erschöpfung liegen und wollten so das ende des Sturmes abwarten. Keiner von den dreien hatte mehr Kraft und sie hofften nur, dass es schnell vorbei gehen würde. Sie waren so erschöpft, dass sie auch sogleich das Bewusstsein verloren und lange Zeit so da lagen. Irgendwann hörten sie ein leises donnern, das schnell näher kam und damit auch immer lauter wurde. Von dem donnern kamen sie wieder zu sich und sie merkten, dass der Sturm vorbei war. Crispin war halb mit Sand zugeschüttet und auch seine Freunde waren über und über mit dem bunten Sand bedeckt. Er steckte in ihren Haaren, Augen, Ohren und teilweise sogar in der Kleidung. Sie blickten sich zu den anderen um und vergewisserten sich, dass sie noch da waren. Der Boden unter ihnen fing an zu vibrieren und der Sand zitterte unter ihren Füßen. >>Was ist das? << fragte der Kobold verwundert. >>Doch nicht etwa schon wieder so ein Tier ? << Mühsam standen sie auf und klopften sich den Sand von sich ab und schüttelten ihr Haar und die Schuhe aus. Als dieser unheimliche Donner nun schon beinahe zum greifen nahe war, blieben Crispin und seine Freunde stehen und drehten sich um, weil sie sehen wollten, was da hinter ihnen näher kam. Und das war erschreckend, so sehr, dass die Freunde nicht wussten was sie tun oder sagen sollten. Crispin, Wurzel und Eusebius standen da und sahen etwas näher kommen, mit rasender Geschwindigkeit. Es schien sich über den ganzen Horizont auszubreiten und wurde immer schneller und lauter. Durch den vielen Sand und wegen der glühenden Sonne konnten sie sehr wenig sehen, nur das sich dort am Horizont ein breiter, dunkler Streifen ausbreitete und den Sand unter ihren Füßen erbeben lies. >> Was kann das sein? << fragte der Kobold total erschrocken und schaute seine Freunde fragend an. Aber auch sie wussten nicht was dort hinten auf sie zukam. >> Vielleicht ein noch heftigerer Sturm oder die dunklen Reiter die dir Folgen, << sagte der Zwerg. >> Sollten wir uns vielleicht in Sicherheit bringen? << fragte wieder der Kobold, aber diese Frage konnte er sich auch selber beantworten. Es war weit und breit kein Unterschlupf zu sehen oder etwas anderes, hinter dem sie sich verstecken konnten. Es blieben ihnen nur zwei Möglichkeiten, entweder dort stehen bleiben wo sie waren und abwarten was passiert, oder laufen, so schnell es ging und hoffen das es nichts schlimmes war. Die drei waren aber so gebannt von dem Geschehen, das sie wie angewurzelt da standen und sich den dunklen Streifen ansahen. Langsam und rasend schnell kam es immer näher. >>Findet ihr nicht das es sich anhört wie lautes Hufgetrippel? << fragte Crispin verwundert seine Freunde.

Und tatsächlich, langsam konnte man etwas erkennen von dem dunklen etwas das auf sie zukam. Es waren mehrere Gestalten, die noch sehr undeutlich in dem noch wenig wütendem Sandsturm auszumachen waren. Vom heftigen Wind hin und her gerissen, hatten die drei langsam mühe, sich überhaupt noch auf den Beinen zu halten, obwohl sie eine weile bewusstlos waren. Nach einer Ewigkeit, so schien es ihnen, konnten sie endlich sehen was es war, das da so schnell ankam und das war es auch, was sie so sehr erschreckte. Es waren in der tat Reiter auf ihren Pferden, aber nicht irgendwelche. Es waren auch nicht die Bösewichte die den dreien schon die ganze Zeit folgten, es waren fremde, sehr, sehr viele sogar. Eine ganze Armee schien dort anzukommen, unendlich viele von ihnen, man konnte sie nicht zählen. Sie schienen Rüstungen anzuhaben die in der Sonne glänzten und ihre Pferde waren alle miteinander pechschwarz. Abwechselnd schauten sich die drei an und keiner von ihnen wusste was sie tun sollten, aber dafür war nun ach keine Zeit mehr, denn jetzt waren diese Reiter schon so nahe, dass sie sie einzeln ausmachen konnten. Die Reiter sahen zum fürchten aus, alle mitsamt. Sie hatten lange Haare, die unter dunklen Helmen hervor flatterten und ihre Körper schützte ein Brustpanzer. Sie trugen lange Lederstiefel die zum schwitzen aussahen und die Pferde hatten alle einen Kopfschutz auf mit flatternden Bändern an den Seiten. Ohne von ihrem Weg abzukommen oder sich umzublicken ritten sie rasend schnell immer gerade aus. Sie schienen keine Notiz von den Wanderern zu nehmen, oder sie ließen sich einfach nichts anmerken. Vielleicht waren diese drei auch gar nicht wichtig für diese Gestalten und kümmerten sich deshalb nicht um sie. Nun waren sie bereits so nahe, das Crispin und seine Freunde Angst bekamen einfach umgerannt zu werden, denn diese Reiter schienen wohl nicht ausweichen zu wollen. Mit lautem Getrampel donnerten diese Reiter einfach an ihnen vorbei und sie mussten tatsächlich das eine oder andere Mal ausweichen, um nicht mitgerissen zu werden. Wurzel wurde sogar umgerissen durch den ganzen Windzug und den Sturm. Er lag erschöpft im bunten Sand und spuckte laufend diesen wieder aus. Auch Eusebius hatte zu kämpfen. Seine Augen brannten durch die starke Hitze und von dem vielen Sand, dauernd rieb er sie, was dadurch nur noch viel schlimmer wurde. Und Crispin hatte einen schlimmen Husten bekommen, trotz dem Tuch davor reizte ihn der Sand im Hals. Die Reiter ritten einfach weiter und schauten sich noch nicht einmal um. Sie schienen keinerlei Notiz von ihnen zu nehmen und es schien kein Ende zu nehmen mit denen, immer mehr kamen von ihnen angeritten. Als Crispin mit seinen Freunden schon fast nicht mehr konnte, schien die Flut an Reitern endlich abzunehmen. Sie wurden langsam weniger, ja, nun waren es nur noch einzelne Reiter die an ihnen vorbei kamen. Nach einer unendlich langen Zeit für sie, waren endlich die letzten an ihnen vorbei. Ganz unerwartet blieben die letzten drei Pferde stehen und machten kehrt. Ohne überhaupt ein Wort zu sagen oder etwas anzudeuten, ritten diese drei Reiter auf die Freunde zu und ehe sie wussten was passierte, wurden sie auch schon auf die Pferde gerissen und man nahm sie einfach mit. Unter lautem Protest wehrten sie sich, aber sie hatten absolut keine Chance. Die Pferde Galoppierten durch die Wüste, ritten um die Wirbelstürme herum und sausten im nu davon, mit den dreien im Sattel.

 

 

Die Wüstenstadt

Obwohl Crispin sich laut und deutlich dagegen wehrte und immer wieder fragte was das sollte, keiner der Reiter gab ihnen eine Antwort. Sie wussten nicht, wo man sie hin brachte oder was man mit ihnen vorhatte. Der Kobold und der kleine Zwerg hatten ihre mühe, sich überhaupt auf den großen Tieren festzuhalten und beide zitterten sie um die Wette, da sie noch niemals zuvor auf solch einem Wesen gesessen oder überhaupt eines angefasst hatten.

>>Wo bringt ihr uns hin und was wollt ihr von uns? << fragte Crispin mehrmals vergebens. Diese merkwürdigen Reiter sprachen kein einziges Wort und machten auch keinerlei Anzeichen von irgendetwas, was darauf schließen lies, was sie wollten. Ihnen blieb wohl keine andere Wahl als einfach abzuwarten wo der Ritt hinging. Nach einigen Stunden, so kam es den dreien jedenfalls vor, konnte man etwas am Horizont erkennen. Als sie näher kamen, konnte man kleine Hütten, Zelte und ähnliches sehen. Anscheinend war es eine bewohnte Gegend, denn es stieg Rauch und Qualm auf. Auch Bäume, Sträucher und kleine, grüne Weiden konnte man nach einer weile erkennen. Nun waren sie so nahe, das sie ein riesiges Tor aus Holz erkennen konnten, das wohl als Eingang zu einer Stadt diente. Es ragte groß und breit aus dem Boden empor und breitete sich über einer sehr großen Fläche hin aus. Es drangen Stimmen und Fußgetrampel zu ihnen hervor, so dass man daraus schließen konnte, dass die Gegend bewohnt war. Als die Pferde dem Tor näher kamen, wurde es von innen geöffnet und die Reiter fegten in das Dorf hinein, verteilten sich in kleine Gassen, in Verwinkelte Ecken und hielten auf einem großen, rundem Platze an, der wohl als Dorfmitte diente, da dort eine Vielzahl von Menschen umherliefen. Die drei Reiter ließen die erschöpften Freunde herunter und entfernten sich einfach, ohne wieder etwas zu sagen. Sie wurden einfach alleine gelassen, wussten nicht wo sie waren oder was sie dort sollten, oder was diese Fremden von ihnen wollten. Anscheinend nahm niemand so recht Notiz von ihnen, denn die Leute liefen einfach weiter und ließen sich nicht in ihren Tätigkeiten stören. Crispin schaute sich erst einmal ganz genau um. Sie standen dicht an einem Brunnen, in dem herrliches Wasser floss und der Sand unter ihnen war nicht mehr bunt, sondern ganz einfach Sandfarben, wie er sein sollte. Vereinzelt standen einige Pferde an Pfosten gebunden und es liefen sogar einige Hunde umher. Auf dem Platz wo sie nun standen, waren Stände mit Obst, Gemüse, Wurst, Fleisch, Tongeschirr und anderes aufgebaut und alte wie junge Leute handelten um Preise oder versuchten zu tauschen. Ein reges treiben war hier zu Gange und niemandem vielen die Fremden auf. Von der Mitte des Platzes gingen viele Gassen und schmale Straßen ins innere des Dorfes. Einige waren mehr schlecht als recht gepflastert, andere nur aus festem Sand. Crispin, Eusebius und Wurzel beschlossen sich in diesem kleinen Dorf ein wenig um zu sehen. Nachdem sie sich erst einmal lang genug am Brunnen erfrischt hatten und ihre Flaschen neu gefüllt hatten, marschierten sie los. >>Sieht dein Dorf von wo du kommst genauso aus? << fragte der Zwerg neugierig. >>Nein, hier ist alles viel kleiner und viel enger zusammen gebaut. Auch ist es bei uns viel grüner und freundlicher. Bei uns ist ein großer Wald in der nähe von wo die Tier immer zu uns kommen, auch fließt bei uns ein Bach in der nähe, << antwortete Crispin sehnsuchtsvoll. In der tat, die Häuser und Hütten standen hier viel dichter zusammen, die Gassen dazwischen waren kleiner und niedriger, aber es sah alles sehr ordentlich und freundlich aus. >>Ein Bett oder eine andere stelle zum ausruhen würde jetzt nicht verkehrt sein, << meinte der Kobold. Seine kurzen Beine hatten ihn nun schon lang genug und sehr weit getragen. Er brauchte eine Pause und nicht nur er, sondern auch die anderen. Die Hitze in der Wüste vor der Stadt war unerträglich und der Sturm zerrte auch an ihren Nerven. Zu dem entfernten sie sich immer mehr und je weiter sie von daheim weg waren desto fremder war die Umgebung für sie. Und wie sie das so alle für sich dachten, sahen sie auch schon ein kleines, altes Holzschild über einer Tür hängen mit der Aufschrift ‚`’’Gasthaus zum Dorfe’’. Vorsichtig öffneten sie die Knarrende Tür und traten in eine kleine Stube ein, die vor lauter Rauch ganz eingenebelt war. In den Ecken standen kleine Tische mit Bänken und Stühlen und an der gegenüberliegenden Seite des Einganges war ein Tresen, hinter der eine kleine, dicke Frau stand. Ihre leicht zerwühlten Haare hatte sie zu einem Knoten hochgebunden und die Schürze die sie trug war schmuddelig und zerknittert. Sie hatte ein Zigarrenstumpen im Mundwinkel und schaute lediglich nur einmal hoch, als die drei die Gaststube betraten. Es war laut und stickig drinnen, was wohl an der wenigen Luft lag die hereinkam. Die wenigen Fenster waren sehr dreckig und sahen aus, als ob sie noch niemals geöffnet wurden. Crispin und seine Kumpels setzten sich an einen freien Tisch und beäugten die wenigen Menschen an den anderen Tischen. Neben ihnen saßen zwei Männer, die jetzt misstrauisch zu ihnen rüber guckten und sie nicht einen Augenblick unbeobachtet ließen. Der eine hatte einen schmuddeligen Bart und sein dicker Bauch passte so gar nicht zu dem restlichen Körper. Der andere hatte schon fast eine Glatze, seine knallrote Hakennase stand so weit aus dem Gesicht heraus, dass man glauben konnte sie wollte noch länger werden als sie sowieso schon ist. Nach einer weile schenkten die zwei wieder ihre Aufmerksamkeit dem Bier vor ihnen und setzten ihre Unterhaltung fort. Als sie die Personen am anderen Tisch sahen, erschraken sie etwas. Es waren nämlich zwei der Reiter, die sie auf ihren Pferden mitgenommen hatten. Jetzt schauten die beiden auf und sahen zu den Fremden rüber. Gespannt schauten sie die Reiter an und warteten darauf was wohl als nächstes passieren würde. Langsam erhob sich einer der beiden und kam mit langsamen, schlurfenden schritten zu ihnen rüber. Er sah sehr grimmig aus und war wohl auch nicht zum scherzen aufgelegt. Er wirkte groß, stark und tapfer. Seine Schulterlangen Haare klebten verschwitzt an seinem schmalem Gesicht, dass von einem wilden Bart umgeben war. Teilweise zierten ihn schon einige graue Strähnchen, die ihn aber keineswegs alt wirken ließen. Nun war er nur noch wenige Schritte von Crispin entfernt und seine Schritte wirkten immer schwerer. Der Kobold und der Zwerg rückten dichter zusammen, als ob sie riesige Angst hätten, was bei dem aussehen und auftreten des Mannes eigentlich verständlich war. Als der Mann an dem Tisch herantrat, zog er sich einen Stuhl zu Recht und lies sich mit einem schweren Plumpsen darauf nieder. Sein Bart zitterte etwas, was wohl darauf hindeuten lies, dass er gleich zu reden anfangen würde. >>Ihr fragt euch bestimmt wer wir sind und warum wir euch aus der Wüste mitgenommen haben, stimmst? << fragte er mit einer ganz ruhigen und angenehmen Stimme. Ganz überrascht davon, dass der Kerl ganz freundlich war und nicht grob oder gar total unfreundlich, nahm Eusebius seinen Mut zusammen und blaffte ihn an. >>Na, ihr hättet uns ja wenigstens mal fragen können, ob uns das überhaupt recht ist. Und vorstellen hättet ihr euch auch können. Und überhaupt, wo zum Kuckuck sind wir hier denn<<? Bevor der Reiter seinen Mund aufmachen konnte, trat die Frau an den Tisch und wollte wissen was die Herrschaften zu trinken haben wollten. >>Bringe den Reisenden mal ein großes, kühles, Molly. Ich denke sie können es nach der Reise gut gebrauchen<<. Die Frau namens Molly ging wieder zum Tresen zurück und der Reiter schenkte seine Aufmerksamkeit wieder den dreien zu. >>Erst einmal entschuldige ich mich für unsere Unfreundlichkeit und wenn wir euch erschreckt haben sollten. Ich heiße Justus. Justus der Gerechte. Wir wollten wirklich nichts Böses von euch<<. Er schaute Crispin an und dieser schaute ihn misstrauisch von oben bis unten an. Er dachte die ganze darüber nach, ob man diesem Manne glauben sollte oder ob es nicht irgendwo eine hinterlistige Falle geben würde. Er hatte schließlich schon genug mitgemacht und eine weitereVerzögerung der Reise wäre nicht sonderlich gut. Justus redete weiter. >>Wir haben euch nur aus Gutmütigkeit mitgenommen. Die Wüste ist schließlich sehr groß und Fremde kennen sich dort für gewöhnlich nicht sehr gut aus. Mit viel Pech würdet ihr noch in zwei Wochen dort draußen umher irren und niemals dort raus finden. Oder ihr wärt verdurstet oder in einer dieser Wirbelstürme umgekommen. Es ist wirklich sehr gefährlich da draußen, aber ihr könnt ja gerne wieder zurückgehen. Wir halten euch bestimmt nicht auf<<.

Justus schien es anscheinend ehrlich zu meinen und er wirkte eigentlich sehr nett und freundlich. Wie Crispin so darüber nachdachte, brachte Molly drei große Krüge mit herrlich kühlem Bier. >> Wo sind wir hier eigentlich und was seit ihr für Reiter? Schließlich wart ihr sehr viele und wo sind die anderen hin? << wollte Crispin wissen. Justus stellte erst einmal den anderen Reiter vor, der inzwischen zu ihnen rüber gekommen war. Er hieß Ansbert der Kühne. Er war fast genauso groß wie Justus, hatte aber im Gegensatz zu dem einen dickeren Bauch und etwas kürzere Haare. Ansbert antwortete auf die Fragen. >> Wir sind hier in der Wüstenstadt Donsar und wir sind die Armee des Königs. >> Wie, ihr habt hier einen König? Ja, aber wo denn? << fragte Wurzel erstaunt. >> König Barnabas, er wohnt in seiner Burg, hinter dieser Stadt und wir gehen für ihn auf die Jagd, auf Kundschaft, beschützen ihn im Krieg und verteidigen die Stadt vor Unholden und Feinden. Wenn ihr ein anliegen an ihn habt, denke ich, solltet ihr bis morgen warten. Die Sonne geht bald unter, ihr solltet euch ausruhen und etwas schlafen. Molly gibt euch ein Zimmer im oberen Stockwerk, nicht war Molly? << fragend schaut Ansbert die Wirtin an und diese nickte nur stumm zurück. >>Nun ja, wir sind auf der Reise und wir müssen sie zu ende bringen, unnötige Verzögerungen sind nicht so gut, << antwortete Crispin. Er erzählte noch schnell, das sie nicht wüssten wo sie überhaupt hin mussten und wo sie lang gehen sollten, aber sie wollten so schnell wie möglich weiterreisen. Crispin hielt es für besser, nicht zu viel zu erwähnen, denn man konnte schließlich nie wissen was das für Leute in dieser Stadt waren. Molly trat an den Tisch und brachte ihnen einen großen Teller mit lecker duftendem Essen. >>Na, esst ihr erst einmal. Ihr müsst ja am verhungern sein, << sagte sie mit einer sehr rauchigen, aber freundlichen Stimme. Jetzt erst merkten die drei, wie groß ihr Hunger war und während die Männer weiter redeten, machten sie sich über das Essen her. Justus bemerkte die Unsicherheit und sagte, dass die drei erst einmal eine Nacht über alles schlafen sollten und am nächsten Morgen würde alles schon anders aussehen. Schließlich ließen sie sich überreden und ließen sich von der Wirtin ein Zimmer geben, nachdem sie sich bei Bohnen, Speck und Bratkartoffeln satt gegessen hatten. >>Wir brauchen einmal wieder richtigen Schlaf und ein Bett wird uns gut tun. Und morgen sehen wir dann weiter<<! Die drei Freunde sagten sich an den Zimmertüren gestärkt und beruhigt gute Nacht und trennten sich dann voneinander. Jeder von ihnen hatte ein kleines Zimmer mit einem Bett, einem Schrank, einen Tisch und einen Stuhl drinnen. Ein kleines schmuddeliges Fenster zeigte zum Hof hinunter und eine kleine Lampe gab nur spärlich Licht ab. Aber ein jeder von ihnen achtete nicht so besonders auf die Einrichtung sondern viel mehr auf das Bett, dass schön Ordentlich an der Wand stand. Ein dickes Kopfkissen und eine genauso dicke Zudecke luden zum ausruhen ein und sofort vielen alle in die Betten und in einen tiefen Schlaf. So tief, dass keiner den nächtlichen Lärm auf dem Flur bemerkte und niemand hörte, dass sich in einem der Zimmer etwas Ungewöhnliches tat. Niemand hörte die Schritte auf dem Flur, keiner hörte die Tür, die geöffnet wurde und niemand bemerkte das Poltern, das die nächtliche Ruhe störte. Am nächsten morgen, als Eusebius und Wurzel erwacht waren, wollten sie beide den anderen wecken gehen. Auf dem Flur allerdings trafen sie sich und stimmten erst einmal übereinander ein, das der Schlaf richtig gut getan hatte und die Betten das Beste waren, was sie in letzter Zeit bekommen hatten. Nachdem sie eine weile über die letzte Nacht geredet hatten, wollten sie gemeinsam Crispin wecken gehen, von dem noch nichts zu sehen oder zu hören war. Sie klopften an seine Tür, aber er antwortete nicht. Wurzel klopfte noch einmal, da sie dachten er würde nur sehr fest schlafen, aber wieder war nichts zu hören in seinem Zimmer.

>>Sollen wir einfach rein gehen? Bestimmt pennt der so fest, dass wir ihn erst einmal aus dem Bett rausschmeißen müssen, << meinte der Kobold ganz verwundert. Aber die Tür war fest verschlossen, so oft sie auch rüttelten, sie blieb zu und es war auch nichts zu hören aus dem Zimmer. >>Na, vielleicht ist er ja schon wach und wartet unten auf uns, << meinte der Zwerg. Die beiden gingen die alte, knarrende Treppe runter und schon von oben war leises Gemurmel und Getuschel zu hören. Es hörte sich nach zwei Männern an, die offensichtlich etwas Geheimes miteinander hatten, da sie schlagartig aufhörten zu reden, als die beiden kleinen runter kamen. Mit einem komischen Blick schauten sie beide an und noch einige andere Männer in dem Lokal sahen böse zu ihnen rüber. Wurzel und Eusebius bemerkten das und mit ängstlichen Blicken hielten sie Ausschau nach ihrem großen Freund. Ganz schnell wollten sie aus dem Haus raus kommen und diese komische Stadt verlassen. >>Siehst du ihn irgendwo? << fragte der eine den anderen. Aber auch er konnte den gemeinsamen Freund nirgends sehen. Beiden viel auf, das die Leute im Lokal nicht mehr so freundlich und friedlich aussahen wie am Abend zuvor. >>Wo ist Crispin denn, oben ist er nicht, hier unten nicht, er wird doch wohl nicht einfach ohne uns gegangen sein? << fragte Wurzel beängstigt. >>Ach wo, er würde uns jetzt doch nicht im Stich lassen. Vielleicht ist er ja nur nach draußen gegangen. Wir sollten diese Molly fragen, die weiß bestimmt wo er ist, << antwortete Eusebius mit genauso ängstlicher Stimme. Gemeinsam gingen die zwei zu der Wirtin und fragten nach ihrem Freund. Komischerweise hatte sie ihn aber angeblich an diesem Morgen auch noch nicht gesehen. Ratlos schauten sich der Zwerg und der Kobold an und sahen sich nochmals in dem eigentlich sehr kleinen Raum um. Trotz anstrengender Ausschau, Crispin war nirgends zu sehen. Jetzt waren die zwei wirklich ratlos, hatte der angeblich so gute Freund sie vielleicht doch verlassen? Oder war ihm nur alles zu viel geworden und ist einfach wieder umgekehrt und wollte deshalb nichts sagen, da sie ihn vielleicht dann für einen Feigling halten könnten? Oder er war einfach nur sehr früh erwacht und war irgendwo draußen und schaute sich nur ein wenig um? Bestimmt würde er jeden Moment zur Tür reinschauen und sagen, dass alles gut ist. Aber es könnte ja auch sein, das sie in diesem komischen Dorf in einen Hinterhalt geraten waren und es war ihm irgendwas Schlimmes passiert. Keiner der beiden wusste absolut nicht, was sie jetzt tun sollten. >>Wenn ihr euren Freund sucht, der ist heute Morgen ganz früh aufgebrochen. Er hat noch gesagt wir sollten euch einen schönen Gruß bestellen! << gab einer der Männer lachend von sich. Er saß an einem der schmuddeligen Tische in einer Ecke und schaute grinsend zu einem der anderen Männer. Dieser nahm einen Rucksack unter dem Tisch hervor und warf ihn den Fremden vor die Füße. >>Hier, diesen hat er wohl vergessen. Molly hat ihn oben auf seinem Bett gefunden, nachdem er weg war <<. Eusebius erkannte den Rucksack von Crispin und hob ihn auf. >>Komisch, das er den hier lässt, << meinte er. Wurzel zog seinen Freund am Ärmel und sagte zu ihm: >>Du, las uns lieber erst mal hier raus gehen. Irgendwie sind die hier komisch<<. Da nun beide es mit der Angst bekamen, verließen sie so schnell wie möglich das Haus und liefen erst einmal um die nächste Ecke. Dort kamen sie zum stehen und schauten sich an. >>Was könnte wohl passiert sein? Ob er vielleicht doch einfach wieder Heimgekehrt ist<<? Fragend blickten sie sich um, so als ob sie von irgendwo Hilfe oder eine Antwort erwarten würden. >>Was machen wir denn jetzt? Sollen wir vielleicht weiter marschieren oder wieder nach Hause gehen<<? Wurzel sah nun schon etwas schlecht gelaunt aus, da er so etwas nicht erwartet hätte. >>Ich glaube, wir sollten erst einmal versuchen ihn zu finden. Vielleicht ist Crispin ja noch in der nähe und wir können ihn selber fragen was los ist. Wenn er weggegangen ist, dann hätte er doch mit Sicherheit seine Tasche mitgenommen und sie nicht hier gelassen. << Die beiden gingen aufs Geratewohl einfach die Straße entlang und bemerkten gar nicht, dass ihnen jemand folgte. Die schleichende Gestalt huschte lautlos über den Weg, darauf bedacht, von niemandem bemerkt zu werden. Irgendwann jedoch drehte sich der Zwerg um und sah nur noch, wie ganz schnell eine dunkle Gestalt in einem Hauseingang verschwand. Der Zwerg sah seinen Freund an und beide machten kehrt, um heraus zu finden, wer ihnen da folgte. Es könnte ja schließlich auch der gemeinsame Freund sein, dachten sie. Aber als sie vorsichtig an dem Eingang heran kamen, griff eine Hand nach ihnen, die überhaupt nicht der ihres Freundes glich. Diese Hand war älter, schrumpliger und die Finger waren leicht gekrümmt. Ganz erschrocken zuckten beide zusammen und wollten schon laut um Hilfe rufen, aber eine leise Stimme befahl ihnen ruhig zu sein. Langsam kam ein alter Mann einige Schritte aus dem Eingang heraus und sah sich erst mal um. Er hatte eine gebückte Haltung und war schäbig gekleidet. Seine wenigen Haare waren auch schon total schmutzig und fettig. Die Ausstrahlung von dem Mann ließ die beiden ruhiger werden, denn er sah nicht so aus, als ob er ihnen etwas tun wollte. >>Ich weiß wo euer Freund ist <<, sagte dieser. Erstaunt sahen beide den Mann an und fragten ihn, von wem er weiß dass sie ihn suchten und wo er war. >>Ich habe euch vorhin im Gasthaus beobachtet und euer Freund ist nicht freiwillig weg gegangen. Ich sehe und höre viel in dieser Stadt, darum weiß ich gut Bescheid. << Der alte berichtete, das er mitbekommen hatte, wie ihn einige Ritter in der Nacht überwältigt hatten und weg gebracht hatten. >>Wohin, und wieso überhaupt. Und warum nur ihn alleine und nicht uns alle drei? << fragte der Kobold verwundert. >>Anscheinend hielten sie euch nicht für sehr wichtig, sonst hätten sie euch ganz bestimmt mitgenommen. Sie sahen wohl eine Gefahr oder irgendeine Bedrohung in eurem Freund. Sie haben ihn auf die Burg von König Barnabas gebracht. << Kurz unterhielten sie sich noch, dann bedankten sich die zwei bei dem netten, alten Mann, der einfach nur einem sympathischem, netten Jungen helfen wollte und gingen dann entschlossen und mutig Richtung Burg. Sie waren entschlossen, zu diesem König zu gehen und diesen zu fragen, warum er ihren Freund gefangen genommen hatte. Sie liefen über den Marktplatz, der nun schon rege bevölkert war und sahen viele Leute, die ihr Hab und Gut tauschten oder verkauften. Ziegen und Kühe wurden angepriesen und wertvolle Gewürze schmackhaft gemacht. Kinder tollten um den Brunnen und rannten hinter einem Huhn her, das gackernd vor ihnen weg lief. Wenn die Zeit nicht so drängte für die zwei, dann wären sie gerne noch eine weile geblieben und hätten dem Getummel zugesehen. Sie kamen durch enge Straßen und breiten Wegen, bis sie endlich zu dem Rande der eigentlichen Stadt kamen. Hier waren nur noch vereinzelt einige Häuser zu sehen und hier und da war eine kleine Koppel mit einigen Tieren drinnen. Bald kam die Burg immer näher, die sie schon lange von weitem sehen konnten. Sie sah eigentlich etwas heruntergekommen aus, aber doch sehr imposant. Es war alles ganz still und ruhig, als sie sich dem großen Tor näherten. Mit zittrigen Knien schritten sie hindurch und waren überrascht, dass niemand zu sehen war und gar keine Wache um stand. Im innerem war es genauso öde wie außen. Alles ganz ruhig, still und harmlos. Es lag Gestrüpp Rum und ein einsamer Hund saß auf dem Hof. Die zwei gingen auf das große Eingangstor zu und sahen sich an. >> Was sagen wir denn nun, wenn wir vor dem König stehen? << fragte Eusebius. >> Das werden wir noch sehen. Lass uns erst einmal diesen komischen König finden. Es sieht und hört sich alles so ruhig an. Eigentlich müssten hier doch Wachen stehen, oder irgendwelche Leute rumlaufen, dafür dass er so eine große Armee hat! <<Die Verwunderung darüber, dass hier keiner war, sollte nicht lange anhalten, denn im selben Augenblick ging die Tür auf und ein Ritter stand vor ihnen. Die beiden Freunde waren ganz erschrocken darüber, denn sie waren nicht darauf vorbereitet dass plötzlich jemand vor ihnen stand. >> Was wollt ihr hier, ihr Winzlinge? << fragte der Ritter. Ganz empört darüber entgegnete Wurzel mit etwas zittriger Stimme:>> Erst einmal, wir sind keine Winzlinge. Und zweitens, wir wollen zu dem König! << Von oben herab sah der Mann die beiden an, eine ganze weile lang. Schließlich befahl er ihnen in einem sehr schroffen Ton, ihm zu folgen. Mit zittrigen Knien folgten sie dem Ritter durch die große, imposante Burg. Es ging durch die Eingangshalle, über große Treppen, schmale Flure und schließlich wurden sie in einen großen Saal geführt, der sehr leer wirkte, denn es Stand nicht gerade viel darinnen. Ein großer Tisch, einige Stühle, eine Truhe und vor allem, ein mächtiger Thron. >>Wartet hier<<, sagte der Ritter und verschwand wider. Eusebius und Wurzel schauten sich in dem Raum um und wussten nicht was sie nun tun sollten, außer, zu warten. Das mussten sie aber nicht lange, denn nur wenige Momente später ging die Tür wider auf und der König kam herein. Er sah recht Furcht einflößend aus, wie er da so durch die Tür stapfte. Er war mittelgroß, etwas untersetzt und hatte Kinnlange, graue Haare. Dazu zierte ihn ein mächtiger Bart und natürlich trug er eine Krone. Zwar eine kleine und recht schmale Krone, aber dennoch eine echt goldene. Der König ging direkt auf seinen Thron zu, setzte sich hinein und schaute total grimmig auf die beiden hinab. >>Also gut, was wollt ihr hier? << fragte er und wartete auf eine Erklärung. >> Wir sind wegen unserem Freund hier, Crispin. Wir waren auf der durchreise und man hat uns gesagt, er sei von ihnen gefangen genommen worden. Wir wollen ihn hier wider rausholen, denn er hat niemandem hier etwas getan<<, antworteten die beiden abwechselnd mit zittriger und leiser Stimme. >>So, so! Ihr gehört also zu diesem kleinen Hänfling der unten im Kerker sitzt. Dann solltet ihr ihm wohl Gesellschaft leisten. Solche Verräter wir ihr habt nichts anderes verdient<<. Plötzlich schrie der König nach den Wachen und noch bevor Eusebius und Crispin etwas sagen konnten, wurden sie von vier Männern gepackt und weggetragen.

 

 

 

Der Kerker

Die zwei protestierten und zappelten heftig, aber es nützte ihnen absolut nichts, sie konnten sich gegen die viel größeren und stärkeren Männer nicht wehren. Sie wurden die Treppen wieder runter getragen, durch düstere Gänge und einen Keller hinab. Wurzel hielt sich schon bald die Hand vor die Nase, denn es kroch ein widerlicher und schrecklicher Gestank den Gang entlang, den sie nun gingen. Der Keller wurde nur von spärlichen Fackeln beleuchtet, ansonsten kam dort nicht ein einziger Lichtstrahl hin. Als sie vor einer breiten Holztür hielten, versuchten die zwei es erneut, sich von den Rittern zu lösen, was aber vergebens war. Ihr griff war eisern und fest. Einer der Wachen schloss die Tür auf und schloss sie auch wieder zu, nachdem alle durch sie hindurch gegangen waren. Hier waren die Zellen, die vereinzelt leer waren, aber auch gefüllt mit Männern, die nun laut riefen, jammerten und um Gnade winselten. Hinter einer anderen Tür war lautes Geschrei zu vernehmen, die schreie von einem armen Menschen, der offensichtlich gefoltert wurde. In einer kleinen Ecke stand ein dreckiger Tisch, an dem zwei weitere Wachen Karten spielten. Neben ihnen standen Becher mit Wein und ein großer Schlüsselbund lag daneben.

