Kapitel I: Neue Freunde, neue Feinde
Die Sonne schien erbarmungslos, der Asphalt dampfte. Die Luft war flirrend heiß und kein kühles Lüftchen wagte sich einen kühlen Hauch über Gesichter zu zaubern. Ein schwarzer Volvo bog um die Ecke und fuhr die Straße entlang. Er hielt vor einem vierstöckigen Backsteingebäude, die Fenster spiegelten die Sonne wieder. Vor diesem Gebäude, mit der Aufschrift Gymnasium, war eine weite, parkähnliche Anlage, wo sich gerade viele Schüler trafen und Neuigkeiten, Erfahrungen und Erlebnisse der Ferien auszutauschen. Es herrschte ein reges Treiben, jenes geschäftige und geschwätzige Treiben am ersten Schultag, nach den Sommerferien. Der schwarze Volvo hielt vor dieser Anlage und ihm entstieg ein schwarzhaariger, 15 jähriger Junge, der sich mit suchendem Blick an seine neue Umgebung zu gewöhnen versuchte. Sein Name war Alex. Er war, wie bereits erwähnt, schwarzhaarig, hatte eisblaue Augen, welche von einer schwarzen, schmalen Brille umramt wurden. Sein Gesicht war schmal und die Wangenknochen traten leicht hervor. Sein Haarschnitt war, wie soll man sagen, wild durcheinander. Er trug ein normales handelsübliches T- Shirt und normale dunkle Jeans. Außerdem trug er noch eine leichte Sommerjacke und seine Füße steckten in „Converse Allstars“. Er blickte noch einmal zum schwarzen Volvo, ließ einen Seufzer entfleuchen und wandte sich dem Schulgebäude zu. „Neue Schule, neues Glück!“, dachte er.
Es gab an der Schule so genannte Vertrauensschüler, die selbst Schüler, aber für andere Schüler zugleich „Ansprechpartner“ waren. Man erkennt sie an strahlend gelben Jacken. An so einen Vertrauensschüler wandte sich Alex und fragte höflich nach dem Weg zum Büro des Direktors, denn dort sollte er sich zuerst melden. Der Vertrauensschüler war so freundlich ihn den Weg zu beschreiben, schaute aber Alex argwöhnisch an. Alex folgte der Beschreibung und fand schließlich das Büro. Er klopfte an und wurde hereingebeten.
Das Büro wurde durch die Sonne in ein warmes Licht getaucht. Der Direktor saß in seinem Stuhl am Schreibtisch und schrieb irgendetwas. Alex schaute sich um. Das Zentrum des Raumes nahm der riesige Mahagonitisch des Direktors ein. An der Wand waren Schulabzeichen und die Porträts von vorherigen Direktoren. Die Fenster waren am anderen Ende des Raumes. Alex räusperte sich und der Direktor schaute auf. Sofort umspielte ein Lächeln seinen Mund. Der Direktor war ein Mitte Dreißiger und sein Haar lichtete sich leicht. Er hatte ein Muttermal am leicht hervorstehenden Kinn. Außerdem war der Direktor etwas fülliger gebaut. Seine Haut pflegte er mit Bräunungscreme. „Ah, der neue Schüler. Angenehm, Direktor Mann.“. „Sehr erfreut.“, grüßte Alex und sie schüttelten sich die Hände. „Also, sie sind hierher gekommen um die Klasse 10 zu besuchen?“ „Ja das ist richtig.“, entgegnete Alex darauf. „Gut, gut. Ich habe mir ihre Akte angesehen und sie können mir glauben so eine spannende Lektüre über Schüler gibt es selten. Ich möchte dir eins sagen, hier sind alle Taten vergessen und du kannst mit einer reinen Weste starten.“. „Okay, dass klingt gut.“, sagte Alex wie in Trance. „Gut, dann zeige ich dir deine Klasse.“ Sie gingen durch verschiedene Gänge und erreichten schließlich den Raum 199. Der Direktor schob Alex durch die Tür und unterbrach dabei die Erzählung eines Schülers der sich gerade selbst vorstellte. „So Frau Lichtenstein ich bringe ihnen einen neuen Schüler.“, sagte der Direktor. „Reizend“, entgegnete Frau Lichtenstein.
Alex setzte sich in die hinterste Reihe. Er warf einen Blick in die Klasse. Die meisten saßen in normaler Schülerhaltung, also entweder aufrecht oder den Kopf auf den Tisch. Es gab aber auch welche, einen ganzen Pulk, die regelrecht auf ihren Stühlen lagen bzw. herum lümmelten, wie Al Bundy in der Serie „Eine schreckliche nette Familie“, bloß dass es nicht annährend lustig war, wie in der Serie. Auch seine neue Klassenlehrein betrachte Alex. Sie war, vermutete er, gerade über die Schwelle der Fünfundvierziger gestolpert. Graue Strähnen durchzogen ihr Haar, ihre Haut wies Falten auf, aber ihre Rehaugen strahlten noch eine jugendliche Eleganz aus. „Alex“, sprach Frau Lichtenstein ihn an, „wärst du so nett dich allen vorzustellen.“ „Okay.“, war seine knappe, etwas schüchterne Antwort. Er stellte sich vor seine neue Klasse und begann zu erzählen: „Also, ich heiße Alex Winter und bin 15 Jahre alt. Ich habe am 2.1. Geburtstag. Meine Hobbys sind: Musik hören, Lesen und Radfahren.“ Dass er Kampfsport betrieb behielt er für sich. „Meine Lieblingsbands sind unter anderem: The Sex Pistols, die Ärzte, Bela B., Farin Urlaub, Green Day, The Clash und Die Toten Hosen. Es gibt noch einige mehr, aber wenn ich die alle aufzähle, dann säßen wir morgen noch hier.“ Einige lachten. Er erzählte noch ein bisschen mehr über sich. Während er redete sah er sich seine Klasse genauer an. Eigentlich schienen es alle nette Menschen zu sein, bis auf die Leute die mehr auf ihren Stühlen lagen als saßen. Als er geendet hatte setzte er sich wieder. Sein Banknachbar gab ihm den Stundenplan. Es klingelte zur Pause. Die allgemeine Ruhe endete und die Schüler begannen zu essen, zu reden oder wie Alex still aus dem Fenster zu schauen.
Der Tag heute war kurz bemessen, nur sechs Stunden, da es der erste Schultag war. Nach dem Ablauf der sechs Stunden ging Alex gemütlich nach Hause. Seine Mutter wartete schon mit dem Essen auf ihn.
Alex bestaunte seine Mutter. Nach dem Tod ihres Mannes, seines Vaters, war sie stark gewesen. Seine Mutter selbst war eine etwas kleine untersetzte Frau mit rot getönten Haaren und langsam auf die vierzig zuschreitend. Sie hatte Alex fast ganz allein aufgezogen und ihn immer gut behandelt. Er dankte es ihr indem er gute Noten schrieb und sich aus Schwierigkeiten herauszuhalten versuchte.
Sie mussten in eine andere Stadt ziehen, weil Alex von seiner alten Schule geflogen war und seine Mutter eine Galerie aufbauen wollte. Seine Mutter war eine Kunsthändlerin, hatte aber nach einem Streit mit einem anderen Kunsthändler das Feld räumen müssen. Alex war ungefähr zu selben Zeit von seiner alten Schule geflogen, weil er dort ständig mit dem Lehren im Clinch gelegen hatte, Die Lehrer hatte nämlich seine Art und Weise ständig kritisiert.
Als Alex nach Hause kam standen noch Umzugskartons herum. Entweder wild umher stehend oder geordnet wie Soldaten beim Appell.
Beim Essen fragte sie: „Na wir war es in der Schule?“ „Ma, kein Smalltalk beim Essen Okay?“ Sie hörte auf. „Mum hast du was dagegen, wenn ich mich ein bisschen in der Stadt umsehe?“ „Nein mein Sohn, aber das du mir keinen Ärger machst.“ „Bestimmt nicht.“ „OK, dann Hau ab, du Ganove.“, sagte seine Mutter mit einem schalkhaften Lächeln. Alex verschwand in Richtung Stadt. Er schlenderte ziellos, aber bestimmt durch die Stadt. Als er gerade an einer kleinen, verwinkelten Gasse vorbei kam, hörte er einen leisen, erstickend klingenden Hilfeschrei, den anscheinend alle Leute nicht hören konnten oder wollten. Er ging in die Gasse hinein. Sein Schritt war schnell aber leise. Vor seinen Augen tat sich nach einigen Schritten, eine widerliche Szene auf. Die Gasse war etwas abgedunkelt. Zwei grobe ungeschlachte Kerle hielten ein Mädchen fest und drückten es an eine Wand, während sich ein dritter, aber schmalerer, sich an ihr zu vergehen versuchte. Die großen Kerle sahen lüstern zu. Alex stellte sich hinter den schmalen Typen. „Hey!“, rief Alex. Der Schmale drehte sich um und Alex’ Faust landete auf seiner Nase. Er wandte sich vor Schmerz. Die zwei großen Kerle ließen das Mädchen los. Das Mädchen sank weinend und schluchzend in sich zusammen. Die Kerle griffen an. Ihre Angriffe waren plump, sodass Alex mit Leichtigkeit ausweichen konnte, aber hinter den Schlagen steckte Kraft, die selbst einen Ochsen hätten umhauen können. Einer der Kerle griff mit einem Fauststoß zu Alex’ Kopf an. Alex fegte den Angriff ab und machte dabei einen Schritt nach schräg vorn. Dann gab er seinem Gegner einen Haken in die Hüfte. Darauf folgte ein Tritt in die Kniekehle, worauf der Kerl in die Knie sank. Zum Abschluss trat Alex den Typen noch mit voller Kraft in den Rücken. Der Kerl kippte um und landete mit dem Gesicht voran auf dem Asphalt. Sein Kumpan kam wie ein wilder Stier angerannt. Alex tat so als laufe er weg. Er lief zu einer Wand und lief ein, zwei, drei Schritte an der Wand senkrecht nach oben und stieß sich dann von der Wand ab. Er machte eine Art Salto rückwärts. (Diese Technik ist auch bekannt als Hauswandflugrolle). Schon stand er dann hinter dem zweiten Kerl. Er gab ihm noch einen Handkantenschlag in den Nacken und der Gegner brach zusammen.
Er ging zu dem Mädchen hinüber, das noch immer weinte. „Hey, alles Okay?“. Alex wusste, dass das eine dämliche Frage in solch einer Situation war. „Es geht.“, sagte sie mit zittriger Stimme. „Komm ich bring dich nach Hause.“ „Ist gut.“, sagte sie. Der kleine Smalltalk schuf für Alex die Gelegenheit sich das Mädchen näher an zu sehen. Sie war blond und hatte ein sonderbares Grün als Augenfarbe. Er schätzte sie auf sein Alter. Er half ihr auf die Beine. Beide merkten nicht, dass sie von 2 Paar Augen beobachteten wurden. Stützend brachte er sie nach Hause. Er brachte sie bis zu ihrem Haus und kam noch mit hinein. „Danke.“, sagte sie, „dass du mich gerettet hast.“ „Ist doch selbstverständlich.“, sagte er. „Ach, wie ist eigentlich dein Name?“, fragte Alex noch, bevor er gehen wollte. „Seraphine.“ „Ein wunderschöner Name!“, entgegnete Alex auf diesen wohl ungewöhnlichen Namen. „Und deiner?“. „Alex“, antwortete er knapp. „Sehen wir uns morgen in der Schule?“ „Denke mal schon.“ „Bis morgen.“ Alex verließ das Haus von Seraphine. Er ging nach Hause. Er verschwieg seiner Mutter den Vorfall.
Am nächsten Tag wartete Seraphine schon vor der Schule auf Alex. Als er endlich kam gingen sie gemeinsam in die Klasse. Sie war auch in seiner Klasse, aber er fragte sich warum sie ihm nicht am Vortag aufgefallen war. Sie setzten sich nebeneinander. Alex und Seraphine mussten sich manch komischen Spruch anhören, ignorierten sie aber. In einer Pause nach einer besonders langweiligen Stunde, fragte ein Schüler, der wohl aus der Parallelklasse stammte und Seraphine schon etwas länger kannte: „Hi, sag mal kommst du morgen mit ins „SPEED?“. „Ja, äh kann ich einen Freund mitbringen?“. „Klar!“ Nach diesem kleinen Smalltalk verschwand der fremde Schüler. „Wer war das?“, fragte Alex, der die Szene beobachtet hatte. „Ach, das war Michel. Ich kenne ihn schon seit dem Kindergarten.“
„Und worüber habt ihr gesprochen?“. „Er hat mich ins SPEED eingeladen.“. „Ne Tanzbar vermute ich.“. „Richtig, du bist übrigens auch eingeladen.“ „Schön. Und wann!“ „Gegen Acht!“. „Okay!“. Kurz nach dem sie das Gespräch beendet hatten, begann auch schon die nächste Stunde. Nachdem die Schule fertig war und er zuhause, fragte Alex seine Mutter ob er am nächsten Tag ausgehen dürfte. Er durfte.
Alex hatte sich mit Seraphine um halb sieben bei sich zu Hause verabredet. Punkt halb sieben klingelte es an der Tür. Alex’ Mutter öffnete und Seraphine stand draußen. „Oh, Hallo. Sie sind bestimmt Seraphine.“. „Ja. Und sie sind bestimmt Alex Mum?“ „. Ja sieht wohl so aus.“ Ein Lächeln umspielte das Gesicht von Alex‘ Mutter. „Alex duscht sich gerade. Sie können in seinem Zimmer warten.“ „Okay. Aber Sie können mich ruhig duzen.“ Leicht schmunzelnd zeigte Alex‘ Mutter Seraphine den Weg. Als Seraphine das Zimmer von Alex betrat, verschlug es ihr erst einmal die Sprache. Alles war sehr Sauber. Eigentlich das Gegenteil eines Jungenzimmers. Wären nicht Poster von verschiedenen Bands und das CD Regal und Bücherregal Organisch sortiert. Das gute Zeug war oben und das nicht so tolle weiter unten. Seraphine sah, dass das Bett das Zentrum des Zimmers bildete und alles drum herum angeordnet war. Alex kam herein, nur in Boxershorts bekleidet. „Oh.“, sagte er verlegen, als er Seraphine sah. Auch sie sah ihn ein wenig verwundert an. Seraphine musterte Alex von oben bis unten. Er war durchtrainiert, aber nicht übermäßig muskulös. Sie lächelte leicht und deute auf das saubere Zimmer und das ordentlich gemachte Bett. Dabei sah sie in fragend an. „Ach.“, sagte Alex und macht eine abfällige Handbewegung. „Meine Mutter. Sie hat einen Putzfimmel. Manchmal nervig, manchmal ganz okay.“ „Aha“, machte Seraphine. Alex zog sich an und wenig später waren beide unterwegs in Richtung SPEED. Am Eingang angekommen, zahlte Alex für Seraphine den Eintritt mit. Michel wartete drinnen schon auf die beiden. „Hi!“ war die allgemeine Begrüßung.
Das SPEED hatte im hinteren Teil eine große Bar. Vorne waren eine Bühne und eine Tanzfläche. Im Mittelteil standen hohe Tische mit Hockern. Es gab auch noch einen Aufgang zu einer oberen Empore, die, wie ihm Seraphine erklärt hatte, nur von den „Coolen Leuten“ benutzt werden dürfte. Michel und Alex kamen miteinander ins Gespräch. Alex fiel bei der genaueren Betrachtung von Michel seine Sonderbaren Augen auf: Sie waren Orange, so Orange wie die Farbe einer Orangenschale. Seine braune Haarfarbe bildete einen Kontrast dazu. Sein Gesicht war kantig geschnitten und er hatte eine fröhliche Art zu reden.
