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Mein schrecklicher Stiefbruder

Ich saß mit meiner Mutter am Küchentisch und aß zu Mittag. Wir zwei waren alleine, nur sie und ich. Mein Vater hatte uns verlassen, da war ich noch ganz klein.

Ich, das ist Pia, 15 Jahre alt, kurze blonde Haare, eher Mittelklasse fand ich, aber die anderen meinten, dass ich ganz passabel aussah und ruhig zugeben könnte, dass ich beliebt war. Aber das war eher nervig manchmal als ein Vorteil.

Wir lebten in einer kleinen Wohnung, die vollkommen ausreichte für uns beide. Meine Mutter war Ende 30 und ich fand, dass sie für ihr Alter noch recht jugendlich und flott war. Und - na ja, sie hatte seit einiger Zeit einen Freund. Das war Hannes und ab und zu kam er bei uns vorbei und die zwei hingen gemeinsam vor der Glotze ab. Manchmal gingen wir auch zu dritt etwas essen und manchmal waren die beiden Abends aus, sodass ich sturmfreie Bude hatte. Hannes war voll in Ordnung und er lies absolut nicht den Vater raus hängen oder so etwas, meine Mutter war glücklich mit ihm, das war das Wichtigste.

Heute fragte meine Mutter wie immer, was es Neues gab und mir fiel eigentlich nichts Besonderes ein, außer das der Idiot Erik aus der Schule, er ging zwei Klassen weiter wie ich, wieder einmal Ärger bekommen hatte, mit einem anderem Schüler. Er war der absolute Vollidiot und ich mochte ihn gar nicht leiden. Meine Freundin Petra fand ihn natürlich `soooo süß` und wenn er sich nicht immer so blöde verhalten würde, dann könnte er doch eine schnuckelige Partie abgeben, meinte sie. Petra war hoffnungslos Romantisch und dauernd schwärmte sie für irgendeinen Typen, auch wenn der voll doof war oder ein Superstar.

Meine Mutter räusperte sich etwas verlegen und verkündete, das sie, oder besser wir, gleich ein Date mit Hannes hatten und er noch jemanden mitbringen würde. Anscheinend war ihr das etwas peinlich oder sie hatte etwas zu verbergen, auf jeden Fall druckste sie dauernd so Rum und hatte es eilig, alles herzurichten für den anderen Gast. Bis ich ihre Art nicht mehr aushielt und sie fragte, wen Hannes mitbringen würde. Ich wusste dass sie es unbedingt loswerden wollte, aber nicht wusste, wie sie anfangen sollte. Sie schaute mich an und sagte:" Hannes hat einen Sohn und der ist ungefähr in deinem alter, er kommt gleich mit, damit wir uns alle kennen lernen". "Ach, wann wolltest du das denn erwähnen? Bei der Hochzeit oder wenn wir alle zusammen ziehen?" fragte ich sie empört. Ich glaubte nicht dass sie so etwas Wichtiges verschwiegen hatte und wartete vergebens auf eine Antwort. Ich schaute sie an und merkte, das da noch was kommen würde. "Na ja", druckste sie Rum und gestand mir, das sie tatsächlich vorhatten zusammen zuziehen und zu heiraten. Die zwei wollten sich ein größeres Haus mieten, wo wir alle platz hatten, denn Hannes sein Sohn würde dann auch bei uns wohnen. Ich viel aus allen Wolken und heiter sagte meine Mutter: "He, dann hast du einen großen Bruder".

Ich kam nicht zur Antwort, denn in diesem Moment klingelte es an der Tür und sie eilte hin um zu öffnen. Wenige Augenblicke später stand Hannes in der Küche und hinter ihm ein schlanker, Großgewachsener Junge. ERIK!!! Der Erik aus der Schule. Der, der so ein Vollpfosten ist und echt zum abgewöhnen war Hannes Sohn? Und mit dem sollte ich in Zukunft unter einem Dach leben und auf Familie machen? Nee- nicht mit mir! Hannes stellte uns vor, denn wir kannten uns ja nur vom sehen. Vielmehr kannte ich ihn, ob er mich jemals wahrgenommen hatte, wusste ich nicht. War mir auch egal, denn ich legte wirklich keinen wert auf seinen Umgang.

Hannes und Erik saßen nun da, in unserer Küche und tranken Kaffee, während die zwei tollen Erwachsenen uns Kinder vor vollendete Tatsachen stellten, musste ich mich echt zusammen reißen um nicht einfach abzuhauen. Aber ich blieb und hörte mir die Pläne der beiden an, denn meiner Mutter war das echt wichtig, das wusste ich. Klar ich gönnte ihr das alles, sollte sie ruhig glücklich sein, sie hatte es sich wirklich verdient. Nach all den Jahren allein- ohne Mann, und ihr Freund war echt in Ordnung, gegen den hatte ich eigentlich nichts. Aber dieser Typ, oh Gott, was würde wohl Petra dazu sagen? Und hoffentlich glaubten die zwei nicht, dass ich ihn "Bruder " nennen würde, denn das war er nicht. Er war das schlechtere Übel an dem ganzen und ich hoffte das dass Haus in dem wir wohl ziehen würden, groß genug war, damit ich Erik aus dem Weg gehen konnte. Und wenn die Hochzeit soweit war, dann ... na ja abwarten, mal gucken. Erik schien das ganze nicht zu interessieren, denn er sagte nicht einmal ein einziges Wort und schien auch sonst völlig teilnahmslos. Hin und wieder gab er mal eine Antwort, wenn Hannes ihn was fragte und ihm schien es auch egal zu sein, was unsere Eltern für Pläne hatten. Als die zwei dann nach einer Stunde gingen, drehte Erik sich noch mal an der Tür um und schaute mir genau in die Augen. Ob mit Absicht oder nicht, wusste ich nicht, aber der Blick ging mir durch und durch. Nach dem meine Mutter wissen wollte was ich von dem ganzen hielt, sagte ich ihr nur ganz kurz und knapp dass alles prima sei, dann verschwand ich schnell in mein Zimmer um mit Petra zu telefonieren. Sie viel aus allen Wolken als ich ihr mitteilte mit wem ich in Zukunft meine vier Wände teilen musste. "Was, mit diesem Typen? Oh, arme, du tust mir leid, obwohl er ja eigentlich toll aussieht, aber er ist nun mal ein Arsch". Eine Ewigkeit redeten wir über dieses Thema, die Hochzeit, der Umzug und alles andere.

