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Teufel & Engel oder vielleicht doch andersherum

French Love

Verdammt, das war ein ‚Ja‘.

 

 

+Sam+

„Sam beeil dich ein bisschen. Wir wollten schon vor einer halben Stunde da sein, um uns vorher noch ein wenig zu amüsieren.“, drängte mich dich die Schwarzhaarige, die ich hinter mir ausmachte.

 

Provozierend nahm ich erneut das Haarspray in die Hand und richtete es auf die frischgemachten Locken. Danach noch die rote Sprühfarbe. Mit nun rot- dunkelblonden Haaren drehte ich mich und grinste.

„Leila ich hab gedacht wir wollen los, also, warum liegst du da auf meinen Bett?“, fragte ich, da sie sich seufzend drauf geschmissen hatte.

 

 Dafür flog mir ein Kissen direkt ins Gesicht.

 

„Ach Engelchen kommst du nun oder soll ich in diesem Kostüm, übrigens deine Idee, alleine losfahren und du läufst?“, zwitscherte ich zuckersüß.

„Siehst du, ich sagte doch zu dir passt der Teufel.“

„Ja vielleicht… aber zehn Zentimeter mehr Stoff hätten es schon sein können.“, gab ich zurück und versuchte den rot-schwarzen Stoff meines Kleides etwas runter zuziehen.

„Ich kann doch nichts dafür, dass du so groß bist. Du hast halt zehn Zentimeter zu viel am Körper.“

Dafür bekam sie nur ein Grinsen von mir.

Ich schnappte mir noch schnell meine Tasche und meine schwarze Lederjacke und dann konnte es losgehen.

 

Leila quasselte im Auto die ganze Zeit über die bevorstehende Party, doch das nahm ich nur am Rande wahr. Ich war mit meinen Gedanken ganz woanders und zwar bei dem mir bevorstehenden Jahr und der Vergangenheit.

In ein paar Monaten werde ich meinen Abschluss bekommen haben, Bewerbungen für verschiedene Unis schreiben, da ich ja dann wissen müsste, was meinen Noten hergeben und mich dann an mein Versprechen halten. Das Versprechen, das mir Robert abnahm. Vor zwei Jahren. Vor dem Unfall.

 

„Sam du hast ein Lebensjahr Vorsprung, also denk doch dann einfach mal an dich.“

Ich schüttelte meinen Kopf und rückte ans andere Ende meines Bettes, sodass ich meinen blonden Freund nun anschauen konnte

„Robi du weist genau dieses eine Jahr werde ich brauchen, wenn ich für das Veterinärstudium zugelassen werde und erst Recht, wenn sich deine Prophezeiung bewahrheitet“, sagte ich lächelnd, um den Abend noch zu retten.

‚Wieso musste er auch wieder damit anfangen?‘, dachte ich mir und zwirbelte an einen losen braunen Faden meines Lieblingskissen. Wir hatten dieses Thema schon sooft durchgekaut. Ich brauchte dieses Jahr, denn das Studium würde schon so meine gesamten Ersparnisse schlucke, da war ich mir sicher und somit war eine so lange Fahrt in die Fremde nicht drin. Außerdem lag diese Situation von der er sprach noch zwei Jahre entfernt und bis dahin konnte sich noch vieles ändern.

 

Wie Recht ich doch hatte.

 

„Sami das war und ist keine Prophezeiung, sondern eine Feststellung: Du wirst die erste mit einen Kind sein. Das weiß ich, seitdem ich dich das erste Mal mit deinen Neffen gesehen hab und wenn du mir jetzt wieder mit ‚So schnell find ich keinen anständigen Mann dafür‘ kommst, kann ich nur sagen: Pech dann werde ich wohl der Vater deiner Kinder.“

Ich konnte nur den Kopf schütteln und versuchen nicht rot zu werden.

 

Er war meine erste Liebe. Ist es vielleicht immer noch.

 

„Spinner. Du bist Musiker, hast definitiv genug Wein heute gehabt und außerdem sag das nicht zu laut, sonst hört es Marie und mag mich dann auf einmal nicht mehr.“

Daraufhin rückte er näher an mich ran, zog mich zu sich hin und küsste mich. Ich konnte nur denken: ‚Zu viel Wein, zu viel Wein‘.

„Du Samantha Josephine Müller bist mir so viel wichtiger als alles andere.“ Ich klappte meinen Mund auf und wollte wiedersprechen, wollte sagen er sei betrunken, doch er verschloss meinen Mund mit seinen weichen Lippen.

„Marie“, brachte ich heraus, als er mir Zeit zum Luft holen ließ.