>>He, hier habt ihr zwei weiter Gäste, << meinte einer der Ritter lachend und deutete auf die Freunde. Eusebius und Wurzel sahen kein entkommen hier unten, deshalb ließen sie sich auch ohne sehr viel Gemurre von den beiden anderen übernehmen. Die vier anderen kehrten wieder um und verschlossen auch die Tür am ende des Ganges wieder. >> Na, dann wollen wir euch doch mal ein hübsches Plätzchen suchen, oder? << fragte einer der beiden lachend. Sie führten die zwei einige Türen weiter, dabei versuchten sie, blicke durch die Eisengitter in der Tür zu werfen um zu sehen, ob vielleicht Crispin in einer der Zellen war. Aber in der einen war niemand drinnen, in einer weiteren war nur ein alter Mann und zwei Türen weiter waren einige Kerle, die sehr mitgenommen aussahen. Endlich kamen sie vor einer Tür zum stehen du einer der Wachmänner schloss die Tür auf. Der andere schubste die zwei in die Zelle und knallte die Tür auch gleich wieder zu. >>Schöne Erholung hier drinnen! << sagten die Ritter noch und gingen dann wieder zu ihrem Tisch in der Ecke und spielten weiter Karten. Der Zwerg und der Kobold standen nun da und wussten nicht wie ihnen geschah. Was hatten sie nur verbrochen dass man sie hier in den Kerker warf, ohne sie anzuhören was sie überhaupt wollten. Und wo war ihr Freund geblieben? Was war mit ihm geschehen? Warum hatte der König gesagt, dass sie Verräter waren? Sie waren doch nur auf der Reise und sie hatten niemandem in der Stadt etwas getan! Ganz friedlich und still waren sie gewesen. Die Freunde blieben dicht beieinander um nicht auch noch getrennt zu werden, denn man konnte jetzt ja niemandem mehr trauen oder wissen, was noch alles passieren würde. Sie schauten sich in der Zelle um. Sie wirkte sehr groß und es waren sehr viele Menschen darinnen. Auf dem Fußboden lag nur trockenes Stroh, das stellenweise schon verschimmelt und feucht war und modrig roch. An den Wänden hingen zwar Fackeln, aber keine einzige von ihnen brannte. Hoch oben war ein winzig kleines Fensterchen, das nur spärlich Licht in die sonst so finstere Zelle warf. Die Menschen die hier waren, sahen dünn und abgemagert aus. Sie saßen oder lagen regungslos umher und schenkten den Neuankömmlingen keinen einzigen Blick. Nur wenige von ihnen hatten überhaupt noch Schuhe an und ihre Kleidung war teilweise auch schon ganz kaputt und zerfleddert. Die meisten von ihnen sahen dreckig und verwahrlost aus und es stank ganz schrecklich in der Zelle. >>Siehst du unseren Freund hier? << fragte der Kobold den Zwerg. Dieser schüttelte seinen Kopf und ging einige schritte durch den Raum. Nach einer weile, nachdem sie etwas herum gelaufen waren, entdeckten sie etwas in der Ecke, das ihnen sehr bekannt vorkam. >>Crispin, bist du das? <<fragte Eusebius ganz erstaunt. Der junge Mann am Boden, der noch nicht so schlimm aussah wie die anderen im Raum, hob seinen Kopf und blickte die beiden an. Und tatsächlich! Sie hatten endlich ihren Freund gefunden.

Da saß er, am Boden, zusammengekauert und schaute traurig ins leere. >> He, was ist mit dir? Was haben sie mit dir gemacht? Hast du uns nicht gesehen als wir gerade hereinkamen<<? Ganz traurig schaute er sie an und schüttelte seinen Kopf. Und plötzlich brach es aus ihm heraus. Er sprang auf, umarmte seine Freunde und sagte, wie sehr er sich freuen würde sie zu sehen. >>Aber, was macht ihr denn hier? Haben sie euch auch gefangen genommen? << Crispin war erstaunt, dass sie auch hier waren. Schnell berichteten die beiden, dass sie nur zum König kamen, um den Freund zu suchen und zu bitten ihn wieder frei zu lassen. >> Aber bevor wir überhaupt noch was sagen konnten, lies er uns schon hier her bringen. Wir brauchten nur deinen Namen zu erwähnen und er war plötzlich ganz unfreundlich. Aber, nun sag du uns, wie bist du her gekommen und warum? << Crispin schaute zu dem kleinen Fenster hoch und sagte eine weile lang gar nichts.

>>Sie kamen nachts. Mehrere Männer kamen ganz leise in mein Zimmer und bevor ich eigentlich richtig wach wurde, hatten sie mich auch schon gepackt, überwältigt und mir etwas über den Kopf gehauen. Ich kam erst wieder hier in dieser Zelle zu mir. Natürlich habe ich sofort nach der Wache gerufen und gefragt warum man mich hier her gebracht hatte, aber ich bekam nur eine klägliche Antwort. Verräter, so hat einer von ihnen gesagt, braucht man hier nicht. Ich verstehe das nicht. Ich bin doch kein Verräter! Was habe ich denen denn getan, das man uns so etwas antut? << Eine einzelne Träne lief über seine Wange. Obwohl Eusebius und Wurzel ihren Freund schon wütend gesehen hatten und er auch schon aufgeben wollte, auf der bisher langen Reise, so hatten sie ihn doch noch niemals bisher so traurig und geknickt gesehen. Er ließ sich richtig hängen und hatte anscheinend auch keinen neuen Mut mehr. >>Wo habe ich euch da bloß rein gezogen? Ohne mich wärt ihr jetzt noch irgendwo da draußen, zu Hause, bei euren Freunden und hättet nicht so viele Schwierigkeiten wie jetzt. Ich habe euch da hineingezogen, ohne zu wissen was alles passieren könnte. Das kann ich nicht wieder gut machen. << Crispin wich den Blick der zwei aus, wohl aus Scham und Verzweiflung. Eusebius konnte nicht glauben, was er da hörte. Empört und aufmunternd sagte er :>> Aber was redest du denn da? Du hast doch keine Schuld daran. Wir sind aus freien Stücken mit dir mit gekommen. Wir hätten jederzeit wieder umkehren können, wenn wir nur gewollt hätten. Aber wir sind Freunde jetzt und die halten zusammen, egal was passiert. Das hast du uns beigebracht auf der Reise, immer wieder, weist du das nicht mehr? Las den Kopf nicht hängen. Auch hier kommen wir wieder raus. Dieser Barnabas muss uns einfach wieder raus lassen, wir sind unschuldig und haben nichts getan<<. Eine weile noch unterhielten sich die drei und waren doch ganz froh, das sie sich wieder hatten. Nach einer schier unendlich langen Zeit, so kam es ihnen vor, räusperte sich einer der Gefangenen und rief zu ihnen rüber:>> He, ihr seid doch die, die im Auftrag des dunklen Herrschers kommt, oder? << Dunkler Herrscher? Verwundert sahen die drei den Mann an und fragten ihn, welchen dunklen Herrscher sie meinten und ob er sich nicht in ihnen täuschte. >> Na, der aus dem Osten eben. Ich kenne den zwar nicht, aber ich habe schon von ihm gehört. Er soll sehr grausam sein und nur böses im Schilde haben. << >> Und wie kommst du darauf, das wir in seinem Auftrag hier sind? << fragte Crispin ganz erstaunt und ging zu dem Mann hinüber. Etwas rückte der Mann von im wieder weg, so als ob er angst vor ihm hätte. >>Ich habe nur gehört was die anderen gesagt haben. Ich rede nur nach was die anderen schon erzählen. Glaubt mir, ich weiß von nichts weiter<<.

Mit diesen Worten stand der Mann auf und ging in die andere Ecke des Raumes. Ganz verblüfft über diese Aussage schauten sie sich an und wussten nicht, was sie darauf sagen sollten. Wer bloß hat dieses Gerücht in die Welt gesetzt, überlegten sie sich. Wer kam nur auf diese Idee, dass sie für diesen bösen Kerl aus dem Osten arbeiten würden? Daher kam es auch, dass sie hier im Kerker saßen. >>Wir müssen Barnabas davon überzeugen, das wir in Frieden hier sind und nichts mit dem Typen gemeinsam haben. Wir müssen ihn überreden, uns wieder frei zu lassen! << meinte Eusebius ganz überzeugt. Verzweifelt überlegten sich die drei, was sie tun könnten, um ihre schlimme Lage zu verbessern. Schließlich kamen sie auf die Idee, darum zu bitten, den König sprechen zu dürfen. >>Das kann man uns doch nicht verwehren, << meinte Crispin. Er ging zur Tür und rief eine der Wachen herbei. Es dauerte aber eine weile bis einer der Männer kam, denn sie waren mitten im Spiel und tranken nach Herzenslust ihren Wein. Als endlich einer von ihnen sich zur Tür bewegte, fragte dieser ganz schroff, was Crispin denn so dringend wolle, da er schon mehrmals gerufen hatte. Man konnte merken, dass der Kerl keine besondere Lust hatte, sich anzuhören, was ein Gefangener denn überhaupt wolle. >>Wir verlangen den König zu sehen. Er muss uns anhören, denn es ist ein versehen, das wir hier sind. Wir gehören nicht in den Kerker, wir müssen es ihm erklären, bitte! << Der Wachmann lachte laut und winkte seinen Kumpanen herbei. >>Hast du dass gehört, Eugen? Sie verlangen den König zu sehen! Und sie sind unschuldig! Ja, alle sind hier ja nur aus versehen hier, nicht war? << Sie drehten sich um und gingen wieder zu ihrem Tisch, ohne noch hinzuhören, was die drei zu sagen hatten. Sie amüsierten sich köstlich darüber und lachten, so als ob sie gerade einen guten Witz gehört hätten. Crispin versuchte noch einmal, die Aufmerksamkeit von den Wachmännern zu bekommen, aber sie hörten gar nicht mehr hin. >>Das hätte ich euch gleich sagen können, << gab einer der Gefangenen zu verstehen. >>Die befolgen nur dem Befehl von diesem Kerl da oben, << sagte er wieder und zeigte dabei mit seinen Fingern nach oben und verzog das Gesicht. Eusebius fauchte etwas unfreundlich zurück:>> Hättest ja gleich sagen können. Dann hätten wir uns die mühe sparen können! << Der Mann wandte sich von den dreien ab und ging zu seines gleichen rüber. Sie tuschelten und warfen immer wieder verstohlene Blicke zu den fremden rüber. Eusebius wandte sich wieder den anderen beiden zu und fragte sie:>> Was machen wir denn jetzt? Wir können doch nicht ewig darauf warten, dass man uns von selbst irgendwann hier raus lässt! Was können wir denn nur noch tun? Irgendwie muss man doch an diesen verflixten König ran kommen. << Sie überlegten lange Zeit, ohne auf eine wirklich gute Lösung zu kommen. Sie wanderten durch die Zelle, warfen hilflose Blicke auf die anderen Gefangenen und sahen immer wieder zu der Tür raus. Wurzel kam irgendwann auf die verzweifelte Idee, man müsste einfach versuchen zu fliehen. Die Wachen überlisten und ausbrechen aus diesem Loch. Eigentlich war diese Idee von ihm einfach nur so daher gesagt, aber Crispin schaute ihn an und sagte darauf:>> Das ist doch eine gute Idee, warum denn nicht?<< Der Kobold und der Zwerg schauten ihn verwundert an, so als ob er nicht mehr wüsste, was er da redet. Ganz aufgeregt wandte Crispin sich den anderen zu und sagte:>> Ihr seid doch bestimmt schon lange hier drin. Und einige von euch garantiert auch unschuldig! Ihr müsst uns helfen, bitte! Es ist ganz wichtig. << Verzweifelt versuchte Crispin mit seinen Freunden, den anderen zu erklären worum es überhaupt ginge und Crispin erklärte seinen Plan. Es dauerte recht lange, bis er wenigstens einige von denen überredet hatte, ihm zu helfen. Die anderen wollten sich nicht mit den Sachen anderer abgeben oder trauten sich einfach nicht. Aber jetzt ging es darum, mit den wenigen, ihren Plan auszuführen.

>>Hilfe, wir brauchen Hilfe hier drinnen. Einer der neuen Gefangenen spielt verrückt. Er dreht durch. Kommt schnell her. << Einer der Gefangenen, er war ungefähr mittleren alters und noch recht rüstig, steckte sein Gesicht durch die Gitterstäbe hindurch und rief laut nach den Wachmännern. Diese schienen sich sehr gestört zu fühlen, da sie sich sehr schwermütig und widerwillig von ihren Plätzen Hoch bewegten und recht mürrisch zu der Tür rüber kamen. Einer der Wachmänner schaute durch die Gitterstäbe hindurch, da tatsächlich ein lautes schreien und toben zu hören war. Er konnte Crispin sehen, der wie ein wilder in der Zelle Rum rannte, sich gegen die Wände schmiss und ab und zu einen der anderen Gefangenen schubste und anschrie. In der Ecke konnte er noch den Zwerg sehen und einige der anderen Männer. Nun stürzte Crispin sich auf den hilflosen Kobold, der auch so gleich um Hilfe rief. Dann warf er sich gegen die Stäbe und sah die Wachmänner mit einem ganz irren Blick an, so als ob er total durchdrehen würde. >>Ich glaube der wird langsam fällig, vielleicht sollten wir ihn ja mal zum vergnügen raus lassen und mit den lieben Hündchen spielen lassen, bis er wieder friedlich ist. Oder was meinst du? << Der erste schaute den anderen grinsend an und holte auch schon seine Schlüssel aus dem Bund hervor, da der andere ganz seiner Meinung war. Langsam steckte er den alten, rostigen Schlüssel in das kleine Loch und drehte langsam um. Vorsichtig öffnete er die Tür und zusammen mit seinem Kumpel trat er durch die Tür, mit lauten Drohungen gegen die Gefangenen. Sie fühlten sich total überlegen und viel stärker als der Haufen schwacher und alter Leute hier drinnen. Aber sie rechneten nicht mit der Mehrheit, denn viele zusammen waren stark. Als die zwei nun durch die Tür traten, sprangen sogleich je drei Männer auf sie und überwältigten die total verblüffen Männer. Im nu waren sie zu Boden geschmissen und schnell wurden sie bewusstlos geschlagen, mit einem ordentlichem schlag auf den Kopf. Jetzt hieß es eile und Vorsicht. Crispin und seine Freunde mussten weg sein, ehe diese Männer wieder zu sich kamen. Schnell bedankten sie sich bei den Gefangenen für die Hilfe und versuchten sie ebenfalls zur Flucht zu überreden, denn nur wenige waren wirklich aus gutem Grunde hier drinnen. Tatsächlich ließen sich auch einige dazu überreden, aber die meisten wollten lieber bleiben, da sie zu viel Angst hatten vor der Rache des Königs. Eusebius schnappte sich die Schlüssel und eilte mit den anderen zur Tür hinaus. Ein letztes Mal schauten sie sich um, dann liefen sie los. Bis zur Tür brauchten sie auf keinen weiteren Wachmann hoffen, da die zwei die einzigen da unten waren. Aber vorsichtig waren sie trotzdem und leise dazu. An der Holztür angekommen, lauschten sie erst einmal eine weile nach verdächtigen Geräuschen und lauten, aber es war nichts zu hören, bis auf das schreien der Gefangenen. Vorsichtig öffneten sie die Tür. Sie knarrte ein wenig und einen kleinen Moment lang hatten sie Angst, das es irgend jemand hören würde, aber es war auch hinter der Tür kein Wachmann zu sehen oder zu hören. Gemeinsam schlichen die Entflohenen den dunklen, düsteren Gang entlang, immer darauf hoffend, dass keiner sie entdecken würde. Es kam ihnen wie eine kleine Ewigkeit vor, bis sie endlich die Treppe am ende des Ganges sahen. Genauso vorsichtig wie schon zuvor, stiegen alle die Treppe hoch. Als sie fast am ende angekommen waren, hörten sie leise Stimmen, die sich immer mehr näherten. Die Luft anhaltend und sich an die Mauer drückend, blieben sie stehen und beteten, dass niemand jetzt die Treppe runter kommen würde. Innerlich sahen sie es schon kommen. Sie würden erwischt und wieder zurück in den Kerker geworfen, oder sogar viel schlimmeres. Die schritte näherten sich und die Stimmen wurden immer lauter. Ganz eindeutig kamen sie in diese Richtung. Crispin schloss die Augen und betete leise vor sich hin. >> Bitte, lass sie uns nicht entdecken. Lass sie weiter gehen, bitte<<. Er hörte nur noch die drohenden Schritte, die nun ganz nahe waren und sein Herz pochte so laut, dass er befürchtete, man könnte es hören. Aber anscheinend wurde sein bitten erhört, denn die Männer gingen einfach weiter, ohne sich umzudrehen oder an die Seite zu blicken. Erleichtert pustete Crispin aus und sah sich nach seinen Kumpanen um. Auch sie waren total erleichtert darüber, dass man sie nicht entdeckte. Die wenigen Gefangenen die mit entflohen waren wollten sich nun von den dreien verabschieden. Sie bedankten sich noch dafür dass sie mit kommen durften und liefen dann in eine ganz andere Richtung wie die drei wollten. Nochmals vergewisserte Crispin sich das keiner in der nähe war, dann winkte er seinen freunden zu und sie liefen schnell Richtung Ausgang. Dort angekommen, mussten sie aufs Neue aufpassen wegen den Wachen, denn die Tür war verschlossen und es hätte sein können, das draußen welche von ihnen standen oder Rumliefen. Leise und mit großer Vorsicht öffnete Crispin die große, schwere Holztür, leise betend dass sie nicht quietschen möge. Und wieder hatten sie großes Glück, denn die Tür lies sich ohne quietschen öffnen und vor der Tür waren auch keine Leute, die sie verraten könnten. Wurzel und Eusebius schauten sich Vorsichtig um und überlegten, wo sie am besten hin gehen könnten, ohne gesehen zu werden und wie man am schnellsten weg kommen könnte. Nach einigen wenigen Minuten hatten sie einen Stall entdeckt, in den sie sich erst einmal verstecken konnten, bis sie einen weiteren Plan hatten. Geduckt und mit größter Vorsicht schlichen sie zu dem Stall rüber und versteckten sich schnellstens in der erst besten Pferdebox die sie sahen. Allerdings fand es das Pferd in dieser Box nicht so gut, denn es wurde unruhig und fing an zu wiehern. Crispin wollte es beruhigen, denn es hätte sie verraten können. >>Wir müssen erst einmal einen anderen Platz finden bis wir hier wieder weg können, hier drinnen ist es nicht sicher genug<<, meinte Eusebius. Sie schauten sich in dem Stall um und suchten nach einem geeigneten Unterschlupf, den sie auch schnell fanden. Über eine kleine Leiter kamen sie auf den Dachboden des Stalles, der zur Aufbewahrung von Heu und altem Gerümpel diente. Hinter mehreren Heuballen setzten sie sich erst einmal hin und verschnauften. Wurzel schaute sich auf dem Dachboden um. Außer Heu, alte Holzkisten und Pferdezeug war nicht mehr so viel dort oben verteilt. Nur alter Plunder und wertloses Zeug lag dort wild verstreut herum. >>Was machen wir denn jetzt? Sie werden bald bemerken dass wir weg sind und dann nach uns suchen. Wir müssen uns schnellstens etwas überlegen wie wir hier weg kommen, << meinte Eusebius. >>Ja, da hast du recht, Eusebius. Wir müssen sehen dass wir hier so schnell wie es geht weg kommen, bevor überall Ritter und Wachleute Rum laufen. Aber erst einmal last uns etwas ausruhen. << Die drei erholten sich kurz von der Flucht, dann überlegten sie gemeinsam, was zu tun sei. Crispin schaute durch eine ritze nach draußen, dann sagte er:>> Am besten ist es, wenn wir warten, bis es dunkel ist. Dann können wir uns vielleicht in den Heukarren da unten im Hof verstecken und mit ihm nach draußen gelangen. Ich denke, er wird erst morgen früh hier wieder weg fahren. Bis dahin können wir etwas schlafen. << Gesagt, getan. Nachdem sich alle drei etwas gemütlich gemacht hatten, legten sie sich ins Heu und schliefen ein. Crispin viel auch gleich in einen tiefen, festen Schlaf, der mit wilden träumen versehen war. Er träumte davon, das sie von dem König gefasst wurden und er sie in ein tiefes Verlies werfen lies, wo sie gefangen waren und nicht mehr raus kamen. Auch träumte er von den schwarzen Reitern. Sie lachten sie schallend aus und triumphierten über ihren Sieg. Seine Großeltern kamen auch in diesem Traum vor. Sie weinten bitterliche tränen über ein frisch angelegtes Grab. Schweißgebadet wachte er auf von lautem Krach geweckt, der aus dem Hof zu kommen schien. Schnell weckte er seine Freunde und wies sie darauf hin, leise zu sein. Jetzt hörten sie es auch. Im Hof unten war lautes Pferdegetrippel zu hören und mehrere Männer riefen wild durcheinander. Einige schimpften und drohten, andere wiederum sprachen fordernd und verlangend. Einer von ihnen verlangte den König zu sprechen. >>Mir kommt die eine Stimme bekannt vor. Ich glaube ich habe sie schon einmal irgendwo gehört. << Neugierig, was da wohl los sei, kniete Crispin sich an ein kleines Schmucklos ran und schaute vorsichtig nach draußen. Erschrocken wich er wieder zurück. Als seine Freunde sahen, was er für ein erschrockenes Gesicht er machte, suchten sie sich auch ein kleines Guckloch und schauten hinaus. Sie wollten unbedingt wissen was da draußen vor sich ging. Aber auch die zwei wichen erschrocken zurück. >>Ach du meine Güte, was wollen die denn hier, << fragte Wurzel. Da draußen im Hof waren keine anderen als die schwarzen Reiter, die sie bis hier her verfolgten. Neugierig sahen sie wieder nach draußen, denn sie wollten wissen, was da im Hof vor sich ging und was passieren würde. Der Anführer von ihnen, Franziskus, forderte drohend den König zu sprechen. Einige der Wachmänner, die schnellstens angerannt kamen, versuchten die Reiter zu besänftigen, während zwei andere zum König liefen um ihn Bescheid zu sagen. Als der König mürrisch angelaufen kam, waren die fremden Reiter von ihren Pferden abgestiegen und warteten ungeduldig. Sie unterhielten sich eine weile, aber Crispin konnte kein Wort verstehen. Sie waren zu weit weg. >>Was meint ihr, ob die uns hier suchen<<? Nervös schaute der Kobold von einem zum anderen. Der Zwerg sah ihn mit einem Gesicht an, das alles sagte, dann verfolgten sie wieder dem treiben tief unter ihnen. Nach einer weile gingen sie hinein, bis auf zwei Wachmänner, die wache liefen im Hof. Crispin schaute mehrmals hin und her, dann wich er schnell zurück, sprang auf und riss seine Freunde mit hoch. >>Schnell, dass ist unsere Chance zur Flucht, wir müssen uns sehr beeilen und vorsichtig sein, kommt<<. Er war schon auf dem weg zur Dachbodenluke, aber seine Freunde sahen ihn nur verdutzt an und fragten ihn, wie sie an den Männern vorbeikommen sollten ohne das sie bemerkt werden würden. Schnell erklärte Crispin ihnen sein Plan, der ihm soeben erst eingefallen war und überzeugte die beiden von der Handlung. >>Unten im Hof sind Pferde, auf denen wir fliehen können und das Tor ist noch offen. Es sind außerdem nur zwei Männer unten. Wenn wir schnell und leise sind, können wir es schaffen, ihnen das Pulver von der Allwissenden Ursel in die Augen zu streuen. Damit sind sie für kurze Zeit außer Gefecht gesetzt und wir können schnell auf den Pferden fliehen. Wir müssen nur leise aus diesem Hof verschwinden. Und wen wir weit genug weg sind, sollten wir so schnell es geht aus dieser Stadt Wegreiten. << Natürlich hofften sie, dass in der Zwischenzeit kein anderer kam und alles auffliegen würde. Es gab keine andere Lösung, im Moment war das die einzige Rettung die sie hatten. Wer weiß was passieren würde, wenn man sie entdecken und wieder schnappen würde. Vielleicht würde der König die drei an die schwarzen Ritter ausliefern oder sie gar für immer in den Kerker werfen. So leise es ging, schlichen sie zur Stalltür und schauten nach, wo die zwei Männer waren. Crispin holte die kleine Flasche raus, die er von Ursel bekommen hatte. Das Pulver darin schimmerte immer noch genauso, wie an dem Tag, als er es von der Fee bekommen hatte. Aber wie lange das schon her war, wusste er schon gar nicht mehr. Sie hatten aufgehört die Tage und Stunden zu zählen, die sie schon unterwegs waren. Vielleicht waren es nur wenige Tage erst, vielleicht aber auch schon einige Wochen oder gar Monate. Daran konnten sie nun nicht denken, erst einmal war es wichtiger, von dort weg zu kommen, wo sie im Moment fest saßen. Dazu hielt Crispin die kleine Flasche mit dem schönen, glitzernden Inhalt bereit und schaute vorsichtig nach draußen. Die zwei Männer standen zusammen am anderen ende des Hofes und unterhielten sich miteinander. Crispin sah auf den Boden und hob einige Steinchen auf. Er wies seine Freunde darauf hin, dass sie hinter der Tür stehen bleiben sollten, wo man sie nicht sehen konnte und leise zu sein. >>Ich muss versuchen, die zwei hier her zu locken, dann ist es einfacher für uns, außerdem wird man sie nicht so schnell finden<<. Der Junge warf ein Stein in Richtung der Wachmänner und ging schnell in Deckung. Durch ein Loch in der Holztür konnte er sehen was passierte. Da der Stein eines der Pferde im Hof traf und sie dadurch etwas nervös wurden, sahen die Wachmänner nur zu den Tieren rüber und hielten es nicht für wichtig, nachzusehen, was sie so unruhig machte. Crispin warf gleich noch ein Stein rüber, aber diesmal genau an die Füße des einen Mannes. Dieser erschrocken darüber wo der Stein herkam und wer ihn geworfen hatte, drehte sich tatsächlich herum und sah in Richtung Pferdeställe. Crispin befahl seine Freunde, sich schnell in einer Pferdebox zu verstecken und auf sein rufen zu warten. Dann bewegte er langsam die alte Tür und wartete darauf, was die Männer als nächstes tun würden. Und tatsächlich, sie kamen auf den Stall zu, sein Plan würde wirklich funktionieren. Aber mit jedem Schritt den die beiden da draußen machten, klopfte sein Herz ein wenig schneller und er betete dafür, dass auch alles klappen würde und niemand sie sonst erwischen würde. Jetzt waren sie schon ganz nahe, so nahe, dass Crispin befürchtete, sie würden ihn atmen oder sein Herz schlagen hören. Vorsichtig warf er wieder einen Stein. Aber diesmal in den Stall hinein, damit die beiden herein kommen würden. Und das taten sie dann auch. Hinter einander her trippelnd, liefen sie geradewegs in ihre eigene Falle hinein. Jetzt hieß es für Crispin, zu handeln. Er zog vorsichtig den Korken von der Flasche, gab der Tür einen schubs, damit sie zu ging und sagte :>> Hallo, ihr zwei Trottel, hier bin ich<<! Beide gleichzeitig drehten sie sich herum und sahen den Flüchtling vor sich stehen. Sie erkannten den Entflohenen, zogen ihre Schwerter und wollten ihn schon angreifen, aber Crispin war schneller. Ohne noch zu überlegen, handelte er in Windeseile. Er trat ganz nahe an die beiden Kerle heran und schüttete ihnen direkt das Pulver mitten in die Augen. Diese, erschrocken über den Angriff und jammernd über den Schmerz in ihren Augen, torkelten sie Rückwerts und versuchten das brennende etwas aus ihrem Gesicht zu entfernen. Ihnen wurde schwarz vor Augen und mit einem Knall fielen sie rücklings auf den Boden und waren ohnmächtig. Jetzt musste alles sehr schnell gehen. Crispin rief seine Freunde herbei, die auch sogleich schnell aus ihrem Versteck kamen und zu ihm eilten. Sie verfrachteten die Männer in einer der Pferdeboxen und gingen wieder zu der Tür. Kurz schauten sie über den Platz, ob er auch noch leer war, dann liefen sie, etwas geduckt und sehr vorsichtig, zu den Pferden. Eusebius aber blieb einige schritte von ihnen entfernt stehen und jammerte:>> Ich kann gar nicht reiten, ich habe noch niemals auf so einem Tier gesessen! Sie sind so unwahrscheinlich groß und schnell! << >>Habe keine Angst, du Narr. Sie tun dir doch gar nichts. Außerdem haben wir gar keine andere Wahl jetzt. Wir müssen uns beeilen, bevor sie uns entdecken und wieder einfangen<<. Crispin hilf ihm auf eines der Tiere und Wurzel setzte sich hinter ihn. Da beide nicht sehr groß waren, konnten sie sich ein Pferd teilen. Crispin nahm sich auch ein Pferd und ohne sich noch einmal umzublicken oder etwa noch auf irgendetwas zu warten, ritten sie, den Atem anhaltend, auf das große, geöffnete Tor zu. Alle drei beteten sie insgeheim, dass jetzt nichts mehr passieren und ihnen nichts mehr in die Quere kommen würde. Und diesmal war das Glück wohl auf ihrer Seite, denn sie konnten ohne weitere Zwischenfälle einfach entkommen und ritten ohne aufsehen zu erregen, davon.

 

 

Dem Ziel ein Stück näher

Bei Crispin jedoch zu Hause zur selben Zeit, war es nicht so friedlich und ruhig. Saulus war recht ungehalten und sehr sauer wegen diesem Jungen, der es immer wieder schaffte seinen Tricks und Fallen zu entkommen. Er entkam seinen verhexten Figuren im Labyrinth, er lies sich nicht einschüchtern, kam aus dem tiefen Wald raus und entkam sogar seinem Freund, dem König aus der Wüstenstadt. Und immer wieder entrann er sogar seinen Reitern, die er hinter ihm hergeschickt hatte. Seine mächtige Wut lies er an den unschuldigen Leuten in dem Land und in den Dörfern aus. Er nahm Gefangene, um schon mal zu demonstrieren, was schon bald auf sie alle zu kommen würde, wenn er den Schatz und die Macht hatte. Seine Männer verwüsteten die Felder und Ländereien, schlugen die Menschen die ihnen in die Quere kamen, vernichteten ihre Ernten. Viele Menschen hatten Angst und flehten um Gnade, die sie allerdings nicht bekamen. Auch in dem Dorf aus dem Crispin kam lies er seine Macht walten. Crispins Großeltern und der alte weise Mann beteten für den Jungen. Sie hofften das er noch gesund war und vor allen dingen, noch am Leben. Ihre Hoffnung war noch sehr groß, dass er es schaffen würde und sie alle retten würde. Bei den anderen im Dorfe, wo es sich sehr schnell Rum sprach, weshalb der Junge fort war, war die Hoffnung allerdings nicht sehr groß, denn sie kannten ihn ja nur als ängstlichen, schwachen Burschen. Viele fragten sich sowieso, wie er nur auf die Idee kommen konnte, dass er auserkoren war, um alle zu retten. Gerade er, ein schwacher, hilfloser Bube. Wer weiß, vielleicht wäre ja auch alles überhaupt nicht passiert, wenn er nicht auf die Idee gekommen wäre, Held zu spielen. Einige waren recht sauer auf ihn, sagten es aber nicht laut, weil ihnen Crispins Großeltern Leid taten. Ganz erleichtert waren die drei Freunde, nachdem sie eine weile geritten waren und niemand sie aufgehalten hatte. Als sie sich in Sicherheit befanden, blieben sie stehen und beredeten, was als nächstes zu tun sei.