Am nächsten Tag schwor ich mir, Erik in der Schule aus dem Weg zu gehen und so zu tun, als ob nichts wäre und ich ihn nicht kennen würde. Klappte auch ganz gut und auch in den nächsten Tagen, denn er ignorierte mich genauso wie ich ihn. Zu Hause hatte ich ihn nicht mehr gesehen, nur Hannes und einmal fragten die zwei mich doch tatsächlich wie ich Erik finden würde und ob es in Ordnung wäre für mich wenn wir alle unter einem Dach wohnten. Natürlich sagte ich dass es mir nichts ausmachen würde und dass ich Erik ja gar nicht kannte, ich müsste ihn erst richtig kennen lernen, um mir eine Meinung über ihn bilden zu können. Mit Sicherheit würde ich bestimmt nicht sagen dass ich ihn nicht leiden konnte. Ich hatte nur die Hoffnung, dass ich in Zukunft nicht all zu viel mit ihm zu tun haben würde. Hannes und meine Mutter gaben sich mit der Antwort zufrieden, und durchkämmten weiter Wohnungsanzeigen und Inserate.

Nach fast zwei Wochen hatten sie immer noch nichts Passendes gefunden. Entweder war es zu weit weg, zu teuer, zu klein oder, oder, oder...! Nach knapp drei Wochen, es war gerade Schulschluss und ich stand mit ein paar Freundinnen beim Ausgang, kam Erik auf uns zu. Als ich ihn sah, betete ich, das er einfach weiter laufen würde, aber er blieb genau vor mir stehen und gab mir ein Zettel mit einer Adresse darauf. Kurz und knapp sagte er nur:" Hannes hat mich gebeten, dir das zu geben, du sollst da sofort hinkommen nach der Schule, dort ist ein Haus was sie besichtigen wollen und wir sollen dabei sein. Ich fahre mit dem Roller, wenn du willst, nimm ich dich mit, aber beeile dich, ich warte nicht ewig". Damit drehte er sich um und ging. Mir war das soo peinlich, am liebsten wäre ich im Erdboden versunken. "Was war das denn?", fragten die anderen und mir blieb nichts anderes übrig als ihnen die Wahrheit zu sagen. Die Mädchen vielen aus allen Wolken und Rebecca meinte nur:" Man, deine Mutter hätte sich ja wohl einen anderen suchen können. Mit dem unter einem Dach, nee, würde ich nicht tun." Ich erwiderte dass Eriks Vater total nett sei und dass ich nichts dagegen tun könnte. Ungeduldig hupte Erik auch noch und wohl oder übel musste ich hin, denn wie hätte ich sonst zu der Adresse kommen sollen, die mir absolut nichts sagte. Oh Gott, ich höre jetzt schon das Gerede hinter meinem Rücken und morgen würden die mich mit lauter doofen Kommentaren und blöden Fragen bombardieren.

Na ja, widerwillig ging ich zu Erik rüber und ich rief ihm zu das ich schon unterwegs war und sofort fuhr er los, als ich gerade mal saß. Kurz und knapp sagte er nur dass ich mich festhalten sollte, denn er würde bestimmt nicht wegen mir langsamer fahren. So ein Idiot, dachte ich mir nur und wartete darauf, dass wir am Ziel ankamen. Zum Glück dauerte die fahrt nicht lange und wir kamen bei einem schönem Haus im grünen an. "Boa ey, wo sind wir denn hier gelandet? Das ist ja mal was ganz anderes", rief Erik erstaunt und ging zum Eingang, an dem unsere Eltern schon warteten. Meine Mutter schien ganz aufgeregt und in schnellen Worten erzählte sie uns, das dass ein absolutes Traumhaus sei und es prima zu uns passen würde. Zu allem war es noch recht billig, da es einer alten Frau gehörte, die einfach nur alles loswerden wollte, egal zu welchem Preis. "Da muss man doch zugreifen, oder? Wir sind uns ja eigentlich schon einig, aber wir wollten nichts ohne euch entscheiden", sagte meine Mutter und schaute Hannes träumerisch an. Er schloss die Tür auf, denn sie hatten vom Makler den Schlüssel bekommen, damit wir in Ruhe schauen konnten. "Natürlich muss noch einiges geändert werden, es muss gestrichen werden, neue Teppiche müssen rein und so weiter. Also, lasst euch nicht von der Einrichtung abschrecken, ihr müsst das Endergebnis vor euren Augen sehen“, meinte Hannes und führte uns durchs Haus. Also, um es kurz zu machen, erzähle ich mal wie das Haus ist. Es ist wirklich groß. Unten war ein Kellerraum, mit Fenster, Heizung und allem drum und dran, so das man dort ein gemütliches Zimmer einrichten könnte für mich oder Erik. Im Erdgeschoss war eine schöne Küche die zum Garten raus ging, na ja, die musste allerdings neu gemacht werden, denn die war wirklich noch aus Omas Zeiten. Es gab zwei kleinere Räume, die sie zu einem großen machen wollten, in dem sie eine Wand einreisen wollten. Das sollte dann das Wohnzimmer sein. Zu dem gab es eine Speisekammer, ein Gäste-WC, ein großes Bad- das auch noch etwas Renoviert werden musste und ein Raum, das Hannes als sein Büro einrichten wollte. Im ersten Stock dann gab es noch drei weitere Schlafzimmer, alle echt riesig groß und noch ein weiteres Bad und einen Treppenaufgang zum Dachboden. Eines der Zimmer würde dann auch meines oder Eriks werden, eines unserer Eltern und das dritte sollte dann ein Gästezimmer werden. Eigentlich fand ich das super. Zwei Bäder, einer von uns beiden konnte hier oben sein, der andere unten im Keller- und bei aller liebe, das konnte Erik sein, der sollte ruhig ab in den Keller. Bloß weit genug weg von mir und im Bad würden wir uns dann ja auch nicht über den weg laufen. Also, war das o k. Ach- und der Garten erst, der war Hammer!!! Da gab es echt eine Holzhütte, die wir uns als Partyraum einrichten könnten, einen kleinen Fischteich und ---- einen Pool! Echt, ein wundervoller, toller Pool. Nach dem wir alles gesehen hatten, wollten die zwei wissen, wie es uns gefällt. Erik meinte nur kurz, das es o k sei und wenn, dann wollte er in den Keller. Na super, das lief ja toll!!! Sofort gab ich auch mein o k zu dem ganzen und wenige Stunden später waren wir alle Besitzer eines Hauses. Nun konnten die Renovierung und der Umzug stattfinden.

