„Was soll der Scheiß, Nikki“, schrie ich meine Freundin an. Ich war auf 180. Seit mehr als zwei Wochen war Nikki eiskalt zu mir. Es war nichts mehr von dem Mädchen zu sehen, dass ich einst so geliebt habe.
„Hör auf mich so anzuschreien Sookie. Ich habe doch gar nichts gemacht. Wie du siehst bin ich doch wie immer“, das monotone in ihrer Stimme war nicht zu überhören.
Wütend stürmte ich aus der Wohnung, seit Wochen machte ich das sehr oft. Einst lief sie mir noch nach, doch seit einiger Zeit blieb sie in unserer gemeinsamen Wohnung und wartet einfach so auf meine Rückkehr.
Ich bin damals wegen ihr von zu Hause ausgezogen um bei ihr zu leben. Damit ich zur Wohnung etwas beisteuern konnte, habe ich samstags einen Nebenjob angenommen. Jeden Samstag gehe ich Arbeiten und versuche nebenbei die Schule zu schaffen. Genau ich versuche es, denn seit einiger Zeit lief alles schief und dazu gehörte auch die Schule.
Ich lief zu meinem Lieblingsplatz, eine kleine Brücke über einem reißenden Fluss. Ich setzte mich auf das Holzgeländer. Wenn ich jetzt springe ist alles vorbei... Meine Gedanken waren schon ziemlich lange so düster. Ich war depressiv. Sehr sogar. Nikki war mein Leben und sie ist es selbst jetzt noch. Mit Tränen in den Augen blickte ich auf den reißenden Strom. Hoffte so sehr das mein Handy läuten wird und sie fragt wo ich bin, doch das tat sie seit Wochen nicht mehr. Mir kam es so vor als wäre ich ihr egal. Jeden Tag zerbrach ein Teil in mir. Wie lang genau ich hier saß wusste ich nicht, doch als ich mich auf den heim weg macht, war es schon lange dunkel und schon wieder kam kein Anruf, nicht mal eine Nachricht von ihr. Mit gesenktem Kopf ging ich durch die Straßen zurück zu Nikkis Wohnung. Gerade als ich die Türe der Wohnung öffnen wollte, wurde sie aufgerissen und Nikki stand Wütend vor mir. „Sag mal wo warst du so lange? Ich versuche seit einer Stunde dich zu erreichen, doch es kam immer gleich die Mailbox“, sie schrie mich förmlich an. Bei jedem Wort von ihr wurde ich kleiner und kleiner, bis ich fast in mich selbst zusammen gesunken war. Als sie zu Ende gesprochen hatte blickte ich sie an, in der Hoffnung das ihr Blick wieder sanft wird, doch das Gegenteil war der Fall sie sah mich immer noch so wütend an. Sie packte mich am Arm und zerrte mich in die Wohnung, die Tür schmiss sie knallend ins Schloss. Wie ein ängstliches Kind stand ich vor ihr, sie hat mich zwar bis jetzt noch nie geschlagen, doch in ihrem jetzigen Zustand konnte ich sie so schwer einschätzen. Mit Tränen in den Augen blickte ich Nikki an, doch es kam keine Mucks von ihr. Kein es tut mir leid, rein gar nichts. Das Mädchen das ich einst so geliebt hatte, war sie seit Woche schon nicht mehr. Verzweifelt stürmte ich an ihr vorbei in die Küche, schnappte mir ein Messer uns sperrte mich damit in unserem Schlafzimmer ein. Nikki stand wohl immer noch im Wohnzimmer, denn sie klopft nicht an der Tür. Gerade als ich das Messer anlegen wollte um mir die nächsten Narben zuzufügen, hörte ich wie irgendwas gegen die Mauer geworfen wurde. Vorsichtig verließ ich das Zimmer und sah wie Nikki vor einem zerbrochenen Bild saß, unserem Bild. Ich legte das Messer weg und ging zu ihr. Sie sah mich nicht an, blickte nur auf das Bild. Ihr lief eine Träne die Wange hinunter und das war es auch. „Gefällt es dir wenigstens mich so leiden zu sehen?“ Gerade als ich diese Frage ausgesprochen hatte, habe ich sie auch schon wieder bereut. Nikki sah mich wütend an. „Sag mal spinnst du“, sie schrie mir diese Frage förmlich entgegen. „Nein mir gefällt es nicht.“ Nikki packte grob meinen Arm und brüllte: „Mir gefällt auch nicht das du diese scheiße hier machst!“
Mein Blick blieb gesenkt, doch ich konnte sehen wie Nikki mit Tränen in den Augen auf meinen von Narben übersäten Arm blickte. Leise nuschelte sie die Worte: „Das ist alles meine schuld.“ Ich wollte ihr so gerne sagen, dass das nicht stimmt, doch wir beide wussten das es doch so war. Schweigend stand ich neben ihr. Es war nichts mehr von dem Mädchen über, dass ich einmal war. Ich war schon lange nicht mehr diese Kämpferin, schon lange nicht mehr so wie ich früher war. Nun war ich kaputt, zerstört. Zerstört von der eigenen Freundin, bei der es mir vorkam, als wäre ich ihr an manchen Tagen egal.
Ich wusste nicht wie lange es her war, doch eins wusste ich, sie war nicht mehr das Mädchen in das ich mich damals verliebt hatte. Gestern waren es zwei Jahre. Hatte ich mich in den zwei Jahren so in ihr getäuscht, oder habe ich mich in den zwei Jahren so sehr verändert, dass sie mich nicht mehr ertragen konnte?
Nikkis Hand glitt meine Hand hinunter, sie drückte leicht zu und versuchte meinen Blick zu erhaschen. „Sookie, mein kleiner Engel, du weißt, dass ich dich mehr als alles andere auf dieser Welt liebe. Wieso fragst du mich so etwas?“ Ich brachte auf ihre Frage kein Wort heraus und entzog ihr meine nun zitternde Hand. „I-ich….. Es tut mir Leid“, brachte ich stotternd hervor und stürmte im nächsten Augenblick ins Badezimmer und sperrte mich dort ein. Hinter der Tür ließ ich mich zu Boden sinken und legte die Arme um meine angezogenen Knie. Leise schluchzte ich, und schreckte dann hoch als ich hörte wie die Wohnungstür wütend ins Schloss geworfen wurde. Ich bewegt mich kein Stück, nicht mal als etwas drei Stunden später die Wohnungstür wieder aufgeschlossen wurde. Nikki ging gar nicht in Richtung Bad. War auch kein Wunder, ich konnte an ihrem Schritt erkennen, dass sie mal wieder betrunken war. Jetzt erst recht wollte ich nicht aus dem Badezimmer. Sie war nicht einschätzbar wenn sie betrunken war. Einmal wollte sie mich sogar zum Sex zwingen, seitdem verbarrikadierte ich mich immer wenn sie betrunken war.
Ich verbrachte mal wieder die Nacht im Badezimmer, in der Früh schlich ich mich hinaus, machte mich dann fertig für die Schule und verließ unbemerkt die Wohnung. Es gab Tage wo mir Nikki richtig Angst machte, so ein Tag war dieser auch gewesen. Mit schnellen Schritten lief ich zur Schule, ich war mal wieder viel zu früh dort, doch besser verbrachte ich meine Zeit dort, als in dieser Wohnung.
Die Schule war noch nicht mal offen als ich dort ankam, somit setzte ich mich einfach auf eine Bank auf dem Schulgelände und blickte auf meine Arme. Ich wusste nicht wie viele mich darauf schon angesprochen haben, doch immer hatte ich sie mit einer Ausrede abgeschweift. Einzig und allein meine drei besten wussten in etwa was los war. Gerade als ich daran dachte setzt sich auch schon Meli neben mich. „Na Sook, wie geht’s meinem Engel heute?“
Ich blickte nicht auf und wollte auf ihre Frage nicht eingehen, somit speiste ich sie mit diesen Worten ab: „Nicht erwähnenswert, Mel, wie geht’s dir meine kleine?“
Meli legte mir einen Arm um die Schulter und zog mich an sich. Sie drückte mich fest, da sie wusste was mit mir los war, obwohl alles in mir danach schrie das ich sie wieder weg drücken sollte, weil Nähe für mich im Moment undenkbar war, ließ ich sie gewähren. Wir saßen nur wenige Minuten so da als auch schon Michi und Bell zu uns stießen. Zu dritt waren sie meine drei Schutzengel. Obwohl mir nicht zum Lächeln zu Mute war, brachten mich die drei mit ihrer bloßen Anwesenheit schon zum Lächeln. Wir blieben jedoch nicht lange unter uns, denn schon wenige Minuten später stießen Tom, mein Kumpel und Lisa, unser kleiner Paradiesvogel, zu uns. Tom lächelte sofort Michi an, ich wusste, dass er in sie verschossen war, aber ja das war Tommy, zuckersüß und schüchtern. Lisa war ein kleiner Engel, wortwörtlich. Lisa war die kleinste in unserem Kreis und auch die einzige die Lesbisch war. Meli und ich waren beide Bi Sexuell und der Rest der Truppe Hetero. Wir waren schon ein witziges Gespann. Lisa hatte mal wieder eines ihrer üblichen Outfits am, so farbenfroh. Sie war ein süßes aufgewecktes junges Ding und über beide Ohren in Meli verschossen. Ich musste mir immer das Lachen verkneifen wenn sie sich einfach auf ihren Schoß setzte und rum hüpfte wie ein verliebtes Fohlen. Einfach süß die beiden, sie wären ein tolles Paar, aber beide waren zu schüchtern um den anderen zu sagen was er empfand. Wieso ich es nicht tat? Naja, ein versprechen bricht man nicht.
Bei meiner kleinen Truppe konnte ich immer wunderbar abschalten. Sie ließen mich alle, jeder mit seiner ganz besonderen Art, vergessen was im Moment los war bei mir selbst. Bell und Meli ähnelten mir ziemlich. Sie verstanden mich am besten. Michi hatte immer einen tollen Rat zur Verfügung. Lisa brachte mich ständig zum Lachen mit ihr verrückten Art und Tom, ja Tom war Tom. Man könnte ihn nicht wirklich beschreiben. Er war ein Sportass, jedoch nicht dumm. Manche beschrieben ihn als Streber, aber das war er nicht. Er war einfach schlau. Das tollste an meiner kleine Gruppe war ja, sie waren alle 17 und somit jünger als ich.
Ich wusste nicht wie lange wir so da saßen, aber als die erste Klingel ertönte und die Tür der Schule aufgesperrt wurden, schlenderten wir in die Garderobe zogen uns um, holten uns was zum Frühstück und liefen dann gefühlte tausend Stufen in den zweiten Stock hinauf. In der Klasse angekommen setzten wir uns auf unsere Plätze. Ganz am Fenster saß Bell, daneben ich, dann kamen Meli, Lisa, Michi und Tom. Tom hielt uns sozusagen die ganzen Jungs vom Hals. Er war wirklich ein Schatz. Michi würde einen tollen Fang mit ihm machen. „Also Sook, du kommst doch am Wochenende mit uns in die neue Bar, oder lässt du uns schon wieder hängen, Mäuschen“, fragte mich Tom mit einer gespielt schmollenden Stimme.
