Na wie geht’s dir? Das war die frage meines unbekannten Schreibers in der letzten Mail gewesen. Wie’s mir ging? verdammt scheiße! Das schrieb ich ihm auch der Trost kam postwendend: Willst du drüber reden? Ich seufzte, er war schon süß:Also gut, lass uns in Flirt 2 treffen, Mailte ich ihm zurück. Kennen gelernt hatte ich ihn ausgerechnet durch die Person, die ich am wenigsten leiden konnte: meinen „Klassenkameraden“ Malte. Er hatte es unheimlich witzig gefunden, meine neue
E-Mail Adresse in die Schülerzeitung zu stellen.
Am gleichen Nachmittag noch hatte ich elektronische post von ihm bekommen. Trotz Hannas Warnung(„das kann auch irgend ein Spinner sein!“) schrieb ich ihm zurück und bekam seitdem täglich Mails von einem Shakespeare zitierendem Romeo. Ich linkte mich ein und schrieb an Bball 58: Na auch schon da? Seine antwort: Was hast du den? Stress in der schule?
Ja, alles auf einmal:Hab mich mit meiner Freundin gestritten, von Koch (dem Deutschlehrer von dem ich dir schon erzählt habe)eine Sonderaufgabe bekommen (das mit dem schwamm war ich nicht!!) und überhaupt!
Tja ,gut ,dass es mich gibt!! Warum hast du dich den stress mit Hanna????
Es ging mal wieder um Daniel, sie will einfach nicht einsehen, dass er in Wirklichkeit ein Riesenarschloch ist!!! Dauernd ist sie wegen ihm down, aber er kann trotzdem machen was er will!!
Da kannst du ihr aber auch nicht helfen, wenn sie es nicht einsehen will. Da hatte er leider recht, aber trotzdem. So was von verbohrt!!!!! Wo wohnst du eigentlich, kann ich dich mal irgendwo treffen? Oder schick mir wenigstens mal deine Telefonnummer oder ein Bild (Bitte keine –noch so süßen – Schweine, dein bild reicht vollkommen).Ich machte mir keine zu großen Hoffnungen: Ich hatte ihn in den letzten Wochen schon tausendmal gefragt und keine antwort erhalten. Guck doch mal in meinem Steckbrief!! Klaro, warum bin ich nicht gleich auf die Idee gekommen? Wohl, weil mir die Technik des Internets noch nicht so vertraut war. Ich klickte seinen Steckbrief an und siehe da – ich glaub es nicht, dieser Idiot!! Er hat es die ganze Zeit gewusst:wir wohnen im selben ort. So etwas Ähnliches schrieb ich auch und er bog sich vor Lachen. Er schlug aber auch vor, dass wir uns Montagnachmittag in einem Cafè treffen sollten. plötzlich meldete sich James, der Butler im Chatforum, das Kiss 1 den Chatrom betreten habe. Ich klickte sie privat an und teilte ihr die Neuigkeit sofort mit, denn hinter Kiss 1 verbarg sich meine Freundin Hanna. Sie hatte den Streit auch sofort vergessen und war voll überrascht, dass ich nun den Wohnort meines E-Mail Lovers kannte. Ich treffe ihn morgen in der Fuzo - Eisdiele, komm doch bitte vorsichtshalber mit, ja?
Natürlich, ich warte am Nachbartisch, bis er auftaucht!!!
Na dann konnte nichts schief gehen...
Hey, noch da? , meldete sich Bball zu Wort.
Klar hab mich gerade wieder mit Hanna vertragen!!
Ausgesprochen???
Äh, eigentlich nicht so richtig. Ich hab so getan, als ob wir uns nie gestritten hätten, und sie auch.
Seite 1
Wenn das mal gut geht, Probleme könnt ihr nicht einfach
überspielen. Aber du musst es ja wissen …
weis ich auch!! Gab ich zickig zurück.
Schon gut lass uns nicht auch noch streiten.