Es dauerte einige Wochen und in denen lernte ich meinen zukünftigen Stiefbruder näher kennen. An einem Nachmittag, als wir alle gemeinsam die alten Teppiche und Tapeten und so`n Kram raus räumten, merkte ich, das Erik eigentlich ein ruhiger, stiller Typ war, denn er redete immer noch sehr wenig, nur das nötigste. Oder war das nur die ruhe vor dem Sturm? Denn aus der Schule kannte ich ihn eigentlich ganz anders. Er tat seine Arbeit, ich meine und unsere Eltern waren richtig ---- verliebt eben!!! Manchmal echt nervig und hin und wieder merkte ich, dass Erik genauso genervt war davon wie ich. Aber na ja, was ging mich seine Gedanken an, ich konnte ihn ja eigentlich gar nicht leiden, oder????

Manchmal war Petra auch dabei und sie schielte dauernd um die ecke, um zu sehen, was Erik machte. Einmal hatten wir doch tatsächlich so etwas wie Spaß und wir alberten alle richtig Rum. Mitten im ganzen Stress kam auch noch ein Junge vorbei, der Eriks bester Kumpel war, wie ich später erfuhr. Er hieß Logan, ja echt war. Was für ein ungewöhnlicher Name, oder? Er war echt total, hm, wie soll ich das nur sagen? Ich fand ihn vom ersten Moment an total süß und war echt hin und weg von seinen niedlichen Grübchen, wenn er lachte. Seine dunklen, langen Wimpern betonten seine schönen Augen noch viel mehr und seine blonden Locken umspielten sein Gesicht. Als er nun das erste mal da war, oder besser gesagt als ich ihn das erste mal sah, sagte er fröhlich Hallo und er stellte sich uns vor. Besser gesagt mir und meiner Mutter. Er half so oft mit wie es ging, auch einige Wochen später, als wir endlich in das Haus einzogen. Erik ging nach unten in den Keller und ich nach oben. Wie geplant. Ich würde meine ruhe vor ihm haben und ihn nicht all zu oft sehen. Zum Glück, auch wenn er in letzter Zeit ziemlich ruhig war, ich konnte nicht vergessen wie er in der Schule war, und das fand ich nicht toll. Mitten im Umzug merkte ich, wie Logan dauernd zu mir rüber starrte und sich dann leise mit Erik unterhielt. Dabei wendete er den Blick nicht von mir und ich überlegte mir, worüber die wohl sprachen. Nach einer weile sah ich wie Erik böse zu Logan rüber schaute und auch er schien wütend zu sein und irgendwas schien Erik aufzuregen, aber ich konnte nicht verstehen, was es war. Danach kam Logan mit einem Lachen zu mir rüber und heiter fragte er, ob er mir beim tragen helfen könnte. Natürlich sagte ich ja, denn er war ja soooo niedlich und sooo süß, auch wenn er der beste Freund von Erik war. Aber das war mir egal. Manchmal träumte ich sogar nachts, wie er mich küsste. Oh, ich glaube, ich bin verliebt in ihn, wenigstens etwas. Na ja, wir hatten richtig Spaß und mit dem ganzen herumgealbert ging die Arbeit schnell vorbei. Als es Abend war und Logan sich verabschiedete, kam er noch zu mir rüber und schaute mir tief in die Augen. "Bis dann, Pia. Ich freue mich dich wieder zu sehen". Dann ging er. Draußen vor der Tür hörte ich, wie Erik und Logan laut stritten, aber wieder konnte ich kein Wort verstehen, da meine Mutter mich rief und um Hilfe bat. Kurz bevor ich mit meiner Mutter in unsere alte Wohnung wieder fuhr, denn noch konnten wir nicht in dem Haus schlafen, kam Erik zu mir rüber und er sah echt böse aus. Aber er lief nur an mir vorbei und sagte beim vorbeilaufen:" Halte dich von Logan fern, klar"? He? Was war denn in den gefahren? War der etwa sauer weil ich mich so gut mit seinem Kumpel verstand? Der spinnt ja wohl, dachte ich mir. Der kann mich mal, ich lasse mir doch nicht von dem vorschreiben, was ich tue und was nicht. Als ich später mit Petra telefonierte, meinte sie auch, das ich das ruhig ignorieren sollte, denn wenn Logan auf mich stand, und das würde er wohl auch, meinte sie, dann sollte ich mich bloß nichts von Erik einreden lassen. Tat ich denn auch. Logan lud mich sogar eines Nachmittags auf ein Eis ein und er nahm mich in seinem Auto mit in die Stadt. Er hatte erst seit kurzem den Führerschein und wollte damit wohl etwas angeben, was ihm auch gelang. Wir hatten einen schönen Nachmittag und er flirtete heftig mit mir und ich mit ihm. Das ging alles in eine super tolle Richtung. Aber Erik schien das ganze nicht toll zu finden, denn immer wieder musste er mir deutlich machen, das ich Logan in ruhe lassen sollte und sogar seinen Kumpel schnauzte er an, was das ganze sollte? Andauernd schaute er uns böse und sauer an, wenn wir redeten oder herumalberten. Das ganze ließ mich nur wieder bestätigen, das Erik einfach ein Ekel war und echt blöd. Ich sagte ihm dass er mich mal kann und er mir nicht zu sagen hätte, was ich tun oder lassen sollte, nur weil unsere Eltern bald heiraten würden und wir jetzt zusammen wohnten.