„Sag mal, was für Musik magst du so?“, fragte Michel. „Im Groben und Ganzen Rockmusik. Vor allem Richtung Punk. Was sich überhaupt nicht leiden kann ist das ganze Hip Hop Gedöns.“, antwortete Alex. Michel nickte und schlug ihn kumpelhaft auf die Schulter. Und je weiter sich das Gespräch vertiefte umso mehr erkannten die beiden, dass eine gute Freundschaft ihren Anfang nahm. Nach einer Weile fühlte sich Alex fast wie in seiner alten Stadt, Schule und dem alten Freundeskreis. Alex steuerte gerade die Bar an um sich ein Bier zu holen, als fünf Typen hereinkamen, sich verteilten und einer ging direkt auf die Bar zu. Alex sah etwas aufblitzen und sein Instinkt sagte ihm, dass irgendetwas gleich passieren würde. Und es geschah. Kaum hatte Alex sein Bier erhalten, bedrohte einer der Typen das Barmädchen mit einem Messer und verlangte das Geld aus der Kasse. Das Barmädchen stieß einen schrillen Schrei aus. Alle Gäste des SPEED drehten sich verwundert um und erkannten sofort die Situation. „Hoffentlich macht Alex nichts Unüberlegtes.“, flüsterte Seraphine Michel ins Ohr. „Hey Mädchen mach schneller!“; drängte der „Räuber“ das Barmädchen schneller zu machen. Alex sah den „Räuber“ an und sagte direkt an den Typen gerichtet: „Also wenn du das Mädel so hetzt, dauert es noch länger.“ Der Typ schaute ihn aus ungläubigen Augen an. Die Gäste des SPEED waren totenstill und manche leichenblass. Denn die Mehrheit hatte ihn erkannt. Immer noch schaute der Typ Alex ungläubig an. Dann, nach einer wahrscheinlichen Ewigkeit, holte der Typ mit seinem Messer aus, um Alex anzugreifen. Doch Alex wich geschickt aus. Er tauchte unter dem Schlag, der zum Hals ging, durch, kam hoch und platzierte mit wohl dosierter Kraft seine Faust in das Gesicht seines Gegners. Das Knacken, des gebrochenen Nasenbeins war fast überdeutlich zu hören. Aber kaum war der erste ausgeschaltet, waren schon die vier anderen heran. Alex wich einem weiteren Messerstich mit einem gewagten Rückwärtssalto aus dem Stand auf dem Bartresen aus. Doch blieb er dort nicht. Kaum hatten seine Füße den Tresen berührt sprang er sofort nach vorne, seinem Angreifer entgegen. Es war gefährlich da der Angreifer ein Messer hatte, doch Alex hatte das Überraschungsmoment auf seiner Seite. Er riss den Typen mit zu Boden und dieser knallte hart mit dem Kopf auf denn Boden. K.O. Die anderen drei waren jetzt völlig aus ihrer Starre erwacht. Sie gingen auf Alex zu, der blitzartig wieder stand, und der erste griff an. Alex blockte einen Schwinger, tauchte unter einem Fauststoß durch und trat einen der Angreifer in die Weichteile. Der nächste war K.O. Doch einer der Angreifer war es gelungen Alex von hinten zu Umklammern. Jetzt schlug ein auf Alex ein. Doch nur drei Schläge fanden ihr Ziel. Mit einer fast übermenschlichen Schnelligkeit, trat er dem Schläger in den Magen und riss seinen Kopf nach hinten, sodass er seinem Umklammerer das Nasenbein brach. Dann gab er ihm noch einen Handkantenschlag auf den Nacken und der nächste war auf die Matte geschickt worden. Einer war noch übrig. Dieser griff nun mit einer Eisenstange an. Geschickt wich Alex den wuchtigen Schlägen aus.
„HALT!!“, donnerte eine Stimme, die eher nach einem Mädchen klang, welches zu viel geraucht hatte. Sofort ließ der Angreifer die Eisenstange fallen und sah zum Ort der Stimme. Alex sah ebenfalls hin, ließ aber seine Körper angespannt. Ein spanisch aussehender, 17 Jähriger Junge stand auf der oberen Empore und sah zum Ort des Kampfes hinunter. Er trug eine weite, schwarze Trainingsjacke. Am Hals baumelten zahlreiche Goldkettchen. Seine blauen Augen strahlten bösartig aus dem Solarium gebräuntem Gesicht. Seine Hosen waren weit geschnitten, seine Turnschuhe teuer. Auch die Gäste des SPEED, zumindest ein großer Teil davon, schauten ehrfürchtig hinauf. „Ben, verlass das SPEED.“, sprach er den Kerl an, der Alex mit der Eisenstange attackiert hatte. „Und nun zu dir.“, sprach der Typ. „DU bist neu. Ich hab dich vorher nie gesehen. Wer bist du?“ „Hoffentlich sagt er nicht noch etwas Falsches.“, raunte Michel Seraphine zu. „Bevor ich mich vorstelle, sagt du mir erstmal wer du bist, und warum du das wissen willst.“ Wieder ging ein Rauen durch die Menge. „Wie du willst. Ich bin Juanez, der König über diese Stadt. Und ich habe dich angesprochen, weil du ein fähiger Kämpfer bist.“ Alex überlegte was er antworten sollte. Ihm lag eine sehr bissige Bemerkung auf der Zunge, doch verkniff er sie sich. „Gut. Ich bin Alex Winter. Und ja du hast recht: ich bin neu hier. Also was willst du.“ Juanez sah ihn etwas abweisend an. Noch nie hatte jemand in diesem Ton mit ihm gesprochen. Juanez sah darüber hinweg. „Alex, ich mache dir ein Angebot. Tritt mir bei und dir wird es gut ergehen. Solltet du dich weigern, dann… .“ „Dann?“, fragte Alex herausfordernd. Juanez wandte sich ab. Wenig später hatten Alex, Seraphine und Michel das SPEED verlassen. In der Nacht wälzte sich Alex von einer Seite auf die andere. Doch noch bevor die Sonne ihre Strahlen schicken konnte, hatte er sich entschieden.
Am Dienstag, der ersten vollen Schulwoche hatten sie in der 3. Stunde Sport. Sie spielten Zweifelderball, auch bekannt als Völkerball. Irgendwie war Alex in eine Mannschaft geraten die nur aus den Typen bestand, die im Unterricht mehr auf ihren Stühlen lagen als saßen. Er wusste nicht, wer diese Typen waren, aber irgendwie schienen sie etwas „Besonderes“ zu sein den sie konnten tun und lassen was sie wollten. Jedenfalls war Alex in ihrer Mannschaft. Er hielt sich gut, wurde aber dann doch abgeworfen. Irgendwie traute sich keiner die Typen abzuwerfen, die hingegen schon. Im gegnerischen Feld war jetzt nur noch ein Spieler. Michel. Sie hatten mit Michels Parallelklasse gemeinsam Sport. Plötzlich stolperte Michel und verrenkte sich den Knöchel. Die Typen fingen an zu lachen. Laut Regel war ein Eingreifen verboten und Alex musste sich zwingen sich daran zu halten. Der „Anführer“, David, der Typen aus Alex’ Klasse hatte die Absicht Michel erheblichen Schaden zuzufügen. Er holte mit dem Ball zum Schwung aus. Vor seinem inneren Auge sah Alex den Ball los fliegen und der war ziemlich hart. Er sah, wie der Ball Michel mit voller Kraft an der Stirn traf, wie Michels Kopf nach hinten gerissen wurde und mit voller Wucht auf dem Parkett aufschlug. NEIN, soweit konnte es Alex nicht kommen lassen. Er sah wie sich der Ball von Davids Hand löste und auf Michel zuflog, der sich in Sicherheit zu bringen versuchte. Alex lief los, alle Regeln über Bord werfend. Er hechtete nach dem Ball, fing ihn und rollte sich geschickt ab. Die Schüler schauten fassungslos.
Plötzlich wurde am Eingang zur Turnhalle geklatscht. Juanez betrat die Turnhalle. Ihm folgten ein paar weitere Kerle, die den aus Alex’ Klasse an ihrer Kleidung ähnlich sahen. Es wurde sofort totenstill. „Begrüßt euren König und verbeugt euch!“ Alle taten dies. Selbst der Lehrer. Alle außer Alex. Er hatte beschlossen diesem Großmaul sich nicht anzuschließen. Er blieb erhobenen Hauptes stehen und sah den „König“ an. Einer der Helfer wollte Alex auf die Knie zwingen, doch letztendlich lag der Typ auf dem Boden. Der „König“ hatte die Szene beobachtet. „Ah Alex.“, sagte Juanez freundlich und machte eine ausladende Geste. „Wie hast du dich entschieden?“ Der Großteil der anwesenden Schüler schaute ihn hoffnungsvoll an. „Tja, ich muss zugeben dass dein Angebot recht gut ist. Aber um ehrlich zu sein schlage ich dein Angebot aus.“ Juanez sah ihn an, als ob er eine hässliche Spinne wäre. Juanez gab einen paar von seinen Leuten einen Wink und sofort schnappten sie sich ein paar „Untertanen“ und hielten sie fest. Seraphine und Michel waren darunter, selbst Alex hielt man fest. „So du kleiner Scheißer. Da du mich beleidigt hast, spielen wir jetzt ein Spiel. Ich stelle dir Fragen und wenn du sie falsch beantwortest, dann haue ich zu. Ach ja, falls du dich wehren solltest, geht es einen deiner Freunde schlecht!“ Süffisant lächelte er. „Spielregeln verstanden?“. Alex nickte, zu seinem tiefsten Bedauern, zustimmend. Man verfolgte das Geschehen mit Spannung. Niemand hatte bisher so etwas gewagt, wie Alex. „Okay. Erste Frage: Würdest du mir beitreten?“. Alex lächelte. Man erwatete mit Spannung die Antwort. Auch frage Alex sich was diese dämliche Frage sollte. „Niemals! Selbst nicht, wenn ich im Wahn wäre!“, rief Alex trotzig. Dafür kassierte er zwar zustimmende, anerkennende Blicke aus der Menge, aber auch einen Haken von Juanez in die Magengegend. Alex stöhnte leise auf. „OK. Zweite Frage: Wer ist der König dieser Schule?“. Die Frage war für Alex und alle anderen blanker Hohn. Allein schon die Tatsache, dass ihm solch eine Frage gestellt wurde, nachdem man sich gegen einen „König“ erhoben hatte, war sinnlos. Alex zweifelte an der Intelligenz von Juanez. „Ich will es mal vorsichtig sagen“, begann Alex mit einem Anflug von Humor. „Du bist es jedenfalls nicht!“ Man konnte eine Zustimmung seitens der „Untertanen“ spüren. Wut brandete über Juanez hinein. Wie konnte es jemand wagen so mit ihn zu sprechen? Er schlug Alex mit aller Kraft ins Gesicht. Alex fiel vornüber. Juanez wandte sich von ihm ab. Aber Alex gab nicht auf. Er stand auf und rief Juanez hinter her: „Hey, ich werde dir niemals folgen. Nicht als Untertan und nicht als Gefolgsmann. Lieber würde ich dir die Fresse polieren!“. Keiner hielt Alex fest, aber seine Freunde wurden noch immer festgehalten. Juanez explodierte. Er ging zu Alex und traktierte ihn mit Schlag und Tritten bis Alex blutend und K.O. zu Boden fiel. Als Alex am Boden lag, wandte Juanez sich zu den Untertanen. „Da, seht euren Helden an. Nichts als große Worte.“ Kaum hatte Juanez seine kleine Ansprache beendet, stand Alex wieder, zwar etwas wackelig, aber sicher. Er hatte die kurze Ohnmacht überwunden. Juanez empfand pure Provokation. Er wollte den Willen von diesem Bastard brechen. Also schlug er wie ein Beessener auf Alex ein, bis dieser wieder zu Boden ging. Diesmal hörte Juanez nicht auf. Als Alex am Boden lag, trat er Alex zusammen. Alex spürte den Schmerz und die nächste Ohnmacht. Er ließ die Ohnmacht über sich kommen. Erst fünf Minuten, nachdem Alex ohnmächtig geworden war, hörte Juanez auf. Dann packten ihn ein paar von seinen Gefolgsleuten und schleiften ihn aus der Turnhalle. Seine Mitschüler schauten zu, in ihrer Bewegungsstarre gefangen. Die Gefolgsleute von Juanez schleiften Alex quer über den Schulhof. Einige Schüler wandten sich ab, andere zeigten mit dem Finger auf ihn. Als nächstes bekam Alex mit, dass er auf eine Ladefläche gewuchtet wurde und dass ein Motor ansprang. Schließlich fuhr der Wagen los. Es ging quer durch die Stadt. Alex merkte jedes Schlagloch und immer wieder knallte er auf das Metall der Laderfläche. Vor dem Rathaus blieb der Wagen stehen. Man zerrte ihn aus dem Wagen und Alex schlug so hart auf dem Asphalt auf, dass es ihm schwarz vor Augen wurde. Als er wieder zu sich kam merkte er zuerst, dass ihm kalt war. „Das ist das Ende.“, dachte er. Er öffnete die Augen und wäre beinahe vor Schreck gestorben. Man hatte ihn auf dem Dach des Rathauses gekreuzigt und ihn bis zur Boxershort ausgezogen. Auf seinen nackten Oberkörper hatte man ein Schwert gemalt. Es war für Juanez das Zeichen für den Kampf gegen ihn. Alle Bewohner, die es sahen, wussten was Alex „verbrochen“ hatte. Auf dem Dach wehte ein eisiger Wind und seine Arme wurden langsam taub, da sie ziemlich fest mit Seilen an den Querbalken gebunden wurden waren. Alex sah an sich herab und entdeckte, dass er über und über mit blauen Flecken übersät war. Außerdem konnte er erfühlen, dass mindestens zwei Rippen gebrochen waren. „Warum holt mich hier keiner runter.“, überlegte er und beantwortete die Frage gleich selbst: „Weil sie alle Angst vor Juanez haben und seine Rache fürchten, wenn man ihn hier herunterholt.“ „Dieser verfluchte Kerl.“, rief er laut. „Ja Juanez ich verfluche dich und deine Gefolgschaft. Ich verfluche dich. Hörst du: ICH VERFLUCHE DICH!!!!!!“, schrie er vom Dach herunter. Die Leute schauten entsetzt zu ihm hoch. Noch nie hatte jemand in der Ära Juanez so etwas laut in aller Öffentlichkeit gesagt, einige hatten es sich vielleicht gedacht, aber niemand hatte es je öffentlich laut aufgesprochen niemand. Als Alex merkte, dass sämtliche Leute zu ihm hoch sahen wusste er, dass er Gehör fand. Er wusste, er hatte jetzt etwas getan was lange im Gespräch bleiben wird. Er war Stolz darauf. Am westlichen Horizont sank die Sonne langsam hinab und die Dämmerung hüllte Alex ein. Seit nunmehr fünf Stunden hing er da oben und niemand hatte ihn heruntergeholt. Irgendetwas sagte ihm, dass er wahrscheinlich die ganze Nacht hier hängen bleiben wird. Wahrscheinlich, solange bis er tot war und ihm die Raben seine Augen ausgepickt haben. Solange wird er wahrscheinlich hängen bleiben.