>>Wo wollen wir denn jetzt hin? In die Stadt können wir nicht zurück, da sind bestimmt Verräter die uns wieder ausliefern würden, << meinte Wurzel ganz erschöpft vom reiten. Für die beiden kleinen war das etwas ganz ungewohntes, auf so großen Tieren zu sitzen und sich auf ihnen fortzubewegen. >> Ja, du hast recht. Wir müssen um die Stadt herum reiten und uns überlegen in welche Richtung wir dann weiter gehen. Außerdem geht unser Proviant bald zu ende, wir sollten etwas finden was wir unterwegs vielleicht Essen oder trinken können. Eventuell finden wir einige Büsche mit Beeren dran, achtet darauf. Wir können sie pflücken und davon essen<<. Crispin schaute Gedankenverloren in der Gegend umher und man konnte ihm ansehen, dass er sich große Gedanken machte und nicht wusste, was als nächstes passieren würde. Aber das wussten die anderen auch nicht. Zum ersten Mal wurde ihnen richtig bewusst, das sie sehr weit weg waren von ihrem zu Hause, von ihren Freunden und ihrer vertrauten Umgebung. Noch niemals zu vor hatten sie so viel Fremdes gesehen und so viel erlebt, wie in letzter zeit. Besonders Eusebius hatte gerade zu kämpfen. Die Pferde waren zwar schön anzusehen, aber wenn man auf ihnen saß und sah wie hoch alles von dort oben aus ist, dann war es nicht mehr so toll. Aber noch niemals zuvor hatte er so viel Abenteuer und Gefahren erlebt, wie mit diesem Menschen, den er und dieser nervende Wurzel begleiteten. Sie hatten das alte, nette Pärchen getroffen im Labyrinth, diese Lustigen Zwunschiß kennen gelernt, Feen gesehen und von einer Legende gehört, die ihnen zuvor unbekannt war. Aber sie hatten auch die schwarzen Reiter gesehen, in einem großen Labyrinth sind sie umhergeirrt. Haben den bösen Zauberer kennen gelernt, den fiesen König und sind lange durch eine bunte Wüste geirrt. Jetzt hatten sie Hunger und Durst und wussten nicht wo ihre Reise enden würde, oder wann. Aber irgendwie ging es immer weiter und so ritten sie einfach drauflos, in der Hoffnung, irgendwann dem Ziel näher zu kommen. Sie machten einen großen Bogen um die Stadt und ritten wieder durch die Wüste, unter der sengenden Hitze der Sonne. Wie lange sie so ritten, wussten sie nicht und auch nicht mehr wo hin eigentlich. Ihre Pferde trugen sie einfach immer gerade aus. Irgendwann, als sie vor Durst schon fast umkamen und nicht mehr so richtig darauf achteten was vor ihnen war, schien es so, als ob Eusebius etwas sehen würde. >>He, was ist das denn? Etwa eine Fata Morgana oder ist da vorne etwas sehr großes<<? Er zeigte geschwächt mit dem Finger auf etwas, was vor ihnen lag. Müde schauten die anderen beiden in die Richtung, die Eusebius zeigte. >>Sieht aus wie ein Felsen oder ein riesiger Berg<<, meinte Wurzel. >>Ja, ja. Das sind bestimmt nur unsere Phantasien. Wir sind zu durstig und sind schon lange der Sonne ausgesetzt. Bestimmt ist da gar nichts<<. Crispin war nicht gerade voller Hoffnungen, aber das konnte man ja auch verstehen, wenn man schließlich Stundenlang durch eine heiße Wüste ritt. Die drei ritten also weiter, ohne noch darauf zu achten. Aber nach einer kurzen weile geschah etwas, womit sie gar nicht gerechnet hätten. Es fing an zu regnen, einfach so. Zuerst ein bisschen, nur wenige tropfen, dann etwas mehr und schließlich goss es nach einer weile wie in strömen. Ganz außer sich vor Freude über das kühle nass sprangen sie von ihren Pferden, und Eusebius war es ganz egal dass er ziemlich tief fiel. Sie sprangen umher und ließen sich nur zu gerne nass regnen. Ihre Köpfe streckten sie zum Himmel empor und sie drehten sich im Kreis und ließen die Tropfen auf ihre ausgestreckten Zungen tröpfeln. Ganz zufällig vielen ihre Blicke in die Richtung, die sie geritten waren und blieben abrupt stehen, denn was sie da sahen, war ganz bestimmt keine Fata Morgana. >>Ich glaube, ich habe doch nicht geträumt<<, sagte Eusebius. In kurzer Ferne vor ihnen, lag ein riesiger Berg. Er war so groß, das man den Kopf in den Nacken legen musste, um dessen Spitze zu sehen. Er war ziemlich breit und lang, es würde bestimmt stunden dauern, um ihn herum zu reiten. Sein Anblick war allerdings nicht so besonders schön. Er wirkte grau, alt und hässlich. Crispin ging einige Schritte auf ihn zu und kniff seine Augen zusammen. >>Irgendetwas schwebt dort herum, um den Berg. Wir sollten hin gehen und ihn uns genauer ansehen<<. Gesagt, getan. Die drei liefen mit ihren Pferden an der Hand auf den Berg zu. Und je näher sie kamen, desto deutlicher wurde es, das dort tatsächlich etwas umher schwirrte. Es war zwar nicht gerade sehr groß, aber es waren mehrere komische, kleine Lebewesen. Als die drei noch näher waren, konnten sie es deutlich erkennen. Es waren kleine, winzige Lebewesen, die schwirrend um den Felsen herum flogen. Sie hatten schimmernde Flügel und waren nicht viel größer, als Crispin seine Hände. Sie waren von Kopf bis zu den Füßen grasgrün, hatten spitze, kleine Ohren und spitze Zähne die hervorblitzten. Ihre Füße waren auch spitz und sie schienen keinerlei Haare auf dem Kopf zu haben, denn er war total kahl. Als Crispin und die anderen beiden bei dem Berg angekommen waren, blieben sie stehen und schauten sich das Geschwirr an. Es waren nicht sonderlich viele von ihnen, aber doch genug, um sie kaum auseinander zu halten. Immer wieder flogen sie nach oben, kamen wieder runter und umkreisten den riesigen Felsen. Als die fremden näher kamen, flog einer von ihnen auf sie zu und blieb vor ihren Gesichtern in der Luft stehen. Sie konnten total still stehen in der Luft, ohne runter zu fallen oder mit den Flügeln schlagen zu müssen. Alle sahen sie so aus wie der andere, nicht eine Kleinigkeit an ihnen war anders oder unterschiedlicher wie beim anderen. Mit der schrecklichsten Piepstimme die sie jemals zuvor gehört hatten, fing der kleine Kerl vor ihnen an zu reden. Man musste schon genau hinhören, um sie zu verstehen. >>Was wollt ihr hier? Und wer seid ihr überhaupt? Wenn ihr was Böses wollt, dann greifen meine Gefährten und ich euch an, dann könnt ihr nicht mehr fliehen. Wir versprühen nämlich mit unseren Mündern ein lähmendes Gift, dass euch am fliehen hindert<<. Sogleich öffnete der Wicht seinen Mund und es kamen noch andere von seiner Art an, die ihm gleich taten. Sofort rissen die drei ihre Arme vors Gesicht und wichen schützend zurück.

>>Halt, halt! Wir kommen in friedlicher Absicht! Wir wollen nichts Böses<<. Schnell versuchte Crispin die kleinen an ihrem vorhaben zu hindern, wenn sie es denn vor hatten und nicht nur so taten. Man konnte schließlich nie wissen, Fremden gegenüber war er vorsichtiger geworden wie zu Anfangs. >>Na gut, dann erklärt mal wer ihr seid und was ihr hier zu suchen habt<<, piepte der kleine Winzling. Ganz keck und frech wagte sich Wurzel vor und fragte seinerseits den kleinen, wer sie denn seien und warum sie dauernd um den Berg Rum fliegten. >>Na, wir sind die Wächter des Berges! Wir hüten den Eingang, damit kein unbefugter hineingelangt. Das ist schon lange unsere Aufgabe und wir haben noch niemals versagt<<. >>Aber wie heißt ihr denn? Wir haben zwar schon viele komische Wesen gesehen auf unserer Reise, aber noch nie solche wie ihr es seid<<, meinte Eusebius. >>wir sind die Hüter, habe ich doch schon gesagt. Und nun seid ihr dran. Wo kommt ihr her und was macht ihr hier<<? Immer noch in Abwehrhaltung sah der kleine Kerl die Fremden an und wartete auf eine Erklärung. >>Wir sind Reisende und auf der suche nach etwas. Es ist sehr wichtig für uns und für die Menschen und Wesen auf dieser Welt<<. Sehr komisch schaute der Winzling die drei an und wartete auf den Rest der Erklärung, die dann auch folgte. Mit schnellen Worten versuchte Crispin verständlich zu machen was sie wollten und noch vorhatten. Der kleine grüne Wicht rief einige seine Freunde herbei und erzählte ihnen von dessen Plänen und meinte dann :>> Na, ich glaube, ihr seid dann hier wohl auf dem richtigen Weg. Wir hüten eine alte Stadt und lassen nur den hinein, der sie suchen soll und sie befreien will. Das seid dann ja wohl ihr<<! Ganz verwundert schaute Crispin die kleinen an. >>Wie, wir sind endlich dem Ziel näher gekommen? Heißt das, wir sind bald am Ende angekommen und haben das gefunden, was wir so lange gesucht haben<<? >>Natürlich, da oben ist der Eingang. Ihr müsst nur aus eigener Kraft es schaffen da rauf zu kommen. Aber wie es da drinnen aussieht, wissen wir nicht. Dort im Innern müsst ihr allein zu Recht kommen<<. Das grüne Männlein zeigte mit seinen Fingern nach oben. Die drei Freunde schauten an dem Felsen hoch und konnten tatsächlich einen kleinen Eingang zwischen den Felsen entdecken. Es war aber sehr hoch und es gab keinerlei Möglichkeit hinauf zu gelangen. Sie grübelten darüber nach, wie man da rauf kommen sollte und baten die Wichtel um Hilfe, aber die konnten nur nein sagen. Sie mussten also von ganz alleine darauf kommen und sich Gedanken machen. Der Kobold meinte, dass man vielleicht versuchen könnte hinauf zu klettern. Der Zwerg aber meinte, dass die Felsen viel zu steil wären zum klettern. Aber es könnte ja eventuell unten irgendwo einen anderen Durchgang geben, der nach oben führte. Sie liefen etwas am Berg entlang, konnten aber keinen anderen Eingang finden. >>Uns muss etwas einfallen, wir sind dem Ziel schon so nahe, dann können wir hier jetzt nicht scheitern<<, meinte Crispin. Sie überlegten eine ganze weile, während die kleinen, grünen Männchen weiterhin um den Berg herum flogen und keine weitere Notiz von den Fremden nahmen. >>Aber vielleicht können uns die da ja doch weiter helfen<<, meinte Crispin und zeigte dabei auf die fliegenden Männchen. Gleich rief er auch eines von ihnen herbei und fragte sie noch einmal ganz freundlich, wie man hinauf kommen würde. Das kleine etwas aber sagte, das sie nur zum aufpassen da seien und weiter nichts wüssten über diesen Berg oder den Eingang oder gar wie man hinein kommen sollte .Ratlos sahen sich die drei an und überlegten erneut, wie man den Eingang erreichen könnte. Dabei liefen sie immer wieder um den Berg herum und hielten Ausschau nach möglichen Hilfen. Vielleicht gab es ja doch einen kleinen spalt durch den man rein klettern konnte und so hinauf gelangte. Oder winzige Vorsprünge, auf denen man langsam rauf gelangte. Nach einer weile wurde Crispin seine Tasche etwas zu schwer und er nahm sie von den Schultern und legte sie beiseite. Dabei viel die kleine Flasche heraus, die er noch immer bei sich hatte. Als er sie sah, viel es ihm auch plötzlich wieder ein, denn er hatte sie total vergessen. Es war die zweite Flasche von der allwissenden Ursel mit einem Pulver, das so herrlich funkelte und glitzerte, dass man kaum drauf schauen konnte. >>Aber natürlich, das Pulver! Damit können wir doch ein Stück fliegen, wenn wir es über uns schütten. Wie konnte ich das nur vergessen<<, rief Crispin aus. Schnell nahm er das Fläschchen auf, griff seine Tasche und zog seine Freunde in die Richtung des Einganges. Nun konnte es ihm nicht mehr schnell genug gehen. Als sie direkt unter der Öffnung standen, erklärte er den beiden hastig, was er vorhatte. Er wollte jedem von ihnen etwas von dem Pulver überschütten und so hinauf gelangen. Der Zwerg sollte zuerst beginnen, aber dieser weigerte sich hartnäckig als erster den versuch zu starten. Also musste der Kobold anfangen, aber auch der wollte lieber erst sehen, wie es die anderen machen. >>Na gut, ihr Angsthasen, dann muss ich wohl den Anfang machen. Aber ihr müsst dann folgen. << Er öffnete vorsichtig die kleine Flasche und schaute hinein. >>Hoffentlich reicht es für uns alle<<, meinte er und lies langsam etwas von dem Glitzerzeug über sein Haar rieseln. Er gab dann Eusebius die Flasche und wartete darauf, dass etwas passierte. Gespannt schauten die zwei ihn dabei an und warteten auch auf irgendeine Reaktion. Zuerst passierte mal gar nichts. Crispin stand noch genauso da wie vor zwei Minuten und er fühlte keinerlei Veränderung an sich. Dann, nach kurzer Zeit aber fing das Pulver an zu wirken. Crispin merkte, wie alles ganz leicht an ihm war und er spürte den Luftzug um ihn herum deutlicher als zuvor. Er sah einmal nach oben und merkte auf einmal, dass er sich aufwärts bewegte. Er schaute wieder nach unten und sah den Boden unter seinen Füßen, aber einige Zentimeter weiter unter ihm. Er schwebte in der Luft. Crispin sah seine Freunde an und versicherte ihnen dass alles ganz leicht sei und dass sie keine Angst zu haben brauchten. Dann richtete er seinen Blick zu der Öffnung in der Wand und wartete darauf, dass er näher kam. Wie von Zauberhand wurde er leicht und sanft durch die Luft befördert und so immer höher getragen. Er konnte es kaum glauben, aber das war das schönste Gefühl, dass er seit langem erlebt hatte. Es dauerte aber nicht lange und schnell war er auf der gleichen Höhe wie der Eingang. Da war er, klein, rund und sah aus wie ein ganz gewöhnliches Loch. Davor war ein kleiner Vorsprung, so dass man gut darauf stehen konnte. Crispin tat langsam einen großen Schritt vor und er stand auf dem Fels. Es war ganz leicht und das konnten seine Freunde dann bestimmt auch, ohne Angst zu haben das etwas passieren könnte. Trotzdem musste er ihnen versichern, dass es nicht weh tat und dass sie nicht so bange zu sein brauchten. Nach einigem hin und her trauten sich die zwei dann doch und auch sie fanden schnell, dass es gar nicht so schlimm war als sie zu erst gedacht hatten. Natürlich hofften sie sehr, dass das Pulver reichen würde, um sie auch noch hoch zu bringen, aber sie mussten keine Sorgen haben, es reichte. Nun standen sie vor dem Eingang der sie dicht ans Ziel führte, wenn man denn den kleinen grünen Wesen glauben konnte. Das Loch in der Wand sah von dort oben lange nicht so groß aus wie von unten und es war auch nur eine ganz gewöhnliche, kleine Öffnung in der Wand, mehr nicht. Nirgends wo war ein Wegweiser, eine Tafel mit Aufschrift oder gar irgendetwas, was darauf hin schließen lies, wo man hin kam oder wo man lang gehen musste. >>Also, was meint ihr, wollen wir es wagen und hinein gehen<<? fragte Crispin aufgeregt und schaute seine Gefährten an. Diese nickten und gemeinsam traten sie in die dunkle Öffnung hinein und verschwanden im inneren des Berges.

 

Der Berg

Eusebius, Wurzel und Crispin traten durch die kleine Öffnung in der Wand und kamen ins innere des Berges, der vollkommen schwarz und dunkel war. Um sie herum war nichts anderes als finstere Dunkelheit und vollkommene Stille. Sie blieben nach einigen Schritten stehen und beschlossen sich anzufassen, um nicht von einander getrennt zu werden. >>Wir sollten uns nur langsam und vorsichtig vor tasten und den Vordermann am Ärmel oder Rockzipfel anfassen. Und wenn einer von uns irgendetwas, egal was, spürt oder wahrnimmt, dann muss er sofort Bescheid sagen<<. Zuerst tasteten sie sich an der Wand entlang, immer auf der Hut vor Gefahren. Keiner von den dreien wagte es zu sprechen oder gar laut zu atmen. Mit fast angehaltenem Atem schritten sie so eine kleine weile in dem Berg umher. Leise fragte der Kobold, ob Crispin nicht eine Kerze in seiner Tasche hätte, die sie anzünden könnten. Mit denselben Worten stolperte er über etwas und viel längs hin. Laut schimpfend und fluchend richtete er sich wieder auf und suchte in der Dunkelheit seinen Vordermann. Erschrocken blieb Crispin stehen und kramte in seiner Tasche Rum. >>Hast du dir wehgetan, ist etwas passiert? fragte er den Kobold. Dieser erwiderte, dass er nur sein Knie an den Felsen angeschlagen hätte, es aber nicht so schlimm sei. >>Ich glaube ich habe doch noch eine Kerze gefunden. Warum ist mir dass nicht gleich eingefallen, dann hättest du dir nicht weh getan, << meinte er ganz verzweifelt. Der Kobold beruhigte seinen Freund und erwiderte, dass so etwas vorkommen könnte und dass es nicht seine Schuld sei. Nach dem die Kerze gefunden war und er auch noch einige Streichhölzer in seiner Tasche fand, machte er sofort Licht. In der Höhle wurde es auf einmal heller und sie konnten sehen wo sie sich befanden. Zu ihrem großen schrecken sahen sie ein gewaltiges Loch im Boden vor ihnen. Es war ziemlich groß und ging weit in die tiefe. >>Man, da haben wir aber verdammtes Glück gehabt. Um ein Haar wären wir dort hinein gefallen, << rief der Zwerg ganz erschrocken. Und tatsächlich, direkt vor ihnen lag dieses Loch, nur einen einzigen kleinen Schritt entfernt. Langsam wichen sie zurück und schauten in die tiefe. Gänsehaut bekamen sie bei diesem Anblick, denn es ging so weit hinab, dass man noch nicht einmal das ende sehen konnte. Crispin hob einen kleine Kieselstein vom Boden auf und lies ihn in die tiefe fallen. Zuerst konnte man hören wie er an die Wände klackerte und herab viel, aber nach einer Weile schon konnte man nichts mehr hören. Auch nicht das er irgendwann auf dem Grund aufschlug. Erschrocken sahen sich die drei an. >>Wenn wir dort hinein gefallen wären, na dann wäre es mit uns aus gewesen<<, meinte der Zwerg ganz erschrocken. >>Last uns vorsichtig an dem Loch vorbei gehen, << sagte Crispin. Links und rechts neben dem Loch war gerade noch so viel Platz übrig, dass sie so einigermaßen gut daran vorbei laufen konnten, ohne hinab zu stürzen. Dennoch waren sie sehr vorsichtig und langsam, als die drei hintereinander am Loch vorbei gingen. Als sie es hinter sich gelassen hatten, blieben sie wieder stehen und schauten sich erst einmal in der Höhle um. Crispin hielt die Kerze hoch und leuchtete so die große Höhle aus. Sie sah sehr gewöhnlich aus, wie eine ganz normale Höhle eben. Die Wände waren hoch, steil und mit Staub und Sand beschmutzt. Es gab sogar mehrere Gänge und es lagen viele kleine Brocken und Steine auf dem Boden Rum, die wohl irgendwann mal von den Wänden herab gefallen waren. Es roch muffig und es war sehr finster, sogar etwas unheimlich und zu still, fand Eusebius. Von nirgendwo kam Licht her und ohne die Kerze würden sie immer noch blind umher irren, wenn nicht sogar schon irgendwo verletzt liegen oder gar in dem Loch hinter ihnen. >>Welchen Gang nehmen wir denn nun, << fragte Wurzel die anderen beiden. >>Na, einfach irgend einen. Irgendwo werden wir schon wieder raus kommen, << meinte Crispin und ging auf den linken gang vor ihm zu. Dieser sah genauso düster aus wie die anderen, aber sie hatten keine andere Wahl, denn irgendeinen Weg mussten sie ja nehmen. Wie gesagt, so auch getan. Die drei Freunde fassten sich wieder an und gingen hintereinander langsam in den dunklen Gang hinein. Crispin leuchtete mit seiner Kerze voraus und nur vorsichtig setzte er einen Fuß vor den anderen. Nach einer geraumen Zeit bemerkte der Kobold, dass sie im Kreis liefen. Schon zum dritten male, so meinte er, wären sie an dem ein und selben Gang vorbeigekommen. Nach dem die drei sich beraten hatten was zu tun sei, beschlossen sie, die Gänge und Wege zu markieren. Und obwohl es recht dunkel war und sie sich nicht auskannten, half der Trick und sie kamen an keinem Weg mehr vorbei der markiert war. Sie liefen eine ganze weile so in der Höhle umher, gingen durch die Gänge, irrten von einem Raum durch den anderen. Keiner von ihnen sagte etwas und es dauerte eine ganze weile bis sie es wagten und eine Pause machten. Sie waren müde vom vielen laufen und umher irren und es war ungewohnt für sie alle drei durch niedrige Gänge, schmale Tunnel und enge Räume zu gehen. Ihre Vorräte gingen wieder zur neige und Trinkwasser hatten sie auch schon fast keines mehr, außerdem fühlten sie sich staubig, schmutzig und sehr, sehr müde. Jeder von ihnen hätte eine Portion voll Schlaf gebrauchen können, auch ein sauberes Bad und einen Teller voll mit leckerem Essen. Aber das hatten sie hier nicht und sie würden es wohl auch nicht bekommen. Trotzdem brauchten sie eine Verschnaufpause und deshalb setzten sie sich in dem nächsten Raum einfach hin und ruhten sich nur etwas aus. >>Du, Crispin, was machst du eigentlich wenn wir am Ziel sind und du deine Aufgabe erledigen musst? Wirst du uns dann noch brauchen und werden wir dann noch Freunde sein<<? Verloren schaute der Zwerg seinen Freund an und wartete auf eine Antwort. In den letzten Tagen und Wochen wurden sie die besten Freunde, Kumpels und Vertraute. Jeder von ihnen hatte die Freundschaft des anderen schätzen gelernt und hatte einen guten Freund für die Zukunft gefunden, egal was später auch noch kommen würde. >>Aber klar doch, ich werde euch beide immer brauchen. Wir sind jetzt doch Freunde, oder? Ich weiß zwar nicht was dann auf mich zukommt und was noch alles passieren wird, aber ohne euch wäre ich ganz bestimmt nicht bis hier her gekommen. Und ihr seid mir immer eine große Hilfe, ohne euch hätte ich so einiges nicht bewältigen können<<. Der junge Mann schaute seine kleinen Freunde an und versicherte ihnen, dass sie für immer Freunde bleiben würden, egal was auch noch kommen würde. >>Was glaubst du, kommt nach dem Berg? Und was für Aufgaben oder Gefahren warten wohl noch alles auf uns<<, fragte der Kobold. >>Ich weiß es nicht. Ich hoffe nur, das wir bald am Ziel sind, denn ich bin erschöpft, müde und bald am ende meiner Kräfte, wenn es so weiter geht<<. Crispin lehnte sich am Felsen zurück und schloss die Augen für einen kurzen Moment. Eigentlich wollte er jetzt nur noch schlafen, sonst nichts mehr. Was danach wäre, war ihm eigentlich total egal, Hauptsache er könnte seine Augen erst wieder öffnen, wenn alles vorbei wäre. Aber leider hatte er noch diese Aufgabe zu erledigen, weshalb sie eigentlich hier waren und er wusste absolut nicht wie viel Zeit ihm noch blieb. Außerdem waren da noch diese schwarzen Reiter, die sie verfolgten und nur böses im sinne hatten. Zwar hatten sie schon lange nichts mehr von ihnen gehört oder gesehen, aber man konnte nie sicher sein wo und wann sie auftauchen würden. Und wenn Crispin gewusst hätte wie skrupellos sie ihren Weg fortsetzten, denn würde er nicht so seelenruhig dort sitzen und sich mehr Pause und Schlaf wünschen. Sie quetschten jeden herzlos aus, um zu erfahren, wo die drei reisenden hin gegangen waren und ob man sie gesehen hatte. Erbarmungslos setzten sie ihren Weg fort und hinterließen oft nur Chaos und Unruhe. Als die drei Freunde nun sich etwas ausgeruht hatten, wollten sie sich wieder auf den Weg machen und die Höhle weiter erforschen, aber plötzlich kamen zwei der kleinen Wächter an, die draußen um den Berg umher flogen. Sie hatten mit den anderen geredet und beschlossen, dass zwei von ihnen sie begleiten sollten. Auch schon deshalb, weil sie selber nicht wussten, was im inneren war. So konnten sie zumindest später immer den Reisenden berichten, was sich im inneren des Berges befand und alle entweder davor warnen oder zur Hilfe sein. Crispin bedankte sich bei den beiden, aber er lehnte die Hilfe ab. Er wollte einfach nicht noch mehr unschuldige Wesen mit hineinziehen und er erklärte ihnen warum. Die winzigen Wesen sehen es ein und kehrten wieder zurück zu den anderen. Crispin, Eusebius und Wurzel machten sich nun wieder auf den Weg und nahmen den nächst bestem Gang den sie finden konnten. Nachdem sie viele Gänge hinter sich gelassen hatten, entdeckten sie eine kleine Treppe, die in dem Berg hinunter führte. Sie war in den Felsen Hineingehauen und genauso aus Stein, wie die Wände, der Boden und die Decke des Berges. Sie war sehr schmal und sah aus, als ob man sie schon lange nicht mehr benutzt hätte. Es lagen Steinsplitter auf den einzelnen Stufen Rum und sehr viel Dreck und Sand. Vereinzelt lagen sogar Blätter herum, so dass man glauben konnte, dass sie schon bald einen Ausgang finden würden, denn sonst lagen nirgendwo Laub oder Äste in der Höhle umher. Sie waren wieder etwas motivierter, denn sie wollten sehr schnell aus dem dunklen Berg raus. Aber nach einer weile passierte etwas, das sie erschrecken lies. Die Kerze war schon fast zu ende gebrannt und sie erkannten, dass sie schon bald wieder im dunklen sein würden. Sie hielten sich noch mehr wie zuvor aneinander fest und als die Kerze erlosch, waren sie vorsichtiger als wie bisher. Nun war es wieder vollkommen dunkel um sie herum und die Finsternis lies sie alle drei fast erstarren. Ganz vorsichtig und mit sehr langsamen Schritten gingen sie die Stufen hinab. Diese aber war allerdings viel länger wie sie zuerst geglaubt hatten, denn sie führte immer nur abwärts, aufwärts und gerade aus. Unendlich viel Stufen stiegen sie und nach einer weile wurden die zwei Freunde von Crispin müde, denn ihre kurzen Beine trugen sie nicht mehr so gut wie zu anfangs. Zwischendurch mussten sie verschnaufen und eine kurze Pause machen, damit sie wieder weiter laufen konnten. Der Junge machte ihnen immer wieder neuen Mut, so dass sie sich wieder aufrafften und doch noch weiter liefen. Und --- nach unendlich vielen Stufen sahen sie endlich wieder Licht. Umso schneller konnten sie nun die letzten paar Stufen noch laufen, bis sie endlich einen Ausgang vor sich fanden. Da war er, klein schmal und nur ein einfaches Loch in der Wand. Aber vor ihnen war das Sonnenlicht, es strahlte durch die kleine Öffnung hindurch und blendete die Fremdlinge. Da war es vollkommen egal, wie groß oder was für eine Öffnung es war. Sie hielten sich schützend die Hände vors Gesicht, da das helle Licht erbarmungslos in ihre Gesichter schien. Die lange Wanderung in der Dunkelheit hatte sie empfindlich gemacht für das grelle Tageslicht, aber sie gewöhnten sich wieder sehr schnell daran und langsam traten sie ins freie. Es war einfach herrlich! Die Sonne blinzelte unentwegt, die Vögel zwitscherten um die Wette, irgendwo rauschte ein Bach vor sich her und es duftete nach Blumen und Bäumen. Unter ihren Füßen fühlten sie herrlich weiches Gras und um sie herum war eine so schöne Atmosphäre, das sie erst einmal tief einatmeten, um die herrlich frische Luft ein zu saugen.

>> Ach wie ist das schön hier! So ruhig und friedlich! Können wir uns hier nicht ein wenig ausruhen? << Die zwei Freunde von Crispin ließen sich der Länge nach ins Gras fallen und schauten in den schönen Himmel. Für einen Moment vergaß Crispin seine eile und sagte:>> Na gut, wir ruhen hier etwas aus, verschnaufen und tanken neue Kraft. Soviel Zeit muss sein<<. Er schaute sich genauso um wie seine Freunde. Und tatsächlich, es war, als ob sie im Paradies wären.

 

 

Das Mädchen im Paradies

>>Kommt, lasst uns einmal hier umschauen. Vielleicht finden wir etwas zu Essen und zu trinken<<, sagte Crispin nach einer weile. Eusebius und Wurzel rappelten sich wieder auf und folgten ihrem Freund durch die grüne Wildnis. Was anderes war es auch nicht. Überall wo sie hinschauten standen riesige Blumen und Büsche, viel größer als sie normaler weise waren. Es war ein herrliches Farbenspiel dort, so leuchtende Farben hatten sie noch niemals zuvor gesehen. Überall duftete es lieblich und die Luft war so klar und rein, dass sie immer wieder tief einatmeten um sie richtig zu genießen. Die drei streiften durch diesen Dschungel und je tiefer sie kamen, desto herrlicher wurde es. Überall hingen auch Früchte und Beeren herum, so das sie sich im laufen ihre Bäuche voll schlagen konnten. Die Früchte schmeckten so herrlich süß und saftig, dass sie sich welche abpflückten und in ihre Taschen packten. Mit vollem Munde streiften sie staunend und immer wieder überrascht über all das schöne weiter durch die Gegend. Man konnte sogar fast alles böse und schreckliche hier vergessen. Nachdem sie eine weile so umher wanderten, wurde das plätschern von Wasser immer lauter und schon bald sahen sie direkt vor sich den allerschönsten Wasserfall, den man sich denken konnte. Er rann von einem großen Felsen hinab, direkt in einen klaren, schönen See. Es plätscherte und sprudelte ganz friedlich vor sich hin. Bei diesem herrlichen Anblick liefen die drei schneller und blieben erst stehen, als sie mit den Füßen im Wasser standen. >>Ach ist das schön hier! Last uns ein erfrischendes Bad nehmen, Freunde, << sagte Crispin zu den anderen beiden. Vor lauter staunen wussten sie schon bald nicht mehr, wo sie zuerst hinschauen sollten. Eusebius und Wurzel ließen es sich nicht zweimal sagen und in Windeseile hatten sie, genauso wie Crispin, ihre Kleidung ausgezogen und stürzten sich ins kühle Nass. Mit beiden Händen gossen sie sich immer wieder das Wasser ins Gesicht und spritzten sich gegenseitig nass, wie kleine Kinder, so übermütig waren sie. Sie stellten sich unter den Wasserfall und ließen sich die herrlichen Fluten über den Körper fallen.

Nachdem sie sich ausgetobt hatten, schwammen sie noch einige runden und gingen dann aus dem Wasser raus. Nachdem sie sich wieder angezogen hatten legten sie sich der Länge nach ins Gras und ließen sich von der Sonne trocknen. Sie waren so erschöpft, dass sie sogleich in einen tiefen Schlaf fielen. Keiner störte die herrliche ruhe, so dass die Freunde lange in der Sonne lagen und den ganzen Schlaf nachholten, den sie in letzter Zeit nicht bekamen. Nur die Schmetterlinge und Bienen schwirrten um ihre Köpfe herum und bestaunten die fremden Eindringlinge. Sie waren jedoch nicht alleine in diesem schönen Paradies, es war noch jemand da. Dieser jemand versteckte sich hinter den Bäumen und beobachtete die Fremden beim schlafen. Der Schlaf hatte eine so beruhigende Wirkung auf die drei, wie sie es nicht vermutet hätten. Aber das stellten sie erst nach langer Zeit fest und es wurde nicht leicht, es zu ändern. Als die drei nun nach langer Zeit wieder aufwachten, streckten sie sich und räkelten sich der Länge nach. >>Ach, es kommt mir so vor, als ob wir schon ewig hier wären. Es ist so herrlich und friedlich hier. Last uns die Gegend etwas erkunden. Vielleicht finden wir ja einen Unterschlupf wo wir bleiben können<<, meinte der Junge ganz sorglos. Der Kobold schaute ihn verwundert an und fragte erstaunt:>> Wieso hier bleiben? Gehen wir denn nicht weiter<<? >>Aber warum denn, haben wir es denn so eilig? Es ist doch wunderschön hier! Wir können doch eine weile hier bleiben und es uns gut gehen lassen<<. Der Kobold sah fraglich zurück und erwiderte:>> Nee, aber mir kommt es so vor als ob wir irgendetwas vergessen hätten. Waren wir nicht auf der suche nach etwas<<? Crispin sah den kleinen Kerl ganz erstaunt an und meinte:>> Also, ich wüsste nicht dass wir etwas suchen. Wir sind doch nur harmlose Wanderer, oder was meinst du<<? Fragte er den Zwerg. Aber auch dieser wusste absolut nicht, was sie noch sollten, außer sich hier wohl zu fühlen. >> Na, dann habe ich bestimmt nur geträumt. Ich weiß nur nicht mehr was, ich kann mich nicht mehr daran erinnern<<.

Der Kobold war damit zufrieden und dachte nicht weiter darüber nach. Was er aber wohl besser getan hätte, denn alle drei hatten alles vergessen. Keiner von ihnen konnte sich mehr daran erinnern, was vorher passiert war und warum sie eigentlich unterwegs waren. Die Aufgabe war vergessen, der Schatz und auch die bösen Männer, die hinter ihnen her waren. Crispin konnte sich nicht mehr daran erinnern, dass seine Großeltern auf seine Hilfe warteten und das er ausersehen war, allem Bösem ein ende zu bereiten. Auch seine Freunde ließen ihre Gedanken schweifen und träumten durch die Gegend Rum. Diese Wirkung hatten sie leider der friedlichen Umgebung zu verdanken. All das schöne und das herrliche um sie herum lies jeden alles vergessen und jeder wollte nur noch das schöne genießen und nichts mehr tun. Tja, alles hatte nun mal seine Vor- und Nachteile. Aber das würden sie schon auch noch erfahren. Die drei wanderten durch den herrlichen Wald und pfiffen sogar fröhliche Lieder vor sich her. Sie spielten mit den Häschen, die ihren Weg kreuzten und pflückten so manches Obst das überall an den Bäumen und Sträuchern hing. Mit einem Mal raschelte etwas hinter ihnen im Gebüsch und der Zwerg drehte sich erschrocken um. Ihm war, als ob er etwas schnell davon huschen sah, aber als doch nichts zu sehen war, kümmerte er sich nicht weiter darum. Aber nach einer weile raschelte wieder etwas, diesmal genau neben ihnen. Wurzel hielt an und schaute sich um. >> Komisch, mir war, als ob da gerade eben etwas war. Hat sich dort nicht eben etwas bewegt<<? Fragend sah er die anderen beiden an. >>Ach, das war bestimmt nur ein Hase oder irgendein anderes Tier<<, meinte Crispin und lief weiter. Aber als er so vor sich hin schaute, huschte plötzlich ganz schnell irgendetwas über den Weg vor ihnen. >>Habt ihr das auch gesehen? Was war das denn <<? Er drehte sich zu seinen Freunden um, aber die schauten auch nur ganz verdutzt. Eusebius meinte das es vielleicht ein Tieffliegender Vogel gewesen sei, aber Wurzel versicherte, dass etwas ganz schnell gerannt sei. Voller Neugierde darüber folgte der Junge Mann dem etwas und hielt Ausschau nach etwas ungewöhnlichem. Unbedingt wollte er dem auf den Grunde gehen und wissen was es gewesen sei, dass da so schnell vorbeigehuscht war. Er lief durch das Dickicht, in dem es verschwunden war und hörte nicht mehr auf die warnenden Worte seiner Freunde. Aber sie folgten ihm trotzdem, denn verlieren wollten sie ihn nun schließlich auch nicht. Nach einigen Minuten hörten sie eine klare, helle Stimme, die vor sich her summte. Sie war so Glockenhell, dass sie ganz bestimmt stehen geblieben wären, wenn sie nicht schon ohnehin auf der suche nach etwas gewesen wären. Sie folgten der Stimme und sie kamen auch immer näher. Als sie auf einer kleinen Lichtung zum stehen kamen, stand es da.