„Mäuschen? Schon wieder ein neuer Spitzname für mich, Tomchen?“
Lächelnd zwinkerte er zu. „Ach kleines, kommst du nun mit? Oder muss ich dich mir über die Schulter werfen und entführen, dass du endlich mal wieder etwas mit uns unternimmst?“ Ich musste bei der Vorstellung lachen, doch ich wusste leider, dass er das ernst meinte. Lächelnd sah ich meine Freunde an. „Ihr wisst, ich muss zuvor mit Nikki reden, bevor ich zusagen kann.“
„Ach papperlapapp, du musst gar nichts. Du bist 18 Jahre alt süße. Du kannst selbst entscheiden was du machst und was nicht“, sagte Tom mit vor der Brust verschränkten Armen, das war das Zeichen das er keinen Widerspruch duldetet.
Ich musste leicht lächeln, doch als mein Handy klingelte und ich sah wer mich anrief, verflog dieses Lächeln auch schon wieder so schnell wie es kam. Mit zitternden Händen und viel zu schnell schlagendem Herzen hob ich ab. Sofort hörte ich Nikkis beruhigende Stimme, anscheinend hatte sie wieder einen guten Tag. „Tut mir leid mein Engel, ich hab mich gestern wie ein Arsch verhalten, sobald du heute heim kommst mach ich es wieder gut, versprochen.“
Ich wusste nur zu gut, dass es gelogen war, doch ich stimmte zu. „Okay, Schatz, aber du musst das nicht tun, dass weißt du.“
Die Blicke meiner Freunde verrieten mir sofort was sie von meinen Worten hielten.
„Aber ich will. Ich liebe dich Schatz. Wir sehen uns dann nach der Schule, muss jetzt leider los.“ „Ich dich auch“, mit diesen Worten legte ich auf und stellte mein Handy sofort auf Stumm.
Tom stand im selben Moment auf, als ich das Handy weg gesteckt hatte. Er zog mich vom Stuhl auf und direkt in seine Arme. Mein Kopf sackte gegen seine Schulter und mir liefen vereinzelt Tränen über die Wangen. Er flüsterte leise gegen mein Ohr. „Süße, verlasse sie, sie zerstört dich nur noch. Bitte Sook“, seine Stimme war ein reines flüstern und mit jedem Wort schwankte nur so die Hilflosigkeit mit, weil er wusste was ich darauf antworten würde. „Lieber sterbe ich“, brachte ich mit erstickender Stimme heraus.
Sanft strich er mir über den Rücken, sagte aber nichts weiter. Nach einiger Zeit ließ er mich los und wir setzen uns beide wieder.
Langsam traf der Rest der Klasse auch ein und als das letzte Leuten erklang, kam auch wenig später unsere Mathematik Lehrerin herein. Somit begann ein langweiliger Schultag, doch zum Glück war schon Donnerstag.
Der Tag verging erstickend langsam. In der Hoffnung, das Nikki ihr Versprechen halten würde, freute ich mich schon tierisch auf zu Hause.
Tom redet wie ein verrückter auf mich ein, dass ich doch nicht so naiv sein sollte, doch ich hörte genauso wenig auf ihn wie auf Meli oder Michi. Die genauso auf mich einredeten wie er. Leider vergebens. Ich war blind vor Liebe. Blind vor Hoffnung und am meisten blind vor Verzweiflung. Ich klammerte mich an jeden verdammten Strohhalm, immer in der Hoffnung, dass sie wieder mein Mädchen wird.
In der Pause zwischen Vormittags- und Nachmittagsunterricht kam dann auch schon die befürchte Nachricht von Nikki. Mal wieder sagte sie den Abend ab. Mein Gesichtsausdruck schlief förmlich ein, denn sie sagte wegen IHM ab. Schon wieder er. Ich mochte ihn nicht, kein Stück, die Rede war, von dem Typen, der mir am meisten Angst machte. Groß gewachsen, gut aussehend, durchtrainiert und zu allem Übel ihr alter Schwarm. Ich konnte ihn nicht ab, was mir nicht zu verdenken war, oder? Es war nicht das erste Mal das sie mich, ihre eigene Freundin, wegen ihm versetzte. Die einzige Antwort die ich ihr geben konnte war ein lausiges „Okay“. Es tat weh, es brannte wie Feuer. Ich musste mich beherrschen um nicht in Tränen auszubrechen. Da ich nicht wollte das meine Freunde was bemerkten, versteckte ich meine Trauer hinter meiner gewöhnlichen Maske. Mal wieder tat ich so als wäre alles toll. Es würde keiner bemerken, dafür war ich schon zu gut darin, meinen Schmerz, meine wahren Gefühle zu verstecken. Ich war süße 18 Jahre alt und wollte innerlich eigentlich nur noch sterben.
Mir wurden von Ärzten sogar schon Antidepressiver verschrieben, die ich nicht nahm, sie stehen immer noch ungeöffnet in unserem Medizinschrank. Für mich löste das Zeug keine Probleme, sie betäubten nur. Und betäuben konnte ich meinen innerlichen Schmerz auch anders, dazu brauchte ich dieses Zeug nicht.
Den Rest des Schultages verbrachte ich genauso wie den Anfang, vor dieser Nachricht.
Als die Glocke zum Ende des Schultages läutet, verabschiedete ich mich von meinen Freunden und ging nach Hause, in die leere Wohnung. Meine Schultasche verstaute ich im Wohnzimmer und ließ mich dann mit einer Flasche Jacky und einem Küchenmesser auf das Sofa fallen. Vorerst ließ ich das Messer neben mir liegen und köpfte nur die Flasche Jacky.
Als diese leer war und dieser verdammte Schmerz immer noch nicht weg war, setzte ich die Klinge an meinen Arm und zog sie mit viel Druck darüber. Als ich das Blut sah und das brennen spürte, lief mir einen einzelne Träne über die Wange, doch ich hörte nicht auf, es folgten immer mehr schnitte, es floss immer mehr Blut. Ich hörte nicht mal auf, als ich drohte weg zu kippen. Ein weiterer schnitt hätte noch gefehlt und ich wäre Ohnmächtig geworden, aber genau vor diesen letzten Schnitt wurde ich aufgehalten. Nein nicht von Nikki, von Sam meinem Nachbarn. Er riss mir das Messer aus der Hand und hob mich sogleich hoch und brachte mich ins Badezimmer, dort verband er meinen Arm. Ich saß auf der Wanne und er kniete vor mir. „Sook, was sollte das“, sein Blick bei dieser Frage war so verzweifelt, so traurig, doch eine Antwort brachte ich nicht hervor. Einzig und allein ein leises schluchzen brachte ich zustande. Sam nahm mich in den Arm und tröstete mich. Erst nach einigen Minuten schaffte ich es wieder klar zu denken. Ich drückte ihn leicht von mir und blickte ihn an. „Sag mal, was machst du eigentlich hier?“
„Bell hat mich angerufen, weil du seit einer Stunde nicht antwortest und sie sich sorgen gemacht hatte.“
Ich nickte nur und stand dann mit wackeligen Beinen auf. Sam stützte mich und brachte mich zurück ins Wohnzimmer. Er setzte mich auf das Sofa und setzt sich dann zu mir. Er nahm mich in den Arm und ich lehnte mich Gedankenverloren an ihn. Er strich mir sanft über den Arm. „Ach kleine, wieso machst du so etwas nur, du wärst so viel besser dran wenn du sie endlich gehen lassen würdest.“
Leise nuschelte ich. „Nein, wäre ich nicht, dann wäre ich wieder alleine, sie ist doch mein Leben, meine Seele, meine Partnerin. Ich kann ohne sie nicht, keinen einzigen Tag würde ich überstehen. Sofort würde ich wieder angekrochen kommen. Ich bin keine Kämpferin mehr Sam. Ich bin innerlich Tod. Ein Schatten meiner selbst. Ein kleines verletzliches Kind. Sam verstehe das doch, ich liebe sie.“
Ich wusste selbst, dass meine Worte keinen Sinn ergaben. Sie tat mir weh, Tag ein Tag aus und sie merkte es nicht mal mehr. Trotzdem liebte ich sie noch. Mehr als mein eigenes Leben. Ich war naiv, zu naiv. Selbst jetzt glaubte ich noch daran, dass mein Engel wieder zu mir zurückkommen würde. Tja, ich war blind. Zu blind um zu merken was sie mit mir machte. Lieber wäre ich gestorben als sie zu verlieren.
Sam blickte mich nur mitleidig an. „Irgendwann, meine kleine, wirst du merken, dass deine Worte nicht wahr sind.“ Ich erwiderte nichts auf diese Worte sondern blickte nur in den dunklen Fernseher.
Es war schon ziemlich spät, als Sam wieder in seine Wohnung zurückging. Von Nikki war noch keine Spur. Somit machte ich mich Bett fertig und legte mich dann in unser Bett, alleine.
Am nächsten Morgen, war ich immer noch alleine. Nikkis Seite des Bettes war unberührt. Sie war die Nacht wohl nicht nach Hause gekommen. Ich spürte einen Stich in meinem Herzen, da ich wusste wo sie übernachtet hatte. Mit schweren Herzens stand ich auf und machte mich für die Schule fertig. Den Verband, um meinen Arm, erneuerte ich, weil er Blut getränkt war. Ich hatte mir wohl unbewusst ihren Namen in die Haut geritzt. Mein Herz setzte einen Schlag aus, als ich mich im Spiegel betrachtete. Meine Augen waren total rot, ich musste nachts wohl wieder im Schlaf geweint haben. Seufzend verdeckte ich alles so gut es ging. Zog mich an und machte mich auf den Weg zur Schule.
Bei der Schule ließ ich mich auf die Bank sinken und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Mir war so verdammt schlecht, dass ich am liebsten sofort wieder heimgegangen wäre, doch zu Hause wäre es nicht besser gewesen, da wäre ich auf Nikki gestoßen und ich konnte nicht sagen, wie ich reagieren würde, wenn ich meine Partnerin sehe wie sie fröhlich nach Hause kommt, während es mir beschissen geht und sie es dann nicht mal bemerkt und wenn sie es bemerkt, mich dann dämlich fragt was denn mit mir los sei und wenn ich es ihr dann zu erklären versuche sie es nicht versteht und mich nur dämlich anschaut. Nein da ging ich lieber in die Schule.
Ich war ziemlich in Gedanken versunken, sodass ich nicht bemerkte wie sich Mel neben mich setzte. Sie legte mir eine Hand auf den linken Oberschenkel. Erschrocken blickte ich auf und sah ihr in die Augen. Ohne, dass ich auch etwas sagen musste, wusste sie sofort was vorgefallen war. Gestern konnte ich es vermeiden sie direkt anzusehen, doch jetzt war mir das nicht möglich. Meine Augen verrieten mich immer.