Kapitel II: Von Helden und Heldinnen
Sie rannte durch die dunkle Gasse. Sie rannte um ihr Leben. Die Verfolger jagten sie und kamen immer näher. Sie weiß, dass, wenn sie, sie kriegen ihr der Tod bevorsteht. Nein sie wollte nicht sterben. Sie hatte den „König Juanez“ in aller Öffentlichkeit schlecht gemacht. Sie hatte ihm getrotzt und seine Person als ekelhaft und penetrant wie einen Hundehaufen bezeichnet. Sie war stolz darauf. Doch jetzt rannte sie. Dabei hatte doch der Abend so gut angefangen. Sie war mit Freunden im SPEED gewesen, einige Runden getanzt. Dann tauchten die Häscher von diesem Juanez und nun rannte sie. Plötzlich griff jemand nach ihr und zog sie in einen Hauseingang. Alles was sie hörte war ein Pssst! Und die Häscher wie sie verwundert nach ihr suchten. Der Fremde, der sie gerettet hatte, führte sie zu einem Ort, der ihr ganzes Leben verändert hatte.
Zwei Jahre später wachte Alex auf einer Couch in Seraphins Haus auf. Er schaute auf die große Wanduhr. Es war 2:15 Uhr. Alex sah sich suchend um. Wo war er? War er schon tot? Sah so der Himmel aus? Er stand auf und sah sich um. Er erkannte, dass er in einem Haus war und da ihn der Durst plagte ging er in die Küche. Diese hatte ein Fenster zum Garten raus. Alex goss sich etwas Wasser ein. Als er aus dem Fenster schaute sah er, dass am Nachbarhaus jemand lehnte und ihn anscheinend beobachte. Er schloss die Augen, öffnete sie wieder und schaute noch mal zu der Stelle. Aber die Person war weg. Als er wieder auf der Couch lag, rief er sich noch mal das Gesicht, welches er gesehen hat ins Gedächtnis. Es war Engelsgesichtern gleich. Ohne Makel. Das Gesicht hatte von weiten gestrahlt. „Wahrscheinlich bin ich doch im Himmel.“ Mit diesem Gedanken schlief er ein.
Seraphine weckte ihn am Morgen. „Hey du Schlafmütze. Du schläfst ja wie ein Stein. Und geschnarcht hast du auch.“ „Was… ?“ fragte Alex perplex und die Ereignisse des vergangenen Tages stürzte auf ihn ein. Also hatten Seraphine und Michel ihn gerettet. Er war unheimlich dankbar. Und er war wieder gefasst. „Komm es gibt gleich Frühstück.“ „Jawohl, Frau Hausbesitzerin.“, sagte Alex scherzhaft und lächelte. „Ich such noch meine sieben Sachen zusammen und dann komme ich zum Frühstück.“ „OK!“ Alex schlüpfte in seine Hosen und suchte nun fieberhaft nach seinem T-Shirt. Er konnte feststellen, dass seine blauen Flecke und seine gebrochenen Rippen komplett verheilt waren. Außerdem wusste er nicht warum er so gute Laune hatte. Hing er doch noch vor rund 8 Stunden an einen Kreuz auf dem Rathaus. Erklären konnte er seine gute Laune nicht, aber dafür seine schon verheilten Verletzungen. Es war ihm bekannt, dass er sich schneller „regenerieren“ konnte als andere Menschen. Warum wusste er nicht. Außerdem versuchte er es so gut wie möglich für sich zu behalten. Ein Beispiel dafür fand sich in seiner Kindheit: Er war 12 Jahre alt gewesen, als er von einem Auto angefahren wurde. Seine ganze rechte Seite war verletzt gewesen. Und nach drei Tagen war alles komplett wie neu. Alex hatte Glück gehabt, dass er nicht ins Krankenhaus musste. So schlimm waren die Verletzungen (Schürfwunden usw.) nicht. Doch gewundert hatte er sich. Er fand sein T-Shirt nicht, also ging er Oberkörper frei in die Küche. Seraphins Vater war auch schon da, ebenso Seraphins kleine Schwester Amanda. Der Vater war nur mit einem Handtuch bekleidet, da er eben von Duschen kam. Seraphine hatte Alex ihrer Familie schon am Wochenende vorgestellt und man
Hatte ihn sogleich ins Herz geschlossen. Der Vater hatte ihn gleich akzeptiert. Die Schwester war die ganze Zeit still gewesen und hatte Alex mit scheuem Blick angesehen. Die Mutter war zunächst skeptisch gewesen, doch ein, zwei kleinen Scherze hatte auch sie ihn in ihr Herz geschlossen. Als er an diesem Morgen die Küche betrat, grüßte er freundlich und fragte Seraphine ob sie sein T-Shirt gesehen habe. Amanda kippte plötzlich ohnmächtig vom Stuhl. „Ich schätze, zwei halbnackte Männer sind zu viel für sie!“, sagte Alex scherzhaft und er, Seraphins Vater und Seraphine selbst brüllten vor lachen. Schließlich brachte der Vater Amanda hoch in ihr Zimmer. „Dein T-Shirt hängt draußen!“, sagte Seraphine „Danke Madame!“, sagte Alex galant und ging in den Garten, wo eine Wäschespinne stand. Seraphins Mutter war gerade damit beschäftigt Wäsche abzunehmen. „Guten Morgen.“, grüßte Alex höflich. „Morgen.“ entgegnete Seraphins Mutter. „Haben sie zufällig mein T-Shirt gesehen, denn Seraphine sagte es sein hier draußen.“ „Hier ist es.“ „Danke.“ Er zog es an. Inzwischen hatte Seraphins Mutter die Wäsche fertig abgenommen und in den Wäschekorb gelegt. Alex wollte Ritterlichkeit zeigen und fragte: „Soll ich den Korb nehmen?“ „Danke Alex. Ist lieb von dir.“ „Kein Problem.“ Alex packte den Korb und folgte Seraphins Mutter nach drinnen. Sie gingen durch die Hintertür rein und gelangten direkt in die Küche. Seraphine sah in belustigend an. Alex entgegnete auf Seraphins Blick: „Hey ich versuche mir nur ein Frühstück zu verdienen.“ „Hier.“ Mit diesem Wort steckte sie ihm eine Scheibe Brot in den Mund. Er folgte der Mutter Brot kauend und Wäschekorb tragend ins Wohnzimmer. Dort stellte er den Korb ab. Er ging wieder zur Küche, inzwischen hatte er die Scheibe Brot aufgegessen. Wieder in der Küche sah er Seraphine entrüstet an. „Also, man wird grün und blau geschlagen. Gekreuzigt, hilft einer Mutter und bekommt ne trockene Scheibe Brot als Lohn. Nette Gastfreundschaft.“ Seraphine hatte die Ironie entdeckt und sagte mit strenger Mine: „Was braucht den der Herr noch?“ „Ein Glas Wasser um das Brot hinunter zu spülen.“, entgegnete er trocken. Seraphine und ihr Vater, der inzwischen wieder da war prusteten los. Alex stimmte mit ein. Schließlich machten sie sich auf den Weg zur Schule. Als die beiden weg waren sagte der Vater zur Mutter: „Die benehmen sich so als ob sie sich ne Ewigkeit kennen. Dabei kennen sie sich erst seit sechs Tagen. Unterwegs sah sich Seraphine Alex genauer an. Sie staunte. Das blaue Auge war verheilt und die gebrochenen Rippen auch. Wahnsinn dachte sie. Sie kamen an der Schule an und wurden von Michel herzlich begrüßt. Die Anhänger von Juanez staunten nicht schlecht, als sie Alex quietschfidel herumspazieren sahen. Michel bedankte sich bei Alex für das gestrige. Am Eingang zum Schulgebäude standen drei Anhänger von Juanez und grinsten blöde, als Alex mit seinen Freunden an ihnen vorbei lief. Der Unterricht war heute besonders langweilig. Und das am Anfang des Schuljahres. Endlich kam das erlösende Klingeln. Alex, Seraphine und Michel gingen gemeinsam über die Grünanlagen, sie gingen in Richtung Stadtzentrum. Gemütlich gingen sie ins durch die Stadt. Sie schauten sich verschiedene Geschäfte an. Später setzten sie sich in ein Cafe.
Für Alex war dieses Cafe irgendwie was besonders. Es hatte nur einen Überdachten Außenbereich, der direkt an den Fußgängerweg grenzte. Der Verkehr war hier nur mäßig da es an einer Nebenstraße lag. So saßen alle drei zusammen, tranken Kakao und/oder Kaffee und erzählten ein bisschen. Nach einem belanglosen Thema fragte Alex ernst: „Freunde hört mal zu. Ich bin ja nicht von gestern und ich denke es ist Zeit das ihr mich aufklärt?“ Michel und Seraphine schauten verdutzt. Michel versuchte einen Scherz: „Also, pass auf. Es gibt da die Bienen und die Blümchen.“ „Hey ich bin kein Vollidiot.“, sagte Alex mit einem Grinsen zu Michel. „Ich meine die Sache mit diesem König der Schule. Ich will mal sagen, dass dieser Kerl, der sich „König „ schimpft, doch nur ein kleiner Wichtigtuer ist. Seraphine und Michel schauten ihn mit entsetzten Gesichtern an. Nervös sahen die beiden sich um. Alex sah sie fragend an. „Alex! Dass was du gerade gesagt, würde ich nicht einmal Zuhause sagen.“, sagte Seraphine keuchend. „Juanez ist weitaus mächtiger als du denkst. Er kann tun und lassen was er will und wird dafür nicht einmal bestraft.“, warf Michel zusätzlich ein. Alex merkte, dass er gerade etwas Falsches gesagt hatte. „Aber wie schützt ihr euch vor ihm? Und warum ist es so weit gekommen?“, fragte Alex. „Tja wie das gekommen ist weiß keiner so richtig. Auch schützen können wir uns vor ihm nicht. Wir können uns nur so gut es geht den Anhängern aus dem Weg gehen.“, beantwortete Michel Alex’ Frage. „Außerdem treibt er von Ladenbesitzern Schutzgeld ein.“, fügte Seraphine noch hinzu. „Schöne Zustände.“, sagte Alex und setzte einen Punkt. Die Freunde atmeten erleichtert auf als das Thema vom Tisch war. In Alex keimte der Wunsch nach Wiederstand auf.
Ein Schrei gellte von irgendwo her. Leute drehten sich danach um, aber gingen dann kopfschüttelnd weiter. Welch Ignoranz. Alex dachte an die Situation, als er Seraphine kennen gelernt hatte. Dort hatte auch keiner reagiert. Gut, er musste sich eingestehen dass der Schrei nicht gerade laut war, aber trotzdem. Dieser Schrei war laut und fast markerschütternd gewesen und trotzdem reagiert keiner. „Ihr bleibt hier und haltet die Stellung. Ich sehe nach, wer geschrienen hat.“ Michel wollte ihn zurückhalten, aber Seraphine hielt ihn davon ab. Alex machte sich auf den Weg. Der Schrei war aus einer kleinen Nebengasse gekommen. Er beeilte sich, denn es könnte schon alles Mögliche passiert sein. Als er die Gasse erreichte aus der jener Schrei kam, war er baff. Das „Gesicht“, das ihn beobachtet hatte, kämpfte gerade mit zwei Übeltätern, die anscheinend einen kleinen hilflosen Jungen ausrauben wollten. Alex ging zu dem Jungen hin, der völlig verängstigt auf dem Boden saß. Seine braunen Augen sahen hilflos umher, sein Köper war noch vom Schock durchflutet. Alex ließ er den Kampf nicht aus den Augen. Er sprach mit Jungen. Der Junge erzählte ihm, dass ihn die zwei Typen überfallen hätten, weil seine Eltern nicht das Schutzgeld bezahlt haben. Wieder hatte Alex einen Beweis für die Herrschaft von Juanez. Er sah auf und sah, dass die unbekannte weibliche Person in die Enge getrieben wurde. Er griff ein. Er packte einen Typ und schleuderte ihn nach hinten. Es waren Juanez’ Leute. Seine weibliche Mitstreiterin servierte den anderen Typen ab. Sie schlug in ein paar Mal ins Gesicht, dann einen wohl gezielten Tritt in den Hoden. Darauf krümmte sich der Typ und nun folgte zum krönenden Abschluss ein Kniestoß in Gesicht. Alex war in der zwischen Zeit nicht untätig geblieben. Der Typ den er zurückgeschleudert hatte wollte sich gerade erheben, als ihn Alex die stützenden Arme wegfegte. Dies hatte zur folge dass der Typ ein weiteres Mal auf den Boden klatschte. Jetzt ließ er den Typen aufstehen. Seine weibliche Mitstreiterin schaute zu, nachdem sie den anderen K.O. geschlagen hatte. Die beiden Kontrahenten standen sich gegenüber. Der Typ rannte auf Alex zu. Alex stoppte ihn mit einem Fußtritt in die Magengegend. Darauf folgte eine Schlagkombination ins Gesicht. Kleine Pause. Jetzt schlug der Typ zu. Alex blockte mit einem Dreierkontakt, dann führte er weiter zu einem Armstreckhebel. Einen Moment passte er nicht auf und der Typ versuchte den Arm ran zuziehen. Dies merkte Alex und ging sofort in einen anderen Hebel über. Dies tat er so heftig, dass der Typ wiederum auf den Boden klatschte und das Handgelenk gebrochen war. Der Typ regte sich nicht mehr. Seine Mitstreiterin rannte weg. Er rief ihr noch hinterher: „Wer bist du?“. „Eine Freundin!“, kam es leise zurück. Eine Freundin. Alex war verwundert. Er ging zu dem Jungen hin, der immer noch auf dem Boden kauerte. „Hey. Wie heißt du eigentlich?“, fragte Alex mit zuversichtlicher Stimme. „Joey!“, antwortete der Junge mit zittriger Stimme. „OK, Joey. Was würdest du zu einer Tasse heißen Kakao sagen.“ „Klingt ziemlich lecker.“ „Gut, wollen wir zusammen einen trinken gehen?“. „Ja!“ Alex nahm Joey bei der Hand und sie gingen zurück zum Cafe. Joeys Mutter hatte ihn immer vor fremden Jungen gewarnt, aber Joey spürte irgendwie, dass Alex was besonders war. Als sie am Cafe ankamen und Alex seinen Freunden die Story erzählt hatte, kümmerte sich Seraphine um Joey. Zu viert tranken sie Kakao. Alex fühlte sich wie in einer Bruderrolle.
Am anderen Ende der Stadt zersplitterte ein Wasserglas an der Wand und hinterließ einen hässlichen Fleck. Seine Gefolgsmänner schauten ihn an, als ob er vollkommen durchgedreht sei. Juanez kochte vor Wut. Wegen den zweien, die diesen kleinen Jungen ausrauben sollten, weil seine Eltern kein Schutzgeld bezahlt hatten. Nun waren sie wieder da. Natürlich ohne Beute. „Hinaus mit euch allen, außer, ihr zwei.“. Nach diesem unmissverständlichen Befehl verließen alle, bis auf die zwei die Joey ausrauben sollten, den Raum. „So jetzt will ich die ganze Geschichte hören. Ich glaube kaum dass euch ein fünfjähriger Junge so zugerichtet hat. Also? !“. „Na ja“, begann der erste, „wir haben den Jungen aufgespürt und dann gejagt. Der kleine rannte in eine Gasse. Schließlich hatten wir ihn. Gerade als wir anfangen wollten ihn zu filzen, schrie er. Dann tauchte plötzlich so ein Weib auf und wollte den Jungen beschützen.“ „Ja und dann kam der Typ den du gestern verprügelt hast.“, schaltete der zweite sich ein. „Und diese beiden haben euch so zugerichtet?“. „Ja!“, sagten die beiden im Chor. „Hinaus mit euch. Und wagt es nicht mir noch einmal unter die Augen zu treten!“. Die beiden trollten sich. „Was sagst du dazu mein Engel!“ Damit war Juanez’ Freundin gemeint. Anna war eine Zicke und einer von den so genannten „Coolen Leuten“. Sie war schwarzhaarig und braunäugig. Sie war zierlich gebaut, aber dies machte sie mit ihrer Bösartigkeit wieder wett. Sie war schwer in Juanez verknallt. Er strahlte für sie Autorität aus und auf solche Typen stand sie. „Warte noch ein bisschen und finde seine Schwachstelle heraus, dann schlage zu.“ „Ach liebes was würde ich nur ohne dich tun.“ Mit diesen Worten küsste er sie.