Vielmehr, sie! Vor ihnen, in gewisser Entfernung, stand ein wunderschönes Mädchen. Sie war so anmutig anzusehen, dass keiner sich traute, sie anzusprechen. Sie hatte ein fast Bodenlanges, weißes Kleid an, das ganz schlicht und einfach genäht war, ohne irgendwelchen Firlefanz oder Schnickschnack. Ihre Sonnen blonden Haare fielen ihr glatt und seidig bis auf die Hüften und die Sonne strahlte sich auf ihnen wieder. Sie war Barfuss und mit ihren neugierigen, großen Augen schaute sie die fremden an. Sie bewegte sich neugierig um sie herum und betrachtete alle drei lang und ausgiebig. Ihre Bewegungen waren so anmutig, das Crispin, Eusebius und Wurzel sie die ganze anstarrten. Mit einer glockenreinen, aber auch frechen Stimme sagte sie:>> Ist es nicht unhöflich, jemanden die ganze Zeit so anzustarren <<? Und mit einem Ruck blieb sie vor dem Kobold stehen, bückte sich auf seine Höhe und schaute ihn direkt in die Augen. Dieser erstarrte fast zur Salzsäule, so erschrocken war dieser über diese plötzliche Reaktion von dem Mädchen. Stotternd versuchte er sich zu entschuldigen, aber so recht gelang es ihm nicht. Das tat dann Crispin für ihn, nachdem sich dieser wieder etwas gefangen hatte. >>Du musst unsere Neugierde entschuldigen, aber wir haben noch niemals so jemand schönes gesehen wie dich. Dein plötzliches auftauchen hat uns ein wenig erschreckt. << Aus den Augenwinkeln sah er, das das Mädchen sich ihm zu wandte. Er war so verzaubert von ihr, das er sich nicht traute, irgendetwas anderes zu sagen und nur auf ihre Frage antwortete. Als das schöne Mädchen, sie war ungefähr in Crispin seinem Alter, so schätze er, vor ihm stand, fragte sie :>> Wer seid ihr eigentlich und was macht ihr hier? Wo kommt ihr her und wo wollt ihr hin? << Nachdem Crispin sich etwas gefangen hatte erklärte er ihr folgendes:>> Wir sind Reisende und wollen eigentlich nirgendwo hin. Ich bin Crispin und das sind meine Freunde Eusebius und Wurzel. Wir erkunden die Welt, so glaube ich jeden falls und wir wollen für einige Zeit gerne hier bleiben wenn wir dürfen<<. >>Na gut, ihr dürft hier verweilen, ich erlaube es euch. Ich bin Maude und ich bin erfreut euch kennen zu lernen<<! Mit diesen Worten drehte sie sich um und verschwand wieder im Wald. So schnell wie sie aufgetaucht war, so schnell war sie auch wieder verschwunden und die drei Freunde blieben erstaunt zurück. Sie fragten sich wer sie wohl sein mochte und wo sie hin sei. Sie beschlossen sie zu suchen, denn wo eine Person ist, müssten eigentlich auch mehrere sein oder wenigstens eine Behausung wo sie lebt und unterkommt. Also gingen sie nun, auf der suche nach einem Mädchen, mit den Gedanken bei nichts anderem und das böse wütete weiter mit der Hoffnung, dass die drei nicht ans Ziel ankommen würden. Was würde bloß passieren, wenn sie sich nicht schon bald erinnerten wozu sie eigentlich unterwegs waren? Würde das böse siegen, würden die drei für immer in diesem Paradies bleiben und würden all die anderen Menschen auf der Welt kein glückliches Leben mehr haben? All diese Fragen quälten den Kobold in der folgenden Nacht, die sie gemeinsam unter einem großen Baum verbrachten. Er war der einzige, der zum Glück nicht so anfällig war für die Vergesslichkeit, wie die anderen beiden. Aber es dauerte noch eine weile bis er dahinter kam, dass sein Traum nicht nur ein Traum war, sondern die reale Wirklichkeit. Und diese wartete dringend auf ihre Hilfe.

Als am nächsten Morgen dann die Sonne die drei in den Nasen kitzelte, erinnerten sie sich leider immer noch nicht, warum sie eigentlich unterwegs waren. Crispin blinzelte in den hellen Morgenhimmel hinein und schaute direkt in das Gesicht von dem Mädchen. Sie schaute ganz neugierig und wartete anscheinend schon ungeduldig darauf, dass sie endlich erwachen würden. Im ersten Moment erschrak Crispin sich, aber dann erinnerte er sich wieder an sie und war ganz erfreut, dass sie wieder da war. Er stand auf und schaute sie verlegen an, denn er wusste ja nicht, wie lange sie schon so da stand und ihn im Schlaf beobachtete. Vielleicht hatte er ja womöglich irgendetwas im Schlaf geredet, oder sogar geschnarcht. Bestimmt hatte sie es total lustig gefunden, ihn so zu betrachten. Nachdem er sich von dem ersten schrecken erholt hatte, wünschte er ihr einen guten Morgen. >>Komm, lass uns fangen spielen, << rief Maude und rannte auch schon wieder weg. Lachend schaute sie sich zu dem Jungen um und wartete darauf, dass er hinter ihr her kam. Mit verwunderten Blicken blieben die anderen zwei zurück, denn in Windeseile war ihr Freund hinter dem Mädchen her. >> He, bleib hier, wir sollten uns nicht trennen. Komm zurück<<! Aber Crispin achtete nicht auf die rufe seiner Freunde und eilte der hübschen Maude hinterher. Den ganzen Vormittag lang verbrachten die zwei damit, ihrem Freund hinterher zu eilen, der nichts anderes mehr im Kopf hatte, als dieses Mädchen. Einmal sahen sie die beiden von weitem, wie sie sich gegenseitig mit Beeren fütterten, aber als sie an der Stelle ankamen, waren sie bereits wieder verschwunden. >>Ich glaube der ist in dieses Mädchen verliebt, so wie der sich benimmt! Unmöglich, diese Menschen. Kaum sehen sie eine hübsche Frau, drehen sie auch schon durch. Unfassbar, muss ich sagen<<! Der Kobold fing an sich aufregen, denn langsam glaubte er, sich daran zu erinnern, dass sie es eilig hatten irgendwo hin zu kommen und dass es wirklich eilte. Auch dass Crispin etwas damit zu tun hatte. Leider konnte er sich nicht genauer daran erinnern, was es war. Und er war es leid, dauernd hinter ihm her zu laufen. Auch der Zwerg fand es schon ein wenig komisch, dass sie so den ganzen Tag lang nur Rum streiften und so gar nichts taten. Erfand die Gegend zwar nach wie vor total wunderschön und friedlich, aber auch er zweifelte langsam daran, dass sie nicht nur da waren um diesen Menschen hinterher zu laufen. Und als ob sie etwas geahnt hätten, erschien plötzlich eine tiefe Stimme über ihnen. Sie schauten sich um, suchten nach der Stimme, konnten aber niemanden sehen. Irgendwie kam sie ihnen aber vertraut vor, so das sie nach dem ersten schrecken stehen blieben und der Stimme zuhörten. Es war eine Stimme ohne Körper, nur ihr klang hallte in ihren Ohren, so das sie überlegten, ob sie sie nur in ihrem inneren hörten oder ob sie nicht doch vielleicht von irgendwo her kam. Und sie hatten Glück, denn es war die Stimme von dem Zauberer, der so verzweifelt auf ihre Hilfe wartete. >>Hört auf eure innere Stimme. Dieses Paradies ist nicht das was es zu sein scheint, ihr müsst dort raus und euren Freund mitnehmen. Er ist nur verzaubert von dem schönen Mädchen und von der Umgebung. Diese Wirkung wird nachlassen, wenn ihm klar wird, dass auf ihn eine Aufgabe wartet und Menschen die ihn lieben und ihm vertrauen. Da ihr andere Geschöpfe seid wie er, hält bei euch die betörende Wirkung nicht so lange an, ihr müsst euch beeilen, es bleibt nicht mehr viel Zeit, die Feinde sind nahe<<. Die Stimme verklang wieder so schnell, wie sie gekommen war. Sie hatte den beiden die Augen geöffnet und sie konnten sich wieder an alles erinnern. Wie sie sich getroffen hatten, wie sie Crispin halfen, die Wüste, die Stadt, der Berg und die Legende, die darauf wartete, gefunden zu werden. >>Komm, wir müssen so schnell wie möglich diesen törichten Jungen finden und hier weg<<, sagte Eusebius und zog Wurzel am Ärmel mit sich. Nun, da sie wussten was auf sie wartete, achteten sie nicht mehr auf die wunderschöne Umgebung und die herrlichen Pflanzen und Blumen. Auch ließen sie jegliches Obst an den Sträuchern hängen und achteten nicht auf die verspielten Hasen, die bei ihrem Anblick schnell in die Büsche huschten. Laut rufend rannten sie nun regelrecht durch den Wald und schauten in jeden Winkel und ließen keine Lichtung aus, bis sie endlich ihren Freund gefunden hatten. Die Sonne drehte sich bereits und ihre knurrenden Mägen ließen sich wieder hören, aber darauf achteten sie nicht. Nun ging es darum, Crispin davon zu überzeugen, mit ihnen zu kommen und das Mädchen zu vergessen.

 

 

Trennung der Freunde

Als sie ihn gefunden hatten, tollte er wie ein kleiner Junge mit Maude in dem kleinen See Rum, den sie kurz zuvor erst entdeckt hatten. >>Schau dir diesen Menschen nur an. Wie kann man sich nur so albern und kindisch benehmen. Hat er denn überhaupt keine Ahnung warum wir hier sind? Er kann doch unmöglich alles vergessen haben<< meinte Wurzel, als sie ihren Freund entdeckten. >>Komm raus da, wir müssen dringend mit dir reden, es ist wirklich sehr wichtig, << riefen beide gleichzeitig dem Jungen zu. Verwundert schaute er die beiden kleinen Kerle vor ihm an und konnte sich überhaupt nicht vorstellen, was denn so wichtig sein sollte. In diesem schönen Wald konnte doch eigentlich nichts so wichtig sein, als der schöne Tag überhaupt selbst und dessen vergnügen, ihn erleben zu dürfen. Er kam trotzdem aus dem Wasser raus, denn alle beide machten ein sehr ernstes Gesicht und sie schienen etwas ungeduldig zu sein. Maude hielt ihn überhaupt nicht auf, im Gegenteil, sie schubste ihn sogar regelrecht aus dem kühlen Nass. Sie trat in die pralle Sonne und lies sich ihr Haar und das Kleid trocknen, während Crispin zu seinen Freunden ging und ihnen leise zuflüsterte: >> Ist sie nicht wunderschön? Noch niemals in meinem Leben habe ich so ein tolles Mädchen getroffen. Man kann so richtig viel Spaß mit ihr haben und sie sieht einfach so hübsch aus. << Ungeduldig verdrehte der Kobold seine Augen und zog Crispin energisch am Ärmel. >>Du machst dich doch total zum Trottel hier, merkst du das denn nicht? Sie will doch nur, dass du bei ihr bleibst und deine Aufgabe vergisst. Sie ist aber viel wichtiger, lebenswichtig, wenn man so sagen kann. Nichts auf der Welt sollte dich deine Pflichten vergessen lassen, auch nicht in schweren Tagen. << Crispin sah die zwei nun total fragend an, denn er hatte absolut keine Ahnung, wovon die da überhaupt redeten. >>Sie lässt mich gar nichts vergessen und ich mache mich auch nicht zum Trottel, << erwiderte er empört. Crispin drehte sich schon wieder zu Maude um, aber seine Freunde hielten ihn fest und versuchten ihm auf schnellen Weg zu erklären was eigentlich passiert war und wovon sie da redeten. Sie erzählten ihm von dem bösen Zauberer, der alles vernichten wollte und dass Crispin dazu auserwählt war, um die Welt zu retten. Sie erzählten ihm auch von all den Abenteuern, die sie bereits gemeinsam erlebt hatten. >>Dieser wunderschöne Wald lässt dich alles vergessen. Du musst an deine arme Großmutter denken, sie wartet darauf, dass du heil und Gesund zu ihr zurückkommst. Du darfst sie nicht im Stich lassen oder sie enttäuschen. Denke doch mal genau nach, in deinem inneren weißt du es doch, bestimmt! Ich weiß es<<. Hoffnungsvoll schauten sie ihn nun an und warteten auf irgendeine Reaktion von ihm. Und anscheinend dachte er tatsächlich nach, denn er war für eine ganze weile still und schaute sogar Maude sehr nachdenklich an. Aber zu ihrer Enttäuschung erwiderte er:>> Ihr seid doch nur neidisch! Ihr glaubt doch nicht im ernst dass ich euch diesen Quatsch glaube? Wer sollte denn so mächtig sein? Ihr redet doch nur Blödsinn, dass glaubt ihr doch nicht im ernst dass ich darauf reinfalle<<? Er ging zu Maude rüber und sagte:<< Ich bleibe hier bei ihr und wenn ihr damit nicht einverstanden seid, denn könnt ihr ja gehen, wo auch immer ihr hin wollt. Keiner wird euch aufhalten, ihr seid freie Personen. Nichts kann mich um stimmen, denn ich bin hier bei ihr absolut glücklich und rund um zufrieden<<.

Wurzel und Eusebius schauten sich ratlos an und versuchten ein letztes Mal, ihren Freund zu überreden. Alles Mögliche erzählten sie ihm, aber egal was sie auch sagten, er lies sich nicht umstimmen. Ganz verzweifelt und total ratlos blickten sie sich an und fragten sich, was sie nur tun könnten. Aber es gab anscheinend keine Lösung. Crispin war so geblendet von dem Mädchen und der Umgebung, das es für ihn wohl schon zu spät war. Ohne noch ein einziges Wort zu sagen, drehte sich dieser um und verschwand mit dem Mädchen im Wald. Seine Freunde konnten ihn nicht aufhalten und so standen sie eine ganze weile und schauten nur sprachlos in dieselbe Richtung, die Crispin gegangen war. Ganz verwirrt und total ratlos standen sie einfach nur da, bis Eusebius wütend sagte: >> Na, der kann mich doch mal kreuzweise. Was haben wir nicht alles für ihn getan, damit er schnell an sein Ziel kommt! Und was macht der Trottel jetzt? Läuft einfach dem erst besten Mädchen hinterher und vergisst ganz seine Aufgabe und seine Großeltern. Sein Kopf ist ja total verwirrt und dicht. Aber nun ist es mir egal, soll der doch tun was er will. Ich jedenfalls laufe ihm nicht mehr hinter. Es ist nicht unsere Aufgabe, diesen ollen Schatz, oder was auch immer, zu suchen und finden. Wir haben ihm bis hierher so gut geholfen wie wir nur konnten, jetzt ist Schluss, ich gehe zurück in meinen Wald! Kommst du mit, oder läufst du ihm nach? << fragte Eusebius seinen letzten Freund und wartete ungeduldig auf eine Antwort. Dieser schien noch zu sehr verwirrt zu sein, um eine eigene Meinung zu haben und sah deshalb nur fragend ins leere. Eusebius schien sehr wütend zu sein, denn er fuchtelte die ganze Zeit während seines Gemeckers mit den Händen und Armen in der Luft umher und trampelte von einem Fuß auf den anderen. Jetzt schaute er noch ungeduldiger und schließlich lief er einfach los und schimpfte weiter vor sich her. Er hatte keine Lust mehr weiter zu warten und drehte Wurzel den rücken zu und wartete nicht weiter auf eine Antwort von ihm. Anscheinend war es ihm egal, was er machte und hielt sich nicht weiter verpflichtet irgendetwas für andere zu tun oder ihnen zu helfen. Er wollte nur noch weg, weg und nie wieder zurückkommen. Wurzel aber wollte nicht alleine bleiben und so lief er eilig Eusebius hinterher. >>Warte auf mich, ich komme mit. Ich will nicht allein hier bleiben, las uns gemeinsam hier verschwinden. Ich glaube, Crispin wird irgendwann schon noch zu sich finden. Vielleicht wird er dann ja weiter auf die suche gehen. << >>Na, dann aber ohne uns!<< erwiderte Eusebius. Zu zweit versuchten sie nun aus dem Wald wieder raus zu kommen und gingen einfach die Wege, die sie schon kannten. Sie dachten, so würden sie wieder den Ausgang finden und irrten stundenlang, wenn nicht sogar tagelang umher. Wurzel versuchte noch ein paar mal über Crispin zu reden, aber als er dann merkte dass sein Freund nur sauer wurde und nichts mehr über ihn hören wollte, hörte er irgend wann damit auf. Schweigend gingen sie dann nebeneinander her und wechselten stunden lang kein Wort miteinander. Wurzel wusste, früher oder später würden sich ihre Wege wieder trennen und jeder würde dann wieder seine eigenen Wege gehen, aber er hoffte dass es noch lange nicht so sein würde. Er hatte in dem anderen einen guten Freund gefunden und er wollte ihn eigentlich nicht so schnell wieder verlieren. Auch Crispin war ein guter Freund gewesen, aber dieser zog es ja vor, einen anderen Weg einzuschlagen. Jetzt hatte er nur noch Eusebius und dieser schien an keine weitere Freundschaft interessiert zu sein. Bei der erst besten Möglichkeit würde er bestimmt alleine weiter gehen und ihn einfach allein lassen. Das machte Wurzel sehr traurig, aber sagen wollte er auch nichts. Er hatte Angst, dass Eusebius dann wieder sauer sein würde und ihn viel eher stehen lies, deshalb sagte er kein Wort und ging weiter schweigend neben ihn her. Lange liefen sie, ruhten sich auch mal aus und erfrischten sich an einem kleinen Bach. Sie pflückten die Beeren von den Sträuchern und hielten unter großen Bäumen ein Nickerchen. Und obwohl Eusebius kein Wort mehr über Crispin verlor und auch nichts mehr über ihn hören wollte, machte er sich doch einige Gedanken. Er war sehr verletzt, in seinem kleinen inneren, wollte es aber nicht zugeben. Er mochte Crispin als Freund sehr und als er sich nun gegen ihn entschied, brach es ihm fast sein kleines Herz. Er konnte nicht verstehen, dass er ihnen nicht glauben wollte und dass er die gute und lange Freundschaft einfach so aufgegeben hatte. Und dieser Wurzel fing auch immer wieder an über ihn zu reden und merkte es zu Anfangs auch überhaupt nicht, dass er nichts von ihm hören wollte. Aber nach einiger Zeit erwähnte er ihn zum Glück nicht mehr. Wenn Eusebius auch noch die ganze Zeit über ihn reden sollte, dann würde er es bestimmt nicht verkraften, deshalb war es auch für ihn am besten, Crispin einfach nicht mehr zu erwähnen. Eusebius mochte Wurzel auch sehr gerne, aber er hatte oft die Angewohnheit, ständig zu reden und alle zu nerven mit seinem Gebrabbel. Nach unendlich langen Märschen fanden sie zu ihrem großen Glück endlich einen Ausgang aus diesem Wald. Keiner von ihnen sagte etwas, sie standen einfach nur da und schauten auf das große Tor, das da vor ihnen so plötzlich auftauchte. Es war ganz anders als das, was sie in die Welt Eden führte und auch viel einfacher und schlichter. Es sah einfach nur wie ein großes, steinernes Tor aus. Riesen groß, ganz aus Stein, ohne jeglicher Verzierung oder anderen Schnörkeleien. Es hatte eine ganz einfache Klinke, die sie einfach nur herunter drücken brauchten, um aus diesem Wald raus zu kommen. Beide schauten sich an und ohne ein Wort zu sagen, öffnete Eusebius das riesige Tor und trat hindurch. Wurzel folgte ihm und hinter ihnen viel das Tor mit einem lauten Knall wieder ins Schloss. Jetzt waren sie endgültig von ihrem gemeinsamen Freund getrennt, es gab für sie kein zurück mehr.    

Dieser lauter Knall aber bewirkte etwas, womit sie niemals gerechnet hätten. Es bewirkte, dass Crispin zu sich kam und bemerkte, was eigentlich los war und was geschehen war. Als er nämlich mit Maude unter einem Baum saß und so vor sich hin träumte, viel mit einem male dieser lauter Knall, von dem er nicht wusste wo er her kam oder was es denn überhaupt gewesen war. Aber in seinem Kopf geschah mit einem male etwas, dass ihn wieder zu sich kommen lies. Er bekam einen stechenden Schmerz, so dass er sich an den Kopf fasste und auf stöhnte. Es zerriss ihn fast, so kam es ihm jedenfalls vor und er kniff die Augen zu vor Schmerz und lies sich ins Gras fallen. Es kam ihn wie eine Ewigkeit vor, aber es war nur eine winzige, kleine Minute gewesen, bis der Schmerz wieder nach lies und er die Augen wieder öffnete. Und als ob ihm da ein Schleier vom Gesicht viel, sah er plötzlich alles viel anderes wie zuvor. Mit einem Mal kam ihm der Wald nicht mehr so wunderschön vor, sondern nur noch wie ein Gefängnis, das ihn festhalten wollte. Ihm wurde klar das er dort wertvolle Zeit vergeudet hatte und das er Egoistisch und selbstsüchtig gehandelt hatte. Er hatte seine Freunde verloren, seine Aufgabe vergessen und sogar vielleicht alles noch viel schlimmer gemacht, als es ohnehin schon war. Vielleicht war sogar schon alles zu spät und Saulus hatte bekommen was er wollte. Er musste unbedingt seine Freunde wieder finden, wenn sie denn noch seine Freunde sein wollten und ihm verziehen. Crispin sprang auf, schaute zu Maude runter, aber diese war nicht mehr da. Sollte er sich darüber wundern, sie suchen oder sie einfach vergessen und sich beeilen das er Fortkahm? Er entschloss sich fürs letzteres, es ging schließlich um etwas viel wichtigeres als nur ein Mädchen. Aber zurückkommen und nach ihr suchen wollte er trotzdem. >>Ich komme wieder und hole dich<<, versprach er laut und deutlich, so das sie es auf jeden Fall hören musste, wenn sie noch in der nähe sein sollte und das hoffte er, denn er mochte Maude sehr gerne. Aber nun war keine Zeit mehr und eiligst rannte Crispin los, einfach gerade aus und wo die Füße ihn hin trugen. Immer wieder rief er nach dem Zwerg und nach dem Kobold, suchte nach ihnen und rannte ohne einmal stehen zu bleiben und zu verschnaufen. So schnell wie möglich wollte er seinen Fehler wieder gut machen und sein Gewissen lies ihm dabei keine ruhige Minute. Immer wieder machte er sich vorwürfe und fragte sich, wie ihm so etwas bloß passieren konnte. Er wusste nicht mehr wie lange er schon so rannte, als er plötzlich vor einem großen, steinernem Tor stand. >>Vielleicht sind sie ja hier durch gegangen<<, sagte er sich und öffnete das gewaltige Tor vor sich. Ohne sich noch einmal umzublicken ging er hindurch und lies das Tor hinter sich wieder zu fallen. Was er dann aber erblickte, lies ihn sehr erschrecken und niemals hätte er damit gerechnet, das so etwas passieren würde. Wie angewurzelt blieb er stehen und wusste nicht mehr ein, noch aus.

 

 

Die suche nach der Legende

Crispin schritt durch das riesige, schwere Tor, das so plötzlich vor ihm auftauchte, wie die Nacht einen überfiel. Nichts wies darauf hin, das hier eines war, Urplötzlich war es einfach aufgetaucht. Es sah auch ganz harmlos und einfach aus, wie eben jedes Eingangstor aussah. Es gab auch keinen einzigen Hinweis, wo dieser Weg hinter dem Tor hinführen würde, kein Schild, kein Wegweiser und kein Gefahrenhinweis. Ihm blieb einfach nichts anderes übrig, als herauszufinden was dahinter war. Und wer weiß, vielleicht waren ja tatsächlich seine Freunde hier vorbei gekommen und waren auch durch das Tor gegangen. Er ging also durch die Öffnung vor ihm und lies die gewaltige Tür auch wieder hinter sich ins Schloss fallen, ohne sich zu vergewissern, ob er auch wieder zurückgehen konnte, falls es der falsche Weg sein würde. Aber es war der richtige, denn vor ihm saßen Eusebius und Wurzel, gefesselt an Händen und Füßen und geknebelt.

Als die zwei ihren Freund sahen, ganz unerwartet für sie, denn sie dachten nicht mehr daran das er es sich anders überlegen würde, fingen sie an zu strampeln und zappeln. Ihre kleinen Beine und Füße fuchtelten umher, so gut sie sie überhaupt bewegen konnten. Da ihre Hände auf dem Rücken und die Füße am unteren Ende aneinander gebunden waren, konnten sie sich nicht so gut bewegen und schnell verloren sie das Gleichgewicht und kippten zur Seite um. Ihre Augen waren weit aufgerissen und warnend schauten sie Crispin an, aber ehe er überhaupt reagieren konnte, merkte er, was da los war und warum sich die zwei in dieser Lage befanden. Hinter einem Felsen, der ganz in der nähe stand, kam Franziskus mit seinen Männern hervor und begrüßten den Jungen schon ungeduldig.

>>Na, das wurde aber auch Zeit, das du kommst. Wir warten schon ganz Ungeduldig auf dich. Wie du siehst, haben wir in der Zwischenzeit gut auf deine kleinen Freunde aufgepasst<<. Lachend und mit dem Schwert spielend kam Franziskus auf den Jungen zu und blieb drohend vor ihm stehen. >>Wir warten schon sehr lange auf euch, wir haben schon gedacht, ihr findet gar nicht mehr her<<, erwiderte der Ritter mit einer Stimme zum fürchten. Crispin wusste zuerst nicht was diese Männer von ihm wollten, aber dann fiel es ihm wieder ein. Sie waren genauso wie er auf der suche nach der Legende und seinem Schatz. Sie wollten ihn aber für ihren König, den bösen Saulus haben, der damit zu mehr Macht und Ruhm kommen wollte. In seinen Händen würde der Schatz fürs böse genutzt werden und alle Menschen auf Erden würden unter seiner Macht stehen und sehr leiden müssen. Sie waren es auch die ganze Zeit gewesen, die den Freunden immer auf der Spur waren und viele male sind sie ihnen nur knapp entkommen, ohne zu wissen dass sie so dicht aneinander waren. Aber nun standen sie alle vor ihm und hatten seine Freunde gefangen. Crispin konnte sich nicht erklären, wie sie es geschafft hatten so schnell vor ihnen dort hingekommen zu sein. Das letzte Mal wo sie diese Reiter gesehen hatten, war in der Wüstenstadt, als sie vor dem König dort geflohen waren. Danach hatten er und seine Freunde die Wüste noch einmal durchquert, den Berg bezwungen und dem trügerischem Paradies den Rücken gekehrt und nun waren die Ritter doch schon vor ihnen hier angekommen, ohne dass man sie gehört oder gesehen hatte. Das konnte nicht mit rechten Dingen zu gehen, dachte sich Crispin.

Er nahm seinen Mut zusammen und sagte:>> Was wollt ihr und wie seid ihr so schnell hier her gekommen? Was habt ihr mit meinen Freunden gemacht<<? Crispin tat einige Schritte auf Wurzel zu, aber einer der Männer versperrte ihm den Weg. >>Immer langsam, Jungchen. Ich glaube nicht dass wir dir erklären müssen, warum wir schon eher hier sind als ihr! Aber zu deiner Information, wir haben Hilfe, die ihr nicht habt. So, und nun zu unserer Forderung. Ihr werdet uns helfen, diese Elenden Steine von Tamalien zu finden und diesen verfluchten Schatz. Und damit du nicht auf irgendwelche dumme Ideen kommst, sind deine kleinen Freunde so lange unsere Gefangen. Zu unserer Sicherheit bleiben sie mit einigen Männern von mir hier, während ich, du und der Rest der Männer auf die suche gehen. Wenn wir bekommen haben was wir wollen und du keine Dummheiten angestellt hast, dann werden wir euch wieder laufen lassen. Also dann, lass uns gehen, du voran. Und denke daran, deine Freunde sind tot, wenn du auf dumme Ideen kommen solltest. Wir haben mittel, uns miteinander zu verständigen<<. Crispin wusste nicht was er tun oder sagen sollte. Auch wusste er nicht, ob Franziskus die Wahrheit sagte oder nicht. Wie sollten sie sich denn miteinander verständigen? Und wer sagte nicht, dass man sie anschließend doch alle drei umbringen würde? Ratlos schaute er zu Wurzel und Eusebius rüber, aber sie konnten ihm nicht helfen. Durch ihre geknebelten Münder versuchten sie ihm etwas zu sagen, aber es kam nur ein dumpfer, kläglicher Ton raus. Beide schüttelten sie sich und zerrten an den Fesseln. Aber einer der Männer gab ihnen einen Tritt und sie kippten wieder zur Seite um. Wütend zappelten sie umher und Crispin wollte ihnen zur Hilfe eilen, aber wieder versperrte einer der Männer ihm den Weg. >>Also, was ist, wir haben nicht ewig Zeit<<, rief der Ritter vor ihm wütend und ungeduldig. >>Aber ich weiß doch auch nicht, wo sich dieser Schatz befindet. Ich weiß genauso wenig wie ihr<<, antwortete Crispin ängstlich. >>Na dann suchen wir eben gemeinsam<<, erwiderte Franziskus ungeduldig und schubste den Jungen vor sich her. Crispin dachte an seine Freunde und er wusste, dass die Männer ernst machen würden. Erst einmal wollte er auf ihre Forderungen eingehen. Ihm blieb ja nichts anderes übrig. Vielleicht würde ihm später noch etwas einfallen, wie er ihnen entkommen konnte und seinen Freunden helfen könnte. Jetzt aber hieß es, gemeinsam mit diesen Männern auf die suche zu gehen. Er wusste absolut nicht was er suchen sollte, wie oder wo sie überhaupt hin gehen sollten. >>Na gut, ihr habt gewonnen. Ich werde euch helfen, aber nur wenn ihr meinen Freunden nichts tut<<! >>Dann geh voran, wir folgen dir in sicherer Entfernung. Du brauchst nicht erst versuchen, zu entkommen, denn sonst weißt du ja was passiert<<! Ein letztes Mal schaute Crispin seine Freunde an, dann ging er geradewegs den erst besten Weg entlang, der vor ihnen war. Auch jetzt erst konnte er sich in der Umgebung, in der sie waren, umschauen. Es sah fast so aus wie daheim, als er den ersten Weg in den Wald nahm. Überall waren schmale Wege und ganz entfernt standen Bäume und Sträucher. Die Luft war erfüllt von klarem Sonnenlicht und dem Duft der Wiesen und Felder aus der nähe. Die Vögel zwitscherten fröhlich und es war angenehm warm. Es lagen Felsbrocken, Steine, umgekippte Bäume und Sträucher vereinzelt auf den Wegen Rum. Der Platz an dem man ihn überrascht hatte, war eine kleine Lichtung gewesen an dem sich die Wege kreuzten. Nur an der einen Stelle war kein Weg, sondern das große Tor, aus dem er gekommen war. Die Pferde der Ritter grasten an den Wegen und in der Mitte des Platzes war ein kleiner Holzhaufen aufgestapelt gewesen, der noch vor kurzem gebrannt hatte. Der Duft von gebratenem Hasen lag in der Luft und Crispin merkte erst jetzt, dass sein Magen wieder einmal mächtig knurrte. Nachdem er sich für den linken Weg entschieden hatte, warum wusste er auch nicht, marschierte er sodann mit den Männern hinterher, einfach los. Er war dem ziel so nahe und doch so entfernt. Er dachte die ganze Zeit lang nach, was er überhaupt suchen sollte. Auch wusste er nicht, was er dann eigentlich tun sollte, wenn sie doch ihr Ziel erreicht hatten. Musste er vielleicht noch mehr Prüfungen und Aufgaben bestehen? Oder sollte er etwa wieder gegen irgendwelche Merkwürdigen Figuren und Lebewesen kämpfen? Oder würde man ihn dann nicht mehr brauchen und ihn laufen lassen oder gar gefangen nehmen? Er zermarterte sich den Kopf, was geschehen würde, wenn sie am Ziel wären. Wenn er nur wüsste was er tun könnte, um die Männer los zu werden! Er wusste, früher oder später würde es zu einem Kampf kommen. Wenn es den Schatz wirklich geben sollte, dann konnte er ihn nicht einfach so den Bösewichtern überlassen. Er musste dafür kämpfen, koste es was es solle, auch wenn es sein eigenes Leben sein sollte.Sie marschierten Stundenlang in der Gegend Rum, nahmen einen Weg nach dem anderen, überquerten so manche Kreuzung und mussten einige Bäume und Sträucher aus dem Weg räumen um weiter zu kommen. Aber es war im großen Ganzen gar kein anstrengender Marsch und nach einigen Stunden wurden einige der Männer ungeduldig und hatten keine Lust mehr auf den langen Weg. >>Sieh endlich zu das wir bald am Ziel sind, du kleiner Wicht! <<, rief Franziskus voller Wut. >>Man, ich weiß doch genauso wenig wir ihr wann wir endlich am Ziel sind<<, rief Crispin sauer zurück und schaute den Ritter mit wütenden Augen an. >>Na, dann würde ich dir raten, dir was guten zu überlegen, wenn wir nicht bald da sind<<, entgegnete der Ritter zurück und drohte ihm abermals mit dem Schwert. Fast wäre ein Streit zwischen den beiden Rivalen ausgebrochen, der bestimmt nicht gut ausgegangen wäre, wenn nicht einer der anderen Männer sie auf etwas aufmerksam gemacht hätte. >>He, schaut doch mal! Ich glaube, da hinten ist ein Berg oder so etwas Ähnliches<<. Der kräftig gebaute Kerl zeigte in eine Richtung mit dem Finger und ging einig Schritte vor, um genauer hinzu sehen. Und tatsächlich, die anderen sahen es auch. Hinter einem kleinen Hügel, der etwa fünfhundert Meter vor ihnen lag, stieg ein kleiner Berg empor. Man konnte ihn nicht genauer sehen, aber er sah aus der ferne nicht sehr hoch und groß aus. Crispin und Franziskus hielten inne und schauten in die gesagte Richtung. Und tatsächlich, man konnte es nicht mehr übersehen, vor ihnen lag etwas, das in den Himmel empor stieg. Ein Fels, Berg oder gar etwas ganz anderes, richtig erkennen konnte man es leider nicht. >>Los, geh voran<<, sagte der Ritter und schob unsanft den Jungen wieder vor sich her. >>Und diesmal etwas schneller, wir wollen heute noch ans Ziel kommen<<. Schnell waren sie auch an dem so genannten Berg heran gekommen, aber es sah gar nicht aus wie ein Berg. Viel mehr wie eine lang, dicke, hohe Mauer. Sie sah merkwürdig aus. Nicht einfach aus Stein oder Fels, nein sie sah eher aus wie mit Moos und Leder bezogen. Teilweise hingen Lianen herunter und an einem Ende, das ungefähr dreihundert Meter von ihnen entfernt war, ging die Mauer steil hinab und breitete sich noch etwas zu den Seiten hin aus. Crispin hatte noch niemals zuvor so eine komische Mauer gesehen und er wunderte sich über dieses Teil vor ihm. Aber viel mehr wunderte er sich, als er bemerkte, dass sich die Mauer bewegte. Sie ging in gleichmäßigen Bewegungen auf und ab, so als ob sie atmen würde. Der Junge erschrak ein wenig und auch einige der Männer hinter ihm wichen einige Schritte zurück. Mit einem male bewegte sich die ``Mauer`` und es kamen laute, grunzende Geräusche heraus. An dem steilen ende stiegen dampfende Wolken empor und das ganze bewegte sich nun in ihre Richtung. Jetzt merkten sie das dieses teil vor ihnen keine Mauer war, sondern ein lebender Drache. Er war so unbeschreiblich groß, das man auf den ersten Blick hin nicht erkennen konnte, das es ein Drache war. Er hatte wohl sein Schläfchen gehalten und war nun von den Menschen gestört worden. >>Ein Drache, Hilfe! << schrieen einige der Männer und wichen deutlich von dem Monstrum ab. Hätte Franziskus sie nicht rechtzeitig ermahnt, sie wären bestimmt schnellstens weggerannt. Aber auch er hatte sich deutlich erschrocken vor dem Tier. Er hielt Crispin mit seinem Schwert im Schach, damit er nicht fliehe konnte. >>Denk an deine Freunde, << flüsterte er ihm ins Ohr. Und bevor noch irgendjemand etwas tun oder sagen konnte, drehte sich der riesige Kopf des Ungeheuers zu den Menschen Rum und seine riesigen Augen schauten wütend zu ihnen herab. Sie funkelten vor Zorn und in seinen Augen konnte man das Feuer lodern sehen. Sein Maul breitete sich übe das halbe Gesicht aus und an den Seiten des Kopfes ragten Spitze Hörner raus die schon alt, abgenutzt und dennoch sehr gefährlich aussahen. Hinter zwei riesigen Ohren, die direkt dahinter hin und her flackerten, waren unzählige Schuppen angebracht die im Licht grün schillerten. Vereinzelt ragten spitze Dornen aus dem wuchtigen Körper, der sich lang und dick vor ihnen ausbreitete. Auch jetzt erst sahen sie einen schmalen, gewaltigen Schwanz, der sich an der Seite des Körpers entlang schlängelte. An ihm waren unzählige, hässliche Borsten, die wie ausgefranst aus dem Schwanz ragten. Mit voller Wut spie er sein Feuer über den Köpfen der Menschen hinweg und lies ein brüllen los, dass sich alle erschrocken in den Sand schmissen. Im letzten Augenblick noch, gerade rechtzeitig, bevor das heiße Feuer ihre Leiber erwischte und sie verbrannte, konnten sich alle retten indem sie sich der Länge nach hinschmissen und schützend die Arme über ihre Köpfe hielten. Mit einer gewaltigen, drohenden Stimme brüllte das Tier:>> Wer wagt es und stört mich in meinem Schlaf? Welches Wesen stört die ruhe hier und will meine Macht zu spüren bekommen? << Mit einem funkelndem Blick sah er zu den Menschen herab und wartete auf eine Erklärung. >>Sprich, du Erdling, bevor ich dich fresse<<, sagte er zu Crispin und lies wütend einen Dampfstrahl aus seiner Nase fahren. Mit einem bohrenden Blick schaute er zu ihm hinunter. Vorsichtig und ängstlich erhob sich der Jüngling und begann stotternd zu antworten:>> Ich, wir, sind auf der suche einer verborgenen Stadt und den Steinen von Tamalien. Wir wollten den Schatz finden, der sich dort verborgen hält<<. Zornig erwiderte der Drache:>> Das sei nur dem Retter alleine gewährt. Nur der auserwählte, der dazu auserkoren ist von dem Meister persönlich, nur der erhält zutritt zu den Ruinen. Und nur er bekommt meine Hilfe und Antwort auf eine einzige Frage<<.