Sie nahm mich in den Arm, doch genau das brauchte ich jetzt gerade am wenigsten. Ich drückte sie leicht von mir und sah sie dann entschuldigend an. Meli nickte nur und sagte kein weiteres Wort. Wir saßen schweigend so da, selbst als die anderen kamen sprach ich kein Wort. Ich fühlte mich so als hätte mir jemand die Stimmbänder entfernt. Schreien, weinen, dass wollte ich, doch ich schaffte weder das eine noch das andere. Still saß ich da und hörte den anderen zu, die immer wieder versuchten mich zum Reden zu bringen, doch auch wenn ich es gewollt hätte, sobald ich meinen Mund aufgemacht hätte, wäre die Fassade gebröckelt und ich in Tränen ausgebrochen. Ja sie hatte mich zerstört. Als alle in das Schulgebäude gingen, blieb ich noch auf der Bank sitzen und starrte auf den Boden. Tom setzte sich zu mir und legte mir einen Arm um die Schultern. „Sookie, vergiss eines niemals. Du bist das wichtigste in unserem Leben. Wir sind eine kleine Familie und die hält zusammen. Hör auf uns was vorzumachen. Wir wissen alle, dass sie gestern mit IHM unterwegs war.“
Erschrocken blickte ich ihn an. „Woher wisst ihr das“, eigentlich brüllte ich diese Frage schon fast. „Süße beruhig dich, bitte.“
Nun stand ich auf. „WOHER WISST IHR DAS“, dieses Mal brüllte ich sie wirklich.
Tom sah mich ernst an. „Sie waren vor der Schule und wollten dich abholen, doch als sie dich nicht fanden, gingen sie wieder. Wir dachten sie würden nach Hause gehen und dich dort abholen, aber wie es aussieht war es nicht so“, gegen Ende hin wurde er immer leiser.
Bei jedem Wort wurde ich immer kleiner, bis ich schlussendlich auf die Knie fiel. Tom stand sofort auf und nahm mich in den Arm, ich brach sofort in Tränen aus und klammerte mich verzweifelt an ihn. Er strich mir über den Rücken und zog mich dann auf die Beine. „Süße, du musst sie gehen lassen.“
Ohne sichtlich er gründlichen Grund wurde ich wütend, ich wusste innerlich das er Recht hatte, doch ich hatte keine Lust mir sagen zu lassen was ich zu tun hatte. Ich drückte ihn etwas von mir und funkelte ihn böse an. „Tom verstehe mich jetzt nicht falsch, aber ich lasse mir von niemanden sagen was ich tun muss und schon gar nicht, wen ich verlassen muss. Es ist lieb von euch gemeint, dass ihr euch Sorgen macht, aber das wird schon wieder. Nikki macht im Moment einfach eine schwere Zeit durch, mehr nicht.“
Tom zog beide Augenbrauen nach oben. „Und du nicht süße? Machst du keine schwere Zeit durch? Geht es dir nicht unter die Haut das Niki dich wie Dreck behandelt? Ist es für dich okay, wenn sie nachts nicht heim kommt und bei ihm übernachtet? Ist es das? Sookie ist es schön für dich so zu leiden?“
Mir blieb der Mund offen stehen, kein Wort kam über meine Lippen, nichts nicht mal ein empörter Laut war zu hören.
„Siehst du? Es macht dich fertig und das weißt du, du willst es bloß nicht zugeben. Du bist blind, kleines. Blind vor Liebe.“
Seufzend blickte ich ihn an. „Tom, sie ist mein Leben.“
Sein Blick verriet mir alles, doch er ließ es auf sich beruhen. Er legte mir einen Arm um die Schulter und wir gingen in die Schule. Wir kauften uns schnell was zum Frühstück und gingen dann in die Klasse hinauf. Viele würden denken so wie er mit mir umging war da was zwischen uns, aber das einzige was da war, war Freundschaft. Tom war wie ein Bruder für mich. Er war zwar etwas jünger als ich, aber er sah es als seine Pflicht mich zu beschützen. Er liebte mich, dass wusste ich, aber nicht so wie man eben seine Freundin liebt sondern wie man seine kleine Schwester liebt.
Wir saßen in der Klasse und redeten etwas. Langsam freute ich mich richtig auf Samstag, einen schönen Tag mit meinen Freunden.
Der Rest des Schultages verging eigentlich unerwartet schnell. Einzig und allein das ankommen zu Hause macht mir Angst und wie es sich heraus stellte war es begründet.
Ich kam nach der Schule zu Hause an und wurde gleich von einer ziemlich wütenden Nikki in Empfang genommen. „Sag mal was soll das“, fragte sie wütend während sie mir die leere Flasche Jacky vor die Nase hielt.
Ich seufzte und blickte sie dann traurig an. Einst hatte das was gebracht, doch das was jetzt folgte mit dem hätte ich nie im Leben gerechnet. Auf einmal spürte ich ein brennen auf meiner Wange. Entsetzt blickte ich Nikki an. „Du hast mich gerade geschlagen“, brachte ich stotternd hervor. Nikki sagte kein Wort, doch mein Kopf spielte verrückt. Ich griff mir kurz auf die Wange und lief dann mit Tränen in den Augen ins Badezimmer. Hinter mir verschloss ich die Tür und lief sogleich zum Waschbecken. Kurz kühlte ich meine Wange und öffnete dann eine Schranktür und holte eine Rasierklinge heraus. Ohne wirklich nachzudenken setzte ich mich auf den Wannenrand und setzt die Klinge an. Ich musste nicht viel Druck ausüben schon spürte ich den erlösenden Schmerz. Mir lief das Blut meinen rechten Arm hinunter und tropfte auf die weißen Fließen. Das am Boden liegende weiße Handtuch wurde von meinem Blut rot gefärbte. Je länger ich hier saß und auf den Boden blickte, desto mehr schnitte fügte ich mir hinzu. Schon lange hatte ich die Kontrolle über mein Tun verloren. Viele würden mich als Emo bezeichnen, doch das war ich nicht, das einzige was ich war, dass ich Hoffnungslos verliebt war und es nicht einsehen wollte das ich mich selbst zu Grunde richtete.
Irgendwann ließ ich dann die klinge zu Boden fallen und als ich hörte wie das Metall den Boden berührte, kam ich wieder zurück in die Realität. Entsetzt blickte ich auf meinen Arm und sprang dann sofort auf um mir einen verband zu holen, dies erwies sich als enormer Fehler, denn gerade als meine Füße den Boden berührten kippt ich Ohnmächtig um.
Ich wusste nicht wie spät es war als ich wieder zu mir kam, doch ich hörte wie Nikki jemanden anschrie. Zutiefst verletzt, dass sie es nicht mal für notwendig gehalten hatte nach mir zusehen, verband ich meinen Arm, wischte das Blut weg und verließ das Bad. Meine Aufmerksamkeit wurde von Nikki und Sam auf sich gezogen die lautstark diskutierten. „Du ruinierst sie Nikki. Sookie ist dir doch scheiß egal geworden, gib es doch endlich zu und lass das arme Kind endlich gehen“, Sam brüllte Nikki diese Wort förmlich entgegen. Ich konnte sehen das Nikki die Hände zu Fäusten geballt hatte. Gerade als Nikki etwas sagen wollte bemerkte Sam mich und stürmte an ihr vorbei zu mir. Irgendwie hatte ich den Arm nicht anständig verbunden, denn als ich zu Boden blickte sah ich das Blut das auf den Boden tropfte. Auf einmal lösten sich Nikkis Hände und sie blickte mich voller Schuld an. Sam holte aus dem Bad einen neuen Verband und Nikki versuchte die Blutung irgendwie zu stoppen. Ich stand irgendwie völlig unbeteiligt da und brachte zum wohl blödesten Zeitpunkt diese Worte heraus: „Nikki, Schatz, ich bin morgen Abend mit meinen Freunden feiern“ und zack ließ sie mich los und sah mich entsetzt an. „Was soll das heißen? Du gehst ohne mich nirgends hin.“
Und auf einmal ohne, dass ich es mit bekam rastete ich völlig aus. „Ich darf ohne dich nirgends hin? Und du übernachtest bei deinem alten Schwarm? Ich glaub mich Laust der Affe. Nikki Kelly, ich bin 18 Jahre alt und kann selbst entscheiden wann und wo ich mich mit wem treffe und wenn dir das nicht passt, dann tja, hast du Pech gehabt.“
Nikki sowie auch Sam starrten mich nur Fassungslos an. Sam hatte sich vor Nikki wieder gefangen, schnell verband er meinen Arm fertig und brachte mich dann so schnell wie möglich aus der Schusslinie, doch Nikki hatte sich wieder gefangen bevor er mich ganz hätte weg schaffen können. Nikki nahm meine Hand und entzog mich der von Sam. Wir waren wohl alle verdammt überrascht als mich Nikki küsste statt mich anzuschreien. Als sie sich wieder von mir löste sagte sie: „Du hast ja Recht, geh mit deinen Freunden feiern und mach dir einen schönen Abend, den hast du dir mehr als verdient. Ich liebe dich mein Engel.“
Ich war gerade komplett baff und brachte einzig und alleine diese Worte heraus: „Danke. Ich liebe dich auch Schatz.“ Man könnte Sam ansehen, dass er genauso verwirrt war wie ich es war.
Eine Zeitlang blieb Sam noch bei uns und ging dann wieder. Sam war sowohl mit Nikki als auch mit mir befreundet.
Sam war ein lieber Kerl, Nikki mochte Sam zwar, aber sie war auch eifersüchtig auf ihn. Auf das war bezogen. Jetzt ist sie es nicht mehr. Zumindest denke ich das.
Den Rest des Abends verbrachten wir zusammen gekuschelt mit einem Horrorfilm und Popcorn vorm Fernseher. Eigentlich war mir nicht danach zu Mute mit ihr zu kuscheln, doch ich wusste nicht wann ich ihre Nähe wieder zu spüren bekommen würde, als versuchte ich die Zeit zu genießen.
Als der Film zu Ende war legten wir uns schlafen. Nikki wollte Sex, dieser verweigerte ich ihr nun aber schon seit längerem. Ich wurde einfach nicht erregt, egal was sie hätte gemacht, es hätte nichts gebracht. Somit nahm sie mich einfach in den Arm und wir schliefen ein.