Es klingelte. Missmutig ging die junge Mutter zur Tür. Sie konnte es nicht leiden während ihrer Lieblingssendung gestört zu werden. Sie öffnete und Joey strahlte ihr entgegen. „Oh, Joey. Wo warst du?“ „Kakao trinken.“, sagte Joey mit seiner kindlichen Ausstrahlung, bei der sogar die Polkappen schmelzen würden. Der Mutter liefen Freudentränen übers Gesicht. „Aber Joey, du sollst doch gar nicht alleine so etwas tun.“ „Er war dabei!“ In diesem Moment trat Alex hervor und grüßte. Die Mutter verstand die Welt nicht mehr. Joey ging nach drinnen und Alex folgte ihm. Joeys Mutter hatte ihn noch nie so glücklich gesehen. Die Mutter von Joey bugsierte Alex in die Küche und wollte ihm eigentlich eine Standpauke halten, aber irgendwie konnte sie nicht. Alex brach das Eis: „Madame ich möchte mit ihnen reden.“ Er erzählte ihr den Vorfall, wobei die Mutter fast ihn Tränen ausbrach. Zum Abschluss fragte er: „Joey erzählte etwas von Schutzgeld. Was hat es damit auf sich?“. „Wir haben ein Geschäft im Stadtzentrum und die Leute von Juanez wollen Schutzgeld damit sie unser Geschäft in Ruhe lassen. Mein Mann hat ihnen die Zahlung irgendwann mal verweigert und nun stürzen sie sich auf Joey.“ Sie brach in Tränen aus. „Zahlen sie weiter.“ Mit diesen Worten verschwand Alex, nicht aber ohne Joey vorher zu verabschieden. Die Mutter war ratlos. Auf den Weg nach Hause überlegte sich Alex, wie er Juanez das Handwerk legen konnte. Dieser Kerl kontrollierte alles. Es würde verdammt schwer werden. Er ahnte noch nicht, dass er einen wichtigen Schritt gemacht hatte. Doch er schweifte ab und dachte an sein „Engelsgesicht“.
Zu Hause angekommen, wartete seine Mutter schon mit dem Essen auf ihn. Er erzählte ihr von seinem Tag, dass mit Joey verschwieg er. Er wollte seine Mutter nicht beunruhigen. „Übrigens“, sagte seine Mutter, „hat vorhin jemand geklingelt und hat gesagt, sie sei eine Freundin von dir. Als ich sagte das du noch nicht da bist, ist sie wieder gegangen.“ Besorgt fragte Alex: „Hat sie einen Namen genannt?“. „Nein sie hat nur gesagt sie sei eine Freundin.“ „Und wie schaute sie aus?“ „Sie strahlte richtig. Das Gesicht glich einem Engel.“, sagte die Mutter schwärmerisch. Alex wusste genug. Seine Mitstreiterin hatte geklingelt. Er ging hoch in sein Zimmer. Nachdem er seine Zimmertür geschlossen hatte legte er sich aufs Bett und schlief ein.
Sie stand im Schatten einer hohen Ulme und beobachtete Alex’ Zimmer. Sie wusste nicht was sie dazu trieb. Sehnsucht? . Nein ihr Meister hatte so etwas verboten. Und doch regte sich ihr Herz hinter der Mauer die seit Jahren ihre Gefühle zurückhielt. Sie leistete auch Widerstand gegen den verfluchten Juanez, aber immer im geheimen. Er jedoch, Alex, tat dies offen. Sie wusste was passiert, wenn man dies tat. Ihre eigene Vergangenheit war Zeuge. Was für Veränderungen und Umstellungen hatte es mit sich gebracht. Nur um diesem Teufel zu entfliehen und ihn wie ein gemeiner Meuchelmörder von hinten zu erstechen. Nein, dass war nicht ihr Stil. Wenn dann wollte sie Juanez im offenen Kampf entgegentreten, auch wenn sie sterben würde. Es wäre so wieso keiner da, der um sie trauerte. Gut ein paar vielleicht, aber bei weitem nicht mehr als eine Handvoll. Sie ging zu ihrem „Zuhause“. Auf dem Weg, dachte sie darüber nach, ob sie Alex ihre wahre Identität sagen sollte oder weiterhin ein Schatten bleiben soll. Sie hatte ihn beobachtet als er Seraphine gerettet hat und sie wusste, dass er ein fähiger Kämpfer war, wie er heute bewiesen hatte. Sie fasste einen Entschluss und klopfte an die Tür ihres Heimes. Dort legte sie sich auf ihr Lager und dachte nach. Dachte nach über den Tag der Flucht: Es war ein sonniger Tag gewesen und sie hatten gerade Pause. Sie stand auf dem Hof und unterhielt sich mit ein paar Freundinnen. Eine andere Mädchenschar schritt an ihr vorbei. Nein sie schritten nicht, sie stolzierten an ihnen vorbei. Ihre Anführerin war niemand anders als Anna, die Freundin von Juanez. Sie und Anna waren verfeindet, seit sie den ersten Tag hier war. Anna war das, was man eine modebewusste, angeberische Zicke nannte. Es begann am ersten Schultag. Sie war gerade neu in die Stadt gezogen und kannte sich hier noch nicht so gut aus. Am ersten Schultag stand sie vor der Schule und wusste nicht recht wo sie hingehen sollte. Anna kam vorbei pöbelte sie so gleich an. „Ah, ne neue. Sie euch die mal an.“, sagte sie zu ihren Freundinnen von oben herab „Diese Kleidung. Sieht aus als wusste man nicht was man trägt. Billige Turnschuhe, Jeans und ein Girlie T-Shirt. Also wirklich. So was muss man tragen.“ Mit diesen Worten zeigte sie auf einen ziemlich kurzen Rock, Schuhe mit hohen Absätzen und einem Top, bei dem der Busen auf Angriff getrimmt war. „Mein Vater hat mir erst gestern ein schwarzes Satinkleid geschenkt, für 300 Euro.“, sagte Anna herablassend. Ihre Freundinnen ließen ein „Oh“ ertönen. Sie sagte nur mit einem verschmitzten Lächeln: „Tja mir ist es eigentlich relativ egal, was ich trage und außerdem bin ich nicht auf den nächsten Fick aus!“ Zornesröte stieg in Annas Gesicht „Mädel, du weißt nicht mit wem du dich gerade angelegt hast.“ Anna und ihre Freundinnen rauschten davon. Das war vor drei Jahren gewesen. Ein Jahr später stand sie nun auf dem Schulhof und Anna stolzierte vorbei. Beide tauschten verachtende Blicke aus. Dann am Abend, als sie sich mit ein paar Freunden im SPEED verabredet hatte tauchten Juanez‘ Häscher auf. Und nun lag sie mit ihren 16 Jahren hier auf einer durchgelegen Pritsche und dachte an hier und jetzt. Sie schlief ein.
Kapitel III: Joanne, dass tote Mädchen
Alex erwachte. Die Sonne schien durch sein Fenster und blendete ihn. Er blinzelte. Bevor er frühstücken ging, sprang er noch schnell unter die Dusche. Nach der erfrischenden Dusche und einem herzhaften Frühstück, ging er in der Samstagmorgen Sonne spazieren. 2 Wochen war es jetzt her, da er und seine unbekannte Mitstreiterin Joey gerettet haben. Seitdem kreisten seine Gedanken nur um die Unbekannte. Während er so spazieren ging und seinen Gedanken nachhing, hatte seine Unbekannte eine schwierige Entscheidung zu treffen. Von einer auf die andere Seite werfend lag sie auf ihrem Lager. Sollte sie Alex einweihen und so ihre damaligen Retter einer Gefahr aussetzten. Oder immer nur dann auftauchen, wenn man ihre Hilfe braucht. Aber sie hatte auf einmal Gefühle für Alex. Seit zwei Jahren kannte sie diese Gefühle nicht mehr und jetzt waren sie wieder da, aus ihre Mauer um ihr Herz ausgebrochen. Hatten ihr aber ihre damaligen Retter und heutigen Mentoren nicht verboten sich von Gefühlen leiten zu lassen. Sie wusste keinen Rat. Schließlich stand sie auf und ging in den Trainingsraum um ein bisschen Dampf ab zu lassen.
Seit dem Beginn seines Spazierganges war ihm keine Menschenseele begegnet. Jetzt nach 2 Stunden Spaziergehen kam ihm ein Haufen Leute entgegen. Darunter auch zwei bekannte Gesichter: Seraphine und Michel. Zu dritt gingen sie einen Boulevard hinunter und unterhielten sich. Später kamen ihnen Joey und seine Eltern entgegen. Sie unterhielten sich kurz.
Der Trainingsraum roch nach Schweiß. Auch wenn sie die einzige war, so war es doch etwas stickig. Sie schlug und trat wie wild auf den Boxsack ein. Sie wusste nicht mehr weiter. Einer ihre „Leidensgenossen“ kam herein und gab ihr einen Zettel danach verschwand er wieder. Auf dem Zettel stand:
Heute 20:00 Uhr SPEED.
Irgendwie beruhigt verließ sie den Trainingsraum. „Mal sehen was der Abend bringt!“, dachte sie laut.
Es war Nachmittag geworden. Alex saß zu Hause und las ein Buch. Er war heute Abend mit seinen Freunden im SPEED verabredet. Michel wollte ihn abholen. Es klingelte und Michel stand an der Tür. Alex schnappte sich seine Jacke und sie gingen los. Unterwegs holten sie noch Seraphine ab. Zu dritt machten sie sich auf den Weg. Zur gleichen Zeit, als Michel bei Alex klingelte, machte sich auch jemand anders auf dem Weg zum SPEED. Nicht nur einer, ein ganzer Schlägertrupp des Juanez machten sich fertig. Ihre schwarzen Lederjacken mit dem auf gestickten Zeichen des Juanez, ein J in einer Krone, waren ihr Erkennungszeichen. Sie hatten den Auftrag heute das SPEED aufzumischen.
Durch eine kleine Gasse gelangte auch Alex’ Unbekannter, weiblicher Mitstreiter zum SPEED. Sie ging hinein. Alex und seine Freunde waren schon drinnen und hatten sich an einen Tisch gesetzt. Die Tür ging auf und die Unbekannte mit dem Engelsgesicht trat ein. Alex sah sie als erstes, sagte aber nichts. Sie stellte sich an die Bar. Alex nahm seinen Mut zusammen und ging zu ihr hin. Er stellte sich neben sie und sagte erst einmal nichts. Sie ignorierte ihn. Seine Freunde beobachten erst, verloren dann aber den Reiz und tanzten. Alex sprach sie an: „Na, heute ein freier Tag, wo man nicht als Retter dienen muss?“. Sie sah ihn an und wäre beinnahe umgekippt. Da stand er in voller Größe und voller Pracht und sprach sie an. WOW. „Man hat als Retter keinen freien Tag.“, entgegnete sie auf seine Frage. Sie fühlte sich wieder wie vor zwei Jahren. Frei. „Alex.“, sagte er und streckte ihr die Hand entgegen. Sie wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Schließlich nahm sie seine Hand und sagte: „Joanne.“ Alex wusste nun endlich wie seine Mitstreiterin hieß. Es fühlte sich an, als ob man es endlich geschafft hat einen schweren Gegenstand hochzuheben und zu halten. Joanne war auch irgendwie erleichtert. Doch bevor sie ein Gespräch anfangen konnten, flog die Tür auf und aus den Angeln. Krachend schlug sie auf dem Boden auf und die Schläger des Juanez strömten herein. Die Musik war verstummt und es herrschte Totenstille. Der Anführer des Schlägertrupps, welcher 15 Mann stark war, Darius, ging zu einem Mikrophon auf der Bühne, während seine Schläger aufpassten, dass keiner der Gäste zu fliehen versuchte. Darius war einer jener Menschen die erst schießen bzw. schlugen ehe sie Fragen stellten. Sein blondes Haar war kurz geschnitten und seine braunen Augen schauten listig umher. Seine Größe von einem Meter neunzig und sein kräftiger Körperbau verursachten bei einigen Schülern Furcht. Jetzt stand er auf der Bühne und sagte: „Hier unter euch befindet sich jemand, der unseren gerechten König große Schande zu gefügt hat. Wir stellen ihn vor eine Wahl. Entweder du trittst vor und bekennst dich schuldig oder wir schlagen jeden zusammen.“ Bei diesen Worten grinsten die Schläger. Alex wollte nicht, dass jemand verletzt würde und dachte, dass er gemeint war. Er wollte sich auf den Weg begeben, als Joanne erhobenen Hauptes nach vorn Schritt und rief: „Ich bin der jemand, der diesem erbärmlichen König Schande zu gefügt hat. Mit Recht.“ Der Saal war totenstill, selbst Darius war verwundert. Er sollte eigentlich diesen Alex ausschalten. Gerade wollte er seinen Schlägern den Befehl zu erteilen Joanne zu ergreifen, da trat Alex vor und rief: „Ihr wollt euch an einem wehrlosen Mädchen vergreifen, das nur einige abfällige Worte gesagt hat. Ich bitte euch. Obwohl sie Recht hat, was sie gesagt hat werde ich ihre Schuld und ihre Strafe auf mich nehmen. Außerdem schwöre ich, dass sie nie wieder etwas dergleichen über euren König sagt.“ Dies waren Worte der Ritterlichkeit. Alle Leute schauten Alex verwundert an. Darius schien dass egal zu sein. Er sagte mit der Stimme eines Sensenmannes: „Gut, dann sollt ihr beide verhaftet werden.“ „Hätte ja klappen können!“, dachte Alex bei sich. Die Schläger wollten sie ergreifen. Einer dieser Typen packte Alex an der Schulter und wollte ihn herum drehen. Dazu kam er nicht mehr. Alex spürte wie die Hand seine Schulter packte und in dem Moment packte er die Hand seines Gegners und drehte sie mit Schwung nach unten. Dadurch war der Arm nun gesteckt und die Handfläche zeigte nach oben. Er vollführte einen Kniestoß oberhalb des Ellenbogengelenkes seines Gegners und dann noch einen Faustschlag ins Gesicht. Aber trotz dieses kleinen Erfolges stand eine Übermacht gegen ihn und Joanne. Schon kam ein Tritt und Alex wich aus. Alex und Joanne waren von den Schlägern eingekreist. Sie wehrten sich verbissen. Es gab einige gebrochene Knochen, blutende Nasen und gestauchte Rippen. Die Schläger trieben Alex und Joanne zusammen und kreisten sie immer mehr ein.