Crispin überlegte eine weile und antwortete:>> Wenn du mit dem Meister den Zauberer Ignaz meinst, dann weiß ich wer der Retter ist, nämlich ich! Er hat mich in meinen Träumen besucht und mir gesagt dass ich alleine etwas suchen und finden muss, um den Frieden auf der Welt zu erhalten. Ich bin schon sehr lange unterwegs und habe viele Gefahren bestanden, und nun bin ich fast am Ziel. Wenn du mir helfen kannst, dann bitte ich dich darum<<! Der Drache senkte seinen riesigen Kopf und schaute Crispin direkt an. Es kostete dem Jungen sehr viel Mut, standhaft vor dem Monstrum zu bleiben und nicht vor ihm zurück zu weichen. Er befürchtete, dass man seine angst sogar sehen könnte, denn seine Knie schlotterten mit seinem ganzen Körper um die Wette. Die riesigen, hellen Augen musterten ihn von oben bis unten. >>Wer sagt mir, dass du die Wahrheit sprichst und mich nicht belügst? << fragte der Drache neugierig. Zuerst wusste Crispin nicht, was er sagen sollte, aber dann spürte er wieder den spitzen Dolch im Rücken und Franziskus flüsterte ganz leise in sein Ohr, dass er ja nichts Falsches sagen sollte. Mit Drohungen und dem Feind im Rücken und der Lösung so nahe, blieb ihm nichts anderes übrig als den Forderungen ein zu gehen und er erwiderte:>> Ich sage es dir! Wenn du willst kann ich dir den Meister beschreiben oder du kannst meine Begleiter fragen. Ich bitte dich um deine Hilfe, sag mir den richtigen Weg. Ich musste durch ein langes Labyrinth irren, musste vor Feinden fliehen, musste meine Freunde zurück lassen und bin durch einen finsteren Berg gestolpert! Jetzt kann ich nicht mehr. Ich weiß nicht mehr weiter und weiß auch nicht wie lange ich noch Zeit habe<<. Erschöpft lies er seinen Kopf hängen und wartete nur darauf, dass der Drache wieder los brüllte. Aber dies war nicht so, im Gegenteil, er wurde sogar richtig freundlich. Mit einer viel netteren Stimme als zuvor und sogar mit einem freundlicherem Gesicht erwiderte er:>> Na, wenn das so ist, warum hast du dass nicht gleich gesagt. Denn nur der Auserkorene kann von den ganzen Hindernissen wissen. Also drum, dir sei eine einzige Frage gewährt, die werde ich dir beantworten. Aber überlege gut, denn du hast nur die eine und die ist nicht zurückzunehmen<<. Crispin überlegte. Nur eine einzige Frage, obwohl er eigentlich zehn Fragen hätte oder sogar viel mehr. Was sollte er ihn bloß fragen, welche ist so wichtig, dass sie beantwortet werden müsste? Und hatte der Drache dann überhaupt die richtige Antwort parat? Und welche könnte er nicht selbst beantworten? Crispin dachte angestrengt nach und beachtete nicht die ungeduldigen Reiter hinter ihm. Schließlich musste das ganze wohl überlegt sein. Voller Ungeduld wollte Franziskus schon eine Frage stellen, aber bevor er noch den Mund auf tun konnte, faucht der Drache ihn auch schon an:>> Nur der Junge selbst kann die Frage stellen<<. Crispin überlegte. Sollte er ihn fragen, wie er die lästigen Feinde loswerden kann, oder wo der Schatz versteckt war? Vielleicht auch wo die Prophezeiungen zu lesen waren oder wie er seinen Freunden helfen könnte? Es gab so viele Fragen die er hatte, aber nur eine davon würde das riesige Tier ihm beantworten. Vielleicht war das ja auch nur eine Fangfrage und es war ganz was anderes gemeint als Antwort auf Hilfe. Und wer weiß, keiner wusste doch ob das Tier überhaupt gut und friedlich war. Vielleicht würde er sie anschließend fressen oder er wusste überhaupt gar nichts und hielt sie einfach nur von der Zeit ab. >>Erlaubst du mir mehr als nur die eine Frage? << fragte der Junge einfach drauf los. Entweder hatte er Glück und er würde sie bekommen oder er hatte gerade eben eine wichtige Frage verschenkt. >>Du Tölpel, du. Warum fragst du ihn nicht wo der Schatz liegt<<, schimpfte Franziskus. Aber der Drache gab ihm darauf laut eine Antwort:>> Weil ich es gar nicht weiß. Ich bin nur der Hüter des Berges hinter mir. Ich kann euch viel sagen aber das nicht<<. Erschrocken wichen die Reiter zurück und auch Crispin. Zu ihm aber war das Monstrum wieder ganz friedlich. >> Und nun zu dir. Es sei dir erlaubt so viele fragen zu stellen wie du willst<<. Crispin wunderte sich, das war ja ganz einfach. Zum Glück, denn wenn er nicht diese Antwort bekommen hätte, denn hätte er die Frage vergeudet. Er dachte kurz nach und stellte dem Tier viel fragen. Zum Beispiel wer er ist und was er hier machte. Dann wollte er auch noch wissen wie weit sie vom Ziel entfernt waren und warum nur dem Auserwähltem den Zutritt erlaubt war. Und wieso er sagte dass er nur eine einzige Frage stellen dürfte, wenn er nun jedoch so viele stellen durfte wie er wollte. >>Und außerdem, gibt es den Schatz wirklich und wenn ja wo müssen wir nun hin gehen? Und gibt es dort wo wir hin müssen noch mehr von deiner Sorte oder andere Ungeheuer<<? Der Drache verdrehte ungeduldig seine Augen. >>Immer langsam junger Freund. Nicht gleich so viele auf einmal! Erst einmal, ich bin Furundie, der Hüter des Berges hinter mir. Meine Aufgabe ist es, ihn und den Schatz, den es wirklich gibt, vor Eindringlingen zu schützen. Und nur der auserwählte hat zutritt, weil nur er ihn finden und benutzen kann zu friedlichen Absichten. Wenn er in die falschen Hände geraten sollte, denn kann er großes Unheil anrichten und die Welt wird nie mehr so sein wie sie jetzt ist. Darum darf nur einer mit einem reinen Herzen und frei von bösem ihn suchen und befreien<<. Crispin schaute die Männer hinter ihm an und wusste dass sie nur mit ihm den Schatz finden würden, darum würden sie ihn niemals gehen lassen. Aber sie durften ihn diese Kerle bei sich hatte. Leider wusste er überhaupt nicht, wie er sie loswerden konnte, denn sie waren in der Überzahl und er würde gar keine Chance haben. Auch gab es keine Gelegenheit den Drachen um Hilfe zu bitten oder ihn darauf aufmerksam zu machen das seine Begleiter böse Absichten hatten. Schließlich hatten sie seine Freunde gefangen und sie würden bestimmt nichts unversucht lassen um an ihr Ziel zu kommen. >>Und das mit der Frage, das war ein kleiner Scherz meiner seits. So viele Leute waren in den letzten Jahren schon hier und sie alle hatten mir gerade zu Löcher in den Bauch gefragt. Irgendwann bin ich halt auf diese Idee gekommen und fort hin musste ich immer nur eine Frage beantworten, denn noch niemals zuvor ist einer auf die Idee gekommen mir diese Frage zu stellen wie du. Und auch noch nie ist einer an das Ziel gekommen, denn der Retter war ja schließlich noch niemals dabei<<. Furundie grinste und stieß wieder heiße Rauchwolken aus und redete dann weiter: >> Nun zum wichtigsten, ihr müsst erst einmal die großen Tafeln finden wo die Prophezeiungen drauf geschrieben sind. Sie sind irgendwo am Rande des Berges. Dann wisst ihr was auf euch wartet und ihr könnt in das Tal hinabsteigen und die Ruinen und den Schatz suchen. Auf euch warten auch noch viel mehr Gefahren die ich nicht kenne. Auch weiß ich nicht genau wo ihr hin müsst, das muss euch genügen, was ich euch sage. Aber erst einmal sucht die Tafeln von Tamalien, ohne sie gelesen zu haben könnt ihr nicht ins Tal hinab steigen<<. Ohne noch ein weiteres Wort zu sagen erhob sich der Drache und stieg in die Luft hinauf. Er breitete seine riesigen Flügel über den Menschen aus und flog einfach davon. Mit lautem Gekreische entfernte sich das Tier und lies die Menschen einfach stehen. Hinter ihm kam ein riesiger Berg zum Vorschein, den Crispin vorher nicht aufgefallen war. Er war leicht zu erklimmen, aber sehr hoch und breitete sich ziemlich aus. Er schaute nach links und nach rechts, konnte aber weiter nichts anderes sehen als den Berg, Bäume und Sträucher. Er hätte noch gerne viel mehr gefragt, aber das Tier war ja so ganz plötzlich verschwunden und lies sie alle einfach stehen. Laut überlegte Crispin, in welche Richtung sie wohl gehen sollten und ratlos stand er da und wusste nicht weiter. Na ja, dachte er sich, etwas hat das Ungetüm ihnen ja geholfen. Jetzt wussten sie wenigstens nach was sie nun suchen sollten und das die Reise doch nicht umsonst gewesen war. Auch wusste er jetzt, das er mit allen mitteln verhindern musste, das die Reiter den Schatz in die Hände bekamen und das sie den Berg erklimmen sollten um dann in ein Tal hinab zu steigen. Nur auf weitere Gefahren und Ungeheuern konnte er gerne verzichten. Franziskus wurde wieder einmal ungeduldig und wollte nicht warten bis der Junge vor ihm sich entschieden hatte. Er schubste ihn grob vor sich her und deutete nach links. >>Wir gehen da entlang. Los geh voran und finde diese dämlichen Tafeln, von denen das Vieh gesprochen hatte<<. Ohne zu protestieren ging Crispin in die ihm gedeutete Richtung und überlegte was er tun könnte um endlich diese Kerle los zu werden. Aber leider viel ihm immer noch nichts ein, so gut er auch nachdachte. So ging er also still den schmalen Weg entlang und hielt Ausschau nach irgendwelchen Tafeln.

Er dachte das sie schnell zu finden seien, da ein Drache hier schon Wache hielt, aber leider war auch nach einer Stunde Fußmarsch immer noch nichts zu sehen. Vielleicht hatten sie sie ja auch übersehen oder sie hätten in die andere Richtung gehen müssen. Aber dann, endlich! Alle wurden schon langsam müde vom vielen laufen, als sie ein Stück vor sich, riesige Tafeln in dem Berg eingemeißelt sahen. Eigentlich waren es keine richtige Tafeln, sondern vielmehr nur riesige Schriftzüge die in mehreren Reihen untereinander geschrieben waren. >>Mann, da hat sich ja jemand vor langer Zeit sehr viel Mühe gegeben<<, dachte einer der Männer laut. Sie bestaunten alle diese riesigen Worte vor sich und Crispin las laut vor:

 

So war es einst, wie der Böse es wollte, ein Magier der nicht leben sollte!

Er verbannte ihn auf Lebenszeiten, damit er nicht mehr herrschen kann mit den Zeiten!

Eines Tages kommt er, der Reine, der Feine, um zu Siegen über den einen.

Er befreit den guten, im Kampf mit gutem!

Sei belohnt mit Schatz und Thron, für immer und alle im Fron.

Drum hört und liest, sucht einen Engel!

Steigt hinab ins Tal, gibt Acht vor dem bösen!

Aber siegen und kriegen, soll nur der Reine!

Enträtselt die Worte und findet die Pforte!

Nimmt euch in Acht, vor der Macht.

Es ist nicht alles im Schein, geht ihm nicht auf dem Leim!

Jetzt mein letzter Rat, schreitet zur Tat!

 

 

>>Was soll das denn heißen<<, fragten die Männer. Alle überlegten sie, was diese Worte wohl zu bedeuten hatten. Auf jedenfalls mussten sie daraus etwas entziffern um in das Tal hinab zu kommen, so meinte jedenfalls der Drache. Aber was nur? Sie lasen die Zeilen nochmals und gingen sie Wort für Wort langsam durch. Das war dass einzige mal, dass die Bösewichte und Crispin gemeinsam etwas taten, ohne Streit und Zorn. Zusammen überlegten sie, was jede einzelne Zeile zu bedeuten hatte und wo die Lösung war, um weiter zu kommen. >> Mit dem Magier ist bestimmt der olle Tattergreis gemeint, der hier irgendwo gefangen sein soll<<, meinte einer der Männer. Crispin überhörte die fiesen Worte und auch alle anderen, die noch folgten. >>Ja, und der böse ist dann wohl euer Boss<<, erwiderte er zurück. Der Ritter schaute ihn böse an, aber weiter machte er nichts, denn er wusste, dass es jetzt erst darauf ankam, um ans Ziel zu kommen, und dafür brauchten sie diesen Jungen. Franziskus sagte:>> Der Reine, damit bist dann ja wohl du gemeint, aber ob du auch über das böse und über uns siegst, das ist noch nicht sicher<<. >>Aber was nur ist mit alle dem gemeint? Und welche Pforte ist gemeint<<? Die Männer zerbrachen sich den Kopf über diese Dinge, aber wussten absolut nicht, was damit gemeint war. >>Das nicht alles im Schein ist, kann sein dass unser Ziel irgendwo im Dunkeln liegt oder verborgen, so dass man es nicht sieht<<, meinte Crispin. >>Aber es kann auch heißen, dass nicht alles in diesen Worten echt gemeint ist, denn der Satz, geht ihm nicht auf dem Leim, heißt ja wohl, dass irgendetwas nicht ernst gemeint ist<<, erwiderte einer der Männer. Ratlos schauten sie sich an und dachten weiter nach. >>Die Macht, von der im Text die rede ist, kann irgend etwas böses sein oder irgend ein Ungeheuer dass da auf uns lauert oder es ist nur zur Abschreckung dort auf geschrieben<<, sagte Franziskus. >>Vielleicht ist das ja irgendein Schatz oder irgendeine Person, die uns weiter helfen kann, erwiderte einer der Männer. >>Ich glaube, ich weiß weiter<<, sagte Crispin langsam und die Reiter schauten ihn neugierig an. >>Wir müssen erst einmal eine Pforte finden, die uns den Eingang in das Tal gibt und dann hinab steigen in das selbige. Es ist uns allen ja wohl klar, dass wir dann nicht auf einem gemütlichen Spaziergang sind und dass ganz bestimmt noch irgendwelche Gefahren und Fallen auf uns lauern. Und der Schatz, da kann ich mir nur vorstellen, das damit der verschwundene Zauberer gemeint ist. Sonst wüsste ich nicht was es sein sollte. Alles andere ist vielleicht nur zur Irreführung notiert worden, um irgendwelche Leute auf die falsche Spur zu locken, denn es ist ja wohl nur einem bestimmt, das Ziel zu erreichen. << Crispin schaute Franziskus an und wartete auf eine Reaktion von ihm. >>Na gut, wie du meinst. Wenn du glaubst das wir erst eine Pforte suchen müssen um in das Tal hinab zu kommen, dann suchen wir eben eine<<. Die Männer schauten nach oben, nach unten, nach links und nach rechts, aber so gut sie auch suchten, sie fanden nichts, das darauf hindeuten lies das hier irgendwo eine Pforte war. >>Wir müssen genauer hinschauen, sie ist bestimmt gut versteckt, sonst könnte ja jeder ankommen und einfach so das Tal erkunden<<, erwiderte Crispin und sah die Männer verächtlich an. Er vermied den Blick von Franziskus und wendete sich dem Berg und den Tafeln zu. Vielleicht hatte er ja irgendeinen wichtigen Hinweis übersehen oder die Pforte war direkt vor seinen Augen und er konnte sie nur nicht sehen. Gründlich las er den Text noch einmal durch, diesmal aber langsamer und sorgfältiger. Es war sicherlich ganz einfach, er kam nur nicht drauf. Die Reiter versuchten indes auch ihr Glück und suchten weiter den Weg runter nach einer Öffnung, aber sie suchten auch ergebnislos. Er wusste nicht warum, aber Crispin fing an die Worte und Buchstaben mit den Händen abzutasten. Franziskus fing schon an zu schimpfen und Fluchen, er hatte sehr wenig Geduld und konnte nicht lange warten. Er stieß einige Steine mit dem Fuß weg und trat wütend gegen die Mauer. Der Junge wiederum betrachtete die großen Tafeln vor sich immer noch und plötzlich sah er eine Kleinigkeit, die er vorher nicht bemerkt hatte. Zwischen der vierten und fünften Zeile war ein sehr kleines Bild eingemeißelt. Es war so klein, das er genauer hinsehen musste, um zu erkennen, was es darstellen sollte. Er war schon fast mit der Nasenspitze an der Wand, als er sah, dass es ein kleiner Engel war, der dort eingemeißelt war. Warum ist das nur noch keinem von Ihnen aufgefallen, fragte er sich laut und die Männer sahen ihn fragend an. >>Na, da, ein kleiner Engel <<, sagte Crispin und zeigte mit dem Finger darauf.

 

 

Der Abstieg ins Tal

>>Na und, was soll damit sein? << fragte einer der Männer und wartete auf eine plausiblen Erklärung. >>Man, begreift ihr denn nicht<<? Fragte Crispin und deutete auf die Zeile. >>Es ist von einem Engel die Rede den wir finden sollen. Hier ist doch schon einer, vielleicht ist der ja gemeint. <<

Crispin wusste zwar nicht was er zu bedeuten hatte, aber irgendeine Bedeutung musst er haben, denn sonst wäre er ja nicht da. Außer diesem einen Bild war sonst keines da, das hatte er überprüft. Er zeigte direkt mit dem Finger auf das Abbild und dreht seinen Kopf zu den Männern, als plötzlich etwas geschah. Als er die Einmeißelung berührte, bewegte sie sich. Erschrocken schauten die Leute auf die Wand und beobachteten gespannt, was dort gerade geschah. Der kleine Engel fing nach der Berührung an, sich tiefer in die Wand hineinzubewegen. Nach ungefähr fünf Zentimetern fing sich das Bild an zu drehen und alles in der Wand vor ihnen fing an zu vibrieren und zu rumpeln. Entsetzt wichen die Männer alle zurück und warteten ab, was als nächstes geschah. Dort wo der Engel war, zog sich nun langsam von oben bis unten ein langer, tiefer riss durch die Wand. Die Tafeln wurden in zwei Hälften geteilt und der riss breitete sich immer tiefer um sie herum. Das Rumpeln wurde zu einem richtigen Donnern und der Boden unter ihren Füßen fing an zu zittern. Einige der Reiter hatten das Gefühl, das sich jeden Moment der Boden unter ihren Füßen auf tun würde und sie verschlingen würde. Langsam bewegten sich nun auch die in zwei Hälften geteilten Tafeln. Sie fingen an sich zu bewegen und mit einem weiterem rumpeln gingen sie langsam auseinander. Sie öffneten sich wie zwei Türen nach außen hin, so dass die Männer beiseite treten mussten. Mit langsamen Bewegungen und mit lautem Donner gingen sie immer weiter auseinander, bis sie plötzlich wieder stehen blieben. Direkt vor ihnen war nun eine große Öffnung in der Wand und sie konnten bequem hindurch gelangen.

Zuerst aber wagten sie sich nur vorsichtig heran, denn sie konnten ja nicht wissen, was dahinter war. Es war alles finster und düster, es war nichts zu sehen und man konnte nicht das Geringste erkennen. Franziskus schubste Crispin voran und befahl ihm, zuerst hindurch zu gehen um nach zu schauen, was dort war. Dem Jungen war nicht klar, dass dies vielleicht seine Chance war, um den Reitern zu entkommen, denn schließlich konnte ja alles hinter der Dunkelheit sein. Er könnte sich still und heimlich davon machen oder ihnen aber sagen dass dort absolut nichts wäre und wieder zurück kommen, aber das hieß auch dass er seine Chance auf die Rettung aller vertun würde und das würde er bestimmt nicht riskieren. Ihm blieb wohl nichts anderes übrig und ging langsam durch die Pforte vor ihm. Vorsichtig tastete er sich im Dunkeln voran. Mit den Händen suchend erforschte sich der Junge den Weg durch die Öffnung. Er hörte noch wie die Männer ungeduldig nach ihm riefen, als schon wieder der Boden unter ihren Füßen zu beben begann. Ganz erschrocken drehte sich Crispin um und plötzlich knallten die zwei Türen mit einem Ruck hinter ihm zu. Leise hörte er die wütenden Stimmen von Franziskus und seinen Männern und die Faust trommeln gegen die Pforte.

Die Dunkelheit um ihn herum lichtete sich und es wurde wieder hell. Jetzt wusste Crispin nicht ob er sich darüber freuen sollte die Männer los zu sein oder ob er nun Angst um seine Freunde haben musste. Sollte er alleine weiter gehen, bevor die Reiter sich einen Weg gesucht hatten oder sollte er vielleicht ihnen helfen zu ihm zu gelangen. Aber dann sagte er sich, dass er ganz schön dumm wäre wenn er ihnen helfen würde. Zwar vielen ihm seine Freunde, der Kobold und der Zwerg ein, die drohten zu sterben, wenn er den Feinden nicht helfen sollte, aber an sie konnte er jetzt nicht denken. Er war kurz vor dem Ziel und er war sich sicher, das Franziskus ihnen nichts tun würde, sonst hätte er kein Druckmittel mehr gegen ihn, falls er ihnen doch noch mal in die Hände fallen sollte. Also drehte er sich um und wollte sehen wo er nun war, aber das versetzte ihn den nächsten Schock. Er stand direkt vor einem großen Abgrund. Er drückte sich gegen die Mauer hinter ihm, sonst wäre er geradewegs in die tiefe Schlucht gefallen die sich nun vor ihm ausbreitete. Schwankend und taumelnd musste er sich erst einmal von dem kleinen Schock erholen. Der große Berg schien von innen hohl zu sein, denn er ging weit in die tiefe hinab und war nur ein ziemlich weiter und sehr breiter Krater. So weite sein Auge reichte, konnte er den schmalen Abgrund sehen, der in die Runde um das innere des Berges führte. Es war nur ein schmaler, unebener und unbefestigter Weg der gerade mal so breit war, dass man einigermaßen darauf laufen konnte. Als Crispin in die tiefe schaute, musste er sich wieder an der Wand festhalten, denn es ging sehr weit nach unten. Nach unten hin schien sich alles auszubreiten, denn man konnte kaum sehen, wo alles endete. So weit seine Augen sehen konnten, erkannte er lediglich nur einige winzige Steinsäulen, die vor langer Zeit einmal bestimmt gut ausgeschaut hatten. Jetzt lagen sie kaputt und gezeichnet von der Zeit umgekippt in der Gegend Rum. Außer einigen Büschen und alten Bäumen konnte der Junge weiter nichts erkennen.

>>Nun ja, << sagte er sich selbst, >>ich muss mir wohl einen Weg suchen um dort hinunter zu gelangen<<. Er löste sich langsam von der Wand und ging langsam den schmalen Weg entlang der um den Berg herum führte. Er wollte erst einmal sehen, ob nicht irgendwo eine Öffnung war, oder eine gute Gelegenheit, um hinunter zukommen. Es war zwar etwas schwierig, aber wenn er langsam ging, dann kam er gut voran. Er musste manchmal über kleinere Felsbrocken steigen und mehrere, winzige Kieselsteine beiseite treten, aber Crispin kam dennoch gut voran. Einmal jedoch rutsche er auf kleinen Steinen aus und sie vielen mit lauten gepolter in die tiefe. Etwas vom Wegesrand brach unter seinen Füßen ab und wenn er nicht rechtzeitig reagiert hätte, denn wäre er bestimmt mit in die tiefe gefallen. So ging der Junge eine weile in der runde umher, aber außer das der Weg manchmal schmaler und manchmal breiter wurde, veränderte sich nichts weiter. Es gab keinen anderen Durchgang, kein Abstieg und keine andere Möglichkeit den Berg Innern einfach hinab zu steigen. >>Mir bleibt wohl nichts anderes übrig, als die steilen Felsen hinabzuklettern<<, sagte er sich und schaute bange in die tiefe. Stellenweise war es sehr steil und an manchen stellen war es gar nicht so schwer, wenn er sich nur gut festhalten würde, dachte er sich und nahm seinen ganzen Mut zusammen. Er dachte dabei wieder an seine Großeltern, an seine Freunde und an die Bewohner in seinem Dorfe. Er fragte sich ob er sie jemals wieder sehen würde und ob sie dann wohl auf ihn stolz wären, wenn sie hörten, was er alles überstanden hatte und was er alles durchmachen musste.

Crispin suchte sich eine geeignete Stelle aus und begann mit dem Abstieg. Langsam kletterte er rückwärts an den Felsen hinab und vermied den Blick in die tiefe. Vorsichtig ertastete er mit den Füßen die Steine und wenn sie seinem Gewicht standhielten, dann wagte er sich ein Stück tiefer. Langsam kam er so immer ein Stückchen dem Boden näher und dennoch war es weiter Weg hinab. Manchmal jedoch, wenn einige kleine Geröllstücke hinab fielen und es unter seinen Füßen bedrohlich wackelte, dann trat ihm richtig der Angstschweiß auf die Stirn und er bete leise vor sich hin, das er das hier heil überstehen möge. Seine Hände taten ihm schon bald weh und die Finger waren aufgerissen und bluteten leicht. Die Steine waren hart, spitz und tückisch. Ein-zweimal musste er kurz verschnaufen um neue Energie zu tanken. Es war doch viel schwerer als er sich das gedacht hatte, aber er machte sich immer wieder neuen Mut. Etwas anderes blieb ihm ja auch nicht über, denn nun war er schließlich schon fast halb unten, den Rest würde er sicher auch noch schaffen. Als es dann endlich nur noch wenige Hundert Meter waren bis zum Boden, machte Crispin einen Fehler. Er stellte sich auf einen etwas größeren Stein ab, ohne sich zu vergewissern, ob er sein Gewicht auch tragen würde. Der Stein fing an zu wackeln und bevor Crispin sich noch festhalten konnte, brach der Fels ab und krachte laut in die tiefe. Er riss den Jungen mit sich und erschrocken und voller Angst fiel er nach unten, ohne irgendeine Chance, sich noch irgendwo festzuhalten oder sich abzufangen. Bedrohlich schnell sah er den Boden auf sich zu rasen und er wusste, der Aufprall würde ihm bestimmt das Leben kosten oder wenigstens einige Knochenbrüche. Schreiend und um sich hauend viel er weiter und dann plumpste er sehr unschön und mit einem lauten Poltern auf dem harten Boden auf. Er spürte, wie sein Kopf auf der Erde aufkam und wie sein Körper hart aufprallte, dann sah er nur noch Dunkelheit und tiefe schwärze um sich. Er stöhnte einmal laut auf, dann verlor er sein Bewusstsein. Irgendwann kam Crispin wieder zu sich und er spürte gleich, dass ihm sein Kopf mächtig wehtat. >>Zum Glück lebe ich noch<<, dachte er sich und öffnete langsam die Augen. Über ihn waren der strahlende Himmel, zwitschernde Vögel und ein Gesicht, das ungeduldig auf ihn herunter blickte. Crispin wollte sich aufrichten, aber da merkte er seine Schmerzen, die er vom tiefen Fall und dem heftigen Aufprall hatte. Nicht nur sein Kopf brummte mächtig, sondern auch sein Nacken schmerzte, die Arme und sein linkes Bein. Es gab eigentlich kaum etwas, dass ihm nicht weh tat. Er sank wieder auf den Boden zurück und schloss erschöpft wieder seine Augen. Aber halt, dachte er sich, war da nicht gerade ein Gesicht gewesen das ihn anstarrte? Langsam öffnete Crispin wieder seine Augen und blickte auf. Und tatsächlich, über ihn stand ein Mann gebeugt, der ihn mit einem sehr ungeduldigen, bösen Blick anstarrte. Und irgendwie kam dem Jungen dieses Gesicht sogar Bekannt vor. Er versuchte sich langsam aufzurichten, um genauer schauen zu können, aber die Schmerzen ließen ihn wieder zu Boden sinken.