Als ich am nächsten Morgen wach wurde, lag ich wieder alleine im Bett. Seufzend streckte ich mich und stand dann auf. Schnell zog ich mir ein Shirt über und ging in aus dem Zimmer. Als ich Richtung Küche ging konnte ich schon riechen das Nikki am Kochen war. Das war das erste Mal seit Wochen das sie das tat. Sie lächelte mich an und ich setzte mich an den Tisch. Nikki stellte mir mein Frühstück und einen Tasse Kakao auf den Tisch. Danach setzte sie sich mit einem eigenen Teller und einer Tasse Kaffee zu mir. Gemütlich aßen wir unser Frühstück. Machten uns einfach einen schönen Tag. Ich genoss ihn mit vollen Zügen, jede einzelne Minute. Am Abend machte ich mich dann fertig. Gerade als unsere kleine Truppe anläutete wurde ich fertig. Sam begleitete uns auf die Bitte von Bell hin. Lächelnd verabschiedete ich mich von Nikki, ohne das Wissen das sich diesen Abend alles verändern sollte. Voller Vorfreude ging ich mit meinen Freunden mit. Ich hatte mich zum ersten Mal wieder richtig gestillt. Meine dunkelblauen Augen hatte ich mit Smookie Eyes zur Geltung gebracht. Meine langen Beine steckten in einer dunkelblauen Hotpants und dazu schwarzen Nieten besetzten High Heels. Dazu trug ich ein schwarzes Tank Top und einen schwarzen Trägerlosen BH. Den Verband hatte ich abgemacht da er das ganze Outfit ruiniert hätte. Lächelnd konnte ich beobachten wie Sam Bell einen Arm um die Hüften legt. Tom und Meli blieben bei mir hinten. Mit der Begründung sie wollen mich nicht alleine lassen, doch ich wusste nur zu gut, das Meli Lisa und Tom Michi auf den Hinter starrten. Woher ich das wusste? Das war nicht sehr schwer zu erkennen, denn beide waren sie ziemlich abgelenkt.
Als wir am Club ankamen musste zum Glück keiner von uns seinen Ausweis herzeigen. Da gerade mal ich, das richtige Alter hatte um länger als bis Mitternacht bleiben zu dürfen.
Wir betraten den Club und sofort wurden wir von der Musik umhüllt. Die Sechs sahen mich fragend an, ich wusste was sie wollten. Ich nickte nur und schon verschwanden sie auf die Tanzfläche. Während die anderen tanzten kämpfte ich mich durch die Menge an die Bar. Dort ließ ich mich auf einen Barhocker sinken und bestellte mir dann einen Cocktail. Ich ließ mich von der Musik umhüllen und bemerkte somit gar nicht wie sich jemand auf den Hocker neben mir sinken ließ. Plötzlich spürte ich wie mir jemand mit diesen Worten über den Arm streichelte: „Als ich damals gegangen bin sahen diese Arme aber nicht so aus. Was ist mit der kleinen, lebensfrohen Sookie Bell passiert?“
Sofort erkannte ich diese Stimme, erschrocken drehte ich mich zu dem jungen Mann neben mir um und blickte in diese blauen Augen. Ich brachte kein Wort heraus, legte nur das Geld für den Drink auf den Tisch und verließ schnurstracks den Club. Vor der Tür wurde ich dann aufgehalten. „Wieso läufst du von mir weg Sook?“
„Seth, ich… Wieso bist du damals verschwunden“, bei dieser Frage bildeten sich Tränen in meinen Augen.
„Süße, ich musste damals gehen. Hätte ich gewusst was passieren würde, dann wäre ich geblieben.“
„Seth du verstehst das nicht, ich bin seit zwei Jahren in einer festen Beziehung mit einer Frau. Es ist zu spät.“
„Sookie, es ist nie zu spät und so toll scheint es ja nun nicht zu laufen, sonst wäre das hier nicht“, sagte Seth während er meinen rechten Arm in die Höhe hob.
Mein Blick glitt zu Boden und ich brachte kein Wort heraus. „Süße, machen wir es so, du sagst deinen Freunden das du gehst, weil dir nicht wohl ist und wir gehen zu mir und du schüttest mir mal dein kleines, zerbrechliches Herz aus, was haltest davon?“
Ich musste leicht lächeln, sagte dann natürlich zu. Huschte schnell zurück in den Club, sagte meinen Freunden natürlich die Wahrheit und verließ den Club dann wieder. Zusammen mit Seth gingen wir zu seiner Wohnung.
Dort angekommen quatschte ich ihn die Ohren voll. Irgendwie bekamen wir nicht mit wie spät es wurde. Als ich fertig geredet hatte, war ich zu müde um nach Hause zu gehen, somit war Seth so freundlich und überließ mir sein Bett. Ja sein Bett nicht seine Couch.
Hätte ich gewusst was diese Nacht für Auswirkungen haben wird, wäre ich nach Hause gegangen.
Am nächsten Morgen stand ich ziemlich früh auf um nicht noch länger von zu Hause weg zu sein, als ich sowieso schon war. Zudem hatte ich gehofft Seth nicht noch über den weg zu laufen, aber irgendwie schien mich das Schicksal zu hassen. Gerade als ich nachdem Schlüssel für die Wohnung suchen wollte stand Seth hinter mir und legte mir eine Hand auf die Schulter. „Wo willst du so schnell hin? Ich dacht ich könnte dir wenigstens noch deine Nummer abnehmen und dich nach Hause bringen.“
Seufzend drehte ich mich zu Seth um. „Meine Nummer bekommst du, nach Hause fahre ich mit einem Taxi.“
Seth nickte und ich schriebe ihm meine Nummer auf einen Zettel und verschwand nachdem ich mich verabschiedet hatte. Unten wartete mein vorhin bestelltes Taxi auf mich und brachte mich nach Hause.
Gerade als ich die Wohnungstüre aufsperren wollte wurde sie mir aus der Hand gerissen und eine verdammt wütende Nikki stand vor mir. Ohne groß Rücksicht zu nehmen zerrte sie mich in die Wohnung. Dort funkelte sie mich Böse an. Mir schwante böses. Sie drückte mir eine Tasche in die Hand. „Da du ja so gerne über Nacht weg bist und es nicht für nötig hältst mir Bescheid zu geben, kannst du ja ausziehen. Ich habe genug von deinem ganzen Theater. Wenn ich heute Abend nach Hause komme bist du weg. Mir scheiß egal wo du unter kommst, aber hier will ich dich nicht mehr sehen“, in Nikkis Stimme war nur kälte, keine wärme mehr, sie war kalt, eiskalt zu mir. Mit letzter Kraft unterdrückte ich die Tränen. Worte brachte ich jetzt nicht über meine Lippen. Sie ließ mir auch keine Chance etwas zu erklären, denn gleich nachdem sie das gesagt hatte verließ sie wütend die Wohnung und schmiss die Tür ins Schloss, doch bevor sie die Wohnung verlassen hatte, hatte sie noch gesagt ich solle den Schlüssel dann einfach durch den Briefschlitz werfen wenn ich fertig bin.
Als die Tür ins Schloss fiel konnte ich sie nicht mehr halten. Mir liefen die Tränen in strömen die Wangen hinunter. Kurz darauf fiel ich zu Boden und rollte mich wie einen Fötus zusammen. Ich wusste nicht wie lang ich hier lag, doch als ich hörte wie Sam meinen Namen rief und die ganze Zeit an die Tür hämmerte blieb mir nichts anderes übrig als mich aufzurappeln und die Türe zu öffnen. Man musste mir wohl ansehen was passiert war, denn sofort nahm mich Sam in den Arm und ließ mich eine ziemlich lange Zeit nicht mehr los. Erst als ich mich so halbwegs ein bekommen hatte, fragte Sam mich was geschehen war. Ich erzählte ihm die Geschichte. Während ich so erzählte bemerkte ich wie er sich immer mehr anspannte. Als ich fertig war, war er komplett steif und seine Hände waren zu Fäusten geballt. „Das ist natürlich scheiße süße, aber vielleicht ist es besser so. Weißt du denn wo du hin sollst?“
Den Kopf hatte ich gesenkt. „Nein Sam, weiß ich nicht. Meine Eltern haben den Kontakt zu mir abgebrochen als sie erfahren haben, dass ich eine Frau liebe.“
Das Entsetzen in seinem Gesicht konnte ich sehen ohne ihn überhaupt ansehen zu müssen.
Die Worte die er danach sagte, verwunderten mich ziemlich. „Tja, dann wohnst du eben bei mir. Komm süße, wir packen deine Sachen und du schläfst bis wir wissen wie es weiter geht einfach bei mir. Ich habe sowieso noch ein Zimmer frei, dann wohnen wir einfach in einer WG und statt Miete zu zahlen, gehst du einfach öfter mit mir und deinen Freunden weg, was sagst du dazu, kleine?“
Ich war von dem Angebot überwältig und fiel ihm sofort um den Hals. Obwohl ich ganz genau wusste, dass es nicht einfach werden wird. Da ich Nikki durch das trotzdem weiterhin über den Weg laufen würde, aber alles war besser als auf der Straße hausen zu müssen.
Sam half mir all meine Klamotten zu packen. Alles was mir gehörte nahm ich mit, selbst einige Bilder von Nikki und mir nahm ich mit. Sie würde es eh nicht bemerken. Als wir alles in seine Wohnung gebracht hatten und ich sicher war das ich nichts vergessen hatte, sperrte ich die Wohnungstür zu und warf den Schlüssel samt eines Briefes, wo ich Nikki versuchte zu erklären was in der Nacht wirklich passiert war, durch den Briefschlitz. Ich strich ein letztes Mal über die Klinge und ging dann zu Sam hinüber. Dort richtete ich mir das freie Zimmer so ein, dass es für mich gemütlich war. Als ich fertig war, strömte mir der Geruch von frisch gekochten Spagetti entgegen. Als ich dich Küche betrat, stellte Sam gerade die zwei Teller auf den Tisch. Er lächelte mich an als er mich bemerkte. So gut es ging versuchte ich zurück zu lächeln, doch es klappte nicht wirklich. Ich setzte ich an den Tisch und Sam fragte was ich trinken möchte. Ich bat ihn um ein Glas Wasser, mehr wollte ich nicht. Sam zog die Augenbrauen in die Höhe, sagte aber nichts weiter dazu. Er stellte mir das Glas auf den Tisch und setzte sich dann zu mir.
Als wir mit dem Essen fertig waren kümmerten wir uns gemeinsam um den Rest. Sam ließ mich mit meinem Laptop sowohl auch mit meinem Handy in sein Internet und ich erledigte alles was notwendig war. Es dauerte einige Zeit, doch als ich endlich fertig war, legte ich den Laptop zur Seite und verließ das Zimmer. Sam saß draußen auf dem Sofa und sah sich gerade einen Horrorfilm an. Anscheinend hatte er mich nicht bemerkt, denn als ich mich neben ihn fallen ließ schreckte er hoch. Ich musste kichern, denn der Horrorfilm war nicht gerade gruselig, doch ich an seiner Stelle hätte mich wohl auch erschreckt. Gespielt grimmig sah mich Sam an und fing auf einmal an mich zu kitzeln, auf das war ich nun schlussendlich nicht gefasst. Lachend versuchte ich mich zu wehren und ihn dazu zu bringen aufzuhören. Was er aber nicht tat, auf einmal schlug meine Stimmung um und mir liefen die Tränen die Wangen hinunter. Sam sah mich entsetzt an und fing sofort an sich zu entschuldigen da er dachte mir wehgetan zu haben. Eigentlich wollte ich ihm erklären was wirklich los war, doch ich brachte einfach kein Wort hervor. Ohne viel zu sagen nahm er mich in den Arm und versuchte mich zu trösten. Was nur so halbwegs funktionierte. Es tat innerlich ziemlich weh, dass Nikki mich aus unserer Wohnung, die wir seit bald 1 ½ Jahr zusammen bewohnten, geschmissen hatte. Ich konnte mir einfach nicht erklären wieso sie das gemacht hatte. Was daran so schlimm war. Zudem hatte ich ihr eine Nachricht geschickt, dass ich vielleicht erst am nächsten Morgen wieder zu Hause sein werde.
