Es war in meinen Augen ein wunderschöner Tag.
Andere hätte bestimmt gefragt, wo dieser Tag wunderschön sei,
doch ich liebte dieses reine Gefühl zwischen und nach einem Regen und das Gefühl wenn die Tropfen einen klar und unschuldig berührten.
Für mich war es immer so, als würde alles Schlechte und Böse was bis dahin geschehen war, einfach weggespült worden sein.
1. Kapitel
Feine Tropfen fallen vom Himmel und ich bin gerade auf den Weg zu meiner Freundin Sue. Ich laufe extra langsam, um dieses seltene Wettererscheinen zu genießen. Nur noch diese eine Straße entlang und in die Middle Street einbiegen, dann bin ich da. Schade.
Was war das? Ein Stöhnen dringt aus der Gasse an der ich gleich vorbei müsste. Straßenseite wechseln oder einfach schnell vorbei gehen? Ich entscheide mich für Zweiteres, wieso weiß ich selbst nicht. Aus reiner Neugier heraus werfe ich einen Blick in die Gasse, was ich da sehe, kann nicht wahr sein. Ein blonder junger Hüne gebeugt über einen toten Obdachlosen, Blut läuft aus dem Mundwinkel des Lebenden und ein Schatten huscht hinter ihnen entlang. Kein Ton entweicht mir, ich schleiche an den schaurigen Geschehen vorbei, hoffe unbeachtet zu bleiben. Kaum habe ich es jedoch geschafft, höre ich Schritte hinter mir.
Wieso bin ich an der Gasse vorbei gegangen?
Ich drehe mich nicht um, sondern gehe einfach weiter. Einfach weiter. Es ist nicht dieser Mann. Er ist es nicht, sage ich mir, auch wenn ich schon das er es doch ist.
Wenige Meter später werden meine Schulter als Bestätigung brutal zurückgerissen und ich sehe mich Auge in Auge mit den Blonden. Nun sieht er fast wieder normal aus, aber man kann eine Wildheit hinter seinen grünen Augen sehen. Erstaunlicher Weise bin ich ganz ruhig, habe keine Angst. Angst scheint mir in diesem Moment irrational. Er wirkt so, als würde er es spüren, denn er blickt mich verwirrt an. Dann knurrt der Hüne, aber es ändert an meiner Stimmung nichts, denn was soll es mir bringen, wenn ich mich fürchte. Er hat mich und da ist es egal, dass ich nur wenig meinen Kopf heben muss, um ihn ins Gesicht zu sehen. Die Brutalität und Blutrünstigkeit zählen. Das denke ich mir jedenfalls, aber vielleicht will ich mich auch nur beruhigen.
Einen plausiblen Grund dafür finden, dass ich mich nicht fürchte, obwohl ich vor Angst eigentlich schlottern müsste.
Wieso fürchte ich mich nicht?
Tollkühn frage ich: „Was wirst du mit mir machen?“.
Eine Antwort bekomme ich nicht. Der junge Mann oder das Wesen schaut mich nur an, aber er scheint nun fasziniert zu sein. Ich denke darüber nach ob es mein Mut oder eher die Dummheit war, die aus Verwirrtheit Faszination machte. Der Blonde lässt meine Schultern los, doch ich laufe nicht los, obwohl es nur noch die eine Ecke bis zu Sue wäre. Zuneigung steht in seinem Gesicht geschrieben, doch bevor ich mir auch nur Gedanken darüber machen kann, ruft mich eine Stimme und er wirkt wieder kalt.
„Rachel?“.
Ich drehe mich um, es ist Sue die mich rief. Sie fährt fort: „Wer war …?“, ich will zurück zu den Hünen schauen, jedoch ist da niemand mehr. Eine leichte Enttäuschung macht sich in mir breit.
Wieso in aller Welt? …
Er ist ein Mörder, flüstert eine meiner Stimmen, doch etwas in mir will das nicht glauben.
„Ach egal, weiß ich ehrlich gesagt selber nicht.“
Sie fragt nicht weiter nach. Wir gehen zu ihr. Ich weiß, dass ich ihr das mit den Toten nicht erzählen werde. Ich bin mir jedoch nicht sicher, wieso ich das Gefühl habe, dies verschweigen zu müssen, aber ich habe es. Das Geschehene bleibt mein Geheimnis.
Eine Wohnung im ersten Stock, vier helle Räume, da Sue noch einen Bruder hat, erwartet uns. Ihr Zimmer ist freundlich eingerichtet, ein Himmelbett mit beeren-farbender Bettwäsche, Kleiderschrank und Schreibtisch in Eiche und ein passender Nachtschrank dazu.
„Also können wir los?“, frage ich, denn wir wollen noch ins Kino.
Sue antwortet mir zögerlich: „Naja…, nein erst in einer Stunde, wenn…“. Ich unterbreche sie und führe den Satz fort: „Wenn deine Eltern zurück sind, um auf deinen Bruder aufzupassen.“ Es ist immer das gleiche, aber es macht mir nichts. Dann gucken wir halt den Horrorfilm. Besser so.
„Bist du sauer?“.
„Nein, ist doch gut für mich. Ich sag nur Horrorfilm.“ Ein Grinsen erscheint auf ihrem Gesicht.
Sue Sloan ist 17 Jahre alt, hat schulterlange blonde Haare, ist 1,60 groß und dünn gebaut. Sie ist relativ klug, aber nicht allzu sportlich, hat einen Bruder und ist mit John Lane zusammen und ich persönlich finde, dass sie etwas hübscher ist als ich. Was sie aber nicht so sieht.
Ich sitze genau gegenüber vom Spiegel, der an ihren Kleiderschrank befestigt ist und betrachte mich.
Bald werde ich 17, bin 1,76 groß. Meine Haare gehen weit über meine Schultern hinüber, sind dunkelblond mit helleren Strähnen durchwachsen. Ich bin sehr gut in der Schule, liebe jede Art von Ballsport, habe eine Schwester und bin zurzeit Single. Außerdem besuche ich zurzeit, so wie Sue, die 12.Klasse.
„Sui ich hab Hunger.“ Der kleine Bruder von ihr, Jeff – 7 Jahre alt, war ins Zimmer gekommen. Wir stehen auf, gehen in die Küche und sie macht ihm ein Käsesandwich und uns gleich dazu.
Nachdem Jeff aufgegessen hatte, war es nur noch eine halbe Stunde bis Sues Eltern kommen und wir aufbrechen würden, um nicht auch noch den nächsten Film zu verpassen.
„Ich hol schon mal die Karten“, sage ich, denn diese Schlange ist reichlich kürzer, als die für die Snacks.
Sue blitzt mich bewusst böse an. Sie durchschaut mich aber auch immer wieder. Ich lächele nur. Vor mir steht eine Gruppe von Jungs aus meiner Schule. „HI“. Höflichkeit ist eine Tugend. Es kommt von allen so etwa das gleiche zurück. Wir kennen und mögen uns – mehr oder weniger. Mit ein paar von ihnen bin ich sogar befreundet Jace, Collin, Keive und Max. Max lächelte mir immer noch zu. Ich glaube manchmal er will mehr von mir, als nur Freundschaft, doch sicher bin ich mir bei so etwas nie. Mein letzter Freund Steve war sehr direkt auf mich zugegangen, als er mir sagte, dass er mich sehr mögen würde…
Ich bitte um zwei Karten für den Film und bedanke ich mich. Danach stelle ich mich etwas am Rand, um auf Sue zu warten. Die Schlange wird jetzt sehr schnell kürzer, vor ihr sind nur noch zwei Personengruppen, das ist gut, denn wir haben nur noch drei Minuten bis das Licht im Kino ausgeht. Ich sehe Max mit einem Colabecher strahlend zu mir hinüber kommen.
Max Scott ist um die 1,90 groß, hat braunes Haar, außerdem Schülersprecher und der Beste aus seiner Klassenstufe. Er besucht die Abschlussklasse und ist 19 Jahre alt.
Er stellt sich sehr nah gegenüber von mir.
„Rachel, ich hab mitbekommen, dass ihr den gleichen Film wie wir schaut, könnten wir da denn nicht zusammen sitzen?“.
Also, doch. Ich fand Max schon immer toll. Somit spricht nichts gegen eine Beziehung, oder doch? Ich glaube aber eher nicht, dass es Liebe ist. Noch nicht. Vielleicht nie. Liebe ist einfach so kompliziert.
„Max, eigentlich gerne, aber ich bin mit Sue hier und wenn John nicht auf einmal vorbei kommt, wäre es ihr gegenüber nicht fair. Ein anderes Mal okay?“.
Er ist etwas weniger strahlend, fällt mir auf und das Sue auf uns zukommt, mit Cola, Fanta und Nachos.
„Rachel, John hat mich gefragt, ob er vorbei kommen soll, damit ich mich nicht so grusele und ich hab nein gesagt, aber …“.
Ich unterbreche sie zum zweiten Mal an diesem Freitag,
„Du kannst ihn sagen, dass er herkommen kann. Ich setze mich zu Max und wir machen einfach morgen oder wann anders den Mädelsabend. Ein Horrorfilm ist ja eigentlich kein guter Anfang für so einen Abend, also kein Problem.“
Sie und Max strahlen über beide Ohren und Sue nimmt sofort ihr Handy heraus, um John anzurufen.
Ich komme bei der Sache ja auch nicht schlecht weg, so muss ich mir wenigstens nicht das angstvolle Denken von ihr anhören, hab etwas gut bei ihr und Max…
Jace und die anderen kommen herüber, um Max zu holen, denn ohne es zu merken, sind die Minuten schon vorbei. „Kommst du?“.
Als Antwort bekommen sie ein Grinsen und: „Ja und nein, ich geh mit Rachel rein.“
Die Jungs schauen verschlagen drein, vielleicht wissen sie ja etwas? Vielleicht bin ich auch nur eine Eroberung von Max. Er ist zwar zu mir immer nett gewesen und ist es auch immer noch, aber bisher war er mit keiner seiner Freundinnen länger als einer Woche zusammen. Ein Mangel an Bewunderinnen hat er jedenfalls nicht, klug- sportlich-gutaussehend-Schülersprecher, sag ich nur.
„Kommst du?“.
„Klar, und Sue…“.
Sie ist gar nicht mehr da. John war wohl, während ich in Gedanken versunken war, gekommen. Tolle Freundin. Egal. Ich war ja auch mal wieder völlig in meinen Gedanken versunken gewesen. Die Werbung ist schon gestartet, der Kinosaal gerammelt voll (das ist auch kein Wunder so klein wie der Saal ist), aber in der drittletzten Reihe sind noch zwei Plätze in der Mitte frei. Schnell, damit wir den anderen Zuschauern nicht die Sicht nehmen, von dem gleich anfangenden Film, gehen wir zu diesen Plätzen und setzten uns.
Irgendwann mitten im Film legt Max seine Hand auf meine, die auf seiner Armlehne liegt. Ich denke es sei ausversehen geschehen, weil er sein Arm dahin legen wollte und versuche meine Hand weg zu ziehen, aber er hält sie fest. Ein sanftes Lächeln seiner Seite aus, nachdem er etwas von seiner Cola getrunken hat, sagt mir das die Hand dahin gehört. Warum wird mir auf einmal warm? Wir sind Freunde, haben uns schon sooft unbewusst berührt und er hat mir auch nie das Gefühl gegeben, das ich eine seiner Eroberungen werde. Aber wie auch? Ich bin erst seit einen Monat von Steve getrennt und habe mich seitdem nur auf mich und meinen Freundinnen konzentriert.
Max ist definitiv keine meiner Freundinnen. Trotzdem ist da nicht dieses, mir sehr wohl bekannte, Gefühl der Verbundenheit…
Irgendwas fehlt. Es scheint nicht richtig.
Ein Geräusch lässt mich zum Eingang schauen. Es überrascht mich komischerweise nicht wirklich den blonden Hünen dort zu erblicken, wie er mich anschaut. Er hat wieder diesen verwirrten Blick drauf. Ich soll seiner Meinung nach wohl bei dieser Aktion Angst empfinden, doch ich merke, das ich nur neugierig bin, über das was er jetzt vor hat und ich bin auch, ebenso wie er, etwas verwirrt. Irgendwas will mich zu ihm treiben, aber die anderen Emotionen, Wut und vielleicht Enttäuschung, die in seinem Blick mitschwingen, halten mich davon ab.
Er geht einfach nicht weg und jetzt muss ich auch noch auf Toilette. Na toll. Immer wenn ich einen guten Film sehe, muss ich und jetzt auch noch an all den anderen vorbei. Super. In Gedanken mit meinen hauseigenen Beschimpfungen vertieft, bemerke ich nicht, dass der Kerl, das Wesen endlich verschwunden zu sein scheint. Eine kaum wahrnehmbare Traurigkeit befällt mich und ich frage mich wie öfter in Bezug auf ihn: „Wieso?“.
Er ist ein Mörder, der dir nachstellt, Rachel, also sei zufrieden das er weg ist. Etwas in mir will protestieren, aber ich lasse es nicht zu.
„Ich geh mal kurz auf die Toilette.“
Max lässt meine Hand los und schleiche mich schnell zum Eingang und zur Toilette.
Während ich mir die Hände wasche, höre ich die Tür, die in den Gang zu den Toiletten führt. Es interessiert mich aber nicht besonders. Ich hole mein Handy raus, denn ich hatte, kurz bevor ich den Kinosaal verließ, eine SMS bekommen.
Chris, mein bester männlicher Freund fragt: „Kommst du morgen mit mir und ein paar anderen ins Kino? Wir wollen diesen neuen Horrorfilm anschauen und da du sie ja so gern hast, wär es cool den gemeinsam zu sehen. P.S Steve ist auch dabei."
Ich tippe schnell zurück, denn ich will nicht so viel verpassen. Fünf Minuten vom Film reichen schon.
„1.Danke für die Einladung. 2. Es macht mir nichts aus das Steve dabei ist. Wir haben uns im Guten getrennt. 3. Ich schaue den gerade schon mit Max. Sorry beim nächsten bin ich dabei. Bis Montag".
Chris ist zwar mein bester Freund, aber er kann zu anderen manchmal ein echt großes Ekel sein. Gerade will ich ins Kino gehen, werde dann aber an den Schultern zurück gerissen. Bitte nicht der Blonde, oh Mann. Ich drehe mich um, aber hinter mir steht zu Glück nur Max. Nicht der Hüne. Er zieht mich in eine Ecke.
„Der Film“, sage ich nur.
„Rachel du bist etwas ganz besonderes. Ich mag dich sehr. Schon bevor du mit diesen Steve zusammen warst, war das so.“
Sein Gesicht kam meines bei seinen Worten immer näher. Das ist zu schnell, also doch nur eine Eroberung. Ich nehme jetzt alles sehr scharf wahr, etwas ist anders als vorhin. Max riecht nach Alkohol und hat glasige Augen. Das war wohl keine Cola in seinen Becher. Er versucht mich zu küssen, aber ich drehe meinen Kopf weg und versuche mich aus seinen Griff zu befreien. Das klappt leider nicht, denn mittlerweile hat er mich soweit gedrängt das die Wand direkt hinter mir ist und Max vor mir.
Toll und was nun, soll ich etwa schreien.
Nein.
„Max lass mich bitte los, ich will zurück zum Film.“
Er bewegt sich kein Stück, also schubse ich ihn leicht, um weg zu kommen, aber für jemanden der so eine Fahne hat wie er, bleibt er sicher stehen. Zu sicher.
„Max, bitte wir sind doch Freunde, also lass mich!“.
Die einzige Reaktion ist das er erneut versucht mich zu küssen und mit seinen Händen meinen Körper betastet. „Nein!“ Ich drehe meinen Kopf weg.
„Rachel, ich will mehr von dir als eine einfache Freundschaft. Ich will sogar noch mehr als du Chris gibst.“ Seine Hand fährt zu meiner Brust hoch.
Stopp, das reicht!
„Ich gebe Chris nichts und dir erst recht nicht!“, schreie ich ihn an und stoße ihn diesmal fester. Max hat wohl nicht mit meiner Kraft gerechnet, denn er stolpert ein ganzes Stück zurück und kann sich nur mit Mühe an einen Türgriff festhalten.
„Es wär besser, wenn du dich erst einmal ausnüchterst!“.
Ich gehe, als wär nichts gewesen, ins Kino und hole meine Sachen. Also doch morgen mit Chris und so den Film schauen.
Im Foyer hole ich mein Handy raus und schreibe zuerst an Sue: "Ich geh nach Hause, rufe dich an."
Die zweite SMS ist an Chris: "Komme doch morgen mit, hab heute nicht sehr viel vom Film mitbekommen und hoffe du lädst mich ein."
Es vibriert fast zeitgleich wieder zurück. Ich öffne sie, kann sie jedoch nicht lesen, denn vor mir steht Max.
„Lass mich heute bloß in Ruhe, ruf mich von mir aus an, wenn du wieder nüchtern bist. Als Freund aber nur, denn zwischen uns wird seit heute nie was gehen. Ich wäre eh nur deine nächste Eroberung gewesen. Wieso hast du das überhaupt in Betracht gezogen? Du kennst mich und weist das so etwas für mich nicht in Frage kommt.“ Es ist der Frust der aus mir spricht.
Verdammter Alkohol!
Lallend fängt er an zu sprechen, da der Alkohol wohl sein Ziel erreicht hat: „Eäas tuut miar leid, iich häb wohl zuö viel getrunkken.“
Beim Sprechen kommt er mir schon wieder immer näher und ich weiche zurück. So nicht. Er versucht mich erneut zu küssen. Was für ein Dummkopf. Ich drücke ihn weg, jedoch packt er meine Arme und zieht mich zu sich. Wütend kann man über so eine Dummheit nicht sein, aber über das, was er sagt, schon: „Stell dir einfach vor ich wäre dein geliebter Chris.“
Schon wieder dieser Schwachsinn, wieso ist mir nie aufgefallen wie machohaft Max eigentlich ist.
„Ich habe nichts mit Chris und jetzt lass mich endlich los!“.
Er versucht es erneut mir seine Zunge in den Hals zu stecken, doch bevor ich ihm endlich eine knallen kann, wird Max an den Schultern nach hinten gerissen und geht zu Boden.
Der blonde Hüne. Das muss ich wohl laut gesagt haben, denn er grinst.
Max steht schon wieder und brüllt den Blonden an: „Was willst du denn und für wem hältst du dich eigentlich?“. Erstaunlich was Wut bewirken kann, wenn sogar das Machoschwein wieder normal sprechen kann.
Mit eiskalter ruhiger Stimme sagt der Hüne: „Ich will das du sie in Ruhe lässt“, dabei zeigt er auf mich: „und wer ich bin, brauchst du nicht zu wissen, sondern, dass du jetzt ganz brav nach Hause gehst.“
Das tut Max auch er dreht sich um, verlässt das Kino und geht ohne etwas zu sagen.
Vampir.
Der Gedanke kommt und geht sogleich. Wer hat noch nicht von ihnen gehört? Aus Filmen, Erzählungen oder Büchern.
Ich will mich bedanken, doch dieses Wesen ist verschwunden. Warum hat er das getan? Vorhin hat er einen Menschen umgebracht, vermutlich nicht mal alleine, was den Schatten den ich gesehen habe, erklären würde und jetzt hilft er mir, obwohl ich ihm gesehen hatte.
Mein Handy vibriert unaufhörlich und ich nehme den Anruf verwirrt entgegen, am anderen Ende ist Chris. „Warum hast du denn nicht so viel vom Film mitbekommen? Hast du zu viel mit Max rumgeturtelt?“. Ein leicht spöttisches Lachen mit einem leicht gekränkten Nachgeschmack folgt.
Schon wieder sprach ich meine Gedanken aus: „Nein, er hat mich belästigt, während er betrunken war und du hattest deine Chance eine ganze Weile, also brauchst du nicht gekränkt sein, wenn es da einen anderen Jungen geben würde.“
Oh Mann, Rachel du brauchst deinen Frust und Verwirrung nicht an ihm auslassen und nun hast du dich auch noch verplappert.
Chris ist sehr ruhig geworden. „Ich weiß, leider“, jetzt fährt er wütend fort: „Was denkt sich dieser Arsch? Geht es dir gut?“. Also doch, die Kerle.
„Er war betrunken und hat etwas, von wegen gib mir noch mehr als du Chris gibst, gelallt. Ja, es geht mir gut, ein Mann hat mir geholfen.“
Er ist mein bester Freund, also muss ich schon alles sagen.
Kurzzeitig ist am anderen Ende nichts zu hören. Vielleicht lege ich einfach auf, denn eigentlich ist alles gesagt.
Gerade will ich sagen bis morgen und auflegen, da fängt er wieder an zu sprechen:
„Du hast ihm doch eigentlich genau dasselbe gegeben und zwar Freundschaft. Wollen wir uns bei dir treffen?“.
Ich will nur noch nach Hause, mich in bequeme Sachen schmeißen, ein Buch nehmen und einfach runter kommen.
„Naja“, fange ich an, werde aber unterbrochen. „Da kannst du mir dann Popcorn machen. Ich bring ein Film mit und dafür spendiere ich dir dann morgen die Kinokarte. Wie wär’s.“
Man kann ja auch zu zweit runterkommen und es ist sowieso besser ihn weiterhin normal zu behandeln, egal was ich heute alles mitmachen musste. Wir sind Freunde, beste Freunde.
„Okay, aber kein Actionfilm oder Liebesfilm, bitte. In einer Stunde bei mir?“.
Ich war schnell nach Hause, die Treppe rauf und unter die Dusche gegangen.
Gerade als ich aus der Kabine komme, klingelt es. Ohne groß darüber nach zu denken, dass ich nur ein Handtuch trage, laufe ich die Treppe hinunter und öffne die Tür. Vermutlich ist es eh nur Sally, meine Schwester, die mal wieder ihren Schlüssel vergessen hat. Chris kann es eigentlich noch nicht sein, denn es ist noch eine viertel Stunde bis er kommen sollte und er ist meistens auch noch spät dran.
Falsch gedacht.
Vor mir steht Chris mit einer DVD in der Hand. Sein Blick schweift über meinen Körper. Ich folge seinen Augen. Das Handtuch bedeckt nur das Nötigste, wenn überhaupt. Ich lasse mir nichts anmerken.
"Hi, komm doch rein. Ich hoffe, du hast dich an meine Bitte gehalten und keinen Liebes- oder Actionfilm mitgebracht.", sage ich völlig ruhig, doch als ich in seine Augen blicke, gehe ich ohne ein Wort zurück ins Bad, um mich anzuziehen.
Die Begierde, die ich in seinen blauen Augen sehen konnte, war zu viel für mich. Meine Gefühle machten das nicht mit. Auch wenn ich Chris denken lasse, mein Interesse an ihn sei erloschen, ist es nicht so. Selbst als ich schon und noch in der Beziehung mit Steve steckte, tat es mir weh, dass er anscheinend nicht mehr als freundschaftliche Gefühle für mich hegte.
Chris Lane, 18 Jahre alt, 1,85 m groß, dunkelblondes Haar und blaue Augen. Ein höflicher Kerl, wenn er es denn will, aber er kann auch ein richtiges Ekel sein. Deshalb mögen ihn meine besten Freundinnen nicht so gern. Sie sagen, er nutzt mich nur aus...
Vorhin hatte er es erst erfahren, oder besser gesagt die Bestätigung auf seine Vermutung in dieser Richtung bekommen, dass es einmal so war. Er weiß bloß nicht, dass es immer noch so ist. Dass i ihn wohl noch immer liebe.
Ich habe Angst davor ihn zu sagen, was ich fühle, auch wenn seine Gefühle mit meinen übereinzustimmen schienen. Was würde passieren? Was ist wenn es nicht klappt? Was ist ... Was? Was ?!
Mit einen Tanktop und Jogginghose bekleidet betrete ich das Wohnzimmer. Auf der Couch hat Chris es sich schon bequem gemacht.
„Hi, wieso bist du denn so schnell abgehauen?“, fängt er an. Was für eine Frage. „Du weißt doch nicht mal welchen Film ich mitgebracht habe“, versucht Chris zu scherzen.
Nein, heute hatte ich schon genug Trubel, also werde ich ihm nichts sagen.
Nichts über die Begegnung mit dem blonden Kerl.
Nichts über meine Gefühlswelt.
Nichts Weiteres über das Zusammentreffen mit Max.
Denn das alles hätte Konsequenzen, denen ich mich heute nicht stellen will.
„Was für einen Film hast du denn mitgebracht?“, frage ich ausweichend.
Seine blauen Augen scheinen traurig, vermutlich hatte er sich etwas von meiner Antwort auf seine Frage erhofft. Nichts da! Ich werde mich heute so verhalten wie immer.
„Wrong Turn 2, also einen deiner Lieblingsfilme, dafür möchte ich jetzt aber Popcorn“, sagt Chris mit einen gewinnenden Lächeln, das er immer aufsetzt wenn er etwas haben möchte.
„Geht klar“, erwidere ich und gehe über den Flur in die Küche.
Außer den beiden schon erwähnten Räumen, Wohnzimmer und Küche, beherbergt das Haus meiner Familie hier unten noch ein Gästezimmer und -WC. Oben sind das Schlafzimmer, ein weiteres Gästezimmer, ein großes Bad und der Raum meiner kleinen Schwester. Außerdem mein Zimmer, der eigentlich kleinste Schlafraum unserer Familie, dafür aber mit einen großen Balkon...
Die Küche ist im Landhausstil hergerichtet und meiner Meinung nach wunderschön. Ich gehe an einen Küchenschrank neben dem Kühlschrank und entnehme ihm eine Packung Popcorn, um diese in die Mikrowelle zu packen und zwei Gläser, die ich auf die Kücheninsel in der Mitte des Raumes stelle. In die beiden Trinkgefäße fülle ich Cola und bringe sie in die Wohnstube. Als ich das wohlvertraute `Bing` der Mikrowelle höre, möchte ich zurück in die Küche. Chris hält mich aber auf.
„Setz dich! Ich hole das Popcorn alleine“, sagt er und steht vom Sofa auf.
„Danke“, antworte ich, nehme die DVD vom Couchtisch und werfe sie in den Recorder ein.
Gerade als ich mich wieder hinsetze kommt Chris zurück und lässt sich genau neben mich nieder. Mir macht das nichts aus. Es ist immer so bei unseren Filmabenden. Ich lege meinen Kopf auf seine Schulter und lasse mich von dem Horrorfilm berieseln. Zwischendurch trifft meine Familie ein. Die verschwinden nach einen „Hallo“ und einen gleich darauf folgenden „Gute Nacht“, aber auch schon auf ihre Zimmer.
2. Kapitel
Ich muss wohl eingeschlafen sein, denn als ich die Augen wieder aufschlage, ist Chris weg.
Das erste das ich tun muss, ist mir mein Mund auszuspülen und meine Zähne putzen. Oah, hätte ich das gestern nur, bevor ich mich an Chris kuschelte, gemacht. Ich hasse diesen Geschmack.
Nach einer ausgiebigen Waschorgie bemerke ich, dass ich hungrig bin und wie als Bestätigung, fängt mein Magen auch an zu knurren. Bevor ich aber meinen Hunger nachgebe, gehe ich in das schlechtbelüftete Wohnzimmer zurück. Dort öffne ich als erstes das Fenster speerangelweit und will die Gläser vom Vorabend wegräumen. Zweiteres ist schon erledigt, dafür finde ich ein einfaches, weißes, beschriebenes Blatt Papier. Auf dem steht:
"Hab alles schon weggeräumt und abgespült. Wir sehen uns spätestens Montag, ah ne Dienstag, ah ich meine heute Abend. Weißt schon .P.s du siehst süß aus, wenn du schläfst. Hab dich lieb. Chris."
Chris ist sonst nicht so ein Verfechter seiner Gefühle. Ob ich ihm sagen sollte, dass ich immer noch Gefühle für ihn hege? Nein, erst mal nicht! Eigentlich hätte er es doch schon merken müssen...Was ist wenn ich das alles einfach falsch verstehe?
Ich werde von meinen klingelnden Handy aus meinen Gedanken gerissen. Das Display zeigt Sues Namen an.
Bevor sie überhaupt etwas an, spreche ich eine Entschuldigung aus: "Sorry, ich hab total vergessen mich bei dir zu melden." Dafür ernte ich ein kurzes Lachen.
"Auch guten Morgen. Kein Problem. Ich bin dir sogar dankbar, dass du es nicht gemacht hast.", gibt sie verschlagen von sich.
Ah da hat wohl jemand gestern auch männliche Gesellschaft genossen. Auch wenn ich denke das es bei ihr und John etwas anders abgelaufen ist.
"Hast wohl einen schönen Abend gehabt?", stelle ich halb fragend fest.
Ich sehe sie schon fast vor mir. Wie Sue jetzt mit ihrem Telefon auf den Bett sitzt und ganz verzückt mit leicht roten Wangen aussieht. Wenn ich da jetzt so genauer drüber nachdenke, springen mich die Bilder im Kopf fast schon an.
Verflixtes Kopfkino.
„Ja einen sehr schönen, aber jetzt zurück zu den Grund meines Anrufes.", stellt sie leicht verlegen fest.
Den kann ich mir eigentlich schon denken, deshalb sage ich während ich zum Wohnzimmerfenster mit den beigen Vorhängen gehe: "Du meinst den Mädelsabend. Was hältst du davon wenn wir den heute und daraus einen Shoppingtag machen?".
Mir ist gerade wieder eingefallen, dass ich ja heute Abend mit den Jungs ins Kino gehe.
"Genau das meinte ich. Ein Shoppingtag?", quietscht Sue vergnügt.
Sie liebt Klamotten. Ich bin da eher der Schuh- und Taschenfetischist.
"Ja, da können wir quatschen und gleichzeitig etwas Gutes für unsere Kleiderschränke tun."
Während ich das sage, blicke ich aus dem Fenster. Ich fühle mich beobachtet. Tatsächlich. Ich sehe einen Schatten und blonde Haare schnell aus meinem Blickfeld verschwinden. Das lässt mich stutzen.
Der blonde Hüne?
Sue reißt mich aus meiner Verwirrung, indem sie aufgeregt sagt:
"Da kannst du mir dann auch erzählen, was mit dir und Max war. Ihr seid gestern, ja schon mitten im Film verschwunden. Du Luder."
Ein Lachen folgt ihre leidlich ausgesprochenen `Strafpredigt`.
Immer noch nach einer Bewegung suchend auf der Straße antworte ich: "Ja mache ich. Okay ich hole dich in zwei Stunden ab, dann fahren wir nach Summerville."
Summerville ist ein kleines Städtchen zwanzig Kilometer von unserem winzigen Örtchen White Lake entfernt. (White Lake besitzt gerade mal das kleine Kino, einen Tante Emma Laden und eine Tankstelle. Selbst wenn ich zu meiner Arbeit will, muss ich nach Summerville. Zu Glück habe ich ein Auto.)
"Gut bis nachher", ruft Sue noch durchs Handy, worauf ich nur mit einen: "Bye!", antworte.
Langsam und mit einen Kopfschütteln entferne ich mich vom Fenster und gehe in die Küche. Der Hunger siegt. Kein Wunder es ist schon mittags. Mmh solange habe ich schon lange nicht mehr geschlafen. Da lohnt sich doch mal ein freies Wochenende.
Mit zwei Thunfischsandwiches bewaffnet setze ich mich an die Kücheninsel. Ich höre die Haustür. Meine gesamte Familie kommt in die Küche gestürzt mit Einkaufsttüten in der Hand. Mom und Sally eine und mein Dad zwei. Vier volle Tüten. Für wen soll das denn alles reichen? Sie brauchten doch nur etwas für mich einkaufen.
Warum?
Ganz einfach, da sie heute für den größten Teil der Ferien in den Urlaub fliegen, ohne mich. Drei Monate Urlaub bei der Familie im Westen, da sie drei Wochen vor den Ferien zwar losfuhren, dafür aber auch die gleiche Zeit früher wieder kommen würden. Ich wollte/will es so, denn ich habe auf der Arbeit nicht für so solange frei bekommen. Außerdem kann ich so alleine den letzten Ferienmonat in Schottland verbringen.
"Guten Morgen Rachel. Auch schon wach?", entgegnet mir mein Vater liebevoll spöttisch.
"Guten Morgen alle zusammen. Ja bin ich. Ich hab da mal eine Frage: Wer soll das alles essen?", frage ich leicht ungläubig und zeige auf die überquillenden Beutel.
Meine übervorsorgliche Mutter lächelt und sagt:
"Wir wollen nur nicht das du uns verhungerst."
Daraufhin entfährt mir ein Schnauben. Bis ich das alles aufgegessen habe, ist die Hälfte schon schlecht. Da werde ich wohl strategisch essen müssen. Das mit dem frühesten Verfallsdatum als erstes und so weiter.
Sally verlässt die Küche und Mom ruft ihr hinterher:
"Du brauchst gar nicht zu faulenzen! Hol deine Koffer und komm wieder runter, das Taxi kommt nämlich gleich."
"Du schaffst das schon, wenn nicht lad deine Freunde einfach öfter zum Essen ein", spricht Dad auf mich ein und drückt mir fünfhundert Dollar in die Hand. Entgeistert schaue ich auf das Geld. Was soll das denn? Meine Eltern hatten mir schon tausend Dollar extra zu meinen ersparten zweitausend für Schottland gegeben. Das ist zu viel.
"Dad“, fange ich an, aber er tut so als würde er mich nicht hören und verschwindet die Treppe hinauf, wahrscheinlich um die restlichen Koffer zu holen. Er will also nicht drüber reden auch gut, dann wird halt das Geld für mein Studium aufgehoben. Ich habe eh nicht vor dreitausend, ah nein dreitausendfünfhundert Dollar in Schottland zu lassen. Ein Teil davon aber beim heutigen Shoppingtag.
Es ist einfach absurd so viel Geld zu bekommen. Allein schon,wenn man sonst nie so viel besaß.
Nach einer herzzerreißenden Abschiedsszene, bei der meine Schwester ohne ein Wort ins Taxi gestiegen ist, bin ich nun allein. Für zwei Monate alleine in Amerika und dann ein Monat in Schottland. Ah ja und noch diese zwei letzten Schulwochen. Irgendwie komisch, solange bin ich noch nie ohne meine Familie gewesen.
Egal, nun ist es zu spät und außerdem hab ich ja noch Chris und Sue, Isi...
Die fünfhundert Dollar habe ich gleich im Portemonnaie verstaut, denn ich werde sie brauchen. Zumindest zum Teil. Viele Sachen fehlen mir noch für meinen Urlaub und wer weiß wann ich das nächste Mal shoppen gehen werde.
Es gilt noch etwas Zeit rumzukriegen, bis ich Sue abholen fahre, also begebe ich mich in den Garten hinter unserem Haus. Mit einen Buch in der Hand und Kopfhörern in den Ohren setze ich mich unter den großen Apfelbaum in der Mitte des Fleckchen Grüns. Hier ist etwas kühler, als in der prallen Sonne. Obwohl ich nur blaue Shorts und ein weißes Top trage, ist die Hitze unerträglich.
Völlig im Buch vertieft werde ich trotzdem das Gefühl nicht los, beobachtet zu werden und nehme meine Kopfhörer raus. Immer wieder schweift mein Blick in der Gegend umher, doch ich sehe nicht mal einen Schatten.
Ist es der blonde Hüne? Huch, ich habe es schon wieder laut gesagt.
Ich denke ein leises harmonisches Lachen zu hören. Es klingt wie das Lachen dieses Kerls gestern im Kino. Nun bin ich mir sicher, dass er es ist. Mein Blick bleibt an einen Busch hinter der Begrenzung unseres Grundstückes hängen. Ich weiß er steht da. Wie als Bestätigung raschelt dieses Gewächs kurz und das Gefühl jemand sei da verschwindet. Ungerührt lese ich weiter.
Nachdem ich noch eine Stunde gelesen hatte, ging ich zurück ins Haus und verschloss die Terassentür. Meine Tasche hatte ich noch schnell aus meinen Zimmer geholt und meinen Pickup aus der Garage. Ja einen Pickup, um genauer zu sein einen grau- metallic farbenden.
"Sue wie lange brauchst du denn noch? Wir gehen doch nur shoppen.", rufe ich frustriert zu ihr rüber, die immer noch ihren Schrank auf den Kopf stellt.
Sie scheint mich gar nicht wahr zu nehmen - zu vertieft in ihren von Klamotten überquillenden Schrank. Frustriert lasse ich mich wieder auf ihr Bett fallen und blättere in einer Zeitschrift, die auf ihren Nachtisch lag.
"Fertig!", ruft Sue endlich meine Befreiung aus der Langeweile aus.
Unauffällig schweift mein Blick auf meine an meinem rechten Handgelenk befindliche Uhr. 16 Uhr. Sie hat tatsächlich eine Stunde gebraucht, obwohl ich ihr vorhin gesagt hatte, wann ich sie abhole. Also typisch Sue.
"Gut, dann können wir ja los", bringe ich noch raus, bevor ich sie aus der Wohnung ziehe. Nicht, das sie es sich noch einmal anders überlegt.
Im Auto.
"Warum seid ihr gestern eigentlich so früh abgehauen?", fragt Sue mit gespielter Unschuld. Ich hab mich schon gefragt, wann sie das wissen will. Jetzt, würde ich tippen.
"Max und ich sind getrennte Wege gegangen. Ich hatte keine Lust mehr auf ihn".
Ungläubigkeit sprüht aus ihrem Blick, aber dann sehe ich die Erkenntnis in ihren Augen blitzen.
"Typisch Max", sagt sie nur. Worauf ich sie aber berichtigen muss.
"Nein nicht typisch Max, denn erstens bin ich nicht für so etwas zu haben, was er eigentlich auch ganz genau weiß. Zweitens hat er wohl etwas anderes in seinem Getränk gehabt, als da hinein gehört.", sage ich normal, da es für mich seit gestern gelaufen ist.
"Nicht wirklich, der war echt betrunken?- was für ein Arsch. Aber deshalb bist du doch bestimmt nicht abgehauen, was ist sonst noch geschehen?", in ihrer Stimme ist Wut zu hören. Dies beruft Bilder in meinen Kopf.
Zierliche 1,60m gegen muskulöse 1,90m. Sue vs. Max.
"Hey bleib ruhig. Er hatte mich bedrängt, sagte ich solle ihm noch mehr als Chris geben und wollte nicht von mir ablassen, aber der Typ, weißt schon, der von gestern mit den blonden Haaren, hat mir geholfen. Max ist danach einfach nach Hause gegangen. Also alles okay. Mir war bloß die Lust auf dem Film vergangen.", erzähle ich betont ruhig.
Ein Schnauben kommt vom Beifahrersitz.
"Okay, jedoch wolltest du doch den Film unbedingt sehen. Wir könnten ihn doch heute anschauen?".
"Ja wollte ich und werde ich auch. Das ist auch der Grund warum ich heute den Shoppingtag haben wollte, denn abends habe ich keine Zeit."
Bevor ich weiter sprechen kann, unterbricht mich Sue.
"Lass mich raten. Chris hat gefragt, ob du dir den Film mit ihm anschaust", spuckt sie verächtlich aus.
Ich verdrehe nur die Augen.
"Ja, mit Chris und ein paar anderen, wenn du willst kannst du auch mitkommen", versuche ich.
Ein weiteres Schnauben ist zu hören.
"Nein danke, aber lass uns den Tag heute einfach genießen", sagt Sue, dreht das Radio lauter und schenkt mir ein Lächeln.
"Ja auf jeden Fall."
Lautstark geben wir unsere mehr oder weniger guten Singkünste zum Besten.
In der Stadt stelle ich mein Auto in der Tiefgarage des Einkaufzentrums ab. Wir steigen aus und nehmen den Fahrstuhl in die Verkaufsräume. Kaum sind wir oben angekommen, zieht mich Sue schon in den ersten Laden.
Mit tausenden von Tüten beladen sitzen wir nun endlich nach dreianhalb Stunden in einen Café` und müssen auch gleich los, denn ich muss ja noch pünktlich ins Kino kommen und vorher Sue samt ihrer Fracht bei ihr zu Hause abliefern.
"Rachel ich gehe noch schnell auf Toilette", ruft Sue aus nachdem wir bezahlt hatten.
"Okay, ich warte", erwidere ich darauf.
"Nein musst du nicht. Du kannst ja schon mal den Pickup holen".
"In Ordnung, aber gib mir wenigstens deine Tüten."
Mit meinen prall gefüllten Tüten und meiner Handtasche an der rechten Hand und Sues an der anderen, nehme ich den Fahrstuhl zu meinem Auto. Die Lichter um die wenigen Wagen in der Tiefgarage flackern. Dies nehme ich nur am Rande wahr. Vom Gewicht der Beutel getrieben, eile ich zu meinen Pickup. Dort angekommen stelle ich die Tüten auf das hintere Deck und öffne die extra für Einkäufe befestigte, große Kiste auf diesem. Mit der Gewissheit, dass die Tüten sicher verstaut sind, begebe ich mich vom Hinterdeck meines Pickups und schließe die Fahrertür des Wagens auf. Als ich mich reinsetzen will, erscheint eine Hand an dieser und drückt sie wieder zu.
"Nicht so schnell.", flüstert eine Männerstimme dicht an meinem Ohr. Diese Stimme. Mein Herz rast. Angst? Oder etwas anderes?
Ruckartig drehe ich mich um.
"Wieso schnell? Was möchtest du, das du es mir erst jetzt in einer dunklen Tiefgarage sagen kannst, obwohl du schon den ganzen Tag meine Schritte verfolgst?", frage ich gleichzeitig neugierig und wütend.
"Hast du etwa Angst im Dunkeln?", beantwortet der blonde Hüne meine Frage mit einer Gegenfrage.
Ein Lachen entfährt mir. "Du hast meine Frage nicht beantwortet und nein, also wenn du mir jetzt bitte eine Antwort geben könntest und wenn du schon dabei bist kannst du mir ja auch deinen Namen verraten.", gebe ich belustigt zurück.
Seine Mundwinkel verziehen sich zu einen Grinsen.
"Mutig, mutig. Was sagt dir, dass ich dir nichts tun will? Naja ich will dir eigentlich nur sagen, dass du auf dich aufpassen sollst. Außerdem möchte ich noch etwas anderes machen"; sein Sprechen wird immer mehr zu einen Flüstern und er beugt sich zu mir herüber. Ich lege meine rechte Hand an sein Gesicht und schiebe es Weg.
Unglauben blitzt in seinen Augen.
"Gut werde ich, aber bisher ist mir ja noch nichts schlimmes passiert, auch das gestern hätte ich alleine hinbekommen, aber trotzdem danke Vamp.", sage ich völlig ruhig.
"Du irrst dich, ich bin kein Vampir", flüstert der Blonde noch immer und beugt sich blitzschnell erneut zu mir. Sacht streifen seine Lippen meine. Er versucht so schnell wie die letzten Male zu verschwinden, doch aus irgendeinem Grund schaffe ich es ihm am Arm zu packen.
"Was dann?", frage ich nur ohne auf sein frevelhaftes Handeln einzugehen.
Ein Knurren entweicht seinen Lippen. Vermutlich versucht er mir mal wieder Angst zu machen, aber seine erwünschte Reaktion geschieht nicht. Warum habe ich keine Angst? Selbst ich bin eigentlich nicht so mutig, um so einen Wesen zu trotzen.
"Hör auf!"; sage ich eiskalt: " es bringt eh nichts, das müsstest du mittlerweile auch wissen".
Nun entreißt er mir doch seinen Arm und verschwindet, das Letzte was ich höre ist: "Auf Wiedersehen."
Unbeirrt öffne ich die Tür, werfe meine Handtasche auf die Rückbank und starte den Wagen. Vor dem Einkaufcenter steht schon Sue und wartet. Es ist viertel vor acht. Ein leichtes Kribbeln liegt auf meine Lippen.
"Wo warst du? Ich warte hier schon seit 10 Minuten"; sagt Sue.
"Die Sachen wollten sich nicht verstauen lassen", flunkere ich.
3. Kapitel
Sue hatte ich bei ihr zu Hause abgesetzt. Danach machte ich mich frisch und stehe nun im Kinovorraum. Allein, denn die anderen sind nicht zu sehen. Kein Wunder, die Werbung müsste ja auch schon fast um sein, also würde der Film bald starten. Gerade will ich in den Kinosaal gehen und nach den anderen der Gruppe Ausschau halten, da legt mir jemand seine Hände auf die Augen. Ich schnappe mir diese und drehe mich um. Vor mir steht Chris mit einem verwegenen Lächeln.
"Hey reichlich spät", sagt er immer noch lächelnd.
"Ja, tut mir wirklich leid. Hat der Film schon angefangen?", entschuldige ich mich und trete einen Schritt zurück.
Chris Lächeln verrutscht daraufhin ein wenig, dass behebt sich aber so gleich, als er mich umarmt. Überrascht erwidere ich diese. Eigentlich bin ich kein Fan davon, aber in letzter Zeit hat sich das unter meinen Freundinnen eingegliedert, jedoch bei Chris … Er hält mich immer noch in seinen Armen, länger als normal. Es fühlt sich zu gleichen Teilen falsch und richtig an. Wieso? Keine Ahnung.
"Der Film", räuspere ich mich.
Langsam löst sich Chris von mir- immer noch lächelnd.
"Ach der... Der hat noch nicht angefangen, aber jetzt schnell sonst verpassen wir den Anfang.", gibt er etwas benommen von sich.
"Für mich kein Problem den kenne ich ja schon", gebe ich witzelnd von mir.
Sein Lächeln verrutscht erneut und wird zu einen grimmigen Grinsen. Bevor er etwas sagen kann, spreche ich:
"Bleib ruhig, es ist nichts passiert und wehe du sprichst ihn darauf an oder machst etwas Schlimmeres. Es war nur dieser scheiß Alkohol."
Während ich das sage ziehe ich ihn zum Kinosaal. Er nickt.
"Danke", spreche ich aus und hauche ihn einen Kuss auf die linke Wange. Überrascht von meinem Tun, wende ich meinen Blick ab und werde rot. Diese Farbe wird so gleich noch mehr vertieft als er mir auch einen Kuss in mein Gesicht drückt, direkt an meinen Mundwinkel.
Huch Rachel, hoffentlich hast du nichts Falsches gemacht.
Es fühlt sich nicht falsch an, aber auch nicht ganz richtig.
Was ist nur los?
Egal.
Chris nimmt meine Hand, öffnet die Tür zum Saal und zieht mich zu einer Reihe in der Mitte, dort sitzen fast nur Jungs. Jace (ein Klassenkamerad) und Steven erkenne ich auf Anhieb, aber auch die anderen kenne ich vom Sehen. Neben meinen Ex sitzt ein platinblondes, hübsches Mädchen. Freundlich lächle ich sie alle an und werfe ein "Hi" in die Runde.
Gerade beginnt diese doofe Werbung mit dem Handy, was die Zuschauer dazu ermuntern soll, es auszuschalten.