„Ich werde Schluss machen“, antwortete er und ich wusste auch wenn es vielleicht naiv war, er würde mich nie verletzen. Nein, nicht Robert.

 

In dieser Nacht verlor ich meine Unschuld und Robert nahm mir noch in derselben das Versprechen, etwas von der Welt zu sehen, ab. Am nächsten Morgen verließ er mich um zu Marie mit seinen Motorrad zu fahren und es ihr beizubringen. Er hatte es Ernst gemeint, trotz Alkohol und dann… Wäre er bloß nicht gefahren…

 

Eine Träne verließ den Schleier, der sich über meinen Augen gelegt hatte, ohne, dass ich es bemerkte. Ich drosselte die Geschwindigkeit meines roten Minis und Leila umarmte mich.

„Schhhh denk nicht daran. Robert hätte nicht gewollt, dass du noch zwei Jahre danach weinst, wenn du an ihn denkst. Du solltest lächelnd an ihn zurück denken“, flüsterte sie mir zu, während sie mir sanft über den Rücken strich. Sie war die einzige, die verstehen konnte, warum ich weinte. Sie wusste als Einzige, das er am Morgen von mir aus losfuhr und ich deshalb glaubte Schuld daran zu haben…

 

Nach einigen Momenten beruhigte ich mich wieder und fragte sie lächelnd:

„Und alles verwischt?“.

Gleichzeitig warf ich einen Blick in den Spiegel meines Sonnenschutzes, um sie dann wieder anzublicken.

„Nein du siehst immer noch toll aus. Nur ein bisschen gerötet. Warte ich zieh mir schnell meine Jacke über und dann kannst du das Fenster öffnen, damit deine Augen nicht anschwellen. Kälte wird dir jetzt gut tun und du frierst ja eh so gut wie nie.“

 

Gesagt, getan und die Fahrt konnte weiter gehen. Ich lenkte meinen Wagen vom Straßenrand weg und nach zehn Minuten Fahrt erreichten wir unser Ziel.

 

Ein rotes flaches Gebäude, alias Bowlingbahn und heutiges Partydomizil, erwartete uns. Mit viel Glück fand ich sogar einen Parkplatz im Rondell direkt bei dem Eingang. Kurzer Check unseres Aussehens im Spiegel. Ich kontrollierte auch meine seit zwei Wochen nicht mehr vorhandene Zahnspange, worauf Leila nur lachend den Kopf schütteln konnte. Dann stiegen wir aus dem warmen Auto, in den noch vorhandenen Schnee hinaus und sogleich konnte man meine Freundin fluchen und mich lautstark lachen hören. Die Traurigkeit war nun verschwunden.

 

„Tja hättest dich an mich halten sollen, denn meine Stiefel haben kein Problem mit Schnee.“

„Haha. Du hast gut reden. Zwanzig Zentimeter bis du größer als ich und daher musste ich einfach Schuhe mit Absatz anziehen. Sonst fall ich ja neben dir niemanden auf. Hätte ich gewusst das keines meiner Stiefelpaare zu den Outfit passt, hätte ich mir schon andere gekauft, aber…“.

Ich unterbrach ihre Schimpftirade: „Schon gut. Komm wir setzen uns einfach an eine Heizung. Dann kannst du unauffällig dein Füße trocknen.“

 

Nachdem wir Frank, den freundlichen und etwas runden Türsteher, unsere Eintrittskarten gezeigt hatten, liefen wir in das Partygetümmel rein. Dieses Mal war schon einiges los. Zu Glück. Einmal hatten Leila und ich nämlich das Los gezogen, von Anfang an dabei sein zu müssen und das war einfach richtig öde gewesen. Zwei Stunden saßen wir rum und hatten nichts zu tun gehabt und dass nur weil wir neu in das Abschlusskomitee gekommen waren. Diesmal mussten wir die anderen erst um halb zehn ablösen.

 

Leila blickte sich immer noch suchend nach den Stand mit den Getränkekarten, unseren Arbeitsplatz für die nächste Stunde, um, während ich ihn schon längst gegenüber der Bar gesichtet hatte. Deshalb zog ich sie, an den Kleiderständern vorbei über das dunkle Parkett zu dem ebenfalls dunklen Tisch, hin. Hier erwarteten uns schon zwei Jungs, die langsam genervt aussahen. Warum? Keine Ahnung, denn ein Blick auf meine Armbanduhr zeigte mir, dass wir sogar fünf Minuten zu früh waren.

 

„Jonas, Tobi was ist denn los?“, fragte ich sie deshalb, als wir bei ihnen ankamen.