Ich war komplett überfordert mit der gesamten Situation und versuchte halt zu finden. Somit klammerte ich mich an Sam und kuschelte mich an ihn. Er flüsterte mir beruhigende Worte ins Ohr, bis ich irgendwann vor lauter Erschöpfung in seinen Armen einschlief.
Als ich wach wurde, lag ich in meinem Bett, es war gerade erst mal 14 Uhr. Schlaftrunken griff ich nach meinem Handy und bemerkte, dass mir eine unbekannte Nummer auf WhatsApp geschrieben hatte. „Hey süße, ich hoffe du bist gut nach Hause gekommen und das deine Freundin nicht allzu wütend ist, weil du die Nacht nicht zu Hause verbracht hast. Melde dich wenn du diese Nachricht liest. LG Seth.“
Lächelnd antwortete ich ihm: „Hey Seth, ja ich bin gut nach Hause gekommen. Wie meine Freundin regiert hat möchte ich nicht sagen. Einzig und allein das ich nicht mehr bei ihr wohne reicht wohl völlig aus. Hat mich gefreut mal wieder mit dir zu reden, doch ich denke wir haben noch einiges zu klären. Was hältst du davon, wir treffen uns Morgen um halb eins im Café neben dem Club von gestern?“
Wenige Minuten später erhielt ich auch schon die Zusage zu der Verabredung, wenn man das überhaupt so nennen konnte.
Bevor ich aus dem Zimmer ging antwortete ich den anderen die mir geschrieben hatten und ging dann ohne mein Handy mit mir mit zu nehmen aus dem Zimmer und setzte mich neben Sam. „Na Schlafmütze? Auch endlich bei uns?“
„Was soll hier heißen endlich, ich hab höchstens drei Stunden geschlafen.“
Sam fing aus vollem Hals an zu lachen. „Süße, du hast den ganzen Sonntag verschlafen. Es ist Montagmorgen.“
Entsetzt sah ich ihn an. „Was? Das kann nicht sein. Ich müsste doch in der Schule sein? Ohhhh“, in diesem Moment traf mich die Erleuchtung wie ein Blitz, „Jetzt weiß ich auch, wieso alle gefragt haben, ob alles okay ist.“
Lachend strich er mir eine Strähne aus dem Gesicht. „Ich hab vorhin in der Schule angerufen und dich für die ganze Woche krank gemeldet. Zuerst solltest du dich etwas von dem Schock erholen, bevor ich dich wieder dorthin lasse. Also bleibst du die ganze Woche hier bei mir.“
Nach diesen Worten zwickte ich ihn in die Seite. „So Samchen, ich bleib von der Schule daheim, das lasse ich mir noch einreden, dass du das so bestimmst, aber, dass du mich hier in der Wohnung einsperrst kannst knicken. Ich bin für morgen mit einem alten Freund verabredet, somit verlasse ich die Wohnung für ein paar Stunden, ob es dir passt oder nicht. Verstanden?“
Sam nickte schnell und machte nicht mal den Versuch mir zu wiedersprechen. Gemütlich saßen wir auf dem Sofa und schauten einen Film als es an der Tür klopfte. Sam stand schnurstracks auf und öffnete die Tür. Lächelnd stellte ich fest, dass es sich um Bell handelte. „Hey Sook, ich wollte dir schnell die Sachen vorbeibringen die wir heute durch genommen haben. Damit du uns ja nichts verpasst.“
Lächelnd nahm ich die Sachen entgegen und als ich sah wie ihr Blick auf meine Arme zu wanderte wusste ich auch wieso sie noch gekommen war. „Bell mir geht es gut. Nikki wird sich wieder beruhigen, dann klären wir das alles und dann wird es wieder so wie früher ihr werdet sehen.“
Bell verdrehte die Augen. „Sook, du bist naiver als ein kleines Kind. Nikki wird nie wieder so werden wie früher, entweder du siehst das ein oder du gehst daran kaputt und keiner von uns will so früh vor deinem Grab stehen. Denn dann wird einer von uns bestimmt im Gefängnis sitzen. Denn wenn wir dich verlieren nur weil diese, du weißt schon, nicht einsieht was sie an dir hat.“
Seufzend schüttelte ich den Kopf und ließ mich zurück sinken. Ich hatte gerade nicht die Kraft dazu mit jemanden darüber zu diskutieren. Bell erkannt das an meiner abwesenden Art und ließ es dann einfach gut sein.
Sie setzt sich etwas zu uns und wir unterhielten uns etwas. Meli kam weniger gern zu Sam, da sie nie wusste was sie tun würde, wenn ihr Nikki über den Weg läuft. Seit sich unsere Beziehung so entwickelte hatte, hasst sie Nikki wie die Pest.
Nach etwa drei Stunden ging Bell wieder. Ich und Sam sahen uns noch einige Filme an, danach legte ich mich ins Bett und fiel in einer mehr als unruhigen schlaf.
Ich lief durch den dunklen Wald. Hinter mir eine Horde von unergründlichen Gestalten. Alle in schwarz gehüllt. Ich hatte Angst, furchtbare Angst. So schnell wie mich meine Beine tragen konnten lief ich durch den Wald. Diese Gestalten immer dicht hinter mir. Als ich das Ende des Waldes erblickte hatte ich schon die Hoffnung in Sicherheit zu sein, nur hatte ich mich da wohl ziemlich verschätzt. Der Wald neigte sich zwar dem Ende, doch gleich dahinter war eine riesen Schlucht. Ich wollte umdrehen und eine andere Richtung laufen, doch das schaffte ich nicht mehr, denn die Gestalten hatten mich schon eingeholt. Nun saß ich in der Falle, doch wie durch ein Wunder hörte ich wie mich jemand rief. „Sookie, komm zu mir. Spring, dir wird nichts passieren.“ So naiv wie ich war, tat ich dies und stürzte die Schlucht hinab. Hart kam ich am Boden auf. Meine Beine spürte ich nicht mehr. Mein Rücken tat höllisch weh. Es war stockdunkel hier unten, ich konnte rein gar nichts sehen. Wie ich es geschafft hatte diesen Sturz zu überleben war mir Schleierhaft. Nun saß ich hier unten und wusste nicht was ich tun sollte. Da hörte ich diese Stimme lachen. „Naives kleines Kind. Hast du echt gedacht, dass das Leben so einfach ist? Du kannst nicht immer den einfachsten Weg nehmen und davon laufen. Du musst dich deinen Ängsten stellen.“ Irgendwie war ich verwirrt. Ich bin gerade eine Schlucht hinab gesprungen. Hab ich mich da nicht schon meinen Ängsten gestellt?
Durch das Klingeln meines Handys wurde ich aus meinem Traum gerissen. Was zur Hölle war das? Kopf schüttelnd stand ich auf. Drehte meinen Wecker ab und machte mich fertig. Als ich fertig war, packte ich alles was ich brauchte in meine Tasche und ging in die Küche um noch schnell etwas zu essen. Sam stand gerade an die Theke gelehnt da und sah mich an. „Du willst dich echt so mit diesem Typen treffen?“
Ich sah an mir hinab. Meine, für meine Geschmack viel zu langen Beine, steckten in einer hellblauen Hotpants, ich war etwas stärker gebaut, aber nicht so das man mich hätte dick nennen können. Zu den Hotpants druck ich ein rotes Top, darunter einen weißen Trägerlosen BH. „Was stimmt denn mit dem Outfit nicht“, fragte ich Sam verdutzt.
„Ich meinte nicht wegen deinem Outfit, aber hast du dich schon mal im Spiegel angesehen? Deine Haare stehen Kreuz und Quer von deinem Kopf weg. Du hast Augenringe, das man denkt, du hättest seit mehr als fünf Wochen nichts geschlafen.“
Ich brachte nur ein verwundertes „Oh“ hervor. Machte mich dann sofort auf den Weg ins Badezimmer und erschrak. Oh mein Gott! Ich sehe aus wie ein verdammter Zombie. Schnell kämmte ich mir die Haare und schminkte die Ringe weg. Als ich alles erledigt hatte, damit ich in etwa wie ein Mensch aussehe ging ich wieder zu Sam in die Küche. „Besser“, fragte ich ihn etwas beleidigt. Er hätte das auch schöner ausdrücken können und nicht so schroff. Sam musste wohl den Beleidigten Unterton heraus gehört haben, denn er fing sofort an zu lachen. Schmollend nahm ich mir etwas aus dem Kühlschrank und verließ dann ohne ein Wort die Wohnung. Leider musste ich nochmal umdrehen und anklopfen. Sam machte mir grinsend die Tür auf, hielt mir ein Paar Schuhe vor die Nase und eine Schlüssel. „Das ist doch das was du brauchst oder?“
Schmollend nahm ich die Schuhe und den Schlüssel und nuschelte ein „Ja“ vor mich hin. Sam klopfte mir auf die Schulter, schlüpfte schnell in Turnschuhe und schnappte sich seinen Schlüssel. „Na komm kleine, ich fahr die zu deiner Verabredung, bevor du mir noch in den falschen Bus einsteigst und irgendwo in Holulu landest“, bei jedem seiner Worte musst ich mehr grinsen, bis ich auf einmal anfing zu lachen. „Du bist ein Arsch“, sagte ich zu ihm und zwickte ihn in die Seite. Sam legte mir einen Arm um die Schultern. „Du bist zu kindisch, Mädchen.“
Ich biss ihn leicht in die Hand. „Sagt der Richtige.
„Aua, das tat weh“, gab er schmollend von sich.