Alle grüßen mich zurück, außer Steven der schaut mich entgeistert an und rückt ein Stück von seiner Begleitung weg. Anscheinend wusste er nicht, dass ich mitkomme, jedoch wundert mich seine Reaktion trotzdem.
Chris setzt sich neben den Mädchen und ich neben ihn. So sitze sich am Gang, der senkrecht durch den Saal verläuft. Somit habe ich einen sehr guten Blick auf den Bildschirm. Das gefällt mir.
Bis ungefähr zur Hälfte des Filmes bleibe ich ganz ruhig. Erstens weil die Schreckszenen noch nicht so furchteinflößend sind und zweitens ich sie noch von gestern kenne. Die Wendung des Filmes ist erschreckend und wie immer wenn ich Filme schaue, projektziere ich das Geschehen auf mein Leben und mich gruselt es noch mehr.
Ein toller Kerl, der dir hilft wo er kann und sich am Ende als Psycho rausstellt und dich töten will, um dich für immer behalten zu können -als einziger.... Hüäh....
Der Film ist zu Ende. Alle verlassen den Saal. Das blonde Mädchen versucht sich an Steven zu kuscheln, doch er schüttelt sie unwirsch ab. Etwas traurig lässt sie ihren Kopf hängen. Warum mir das auffällt? Ganz einfach. Ich laufe mit Chris genau hinter den Beiden und habe den Blick nach vorne gerichtet. Sie tut mir leid. Ich verstehe nicht warum Steven so mies zu ihr ist. Vorsichtig, als sei es ein Versehen, drängele ich mich zwischen ihnen.
Der Sturm an Menschen der aus dem Kinosaal wollte, ist erloschen. Die Jungs unterhalten sich über den Film.
Ich richte mein Wort an Stevens Begleiterin.
"Hey und wie hat dir der Film gefallen?", frage ich, doch bevor sie antworten kann, stelle ich mich noch schnell vor: "ach übrigens ich bin Rachel".
Freundlich lächelt mich die Angesprochene an und antwortet: "Clary. Der war der Hammer. Zwar nicht so schaurig wie andere Filme, die ich sonst schaue, aber ein paar super gute Schockmomente hatte er. Wie fandst du ihn?"
Ich erkenne eine Seelenverwandte. HORRORFILME!
"Ich fand ihn auch toll und die Wendung kam so krass. Ich hatte die ganze Zeit Mitleid mit Brian und dann so etwas."
So ging es immer weiter. Wir setzten unser Gespräch in einen Coffeeshop, um der Ecke der auch noch abends offen hat, fort. (Das einzige Geschäft dieser Art in unserer Stadt und in den ich trotzdem noch nie war.) Viele Gemeinsamkeiten kamen zum Vorschein.
"Ich überlagere die Filmgeschichten auch oft mit meinen Leben. Ich hab immer gedacht ich bin die einzige die das macht und mich für etwas verrückt gehalten.", sagt Clary gerade zu mir als der Kellner des Coffeeshops unsere schon zweite Bestellung bringt.
Wir lachen.
"Das habe ich auch immer gedacht, aber sag mal stehst du nur auf Horrorfilme oder auch auf andere Filmarten? “, frage ich, während wir uns langsam wieder einkriegen.
Clary ist echt nett und ich kann mir vorstellen, dass wir sehr gute Freunde werden könnten.
"Nein ich schaue mir alles an, naja außer Pornos und so händel ich es auch mit Büchern, was mir zwischen die Finger kommt wird verschlungen."
"Bei mir genauso", erwidere ich darauf mit einen breiten Lächeln.
Das Lächeln auf Clarys Lippen verschwindet und sie wirkt ernster als zuvor als sie fragt: "Kennst du Steven eigentlich genauer oder warum hat er so komisch reagiert als du kamst?".
Die Frage überrascht mich, obwohl ich irgendwie schon damit gerechnet hatte.
"Ja, wir kennen uns schon lange. Wir waren bis vor drei Monaten ein Paar, aber warum er so reagiert hat, kann ich dir nicht sagen, denn ich verstehe es selber nicht."
"Mmh okay verstehe", fängt Clary etwas missmutig an und spielt an ihrer blutroten Bluse, dann fährt sie fort: "aber egal. Ich denke er ist ein netter Kerl, jedoch nichts für mich." Nun lächelt sie wieder.
"Dazu kann ich nichts sagen. Ich fand eigentlich ganz okay als Freund, aber war halt schwierig, da ich noch jemand anderes liebte und liebe." Das letzte war mir rausgerutscht.
"Diesen Chris oder?"; entsetzt blicke ich Clary an. Ist es so offensichtlich? Die Frage scheint mir anscheinend ins Gesicht geschrieben zu sein.
"Also ja, ja? Keine Angst ich denke nicht das es jemand anderes gemerkt hat, ich erkenne so etwas bloß schnell. Er mag dich auch sehr und ich denke, dass weißt du auch, also warum versucht ihr es nicht?".
Clary hat anscheinend eine sehr schnell Auffassungsgabe (genau wie ich, jedenfalls bei anderen Leuten), denn selbst Sue hat es bisher noch nicht gemerkt. Ich mag sie immer mehr.
"Ich habe Angst.", sage ich nur. Clary schaut auf ihre Uhr an ihrem Handgelenk.
"Sorry, ich muss los. Jedoch bevor ich gehe, noch zwei Dinge. Erstens du brauchst dich nicht zu fürchten und zweitens brauche ich deine Nummer, denn es war echt nett mit dir.", sagt sie scherzend und ernst.
Ich gebe ihr meine Nummer, sie klingelt mich an, wir verabschieden uns und sie geht. Mein Cappuccino ist noch nicht ausgetrunken, also bleibe ich sitzen. Der Coffeeshop ist gemütlich eingerichtet. Die Tische aus dunklem Holz, der Boden aus Anthrazit, die Sitzgelegenheiten aus rotem Leder. An den Wänden hängen Bilder von eigentümlichen Landschaften. Ich sitze an der Fensterfront zur Straße hin. Außer mir sind nur noch der Kellner und eine verhüllte Gestalt, anscheinend ein Mann, am anderen Ende des Lokals. Es ist halb elf, auf den Straßen ist relativ wenig los. Ich schaue mich noch einmal im Laden um und beschließe hier öfters hinzukommen, da fällt mir ein Bild an der gegenüberliegenden Wand besonders auf.
Unbewusst stehe ich auf und stelle mich vor dieses. Auf dem Bild ist wie auf allen anderen eine Landschaft abgebildet, aber diesen untypischen Glanz, das dieses ausstrahlt, besitzen die anderen nicht. Mich fasziniert aber das Cottage in Weiß mit Garten davor, was im Hintergrund steht. Irgendein Teil in mir erkennt es.
Vielleicht habe ich das Bild schon einmal gesehen?
Nein, das ist es nicht.
"Kennst du es?", fragt auf einmal jemand hinter mir. Komischerweise erschrecke ich mich nicht. Diese Stimme.
Der blonde Hüne.
Ohne mich umzudrehen, sage ich wahrheitsgemäß:
"Irgendwie ja und irgendwie nein."
Ein Lachen entfährt ihm. Ich verstehe nicht was daran witzig ist.
„Mein Name ist Nathan, eigentlich Nathaniel.", flüstert er direkt hinter mir. Ich drehe mich um gehe einen großen Schritt zurück. Nun stehe ich mit den Rücken fast am Bild.
Nathan muss ungefähr so groß sein wie Chris, also nur wenig größer als ich, hat blonde Haare die ihm bis zu den Ohren gehen und strahlend grüne Augen. Seine Statur gleicht auch der von Chris, bloß ihm haftet auch noch etwas Animalisches an. Er könnte so um die zwanzig sein.
"Meinen Namen kennst du ja mittlerweile schon und du weist das ich ein Mensch bin. Also würde ich gerne wissen was du bist, denn du bist nicht wie ich, dass weiß ich.", sage ich und blicke ihn genau in seinen Augen.
Bevor er aber etwas tun kann setzte ich noch hinterher: "Wage es gar nicht erneut abzuhauen, weil dann brauchst du nie wieder aufzutauchen oder mich gar verfolgen, wie du es so gerne machst, Nathaniel!".
Ein Grinsen erscheint auf seinen Mundwinkeln. Er hatte wohl nicht gedacht, dass ich es mitbekam, aber es schien ihn zu erfreuen. So war ich schon immer-meistens fiel mir einfach alles auf.
Segen und Fluch.
"Ich denke, du und ich sind uns ähnlicher als du denkst und ich denke auch, du weißt was ich bin", flüstert er mir ins Ohr.
Nathan hatte sich schon wieder auf mich zubewegt. Ich schlängele mich rechts an ihn vorbei. Diese Nähe zu einen mir eigentlich Fremden will ich nicht, oder doch?
"Ja, ich habe da meine Vermutung, aber ich möchte es von dir hören", sage ich ruhig mit leichter Ungeduld, denn auch wenn er mich vor Max `gerettet` hat, war er auch immer noch der blonde Hüne mit dem Blut am Mund in der Gasse. Obwohl ich das mit dem Blut nicht verstehe, er ist doch kein Vampir also wieso?
"Eine Art Werwolf, das sind ich und noch viele andere, jedoch sind wir nicht ganz so wie die Menschen uns beschreiben. Das wirst du bald noch herausfinden", seine grünen Augen funkeln mich beim Sprechen an.
Das hatte ich mir auch schon gedacht- das er ein Werwolf ist, aber was soll anders sein? Wieso finde ich das bald raus? Ich will es wissen und irgendwie auch nicht, denn irgendetwas sagt mir, dass die Erkenntnis Veränderungen einher bringt und wer weiß, ob diese gut oder böse sind.
"Mmh okay, aber eins musst du mir noch erklären.", sage ich zu Nathan und gehe zurück zu meinen Platz, um meinen längst kalt gewordenen Cappuccino zu trinken.
"Was denn?", fragt er mich darauf und setzt sich ebenfalls an meinen Tisch. Gut so kann er mir wenigstens nicht wieder auf die Pelle rücken.
"Was war das in der Gasse? Warum hattest du Blut im Gesicht und warum hast du das diesen vom Leben schon so gezeichneten Mann angetan?", jeweilige Emotion ist aus meiner Stimme gewichen. Eine Stimme in mir sagt, dass könnte das Letzte gewesen sein, was ich auf Erden tat, worauf eine andere mir sagt, er hätte dich schon längst umbringen können. Okay, es könnte auch ein perfides Spiel sein, wo er versucht mein Vertrauen zu gewinnen und mich dann umbringt.
Schluss damit. Gut oder böse, ganz egal. Ich will eine Antwort.
"Das war nicht sein Blut", sagt Nathan und ich atme unwillentlich laut aus. Aber wessen dann? Meine Frage scheint mir wie so oft in letzter Zeit im Gesicht zu stehen, denn er beantwortet sie.
"Es war von der Kreatur, die den Obdachlosen angriff. Hast du den Schatten gesehen - hinten in der Gasse? Das war der eines dunklen Vampirs. Ich konnte ihn leider nicht zu Strecke bringen und den Mensch auch nicht retten." Traurigkeit schleicht sich in Nathans Blick.
Ich gebe mich anscheinend gefühlskalt, aber in mir drinnen sieht es anders aus. Um den Schein zu wahren sage ich:
"Man kann nicht jeden retten und mich brauchst du auch nicht zu retten. Es gibt so viele Menschen da draußen, die deine Hilfe gerne annehmen und brauchen, - ich aber nicht."
Ohne ihn dies abstreiten zu lassen oder ihn noch mehr Fragen über die mir unbekannten Wesen zu stellen, fahre ich fort:
"Es war nett dich kennen zu lernen, aber unsere Bekanntschaft sollte hier jetzt enden, denn wie kennt man es schon aus Filmen: es endet nur allzu kompliziert für jemanden mit diesen Fantasykram. Ich wäre dir dankbar wenn du mich nicht mehr verfolgen würdest."
Ich stehe auf, lege etwas Geld auf den Tisch, werfe den Kellner ein "Tschüss" zu und verlasse den Coffeeshop.
Meine Neugier will mich wieder in den Coffeeshop zwingen, aber ich vertraue auf meinen Verstand und auf die langsam aufkommenden Kopfschmerzen. Das wenige was Nathan mir erzählte, zweifele ich nicht an. Wie auch? Ich habe ja selbst erlebt, was er kann. Das er gut ist, bezweifele ich auch nicht, obwohl einen ja immer gezeigt wird was passiert wenn man Fremden traut.
Der Weg zurück zu meinen vor dem Kino immer noch parkenden Wagen ist schnell genommen. Kein Wunder es ist ja nur einmal um die Ecke. Das Gefühl beobachtet zu werden, dass mich in den letzten Tagen verfolgte, ist verschwunden. Anscheinend nimmt der blonde Hüne (Es gefällt mir einfach ihn so zu nennen, obwohl mir sein Name auch gefällt.) meine Worte ernst. Etwas Bedauern macht sich in mir breit, wird aber von den stärker werdenden Kopfschmerzen bei Seite geschoben.
Langsam setze ich mich in den Pickup, um meinen Kopf nicht auch noch zu provozieren. Den Wagen starte ich und begebe mich auf den Heimweg. Zu Hause nach einer zehnminütigen Fahrt angekommen, parke ich das Auto nicht in der Garage, sondern lasse es einfach vor unserem Haus stehen. Ich fühle mich ausgelaugt, müde und die Kopfschmerzen sind auch unerträglich geworden. Da ich aber keine Sympathie für Tabletten empfinde und wir keine Schmerztropfen mehr haben, mache ich mich bettfertig. Eine Katzenwäsche, Zähneputzen, beides im Bad neben meinem Zimmer und ein Wechsel meiner Sachen, dann rein ins Bett.
Die Uhr auf meinen Nachtschrank sagt mir es ist halb eins. Ich muss wohl länger als geglaubt auf das Bild, besser gesagt dem Cottage, geschaut haben, denn das Gespräch mit Nathan kann nicht so lange gedauert haben.
Mit den Gedanken schwirrend um Chris, Nathan und den Cottage schlafe ich ein.
4. Kapitel
Eine wunderschöne Landschaft befindet sich um mich herum. Sie kommt mir bekannt vor. Mein Blick schweift nach links. Ja, ich kenne es, denn es ist die von dem Bild, selbst das Cottage befindet sich hier. Ich wandere über die Wiese zum Haus hinüber. Alles geschieht von allein. Es scheint als sei ich nur ein stiller Beobachter. Die Person in der ich mich befinde, ist eine Frau. Sie trägt ein langes, beige- und rotfarbendes Kleid und einen Schal über den Schultern. Es sieht altertümlich aus. Die Person bewegt sich immer weiter auf das Cottage zu, hat die davor befindliche Wiese schon zu Hälfte überquert. Die Sonne scheint vom Himmel. Es scheint alles zu strahlen. Hinter dem Haus ist ein Wald erkennbar und um die Frau herum wachsen überall rote und blaue Blumen und Gräser.
Mohn- und Kornblumen.
Es wirkt wie auf dem Bild im Coffeeshop, bloß, dass auf diesen keine Frau abgebildet war.
Sie pflückt die Blumen und gibt einige Gräser dazu. Dies alles tut die Frau in den geflochtenen Korb, der an ihren linken Arm baumelt und singt leise dabei eine Melodie. Etwas in mir erkennt die Melodie, genau wie es schon mit dem Cottage war, doch ich kann diese Erkenntnis nicht zu ordnen. Der Abstand zu diesen wird immer geringer. Die Tür des Häuschens öffnet sich und ein Mann mit einem Jungen auf dem Arm tritt ins Freie. Den Mann kennen sowohl die Frau und ich. Es ist Nathan. Älter, aber er ist es. Er lächelt liebevoll. Der Junge windet sich auf seinen Arm, bis er hinab gelassen wird. Mit einen lauten: "Mama", kommt er auf mich zu gerannt.
Warum träume ich von Nathan und wie kommt es, dass ich mir das hier alles vor stelle? Wer ist die Frau?
Ich, also meine Traumversion kniet sich nieder, stellt den Korb ab und breitet die Arme zur einer Umarmung aus. Sie fragt: "Hallo Jonathan mein Schatz, warst du auch lieb zu deinen Papa?".
"Ja Mama, das bin ich doch immer."
Meine/ihre Lippen heben sich zu einen Lächeln, denn mir kommt die Erkenntnis, dass er das nicht immer ist. Die Frau steht wieder auf, mit den Korb an den einen Arm und Jonathan auf den anderen. Kurz bevor sie Nathan erreicht, lässt sie das Kind hinunter.
Ein Funkeln ist den Augen von ihm zu sehen.
Liebe.
Nathan nimmt die Frau in den Arm und küsst sie. Selbst ich kann die Zuneigung in diesen spüren- von beiden Seiten.
"Wie war dein Tag, Liebling? Waren heute alle Kinder anwesend?", fragt er nach dem Kuss durchaus interessiert.
"Nein, leider nicht, zwei weitere sind verschwunden", sagt sie bekümmert. Nathan streicht ihr zärtlich über den Arm, nimmt ihre Hand und zieht sie sanft hinter den Kind hinterher ins Cottage.
"Das tut mir leid."
Die Frau und Nathan sitzen in einer gemütlich ein gerichteten Küche. Sie steht auf, geht ins Schlafzimmer und legt den Schal von ihren Schultern auf eine Ablage. Danach geht sie hinüber zu einen Schminktisch, nimmt ein Stofftuch von diesen, um sich die Tränen, die leider bei Nathans Frage kamen, weg und blickt in den Spiegel.
Ich erschrecke, denn die Frau die dort hinein sieht bin ICH.
Alles in den Traum hatte so real gewirkt, wie eine Erinnerung, bloß das es keine gewesen sein kann. Ich stehe von meinem Bett auf, verlasse den Raum und gehe ins Badezimmer. Dort mache ich ein paar Schritte über die dunkelblauen Fliesen hin zum weißen Waschbecken. Kaltes Wasser spritze ich mir ins Gesicht und wasche dieses, denn es waren wie in Traum Tränen auf meinen Wangen gewesen.
Noch nie hatte ein Traum so etwas bei mir bewirkt.
Wieso träume ich so etwas überhaupt über mich und einen eigentlichen Fremden in einer längst vergangenen Zeit?
Ich gehe hinunter in die Küche, um meinen Durst zu stillen. Im Kühlschrank befindet sich genug zu trinken. Meine Wahl trifft auf einen Orangensaft, den ich mir in ein Glas gieße und restlos austrinke. Ein Blick auf die Küchenuhr über der Tür sagt mir, dass es halb acht ist. Also nehme ich mir aus Gewohnheit eine Schale,
Müsli, einen Teller, Besteck, Nutella und ein Croissant zum Aufbacken aus den Küchenschränken und bereite mir ein Frühstück zu. Als ich gerade das Gebäck in den Ofen schiebe, klingelt es an der Tür.
Wer ist denn das, auf einen Sonntag, um diese Zeit?
"Vielleicht bin ich ja Langschläfer", grummele ich immer noch mitgenommen vom Traum.
Trotzdem begebe ich mich zur Tür und öffne diese. Den, der gerade vor mir steht, hätte ich am wenigsten hier vermutet. - Nathan! Ungläubig weiten sich meine Augen. Mein Gegenüber kratzt sich verlegen am Hinterkopf.
Wieso ist er hier?
"Hatte ich dir nicht klargemacht, dass ich dich nicht wieder sehen will?", frage ich erbost, denn seit dem Traum stand diese Entscheidung noch fester. Daraufhin weicht Nathan meinem Blick aus.
"Ja, schon, aber ich habe gehofft, du revidierst deine Meinung vielleicht. Wenn ich versuche dieses Fantasykram, wie du es schön ausdrücktest, von dir so gut wie möglich fernzuhalten, denn um ehrlich zu sein, hast du mich beeindruckt, als du so gar keine Angst vor mir hattest", entgegnet er mir mit diesen Hundeblick den ich bei niemanden widerstehen kann.
Mist auch. Doofer blonder Hünen-Werwolf!
"Mmh, okay, aber ich warne dich, wenn ich auf einmal von einer Horde Vamps, Werwölfe oder sonst was verfolgt werde, drehe ich dir den Hals um", sage ich mit einer Inbrunst an Überzeugung, dass es mich wundert, das Nathaniel nicht in Gelächter ausbricht. Auf seinem Gesicht erscheint aber nur ein erleichtertes Lächeln.
Um ehrlich zu sein, wäre es mir auch bestimmt schwer gefallen, wenn er wieder aus meinen Leben verschwunden wäre. Irgendetwas ist da zwischen uns und außerdem ist da auch noch meine Neugierde.
Ich trete mehrere Schritte von der Tür weg und gehe zum Schirmständer, wo ein alter Gehstock meines Grandpas steckt und nehme diesen an mich. Man weiß ja nie, auch wenn ich keine Angst vor ihm habe, kommt meine Erziehung zur Vorsicht durch. Ich bleibe nicht stehen, sondern gehe vor raus in die Küche. Der leicht enttäuschte Blick Nathans auf meine `Waffe` ist mir trotzdem nicht entgangen.
"Ich hoffe, du hast noch nicht gefrühstückt, denn ich hasse es wenn mir jemand beim Essen zuschaut und ich bin gerade dabei", sage ich nun etwas freundlicher. Ohne eine Antwort abzuwarten, hole ich einen zweiten Teller und Besteck heraus und stelle dies auf einen Platz gegenüber den meinen.
Anscheinend ist er damit einverstanden, denn
"Hast du Kaffee?"; höre ich ihn fragen.
Ich lächele ihn an und antworte, während ich auf einen Schrank neben ihn zeigen: "Klar, da im Schrank sind Pads, aber auch Pulver. Bedien dich einfach."
"Danke", sagt er und geht zum gezeigten Punkt. Währenddessen hole ich mein Croissant aus dem Ofen, lege zwei weitere hinein und vier Brötchen. Wer weiß wie viel der ist und wenn was übrig bleibt, esse ich es irgendwann später. Davor hatte ich den Gehstock längst zur Seite gepackt, denn er strahlt keinerlei Gefahr aus, finde ich. Es klingelt erneut. Ich mache den Ofen zu und gehe zur Tür. Draußen steht Chris mit einen Lächeln auf den Lippen, das meinen Magen zum Flattern bringt.
"Hi Rachel. Ich hatte mich gefragt, ob du vielleicht mit mir frühstücken gehen willst?", kommt es als Begrüßung. Komisch, für was gibt es denn diese kleinen, elektronischen Geräte mit denen man telefonieren kann namens Handy, frage ich mich belustigt.
Ich bin aber froh ihn zu sehen. Mehr als das.
"Hey Chris, lass uns doch bei mir frühstücken. Einer mehr oder weniger, darauf kommt es auch nicht an", versuche ich ihm auf den anderen Besuch vorzubereiten. Er scheint es nicht realisiert zu haben, was ich damit meine, denn er lächelt nur glücklich.
Chris umarmt mich, was etwas suspekt ist, da wir ja die Begrüßung schon hinter uns hatten und kommt ins Haus. Er läuft gleich den Weg in die Küche, den er schon seit Jahren kennt entlang, stutzt aber an der Tür. Der Grund dafür ist klar. Ein fremder, attraktiver Kerl, der am Tresen in meiner Küche steht. Ich gehe an ihm vorbei und stelle die beiden einander vor:
"Das ist Chris mein bester Freund und das ist Nathan. Er war der, der Max am Freitag klargemacht, dass er mich in Ruhe lassen soll".
Erkenntnis tritt in Chris Gesicht. Er wirft mir aber auch gleich einen Blick zu, der so viel bedeuten soll wie: Warum ist der hier und warum zum Teufel lässt du einen fremden Kerl in dein Haus?
Wieso ich das mache, frage ich mich auch ein wenig?
"Hallo, nett dich kennen zu lernen", bricht Nathan das kurze Schweigen. Sein Gesicht sagt aber etwas anderes. Argwöhnisch beobachtet er Chris und wie er mit mir umgeht. Chris hat diesen Ausdruck nun auch auf dem Gesicht. Er erwidert erst gar nichts darauf.
Also diese Beiden würden keine Kumpels werden.
"Schön da ihr nun jeweils wisst, wer der andere ist, können wir ja frühstücken", sage ich in einen betont freundlichen Ton, denn ich habe langsam Hunger und möchte daher die Situation halbwegs ruhig halten.
Auf meinen Satz hin entweicht den Beiden ein Schnauben. Das Aussehen von Nathan und Chris ähnelt sich verblüffend und irgendwie auch nicht. So als wären sie weit entfernte Verwandte. Vielleicht lässt das ja meine Vorsicht gegenüber Nathan weichen.
Ich gebe das Müsli in eine Schale und gieße Milch hinüber. Nathan brüht sich seinen Kaffee auf,- er hat sich für die Pulverform entschieden. Chris setzt sich auf den Hocker neben meinen, den Blick nicht von mir abweichend. Es ist ein anderer Blick den er in letzter Zeit mir immer zu wirft, erst seit einigen Tagen, oder bemerke ich sie erst jetzt?
"Möchtest du auch einen Kaffee?", frage ich ihm.
Ein Lächeln erscheint auf seinem Gesicht und er legt seine Hand auf meinen nackten Oberschenkel oberhalb des Knies. Er ist nackt, da ich nur eine kurze Hose und ein Top trage. Zu Glück hatte ich gestern Abend vergessen meinen BH auszuziehen, denn so fühle ich mich geschützter. Hier fliegt einfach zu viel Testosteron herum.
"Danke, aber ich mache ihn selbst. Ich weiß ja wo der steht".
Anscheinend hat er Nathans Anwesenheit verdrängt. Ich werfe ihm ein schüchternes Lächeln zu, dann richte ich mein Blick wieder nach vorn. Ein Fehler wie ich erkennen muss, denn Nathans Gesichtsausdruck bestürzt mich. Die Traurigkeit mit der er mich anblickt, um sofort einen wütenden Blick zu Chris zu werfen. Einfach erschreckend. Ein Stich fährt in mich. Ich will nicht, dass er traurig ist. Woher kam das denn? Sogleich schüttle ich diesen Gedanken wieder ab und lenke sie anderweitig.
Was soll denn das? Wieso ist er denn eifersüchtig? Ich kenne ihn doch erst seit wenigen Tagen. Schnaubend denke ich an meinen vorherigen Gedanken zurück.
Das Frühstück zog sich schleppend hin. Immer wieder versuchte ich ein Gespräch aufzubauen. Nach einer halben Stunde waren wir fertig mit dem Essen.
Die Laune ist nun auf den Nullpunkt.
"Jungs, ich glaube ihr müsst jetzt gehen, denn ich habe noch etwas zu tun. Es war echt nett mit euch.", lüge ich absichtlich schlecht.
Beide gucken mich unglücklich an, stehen jedoch auf und gehen Richtung Tür. Gerade als ich denke, Nathan und Chris verlassen mich für heute ohne Komplikationen, drehen sie sich gleichzeitig wieder um.
"Rachel", fangen die Kerle an und werfen sogleich mit totbringenden Blicken auf den jeweils anderen.
"Ja?", frage ich genervt.
Dieser Tag hatte schon nicht gut angefangen und so war es auch bis jetzt.
Ruhe möchte ich. Einfach nur Ruhe.
Chris tritt auf mich zu und breitet seine Arme aus, die er um mich legt.
"Tschüss Rachel", sagt er und haucht mir einen kurzen Kuss auf meine rechte Wange.
Augenblicklich spüre ich, wie meine Wangen leicht rot werden und mich ein angenehmes Kribbeln überfällt. Ein Räuspern lässt mich aufschauen. Vor meinen Augen ist ein Stück Papier in der Größe einer Visitenkarte und genau das ist es.
"Hier meine Privatnummer steht hinten drauf, wenn du mal Zeit hast, melde dich und ich meine DICH", meldet sich Nathan zu Wort.
Okay das ist krass,- eine eigene Visitenkarte. Er ist wohl doch älter als ich dachte.
"Mmhmmh tschüss", murmele ich und schließe die Tür vor deren Nasen.
Puh, das war ja mal ein Frühstück, aber wenigstens ist jetzt ein Teil des Massenessen, was meine Eltern mir hinterlassen hatten, verputzt. Die Jungs sollten wohl nicht sooft auf einander treffen.
Eine Frage stelle ich mir aber: Wieso vertraue ich Nathaniel so? Ich plane ihn ja schon indirekt in meine Zukunft ein. Irgendetwas muss da sein. Wieso träume ich sonst von ihm und mir? Seine Visitenkarte packe ich im Flur auf ein Regal.
Ach nein, eine zweite Frage habe ich auch noch.
Hat mich Chris nur als Provokation `geküsst` oder weil er es wollte?
Ich beschließe die Gedanken an die Beiden erst einmal nur Gedanken sein zu lassen und sie beiseite zu schieben.
Der restliche Tag verlief ruhig und gelassen. Ich saß bis zum Abend draußen auf der Terrasse und las,- ausnahmsweise kein Fantasybuch, sondern ein normaler Liebesroman (Das Orchideenhaus). Nebenbei hörte ich Musik und genoss die Sonne. Zwischendurch hatte ich mir etwas zu trinken und zu essen geholt. Nun sitze ich in meinem Zimmer, nachdem ich die Türen und Fenster im Erdgeschoss verschlossen habe. Den PC auf meinen Schoß,- ich checke gerade noch ein paar Mails und Nachrichten, lege ich nun auf meinen schwarzen Schreibtisch ab. Bettfertig bin ich schon. Es ist halb zwölf. Ich lege mich unter meine petrolfarbende Decke auf das Kissen in der gleichen Farbe. Ohne an etwas zu denken, starre ich an die gegenüberliegende Wand auf ein Bild. Es zeigt eine junge Frau mit einem Kranz in den Haaren. Sie hält einen Wolfswelpen in den Armen und neben ihr steht ein ausgewachsener Wolf. Ich hatte es auf einen Markt entdeckt und nahm es gleich mit, seitdem hängt es umrandet von petrolfarbenden Ranken an der Wand.
Ich merke wie sich langsam meine Lider schließen wollen, also drehe ich mich auf den Bauch und lege einen Arm unter meinen Kopf, denn so schlafe ich schon immer. Eigentlich heißt es ja, dass man in der Position mehr Sexträume hat, was wohl anscheinend bei mir nicht der Fall ist, oder ich vergesse sie immer wieder. Mal sehen was ich heute träume.
Die Umgebung in der ich stehe, kommt mir bekannt vor, aber wieso? Ich weiß es. Da steht das Cottage, doch das Drumherum hat sich verändert. Hinter dem Haus ist immer noch der Wald, durch ihn hindurch führt nun jedoch ein Weg. An dieser Stelle ist er auch dünner als in meiner Erinnerung. Wenn man in diese Richtung blickt, kann man einen Ort, vielleicht eine Stadt erkennen und dahinter ein Meer. Nun bemerke ich, dass ich nicht wie im anderen Traum auf der Wiese stehe, sondern an einen Fenster, das geöffnet ist. Ich bin im Cottage. Dass ich es wieder bin, kann ich im Fensterglas sehen. Ich bin aber älter, so wie im letzten Traum. Was hat das zu bedeuten?
Ich wende mich von dem Fenster ab und drehe mich zum Raum hinter mir um. Ein leises Zischen ist zu hören. Ich schaue mich nach der Quelle des Geräusches um, dabei blicke ich auch an mir hinunter. Ich trage wieder ein Kleid, diesmal ist es nicht so altertümlich wie das letzte. Es kommt mir vor, als sei ich im Traum etwas in der Zeit nach vorne gerutscht. Mein Körper ist mit einen Petticoat in blau mit weißen Punkten gekleidet.
Ohne etwas getan zu haben, bewege ich mich auf die Tür des Zimmers zu. Dabei fällt mir auf, dass ich im selben Raum bin, wo der letzte Traum endete. Nur wirkt dies auch verändert. Ich öffne die Tür, habe immer noch keine ganze Kontrolle über meinen Körper. Es scheint, es könnte ich alles tun, solange ich trotzdem etwas erledige, was mein Traum will. Ich gehe denselben Flur wie beim letzte Mal entlang und steuere auf die braune Eingangstür zu. Diese wird von mir geöffnet. Hier hat sich auch etwas geändert,- im Vorgarten. Ein Baum und zwar eine Weide steht da, neben ihr ein kleiner Teich.
Im Schatten des Baumes sitzt jemand. Ein junges Mädchen mit einen Buch in das sie liest. Sie hat genau dieselbe Haarfarbe wie ich, was eine Seltenheit ist, denn mir ist noch niemand begegnet, wo ich dies sagen könnte.
Mein Traum-Ich ruft etwas zu ihr herüber: "Sara kommst du bitte. Dein Vater müsste bald kommen und bis dahin möchte ich das Abendbrot fertig haben."
Das Mädchen steht auf und entgegnet mir:
"Ja Mom, ich gehe mir nur schnell die Hände waschen."
"Ist gut."
Irgendwo her weiß ich, dass das nicht stimmt. Sie will nur ein paar Seiten weiter lesen, trotzdem wird sie sauber zu mir kommen. Ich betrachte ihr Gesicht. Auch dies ist mir ähnlich, dieselbe Augenfarbe, dieselbe Gesichtsform. Nur ihre Stirn ist etwas schmaler als meine und ihre Nase anders. Sie müsste ungefähr ein, zwei Jahre jünger sein, als mein Nicht-Traum-Ich.
Mein Traum-Ich wendet sich zurück zum Haus und in die Küche. Dort geht es zu einem Kühlschrank und holt einen Salat heraus. Im ganzen Haus ist eine gewisse Moderne eingekehrt. Wenn ich raten müsste welche Zeit es ist, dann würde ich sagen die Fünfziger.
Das Essen ist auf den Tisch, der von Sara gedeckt worden ist. Wir lachen über unsinnige Dinge. Ich spüre Liebe ihr gegenüber. Das sie meine Tochter in diesem Traum ist, war mir schon schnell klar geworden. Ich bin zufrieden mit der Auswahl, die mein Gehirn für meine Traumkinder macht. Erst Jonathan, der Goldjunge und nun diese hübsche, aufgeweckte Sara.
Die Küchentür in weiß wird geöffnet, durch sie hindurch tritt.....
Nathan.
Wieso er? Wieso nicht Chris? Was hat das zu bedeuten?
"Hallo mein Schatz"; höre ich mich sagen, während ich auf ihn zugehe. Meine Lippen treffen auf seine. Ich spüre wieder Liebe.
Liebe. Liebe.
"Ich liebe dich", flüstert er mir zu. Worauf ich mit einen: "Ich dich auch.", antworte.
Noch bevor mein grünblickender Wecker klingelt, wache ich auf. Der Traum war einfach zu verwirrend.
Wieso träume ich so etwas und dann auch noch in Serie?
Wieso fühlt es sich so richtig und dennoch falsch an?
5. Kapitel
Ich steige aus meinem Bett und trete zu meinen dunkelbraunen Kleiderschrank hinüber. Diesen öffne ich und entnehme mir einen normalen Jeansrock, ein Longtop, Unterwäsche und eine Bluse deren Enden ich später zusammen binden werde. Mit den Sachen in der Hand verlasse ich das Zimmer durch die Eichentür und laufe zum Bad. Drinnen ziehe ich meine Schlafsachen aus und werfe sie in den Wäschekorb, danach stelle ich mich unter die Dusche. Das Wasser in der Kabine mit Glaswänden stelle ich erst auf lauwarm (später kälter) und lasse es auf meinen Körper niederprasseln. Lange tue ich das und genieße es einfach das Nass über mich fließen zu fühlen...
Nachdem ich mich fertig gemacht, gefrühstückt und noch etwas auf der Couch im Wohnzimmer rumgegammelt hatte, nehme ich nun meinen Schlüssel vom Board im Flur. Mit diesen schließe ich die Haustür auf und sogleich hinter mir wieder zu und starte meinen Pickup mit einem anderen. Es ist halb acht, die Schule beginnt um acht. Die Fahrt zur Schule am anderen Ende der Stadt dauert eine Viertelstunde, obwohl das wohl eher an der schlechten Anordnung der Straßen liegt, als an der Länge des Weges.
An der Schule angekommen, parke ich meinen Wagen auf den Schülerparkplatz und schließe diesen ab. Vor der Schule steht schon Isi eine sehr gute Freundin von mir und wartet auf mich. Sie kommt mir entgegen und wir umarmen uns.
Isi ist 17 Jahre alt, ihre Größe liegt so ziemlich in der Mitte zwischen Sue und mir. Sie ist super nett, immer ehrlich, zeigt ihre Gefühle nicht gerne offen, hat braune Haare die ihr bis zur Schulter gehen und trägt eine Brille vor ihren dunkelblauen Augen. Isi ist ein echt hübsches Mädchen, aber zurzeit Single. Sie ist auch meine zweite beste Freundin. Sue- Isi- Ich...
"Guten Morgen Isi wie war dein Wochenende?", frage ich sie, während wir aufs Schulgebäude zusteuern.
Sie antwortet darauf: "Auch guten Morgen, ich war mit Liss am Samstag in einer Bar und sonst hab ich immer mal wieder mein Zimmer umgestellt und bei dir. Wie war der Kinofilm?".
Isi stellt ihr Zimmer mindestens drei Mal pro Woche um, denn immer wieder fällt ihr etwas Neues ein, wie es besser aussehen könnte.
"Der war okay, aber erzähl mal in welcher Bar und wie war‘s?", geschickt umgehe ich meinen Bericht über mein Wochenende. Ich werde es ihr später erzählen, denn ich brauche meinen Kopf frei, um die Hausaufgaben die ich nicht gemacht, irgendwie noch nach zu holen.
"In Summerville, sie heißt Tanz Club, ja ich weiß unspektakulärer Name, aber es ist der Hammer dort. Die Stimmung, Location, Musik, einfach alles stimmt und erst mal die Kellner, aber genug von mir. Ich weiß, du findest Horrorfilme nicht einfach nur okay, also was ist geschehen?", Isi hat mich durchschaut, dafür ist sie ja auch meine Freundin.
Ich weiß anlügen hat keinen Zweck, also erzähle ich ihr alles, wirklich alles, okay fast, dass mit dem Fantasykram und den Träumen lasse ich weg.
...
"Naja und dann standen auf einmal dieser Nathan und später Chris vor meiner Tür. Ich habe versucht die Beiden dann bei einen Frühstück einander näher zu bringen, aber das hat nicht ganz geklappt.", beende ich meine Story.
Wut tritt in Isis Augen. Ich weiß auch genau warum, denn Max hatte auch sie mal an Wickel, aber bevor es zu größeren Schäden kam, hat sie ihn einfach links liegen lassen. Und ich lerne nicht aus den Fehlern anderer. Einmal Arsch, immer Arsch. Okay vielleicht nicht immer...
"Wenn ich den in die Finger kriege...", fängt Isi an. Auf Freunde kann man halt zählen.
"Nein bleibe ruhig, es ist alles geklärt. Du kennst mich doch. Ich nehme mir so etwas doch nicht zu Herzen.", besänftige ich sie.
Wir gehen in den Klassenraum. Es ist fünf Minuten vor acht. Schnell erkundige ich mich bei dem Mädchen das im Algebrakurs hinter mir sitzt und mit der ich auch befreundet bin, nach den Hausaufgaben. Diese erklärt mir, dass ich sie schon im Unterricht fertig hatte, - gut so. Glück gehabt. Die Lehrerin kommt, grüßt und unterhält sich mit uns. Kurz bevor es klingelt treten zwei Mädchen aus der Parallelklasse in den Raum und schauen sich suchend um. Ihr Blick bleibt an mir hängen. Schnell kommen sie zu mir herüber.
"Rachel, wir sollen dir von Mr Plain sagen, dass du nachher bitte Volleyball bei den Turnier spielen sollst.", sprechen die Beiden mich direkt an. Auch wenn sie bitte sagten und unser Sportlehrer bestimmt auch, weiß ich, dass ich spielen muss. Zu Glück habe ich eh heute meine Sportsachen bei.
"Okay, wann soll ich denn hinkommen?", frage ich deshalb nur.
Die Antwort der Beiden lautet: "Nach dieser Doppelstunde.", und sie verschwinden.
Bevor es klingelt, begrüße ich noch Sue, die gerade kommt. Die Begrüßung fällt aber kurz aus, denn sogleich hört man das Zeichen zum Beginn des Unterrichts.
Na toll, mal wieder ein Spontanüberfall von unseren geliebten Sportlehrer. Eigentlich ja nicht mal meiner, sondern der von unseren Jungs, doch mich kennt er als einziges von den Mädchen... Hoffentlich sind da nicht nur die typischen Volleyballer, sondern auch welche die ich mag, aber egal... Mr Plain schreibt mich jedes Mal als Ersatz hin, da ich ihm klar gemacht hatte, dass ich mit dem jetzigen Team nicht spielen will. Komischerweise ist aber immer jemand `krank` und dieser taucht dann in dem von mir verhassten Team auf, sodass ich in einen anderen spiele.
Der Algebraunterricht war langsamer vorbei als sonst gewesen, kein Wunder wir hatten das aktuelle Thema ja auch schon hundert Mal durchgekaut. Ach nein hundert und einmal. Ich saß auch noch alleine, also niemanden, als Ablenkung. Chris und seine dummen Zähne. Hoffentlich kommt er morgen wirklich wieder.
Nach dem Unterricht.
Ich packe gerade meine Sachen in meine Schultasche zum Umhängen mit roten Mustern drauf, da treten Sue und Isi zu mir herüber. Die beiden machen das immer, denn ich bin meistens eine der letzten nach den Unterricht.
"Gehen wir runter auf den Hof oder gleich zum nächsten Unterricht?", fragt mich Sue, obwohl diese Frage überflüssig ist, denn wir verbringen diese 10 Minuten genauso wie die spätere Pause mit 50 Minuten immer draußen.
Diesmal muss ich Sue und Isi enttäuschen.
"Was ihr macht, weiß ich nicht, aber ich muss leider zum Sportplatz Volleyball spielen", erwidere ich auf ihre Frage missmutig.
Draußen herrscht immer noch diese Affenhitze und die Sonne knallt auch vom Himmel hinunter. Sonnenstich lässt grüßen. Hoffentlich mal nicht.
"Man wieso denn das?", fragt mich Isi darauf. Die Idee unseres Sportlehrers scheint ihr auch nicht zu gefallen.
"Mmh", gebe ich nur von mir und ziehe meine Schultern hoch.
Wir verlassen den Raum zu dritt. Vor der Tür verabschiede ich mich von den Beiden um den Weg durch ein kleines Wäldchen zu unseren Sportplatz an zu treten. Es sind nur 400 Meter die ich durch diesen laufen muss und danach noch ein kurze Strecke auf einen Kiesweg.
...
Ein Rascheln neben mich im Gebüsch lässt mich aufhorchen. Ich bin alleine im Wäldchen, die anderen werden wohl schon da sein. Mein Blick schweift zu dem Busch, wo ich die Quelle des Geräuschs vermute. Minutenlang geschieht nichts. Ich gehe weiter und nach ungefähr fünf Minuten, kurz vor den Ausgang des Wäldchens raschelt es erneut. Es scheint mir, als würde mir jemand folgen. Aber wieso. Erneut blicke ich mich um und bleibe stehen. Erst denke ich, da ist wieder nichts, dann sehe ich kurz grüne Augen. Sie sehen wolfsähnlich aus, sind aber auch in Sekundenschnelle wieder verschwunden. Danach sehe ich noch einen Schatten über die Bahngleise über mir auf einen Hügel huschen. Über diesen Weg gelangt man auch mit minimalem Klettern zum Sportplatz.
Was das Tier da wohl will?
Vielleicht will es nur in den Nadelwald, der neben den Platz ist.
Unbeirrt gehe ich weiter und erreiche meinen Zielort, um geradewegs zu Mr Plain zu gehen. Ich will erfahren in welchen Team ich spielen soll. Ich entdecke ihn auch. Er hat mir den Rücken zu gewannt und blickt über ein Spielfeld, wo noch um den Sieg gekämpft wird. Erkannt habe ich ihn an sein Trikot, auf dem sein Name steht. Mr Plain steht neben einem anderen Mann, vermutlich der Trainer, der anderen Mannschaft. Irgendwie kommt er mir bekannt vor. Ich laufe zu dem Sportlehrer herüber, stelle mich neben ihn und räuspere mich. Den anderen Mann kann ich von meiner Position aus nicht anblicken.
Mr Plain dreht sich zu mir um.
"Ah Rachel da bist du ja", ruft dieser aus. Ziemlich unklug von ihm, denn er sieht das ich hier bin und ich weiß es, also zu wem sollte er es rufen.
"Ja, hier bin ich, so wie sie wollten. Also in welchen Team soll ich mitspielen?", frage ich mit einen freundlichen Lächeln.
Er gibt mir jedoch keine Antwort.
"Rachel darf ich dir Mr McKay vorstellen. Er ist für die nächsten Turniere, der Ersatztrainer der Summerville High Mannschaften und hat viele Jahre selber erfolgreich gespielt. Mr McKay, das ist Rachel eine meiner talentiertesten Spielerinnen, die aber leider nicht ganz ins Volleyballteam will", der letzte Teil kam tadelnd aus seinen Mund.
Bei seinen Worten stellt sich dieser Mr McKay neben ihn. Mir fällt auf das dieser Mann mir doch nicht unbekannt ist. Es ist Nathan.
Was will der denn hier? Also Zufälle gibt es.
Nathaniel wirft mir ein Lächeln zu, was anscheinend unwiderstehlich sein soll, aber für mich nicht, denn es kommt nicht an das von Chris heran. Chris...
"Hallo Rachel, was für ein schöner Zufall dich hier zu treffen", spricht mich dieser an.
Etwas in seiner Stimme lässt mich daran zweifeln, dass es ein Zufall ist. Es wäre kein Problem für ihn rauszukriegen, dass ich hier mitspiele, denn die Listen sind für jeden `Trainer` frei zugänglich.
"Hallo Nathan", sage ich zu ihm und wende mich sogleich an Mr Plain: "Was ist denn mit der Trainerin der Mannschaften?".
Anstatt dieser mir antwortet, bekomme ich sie von `Mr McKay`:
"Sie hat ein Jahr Schwangerschaftsurlaub und da wir uns aus alten Tagen kennen, habe ich ihr angeboten, das Team zu übernehmen."
Na toll und ich hatte für mich eigentlich beschlossen ihn aus den Weg zu gehen, auch wenn da etwas zwischen uns ist, denn Chris ist einfach wichtiger.
Ich ignoriere Nathan und wende mich wieder meinen Trainer zu: "Also in welchen Team soll ich nun spielen?".
Diesmal antwortet er mir sogar: "Das der 13er und zwar gegen eins der Summerville High."
Na toll Pechsträhne lässt grüßen..., aber das Team ist super. Es ist das gleiche wie seit Jahren, obwohl ich eigentlich nie in deren Altersklasse war, aber Mr Plain meinte man sieht mir das nicht an. Das war auch wirklich so, zum Beispiel wurde ich letztes Jahr sogar von irgendeinem Schiedsrichter angesprochen, welches Team ich denn trainiere, (das war bei einen Turnier für die kleineren Kinder). Ich wirke halt reifer und meine Größe unterstützt dies auch noch.