>>Wer<<, konnte der Junge nur mühsam hervorbringen, denn auch das reden viel im schwer. Das allerdings übernahm dann die Gestalt, die über ihm gebeugt stand. Sehr ungeduldig und voller Wut sagte der Mann:>> Na, das wurde ja auch mal endlich zeit, das du wieder zu dir kommst. Ich warte schon eine ganze weile darauf, dass du mir hier unten den Weg zeigst, um an meinen Schatz zu gelangen. Denn leider brauche ich deine Hilfe, denn auch nur so konnte ich hier her kommen, wo wir gerade sind. Du bist der Schlüssel zu allem, ohne dich konnte keiner bisher den Weg hier her finden oder den Weg in dieses Tal. Es ist mir zwar ein Rätsel wie du meine Männer abhängen konntest, aber ich verspreche dir, mich wirst du so schnell nicht los<<. Langsam dämmerte es bei Crispin und er wusste, wen er da vor sich hatte. Es war kein geringer, als der böse Saulus persönlich. Crispin konnte sich nicht erklären wie er hier kam oder was er überhaupt dort wollte, außer natürlich an den Schatz zu kommen. Und vor Schmerzen geplagt, war es ihm im Moment auch nicht wichtig, was er von ihm wollte, er hoffte nur, das endlich seine Schmerzen vorbei gehen würden und er endlich wieder friedlich zu Hause in seinem Bette liegen würde. >>Was willst du von mir? << fragte Crispin und vermied es, den Mann anzuschauen. >>Was ich will? Ich will deine Hilfe! Oder viel mehr, du wirst mir den Weg zeigen und mir beim suchen helfen. Ich will endlich meinen Schatz haben und die vollkommene Macht über das ganze Land. Dafür brauche ich dich, denn es ist wohl leider nur dir vergönnt, diese blöde Legende ausfindig zu machen und ans Ziel zu kommen. Alles was ich bisher versucht habe, ist mir missglückt, aber nun habe ich dich und wir sind ganz nah am Ziel, das spüre ich<<! Saulus schaute in den Himmel und lachte. Crispin wünschte sich nur noch weit weg von hier und das alles endlich vorbei sein würde. Zu Saulus sagte er: >>Ich kann aber nicht weiter, ich bin verletzt, wie du sicherlich schon mitbekommen hast. Du wirst ohne mich gehen müssen>>. Der Junge vermied es, den Mann anzusehen. Dieser verlor anscheinend langsam seine Geduld, denn er schaute ihn bitterböse an und schrie:>> Wenn es nichts weiter ist, dass ist schnell erledigt. Du wirst mir helfen und zwar sofort<<! Er sprach einige leise Beschwörungen vor sich hin und kleine funken prasselten auf Crispin nieder. Dieser merkte, wie ein warmer Schauer durch seinen Körper ging und es wurde ihm überall warm. Kurz darauf verspürte er keinen einzigen Schmerz mehr und er konnte sich wieder genauso gut bewegen, so als ob gar nichts geschehen war. >>So, das wäre erledigt. Du müsstest jetzt keine Schmerzen mehr haben, also steh endlich auf und beweg dich<<, motzte Saulus. Crispin hatte keine andere Wahl, er musste dem Mann gehorchen. Bestimmt war er nicht so geduldig wie Franziskus, obwohl auch mit ihm auch nicht gut Kirschen essen war. Saulus würde bestimmt kurzen Prozess mit ihm machen, wenn er ihn reizen würde. Aber auf jeden Fall sobald sie am Ziel wären, dann würde er ihn nicht mehr brauchen und ihn aus dem Weg räumen. Crispin musste irgendwas einfallen um ihm zu entkommen oder ihn aus dem Weg schaffen, irgendwas, nur wie und was, dass wusste er noch nicht. Jetzt erst einmal musste er mit ihm im Schlepptau durch dieses Tal Wandern und die Augen offen halten nach Gefahren oder hinweisen. Crispin fiel der Spruch auf den Tafeln wieder ein und er musste zu geben, dass die Prophezeiungen irgendwie doch Recht hatten. Das gute und der Retter war eindeutig er selbst und das Böse stand direkt neben ihm. Er stand langsam auf und überprüfte seine Arme und Beine und tatsächlich hatte er keinerlei schmerzen mehr. Bis auf einige Kratzer und blaue Flecken war alles in Ordnung. Saulus hatte ihm tatsächlich die Schmerzen genommen, aber nicht aus Gutmütigkeit, sondern nur zu seinem eigenen Vorteil. >>Na, wird es endlich was, oder muss ich dir Beine machen<<, brüllte dieser erneut. Crispin versuchte ihn erst einmal zu besänftigen, in dem er ihm klar machte, dass er sich erst einmal umsehen musste, weil er sich hier nicht auskannte und weil er auch nicht wusste, wo sie hin gehen sollten. Widerwillig gab Saulus nach und wartete geduldig auf den Jungen. Crispin schaute sich tatsächlich erst einmal um. Dort unten wo sie waren sah alles viel anders aus als von weit oben. Der Ort sah verlassen, öde und ausgetrocknet aus. Überall wehten vertrocknete Büsche umher, die bestimmt einmal sehr schön waren. Es lagen riesige Steine und Felsbrocken umher, schon fast ausgedorrte Bäume standen um und vereinzelt lagen kaputte Marmorsäulen im Weg, die früher vielleicht einmal zu irgendeinem Gebäude gehörten. Überall ragten riesige Felswände empor, die bis weit nach oben ragten. Die ganze Gegend sah einsam und verlassen aus, so als ob schon sehr lange kein Lebewesen mehr dort gewesen war. Aber eines war schon sehr komisch, hier unten war alles viel größer als wie es von oben aussah. Es war ein riesig großer Platz, vielmehr eine sehr große, nicht endende Einöde, von der man nicht sehen konnte, wo sie enden würde. Es gab auch nirgendwo einen Weg oder eine Straße, es war nur ein einziger, großer Platz, der nicht überschaubar war. Man konnte auch nicht sehen wo man hin kam oder wo man landen würde wenn man einen bestimmten Weg einschlagen würde. Crispin schaute nach oben, dort hin wo er hergekommen war, aber er staunte, als er den blick nach oben warf. Von dort aus wo er stand, sah es viel höher aus als wie von oben. Es sah überhaupt ganz anders aus, alles. Nicht nur der Krater oder die Gegend hier unten, nein sogar die Öffnung von oben war anders. Er konnte den Eingang von oben nicht mehr ausmachen und auch der Schmale Weg ganz oben war nicht mehr zu sehen. Und das lag nicht an der Höhe, sondern an ganz etwas anderem. Das ganze sah gar nicht mehr aus wie ein riesiger Berg oder ein hohler Krater, nein alles sah einfach nur wie eine neue Gegend aus in der sie gekommen waren und rings um standen einfach nur Berge und Felsen, die so hoch waren, das man das obere ende fast nicht mehr sehen konnte. Verwirrt grübelte Crispin darüber nach, wie das alles was er bisher erlebt und gesehen hatte, überhaupt zu Stande kam und wie das alles überhaupt möglich war. Er hatte Lebewesen getroffen, von deren Existenz er niemals geahnt hätte und Orte gesehen, von denen er noch niemals zuvor gehört hatte. Auch hatte er Dinge erlebt, die ihm jetzt noch merkwürdig vorkamen. Und nun, als er diese veränderte Gegend sah, wunderte er sich nicht mehr als zu lange, denn er wusste bereits, alles war möglich, auch wenn er sich im ersten Moment wunderte. Crispin beschloss einfach gerade aus zu gehen und es dem Zufall zu überlassen, wann und wo sie lang gingen. Im Schlepptau mit Saulus ging nun die Reise weiter, von der niemand ahnte, wann, wo und wie sie enden würde. Die zwei wanderten schon eine ganze weile und nichts veränderte sich. Die Gegend schien endlos so weiter zu gehen und obwohl man den Berg am ende sehen konnte, so kamen sie ihm aber dennoch nicht ein Stück näher. Crispin war das endlose lange wandern schon zu wieder, aber es gab ja kein zurück mehr und je länger er sich aufhielt, desto länger dauerte es bis er endlich am Ziel war. Ab und zu glaubte er schon gar nicht mehr an ein ziel und an das wofür er kämpfte. Was wäre, wenn alles doch nur eine Legende war und das alles gar nicht existierte? Waren dann seine Träume nur Hirngespinste und die Weissagungen nur Märchen? War das alles was er bisher ertragen musste umsonst gewesen und mussten alle Menschen umsonst unter der Wut von Saulus leiden? Aber dann dachte er wider an Wurzel und an Eusebius. Sie waren real und sie hatten ihn schon oft aufgemuntert und ihm gut zugesprochen. Und wenn sie jetzt bei ihm wären, dann würden sie es wieder tun. Crispin spürte seinen Durst und er versuchte Saulus dazu zu überreden, etwas Wasser herbei zu Zaubern, denn so etwas konnte er sicherlich, dachte sich der Junge. Nach einigem hin und her lies der Mann sich tatsächlich überreden, denn er wusste das nur ein gesunder und fitter Junge ihm etwas nützen würde. Er lies einen kleine See vor sich entstehen und sofort stürzte sich der Knabe auf das kühle nass und erfrischte sich. Saulus schaute nur ungeduldig zu und wartete darauf, dass es weiter ging. Ein leises rascheln hinter ihm lenkte ihn kurz ab und er drehte sich zu dem Busch um der ganz in der nähe stand. Die Zweige bewegten sich etwas, aber dem schenkte er keine weitere Aufmerksamkeit, es waren bestimmt nur irgendwelche Tiere die sich dort versteckten, dachte er. Später sollte er eines besseren belehrt werden.

 

 

Die Säbelzahnhasen

Nachdem die beiden wieder ein Stück gelaufen waren, entdeckten sie ein kleines Loch im Boden vor sich. Es war aber nicht einfach nur ein kleines Loch, sondern es war groß genug, das ein ganzer Mensch dort hinein passen würde. Es ging steil hinab und man konnte nicht sehen wo es endete, denn es war stockdunkel in dem Loch. Vielleicht war das ja eine Öffnung die irgendwo hin führte, an einen anderen Ort oder in einer Höhle, dachte sich Crispin laut, was er besser nicht getan hätte, denn sogleich schubste Saulus ihn auf das Loch zu.     

>>Wenn du meinst das es irgendwo hin führt, denn solltest du es wohl ausprobieren<<, sagte er und verlangte, das Crispin in das Loch kletterte und hinab stieg. >>Du gehst voran und ich werde dir folgen wenn alles in Ordnung ist. Aber denke daran. Ich bin immer noch hier und du solltest ja nicht daran denken mich zu hintergehen. Ansonsten werden deine Freunde und deine Großeltern nicht mehr lange leben<<. Mit einem drohenden Blick schaute er den Jungen an und schubste ihn ins Loch. Crispin blieb keine andere Wahl und er hatte auch keine weitere Zeit mehr um darüber nach zu denken, denn der Schubs reichte vollkommen aus um ihn das Gleichgewicht verlieren zu lassen und er plumpste mitten in die Öffnung hinein. Bevor ihm noch klar wurde was da geschah, rutschte er den schmalen Gang hinunter und es ging sehr schnell Bergab. Es war so Stockdunkel in dem Loch, dass er nicht das Geringste sehen konnte. Er versuchte sich mit den Händen irgendwo festzuhalten oder sich wenigstens etwas abzustützen, damit es nicht gar so schnell hinunter ging. Er bekam aber nur trockne Erde zu fassen und einige lose Äste, sonst nichts. Crispin hoffte nur, dass er sanft landen würde und es keine weitere Gefahr bestünde. Schließlich konnte man nie sicher sein, alles war möglich, dass wusste er bereits. Von oben hörte er Saulus laute ungeduldige Stimme rufen, aber beim besten willen konnte er nun nicht antworten. Plötzlich merkte er, dass es langsam heller wurde zu seinen Füßen und er machte sich auf eine unschöne Landung bereit. Jetzt ging alles wirklich sehr schnell. Bevor er noch überlegen konnte wie er sich am besten vor einen harten Aufprall schützen konnte, landete er auch schon auf dem Boden. Crispin war überrascht, denn er fiel nicht sehr tief und es tat auch gar nicht weh. Er drehte sich um und schaute auf die Öffnung, aus der er gerade eben fiel. Sie war in einem großen Sandhügel versteckt, der fast genauso hoch war wie der Berg ringsum. Das Loch war von Gestrüpp und trocknen Gräsern umgeben und wenn man nicht genau wusste dass dort ein Loch war, so konnte man es leicht übersehen. Plötzlich zwickte ihn etwas ins Bein und erschrocken drehte sich Crispin um, aber es war nichts zu sehen. Bestimmt irgendeine lästige Fliege oder eine Mücke, dachte er sich und rieb sein Bein.

Wieder waren Saulus Rufe zu hören, aber die schenkte der Junge erst einmal keine weitere Aufmerksamkeit. Zuerst wollte er sich einmal umschauen und sehen wo er gelandet war. Aber wie er feststellte, war alles fast genauso wie zuvor. Nur Sand, vertrocknete Büsche und Gräser und viele Steine und Felsstückchen. Nur der riesige Berg schien verschwunden zu sein, denn nirgendwo konnte man ihn sehen, bis auf den Sandhügel, in dem das Loch war. Anscheinend war er tief ins innere der Erde gelangt, von wo man aber trotzdem noch einen Himmel sehen konnte. Und wieder waren die ungeduldigen rufe von dem Bösen Zauberer zu hören. Diesmal drohte er wieder, falls er nicht endlich eine Antwort bekäme. Kleinlaut und widerwillig antwortete Crispin ihm und wartete, dass er zu ihm stoßen würde. Er wusste, im Moment blieb ihm keine andere Wahl, er musste dem Kerl gehorchen. Und auch nur einen einzigen Moment später plumpste Saulus aus dem Erdloch und landete direkt neben Crispin. Auch er sah sich erst einmal um und stellte fest, dass alles genauso aussah wie zuvor auch. Es dauerte aber nicht lange und er verlangte von Crispin, ihn weiter zu führen. Diesmal aber spürten sie mehr leben in dieser Gegend, denn hinter fast jedem Busch und Strauch raschelte es und es kam ihnen vor, als ob sich etwas hinter ihrem Rücken bewegen würde. Aber jedes mal wenn sie sich umdrehten war da gar nichts, außer der Wind der die Gräser bewegte.Und wieder wanderten sie eine schier unendliche Zeit, in der nichts geschah. Crispin wünschte sich allmählich, dass das alles endlich bald ein Ende haben würde, denn er hatte schon jegliche Lust und alle Hoffnung verloren. Diese unendlich, lange Reise schien gar kein ende nehmen zu wollen und seine Beine würden ihn auch nicht mehr lange tragen, wenn es so weiter gehen sollte. Irgendwann war es ihm egal und er sagte zu Saulus, das er dringend eine Pause brauchte, sonst könnte er nicht mehr weiter laufen, egal was dieser auch mit ihm tun würde. Widerwillig gab Saulus dann nach und er genehmigte eine kurze Verschnaufpause. Anscheinend war er auch ganz froh über diese Rast, denn sogleich lies er sich auf den Boden sinken und blieb sitzen. Crispin nahm einen kleinen Schluck Wasser aus seiner Flasche und legte sich der Länge nach auf den Boden. Er betrachtete den fernen Himmel über sich und überlegte, was seine Freunde jetzt wohl taten. Ob sie immer noch gefesselt waren und ausharren mussten, bis eine Anweisung von Saulus kam? Und was jetzt wohl seine Großeltern taten? Ob es ihnen gut ging und den anderen Dorfbewohnern auch?

Am liebsten wäre Crispin nun zu hause, in seinem warmen Bett und bei einer schönen, saftigen Mahlzeit, aber leider ging das nicht und es würde noch eine ganze weile dauern, bis es wieder so sein würde, so hoffte er jedenfalls. „Auf, auf, du hast dich genug ausgeruht, gehen wir weiter. Wir wollen doch deine Freunde nicht so lange warten lassen, oder?“ Saulus stand schon wieder und gab dem Jungen zu verstehen, das er sich wieder hochrappeln musste um weiter zu gehen. Wie er da so stand, bemerkte er gar nicht, dass ein kleines Häschen hinter einem Busch hervorlugte und die zwei neugierig beobachtete. Die zwei fremden bewegten sich so flink hin und er, das es einen Satz nach vorne tat und den größeren von beiden in die Hacke bis. Saulus sprang auf und sah ein kleines Tierchen zu seinen Füßen, das von seinem Schrei und seinem plötzlichem Aufsprung durch den biss erschrak und flink davon hoppelte. „Verflixte Viecher“, rief der alte Mann und drehte sich im Kreis und hielt Ausschau nach weiteren Tieren. „Das war ein Säbelzahnhase“, sagte er leicht wütend zu Crispin, obwohl es ihn nicht interessierte. „Zum Glück war es nur ein Junges und nicht ein großes. Gehen wir schnell weiter, bevor die anderen kommen, falls sie in der nähe sind“. Er versetzte Crispin einen leichten Schubser und trieb ihn so voran, was dieser laut durch schimpfen sich verbat. Aber nach einer weile merkten sie, das sich überall etwas regte und jeder Busch raschelte und bewegte sich. Saulus schaute mit flüchtigen Blicken umher und sagte zu Crispin:>> Schnell, schnell! Wenn es die anderen Hasen sind dann sollten wir zu sehen das wir weg kommen. Sie haben lange Zähne in den Gift steckt und ein Biss von den ausgewachsenen ist tödlich. Die Jungen sind noch harmloser, sie haben noch kein Gift in sich, aber ein Biss von ihnen ist schmerzhaft<<. Crispin schaute erschrocken um sich, denn er konnte sich nicht vorstellen, dass es solche Tiere gab. Einige Minuten jedoch später, kamen einige dieser Tiere hinter den Büschen hervor und langsam kamen sie auf die Fremden zu. Sie waren nur neugierig und wollten sich das unbekannte einmal ansehen, mehr nicht. Bei Gefahr jedoch bissen sie flink zu. Die beiden Menschen blieben stehen, als die Hasen hervor kamen. Von überall kamen jetzt diese Tiere und es wurden immer mehr. Saulus befahl den Jungen, sich ruhig und still zu verhalten und sich nicht zu bewegen, bis sie weg waren. Crispin tat wie im geheißen, denn bei dem Anblick der Hasen erschrak er etwas. Noch niemals zuvor hatte er solche Hasen gesehen, denn sie hatten lange, spitze Zähne, die ihnen an den Seiten fast bis zum Boden reichten. Ihr Fell war weiß- braun und sah sehr kuschelig und flauschig aus und die Ohren hingen schlapp herunter. Die kurzen Stummelschwänzchen bewegten sich aufgeregt hin und her. Die jüngeren Hasen hatten noch kurze oder teilweise noch gar keine Zähne. Neugierig wie sie waren, kamen sie langsam näher und beschnüffelten die Fremden. Diese wiederum standen nur starr da und hofften, dass nichts passieren möge. >>Auch wenn sie noch so friedlich aussehen, bei der geringsten Gefahr beißen sie zu und du kannst nichts mehr machen. Der Tod ereilt die schnell und es gibt kein Gegengift dafür. Also mache nichts was sie erschrecken könnte, ich brauche dich noch eine weile<<. Crispin schaute verwirrt umher und fing fieberhaft an nach zu denken. Was könnte er nur tun um dem ganzen zu entkommen? Gab es vielleicht eine Möglichkeit jetzt Saulus los zu werden? Konnte er das überhaupt wagen? Er blickte umher, nach irgendeiner Möglichkeit oder einem Hinweis das ihm helfen könnte. Er fand aber nichts außer ein paar lose Äste, Stöcke und Steine. Die Säbelzahnhasen jedoch fanden die Fremden interessant und sie fingen an, an ihren Hosenbeinen zu schnüffeln. Eigentlich war das ja gar nicht so schlimm, denn die Tiere hoppelten so süß umher, dass man sie am liebsten gestreichelt hätte. Die jüngeren von ihnen waren schon etwas zutraulicher und noch nicht so ängstlich wie die anderen Säbelzahnhasen und hätten sie nicht solche langen, bedrohlichen Zähne, dann würde Crispin es wagen, einfach weiter zu gehen, aber die Worte von Saulus machten ihn vorsichtig. Denn es würde ihm nichts nützen ihn anzulügen, er brauchte ihn noch um an das Ziel zu kommen. Da würde er bestimmt darauf aufpassen, dass ihm nichts passiert, wenigstens so lange, bis Saulus das hatte, was er wollte. Langsam kroch ein feiner Nebel über den Boden hin, den sie noch nicht bemerkten. Ganz langsam kam er über die Erde entlang, durch die Büsche, um die Bäume herum und wurde immer dichter. Ganz fein kroch er an den Füßen der Hasen hoch und diese zogen sich schnellstens zurück, als sie ihn bemerkten. Aber nicht alle, einige bleiben in sicherer Entfernung stehen und beobachteten alles.

Als Saulus merkte, das die Säbelzahnhasen langsam zurückwichen, meinte er dass sie sich langsam, aber vorsichtig weiterbewegen könnten. Der Nebel jedoch wurde schnell immer dichter und bald konnte man den Boden nicht mehr erkennen. „Es steigt ein Nebel auf. Ich weiß zwar nicht wo er herkommt und wie lange er bleibt und wie schlimm er wird, aber ich denke, es wird uns nicht am weitergehen hindern“, meinte Saulus und blieb dicht hinter seinem Gefangenem. Aber nach wenigen Schritten bemerkten sie, dass der Nebel an ihren Beinen hoch kroch, wie flüssiges Wasser, das in einem Fluss steigt. Saulus befahl Crispin stehen zu bleiben und in seiner nähe zu bleiben, denn der Nebel wurde immer schlimmer. Jetzt war er schon bis zu den Knien gelangt und Crispin dachte über eine mögliche Flucht nach. Eilig schaute er sich in der Gegend um, nach möglichen Hindernissen, wie Bäume, Felsen und anderem, die ihm in dem Nebel bei einer Flucht hinderlich sein könnten. Rasch entdeckte er einen Weg, der ohne Hindernisse war, den könnte er auch im Nebel gehen, wenn er den bösen, alten Mann loswerden könnte. Hoffentlich waren dann nur diese Säbelzahnhasen nicht mehr in der nähe, dachte er sich und hielt Ausschau nach ihnen, konnte aber in dem dichten Nebel nichts mehr erkennen. In wenigen Minuten war der Nebel an ihnen hoch gekrochen und sie konnten nichts mehr erkennen, so dicht und undurchdringlich war er. Crispin fühlte eine Hand in seinem Rücken, die ohne Zweifel von Saulus war. Er hielt den Jungen an der Jacke gepackt und rief: „Du entwischt mir nicht! Du bleibst bei mir und zeigst mir den Weg zu meinem Schatz. Wenn du etwas aushecken willst, dann denke nur an deine Freunde und dein Dorf, denen wird es schlecht ergehen“. Er hielt ihn fest gepackt, so das er mühe hätte, sich von ihm zu befreien. Sie standen nun völlig im Nebel und sie konnten die Hand vor Augen nicht mehr sehen, so dicht war er. Crispin hätte alle mühe den Weg zu finden ohne zu stolpern oder hinzufallen, wenn er eine Flucht wagen wollte, aber erst einmal musste er sich von dem Mann befreien. Er wusste nicht wie lange er Zeit hatte bis der Bebel wieder verschwunden war, es konnten Minuten sein, aber auch Stunden. Fieberhaft dachte er nach und überlegte, was er tun könnte. Er war sich sicher, das Wurzel und Eusebius ihm jetzt zur Flucht raten würden und das er keine Rücksicht auf sie nehmen sollte. Auch an seine Großeltern konnte er jetzt nicht denken, er musste sein eigenes Leben retten, damit er ihres retten konnte. Wenn er Saulus ans Ziel bringen würde, dann wäre alles umsonst gewesen und er würde ihn bestimmte nicht am Leben lassen. Also war jetzt eine Flucht das beste, jetzt war die beste Gelegenheit, dass musste er ausnutzen. Schnell kam ihm auch eine gut Idee und dabei sollten auch die Hasen eine rolle spielen. Zum Glück war der Nebel immer noch so dicht, dass man nichts sehen konnte, so konnte Saulus auch nicht mitbekommen, was der Junge tat. Vielleicht hatte er nur wenige Minuten Zeit darum handelte er nun schnell, ohne weiter nachzudenken. Plötzlich fing er an zu schreien und duckte sich zum Schein hinunter. „Was ist da los, was machst du da?“ fragte Saulus wütend. Crispin, immer noch jammernd, antwortete: „Mich hat etwas ins Bein gebissen, das tut so weh. Ich glaube das war einer diese Hasen. Oh man tut das weh und mir wird plötzlich so schwindelig“. Vor Schreck lies Saulus den Jungen los und sagte:“ Was? Wie konnte das passieren! Das darf nicht sein. Du lügst, sag das du lügst“! Er wurde richtig laut und sehr zornig. Er konnte nicht glauben, dass er nun seine wichtigste Waffe verloren haben sollte und schrie immer lauter. Crispin jedoch nutzt diese Chance, tat so als ob er hinfallen würde, stöhnte noch einmal laut und wurde dann still. „Nein, steh auf. Du darfst noch nicht tot sein, ich brauche dich noch“, schrie Saulus vor Wut und versuchte im Nebel nach dem Jungen zu tasten. Dieser schlich so leise wie es ging immer weiter von im weg. Crispin taste mit den Händen und Füßen vor sich her, um nicht hinzufallen oder auf einen Ast zu treten, der ihn verraten könnte. Ungefähr wusste er noch die Richtung, in die er gehen musste, um nicht irgendwo anzuecken oder zu stolpern. Immer weiter entfernte er sich und die Stimme von Saulus wurde immer leiser. Ein paar Minuten tastete er so vor sich her und lauschte dabei immer in die Richtung aus der er kam, um zu vermeiden, das er mit Saulus wieder zusammenstieß, falls dieser nach ihm suchen würde. Als er meinte, dass er in Sicherheit war und keine Gefahr mehr bestehen würde, blieb er kurz stehen und rieb sich seinen Knöchel, den er kurz zuvor an einem Ast aufgeritzt hatte. Er spürte wie das Blut am Fuß runter lief, aber er konnte nichts sagen, weil Saulus schließlich immer noch in der nähe sein konnte. Nach einer weile bemerkte er, dass der der Nebel dünner wurde und er konnte wieder leichte Umrisse der Umgebung entdecken. Vorsichtig blickte er nach hinten, um zu sehen, ob der böse Mann hinter ihm her war. Aber weit und breit war keine Menschenseele zu entdecken oder zu hören. Crispin schaute sich um, der Nebel wurde jetzt schlagartig immer dünner und er zog sich langsam wieder zurück. Er sah direkt vor sich einen Weg, der um eine scharfe Kurve führte und hinter hohen Bäumen verschwand. Crispin entschied sich, ihn zu nehmen, da man von hier aus wo er stand, nichts mehr sehen konnte. Falls Saulus hinter ihm her war, und das würde er bestimmt wenn er entdecken würde das Crispin weg war, dann würde er ihn nicht so schnell finden. Es gab nämlich noch zwei andere Wege die sich von dem einen abgabelten, aber diese waren weit vorauszusehen und sie gingen nur stur gerade aus. Crispin lief also los, um so schneller der Gefahr zu entkommen und ging um die Kurve herum und verschwand hinter den hohen Bäumen. Er sah aber das kleine Loch nicht, das einige Meter vor sich im Boden war und lief einfach darauf zu. Es war nicht sehr groß, aber man konnte mit seinen Füßen hineingelangen und eventuell drinnen stecken bleiben. Wie er also so weiter marschierte, passierte auch schon das Unglück. Er ging geradewegs darauf zu, ohne es zu sehen, und trat natürlich hinein und sackte ein. Erschrocken stolperte er und senkte mit beiden Füßen in das Loch. Was dann aber geschah, warf ihn sehr zurück und er wurde weit, weit zurückgeworfen in seiner Mission.

 

 

Wieder zurück im Labyrinth

Crispin sank mit beiden Füßen in das Loch vor ihm ein und erschrocken darüber, kam er ins straucheln und viel hin. Er konnte sich gerade noch ein lautes `AUA` verkneifen, denn er wusste ja nicht, ob Saulus in der nähe war. Zuerst dachte er, dass es nur ein harmloses kleines Loch war, aus dem er leicht wieder raus kommen könnte, aber kaum das er sich bewegte, merkte er, dass die Erde um das Loch herum nachgab und ins innere sank. Das Loch wurde immer größer und Crispin sank immer mehr ins innere. Er versuchte sich irgendwo fest zuhalten und mit aller Kraft sich hoch zu stemmen, damit er nicht noch tiefer hinunter sinken würde. Er blickte um sich und suchte irgendetwas, wo er sich festhalten konnte, wie eine Ast oder ähnlichem, aber es war nichts in greifbarer nähe.

Immer mehr gab die Erde um ihn herum nach und langsam stieg Panik in ihm hoch. Er war im begriff, im Erdboden zu versinken, dass war wohl das ende, dachte er sich und merkte wie sich der Sand in seine Hosenbeine und seine Stiefel kroch. Nach verzweifelten Minuten des Kampfes, merkte er, dass es für ihn keine Rettung mehr gab. Er war dabei zu versinken und niemand würde ihm helfen können. Ein letztes Mal versuchte er noch sich hochzustemmen, aber je mehr er zappelte, desto schneller versank er. Jetzt war er schon bis zur Brust versunken und es gab keinerlei Ausweg mehr. Langsam merkte Crispin, wie sich der Sand bis zum Hals hoch zog und als er beim Mund angelangt war, schloss er seine Augen und betete leise, dass es schnell gehen möge und dass er nicht leiden musste. Dann ging auch alles sehr schnell. Crispin merkte, wie er im Boden versank und sich die Erde über ihm schloss. Alles wurde dunkel, aber es ging noch weiter. Anscheinend war unter ihm eine art Tunnel, denn er rutschte langsam immer tiefer. Eine ganze weile schlitterte er durch das innere der Erde und er spürte überall den Sand. In den Ohren, in den Haaren, auf dem Körper, einfach überall war er. Es dauerte eine schier unendliche lange Zeit, bis er merkte, dass es um ihn herum mehr Platz war und dass er sich etwas bewegen konnte. Nach wenigen Minuten spürte er, wie sich seine Füße in die Freiheit bohrten. Tatsächlich, sein ganzer Körper kam wieder in die Freiheit. Anscheinend war es wohl nur ein unterirdischer Tunnel gewesen, in dem er da geraten war und nun war er an einen anderen Ort gelangt. Es gab einen harten Aufprall und Crispin landete unsanft auf dem Boden. Er machte jetzt erst wieder seine Augen auf, die er zuallererst zum Himmel richtete. Und was sah er da?

Über ihm war eine große, runde Öffnung, aus der er anscheinend gerade gefallen war. Sie schloss sich wieder mit einem leisen Sog und verschwand blitzschnell vom Himmel. Nur wenige Minuten später war nichts mehr davon zu sehen, so als ob sie niemals da gewesen wäre. Crispin war heilfroh darüber, dass er noch am Leben war und dankte Gott dafür. Aber als er sich umblickte, traute er aber seinen Augen nicht. Er war doch tatsächlich wieder im Labyrinth gelandet. Weit, weit entfernt und weit vom Ziel weg. „Oh nein! Wie konnte das nur passieren? Jetzt bin ich wieder fast am Anfang, ich glaube es nicht“. Wütend stand er auf und drehte sich im Kreis. Tatsächlich waren überall Hecken, Mauern und viele Wege. „Das darf nicht wahr sein! Ich kann doch nicht noch einmal den ganzen Weg auf mich nehmen. Das geht doch nicht mit rechten Dingen zu“. Wütend, enttäuscht und mit Tränen in den Augen sank er zu Boden und wusste nicht, was er tun sollte. Es war ihm so viel Zeit entronnen und er konnte unmöglich noch das Ziel erreichen. Die bösen Reiter und Saulus waren viel weiter als er, sie würden bestimmt siegen wenn nicht noch ein Wunder geschehen würde. Da musste doch Saulus dahinter stecken. Er hatte bestimmt vor Wut ihn hier zurück geschickt, als er bemerkte, dass sein Gefangener weg sei. „Oh, was wird er bloß mit Eusebius und Wurzel machen? Und mit dem Dorf“? Crispin mochte nicht daran denken und er fragte sich immer wieder, was er da nur getan hatte. Es war alles seine Schuld, er war einfach nicht der richtige für so eine wichtige Aufgabe. Ignaz hätte sich einen anderen aussuchen sollen, einen der schlauer und mutiger war, einer der wusste, was zu tun sein. Jetzt war alles dem Untergang geweiht und es würde überall nur noch Hunger, Durst und Elend herrschen. Jetzt konnte er sich nicht mehr in seinem Dorf blicken lassen. Alle würden ihn für einen Versager halten und ihm ewig die Schuld geben. Seine Großeltern mussten den Spott und die Beschimpfungen über sich ergehen lassen und vielleicht sogar den baldigen Tod durch Hunger und Krankheit.

Wütend über sich selber warf er seine Tasche weit von sich weg und schimpfte laut über seine Dummheit und seine Unfähigkeit. Beim Aufprall auf den Boden, ging die Tasche auf und der Inhalt verstreute sich über den Boden, den Crispin im Moment nicht interessierte. Er trat gegen die nächst beste Hecke, riss Blätter und Zweige ab und zog wütend an den Hecken herum. Immer wieder fragte er sich, was er nun tun sollte. Sollte er wirklich versuchen, weiter zu kommen und noch etwas zu retten? Oder sollte er sich einfach erst einmal den Ausgang suchen und dann weiter sehen? Vielleicht aber sollte er auch einfach hier drinnen bleiben und alle anderen vergessen! Es war bestimmt schon zu spät für alles und es war zwecklos, sich jetzt noch den Kopf darüber zu zerbrechen. „Was soll ich nur tun? Fragte er laut vor sich her und sank mutlos auf den Boden. Und plötzlich, wie aus dem nichts hörte er eine feine Stimme, die, wie es ihm schien, aus dem Wind, den Blättern, den Hecken und den Mauern kam. „Du sollst noch einmal Hilfe bekommen, weil es für die Menschen sehr schlecht aussieht. Es ist noch nicht alles zu spät, du hast noch Chancen, alles zu retten. Aber diesmal wirst du alleine sein, ohne gute Freunde und Gefährten die dich begleiten. Nimm die Rose die du noch hast, sie wird dir helfen, wo du sie brauchst. Aber du musst alleine raus finden, wie sie dir Helfen kann. Jetzt steh auf, nimm deine Sachen und geh. Um die nächste Mauer herum lebt das alte Pärchen, bei dem du schon einmal warst. Dort sollst du dich ausruhen, erholen und dich stärken. Am nächsten Tag trete deine Reise wieder an und diesmal denke genau nach, wenn du etwas tust“. Verwundert wollte Crispin wissen, wer da gesprochen hatte und was mit seinen Freunden sei. „Darüber mach dir keine Gedanken, sie sind in Sicherheit und keiner Gefahr mehr ausgesetzt. Und jetzt gehe“. Sehr eindringlich und fordernd drängte die Stimme den Jungen, jetzt endlich weiter zu gehen. Crispin wollte schon aufspringen und seine Sachen zusammen suchen, als ihm einfiel, dass er immer wieder reingelegt wurde und das er doch niemandem trauen sollte. Schließlich hatte ihn seine Gutmütigkeit hier her gebracht. Er war am überlegen, was sollte er jetzt machen? Woher sollte diese Stimme denn von der Rose wissen und von den alten Leuten? Er ließ seine Tasche wieder fallen und beschloss, erst einmal um die Ecke zugehen um nachzusehen, ob dort wirklich das Haus der alten Leute war. Wenn ja, dann könnte er ja wirklich dort noch einmal übernachten, falls sie es erlauben sollten. Und über Nacht würde ihm dann bestimmt etwas einfallen, wie er noch alles zum Guten wenden könnte. Crispin ging also einige Schritte, dann bog er um die nächste Mauer und schaute vorsichtig was dahinter war. Und tatsächlich, dort stand das kleine Häuschen von den alten Leuten. Wie zuvor auch kroch eine kleine Nebelwolke aus dem Schornstein und es brannte ein gemütliches Licht in einem der Zimmer. Froh darüber, kehrte Crispin um und holte seine Tasche. Schnell sammelte er die verstreuten Sachen vom Boden auf und stopfte sie achtlos wieder in seine Tasche zurück. Dann lief er rasch wieder zu dem Häuschen hin und näherte sich langsam und leise der Tür. Von innen stieg ein leckerer Duft hervor, der wieder einmal den Hunger in Crispin weckte. Für einen kurzen Moment vergaß er seine Not und seine Misere, er klopfte an die Tür und hoffte, dass man ihm noch einmal Einlass gewähren würde. Als die alte Frau ihm die Tür öffnete, schaute sie ihn verwundert an, aber sie bat ich gerne hinein. Nach dem sie sich begrüßt hatten und ihn zum Essen einluden, setzten sie sich an den Tisch und erzählten sich, was bisher alles geschehen war.