Nach einigen Tagen dann konnten wir endlich zum ersten Mal alle zusammen in unserem Haus schlafen, denn soweit war alles fertig, es mussten nur noch einige Kartons ausgepackt werden. Alle vier saßen wir zum ersten Mal gemeinsam am Küchentisch und aßen zu Abend. Alle waren recht still, keiner sagte wirklich etwas und mir viel auf, dass Erik mich dauernd anstarrte. Irgendwie kam mir das unheimlich vor. Wieso glotze der mich nur so an? Als ich fertig war mit dem essen, stand ich schnell auf, mit der ausrede, das ich noch einiges auszupacken hätte. Ich wollte bloß so schnell wie es ging aus diesem Raum raus, weg von den Blicken dieses Typen. Aber als ich den Teller in die Spüle stellte, stand Erik plötzlich neben mir und auch er wollte gerade seinen Teller in die Spüle stellen. Dabei berührten sich zufällig unsere Hände und mich durchfuhr es dabei eiskalt. Schnell zog ich meine Hand weg und ging aus der Küche raus. Erik hatte wohl das gleiche vor, denn er folgte mir auf den Schritt und im Flur flüsterte er mir noch hinterher: Man, das wird ein Spaß werden, jetzt habe ich ja endlich jemanden zum Quälen hier"! He? Spinnt der denn jetzt völlig? Wenn der glaubte das er mich ärgern kann hier, dann hat er sich total getäuscht. Ich werde mein bestes tun und ihm hier aus dem Weg gehen, das war wohl so sicher wie das Amen in der Kirche.

In der Schule natürlich gab es ordentlich Gerede und jeder wollte unbedingt wissen, wie es jetzt ist, plötzlich mit dem Freund der Mutter zusammen zu wohnen und vor allem mit dem Rüpel der Schule. Und auch Erik musste seinen Freunden wohl rede und Antwort stehen, denn einmal hörte ich wie einer seiner Freunde sagte: "Was mit der wohnst du jetzt zusammen? Oh, da müsst ihr euch ja wohl auch näher kommen, oder? Ist sie denn heiß?" Ach Gott, diese Idioten, dachte ich mir nur und ging schnell weiter, damit ich nicht hören musste, was sie sonst so alles redeten. Und zu hause? Ja, da gelang es mir doch wirklich ihm so weit wie es ging aus dem Weg zu gehen. Natürlich passte es ihm immer noch nicht das ich mich so toll mit Logan verstand, aber das war mir egal.