"Okay, auf welchen Feld spielen die denn gleich?", frage ich und schaue mich gleichzeitig nach den bekannten Gesichtern des Teams um. Ein Lachen entrinnt Mr Pain.
Zwischen seinen Lachern bringt er raus: "Schau mal neben dich, ihr spielt gleich hier und zwar jetzt."
Gedanklich schlage ich mir mit der Hand gegen die Stirn. Ich Blindpese.
"Oh", sage ich, bringe noch ein: "Danke!" raus und gehe peinlich berührt zu ihnen. Bei meinen Mannschaftskolleginnen angekommen werde ich erst mal begrüßt und ich grüße zurück. Meine Tasche und meine Sportsachen stelle ich an den Spielfeldrand. Die Umkleidekabine ist am anderen Ende des Platzes und bis dahin würde ich es nicht mehr rechtzeitig schaffen, also nehme ich meine Sachen gleich hier aus der Tasche. Unter meinem Rock ziehe ich mir meine kurze Hose an und meine Schuhe aus. Während ich mich hinunterbeuge um nach meinen Schultrikot zu suchen, flüstert mir Linda eine Teamkameradin zu:
"Der Kerl dahinten neben Mr Pain glotzt dir auf den Arsch."
Diese Worte entsetzen mich ein wenig, was erlaubt der sich denn, doch ich lasse mir nichts anmerken.
"Ach du meinst Mr McKay, soll er doch, mich interessiert das nicht", erwidere ich in normaler Lautstärke, da ich weiß er würde auch das Flüstern hören.
Daraufhin flüstert Linda mir wieder zu: "Zu verachten ist der ja nicht, würde er das bei mir tun, würde ich versuchen daraus mehr zu machen."
Mit einem anzüglichen Blick hatte sie das Gesagte beendet. Ich zucke nur mit den Schulten. Klar er ist attraktiv und sexy, aber da ist Chris...
Aus meiner Tasche hole ich meinen Sport-BH und mein Trikot. Den BH ziehe ich über mein Oberteil und entkleide mich dessen. Mich würde es nicht stören so zu spielen, da die Wärme immer noch zu viel ist, aber hier sind mehrere Schulen und zur Erkennung ziehe ich das Trikot an. Dies alles tue ich mit den Rücken zu Nathan, jedoch spüre seinen Blick auf mich.
Ich besorge mir noch schnell etwas Sonnencreme und creme mich zügig ein. Wir müssen auf das Spielfeld. Der Schiri entscheidet, dass wir den Ball bekommen. Nach dieser Entscheidung stellen wir uns auf. Ich stehe auf der Position sechs,- den Aufschlag, da meine meistens punkten.
Ich schlage den Ball genau auf eine Gegnerin, diese kann ihn nicht annehmen. Punkt...
Wir liegen weit vorne, aber auf einmal scheint es als sei der Ball von etwas gesteuert. Eigentlich einfache Bälle der Gegner werden zu Punkte für sie. Ich verlange nach einer Auszeit, diese gilt aber nur für 30 Sekunden. Also müssen wir schnell machen.
"Wir haben immer noch Vorsprung, aber langsam wird es knapp, wenn die so weiter machen, haben sie die fünf Punkte bald. Egal was jetzt los ist, wir geben jetzt unser bestes und machen sie fertig.", sage ich in unseren Mannschaftskreis hinein. Die zuvor betrübten Gesichter werden entschlossen.
"Los geht’s", sagen alle und klatschen ab. Ich schaue zu unseren Gegnerinnen und dann zum Ball. Gerade will ich meinen Blick abwenden, da fällt mir etwas auf. Der gelb-blaue Ball schimmert grün. Was soll denn das? Das war am Anfang aber nicht so? Ein Gedanke kommt mir, den ich sogleich nachgehe.
Wir müssen wieder weiterspielen, deshalb rufe ich nur: "Ey Nathan!" und winke, sodass es aussieht als würde ich flirten. `Mr McKay` weiß aber was ich meine und sogleich verschwindet der grüne Schimmer.
Der hat doch echt Magie verwendet, um die Punkte zu bekommen. Dieser... Dieser.. Oah!
Wieso überrascht es mich nicht? Magie? Und er sagte noch, er wolle das alles von mir fernhalten.
Ich mag es nicht zu verlieren. Wer mag das schon? Jedoch wenn das durch schummeln passiert, werde ich wütend.
...
Am Ende hatten wir alle Spiele außer eins gewonnen und ich habe erfahren, dass dies das Regionalfinale war und die ersten beiden Plätze zum Landesfinale kommen. Dieses wäre für fünf Tagen und zwar in der zweiten Woche die jetzt kommt. Durch unsere Bilanz konnte ich mir schon mal überlegen, was ich alles mitnehme. Tatsächlich hatten wir gewonnen. Summerville war auf den zweiten Platz mit der gleichen Bilanz wie wir,- ein verlorenes Spiel, aber da sie ihres gegen uns verloren haben, liegen sie hinter uns. Geschummelt haben die bestimmt auch...
Mist also fünf Tage mit Nathan an einen Ort. Na toll. Chris, der auch ein guter Volleyballer ist, würde auch mitkommen, denn das Regionalfinale der Jungs war letzte Woche und sie hatten den zweiten belegt. Wenigstens etwas Trost.
...
6. Kapitel
Die eine Woche bis zum Landesfinale war viel zu schnell vorbei. Ich bekam immer mehr ein komisches Gefühl im Magen und es wollte einfach nicht weggehen. Chris kam erst nach drei Tagen wieder zu Schule, doch besuchte ich ihn jeden Tag zu Hause bei ihm. Wir hatten immer Spaß und es kam mir vor, als würden wir uns immer näher kommen. Nathan hatte ich von meiner Seite verbannt. Das letzte, dass ich tat und dass mit ihm zusammenhing war, die Nummern der Visitenkarte zu speichern. Die private und die geschäftliche Handynummer und die seines Arbeitsplatzes. Dadurch fand ich heraus, dass er Leiter eine Detektei ist, woraufhin ich seinen Namen googlete, dabei erfuhr ich auch, dass er eine Art Überflieger ist und eine polizeiliche Ausbildung hat.
Warum ich die Nummern speicherte? Erstens weil ich die Karte wegschmeißen wollte, damit Chris sich nicht aufregen muss, auch wenn er es bisher nicht getan hatte. Zweitens weil ich das Gefühl hatte, sie irgendwann zu brauchen und drittens weil irgendetwas in mir es einfach wollte.
Außerdem hatte ich jede Nacht diese Dinge geträumt. Bloß das es manchmal mehrere Träume in der gleichen Zeiteinordnung waren, nur verschiedene Tage und manchmal sprang ich durcheinander durch die Zeitepochen... Renaissance, Moderne, 20iger und so weiter.
Immer und immer wieder. Ich und Nathan mit dieser Liebe, die ich auf dieser Art eigentlich für Chris empfinde, aber nie kam er in meinen Träumen vor. Der Gedanken, dass es Erinnerungen sein könnten, kam auch immer, wurde aber auch sogleich wieder verworfen.
Es ist Sonntagnachmittag.
Chris und ich hatten beschlossen, die achtstündige Fahrt nicht wie der größte Teil, also die anderen, mit dem Bus zu nehmen, sondern flexibel zu sein und mit dem Auto zu fahren. So würde die Fahrt nur ungefähr sechs Stunden dauern. Mr Pain erlaubte dies sogar und erklärte den anderen, dass wir beide bei diesen Landesfinale als Kapitäne auftreten. Außerdem fügte er noch hinzu, dass wir vorfahren um noch etwas vorzubereiten. Die Mannschaftskameraden schluckten dies ohne Bedenken, sogar die älteren. Nachdem wir die Erlaubnis hatten, kam es zu einer kurzen Diskussion über die Wahl des Wagens.
Am Ende gewann ich. Wir würden mit meinen Pickup fahren.
Meine Sachen sind in der Kiste auf der Ladefläche meines Autos verstaut und ich sitze auf den dunkelblauen Fahrersitz im Pickup auf den Weg zu Chris. Im Radio läuft ein Lied von Passenger. Ich kenne den Titel zwar nicht, drehe es aber trotzdem lauter, da es super gut klingt. Leise summe ich mit, als das Haus von Chris in Sicht kommt, wird ein Lied von Ron Pope gespielt,- One Grain in the sand (ein Lieblingssong von mir). Ich stelle es nur ein wenig leiser und drücke zweimal auf die Hupe meines Wagens.
Zwei Minuten später wird die Tür vom Haus geöffnet und Chris tritt mit einer Reisetasche aus der Tür hinaus.
Ich öffne die Beifahrertür und rufe ein: "Hey!", zu ihn herüber.
Chris kommt zum Wagen gelaufen, bevor er sich setzen kann, steige ich aus und gehe zu ihn auf die Seite. Eigentlich will ich nur seine Tasche nehmen, um sie auch zu meinen Sachen zu bringen. Jedoch versteht Chris es falsch und umarmt und küsst mich auf die Wange. Mir soll es recht sein. Danach lächeln wir uns beide an und ich bekomme rote Wangen. Schnell nehme ich ihm seine Tasche ab und klettere auf die Ladefläche. Diese verstaue ich ebenfalls in der Kiste, wo schon meine drinnen steckt. Ich will wieder von der Ladefläche runter, doch Chris versperrt mir den Weg.
"Äh, ich müsste da mal runter, also wenn du mir Platz machen könntest.", sage ich verwundert. Ein Grinsen erscheint auf seinen Lippen, das Lächeln bei welchen ich immer Hochgefühle bekomme.
"Na komm her, ich helfe dir hinunter", erwidert er belanglos. Ich gehe seiner Aufforderung nach. Warum auch nicht? Er hebt mich hinunter und lässt mich an sich langsam hinunter gleiten. Auf den Boden angekommen hält Chris mich immer noch in den Armen. Ich blicke in sein Gesicht, das nur wenigen Zentimeter vor meinen ist. Seine blauen Augen blicken in meine blau-grünen. Es wirkt als seien wir verzaubert. Mein Herz macht Überschläge, mein Puls schnellt hoch und das Kribbeln in meinen Bauch ist schon fast nicht mehr auszuhalten.
Schmerzhaft langsam kommt er mit seinen, meinen Gesicht näher. Er ist nur noch minimal von mir entfernt. Ohne zu überlegen, überbrücke ich die letzte Entfernung.
Der Kuss lässt etwas in mir explodieren. Es fühlt sich so unglaublich gut an. Seine Zunge drückt gegen meine Lippe, die ich nur allzu willig öffne. Mit meinen Händen umfasse ich Chris` Nacken, seine liegen auf meine Hüften. In unseren Mündern ist ein Spiel entstanden, das jedes Denken ausschalten könnte. Für mich fühlt es sich an, als ständen wir hier eine Ewigkeit,- eine schöne Ewigkeit und doch auch schmerzlich kurz, als sich unsere Münder trennen.
"Nun weißt du was ich empfinde und da du ja den Kuss angefangen hast, hoffe ich doch du fühlst das gleiche wie ich", flüstert Chris mir zu. Ja ich weiß es und es macht mich unendlich glücklich. Chris er mag mich, wirklich er mag mich. Yuhu! Diese schöne möchte ich am liebsten für immer bewahren.
"Ich liebe dich", rutscht es mir, aufgrund des Gefühlscocktails, der in mir wütet, raus. Ich bereue es nicht es gesagt zu haben, denn ich tue es. Ich liebe ihn. Eigentlich sage ich immer man ist erst verliebt, wenn der andere genau dasselbe fühlt. Auch wenn es hier vielleicht nicht der Fall ist, liebe ich ihn. Ich glaube zwar, dass Chris mich sehr mag, aber Liebe?
Deshalb überrascht mich was er jetzt sagt sehr.
"Ich liebe dich auch, schon eine ganze Weile lang. Gemerkt habe ich es schon früher, doch eingestanden habe ich es mir erst, als du mir sagtest, dass du in Steve verknallt bist. Diesen Trottel den ich nur eine Chance gab, weil du es tatest. Ich war so verzweifelt und traurig, da ich hoffte du würdest für mich etwas empfinden. Ich wusste, ich muss damit leben, aber du weißt ja selbst, dass ich nur Affären hatte."
Das war mir nie aufgefallen. Damals war ich schon in ihn verknallt, über beide Ohren, habe aber gelernt damit zu leben, dass ich ihn liebe, er aber mich nicht. Einanhalb Jahre ist mein Geständnis mit Steve her. Vor einen Jahr war ich mit ihm zusammen gekommen, nachdem er mich fragte. Steve war damals noch relativ prüde im Umgang mit Mädchen, doch in unserer Beziehung änderte es sich. Nach ungefähr sechs Monaten wollte er mit mir schlafen, aber ich blockte ab, fühlte mich nicht bereit. Danach hat er es immer und immer wieder versucht. Jedes Mal mit demselben Ergebnis. Ich konnte es mir einfach nicht mit ihm vorstellen. Dann vor drei Monaten stritten wir uns heftig deshalb und vertrugen uns. Danach schienen wir glücklich, doch ich liebte ihn nicht mal mehr das kleine Bisschen wie früher. Wir waren Freunde mit den Status in einer Beziehung, jedenfalls für mich. Vor einen Monat trennten wir uns einvernehmlich…
Ich strahle über das gesamte Gesicht.
"Ich liebte immer nur dich, doch schienst du nicht dasselbe zu fühlen für mich, also verbannte ich dich in einer Ecke meines Herzens.", gebe ich zu. (Okay kitschig, aber…)
Daraufhin gibt er mir noch einen Kuss, einen kurzen, aber liebevollen.
"Es scheint als hätten wir aneinander vorbei gedacht", erwidert Chris mir darauf.
"Ja", sage ich nur, obwohl ich es nicht ganz verstehe. Warum hatte er mir es nicht an den Tag erzählt, als Nathan mich rettete vor Max. Damals gestand ich ihn doch auch, dass er eine Chance bei mir gehabt hätte…
Es ist neun Uhr.
Wir lösen uns voneinander und setzen uns in meinen Pickup. Drinnen spielt das Radio wieder ein anderes Lied, diesmal kenne ich es nicht. Ungefähr eine halbe Stunde lang sagen wir nichts. Danach beginnen wir ein Gespräch, das irgendwann auf Auslandreisen kommt. Bisher habe ich keine gemacht, jedes Jahr fahren wir zu unserem Ferienhaus in Two Harbors ein kleines, hübsches Städtchen im Norden unserer USA. Eigentlich dasselbe wie hier, bloß das es da eine wunderschöne Seenlandschaft und die Hälfte unserer Verwandten gibt.
"Bisher war ich noch nicht raus aus den USA, aber der letzte Monat der Sommerferien ist für so etwas geplant.", sage ich zu ihm. Ja dieser Monat ist mein Monat.
"Ach ja wo geht es denn hin?", fragt er interessiert.
"Schottland", sage ich nur, da ich die Reaktion der meisten Leute kenne. Entsetzen was ich in einen so verregneten Land will und nicht lieber in den Tropen oder so. Deshalb hatte ich ihm es noch nicht erzählt.
"Schottland, was gibt es da schönes?", fragt mich Chris ernsthaft. Wow, er überrascht mich schon zum zweiten Mal an diesen Tag.
"Um genau zu sein zur Nordküste. Die Landschaft dort ist einfach nur atemberaubend und die Geschichte die hinter allen steckt. Ach es ist schwer zu beschreiben.", erwidere ich.
"Okay, aber es ist mal etwas anderes. Also einen Monat vor Ende der Ferien. Fährst du alleine?", fragt er mich.
"Jap", antworte ich nur. Es ist still im Wagen. Instinktiv schaue ich zu Chris, der mich entsetzt ansieht. Langsam öffnet er seinen Mund.
"Alleine für vier Wochen, ohne Ortskenntnisse in einen fremden Land über den Ozean. Du spinnst wohl, nicht mit mir. Ich komme mit!", beschließt er einfach.
"Nein", sage ich aus reinem Trotz. Isi und Sue wollte ich auch nicht mitnehmen, also wieso ihn? Nein, das ist meine ganz für mich alleine bestimmte Reise. Man muss doch nicht immer an das Schlimme im Leben denken, es gibt doch so viel Gutes.
"Das war keine Frage, sondern eine Feststellung. Du kannst vergessen, dass ich vier Wochen friedlich zu Hause sitze und auf deine Anrufe warte, mit der Hoffnung, dass es dir gut geht.", meckert Chris mich an. Na toll, das ist zwar süß, aber...
"Chris, lass mich darüber nachdenken, eigentlich wollte ich alleine reisen. Ich weiß ja nicht mal, ob meine Eltern es erlauben. Wir beide für vier Wochen alleine, da denken die doch gleich, dass sie sich neun Monate danach auf einen Enkel freuen können.", versuche ich es, bei meinen Worten erscheint ein Lächeln auf seinen Gesicht. Ich finde das nicht witzig,- typisch Kerle.
Vielleicht gehen Chris und ich uns ja auf die Nerven, denn vier Wochen sind eine lange Zeit. Außerdem war es absichtlich von mir gewählt alleine zu reisen, so kann ich tun, was ich will.
"Mmh keine schlechte Idee, wenn es ein Junge wird, dann nennen wir ihn Jack. Bei einem Mädchen darfst du den Namen aussuchen", bricht es lachend aus Chris hinaus, aber auch etwas, hoffentlich gespielt, Ernsthaftes steckt dahinter. Daraufhin erntet er einen einem Schlag auf den Oberarm. Ich hoffe er meint, dass alles nur scherzend.
"Klar, dieses Gespräch findet aber erst in ungefähr zehn Jahren statt, glaube mir." Nun bricht Chris in Gelächter aus. Ich versuche mir ein Schmunzeln zu verkneifen, doch wie immer gelingt es mir nicht.
Jedes Mal wenn er mich ärgert, versuche ich ihn mit Ignoranz zu strafen, da Chris es hasst, wenn ich das tue. Jedoch klappt es nie, er braucht nur zu sagen, dass ich es nicht schaffe und ich fang an zu schmunzeln. Danach muss ich immer grinsen.
"Egal, also wie gesagt ich überlege es mir. Eins sage ich dir aber, du kannst nicht immer da sein, wo ich bin", sage ich.
"Stimmt vor der Toilettentür werde ich immer warten", gibt er wieder lachend raus.
Mit solchen Späßen ging es die ganze Fahrt weiter. Nach drei Stunden hielt ich den Pickup an einer Raststätte, um eine Pause zu machen und zu tanken. Danach fuhr Chris die letzte Hälfte der Strecke.
Als das Ortsschild von Eureka, der Austragungsort des Landesfinale in Sicht kam, fiel uns auf das wir gar nicht wussten wo wir hin mussten.
Nun sind wir auf der Suche danach. Es ist um drei.
Ja klar die Turniere finden in einen Internat statt, in den wir auch einquartiert werden, aber wo steht das?
Chris, ein typischer Mann wollte einfach so lange fahren bis wir es finden, ich jedoch sehnte mich danach endlich das Auto verlassen zu können, denn mein Po schmerzte.
Gerade fahren wir an einer Straße lang, auf der nicht viel los ist. Nur wenige Menschen laufen umher. Eine Gruppe von Jungs mit einem einzigen Mädchen läuft kurz vor uns auf den Gehweg.
"Chris fahr langsamer und halt da vorne an", weise ich ihn an, während ich auf einer Stelle an der die Teens vorbei müssen zeige.
"Okay", erwidert er und tut es. Daraufhin steige ich aus dem Auto, doch bevor ich das tue, rücke ich mein Oberteil noch ordentlich. Ich will den Jungs ja nicht zu tiefe Einblicke gewähren.
"Hey!", rufe ich, während meine Schritte in ihre Richtung gehen. Die Kerle betrachten mich interessiert, das Mädchen misstrauisch. Keine Sorge Mädel ich habe meinen eigenen Boy.
"Könnt ihr mir vielleicht helfen?", frage ich und fahre sogleich fort, da keine Widerworte kommen: "Wir suchen, das Internat hier. Wisst ihr, wo das ist?". Bei den Wort: ‚wir‘, zeige ich auf Chris und mich, um gleich einmal die Verhältnisse klar zu stellen.
"Ach seid ihr Volleyballer, solltet ihr nicht alle in Schulbusse mit euren Logos kommen?", fragt mich der eine Kerl mit dunkelbraunen Haaren amüsiert. Eine Antwort ist das aber nicht, den leichten Spott ignoriere ich schlicht.
"Jap sind wir. Eigentlich schon, aber wir haben halt eine Sondergenehmigung. Also wo ist es nun?", trotz meiner Ungeduld bleibe ich freundlich. Das Misstrauen war seit meinen Wink auf Chris aus der Haltung des Mädchens gewichen.
Deshalb spricht sie mich nun an: " Ich erkläre es dir. Ihr müsst diese Straße immer weiter folgen, bis sie endet und dann die letzte Abbiegung, die nach rechts führt hinunter. Am Ende dieses Weges ist das Internat. Vielleicht sehen wir uns ja mal da, denn wir alle gehen dort zu Schule."
Gut jetzt kenne ich den Weg und so einen einfachen hätten wir bestimmt nie gewählt.
"Danke, ja vielleicht. Also man sieht sich. Tschüss.", bedanke und verabschiede ich mich eigentlich nur bei den Mädchen.
Ich gehe zurück zum Pickup, aber auf die Fahrertür zu. Die letzte kurze Strecke zum Internat will ich selbst fahren. Es ist mein Wagen und das will ich zeigen, denn die Verwunderung in den Gesichtern der anderen ist einfach unersetzbar. Ein Mädchen mit einem Wagen für Kerle.
Chris steigt aus, klar er kennt mich ja auch. Seit ich mein Auto habe also seit ungefähr einen Jahr mache ich das schon. Er schenkt mir einfach ein Lächeln. Außerdem kenne ich den Weg, - auch ein Grund.
...
7. Kapitel
1Der Weg war wirklich so einfach, wie das Mädchen mir es erklärt hatte. Das Internat sah relativ normal aus, also kein Schloss oder so. Es war einfach nur ein großes Schulgebäude mit anderen Gebäuden, wohl die Schlafräume. Auf dem umzäunten Gelände gab es außerdem noch eine Sporthalle, Basketballplatz, Fußballplatz und eine Wiese. Okay wäre es nicht so weit entfernt von zu Hause, dann wäre es schon cool hier. Ach egal.
Ich parke meinen Pickup vor dem Schulgebäude, da wir keine Ahnung haben wo es Parkplätze gibt. Chris und ich steigen aus dem metallic- farbenden Gefährt aus und ich klettere auf die Ladefläche, um schon mal unsere Sachen in Greifweite zu haben.
Zur Sicherheit, weil ich mir ziemlich sicher bin, dass wir hier nicht mit dem Auto stehen bleiben dürfen, sage ich:" Ich gehe mal rein fragen, wo ich den Wagen hinstellen kann."
"Lass mal. Ich geh schon.", erwidert Chris jedoch und steuert auch schon die Eingangstür an. Mir fällt ein wir hätten ja auch gemeinsam gehen können. Wer weiß wie lange er brauch, um es zu finden. Ich hasse es zu warten und erst recht alleine. Unsere Taschen werfe ich von der Ladefläche und möchte über die Heckklappe wieder vom Wagen, doch eine mir nicht unbekannte Person, namens Nathan versperrt mir den Weg. Die Szene war mir aber etwas anders in Erinnerung geblieben.
Etwas in mir freut sich ihn zu sehen, aber ein größerer Teil beschert mir ein ungutes Gefühl. Ohoh, wenn er und Chris aufeinander treffen. Man kann es aber auch nicht in den nächsten Tagen verhindern. Immerhin ist er der Ersatztrainer von der Summervillemannschaft.
"Du darfst hier nicht parken und wo ist eigentlich der Rest von euch. Müsstet ihr nicht eigentlich alle gemeinsam kommen?", spricht er mich an.
"Auch ein Hallo an dich. Nein müssen wir nicht, Chis und ich haben die Erlaubnis alleine herzufahren. Das mit den parken habe ich mir schon gedacht und Chris ist auch schon fragen gegangen, wo wir hinkönnen."
Ich habe extra zweimal Chris gesagt, damit er gar nicht versucht mir zu nahe zu kommen. Nathaniel versperrt mir immer noch den Weg, also springe ich einfach über die Radkappe der linken Seite hinunter. Hast du dir wohl so gedacht.
Er steht immer noch an derselben Stelle, anscheinend hat er meine Reaktion richtig verstanden.
"Wieso hast du mich nicht angerufen? Ich hab gedacht, wir verstehen uns. Außerdem was sollte deine Reaktion, bei diesem Volleyballspiel. Du hast mich eiskalt links liegen gelassen.", erwidert Nathan mit trauriger Stimme.
In diesen Moment kommt Chris aus dem Schulgebäude. Er sieht sogleich zu Nathan und seinen Blick nach zu urteilen ist er darüber nicht erfreut.
Auf Nathans Aussage hin sage ich: "Erstens hatte ich viel zu tun. Zweitens dachte ich du hast gar keine Zeit, da du arbeiten musst und drittens kenne ich dich ja nicht mal richtig."
Chris tritt neben mich und legt seinen Arm um meine Taille. Wir alle wissen, wieso er das tut.
"Hallo", sagt er, doch keine Freundlichkeit ist in seiner sonst so schönen Stimme zu hören. Kerle sage ich nur, aber wenn es darauf ankommt, entscheide ich mich für Chris.
"War nett dich wieder zu treffen. Wir sehen uns ja bei den Spielen.", richte ich mein Wort an Nathan und dann an Chris: "Also wo soll ich den Wagen hinstellen?".
Noch mehr Traurigkeit schleicht sich in den Augen des zuerst Angesprochenen. Etwas in mir drin zerreißt bei diesem Anblick, wird aber überdeckt mit der Liebe zu Chris.
"Ja das tut man", flüstert Mr McKay kaum noch hörbar und entfernt sich von uns. Mein Freund löst sich von mir, drückt mir einen Kuss auf die Stirn und hebt die von mir auf den Boden geworfenen Taschen wieder auf die Ladefläche. Danach geht er zu Fahrertür und setzt sich hinein. Kurz blicke ich noch Nathan hinterher und begebe mich dann zum Beifahrersitz. Meine Gelassenheit von dem Zeitpunkt als wir hier ankamen und während wir her fuhren ist verschwunden.
Chris hatte den Wagen um das Gebäude herum gefahren, geparkt und mir dann meinen Schlüssel gegeben. Ich hatte bisher kein weiteres Wort gesprochen. Eine gewisse Leere beherrschte mich. Er nahm unsere Taschen und ging zu einer Tür. Chris spürte wohl, dass ich nicht reden will. Ich steuerte aber dagegen.
Er ist mir wichtig, wichtiger als Nathan.
Bevor er den anscheinenden Hintereingang öffnen kann, rufe ich ihm hinterher: "Chris warte mal."
Ich laufe ihn hinterher und nehme seine Gesicht zwischen meinen Händen, auch wenn nichts geschehen ist, weiß ich, dass es zu Teil meine Schuld ist, dass er jetzt so ist. Ein Teil schenkt Nathaniel Mitgefühl und etwas anderes, aber ein viel größerer Teil liebt Chris.
Sein Gesicht in meinen Händen drehe ich etwas zu mir runter, um die zehn Zentimeter Unterschied nicht sein zu lassen.
"Ich liebe DICH", flüstere ich und wiederhole es noch einmal lauter: "Ich liebe dich".
Er lässt die Taschen fallen und setzt seine Hände ebenfalls an mein Gesicht. Meine lege ich auf seine und umfasse diese, während ich sie von meinem Gesicht ziehe. Chris küsst mich. Erst sanft, was die Gefühle in mir wie beim ersten Mal explodieren lässt und vertieft ihn dann. Der Kuss wird fordernder und unsere Zungen umspielen sich.
"Ich liebe dich doch auch." Wir lösen uns voneinander. Er nimmt unsere Taschen wieder auf und wir beide gehen auf die Tür zu. Ich öffne sie.
....
Unsere Mannschaften hatten eigentlich 16 Spieler je ein Team und je zwei Ersatzspieler, aber irgendwie fehlen zwei,- ein junge und ein Mädchen. Das hatten Chris und ich bemerkt, als der Bus am Internat erreichte. Wir hatten für die Jungs zwei Viererzimmer bekommen, da Mr Pain auch irgendwo schlafen musste. Die Mädels bekamen ein vierer und ein zweier. Ja eins fehlte und die Betten waren so schmal, dass es ungünstig war sie zu teilen. Unser Trainer organisierte noch einen Platz in dem Zimmer einer anderen Mannschaft. Wer sollte gehen? Da ich einfach nur ein Bett haben wollte und ich die Jüngste aus dem Team war, sagte ich, ich würde gehen. Ich dachte mir, ich schlafe ja nur da. Mr Pain konnte uns nicht sagen, welches Team es ist. Egal.
Meine Sachen in der Hand und mit einen Schlüssel bewaffnet gehe ich zu den Zimmer mit der Nummer sechs. 8,7 und die sechs. Gerade will ich den Schlüssel in die Tür zu dem Raum stecken, um aufzuschließen, wo ich die nächsten vier Tage schlafen werde, da öffnet sie jemand. Ich setze ein freundliches Lächeln auf, denn auch wenn ich nur die Nacht hier verbringen werde, brauche ich keine Feinde. Das vergeht mir aber sogleich und mir kommt die Idee auf den Boden in einen Zimmer meiner Mädchen zu schlafen. Vor mir steht Nathan mit einen Lächeln. Na toll, da muss ich wohl jetzt durch.
"Hey ich hab gehört hier bei deinen Mädels ist noch ein Bett frei" versuche ich unbekümmert von mir zu geben. Das Grinsen auf seinem Gesicht wird breiter. Ich werfe einen Blick in das Zimmer hinter ihn, zwei Betten. Eins davon ist belegt, aber die Sachen sehen nicht so aus, als stammen sie von einen Mädchen. Nein....
"Ja hier ist ein Bett frei, aber in diesem Zimmer schlafe ich.“ Shit hab ich es mir doch gedacht, mich würde es nicht mal wundern, wenn er dafür extra eine seiner Spielerinnen umquartiert hat.
"Ich weiß ja nicht wie du es gemacht hast, dass Mr Pain das erlaubt, bestimmt mit Magie oder so, aber nicht mit mir. Lieber schlafe ich auf irgendeinen Boden. Wer weiß was du nachts mit mir machst.", rufe ich empört aus. Nach meinen Worten drehe ich mich um, damit ich nach unseren Trainer suchen kann. Schon am Ende des Ganges kommt er mir entgegen.
"Mr Pain ich schlafe auf den Boden bei den Mädels", unterrichte ich ihn nur von meinen Vorhaben, denn wenn Nathan wirklich irgendwas mit ihm gemacht hat, kann ich tun was ich will, - der würde mir eh nicht zu hören.
Mit der Gewissheit eigentlich unbeirrt weiter gehen zu können, bin ich nicht auf das nächste nicht vorbereitet.
Mr Pain packt meinen Arm und sagt ruhig: "Nein Rachel, das geht doch nicht. Solange ein Bett frei ist, schläfst du auch in diesen."
Na toll!
"Kann ich dann nicht zumindest bei unseren Jungs schlafen und sie bei Mr McKay?", frage ich und meine Vermutung, dass er manipuliert wurde, bestätigt sich. Mr Pain zuckt nicht mal mit den Augenbrauen.
"Nein, Mr McKay ist ein netter Mann, aber wer weiß was die Jungs mit einen Mädchen im Zimmer machen, das kann ich nicht verantworten.", entgegnet er mir.
Wenn Chris in diesen Zimmer ist nichts und auch sonst bezweifele ich es. Ich habe zwar keine Angst vor Nathan und auch etwas in mir will in diesen Zimmer schlafen, doch immer muss ich an Chris denken, - ihm würde es nicht gefallen.
Geschlagen gehe ich zurück zu dem Zimmer, die Tür steht immer noch offen. Ohne Nathaniel, der auf seinen Bett sitzt, ein Blick zu schenken, trete ich zu meinen hinüber. Ich schiebe es soweit wie möglich von dem anderen weg und stelle meine Tasche drauf.
Bevor ich den Raum wieder verlasse, werfe ich über meinen Rücken zu Nathan: "Schließ ja ab, wenn irgendwas von meinen Sachen fehlt bist du dran."
Es ist kurz nach sechs.
Missmutig mache ich mich auf die Suche nach dem Speisesaal. Ich muss mit Chris reden, bevor er es noch irgendwie anders erfährt, am besten von Nathaniel auf die Nase gebunden.
Nach sehr kurzer Zeit finde ich ihn auch, - ich musste nur einmal um die Ecke,
kurz den Gang entlang und dann eine Treppe hinunter. An der Tür des Saal
stehend halte ich nach den anderen Leuten Ausschau. Als ich sie entdecke, hole ich
mir etwas zu Essen an der leeren Theke und geselle mich zu ihnen. Ich setze mich
zu den Mädels, die Jungs scheinen zu fehlen. Ah nein gerade als Chris den
Saal betritt, entdecke ich die anderen. Sie `checken` die Gegnerinnen aus. Kerle.
Mein Freund gesellt sich zu mir und gibt mir vorher einen kurzen Kuss, woraufhin es zu hören gibt:
"Na endlich!". Lacher folgen. Verständnislos schaue ich meine Teamkameradinnen an.
Chelsea eine kleine Brünette verstand meinen Blick.
"Wir haben uns schon gefragt, wann das endlich geschieht. Es war ja nicht mehr auszuhalten wie ihr euch immer verliebt angesehen habt, aber irgendwie auch nicht. Eine Zeit lang dachten wir sogar ihr seid beste Freunde mit gewissen Vorzügen."
Bei diesen Worten blieb mir mein Steak im Halse stecken. Eine warme Mahlzeit, zwar sonst bei mir so spät nicht üblich, aber hier gibt es zum Mittag halt ein Lunchpaket und abends warm. Chris fängt an zu lachen, worauf ich ihm in den Oberschenkel kneife. So mache ich es schon seit Jahren, denn das ist das einzige was bei ihm sofort wirkt.
"Was?!", bricht es aus mir entgeistert aus. Wir haben uns nie solche Blicke zu geworfen, oder doch? Außerdem na klar, immer doch, das mit den Vorzügen ist ja auch mein Style.
"Es ist wirklich so. Sei doch nicht so geschockt. Wir freuen uns doch für euch.", meldet sich nun Linda.
Chris nimmt die Hand von mir, die immer noch in seinen Oberschenkel kneift, in seine und drückt sie lächelnd. Ich erwidere den Druck.
Wir hatten aufgegessen und ich wollte mit Chris gerade den Saal verlassen, um ihn die schlechte Kunde zu bringen. Da...
"Hey, warte Mal." Diese Stimme kommt mir irgendwie bekannt vor. Ich halte nach der Quelle Ausschau und entdecke sie sogar. Es ist das Mädchen, das mir den Weg beschrieben hatte.
"Ihr habt es also gefunden. Freut mich euch hier zu sehen. Jetzt kann ich mich ja auch vorstellen. Ich bin Clair, der Captain der hiesigen Volleyballmannschaft.", fährt sie fort.
Auch cool, aber mir erscheint sie als nett, also eine schöne Bekanntschaft.
"Huch dann ist das hier ja ein Captaintreffen. Mein Name ist Rachel und ich bin ebenfalls Captain und zwar von der White Lake High", erwidere ich aufgeweckt.
Ein kurzes Zischen entfährt Clair, doch bevor sie etwas sagen kann, stellt sich Chris noch schnell vor.
"Nett dich kennen zu lernen und danke für deine Hilfe. Ich bin Chris ebenfalls Captain, ebenfalls von der White Lake High, aber für die männliche Mannschaft."
Schade, dass wir nicht alle so klar kommen, so wie Clair, Chris und ich.
"Ja ein wirkliches Captaintreffen, aber es ist cool, denn so kenne ich wenigstens eine nette, gegnerische Schule."
Sie ist zwar nett, jedoch will ich dieses Gespräch endlich beenden. Ich habe Chris ja noch etwas zu erzählen. Als würde jemand meine Situation kennen, wird nach Clair gerufen.
"Tschüss bis morgen."
"Ja, Tschüss.", entgegnen Chris und ich fast gleichzeitig.
"Chris ich muss dir was sagen", fange ich an, doch er unterbricht mich: "Wo ist dein Zimmer."
Aus Effekt zeige ich die Treppe hinauf in Richtung des Gangs entlang und er zieht mich leicht in diese. Schneller als mir lieb ist, kommen wir die Tür ins Verderben näher.
"Also was wolltest du mir sagen?", fragt er mich kurz vor das zu öffnende Stück Holz.
"Naja du weißt ja, ich teile mir mein Zimmer mit einer anderen Schule, jedoch ist es etwas anders als wir dachten...“ Ich werde unterbrochen, denn wir erreichen die Tür, die komischerweise auch sogleich geöffnet wird.
Shit!!
"Nein", bringt Chris raus.
Nathan steht vor uns und zwar nur in Boxershorts gekleidet mit einen Handtuch in der Hand.
Shit! Shit! SHIT!!!
"Wie konnte Mr Pain das denn erlauben? Was ist bei dem denn schiefgelaufen?", brüllt Chris zornig rum, während er immer noch meine Hand hält.
Um ihn zu beruhigen, versuche ich: "Hey, ich schlafe doch nur hier."
Es scheint ihn nicht zu interessieren. Er zieht mich einfach hinter sich her von Nathan weg. In seinem Zimmer angekommen, reiße ich meine Hand aus seiner. Ich kann ihn nicht recht verstehen. Was soll denn passieren? Was traut er mir zu?
Ja klar ich selber empfand bis vor kurzen noch als sehr fragwürdig und unangenehm mit Nathan Zimmer zu teilen, da ich wusste das Chris ihn nicht leiden kann. Jedoch jetzt hat wohl in mir der Teil, der es für richtig hielt das zu tun, sich vergrößert. Was ist nur mit mir los?
"Warum machst du so ein Affentheater? Was denkst du würde geschehen, wenn ich in diesen Zimmer schlafe? Heiraten werde ich ihn wohl nicht gleich.", richte ich meine Worte wütend an meinen Freund.
Ich liebe ihn und daran ändert auch mein Schlafplatz nichts.
Ein Schnaufen ist von Chris Seite zu hören. Ich blicke ihn an, denn ich kann diese Reaktion nicht verstehen. Was ich sagte, war richtig, oder nicht?
"Du merkst es nicht. Das kann ich nicht glauben. Du willst mir jetzt ernsthaft erzählen, das du die Blicke, die aussehen als würde er dich schon ewig kennen und lieben, nicht bemerkt hast? Wie naiv bist du denn? Ich jedenfalls habe sie gemerkt und sie tun mir weh und machen mir Angst. Angst davor, dass er es schafft dich mir wegzunehmen.", anfangs ebenfalls wie ich wütend, wird seine Stimme immer leiser und er kommt auf mich zu. Chris nimmt meine Hände in seine.
Ich bin wie erstarrt. Das ist also der Grund, warum er so auf Nathan reagiert. Wie konnte ich das übersehen? Ist das wirklich so, oder ist Chris nur einfach eifersüchtig? Nathan kennt mich doch erst seit nicht mal zwei Wochen.
`Ja, du doch auch, aber trotzdem hast du Träume in denen du glücklich mit ihm bist. Vielleicht will er ja so etwas in der Realität. ‘, meldet sich eine kleine, fiese Stimme in mir.
"Das habe ich nicht bemerkt", flüstere ich. Wie sollte ich das auch wissen. Ich will so etwas ja auch nicht sehen... Man, warum kann nicht einmal alles gut sein.
Ich fahre lauter fort: " Trotzdem brauchst du keine Angst haben. Nathan kann dich mir nicht wegnehmen, dafür liebe ich dich schon viel zu lange, als das ich diesen Kerl verfallen könnte. Verstehst du ich liebe dich und nicht ihn. Von mir aus, kann ich dir das in jede Minuten, die wir zusammen verbringen, sagen."
"Ich werde wohl damit klar kommen müssen, das andere Jungs etwas von dir wollen, so wunderbar und hübsch du bist, aber trotzdem will ich nicht, das du bei ihm schläfst.", sagt Chris und legt seine Arme um meinen Rücken um mich an sich zu ziehen.
"Ja wo soll ich denn dann schlafen, bei dir geht wohl nicht, da sind ja die anderen Jungs", entgegne ich widerwillig, da ich unsere Versöhnung nicht zerstören will.
Entgegen meiner Gedanken grinst Chris, dabei macht er einen Schritt nach hinten. Zu spät bemerke ich, was er vorhat. Zusammen fallen wir auf das hinter ihm befindliche Bett.
"Klar geht das, da müssen wir einfach sehr eng zusammen rücken". Er küsst mich nach seinen Worten kurz. Auf ihn liegend schaue ich ihn in die Augen. Ich weiß, dass es trotzdem nicht geht, die anderen Kerle würden es als unfair erachten und außerdem die Gespräche von ihnen kann ich mir ersparen.
Mir kommt da eine Idee.
"Das mit dem in einen Bett ist kein Problem", fange ich an, denn es kann ja sowieso nichts passieren. Ich fahre fort: "Jedoch nicht in diesen Zimmer, sondern in meinen." Ein hämisches Grinsen schleicht sich auf mein Gesicht. Chris kann dann beruhigt schlafen und vielleicht würde es auch diese Träume von mir und Nathan, die mich so verwirren, fern halten.
"Mit den Kerl in ein Zimmer?", fragt er mich entgeistert, anscheinend hat er es noch nicht verstanden, worauf ich hinaus will. Okay ist vielleicht auch nicht so leicht, denn meiner Idee nach wäre ich wieder in der von Chris verhassten Nähe von Nathaniel.
"Verstehst du nicht. So nimmt er es vielleicht endlich hin, dass er bei mir keine Chance hat. Wie soll er auch nicht, wenn wir direkt vor seiner Nase in einen Bett schlafen.", spreche ich meine Gedanken sachlich aus.
Ich wälze mich von meinen Freund hinunter, da es auf den Nacken geht, wenn ich ihn anschauen will und es auf meinen Bauch drückt. Auf dem Bett bleibe ich aber sitzen, direkt neben ihn. Er liegt noch immer um und macht auch keine Anstalten dies zu ändern. Wie in Trance lasse ich meine Finger in kreisförmige Bewegungen über seinen Bauch gleiten.
"Ach so, die Idee ist gut, aber wie soll das gehen. Mr Plain kontrolliert doch in welchen Zimmer wir sind." Seine Kreativität lässt grüßen. Da steht wohl jemand heute auf den Schlauch. Ne, ne, ne
"Du Doofkopf, natürlich bist du weiterhin offiziell in diesen Zimmer und eine Stunde nach der Schlafenszeit, wenn Mr Plaid seinen letzten Kontrollgang hinter sich hat, kommst du zu mir. Bevor du fragst wegen Nathan brauchst du dir keine Sorgen machen. Ich weiß zwar nicht, was er mit unseren Trainer gemacht hat, aber er wird es sich verkneifen uns zu verraten, da würde er ja ins eigene Fettnäpfchen treten.", gebe ich lächelnd von mir.
Meine Finger stoppen immer noch nicht ihre Bewegungen auf Chris Torsos. Ich bekomme einen leichten Schubs von ihm, bestimmt das Resultat meiner Worte.
Nach den Attentat spricht er: "Nicht so frech Miss Sinclair, so spricht aber keine feine Dame. Jedoch haben sie Recht, so könnte es klappen."
Ich fange an zu lachen und gebe auch ihn einen Stoß, der aber nicht hilfreich ist, da er noch immer auf dem Bett liegt, bloß das er nun einen Arm unter seinen Kopf gelegt hat.
"Spinner", sage ich nur, aufgrund meines Lachens. Diese Sprechweise haben wir manchmal drauf, um uns gegenseitig zu belustigen. Es ist schön zu sehen, dass Chris die Sache mit Nathaniel nun etwas lockerer nimmt, aber auch etwas verwunderlich.
Kerle erst eifersüchtig sein und dann rumblödeln.
"Ja du hast recht es gibt viele Spinner, aber ich würde dich eigentlich nicht dort hinzuzählen". Für diese Worte stoppen meine Finger und ich schlage ihn leicht auf den Bauch, worauf er sich mit gespieltem Schmerz zusammenkrümmt und seinen Bauch hält.
Er soll zufrieden sein, dass ich ihn nie wirklich verletzen würde.
"Wie konntest du mich nur so verletzen", bringt er mit schlecht nachgeahmter, weinerlicher Stimme hervor.
Darüber kann ich nur schmunzelnd den Kopf schütteln. Er ist und bleibt ein Spinner, aber auch das liebe ich an ihm.
Chris ist immer noch in seinem Schauspiel gefangen, sodass er nicht bemerkt, wie ich still heimlich vom Bett aufstehe und das Kopfkissen von seinem Bett an mich nehme. Ich stelle mich in einer Entfernung in der ich ihm zwar noch mit meinen Schlagmittel treffe, er mich aber nicht erwischen kann auf. Mit etwas Schwung lasse ich das Kissen auf seine von der Schlafstätte hängenden Beine sausen. Kaum habe ich ihm getroffen, springt Chris auf und schnappt mich. Er wirft mich über seine Schultern und tritt zu unseren vorherigen Sitz- und Liegeplatz zurück. Sanft falle ich von ihm auf das Bett. Seine Hände platziert Chris neben meinen Kopf und kommt mir mit seinem Gesicht näher. Stürmisch küssen wir uns.
Nachdem unsere Knutscherei irgendwann von den anderen Jungs die in diesem Zimmer schliefen unterbrochen wurde, verließ ich das Zimmer. Diese typischen Gespräche konnten sie getrost ohne mich führen. Ich war zu einen Zimmer meiner Mädchen gegangen, das aber abgeschlossen war. Das störte mich jedoch wenig, mein Weg führte mich einfach zum zweiten, das Viererzimmer. Da fand ich auch alle Mädels.
"Na bist du endlich fertig mit deinen Chris?", fragt mich Linda kaum das ich den Raum betreten habe.
Unmöglich diese Mädchen, aber die besten Teamkolleginnen.
"Ja bin ich", erwidere ich im normalen Ton ausnahmsweise ohne rot zu werden. Hoffentlich sprechen wir heute auch über etwas anderes. Auf meine Worte hin müssen sie alle lachen.
"So, da unser Captain nun ja auch anwesend ist, können wir ja nun auch über das morgige Turnier sprechen", sagt Chelsea zu meinem Glück.
"Als erstes würde ich sagen, wir sprechen über die Aufstellung. Wir haben einen Ersatzspieler weniger, also hat jemand Vorschläge?", frage ich schnell, bevor sie doch auf die Idee kommen, mein Zusammensein mit Chris doch auf den Zahn zu fühlen.