Jetzt standen sie Rücken an Rücken. Joanne gab Alex einen Billardqueue. Jetzt hatte Alex eine brauchbare Waffe, um seine Gegner auf Distanz zu halten. „Also“, sagte Joanne über ihre Schulter zu Alex, wobei sie trotzdem weiterkämpfte, „wie war das mit dem wehrlosen Mädchen gemeint?“ Um ihr Worte zu unterstreichen, brach sie gerade einem Schläger die Nase. „Tja was soll ich sagen.“, entgegnete Alex darauf trocken und beide mussten ein schallendes Gelächter unterdrücken. Sie kämpften tapfer. Inzwischen waren Alex’ Freunde auch nicht untätig gewesen und hatten die anderen Gäste durch dem Hinterausgang nach draußen geführt. Die beiden Kämpfenden hatten den übermächtigen Gegner geschlagen, sahen aber selber etwas lädiert aus. Alex hatte eine blutende Nase und etwas Blut lief seine Schläfe hinab. Joannes Lippen waren aufgeplatzt und beide hatten überall blaue Flecken. Die Schläger sammelten sich und liefen wie aufgescheuchte Hennen davon. Darius stand immer noch auf der Bühne, seine Lippen bebten. „Verschwinde!“, sagte Joanne kühl, zornig und bestimmt zu Darius. Er ging langsam von der Bühne und schritt langsam auf die beiden zu. Seine Arroganz konnte man fast spüren. Keiner von den beiden hatte bemerkt, wie Darius heimlich sein Messer gezogen hatte. Er ging nahe an Joanne vorbei und als er in Messerreichweite war, versuchte er zu zustechen. Joanne hatte es rechtzeitig bemerkt und war zurück gesprungen. Darius traf trotzdem. Da er im gehen zu gestochen hatte, war nur die Folge, dass Joanne eine nicht allzu tiefe Schnittwunde am Bauch hatte, aber sie tat höllisch weh. „Joanne!“, schrie Alex und rannte zu ihr hin. Joanne war bewusstlos geworden. Alex hob sie vom Boden auf. Sie kam wieder zu sich und sie beschlossen zu ihm zu gehen. Alex brachte Joanne zu sich nach Hause.
Er legte sie zu aller erst auf die Couch. Dann eilte er in die Küche um den Verbandskasten zu holen. Als er wieder zu Joanne kam, machte er sich daran die Wunde zu verbinden. Die Luft knisterte förmlich. Ihre Körper waren nah bei einander und dann passierte es. Sie küssten sich. „Wenn du willst, kannst du heute Nacht hier bleiben.“, sagte Alex um das Schweigen zu brechen, was zwischen beiden herrschte. „Danke.“, sagte Joanne. Alex half ihr auf. Sie stützend, ging er nach oben in sein Zimmer. Er setzte sie auf sein Bett. Er lief wieder aus dem Zimmer und holte ein paar Kissen und eine Matratze. Als er sein Zimmer wieder betrat, war Joanne schon auf seinem Bett eingeschlafen. Er deckte sie zu. Dann legte er die Matratze neben das Bett und legte sich darauf. Auch er schlief bald darauf ein. Beide hatten einen traumlosen Schlaf. Alex’ Mutter kam noch später als sie nach Hause und merkte nicht dass ihr Sohn „Besuch“ oben hat.
Als Alex am nächsten Morgen aufwachte, schaute er zu seinem Bett hinüber. Joanne war nicht, aber statt ihr lag ein Zettel auf dem Kopfkissen. Darauf stand:
Lieber Alex, danke für deine Fürsorge. Aber wir sollten getrennte Wege gehen, obwohl wir den gleichen Feind haben. Es geht einfach nicht. Machs gut und halt die Ohren steif. Joanne.
PS: Es tut mir leid mich so zu verabschieden. Sei nicht böse.
Nachdem er den Zettel gelesen hatte, liefen ihm stumme Tränen über die Wangen. Einige Minuten saß er regungslos da. Dann schaltete er in wilder Eile den PC ein. Er wusste nicht genau was er suchte. Vielleicht ein Foto, Adresse oder irgend so etwas. Nach 3 Stunden suchen fand er auf der Internetseite der örtlichen Polizei, unter dem Suchbergriff: „Verschwundene Personen“, ein Bild von ihr. In dem neben stehenden Artikel stand: „Am Sonntag den 5. 3. 2004 verschwand die 14 jährige Schülerin Sarah Weber. …“. Alex war höchst verwundert. Hieß sie nicht Joanne? Er suchte weiter und fand folgenden Artikel: „Gestern wurde die Leiche der am 5. 3. verschwunden Schülerin Sarah Weber gefunden. Sie war entsetzlich verbrannt, sodass sie nur anhand der Zähne identifiziert werden konnte.“ Sie war tot? Alex konnte es nicht fassen, was er dort las. Er schnappte sich seine Jacke und machte sich auf die Suche nach ihr. Er schritt alle möglichen Gassen ab doch er fand sie nirgends.
Joanne bzw. Sarah war bei Tagesanbruch aufgewacht und hatte den friedlich schlafenden Alex gesehen. Ihr wurde das Herz schwer. Sie zog sich an, schrieb den Zettel und verließ leise das Haus. Es konnte nichts mit ihr und ihm werden. Sie würde ihren Orden dafür verraten müssen, oder gibt es einen Ausweg. Je weiter sie gedankenverloren ging, desto geriet sie in ein Gebiet, welches ihr Mentor strengstens verboten hat. Das Viertel wo Juanez seinen Sitz hatte. Wer hierher kam war entweder ein Anhänger, lebensmüde oder fremd. Joanne näherte sich durch eine Seitengasse. Vor ihr, etwa 100 Meter entfernt stand ein Posten. In ihrem Gedankengang bemerkte sie ihn nicht. Es wäre auch nicht schlimm gewesen, wäre es nicht Darius vom Vorabend gewesen. „HA, endlich habe ich dich du Schlampe!“, blaffte Darius sie an. Joanne schaute, aus ihren Gedanken geschreckt, auf und erkannte, wo sie war. Sie wollte schon zurückgehen, als sie das Klicken des Rückzughebels einer 9mm Beretta hörte, deren Lauf auf sie gerichtet war. Darius sah sie an, als sei er vollkommen durch den Wind. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. Von irgendwo her hallten schnelle Schritte. Joanne bewegte sich langsam nach hinten. Darius schoss ihr vor die Füße und sie blieb erschrocken stehen. Die schnellen Schritte kamen näher. Sie gehörten aber nicht nur einer Person. Darius schoss. Die Kugel traf Joanne in die Schulter. Sie wurde zurück gerissen und fiel auf den Boden. Aber sie stand wieder auf. Wenn sie schon sterben sollte dann im stehen. Darius schoss wieder, doch diesmal traf die Kugel Joanne nicht. Alex hechtete sich vor Joanne und fing zwei Kugeln ab. Die erste traf in den Bauch, die zweite in den Oberschenkel. Hart landete er auf dem Boden. Michel und Seraphine waren auch hinzugekommen. Joanne rastete aus. Sie stürzte sich auf den völlig perplexen Darius und schlug auf ihn ein. Michel musste sie zurück halten, damit sie Darius nicht tot prügle. Er zerrte sie von ihm weg. Alex hatte sich inzwischen an eine Wand gelehnt und Seraphine hatte einen provisorischen Verband angelegt. Sie halfen Alex auf und brachten ihn ins Krankenhaus. Dort wurden er und Joanne sofort versorgt. Einen Tag später waren Alex’ Wunden schon vollständig verheilt. Die Ärzte und die Freunde konnten dies kaum glauben. Eine Schusswunde verheilt nicht so schnell. Die Ärzte glaubten an ein medizinisches Wunder, konnten aber keine Erklärung dafür abgeben. Bald vergaßen sie es. Joanne trug einen Verband und ihr Arm war ruhig gestellt worden. Sie lag in ihrem Krankenbett und sah so hilflos aus. Nach einer Woche wurde sie entlassen. Joanne ging zu Alex. „Ich glaube ich habe dir etwas zu sagen.“ „Das denke ich auch.“, sagte Alex darauf. „OK. Also, wie du sicher schon herausgefunden hast, existiere ich gar nicht. Vor zwei Jahren hatten mich Schergen des Juanez durch die ganze Stadt gejagt. An einem Hauseingang hatte mich ein Mann gerettet, der sich selbst „DER MENTOR“ nennt. Jedenfalls führte er mich in seine geheime Untergrundorganisation ein. „Die Kämpfer der Gerechten“ nannte er sie. Ich trat bei und sie beschlossen, dass ich ab sofort für tot erklärt werde. Wir haben zum Ziel die Herrschaft des Juanez zu beenden.“ Alex schaute keineswegs ungläubig oder gar bösartig, sondern eher bestätigt und verständnisvoll. Er selbst war einmal Mitglied einer solchen Organisation gewesen, aber das war eine andere Geschichte. „Und der Kuss?“ „Ja! War ein Kuss des Dankes“. Sie wandte sich zur Tür und wollte gehen. Ihre Blicke trafen sich und was ein jeder in den Augen des anderen sah konnte man nicht in Worte fassen. Joanne ging. Alex schloss leise die Tür und eine kleine stumme Träne lief über seine Wange.
Kapitel IV: Der Winterball
Der Gefangenenbus rollte einsam über die Landstraße. An Bord saßen sechs Gefangne und drei Wächter. Die Gefangenen waren allesamt Mitglieder der Mörderbande „The Hell Fighters“. Sie hatten vor einigen Jahren das Land unsicher gemacht. Sie hatten Banken ausgeraubt, Menschen erschossen, junge Mädchen vergewaltigt usw. 1999 wurden sechs geschnappt und lebenslang hinter schwedischen Gardinen verurteilt. Nur ihr Anführer, der sich selbst „ONKEL“ nannte war noch frei. Nun waren sie unterwegs zu einer Verlegung ins St. Jimmy Gefängnis. Ein Hochsicherheitsgefängnis. Ein roter Sportwagen überholte den Bus. Er fuhr einige Meter und bremse dann plötzlich vor dem Bus. Der Fahrer des Sportwagens stieg aus und zielte mit einer Schrotflinte auf den Fahrer des Busses. Er schoss und die Kugel traf. Der Fahrer verriss das Steuer und der Bus kippte auf die Seite. Der Fahrer des Sportwagens ging in den Bus hinein erschoss alle Wachen und befreite die Gefangenen. Von hinten näherte sich ein großer Lastwagen. Er hielt bei dem Bus und die Gefangenen stiegen ein. Sie wussten, dass sie der ONKEL herausholen wird. Als sie den Laderaum betraten hörten sie eine bekannte Stimme, die sie herzlich begrüßte. Die Nummer eins der Gang war der ONKEL. Er hat die Straftaten geplant und war der Kopf der Bande. Nummer zwei war Jason Grunner, die rechte Hand des ONKELS. Er war einschlägig in Polizeiakten vertreten und sein Gesicht war bekannt. Er hatte 2mal Lebenslang zu sitzen ohne Chance auf Begnadigung. Der Rest waren Herbert Köhler, Klaus Linska, Hermann Müller, Manfred Schaub und Fritz Grunner, der Neffe von Jason. Alle fünf waren diejenigen, die jene Schandtaten, die ihr Boss ausheckte, verübten. Alle vereint waren sie so grausam, dass man glauben konnte die Hölle sei wirklich auf Erden. „Wo fahren wir hin?“, fragte Fritz. „In die nächste Stadt!“, antwortete der ONKEL.
Verwundert starrte Michel auf das Plakat, welches im Flur der Schule hing. Auf dem Plakat stand:
„WINTERBALL“ am 1. 12.
Beginn: 20: 00 Uhr
Tickets bei Frau Lichtenstein
Preis: 1 Euro
Es ist dringend erwünscht in Begeleitung zu erscheinen.
„Hey Alex, gehst du zu diesem Ball?“, fragte Michel, den gerade vorbei laufenden Alex. Alex sah sich das Plakat an. „Ja ich denke schon, dass ich hingehe. Bloß die Sache mit der Begeleitung wird schwierig.“ „Geht mir genauso Kumpel!“ Gemeinsam gingen sie auf den Schulhof und trafen dort Seraphine. Sie plauderten ein bisschen. Michel hing seinen eigenen Gedanken nach, als er plötzlich ein Mädchen mit einer Kiste auf dem Arm anrempelte. Die Kiste fiel zu Boden und der Inhalt heraus. Michel half dem Mädchen die Sachen wieder in die Kiste zu tun. Dabei schauten beide sich lange in die Augen. Niemand konnte ahnen welches Gedanken dem jeweiligen durch den Kopf schossen, als er den anderen in die Augen sah.
„Hannah!“, stellte sich das Mädchen vor. „M-M-Michel“, sagte er. Hannah hob ihre Kiste auf. Michel war vollkommen perplex. Als er seine Stimme wiedergefunden hatte, fragt er Hannah ganz unverblümt: „Sag mal hast du Lust mit mir einen Kaffee zu trinken?“ „Klar.“, kam es selbstbewusst von Hannah zurück. Zu zweit ließen sie Alex und Seraphine, die die ganze belächelt hatten, stehen und gingen von dannen, in Richtung eines Cafes. Als die beiden aus der Sichtweite waren, musste Alex plötzlich laut lachen. „Weshalb lachst du?“, fragte Seraphine leicht verwirrt. „Ich lache über Michel und über mich selbst. Michel kenne ich nur als lustigen, schlagfertigen Kerl. Und bei einem Mädel verschlägt es ihm die Sprache.“ „Und warum lachst du über dich selbst.“ „Das verrat ich dir ein anderes Mal.
Abends lag Michel noch lange wach und überlegte, ob er Hannah zum Winterball einladen sollte. Schließlich sagte sein Inneres ja. Mit einem zufriedenen Lächeln schlief er ein. Er stellte sich ihr Gesicht nochmals vor: Ihre mandelbraunen Augen, ihr brünettes Haar und ihre zarte Gestalt. Michel musste sich selbst eingestehen, dass er verliebt war.
Am nächsten Tag fragte Michel, auf seine witzig charmante Art, ob Hannah mit zum Ball käme. Sie sagte ja und Michel machte dann später, als er es seinen Freunden erzählte, Luftsprünge. Oh ja Michel war verliebt.
Mit Alex’ Begleitung sah es hingegen etwas düsterer aus. Eigentlich hatte er vorgehabt Seraphine zu fragen, doch sie ging schon mit einem anderen Typen hin. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als allein zum Ball zu gehen. Er könnte ja Joanne fragen, aber wenn sich eine Tote öffentlich zeigt, konnte es zu Komplikationen kommen. Am Abend, als sie beide auf Streife waren, ja Alex und Joanne hatten es sich zur Aufgabe gemacht Nachts umher zu streifen um Übergriffe von Juanez Männern zu verhindern, erzählte er ihr beiläufig, dass er alleine zum Winterball ginge. Sie schien nicht sonderlich beeindruckt. In dieser Nacht, in der Alex Joanne erzählte dass er alleine zum Ball gehe, hatte Juanez eine wichtige Verabredung. Er traf sich mit dem ONKEL. Juanez sagte: „OK. Sie stürmen den Ball, nehmen Geiseln und versuchen ein hohes Lösegeld zu fordern. Welches ich bezahle und ich somit mein Titel als „Gerechter König“ erhalten kann. Wie sie vorgehen überlasse ich ihnen. Alles klar?“ Der ONKEL nickte. Ein fragwürdiger Auftrag, aber gut bezahlt und außerdem sollten sich seine Jungs mal austoben. Man hatte ihm auch gesagt, dass er gewisse Personen unschädlich machen soll. „Na ja“, dachte er, „meine Jungs und ich kriegen das schon geregelt.“ Er ging, um seine Jungs in den Plan einzuweihen.
Der Tag des Balles war da.