Nach einigen Wochen hatte sich alles normalisiert und auch das Gerede in der Schule wurde weniger. Erik blieb nach wie vor ein Vollpfosten und Logan war immer noch mein Favorit in Sachen erster Freund und so. Und auch Petra hatte sich daran gewöhnt, jetzt Erik zu Hause anzutreffen und Hannes. Unsere Eltern taten ihr bestes, damit wir uns wohl fühlten und nahmen in jeder Hinsicht auf uns Rücksicht. Eines Abends waren Hannes und meine Mutter ausgegangen und es würde bestimmt auch spät werden, und auch Erik war weg, so hatte ich einen ganzen Abend für mich alleine. Ich holte mir Nüsse, Kekse, Saft, meine Kuscheldecke und machte es mir im Wohnzimmer gemütlich. Es lief ein toller Kinofilm, der recht spannend war und als ich danach einen DVD - Film eingelegt hatte, stand plötzlich Erik neben dem Sofa und fragte in einem ganz gelangweilten Ton ob er mit gucken dürfte. Ich wunderte mich zwar, aber ablehnen tat ich dann auch nicht, und so sagte ich: "Klar, warum nicht"? Er legte seine Jacke beiseite, denn er musste wohl gerade erst nach Hause gekommen sein und setzte sich doch tatsächlich neben mich auf die Couch. Boa, hätte der sich nicht in den Sessel setzten können oder auf den Fußboden? Warum ausgerechnet neben mich? Ich zog meine Füße an mich ran die auf der Couch waren und zog meine Decke dichter an mich, dann verfolgte ich angespannt den Film weiter. Ich wagte kaum mich zu rühren oder Erik anzugucken, irgendwie war da was in der Luft das mich total angespannt werden lies. "Du brauchst nicht so verkrampft da sitzen, ich tue dir schon nichts", sagte Erik plötzlich und reichte mir die Nüsse hin. Verwundert schaute ich ihn an. Konnte man das so deutlich sehen und spüren dass ich mich in seiner Gegenwart nicht wohl fühlte? Oh Gott, das geht ja gar nicht, was muss der bloß nur denken von mir? So locker wie es ging antwortete ich:" Tue ich doch gar nicht und außerdem lass ich mich von dir nicht die Laune verderben". Erik erwiderte dann: "Und ich hatte auch gar nicht vor dir die Laune zu verderben". Er stellte die Nüsse wieder weg und schaute wortlos weiter zum Film. Seine Worte bewirkten bei mir, dass ich tatsächlich etwas lockerer wurde, was sollte der Idiot mir denn auch schon tun? Das war doch lächerlich dass ich Angst hatte. Ich streckte meine Füße wieder etwas weiter von mir und entspannte mich wieder. Nach einer weile saßen wir beide völlig entspannt auf dem Sofa und guckten Filme, so als ob wir das dauernd tun würden. Erik lümmelte sich regelrecht auf der Couch hin und irgendwann fing er sogar an laut die Kekse zu knabbern und nervtötend die Nüsse zu kauen. Das ging mir irgendwann so auf die Nerven, das ich ihn anfuhr:" Man kannst du mal damit aufhören, das nervt. Da versteht man ja kein Wort mehr". Erik schaute mich nur wortlos an, nein -- vielmehr starrte er mich an. So lange, bis ich nervös wieder wegschaute. Der kann mich mal, dachte ich nur und wollte eigentlich aufstehen und in mein Zimmer gehen, als ich eine Nuss an den Kopf bekam. Dann noch eine und noch eine. Der Blödmann bewarf mich doch tatsächlich mit Nüssen. Was viel dem denn ein? "He was soll das"? fragte ich ihn und bekam nur zur Antwort, dass ich mich bloß nicht so anstellen sollte und mal etwas Spaß haben sollte. Jetzt wurde ich langsam sauer und drehte mich wütend zu ihm um. Eigentlich wollte ich ihm eine reinhauen, aber das lies mir mein stolz nicht zu und wütend funkelte ich ihn an das er ein völliger Blödmann sei, ein Vollpfosten, ein Idiot und was weiß ich nicht noch alles. Ich griff in meiner Wut nach einem Kissen und haute es ihm ins Gesicht. Davon lies er die Schüssel Nüsse fallen und sie kullerten auf den Boden. Erik fauchte mich an, das ich eine blöde Ziege sei die nur auf die Meinung anderer hört und außerdem total verkrampft war. Schnell war eine kleine Rangelei im Gange, in dem wir uns mit Kissen bewarfen, uns schubsten und uns gemeine Sachen an den Kopf warfen. Irgendwann konnte ich nicht mehr und wusste auch langsam nicht mehr was ich noch sagen sollte, deshalb stieß ich ihn so heftig gegen die Schulter, das er fast nach hinten um kippte und sagte zu ihm das er sich in den Keller verpissen sollte. "Na warte, das wirst du büßen", sagte er und griff nach meinen Händen. Ich verlor das Gleichgewicht und viel auf das Sofa und zog ihn somit auch runter. Das nutze er natürlich aus und kniete sich auf meine Beine und hielt meine Hände über dem Kopf fest. Ganz dicht über meinem Gesicht gebeugt fragte er nun triumphierend:" Na kleine, was machst du jetzt?" Er schaute mir dabei tief in die Augen und ich bekam dabei ein kribbeln im Magen, das ich völlig stumm und wehrlos da lag und nicht wusste was ich sagen sollte. Als Erik merkte das ich mich nicht wehrte, meinte er: "Na da kann ich jetzt ja machen was ich will". Ich wusste nicht was er vorhatte, aber sein Gesicht war dem meinem ganz nahe und er grinste mich hinterhältig an. Jetzt kam er noch näher ran und als wir nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt waren, ging die Tür auf und unsere Eltern kamen rein. Schnell lies Erik mich los und setzte sich wieder auf und auch ich stand auf und hob die Nüsse auf die auf dem Boden lagen. Dann verschwand ich schnell in meinem Zimmer und warf mich aufs Bett. Ich lies noch einmal die letzten Minuten Revue passieren und überlegte, was Erik da vorhin bloß vorhatte. Wollte der mich etwa gerade küssen? Nee, aber dennoch. Seine Lippen waren direkt über den meinen und es hätte nicht viel gefehlt, wenn unsere Eltern nicht wieder gekommen wären. Aber Blödsinn, warum sollte