Linda meldet sich sogleich zu Wort: "Also ich würde sagen, dass wir drei Stammspieler wählen und die andern vier bei jeden Spiel individuell eingesetzt werden. Ich denke auch, dass wir wissen, wer auf jeden Fall immer spielt."
Ein "Rachel", das keineswegs genervt klingt, hallt durch den Raum.
Die Teambesprechung dauerte bis um halb neun, da hatten wir alles Sportmäßige durch. Danach fiel unser Gespräch auf andere Dinge, Klamotten, Schuhe, Taschen, Jungs, nervige Lehrer und vieles mehr. Als ich und die anderen beiden Mädels, die zum Zweibettzimmer mussten, dann von Mr Pain in unsere Räume und alle ins Bett geschickt wurden, war es halb elf. Zwei Stunden rumgekriegt ohne, dass ich peinliche Fragen über Chris und mich über mich ergehen lassen musste. Die Zeit war schnell vergangen und nun ging ich auf die Höhle des Löwen zu.
Ich bin mir sicher, dass die Tür nicht abgeschlossen ist, deshalb drücke ich einfach die Klinke runter, worauf sich der Zimmereingang auch öffnet. Nathan sitzt mit seinem Handy am Ohr auf seinem Bett. Meine Schritte lenke ich auf das Bett, auf dem ich die nächsten vier Nächte verbringen werde, und meine Reisetasche zu. Ich entnehme dieser meinen Kosmetikbeutel und Schlafsachen, ein Top und eine Boxershorts. Mit diesen Sachen verlasse ich den Raum wieder, um zu den Waschräumen zu gehen. Die eine Sache, die glücklicherweise nicht auf Kriegsfuß mit mir steht, denn sie sind genau schräg gegenüber.
Ich habe weiter Glück, denn komischerweise kann man die Tür abschließen, was ich sogleich auch tue. Auf Überraschungen habe ich keine Lust, also ist das so sicherer.
Duschen gehe ich nicht, da wir ja eigentlich schon im Bett liegen sollten. Ich wasche mich nur grob, wobei ich mich vorher bis auf die Unterwäsche ausziehe, danach schminke ich mich ab und putze mir meine Zähne. Nachdem ich mir die Haare geflochten habe, damit sie mich nicht beim Schlafen stören, ziehe ich meine Schlafsachen an. Ich lasse ausnahmsweise meinen BH an, denn mit zwei Männern in einen Raum, betrachte ich dies als richtiger. Für die Nacht fertig, schließe ich die Tür wieder auf und gehe zurück zu meinem Schlafgemach. Drinnen halte ich schnurstracks auf mein Bett zu. Aus meiner Tasche entnehme ich mir ein Buch, das Orchideenhaus und eine Leselampe zum Anklemmen. Ich habe mir vorgenommen es hier zu Ende zu lesen, was kein Problem sein dürfte, da ich nur etwas weniger als die Hälfte noch vor mir habe.
8. Kapitel
Es ist dreiviertel elf, also noch fünfundvierzig bis Chris kommt.
"Es tut mir leid, ich wollte dir nichts Böses, sondern nur Zeit mit dir verbringen und wie sollte das gehen, wenn du am Tag keine Zeit dafür hast. Wirklich, alles was ich wollte, war eine Freundschaft auf die Beine zu stellen", höre ich es reumütig von Nathan kommen.
Wüsste ich es nicht besser durch das Gespräch mit meinen Freund, dann würde ich ihm glauben. Dieser Klang seiner Stimme. Es ist erschreckend zu wissen, dass er anscheinend so gut lügen kann.
"Ist okay", erwidere ich schlicht.
Ein Seufzer entweicht ihm. Ich schaue nicht zu ihm, auch wenn ich es irgendwie will. Auf einmal berührt mich etwas kurz an meinen Arm, worauf ich aufschaue. Jedoch sitzt Nathan noch an seinen Platz. Einbildung. Wieder berührt mich etwas, aber diesmal erhebe ich meinen Kopf schneller. Ein grünschimmernder Ranken, der wie eine Verlängerung eines Armes aussieht verzieht sich gerade wieder von mir. Nur ein Sekundenbruchteil habe ich ihn sehen können. Dieser reichte aber, um in mir ein Zorn zu entfachen. Von wegen nichts was mit Fantasykram zu tun hat in meine Nähe. Erst beim Volleyballspiel und nun hier. Mit dem Zorn schwingt noch eine tiefsitzende Neugier mit.
"Nathan, wir hatten etwas besprochen, also was soll das schon wieder?", frage ich, da ich eigentlich nicht vorhabe meiner Neugier nachzugeben.
"Du hast dich doch auch nicht bei mir gemeldet, also brauche ich mich an unsere Abmachung nicht zu halten", erwidert er mir tatsächlich trotzig wie ein kleines Kind.
Klasse, ein zwanzigjähriger Überflieger mit polizeilicher Ausbildung, der die Bockhaltung aus Kinderzeiten noch nicht abgelegt hat. So etwas schimpft sich Erwachsener, auch wenn nur junger Erwachsener. Tsz.
"Ich hatte einfach keine Zeit und Chris will es auch nicht, dass ich mich mit dir treffe. Er denkt du willst was von mir, also nochmal danke, dass du mir damals mit Max geholfen hast, aber eine Freundschaft ist unter den Bedingungen nicht drin."
Bei meinen Worten lag mein Blick die ganze Zeit auf Nathan. Ich wollte seine Reaktion auf meine Worte sehen. Er blickt mich aber einfach unberührt an, sodass mich seine nächsten Worte überraschen.
"Chris ist ein guter Beobachter, denn er hat Recht. Schon als ich dich das erste Mal sah, war ich fasziniert von dir und das hat sich mit der Zeit gesteigert. Ich empfinde Zuneigung für dich, aber wenn dies eine Freundschaft zwischen uns beide im Wege steht, so werde ich es verdrängen", bringt er völlig sachlich raus.
So einfach hatte ich mir das nicht vorgestellt und ich bezweifele auch, dass es so ist, doch wenn er sich dran hält....
"Sage dies auch zu Chris und wir können wieder drüber reden, sofern es ihm überzeugt. Ich lege mehr Wert auf ihn als auf dich, also vertraue ich auf seine Meinung. Die in diesem Fall auch anderswertig wichtig ist", meine Stimme ist völlig emotionslos.
Nathan zuckt bei meinen Worten zusammen, als hätte ich ihn geschlagen, aber seine Augen zeigen mir auch die Hoffnung die er in sich trägt. Jedoch dieses Zucken bringt mich fast dazu das Gesagt zurück zu nehmen.
"Okay", erwidert er.
Ich wende mich wieder von ihm ab und meinen Buch zu. Völlig vertieft im Buch vergesse ich die Zeit, als es klopft habe ich hundert Seiten gelesen. Nathan ist immer noch wach und schaut mich misstrauisch an. Bestimmt kann er die Person vor der Tür riechen. Mir ist das egal. Unbeirrt gehe ich zur Tür und öffne sie mit einen Lächeln. Vor mir steht der schon von mir erwartete.
Chris.
"Was?!", höre ich aus Nathans Richtung.
Mit einen unverschämt höflichen: "Guten Abend Mr McKay", tritt Chris ins Zimmer.
Völlig perplex kann der Angesprochene meinen Freund nur verdutzt ansehen. Auch wenn wie uns halbwegs ausgesprochen haben, ich hatte gesagt er muss mit Chris reden.
Endlich findet Nathaniel seine Sprache wieder: "Solltest du nicht schon lange auf deinen Zimmer sein und schlafen?".
Anscheinend hat er noch nicht verstanden, was diese Aktion soll. Naja und wenn schon, gleich wird er es. Vielleicht redet er ja heute noch mit Chris, wäre jedenfalls besser für ihn.
"JA, da war ich auch, aber nun möchte ich schlafen, also bin ich hier", erwidert Chris völlig sachlich.
"Aha, also gute Nacht", kommt es von Nathaniel.
Krass, ich wusste zwar, dass er nichts sagen kann, aber ich dachte er würde anders reagieren. Erst etwas rummeckern oder Chris mit seiner Magie manipulieren, sodass er sein Vorhaben vergisst. Anscheinend nimmt Nathan das vorhin von ihm gesagte ernst. Gut so.
Chris scheint genauso perplex wie ich zu sein, denn er braucht einen Moment bis er seine Schritte auf mich zubewegt, da ich wieder auf dem Bett sitze. Jedoch tut er es dann.
Das er und ich uns ein Bett teilen ist nichts Ungewöhnliches, das haben wir seit unserer Kindheit schon gemacht. Damals kannten wir uns schon, verloren uns in der Grundschule aus den Augen und fanden uns auf der Middleschool wieder. Jetzt ist es aber anders, wir sind älter und ein Paar. Es fühlt sich schön an, wie er meinen Körper mit seinen Armen umfasst, damit er nicht aus dem Bett fällt, denn natürlich habe ich den Platz an der Wand gewählt. Wer will schon nachts dadurch wach werden, dass auf den Boden knallt? Ich jedenfalls nicht.
Mit den Rücken an der Vorderseite von seinen Körper und seinen warmen Atem in meinen Nacken, der schon nach einigen Augenblicken, die Chris im Bett liegt, gleichmäßig geht, werde ich schnell müde und meine Augen fallen mir zu. Die Fahrt mit dem Auto war aber auch anstrengend. Jedoch bevor ich einschlafe, sehe ich zwei strahlendgrüne Augen. Erschrocken blicke ich diese an. Gerade als ich denke, ich habe mir das nur eingebildet, da spricht der Besitzer von diesen:
"Wieso ist es diesmal anders? Wieso liebt sie in diesem Leben jemand anderes? Hat es damit zu tun, das wir diesmal von der gleichen Rasse sind? Aber wieso liebe ich sie dann genau so sehr wie in den vergangenen Zeiten? Wieso? Wieso?".
Anscheinend hat er nicht bemerkt, dass ich noch wach bin, denn er flüstert so leise, dass ich es eigentlich hätte nicht verstehen können.
Was hat das zu bedeuten? Was meint er damit, warum ich ihm nicht und den anderen Leben?
Mir fällt es wie Schuppen von den Augen,- die Träume. Sind es doch nicht nur Träume, sondern wie ich dachte Erinnerungen an vergangene Zeiten? Ich verstehe nicht wie das gehen soll. Lebt man denn nicht nur einmal und wieso soll ich ihn in jedes meiner Leben geliebt haben? Vielleicht spinnt er ja nur und meine Träume haben nichts damit zu tun.
Ich ignoriere dieses Gefühl das gegen meine Schlussfolgerung rebelliert und lege mich schlafen. Erstaunlicherweise gelingt mir das auch. Nach weniger als fünf Minuten bin ich in meiner Traumwelt gefangen.
Ich sitze in den Coffeeshop, in dem ich das Cottage zum ersten Mal gesehen habe, auf dem gleichen Platz wie damals. Mein Anblick spiegelt sich im Fensterglas. Ich sehe auch so aus wie damals. Was hat das zu bedeuten? Meine Gliedmaßen kann ich freibewegen. Nichts wirkt gegen meine Bewegungen. Es ist anders als in den andern Träumen. Der Coffeeshop ist leer, keine Menschenseele. Nur ich sitze hier. Vorsichtig, weil ich nicht weiß, was geschehen wird, stehe ich auf und schaue mich um. Tatsächlich bin ich allein. Gerade als ich dies feststelle, fängt ein Flüstern an. Zuerst verstehe ich es nicht, dann langsam.
"Kennst du es?".
Nathan.
"Ich denke wir sind uns ähnlicher als du denkst...“
Nathan
"Angst davor, dass er es schafft dich mir wegzunehmen."
Chris.
"Aber wieso liebe ich sie dann genau so sehr wie in den vergangenen Zeiten?"
Nathan
"Ich liebe dich."
Chris
"Nun weißt du was ich empfinde und da du ja den Kuss angefangen hast, hoffe ich doch du fühlst das gleiche wie ich."
Chris
...
Gesprächsfetzen die ich sehr gut kenne, wehen mir um die Ohren. Die Stimmen werden immer lauter. Ich drücke mir meine Hände auf die Ohren und lasse mich auf den Boden des Coffeeshops hinunter.
Die Stimmen verstummen. Erleichtert seufze ich. Zu früh gefreut, denn nun rasen Bilder an mir vorbei. Teile aus vorherigen Träumen, Chris und ich beim Rumblödeln, der Wolf, der geklaute Kuss von Nathan in der Tiefgarage, der erste Kuss von Chris und mir, die Rettungsaktion im Kino, damals als Chris und ich uns bei einer Gedichtskontrolle beide ein Liebesgedicht aus Scherz widmeten, das Frühstück...
Weitere Bilder und die Stimmen beginnen wieder. Ich sitze immer noch auf den Boden des Cafés`, meine Ohren zu haltend, die Augen nun zusammen gekniffen und irgendein Lied summend. Anfangs hilft es, doch das Geschehen wird einfach in meinen Kopf weiter fortgeführt.
Hört auf! Hört auf!
STOP!
Benommen öffne ich die Augen und lasse meinen Blick schweifen. Chris liegt immer noch seelenruhig neben mir. Nathan schläft augenscheinlich auch noch. Anscheinend haben sie nichts mitbekommen. Ich greife nach meinem Handy, das ich am vorherigen Abend auf das Nachtschränkchen gelegt hatte. Es ist halb sechs. Wir müssten eigentlich erst in zwei Stunden aufstehen, doch ich werde mich nicht noch einmal in diesen Traumwelt begeben.
Ich krabbele vorsichtig, damit ich meinen Bettgenossen nicht wecke, aus dem Bett und gehe zu meiner Tasche hinüber, um mir frische Sachen für den Tag rauszusuchen. Meine Wahl trifft auf ein Trikot unserer Schule in Form eines Tops, was nur Sue, Isi und ich besitzen, da wir es selbst entworfen haben (Es ist aber in den Schulfarben, gelb und blau) und auf eine kurze, schwarze Sporthose. Die Kleidung habe ich extra schon fürs Turnier gewählt, damit ich mich später nicht auch noch umziehen muss. Ich nehme noch meinen Kulturbeutel und ein Handtuch mit und verlasse das Zimmer.
Über den Flur ins Bad verschwunden, entledige mich meiner Sachen und gehe unter einer der fünf Duschen. Diesmal habe ich die Außentür nicht verschlossen, da ich hoffe das niemand die Dreistigkeit erweist, jemand unter der Dusche zu beobachten und wenn doch, dann ist es halt passiert. Auch egal, zwar nicht schön aber egal.
Meine Haare schamponiere ich mit den Duft von Mango- Maracuja ein und meinen Körper mit Mango-Kiwi. Zwei schöne Düfte. Ich lasse die Träume von mir abfallen und beschließe sie zu verdrängen. Nachdem ich mich fertig gewaschen hab, steige ich aus der Duschkabine, aber noch immer ist Wasser zu hören. Anscheinend ist noch jemand um diese Zeit duschen. Komischer Kauz, die Schüler von hier müssen doch eigentlich nicht so früh aufstehen und erst recht nicht eine Woche vor den Sommerferien. Bevor dieser Jemand irgendwann aus der Kabine kommt, wenn ich mich anziehe rufe ich laut:
"Bleib mal bitte unter der Dusche."
Da ich nicht darauf vertraue, dass er oder sie sich dran hält, trockne ich mich schnell grob ab. Gerade als ich meine Unterwäsche an habe, öffnet sich der Vorhang, wo die Person geduscht hatte. Na toll. Hoffentlich ein Mädchen. Hoffentlich.
In den Augenblick wo ich mein Trikot in die Hand nehmen will, tritt die Person aus der Kabine.
Nathan!
Schicksal das kann doch nicht dein ernst sein, oder? Kannst du mich nicht einmal verschonen?
Bloß nichts anmerken lassen, darüber das du gerne im Boden versinken möchtest.
"Guten Morgen", sage ich, nachdem ich sekundenschnell meinen Blick von ihm nahm, da er selbstverständlich, wie Gott ihn schuf in den Gang getreten war. Was für ein Arsch. Er wusste ganz genau, dass ich noch hier bin und trotzdem macht er das. Schnell ziehe ich mir meine restlichen Sachen an.
"Ich hoffe dir hat der Anblick gefallen, du Mistkerl", schmeiße ich ihn nun zornig an den Kopf, da mir gerade klar wird, dass er das absichtlich getan hat.
Man wollte er sich nicht zurücknehmen.
"Morgen sorry, ich wusste nicht, dass du noch hier bist", gibt Nathaniel von sich.
Mmh klar. Ich hab ja auch zwei Minuten vorher laut gerufen. Kerle.
"Das kannst du deine Oma erzählen und nicht mir", sage ich ruhig und schaue ihn dabei ins Gesicht, worauf ich fortfahren: "Wickel dir wenigstens ein Handtuch um."
Er tut es sogleich, mich aber interessiert das nicht mehr. Ich wende mich ab und gehe zum Spiegel. Aus meiner Kosmetiktasche entnehme ich meinen Miniföhn und eine Haarbürste, um meine Haare zu trocknen. Danach benutze ich schnell etwas Mascara und putze meine mit Nachtgeschmack besetzten Zähne. Ohne ein Blick auf Nathan zu werfen, der komischer weise langsamer als ich ist, verlasse ich das Bad, um ins Zier zu gehen. Drinnen wecke ich als erstes Chris.
Langsam rüttle ich an seinen Körper und sage: "Chris wach auf, du musst in dein Zimmer, bevor Mr Pain etwas merkt. Chris. Chris los jetzt."
Missmutig öffnet er seine Augen, doch als er mich neben ihn hocken sieht, fängt er an zu lächeln. Mühselig rappelt er sich auf und bleibt auf der Bettkante sitzen. Seine dunkelblonden Haare sehen noch schlimmer aus als sonst. Am liebsten würde ich ein Foto von ihm machen, um unsere Algebralehrerin zu beweisen, dass er nicht so wie er aufsteht in die Schule kommt. Wenn man eine Kamera braucht ist keine da.
"Morgen, wie spät ist es denn?", fragt er mit schleppender Stimme. Er sieht aus wie ein Welpe, seine Augen so groß und seine Haare so verstrubbelt. Einfach. Ich kann einfach nicht widerstehen.
"Sechs Uhr", spreche ich noch schnell aus, bevor ich meine Lippen auf seine platziere. "So jetzt aber hopp, hopp, raus aus den Federn, dann kannst du dich in deinen Zimmer noch für einanhalb Stunden hinlegen."
Gerade als ich mich erhebe, schlingt Chris seine Arme um mich und zieht mich, als wäre ich ein Fliegengewicht, auf sich. Kaum liege ich auf ihm drauf, gibt er mir einen weiteren Kuss. Diesmal aber einen der inniger geht.
"Los jetzt, dass können wir auch noch später machen", flüstere ich noch völlig benommen. Unwillig lässt er mich los, sodass ich mich von ihm runter bequemen kann.
Grummelnd steht er von dem Bett auf und bewegt sich auf die verschlossene Tür zu.
"Bis nachher", seine Stimme klingt völlig benommen, als sei er gar nicht hier, ob es vor Müdigkeit ist, oder von unseren Kuss ist, vermag ich nicht zu sagen. Vielleicht etwas von beiden.
Als die Tür zu fällt, schnappe ich mir mein Buch vom Nachtischschrank und das daneben befindliche Handy. Mit den beiden Sachen in der Hand lenke ich meine Schritte ebenfalls in Richtung Tür. Gerade als ich die Klinke in die Hand nehme, wird diese hinunter gedrückt und ich lasse sie wieder los. Nathan betritt den Raum mit einem verwirrten Blick, den er auf mich richtet.
"Wo willst du denn um diese Uhrzeit hin?", fragt er mich. Ja wo wollte ich eigentlich hin? Egal nur raus unter freien Himmel und die Natur genießen, das hat nichts Mal mit ihm zu tun.
"Rau,s etwas lese bis es Zeit zum Frühstück wird", sage ich völlig normal. Das von vorhin im Waschraum nehme ich ihm nicht mehr übel, soll er so etwas ruhig machen, wenn es ihm gefällt.
"Darf ich mitkommen?", stellt er mir die nächste Frage. Dürfen würde er von mir aus, aber...
"Im Prinzip schon, jedoch musst du vorher noch mit Chris reden und da er jetzt wieder schläft, geht das wohl nicht.", antworte ich und verlasse den Raum mit einen "Bis später vielleicht."
Ich war durch die Gänge gelaufen, habe mich umgesehen bis ich einen Ausgang fand, wobei ich niemanden begegnete. Schon irgendwie komisch so früh hier rum zu laufen, wenn noch hunderte schlafen. Aber auch schön ruhig, als wäre ich allein auf der Welt. Draußen ging ich auf die Wiese die ich schon bei unserer Ankunft gesehen hab. Diese lasse ich aber hinter mir, da sie mir zu gestutzt aussieht und steuere auf ein kleines Wäldchen zu, das am Ende des Grüns liegt. Es ist klein, ja, aber es ist schön. Hier kann man denken, der Mensch war noch nicht hier. Hier kann man im Einklang mit sich sein. Solche Orte haben mich schon immer wie magisch angezogen, wenn man mich damals suchte, als ich mich draußen rumtrieb, fand man mich an einen Fluss, im Wald oder an den versteckten See, der unzählige Kilometer entfernt lag. Er war eigentlich zu weit weg für ein kleines Mädchen, doch nicht für mich. An solchen Orten saß ich immer stundenlang...
Im Schatten einer Eiche des Wäldchens setze ich mich. Die Kopfhörer die ich immer mit einen Stück Klebeband an der Rückseite meines Handys befestige, stecke ich mir in die Ohren und schalte die Musikabgabe ein. Als dies erledigt ist, öffne ich das mitgenommene Buch und lege das Lesezeichen, worauf zwei Wölfe im Nadelwald abgebildet sind, auf meinen Oberschenkel.
Nach einer Weile, es ist gerade sieben Uhr, wird es mir langweilig zu lesen. Ein Lüftchen weht die letzten braunen Blätter des vergangenen Jahres umher. Ich stelle mir vor, wie aus ihnen ein kleiner Tornado wird, dabei habe ich meine Augen geschlossen. Das stärkere Rauschen des Windes lässt mich sie aber wieder aufmachen. Zuerst denke ich, ich wäre eingeschlafen und würde träumen, bei den Anblick der sich mir bietet, aber es scheint nicht so zu sein. Ein ungefähr ein Meter großer Minitornado aus Luft und Blättern wirbelt vor mir her. Um meinen Unglauben zu vernichten, versuche ich ihn zu steuern. Es klappt. Er geht nach rechts, wenn ich es will und nach links genauso. Ich spiele mit ihm, lasse das Luftgebilde größer und kleiner werden, bloß verschwinden lassen, will ihn nicht, da ich nicht weiß, ob ich es noch einmal zu Stande bringe. Völlig fasziniert von diesem Schauspiel merke ich nicht, wie jemand das Wäldchen, in dem ich mich befinde, betritt.
"Ich wusste doch, dass du von meiner Art bist. Warum hast du mir das nicht gesagt, nachdem ich dir offenbarte was ich bin?", spricht mich dieser Jemand an. Ich erschrecke mich nicht, etwas in mir hat geahnt, dass ich nicht mehr alleine bin.
"Nathan, ich hätte dir gesagt, wenn ich es gewusst hätte, dass tat ich aber bis vor ein paar Minuten nicht. Also ich bin so wie du? Ich kann mich in ein Tier verwandeln?", erwidere ich, ohne ihn anzuschauen.
"Ja und nein, Erstens wären es Tiere und zweitens kann ich die Elemente nicht benutzen, sondern mir Tiere zu Hilfe bitten. Ich bin ein Tiergestaltwandler und du eine Wandlerin der Elemente", antwortet er mir.
Ein Wandler der Elemente? Noch nie von gehört oder gelesen. Jedoch habe ich da so meine Vorstellung, was das ist.
"Ein Wandler der Elemente, also? Was ist das?", frage ich mit reiner Neugier. Es ist klar, dass ich ihm glauben muss, denn so etwas wie ich gerade immer noch mache, können normale Menschen eigentlich nicht. Jedenfalls nicht das ich wüsste.
"Ganz einfach, du verwandelst dich in Wasser, Feuer, Erde, Luft oder Geist, wenn du willst und nicht wie ich in Tiere. Trotzdem gehören wir gewissermaßen zu einer Art", erzählt Nathan im Plauderton, als sei es etwas völlig normales. Schon klar für ihn ist es das ja auch.
"Verstehe, also ich kann mich jederzeit in irgendein Element verwandeln, richtig? Wieso denn erst jetzt?".
Dieses Gespräch führe ich, ohne ihn direkt anzuschauen. Ein Teil liegt immer noch auf den vor mir befindlichen Wirbelsturm. Alle Elemente, sagte er, also nicht nur Luft,- interessant. Langsam lasse ich den Tornado verschwinden und konzentriere mich auf die Erde rings um mich herum. Erst wird es nur ein kleiner Wall, der dann immer und immer größer wird. Da kommt mir eine Idee.
Still heimlich bewege ich den Boden hinter Nathan auf ihn zu und schichte ihn auf. Es ist erstaunlich, dass es mir erst jetzt auffällt, so etwas zu können. Was so etwas wohl auslöst? Etwas Kraft kostet es mich schon die Massen an Erde zu formen. Ich nehme meine ganze Energie zusammen und stelle mir vor, wie Nathan bis zum Hals in einen braunen Turm steckt. Meine Vorstellung wird erst zögerlich, dann blitzschnell nachgegangen. In diesem Moment merkt er, was ich vorhabe. Zu spät.
"Wir unterhalten uns irgendwann später, wenn du mit Chris gesprochen hast. Jetzt aber muss ich meine Neugier und du was auch immer zügeln. Also: see you later alligator", sage ich mit einen breiten Grinsen auf dem Gesicht, da ich merke wie Nathan vergeblich versucht sich aus seinen Mantel aus Erde zu befreien.
Ich entferne meine Schritte von den Wäldchen und meinen Gefangenen. Mein Gebilde müsste sich ja eigentlich von alleine lösen, oder? Mmh wenn nicht muss er halt graben, oder er verwandelt sich in ein Tier. Anscheinend fange ich an ihn zu mögen, denn Späßchen mache ich nur mit Leuten die ich leiden kann und das ist auf jeden Fall ein Späßchen. Die Wiese habe ich überquert und möchte grad das Gebäude betreten, als...
"Hey warte mal. Du kannst mich hier doch nicht so lassen. Lös doch wenigstens dein Kunstwerk hier. Ich rede auch mit deinen Chris, denn mir bleibt nichts anderes übrig. Du willst ja erst mit mir sprechen, wenn ich das tue und du hast noch eine Menge zu erfahren."
Mein Gehör hat sich wohl auch verbessert, dass wird ja immer besser. Huch, da habe ich wohl falsch gedacht, jedenfalls das mit dem selber auflösen. Diese Kräfte sind der Hammer.
"Sorry", fange ich an und konzentriere mich darauf die Erde von ihm weg zu bewegen, danach fahre ich fort: "Als erstes erzählst du mir dann, warum ich es jetzt erst bemerke."
Die Tür schon geöffnet, trägt der Wind mir noch hinterher:
"Bye, bye crocodile!".
Ein kleines Schmunzeln erscheint auf meinem Gesicht. Klarer Fall, wir werden Freunde. Vorher habe ich da aber noch ein paar Fragen, auf denen ich die Antwort vielleicht nicht einmal hören will.
9. Kapitel
Drinnen führe ich die Rundschau die ich begonnen hatte, als ich das Gebäude verließ, fort. Bilder, die meisten wahrscheinlich von den Internatsschüler gemalt und von anderen Künstlern, hängen an den Wänden des Erdgeschosses. Sie sind recht hübsch, manche mehr, manche weniger. Meine Blicke schweifen das Gemalte interessiert. Keines ist dabei, was besondere Aufmerksamkeit von mir bekommt. Relativ zügig verlasse ich diesen Bereich und gehe die Treppe hoch. Im ersten Stock wo auch wir untergebracht sind, schaue ich mich weiter um. Auch an diesen Wänden hängen Bilder, jedoch scheinen diese auch von dem Schüler zu sein. Diese Kunstwerke sind schön, aber haben keinen Charakter. Schule halt, alle bitte dies einmal nachzeichnen. Schöne Kopie,- eine eins. Ich gehe die mir schon bekannten Flure entlang, bis zu einen nächsten Gang. Wenn ich den rechten wähle, komme ich zu meinen Zimmer und einen weiteren Gang dann zu meinen Mädels. Die werden jetzt erst aufstehen und genug Stress haben, auch ohne mich.
Die linke Seite hinunter kenne ich noch nicht, also bewege ich meine Schritte in diese Richtung. Die Atmosphäre ändert sich sogleich. Ich fühle mich heimischer als in den anderen Teilen dieses Schlafgebäudes, obwohl ich es diesen Teil noch nie betreten habe. Komisch. Der Flur sieht genauso aus wie der andere, außer, dass die Gemälde anscheinend nicht von Schüler stammen. Sie sind anders. Wilde Landschaften und Städte von denen ich noch nie eine gesehen habe, sind auf ihnen abgebildet. Alles sieht aus wie nicht von dieser Welt. Ich bezweifele, dass es in unserer Welt so etwas gibt. Die Farben sind intensiver, strahlen geradezu, genau wie... das Bild im Coffeeshop mit dem Cottage. Etwas in mir erkennt die gemalten Gegenden, zumindest teilweise.
Oh nein, nicht das ich jetzt noch mehr Traumstoff bekomme.
Im Gang sind so gut wie keine Türen. Nur am Anfang hatte ich zwei gesehen. Jetzt nur die Fensterfront auf der rechten Seite. Komisch, sind hinter diesen Wänden riesengroße Säle oder warum gibt es bisher nur zwei Türen? Ich bin schon ein ganz schön weites Stück gegangen. Eigentlich hatte ich nicht gedacht, dass er so weit ist. Vielleicht darf ich hier gar nicht sein? Vielleicht sollte ich umkehren? Als hätte ich keine Entscheidungsgewalt tragen mich meine Gliedmaßen weiter den Flur entlang und ich lasse es geschehen.
Weitere Bilder, weitere Fenster, keine weitere Türen.
Langsam aber sicher kommt das Ende des Ganges in Sicht, das anscheinend auch keine Tür besitzt, sondern nur ein riesiges Gemälde. Dieser Gang scheint ja endlos. Ich entnehme mein Handy aus der Tasche meiner kurzen Hose. Es ist zehn nach halb acht. Das kann doch nicht sein. Vorhin als ich das Gebäude betrat, war es schon kurz nach halb und dann bin ich auch noch rumgestromert und habe mich umgesehen. Danach bin ich in diesen Gang getreten. ... Wie?
Immer näher komme ich dem Bild. Es ist so hoch wie eine Tür und etwas breiter als eine. Vor mir erstreckt sich eine Stadt auf einer Klippe. Sie ist noch anders als all die vor ihr im Gang. Majestätisch und beängstigend so gleich. In der Mitte ein hoher Turm um den sich das ganze Leben zu drehen scheint...
Wie magisch angezogen, bewegt sich mein Körper von der Stelle auf das Kunstwerk zu. Erst meine rechte Hand, die eigentlich über die düster wirkenden Farben streichen soll, aber hindurch fasst... Hindurch fasst?! Meine zweite Hand gebe ich dazu, worauf diese auch verschwindet. Vorsichtig befördere ich meine Hände wieder zu mir in den Flur. Dann mit plötzlicher Entschlossenheit versuche ich durch das Bild hindurch. Ich rechne damit gleich schmerzhaft gegen das Bildnis zu knallen, jedoch geschieht dies nicht. Bevor ich die Augen wieder öffnen kann, die ich vorher vor meiner eigenen Blödheit verschlossen hatte, werde ich gepackt und nach hinten gezogen. Was zum Teufel?
Ich lande mit meinen Hinterteil auf etwas Weiches. Um mich herum ist es grün und vielleicht nur ein Meter vor mir ist...
ein Abgrund, dessen Tiefe ich aus dieser Position nicht ergründen kann.
Shit! Da wäre ich glatt reingefallen. Durch das Bild kam ich hier her und wäre fast in den Tod gestürzt. Das mit dem Bild war bestimmt so was magisches wie Nathan, dass mit der Schlucht schlichte Dummheit meinerseits. Langsam krabbele ich zur Kante, um mich zu vergewissern, dass ich nicht umsonst vor einen Fasttod Angst hatte. Tatsächlich, unter mir ist zwar Wasser, aber da sind auch noch Felsen und das alles mindestens 15 Meter von hier oben entfernt. Das nenne ich mal Glück.
Jemand hat mich gerettet. Ich entferne mich erst von meinem Todesurteil und drehe mich dann um. Vor mir steht eine kleine, ältere Dame.
"Danke sehr, sie haben mir das Leben gerettet, wie kann ich ihnen nur danken?", spreche ich sie überglücklich und mit etwas zittriger Stimme an. Auch wenn ich noch ein Teenager bin und das Leben echt kompliziert sein kann, bin ich dennoch fast erwachsen und möchte noch etwas länger in der Welt verweilen.
"Kindchen, so steh doch erst mal auf. Du machst dich ja völlig schmutzig.", erwidert mir die Frau mit einen warmen, sanften Ton.
Ohne lang zu überlegen, komme ich ihrer Aufforderung nach. Am Boden zu sein und zu jemand auf zu blicken, ist ja auch nicht das Tollste.
"So ist gut und jetzt setzen wir uns erst mal auf die Bank hier.", fährt sie fort.
Die Gegend hinter der Alten, die vielleicht um die sechzig ist, strahlt in vielen Farben, ganz im Gegenteil zu der Stadt in meinen Rücken, die düster und grau erscheint. Wir setzen uns auf einer braunen Bank, dessen Armlehnen schöne Schnörkel sind. Mein Atem geht vom Schock noch etwas flach und schnell, aber es scheint sich zu normalisieren. Die Bank steht zu Glück mit der Rückenlehne zur Stadt. Ich kann dieses dunkle Gebilde nicht leiden. Es scheint mir, als würde sie mir meine Fröhlichkeit entziehen. Im Augenwinkel merke ich, wie die Dame mich begutachtet. Ist ja klar, tauche ich einfach aus dem nichts auf und sterbe dann auch noch fast. Toll Rachel, nette Begrüßung. Die Stimme meiner Sitznachbarin reißt mich aus meinen Gedanken.
"Wie heißt du meine Schöne?", fragt sie mich.
Diese Frage verwirrt ich an ihrer Stelle hätte lieber wissen wollen, woher ich kam und so weiter. Aber gut, so geht es auch.
Deshalb antworte ich ihr: "Rachel, Rachel Sinclair. Und sie?".
Mist, meine Neugier. Höflichkeit lässt grüßen. Ich brauche ihren Namen nicht zu wissen, wenn sie nicht will, schließlich hat sie mich gerettet und nicht andersherum. Rachel, Rachel...
"Schön dich kennen zu lernen, Rachel. Ich bin Jennifer, Jennifer Mathews."
Ich mag Jennifer. Eine aufgeweckte Dame scheint sie mir zu sein. Unauffällig blicke ich auf die Uhr. Immer noch wie vorhin, - zehn nach halb acht. Komisch.
"Die funktionieren hier nicht, aber sag mal Rachel hat dir niemand erklärt, wie man die Portale benutzt?", spricht Mrs Mathews mich an.
Ein Portal, also. Interessant.
Ich erwidere: "Nein Mrs Mathews. Bis gerade wusste ich nicht einmal, dass es ein Portal war. Ich wurde einfach wie magisch angezogen von dem Bildnis dieser Stadt hinter uns, die jetzt auf mich aber nur noch erschreckend wirkt."
Am besten ist das jetzt ihre Heimatstadt und sie liebt sie abgöttisch... Irgendwie sprudelt, aber alles aus mir raus. Ich habe einfach das Gefühl, offen reden zu können.
"Ah, der Weg von Eureka. Ich kann dich verstehen, diese Stadt wirkt auf die meisten von uns abschreckend, unter anderen auch auf mich. Ich bin heute nur hier her gekommen, weil ich ahnte, dass etwas passiert.", sagt die Frau frei raus.
Sie kennt den Weg, auf den ich her gekommen bin, dann kann sie mir sicherlich auch helfen zurück zu kehren.
"Nochmals danke Mrs Mathews. Ich habe da eine Bitte an sie, könnten sie mir vielleicht helfen zurück zu kehren, denn ich verstehe nicht wo ich hier bin."
Großmütterlich lächelt sie mich nach meiner Aussage an und tätschelt meinen Unterarm.
"Armes Kind, dass du das nicht mal weißt. Hat dich denn niemand auf dein da sein vorbereitet. Du bist hier in einer Welt, die neben der besteht, zu der du dich bisher hinzu zähltest, mit dem Namen: Yuolanda. Eine Welt für Wesen für dich, mich und viel mehr, Egal ob gut oder böse."
Okay das erklärt das Aussehen der Umgebung, aber ich zähle mich immer noch zu meiner Welt...
Ich wette, wenn ich hier wieder weg bin, dass ich zusammen breche. Das alles nehme ich einfach zu schnell und gut auf. Wo bleibt die Panik? Ich kann das doch nicht alles ganz selbstverständlich hinnehmen, oder doch?
"Könnten sie mir nun helfen?", frage ich erneut nach, da sie diesen Teil, bei ihrer Erklärung weggelassen hat und wer sollte mich auch vorbereitet haben?
"Selbstverständlich, am einfachsten und bequemsten ist von mir zu Hause. Da kannst du dich dann auch kurz beruhigen und einen Tee zu dir nehmen".
Ich bin zwar eigentlich wieder ganz ruhig, aber was solls, wenn sie eine Mörderoma ist, dann wehre ich sie einfach mit diesen komischen Kräften ab.
"Sehr gerne, danke schön. Ist es denn weit bis zu ihren Haus?", nehme ich ihr Angebot an.
Auf einen längeren Spaziergang habe ich selbst in dieser Umgebung gerade irgendwie gar keine Lust.
"Auf normalen Weg schon", erwidert Mrs Mathews schlicht.
Na toll, warum kann ich auch so gut wie nie nein sagen. Selbst schuld, das Wandern ist des Müllers Lust, bloß das ich kein Müller bin, geschweige denn so heiße.
"Ich öffne uns einfache ein Portal, dass uns in die Nähe meines vorübergehenden Wohnsitzes bringt, so sind wir schneller", fährt sie fort.
Kann sie denn nicht gleich hier für mich ein Portal erschaffen, das mich zurück in meine Welt bringt? Zu spät Rachel, jetzt hast du ihrer Gastfreundschaft schon angenommen.
Die Luft vor uns fängt an zu Schimmern, während die alte Dame ihre Arme in einen Bogen von oben nach, unten bewegt. Mit einer ausladenden Geste und ein "Komm!", bedeutet sie mir ihr zu folgen, was ich auch tue. Zögerlich trete ich hinter Mrs Mathews hinterher, die schon durch ihre Zauberei verschwunden ist und kneife wie schon bei dem Bild als Portal, die Augen zu.
Als ich ein Räuspern höre öffne ich sie wieder. Vor mir liegt eine Wiese und im Hintergrund ist ein schwarz weißes Cottage, noch weiter dahinter ein Wald mit einer Schneise. Durch diese Lücke führt ein Weg, der zu einer Stadt oder Dorf gerichtet ist, die reichlich freundlicher als die wo ich hier ankam, aussieht. Warte mal, dass kenn ich doch. Ungläubig reiße ich meine blaugrünen Augen auf und blicke mich um. Meine Träume, die wohlmöglich Erinnerungen sind und das Gemälde im Café`...
Das kann nicht wahr sein.
"Wie?", flüstere ich, eigentlich zu leise um es zu verstehen, doch Mrs Mathews versteht es anscheinend. Denn sie antwortet:
"Na Rachel, erkennst du es wieder? Erkennst du dein Zuhause?".
Was?! Also sind es wirklich Erinnerungen, aber wie soll das gehen. Man lebt nur einmal und ich kann selbst bezeugen, dass ich erst 16, fast 17 Jahre alt bin.
Die alte Frau geht über die Wiese und steuert das Haus an, wobei sie wohl meinen verwirrten Gesichtsausdruck einfach übersieht. Anscheinend war ihre Frage auch nur rhetorisch gemeint.
Zögerlich, aber von tiefsitzender Neugier getrieben, folge ich der Frau in den Kleid, das denen ähnelt, welche ich in den Träumen trug, wenn ich nach Hause kam und nicht wartete. Ist das hier Standardkleidung oder was?
Das große Cottage ist wie aus meinen Träumen geschnitten. Nur die Weide vor dem Haus ist gewachsen, neben ihr steht aber immer noch der Teich und das alles ist umgeben mit dem gleichen Zaun wie in meinen ersten Traum. Oder Erinnerung? Jetzt kommt langsam die Panik, weshalb ich meine Schritte zum Haus auch beschleunige. Lieber im Haus kollabieren, als hier draußen. Vor der Pforte zum Vorgarten bleibe ich trotzdem stehen. Bestimmt ist das alles nur ein Traum, der entstanden ist, als ich versuchte im Internat durch das Bild zu gehen, aber dagegen knallte, oder vielleicht bin ich ja noch gar nicht aus dem Bett gekommen. Fest kneife ich mich in den Arm, außer den Schmerz geschieht nichts. Warum kann das nicht alles ein Traum sein?
"Kommst du Mädchen?".
Mrs Mathews steht an der Eingangstür des Cottage mit hochgezogenen Augenbrauen und ihren Händen in den Hüften. Der Ausdruck auf ihrem schmalen Gesicht ist freundlich, auffordernd und wartend zu gleich. Langsam drücke ich die Tür des Holzzaunes, vor der ich stehe, auf und schreite vorsichtig hindurch. Vor der älteren Frau bleibe ich stehen, abwartend darauf, dass sie als erstes durch die Tür tritt. Sie bleibt jedoch stehen und macht nur eine einladende Geste.
Unsicher bewege ich meine Schritte durch das Loch, was der Maurer zum Durchgehen gelassen hat. Mrs Mathews tut es mir gleich, bloß das ihre Bewegungen sicher und gezielt sind. Hinter sich schließt sie die Tür.
"Willkommen im Haus deiner Leben“, ruft sie feierlich die anscheinliche Wahrheit aus.
Mein Puls rast und meine Brust scheint gar zu zerspringen, so sehr wirken all die Kleinigkeiten, die ich aus meinen Träumen wieder erkenne.
Mrs Mathews geht an mir vorbei, da ich nur durch den Gang schleiche. Die Richtung, die sie einschlägt, müsste zur Küche führen. Tatsächlich, da sind die Striche an der Leiste der Tür, die ich in einen Traum, indem ich mal wieder auf Nathan wartete, zeichnete, als Beweis wie groß mein lieber, kleiner Junge Kale geworden ist. Ein Wunder das diese noch da sind, denn alles sieht frisch aus, obwohl es, wenn das hier alles die Wahrheit entspricht, Jahrzehnte her ist. Magie, denke ich. Keine Traum, sondern eine Erinnerung.
Ohne es gemerkt zu haben, sitze ich auf einen weißen Stuhl von vieren, die um einen ebenso weißen Tisch stehen. Meine Lebensretterin vor mir. Diese beobachtet mich eindringlich, sagt jedoch kein Wort. Anscheinend bekomme ich wohl doch keinen Tee, auch egal. Nach einer gefühlten Ewigkeit sagt sie:
"Es ist immer wieder lustig dieses Theater zu spielen. Findest du nicht auch? Als würden wir uns nicht kennen, lächerlich, jedoch tun wir das ja immer, wenn du unsere Welt zum ersten Mal in deinen neuen Leben betrittst. Aber sag, wo ist Nathaniel?".
Den kennt sie auch und mich? Wir tun das hier immer wieder? Also weiß sie von den anderen Leben. Anscheinend kannte diese Jennifer mich auch in diesen und ich konnte mich wohl sonst an alles erinnern, bloß in diesem Leben nicht. Lass es bitte doch nur ein Traum sein.
"In meiner Welt und zwar in Eureka.", antworte ich mit einer kaum zu verstehenden Lautstärke. Die Bedeutung meines Betretens dieses Ortes wird mir langsam klar und dadurch fühle ich mich handlungsunfähig.
Eine fremde Welt von der ich nichts wusste, aber wissen müsste.
Eine unbekannte Frau, die mich zu kennen scheint und ich sie eigentlich auch.
Eine Ansammlung an Vergangenheiten die immer mit diesem Ort und Nathan zu tun haben -an die ich mich vollkommen erinnern müsste.
Eine bruchstückhafte Wiedergabe meiner Erinnerungen.
Eine neu entdeckte Kraft in mir, die ich wohl schon öfter in irgendeiner Form besessen habe.
Eine Kette an Geschehnissen, die mein Leben auf den Kopf stellt, aber eigentlich mein Leben sind.
"Wieso seid ihr nicht gemeinsam hier? Wieso hast du ihn nicht mit her gebracht? Anscheinend bist du das Wesen mit der Magie und er diesmal der Mensch und als solcher kann er nur mit deine Hilfe her gelangen.", spricht Mrs Mathews auf mich ein.
Interessant, also hat sie Nathan in diesen Leben noch nicht kennen gelernt. Sollte ich ihr sagen, dass er genau wie ich ist oder zumindest ähnlich. Die Entscheidung fällt dagegen aus. Erst mal brauch sie nicht alles zu wissen. Ich weiß ja selber nicht alles.
"Er weiß nicht, dass ich hier bin. Die Entscheidung hier zu erscheinen war eher unfreiwillig, weshalb ich auch erst einmal zurück möchte, um mich mit Nathan kurz zu schließen. Wenn sie so nett wären und mir ein Portal erschaffen könnten? ", meine Antwort, die sogleich auch eine Bitte ist, bringe ich mit fester Stimme raus.
Meine Aussage war nicht mal gelogen. Erstens weiß er es wirklich nicht und zweitens irgendwann werde ich ihm davon erzählen. Die Betonung liegt auf irgendwann.
"Verstehe, natürlich baue ich den Weg zu deiner jetzigen Welt sofort auf. Bevor ich dies tue, muss ich dir noch etwas geben. Du weißt schon, sowie sonst immer."
Ohne auf eine Erwiderung zu warten, steht sie auf und verlässt die Küche. Der Raum hat eine Kochinsel in der Mitte, vor der die Sitzgelegenheit, die ich gerade benutze, steht. Die Schränke in schwarz weiß gehalten und Anthrazit-Arbeitsflächen... Alles sehr modern. In dieser Atmosphäre passt Mrs Mathews nicht oder die Küche passt nicht in diese Welt.
"Hier, das wirst du brauchen, wenn du wieder in diese Welt kommst“, fängt die soeben genannte an und gibt mir ein dunkelgrünes Kleid, das im Schnitt den ihren ähnelt. Dann fährt sie fort: "und hier ist dein Amulett, was früher einmal dir gehörte, gehört nun wieder dir und damit wirst du egal wo du bist immer hierher gelangen können."