„Ach komm, sei keine Mimose Sammy“, antwortete ich kichernd. Irgendwie hatte ich in dem ganzen Theater vergessen das wir immer noch vor der Tür standen und Nikki zu Hause war, da sie heute frei hatte. Wütend wurde die Tür aufgerissen. „Wenn ihr schon so rum machen wollt, dann bitte nicht vor meiner Tür. Verpisst euch“ zischte sie uns zu und schmiss dann sofort wieder die Tür zu. Sam erkannte, dass mich das sichtlich getroffen hatte. Entschuldigend drückte er mich an sich, ich lächelte ihn leicht an. Obwohl mir das in diesem Moment schwer fiel. Ich wollte hier nicht mehr stehen somit ging ich, schon fast laufend, die Treppe hinunter. Sam immer direkt hinter mir. Unten angekommen setzten wir uns ins Auto und Sam brachte mich zum Café. Eigentlich hatte ich gedacht, er würde mich nur absetzten und dann wieder fahren. Tja, wie gut das ich meine Freunde nicht durchschauen kann. Für Sam war ich seine kleine Schwester. Sam war 19 Jahre alt. Ziemlich sportlich. Man würde sagen, er sei der Traum aller Mädchen. Allein durch seine freundliche, zuckersüße Art wickelte er sie alle um den Finger. Nur mich bekam er damit nie rum. Als ich damals zu Nikki zog, dacht er wir wären nur Freundinnen und würden in einer WG zusammen wohnen. Er war ziemlich oft bei uns auf Besuch, da sich er und Nikki ziemlich gut verstanden, dass hatte sich aber geändert als er mich zum ersten Mal vor ihren Augen angemacht hatte. Nikki rastete natürlich komplett aus und warf ihn gleich aus der Wohnung. In einem ruhigen Moment passte ich mir Sam dann mal ab und erklärte ihm die ganze Situation. Sofort entschuldigte er sich bei mir und Nikki, doch das Verhältnis zwischen beiden blieb bis heute ziemlich angespannt. Obwohl er nicht mal mehr was von mir wollte. Irgendwie war es ja eine blöde Idee gerade bei Sam einzuziehen, doch eine andere Wahl hatte ich doch gar nicht, oder?
Viel Zeit blieb mir eh nicht mehr darüber nachzudenken, denn Sam hatte sich schon eingeparkt und wartet nur noch ungeduldig darauf, dass ich endlich aussteige. Als ich endlich aus dem Auto draußen war, schloss er es ab und schob mich gleich ins Café hinein. „Sag mal Sam, sehe ich so aus, als würde ich nicht von selbst wissen wo ich hin gehen muss?“
„Oh doch, klar weißt du das, aber wenn ich warte bis du dich endlich in Bewegung setzt bin ich alt und grau. Verstehst du?“
Das war fies.
Schmollend lief ich vor ihm her und setzte mich dann an einen freien Tisch, der aber nur zwei Stühle vorwies. Ich hatte gehofft damit zu erreichen, dass er einen Abflug machte, doch wie gesagt, ich konnte meine Freunde nicht einschätzen. Er fragte einfach den neben Tisch ob sie denn den vierten Stuhl bräuchten und als sie nein sagten schnappte er sich den Stuhl und setzte sich einfach neben mich. Sichtlich genervt verdrehte ich die Augen. „Arsch“, flüsterte ich Sam zu. Dieser grinste nur in sich hinein. Wir saßen genau so dass wir auf den Eingangs Bereich schauen konnten. Innerlich überlegte ich mir wie ich Sam am besten loswerde, doch mir fiel rein gar nichts ein. Seufzend ließ ich mich zurück sinken und wartete gespannt das Seth kam. Als ich ihn zur Tür herein kommen sah musste ich unweigerlich grinsen. Er sah immer noch so verdammt gut aus wie vor 2 ½ Jahren, woher ich das so genau wusste? Naja bevor ich Nikki kennen gelernt habe, war ich in ihn verknallt gewesen, was jedoch nur eine Jugendschwärmerei gewesen war. Sein brünettes kurzes Haar hatte er sich leicht hoch gegellt. Ich konnte bemerken wie sich Seth und Sam gegenseitig wütende und skeptische Blicke zu warfen. Lächelnd winkte ich Seth zu uns, ich versuchte die stickige Stimmung einfach zu ignorieren. Seth setzt sich auf den Stuhl mir gegenüber. „Ich dachte eigentlich wir wären allein“, gab Seth an Sam gewannt von sich.
Ich war Sam einen alles sagenden Blick zu. „Tja um ehrlich zu sein dachte ich das auch. Sam ich sag es dir jetzt mal ganz lieb. Danke fürs herbringen und fürs mit warten, aber wir haben etwas zu klären. Also bitte geh.“
Sam nickte. „In drei Stunden bin ich wieder hier. Wenn sie auch nur eine Schrame hat, bist du es gewesen“ mit diesen Worten verschwand Sam aus dem Café und Seth warf mir einen etwas verwirrten Blick zu. „Wer war das Heinzelmännchen?“
Bei den Worten musste ich leicht kichern, wurde dann aber wieder ernst. „Diese Heinzelmännchen, wie du ihn so liebevoll genannt hast, ist mein derzeitiger Mitbewohner. Das war Sam, er hat mich aufgenommen, da mich Nikki nachdem ich von dir nach Hause kam, rausgeworfen hatte.“
Entsetzt blickte er mich an. „Sie hat was? Sag mal ist die jetzt völlig durchgedreht?“
Ich zuckte nur mit den Schultern, darüber wollte ich jetzt eigentlich nicht mit ihm reden. Bevor er näher nachfragen konnte kam, zum Glück, auch schon der Kellner um unsere Bestellung aufzunehmen. Ich bestellte ein Cola, Seth sich ein light Bier. Leicht verwirrt zog ich bei seiner Bestellung die Augenbrauen hoch. „Was denn? Ich muss nach unserem Treffen wieder arbeiten gehen.“
Verlegend lächelnd nickte ich.
„Also Sook, was willst du nun mit mir besprechen“, fragte mich Seth um das Thema zu beginnen.
„Also Seth, ich möchte nun endlich von dir wissen, wieso du damals ohne ein Wort, ohne dich zu verabschieden von einen Tag auf den anderen weg warst.“
Seufzend lehnte er sich zurück. „Das ist eine ziemlich lange Geschichte, willst du die wirklich hören? Ich meine das ist jetzt bald 2 ½ Jahre her. Das was damals zwischen uns war, ist heute wohl nicht mehr vorhanden, oder täusche ich mich da?“
Ich war von seinen Worten etwas enttäuscht, er wusste das ich damals in ihn verknallt war und wenige Tage nachdem ich es ihm gebeichtet hatte, war verschwunden einfach so, ohne je etwas gesagt zu haben und jetzt wollte ich eine Erklärung. „Seth, Erklärung, jetzt, aber flott.“
Ich konnte erkennen, dass er leicht lächeln musste. Das 16 Jährige Mädchen von damals war ich schon lange nicht mehr und wenn ich etwas wissen wollte ließ ich nicht locker. Abgesehen bei Nikki, da ich bei ihr immer Angst hatte sie zu verlieren, wenn sie nicht das bekommt was sie möchte.
„Sookie, ich musste damals gehen. Ich kann dir den Grund dafür nicht sagen, du würdest es nie verstehen, doch hätte ich gewusst was mit dir passiert ist in dieser Zeit, ich wäre sofort zurückgekommen.“
„Seth, das ist mir egal, ich möchte wissen warum du gegangen bist. Ich dachte damals du wärst mein Freund, ein einfaches, es gibt Probleme, ich muss gehen, ich weiß nicht wann ich wieder komme, hätte mir genügt. Aber nicht mal das bekam ich. Du warst weg von heute auf morgen, musste ich von deinem Vermieter erfahren, dass du die Wohnung gekündigt hast und gegangen bist und ich möchte jetzt wissen wieso du das getan hast.“
Er schloss kurz die Augen. „Sookie, wenn ich mich verabschiedet hätte, dann wäre ich nicht gegangen, aber ich musste gehen. Es tut mir Leid kleine, aber ich kann dir den Grund nicht sagen. Ich muss jetzt leider auch wieder. Ich melde mich“, mit diesen Worten stand er auf und ließ mich einfach so im Café sitzen. Ich machte keine Anstalten ihm zu folgen, sondern blieb einfach hier sitzen. Immer noch im ungewissen gelassen wieso er damals gegangen war.
Wie gesagt holte mich Sam nach drei Stunden vom Café ab. Ich erzählte ihm nicht, dass es ein völliger Reinfall war und ließ mich einfach nach Hause fahren. Ich schaute aus dem Fenster und dachte nach. „So Sookie, ich hab vorhin unsere kleine Truppe angerufen. Du packst jetzt alles was du für eine Woche Urlaub am Strand brauchst zusammen und wir fahren dann zusammen eine Woche mit einem kleinen Bus nach Kroatien Urlaub machen.“
Meine Augen weiteten sich. „Sag mal, das geht doch nicht so einfach?“
„Ja da hast du recht, wir planen das ja auch schon länger. Es ist alles gebucht, also beeil dich, wir wollen in einer Stunde los.“
Kein Wort kam über meine Lippen, ich hatte damit auf gar keinen Fall gerechnet, aber ich freute mich tierisch. Kroatien war eines meiner Lieblingsländer und so ein kleiner Urlaub wo nur wir sieben zusammen waren würde mir bestimmt Spaß machen.
In der Wohnung packte ich alles was ich benötigte ein. Als ich alles hatte und zur Sicherheit nochmal kontrolliert hatte, machte ich mich mit Sam auf den Weg nach unten um auf die anderen zu treffen. Die anderen waren schon unten und warteten nur noch auf den Fahrer. „So ihr habt alle die Bestätigung eurer Eltern dabei? Nicht das ich wegen euch Ärger mit der Polizei bekomme.“
Alle fingen an zu lachen. Im Chor kam dann das erwartete „Natürlich“. Gleich danach startete Sam das Auto und wir fuhren los. Es war genug Platz im Auto das wir uns schön unterhalten konnten, denn die Fahrt würde so seine Zeit lang dauern und da sollte ja keinem langweilig werden. Wir unterhielten uns alle freudig und lange, doch nach einiger Zeit schaute ich mal auf mein Handy und sah, dass mir Nikki etwas geschrieben hatte. „Hey kleines, mein Verhalten tut mir unendlich leid. Ich hätte mir anhören sollen was du zu sagen hattest und dich nicht einfach raus werfen sollen. Sam hat mir einen Brief mit seiner Meinung hinterlassen, indem auch stand, dass du eine Woche auf Urlaub mit den anderen bist. Ich wünsche dir viel Spaß mein Engel und wenn du jetzt nichts mehr mit mir zu tun haben willst. Ich würde es verstehen, aber bitte glaub mir das ich dich tief in mir immer Lieben werde. Egal was ich auch getan habe, ich tat es nie um dir absichtlich weh zu tun. Du bist doch das wichtigste in meinem Leben. Mein kleiner Sonnenschein. Ich weiß, dass ich dir wehgetan habe, ich weiß, dass ich Scheiße gebaut habe, aber glaub mir eines Sookie. Ich tat das alles nie mit Absicht.“
Mir liefen die Tränen die Wangen hinunter, alles in mir zog sich Schmerzhaft zusammen. Sie hatte bemerkt was sie mir antat, aber wie lange würde sie so sein? Eine Woche? Drei Tage? Für immer? Ich wusste es nicht, aber ich wollte es heraus finden somit schrieb ich ihr zurück: „Hey, du weißt das ich dir das nicht von heute auf morgen verzeihen kann, ich meine du hast mir mehr weh getan als je jemand vor dir. Du hast mich verletzt, körperlich wie auch seelisch. Ich werde mich aber diese Woche jeden Abend bei dir melden und weißt du wieso? Weil ich dich liebe, abgöttisch liebe. Du hast mir mein Herz gestohlen und es mir dann gebrochen, doch ich kann nicht ohne dich. Du fehlst mir, ohne, dass du es je bemerkt hast. Wir hören uns am Abend.“
Danach drehte ich mein Handy ab, ich wollte nicht wissen was sie antwortet, denn diese Nachricht hatte ich vor drei Stunden bekommen und ich wusste nicht, ob sie immer noch so war wie sie war als sie die Nachricht schrieb. Tief in mir hoffte ich es, doch ein Teil in mir hatte Angst davor, somit wollte ich die Antwort nicht sehen, mir diesen Tag nicht versauen lassen. Meli saß neben mir und legt mir eine Hand auf die Schulter, ich musste während ich das geschrieben habe wohl angefangen haben bitterlich zu weinen, denn sie hielt mir ein Taschentuch hin. So gut es ging versuchte ich zu lächeln und nahm dann das Tuch entgegen. Ich nuschelte nur ein kleines „Danke“. Als ich mich wieder beruhigt hatte, stieg ich wieder ins Gespräch ein, sie redeten gerade über Sex. Oh man, wie ich diese kleine Truppe liebte. Seth vorne am Steuer redet natürlich mit, war immerhin eines seiner Lieblingsthemen. Wir waren eine echt verrückte Truppe, obwohl nicht jeder von uns schon sein erstes Mal hatte, redeten wir echt oft darüber. Es war faszinierend was für verschiedene Fantasien jeder von uns hatte und welche sich überschnitten. Ich zu meinem Teil wusste am meisten von unserer Gruppe. Da ich die war zu der immer alle kamen um sich auszureden, doch ich wusste das ich auch immer zu ihnen konnte wenn was war. Nur wollte ich das einfach nicht, ich war ein Sturkopf durch und durch und wenn ich etwas nicht wollte, wollte ich es nicht, da gab es schon Tage wo ich wirklich zickig wurde, wenn man das nicht verstand. Man ich weiche vom Thema ab.