Michel war bei Alex und beide zogen sich fertig an. Michel trug einen Schwarzen Nadelstreifenanzug mit passender Krawatte und ein weißes Tuch in der Brusttasche. Dazu trug er Lackschuhe. Alex hingegen, der eigentlich solche Veranstaltungen nicht mochte, hatte ein weißes Hemd, eine schwarze Hose und ein schwarzes Sakko. Er trug seine schwarzen Chucks, was seinem Anzug Sportlichkeit verlieh. Er hatte sich durch das Knopfloch seiner Brusttasche eine Weiße Rose gesteckt. Alles in allem sahen beide gut gekleidet aus. Halb acht klingelten Seraphine und Hannah. Seraphine trug ein blaues Abendkleid, welches von Glitzersteinen durchsetzt worden war. Hannah trug ein rotes Kleid. Beide hatten Hackenschuhe an. Alex schnappte sich noch seinen Ledermantel und sie gingen los. Michel bot Hannah den Arm an. Sie nahm an. Beide liefen voran. Alex sagte zu Seraphine: „Sieh dir die beiden an. Kaum kennen gelernt scheint es mir, dass sie für einander geschaffen seien.“ „Hoffen wir, dass du Recht hast.“, sagte Seraphine. Sie kamen an der Schule an. Dort wartete der Typ mit dem Seraphine zum Ball ging. „Alle haben eine Begeleitung bis auf ich. Meine Begeleitung kann sich nicht in der Öffentlichkeit sehen lassen. Mann.“ Er schritt zum Eingang und zeigte seine Karte vor. Das junge Mädchen warf ihm einem Blick zu der sagte, dass sie Mitleid mit ihm hatte. Er ignorierte es erst einmal. Er stieg die Treppen zur Aula im dritten Stock hoch. Unterwegs traf er bekannte Gesichter, die alle in Begeleitung von andern waren. Es schien ihm, als ob er der einzige sei, der ohne Begeleitung erschien. Die Aula hatte vorne eine Tanzfläche erhalten und der DJ stand schon hinter seinem Pult. Hinten waren Tische und Stühle aufgestellt und an einer der langen Seiten stand ein Buffet an dem sich einige schon bedienten. Alex hatte den Tisch gefunden, an dem seine Freunde saßen. Er setzte sich zu ihnen.
Es war Punkt acht.
Die Leute vom ONKEL waren auch schon drinnen, getarnt als DJ, Techniker oder Schüler. Keiner fiel auf. Ihre Waffen hatten sie in zwei großen Koffern getarnt.
Direktor Mann hielt eine Eröffnungsrede. Danach durfte getanzt, gegessen und geschwatzt werden. Alex und Michel stellten sich erstmal an den Rand und redeten über dies und das. Michel erzählte wie es mit ihm und Hannah lief. „Na ja, wir waren einen Kaffee trinken und kamen ins Gespräch.“ „Brauchst nicht mehr weiter zu erzählen.“ „Wieso?“, wollte Michel wissen. „Weil ich weiß wie es weiter geht.“ „Woher?“ „Du hast es mir schon mindestens hundertmal erzählt.“ Michel schaute etwas verdutzt. Etwas später so gegen halb neun tanzte er schon mit Hannah. Alex stand verloren am Rand. Nach zwei weitern Songs kam Michel wieder. Alex drehte sich in dem Moment um als die Tür aufging und jemand eintrat. Alex starrte wie gebannt auf die Person. Michel folgte seinem Blick und ihm blieb vor Staunen der Mund offen. Seraphine und Hannah kam auch zu dem beiden hinzu. Auch sie waren still. „Ist sie…“, fing Michel zu reden an. „Ja, sie ist es!“, sagte Alex, nahm noch einen Schluck Saft aus seinem Becher und ging zu ihr hin. Sie trug einen roten Blazer und ein schwarzes Top darunter. Ein roter langer Rock bedeckte ihre Beine. „Hi!“, sprach Alex sie an, „du hier?“ Joanne sah ihn an und ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Sie gab ihm die Hand zur Begrüßung. Er nahm sie bei der Hand und stellte sie seinen Freunden nochmals vor. Der Abend schien perfekt zu werden. Als der DJ Bullet for my Valentine mit Tears don’t fall einlegte, ging Alex auch tanzen. Gut, man konnte es eigentlich nicht tanzen nennen, aber das war allen egal.
Nachdem die Musik verstummt war und sich die Schüler zum Schwatzen zurückgezogen hatten, trat Direktor Mann mit einem Mikrophon in der Hand vor zur Tanzfläche. Mit einem Lächeln auf den Lippen verkündete er: „Meine lieben Schüler und Schülerinnen, liebes Kollegium. Zuerst danke ich euch für euer zahlreiches Erscheinen. (Klatschen). Als zweites möchte ich mich für die Organisation dieses Winterballes bei Frau Lichtenstein bedanken. (erneutes Klatschen) Und als Drittes möchte ich sagen, dass einige Schüler mich gebeten haben einen Karaoke – Wettbewerb zu veranstalten.“ Staunen und Klatschen in der Menge. Jemand rief: „Wer war das?“ „Und so soll es auch sein. Wir veranstalten einen Karaoke – Wettbewerb. (Klatschen) Natürlich gibt es auch etwas zu gewinnen. Was, wird noch nicht verraten. Außerdem wird eine Jury die Teilnehmer bewerten. Diese setzt sich zusammen aus Frau Lichtenstein, Herr Schulze und mir persönlich. UND: Der Applaus des Publikums ist ein sehr großes Kriterium für den Sieg. Das Lied ist frei wählbar. Da wir so viele sind werden wir die Teilnehmer auslosen. Unsere geschätzte Sekretärin Frau Scheu mimt die „Glücksfee“. Leider mussten wir die Teilnehmerzahl auf fünf reduzieren, also bitte ich um Nachsicht. Wer gezogen wird, kommt hier vor auf die Bühne.“ Eine kleine aber feine Welle der Angst und des Unbehagens brandete über die Schülerschar hinweg. Die Verlockung war groß, doch sich vor der ganzen Schule zum Obst machen zu lassen, war eine weniger rosige Aussicht. Aufgeregt begannen die Schüler durcheinander zu reden. Einige beteuerten gute Sänger zu sein, während andere regelrecht in Panik ausbrachen und sich davor drücken würden nach vorne zu gehen, wenn sie gezogen wurden. Auf der Bühne wurde die Karaoke-Maschine aufgebaut. Michel malte sich aus, dass er gewinnen würde. Alex lächelte amüsiert. Hannah und Seraphine berieten sich schon darüber welches Lied sie singen wollten, wenn sie gezogen wurden. Nur Joanne stand leicht abseits und schaute etwas trübsinnig. Alex sprach sie an: „Hey. Alles okay?“. „Ja. Eigentlich Schade, dass ich nicht mit machen kann. Ich war immer gut in Musik.“ „Hey, kein Selbstmitleid. Die Vergangenheit ist schwer zu vergessen. Schau in die Zukunft.“ Sie lächelte ihn an und ehe sie noch ein weiteres Wort sagen konnte sprach der Direktor wieder ins Mikrophon. „Kommen wir nun zum spannenden Teil des Abends. Frau Scheu wenn ich bitten dürfte.“ Frau Scheu, eine kleine untersetzte Frau mit einer riesigen Hornbrille, trat vor. Sie griff in den Topf, den ihr Direktor Mann hinhielt und zog den ersten Namen. „Julia Merry.“ Eine blonde Neuntklässlerin trat mit rotem Kopf nach vorn. Drei weitere Namen wurden gezogen zwei Mädchen aus der siebten Klasse und ein Junge aus der elften. Das letzte Los wurde von Frau Scheu gezogen und sie las den Namen laut vor: „Alexander Winter.“ Michel klopfte Alex auf die Schulter und Hannah und Seraphine lächelten ihn an. Alex suchte jedoch nur nach Joannes Gesicht, sah es aber nirgends. Langsam ging er vor zur Bühne. Begleitet von tosendem Beifall, denn er war ja an der Schule kein Unbekannter. Fast jeder hier kannte die Geschichte von ihm und Juanez in der Sportstunde, anfang des Schuljahres. Vorne auf der Bühn stellte er sich neben die anderen Teilnehmer. „So, da wir jetzt alle Teilnehmer beisammen haben wollen wir beginnen. Ladys First.“
Julia trat unter Applaus nach vorn, sagte dem Techniker, welches Lied sie singen wollte und wenig später sang sie „Hotel California von den Eagles. Nachdem sie einigermaßen Fehlerfrei gesungen hatte klatschten die Schüler. Nicht sehr laut, aber doch beträchtlich viel.
Nach einem sehr gut dargebotenen „Wonderwall“ von Oasis und einer halbguten Gesangsleistung mit dem Lied „Marmor, Stein und Eisen bricht“ von Drafi Deutscher und einem Mittelmäßigen, bis schlechten Applaus, waren nur noch die beiden Jungen übrig. Alex überlegte fieberhaft während der Junge aus der Elften irgendein Hip Hop Stück herunterriss. Der Applaus war aus der Hip Hop Fraktion der Schule am deutlichsten zu hören. Nun war Alex an der Reihe. Immer noch überlegte er welches Lied er singen sollte. Schließlich nannte er es dem Techniker und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Alex nahm das Mikrophon und sah in die Aula. Sie wirkte viel größer als sonst. Die Musik setzte ein und wenig später sang Alex Pink Floyds „Another Brick in the Wall“. Die Menge bebte und als Alex die Textzeile „We don’t need no education“ sang flippten die Schüler aus. Die Lehrer schauten entsetzt. Als die Stelle mit dem Chor kam, die den Refrain („We don’t need no education“) sangen, animierte Alex die Schüler dazu lauthals mit zu singen. Und beim Gitarrensolo des Liedes spielte er selbst Luftgitarre. Der Applaus war Ohrenbetäubend. Alex lächelte und verlies die Bühne. Wenig später kam die Siegerehrung. Julis hatte den dritten Platz, das Mädchen welches „Wonderwall“ gesungen hatte, den zweiten Platz und Alex den ersten. Es bestand eigentlich gar keine Frage. Der Preis war eine ein in Musik und eine Urkunde. Als Alex wieder bei seinen Freunden stand waren alle in heller Aufregung. Selbst Joanne lächelte ihn an. Es schien ein gelungener Abend zu werden.
Das Knattern eines abgefeuerten Maschinengewehres unterbrach die Unterhaltungen der Schüler und eine Totenstille breitete sich aus.
Ein seltsamer Mann betrat die Aula. Sein Gesicht war über und über mit Narben entstellt. In der rechten Hand hielt er eine MPi. „Also, meine Damen und Herren. Ich bin der ONKEL. Wie er euch denken könnt, ist das hier eine Geiselnahme. Wir erpressen ein Lösegeld und wenn einer aufmuckt, dann wird er erschossen.“ Seine Worte hallten. Herr Schulze versuchte zu fliehen und wurde von einer MP5 Salve niedergestreckt. Jetzt hatten alle den Beweiß was der Typ, namens ONKEL, mit seinen Worten gemeint hat. Alex beschlich dass Gefühl dass Juanez mit drin steckte.
Alle Anwesenden wurden nun von Fritz Grunner und Klaus Linska, zwei fies aussehende Typen, bewacht. Die Geißeln saßen an der Wand gegenüber der Tür und die Mündungen der MPis sahen drohend auf sie. Alex hatte keine Lust eine Geisel zu sein und versuchte sich zu Überlegen, wie er die Schüler und Lehrer retten konnte. Manfred Schaub, ein bärtiger Schläger, kam mit MP5 herein und holte die gesamten Lehrer ab „Pass auf sie auf Fritz.“, sagte er noch. Fritz nickte. Er führte sie zwei Etagen tiefer in den ersten Stock. Links neben Alex saß Joanne, rechts Michel. Da sich nun die Geiselanzahl in der Aula halbiert hatte wurde nur noch Fritz Grunner als Wache zurück gelassen. Einige Schüler wimmerten und/oder klammerten sich an Freund/in. Alex flüsterte Michel zu: „Hast du dein Handy mit?“ Michel antwortete mit einem Nicken. „OK. Pass auf, wenn die Wache ausgeschaltet ist, rufst du die Bullen an und beschreibst die Situation hier. Sage ihnen aber sie sollen unauffällig und ohne Blaulicht kommen. Verstanden. Dann tust du so als ob du die Geiseln bewachen würdest.“ Michel bestätigte abermals mit einem Kopfnicken. Eine Schülerin, die das Gespräch mitgehört hatte, schaltete sich ein: „Warum sollen wie hier bleiben und können nicht gehen?“. „Pass auf. Die Geiselnehmer haben die Lehrer zwei Etagen runter gebracht. Wie, meinst du, würden die reagieren, wenn plötzlich die Schüler vorbei gehen?“ Die Schülerin verstummte. Eine andere schluchzte so laut, dass der Typ sie anblaffte: „Schnauze!!!!“.
„Michel gib mir deinen Schlips.“, sagte Alex leise zu Michel. Michel gab ihn Alex. Der Typ schritt die Reihe ab. Alex und seine Freunde saßen links außen. Fritz kam in ihre Richtung. Er ging an ihnen vorbei, drehte um und ging zurück. Als er an Alex vorbei war, stand er leise auf. Plötzlich blieb Fritz stehen um sich eine Zigarette anzuzünden. Beinahe wäre Alex mit ihm zusammen geknallt. Geräuschlos richtete er sich hinter ihm auf und schlag die Krawatte um den Hals von Fritz. Dieser ließ alles was er in Händen gehabt hatte fallen und versuchte wie wild Alex von sich los zu kriegen. Alex kannte kein Erbarmen. Er zog zu und zog dann Fritz nach hinten. Der knallte so hart auf den Boden auf, dass Blut floss und er bewusstlos war. Alex fesselte und setzte ihn in eine Ecke. Zu Alex’ Glück blieben alle Schüler ruhig. Keiner unternahm einen Fluchtversuch. Er nickte Michel zu. Dieser nahm sein Handy und rief die Polizei an. Dann schnappte er sich die Sachen ihres Bewachers und tat so als sei er ein Geiselnehmer, wohl fühlte er sich dabei nicht. Zum Glück spielten die anderen Schüler mit. Ein weiterer Geiselnehmer stand draußen vor der Tür. Anscheinend hatte er die Begegnung von Fritz‘s Hinterkopf mit dem Parkettboden gehört. Er fragte: „Alles in Ordnung da drinnen?“ Michel versuchte die Stimme ihres (ehemaligen) Bewachers so gut wie möglich nachzuahmen. „Ja hier ist alles in Ordnung!“ Anscheinend wollte sich der Typ da draußen doch versichern. Man hörte die schweren Stiefel auf den Boden knallen. Alex huschte hinter die Tür. Kurz darauf ging sie auf, aber der Verbrecher kam gar nicht mehr herein. Als die Tür aufging, warf sich Alex mit seinem ganzen Körper gegen die Tür, sodass diese zurück prallte und den Typen dahinter umwarf. Dieser schlug leicht benommen auf den Boden auf. Als gerade aufstehen wollte, stand schon Alex über ihm und knallte ihm die Faust ins Gesicht. Dann schleifte er ihn in die Aula und durchsuchte ihn.
Er fand ein Kampfmesser, Munition, eine MP4 und ein Walkie-Talkie. Alex nahm das Kampfmesser an sich. Den Rest versteckte er so gut es ging. Dann fesselten sie ihren zweiten Gefangenen. Michel sprach ihn an: „Alex was hast du vor?“ Alle anderen im Raum schauten ihn hoffungsvoll an. Er wusste, dass er seinen Plan offenbaren muss. „Joanne schnappe dir ein Messer und folge mir. Michel du, Seraphine und Hannah habt die Verantwortung für alle anderen. Versuch sie über die Feuerleiter raus zubringen. Möglichst lautlos. Ich denke die Polizei wartet schon unten. Joanne und ich versuchen die Lehrer zu befreien und heraus zu finden wer dahinter steckt.“ Ein Schüler fragte: „Glaubst du das wir es alle schaffen?“ Eigentlich war Alex auf diese Frage vorbereitet gewesen, aber eine Antwort viel ihm schwer. „Ich hoffe, nein, ich glaube, dass ihr es schafft. Was mich betrifft glaube ich, dass wir uns bestimmt irgendwann wieder sehen.“ Die Antwort ließ alle sprachlos werden. Joanne drängte zum Aufbruch.