Erik mich denn küssen wollen? Ich wischte den Gedanken daran schnell weg und legte mich zum schlafen hin. Am nächsten Abend holte Logan mich ab in die Disco. Es war Wochenende und meine Mutter hatte nichts dagegen, dass ich mit ihm wegging, denn sie fand ihn auch ganz nett. Ich war total aufgeregt und mir zitterten die Knie, als ich neben ihm in seinem Auto saß. "Du siehst echt toll aus, weißt du das", meinte er und machte mir lauter tolle Komplimente. Ich wurde etwas rot und gab ihm das Kompliment zurück. Hand in Hand gingen wir dann in unsere Stammdisco und einige Mädchen schauten ganz neidisch hinter uns her. Irgendwie war ich richtig stolz deswegen und ich dachte kein bisschen mehr an den letzten Abend. Immer wieder suchte Logan meine Nähe und er spendierte mir eine Cola nach der anderen. Wir tanzten mehrere Tänze zusammen und einmal hielt er mich dabei eng im Arm. Als wir dann später nach draußen wollten um frische Luft zu holen, legte er seinen Arm um meine Taille und zog mich zu sich ran. Aufgeregt und nervös lies ich mich von ihm führen. Ich war regelrecht im siebten Himmel und dachte mir absolut gar nichts dabei, als Logan auf eine dunkle Ecke zusteuerte. Als wir dann weit genug von der Menschenmenge weg waren, nahm er mich in den Arm und flüsterte mir lauter liebe und süße Dinge ins Ohr. Das er mein Herz nicht hämmern hörte, war ein wunder. Dann zog er mich noch enger zu sich ran und küsste mich. Endlich, darauf hatte ich den ganzen Abend gewartet. Nach einer weile wurden die Küsse jedoch fordernder und heftiger. Dabei schob er mich immer weiter nach hinten ins dunkle und plötzlich spürte ich eine Hand auf meinem Po. Ich wurde noch nervöser als ich sowieso schon war und wusste nicht was als nächstes passieren würde. Logan wurde plötzlich immer aufdringlicher und seine Lippen wanderten von meinem Mund zu meinem Hals, an meinen Nacken und wieder zurück. Er drängte sich noch enger an mich ran, so das ich kaum noch Luft bekam und spürte, wie seine Hand unter meinen Rock wanderte. Stopp! Das wollte ich nicht, nicht so schnell und nicht hier. Ich versuchte ihn Wegzuschieben und schob seine Hand weg. Das half aber nichts, denn sofort war sie wieder da und diesmal wanderte sie sogar weiter. Als ich seine Hand an meinem Oberschenkel merkte, stieß ich sie wieder weg und bat ihn damit aufzuhören. Ich sagte ihm dass ich das nicht möchte und schon gar nicht hier, wo uns jeder jeden Moment sehen könnte. Logan lies sich aber nicht davon abhalten, er wurde immer aufdringlicher und sagte doch tatsächlich zu mir ich sollte mich bloß nicht so anstellen und wenn ich es hinter mir hätte, dann wäre ich bestimmt froh, es mit ihm gemacht zu haben. Schließlich hätte ich ihn heiß gemacht und nun wollte er eben auch seinen Spaß. Jetzt bekam ich richtig Angst und plötzlich war mir Logan total fremd. Ich wollte nur noch weg und das alles vergessen. Mit aller kraft stieß ich ihn von mir und sagte ihm das er ein Idiot sei und er sich verpissen sollte. Aber wieder drückte er sich an mich und wollte mich weiter küssen. Plötzlich wurde er mir aller Gewalt von mir weggerissen und jemand schrie ihn an:" lass die Finger von ihr habe ich gesagt. Los verschwinde, bevor ich dir eine verpasse und komme ihr nie wieder zu nahe, sonst bekommst du es mit mir zu tun". Verblüfft sah ich, dass es Erik war. Wütend schubste er seinen Kumpel fort und wurde so zu meinem Retter. Logan schrie Erik an:" Was willst du denn? Nur weil du nicht den Mumm hast ihr zu sagen was du für sie empfindest? Du bist doch armselig. Sonst so eine große Klappe und dann so mickrig. Aber bitte schön, sie gehört dir". Wütend stapfte Logan davon, ohne uns noch ein Blick zuzuwerfen. ich merkte gar nicht dass mir jetzt fast die Tränen liefen und schnell schluckte ich sie einfach runter. Nein! Deswegen würde ich bestimmt nicht heulen. Nicht vor Erik. Er legte mir seine Jacke um die Schultern und sagte:" Ich habe doch gesagt das du die Finger von ihm lassen sollst. Er ist ein Idiot, vergiss den einfach". Beschützend und tröstend nahm er mich in den Arm und hielt mich für eine weile einfach nur fest. "Komm, ich fahr dich nach Hause". Wortlos gingen wir zu seinem Roller und er reichte mir den Helm, damit ich ihn aufsetzten konnte. Ich war froh dass Erik mich nicht weiter mit Sprüchen und Ratschlägen nervte. Ich klammerte mich an ihn, als wir nach Hause fuhren und er sagte absolut kein weiteres Wort. Zu hause angekommen fragte er mich noch, ob es mir gut ginge und ob er irgendwas tun solle. Aber ich hatte mich schon wieder beruhigt und ich wollte nicht mehr an Logan und diesen Abend erinnert werden. Bevor wir ins Haus gingen musste ich ihn unbedingt noch etwas fragen. Eine Bemerkung von Logan kam mir wieder in den Sinn und lies mich nicht in ruhe. "Sag mal, was hatte Logan eigentlich damit gemeint du traust dich nicht mir zu sagen...", weiter kam ich nicht, denn Erik viel mir ins Wort und winkte ab. “Ach nichts, der spinnt eben, höre doch nicht auf den. Und tue mir einen gefallen, gehe ihm in Zukunft aus dem Weg. Der macht das immer so mit den Mädchen. Er will sie nur Rum kriegen und sage jetzt nicht ich hätte dich nicht gewarnt vor ihm. Ich will bloß keinen Ärger haben später". Verblüfft schaute ich ihm nach, als er ins Haus verschwand. Ich wusste nicht was ich davon halten sollte, aber anscheinend konnte Erik wohl doch ganz nett sein, wenn er wollte. Jedenfalls war er in letzter zeit irgendwie anders, oder mir kam das nur so vor, denn eigentlich kannte ich ihn ja auch nur aus der Schule und sonst nicht.