Sam versuchte mit seinen Sprüchen irgendwie indirekt mit Bell zu flirten, was wohl tierisch in die Hose ging. „Na Bell, hast nicht doch Lust dir ein Bett mit mir zu teilen, statt mir Michi? Wäre doch viel kuschliger und ich könnte dich schön vor dem bösen Tierchen beschützen.“
Bell verdrehte genervt die Augen. „Sag mal Sam, sehe ich so aus, als würde ich vor irgendetwas beschützen werden müssen? Immerhin bin ich ein großes Mädchen und kann ganz gut allein auf mich aufpassen. Also verkneif dir diese blöden Anmachen bei mir bitte.“
Ich konnte förmlich spüren wie Sam auf dem Sitz um Beherrschung rang. Ja, so war Bell, sie war ein Schatz, aber hatte nie gute Erfahrungen mit Männer gemacht und das ließ sie auch jeden Mann spüren. Ihr Ex war ein wirklicher Arsch. Ich hasste ihn von Anfang an, er spielte mit ihr, jeden verdammten Tag. Er meinte es nie ernst mit ihr. Er wollte sie fürs Bett, für alles andere war sie ihm nicht gut genug, doch Bell tat alles für ihn. Sie hätte sich für ihn sogar das Leben genommen, das konnte ich nicht zulassen. Bell war wie eine kleine Schwester für mich und keiner tut meiner Schwester weh. Das ließ ich ihn auch sehen. Bell hatte mir nach langem einreden endlich geglaubt das er nichts anderes als Sex wollte, somit bestellte sie ihn zu sich nach Hause. Da ihre Eltern nicht da waren erhofft er sich, sie endlich ins Bett zu bekommen. Tja falsch gedacht. Wir zahlten ihm alles heim. Nachdem ich mit ihm fertig war, traute er sich nicht mal mehr ein Mädchen zu verarschen. Auch wenn ich wirke wie ein Engel. Ich war der Teufel in Person. Irgendwie musste ich in meine Gedanken abgedriftet sein, denn erst als mich Meli an stupste merkte ich, dass man mit mir redete. „Sookie, hörst du mir überhaupt zu“, fragte mich Tom.
„Sorry Tom. Was hast du gesagt gehabt?“
„Ich habe dich gefragt ob du sobald wir dort ankommen, mit uns an den Strand gehst?“
Meine Augen funkelten. „Klar will ich“, sagte ich lächelnd. Ich liebte den Strand und Farbe brauchte ich sowieso, ich war seit es mit Nikki so schlecht lief nur noch zu Hause und das merkte man mir regelrecht an.
Wir alberten noch ziemlich umher. „Weißt du Sook“, fragte Lisa.
„Was denn kleine“, fragte ich lächelnd retour.
„Seit Wochen habe ich dir nicht mehr so lächeln gesehen wie heute, wir hätten das schon viel früher tun sollen. Vielleicht wäre dann vieles anders gelaufen. Denkst du nicht?“
Ich musste in die Gruppe schauen, denn ich wusste, dass Lisa das sagte was der Rest sich dachte. „Das weiß keiner kleine“, sagte ich Schulterzuckend.
„Aber Vergangenheit ist Vergangenheit, was war das war, jetzt zählt die Gegenwart und mehr nicht.“
Plötzlich fingen alle an zu lachen, ich war in dem Moment ganz schön verblüfft. „Was ist denn jetzt so lustig“, fragte ich mit weit aufgerissenen Augen.
Mel bekam sich als erste wieder ein. „Das ich diese Worte mal von dir hören würde. Es ist einfach nur zu lustig“, sagte sie und wischte sich die Tränen aus den Augen.
„Man ihr seid ja fies“, mit diesen Worten verschränkte ich beleidigt die Arme vor der Brust, doch leider kannten mich meine Freunde zu gut und schon begann Tom mich zu kitzeln. Kichernd versuchte ich ihn von mir zu drücken. „Oh man, dass ist fies“, kicherte ich vor mich hin. Nach einiger Zeit ließ er mich dann endlich los und setzte sich wieder hin. Wir redeten noch eine Weile bis wir endlich an unserem Ziel ankamen. Der Salzige Duft des Meeres strömte uns entgegen und ich wurde komplett hibbelig, wie ein kleines Kind. Ich wollte raus, schwimmen, den Sand zwischen meinen Zehen spüren. Mich wieder einmal frei fühlen. Wie ein kleines nervöses Kind rutschte ich hin und her.
Als Sam endlich das Auto parkte, wir unsere Gepäck ausgeladen hatten und unsere Betten bezogen waren, schmiss ich meinen Koffer nur schnell auf einen Tisch. Schnell schnappte ich mir Bikini und Handtuch, zock mich gleich vor allen um, schlüpfte in Flipflops, machte dann den Koffer zu, schmiss ihn aufs Bett und ging mit schnellen Schritten Richtung Strand. Ich konnte mir denken, dass sich die sechs hinter mir den Arsch ab lachten. Mir war das Meer als egal.
Am Strand angekommen, legte ich mein Handtuch in den Sand, die Schuhe daneben und schon ging es Richtung Meer. Ich blieb im nassen Sand stehen und lies die Wellen das Wasser über meine Füße schlagen, es war wie ein schon so lange nicht mehr erfüllter Wunsch. Wie lange es her war, dass ich das Meer und den Sand spürte, wusste ich nicht. Es war wohl schon einige Jahre her. Als alles noch in Ordnung war. Als meine Eltern mich noch liebten. Sie akzeptierten mich noch einige Zeit zu Hause und als ich sagte, dass ich ausziehen möchte, so schnell konnte ich gar nicht schauen, hatten sie schon alles Unterschrieben, was ich benötigte um auszuziehen.
Ich schüttelte den Kopf um die Gedanken zu vertreiben. Im hier und jetzt leben süße.
Langsam ging ich weiter ins Wasser, so weit bis ich nicht mehr stehen konnte und dann begann ich nach draußen zu schwimmen. Genoss das Gefühl das ich hier draußen frei war, dass ich, ich sein konnte. Schnell tauchte ich unter um meine Haare nass zu machen, danach schwamm ich noch etwas umher, bis ich untergetaucht wurde. Lächelnd klammerte ich mich an den durch trainierten Körper vor mir. Ich rechnete damit das es sich um Tom oder Sam handelte, doch verdammt war ich überrascht als es Seth war, der vor mir schwamm. Mit riesen großen Augen sah ich ihn an. Gerade als ich etwas sagen wollte, lagen seine Lippen auf meinen. Im ersten Moment ließ ich es zu, im nächsten stieß ich ihn weg und schwamm zurück zum Strand. Dort schnappte ich mir mein Handtuch, schlüpfte in die Flipflops und lief so schnell ich konnte davon. Innerlich verkrampfte sich in mir alles. Irgendwann ließ ich mich an einer Wand zu Boden sinken und brach dann in Tränen aus. Was sollte das?
War mein einziger Gedanke, genau als seine Lippen meine berührten brach meine Welt zusammen und ich wusste nichts mehr. Eine gefühlte Ewigkeit saß ich noch so da, bis ich zurück ging und mich Wortlos Bett fertig machte. Ich hatte Glück, Sam hatte alles so geplant, dass ich ein Zimmer für mich alleine hatte. Die Kraft um Nikki anzurufen hatte ich nun auch nicht mehr und schlief somit unruhig ein. In Gedanken ging ich noch durch wie ich ihr das erklären sollte.
Am nächsten Morgen wurde ich durch ein klopfen an der Tür geweckt. Mel stand in der Tür und sah mich besorgt an. „Hey meine große, kann ich rein kommen?“
Ich nickte ihr zu. Sie kam ins Zimmer schloss die Tür hinter sich und setzt sich neben mich aufs Bett. „Also Schwesterherz, was war gestern los?“
„Seth ist aufgetaucht und hat mich geküsst.“
Mit weit aufgerissenen Augen sah sie mich an. „Er hat was“, die Frage schrie sie förmlich.
Ich erzählte ihr von meinem Treffen mit ihm, erzählte ihr in dem Moment alles was gerade los war und erinnerte mich daran als ich sie damals kennen lernte. Ich kann euch sagen, als ich sie damals kennen gelernt habe, hätte ich nie gedacht, dass sie mal einer der größten Teile meines Lebens darstellen würde. Sie war meine kleine Schwester. Sie kannte meine Geschichte. Sie wusste am besten über mich Bescheid. Sie war immer die erste die ich benachrichtigt hatte wenn ich was loswerden wollte und genauso war ich immer für sie zustelle wenn sie etwas brauchte. Meli und ich waren beide Bi sexuell und man könnte eigentlich glauben wir seien ein Paar.
Wir lernten uns kennen als sie in unsere Schule wechselte, damals waren ihre Eltern gerade mit ihr in unsere Stadt gezogen. Sie war mir vom ersten Augenblick als wir uns kennen gelernt hatten Sympathisch.