Das klang ja fast wie eine Beschwörung. Vielleicht war es ja auch eine? Sie überreicht mir das Schmuckstück. Der Anhänger dessen ist ein Saphir in einer silbernen Fassung aus Ranken und Blumen. Es sieht wunderschön aus, das Silber und das Grün harmonieren, wie für einander geschaffen. Einfach wow. Schade, dass ich sie erst mal nicht tragen kann, denn dann wüsste Nathaniel sehr wahrscheinlich, dass ich hier war.
"Danke sehr, Mrs Mathews aber wieso diese Kleider? ", erwidere ich, denn diese banale Angelegenheit interessiert mich wirklich, schnell damit sie nicht mitbekommt, dass ich mich an sehr vieles nicht erinnern kann, füge ich hinzu: „Sind sie immer noch zu tragen?“.
Ein Lächeln macht sich auf ihrem Gesicht breit. Wieso ich ihr nicht erzähle, dass ich fast keine Erinnerungen habe, weiß ich selbst nicht genau. Es fühlt sich jedoch richtig an.
„Ja sind sie. Ich glaube, dass wird sich nie ändern, aber nenn mich doch endlich wieder Jenny von mir aus auch Jennifer. Wenn du mich Mrs Mathews nennst, fühle ich mich so alt und außerdem kennen wir uns schon viel zu lange für solche Formalitäten. So oft habe ich euch doch an den Anfängen eurer neuen Leben und später begleitet“, gibt sie etwas tadelnd von sich.
Tolle Antwort. Viel schlauer als vorher bin ich auch nicht. Also man muss diese Kleider tragen. Interessant, aber wieso. Das werde ich wohl erst einmal nicht erfahren, sonst müsste ich ihr die Wahrheit sagen und ich hatte mich ja dagegen entschieden. (Bisher habe ich sie aber auch nicht angelogen.) Meine Neugier muss wohl hungern, denn ich will zurück nach Eureka, zurück zu meinen Leben mit meiner Familie und …und… und Chris. Chris!
Wieso Nathan und nicht Chris und wie kann es sein, dass ich Nathaniel anscheinend Jahrzehnte liebe, aber in diesen Leben nicht? Hatte er so eine Frage nicht auch gestern Nacht gestellt, als er dachte ich würde schlafen?
„So, jetzt werde ich dich erst einmal zurück in deine Welt schicken. Grüße an Nathaniel und hoffentlich bis bald.“, unterbricht Mrs Mathews meine Gedanken.
Sie stellt sich wie vorhin an der Klippe hin. Lockere Beinstellung, beide Arme oben, die sie ganz langsam im Bogen hinunter zieht, wobei die Luft anfängt zu wabern. Nach wenigen Augenblicken scheint sie fertig zu sein, fertig mit dem Portal, aber auch fertig mit ihren Kräften. Anscheinend ist es anstrengend.
Zielsicherer als bei den ersten erschaffenem Gebilde von ihr, steuere ich darauf zu um kurz vor dem Hindurchschreiten zu stoppen.
„Danke“, ist das einzige was ich sage.
Kein Versprechen, dass ich wiederkomme oder Nathaniel Grüße ausrichte.
Kein Verplappern, dass ich von all dem um mich herum (sie eingeschlossen) so wenig kenne, besser gesagt mich daran erinnere…
Einfach nur danke, denn das ist das einzige, was ich ihr in diesen Moment geben kann.
Jenny scheint es zu genügen, lächelt mich nur weiter offen an.
„Du brauchst dich nicht zu bedanken. Ich hoffe nur, wir sehen uns nur bald wieder. Vielleicht bringst du Nathaniel dann auch mit, in Begleitung eines Kinds der Liebe?“, ruft sie mir als letztes zu, bevor ich durch ihre Magie trete. Der letzte Teil war sehr fragend ausgesprochen worden.
In meiner Welt angekommen, kann ich mich erst einmal gar nicht freuen. Ein ‘Kind der Liebe`, ja klar, sicherlich,- am besten zwei und dann auch noch von Nathan...
Habe ich in den anderen Leben meine Kinder auch so früh bekommen? Wenn schon, in diesem nicht und schon gar nicht mit Mr McKay. Ich liebe Chris und nicht ihn.
Aber wieso ist es diesmal anders?
Ich fasse mich wieder. Im Beisammensein mit den anderen werde ich mir nie etwas anmerken lassen, wo ich war und vor Nathan erst recht nicht.
Mein Weg führt mich schnellstens von dem Bild weg, wo ich durch das Portal wieder gelandet war. Ich renne schon fast, bis ich die Gabelung erreiche. Hier schaue ich auf mein Handy.
Es ist zehn nach halb acht, wie zur Zeit als ich in der anderen Welt verschwand.
10. Kapitel
Praktisch, so kann keiner, nicht mal ER bemerkt haben, dass ich weg war. Jedoch hat mich der Fantasykram nun doch erreicht, denn das muss Magie sein. Egal?!
Jetzt zurück zur Normalität. Als erstes zu den Mädchen.
Ich gehe an der Gabelung vorbei und weiter den Gang entlang, an einer Stelle wo sich dieser erneut trennt, gehe ich nach rechts. Dieser Flur führt mich zu den Zimmern meiner Teamkolleginnen. An der Tür zum Vier-Bett- Raum lausche ich nach Geräuschen, die es aber nicht zu hören gibt. Sind die schon im Bad?
Die Klinke zum Zimmer wird von mir, als Test auf meine Frage, hinunter gedrückt und das damit verbundene Stück Holz lässt sich öffnen. Schlafen die etwa noch? Ich blicke mich vorsichtig im Zimmer um. Jedes der vier Betten ist noch mit einen der Mädels belegt. Echt jetzt?! Kennen die keinen Wecker? In einer Stunde müssen die fertig fürs Frühstück sein.
NE NE NE
Die Tür wird von mir wieder geschlossen, aber nur um gleich wieder mit Schwung geöffnet zu werden. Sie prallt mit der Wand zusammen und es kommt zu einem echt lauten Knall. Schnell schnappe ich mir die Klinke, verlasse den Raum und schließe hinter mir den Eingang. Danach laufe ich den Gang zurück zu meinem Zimmer. Morgenmuffel will man nicht als Feinde, also bloß weg.
Hoffentlich ist Nathan da, denn sonst muss ich weiter hier im Haus oder Draußen rumlungern. Draußen würde ich in dem Fall dann bevorzugen, sodass ich weiter mit meinen neuen Kräften umher spielen kann. Ich klopfe an, um peinliche Geschehnisse zu vermeiden, auch wenn ich mir sicher bin, dass er mich schon gehört hat. Es kommt keine Antwort, also versuche ich den Raum zu betreten. Das klappt und ich trete ein.
Hätte ich das nur nicht gemacht. Was sagte ich wegen Peinlichkeiten? Vor mir steht Nathan mit einen Grinsen und nichts außer seiner Boxer am Körper. Der war doch vorhin angezogen. Wie oft zieht der sich denn am Tag um? Das hat er bestimmt mit Absicht getan. Arsch.
"Schicke Unterwäsche, blau steht dir ausgesprochen gut. Aber warum trägst du denn nicht die mit den Herzchen drauf? Mit ihnen wäre dieser Anblick perfekt", gebe ich triefend von Sarkasmus von mir.
Soll er so etwas ruhig machen. Im Schwimmbad sieht man auch nichts anderes. Okay, das soll jetzt nicht heißen, dass er auch meine Unterwäsche kennen muss, aber den Gefallen rot zu werden, tue ich ihm nicht. Was sollen nur diese Aktionen, gerade wenn ich anfange ihn zu mögen? Kerle!
"Danke, daran werde ich das nächste Mal denken", gibt Nathaniel zurück.
Auf seinen Worten entflieht mir ein Schnauben. Dreist, einfach nur dreist.
"Hast du schon mit Chris geredet?".
Sicherlich nicht, aber ein Hinweis ist doch ganz nett. Ich gehe zu meinem Bett hinüber und richte dies. Danach öffne ich das Fenster, entnehme meiner Tasche ein Deospray und besprühe mich damit. Etwas ärgern kann man ihn ja, oder? Wenigstens habe ich das Fenster geöffnet. Nathan verzieht sein Gesicht kurz. Der Grund dafür ist bestimmt die Gaswolke, die um uns schwirrt.
"Nein, aber das werde ich sogleich tun, damit ich mich mit dir öfter unterhalten kann".
Gut, der Junge meint es ernst. Mal schauen ob er an Chris vorbei kommt.
"Wage es aber nicht Magie dafür einzusetzen!".
Ich kann aber nur hoffen, dass er meine Worte Folge leistet, denn wie soll ich das kontrollieren. Hat alles was er verzaubert einen grünen Schimmer?
"Warte mal", fange ich an, da er gerade den Raum verlassen wollte: "Hat alles was du oder man verzaubert einen grünen oder anders farbigen Schimmer?", fahre ich fort.
Mal sehen, was er antwortet.
"Eigentlich schon, aber wenn ich will kann ich es verbergen durch einen Zauber. Jedoch kann man diesen brechen, indem Magie, egal welche Art darauf einfließen lässt. Geschieht dies, bleibt die Magiefarbe des Vorgängers, also mir sichtbar und deine eigene nicht. Wesen, die wie du sind, also Elementwandler, haben Magie die keine Farbe trägt.", erklärt er und bekommt zum Schluss einen gequälten Ausdruck.
Hab ich es doch gewusst! Der wollte schummeln. Tja, Pech gehabt, jetzt weiß ich es ja...
Interessant meine Magie kann nicht gesehen werden... Vielleicht kann mir dies einmal behilflich sein.
"Du kannst jetzt gehen, aber vorher würde ich mir etwas anziehen", sage ich schmunzelnd.
Der wollte vorhin echt ohne etwas an zu haben, außer seiner Boxershorts, raus und zu Chris gehen. Na das wäre ja was geworden.
Ich verlasse das Zimmer nach einen Blick auf mein Handy wieder. Es sind seit der Aktion Türknallerei ungefähr zehn Minuten vergangen. Diese Zeit dürfte genügen, um den Verdacht, dass ich für diesen Krach verantwortlich sein könnte, von mir zu halten. Also mal schauen ob sie jetzt wach sind. Den Gang entlang rechts runter, die vierte Tür. Drinnen ist etwas zu hören. Ich klopfe an und "Ja" kommt als Antwort, worauf ich die Klinke hinunter drücke und den Eingang öffne. Eine murrende Bande mir einen Strahlemann/frau entfängt mich.
"Guten Morgen", rufe ich besonders heiter aus.
Wenn die wüssten, wer sie geweckt hat, dann würde es heute zum Mittag Hackfleisch-Rachel geben. Zu Glück weiß nur ich das und dieses Geheimnis werde ich noch eine Weile für mich behalten. Ich hänge nämlich an meinen Leben.
"Seit wann bist du denn wach? Du bist ja schon angezogen und wie ich dich kenne warst du vorher duschen.", grummelt Linda. Sie ist eine beglaubigte Morgen-mufflerin. Bestimmt hat sie dafür sogar ein Zertifikat.
Seit einer Zeit, wo die bestimmt noch nie die Welt mit offenen Augen betrachteten.
"Ich bin um halb sechs aufgewacht und ihr?", frage ich scheinheilig.
Ungläubig schießen ihre Augenbrauen in die Höhe. Alle vier schauen mich an als sei ich nicht von dieser Welt... Mmh wie recht sie doch eigentlich haben. Kusch weg ihr bösen Gedanken, die nur mein Normalsein zerstören.
"Wie kannst du nur um eine solche Zeit die Augen aufschlagen und trotzdem gut gelaunt sein?", spricht mich Chelsea an.
Die gute Laune kommt einfach so und das wach sein ... Daran war ein Mist von einen Traum schuld.
Ich zucke nur mit den Schultern und lasse mich auf das rechte untere Bett fallen. Die Mädels sind noch im vollkommenden Morgenstress. Ich komme mir vor wie auf Klassenfahrt, da war ich auch immer die erste aus meinem Zimmer, die fertig war. Warum? Ganz einfach ich bin zu den Jungs und habe deren Bad benutzt. Eine simple und schnelle Handlung.
Langsam erhebe ich mich wieder. Mein Kontrollbesuch, dass sie auch wirklich wach sind, ist beendet. Die Bewegungen meiner Beine sind in Richtung Tür gezielt.
"Also ich geh dann mal und lass euch Zeit zum fertig machen", sage ich begleitet mit dem Öffnen der Tür.
"Bye!", ruft Liah, ebenfalls Teamkollegin und im Zimmer ansässig. Sie war die einzige die mein Gehen bemerkt hat. Kein Wunder, sie ist der schon erwähnte Strahlemann. Den Morgenmuffelern kann ich die Nachlässigkeit verzeihen.
Was jetzt? Wie spät ist es? Dreiviertel acht, zeigt mir die Uhr. Sue und Isi müssten schon in der Schule und im Unterricht sein, aber... Ich nehme mein Handy aus meiner Hosentasche und öffne das Eingabefeld für Nachrichten.
"Hey Sui, vermiss dich. Brauch jemand zum Quatschen, denn mir ist grade langweilig." Schnell eingetippt.
Zweites Eingabefeld geöffnet: "Whats up Isi, sitzt gerade mit Sue zusammen? Wie gesagt Langeweile und Vermissen meiner BF`s quälen mich. Ich erbitte um Rettung."
Ich laufe den Gang entlang zu den Treppen. Diese steige ich hinab und folge dem Weg zum Speisesaal. Zu Glück alles ausgeschildert. Im Vorraum dessen ist eine Art Aufenthaltsraum, den ich betrete. In ihm steuere ich auf die Fenster zu und setze mich auf die auf der Fensterbank befindliche Sitzgarnitur. Die Kopfhörer wieder von der Rückseite meines Mobiltelefons befreit, stecke ich in meine Ohren. Danach schalte ich Musik rein. Bei den ersten Klängen eines Liedes vibriert mein Handy ein Mal.
"Wieso Langeweile, du hast keine Schule, sei zufrieden! Ach so vermiss dich auch :D". - Sue
Oh, es gibt da ja noch etwas, dass ich ihnen erzählen muss. Ich bin eine miese Freundin. Sollte man nicht bei den ersten Neuigkeiten zu seinen BF´s laufen und ihnen erzählen was ist? Es vibriert erneut.
"Klar, sitzen Sue & Ich zusammen. I miss u 2. So erzähl mal wie war WE?". - Isi
Was haben die beiden jetzt eigentlich? Nicht das sie wegen mir Ärger bekommen. Mmh, ach ja Töpfern. Also alles okay.
An Sue schreibe ich: „Bin allein. Die andern machen sich noch fertig. Trotzdem langweilig. Muss dir was erzählen."
Isi schicke ich: „Langweilig wars. Hab mich ja ausgeklinkt bei euch. Hätte ich mal nicht machen sollen. Wie wars bei dir? Muss dir was erzählen."
Ich muss nicht lange auf die Antworten der beide warten. Sie müssen wohl kaum, dass sie die Nachrichten bekamen, geantwortet haben.
Zuerst erreicht mich Isi Mitteilung: „War öde. Waren doch nicht im Club...Was los? Erzähl!".
Dann Sues: „Hast bestimmt ein Buch dabei...Irgendwas schlimmes? Sag schon!".
Zu Glück sind es acht Fahrstunden mit dem Auto bis hierher. Ansonsten würde die mich glatt gleich killen, bei dem was ich ihnen jetzt mitteile. Der Inhalt wird sie zwar etwas schocken, aber das ist nicht der Grund, sondern das ich ihnen nie etwas über meine Gefühle sagte. Ich bin ja mal eine Freundin.
Ich öffne ein neues Eingabefeld und nehme die beiden als Empfänger: "Bin mit Chris zusammen!".
Nur vier einzelne Worte, keine weitere Erklärungen. Diese werden sie sich aber holen. Erst Recht Sue. Sie war, bevor ich mich mit Chris wieder anfreundete, mit ihm befreundet und denkt jetzt aus verschiedenen Gründen, dass er der größte Blödmann aller Zeiten ist. Ich hasste Chri,s als wir in die Highschool kamen, obwohl wir früher befreundet waren, aber ich dachte er ist zum Arschloch mutiert, was er irgendwie auch ist. Zu mir ist er aber anders und sogar Sue stellt manchmal für sie überraschend fest, dass er sich aber wieder geändert hat, seitdem er und ich wieder Freunde sind. Isi wird es auch auf jeden Fall wissen wollen.
Es kommt keine Antwort, - von beiden nicht. Die Ruhe scheint mir, wie die Ruhe vor dem Sturm. Mein Gott, haben sie jetzt beschlossen nicht mehr mit mir zu reden... Meine Musik stoppt auf einmal. Verwundert schaue ich auf das Display. Eine unterdrückte Nummer versucht mich zu erreichen. Wer das wohl um diese Zeit ist? Ich nehme den Anruf entgegen.
Gerade als ich "Hallo" sagen will sprechen zwei tadelnde Stimme in die andere Leitung:
"Rachel Sinclair, wie konntest du nur deine Gefühle für diesen Blödel vor uns verheimlichen?! So etwas schimpft sich Freundin."
Geschockt halte ich mein Handy von meinem Ohr weg. Die haben doch Unterricht.
"Sorry, sorry, sorry. Sui? Isi? Könnt ihr mir vergeben?", frage ich mit gespielt trauriger Stimme mit der Hoffnung sie tun es.
Wie Freunde sind, antworten sie:
"Klar, wenn du uns eine Packung Schoko-Cookie-Eis spendierst."
Daraufhin muss ich lachen. So kenne ich die beiden und diese Eissorte essen wir alle drei für unser Leben gern, da gehe ich auf diese Bedingung gerne ein.
"Etwas anderes wäre mir als Entschuldigung gar nicht eingefallen. Nochmals sorry das ich euch nichts von meinen Gefühlen für diesen so genannten `Blödel` verheimlicht habe.", bringe ich nach dem Lachen raus.
Ich liebe diese Mädchen. Mit den Beiden habe ich mich noch nie gestritten. Sie sich untereinander aber schon und die beiden kennen sich schon ewig. Ich sie erst seit Beginn der Highschool. Wir sind trotzdem ein Herz und einen Seele.
"Wir verzeihen dir ja, aber warum hast du das getan?".
Ja ...warum?
"Ich,... ich wollte es mir selbst nie eingestehen. Was wäre geschehen, wenn er meine Gefühle nicht erwidert hätte? Ich wollte mit die Peinlichkeiten ersparen und außerdem wäre die Freundschaft zwischen mir und Chris nie mehr dieselbe gewesen. Versteht ihr?", bringe ich sehr leise raus. Das kann sie nun auch nicht mehr, egal was geschieht.
Wer hätte diese Angst nicht, wenn man sich in den besten Freund verliebt?
"Das hättest uns ruhig sagen können. Ihr seid also jetzt zusammen? Du und Chris?".
Sind wir das? Ich vermute schon.
"Ich glaube Ja, jedenfalls küssen wir uns bei jeder Gelegenheit, er hat mir seine Gefühle gestanden, zeigt es bei jeder Gelegenheit und ist auf Nathan eifersüchtig. Ihr wisst schon der Retter aus dem Kino, der zufälligerweise auch hier ist.", erläutere ich.
Das müsste die Situation erklären.
"Also ist Mr McKay echt gekommen? Krass, naja natürlich freuen wir uns für dich. Das ist echt süß, sogar für den Blödel. Eins kannst du ihn aber sagen, sollte er es je wagen dir weh zu tun, ist er TOT!".
Das mit dem Tod bezweifele ich nicht mal, die beiden kümmern sich um mich immer wie Löwenmütter. Ich hoffe aber soweit kommt es nicht.
"Richte ich ihn aus. Aber sagt mal ihr habt doch gerade Unterricht, also...?". Die Frage lasse ich offen, da sich der Rest von alleine ergibt.
"Ich musste Übelkeit vortäuschen", fängt Isabel an zu erzählen und Sue fährt fort: "und ich durfte sie raus begleiten.“
Die beiden kichern hinterhältig. Sie verpassen eh nicht viel bei Töpfern. Diese Stunde ist eh nur etwas um den Stundenplan zu füllen und was soll man auch für Töpfern lernen? Man braucht nur etwas Geschick.
Ich tadle sie voller Ironie: "Ihr bösen, bösen Mädchen."
Wir fangen an zu lachen. Dieser Klang meiner Stimmer hallt laut im Raum umher. Mein Lachen ist meistens laut und immer ansteckend, wo durch es sich in einer Gruppe noch verlängert.
„Okay wie müssen Schluss machen, der nächste Unterricht beginnt gleich. Halt uns auf den laufenden und wir haben dich lieb."
„Mach ich. Ich euch auch. Viel Spaß in der Schule.!"
„Wehe ihr verliert".
„Bye." „Bye".
Diese verrückten Hühner. Ich liebe sie.
11. Kapitel - Sicht Nathan
Ich hatte sie wieder gefunden und sogleich erkannt. Meine Rachel. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht damals auf der Straße ließ mich stutzen. Klar, da ich als letztes nicht der Mensch war, hatte ich von uns beiden die Erinnerung bei meiner Wiedergeburt von Anfang an gehabt und sie nicht, doch sie müsste mich doch trotzdem erkennen. Wie in all den Leben davor. Rachel hätte sich auch schon längst wieder an alles erinnern müssen, denn das tut der Mensch im jeweiligen Leben. Spätestens nach dem 14 Lebensjahr wissen wir beiden wieder voneinander und alles von unseren vergangenen Leben. Sie tat/tut es jedoch anscheinend nicht.
Ich war fasziniert von ihr. Immer wieder hält mich ihre Schönheit gefangen. So wie es immer war.
Beim zweiten Treffen rettete ich meine süße Rachel vor diesen aufdringlichen Max. Am liebsten hätte ich ihm einen oder zwei Köpfe kürzer gemacht.
Die Tiefgaragen Geschichte. Als sie fragte, was ich sei, sah ich Hoffnung, dass sie sich erinnern würde. Aber nein.
Dann im Coffeeshop, das konnte kein Zufall gewesen sein. Vor dem Bild unseres Cottage, dass sie vor Jahren durch Magie erschuf. Ich merkte, dass etwas in ihr es erkannte, aber sie wollte es nicht wahr haben. Wann würden ihre Erinnerungen wieder kommen? Ich versuchte ihr auf die Sprünge zu helfen, indem ich ihr die Wahrheit, okay die halbe, über mich erzählte. Über mich den Tiergestaltwandler.
Das Frühstück bei dem ich fast zerriss, als ich die Liebe in ihren Blick für Chris erkannte. Einen Blick, den sie mir, nur mir in all den anderen Leben schenkte. Warum liebt sie ihn und nicht mich? Warum muss ich sie trotzdem lieben?
Nach diesen Zusammentreffen meldete sie sich nicht bei mir und bei jeder Minute ohne sie zerbrach ich mehr. Stück für Stück.
Durch eine List erfuhr ich von diesen Volleyballturnier, wo sie mitspielen sollte und wie der Zufall es wollte, war die Trainerin einer gegnerischen Mannschaft eine Bekannte von mir. Ich `überredete` sie dazu, dass sie mich ihr Team trainieren und begleiten ließe. Rachel liebte diesen Sport schon immer und ich liebte den Anblick, sie verschwitzt und glücklich zu sehen, wenn sie es ihn betrieb. Rachel...
Beim Turnier schummelte ich, damit ich sie zum Finale begleiten konnte. Eine Woche mit ihr. Wie sollte ich ahnen, dass dieser Chris auch da sein würde? Wie aufmerksam sie war, als sie bemerkte wie ich meine Magie wirkte.
Dann hier die Ankunft in Eureka, wo ich sie alleine sah. In diesen Moment war die Hoffnung in mir aufgekeimt ihr näher zu kommen. Rachel roch zwar nach Chris, aber..., und dann kam er aus dem Gebäude. Wie er sie umschlang. Anscheinend sind sie ein Paar. Warum Schicksal, warum?
Traurig wendete ich mich zu dem Zeitpunkt ab, sah aber schon meine nächste Chance. Ein Bett zu wenig für ihre Mannschaften. So wie ich Rachel kannte, würde sie sich opfern und in ein anderes Zimmer gehen. Zu mir, dass wusste sie bloß nicht. Wie leicht doch dieser Mr Pain zu manipulieren war.
Sie reagierte komisch... Es schien mir als würde sie einen kleinen inneren Kampf ausfechten. Einen Kampf den ich nur zu gerne sah und dessen Ende ich auf meiner Seite hoffte. So war es aber nicht. Rachel verlangte von mir Zurückhaltung um des Freundschaftswillen. Dieser Chris hatte bemerkt, was ich für sie empfinde. Schlauer Bursche. Vielleicht wären wir sogar Freunde, wenn er mir nicht meine Rachel entreißen würde. Außerdem wollte sie, dass ich auch ihm versicherte, dass ich nicht versuchen würde, sie für mich zu gewinnen. Was für eine Lüge. Widerwillig ging ich darauf ein.
Am Abend als ich seinen Geruch vor unserer Zimmer wahrnahm, glaubte ich, mich zu irren. Jedoch klopfte es dann und Rachel öffnete ihren `Freund` mit freudiger Erwartung die Tür. Ein Schlag in mein Gesicht. Ich gab mich gelassen, aber in mir drinnen brodelte es. Würde sie diesen Kerl nicht lieben, dann...
Als die beiden schliefen, stellte ich mich vor ihren Bett und stellte die Fragen aus meinen Kopf einmal richtig. Natürlich antwortete sie nicht. Rachel schlief ja auch.
Um halb sechs aufzuwachen ist eigentlich ungewöhnlich für mich, aber an den heutigen Morgen hörte ich wie jemand das andere Bett verließ. Instinktiv wusste ich, dass es meine süße, kluge, schöne... Rachel war. Sie ging duschen. Nach einigen Augenblicken folgte ich ihr.
Ich hörte ihr rufen, als sie mitbekam, dass sie nicht alleine im Waschraum war. Jedoch konnte ich nicht wieder stehen. Ihren Körper, wie in all den Leben davor, in seiner vollen Pracht zu sehen, - ein Wunsch, den es zu erfüllen galt. Leider trug sie schon ihre Unterwäsche, aber ihr Anblick war trotzdem kaum auszuhalten. All die Gefühle und das tiefsitzende Verlangen nach ihr stiegen in mir auf.
Rachel errötete nicht, als sie mitbekam wie ich vor ihr stand. Wie Gott mich schuf. Sie machte sich aber schnell fertig und verließ das Zimmer. Die Erregung in mir schwand langsam.
Dann als ich sie suchte und tatsächlich wie vermutet im Wäldchen fand. (Sie hatte ihre Gewohnheiten nicht verändert.) Rachel spielte mit dem Wind. Eine Wandlerin der Elemente. Aber wie? Es gibt zwischen uns immer einen Menschen. Entweder sie oder ich. Eine kurze Erklärung an sie folgte. Ich war zu perplex, sodass ich ihren nächsten Schritt auch zu spät mitbekam. Rachel schloss mich ein, - mit Erde.
Als nächstes versprach ich ihr, dass ich mit Chris sprechen würde. Ich tat dies und überraschender Weise drohte mir dieser nur einmal kurz, dass ich gar nicht versuchen sollte, doch mehr außer einer Freundschaft zu versuchen und ließ mich sonst aber gewähren.
Nun kann ich mit ihr sprechen, aber was ist, wenn es nicht so wird, wie es soll? Gerade sitze ich in unserem Zimmer und atme ihren Duft ein. Den Duft meiner Rachel.
Wie soll das nur weiter gehe? Wieso ist alles diesmal anders, außer meiner Liebe zu ihr?
Eins weiß ich, ich werde sie nicht kampflos aufgeben. Nein, nicht meine Rachel. Meine süße, wunderschöne, starke, kluge, mutige, talentierte, einzigartige Rachel...
12. Kapitel
Ich saß noch eine Weile alleine im Vorraum der Kantine, hörte Musik und blickte gedankenverloren aus dem Fenster. Irgendwann erschienen die anderen und wir gingen frühstücken. Wir alberten rum. Sogar die Morgenmuffel hatten gute Laune bekommen. Außerdem erklärte Chris mir, dass ich eine Freundschaft zu Mr McKay ruhig aufbauen könne, er aber trotzdem wie ein Schießhund aufpassen würde. Worauf ich ihm von dem Gespräch mit Sue und Isi erzählte.
Heute war nur Training gewesen, hatte ich wohl vergessen. Erst ab morgen würde das Turnier richtig losgehen. Unsere Mannschaften trainierten nicht lange. Um eins verzogen wir uns auf unsere Zimmer, aber nur um kurz danach wieder hinunter in den Speisesaal zu gehen und etwas zu Mittag zu essen.
Es ist halb drei.
Jetzt packe ich meine Tasche für einen See in der Nähe des Internats, da wir da noch hinwollen. Ich habe sogar Nathan dazu eingeladen. Der steht gerade an seinem Bett und kramt ein Handtuch und eine Badehose raus. Gerade will er sich diese anziehen, da fahre ich dazwischen:
"Ey, hast du einen Knall? Lass die Hose oben! Immerhin bin ich noch im Raum."
Erschrocken zuckt der Angesprochene zusammen.
"Sorry, bin…", er fährt nicht fort.
Ich weiß aber wie es weiter gehen sollte: es noch gewöhnt von früher.
Meine nächsten Worte purzeln schneller aus meinen Mund, als ich gucken kann.
"Früher ist früher. In dieser Zeit sind wir kein Paar."
Rachel du hast grad dein Todesurteil unterzeichnet. Nun weiß er, dass du etwas weist. Ungläubig schwenkt Nathaniel seinen Kopf zu mir. Freude ist in seinen Gesicht zu sehen und etwas, das vielleicht Liebe sein könnte. Ich wollte doch gar nichts sagen. Verdammte Futterluke! Warum hinter gehst du mich und meine Gehirn ständig?
"Du erinnerst dich?".
Mit dem Ausdruck den er bei dieser Frage auf dem Gesicht hat, erinnert Mr McKay mich an ein Honigkuchenpferd.
Ich werde ihn aber auf keinen Fall von meinen Aufenthalt in Yuolanda erzählen. Hast du gehört Futterluke?
Ein schlichtes "Nein", kommt von mir als Erwiderung. Irgendwie stimmt es auch, denn es sind nur Träume und dann auch immer nur Bruchstücke. Glückliche Bruchstücke... Egal!
Auf Grund des verwirrten Ausdrucks, der sein Gesicht ziert, fahre ich fort: „Nicht Ganz. Ich träume hin und wieder mal davon. Ich sehe dann immer kleine Ausschnitte aus unseren anscheinend früheren Leben."
Hin und wieder.... Mmh wie wäre es mit eigentlich jeder Nacht seitdem ich dieses Cottage sah bis gestern.
„Du erinnerst dich, sie erinnert sich...", spricht er vor sich hin, als wäre es ein Mantra für ihn. Immer und immer wieder.
Flucht! Der einzige Gedanke in meinen Kopf, der nichts mit dem Beschimpfen meiner selbst, zu tun hat. Ich nehme meine Tasche, in der ich vorher mein Handy, ein Buch und etwas zu trinken gepackt hatte und gehe auf die Tür zu. Auf den Weg dahin nehme ich diesmal den Schlüssel mit, denn auf meinen Zimmermitbewohner will ich nicht vertrauen. Die Tür schließe ich hinter mir und gehe, ohne zurück zuschauen, nach draußen zu meinen Wagen. Zu Glück hatte ich mir den Bikini schon unter gezogen.
Draußen werde ich bereits erwartet. Die zwei Mannschaften meiner Schule stehen an meinen Pickup. Wir müssen mit meinen Wagen zum See fahren, da er zwei Meilen entfernt liegt und wir keine Lust zum Laufen haben. Außerdem ist es das einzige Auto, dasps wie bei haben. Einer der Wege zu dem Gewässer führt direkt hinter dem Internat lang, ohne, dass man irgendwie abbiegen muss. Diese Informationen hatte Jace einer der Jungs rausbekommen und sich sogleich den Eingang dieses Weges zeigen lassen.
Vierzehn Personen auf und in mein geliebtes Gefährt. Verzeih mir Autolein.
"So nun sind ja alle da, also wie machen wir das jetzt? Eins ist aber klar: ich fahre!", sage ich ruhig, so als hätte ich mich gerade nicht bei jemanden verquatscht. Was ist Yuolanda? Wer ist Nathan? Pfeif, pfeif, lalalala...
Chris kommt erst einmal auf mich zu und gibt mir einen Kuss. Wir haben uns ja auch solange nicht mehr gesehen. Über eine Viertelstunde lang...
"Die zwei Pärchen vorne und der Rest wird nach hinten verfrachtet", sagt Luke, ein Junge aus unserer Gruppe. Er ist Teil des zweiten Pärchens zusammen mit Linda.
Ohne zu murren steigen die anderen auf die Ladefläche meines Pickups. Beladen mit Körben, wo etwas zu essen und zu trinken für zwischendurch drin sind und natürlich unsere Badesachen am Mann sitzen wir im und auf dem Auto. Ich klappe noch schnell meinen Sitz nach vorne, sodass Linda und Luke auf die Rückbank kommen.
Die Fahrt kann also losgehen.
"Wo ist Nathan?", fragt mich Chris vom Beifahrersitz aus. Er fragt wo sein Rivale ist, dass ist aber mal interessant.
Ich antworte: "Kommt wahrscheinlich nach, wieso?".
Auf meine Frage steigt ein Grinsen in sein Gesicht, das mich verwirrt. Warum grinst der?
"Mich wundert es nur, dass er nicht so viel Zeit mit dir verbringt, wie es geht, obwohl er doch nun meine Erlaubnis hat.", scherzt er.
Was für ein Dummkopf, typisch Mann.
"Erlaubnis von dir? Er sollte nur dein Einverständnis holen dafür, denn ich wollte dein Herz nicht durch Eifersuchtsattacken belasten", gebe ich darauf ruhig von mir.
Das habe ich früher auch immer gemacht, also ihn unterschwellig geärgert, wenn er irgendwas sagte, was mir missfiel, oder ich spielte die Zicke bis er irgendwann an kam und sich entschuldigte.
Chris kneift mich als Antwort einfach in die Seite, worauf ich zusammen zucke.
„Hey", stoße ich aus und fahre fort: „an mir hängen die Leben von vierzehn Personen unter anderen deins und meins.“
Luke und Linda auf der Rückbank reagieren nicht, sondern fressen sich nur weiter gegenseitig auf. Natürlich übertreibe ich maßlos.
„Oh, stimmt, dann halt lieber an, denn ich mag mein Leben eigentlich zurzeit wie es ist."
Darauf drücke ich ihn in den linken Oberschenkel sehr weit oben. Schlagen bringt bei ihm nichts, aber das schon. Er verzieht dann immer so sein Gesicht und ist augenblicklich ruhig. Wieso, weiß ich nicht.
„Das war nicht nett, aber sag mal tut mein Kneifen in deinen Oberschenkel weh oder warum funktioniert das?".
Chris wird rot, eine Reaktion die ich nur sehr sehr sehr selten bei ihm sehe und noch nie war sie so stark. Okay... Warum reagiert er so?
"Also,....also naja", er bricht ab, worauf ich ihn einen Blick zu werfe. Der ist ja noch mehr errötet als vorher. Och ne, bitte nicht, diese Kerle, also werde ich dieses Handeln wohl sein lassen müssen.
"ES tut nicht weh, es ist angenehm, sehr sogar. Diese Berührung ist immer in so direkter Nähe von meinen Schritt...", indem ich meine Hand hebe, unterbreche ich ihn. Also so wie ich dachte... Man bin ich naiv und verklemmt. Ich bin so gut wie siebzehn Jahre alt und ... Ach egal!
Nun bin ich es, die rot wird. Ich spüre es, wie mein fast mein gesamtes Blut in meinen Kopf schießt.
„Brauche keine weiteren Erläuterungen. Ich verstehe es auch so."
Er fängt tatsächlich an zu lachen, worauf ich hundert prozentig noch mehr erröte. Oah!!!
„Hör auf mich auszulachen, wenn du unbedingt drüber reden willst, dann aber erst später, wenn wir alleine sind."
Rachel falsche Wortwahl. Mein Gedanke wird gleich durch Chris Gewackel mit den Augenbrauen bestätigt. Kerle, Kerle! Er erntet von mir einen Schlag dafür. Ich schaue in den Rückspiegel um zu schauen, ob die anderen Beiden unser Gespräch verfolgen. Wie ich merke, tun sie es nicht. Die Fahrt geht weiter, wenn auch nur kurz.
Ich erblicke die Oberfläche , des von uns erwünschten Sees, sodass ich den Wagen abstelle. Genau an den Rand eines Strandes, wo auch schon andere Autos stehen. Die sind wohl über die vielen Abzweigungen, die es unterwegs gab, gekommen. Es ist schön hier.
Der Motor wird von mir abgestellt, der Schlüssel aus dem Zündschloss gezogen und in meine schwarz- weiß- gestreifte Strandtasche verstaut. Danach klappe ich meinen Sitz, wie beim Einsteigen nach vorne, damit die Turteltauben Linda und Luke vom Rücksitz können.
Schlau wie ich war, kann ich so gleich auch den Schlüssel in den tiefen meiner Taschen suchen, da ich meinen Pickup ja noch abschließen muss. Wurde der aufgegessen? Gerade als ich den gesamten Inhalt einfach auskippen will, finde ich ihn und er wird noch im selben Moment von mir benutzt.
Lächelnd nimmt Chris meine Hand in seine und wir betreten den Strand. Die paar Leute die schon anwesend sind, beäugen uns neugierig. Ist ja auch klar, eine vierzehn Mann/Frau starke Gruppe fremder Leute...
Auf einen großen leeren Fleck breiten wir Decken aus, auf denen sich manche von uns niederlassen, unter anderen auch ich. Vorher ziehe ich aber noch mein schwarz- weißes Sommerkleid, das ich vorhin nach dem Mittag angezogen hatte aus. Zum Vorschein kommt ein hellblauer Bikini mit weißen Punkten.
„Kommst du nicht mit ins Wasser?", fragt mich Chelsea, die außer mir die letzte ist, die noch nicht im Wasser ist. Die anderen tollen schon im See umher.
„Nein geh ruhig ich bleibe hier etwas liegen, damit ich mehr Farbe bekomme", antworte ich, worauf sie stumm nickt und sich auf den Weg zu den anderen macht.
Ich lag schon eine Weile auf der Decke alleine und genoss die Ruhe. Zwischendurch waren die anderen gekommen und wollte mich animieren mit ihnen ins Wasser zu gehen. Das würde ich auch irgendwann tun, aber wir hatten ja noch Stunden Zeit, also...
Gerade will ich mich eincremen, da ich mich an den letzten Sommer erinnere, wo ich dann eine krebsrote Rückfront hatte, da spüre ich etwas Kühles auf meinen Rücken und Arme. Jemand cremt mich ein. Bestimmt Chris.
Die Hände gleiten über meinen Rücken, Nacken, Arme, Beine und massieren mich. Ich halte meine rechte Hand nach hinten. Meine stumme Aufforderung wird Folge geleistet und er gibt mir Sonnenmilch auf die Hand. Diese trage ich in meinem Gesicht und auf meinem Dekolletee auf. Die Hände von Chris kommen der Innenseite meiner Oberschenkel in der Nähe meines Bikinihöschens sehr nahe, zu nahe.
Ich dreh mich um. Nathan grinst mich an. Nathan!.
"Du Evolutionsbremse! Sei zufrieden, dass Chris das vom Wasser aus nicht sehen kann. Wenn du das noch Mal machst, dann sorge ich dafür, dass du nie wieder Kinder zeugen kannst. Egal wie süß die in der Vergangenheit waren", zische ich ihn nur an, damit die anderen Strandbesucher nichts mitbekommen. Ich kann ihn das ja ruhig am Kopf knallen, wenn es eh schon mal raus ist, dass ich so etwas weiß.
"Du erinnerst dich doch", gibt mir der Angeklagte, als einzige Bemerkung.
"Na und?! Ich bin immer noch mit Chris zusammen und außerdem sagte ich schon, dass ich nur Bruchstücke kenne, also Finger weg", meckere ich Mr McKay leise an und setze noch hinterher: "Du solltest jetzt gehen!"
Das tut er auch, nachdem er mir ein "Entschuldige", zu wirft. Das kann er sich sonst wohin stecken, da muss später aber noch mehr kommen, als ein Wort.
Ich will mich wieder entspannt hinlegen, denn eingecremt bin ich ja trotz dieser Eskapaden, aber...
Zwei Füße stehen vor mir im Sand. Wasser tropft auf mich. In dem Moment, wo ich hoch zum Übeltäter schauen will, der mir meine Sonne klaut, werde ich angehoben. Gerade will ich mich empören, da schaue ich in das Gesicht meines Entführers. Chris. Was?! ...
"Nein, nein, NEIN! Chris, bitte nicht. Bitte lass mich alleine in den See gehen. Bitte...biiittee", flehe ich ihn an.
Doch mein Betteln bringt nichts, denn er reagiert nur mit einen schlichten: "Nope!".
Na toll. Das Wasser, dieses kalte Wasser kommt immer näher. Kann er nicht stolpern, oder ich zu schwer für ihn sein? Ich kann doch meine Kräfte einsetzen. Etwas Wind, vielleicht? Oder das Wasser verschwinden lassen? Einfach irgendwas? Nein! Nie in der Gegenwart von Chris. Nie! Jedenfalls nicht absichtlich.
Immer und immer näher kommt der Untergang. Mein Freund steht schon soweit im kühlen Nass, dass ich es schon an meiner Kehrseite spüren kann. Nein.
Ein letztes Mal versuche ich es: "Bitte, bitte Chris, Schatz, Liebling. Ich mache auch alles, was du...“
Meine letzten Worte werden vom Wasser verschluckt. Wenigstens ist er weit genug reingegangen, sodass ich nach seinen Wurf nicht auf Grund komme. Hastig rudere ich mich mit meinen Armen wieder nach oben. Kaum an der Oberfläche schlage ich die Augen auf und halte nach meinen Freund Ausschau. Gefunden. Ungefähr fünf Meter vor mir. Der ist wohl schon auf Sicherheitsabstand gegangen. Ich schwimme zu ihm hinüber, aber er läuft vor mir weg.
Was der wohl denkt, was ich vorhabe?
Er vermutet bestimmt etwas ganz anderes als ich tun werde. Es ist anstrengend durch das Nass zu waten und ich komme mir auch etwas dumm vor. Chris ist einfach schneller als ich, echt frustrierend, aber...
Eine kleine Welle rollt auf ihn zu. Wo kommt die denn her? Nein, ich habe sie wohl unbewusst hervorgerufen. Was habe ich vor nur ein paar Minuten gesagt? Kein Benutzen der Elemente vor ihm, jedenfalls nicht absichtlich. Zu spät.
Ich blicke mich um. Hat wohl keiner gemerkt. Wie unberechenbar meine Kräfte sind... Schnell lasse ich sei wieder verschwinden. Ein Augenblick zu spät, denn Chris wird von ihr erwischt und strauchelt, fällt aber nicht. Meine Chance. Mit schnellen Schritten (soweit es im Wasser möglich ist) bewege ich mich auf ihn zu und schlinge meine Arme um seinen Nacken. Er steht wieder sicher und schaut mich erwartungsvoll an.
"Hab dich", sage ich wie in unserer Kindheit beim Vertack.
Er legt seine Arme um mich und küsst mich. Am Anfang sanft, dann stürmischer.
Oh Mann, ich gehöre zu den Leuten, wo ich damals immer dachte, sucht euch ein Zimmer. Es ist trotzdem schön, denn mit Chris macht mir das nichts aus. Ich weiß es klingt schnulzig, aber erlebt auch so etwas, dann wisst ihr was ich meine.
13. Kapitel
Wir waren noch bis um sechs am See geblieben, haben die Sonne genossen und nur Blödsinn gemacht. Also alles was man so macht... Danach fuhr ich uns zurück zum Internat, wo wir wenig später zum Abendessen gingen. Ich aß nichts, da ich keinen Hunger hatte. Nach der Mahlzeit machten wir uns auf den Weg zu unseren Zimmer. Meins war abgeschlossen, sodass ich über die Mitnahme des Schlüssels glücklich war. Mit Handtuch und Waschzeug verließ ich den Raum wieder und ging duschen. Als ich im Bett lag und schlafen wollte, war Nathan immer noch nicht da. Was solls? Ich war zwar nicht so wütend wegen dem zu intimen Eincremen von ihm, aber ich war immer noch verunsichert, da ich mich verplappert hatte.
Egal, einfach nur schlafen, schlafen.
Irgendwann in der Nacht hatte ich gehört, wie jemand das Zimmer betrat. Nathan. Er merkte nicht, dass ich aufgewacht war. Schritte kamen zu meinem Bett hinüber. Ich öffnete meine Augen nicht, aber ich spürte ihn. Sein Blick ruhte auf mir eine ganze Weile, bis er zu seiner Schlafstätte hinüber trat. In den Moment dachte ich an Chris. Wo ist der denn? Hat er jetzt beschlossen, da er mit Nathaniel das Kriegsbeil halbwegs begraben hat, dass es nicht mehr nötig ist hier zu schlafen? Schade...
Die Gegend in der ich bin, kenne ich nicht. Jedenfalls in diesem Leben nicht, aber ich bezweifele, dass es in einem anderen Leben anders ist. Es wirkt nicht düster, wie die Stadt auf dem Bild, aber auch nicht wie das Gelände um das Cottage herum. Es wirkt normal. Fast.
Dunkle Gestalten kommen auf mich zu. Sie sehen aus wie Menschen, aber viel viel dunkler. Ihre Ausstrahlung ist gefährlich und sie sind eine große Menge. Ich stehe hier aber auch nicht allein, um mich herum stehen größtenteils Fremde, keine Freunde und Bekannte von mir. Mein Blick schweift auf die `Gruppe` hinter mir und ich erkenne: Chris, blutend am Boden, Nathan verletzt und die Fremden sehen auch alle fertig aus.
Ich spüre Tränen über mein Gesicht fließen. Mein Blick bleibt an Chris hängen. Er steht auf und kommt auf mich zu. Seine Lippen formen Wörter, die für mich unverständlich sind. Auch einige der düsteren Gestalten laufen schnellen Schrittes auf mich zu. Nathan ist mit einer großen Gruppe unserer anscheinenden Feinde beschäftigt. Ich versuche aufzustehen. Es geht nicht. Meine Augen rolle ich in Richtung meiner Beine. Sie bluten und mein rechtes Bein ist auf jeden Fall gebrochen, denn ich kann den Knochen sehen. Das linke kann ich auch nicht bewegen. Was?! Panik steigt in mir auf. Chris, aber auch die Finsterlinge sind nur noch wenige Meter entfernt und Mr McKay aber auch immer noch beschäftigt.
Ich schließe die Augen und sage sehr laut: "Chris verschwinde! Du kannst nichts tun!".