 

Aber was war eigentlich mit den Rittern, mit Saulus und mit dem Dorf in der Zwischenzeit? Ja, Saulus war außer sich vor Wut, als er merkte, das der Junge fort war. Natürlich hatte er ihn wieder ins Labyrinth zurück geschickt, denn er wollte um alles in der Welt verhindern, dass er als erster am Ziel angelangen würde. Er kehrte mit ein paar Zaubersprüchen zu seinen Männern zurück, die immer noch vor dem Berg standen und einen Einlass suchten. Er ließ seine ganze Wut an ihnen aus und er schickte sie wieder zurück zu seinem Schloss. Bis auf Franziskus und einige wenige auserwählte, die ihn noch begleiten durften. Alle anderen mussten zum Schloss zurück und reumütig, das sie so versagt hatten, kehrten sie um und machten sich auf den Weg zurück. Auch die Männer, die weit, weit entfernt die Gefangenen bewachen sollten, mussten umkehren und auch sie warteten auf das Donnerwetter ihres Gebieters, da sie ihre Gefangenen im Schlaf verloren hatten. Sie wussten zwar nicht wie, aber alle wurden vom Schlaf übermannt und als sie wieder aufwachten, waren der Zwerg und der Kobold weg. Spurlos verschwunden, ohne jegliche Spur von ihnen. Und die Männer die noch im Schloss waren, bekamen den Befehl, das Dorf der Schändlinge dem Erdboden gleich zu machen und niemanden zu verschonen. Auch das Dorf Grünauen wurde überfallen, aber diese Leute hatten wenigstens den Mut und die Mittel, sich zu verteidigen und sich zu wehren. So konnte man das allerschlimmste verhindern und bald gaben die Reiter auf und kehrten um. Die Felder dort waren zertrampelt und einige Scheunen waren kaputt und eingerissen. Viele der Menschen wurden verletzt und sie hielten einen Rat ab, wie man sich gegen diese Reiter verteidigen konnte. Mittlerweile wussten die Leute, was los war und weswegen Crispin fort war. Die Meinung deswegen war sehr geteilt bei den Leuten, denn viele gaben ihm die Schuld dafür, dass das alles passierte. Aber einige fragten sich auch, ob er nicht doch ein wenig Erfolg hatte, denn sonst wäre der Böse Mann aus dem Reich der Suren nicht so sauer, das er sie alle vernichten wollte. Nur seine Großeltern hofften, das er bald wieder zurückkehren würde und das alles wieder so sein würde, wie zuvor. Saulus machte sich in dem gleichen Augenblick mit seinen Männern auf, um alleine ans Ziel zu kommen.Crispin dagegen ahnte von alle dem noch nichts und er klagte dem alten Pärchen sein leid. Er erzählte, wie er von seinen Freunden getrennt wurde, was sie bisher alles erlebten und wie er wieder hier her zurückkam. Auch berichtete er von der stimme, die ihm sagte, das er mit Hilfe der Rose noch alles retten könnte, er aber nicht wusste wie. Sie betrachteten die zerbrechliche Rose, die noch immer schimmerte und glänzte, so als ob sie gerade erst entstanden wäre. Unzählig viele Glitzerpartikel hefteten sich an den Blättern und den Blüten fest und sie sah noch immer wunderschön aus, wie zu Anfangs, als er sie bekam. Lange grübelten sie über eine Lösung nach, aber dann merkte Crispin, wie ihn der Schlaf einholte und er legte sich in das zurechtgemachte Bett und lies seine Gedanken schweifen. Morgen war auch noch ein Tag und vielleicht sah dann ja schon alles anders aus und ihm viel dann sogar eine Lösung ein. Er kehrte in einen unruhigen Schlaf, mit verwirrenden Träumen ein, in denen sich alles vermischte, was er bisher erlebte. Er sah seine Freunde zappelnd an den Bäumen gefesselt und seine Großeltern krank und schwach im Bett liegend. Er hörte die vorwurfsvollen Stimmen der Nachbarn und sah traurige Augen, die im Sand der bunten Wüste versanken. Er hörte leise stimmen der Elfen, die ihm warnend antrieben und sah die Rose, wie sie glitzernd in der Luft schwebte und dann mit einem ruck klirrend auf dem Boden zerbrach. Die Zwunschiß schrieen klangvoll und ermahnten ihn, ihm doch endlich etwas von seinem Essen abzugeben. Dann hörte er eine stimme die er nicht kannte. Sie sagte ihm, dass er die Blätter einzeln von der Rose abrupfen sollte, dann würden sie ihm einen Wunsch erfüllen, jeden den er wollte. Zum Schluss wurde er dann sogar als König gefeiert und alles hatte ein gutes Ende, er war der König in der großen, schwarzen Burg, die Unheil und Gefahr verkündete.

Schweißgebadet wachte Crispin am nächsten Morgen auf und schüttelte sich. Seine Träume waren alles andere als schön und vergnüglich und er war froh, dass es nur Träume waren. Nach einem erfrischendem Bad und einem langem, aus gediegenem Frühstück, was er sichtlich genoss, machte er sich mit einer voll gepackten Tasche mit lauter Leckereien wieder auf den weg. Er wusste zwar nicht wohin und was er jetzt überhaupt tun sollte, aber er beschloss, erst einmal los zu gehen und alles weitere auf sich zu kommen zu lassen. So marschierte er also wieder los, durch die unzähligen Gänge und Wege, an Hecken und Mauern vorbei, über Steine, Äste und Sand und er lies lange Zeit seinen Mut nicht sinken. Jetzt merkte erst aber, wie sehr ihm seine Freund fehlten und das er ganz alleine war, ohne Hilfe und ohne jemanden, mit dem er sich unterhalten konnte. Aber schon bald bekam er wieder Hilfe und diesmal sogar sehr gute und sehr hilfreiche.

 

Das Schloss im Labyrinth

Als Crispin am Nachmittag sich etwas ausruhte, bekam er wieder einmal Besuch von kleinen Händen, die ihm durch die Hecke hindurch das Essen stehlen wollten. Er erkannte natürlich sofort wem sie gehörten, es waren die kleinen Zwunschiß. „He, stehlt ihr immer noch anderen ihr Essen“? fragte er durch die Hecke hindurch und erschrocken zog sich die kleine Hand wieder zurück. Langsam konnte Crispin merken, wie die Blätter der Hecke sich bewegten und das mehrere der kleinen hindurch gekrochen kamen. Kurz darauf standen wieder Winfrieda, Xander, Urban, Nelda und die anderen vor ihm. Und wie zuvor schon, machte sich Xander an dem Essen zu schaffen, was Crispin diesmal nicht störte. Er war froh, wieder jemanden zu sehen, den er kannte. Lustig und aufgebracht sprangen die anderen umher und freuten sich riesig, den Menschen wieder sehen. Sie wunderten sich überhaupt nicht dass er dort war und keiner von den kleinen fragte, was er immer noch hier machte. Alle redeten aufgeregt durcheinander und jeder sprang von einem Bein aufs andere, so das Crispin erst einmal laut rufen musste, damit etwas ruhe einkehrte. „He, Freunde, seit doch einmal etwas leiser, ich versteh ja kein Wort“. „Du musst mit kommen, wir haben etwas gefunden hier drinnen, das wird dich bestimmt interessieren. Ein riesiges Schloss, komm schon“, rief Winfrieda aufgeregt und zog ihn an seine Ärmel. „Ein Schloss? Hier drinnen? Wo denn“, fragte der junge Mann und schaute verwunderte die Zwunschiß an. „Na, hinter einigen Gängen und hinter den Hecken. Es sieht so aus, als ob es schon länger dort ist, aber wir haben es noch niemals zuvor gesehen - und glaub mir, wir haben schon viel hier drinnen gesehen“, antwortete Winfrieda und schaute ungeduldig umher. „Ja, wie wollten schon hinein gehen, aber die Tür ist uns zu hoch und einen anderen Eingang haben wir nicht gefunden“, meinte Urban gelangweilt. Ihn interessierte das Schloss anscheinend nicht besonders. Da alle ganz aufgeregt waren und keine Ruhe gaben, versprach Crispin, mitzukommen und sich das mal anzusehen. Er versprach sich nicht sehr viel davon und er glaubte, dass die kleinen übertrieben oder gar etwas verwechselten. Ein Schloss müsste man doch wohl sehen können, trotz der hohen Hecken und Mauern, dachte er sich. Die Zwunschiß fasten ihn an und zogen ihn mit sich, so sehr, das er mühe hatte, vernünftig zu laufen. Sie führten ihn um Wege, Mauern und Hecken herum und schoben ihn immer schneller vor sich her. Es dauerte eine ganze weile bis Xander sagte, das es jeden Moment kommen müsste, das Schloss. „Nur noch eine Hecke, dann sind wir endlich da“, rief Winfrieda und schaute schon recht ungeduldig um die Ecke. Und tatsächlich, als sie die nächste Hecke hinter sich gelassen hatten, sah Crispin das, wovon die Zwunschiß redeten.

Es war in der tat ein Schloss, es lag etwas entfernt und es war eingerahmt von hohen, steilen Mauern. Aber es war sehr klein und von der ferne aus wirkte es wie ein Spielzeug. Es hatte alles wie ein echtes Schloss, hohe Türme, ein großes Tor, viele Fenster und eine Fahne auf dem Dach. Es stand auf einem grünem Stück Rasen und ein kleiner Wassergraben umringte das ganze. „Es ist sehr klein, wie wolltet ihr denn da rein kommen“, fragte Crispin verwundert. „Oh, du wirst noch staunen, warte nur ab. Lass uns erst einmal hingehen, dann wirst du schon sehen“, antwortete Xander. Wieder zogen die kleinen Winzlinge den Jungen an den Händen Richtung Schloss. Crispin ging schnell an zu staunen, denn je näher sie dem Schloss kamen, desto größer wurde alles. Als sie dann vor dem Burgtor standen, das über dem Graben herunter gelassen war, war es tatsächlich ein richtiges, großes Schloss. Crispin staunte nicht schlecht und er konnte vor Bewunderung kaum etwas sagen. Selbst die Mauern waren so hoch jetzt, dass sie um einiges das ganze überragten. „Wo kommt denn das auf einmal her? Und wem gehört es überhaupt? Habt ihr hier irgendjemanden gesehen?“, wollte der Junge wissen. „Nee, hier ist keine Menschenseele, auch keine Ungeheuer oder irgendetwas anderes. Aber ob drinnen etwas ist, wissen wir nicht, wir waren nicht hineingegangen da wir an die Tür nicht ran kamen“, antwortete Winfrieda. „Willst du nicht hineingehen und nachschauen?“, wollte Urban wissen. Crispin überlegte eine weile und er dachte darüber nach, was er jetzt tun sollte. Er fragte sich wo das Schloss herkam und wieso er es nicht schon früher gefunden hatte, als er noch mit seinen Freunden im Labyrinth umherirrte. Irgendeinen Grund musste es haben, ob es nun zum Guten war oder zum bösen, er würde es nicht wissen, wenn er es nicht herausfinden würde. So beschloss er, sich das ganze von innen zu betrachten und dem ganzen auf den Grund zu gehen. „Also gut, ich werde da mal rein gehen und mir das alles anschauen, kann ja nicht schaden“, sagte er zu den Zwunschiß. Gemeinsam liefen sie erst einmal ganz um das Schloss herum, weil Crispin wissen wollte, ob es noch einen anderen Eingang gab und wie alles aussah. Es gab nicht besonders viel zu sehen, nur ein dickes Gemäuer, das stellenweise schon feucht und verwittert war. Die hohen Fenster überall waren teilweise mit Gitter verhangen, so dass niemand auf diesem Weg hinein oder hinaus kommen konnte. Vereinzelt standen ein paar dünne Bäume herum und im Wassergraben schwammen einzelne Enten und sogar ein stolzer Schwan. Nachdem sie alles genau betrachtet hatten, gingen sie über die Brücke auf den Eingang zu und standen schnell vor einer großen, schweren Tür. Sie war mit kleinen Ornamenten verziert und hatte riesige Türklopfer und das Holz, aus dem sie gemacht war, wies viele Kratzer und Schrammen auf. Crispin suchte nach einem Türgriff, aber er suchte vergebens. Es war keiner vorhanden. Darüber wunderte er sich sehr und fragte sich laut, wie man denn da rein kommen sollte, wenn kein Türgriff da war. Er versuchte sie aufzudrücken, aber je mehr er sich gegen die Tür stemmte, umso schwerer kam sie ihm vor. Eine weile überlegte er, wie man sie aufbekommen sollte und suchte von oben bis unten nach einer Möglichkeit dafür. Auch seine kleinen Freunde halfen ihm beim suchen nach einem Eingang. „He, echt merkwürdig, ein Schloss, das vorher nicht da war und ein Eingang der nicht aufgeht! Was soll das nur werden? Entweder will man nicht dass hier irgendjemand rein kommt oder das ist wieder mal das Werk von Saulus. Oder aber das alles hat seine Bedeutung und einen Grund, den ich vielleicht raus finden sollte.“

Crispin dachte noch einmal über alles nach. Über die Worte von Saulus, über die von der weisen Ursel, darüber, was die Stimme ihm sagte und was er bisher erlebte. Nach einer weile viel ihm ein, dass er ja noch die Rose hatte und das sie ihm auch weiter helfen konnte. Er holte sie aus seiner Tasche raus und schaute sie sich genauer an. Wie sollte sie ihm nur weiter helfen? Es gab keinerlei Hinweis darauf wie er sie anwenden sollte. Es war einfach nur eine wunderschöne Rose, die immer noch so aussah, als ob sie gerade erst gemacht worden wäre. Nach wenigen Minuten sagte Crispin.“ Kommt, last uns noch einmal um das Gebäude herum laufen und nach irgendeiner Möglichkeit suchen. Nach irgendetwas, egal was. Achtet auf alles, auch wenn es noch so klein und bedeutungslos ist. Jeder ging nun für sich los und suchte alles ganz genau ab. Die kleinen Winzlinge suchten in ihrer Höhe und der Junge weiter oben. Sie tasteten die Mauern ab, suchten jeden Winkel und jeden Stein ab und suchten den ganzen Weg und alles Drumherum ab. Es dauerte eine ganze weile, bis sich alles wieder beim Eingang trafen, jedoch alle ohne ein weiteres Ergebnis. Niemand hatte auch nur einen einzigen Hinweis gefunden, kein ritz, keine versteckte Tür oder einen Hebel, nichts. Plötzlich hörten sie einen leisen Schrei und ein lautes Meckern, das anscheinend von einem der Zwunschiß kam. „Das hört sich nach Urban an“, sagte Winfrieda und lief auch schon um die Ecke. Am anderen ende des schmalen Weges lag er der Länge nach auf dem Boden und schimpfte wie ein Rohrspatz. Alle, bis auf Bodo liefen zu ihm hin um zu sehen was passiert war. Bodo wirkte im Gegensatz zu den anderen nur gelangweilt und es interessierte ihn anscheinend überhaupt gar nicht, was da los war. Winfrieda wollte wissen was los war und wieso er auf dem Boden lag und schimpfte. Gestolpert sei er, weiter nichts, meinte er, aber er hatte sich dabei sein Knie heftig gestoßen und sich sehr wehgetan. Seine Hose hatte deutliche Schmutzspuren und auch seine Hände waren dreckig. Immer noch schimpfend rappelte er sich auf und kickte einen Ast weg, über den er gestolpert war. Winfrieda untersucht den Unglücksraben nach weiteren Verletzungen und strich seine Hose unter lauten Protesten sauber. Es war ihm anscheinend etwas peinlich und er schüttelte sie abwehrend ab. „He, was ist das denn da im den Steinen?“ fragte Egbert, der sonst immer etwas ruhiger und stiller war. Er beugte sich über den Stein auf dem Bodo lag und strich ihn mit seinen Fingern sauber. „Was denn?“ wollte Tilly wissen und beugte sich ebenfalls über den Weg.

„Ich weiß ja nicht ob es was Wichtiges ist, aber du sagtest, wir sollen auf alles achten und dann Bescheid sagen. Und das hier im Stein sieht aus wie eine eingekerbte Rose“, antwortete Egbert und schaute Crispin an. Dieser bückte sich neugierig und sah sich das ganze an. Tatsächlich war in einem der Steine, unter lauter Dreck und Laub eine kleine Vertiefung, die genauso aussah wie eine Rose. „Das ist ja merkwürdig, was hat sie wohl zu bedeuten? Irgendeinen Grund muss das doch haben“, meinte Crispin und tastete das ganze mit den Fingern ab. „Wieso legst du nicht mal deine Rose hinein, vielleicht passiert dann etwas. Sie könnte wohl da rein passen“, sagte Tilly. Crispin überlegte eine weile, nahm die Kristallrose aus seinem Rucksack und schaute sie sich noch einmal an. Sein Blick ging abwechselnd von der Rose in seiner Hand und der im Boden. Dann machte er einen Entschluss und sagte:“ Na gut, ich werde es einmal ausprobieren, schaden kann es ja nicht“. Die Zwunschiß gingen alle einen Schritt zurück und warteten was passierte. Ganz gespannt und neugierig sahen sie den Jungen an und beobachteten jeden seiner Bewegungen. Er beugte sich über den Stein und legte die Rose vorsichtig hinein, dann trat er einen Schritt zurück und wartete ab was geschah. Aber es passierte nichts, gar nichts. Die Rose lag unbeweglich in der kleinen Vertiefung und regte sich nicht. Crispin wollte sie schon wieder aufheben, als er ein kleines beben unter seinen Füßen spürte. Die Steine und die Mauer des Schlosses bebten und grummelten immer lauter. Erschrocken traten alle zurück und beobachteten das ganze aus sicherer Entfernung. Nach wenigen Minuten bebte der ganze Boden und die Wand vor ihnen zitterte und fing an zu bröckeln. Die Fugen rissen auseinander und es entstand so eine Art Tür, wenn man das ganz von weitem betrachtete. Die Zwunschiß wichen ängstlich zurück und versteckten sich hinter Crispin, der selber das ganze erschrocken beobachtete. Mittlerweile waren sie alle weit genug entfernt um sich alles unbeschadet an zu sehen. Jetzt rüttelte die Wand, an der die langen Risse entstanden. Sie fing an sich zu bewegen und trat langsam nach außen und bewegte sich bedrohlich auf die zusehend zu. „Was passiert denn da gerade?“ riefen die Zwunschiß durcheinander und wollten schon die Flucht ergreifen, als das ganze aufhörte und alles wieder still wurde. Sie drehten sich wieder der Wand zu, die jetzt ein ganzes Stück heraus stand und so sehr merkwürdig aussah. Plötzlich war das beben und das grummeln vorbei und es war wieder wie vorher. Langsam gingen alle auf die Wand zu und schauten sie sich an. Als Bodo und Winfrieda die Mauer anfassen wollten, fing wieder alles an zu beben und erschrocken liefen sie weg. Hinter der nächsten ecke blieben sie stehen und lugten vorsichtig herum. Selbst Crispin war erschrocken, da alles wieder so plötzlich passierte und nahm sicheren Abstand und wartete auf das nächste, was geschehen würde. Der lange riss in der Mauer wurde noch tiefer und die einzelnen Steine fingen an zu wackeln und zittern. Verblüfft konnten sie mit ansehen, dass sich das ganze zu einer richtigen Tür formte und das sie im begriff war, sich zu öffnen. Unter lautem gepolter schwenkte die vorstehende Mauer zur Seite hin auf und gab so einen Einlass ins Schloss. Als die entstandene Tür ganz offen war, verebbte das Poltern und Beben und es wurde wieder alles still und ruhig. Eine weile blieben alle noch in sicherer Entfernung stehen und warteten lieber ab, ob nicht doch noch etwas passieren würde. Aber nach einigen Minuten der ruhe und stille wagten sie sich wieder langsam und vorsichtig näher und blieben vor dem neuen Eingang stehen. Verblüfft schauten sie hinein und stellten erstaunt fest, dass es wirklich ein Eingang war und sie ohne weiteres nun das Schloss betreten konnten. „Ein merkwürdiger Eingang ist das“, sagte Bodo und ging neugierig weiter heran. „Wieso ist das so versteckt und warum sieht man ihn nicht? Und wozu ist denn das große Tor vorne angebracht wenn man dort nicht hinein kommt“? Auch Crispin fand das sehr seltsam und trat ebenfalls näher. Sein blick viel auf eine düstere Halle, die dunkel und verlassen wirkte. „Was wirst du jetzt tun?“ fragte Urban und sah den Knaben an. Er überlegte eine weile, dann sagte er:“ Ich glaube, ich werde dort hinein gehen und mich umsehen, was sonst? Das alles wird schon sein Grund haben und eine Stimme sagte mir, dass die Rose mir weiter helfen würde, was sie nun wohl auch getan hat. Außerdem habe ich nicht sehr viel Zeit, sie drängt. Ich weiß schon gar nicht mehr, wie lange ich überhaupt schon unterwegs bin und ob es den Menschen in meinem Dorf noch gut geht. Ich weiß auch nicht, ob das hier das Ziel ist oder ob ich noch länger suchen muss, ich muss einfach hineingehen und es raus finden“. Er beschloss, alleine hineinzugehen und bedankte sich bei den Zwunschiß für ihre Hilfe und schickte sie dann wieder fort. Widerwillig ließen sie sich abwimmeln, aber irgendwie waren sie auch froh, das sie wieder durch die Gänge und Wege des Labyrinthes irren konnten, was sie sehr gerne taten. Sie verabschiedeten sich noch kurz, dann waren sie auch schon um die Ecke gebogen und verschwanden wieder zwischen den Hecken. Jetzt war Crispin wieder alleine und er musste sich selber weiter helfen. Er nahm seine Tasche, hob die Rose wieder auf und betrat das Schloss.

 

 

Eine wirre suche

Crispin hatte kaum das innere des Schlosses betreten, als sich die Mauer unter lautem gepolter und beben wieder schloss. Laut fiel sie in ihre alte Stellung zurück und Crispin stand im Dunkeln. Zuerst war er etwas erschrocken und ängstlich, denn auf einmal war er ganz alleine im dunkeln und in einem Gebäude, dass er nicht kannte. Er wusste nicht was ihn ihm dem Schloss erwartete und was sich hier alles verbarg. Vielleicht böse Kreaturen, böse Gegner oder vielleicht irgendwelche Fallen, aus denen er nie wieder raus kam. Aber jetzt war er hier gefangen, die verborgene Tür war wieder zu und es war keiner da um ihn zu helfen oder zu raten. Er musste nun wohl alles erkunden, wenn er nicht ewig dort verharren wollte und vielleicht fand er ja auch wieder einen Ausgang. Zuerst einmal sah er sich in der Halle um, wo er sich gerade befand. Trotz einiger weniger Fenster, hoch oben, wirkte der Raum dunkel und düster. Schwach konnte er alles erkennen und sah, dass der Raum nur spärlich und karg eingerichtet war. In der Mitte stand ein großer Holztisch an dem die Stühle fehlten, darüber hing ein riesiger Leuchter mit abgebrannten Kerzen drinnen, an einer Wand stand eine Holztruhe und an der anderen Seite stand ein hoher Stuhl, alleine und einsam. Es wirkte alles einsam und verlassen und als Crispin durch den Raum ging, sah er dass alles verstaubt und voller Spinnweben war. Von dem Raum führten mehrere Gänge ab und einige Treppen führten nach oben und eine nach unten. Auf dem Tisch lag eine Steintafel, die Crispin sich neugierig ansah. Es war ein Text eingemeißelt, der eine Art Botschaft oder Hinweis war. Dort drauf stand in kleinen Buchstaben geschrieben:

 

 „Wenn der Auserwählte bis hierher gefunden hat, dann ist er dem Ziele sehr nah. Suche hier nach Hilfen und gib Acht auf Fallen. Suche den Schatz und befreie ihn, ohne etwas zu zerstören. Sei auf der Hut, der Feind könnte nah sein. Begib dich die Reise durch eine andere Welt, nimm mit was du brauchst. ``

 

Das war aber eine Merkwürdige art von Hinweis, fand Crispin, als er sich das durchgelesen hatte. Aber zumindest wusste er nun, dass er fast am Ziel war und es nun noch darum ging, den Schatz zu finden und ihn zu befreien. Nach dem Hinweis hin, sollte er acht geben vor Fallen und alles mitnehmen, was er gebrauchen konnte, aber nichts kaputt machen. Das war eigentlich nicht Zuviel verlangt, er musste einfach nur alle Räume und Gänge in diesem Schloss abklappern, mehr nicht. Das war ja wohl nicht so schwer. Ohne noch weiter nachzudenken schaute er sich noch einmal in dem fast leeren Raum um und blieb vor der Truhe stehen. „Einen Blick rein werfen schadet wohl nicht“, sagte er zu sich selber und versuchte sie zu öffnen. Die Truhe war zum Glück nicht verschlossen und so konnte er ungehindert den Deckel auf machen, der sich Knarrend unter der Bewegung räusperte. Es war nicht sehr viel darinnen, nur eine alte, zerfetze Jacke, die wohl einmal sehr schön ausgesehen hatte, einen Becher mit Würfel lag verstreut am Boden und ein paar abgewetzte, kaputte Stiefel. Davon konnte Crispin nun wirklich nichts gebrauchen und so schloss er die Truhe wieder und wendete sich den Treppen zu. Er überlegte, wo er zuerst hin gehen sollte. Nach oben, nach unten oder erst einmal auf dieser Ebene alles absuchen. Er schaute sich alle Gänge und Treppen genauer an, aber alles sah gleich aus. Die Stufen waren, genauso wie der Fußboden, aus alten, grauen Steinen, die sehr abgenutzt und dreckig aussahen. Überall lag Staub, Dreck und vereinzelt Laub herum, das wohl durch die kaputten Fenster herein geweht war. Die Scheiben der Fenster waren verdreckt, teilweise kaputt und mit Spinnweben verhangen. Hier hatte schon lange keiner mehr gehaust und es war wohl schon sehr lange her, das auch nur ein Mensch in diesem Schloss gelebt hatte.

Crispin fragte sich, wann zuletzt ein Lebewesen das Gemäuer betreten hatte und wieso es so plötzlich hier war. Wieso musste er einen so langen Weg gehen, wenn er schon vor lange Zeit fast am Ziel war? Und warum war das hier das Ziel, es war doch nur ein Schloss? Aber es war schon merkwürdig, das es einen Eingang gab, in dem man nicht rein kam und das der richtige Eingang so versteckt war. Crispin beschloss, sich von oben nach unten durchzuarbeiten und so ging er die erste Treppe hinauf, die vor ihm war. Er hielt Ausschau und horchte im Schloss umher, nach möglichen Feinden und Gefahren und so stieg er unendlich viele Stufen, bis er oben angekommen war. Und was war mit den Feinden, mit Saulus, mit seinen Freunden und mit dem Dorf zu Hause? Seine Freunde wurden von den hilfreichen Elfen befreit, im Auftrag der allwissenden Ursel. Sie betäubten die Wachen mit einem Schlafpulver und befreiten so Wurzel und Eusebius. Diese kehrten dann auf dem schnellsten Wege erst einmal wieder nach hause zurück. Darüber war Saulus natürlich nicht erfreut und die Männer mussten sich auf eine Strafe gefasst machen, vor der sie schon Angst hatten, als sie wieder erwachten und fest stellten, dass die Gefangenen weg waren. Saulus bebte vor Zorn, dass Crispin ihm entkommen war und er schickte seine Männer, bis auf Franziskus, zurück, mit einem Auftrag, der ihnen besser lag. Franziskus musste Saulus begleiten, der immer noch hoffte, dass es für ihn gut ausgehen könnte und er den Jungen besiegen würde, obwohl er ihm und seinen Fallen immer wieder entwischt war. Die Männer unterdessen versprühten in seinem Auftrag Angst und Schrecken im ganzen Land. Grünauen, die Schändlinge und sogar die Welt Eden wurden geplündert, überfallen und zum großen teil zerstört. Es wurden Gefangene genommen, sogar einige Zwerge und Gnome waren darunter. Von den Schändlingen mussten viele ihr Leben lassen und auch die Menschen in Grünauen lernten Angst und Schrecken kennen. Die Rehe und Füchse ließen sich nicht mehr am Waldessrand blicken und die Kinder durften nicht mehr raus gehen zum spielen. Alle hofften, dass es bald besser werden würde und dass wieder Frieden einkehren möge. Und Saulus- er setzte noch einmal seine Magie ein und begab sich so näher an sein Ziel ran. Unterdessen war Crispin bei seiner Suche bis auf die Spitze das Schlosses gelangt und er stand vor einer Öffnung, die nach draußen führte, Gerne hätte er sich vom Turm aus alles angesehen und den Blick über das Labyrinth geschickt und alles bewundert von oben, aber leider war die Tür verschlossen und er wollte seine Zeit nicht damit vergeuden, nach einem Schlüssel zu suchen. Er setzte die suche fort und gelangte auf den Speicher, der ziemlich voll war. Überall standen Truhen herum, offen und geschlossen, es lagen alte Rüstungen auf dem Boden verteilt und alte, Mottenzerfressene Vorhänge. Es lagen alte Stühle Rum, an denen teilweise die Lehne oder ein Bein fehlten, alte Tische die mit Kerzenwachs beschmutzt und mit Staub übersät waren und mehrere Jutesäcke, die mit irgendwelchen Sachen gefüllt waren. Crispin fing an die Sachen zu durchsuchen und öffnete eine Truhe nach der anderen. Zuerst waren einige verschlossen und da er ja nichts kaputt machen sollte, lies er sie einfach unbeachtet. In den anderen war erst nichts besonderes, nur alte, verstaubte Kleidung, abgetragene Schuhe und Stiefel, altes, gebrauchtes Geschirr, Besteck, alter wertloser Schmuck und Plunder. Aber dann fand er einige Dinge, von denen er einiges gut gebrauchen konnte. Unter anderem waren es ein paar Kerzen, seine hatte er schon lange aufgebraucht und man konnte ja nie wissen, ob er nicht doch noch mal welche gebrauchen konnte. Ein verrosteter Schlüsselbund lag in einer Truhe ganz unten, dessen Schlüssel bestimmt zu einigen Türen passten, auch wenn sie total verrostet waren und ein kleiner Dolch, den er sich in seinen Hosenbund steckte. Eine Waffe war sehr wertvoll und bei Gefahr konnte sie ihm bestimmt helfen. Als Crispin alle Truhen durch hatte, schaute er noch in den Säcken rein, aber außer altem Plunder und verdreckte Stallsachen fand er nichts mehr Brauchbares. Er machte sich mit den Schlüsseln und dem Dolch auf weitere suche und öffnete eine Tür nach der anderen. Weitere Zimmer waren eine Etage tiefer - und da waren nur die Schlafräume. Eines war verschlossen, was der Knabe mit Hilfe der Schlüssel auf bekam. Es standen lediglich nur ein Bett, eine Truhe und einige ärmliche Möbel darinnen, mehr nicht. Alles war hier genauso verstaubt wie unten und auch hier war alles mit Spinnweben verhangen. Die Vorhänge der Betten waren Mottenzerfressen und teilweise heruntergerissen und in den Truhen lagen nur alte Kleidungsstücke, mehr nicht. Früher musste das Schloss wohl sehr lebhaft gewesen sein und es hatten wohl viele Personen hier gelebt, dachte Crispin, denn es gab viele Räume, Möbel, Kleidungstücke und vieles mehr. Crispin stieg weiter Stufen runter und hoffte, dass er endlich etwas Interessantes finden würde. Bisher hatte er zum Glück nichts Schlimmes gefunden und es waren auch nirgends fallen gewesen. Nachdem er so fast eine dreiviertel Stunde im Schloss herumgeirrt war und nichts anderes gefunden hatte als spärlich eingerichtete Räume und Abstellkammern, geriet er zum ersten Mal in eine falle. Als er mit viel mühe einer der vielen Türen öffnete, sah er zunächst nichts besonderes, aber als er einen Schritt in das Zimmer setzen wollte, ruckelte plötzlich der Fußboden unter ihm und er konnte gerade noch rechtzeitig zurückspringen, als auch schon der Boden unter ihm nachgab und die Steine zusammenfielen. Nach nur einer Minute klaffte ein großes Loch vor ihm, in das er beinahe hinein gefallen wäre. Schnell schloss er wieder die Tür und wandte sich dem nächsten Zimmer zu. In dem sausten überall Mäuse und Ratten herum, so das Crispin schnell angeekelt die Tür schloss. Alle weiteren Räume auf dieser Etage waren verschlossen und keiner der Schlüssel konnte sie öffnen. Somit wollte er die nächste Treppe hinabsteigen und die anderen Etagen des Gebäudes inspizieren, aber kaum war er um die Ecke gebogen, kamen ihm unendlich viele Fledermäuse entgegen geflogen, die um seinen Kopf flatterten und ihn versuchten zu beißen. Crispin hielt sich wehrend die Hände vors Gesicht und versucht verzweifelt die Tiere abzuwehren. Er schlug nach ihnen und tappte verzweifelt rückwärts. Die kleinen Tiere zwickten ihn in den Haaren, in den Armen und an den Beinen. Richtig bissig und giftig waren die Viecher, unglaublich, fand Crispin, so etwas hatte er noch nie erlebt. Es blieb ihm keine andere Wahl, als einen anderen Weg zu nehmen und schnell lief er rückwärts und versteckte sich hinter der nächsten Ecke. Gerade noch rechtzeitig, denn kurz darauf flogen hunderte dieser Tiere an ihm vorbei zum Turm hinauf. Crispin wollte gar nicht wissen wo sie blieben, schnellstens lief er eine andere Treppe hinunter und blieb erst wieder stehen, als er wieder unten in der Halle war. Aber auch von hier flüchtete er wieder so schnell er konnte, denn kaum war er dort angekommen, schwebten merkwürdige, durchsichtige Wesen auf ihn zu und gaben unverständliche laute von sich. Ihre Augen leuchteten grün und sie hatten kein Beine oder Füße, sie schwebten über dem Boden, wie Gespenster- nur viel grusliger. Sie schienen aus den Wänden und aus dem Boden zu kommen und schwebten bedrohlich auf den Jungen zu, der schnellsten die nächste Treppe nahm und erst wieder stehen blieb, bis er sich sicher war, das diese Wesen fort waren. In den nächsten Stunden- so schien ihm wenigstens, erlebte er eine ganze Menge, zu viel seiner Meinung nach. In einem Raum wüteten wilde Hunde, von denen er mit zerrissen Hosen entkam, in einem Zimmer wurde er von lebendigen Rüstungen überfallen, die er nur sehr schwer überwältigen konnte und in einem der Räume wollte ihn eine unbekannte Schönheit in sein Bahn ziehen und ihn so dort für immer fesseln. Auch von ihr konnte er nur schwer entkommen. Einmal herrsche in einem Zimmer ein schwerer Wirbelsturm, in dem er fast hineingezogen wurde und in einem der anderen Räume waren bösartige Männer die ihn fast umbrachten. Bei ihnen war sein Dolch recht willkommen, denn ohne ihn wäre er vielleicht verloren gewesen. Völlig außer Atem und rasend vor Angst, kam er in einem ruhigeren Zimmer zur ruhe. Dort war endlich wieder alles friedlich, so ruhig, das er auf das einzige Bett dort sank und sofort einschlief. Als Crispin erwachte, war es draußen dunkel, vom Fenster aus konnte man den Nachthimmel sehen und eine kühle Brise wehte durch das Loch in der Scheibe. Zuerst wusste er nicht wo er war und wessen Bett das war, indem er lag, aber nachdem er sich ordentlich ausgestreckt hatte, kam ihm wieder alles in Erinnerung. Er war auf der suche nach etwas, nach etwas, was in diesem Gemäuern versteckt war und was er befreien sollte. Als er sich dessen bewusst war, sprang er schnell wieder auf, nahm seine Tasche und wollte schon wieder auf die suche gehen, als sich laut und deutlich sein Magen meldete. Bei der Tür angelangt, beschloss er, erst einmal etwas zu essen und zu trinken und so ging er zum Bett zurück und packte sein Proviant aus. Die wenigen Minuten mehr oder weniger würden nun auch nichts mehr ausmachen, dachte er sich und nahm einen großen Schluck Traubensaft aus seiner Flasche. Nachdem er gegessen und getrunken hatte, verließ er das Zimmer und machte sich auf eine weitere suche durchs Schloss. Aber nach einigen Stufen und Treppen merkte er, dass er wieder einmal gefangen war. Gefangen in einer Art Labyrinth von Stufen und Treppen. Überall waren Stufen, unendlich viele Stufen die überall hin führten, nach oben, unten, nach links, nach rechts, um die Ecken und wieder rauf und runter. Es gab kein Ende, überall waren nur Stufen und nochmals Stufen, man konnte dabei schwindelig werden. Irgendwann war Crispin am ende seiner Kräfte und er lies sich einfach sinken und blieb sitzen. Er wollte nicht mehr, er konnte nicht mehr, egal was passieren würde, er war am ende seiner Kräfte. Sollte Saulus doch gewinnen und ihn besiegen, Und wenn er für immer in diesem Schloss bleiben würde und die Welt da draußen zu ende gehen würde, er hatte keine Lust mehr. Er war der falsche, dessen war er sicher. Er konnte nichts verrichten, er war schwach, hilflos und dumm. Seine Großeltern würden vielleicht nie erfahren was mit ihm passiert war, aber es war ihm egal, die suche hatte ihn ans ende seiner Kräfte gebracht.