Alex und Joanne gingen vorne weg. Dahinter folgten Hannah und die Schüler und zum Schluss Michel und Seraphine. Sie gingen durch die Tür der Aula bis vor zur Treppe. Hier trennten sich die Wege. Hannah und der Rest mussten eine Etage hoch um zur Feuerleiter zu gelangen. Alex und Joanne mussten nach unten. Leise schlichen sich die Schüler die Treppe hinauf.
Hannah ging vorne weg, Michel sicherte nach hinten. Nachdem sie einen Weg von nicht mal einer Minute in 10 zurückgelegt hatten standen sie jetzt vor der Dachluke. Hannah öffnete sie und kalte Winternachtluft wehte ihnen entgegen. Michel gab Hilfestellung, damit alle hinauf konnten. Wenig später waren alle oben bis auf Michel. Er suchte nach einem Stuhl oder etwas ähnlichem.
Währenddessen schlichen Alex und Joanne in bester „Mission: Impossible“ Manier nach unten in das dritte Stockwerk. Alles war stark ausgeleuchtet und so gab es kaum Versteckmöglichkeiten. Beinahe wären sie von einer Wache gesehen worden. Blitzartig zogen sie sich hinter einer Ecke zurück. Alex überlegte, wie er die Wache ausschalten konnte. Er hatte eine Idee. Beide versteckten sich in einer dunklen Ecke. Alex warf sein Messer so, dass es klierend auf den Boden aufschlug. Die Wache drehte sich um und ging dem Geräusch nach. Als er an Joanne vorbei war, schlich sie sich von hinten an und schlug ihn nieder. Zu zweit schleppten sie die Wache in eine dunkle Ecke, fesselten und entwaffneten ihn dort. Sie schlichen weiter und erreichten die Tür vor der die Wache gestanden hatte. Joanne lugte durch das Schlüsselloch. Flüsternd sagte sie Alex was sie sah: „Alle Lehrer und der Direktor sind in dem Raum eingesperrt.“ „Wachen?“ „Eine!“, kam die Antwort. „Wo steht sie genau.“ Das kann ich nicht sehen.“ „Wie willst du dir sicher sein, dass dort eine Wache ist?“ Entrüstet sah sie ihn an: „Ich kann es mir denken.“ „Hoffen wir dass, du Recht hast.“ Mit einer Handbewegung brachte er sie zu Schweigen. „Okay, riskieren wir es oder lassen wir es sein?“, fragte Joanne. Eigentlich eine blöde Frage in einer Situation, wo man Menschen retten muss. Die Tür ging nach außen auf. Der Plan war so: Joanne sollte die Tür öffnen, Alex hechtete hinein und versuchte die Wache auszuschalten. So machten sie es auch. Joanne riss die Tür auf und Alex hechtete hinein. Schnellte hoch und blickte sich um. Die Wache stand hinter ihm, dass konnte Alex deutlich spüren. Hätte er sich umgedreht, dann wäre das sein Tod gewesen. Der Lauf einer MP stach ihn in seinen Rücken, die Hände hatte er hocherhoben.
Michel und die befreiten Schüler kletterten nun die Feuerleiter hinunter, langsam und geräuscharm. Hannah kletterte als erstes und Michel als letztes. Die Hälfte war schon unten auf der Straße und Hannah schilderte, der bereits eingetroffenen Polizei die Lage, als plötzlich eine Hand durch ein offenes Fenster schnellte und Michel am Knöchel packte. Michel wurde von den Füßen gerissen, knallte mit dem Kopf gegen die Eisenstange und verlor das Bewusstsein. Dann wurde er in das Innere gezogen. Für die Beobachter sah es aus, als ob sie in einem Horrorfilm wären. Der klare Vollmond mit den hell scheinenden Sternen und den dunklen vorbeiziehenden Wolken und dem unwirklichen Licht sämtlicher Haushalte, die den Himmel erhellten. Hannah wollte zurück rennen und Michel retten, doch die Polizisten hielten sie zurück. „Hoffentlich schaffen es Alex und Joanne.“ dachte sie. Und sie schickte ein Stoßgebet zum Himmel.
Michel wachte mit einem brummenden Schädel in einem dunklen Raum auf. Während sich seine Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen versuchten, sprach eine Stimme zu ihm. „Soso ein Schüler erledigt zwei Wachen, befreit Geiseln und versucht zu fliehen. Schön.“ „Wer sind sie?“, fragte Michel in die Dunkelheit hinein. „Tja, das wüsstest du wohl gerne, wie?“ Michel hörte ein klickendes Geräusch. Mondlicht fiel durch das Fenster herein und erhellte den Raum. Es war eine Abstellkammer. Sie war klein und mit Besen, Wischmops und Reinigungsutensilien voll gestopft. An der Tür nahm er die Silhouette eines Mannes war, der eine Waffe in der Hand hielt. Der Verbrecher schritt in den Schein des Mondes. Ein Fehler. Michel griff an und schlug ihm als erstes die Pistole, eine SIG, aus der Hand. Dann gab er seinem Gegner Fausthiebe ins Gesicht. Dieser taumelte gegen die Tür und Michel stürzte sich auf ihn. Jetzt begannen sie zu Ringen und bewegten sich von der Tür weg, in Richtung Fenster. Michel wehrte sich verbissen, doch sein Gegner war kampferprobter. Michel musste sich eine Finte einfallen lassen. Er packte seine Gegner fester und versuchte sich mit ihm durch das offene Fenster zu hechten. Er schaffte es. Beide landeten auf dem kleinen Zwischenbalkon der Feuerleiter. Dort setzten sie den Kampf fort. Michel war unterlegen. Der Geiselnehmer boxte ihn in die Magengrube, worauf Michel zu Boden ging. Dann packte der Geiselnehmer Michels Kopf und wollte ihn gegen die Gitter der Feuerleiter schlagen. Plötzlich hörte man von hinten, wie jemand die Leiter hoch kam, doch bevor der Geiselnehmer sich umdrehen konnte trat ihm Hannah von hinten ins Kreuz. Sie traf mit solch einem Schwung, dass der Geiselnehmer nach vorne laufen musste. Michel stellte ihm noch das Bein und der Verbrecher segelte über die Brüstung der Feuerleiter und landete auf dem harten Beton des Gehweges. Tot. Hannah und Michel umarmten sich und gingen die Feuerleiter nach unten. Dort nahmen sie Polizisten in Empfang. „Hoffentlich schaffen es Alex und Joanne.“, sagte Michel bei sich und gab dann einem Polizisten Auskunft über den Tathergang und was nach der Geiselnahme geschehen war. Er wusste nicht, dass er einen bereits gedachten Gedanken ausgesprochen hatte.
Alex stand immer noch mit erhoben Händen im Raum, in dem auch die Lehrer und der Direktor gefangen waren. Der Geiselnehmer hatte Alex an die Wand gedrängt und zielte mit seiner MP auf ihn. Alex hoffte auf ein Wunder.
Und da geschah eins. Eine Megaphonansage ließ seinen Geiselnehmer einen Augenblick lang nicht auf Alex achten. Alex nutzte es aus. Mit einem schnellen Schlag entwaffnete er seine Bewacher und schlug ihn mit einem Fausthieb auf das Nasenbein nieder. Der Typ blieb erstmal am Boden liegen. Joanne kam herein, da sie alles aus einem sicheren Versteck gesehen hatte. Sie hoffte bloß, dass keiner sie erkannte. Beide forderten die Lehrer auf den Raum schnell und leise zu verlassen. Alex fragte einer der Lehrer, Frau Lichtenstein: „Wissen sie wo der Chef der Geiselnehmer ist?“. „Der und ein Weiterer sind vorhin gegangen und wollten Richtung Dach.“ „Danke. Hört zu. Ihr geht jetzt möglichst Geräuscharm hinunter, die Polizei wartet schon.“ Joanne verhörte in der zwischen Zeit den Bewacher der Lehrer. „Also, wer hat euch den Auftrag gegeben, oder macht ihr das nur aus reinem Jux? Antworte!“. Der Typ ließ sich nicht einschüchtern. Alex durchwühlte seine Taschen. Nichts. „Tja ich denke, dann sollten wir den Chef der Bande fragen oder? Ach nebenbei sollten wir erwähnen, dass einer seiner Leute zu brezlig war Geiseln zu bewachen.“ Dies schien offenbar zu wirken. „Okay ich sag es euch. Es war so ein komischer Typ, der sich für den König der Stadt hält.“ Alex und Joanne konnten sich denken wer es war, aber sie wollten sicher gehen. „Nenn uns den Namen!“ „Schon gut. Ich glaube Juanez hieß der Typ. Ja so hieß er!“ Beide Geiselretter zeigten keine Reaktion, dachten aber beide das gleiche: „DER!“ „OK, wie sieht der Plan deines Chefs aus?!“ „Na ja wir sollten Geiseln nehmen. Lösegeld erpressen. Dann mit einen Hubschrauber fliehen.“ „Schöner Plan, aber ihr habt etwas vergessen.“ „Was?“ „UNS“ Sie ließen von ihm ab und wanden sich dem Ausgang des Raumes zu. Der Typ wollte doch nicht zu ganz Klein bei geben, zückte ein Messer und warf es nach Alex.
Er traf Alex’ Oberschenkel. Mit einem lauten Schmerzensschrei fiel Alex nach vorn. Den Schrei hatten auch Seraphine, Hannah und Michel gehört.
Es herrschte Totenstille.
Plötzlich klingelte Michels Handy. Alex rief an. „Ja!?“, meldete sich Michel. „Schick die Polizei rein und zwar sofort.“, kam es vom anderen Ende der Leitung, etwas schmerzverzerrt. „Mach ich!“ sagte er abschließend und schaltete aus. Er winkte den Einsatzleiter herbei und sagte sie sollen rein gehen. Es sah schon komisch aus, dass ein Jugendlicher einem Erwachsenen Polizisten einen Befehl gab. Während Alex unter Schmerzen Michel angerufen hatte, war Joanne zurückgegangen und hatte den Messerwerfer mit einem beherzten Tritt gegen den Kiefer ins Reich der Träume geschickt. Alex hatte sich in den Flur geschleppt und an einer Wand aufgerichtet. Das Messer steckte im linken Oberschenkel. Er zog sein Hemd aus. Dann griff er nach dem Messer. Doch bevor er es herauszog holte noch sein Geldbörse hervor und steckte sie sich in den Mund, damit er etwas zum drauf beißen hatte, wegen des Schmerzes. Seine Hand schloss sich um den Griff des Messers. Mit einer schnellen Bewegung seines Armes zog er es heraus, dabei biss er fest auf seine Geldbörse und verleierte die Augen vor Schmerz. Dann nahm er sein Hemd und versuchte ein Verband anzulegen um damit einigermaßen die Wunde zu verarzten. Da er es nicht ganz schaffte, half ihm Joanne dabei. Joanne legte Alex die Hand auf die nackte Schulter und fragte: „Schaffst du es denn bis nach unten?“. Er wollte gerade ja sagen, als er das laute Motorengeräusch eines Helikopters hörte. „Scheiße!“, rief er, „Wir sind im ersten Stock, die Polizei aber noch nicht einmal drinnen. Wir müssen diese Typen aufhalten, bevor sie fliehen können.“ „Traust du dir das zu?“, fragte Joanne, weiterhin besorgt. Alex entgegnete kühl: „Was mich nicht umbringt, macht mich nur härter. Komm wir müssen uns beeilen.“ Joanne stützte ihn und beide machten sich auf den Weg. Alex riss sich zusammen und nicht nach allen drei Schritten eine Pause machen zu müssen. Er wusste, dass sein Körper schon mit der Heilung begonnen hat und dass es bei ihm schneller ging, als bei andern Menschen. Aber so schnell nun auch wieder nicht. Sie erreichten die dritte Etage. Hier machten sie eine kleine Pause. Genau in diesem Moment stürmte die Polizei das Gebäude. Und der Helikopter war näher gekommen, denn die Geräusche seines Rotors wurden lauter. Sie machten sich weiter auf den Weg. Alex glaubte fast vor Schmerzen Wahnsinnig zu werden. Michels, Seraphins und Hannahs Gedanken ruhten bei ihnen.
Joanne und Alex erreichten das vierte Stockwerk und die Luke fürs Dach. Alex hatte inständig gehofft, dass es Michel und der Rest schaffen würden und sie hatten es geschafft.
In der Zwischenzeit waren Scheinwerfer aufgestellt und auf das Schulgebäude gerichtet worden. Alex und Joanne kletterten auf das Dach. Der Hubschrauber schwebte darüber und hatte schon eine Leiter ausgeworfen um die letzten zwei der Geiselnehmer auf zu nehmen. Es waren der ONKEL selbst und Jason, die rechte Hand des Onkels. Alex und Joanne rannten auf beide zu. Alex’ Rennen konnte man eher als schnelles Humpeln beschreiben. Unten auf der Straße verfolgten alle, das was auf dem Dach von statten gang. Zwischenzeitlich hatte man die Eltern informiert. Die Einheit, die das Gebäude gestürmt hatte, hatte alle anderen Geiselnehmer festgenommen und den leblosen Körper des Typen mit dem Michel gekämpft hatte vom Beton „gekratzt“. Nun waren alle Blicke nach oben gerichtet. Der ONKEL und Jason schauten verdutzt, als ihnen zwei Schüler entgegen rannten. Beide feuerten ihre MPs ab. Alex und Joanne schlugen Haken und warfen sich zur Seite, um nicht getroffen zu werden.
Nun waren sie nahe genug heran, um in den Nahkampf treten zu können. Alex selbst griff den ONKEL an, Joanne Jason. Da Alex gehandicapt war, zielte der ONKEL mit seinen Tritten immer auf Alex’ Verletzung, dass zwang Alex in die Defensive. Joanne hatte ein leichtes Spiel mit Jason. Als erstes kam ein Schlag in die Magengrube, dann ein Kinnhaken, gefolgt von einem Spinkick. Jason drehte sich erstmal um die eigene Achse und landete dann auf dem Beton. Er stand wieder auf, nur um kurz darauf wieder zu Boden geschickt zu werden. Joanne schlug mit aller Kraft zu und als sie dem am Kopf blutenden Jason den Schlusskick ins Gesicht gab, schrie sie dabei aus voller Kehle. Ihr Gegner lag ohne Bewusstsein auf dem Dach.
Der ONKEL hatte Alex inzwischen an den Rand des Daches gedrängt. Alex musste sich jetzt schnell etwas einfallen lassen, sonst war es Essig mit seinem Leben. Er wagte einen kurzen Blick nach unten in die Tiefe. Unten war ein Zaun mit spitzen Enden. Alex brachte dies auf eine Idee. Er ging jetzt selbst in die Offensive und griff vehement mit Schlägen und Tritten an, die seine Verletzung zuließen. Dies machte den ONKEL rasend. Nach einem besonders schweren Angriff, zog sich Alex zum Rande des Daches zurück. Der ONKEL rannte auf Alex zu. „Wenn er sich schon in den Tod stürzen wollte, dann sollte dieser Bastard mitkommen!“, dachte der ONKEL bei sich. Aber er hatte Alex Wendigkeit unterschätzt, trotz des verletzten Beines.