Ich musste schreien, um die Musik, des hauseigenen DJs zu übertönen. Sie war mir eindeutig zu laut für den Anfang. Leila und ich setzten uns auf die Plätze neben ihnen und Jonas ein rothaariger niedlicher Kerl und Schülersprecher sagte mir mit Grabesstimme:

„Ich werde die Band, die Jule organisiert hat umbringen. Sie sollten schon vor einer halben Stunde hier sein, damit sie alles aufbauen können und außerdem wollte ich mir diese Kerle auch mal anschauen, bevor sie hier die Party zu plärren können.“

So wie er das aussprach konnte man es ihm glatt glauben, doch aus Erfahrung konnte ich mit ruhigen Gewissen sagen: „Joni du kannst nicht mal einer Fliege Leid antun. Lass mich das machen. Ich werde sie einfach mit in mein Höllenreich nehmen.“

 

Und wie aufs Stichwort mischte sich Mister Macho, alias Tobias ein: „Ich glaub da würd ich gerne mitkommen. Sami du siehst heiß aus, also wie wär‘s mit uns beiden.“

Er hatte sich über Jonas gebeugt und nun konnte er direkt in den gewagten Ausschnitt meines Outfits sehen. Ich lächelte ihn nur an und schnipste ihn gegen seine Stirn.

 

„Das war kein nein. Also gut Mädels. Viel Spaß hier und du Jonas kommst mit. Wir werden jetzt Jule suchen gehen, damit sie diese Band auftreibt.“

„Tschüss Jungs.“, riefen Leila und ich im Chor.

Der Blick meiner Freundin löste sich nicht von den Jungs und ich wusste genau wieso.

„Heute wäre deine Chance. Du, Joni, eine Party.“, bemerkte ich ohne sie anzuschauen.

Sie antwortete nicht und ich war mir schon sicher, dass sie mich über die Musik nicht gehört hatte, doch dann drehte Leila den Kopf in meine Richtung und ihr Blick sprach Bände. Sie würde sich nicht trauen und dachte ich sei verrückt.

 

Vielleicht war ich das im Nachhinein auch.

Ich lehnte mich zu ihr rüber und machte: „Boark, boark, boark mein Hühnchen.“ Dann lächelte ich.

Man konnte es förmlich blitzen sehen in ihren Augen. Leila hasst es, wenn man sie als feige darstellt. Sie war zwar total mädchenhaft, aber…

„Gut wieso nicht, lass uns wetten. Ich werde Jonas um ein Date bitten. Wenn ich das getan habe, darf ich mir etwas aussuchen, das du tun musst. Wenn ich es nicht mache, halt andersrum.“

„Okay“.

Dieses einzige Wort begann sogleich ein Loch für mich zu schaufeln, ohne, dass ich es ahnte.

 

 

*

2.Kapitel

 

Nur am Rande nahm ich das Geschehen an der Bar wahr. Dort stand ein junger Mann und diskutierte mit der Bardame. Ich konnte nicht erkennen, ob ich ihn kannte, aber ich musste zugeben, er hatte einen knackigen Hintern. Doch war das nicht interessant genug für mich, weshalb ich eigentlich auch meinen Blick wieder abwenden wollte. Da hob auf einmal die Thekentruller ihren Arm und zeigte auf uns und der Mann dreht sich um. Ich könnte jetzt sagen, dass mir seine Augen gefielen, jedoch wäre das gelogen. Ich wusste nicht mal, wie die aussahen. In den Moment fing Leila an zu kichern und ich stieg mit einen lauthalsen Lachen an und drehte mich weg, da ich bemerkte das dieser ‚Mann‘ auf uns zukam.

„Mach du das“, brachte ich raus und konnte mich gerade so auf meinen Stuhl halten.

Dieser ‚Mann‘ trug ein rosa Prinzessinnenkleid und schwarze Chucks. Dazu sein leicht verärgertes Gesicht und meine schlechte Laune war für den Moment komplett verflogen.  Ich musste zugeben, dass ich schnell, lange lachen konnte. Man sollte mir aber zu Gute halten, dass ich mich bemühte auf zu hören.

 

Das Unheil nimmt seinen Lauf

 ICh saß wie auf glühenden Kohlen, denn was ich da gerade betrachtete, könnte mein Untergang bedeuten, denn Leila pirschte sich langsam durch die Masse an Joni ran, der an der Theke stand und Bier für sich und Tobi bestellte.

Sie würde, das echt durchziehen. Sie würde Jonas um eine Date bitten und dann...

 

DANN HÄTTE SIE MICH IN DER HAND!

Impressum

Bildmaterialien: Any Shaw
Tag der Veröffentlichung: 05.02.2014

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
dankie myprivat für das schöne cover.es ist der hammer und einfach mal was anderes :D

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