 

 

Die Feinde sind nah

Irgendwann hörte Crispin wieder diese Stimme, die, die ihn in seinen Träumen besucht hatte. Sie holte ihn aus einem schönen Traum, einen Tagtraum, in dem er zu Hause war und in seinem weichen Bett lag. Er sah seine Großmutter vor sich und seinen Großvater und die schönen, weiten, grünen Felder. Diese Stimme holte ihn in die Wirklichkeit zurück und machte ihm wieder klar, dass er gefangen war in einem Labyrinth von Stufen und Treppen. Ihm wurde klar, dass er nicht für immer dort sitzen bleiben konnte und dass er sich bewegen musste. Hoch von den Stufen und weg von dieser Trübseligkeit. Er wusste, dass es Fallen gab in diesen Gemäuern und das war wohl eine von ihnen, aber wie bisher alles andere, so würde er auch diesmal wieder irgendwie da raus kommen. Alles hatte doch bis jetzt geklappt, ob einfach oder schwer, er war schließlich bis hier her gekommen und würde es auch noch weiter schaffen, egal wie. Er rappelte sich auf und überlegte sich genau, von wo er hergekommen war und versuchte, den gleichen weg wieder zurückzugehen. Irgendwann schaffte er es schließlich und gelangte zu dem Zimmer, in dem er zuletzt war. Von dort aus nahm er einen anderen Weg und kam so in einen anderen teil des Schlosses. Auch dort waren Schlafgemächer, Rumpelkammern und kleinere Säle. In den Rumpelkammern stöberte er in Kisten, Säcken und Truhen und fand diesmal sogar einige brauchbare Dinge. In einer der Säcke waren kleinere Beutel mit Pulver, das sich nach näherem Prüfen als Schießpulver entpuppte und ein langes Stück Tau, das noch recht gut aussah. Man konnte ja nie wissen, wofür man das brauchen würde, so nahm Crispin die Dinge mit. Außerdem noch eine sehr gut erhaltene Waffe, die noch ordentlich geladen war und einfach so in einem der verstaubten Regale Rum lag. Nach dem der Junge wieder unzählige Räume durchsucht hatte und viele verschlossene Türen hinter sich gelassen hatte, fragte er sich, wo er noch suchen sollte, um das zu finden, was es zu finden gab. Nach einer weile viel ihm ein, das er im Keller noch nicht gesucht hatte und das bestimmt dort das Ziel war. Er machte sich auf den Weg nach unten, aber auf halbem Weg hörte er ein poltern von unten und leise Stimmen. Crispin blieb stehen und lauschte eine weile, er dachte, dass es diese Geister wären, die er schon einmal in der Halle gesehen hatte. Auf keinen fall wollte er denen noch einmal begegnen und kehrte zurück, um eine anderen Weg in den Keller zu suchen. Schnell fand er eine kleine, schmale Wendeltreppe, die direkt nach unten führte. Wenn man von oben runter sah, dann konnte man bis tief nach unten sehen und der Blick viel auf kahle, kalte Steine. Es ging sehr tief und steil runter, aber das war ihm lieber, als noch einmal durch die Halle gehen zu müssen. Vorsichtig trat Crispin auf die ersten Stufen, um zu prüfen, ob sie ihn überhaupt tragen würde, denn bei so einer Treppe, war er sich nicht ganz so sicher. Zwar war sie etwas wackelig, aber sie hielt und war stabil. Vorsichtig stieg er hinab und blickte dabei immer wieder nach unten, um zu sehen, wie weit es noch war. Bei dem tiefen Blick wurde ihm zuerst etwas schwindelig, darum hielt er sich am Gelände fest und schaute wieder nach oben. Wie ihm schien, dauerte es unendlich lange bis er unten angekommen war, aber endlich war er dann doch da, wo er hin wollte. Er stand in einem winzigen runden Raum, in dem es nichts weiter gab als die Treppe. Es war sehr dunkel dort unten, dunkler als im ganzen übrigen Schloss, aber das kam bestimmt daher, das er im Keller war und es dort keine Fenster gab. An der Wand hing eine Fackel, die Crispin erst einmal anzündete, um mehr sehen zu können. Als das Feuer etwas Licht im Raum verbreitete, sah er, dass von dem Raum mehrere Gänge abführten, die sehr lang aussahen. Nach näherem betrachten konnte man viele Gänge uns Türen sehen, die in den einzelnen Gängen waren. Auch dort unten war alles mit Staub bedeckt und der Fußboden zeigte nur die Fußspuren von Crispin, mehr nicht. Er lauschte eine weile, ob er irgendetwas hören würde, aber alles war absolut still, so als ob es nichts anderes geben würde. Crispin schaute sich jeden Gang näher an, aber alle sahen gleich aus. Überall waren Holztüren, schmale und lange Gänge und unzählig viel Staub und Dreck. Crispin wusste nicht, wo er jetzt hin gehen sollte und überlegte eine weile und entschied sich dann einfach für den nächst besten, vor dem er stand. Er nahm die Fackel mit, damit er wenigstens etwas Licht bei sich hatte und lief den Gang entlang. Zuerst gab es nichts Besonderes zu sehen, viele Türen waren verschlossen und die Schlüssel die er bei sich hatte, passten nicht. So lief er eine weile in den Gängen umher und stellte schnell fest das man sich dort gut verlaufen konnte, so viel Gänge gab es. Sie waren wirr durcheinander angebracht, fast schon wie ein wirres Labyrinth und nirgends gab es Hinweisschilder oder etwas der gleichen, das einen darauf hinwies, wo man war. Crispin musste sich ganz genau merken wo er lang lief und dennoch kam es vor, dass er öfters einen Gang nahm, den er schon einmal gegangen war. Die wenigen Räume die offen waren, waren meistens leer oder mit Gerümpel voll gestellt. Crispin konnte es nicht glauben, dass ein gewöhnliches Schloss so viele Gänge und Räume haben konnte, aber vielleicht war es ja auch gar kein gewöhnliches Schloss, vielleicht war es ja auch alles nur reine Einbildung und Fantasie. Außerdem wusste er nicht, was er dort suchen sollte, es gab nicht besonders viel aufregendes und es änderte sich auch nicht sehr viel. Immer nur die gleichen Gänge, Türen und nur absolute Menschenleere. Crispin überlegte, ob er nicht einfach versuchen sollte, wieder aus diesem Gemäuer raus zukommen, oder irgendjemanden zu rufen. Vielleicht würde ihn ja doch jemand hören, wenn er nur laut genug rufen würde. Plötzlich hörte er Stimmen und ein leichtes Fußgetrippel war in der nähe zu hören. Crispin blieb stehen und lauschte, irgendwie kamen ihm einige Stimmen bekannt vor. Er beschloss, zuerst vorsichtig weiter zu gehen und dabei leise zu sein, denn man konnte ja nie wissen wer oder was dort war. Er kam den Stimmen immer näher und dann hörte er, wie sie miteinander redeten. Einer sagte:“ sucht weiter, er muss hier irgendwo sein“. Ein anderer sagte:“ Wir sollten uns aufteilen, dann geht es schneller“. Und ein dritter rief:“ macht nicht so eine Krach, seit leiser, dann hört er uns nicht, falls er in der nähe sein sollte“. Wieder sagte der erste:“ Und denkt daran, wir brauchen ihn lebend“! Diese Sprüche kamen Crispin etwas komisch vor und er löschte vorsichtshalber die Fackel, damit das Feuer nicht in den Gängen schien. Leise drückte er sich an die Wand und warf ein Blick um die Ecke, aber als er sah wer dort stand, wich er erschrocken schnell zurück. Vor Schreck hielt er fast den Atem an, weil er dachte, sie könnten ihn sonst hören. Es war kein geringerer als Franziskus, Saulus und vier andere Männer, die sehr wütend und ungeduldig aussahen. Was machten die denn hier, fragte der Junge sich und was suchten sie, etwa ihn? Sein Herz fing an schneller zu pochen und für einen Moment wusste er nicht was er tun sollte. Er war irgendwie total gelähmt vor Schreck und er wurde nervös und bekam leichte Panik. Schnell fing er sich aber wieder und ihm wurde bewusst, dass er erst einmal dort weg musste, ohne dass sie ihn hörten oder sahen. Auf keinen Fall durfte er auf sie stoßen und er durfte ihnen nicht in die Hände fallen. Jetzt galt es, dort unten unauffällig weiter zu kommen und womöglich seine Aufgabe zu erfüllen, ohne dass sie ihm in die Quere kamen. So leise wie es ging schlich er den Gang zurück und blieb erst wieder stehen, als er weit genug weg war.Wie er so durch die Gänge irrte, kam er sogar zu einem Bereich, in dem einige Wände eingestürzt waren und in dem riesige Löcher im Boden klafften. Da alles dunkel war und er auch kein Licht machen konnte, konnte er auch nicht sehen, was tief unten war. Vorsichtshalber machte er immer einen großen Bogen um die Löcher und wich den Steinen und Brocken aus. Plötzlich stand einer der Männer vor ihm. Er hatte ihn nicht gehört und war auf einmal wie erstarrt. Für wenige Sekunden wusste er nicht was er tun sollte, aber schnell fing er sich wieder und griff zu seinem Messer, jedoch konnte Crispin nicht verhindern, dass der Mann nach den anderen rief. Jetzt musste er schnell handeln, bevor die anderen da waren und er in der klemme steckte. Crispin hielt dem Kerl drohend sein Messer hin, worauf dieser nur lachte und versuchte, ihn zu überwältigen. Es gab ein kurzes Gerangel und als Franziskus und die anderen endlich dort waren, konnten sie nur noch ihren Mann bewusstlos am Boden vor finden, mehr nicht. Saulus fluchte und schimpfte, er war sehr ungehalten und seine Männer versuchten, ihn wieder zu beruhigen, in dem sie ihm versprachen, schnellsten den Jungen zu finden. Crispin hatte dem Mann im Gerangel einen Stein vom Boden an den Kopf geschlagen und hatte ihn bewusstlos zurückgelassen. Aufgeregt und außer Atem blieb er erst wieder stehen, als er hoffte, weit genug entfernt zu sein. Für eine weile war er auch in Sicherheit, aber schnell kam es wieder zu einer Begegnung mit den Feinden. Als er am ende eines besonders langen Ganges angekommen war, musste er überlegen ob er den Gang links oder den Gang rechts nehmen sollte, und so blieb er kurz stehen. Das jedoch war einen Moment zu lang, denn in dem Moment kamen Saulus und Franziskus am anderen Ende an und sahen den Jungen. „He, bleib stehen, du hast doch keine Chance gegen uns“, rief Saulus und lief ihm entgegen. Schnell rannte Crispin einfach los, ohne zu überlegen wo hin. Er lief und lief, immer mit den Feinden im Rücken, die ihm dicht auf den Fersen waren. Er stolperte, rappelte sich wieder auf, blieb mit seinen Ärmel an einem Nagel hängen und riss sich den Ärmel auf. Immer wieder blickte er zurück und sah immer noch die Männer hinter sich, die ihm immer näher kamen. Er nahm den nächsten Gang, der schräg nach unten führte und lief um die Ecken, bis er nach einer ihm langen zeit, endlich, sehr knapp die Männer abgehängt hatte. Aber dann sah er ein riesiges Loch vor sich im Boden, dass so groß war, das er nicht dran vorbei kommen konnte. Auch war es zu groß um einfach hinüber zu springen und so musste Crispin schnell überlegen, was er tun sollte. Es gab auch leider keinen anderen Gang den er nehmen konnte, außer den, den er gekommen war. Es blieb ihm keine andere Wahl als umzukehren, aber das konnte er auch nicht wenn er nicht den Feinden direkt in die Arme laufen wollte. Crispin blickte in das Loch hinunter, aber er konnte nichts sehen, weil es zu dunkel war. Rasch schnappte er sich einen kleinen Stein und warf ihn in das Loch, um zu testen wie tief es war. Es dauerte auch nicht lange, bis der Stein auf einen Boden prallte und so wusste Crispin, dass es nicht sehr tief war. Es blieb ihm keine andere Wahl als in das Loch hinab zu steigen und darauf zu hoffen, dass man ihn dort nicht finden würde. Er nahm das Seil das er bei sich hatte, knotete es an einer Halterung an der Wand fest und lies das andere ende in das Loch runter fallen. Er hörte schon die Schritte und die Stimmen der anderen näher kommen, und so lies er sich schnell in das tiefe, dunkle Loch runter. Er konnte absolut nichts sehen und er hoffte auf ein gutes ende.

 

 

Die Stadt Satahal

Unsanft prallte Crispin auf den Boden auf, aber er war erst einmal in Sicherheit, und das war das wichtigste. Er versuchte sich in dem dunkeln zu orientieren, aber es war sehr schwer. Er spürte etwas an seinen Beinen krabbeln und schüttelte es unsanft weg. Er schaute nach oben, aber das obere Ende war nur schwer auszumachen und hören konnte er auch nichts. Langsam tastete er sich Schritt für Schritt vor, aber er stolperte über Steine und anderen Sachen, die er nicht sehen konnte. Crispin überlegte, ob er eine Kerze anzünden sollte und kramte in seinen Sachen nach Kerzen und Feuer. Einen letzten Kerzenstummel konnte er noch finden und zündete ihn an. Nur spärlich entflammte ein schwaches Licht und der Junge konnte nur schwer erkennen, wo er war.

Er war in einem Tunnel, der dreckig, feucht und modrig war. Er führte nur gerade aus und hatte keinerlei Öffnungen oder andere Gänge. So schnell er konnte, lief Crispin ihn entlang, mit der Befürchtung im Rücken, das die Feinde ihm auf der Spur waren. Auf dem Boden liefen Ratten, Mäuse und Käfer umher, denen er angewidert auswich. Nach einer weile kam eine Biegung und dahinter war schwaches Licht zu sehen. Erfreut und gespannt ging Crispin darauf zu und als er näher kam, konnte er eine Tür sehen. Sie war recht klein, alt und sah schon sehr ramponiert aus. An einigen Ecken war das Holz zersplittert und überall waren Kratzspuren, die anscheinend von den Ratten stammten. Crispin pustete die Kerze aus und blieb vor der Tür stehen. Was sollte er nun tun? Ausprobieren ob sie offen war oder vielleicht zurückgehen? Aber es gab ja kein zurück, denn es gab keinerlei Ausweg und oben warteten bestimmt noch die Feinde. Aber was wäre, wenn die Tür geschlossen war? Es gab nur eine Möglichkeit, ausprobieren ob die Tür offen war und dann konnte er immer noch weiter sehen. Zögernd griff der Junge die Tür und drückte den Griff runter. Zu seiner Erleichterung gab die Tür nach und lies sich tatsächlich öffnen. Durch den kleinen Spalt drang helles Licht und es kam ein leichter Windhauch hindurch. `Nur Mut`, sagte er sich selber und öffnete die Tür ganz. Vor ihm lag eine schmale Gasse, die eingerahmt war von hohen Mauern aus Lehm und Sandstein. Der Weg vor ihm bestand aus gelbem Sand und feinem Kies und vom Himmel schien die helle Tagessonne herunter. Geblendet vom Licht, hielt Crispin sich die Hände vors Gesicht und trat ins freie. Er drehte sich um und schaute zur Tür, die ganz unscheinbar in irgendeiner Wand eingelassen war. Sie wirkte total belanglos und völlig unwichtig und schien auch nicht besonders oft benutzt worden zu sein. Man konnte kaum glauben, dass hinter der Tür ein Tunnel lag, der tief unter einem Schloss war. Langsam lief Crispin die kleine Gasse entlang und blieb am ende stehen. Er brauchte nur noch einen Schritt zu tun, dann würde er sehen, was vor ihm war und was auf ihn wartete. Er holte einmal tief Luft und dabei flogen ihm unendlich viele Düfte und Gerüche zu. Es roch nach Tabak, Gewürzen, gekochtem Essen, gewaschener Wäsche, Abfall, verschiedenen Gewürzen und Düften und noch vielem mehr. Langsam drangen Stimmen und unzählige Geräusche an sein Ohr und Crispin wurde neugierig darauf, was hinter der Wand auf ihn wartete. Er dachte an die lange zeit die er schon auf seiner Reise verbrachte hatte und an die vielen Gefahren die auf ihn lauerten und er erinnerte sich an seine Freunde, die irgendwo auf ihn warteten und alle Hoffnungen auf ihn setzten. So nahm er all seinen Mut zusammen und trat aus der Gasse hervor und was er dann sah, hatte er überhaupt nicht erwartet. Vor ihm lag eine Ruinenstadt, aus Lehm und zerfallenen Gebäuden zusammen gehalten. Es wimmelte vor Menschen und überall irrten Lebewesen umher, die Crispin noch niemals zuvor gesehen hatte. Sie waren groß, klein, dick, hatten blaue Hautfarbe, gelbe Hautfarbe, hatten lange, dünne Arme oder lange Finger. Sie hatten große spitze Ohren, waren Kahlköpfig oder hatten Flügel auf dem Rücken.

Aber es gab auch richtige Menschen, aber keiner von ihnen nahm Notiz von dem Fremden, der dort verwirrt durch die Straßen irrte. Crispin lief langsam durch die Stadt und schaute sich verwundert um. Überall waren kleine Hütten oder größere Häuser und an jeder ecke standen oder lagen alte Ruinenstücke, die schon so verwittert und schmutzig aussahen, das man glauben konnte, dass sie schon seit Jahren dort waren und keiner sich darum kümmerte. Irgendwie hatte alles einen sehr alten und vergessenen Eindruck und dennoch war dort eine reges treiben zugange. An jeder Ecke saß ein Händler und bot seine Ware lauthals an und es wurde gefeilscht und gehandelt ohne Ende. Es wurden Wurst und Käsesorten angeboten, Tabak, Seifen, herrliche Düfte, Stoffe, Wolle, Werkzeug und Hühner und noch viel mehr. In den schmalen Gassen hing gewaschen Wäsche quer über der Straße und in den Hinterhöfen stank einem der Abfall und die Essensreste entgegen. Crispin fragte sich immer wieder, wo er wohl war und wie so eine Stadt unter der Erde existieren konnte, wenn er denn immer noch dort war, denn es schien die Sonne vom Himmel, genauso wie zu hause auch und alles wirkte ganz normal. Aber trotzdem war er ja durch einen Tunnel unter einem schloss dort hingelangt und die frage bohrte ihn immer mehr, wie das alles sein konnte und was dort nur geschah.Crispin beschloss, einfach irgendjemanden zu fragen, wo er war und suchte sich einen Menschen aus, der vertrauenswürdig und ehrlich aussah. Der erste den er fragte, lief einfach weiter ohne ihn zu beachten, und der zweite antwortete, dass er selber nicht von dort käme und nicht Bescheid wüsste. Dann ging Crispin auf einen älteren Mann zu, der an einer Hausecke saß und sich das bunte treiben ansah. Höflich fragte er ihn wo er war und wie diese Stadt hieße. Der alte beugte sich etwas vor und antwortete: „Die Stadt heißt Satahal und wir alle leben hier in ruhe und Frieden vor der Außenwelt. Keiner kennt den Weg hier her, außer die Händler, die uns mit Waren beliefern, aber die sind nicht von weit her, darum kennen sie die weite, große Welt auch nicht. Es gibt nur wenige, verborgene Zugänge zu unserer Stadt, die man nicht so leicht findet und jeder kann hier Zuflucht finden, der außerhalb nicht mehr leben kann oder will. Aber wenn du mehr wissen willst, dann lass dich doch herumführen, wir haben hier einen Führer, der den Neuen und Fremden alles zeigt. Und denke daran, oft ist der Weg zurück der Weg ans Ziel“, sagte der alte dem jungen noch hinterher. Crispin war erstaunt, denn er hatte noch niemals zuvor von einer verborgenen Stadt gehört. Neugierig geworden, lies er sich von dem alten einen Führer holen, der ihn etwas herumführen wollte.

„Ich heiße Sammy“ sagte dieser, als nach einer weile jemand kam. „Bevor du fragst, ich bin ein Antarianer und von meiner Art gibt es nur noch sehr wenige. Wir wurden vor langer Zeit aus unserem Lande vertrieben und die wenigen, die überlebt haben, haben hier Zuflucht gefunden. Jetzt gibt es außer mir nur noch fünf weitere Antarianer. Loollo, Saul, Boro, Winnie und Reynha. Aber nun gut Fremder, wollen wir mal gehen, folgt mir einfach, und wenn ihr fragen habt, dann fragt einfach“. Crispin schaute sich erstaunt den Antarianer an. Er war recht groß, so das er leicht gebückt lief und sehr schlank. Seine Arme hingen lang an ihm herunter, fast bis zu den Knöcheln und seine Hautfarbe war leicht bläulich. Die Augen waren ohne Wimpern und kugelrund, der Mund klein und sehr faltig. Sammy hatte eine Glatze, aber an seinem Hinterkopf hing ein dünner, langer, geflochtener Zopf runter. Sammy marschierte auch so gleich los und Crispin hatte mühe ihn einzuholen, denn Sammy hatte sehr große Schritte drauf und er war sehr schnell. Er bog um die nächste Ecke und fing an von der Stadt, den Leuten und allem anderen zu erzählen. Sein Redeschwall war unendlich und hörte nicht auf. Crispin hatte seine mühe, seinen Worten zu folgen, denn so manches Mal musste er fast rennen um ihn einzuholen. Nach einer weile rief Crispin seinem Führer zu, er sollte doch etwas langsamer laufen und nicht so schnell sein. Sammy entschuldigte sich und lief fortan langsamer. Jetzt konnte der Junge endlich sich auch mal die Gegend in ruhe anschauen, durch die Sammy ihn führte. Auch viel ihm der Satz von dem alten wieder ein, der Weg ans Ziel ist der Weg zurück, komisch was das wohl zu bedeuten hatte. Aber na ja, für ihn gab es jeden falls kein zurück, das stand fest. Nach einer weile fragte Crispin:“ kannst du mir mal sagen wie viele Zugänge diese Stadt hat? Der alte vorhin meinte, das es einige gibt, die aber verborgen sind“. „Ja“, sagte Sammy, eigentlich ist das ja Geheim, darum auch verborgen, aber ich kann nur so viel sagen, das jeder irgendwie dahin führt, wohin man will. Und es gibt wirklich nicht viele. Also, wenn du wieder zurück willst, solltest du deine Augen offen halten, oder den gleichen Wege nehmen den du gekommen bist“. Crispin konnte nicht wirklich sehr viel mit dieser Aussage anfangen, er wusste nur, das er endlich bald am Ziel sein wollte und diese Reise beenden musste, denn langsam war er am Ende seiner Kräfte. Der Antarianer redete immer weiter und achtete nicht darauf, dass sein Begleiter stehen blieb. Crispin grübelte nach, über die Reise, seine Aufgabe, das was der alte Mann zu Hause gesagt hatte und der Alte vorhin und er dachte darüber nach was er als nächstes tun sollte. Plötzlich, mit einem mal ging ihm ein licht auf und alles wurde klar und ihm kam eine Idee und endlich wusste er, was zu tun war, egal ob es richtig sein würde oder nicht, ob es ihm zum Ziel führen würde oder er sich getäuscht hatte ,er musste es einfach riskieren. Laut überlegte er: „Es war immer nur die rede davon, das ich nicht zurückgehen darf und nicht zurückschauen soll, aber das heißt doch noch lange nicht, das ich nicht an einem bestimmten Ort zurück gehen darf, oder auf welchen weg, ich kann ja schließlich einen Weg zurück gehen. Ich glaube, das einfach nur gemeint ist, das ich nicht nach Hause zurückkehren soll, ohne meine Aufgabe zu erledigen, ohne aufzugeben“. Plötzlich drehte er sich um und rannte zurück, den ganzen Weg, den er gekommen war, bis zu der Gasse, wo er aus der Tür herauskam. Sein komischer Führer wunderte sich nur, aber dann ging er kopfschüttelnd wieder seiner Wege. Kurz bevor er an der Gasse ankam, lief er langsamer und ging in Deckung hinter einem Stand mit Obst. Von da aus beobachtete er die Gasse und das nicht zu spät, denn gerade kamen die Ritter herausgestürmt und schauten sich suchend um. Wütend rannten sie in die nächst beste Richtung und waren in wenigen Minuten verschwunden, ohne Crispin zu entdecken. Das nutzte er und rannte in Windeseile auf die Tür zu und verschwand auch rasch hinter ihr. Jetzt konnte er es nicht mehr abwarten und rannte den dunklen Gang zurück, bis zu dem Loch, aus dem er runter kam. Und er hatte Glück, das Seil hing da immer noch herunter, so dass er einfach nur wieder hochklettern musste. Als er oben ankam, war er schon etwas aus der Puste, aber nach einer kurzen Verschnaufpause rannte er einfach drauf los. Durch die Gänge, immer weiter, bis er endlich wieder da ankommen würde wo er hin wollte, nämlich zum Eingang des Schlosses.

 

 

Endlich am Ziel

Eine weile alberten die Zwunschiß noch Rum, aber dann liefen sie wieder weiter und waren schnell wieder verschwunden. Außerhalb des Schlosses nahm alles wieder seinen Gang und nichts lies drauf hinweisen, das hinter diesen Türen Abenteuer passierten, die niemand für möglich hielt. Auch das alte Pärchen machte so weiter wie immer und man konnte ihnen schon bald nicht mehr anmerken, dass sie in letzter Zeit öfters Besuch hatten, auch redeten sie nicht weiter darüber. Die Ritter suchten verzweifelt nach den Jungen, Saulus wurde von Stunde zu Stunde ungeduldiger, was er jedem in seinem Schloss, in seinem Land und sonst wo merken lies. Crispins Großeltern und die anderen Dorfbewohner versuchten verzweifelt das Chaos zu beseitigen, das in letzter Zeit hinterlassen wurde und hatten von Tag zu Tag immer mehr Angst vor dem bösen und schon bald glaubte keiner mehr an den Erfolg des Jungen. Selbst seine Großeltern hatten ihn schon fast aufgegeben, sie glaubten, dass ihm bestimmt etwas passiert sei und er irgendwie Hilfe gebrauchen könnte. Keiner konnte mehr lange aushalten und sie alle hofften auf ein baldiges ende, denn Saulus wütete schrecklicher Rum den je.

Irgendwann klopfte es dann wieder einmal an dem Häuschen von dem alten Pärchen im Labyrinth, aber diesmal war es ein ungeduldiges, hartnäckiges Klopfen. Der alte machte auf und wunderte sich, denn kein geringerer als Crispin stand völlig außer Atem vor ihm und man konnte sehen, das er fast am umkippen war, so erschöpft war er. „Oh, Junge, komm rein und setzt dich. Was ist denn passiert und wieso bist du so außer Puste?“ fragte der alte und seine Frau gab ihm ein Glas Wasser zu trinken. Ich bin gerannt und das so schnell wie ich konnte, denn ich habe endlich die Lösung, glaube ich zumindest“. Die beiden alten sahen ihn verwundert an und ehe sie noch etwas erwidern konnten, sprang er auf und rief voller Ungeduld zu dem Mann:“ Ihr seit kein geringer als der Zauberer selber, ihr seit derjenige, den ich suche und erlösen soll“!

Die Frau setzte sich und der Mann sah ihn an und fragte ganz ruhig: „ Wie kommst du denn darauf“? „Na, ist doch ganz einfach. Ihr lebt hier in diesem Labyrinth. Von hier gibt es kein entrinnen, keinen Ausgang, denn es ist eben ein Labyrinth. Hier ist man für ewig gefangen und ihr selbst sagtet, das ihr hier schon so lange seit, das ihr gar nicht mehr wisst wie lange. Außerdem lauern in diesen Gängen alle Möglichen Kreaturen, böse wie auch gute, das habe ich selber erlebt. Wenn man nicht aufpasst können sie einem zum Verhängnis werden. Das hier ist das perfekte Versteck für jemanden den man nicht finden soll. Und von hier aus hat man auch keine macht, denn das ganze wird von hohen Mauern bewacht, die kein ein- oder aus dringen ermöglichen“. Eine weile sahen sich die drei an, dann erwiderte Crispin wieder:“ Nur eines verstehe ich nicht, ihr seht ganz anders aus wie in meinen Träumen“.

Es vergingen einige Minuten, bis plötzlich der Tisch anfing zu wackeln, die Lampe an der Decke bewegte sich hin und her und das Licht darin wurde immer heller, so das Crispin sich die Hand vors Gesicht hielt. Er konnte bald nichts mehr sehen, so blendete es und er hörte nur dass sich die Möbel bewegten und das es rumpelte und polterte. Dann bemerkte er einen starken Windhauch und er wurde mitgerissen, irgendwo hin und er wusste nicht wohin. Das alles dauerte nicht lange, höchstens einige Minuten, aber es kam ihm vor wie Stunden. Als alles vorbei war, merkte er, dass das grelle Licht weg war und er nahm die Hand wieder runter. Crispin merkte, dass er jetzt nicht mehr in der kleinen Hütte, sondern in dem Schloss aus dem Labyrinth war. Es sah ganz anders aus, es glänzte und es viel helles Licht durch Fenster, es war keinesfalls mehr dunkel und düster wie zuvor. Auch war es anders eingerichtet. Es standen prachtvolle Gegenstände und Möbel im Raum und es wirkt edel und prunkvoll. Und vor ihm stand kein geringerer als der Zauberer selber. „Du hast es geschafft, du hast mich erlöst. Vor langer zeit wurde ich in dieses Labyrinth verbannt, so lange bis mich jemand erkennen würde und mich somit erlösen sollte. Ich durfte jedoch niemals sagen wer ich wirklich bin und war auch daran gehindert zu helfen oder Tipps zu geben. Der Erlöser musste selber darauf kommen“: „Aber wieso saht ihr so anders aus und wer ist die Frau gewesen bei euch?“ fragte der Junge. „Das ist tatsächlich meine Frau, und das aussehen fand ich ganz amüsant, mal was anderes. Das wenigstens bekomme ich noch hin“. „Und was ist jetzt, was wird jetzt mit den Reitern und was ist mit dem bösen Herrscher und den Leuten in meinem Dorf und…“. „Langsam, Crispin, alles ist schon gut. Deine Freunde sind in Sicherheit, deinen Großeltern geht es gut und um den bösen wird sich bereits gekümmert. Jetzt da ich erlöst bin, habe ich auch meine Macht wieder und so kann ich wieder alles machen wie zuvor. Ich habe bereits veranlasst dass man sich um ihn kümmert und glaube mir, er wird nie wieder irgendjemandem etwas tun“. Ignaz drehte sich um, schritt in der Halle umher, breitete die Arme aus und sagte:“ das hier ist übrigens der Schatz, dieses Schloss, und du kannst darinnen herrschen, als König. Du kannst gutes bewirken, Helfen, regieren, wie es dir gefällt. Das ist die Belohnung für dich“. Ungläubig schaut Crispin den Mann an und wusste nicht was er sagen sollte. Es war alles so unglaublich und so unbegreiflich. „Das muss ich erst einmal verdauen und mir darüber Gedanken machen“, sagte er und setzte sich auf den nächst bestem Stuhl. „Du hast alle Zeit der Welt, Crispin“, erwiderte Ignaz und sie setzten sich an einen bereits mit Essen und Trinken gedeckten Tisch und redeten die ganze Nacht.

 

 

Einen Monat später:

Crispin wurde zu Hause herzlichst willkommen und alle bejubelten und beglückwünschten ihn zum Sieg. Das Dorf war wieder hergerichtet wie früher, jeder ging seinem Tagewerk nach und Crispin wurde nie mehr verspottet oder geärgert. Saulus war für immer besiegt und er wurde nie mehr wieder gesehen, seine Burg verfiel und die Ritter waren verstreut im ganzen Lande. Das heruntergekommene, verdreckte Dorf wurde Saniert, erneuert, die Menschen wurden von ihren Krankheiten geheilt und bekamen Arbeit. Sie bewirtschafteten eigene Länder und eigene Höfe und sie waren glücklich und gesund. Ignaz herrschte weiterhin als guter Zauberer in dem Schloss und alle Freunde von Crispin kamen ihn hin und wieder in seinem Dorfe besuchen. Alle lebten froh und zufrieden miteinander und lange, lange Zeit gab es kein Streit und Krieg mehr. Und diese Geschichte, das Abenteuer von dem Jungen, das wurde niedergeschrieben und für die Nachwelt festgehalten.

 

 

Ende

Impressum

Texte: Meine, bitte nicht kopieren, abschreiben oder ähnlich verwenden. Diese Idee zu dem Buch ist alleine von mir und soll bitte auch meine bleiben!!!
Tag der Veröffentlichung: 07.03.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für meine lieben, das ist mein allererstes Werk und ich hoffe das alle Leser das träumen nicht aufgeben und genauso gerne wie ich hin ud wieder einmal in die Fantasywelt abgleiten. Und Danke an Pelikan für das schöne Cover.

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