In diesem Moment habe ich keine Ahnung, ob er meiner Aufforderung folgeleistet. Aus Panik konzentriere ich mich auf meine Kräfte. Dabei öffne ich meine Augen. Chris hat nicht getan, was ich verlangte. Er kämpft schwankend durch den anscheinend hohen Blutverlust. Körperlich ist er vollkommen unterlegen...
Ich weiß als ich am Morgen aufwache, dass ich etwas geträumt habe, aber zum ersten Mal seit ich Nathaniel kennen lernte, kann ich mich nicht darin erinnern. Das einzige was ich ahne ist, dass es etwas Schlimmes gewesen sein muss. Ein Albtraum.
Mein Versuch, mich ohne hinzuschauen auf die andere Seite und raus aus dem Bett zu rollen, scheitert. Etwas behindert diesen Weg. Ich blicke zum Hindernis. Es ist Chris. Wann war der denn her gekommen? Hhm...
Gerade will ich vorsichtig aus dem Bett kriechen, da die Dusche mich ruft, weil sie meinen schweißnassen Körper abkühlen will, da packen mich zwei Arme. Aus Reflex schlage ich nach ihnen. Als Antwort bekomme ich ein gequältes Stöhnen. Oh Mann, ich hab meinen Freund gehauen.
"Oh was für ein Morgengruß. Wenn du willst, dass ich weiter schlafe, musst du es nur sagen und nicht versuchen mich K.O zu schlagen.", bringt er lächelnd raus.
Mein Gewissen, Mitleid und Schamgefühl kämpfen miteinander, um die Überhand.
"Das tut mir so sehr sehr sehr leid. Wirklich, oh Mann. Tut es doll weh?"; entschuldige ich mich, obwohl ich nicht mal weiß, wo ich ihn getroffen habe.
"Mmh es sollte dir auch leidtun, denn noch so eine Aktion und du musst vermutlich auf Kinder von mir verzichten.", sagt er nun kurz vor einen Lachanfall.
Da habe ich also getroffen. Mmh für diesen Kommentar hat er es verdient. Kinder... Da kann er lange warten. Wir haben ja noch nicht mal miteinander geschlafen, geschweige denn, dass ich das überhaupt noch nie getan habe. Was will der bloß immer mit Kindern? Erst dieser komische Scherz im Auto und nun das…
"Glück für mich, denn von dir will ich keine Kinder", sage ich ruhig, obwohl ich kurz vor dem Tod stehe, denn das Verkneifen meines Lachens ist kaum noch auszuhalten.
Im selben Moment wünschte ich mir, ich hätte es nicht getan, sondern lauthals losgelacht, denn Chris sein Gesichtsausdruck spricht Bände. Er hat wohl nicht gemerkt, dass das ein Scherz war, aber trotz allen ist seine Reaktion heftig.
Ich verstehe ihn nicht. Seit wann will er denn Kinder und dann vermutlich auch noch so sehr früh? Am besten kaum nachdem ich volljährig bin? Er wollte doch erst seine Musikkariere und dann mal sehen. Ich schaue zu Nathans Bett hinüber, mit der Hoffnung, dass er nicht da ist und tatsächlich, die Schlafstätte ist leer,- zu Glück.
Ich habe das Gefühl mich erklären zu müssen, deshalb tue ich das, während ich mit der blauen Bettdecke spiele:
„Das war nicht so gemeint, dass weißt du doch. Aber seit wann ist dir das mit den Kindern denn so wichtig? Und hey, überlege mal. Ich bin erst sechszehn, okay fast siebzehn und du achtzehn, da muss und sollte so etwas nicht Thema sein. Noch nicht jedenfalls."
Er steigt aus dem Bett und geht umher. Nach links. Nach rechts. Links. Rechts. Dabei reibt er sein Kinn. Chris sieht in diesen Moment so viel älter aus und schaut mich nicht an. Was hat er nur? Gerade will ich ihn danach fragen, da dreht er sich zu mir und schaut mich an.
Chris wirft einen ernsten Blick zu mir und sagt: „Ich weiß nicht, wie es bei dir ist, aber ich wünsche mir das du die Mutter meiner Kinder wirst."
Oh mein Gott. Jetzt fehlt nur noch, dass er vor mir auf die Knie fällt und die allseits bekannte Frage: `Willst du mich heiraten` stellt. Zu Glück brauch er dafür das Einverständnis meiner Eltern, denn so würde mir eine Antwort erspart bleiben...
Ich glaub der hat gestern zu viel Sonne abbekommen.
Mit meinem Handy in der einen Hand und meinen Buch in der anderen will ich das Zimmer verlassen, doch bevor ich dies tue, erwidere ich:
„Das ist schön, aber wie gesagt, man muss nicht jetzt schon drüber sprechen. Melde dich nochmal in zehn Jahren dafür an."
Mit diesen Worten schließe ich die Tür des Raumes hinter mir. Meine Schritte führen schnell vom Zimmer weg. Vielleicht will mir mein Freund ja folgen und dass will ich zu verhindern wissen. Dieses Gespräch wird nicht mehr weiter geführt werden. Wieso denkt er denn auch an so etwas, oder besser gesagt, wieso sagt er mit, dass er daran denkt? Wäre ich nicht so verknallt in diesen Typ, würde ich mir entweder ein Schild: "Kloster wo bist du?", oder "Bad Boys bitte zu mir", umhängen.
Kinder?! Ja klar irgendwann, wie gesagt in zehn Jahren, aber...
Ruhig bleiben, ruhig...
Erst diese Geschichte mit `Kind der Liebe` und jetzt das mit Chris. Was wollen die alle mit Kindern? Heißt das nicht immer man muss älter dafür sein? Ich bin doch selbst noch irgendwie ein Kind.
Links den Flur entlang, dann Treppe runter, raus aus dem Gebäude und hinüber zum Wäldchen. Das alles geschieht ohne, dass ich groß drüber nachdenke. Wie bei einer Marionette, die von Schnüren gelenkt wird, bewegen sich meine Gliedmaßen, bis ich mich am selben Ort, wie gestern befinde. Dort lasse ich mich nieder und spule das gestrige Programm weiter ab,- Stöpsel von Handy entfernen, rein in den Ohren, Musik an, Buch öffnen und lesen.
Ich konzentriere mich nicht richtig auf das Buch, sodass ich nicht in dessen Welt eintauche. Deshalb beschließe ich, es weg zu legen. Was nun?
Wenige Momente höre ich nur den Klängen der Musik zu, aber auch dies wird mir zu langweilig. Manchmal ist einfach alle doof. Alles? Nein. In diesem Augenblick kommt mir eine Idee für meine jetzige Beschäftigung. Meine neuen Kräfte.
Als erstes wieder die Luft. Ein paar kleine bis menschengroße Tornados hier und da. Dann lasse ich die umher liegenden Gegenstände in der Luft schweben. Als nächstes befasse ich mich mit der Erde, so wie gestern. Ich erbaue Gebilde aus der Erde (mal größer, mal kleiner), lasse diese verschwinden. Diese Spielerein werden aber auch sehr langweilig. Was nun? Zurück zu den anderen? Nein, denn selbst wenn ich nur zu den Mädchen gehe, findet mich Chris und das will ich zurzeit nicht. Der soll erst einmal seinen Kinderwunsch in die hinteren Regionen seines Gehirnes oder gleich ganz verbannen....
Nathan sagte, dass ich alle Elemente beherrsche und bisher habe ich aber nur die beiden sichtbaren... Kann ich wohlmöglich auch das Feuer und das Wasser kontrollieren, obwohl sie im Augenblick nicht für das normale Auge erkennbar sind? Ich stelle mir vor, wie das Wasser durch die Erde im Grund fließt und das es zu mir hinauf steigt. Nichts geschieht. Meine Anstrengungen erhöhen sich. Immer noch nichts, deshalb gebe ich diese Variante fürs erste auf. Anscheinend ist sie für den Anfang zu anstrengend, denn ich bezweifele nicht, dass es möglich ist. Als Ersatz stelle ich mir vor, wie ich die Flüssigkeit teilweise ganz langsam aus den Bäumen und Blättern ziehe. Anfangs geschieht auch hier bei nichts, doch nach einer gewissen Zeit, habe ich Erfolg. YUHU!
Ein Wasserball schwebt sekundenlang vor mir. Auf einmal platzt er und mir ist schlecht und ich fühle mich schwach, - dieses Experiment hat mir wohl zu viel Kraft gekostet.
Langsam mit ruhigen Bewegungen stehe ich auf, da die Zeit fürs Frühstück gekommen ist. Meine Schritte wandern aus den Wäldchen, über die Wiese und hinein ins Gebäude.
Zurück zur Normalität.
Umso näher ich dem Speisesaal komme, denn die Zeit ist schon so weit fortgeschritten, dass ich jetzt zum Frühstück muss, umso sicherer werden meine anfangs wackligen Schritte. In der Mensa sitzen schon alle aus den Teams meiner Schule, selbst Nathan isst an seinen Tisch. Nein, einer fehlt, -Chris.
14. Kapitel
"Morgen", rufe ich in die Gruppe, die schon am Esstisch sitzt, hinein.
"Hey, Rachel, morgen, wo warst du denn?", kommt als Antwort.
"Draußen", gebe ich zurück und fahre so gleich weiter fort: "Habt ihr Chris schon gesehen?"
Das Frühstück steht schon auf den Tisch, sodass ich mich eigentlich schon setzen könnte, doch gehe ich die drei Schritte bis zur Theke, um mir Rührei zu holen. Dabei bleibe ich jedoch in Hörweite zu meinen Teammitgliedern.
"Was hast du da gemacht?", fragt Luke und Linda beantwortet meine Frage: „Nein... oh doch."
Sie fängt an zu grinsen und Hände mit schlanken Musikerfingern legen sich auf meine Schultern. Chris' Atem spüre ich an meinen Hals, während er mir ins Ohr flüstert.
"Du hast Recht."
Drei Wörter. Drei Wörter, denen keine weiteren in nächster Zeit folgen werden. So ist mein Freund halt. Manchmal eine Quasselstrippe und manchmal wie in diesen Fall, -kurz angebunden. Diese drei Worte wurden auch nur ausgesprochen, um mich zufrieden zu stellen. Wie immer nehme ich dieses Geständnis hin. Früher hätte ich ihm umarmt oder eine Hand auf seine Schulter gelegt,- heute küsse ich ihn stattdessen.
"Bäh, und das am Frühstückstisch", ruft Jace aus, jedoch grinst er auch so gleich, sodass der Ernst aus seinen Worten genommen wird.
Chris und ich fangen synchron an zu lachen und kriegen uns nicht ein, aber dafür stimmen die anderen mit ein. Ich, weil es immer so ist und Chris und die anderen, da mein Lachen ansteckend lustig ist.
Die Blicke der anderen Menschen im Saal liegen auf uns, fast alle schütteln schmunzelnd den Kopf und manche verkneifen sich das Lachen, -wäre ja auch komisch, wenn sie auf einmal anfangen zu lachen. Komischer Weise bin ich die erste, die aufhört zu lachen.
Während die anderen langsam ruhiger werden, esse ich schon und lasse meine Augen umher schweifen. Etwas fällt mir direkt auf ohne, dass ich es gesehen habe, ich fühle es einfach. Dieses Gefühl von einem Blick der auf mir liegt, sich in mich brennt. Nathan.
Er strahlt eine Fröhlichkeit aus mit seinem Grinsen im Gesicht, doch als er merkt, dass auch ich zu ihm schaue, wird das sein Gesichtsausdruck traurig und entschuldigend. Daraufhin schenke ich ihm ein aufmunterndes Lächeln, was so gleich das Strahlen zurück bringt.
Ich bekomme ein schlechtes Gewissen, denn zum größten Teil hatte ich das gerade getan, weil er die einzig mir bekannte Verbindung in dieser Welt zu meinen Kräften und deren Welt ist.
"Luke, um deine Frage zu beantworten, ich war lesen.", sage ich.
Dafür ernte ich amüsierte Blicke, deren Ursprung ich nicht kenne, denn auf Grund des Lesens können sie wohl kaum entstanden sein.
"So?", fragen sie, während sie an mir hinunter schauen. Ich folge ihren Blicken, dabei sehe ich, dass ich noch immer mein Schlafoutfit trage.
Ich tue so, als wäre mein Aufzug vollkommen normal und sage: "Mein Top und dir Shorts sind schön, oder? Und der Dutt stört mich nicht beim Essen, echt tolle Frisur."
Man kann halt auch die unnötigen Dinge vergessen, wenn man mal ganz schnell weg muss.
Nach dem Frühstück waren wir auf unsere Zimmer gegangen und hatten uns umgezogen. Mein Weg führte mich noch schnell ins Bad, wo ich unter die Dusche sprang und mich danach fertig machte. Die Haare auf meinen Kopf trocknete ich mir nur mit einen Handtuch und drapierte sie dann mit einen Haarband. Mit Sportsachen bekleidet gingen wir dann hinunter zu den Volleyballfeldern und spielten uns ein.
Die gegnerischen Mannschaften sind stark, doch bisher halten wir uns wacker,- alle Spiele bisher gewonnen. Gerade sind es nur noch zwei Punkte bis zum Gewinn dieses Spiels, oh ich korrigiere ein Punkt. Chelsea hatte den Ball mit einen Angriff in die hintere Spielfeldecke der Gegner befördert. Nun war mal wieder ich an der Reihe. Dies würde unser letztes Spiel für heute sein, also unser sechstes.
Ich schmeiße den Ball hoch, folge seiner Flugbahn mit meinem Körper und schlage ihn.... Wie geplant fliegt er knapp übers Netz und dieses Manöver verschafft uns den Sieg. Fröhlich klatschen wir mit der gegnerischen Mannschaft ab und bedanken uns beim Schiedsrichter. Zweiteres tue ich heute mal gern, glaubt mir es gibt manche Tage, da würde ich mit dem Schiri lieber etwas anderes tun...
"Das war super, wenn wir weiter so spielen, könnten wir Landesmeister werden", jubelt Megan eine meiner Teamkolleginnen und wir stimmen ihr zu.
Die Jungs sind noch nicht fertig, anscheinend haben sie gerade einen sehr starken Gegner. Gebannt schaue ich den Ball hinterher, dabei habe ich nicht mal einen Blick für Chris übrig, das ist jedoch immer so.
Hin und her. Endlich der letzte Punkt für unsere Jungs. Es scheint als hätten wir viel Glück.
Den Rest des Tages verbrachten wir erneut am See. Diesmal ging ich sogleich hinein. Danach verschwanden wir auf unsere Zimmer. Nathan war nicht da. Keine Ahnung wo der sich umher trieb. Chris folgte mir mit auf das Zimmer.
Wir beide küssen uns stürmisch. Wer dieses Kuss angefangen hatte, weiß ich nicht genau. Ich glaube ich. Unsere Lippen wollen gar nicht mehr voneinander lassen und wie bewegen uns auf mein Bett zu. Mein Körper liegt auf dem meines Freundes. Zwischen uns ist kein Raum mehr. Wir füllen jede Lücke aus, als wären wir für einander geschaffen, wie der Schlüssel und das Schloss oder der Topf und der Deckel. Unser Kuss wird noch inniger. Ich zupfe leicht mit den Zähnen an der Unterlippe von Chris. Nur kurze Augenblicke später gleitet seine Zunge über meine Lippen bis hin zu meinen Mundwinkel. Willig öffne ich meine Lippen, worauf seine Zunge so gleich ihren Weg in meinen Mund findet.
Zaghaft gleiten seine Hände über mein Oberteil, immer darauf bedacht keine unbefugte Haut von mir zu berühren. Trotz dem Wissen wohin dies führen könnte und wird und trotz der Verklemmtheit die mich immer bei Steve begangen hat, reichen mir diese oberflächlichen Berührungen nicht. Meine eigenen Hände gleiten unter sein T-Shirt. Kreisen ziehen mit Hilfe meiner Finger ihre Bahnen über seinen Brustkorb. Bei diesen Bewegungen gleitet das Bekleidungsstück nach oben, bis es soweit zusammen gerollt ist, dass es störend ist. Ich zuppel daran und Chris versteht diese Geste und zieht es mit einer sehr schnellen Bewegung aus. Jetzt trennt uns nur noch mein dünnes Oberteil, aber auch das ist mir noch zu viel. Aus eine raschen Entschluss ziehe ich es mir über den Kopf aus, worauf mein Freund mir einen überraschten Blick zuwirft, der aber sogleich in Begehren umschlägt.
Dieser Blick hatte mich bei Steve immer Einhalt geboten, doch an Chris gefällt er mir, - sehr sogar. Kurze fragende Berührungen tippen auf meinen Oberkörper. Auch wenn diese Berührungen flüchtig sind, verbreiten sie ein wohliges Kribbeln über mir. Es fühlt sich unglaublich an, sodass ich die Hand meines Freundes nehme und auf meine Hüfte lege. Chris versteht sogleich und seine Bewegungen werden intensiver. Seine Hände erkunden meinen Körper, gleiten über den Ansatz meiner Brüste, über meinen Poo...
Das alles ist so wundervoll und mir wird bewusst, dass ich bereit dafür wäre, bereit um mit Chris zu schlafen, aber dies ist der falsche Platz dafür. Während ich daran denke, schleicht sich ein Gesicht in meinen Gedanken und mit diesen höre ich die Tür aufgehen, worauf ich zu dieser blicke... Wie soll es anders sein, stimmen das Bild aus meinen Gedanken und das von der Person, die gerade das Zimmer betritt überein.
Nathan.
Betreten ist übertrieben. Er bleibt an der Tür stehen, sieht mich unglücklich an und dreht sogleich bei. Die Tür lässt er dabei offen.
Ohne richtig zu realisieren, was ich tue, befreie ich mich von Chris und folge dem Jungen, eigentlich Mann, der gerade den Raum verlassen hat. Schnellen Schrittes eile ich den Gang entlang, dabei merke ich nicht, wie mein Freund mir folgt.
Als ich Mr McKay fast einholt habe, rufe ich: "Es tut mir leid."
Er dreht sich nicht um geht nur weiter. Gerade sage ich noch einmal: "Es tut mir leid. Es hätte nicht...“
vor deinen Augen passieren müssen, sollte der Satz eigentlich enden. Dieser wird aber durch Gemurmel seitens ihn, wovon ich nur: "Einmal, nur einmal richtig.", verstehe und warmen sanften Lippen unterbrochen.
Ich drücke ihn nicht von mir, gebe mich aber diesen Kuss auch nicht wirklich hin. Etwas in mir zerreißt. Chris- Nathan. Nathan-Chris.
Dieser etwas wird sogleich noch weiter gespalten, denn als ich mich von Nathaniel löse und wegtrete, trifft diesen eine Faust im Gesicht. Sie, die Faust meines Freundes trifft ihn so fest, dass er strauchelt. Fast im selben Moment fängt sich Mr McKay aber sogleich und gibt Chris Contra. Beide bluten und ich fange still an zu weinen, während sie weiter aufeinander eindreschen. Ich bemerke am Rande, dass Nathaniel sich zurück hält. Klar, mit seiner Tierwandler-Kraft hätte er Chris leicht auf die Matte schicken können.
"Hört auf", flüstere ich und sage es immer weiter mit lauter werdender Stimme: "Chris. Nathan. Hört auf, hört auf, hört auf!".
Beide stoppen und sehen mich an und Nathan will zu einen "Es tut mir leid" ansetzen, als er erneut einen Hieb von Chris bekommt. Dieser kam so unerwartet, sodass der Angegriffene zu Boden geht. Während er aufsteht höre ich ein Wispern und sehe, dass Nathan seine Lippen bewegt, schnell versuche ich meine Kräfte dafür zu benutzen um ihn zu verstehen:
"Dieses Mal belasse ich es dabei, aber nur für dich."
"Danke", formen meine Lippen.
Chris schaut Nathan hasserfüllt hinter her und dreht sich dann, als dieser außer Sichtweite ist, zu mir um. Gleichzeitig fragen wir:
"Warum?".
Mein warum hatte ich gesagt, weil er sonst nie der Typ für Schlägereien war und seins rührte wohl daher, dass er nicht verstehen konnte, warum ich mich hatte küssen lassen.
Ich weiß nicht was ich antworten soll. Es hatte sich gleichzeitig richtig und falsch angefühlt... Es war... Ich weiß es nicht.
Er fragt noch einmal diesmal aber bekümmerter: "Warum?".
Worauf ich nur mit einen stummen "Ich weiß es nicht.", antworten kann.
Meine lautlosen Tränen verstummen, denn mein Kopf weiß, dass es nicht die Zeit für mich ist, um traurig sein, sondern die von Chris. Ich bin geschockt von der Reaktion meines Freundes, aber auch von meiner eigenen Reaktion auf den Kuss.
Er dreht sich um und will gehen, doch bevor er das tut, sagt er:
"Sag Bescheid, wenn du es weißt."
Ich kann mein Herz förmlich vor mir zerbrechen sehen, jedoch verlassen meine Augen keine Tränen. Meine Schritte gehen in die entgegen gesetzte Richtung von Chris,- zum Zimmer hin. Dort nehme ich meine Handtasche, mein Handy, das ich vorhin aufgeladen hatte und mein Buch.
Es ist sieben Uhr abends. Wir dürfen bis zehn draußen bleiben und ich beschließe diese Freiheit heute auszunutzen.
Mit den Sachen in der Hand laufe ich dem Gang entlang, die Treppe hinunter und hinaus zu meinen Pickup. Das alles tue ich ohne mich umzuhören oder auf das Rufen meiner Mädels zu hören. Ich will einfach nur weg, weg von dem Bockmist den ich praktiziert habe. Wut steigt in mir auf. Größtenteils bin ich wütend auf mich selbst, aber auch auf Nathan und Chris.
Den Pickup lenke ich auf den Weg zum See. Ich denke an nichts, sondern bewege meinen Wagen völlig automatisch, mechanisch.
Am See angekommen parke ich das Auto. Besser gesagt ich lasse es einfach stehen und verschließe die Türen, nachdem ich meine Handtasche mir um Schultern gehängt habe. Langsam bewege ich mich auf den Strand zu an den wir- ich und Chris die letzten zwei Tage gemeinsam mit den anderen waren. Schon bevor ich den gelben Sand berühre, jagt ein Schmerz in meinen Körper direkt in den Mittelpunkt von allem,- mein Herz.
Hier kann ich nicht hin. Ich lenke meine Schritte auf den Wald, der um mich herum ist, zu. Mein Weg führt mich rechts am See entlang. Das Wasser ist unruhig, prallt immerzu gegen das Ufer. Immer da wo ich bin. Mir ist bewusst, dass ich das tue und langsam werde ich ruhiger. Jetzt erst war mir klar geworden, wie aufgewühlt ich bin, aber der Geruch der mit Erde und Feuchtigkeit geschwängerten Waldluft und die stetigen Bewegungen dieser und des Sees beruhigen mich.
Nach einer Weile, vielleicht einer Stunde oder nur einer halben, - ich weiß es nicht, habe ich das Gefühl angekommen zu sein. Angekommen an einen Ort, den ich eigentlich gar nicht gesucht hatte.
15. Kapitel
Ich stehe an einen kleinen Strand am Ufer des Sees, der gerade mal groß genug für zwei Personen sein dürfte. Eine dicke Wurzel rankt an der linken Seite in das Wasser hinein. Ich ziehe meine Schuhe aus und lasse diese zusammen mit der Tasche am
Ufer zurück. Dann balanciere ich über die Wurzel bis zu deren Ende, wo ich mich niederlasse.
Mein Blick geht über die noch immer sich sanft bewegenden Wellen und bleibt dort hängen. Ich lege ziehe meine Knie an, umwickele diese mit meinen Armen und lege darauf mein Kinn. Mit meinen Kräften spiele ich langsam mit dem Wasser. Erbaue Gebilde mal größer mal kleiner und lasse sie wieder in einander fallen...
Vielleicht sollte ich einfach das Amulett benutzen und verschwinden, verschwinden um mir eine Antwort zu ergründen. Was soll ich Chris sagen? Ich weiß ja selber nicht, warum ich es zugelassen habe, dass Nathan mich küsst, kurz nachdem wir beide so...
Das einzige auf das ich die Schuld schieben könnte, ist etwas, dass ich ihm nicht erzählen darf. Jedenfalls jetzt noch nicht. Wer weiß vielleicht werde ich ihm das nie erzählen. Wie würde das auch klingen?
"Hey Chris, es tut mir leid, dass ich es zugelassen habe, dass Nathan mich küsst. Es könnte daher rühren, dass ich dich eigentlich gar nicht so lieben dürfte. Diese Liebe sollte eigentlich ihm gebühren, wie schon seit Jahrhunderten, aber du kannst dir über eins sicher sein ICH LIEBE DICH."
Wenn er mich genug liebt, weist er mich vielleicht in eine Anstalt ein und wenn nicht verlässt er mich einfach.
Ich weiß nicht, was ich sagen soll.
Vielleicht klärt die Zeit die Dinge. Vielleicht.
Schluss mit solchen Gedanken. Sie bringen im Moment eh nichts. Also einfach weiter meinen Elementen horchen.
Mmh da fällt mir ein... Wie viele Elemente kann jemand wie ich, eigentlich normalerweise beherrschen? Alle? Zwei, drei... Ich könnte ja Nat... Nein kann ich nicht. Jedenfalls in nächster Zeit nicht. Die Antwort werde ich wohl oder übel selbst rausfinden müssen.
Ich bin vollkommen auf meine Umgebung und somit auch auf meine Elemente konzentriert, dass ich wieder dieses gute Gehör bekommen habe, sodass ich die Person wahrnehme. Diese Person stellt sich am Ufer des kleinen Strandes. Sie oder er sagt nichts, also erhebe ich die Stimme:
"Schöne Aussicht oder? Es ist aber etwas beunruhigend wenn sie mir so im Rücken stehen ohne etwas zu sagen. Ich hatte heute schon einen miesen Tag, da kann ich eine Entführung, Vergewaltigung oder sonst was nicht auch noch gebrauchen."
Auf meine Worte folgt ein hohes und klares Lachen, das Lachen eines Mädchens. Ich drehe dem Mädchen meine Vorderseite nun zu, denn ich will wissen, wer da steht.
Wen ich da sehe, hätte ich hier eigentlich hier nicht erwartet, sondern eher in einem über acht Stunden Fahrt entferntes Städtchen.
Ich balanciere schnell über die Wurzel zum Ufer hin und falle der Person um den Hals.
"Clary was machst du denn hier?".
Ich bin echt froh darüber, dass sie hier ist, obwohl ich sie doch erst seit kurzen kenne. Also wieso habe ich dann nicht Sue oder Isi angerufen, -meine BESTEN Freundinnen? Die Frage beantworte ich mir auch so gleich selbst... - weil sie sicherlich Chris irgendwie die Schuld gegeben hätten und das würde mir jetzt nicht helfen. Im Gegenteil, denn ich bin Schuld, vielleicht noch etwas Nathan, aber nicht mein liebster Freund.... Chris.
Jetzt siegt mein Herz doch über meinen Kopf und ich fange an zu weinen, wie ein kleines Mädchen. Verdammte Emotionen. Wie soll das denn werden, wenn mir mal irgendwas wirklich Schlimmes in die Wege rollt? Bei diesem Gedanken regt sich etwas in mir, dass ich nicht zuordnen kann.
"Was ich hier mache? Ganz einfach. Ich besuche dich."
Das lässt mich stutzen. Mich besuchen?! Klar, ich hatte ihr zwar mal bei einen Treffen gesagt, dass ich hierher fahre, aber wie gesagt, acht Stunden Fahrt.
"Da fährst du mal einfach acht Stunden hierher?".
"Das spielt doch wohl jetzt keine Rolle. Das einzige, das jetzt wichtig ist, ist das ich hier bin und dich trösten kann."
Ja das ist wichtig, aber wie hat sie mich gefunden.
"Vielleicht ist sie ja auch mehr als es scheint", murmele ich, normalerweise nur für mich hörbar.
Clary zuckt auf meine Worte zusammen. Habe ich mir das gerade nur eingebildet? Nein. Also was ist los?
"Clary, sag, was bist du?". Ein Vorstoß der schnell mal nach hinten los kann. Naja schlimmsten Falls ist sie nur verwirrt.
Auf meine Worte zuckt Clary zusammen. Hab ich mir das eingebildet? Nein. Also ...
Ich löse mich von ihr, halte sie aber an den Schultern mit meinen Händen fest. Clary weicht meinen blaugrünen Augen mit ihren dunkelgrauen aus. Ungewöhnliche Farbe...so dunkel.
"Was soll ich sein... Natürlich ein Men...", antwortet sie mir, jedoch ohne das Wort Mensch auszusprechen.
Sie macht sich aus meinen Griff frei und tritt zum Ufer hinüber. Eine versuchte Lüge...
"Clary, ich dachte du willst mich trösten, aber durch das hier, machst du mir mehr nur noch mehr Kummer."
Das ist mies, wirklich mies von mir, jedoch sagt mir etwas in mir, dass ich unbedingt erfahren muss, was sie mir verheimlicht.
Langsam dreht sie sich wieder zu mir um. Der Gesichtsausdruck, den sie trägt, ist zum Herz erweichen.
" 'kay, ich sag es dir, aber bitte, höre mir erst zu, bevor du etwas erwiderst."
Ich nicke kurz und verschränke meine Arme vor der Brust, um ihr zu signalisieren, dass ich damit einverstanden bin und außerdem, dass sie es mir erläutern soll.
"Also...". Sie bricht ab, worauf ich meine rechte Augenbraue etwas hebe.
Eindringlich blicke ich sieh an, obwohl ich schon ahne, was in etwa jetzt kommt, will ich es von ihr wissen.
"Unsere liebe Clary hier, ist wie du zu sagen pflegst ein 'Vamp' ", spricht Nathans Stimme.
Überrascht drehe ich mich um. Er steht noch halb im Busch, wie gesagt der Strand ist nicht sehr groß,- mit drei Leuten wäre es sehr eng. Bevor Mr Kay den Strand betritt, nehme ich meine Sachen und lasse ich mich wieder auf der Wurzel nieder. ... Moment Mal. Ein Vamp??
Meine Augen sehen so gleich zu Clary, die süße kleine Clary mit ihren langen blonden Haaren.
"Stimmt es?", frage ich.
Ohne den Blick abzuwenden antwortet sie mir: "Ja."
Okay sie ist ein Vampir, Nathan wusste es und doch greift er sie nicht an, also ist sie wohl nicht böse...
"Du bist aber ein guter.", stelle ich fest, denn für mich kommt das Gegenteil gar nicht in Frage.
"Ja ist sie.", berichtet Nathan.
Auf einmal wütend auf ihn, was wohl durch die Unsicherheit, die auf Grund des Kusses entstanden ist, kommt, patze ich ihn an:
"Dich hab ich nicht gefragt."
Erschrocken blickt mich der Angesprochene an, schnell da es mir leid tut, spreche ich weiter: "Tut mir leid, war nicht so gemeint."
Ich wende meinen Blick von ihm und schaue wieder hinaus auf das Wasser, das sich jetzt wieder etwas schneller bewegt.
"Rachel, wir, also Nathan und ich müssen mit dir reden. Deshalb bin ich eigentlich hier.", spricht Clary mich an, doch ich drehe mich nicht zu ihr um, sondern gebe nur ein "Hmm" von mir.
Ich will nicht mit Nathan reden und ich glaube ich sollte ihn auch meiden, um Chris milde zu stimmen, aber warum tue ich es dann nicht?
Meine zwei kleinen fiesen Stimmen in meinen Kopf melden sich, wohl glücklich mal wieder ein Thema zum Streiten bekommen zu haben.
Die eine, die wohl den Engel da stellen soll: "Weil du ihn gern hast, sogar mehr als gern. So wie es sein soll."
Mmhh, vielleicht ist es auch der kleine Teufel?
Jedenfalls spricht die andere Stimme: "Stimmt nicht, der verfolgt dich bloß die ganze Zeit, wie sollst du ihn da denn meiden. Der kommt bloß nicht damit klar, dass du ihn in diesen Leben nicht liebst."
Lieben? Tue ich das wirklich nicht? Nein! Doch?....
"Okay worüber wollt ihr denn mit mir reden?", frage ich um mein zwiegespaltenes Ich zu entkommen. Dabei drehe ich mich diesmal zu Clary und Mr McKay um.
Die beiden sehen mich etwa verwundert an. Vielleicht haben sie nicht damit gerechnet, dass ich so schnell nach gebe oder ich war länger mit meinen Ich beschäftigt gewesen, als gedacht. Egal.
Erwartungsvoll schaue ich die beiden an, doch sie drucksen noch etwas rum. Na toll und wer kommt als nächstes und gibt mir die Antwort für die Beiden? Hoffentlich niemand, denn viel Auswahl bleibt da wohl nicht mehr. Am Ende wäre es Chris und das gebe einen Eklat.
Endlich beginnt Clary zu sprechen: "Du musst Chris verlassen, um mit Nathan zusammen zu kommen und unsere, also wirklich unsere Welt zu retten."
Hätte sie bloß nicht angefangen zu sprechen. Ich soll also mit Nathan zusammen sein, um ihre, oh nein ich vergaß unsere Welt zu retten. Das ist doch wohl ein Witz, denn…
1. Wie soll das bitte schön eine Welt retten?
2. Wie haben die beiden sich das denn vorgestellt?
3. Ich liebe Chris!
4. Die andere Welt geht mir am Arsch vorbei.
Okay den letzten Punkt muss ich schmerzlicher Weise zurück nehmen, denn es ist nicht so, seit ich Yuolanda zurück bin, habe ich mir jeden Abend die Kette angesehen. Schade, dass ich sie nicht tragen kann... Warte mal. Oh Rachel du bist so doof, Nathan weiß doch, dass du von der Vergangenheit weißt, also hält dich nichts davon ab. Er kann ruhig wissen das Yuolanda besucht hast, was macht das für einen Unterschied. Egal, zurück zum eigentlichen Thema.
"Nein!", lautet meine schlichte Antwort.
Dann fahre ich fort:" Das kann ja wohl nur ein schlechter Scherz sein, wie soll das denn eure Welt retten."
Nathan zuckt zusammen, auf Grund der Betonung des Wortes 'eure'. Recht so, denn es ist ihre Welt und war irgendwann mal meine.
"Siehst du, ich hab es dir doch gesagt. Sie wird unseren Wunsch nie nachgeben.", spricht Mr McKay Clary missmutig an.
Ein Schnauben entfährt mir. Wenn er es gewusst hat, warum sind sie dann hier?
"Nathan du musst sie verstehen, auch wenn es schmerzt. Rachel liebt nun mal auch Chris.", kommt als Antwort von den blonden Mädchen.
Was heißt hier auch? Ich liebe nur ihn,- nur CHRIS!
"Für diese einfältige Liebe will sie eine ganze Welt im Stich lassen. Also wenn du mich fragst ist das dumm und egoistisch.“
WAS?!?
"Hast du ein Rad ab? Ich hab gedacht ihr benötigt meine Hilfe und dafür untergräbst du meine Liebe zu meinen Freund und behauptest ich sei dumm. Hör mir gut zu Nathaniel McKay. Ich werde Chris nicht verlassen für eine Welt die nicht meine ist oder gar für dich!".
Bevor er etwa erwidern kann, fahre ich fort: "Ich weiß ich habe dich in all den anderen Leben geliebt und spüre es noch jetzt, aber du hast dich verändert und ich und diese Sache zwischen uns auch. Es wird einen Grund dafür geben das ich Chris lieben kann."
Ich verlasse die Wurzel in dem ich eigentlich ins Wasser springen will, denn es ist hier noch nicht sehr tief, stattdessen landen meine Füße sicher auf der Oberfläche. Unbeirrt laufe ich weiter, mit der Gewissheit, dass mir niemand folgen wird, geschweige denn kann. Es wundert mich nicht, dass das Wasser mich trägt, haben die Elemente mir doch schon öfters bei Spielereien geholfen.
Ich höre wie Clary meinen Namen ruft, immer und immer wieder. Darauf reagiere ich einfach nicht.
Wie soll das eine Welt retten? Und wieso oder besser gesagt vor was muss sie gerettet werden?
16. Kapitel
Ich war über den Wasserweg zu meinen Wagen gelaufen, wie erwartet war da niemand, der auf mich wartete. Danach fuhr ich zurück zu unserer Unterkunft, das Internat. Dort lief ich wie von einer Kraft getrieben, nachdem ich den Wagen verschlossen hatte, zu meinem Zimmer. Da nahm ich die Sachen, die mir Mrs Mathews in Yuolanda gab. Ich zog mir das grüne Kleid an und hing mir das Amulett um. Danach stellte ich mir das Cottage vor.
Ich öffne meinen Augen. Es hat geklappt, ich befinde mich in der Küche de Cottages. Langsam und auf der Hut begutachte ich meine Umgebung. Niemand scheint hier zu sein. Küche leer, Wohnstube ebenso, Flur auch und auch all die anderen Räume, selbst die im ersten Stock. Niemand hier. Wie soll ich denn Jennifer finden.
Warum ich her kam wusste ich im ersten Moment nicht, aber jetzt denke ich, um mich von der alten Frau, die mir dieses Leben rettete und mich in all meinen anderen unterstützte, zu verabschieden.
"JENNIFER?", rufe ich. Keine Antwort folgt.
Ich verlasse das Haus und blicke mich im Vorgarten um. Nichts. Mein Blick geht sogar hinters Haus. Auch nichts. Und was nun?
Vielleicht ist sie ja wieder bei der Bank wie beim letzten Mal? Etwas sagt mir, dass es nicht so ist. Aus reiner Intuition leite ich meine Schritte zu dem Weg, der durch den Wald führt, der das Tal, wo sich das Cottage befindet, umgibt. Den Weg folgend blicke ich mich um. Alles wirkt anders, als bei dem letzten Mal. Irgendwie düsterer, ähnlich der Vampirstadt auf den Klippen, die ich bei meinen ersten Besuch von Yuolanda erblickte. Umso näher ich der Ortschaft, die anscheinend ein großes Dorf ist, komme, umso mehr verstärkt sich der Eindruck. Ich habe noch eine gute Strecke vor mir, doch schon von weiten sehe ich Rauch.
Was ist da los? Ich muss da so schnell wie möglich hin. Es fühlt sich an, als würden hunderte nach Hilfe rufen.
"Wind? Ich bitte dich, könntest du mich, dorthin geleiten und das schnellst möglich?", flüstere ich tonlos.
Ich hatte zwar bisher die Elemente nicht direkt um Hilfe bitten müssen, jedoch habe ich auch keine Ahnung, wie das alles hier funktioniert. Also...
Ein starker Wind zieht mir die Beine weg und ehe ich mich versehe, werde ich zum Ort meiner Wahl getragen. Innerhalb einer Minute, wenn nicht sogar weniger, bin ich am Anfang des Dorfes. Alles ist hier voll mit Rauch und viele Gebäude stehen in Flammen. Wesen, die mehr oder weniger wie Menschen aussehen, rennen mit Wassereimern umher. Einige leiten es auch nur mit ihren Händen.
Was ist hier nur geschehen? Gehört dies schon zu dem, wo vor diese absurde Idee von Clary und Nathan, schützen soll? Bestimmt nicht Rachel. Leidest du schon an Verfolgungswahn?
Fassungslos schaue ich mich um. Die Leute arbeiten schnell und größtenteils stumm. Nur leises Weinen von kleinen Kindern, gezielte Anweisungen und das Knistern des Feuers sind zu hören. Ich erblicke ein kleines Mädchen mit schwarzen langen Haaren und einen Stoffhasen in der Hand das weint, sowie viele andere Kinder, aber dieses steht alleine. Ehe ich darüber nachdenke, bewegt sich mein Körper schon auf sie zu. Beim Näherkommen erkenne ich die etwas grüne Hautfarbe. Was ist sie? Eine Elfe? Egal. Das einzige was zählt ist, dass sie weint, alleine ist und ich sie trösten will.
Ängstlich schaut sie mich durch ihren Tränenschleier an. Kein Wunder ich bin fremd und sie kennt bestimmt alle hier.
"Hallo, ich bin Rachel und wie heißt du", spreche ich die Kleine an und gehe in die Hocke. Ein kurzes Erkennen ist in ihren Augen zu sehen und dann schluchzt sie:
"Ich bin Ella. Bist du die Frau die im Cottage wohnt?".
Ich schaue sie kurz verwundert an, fange mich aber sogleich wieder. "Ja, ja die bin ich.", gebe ich nach kurzen Zögern zu.
"Wieso bist du hier? In deinem Cottage wärst du doch sicher gewesen", schluchzt sie erneut.
Okay?
"Ich will euch helfen", sage ich nach einem kurzen Entschluss hinaus. Ja das stimmt. Helfen. Aber wie? Mit den Elementen.
"Wirklich? Danke." „In Ordnung, willst du mit mir kommen?". Es wird wohl einen Grund geben, warum sie alleine stand, vielleicht war sie zu geschockt.
Als Antwort bekomme ich ein Nicken von ihr und ihre Tränen versiegen. Ich reiche ihr meine Hand, die sie ergreift. Langsam laufen wir an den Kindergruppen, die von Erwachsenen aus dem Dorf geführt werden und an den Löschgruppen vorbei. Vielleicht sollte sie mit den anderen mitgehen?
"Ich glaube es wäre sicherer für dich, wenn du mit ihnen mitgehst", sage ich zu Ella und zeige auf ein paar Kindern und einer jungen Frau, die nur wenige Meter von uns entfernt sind.
Sie erwidert nichts, sondern schüttelt nur den Kopf und drückt meine Hand fester. Also nein. Mir ist es aus irgendeinem Grund auch so lieber.
Wir gehen weiter. Überall die Flammen, die zwar bekämpft werden, aber anscheinend vergeblich. Ich bleibe stehen.
"Ich lass dich jetzt kurz los Ella, lauf aber nicht weg. In Ordnung?", sage ich zu dem schwarzhaarigen Mädchen, das höchstens fünf ist. Was soll ich tun? Irgendwas mit Wasser?
Okay. Ich stelle mich hin, die Beine etwas auseinander, sodass ich einen sicheren Stand habe und die Arme strecke ich zur Seite mit den Handflächen, jeweils in die gegebene Richtung. Dies ist bestimmt ein witziger Anblick. Aber egal, denn mir kommt es im Moment so richtig vor.
Meine Konzentration liegt auf den Pflanzen rings herum in der Umgebung. Langsam und darauf bedacht nicht alles Wasser aus ihnen zu ziehen, lenke ich das Flüssige zu mir. Nachdem ich mir sicher bin eine Menge Wasser gesammelt zu haben, lasse ich es über das Dorf hinab prasseln. Dabei richte ich meine Hände nach oben und lasse sie langsam hinunter. Ich bin erschöpft, doch ich merke, dass noch nicht alle Brandherde beseitigt sind, sodass ich zum ersten Mal das vierte Element, -Feuer ausprobiere. Erst spüre ich nicht dieses vertraute Gefühl, wie sonst wenn ich mit den Elementen zu tun habe, aber dann kommt es mit einer überwältigenden Wucht, die mich fast von den Beinen reißt. So war das noch nie.
Ein leises "WOW" ist von Ella zu hören.
Ich fühle mich richtig belebt. Etwas in mir, sagt mir, dass ich mit dem Feuer am meisten verbunden bin. Es ist unglaublich. Überall um mich herum spüre ich die kleinen Brandherde. Würden sie nur nicht dieses Dorf zerstören, wäre es noch schöner. Mit der neu geschöpften Kraft versuche ich das Feuer zu ersticken und merke wie eines nach dem anderen erlischt, bis alles vorbei ist.
Mit noch vollkommender Energie, aber ohne die Euphorie entlasse ich das Feuer und schaue mich nach Ella um.
Ein Jubel ist zu hören. Alles Feuer ist verschwunden. Es qualmt nicht einmal mehr. Überall um mich herum stehen Menschen und andere kommen hinzu. Sie interessieren mich aber nicht wirklich. Jedenfalls jetzt noch nicht. Mein einziger Gedanke gilt dem kleinen schwarzhaarigen Mädchen mit der grünlichen Haut und wo sie ist. Endlich entdecke ich sie und sie auch mich.
Mit unerwarteter Freude und mit ausgebreiteten Armen kommt sie auf mich zu gerannt. Aus Reflex gehe ich in die Knie, wobei ich ebenfalls meine Arme ausbreite. Ella springt in diese und umklammert meinen Nacken.
"DU hast das Dorf gerettet. Du hast gebrannt.", ruft sie überglücklich und quietscht am Ende.
Was? Ich habe gebrannt? Das Dorf gerettet? So sieht es für mich, aber nicht wirklich aus. Viele Häuser sind zerstört. Jedenfalls soweit ich sehen kann. Wer weiß wie es außerhalb meines Blickfeldes ist?
"Das habe ich nicht, das waren alle zusammen. Ich habe nur meinen Beitrag dazu geleistet. Ella, sag, wo sind deine Eltern?", richte ich mein Wort an die Kleine.
Dabei blicke ich mich um, auf der Suche nach jemand, der ihr ähnlich sieht. Ella antwortet mir nicht, aber dafür eine andere Stimme. Die Stimme wessen ich eigentlich in diese Welt trat. Oder kam ich, weil ich spürte, dass etwas nicht stimmt? Nein, bestimmt nicht.
"Ella hat keine Eltern, nicht mehr. Sie lebt seit ihrer Geburt hier im Waisenhaus. Das Waisenhaus, das leider abgebrannt ist.", erzählt Jennifer zu mir. Und kaum das sie es tat, spricht mich jemand an.
"Miss Rachel, sie haben unser Dorf gerettet. Wie können wir das ihnen nur danken. Oh entschuldigen sie, wie unhöflich, bestimmt haben sie vergessen wer ich bin. Mein Name ist Jake O'Brian ich bin der Bürgermeister, dieses Örtchen." Der Besitzer dieser Stimme ist ein Mann, vermutlich im Alter Jennifers und er kennt meinen Namen. Woher?? Und ich soll ihn gekannt haben? Erinnerungen? Ich könnte euch vermutlich langsam sehr gut gebrauchen.
Als hätte Jenni meine Gedanken erraten, flüstert sie mir ins Ohr: "Jeder kennt dich und Nathan hier."
Okay, jetzt auch erst mal egal. "Mr O'Brian ich will keines Falls unhöflich sein, aber ich habe ihr Dorf nicht gerettet, das waren wir alle, aber beantworten sie mir eine Frage: Was geschieht jetzt mit den Kindern, die wie Ella Waisen sind?"
Erst Mal ist das für mich wichtig. Wie das Dorf nun gerettet wurde, ist doch Nebensache. Hauptsache es ist so. "Außerdem willst du nicht wahr haben, was du gerade getan hast.", flüstern mir die beiden kleinen fiesen Stimmen in meinen Kopf zu.
Der Bürgermeister scheint aus dem Konzept gebracht zu sein. Okay welche als Held betitelte Person will von einem Dank nichts hören?