Ich ging auf mein Zimmer und zog meine Sachen aus. Mit nur einem Handtuch bekleidet ging ich ins Bad um zu Duschen. Mir war Erik hier oben im Flur noch nie begegnet, so brauchte ich also auch keine Angst zu haben vor irgendwelche blöden Bemerkungen oder Blicken. Er blieb immer in seinem Bereich unten und benutzte auch ausschließlich das untere Bad. Heute jedoch war das ganz anders, wieso auch immer. Als ich gerade unter der Dusche stand ging die Tür auf und Erik kam herein. Zuerst hörte ich nichts, denn ich hatte meine Augen geschlossen und lies mir den warmen Strahl aufs Gesicht prasseln und dadurch hörte ich auch nichts. Erst als Erik rief. "Oh entschuldige, ich habe nicht gesehen dass du hier bist, bin schon weg". Erschrocken blickte ich auf und konnte nur noch sehen, wie er die Tür wieder schloss. Oh, Gott, was hatte er hier zu suchen? Hat er mich etwa gesehen? Was musste er bloß von mir denken? Schnell duschte ich zu ende, trocknete mich ab und wickelte mich in ein sauberes, großes Handtuch ein. Rasch huschte ich über den Flur in mein Zimmer und blieb dort wie angewurzelt stehen. Niemand anders als Erik stand dort an meinem Bett und wartete offensichtlich auf mich. Ich klammerte mich an das Handtuch, damit es nicht verrutschte und schaute ihn an. "Was machst du hier?" fragte ich ihn. Erik drehte sich zu mir um und schaute mich von oben bis unten an. Unter diesem musterndem Blick wurde ich ganz rot und mir war unbehaglich zu mute. Wenn er doch nur endlich sagen würde was er will, statt mich so anzustarren. Verlegen räusperte er sich und hielt mir die Hand hin. "Ich wollte nur fragen, ob wir nicht in Zukunft Freunde sein können, denn ich glaube, du bist gar nicht so übel". Verwundert sah ich auf seine Hand, dann ihn an und reicht ihm darauf meine Hand. "O k, Freunde", antwortete ich und wartete darauf das er noch was sagte. Aber er ging dann wieder raus aus meinem Zimmer und sagte nur noch dass ich gut schlafen sollte. Ich schüttelte den Kopf, wunderte mich über seine Wandlung und beschloss, noch schnell Petra anzurufen. Ich brauchte jetzt jemanden zum reden, nach allem was ich in letzter Zeit erlebt hatte, musste ich mich mit jemandem austauschen. Sie beschloss noch schnell zu mir zu kommen und keine halbe Stunde später stand sie mit ihren Schlafsachen und Eiscreme vor unserer Tür. Zum Glück war es noch nicht so spät und meine Mutter hatte keinerlei Einwände. Kaum in meinem Zimmer angekommen, warf sie sich aufs Bett und forderte sogleich einen Bericht von mir. Nach dem ich das Eis in Schüsseln getan hatte, Cola in Gläser gegossen und eine Kuschelrock -CD aufgelegt hatte erzählte ich ihr alles. Von dem schrecklichem Vorfall mit Logan, von dem Fernsehabend mit Erik, seine neue Fürsorge in letzter Zeit und sein Benehmen. Auch von dem Friedensangebot vorhin. Petra setzte sich im Schneidersitz auf mein Bett hin, löffelte nachdenklich das Eis und sagte dann: "Mm, das mit Logan tut mir echt leid. Dass er so ein Arsch ist hätte ich nicht gedacht. Aber da sieht man es mal, gutes Aussehen ist auch nicht alles. Sei froh dass du so früh gemerkt hast dass er ein Vollidiot ist und du kannst vom Glück sagen, das Erik da war. Wer weiß was der dann noch alles getan hätte". Ich schaute Petra an und musste heftig schlucken. Daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Wirklich, wenn Erik mir nicht geholfen hätte, wer weiß was Logan noch gemacht hätte und vielleicht hätte ich ihn gar nicht abwehren können. Das war so schrecklich, ich musste mich auf jedenfall noch mal bei Erik deswegen bedanken. Wir kuschelten uns in meine Decke ein und sagten eine weile gar nichts. Dann sagte Petra wieder:" Und das mit Erik, na ja, vielleicht will er nur den großen Bruder raus hängen lassen, denn ihr seit jetzt ja fast so etwas wie Stiefgeschwister. Oder er steht auf dich". Empört warf ich ihr ein Kissen an den Kopf und wir balgten und alberten wie kleine Kinder Rum. Dann redeten wir über die Hochzeit und die Jungs an der Schule. Wir machten uns Schönheitsmasken und lackierten uns die Nägel. Spät in der Nacht schliefen wir dann endlich ein und am nächsten morgen ging ich zuallererst zu Erik runter um mich bei ihm zu bedanken. Er lag noch im Bett und war halb im Schlaf, aber das störte mich jetzt nicht. Seine Bettdecke war etwas auf den Boden gerutscht und sein Oberkörper lag nackt und unverhüllt da. Ein Bein hatte er über der Decke liegen und seine Haare waren total durcheinander. Wie er da so lag, konnte man sehen dass er am ganzen Körper gleichmäßig gebräunt war und eine glatte, zarte Haut hatte. Er sah richtig umwerfend aus und ich musste mich zusammenreißen um den Blick von ihm abzuwenden. Ich räusperte mich, entschuldigte mich dass ich ihn geweckt hätte und trug mein Anliegen vor. Ich bedankte mich bei ihm für die Hilfe am Vorabend und bat ihn meiner Mutter nichts davon zu erzählen. Erik streckte sich im Bett, reckte die Arme über seinen Kopf, gähnte laut und schaute mich müde an. Dabei rutschte die Bettdecke fast ganz runter und im letzten Moment griff er nach ihr und hielt sie noch fest, ehe sie ganz zu Boden viel. Ich konnte noch schnell ein Blick erhaschen und sah, das er keine Unterhose trug. Zum Glück hielt er die Decke fest, denn das hätte wirklich peinlich werden können. Verschlafen sagte er das dass doch selbstverständlich sei und er mir immer wieder helfen würde und das ich mich nicht zu bedanken bräuchte. Schnell drehte ich mich um und ging wieder nach oben. Meine Freundin saß schon in der Küche am Tisch und löffelte Müsli. Sie merkte sofort dass ich etwas rot im Gesicht war und fragte was los sei und was Erik gesagt hatte. Leise flüsterte ich ihr zu was ich gesehen hatte. Dabei drehte ich mich vorsichtig um, um mich zu vergewissern, dass keiner kam. "Man, der sieht ja eigentlich umwerfend aus und soo toll braun", schwärmte ich ihr vor. Petra räusperte sich und ich bekam noch rechtzeitig mit das Erik in die Küche kam. Er hatte eine Boxershorts an und ging ohne ein Wort zu sagen zum Kühlschrank und holte sich eine Flasche Saft raus, damit verschwand er wieder im Keller. Petra schaute ihm nach und bestätigte meine Kommentare von vorhin. Auch sie war der Meinung, dass er toll aussah. "Ob er uns gehört hat?", fragte ich sie ängstlich. "Und wenn schon, ist doch egal", meinte sie. Wir unterhielten uns noch eine weile, dann ging Petra wieder nach Hause. Als Erik dann später angezogen wieder rauf kam, fragte er ob wir zu ende gelästert hätten und uns mal wieder so richtig über ihn getratscht hatten. Das war mir wieder mal echt zu doof und ich stellte