Meli, war mein kleiner Schatz und das vom ersten Augenblick an. So gut es ging versuchte ich ihr in dem Thema Jungs zu helfen, doch ja da war ich eine komplette niete gewesen. Trotzdem lächelte sie immer und sagte das ich die Beste sei, obwohl ich nie wirklich etwas Besonderes für sie tat, doch wenn ich es könnte, ich würde für sie durch die Hölle gehen, wenn ich ihr somit helfen konnte.Gerne wollte ich mir diesen Spruch in den Nacken tätowieren lassen, Für dich würde ich durch die Hölle und wieder zurückgehen, tot oder lebendig, es wäre mir egal, extra für sie. Denn sie war mein, kleiner Engel, auch wenn sie es nicht wusste.
Als ich fertig war mit erzählen, kam ich auch wieder zu ihr zurück. Ich musste wohl weiter geredet haben, obwohl ich geistig schon längst abgedriftet war. Meli nahm mich tröstend in den Arm. „Ruf sie an, mein Engel.“
Ich musste lächeln. „Ich dachte, dass du Nikki hasst?“
„Tja, da hast du wieder was dazu gelernt, Schwesterlein“, sagte sie grinsend.
Als ich das Handy aufdrehte, sah ich sie noch bittend an, dass sie bleiben soll. Lächelnd setzt sie sich neben mich und als ich meinen Pin eingegeben hatte, wäre ich am liebsten in Tränen ausgebrochen. Ich konnte es nicht fassen. Sie hatte mir nur zwei Nachrichten geschickt und diese zwei zerrissen mein Herz in tausend kleine Teilchen.
In der ersten Nachricht stand: „Oh man, Sookie, denkst du echt das kann so mit uns weiter gehen, wenn du mir das immer vorhältst? Glaubst du ich weiß das nicht? Wenn du nicht damit klar kommst hat das mit uns wohl auch keinen Sinn mehr. Ich will am Abend nicht mit dir reden, da am Abend Besuch kommt und ich dann besseres zu tun habe. Man hört sich. Bye.“
Ich hätte schwören können bei dieser Nachricht hätte ich mein Herz brechen hören, doch die schlimmere Nachricht, war die, die ich heute Morgen bekommen hatte. Nikki schrieb vor einer Stunde diese Nachricht: „Wow, du hast dich mal an etwas gehalten. Bemerkenswert. Naja Sookie, dass mit uns hat keinen Sinn, du bist mir viel zu unreif geworden, du kommst mit nichts mehr klar. Es ist aus zwischen uns. Schreib mir nicht und ruf mich nicht an. Ich will dich nie wieder sehen.“
Auch wenn ich gewollt hätte, ich hätte ihr nicht antworten können, denn sie hatte mich geblockt und anrufen wollte ich sie nicht, dass hätte ich sowieso nicht zustande gebracht. Mit Tränen überfluteten Augen sah ich Mel an. Die nahm mir nur das Handy aus der Hand, lass die Nachrichten und schon konnte ich die Wut in ihren Augen sehen. Trotzdem legte sie das Handy auf die Seite und nahm mich tröstenden in den Arm, als ich mich beruhigt hatte, verschwand sie nach draußen und nahm mein Handy mit sich. In Panik lief ich ihr hinter her und bekam nur noch mit wie sie Sam das Handy in die Hand drückte. „Du gibst ihr das erst wieder, wenn ihr zuhause seid, vorerst nicht“, sagte sie an ihn gewandt. „Und wir beide gehen jetzt hier durch und suchen dieses Arschloch. Mach dich fertig in zehn Minuten geht es los“, dirigierte mich Mel. So kannte sie keiner von uns, also machte ich was sie sagte und war sogar in weniger als zehn Minuten fertig. Als ich draußen ankam, saß Mel auf der Terrasse und wartete auf mich. Als sie mich sah, stand sie auf und wir gingen los. „Also, Schwesterherz, wie sollen wir deiner Meinung nach Seth hier finden?“
„Naja ich würde sagen, wir fragen den gut aussenden, jungen Mann der da vorne steht und dich mit funkelten Augen ansieht, wieso er dich gestern geküsst hat?“
Ich sah sie mit riesen großen Augen an. „Geh zu ihm Sook, er wird dir etwas erzählen, mit dem du nie gerechnet hättest.“
„Woher weißt du das?“
„Ich bin eben die die alles für dich machen würde. Also geh schon.“
Lächelnd umarmte ich sie und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Leise flüsterte ich noch die Worte: „Du bist das Beste das mir je passieren konnte. Ich liebe dich mehr als alles andere.“
Ich konnte noch erkennen wie Mel Tränen in die Augen stiegen. „Du bist das Beste das mir je passieren konnte, Schatz“, flüstere sie leise zurück.
Als Seth hinter uns schon zum Husten begann, ließ ich sie los und Mel ging lächelnd zurück. Ich werde dich mit Lisa zusammen bringen, meine kleine und wenn es das letzte ist was ich tue, nach diesem Gedanken ging ich zu Seth. Dieser nahm mich in den Arm. „Meli hat mir erzählt was passiert ist. Es tut mir so leid, meine süße.“
Auf einmal wurde mir alles klar. Mit geweiteten Augen sah ich ihn an. „Meine süße?“
Er wurde leicht rot. „Sookie, ich habe mich vor mehr als 2 Jahren in dich verliebt.“
Meine Augen wurden noch weiter. „Du hast was“, ich hätte diese Frage am liebsten gebrüllt. Als ich keine Antwort bekomme wollte ich ihn nochmal fragen, doch schon lagen seine Lippen wieder sanft auf meinen. Am liebsten hätte ich ihn von mir gestoßen, doch in mir kribbelte alles. Aus Reflex legte ich meine Arme um seinen Hals. Er zog mich näher an sich und ließ seine Zunge langsam und vorsichtig in meinen Mund gleiten. Ein leises stöhnen entführ meiner Lunge. Ich konnte spüren wie er in den Kuss grinste. Meine Augen gingen langsam zu, während Seth sanft meine Zunge mit seiner umspielte. Nach einigen Minuten löste ich mich von ihm. Meine Augen füllten sich mit Tränen. „Seth, das geht nicht. Ich kann das nicht“, eigentlich hatte ich vor nach diesen Worten weg zu laufen, doch Seth hielt mich fest. „Sookie, ich liebe dich und ich werde warten, bis du es kannst, aber ich will dich auf keinen Fall wieder verlieren. Bitte glaub mir das.“
Mein Blick wurde ernst. „Was heißt hier wieder verlieren? Du bist damals abgehauen und hast mir nie einen Grund gesagt und jetzt? Jetzt kommst du wieder und denkst es sei alles vergessen? Seth du hast mir wehgetan. Ich habe dich geliebt und du hast mir mein Herz gebrochen, durch deinen Verrat wurde ich hart und jetzt denkst du ich kann dir so einfach verzeihen. Nur weil du küssen kannst wie ein Gott? Oh nein nicht mit mir“, den Rest brüllte ich ihm entgegen und riss mich dann von ihm los. „Lebwohl Seth“, mit diesen Worten ließ ich ihn da stehen. Tief in mir verkrampfte sich alles. Ein Teil von mir wollte ihn immer noch mehr als alles andere. Ich musste gehen auch wenn ich es nicht wollte. Mein Herz war gebrochen, ich blutete innerlich. Mein Leben war eigentlich sinnlos. Was hielt mich noch hier? Nichts eigentlich, doch ich wollte niemanden den Urlaub versauen. Meinen Kopf hatte ich gehoben, keiner durfte meine Schwäche sehen, keiner durfte sehen wie ich innerlich doch vor mich hin starb.
Irgendwann blieb ich stehen, weil ich eine Hand auf meiner Schulter spürte. Ich drehte mich um und sah in Seths blaue Augen. „Sookie, ich bitte dich nicht mir sofort zu verzeihen, ich bitte dich gib mir eine einzige Chance, wenn nicht als dein Freund, dann als ein Freund. Ich bin damals gegangen, weil ich dich liebte, aber ich genau wusste, mit mir würdest du niemals glücklich werden. Ich bereue es bis heute, dass ich gegangen bin. Bitte glaub mir das Sookie. Gib mir eine letzte Chance. Eine allerletzte Chance, dir zu beweisen, was ich für dich tun würde“, in seiner Stimme lag förmlich ein flehen.
„Seth, ich gebe sie dir, aber unter einer Bedingung.“
„Jede Bedingung, die du stellst werde ich annehmen. Also was muss ich tun?“
„Ich will im Moment einfach nur mit dir befreundet sein, aber ich will, dass du komplett ehrlich zu mir bist. Egal was ich dich frage.“
„Klar Sookie“, antwortet er auf meine Bedingung.
Seufzend setzte ich mich auf eine Bank. Seth setzt sich neben mich. „Willst du über dich und Nikki reden?“
Ich sah ihn tief in die Augen und wusste, dass er mir helfen wollte, selbst wenn es ihm selbst das Herz in tausend Teile zerbrach. „Ich verstehe sie einfach nicht. Sie ist wie ausgewechselt. Auf einmal steht ein völlig anderer Mensch vor mir wenn ich sie ansehe. Auf einmal ist es so, als wäre sie mir fremd. Obwohl sie das genau Gegenteil vor einiger Zeit noch war. Ich bin mir nicht sicher was geschehen ist. Wer geschehen ist, aber ich glaube ich habe sie schon verloren gehabt. Als sie erfuhr wer ich wirklich bin. Als ich nicht mehr das liebe brave, selbstbewusste kleine Mädchen war, das sie kennen gelernt hat.“
„Du meinst, als sie merkte, wie du bist, wenn du dich öffnest? Sookie, sie hat dich nicht verdient. Ich weiß, dass es sich schwer anhört, aber schließ ab. Sie ist es nicht Wert. Sie hat dir wehgetan. Du verletzt dich wegen ihr. Das ist schon lange kein Leben mehr, aber du willst es nicht sehen. Du willst nicht sehen wie sie ist, du willst es nicht wahr haben, dass sie mit dir spielt um die Leiden zu sehen. Du hast ein besseres Leben verdient. Jemanden verdient der dir die Sterne vom Himmel holen würde. Jemanden der dir zeigt, was für ein toller und begehrenswerter Mensch du bist“, diese Worte berührten mich tief und ich lehnte mich an ihn und ließ die Tränen laufen die ich schon die ganze Zeit zurück gehalten hatte.
Wir saßen noch eine gefühlte Ewigkeit zusammen so da, bis ich mich dann entschied zurück zu den anderen zu gehen. Seth teilte mir noch mit wo er untergekommen war, danach verabschiedeten wir uns und ich ging zurück. Als ich zurück kam saßen alle zusammen im Gras und spielten Karten. Ich setzte mich zu ihnen und spielte noch mit. Erst ziemlich spät gingen wir alle schlafen. Innerlich war ich froh als der Tag sein Ende nahm, doch das ich noch lange nicht verschont war, wusste ich in diesem Moment noch nicht.
Texte: Jenny
Bildmaterialien: Sanija
Tag der Veröffentlichung: 04.07.2014
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