Er räuspert sich und spricht an alle um uns herum stehende Personen: „Liebe Leute ich glaub es ist das Beste wenn wir schon mal anfangen die Schäden zu beheben und nach den Verlusten im Allgemeinen schauen."
Als hätten die Dorfbewohner nur darauf gewartet, verteilen sie sich und gehen ihren Arbeiten nach. Eine Frau will Ella mitnehmen sowie all die anderen Kinder, doch diese klammert sich fest an meinen Arm. Daraufhin wirft mir die Frau einen fragenden Blick zu, den ich mit einen Nicken bedeute. Daraufhin verlässt sie uns mit einer Gruppe von Kindern.
"In Ordnung ich wiederhole mich ungern, aber was geschieht nun mit den Kindern?", frage ich erneut.
Jennifer ist im Moment vergessen und auch das dies mein eigentlich letzter Besuch von Yuolanda sein sollte.
"Sie werden aufgeteilt auf die Familien und wer keinen Platz findet kommt in den nächsten Ort.", antwortet mir der Bürgermeister schlicht.
Auseinander gerissen, also. Weg von dem Ort, den sie ihre Heimat nennen können...
Nein. Was ist dann mit Ella? Aus einem raschen Entschluss heraus, sage ich:
„Ella kann in meinen und Nathans Cottage wohnen."
Jake O'Brian und Jennifer gucken mich überrascht an. Wer will es ihnen verübeln? Ich bin es ja selbst...
„Natürlich nur wenn dies in Ordnung ist."
Hoffentlich ist es das. An diesem Mädchen ist etwas, das in mir die Muttergefühle regt und sie zu verlieren wäre wie ein Schlag ins Gesicht mit wochen-, monatelangen Schmerzen.
"Das ist kein Problem, also hat die kleine Ella jetzt ein zu Hause.", sag der Bürgermeister, bevor er von einen anderen Mann gerufen wird und weg geht.
Unter Jennis immer noch verwirrten Blick gehe ich zum Ortsausgang mit dem kleinen Mädchen an der Hand und der Gewissheit, dass Jennifer uns folgt.
Dort angekommen gehe ich in die Knie und spreche Ella an, da mir aufgefallen ist, dass sie auf einmal sehr still ist: "Es tut mir leid, Ella, das ich dich nicht gefragt habe, wenn du nicht im Cottage wohnen willst, ist das okay."
Daraufhin legt sie mir ihre kleinen Ärmchen um den Hals und flüstert mit ihrer noch so sehr kindlichen Stimme: „Natürlich will ich dort wohnen. Ein richtiges zu Hause. Danke."
Ein Stein fällt mir vom Herzen. Ich lächele sie glücklich an, dann erhebe ich mich wieder mit Ella an der Hand sage ich zu Jennifer:
"Es wäre nett wenn du uns ein Portal erschaffen könntest, denn ich will nicht schon wieder die Elemente bitten."
Das Portal brachte uns direkt ins Wohnzimmer und Ella war sprachlos auf Grund der 'Reise'. Danach platzierte ich sie auf die schwarze Couch und brachte ihr einen Tee, den sie, zusammen mit ihren Stoffhasen, anfing zu trinken. Jennifer hatte bisher kein Wort gesagt, was mir aber am Anfang nicht mal auffiel.
Jedoch jetzt: "Jennifer ich weiß es kommt überraschend. Glaub mir das ist es auch für mich, aber etwas sagt mir, dass ich das richtige tat."
Als Wirkung auf meine Worte schaut sie mich von ihren Platz, im zum Sofa gehörigen schwarzen Sessel, an.
"Ich kann dich verstehen.", spricht Jenni zu mir, während sie sich von ihren Platz erhebt und mir bedeutet ihr in die Küche zu folgen.
Hier fährt sie fort: „Aber sie ist noch ein Kind, zu klein um allein zu sein und du bist noch so jung und so selten hier, wie willst du dich da denn um die Kleine kümmern?".
Auf einmal. Was ist denn jetzt mit dem Kind der Liebe? Aber egal . Ich habe mir schon etwas überlegt. Dieser Besuch heute wird doch nicht mein letzter sein und die restliche Zeit...
"Ich wollte dich bitten dich um die Kleine zu kümmern, wenn ich nicht hier bin?", stelle ich halb fragend fest.
Wenig überrascht schaut Jennifer mich an. Sie hat es also geahnt, aber wieso sagt sie nichts? Ah ich soll sie richtig bitten. Also:
"Jennifer würdest du in der Zeit in der ich nicht in Yuolanda bin auf Ella aufpassen?".
Und ich warte und ich warte und ich warte immer noch. Nach einer gefühlten Ewigkeit lächelt sie mich dann an und sagt:
"Natürlich tue ich das. Jemand muss doch dein gutes Herz unterstützen, aber sag warum hast du kein einziges Mal Nathan erwähnt und wieso ist er dieses Mal wieder nicht hier?".
Ja, gute Frage. Nächste Frage? Denk nach Rachel, denk nach.
"Danke, danke Jenni. Ja Nathan ist leider zurzeit verhindert. Ich glaube du besuchst des Öfteren unsere Welt, das erkenne ich an der Einrichtung und daher wirst du auch unsere Gepflogenheiten etwas kennen... Nathan ist sehr beschäftigt mit einer Führungsposition, die ihn sehr in Anspruch nimmt, deshalb möchte ich nicht noch mehr Arbeit machen."
Nichts gelogen. Es ist eine Führungsposition. Die Führung eines Jungend-Volleyballteams. Irgendwann muss sie erfahren, was in diesen Leben nicht stimmt. Das ist jetzt erst einmal Nebensache, viel wichtiger ist es, wie es zu dem Brand kam.
"Aber sag, wie kam es zu den Brand des Dorfes?".
Etwas verwirrt über den raschen Wortwechsel hält sie kurz inne bevor sie antwortet.
Wie sich rausstellte war das Dorf von den Dunklen angegriffen worden, eine Gruppe von bösen Vampiren, Wandlern, Feen und anderen, die seit einigen Wochen ihre Macht vergrößern wollen. Ein Teil von ihnen lebt in der Stadt, die ich als erstes von diesem Land erblickte, aber der größte Teil hat sich im Hinterland angesiedelt, wo es nur raues Land, Gestein und wenig grün gibt. Kein gutes Gebiet zum Leben, was die Dunklen wohl auch eingesehen haben, deshalb wollen sie wie Jenni es nennt 'unser' Land haben.
Diese Bande scheint ein großes Problem zu werden. Ein Problem, wo bei jede Hilfe benötigt wird, was mir Jennifer klar zu verstehen gab. Jede, auch meine und Nathans. Jedoch noch nicht zu diesen Zeitpunkt. Das Königshaus, ja Yuolanda besitzt so etwas, sieht die Lage noch so, dass sie es schaffen mir ihren Truppen die Dunkeln zu besiegen. Gut so. Jedoch scheinen Nathaniel und Clary in diesen Punkt nicht gelogen zu haben. Es gibt eine Bedrohung für dieses Land, die mich auf Grund von Ella nun auch betrifft, aber was soll das mit dieser Sache… Wenn Nathan und ich zusammen kommen würden, würde dies diese Welt retten?
Denke ich eh, dass das völliger Quatsch ist.Jenni sagte doch, dass das Königshaus soweit alles unter Kontrolle hat.
Ella scheint eine Waldelfe zu sein, so jedenfalls sagte Jenni mir das Sie scheint genauso verzaubert von der Kleinen zu sein, wie ich.
Nun sitzen wir wieder bei Ella in der Wohnstube, nachdem sie in die Küche kam und die leere Teetasse an mich übergab.
"Wann wird Nathaniel kommen?", fragt Ella gerade mit ihrer kindlichen Neugier einer klugen Vierjährigen, wie ich mittlerweile weiß.
Ja...
"Das weiß ich noch nicht. Er hat so viel zu tun in der Welt, von der ich dir erzählt habe, aber sobald es möglich ist, wird er bestimmt kommen. In Ordnung, ich muss jetzt leider auch zurück zu Nathaniel, aber ich komme sehr bald wieder. So lange passt Jenni auf dich auf."
Ist ja klar, dass sie Nathan auch kennen lernen will. In all den Geschichten, woraus die Menschen aus Yuolanda uns kennen, sind wir immer zusammen im Cottage als Familie gewesen und jetzt bin ich alleine hier.
"Komm so schnell wie möglich wieder", spricht Ella zu mir und umarmt mich.
Dieses Kind ist mir so schnell ans Herz gewachsen, -nach meinen Zeitgefühl in bisschen mehr als zwei Stunden und ich anscheinend irgendwie auch ihr.
Ich nicke ihr zu, halte das Amulett in meiner linken Hand und richte mein Wort an Jenni:
"Danke, danke und bis bald." Sie lächelt mich nur großmütterlich an. Sie muss ja sehr alt sein, wenn sie uns durch mehrere Leben begleitet hat...
Während ich in meine Welt gezogen werde, streiche ich noch schnell über das Haar des kleinen Mädchens.
17. Kapitel
Aus Yuolanda zurück in mein Zimmer gelandet bin ich zu Glück alleine, denn wie mir aufgefallen ist, weiß Mr McKay ja nicht, dass ich in unserem Cottage war, -jedenfalls nicht in diesen Leben.
Schnell ziehe ich mir wieder meine Alltagssachen an, bevor jemand hier eintritt und mein grünes Gewand sieht. Jemand wie Nathan.
Ich verstaue die Sachen in den Tiefen meiner Reisetasche und verlasse den Raum mit meinen Schlüsseln fürs Auto und Zimmer. Es ist halb zehn. Also habe ich noch eine halbe Stunde, die ich draußen sein kann und auch gedenke dafür zu nutzen.
Diesmal fahre ich nicht zum See, da ich niemanden den ich kenne begegnen will. Ich fahre in die Stadt, suche mir ein Café und bestelle mir einen Cappuccino. Während ich diesen trinke, kommt mir die Idee meine Freundinnen einmal anzurufen. Ich muss einfach mit jemand reden. Also, tuut, tut.
"Hi Sue hoffe du hast noch nicht geschlafen?".
"HeyHo Rachel. Nein hab ich noch nicht. Was gibt es?".
Ja was gibt es? Es gibt so vieles. So vieles, das ich dir nicht erzählen darf...
"Nichts, wollt nur mal reinhören wie es so in meiner Heimat läuft."
Darauf folgt Schweigen. Ein Schweigen, wie die Ruhe vor dem Sturm.
"Sue?", frage ich vorsichtshalber nach, falls sie vielleicht eingeschlafen ist oder so. Ja oder so, stimmt schon...
"Rachel, das kannst du vielleicht deiner kleinen fiesen Schwester erzählen, aber nicht mir. Also los sag schon, was ist passiert? Was hat Chris gemacht?", spricht sie zu mir mit leiser in ihr kochender Wut.
Manchmal frage ich mich, ob man eine Art Sensor bekommt, wenn man sich mit jemand anfreundet, denn zwischen meinen Mädels, Chris und mir spüren wir immer, wenn es den anderen nicht gut geht.
Jetzt sprudelt alles aus mir raus. Alles außer diesem Fantasykram. Ich erläutere die Sache mit Nathan, dass er der Jenige war, der mich im Kino vor Max 'gerettet' hat, das er mehr von mir will, als ich von ihm. Der Kuss den er mir gab und das ich diesen nicht abwerte. Der Satz, den Chris sprach. ("Sag Bescheid, wenn du es weißt.") Einfach alles, selbst, das mit diesen Eincremen.
Zwischendurch hatte ich meinen Cappuccino bezahlt, das Café verlassen und war zum Auto gegangen, in das ich jetzt sitze.
"Man Sue, was soll ich bloß tun?", frage ich mit weinerlicher Stimme. Statt mir einer Antwort zu geben, stellt sie mir zwei Gegenfragen:
"Liebst du Chris? Was fühlst du für diesen Nathan?". Bevor ich antworten kann, fügt sie noch bei: "Der übrigens heiß aussieht. Viel heißer als Chris."
Darüber muss ich schmunzeln. Nicht das es war ist, sondern weil Sue eben immer so ist und wenn sie so etwas sagt, auch ernst meint.
"Ich liebe Chris, schon so lange und Nathaniel den mag ich, als Freund. Bei ihm habe ich das Gefühl als würde ich ihn schon so lange kennen, aber ich will nur Freundschaft. Wenn du willst kann ich ihn dir ja mal vorstellen."
Ein leises Lachen ist am anderen Ende der Leitung zu hören, was mich erneut grinsen lässt. Mein Grinsen schließt komischer Weise auch mit ein, dass das was ich gerade sagte wirklich stimmt und nicht nur ein Gefühl ist. Ja ich kenne Mr McKay schon lange, -über Leben hinweg und Freundschaft?
"Jetzt weißt du, was du Chris sagen wirst und wenn der Dummkopf dich genauso liebt, wie du ihn, dann wird er es verstehen und wenn nicht dann bekommt er von mir einen Tritt in seinen Allerwertesten.", erklärt mir Sue meine Frage am Ende meiner Erläuterungen.
"Danke Sue. Danke, wir hören uns, denn ich muss Schluss machen. Ich sollte schon lange zurück im Internat sein. Mal schauen, ob ich noch reinkomme. Schlaf gut. Hab dich lieb."
"Bitte. Immer wieder gern. Schlaf auch gut und ich dich auch.", antwortet sie mir, bevor ich auflege.
Es ist schon kurz nach elf, als ich meinen Wagen hinter dem Internat parke, aber ich hoffe, dass die Türen noch nicht verschlossen sind. Jedenfalls die Hintertür noch nicht.
Mit meiner Tasche in der Hand, die noch vom frühen Abend im Auto lag und den Autoschlüsseln darin, trete ich zur Hintertür und versuche mein Glück.
"Mist", fluche ich, denn das Glück scheint nicht auf meiner Seite zu sein, sodass ich die Tür verschlossen vorfinde.
Ich suche unter den Pflanzenkübeln nach einen Ersatzschlüssel, was sich als erfolglos rausstellt. (Wäre ja zu einfach gewesen.)
"Was nun?", frage ich mich selbst.
Mmh...
Gerade als ich Linda anrufen und sie darum bitten will, die Tür aufzumachen (Sie lassen sich von Innen immer öffnen, was das Ausgangsverbot meiner Meinung nach scherzlos macht.), kommt mir die Idee oben auf den Türrahmen nachzuschauen. Tatsächlich dort ertaste ich etwas schlüsselähnliches, was sich auch als diesen rausstellt.
Schnell schließe ich die Tür auf, schlüpfe rein und verschließe die Tür von Innen. Danach lasse ich den Schlüssel stecken.
Ich gehe an der Kellertür vorbei, die unter der Treppe liegt und will die Treppe hinauflaufen, als ich eine mir sehr bekannte Stimme fluchen und ein Rums höre: „Shit!“.
Neugierig schaue ich in den Vorraum des Speisesaals. Im Dunkeln erkenne ich nur eine schemenhafte Gestalt, trotzdem bin ich mir über die Identität der Person klar.
"Chris, alles okay?", frage ich.
Ich bekomme keine Antwort. Er scheint immer noch sauer zu sein, deshalb beschließe ich jetzt das zu sagen, was gesagt werden muss.
"Chris ich verstehe, dass du sauer auf mich bist. Ich wäre es auch, wenn es anders herum wäre. Leider muss ich dich auch enttäuschen, denn ich habe keine Antwort auf deine Frage nach dem Warum. Eins kann ich dir aber sagen und das ist, dass ich dich liebe nicht ihm. Ich will nur Freundschaft von Nathan und das auch nur, weil ich das Gefühl habe, als würde ich ihn schon ewig kennen. Mir ist auch klar, dass das keine gute Entschuldigung ist, dass sollte es auch nicht werden".
Ich stoppe kurz, denn ich bemerke, dass ich zu viel sage. Als Abschluss kann ich mir ein "ich liebe dich", trotzdem nicht verkneifen.
Chris sagt kein Wort. Die Reaktion hatte ich erwartet, aber ich sie schmerzt trotzdem. Ich bewege mich auf die Tür zu, als ich schnelle Schritte höre.
"Ich liebe dich doch auch". Mit diesen Worten werde ich von hinten umarmt und dann umgedreht. Kaum das ich zu Chris blicke, legt dieser mir schon seine Lippen auf meine.
Nach dieser Attacke frage ich: "Alles wieder gut?".
Er lacht und antwortet: "Wenn ich dich bitten würde ihn zu meiden, wäre es gemein oder? Abgesehen davon, alles gut, sogar perfekt." Chris küsst mich erneut und fragt:
"Wo warst du eigentlich jetzt noch?".
"In einen Café, hab mit Sue telefoniert.", bekommt er als Antwort von mir.
Ein Schnauben entfährt ihm. Dafür bekommt er einen Klaps auf den Oberarm und:
"Ich weiß das du sie magst und sie dich auch. Warum seid ihr nur so stur? Egal, wollen wir hoch?".
Er gibt mich frei und entfernt sich ein paar Schritte von mir. Verwundert schaue ich ihm nach. Okay?!
"Jetzt können wir los", sagt Chris, als er wieder zu mir getreten war und hält mir etwas vors Gesicht. Dieses Etwas lässt sich als Flasche identifizieren.
Er hat sich also was zu trinken geholt, als ich hier ankam. Danke, Schicksal.
Chris nimmt meine Hand und gemeinsam machen wir uns auf den Weg zu den Zimmern.
"Ich schlafe heute auf jeden Fall wieder bei dir. Das kannst du mir glauben und morgen ebenfalls."
Heute ist Mittwoch. Zwei Mal wird also noch das Bett mit mir teilen und dann sind auch schon die Siegerehrungen, des Volleyballturniers. Trotz des ganzen anderen Kram, Chris, Nathaniel, Yuolanda, Ella und so weiter, bin ich gespannt wie wir weiter abschneiden werden.
"Okay", antworte ich nur.
Bei meiner Zimmertür angekommen klopfe ich vorsichtshalber und bekomme sogar eine Antwort:
"Ist offen."
Ich öffne die Tür und trete ein mit Chris in der Hand.
"Rachel wo warst du? Ich hab mir Sorgen gemacht.", spricht Mr McKay zu mir.
Anscheinend hatte er bis jetzt Chris nicht bemerkt, aber nun schon, denn komm das er zu Ende gesprochen hatte, verfinsterte sich sein Gesicht.
"Ich war draußen in einen Café, allein und hab mit meiner Freundin Sue telefoniert, die dich ehrlich gesagt heiß findet. Weißt du sie hat dich ja einmal gesehen. An den Tag auf dem Gehweg."
Chris hatte meine Hand kurz fester gedrückt, als ich sagte Sue fände Nathan heiß. Ich schenke meinem Freund ein beruhigendes Lächeln und lasse dann seine Hand los.
"So Jungs ich hoffe keine Tote zu finden, wenn ich wieder komme", sage ich laut vor mir her während ich mir meine Schlafsachen und Waschzeug zusammen sammle.
Danach werfe ich Chris der sich gerade auf mein Bett setzt (er hat seine 'Schlafsachen' (Boxershorts) schon an) und Nathaniel jeweils einen warnenden Blick zu und verlasse das Zimmer.
Die Dusche war wohltuend gewesen. Kein Wunder heute war es ja auch wieder ausgesprochen heiß gewesen. Mit dem Waschzeug und meinen Sachen von heute betrete ich das Zimmer. Der Anblick, der mich entfängt überrascht mich. Die beiden Kerle sitzen friedlich auf den Betten und nichts deutet darauf hin das es hier eine Prügelei oder Ähnliches gegeben hat. Erstaunlich, erstaunlich.
Ich lächele meinen Freund, der meinen Oberkörper missbilligend anschaut, an. Ich folge seinen Blick. Ah, verstehe. Ich erblicke ganz leichte Umrisse meiner Brüste bei denen man erkennen kann, dass über ihnen nichts ist. Noch einen Nacht mit Büstenhalter wollte ich nicht verbringen, deswegen hatte ich mir keinen neuen angezogen. Die drücken beim Schlafen...
Kopfschüttelnd erwidere ich Chris Blick. Ja okay, es ist nicht klug das zu machen, wenn ein Kerl bei einen im Zimmer schläft, der etwas von einen will...
Na und. Nathaniel wird ja wohl schlecht über mich herfallen und mir die Klamotten deshalb vom Leib reißen. Erst recht nicht wenn mein Freund mit im Zimmer ist. Also Kerle muss man verstehen können... Nenenee.
Mit diesen Gedanken trete ich zum Fenster hinüber und öffne es richtig, denn es ist zu warm im Zimmer, sodass ich die Kühle der Nacht hinein lassen will. Danach bewegen sich meine Beine auf das Bett zu. Dort klettere ich über Chris und lege mich neben ihn. Jetzt gebe ich ihm einen Kuss und flüstere eher für ihn, als um zu verhindern das Mr McKay es hört. Er hört es eh, wenn er will.
"Hab dich nicht so. Ich habe doch ein T-Shirt an."
Ich gebe ihm erneut einen Kuss. Er schnaubt einmal kurz, aber dann sehe ich ihn Grinsen. Gleichzeitig spüre ich eine flüchtige Berührung an meiner linken Brust. Dafür wird der Übeltäter leicht geschubst und bekommt wispernd zu hören:
„Auf einmal ist doch nicht so schlimm.“
Chris fängt leise an zu lachen.
18. Kapitel- Sicht Nathan
Es wird alles schlimmer, aber auch irgendwie auch besser.In ihrer Nähe sein zu dürfen, aber dennoch sie nicht lieben zu dürfen, ist eine Qual.
Warum muss denn alles so kompliziert sein? Sie erinnert sich, aber irgendwie auch nicht. Was ist nur in diesem Leben schief gelaufen?
Rachel verbirgt etwas vor uns, das spüre ich, aber ich weiß nicht was es ist.
Ich kann sie verstehen, denn wieso sollte sie Clary und mir glauben?
Sie will nicht wahr haben, dass unsere Liebe, die sie sich nicht eingesteht, eine Welt retten kann. Wie auch? Rachel kennt die andere Welt nicht, kann sich an so gut wie nichts erinnern. Wenn sie nur alles wieder wüsste. Wie viel das verändern würde. Das Wegbleiben dieses Wissens ist ja auch gefährlich für sie. Was würde zum Beispiel passieren, wenn die Dunklen sie überrumpeln würden und ich wäre nicht dabei? Daran will gar nicht denken.
Die Gefahr für sie und Yuolanda ist ja eine Sache.
Eine andere ist der Schmerz der damit für mich einhergeht. Das ist alles so frustrierend. Mein Herz schäumt über vor Liebe ihr gegenüber, aber ihrs… Eins weiß ich aber. Rachel empfindet etwas für mich, sogar mehr als sie sich selbst eingesteht, dass fühle ich. Jedoch ist da auch noch dieser Chris, der sie wirklich lieben zu scheint, über eine Teenagerliebe hinaus. Wenn Rachels und meine gegenseitige Liebe nicht benötigt werden würde, dann würde ich sie in Ruhe lassen, egal was ich fühle, aber leider geht das ja nicht.
Wütend, wütend auf mich, wütend auf Rachel, wütend auf diesen Chris, wütend auf den Rest der Welt und der anderen Welt schlage ich meine Faust gegen die Wand, die auf Grund meiner Gestaltwandlerkräfte eine Delle mit Rissen drum herum bekommt.
Ich raufe meine Haare und gebe meinen Gedanken weiter nach.
Wie leid mir das tut, was ich am See sagte und das Schlimmste daran Rachel und Chris haben sich wieder vertragen, bevor ich mich entschuldigen konnte und wir uns dadurch vielleicht näher gekommen wären.
Was soll ich nur tun? Die Zeit läuft, das hat mir Clary mehr als verständlich klar gemacht. Ich werde Rachel morgen nach den Spielen mit nach Yuolanda nehmen, da ist es egal ob Clary meint sie damit nicht klar kommen wird. Sie muss den Ort unserer Leben sehen, vielleicht tut sie sich dann sogar erinnern. Morgen ist die einzige Chance sie ohne großen Umstände durch ein Portal zu bringen. Ich bezweifele das sie einen Besuch in meinem Haus In White Lake riskieren würde, um Chris vermutlich eifersüchtig zu machen, aber leider wäre dies das einzige Portal in der Nähe von ihr, wenn sie zu Hause ist.
Hoffentlich wird Rachel mit mir kommen. Dann hätten wir Zeit für uns, sogar ohne das sie Ärger mit ihren ‚Freund‘ kriegen würde.
Ein Gutes hat es, dass Chris wieder bei ihr schläft. So komm ich wenigstens nicht in die Versuchung mich zu ihr ins Bett zu legen und somit die ganze Situation noch weiter zu brechen.
Fürs erste kann ich erst morgen etwas tun, aber dadurch fehlen wieder Stunden in denen wir etwas hätten tun können, um die Probleme in Yuolanda zu kitten. Immer diese Zeit. Zeit die wir nicht haben.
Unter meinen neuen Wutausbruch dürfen ein paar Sachen von mir leiden, die auf den Boden landeten, während ich mir Gedanken machte, unter ihnen auch eine Taschenlampe. Diese fliegt krachend gegen den Türrahmen und ihre Einzelteile verstreuen sich im Raum. Ein Teil landet direkt neben Rachels Reisetasche und beim Aufheben dessen, sehe ich ein silbernes Schmuckstück, das mir sehr bekannt vorkommt.
Hysterisch fange ich an zu lachen. Das ist ja anders als gedacht.
19. Kapitel
Am Morgen des Donnerstags werde ich von etwas geweckt, das sich als Nathan entpuppt. Verwirrt und etwas unsicher blicke ich ihn an, doch dann fällt mir ein, was er gestern am See sagte und mein Blick dürfte nun töten können(wenn das ginge). Gerade will ich schon los wettern, da zeigt Mr McKay neben mir aufs Bett. Ich verstehe, denn dort liegt noch Chris. Der nächsten Geste nach zu schließen, soll ich ihm wohl folgen, jedoch denke ich nicht mal dran. Deshalb schüttele ich nur den Kopf. Ein leises Wispern dringt an mein Ohr:
„Bitte. Wir müssen reden.“
Oh Mann. Der Ton in seiner Stimme.
Geschlagen schaue ich auf meine Armbanduhr, die auf den Nachtisch neben dem Bett liegt. Kurz nach sechs. Chris müsste nun in sein Zimmer.
Okay. Nathan muss weg.
Ich bedeute ihn, dass er sich in sein Bett legen soll und er tut es, ohne mit der Wimper zu zucken. Nachdem ich sicher bin, das er so liegt, wie ein Schlafender es tut, rüttele ich an meinen Freund. Dieser setzt sich ruckartig auf, sodass ich zurück schrecke und mein Kopf schmerzhaft gegen die Wand prallt.
Ich reibe mir die Stelle und sage: "Aua".
Etwas verwirrt schaut mich Chris an bevor er sich entschuldigt, während er mich in den Arm nimmt und auf den Kopf küsst:
"Oh das tut mir so leid."
Nachdem ich Chris in sein Zimmer geschickt hatte, war ich schnell auf die Toilette verschwunden.
Von dort kehre ich nach einer Katzenwäsche nun ins Zimmer zurück. Hier werde ich von einen grünen Gewand und meinen Medaillon baumelnd am Arm von Nathan empfangen. Oh mein Gott. Jetzt gibt es ein Donnerwetter.
"Hiermit werden wir wohl schneller zum Cottage kommen", bemerkt Mr McKay nur.
"Vermutlich".
Nathaniel wirft mir das Kleid hinüber und behält die Kette. Ich schaue ihn kurz scharf an, als Zeichen das er sich umdrehen soll, doch er tut es nicht.
"Drehst du dich mal bitte um?", sage ich mehr, als das ich frage.
Er erwidert und tut nichts.
Okay dann gehe ich eben ins Bad. Denke ich jedenfalls, jedoch hapert es an der Umsetzung, denn ein grüner Schimmer legt sich über die Tür und verschließt sie.
"Nathan was soll dieser Kinderkram. Bist du sauer? Okay dann sei es so. Mir ist das egal, denn ich bin dir nur einer Sache schuldig: ein Danke. Danke, dass du Chris nicht mit deinen Kräften entgegen getreten bist, aber Rechenschaft bin ich dir nicht schuldig. Also lass mich jetzt dieses Zimmer verlassen!".
Er schaut mich weiterhin nur an. Ist sich keiner Emotion schuldig. Hallo?!
Okay...
Dann eben anders. Was solls....
Langsam trete ich auf ihn zu. Während meinen Schritten ziehe ich mir mein Top über den Kopf. Als ich das Kleidungsstück fallen lasse, gleitet Mr McKays Blick über meinen Körper. Er ist abgelenkt. Dies ist nur zu meinen Nutzen. Mit reiner Willenskraft wirble ich die Luft im Raum auf und lasse sie auf Nathaniel gleiten. Dieser fällt zum Glück für ihn auf sein Bett, aber mein Plan ihn eins auszuwischen, indem er mir durchs Portal folgen muss, da ich mit meinen Medaillon in die Welt alleine reise, geht nicht auf. Die Kette befindet sich immer noch in seiner rechten Hand.
Okay neuer Plan. Ich lasse die schon aufgewirbelte Luft auf ihn hinunter und fessle ihn so ans Bett. Dann stürze ich mich, mit dem Gedanken so das Schmuckstück zu bekommen, auf ihn und seine Hand. Er versucht diese fest um das Medaillon zu schließen, doch dieses Spiel habe ich in meiner Kindheit viel zu oft mit meiner Schwester, Freunden und meinen Bruder gespielt und bin...
Mein Bruder. Mein Bruder der vor vier, nein schon fast fünf Jahren starb. Ermordet als er gerade Mal acht Jahre alt war. Der Tod eines Kindes, meines Bruders, der nur stattfinden konnte, weil keine Milch mehr da war und er sie aber brauchte um einzuschlafen...
Ich bemerke nicht mal, dass wir in Yuolanda gelandet sind, sondern lasse mich, mit dem Bild von Alex vor den Augen, zu Boden gleiten. Wieso habe ich solange schon nicht mehr an ihn gedacht? Was für eine Schwester bin ich nur?
Eine schlechte und dazu auch ein schlechter Mensch. Es ist ja schon fast so gewesen, als hätte er nie existiert. Aber das hat er...
"Mama! Rachel hat umgeschaltet."
"Rachel schalt zurück. Du kannst doch später fernsehen:"
Genervt verdrehe ich die Augen.
"Okay Alex. Dann lass uns mal die Welt da draußen unsicher machen."
"Unsicher machen? Wie denn ?".
"Egal", erwidere ich und wuschle durch seine Locken, die seinen fünfjährigen Kopf zieren.
"Rachel! Der Schwarze Mann ist unter mein Bett. Er will mich holen."
Sally hat ihm wohl die Geschichte erzählt, die ich ihr als sie sieben war selbst erzählt habe.
"Keine Sorge Alex. Komm einfach aus dem Zimmer. So ist gut und ich gehe da jetzt rein und verhau den Schwarzen Mann, sodass er niemanden mehr holen kann."
"Ich mach dir deine heiße Milch, so lange kannst du noch lesen."
"Du brauchst mir keine Milch machen, denn Sally hat gesagt die ist für Babys und ich bin doch schon groß."
Ja so groß wie ein Neunjähriger.
"Na gut. Dann geh dir deine Zähne putzen und dann ab ins Bett. Du siehst müde aus."
Zehn Minuten später. "Rachel? Kann ich doch eine haben?".
"Na klar. Komm, wir machen sie gemeinsam in der Küche."
"Oh Alex, denkst du, du schaffst es auch ohne, denn wir haben leider keine mehr und Mama kommt erst in einer Stunde und Papa noch später."
Er schaut mich mit weinerlichen Augen an und schüttelt den Kopf.
"Bitte".
"Okay ich fahr schnell mit dem Fahrrad zum Tante Emma -Laden. Bin gleich wieder da. Du kannst ja solange noch etwas lesen."
"Oh Ja."
Wäre ich bloß nicht gefahren.
Starke Arme umschließen mich und versuchen mir Sicherheit zu geben. Nathan tröstet mich, denn kleine tropfenförmige Gebilde rinnen über mein Gesicht. Ich weine, weine um meinen Bruder, weine weil ich so eine schlechte Schwester bin und so wenig an ihm denke, weine weil der Mörder von Alex nie gefunden worden war und ich ihn nicht einmal suchte. Ich weine und weine.
Ich weiß nicht, wie lange wir da saßen und nichts sagten, doch ich weiß das ich in diesem Moment froh war, das Nathan da war, das überhaupt jemand da war.
Es war das erste Mal das ich um meinen Bruder weinte. Vorher egal wie oft ich trauerte, flossen keine Tränen.
Auch nun sind diese versiegt. Deshalb will ich mich mit dem Bewusstsein, das es Nathaniel ist, der mich im Arm hält, aus dem tröstenden Gebilde lösen, doch ich schaffe es nicht. Schaffe es nicht, da der Wille mir fehlt, denn es fühlt sich einfach richtig an, doch das darf es nicht. Chris ist in meiner Welt und schläft mit der Gewissheit, dass ich später da bin, mit all der Liebe wie zuvor.
„Ähm danke. Du kannst mich jetzt loslassen.“
„Mmh…“, gibt Nathaniel von sich, beweg sich aber kein Stück.
„Himbeere?“, fragt er stattdessen.
Was?! Ääh. Ich mache mich von Mr McKay los und bringe einen Meter zwischen uns.
„Und Granatapfel?“, fährt er fort und jetzt verstehe ich auch…
„Jap, wollte mal ein neues Shampoo ausprobieren, denn ich hab noch nicht den perfekten Duft gefunden.“
Was rede ich denn da? Mit den Tränen müssen wohl einige, wenn nicht sogar sehr viele Gehirnzellen rausgeflossen sein.
„RACHEL?!“, höre ich eine laute Kinderstimme.
Noch bevor die Tür des Schlafzimmers aufgeht, stürze ich zu dieser und öffne sie, um das kleine Mädchen mit der grünlichen Haut und den schwarzen Haaren in die Arme zu schließen.
Wir beide fangen an zu lachen - wie die Kleine mir gefehlt hat, so entsetzlich. Muttergefühle ein Phänomen der Natur, dass sich in unserer Gesellschaft fest integriert hat und wohl auch in mir zu reifen scheint.
„Ella“, murmele ich.
„Tiddles und ich haben dich vermisst. Du warst so lange nicht da.“
Ich müsste mir mal die Umrechnung der Zeit von Yuolanda und der Erde anschauen. Erde zu Yuolanda nach Erde zurück = auf der Erde keine Zeit vergangen und anderes herum? Wie lange ist es her, dass ich hier war? Es waren doch nur Stunden.
„So lange war ich doch gar nicht weg.“
Anstatt Ella meldet sich jemand anderes Jenni, deren Dasein mich auch sehr fröhlich stimmt: „Doch, es waren mehrere Tage, fast zwei Wochen.“
Oh mein Gott so lange.
Völlig verwirrt nehme ich das Mädchen auf den Arm und gehe über den Flur zum Wohnzimmer. Jennifer läuft wenige Sekunden neben mir und schlüpft dann an mir vorbei, um in die Küche zu gelangen.
Ich nehme auf der schwarzen Couch Platz und Ella krabbelt auf meinen Schoß. Ich bin mir sicher, dass sie gemerkt hat, dass ich etwas geschockt bin, aber… Nun weiß ich den Zeitunterschied etwa. Was solls? Eine Menge…
„Und wie gefällt es dir und Tiddles hier mit Jennifer?“, frage ich deswegen.
Das kleine Mädchen lächelt zufrieden und will gerade antworten, als ihr Blick hinter mir hängen bleibt. Als eine Männerhand eine Tasse Tee auf den Tisch stellt, weiß ich auch warum. Nathan- den hab ich vollkommen vergessen.
Ein Wispern dringt in mein linkes Ohr: „Ist das Nathaniel?“.
Ich nicke, setze Ella neben mich auf die Couch und erhebe mich von dieser.
Mit klarer Stimme, die nichts von den, zu dieser frühen Stunde, ertragenden Emotionen in sich trägt, spreche ich: „Ella das ist Nathaniel. Nathaniel das ist Ella.“
Der Blick, der von mir zur Schau getragen wird, soll ihm vermitteln, das alles was er wissen will, später besprochen wird.
„Hier ein paar Kekse konnte ich noch auftreiben. Diese junge Dame hier“, dabei zeigt Jenni auf Ella, bevor sie weiter spricht: „kann mindestens das doppelte ihres Gewichts vertilgen und tut das auch sehr gerne.“
„Ich werde beim nächsten Mal einiges wieder mitbringen.“, das kommt von Mr McKay.
Anscheinend hatten er und Mrs Mathews schon miteinander gesprochen.
„Jenni kannst du bitte den Keksteller bitte mitbringen.“, rufe ich. „Ja, mach ich.“
Auch wenn mich meine Erinnerungen bisher nur im Schlaf überkamen, weiß ich, dass es auch diesmal eine ist. Diese hier scheint noch nicht lange her zu sein. Vermutlich ist sie sogar aus meinen letzten Leben. Ich sitze im Wohnzimmer auf einem kitschigen grünen Sofa mit rosa Rosen. Vor mir auf den Boden spielt ein Mädchen mit blonden Haaren und grünlicher Haut. Ich blicke an mir runter. Auch ich habe grünliche Haut und … einen Bauch, einen Baby-Bauch…
„Wann kommt Daddy?“, fragt mich das Mädchen.
„Clair Schatz schau aus dem Fenster und sag mir was siehst du da?“, antwortet mein Erinnerungsich.
Ich weiß das sie erwartet ihren Vater zu sehen, deshalb fängt sie an zu schreien, als sich winterkalte Finger auf ihre Augen legen. Ein Lächeln stiehlt sich auf meine Lippen, als sich in ihren Schrei ein: „DADDY!“ mischt und sie sich rasch umdreht.
Jennifer kommt ins Wohnzimmer mit einer frischen Teekanne und einen Teller mit Keksen, kaum dass sie die Dinge abgestellt hat, drückt sie mir einen großen weichen Keks in die Hand und formt mit den Lippen: „Für das Baby.“ Ich schenke ihr ein Lächeln, worauf sie mir zunickt. Ein Biss und sie ist zufrieden. Das Gebäck schmeckt gut, aber ein Teil davon raubt mir mein Mann bei einem Kuss.
„Mmh schmeckt gut.“
„Daddy das ist für Mama und meine Schwester!“, ruft Clair entrüstet.
„Brüderchen“, antwortet Nathan. „Schwester.“ „Bruder“. „Schwester“. „Bruder“.
Ich schüttele kurzzeitig meinen Kopf und lasse meinen Blick schweifen, der so gleich von Nathaniel aufgefangen wird.
„Wollen wir kurz rausgehen“, fragt er.
„Äähm klar“, antworte.
Ich hatte es ja auch irgendwie schon erwartet. Ella ist zwar süß, aber ich bezweifele, dass Nathan ein kleines Kind hier erwartet hat.
Wir verlassen das Haus durch ein Zimmer, dass ich noch nicht kenne. Es hat einen Kamin und die eine Wand ist komplett verglast, an der gegenüberliegenden Wand steht ein weißer Flügel. Schade, dass ich nicht spielen kann, doch das lässt sich ja ändern… Nathaniel öffnet eine sehr große Glastür und durch diese treten wir in den Garten. Nicht in der Vorgarten den ja schon kenne, sondern in den richtigen Garten. Dieser hier ist riesig und etwas verwildert, - genau wie ich es liebe. In der rechten Ecke, wo eine Terrasse aufhört stehen Fliederbüsche, zwischen ihnen eine weiße Bank. Weiter hinten kann ich einen großen Teich sehen. Der Rasen müsste mal wieder gemäht werden und bei dem kleinen Rosengarten gehört das Unkraut gezupft. Die Apfelbäume an der linken Seite lassen ihre schwer bepackten Äste hängen – auch sie müsste man sich kümmern…
„Lass uns dort hinsetzen“.
Mit diesen Worten reißt mich Mr McKay aus meinen Betrachtungen. Zu Glück, denn ich darf mich nicht so sehr an diesen Ort hängen. Ich gehöre zu Chris auch wenn das Schicksal das anders sieht. Ich liebe ihn… Nur ihn…
Ohne etwas zu sagen begebe ich mich zu der weißlackierten Bank zwischen den leider nicht mehr blühenden Fliederbüschen. Demonstrativ lehne ich meinen Rücken gegen die Armlehne der linken Seite und ziehe meine Beine mit auf das Holzgestell. Zwischen mir und Nathan ist noch genug Platz für eine Person und dieser Abstand ist mir gerade genug, denn die Bilder, wie ich weinend in seinen Armen lag, blitzen immer wieder in meinen Kopf auf.
Bevor er auch nur den Mund öffnen kann, sage ich: „Ella wird hier wohnen bleiben, egal was du sagst oder davon hältst. Ich mag sie sehr und mit Jenni werde ich sprechen. Notfalls müssen wir jemand anderes finden, der hier bei ihr bleibt.“
Trotzig blicke ich ihn in die Augen. Gerade kommen ich mir gleicher Maßen kindisch und sehr erwachsen vor, - genau wie es als Teenager sein sollte.
„Dagegen habe ich nichts einzuwenden. Im Gegenteil, es ist schön so junges Leben bei uns zu haben.“
Wie redet der den? Ich bin sechszehn fast siebzehn und er doch erst irgendwas um die zwanzig, redet aber…
„Wie alt bist du denn? Du redest ja als wärst du ein steinalter Rentner“, entgegne ich feixend.
Nathan schaut mich an und lächelt, was mich dazu bringt mich etwas zu entspannen.
„Naja als zweiundzwanzig ist schon ganz schön alt, da hast du schon recht. Am besten hilfst du mir noch schnell ein Loch zu graben, sodass ich gleich dort reinfallen kann.“
„Oh mein Gott ich wird bald siebzehn, mein Leben ist fast zu Ende.“
Obwohl das eigentlich gar nicht so lustig war, fange ich an zu lachen und kriege mich gar nicht mehr ein, immer zu wechsele ich die Oktaven meines Lachens und die Nebengeräusche. Kurz bevor fast aufhören könnte, entfährt mir ein Quieken wie das eines Schweines und Nathaniel, der sich die ganze Zeit das Lachen verkniffen hat, bricht in schallendes Gelächter, wo durch auch ich wieder von vorn beginne.
Nach etlichen Minuten mache ich ein paar komische Grimassen, die immer entstehen, wenn ich mein Lachen endlich unterdrücken will und dann ist es wieder still. Keiner von uns beiden rührt sich. Auf Mr McKays Gesicht liegt ein seliger Ausdruck, der mir sehr gefällt, denn ein kleines Grübchen entsteht dabei und seine grünen Augen glänzen, wie zwei Saphire so schön…
Was denke ich denn?! Schnell rufe ich mir Chris‘ Bild vor Augen. Sein blondes, ääh dunkelblondes Haar, die unergründlichen Augen, bei denen man jedes Mal eine neue Farbe entdeckt. Der warme Ausdruck der sich in ihnen schleicht, wenn er jemanden sieht, den er besonders mag. Seine weiche, aber auch fordernden Lippen… Und wie auf Stichwort legt sich ein festes Lippenpaar auf meinen… Festes?!Erschrocken weiche ich zurück und springe fluchtartig von der Bank, doch zwei starke Arme schnappen mich und mit den Worten:
„Nein! Du entgleitest mir nicht wieder.“, legen sich die festen aber auch zarten Lippen sich wieder auf meine.
Sofort sehe ich Chris vor mir und weiche diesmal erneut, aber resoluter von Nathan weg und verpasse ihm eine Ohrfeige.
„Was fällt…“, beginne ich gerade meine Schimpftirade werde aber von einer Mädchenstimme unterbrochen.
„Iih das ist eklig Nathaniel, aber Rachel man schlägt auch niemanden“, spricht Ella und baut sich vor uns wie eine Mutter auf.
Ungewollt lächele ich sie an – sie ist einfach zu süß, und entgegne ihr dann:
„Da hast du recht und wir beide werden keins von jemals wieder machen.“ Ab den und schaue ich Nathaniel scharf an.
Das wird niemals wieder vorkommen… Niemals… Ich liebe CHRIS!p
20. Kapitel
Wir blieben noch zwei Stunden in Yuolanda. In denen sprach ich nur dann mit Mr McKay wenn es wirklich notwendig war.
Ich erfuhr aber eine Menge Neues über das Land und was aktuell so los war. Die Lage mit den Bösen hat sich wohl beruhigt, denn es wurden keine weiteren Angriffe verzeichnet. Der König sei froh darüber, jedoch sei einer seiner Söhne bei einen der letzten Aktivität schwer verletzt worden, lebe aber noch. Mein, oh entschuldigt ‚unser‘, Cottage ist wohl mit einen sehr mächtigen Schutzzauber belegt, der solange hält wie wir leben oder wiedergeboren werden. Also habe ich die richtige Entscheidung getroffen Ella hier her zu holen.
Eine weitere halbe Stunde vergeht und auch wenn es mir für Ella und auch für Jennifer leid tut, will ich nur noch hier weg, denn ich halte diesen verletzten und etwas wütenden Dackelblick von Nathaniel nicht mehr aus. Mann ey… Und zum ersten Mal frage ich mich:
WARUM ICH?!
21. Kapitel
21. Kapitel
„So also, wenn ich das richtig verstanden habe, entspricht eine Stunde in meiner Welt ein Tag in Yuolanda. Also sehen wir uns eine Weile jetzt nicht wieder. Tut mir leid Ella. Ich versuche aber so schnell wie möglich wieder zu kommen, doch jetzt heißt es Abschied nehmen, denn wir haben heute noch eine Menge zu tun.“
Ella zieht eine Schmolllippe und ich streichele ihr über den Kopf. Danach umarme ich sie und sage:
„Auf Wiedersehen.“
Gerade als ich Nathaniel seit einanhalb Stunden das erste Mal wieder ansprechen will, damit seine verfluchte Hand gibt, sagt Mrs Mathews:
„Warte du brauchst ein neues Kleid, das hier kannst du hier lassen. Ich werde es dann waschen.“
„Oh natürlich. Hängen die Kleider im Schlafraum?“, erwidere ich, doch bevor sie mir auf meine Frage antworten kann, läuft Nathaniel los und man hört nur noch:
„Ich weiß genau das Richtige.“
Verwirrt blicke ich Jennifer an. Die schmunzelt jedoch nur und wirkt auf einmal richtig glücklich. Was läuft denn hier? Eine Verschwörung oder was? Ich muss ihr beim nächsten Mal reinen Wein einschenken. Sie macht sich da komplett falsche Hoffnungen.
Nathan kommt überraschend schnell wieder zurück, hält jedoch das Kleid, was er ausgesucht hat, hinter seinem Rücken versteckt und wartet und wartet.
Ich verschränke die Arme vor der Brust, denn ich werde nicht danach fragen, da gehe ich lieber doch selber los und suche mir eins aus.