In diesem Moment schrie Maren, meine kleine Schwester, mit der ich unerfindlichen Gründen „gesegnet“ bin, wie am Spieß los. ich sollte heute auf sie aufpassen. Normalerweise war ein Fernseher genug Unterhaltung für sie, aber meine Mutter würde mir schreckliche vorwürfe machen, wenn herauskäme, dass ich sie vernachlässige. Deshalb lief ich lieber sofort ins Wohnzimmer. Es stellte sich heraus, dass Maren nur wegen eines Monsters geschrieen hatte („Eeeees will mich fressen, Maama!!“) ihr Problem: sie will nicht einsehen, dass sie für diese art von filmen noch zu jung ist. Ich beruhigte sie und versprach, dass ich jegliche art von Monstern verteidigen würde, schaltete den Fernseher ab und ging zurück an den PC. Bball hatte sich inzwischen verabschiedet, ließ mir aber durch James einen Gutenachtgruß und eine rose zukommen - wie süß!! Nachdem ich den PC ausgeschaltet hatte, ging ich zurück ins Wohnzimmer, schickte Maren ins Bett und verlor kein Wort über den film, den sie natürlich wieder eingeschaltet hatte! Das war eine stumme Verabredung zwischen ihr und mir: Sie würde meiner Mutter nicht erzählen, das ich noch einmal im Internet gewesen war, dafür erfuhr sie nicht, welche Filme sie gesehen hatte. Nach diesem Kraftakt(ich musste sie schließlich ins Bett tragen und sie kommentierte dies auf ihre art: schreiend und tretend)machte ich mich bettfertig und verschwand ebenfalls in der Kiste. Am nächsten Morgen in der Schule konnte ich mich kaum auf Kochs Gelaber über Konsekutivsätze konzentrieren und war heilfroh, als ich endlich auf dem Weg nach Hause war. Dort duschte ich nach einem kurzen Mittagsessen und verbrachte die restliche zeit vor meinem Kleiderschrank, entschied mich dreimal um und wählte dann die neue Jeans und meinem Lieblingspullover. Da mir jetzt nur noch eine Viertelstunde bis zur Verabredung blieb, schnappte ich mir mein Fahrrad und fuhr los. Ich erreichte das Cafè fünf Minuten früher, als ich gedacht hatte, ging aber trotzdem rein und sah mich suchend nach Hanna um. Sie saß an einem Fenstertisch und winkte mir zu. Ich setzte mich einen Tisch weiter und bestellte schon einmal ein las Wasser. Ich wartete, während mir ein verdammt gut aussehender Kellner mein Getränk brachte. Ich ging sofort auf Flirtkurs und lächelte ihn an und er zwinkerte zurück. Hallo - was tat ich da?! Ich wartete auf meinen Romeo und flirtete inzwischen Zeit mit jemand anderem? Nach zehn Minuten warten kam ich zu dem Schluss, dass das in Ordnung gewesen war, denn Bball tauchte gar nicht auf! Nach weiteren fünf Minuten kam Hanna rüber an meinen Tisch und wir bestellten ein Eis. „super“, motzte ich rum, als er nach einer halben stunde immer noch nicht da war. „ob der überhaupt noch kommt?“
„wahrscheinlich nicht „, war Hannas resignierte antwort. Gereizt erwiderte ich: “toll du musst es ja wiesen – hat Daniel dich das letzte Mal nicht auch versetzt?“
„was hat das damit zu tun? Echt, du sitzt hier und wartest auf einen jungen, den du im Chat kennen gelernt hast!“, gab Hanna zurück. ,, und du? Läufst einem jungen nach, der mit dir macht was er will!“ super, genauso hatte unser streit gestern angefangen. ,,ach?“, gab Hanna beleidigt zurück. ,, das muss ich mir nicht anhören, warte doch alleine!“ und schon verließ sie das Cafè. Ich seufzte, doch dann siegte mein stolz. Das musste ich mir nicht bieten lassen, sollte sie sich doch jemand anderen zum ausheulen suchen. Dafür würde ich nicht mehr da sein!! Ach, verdammt aber auch! Warum mussten wir uns in letzter zeit so oft streiten? Früher hatten wir das nie getan. Ich fixierte die ganze zeit mein eis, als ob die Lösung dort zu finden wäre, da hörte ich plötzlich, wie der Stuhl, auf dem gerade noch Hanna gesessen hatte, zurückgeschoben wurde und jemand an meinem Tisch Platz nahm. Etwa meine E-Mail –Bekanntschaft? Ich blickte hoch und sah direkt in die Augen des süßen Kellners.
Seite 2
„Na, Ärger mit der Freundin?“ Ich überlegte kurz und entschied mich dann für die Wahrheit „Ja, in letzter Zeit zoffen wir uns ständig!“ Ernickte verständlich „Das kenne ich, es gibt nur wenige Dinge, die einen mehr runterreißen
als ein Streit mit dem besten Freund. Willst du darüber reden?“ und so erzählte ich einem völlig fremden alles über Hanna und mich. Doch seltsamerweise ging es mir danach viel besser. „ Jetzt hab ich dich ewig zugetextet, kriegst du nicht ärger mit deinem Chef?“ „Ach der versteht das schon, außerdem haben Probleme immer Vorrang! Ich heiße übrigens Tobias!“ Er reichte mir seine hand über den Tisch. „ich bin Kristina. Danke fürs Zuhören!“ Ich gab ihm meine. Dann stand er auf um weiterzuarbeiten, und brachte mir kurze Zeit später meine Rechnung. Doch was stand da? Falls du mal wieder ein Problem haben solltest. J - und seine Handynummer. Ich steckte die Rechnung ein und bezahlte, schon wieder etwas glücklicher an der Kasse. Wo warst du? , tippte ich wütend in den Computer.