mich fordernd vor ihm auf und fragte ihn, warum er eigentlich immer so ein Volltrottel sei und wieso er sich in der Schule so oft daneben benahm. Ich sagte ihm auch, dass er ja eigentlich ganz nett sei, wenn er will und das er nicht dauernd so großkotzig tun müsste. Darauf schaute er mir in die Augen und antwortete, dass ihm einfach alle nur auf die Nerven gingen und nur seine Ruhe haben wollte. Die anderen würden ihm den letzten Nerv rauben manchmal und die Mädchen gingen ihm auch mit dem Herumgezicke auf den Keks. Deshalb flippte er auch immer so schnell in der Schule aus, weil ihn die anderen nur nervten, mehr nicht. Und er würde nur nett sein zu denen, die es verdient hätten und die er mochte. Ich schaute ihn verblüfft an und schüttelte nur den Kopf. "Du spinnst wirklich", sagte ich und wollte wieder gehen, aber Erik hielt mich am Arm fest und sagte ganz ernst, dass ich das zurücknehmen sollte. "Nee, tue ich nicht, denn ich habe recht", meinte ich und machte mich los von ihm. "Na warte", rief er und warf ein Handtuch nach mir das in der nähe lag. "He, was soll das denn", fragte ich ihn und warf das Tuch zurück. Er bekam es ins Gesicht und sofort lief ich los. Erik sprintete hinter mir her und rief mir zu, dass er mich sowieso kriegen würde und ich lieber gleich aufgeben könne. Ruck zuck war eine alberne Hetzjagd im Gange und wir rannten durchs ganze Haus. Zum Glück waren unsere Eltern nicht zu hause, denn die würden bei dem Anblick wohl nur den Kopf schütteln. Ich schmiss alles Mögliche nach ihm und Erik warf es zurück. Einmal hatte er mich am Arm gepackt und wollte mich zu Boden reißen, aber ich war schneller und konnte ihm wieder entkommen. Ich weiß nicht wieso, aber irgendwann rannte ich hinunter in sein Kellerraum und lachend streckte ich ihm noch im laufen die Zunge raus. Durch meine Unachtsamkeit kam ich irgendwann in seinem Zimmer an und plötzlich sah ich mich gefangen, denn hinter mir stand Erik, der jetzt die Tür zu seinem Zimmer schloss und grinsend auf mich zukam. "Na, was machst du jetzt? Hier kannst du nicht mehr weg. Du bisst meine Gefangene". "Das werden wir noch sehen", rief ich und schaute mich nach irgendetwas um das mir helfen könnte, aber mehr als sein Kopfkissen auf dem Bett fand ich nicht. Ich griff es und wollte es ihm ins Gesicht schmeißen, aber als ich gerade ausholen wollte, entriss Erik es mir wieder und hielt meine Hände auf dem Rücken fest. So gut ich konnte wehrte ich mich, aber gegen seinen eisernen Griff konnte ich nichts tun. Ich wand mich und zappelte und dabei verlor ich das Gleichgewicht und viel Rücklings auf sein Bett. Dabei riss ich Erik mit und er landete halb auf mir. Jetzt war ich völlig hilflos und als er so über mir war und mir triumphierend in die Augen blickte, bekam ich wieder Herzrasen. Ich wusste gar nicht dass er so schöne Augen hatte und so wunderbare dunkle Wimpern. Mit seinem Gewicht drückte er mich runter und für wenige Sekunden passierte rein gar nichts. Erik schaute mich nur an, mehr nicht. Zögernd und leise fragte ich ihn, was er jetzt vorhatte und meine Stimme hörte sich dabei irgendwie zittrig an, ohne dass ich das wollte. "Erik hauchte ganz leise: "Ich werde dich jetzt küssen". Dann spürte ich ganz sachte und zärtlich seine weichen Lippen auf meinen und mir wurde heiß und kalt dabei. Viel zu schnell war es dann wieder vorbei und Erik blickte mir tief in die Augen, so dass einem ganz schummerig dabei werden könnte. "War das OK?" fragte er mich und ich konnte nicht anders als nur "mhmh". zu machen. Ich glaubte es echt nicht, ich lies mich doch tatsächlich von Erik küssen und mir gefiel es auch noch. Er ließ meine Arme wieder los und sein Gewicht lies auch etwas nach, dann rollte er etwas zur Seite und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ich konnte mich absolut nicht rühren und wieder beugte Erik sich über mich. Wieder sah ich nur seine tollen Augen und ich hörte seine leise Stimme, die sagte das ich ihm sagen sollte, wenn er aufhören sollte und wenn ich etwas nicht will. Dann lagen seine Lippen wieder auf meinen, aber diesmal nicht so zärtlich wie zuvor, sondern fester und fordernder. Immer wieder berührte er mich irgendwo und seine Küsse waren aufregend und wild, aber es gefiel mir. Ich ließ es mir gefallen, denn ich wusste in diesem Augenblick, dass ich es auch wollte. Überall kribbelte es in mir und ich legte meine Arme um seinen Hals und erwiderte den Kuss. Erik hauchte mir leise ins Ohr, das er mich tatsächlich schon lange lieben würde, so wie Logan es angedeutet hatte, es aber nie zugeben wollte. "Und jetzt ist alles anders?", fragte ich und blickte in an. Er meinte nur, das er mir einfach nicht mehr widerstehen könnte, aber wenn ich das alles nicht wollte, sollte ich es nur sagen und er würde das ganze sein lassen. In diesem Augenblick war mir alles egal, ich brannte innerlich vor Aufregung und Hitze und ich wollte unbedingt mehr. Ohne ihm zu antworten langte ich mit meinen Händen unter sein Shirt und strich ihm über den Rücken, so dass er wohlig aufstöhnte und mich wieder küsste. Auch seine Hände erkundeten jetzt meinen Körper und ich hatte nichts dagegen, denn ich war wohl verliebt in ihn und es war ganz anders wie bei Logan. Erik vertraute ich und ich war bereit mich ihm irgendwann hinzugeben. Wieso wusste ich nicht, aber es war eben so und in diesem Augenblick dachte ich wirklich nicht an später oder an weitere folgen. Ich spürte wie Eriks Hand sachte über den Ansatz meiner Brust strich und sie weiter Richtung Bauch wanderte.

Wir waren so innig miteinander beschäftigt, dass wir an nichts anderes dachten und plötzlich hörte wir wie eine Tür ging und Hannes rief, dass sie zurück seien. Erschrocken sprangen wir auf und zupften unsere Kleider zu Recht. Verlegen schaute ich ihn an und fragte was wir da gerade bloß getan hätten. Sachte zog Erik mich in seine Arme und meinte, das da nicht schlimmes bei sei und unsere Eltern sich eben daran gewöhnen mussten, schließlich waren wir ja nicht verwandt und es sei auch nicht verboten. Nur das Gerede in der Schule mussten wir wohl oder übel eine weile ertragen. Ich lächelte ihn an und bat, es vorerst geheim zu halten, da ich mir wirklich sicher sein wollte, das dass ganze auch wirklich echt war und auch hielt. Erik küsste mich wieder und drückte mich an sich, dann entließ er mich wieder und glücklich rannte ich in mein Zimmer um Petra anzurufen.

 

 

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Texte: Bei mir
Tag der Veröffentlichung: 09.05.2012

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