„Nathaniel McKay nun gib ihr endlich das Kleid. Du machst es ja genauso spannend wie damals und da ist sie dann kurz vorher eingeschnappt abgehauen!“, meckert Jenni ihm an.
Ich lasse mir nicht anmerken, dass ich an der erwähnten keinerlei Erinnerung habe, wie an so vieles anderes nicht.
Nathan grinst und zieht sein Arm mit Schwung herum. Zuerst sehe ich nur etwas zwischen pink und rot und denke bitte bitte nicht pink. Er deutet doch immer an, dass wir uns doch schon über Leben hinweg kennen. Doch…
„Wooow“, entfährt es mir.
Das Kleid hat einen dunklen Beereton mit petrol-farbenden Ornamenten und ist einfach perfekt.
„Gib bitte her“, bringe ich hervor, als wäre das Kleid eine Zuckerstange und ich ein Kind, das diese will.
„Nein“, sagt er und hält es aus meiner Reichweite.
„Bitte, biitte, bittteeeeee!“, quengle ich sehr kindgerecht.
„Mmh okay. Was gibst du mir dafür?“, meint er.
„Ein Danke vielleicht?“, entgegne ich.
„Nathaniel gib ihr bitte das Kleid, es wird so toll an ihr aussehen. Biiittttteee“, quengelt nun Ella mit mir mit, während Jennifer uns nur Kopf schüttelnd und lächelnd zusieht.
„Dafür müsst ihr zwei, aber etwas für mich tun.“
„Okay“, sagen wir gleichzeitig.
„Du“, fängt er an und zeigt auf die kleine grünliche Elfe: „machst wegen deiner Regel von vorhin im Garten eine kleine, wirklich kleine Ausnahme und nennst mich ab sofort Nate.“
Ohne zu zögern antwortet sie: „Ja, okay, Nate. Rachel soll das Kleid bekommen.“
Zufrieden mit der Antwort wendet Nathaniel sich mir zu: „Und du gibst mir einen Kuss auf die Wange.“
Oh, das ist ja nicht schlimm, deshalb beuge ich mich rasch, mit der Absicht ihm einen Schmatzer auf die Wange zu drücken, vor. Ich will dieses Kleid und außerdem sollen Ella und Jenni nicht sehen, wie wir uns streiten. Kurz bevor ich seine Wange berühre legt er die Arme um meine Schultern und drückt mir seine Lippen auf meine. Gleichzeitig lässt er mich formvollendet nach hinten fallen, damit ich ihm auch gar nicht entkommen kann.
Dieser Schuft! - aber was solls. Jetzt bekomme ich wenigstens dieses wunderschöne Kleid. Trotzdem drücke ich ihm meine Fingernägel in die unbedeckten Oberarme. Prompt erscheinen halbmondförmige Abdrücke unterhalb des grauen T-Shirtsaumes.
„Auf Wiedersehen, Jennifer und Ella. Ich muss jetzt leider schnell los, denn in der anderen Welt erwartet mich eine wichtige Aufgabe.“, sagt Nathan schnell, umarmt Jenni, tätschelt Ella auf den Kopf und streicht ihr liebevoll über die Wange.
Mir wirft er ein Lächeln und ein: „Bis gleich“ zu, bevor er an seinen Ring dreht und verschwindet. Ein Ring?! Der war vorhin aber noch nicht da. Und er ist verschwunden?! Wie… Ich hab etwas Grünes aufblitzen sehen…
Natürlich der Ring muss eine Art Gegenstück zu meinem Amulett sein und wird wohl das gleiche können wie mein Schmuckstück. Außerdem, wie soll es anders sein, zeigt er bestimmt, wie ein Ehering, unsere Verbundenheit an, jedoch nur wenn ich wirklich etwa Grünes aufblitzen habe sehen. Hoffentlich nicht, weil wenn doch werde ich die Kette nicht tragen können. Ach Menno.
„Ja ich werde dann auch mal gehen, aber ich komme so schnell wie möglich zurück und dann mit Keksen.“, sage ich, lächele und umarme Ella, die an meinen Kleid gezuppelt hat.
„Bitte so schnell wie möglich.“, antwortet sie mir, bevor ich mich, mit einen seltsamen Blick seitens Jennifer, in meine Welt bewege.
„Sie ahnt etwas“.
Als Antwort bekomme ich ein: „Ich weiß“.
Na super… Und was jetzt…
„Wir müssen es ihr beim nächsten Mal sagen“, bestimme ich.
Mit zusammen gekniffenen Lippen stimmt Nathaniel mir mit einem Nicken zu.
Er tut mir in diesem Moment leid, denn für ihn ist es nicht leicht. Er kann sich ja noch an unsere anderen Leben komplett erinnern und ich bezweifele nicht, dass er mich noch liebt.
Bevor mein Herz, meine anscheinend damit verbundene Zunge und meine rechte Hand von meinem Gehirn gezügelt werden können, liegt meine Hand auf Nathans Wange und mir entfliehen die Worte:
„Ich wünschte ich könnte dich lieben, aber… es tut mir leid“.
Mein Gehirn schaltet sich kurz nachdem ich ihm eine einzelne Träne weggewischt hatte wieder ein und ich nehme meine Beine in die Hand.
Leise wispernd höre ich: „Ich wünsche es mir.“
Nun entflieht auch mir eine Träne –eine.
Ich beschleunige meine Schritte, trotz, dass ich keine anderen Schritte wahrnehme.
Mir fällt die Szene am See wieder ein und die Gefühle die ich dabei empfand. Sie waren so viel einfacher. Hass ist einfach. Hassen… Mir fallen Worte ein, die ich einmal las:
„Man kann nur jemanden wirklich hassen, den man eigentlich liebt.“
23. Kapitel
„Morgen.“
„Morgen Rachel, wo hast du denn deinen Liebsten.“
Welchen? frage ich mich verbittert und schiebe diesen Gedanken sogleich hinfort.
„Der wird wohl gleich kommen, denke ich“.
Ich stelle mich in die Schlange für das Frühstücksbüffet. Eine Stimme flüstert mir Sekunden später in mein linkes Ohr, wobei eine leichte Gänsehaut bekomme:
„Du kannst dich setzen. Ich habe gerade, als du so in Gedanken versunken an mir vorbei liefst, etwas zu essen für dich an den Tisch gebracht. Dafür möchte ich nur ein Danke.“
Ich lächele Chris an und alle Gedanken an Nathaniel sind verschwunden.
„Mein Held“, sage ich, während ich auf die lange Schlange vor mir zeige und küsse ihm dann leicht. Er schüttelt den Kopf und umschlingt mich mit seinen starken Armen. Wir küssen uns stürmisch bis wir von einen Räuspern und den Worten: „Das Zimmer ist um diese Zeit frei“, unterbrochen werden.
Peinlich berührt streiche ich meine Haare nach hinten, nehme Chris‘ Hand und gehe auf unsere Plätze zu. Ich muss mich zwingen keinen Blick zurück zu werfen, denn das wir von ihm unterbrochen wurden, ausgerechnet von IHM, stört mich… und tut mir auch etwas leid, aber wirklich nur etwas…
Du lügst dich selbst an. Du kannst diese Liebe nicht vergessen oder gar abstellen. Sie läuft schon seit Jahren fröhlich weiter- wie ein Uhrwerk… zurzeit ist halt nur ein Zahnrad eingerostet, sagt eine der Stimmen in meinen Kopf. Ich will gar nicht wissen ob es der Teufel oder doch der Engel ist, denn ich will das nicht hören…
„Das sieht lecker aus. Ich danke dir Schatz.“, sage ich und küsse Chris noch einmal.
Die Stimme in meinen Kopf verschwindet. Langsam komm ich mir manchmal vor, als sei ich schizophren. Wer hört noch Stimmen in seinen Kopf??
Das Frühstück verläuft ohne besondere Vorkommnisse. Strategien werden für den heutigen Spieltag besprochen und der Abend geplant – es geht ins Kino. Jedoch will ich Chris später überreden mit mir hier zu bleichen, denn irgendwie habe ich heute Lust auf einen Abend zu zweit. Gerade stelle ich Chris‘ Tablett und auch meins ab, als ich eine Nachricht bekomme. Vielleicht ist es meine Familie, die ich netter Weise mal meldet, denn seit Sonntagabend haben sie dies nicht mehr getan.
„Hey Rachel! Wie geht’s? Hab gedacht wir sind Freunde und da meldest du dich nicht? Also muss ich das wohl tun. Ich erwarte Antwort! Also was ist so bei dir los?- Lissi“.
Ich kann die SMS nicht einmal lesen, da vibriert mein Handy gleich zwei Mal erneut. Was ist denn jetzt los?
„Ray was ist los bei dir. Du meldest dich nicht und wir vermissen dich (sogar Sally auch wenn sie es nicht sagt. Wir rufen heut Abend an. Gruß und Kuss von deiner Familie.“
Oh ich vergaß. Ich sollte mich ja melden, denn sie wollten immer genug Zeit haben für Gespräche und mich nicht stören. Stand in der Nachricht Ray? Nein das kann nicht sein… Okay und die nächste.
„ Sue und Isi in the Haus. Wie kannst du nur Sue alles sagen und mir nicht. Pf Freunde. Tut mir leid Rachel, ich musste es ihr sagen. Haben dich lieb.“
Ich schaue mir die Nachricht meiner Familie noch einmal an, denn der Gedanke an ‚Ray‘ lässt mich nicht los und ich erstarre. Bilder schießen durch meinen Kopf und alle schreien sie Alex, Alex, Alex, Alex…
„Rachel was ist los?“.
Egal wer es ist, ich will seine, ihre Nähe nicht. Ich will allein sein.
„Nichts, alles gut“, antworte ich mit einen gestellten Lächeln und gehe, ohne die Person auch nur erkannt zu haben.
Meine Beine bewegen sich aus dem Gebäude und hin zu den Wäldchen, dass ich das letzte Mal betrat, als Nathaniel mich dort fand. Ich laufe und lauf bis ich eine Trauerweide auf einer Lichtung entdecke. Eine ähnliche steht auch zu Hause im Garten – in White Lake wie in Yuolanda, doch das nehme ich nur am Rande wahr. An ihr lasse ich mich nieder.
„Na kleines Mädchen. Seit damals bist du gewachsen. Denkst du grad an deinen Alex? Soll ich dich trösten? Oder wir beide schwelgen In Erinnerung… Er war ja ein so süßer Junge.“
„Was?!“, zische ich noch bevor ich mir die Wörter überhaupt durch den Kopf habe gehen lassen, denn ein Wort hörte ich auch so raus. ALEX!
Ich erhebe mein Kopf und erblicke einen absurd schönen Mann, der am besten gleich wieder verschwinden kann, doch er sagte Alex… Er kommt mir bekannt vor, aber ich kann nicht bestimmen woher…
„Du hast schon gehört. Ist ein liebes Kind gewesen. Hat Sport geliebt. Ein typischer Junge halt.“
Wutschnaubend erhebe ich mich schnell und trete an den Mann heran… Irgendwas stimmt mit den nicht und das nicht nur, weil er so über meinen Bruder spricht. Er wirkt unmenschlich…
Ohne auf seine provokativen Anspielungen einzugehen frage ich ihn:
„Was bist du?“.
Dieser Kerl fängt an dreckig zu grinsen und geht einen Schritt auf mich zu, doch ich weiche nicht.
„Zuerst nenne ich dir meinen Namen, da du mich anscheinend nicht mehr erkennst. Ich bin Ethan Whate.“
Da ich meinen Kopf heben muss, ist er wohl größer und ich erkenne sehr wohl, dass er anders ist. Dieser Ethan hat dieselbe Haut wie Clary. Etwas sagt mir, er ist ein Vamp.
Mit der Erkenntnis trete ich ein Schritt zurück und rufe stumm die Elemente…
„und dein zukünftiger Ehemann.“
Schon bekommt er einen Schlag Luft in den Bauch und verzieht das Gesicht. Danach reiße ich ihm den Boden unter den Füßen weg, sodass er fällt, nur damit ich die Erde um seine Beine schließe.
„Was soll das denn mein Engel. Solltest du nicht stürmisch „Ja“ sagen und mir die als Dank die Klamotten vom Leib reißen wollen? Ich hab mir das so schön ausgemalt.“
Was?! Dieser… Ruhig, das will er ja nur. Ich rege mich ab und lasse mich wieder an der Trauerweide nieder. Was will der Kerl? Mein Blick geht zu ihm, wie er da am Boden liegt und sich auf seine Ellenbogen stützt, als… Als wäre das hier ganz normal.
Zuckersüß schaue ich ihn an und spreche:
„Natürlich Schnurzelpurz. Willst du es schnell und hart oder langsam und sanft?“.
Mich hat eine Ruhe erfasst. Eine Ruhe, die so alt scheint wie das Leben, aber auch kalt berechnend, - so kenne ich mich nicht, doch in diesen Moment ist es mir recht, sogar mehr als das.
„So kann ich dich doch gar nicht verwöhnen. Lass mich frei. Du wirst es nicht bereuen.“
Diesen Ausdruck in seinen Augen. Ethan Whate meint es wirklich ernst. Ein kranker Vampir… Ob es auch für Übernatürliche Anstalten gibt?
Ich lächele ihn sanft an, bevor ich sage:
„Lassen wir dass, oder? Also Ethan Whate verrate mir doch, woher du mich kennst. Noch wichtiger jedoch: Woher kennst du meinen Bruder und wer gibt dir das recht über ihn zu sprechen?“. Letzteres schrie ich eher, kurz nachdem ich uns in eine Luftkugel einschloss.
Alles in mir funktionierte automatisch…
Mir schießt ein Bild in den Kopf.
Unberührte Natur. Ich. Mein altes Ich. Ein unförmiges, altwirkendes Kleid. Feuerball in der einen. Wasserball in der anderen. Ein kleiner dunkelhaariger Junge steht vor mir und versucht es mir gleich zu tun. Ein Mann steht in unserer Nähe und betrachtet uns liebevoll. Mein Herz zieht sich dabei zusammen. Ich liebe ihn nicht und das tut mir von ganzen Herzen leid.
Ich schüttele langsam meinen Kopf. Kein Wunder dass ich die Elemente so schnell bedienen konnte und mir so sicher im Umgang bin. All die Leben… Und die Menschen, Kinder. Was geschah mit denen? Nein, raus aus den Gedanken…
„Erkennst du mich denn immer noch nicht? Damals habe ich es ja noch verstanden auch wenn ich sehr wütend war, aber jetzt? Tust so dumm oder bist du es?“.
„Vielleicht bin ich dumm, denn ich erkenne dich wirklich nicht. Du musst jedoch auch wissen, dass ich nicht all meine Erinnerungen habe.“
Wütender sollte ich wirklich nicht werden. Das mich das Thema, Alex, so sehr aufregt, ist schon genug. Ich weiß nicht, was passiert, wenn ich mich selbst auch noch beleidigen lasse.
Meine Worte werden anscheinend erst nicht erhört, da dieser Ethan wieder zur einer Tirade Luft holt: „…“, doch dann tritt eine Mischung aus Unglauben und Erkenntnis in sein Gesicht.
„Aber“, fängt er an und bricht wieder ab.
„Ich weiß zwar, das ich all meine Erinnerungen haben sollte, da ich auch ein ‚Wesen‘ bin, doch dieses Leben ist eh anders als all die anderen. Nathaniel ist auch ein Wesen.“
Ich versuche mich zu erklären, denn sein Gesichtsausdruck rührt an meiner Mitleidstrommel umher.
Ohne, das ich zunächst den Zusammenhang erkenne, sagen wir beide:
„Es tut mir leid“.
Verdutzt blicken wir uns an. Was tut ihm denn bitte leid? Etwa die Beleidigungen? Was mir Leid tut, habe ich vor ein paar Augenblicken erkannt. Ein Mann den ich nicht liebte, aber sollte. Ein Mann der mich liebte, während ich einen anderen in mein Herzen schloss. Ein Mann wie Ethan Whate. Ein Mann wie Nathaniel McKay. Die Geschichte wiederholt sich.
Ich erkenne Schmerz in den Augen meines Gegenübers. Schmerz, wie schon all die Jahre zuvor, als er erkannte, dass ich ihn nicht aus Liebe heiratete, jedenfalls nicht aus solch einer großen Liebe, wie er sie mir entgegen brachte. Ethan, eigentlich Ephraim war mein erstes Leben und ich verließ ihn und… unseren Sohn Mikael, für Nathaniel. Ich erinnere mich wieder ganz an dieses Leben.
Er spricht nicht weiter, deshalb erhebe ich meine Stimme wieder:
„Es tut mir leid, Ephraim.
Es tut mir leid, dass ich dich nicht lieben konnte, wie ich es hätte tun sollen, auch wenn du eines der besten Dinge warst, die mir meinen Leben geschehen sind.
Es tut mir leid, dass ich mich jetzt erst erinnere.
Es tut mir leid, dass ich dich und Mikael verließ.
Es tut mir leid, dass ich nicht mehr gebührend an euch dachte.
Es tut mir leid, dass ich mich nicht danach erkundigte, wies es euch erging.
Es tut mir leid, dass ich dich in all den anderen Leben so herzlos abwies.
Es tut mir leid, dass ich dir dein Herz brach.
Es tut mir leid…“.
Meine Stimme verliert immer mehr an Klang, bis ich den letzten Teil nur noch wispere.
Ich weiß nichts mit mir anzufangen in diesem Moment. Ethan schaut mich nur voll Trauer an, doch ich wage es nicht, ihn zu berühren. Es wäre nicht richtig.
Weinen tue ich auch nicht, denn dafür bin ich gerade nicht in der Lage. Dafür bin ich zu wütend -wütend auf mich selbst. Ich vergrabe meine zu Fäusten geballten Hände in den Taschen meiner dünnen Stickjacke, die ich mir heut früh über mein blaues Top zog und warte auf eine Reaktion seitens meines Gegenübers.
Ohne mein zu tun, bleibt die Kugel aus Luft um uns erhalten. Die Elemente spüren wohl, dass ich sie brauche. Nicht auszudenken, was geschehen würde, wenn uns einer der beiden anderen Jungs entdecken würde. Sie würden im Moment nur stören und eine verkorkste ‚Liebesbeziehung‘ reicht mir auf einmal.
Ich werde noch wütender auf mich selbst. Ein Gedanke fliegt schreiend in meinen Kopf umher und penetriert meine Nerven.
„ICH MACHE IMMER WIEDER ALLES KAPUTT.“
Als wäre dieser nicht schon strapaziös genug, gesellen sich weitere dieser Art hinzu:
„ICH BIN EIN EGOIST!“ „Menschen, Wesen leiden wegen mir“. „Ich bin schlecht für sie.“
„ICH! ICH! ICH! ICH, ich bin ein Jammerlappen und denke nur an mich.“
„Wie geht es Mikael?“, frage ich, um mein Ansehen vor mir selbst zu bessern, die Stille zu brechen und weil es mich wirklich interessiert, auch wenn nicht als Mutter.
Ich höre ein Wispern, doch erkenne ich die Worte dahinter nicht. Das Geräusch verstärkt sich und mein Herz stolpert.
„Er ist tot.“
24. Kapitel
TOT?! Wie kann das sein? Er ist doch ein Vampir gewesen, ein ganzer, denn in diesem Leben war ich auch einer, auch wenn ich zusätzlich Wasser und Feuer beherrschte.
„Das kann nicht sein. Wie? ...“, ich stoppe, denn ich habe genug damit zu tun, meine Tränen zurückzudrängen. Es wäre egoistisch zu weinen. Ich hatte ihn ja verlassen, sogar freiwillig.
„Es tut mir leid, es tut mir leid…“.
Ich weiß nicht, was ich tun soll. Alles ist so verwirrend. Ich wünschte, ich hätte nur ein Leben gelebt. So viele Menschen und andere Wesen sind gestorben und alle haben sie etwas gemeinsam, - sie kannten mich. Dieser Nenner gefällt mir nicht und es gefällt mir auch nicht, dass ich mich an alles, an alle erinnern kann. Ich würde ihn gerne in den Arm nehmen. Ihn trösten.
Ich trete zu Ethan, der seinen Kopf in seinen Händen vergraben hält. Gerade will ich ihn fragen, ob ich es denn darf, doch da schlingt er schon seine Arme um mich.
„Bitte lass mich nicht wieder zurück. Ich erwarte auch nichts von dir. Nichts, was du mir nicht zu geben vermagst.“
Meine Hände streichen automatisch über seinen Rücken. Er weint zwar nicht, aber ich weiß, dass er die Nähe gerade braucht…
Er soll bekommen, was er will.
Wäre ich damals nicht gegangen, wären wir immer noch zusammen. Vampire leben ewig, außer sie wollen sterben oder werden umgebracht.
Warum habe ich mich damals für einen Menschen entschieden? Warum für Nathaniel? Die Antwort Liebe.
Ethan löst sich auf einmal von mir und tritt einige Schritte zurück.
„Rachel, Rahel, Ich muss dir etwas sagen. Ich muss mich entschuldigen. Als Mikael vor fünf Jahren starb, ohne dich je wieder gesehen zu haben, war ich so wütend. Wütend auf dich, auf Nathaniel, aber am meisten auf mich, da ich dich habe gehen lassen, - ohne ihn. Ich konnte meine Emotionen nicht mehr unter Kontrolle halten. Irgendwie musste es mir aber gelingen. Für Selbstmord war ich zu feige. Nathaniel war nicht auszumachen. Nur du, mit gerade mal unschuldigen zwölf Jahre und einer glücklichen Familie warst zu finden. Es tut mir leid. Ich war geblendet von meinen Selbsthass und danach wieder zu feige. Es tut mir leid.“
Er rang die ganze Zeit mit seinen Händen und jetzt wirft er sie über seinen Kopf. Ethan sieht verzweifelt aus, aber ich komme nicht dahinter, was er mir sagen will. Verwirrt blicke ich ihn an, worauf er mir die Antwort auf meine stumme Frage gibt.
„Rahel ich habe deinen Bruder.“
Es scheint als seien alle Geräusche dieser Welt verloren. Ich höre nichts. Auch fühle ich nichts, oder habe jeweilige andere Emotionen. Es ist als würde ich mich selbst verlieren und gleichzeitig wieder finden. ALEX! ALEX! Alles in mir schreit seinen Namen.
„Wo ist er? Geht es ihm gut?“, frage ich.
Kein ‚Wieso?‘ oder ‚Du Schuft‘, geschweige denn andere Beleidigungen. Es zählt nur Alex.
„In meiner Burg in Schottland. Du weist welche, die in der wir lebten. Ich bin immer noch Laird. Nirgends kann man länger leben, als in einer solchen Burg. Und ja es geht ihm gut.“
Mich interessiert das Drumherum nicht.
Es zählt nur Alex. Es geht ihm gut. Er lebt. Es geht ihm gut. Er lebt, ist nicht tot.
Einen kurzen Moment lang ist es still, dann erhebe ich wieder das Wort.
„Das trifft sich gut. Hiermit sage ich dir, dass ich für einen Monat dieses Sommers bei dir leben werde. Ich hoffe für dich, es geht ihm gut und er erfreut sich bester Gesundheit. Außerdem würde es dir zu Gute kommen, wenn ich ihn als Mensch antreffe. Ich werde nun gehen, bevor ich gesucht werde. Sollte Alex ohne dich auskommen bleibst du in meiner Nähe, sodass ich mit dir in Kontakt treten kann, wenn nicht lassen einen deiner Vertrauten hier.“
Ich gehe wirklich. Alles in mir will vor Freude schreien und weinen, aber irgendwie fühle ich mich auch seltsam stumpf. Als ich die Tür des Internats erreiche, lasse ich den Wind noch Ethan meine Gnade zu Teil werden:
„Wir taten es wegen Mikael. Du entführtest meinen Bruder und ich verzeihe dir und hoffe, dass du nun wieder zu den guten Teil meines Lebens wirst.“
25. Kapitel
Ich warte nur noch darauf, dass der Zusammenbruch kommt. Mir fehlt jemand, den ich all das erzählen kann. Bisher hatte ich bei niemanden das Gefühl, das zu können. Nicht bei Sue. Nicht Isi. Nicht meine Familie. Nicht Chris. Nicht Nathaniel. Die einzige, die bleibt, ist Jenny…
Spontan beschließe ich nach Yuolanda zu gehen. Nur kurz. Niemand muss es erfahren. Ich schleiche mich ungesehen in mein Zimmer. Kein einziger Gedanke, außer Yuolanda ist in mir. Im Zimmer schnappe ich mir meinen Preis vom Ringen mit Nathaniel. Das petrolfarbende Kleid. Ich liebe es.
Ich habe Jenny nichts erzählt, erfreue mich lieber an die kleine süße Ella.
„RACHEL!!“, ruft mich Ellas Stimme, doch ich gebe mich nicht zu erkennen. Zu lustig ist es mitanzusehen, wie sie immer wieder unter mir her läuft. Nur noch ein wenig, denke ich mir. Sie wollte ja unbedingt die Erste sein, die zählen muss, doch nun erbarme ich mich. Ich kichere extra etwas lauter und sogleich blicken mich zwei Kinder Augen an.
„Gefunden, gefunden. Ich hab dich gefunden“, singt sie und klettert zu mir hinauf.
Gerade als sie bei mir ankommt, höre ich eine zweite Stimme mich rufen:
„Rachel? Wo bist du?“.
Nathaniel. Na toll. (hust hust) Ich lege meinen rechten Zeigefinger auf meinen Lippen und zeige Ella damit, dass sie leise sein soll. Sie grinst mich nur an. Dann beobachten wir beide, wie er den Garten absucht und immer wieder unsere Namen ruft und schließlich auf den großen Apfelbaum, auf dem wir sitzen, zukommt.
„Ich weiß, dass du und Ella hier irgendwo seid. Ihr könnt euch nicht verstecken. Ich rieche euch.“
Gespielt empört schnaube ich und entgegne:
„Hey, soll das heißen wir stinken?“.
Natürlich weiß ich, dass er es nicht so gemeint hat, sondern nur seine Gestaltwandlerkräfte meint, aber es ist schon witzig mit anzusehen, wie Nathan sich nun windet.
„Äh… so hab ich das nicht…Ach Rachel du weist ganz genau, wie das gemeint war. Du riechst einfach wunderbar… Egal.“
Das wollt ich gar nicht wissen… Ella verrät uns, da ihr ein Grunzen entfährt, da sie ihr Lachen unterdrücken wollte.
„Da seid ihr. Na los kommt runter. Ich muss mit Rachel sprechen und Ella, dir habe ich Kekse mitgebracht.“
So schnell, wie die Kleine unten war, konnte ich nicht mal gucken. Verräterin. Ich begebe mich auch nach unten, indem ich direkt vor Nathaniels Füße springe.
Ganz lässig frage ich: „Na, was ist los?“.
Er findet das Ganze wohl nur halb so amüsant, denn er brüllt mich an:
„Wo warst du? Wo warst du bevor hierher gekommen bist? Du warst eine ganze Stunde nicht auffindbar!“.
Mir entweicht die Luft, als wären es keine Worte gewesen, die er mir entgegen geschmettert hat, sondern seine Faust. Es ist aber nicht nur die Wut, die mir entgegen kommt, sondern auch seine Besorgnis und auch ein wenig Verzweiflung. Mein Herz will wieder die Oberhand gewinnen, doch ich lasse es nicht zu. Ich liebe Chris. Ich liebe Chris. Ich liebe Chris. Immer wieder spreche ich diese Worte, wie ein Mantra. Unterdrücken sogar das ‚Ich wünsche es mir‘, das in meine Gedanken will.
Ich liebe Chris.
„Seit einer halben Stunde bin ich hier und vorher war ich im Wäldchen beim Internat, also keinen Grund zu Sorge.“
Meine Stimme lässt nichts von den Geschehnissen erahnen, jedoch habe ich Mr McKay unterschätzt. Ihn und seine Kräfte.
„Ich rieche einen Mann an dir.“
Zu meinen Erstaunen zucke ich weder zusammen oder lasse mir anders etwas äußerlich anmerken.
„Du wirst es eh erfahren. Erinnerst du dich an unser erstes Leben?“.
Ich werde es ihm erzählen, denn er soll wissen, dass ich meinen Bruder gefunden habe, dass mein ursprünglicher Ehemann wieder an meiner Seite wandeln will. Alles…
„Ja. Ethandiel Whatefield. Was ist mit ihm?“.
Ah genau so hieß er früher einmal.
„Heut zu Tage nennt er sich Ethan Whate.“, antworte ich und fahre sogleich fort, ehe er einen Reaktion darauf zeigen kann:
„Er hat mich im Wald abgefangen und bevor du dir jetzt Sorgen machst… Auf mich ist er nicht mehr wütend. Wir haben uns ausgesprochen.“ Mehr oder weniger.
„Vorher hat er mir aber noch gesagt, dass mein Sohn Mikael tot ist, dass er wütend auf sich, dich und mich war, dass er meinen Bruder Alex entführt hat, dass dieser noch lebt, dass er in Schottland ist, dass ich ihn besuchen kann, dass Ethan wieder an meinen Seite seien will.“
Ich hole einmal tief Luft, da ich das während dem Erzählen nicht gemacht hatte. Gedanklich gehe ich kurz durch, ob mir noch was entfallen ist, aber mir fällt nichts ein. Nun herrscht eine drückende Stille und wir beide stehen, wie festgewachsen unter dem Apfelbaum. Als Nathaniel seine Mund öffnet und anfängt zu sprechen:
„Du hast einen Bruder?“, bin ich etwas perplex.
Ich hatte mit allen möglichen Fragen gerechnet, aber mit dieser…
„Ja, auch eine Schwester, falls du ihrer Existenz nicht mächtig bist. Also jedenfalls er gilt seit fast fünf Jahren als tot.“
Für alle, außer für mich. Mir wollte der Gedanke nie passen. Etwas sagte mir immer: ER LEBT. Eine Art Verbindung.
„Er hat ihn also als Ersatz für seinen Sohn gekidnappt?“.
Als Ersatz? Vielleicht. Ich tendiere eher zu Rache oder eine Art Ausgleich. Ich beginne im Kreis zu laufen. Eine Angewohnheit, die mich oft in Situationen überfällt wie diese. Situationen, die ich meiner nicht mächtig genug fühle.
„Unser Sohn. Ich denke er wollte mir, der Person von damals auch Schmerz beibringen. Er dachte ich könnte mich an alles erinnern und würde ihnen wieder den Rücken zu kehren, wieder zu dir zurückkehren.“
Das ist eines der wenigen Gespräche, vielleicht das erste, wo wir uns nicht streiten, er mir Befehle gibt, an meine Liebe zu Chris zweifelt, keine Annährung beabsichtigt oder sonst etwas tut, was die Kluft zwischen uns eigentlich nur vergrößert.
Eine viel zu lange Zeit bleibt es still zwischen uns, aber ich bin gerade zu egoistisch, um mich in ihn hineinzuversetzen. Ich beschließe zurück in unsere Welt zu gehen und meine Familie zu kontaktieren. Ich habe ihre Anrufe verpasst und dann wie für mich üblich vergessen zurückzurufen.
„Ich gehe zurück in unsere Welt. Du weist ja wie du zurückkommst. Grüß Jenny und gib Ella ein Kuss von mir.“
Gerade als ich verschwinden will, blickt Nathaniel mich an und seine nächste Worte sind so voller Schmerz, sodass sie, wie ein Dolch in meinen Herzen wirken:
„Ich will nicht zurück. Hier habe ich wenigstens das Gefühl du gehörst mir. Das hier ist UNSERE Welt. Die andere ist deine und CHRIS‘. Dort gehört dein Herz nur ihm. Ich will nicht zurück und ich kann nun wirklich verstehen, wie Ethandiel sich damals fühlte.“
Bevor ich irgendetwas Unüberlegtes tun oder sagen kann, „beame“ ich mich zurück in CHRIS und meine Welt.
Und dann soll ich heute noch ein Volleyballturnier bestreiten. Finale oohohoh.
26. Kapitel
Das Gespräch mit meiner Familie, besser gesagt meiner Mom, war sehr beruhigend aber auch aufreibend. Ich werde es ihr irgendwann erzählen müssen, ihnen allen, einfach alles.
Gerade muss ich mich aber auf das letzte Spiel des Turniers konzentrieren, denn wenn wir dieses auch gewinnen, sind wir die Meister.
Etwas Einfaches und rein positives.
Chelsea wirft den Ball an und ich schicke ein Stoßgebet, dass sie ihn sauber herüber bringt und es klappt. Er fliegt hinüber und wird scharf zu uns herüber gespielt. Linda streift ihn knapp. Ich will diesen Ball nicht verlieren, denn dann würde ein Gleichstand herrschen und das bei dem Satz- und Spielball. Mit Schwung schmeiße ich mich in die Flugbahn des Balles und erreiche ihn, bevor ich sehr elegant den Boden knutsche. Ich bleibe liegen und lache einfach. Bemerke dabei aber nicht, dass zwei Gestalten auf mich zu rennen.
„Alles okay?“ und „Hast du dich verletzt?“, erschallt es dann aber von zwei verschiedenen Personen.
Der letzte Ball. Endlich ist diese Woche vorbei. Ohne die beiden Stimmen zu beachten, richte ich mich auf und schaue meine Teamkameraden an. Sie wissen, was ich wissen will. Sie wissen, dass es mir gut geht. Wie auf einem unsichtbaren Zeichen hin recken die Mädels alle ihren rechten Daumen hoch.
GEWONNEN.
Ich bin glücklich. Glücklich über den Sieg. Glücklich darüber, dass diese Woche zu Ende ist. Glücklich darüber nach Hause zu kommen, auch wenn ich dort alleine bin. Glücklich darüber allein zu sein.
Ohne die anderen zu beachten gehe ich zu dem Internatsgebäude. Die Siegerehrung wird eh erst in einer Stunde sein, das wurde uns vorhin gesagt. Ich bin einfach müde. Ich bin es müde so vielen Menschen weh zu tun.
Alles was ich nun noch will ist eine kalte Dusche und die paar Wochen bis zu meinen Abflug überstehen.
Schottland, ich komme. Alex, ich komme.
„Rachel!“.
Schon öffnete sich die Tür. Das kann doch nicht sein ernst sein. Gerade bin ich erst aus der Dusche gekommen und dort war ich auch nur zehn Minuten.
Ich drehe mich nicht um, sondern such einfach weiter, mit nur einem Handtuch bekleidet, nach Kleidung, die anziehen will. Für einen kurzen Moment könnte man denken, er wäre nicht mehr Zimmer, aber dann erklingen leise, aber sichere Schritte. Als diese verklingen spüre ich die Hitze eines anderen Körpers an meiner Kehrseite und ein Kribbeln durchfährt mich. So eingeklemmt zwischen dem Bett und dem anderen Körper überfährt mich eine Gänsehaut. Das darf nicht sein.
„Nathan, geh bitte ein paar Schritte von mir“, flüstere ich heiser mit einer leicht angerauten Stimme, die Zeichen meiner leider vorhandenen Begierde ist.
Das darf nicht sein. Ich liebe Chris.
Eine kleine fiese Stimme in mir wispert mir auf diese Gedanken hin zu:
„Aber wieso reagierst du dann so auf den Mann hinter dir? Er kann dich nicht kalt lassen. Er war die Liebe deiner Leben.“
Ich schüttele leicht meinen Kopf und wiederhole mein bekanntes Mantra. Ich liebe Chris. Ich liebe Chris… Ich weiß, dass es so ist, aber wie diese fiese Stimme in mir schon festgestellt hatte, lässt mich Nathaniel McKay nicht kalt.
„Ich finde es aber eigentlich ganz prickelnd hier. Du nicht auch?“.
Seine Stimme ist rau und wie es mir scheint voller Verlangen und sogleich stellen sich wieder alle Härchen an meinen Armen auf.
Ich muss ihr weg. Ohne zu überlegen, versuche ich nach hinten auszuweichen. Diese Reaktion bereue ich zu gleich, denn Nathan ist nicht zurückgewichen. Nun drückt sein Becken nur noch fester gegen meinen Po und sogleich denke ich mir:
„Ach du Scheiße“.
Sein guter Freund scheint sich über meine Aktion zu freuen, denn er drückt sich gegen mich. Eine Röte steigt in mein Gesicht. Ich bin zwar nicht prüde, aber… immer noch Jungfrau und diese Reaktion sollte nicht von ihm kommen. Nicht von Nathaniel. Nicht von einem Mann, den ich nicht begehren will. Nicht von einem Mann, den ich nicht liebe, wie irgendwann zuvor.
Mein Hirn schaltet sich wieder ein und erkennt, dass es nicht nur nach vorn oder hinten zum Ausweichen gibt, sondern auch links und rechts. Als nächstes empfangen auch meine Beine diese Botschaft und schreiten nach rechts Richtung Tür.
Weg! WEG! Einfach nur weg.
Mit den Sachen in der einen Hand habe ich schon die Klinke der Tür in der anderen. Bevor ich sie aber öffnen kann, werde ich umgedreht und an das Holz gepresst. Nathaniel lehnt sich mit seinem gesamten Körper gegen den meinen. Meine Anziehsachen nimmt er mir aus der Hand und lässt sie auf den Boden fallen. Ich weiß nicht was ich sagen soll, doch ich denke immer noch: WEG! Dieser Gedanke wird auch von McKays kleinen Freund, der sich nun in meinen Unterbauch, knapp unter meinen Bachnabel, bohrt, unterstützt.
Nathan sagt nichts, sondern beginnt einfach mich überzeugen zu wollen, indem er sich langsam meinen Hals hinab zu meinem Dekolleté küsst. Es fühlt sich nicht schlecht an, auch wenn es das sollte. Ich liebe Chris und das sage ich auch laut,
während ich meine Hände gegen seine Brust stemme:
„Ich liebe Chris.“
Eigentlich wollte ich damit erzielen, dass er von mir weicht, doch das tut er nicht, stattdessen schnappt sich meinen Hände mit einer von seinen und fixiert sie über meinen Kopf. Meinen Augen weiten sich ungläubig, doch bevor ich auch nur ein Wort sagen kann, beginnt Nathaniel zu sprechen.
„Komm, wir hätten beide etwas davon… Ihn liebst du vielleicht, aber mich begehrst du. Habe ich nicht Recht? Wenn du mir nicht dein Herz schenken kannst, warum dann nicht das“.
Auf seine Worte hin wandert seine andere Hand meinen rechten Oberschenkel hinauf und wir beide wissen, was sein Ziel ist. Es schmerzt zu sehen, wie er mich einschätzt und Angst steigt in mir auf.
Ich beginne mich zu winden. Ich winde mich, um ihn zu entkommen. Ich winde mich, um mir selbst und der verräterischen Feuchte zwischen meinen Beinen zu entkommen. Das darf nicht sein. Beim letzten Mal habe ich so gefühlt, als ich mit Chris knutschend und fummelnd auf dem Bett lag. Stumme Tränen fließen meine Wangen hinab. Das ist falsch. Ich hasse ihn, will ihn hassen.
Stur unterdrücke ich meine Tränen, denn er ist es nicht wert.
Du bist vielleicht körperlich schwächer als er, aber du hast die Elemente, sage ich mir.
Gefährlich leise flüstere ich ihm zu: „Der Körper begehrt schneller, als das Herz an sich und nun LASS MICH LOS!“.
In meinen letzten Worten lege ich einen kräftigen Windstoß, der meinem Gegenüber von mir stößt. Ich laufe ihm hinterher. Mein Herz schmerzt. Der Teil in ihm, der Nathaniel McKay einen Platz schon nach kurzer Zeit schenkte, schmerzt, als würde er gerade hinaus gerissen.
Einen Schritt vor ihm bleibe ich stehe und sage emotionslos:
„Ich wollte uns beiden eine Freundschaft schenken, doch wie ich nun erkennen muss, war das nicht richtig. Es bringt uns nichts als Schmerz. Nach diesem Tag an, werden wir uns nicht mehr sehen. Ich will nicht dich nicht mehr sehen.“
Mit einem Stechen in meinem Herzen drehe ich mich um, sammle die Kleidung auf und öffne die Tür. Bevor ich heraus trete, sage ich ohne mich umzudrehen:
„Und nur damit du das weißt. Du hattest zwar nicht mein ganzes Herz, aber ein Teil von ihm hat dir gehört.“
Ich schließe die Tür des Zimmers…
Und gleichzeitig schließe ich die Tür zu einem Leben mit Nathaniel McKay drin.
27.Kapitel
Nathaniels Sicht
Bleich und immer noch erregt bleibe ich zurück. Ich verfluche mich selbst für diese verdammte Reaktion. Ich verfluche den Gestaltwandler in mir, der bei ihrem halbnackten Anblick nur schrie:
„MEIN!“.
Auf den Boden sitzend lasse ich mir die Situation nochmal durch den Kopf gehen. Vielleicht finde ich ja etwas, das sie mir zurück bringt.
Ich hatte eine solche Angst, als ich sah, wie sie im hohen Bogen auf den Boden knallte. Mein Blick und meine Sinne waren nur auf sie ausgerichtet, doch was tat
Rachel? Sie lachte, stand dann auf, um ihre Teamkameradinnen anzublicken und ging dann davon. Ich war verwirrt. Ging es ihr gut? ‚Ich muss hinterher‘, schrie alles in mir, doch da war ja noch dieser Chris.
Sein Anblick rief mir ins Gedächtnis, dass Rachel und ich nur Freunde sind – waren. Ich wollte ihn hassen, doch es ging nicht. ‚Er ist wichtig für deine Liebste‘, flüsterte eine Stimme in mir. Diese Stimme ließ mich ihn nicht hassen.
„Lass sie. Sie brauch Ruhe“, sprach dieser mich nun an.
Gerade so konnte ich ein Schnauben unterdrücken, stattdessen nickte ich nur und begab mich zu meiner Mannschaft, die gerade auch ihr letztes Spiel verrichteten, zurück.
Lange hielt es mich dort aber nicht. Sobald der letzte Punkt erzielt wurde, schlich ich mich unbemerkt davon. Mit nur ein Ziel, Rachel, vor Augen erkannte ich das dieser Chris noch spielte und die Mädels meiner Liebsten noch in ihrer Siegerlaune versunken waren. Erfreut begab ich mich auf den Weg zu Rachels und meinen Zimmer. Ich wollte nur wissen, ob es ihr gut geht und vielleicht etwas Zeit mit ihr verbringen und dann das…
Die Tür kaum geöffnet erblickte ich meine Liebste halb nackt, nur mit einem Handtuch bekleidet. Der Gestaltwandler in mir begann sich schlimmer, als noch vor ein paar Tagen am See, dort wo ich sie eincremte, zu regen.
Er wollte sie sich zu Eigen machen. Er war immer noch davon überzeugt, dass sie sein war, dass sie gar keinen anderen lieben konnte.
Der menschliche Teil in mir war nur fasziniert von ihrem Anblick. Sie war so schön, vielleicht sogar noch schöner, als in all den Leben vorher. Ohne es zu bemerken war ich ihr näher gekommen. So nah, dass ich sie berührte und ihr Duft mir allzu deutlich in die Nase stieg. Dieser Duft, der unter diesen Pflegemitteln durchschimmerte. Sie roch nach einer Blumenwiese umgeben von einem Wald.
So rein, so lieblich, so wunderbar.
So wie früher.
Als sie sich auch noch nach hinten bewegte, sicherlich unbewusst, war es auch um meine menschliche Seite geschehen. Der Mann in mir regte sich und mit ihm auch mein kleiner Freund.
Aus Angst sie zu verschrecken, wollte ich mich zurückbewegen, so wie sie es wünschte, doch der Gestaltwandler in mir und der Gedanke, ihr vielleicht nie wieder so nah zu sein, hinderten mich daran. Ich blieb wo ich war und genoss dieses Gefühl, ihren Körper so nah an den meinen. Die Nähe.
Als sie sich dann von mir weg auf die Tür zu bewegte, legte sich ein Schalter in meinen Kopf um. Der Gestaltwandler und die Jahrhunderte, Jahrtausende alte Magie nahm von mir Besitz. Diese Magie die eigentlich vorherbestimmt hatte, dass wir, Rachel und ich zusammengehörten. Diese wollte sie nun gehen lassen und die Instinkte meines Gestaltwandlers stimmten ihr nur zu.
Sie sollte mein sein.
Ich drückte sie an die Tür, wollte immer mehr von ihr spüren und auch in ihren Augen sah ich dieses Verlangen, auch wenn es unterdrückt war. Meine Sinne waren die eines Gestaltwandlers. Dieser wollte sich mit ihr vereinigen, sie als die seine kennzeichnen, jedem beweisen, dass sie seine Gefährtin war…
Und dann diese Worte, die meinen menschlichen Teil auf sehr schmerzlicher Weise
wieder hervorholten. Die Worte, die ein Ende von mir und Rachel beschrieben. Die Worte, die mein Herz zerrissen.
Nein, ich habe keine Chance mehr. Ich habe sie verloren…
Und wie in all den anderen Leben in denen ich sie an den Tod verlor, beweine ich ihren Verlust stumm, doch diesmal ist es anders…
Mein Herz spürt es. Es könnte das letzte Mal sein, dass ich die Chance bekomme, sie zu beweinen.
Ich habe sie verloren. Habe meine Liebste und mein Herz verloren.
Epilog
Wir hatten gewonnen und fuhren nun endlich nach Haus. Chris und ich in einem Auto, so wie es mir richtig erschien. Ich wollte Nathaniel McKay hassen, ihn nie wieder sehen und er hatte es anscheinend verstanden, denn als ich zurück in Zimmer kam, waren er und seine Sachen verschwunden. Mir war es recht so, auch wenn der Schmerz in meinem Herzen etwas anderes erzählte.
Ich hatte eine Freundschaft, die für großes hätte bestimmt sein können, einen Mann der Teil meiner fast vergessenen Vergangenheit war, verloren.
Wieso fühlte es sich so falsch an, ihn von dannen zu schicken?
Er hatte einen Fehler gemacht, aber trotzdem fühlte ich mich schuldig…
Die ganze Fahrt grübelte ich darüber nach. Chris bemerkte zwar, dass mich etwas bedrückte, doch ließ er mir meine Ruhe.
Am ende der Fahrt gab ich ihm einen schnellen Kuss, sagte ihm, dass ich ihm liebte und verschwand in die Stille eines einsamen Hauses und nun…
Nun liege ich hier in meinem Bett und versuche zu schlafen. Mein Körper will die Ruhe, doch meine Gedanken…
Frustriert richte ich mich auf und bitte die Elemente um ein kleines Feuer und es erscheint auf meiner rechten Handfläche. Ich blicke hinein und atme tief ein und aus, immer wieder, bis auch meine Gedanken zu Ruhe kommen.
Seufzend lasse ich die Flamme verschwinden und lege mich wieder nieder und mit einem letzten Gedanken schlafe ich ein… Auch für immer kennt ein Ende.
Texte: KeeleyMae
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Tag der Veröffentlichung: 20.04.2013
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für die Hoffnung. Für die Liebe. Für die Stärke.