Es ist nicht unbedingt einer meiner Lieblingsbeschäftigungen, versetzt zu werden!!
Bball entschuldigte sich brav – von wegen, Notfall bei einem Kumpel! Ich nahm die Entschuldigung trotzdem an. Sooo schlimm war der Nachmittag auch wieder nicht gewesen. Immerhin hatte ich jetzt die Nummer des ultimativ bestaussehendsten jungen in Town! Dafür hatte sich der stress gelohnt.
Gib mir noch eine Chance, Mittwoch am Teich im Stadtpark. Um vier Uhr?
Okay aber wehe du versetzt mich wieder!!
*
Am Mittwoch herrschte wunderbares Wetter: strahlender Sonnenschein und es war so warm, dass ich mich sogar traute, ein T-Shirt zu tragen. Hanna und ich schwiegen uns weiterhin an und sie tat so als hätte sie schon eine neue beste Freundin gefunden. Als ich am Teich ankam, sah ich mich suchend um. Wo war er? Teich war als Beschreibung für den See eigentlich immer untertrieben gewesen, es gab zig schattige Plätze unter bäumen und mir blieb wohl nichts anderes übrig, als um den See herumzugehen. Also fing ich an zu suchen. Heute war ziemlich viel los und ich musste mehr als einmal Joggern, skatern und Müttern mit Kinderwagen ausweichen. Als ich den See komplett umrundet hatte, rief plötzlich jemand meinen Namen. Ich drehte mich um und erkannte Tobias, der auf Skates unterwegs war. „ Hi, heute frei?“ fragte ich ihn.
„ Si, Signora. Ich habe jeden Mittwoch frei, und was machst du hier?“ „ob du es glaubst oder nicht, ich suche meine Internetbekanntschaft; wegen der ich auch neulich im Cafè war!“
Er fragte: „Wollen wir zu zweit suchen?“ und ich willigte ein. So umquerten wir zum zweiten mal den See und ich überlegte, dass mir der Chatroomflirt gestohlen bleiben konnte. Mit Tobias spazieren zu gehen, war viel besser. Außerdem war Bball bestimmt irgendein kontaktscheuer Computerfreak, der nie nach draußen kam. Tobias hingegen sieht aus als würde er praktisch an der frischen Luft leben, er war ziemlich braun, und das in dieser Jahreszeit! Er erzählte eine Storys aus seiner schule. Ich sagte lachend: „das kenn ich so ein Lehrer haben wir in Deutsch!“ er erwiderte: „ja, koch kann manchmal echt ne plage sein!“ ich erstarrte.
„Wie heißt du?“, fragte ich lauernd. Ich hatte nämlich plötzlich so eine Ahnung.
„Hä, was soll die frage jetzt? Tobias- schon vergessen?“ „nein, das meine ich nicht, wie nennst du dich im Internet?“ „woher weist du, dass wir Internetanschluss haben?“ „ich weis noch viel mehr, lass mich raten: Bball 58, oder?“
Seite 3
er grinste matt. „du hast dich verplappert, du hast nur Bball erzählt, wie dein Deutschlehrer heißt. Bist du jetzt sauer?“, sagte er. „nein, warum sollte ich? Und was hast du so für den Nachmittag eingeplant Bball?“ er führte mich grinsend um eine Kurve, hielt mir die Augen zu und meinte nur: „Überraschung!“ wir gingen noch ein paar schritte plötzlich sagte er: „Augen auf!“
Gehorsam öffnete ich die Augen eine wirklich riesige Überraschung: Auf der Wiese war das leckerste Picknick aufgebaut, das ich jemals gesehen hatte. Obst, Salate, Brot...
„Wow“, sagte ich und war platt.
„da staunst du was? Hab den ganzen Nachmittag gekocht.“
„noch eine frage, woher hattest du meine E-Mail Adresse?“
„aus unserer wunderbaren Schülerzeitung! Ich konnte dich die ganze zeit im Chat so gut verstehen, weil ich selber bei koch unterricht habe.“
Also musste ich Malte doch dankbar sein für seine dämliche Aktion...
„Da wir das geklärt haben, darf ich bitten?“
Am nächsten Tag entschuldigte ich mich bei Hanna wegen allem und sie erzählte mir das sie mit Malte zusammen ist weil er ihr begegnet ist nach dem Eisdiel Zwischenfall und sie sagte auch das er noch gut aussehe. Die Meinung teilte ich zwar nicht aber jeder wie er mag die Hauptsache war: Ich hatte Tobias, Hanna hatte Malte und Ich und Hanna hatten uns wieder.
Tag der Veröffentlichung: 11.11.2011
Alle Rechte vorbehalten