Der Plan des ONKELS war eigentlich Alex zu packen und ihn mit in den Tod zu reißen. Aber im entscheidenden Moment warf sich Alex schräg nach vorn, weg vom Rand des Daches, und der ONKEL lief ins Leere und stürzte über den Rand in seinen Tod. Die Spitzen des Zaunes spießten ihn mit voller Unerbittlichkeit auf, als ob sie wussten, dass der ONKEL böse war und er eine „Strafe“ verdient hatte. Joanne kam zu ihm und Alex legte einen Arm um sie. Beide sahen zur Leiche des ONKELS herab. Einige Zaunspitzen ragten blutig aus dem Körper heraus. Sie gingen beide wieder, durch das Schulgebäude, zurück zu den anderen Geretteten. Freudig wurden sie empfangen. Krankenwagen waren schon da und Alex Wunde wurde verarztet. Gut sie war zwar schon zu einem Viertel verheilt, aber er ließ still die Behandlung der Ärzte über sich ergehen. Der Leiter der Örtlichen Polizei bedankte sich bei den Freunden, tadelte sie aber auch wegen ihrem waghalsigen Unternehmen. „Mal gespannt was nächstes Jahr zum Ball passiert. Vielleicht geht die Welt unter!“, sagte Alex abschließend.
An einem anderen Ort, war man getrübter Stimmung, wenn nicht sogar erbost und hasserfüllt. Juanez und seine Gefolgsmänner konnten es nicht glauben. Ihr nahe zu perfekter Plan, durchkreuzt von diesem Bastard Alex. Er konnte nicht mehr er und entließ seine Gefolgsmänner aus der Sitzung und schrie dann erstmal so laut, dass selbst die Vögel fluchtartig ihre Bäume verließen.
Aber irgendwo in seinem Hinterstübchen tüftelte er wieder einen Plan aus.
Kapitel V: Bodyguard
„ALEX!!!“, rief Michel, als er quer über den Schulhof sprintete, um zu seinen Freunden zu gelangen. Als er sie erreicht hatte, hielt er ihnen eine Zeitung unter die Nase. Auf dem Titelblatt waren Alex, Michel, Seraphine und Hannah abgebildet. (Joanne nicht, da sie ja, wie bereits erwähnt, offiziell nicht existiert). Eine große, breite Überschrift prangte über dem Foto: „Vier mutige Schüler beenden Geiselnahme am städtischen Gymnasium.“ Darunter stand im Artikel etwas zu den einzelnen Personen und über ihre Tat. „Mann!“, staunte Alex. Über den Artikel unterhaltend gingen sie zum Unterricht. In den Schulgängen ernteten sie für ihre Tat anerkennende Blicke, aber auch böse Blicke von den Anhängern Juanez. Eine Woche war es jetzt her und zwei Wochen lagen noch vor ihnen bis es Weihnachtsferien gab. Sie wollten diese Wochen so ruhig wie mögliche angehen. Außerdem standen noch Klassenarbeiten an.
Der Schultag verlief ruhig, bis auf die, mittlerweile gewohnten, Neckereien von Juanez Leuten. Der Unterricht war heute etwas spannend, doch konnte er die Vorfreude auf Weihnachten nicht verderben, auch wenn sie ziemlich viele Hausaufgaben aufbekommen hatten. Gegen 14 Uhr machten sich die Freunde auf den Heimweg. An einer Kreuzung trennten sich ihre Wege. Michel und Hannah gingen nach rechts, Seraphine und Alex nach links.
Das Wetter war kalt, klar, der Himmel strahlend blau. Überall lag an den Seiten der Fußwege Schnee. Scherzend gingen Alex und Seraphine ihres Weges. Als sich vor ihnen eine Szene auftat, die nach Eingreifen schrie. Eine ältere Dame, um die 70 Jahre, wehrte sich verbissen gegen einen Handtaschendieb. Alex erkannte die Dame. Sie wohnte schräg gegenüber von ihm. Beide taten so, als ob sie die Szene ignorieren würden, gingen aber bewusst darauf zu. Als sie nahe genug waren, packte Alex den Handtaschendieb von hinten mit einer Würge und flüsterte ihm ins Ohr: „Lass es oder du siehst die Erde gleich von unten.“ Die beklemmend klingenden Worte zeigten Wirkung. Der Dieb ließ die Tasche los und suchte dann das Weite. „Danke ihnen junger Mann!“, sagte die ältere Dame. Alex schenkte ihr ein Lächeln und er und Seraphine gingen ihres Weges weiter. An Alex’ Haus angekommen, verabschiedeten sie sich und Alex ging hinein.
„Ich bin wieder da Mum!“, rief er beim eintreten. Es zeigte sich keine Reaktion. Alex suchte alle Zimmer ab. Nichts. Auf dem Esstisch fand er einen Zettel. „Ich bin bei Rosalinde. Das Essen ist im Kühlschrank. Bin nicht vor acht zurück. Mum.“ „Aha!“, sagte Alex mit beruhigtem Blick. „Wenn Mum bei Rosalinde ist, dann kann das Dauern.“ Er ging zum Kühlschrank und sah nach was es zu Essen gab. Er fand das übliche, was halt in jeden Kühlschrank gehört. Er ging in sein Zimmer. und legte eine CD ein. Er nahm sein Schulzeug hervor und wollte gerade anfangen noch mal für die morgige Biologieklassenarbeit zu lernen, als das Telefon klingelte. Alex ging hinunter nahm den Hörer ab meldete sich. „Ja?“ „Alex?“ „Ja, genau der ist dran.“ „Hier ist die Mutter von Joey.“ „Hallo. Wie geht’s den Joey?“ „Ganz gut, aber eigentlich wollte ich fragen, ob sie mal zu uns rüber kommen können.“ „Na klar, ist kein Problem!“ „Danke, bis gleich.“ „Bis gleich“. Alex legte auf. „Mit lernen wird heut wohl nichts.“, dachte er. Er zog seine Schuhe an, nahm seinen Mantel und ging aus dem Haus. Joey wohnte nur drei Straßen weiter. Er dachte über die Begegnung mit Joey nach und über die nachfolgen Wochen. In diesen war er oft bei Joey gewesen und hatte ab und zu auch mal Babysitter gespielt. Joey war ihm richtig ans Herz gewachsen, fast so sehr wie ein Bruder. Kaum war er mit seinen Gedanken am Ende, da stand er auch schon vor dem Haus, in dem Joey wohnte. Es war ein rotes Backsteinhaus mit zwei Etagen und einen Holzbalkon auf der Rückseite.
Er klingelte.
Nach einigen warten öffnete Joey die Tür. „Alex!“, schrie er ihn mit seiner niedlichen Kinderstimme an. Alex nahm ihn auf den Arm und ging ins Haus. Er schloss die Tür und setzte Joey dann wieder ab. Er zog seine Schuhe aus und hängte seinen Mantel auf. Joey führte ihn ins Wohnzimmer, wo seine Mutter schon wartete. Ihr Mann war nicht da. „Tee?“, fragte Joeys Mutter beim Eintreten. „Gerne!“ erwiderte Alex knapp. Er setzte sich auf die Couch und Joeys Mutter gegenüber. „Joey gehst du bitte nach oben!“ „Okay.“, sagte Joey und zog leicht betrüb ab, da er dachte, dass Alex zum spielen gekommen sei. „Also, Alex. Ich möchte nicht um den heißen Brei herum reden, sondern gleich zur Sache kommen.“ „Gut.“, sagte Alex und nahm einen Schluck von seinem Tee. „Mein Mann und ich fahren morgen für eine Woche auf Geschäftsreise und wir brauchen jemanden der auf Joey aufpasst. Also, wenn es ihnen nichts ausmacht, dann würden wir es uns wünschen, dass sie auf ihn aufpassen.“ „So viel zum Thema, die Wochen ruhig angehen.“, dachte er, bevor er seine Antwort preisgab. „Also, erstens habe ich ihnen gesagt, dass sie mich duzen dürfen und zweitens werde ich es machen.“ „Oh vielen Dank Alex.“, sagte die Mutter mit Freuden. „Wann soll ich ihn morgen abholen.“ „Na ja das ist ein Problem, nämlich 10 Uhr. Aber da musst du doch in die Schule.“ „Da haben sie Recht. Ich denke mal ich könnte jemanden schicken der ihn abholt. Keine Sorge, es ist eine gute Freundin von mir und Joey kennt sie auch.“, sagte er auf den entsetzten Blick der Mutter, als er sagte dass er Joey abholen lasse. „Okay. Dann wird ich mich auf dich verlassen können?“. gab die Mutter ihre Zustimmung. Alex nickte zustimmend. „Gut, ich möchte nicht unhöflich sein, aber ich muss gehen. Muss noch etwas für die Schule tun.“ „Okay!“. Alex erhob sich und ging dann noch Joey Tschüss sagen, bevor er sich an die Mutter wandte und dann ging.
Wieder zuhause angekommen ging er sein Zimmer und lernte noch ein bisschen, aber irgendwie fand er dazu keinen Nerv. Gegen sechs klingelte es an der Tür. Alex öffnete und Joanne stand draußen. „Hi!“, begrüßte sie ihn. Er ließ sie eintreten. Als sie ihn ansah, fragte sie: „Alex ist was? Du siehst so nachdenklich aus.“ „Ich glaube, ich habe mir gerade eine große Verantwortung aufgeladen.“ „Wie das?“ Beide setzten sich erst einmal und dann sprach Alex weiter: „Die Eltern von Joey haben mich gebeten eine Woche lang auf ihn aufzupassen.“ „Hey, das ist doch nicht so schlimm. Du hast doch Freunde, die dir helfen können.“ „Ja schon, aber ich weiß nicht ob ich mit so einer Verantwortung klar komme.“ „Klar!“, sagte Joanne bestimmt. Sie saßen noch eine Weile bei einander und unterhielten sich.
Alex lag später im Bett und schlief. Er träumte, er ging mit Joey eine belebte Straße entlang, als plötzlich ein schwarzer Wagen vorbei fuhr und das Feuer auf Alex und Joey eröffnete. Schützend warf sich Alex auf Joey, doch es war zu spät. Joey wurde durch einen Querschläger getötet. „NEIN!“, schrie Alex und richtete sich schweißgebadet im Bett auf. Er amtete schwer.
Er lag wieder, aber immer noch schwer atmend. Die Stille der Nacht machte ihn nervös. Er schloss die Augen und schlief wieder ein.
Am nächsten Morgen.
Alex war schon Richtung Schule gegangen, als Joanne auf ihrem Lager erwachte. Sie sah auf die Uhr. 8: 45 Uhr. Sie dachte an ihr Versprechen von gestern. Sie wollte heute um 10 Uhr Joey abholen. Sie stand auf und ging sich in der Gemeinschaftsdusche waschen. Danach zog sie sich an und ging hinunter in den Essbereich. Sie wusste, dass man als Untergrundkämpferin mit Entbehrungen leben musste. Sie aß und ging dann. Beim hinausgehen viel ihr ein weiters paar Schuhe auf, die wahrscheinlich Benjamin gehörten. Er war wohl spät in der Nacht wiedergekommen.
Während Joanne auf dem Weg zu Joey war, brütete Alex gerade über seiner Biologieklassenarbeit. Bis halb zehn hatten sie Zeit und wer eher fertig war durfte gehen. Alex war bei der letzten Frage. Er beantwortete sie, schnappte sich sein Zeug, gab ab und verließ den Klassenraum. Seraphine brütete noch weiter. Alex ging raus auf den Schulhof. Die kühle Winterluft tat ihm gut. „Hoffentlich hat Joanne Joey abgeholt?“, dachte er leicht besorgt. Während er so in Gedanken versunken über den Schulhof schlenderte, kamen drei Anhänger des Juanez ihm entgegen. Da er tief in Gedanken versunken war, bemerkte er sie nicht und rempelte sie an. „Hey du kleiner Wichser kannst du denn nicht aufpassen. Weißt du den nicht, wen du gerade angerempelt hast?“ Aus seinen Gedanken gerissen drehte er sich um und sah die drei Anhänger von Juanez. Kühl gab er die Antwort: „Also, wenn ich euch so ansehe dann würde ich sagen, dass ihr Anhänger von Juanez seit.“ „Ganz genau und da du seine treuen Diener angerempelt hast, bekommst du jetzt was auf die Fresse!“ „Von mir aus.“, sagte Alex gelangweilt. Die drei wunderten sich. Wie konnte einer Angesichts der Androhung von Prügel und außerdem noch von Juanez Leuten so cool damit umgehen? Die drei Anhänger machten sich keine weiteren Gedanken darüber, sondern griffen an. Sie stürmten in einer Line auf ihn zu. Alex warf seine Schultasche nach dem mittlern und Wortführer. Dieser wurde getroffen und fiel nach hinten. Da waren aber schon die anderen zwei heran. Da beide gleichzeitig angriffen, musste Alex nach hinten ausweichen. Einer der beiden Angreifer gelang es, Alex mehrmals ins Gesicht zu schlagen. Durch den letzen Treffer fiel Alex nach hinten. Nun lag er am Boden und die beiden Angreifer wollten sich auf ihn stürzen. So weit kam es aber nicht. Alex trat den einen mit aller Kraft vors Schienbein. Dieser taumelte erstmal nach hinten. Dem zweiten fegte er die Beine weg und gab ihm, nachdem der Angreifer auf dem Rücken am Boden lag, einen Fersenhieb auf den Solarplexus. Der erste war ausgeschaltet. Der zweite und der Wortführer kamen nun auf ihn zu, wobei der zweite Angreifer näher war. Alex rappelte sich auf und fing einen Schwinger des Angreifers ab. Dann gab er ihm einen Nierenhaken. Als dieser sich dann nach vorne beugte, gab er ihm noch einen Kniestoß auf die Nase. Nummer 2 war erledigt. Da war aber schon der Wortführer ran. Alex wurde wieder in die Defensive gezwungen. In einigen Metern Entfernung war eine Laterne. Blitzschnell drehte sich Alex um und rannte schräg auf die Laterne zu. Der Wortführer folgte ihm. Als Alex die Laterne erreicht hatte schwang er sich darum, wie beim Hüftaufschwung am Reck, bloß in der senkrechten. Er traf seinen Verfolger genau am Kinn. Dieser machte darauf hin einen Überschlag und landete unsanft auf den Boden. Alex sammelte seine Schultasche auf. Seraphine und Michel kamen gerade aus dem Schulgebäude und steuerten auf ihn zu.
Plötzlich ein Klatschen. Alex drehte sich um und sah seinem Feind direkt ins Gesicht. Juanez stand da, umgeben von einer Leibgarde und mit einem breiten Grinsen im Gesicht. „Beeindruckende Vorstellung!“, sagte er mit gespielter Freundlichkeit. „Ah, Juanez. Lange nicht mehr gesehen.“, antwortete Alex kühl. Seraphine und Michel waren in der zwischen Zeit herangekommen. „Oh, ich sehe du hast Verstärkung. Schön. Aber mal ehrlich solche Versager. Komm zu mir und du hast „Bessere Freunde“.“ Michel war erzürnt und wollte sofort auf Juanez einschlagen. Alex wollte ihn noch zurück halten, doch es war zu spät. Michel kam aber nicht einmal zum Schlag. Juanez trat ihm in den Bauch und gab ihm einen Haken ins Gesicht. Michel landete auf dem Boden und Seraphine zog ihn erstmal von Juanez weg. Er blutete an der Lippe. „Also, Alex. Ich sage dir was. In meiner Stadt hast du nach meinen Regeln zu spielen. Ich mache dir noch ein letztes Angebot. Komm zu mir und wir werden gemeinsam über diese Stadt herrschen.“ Es schien, als ob Juanez es immer noch nicht begriffen hätte. „Ich sage es dir noch einmal in aller Deutlichkeit: NEIN!!!!!!! Nur über meine Leiche. Ich hoffe das Wort kannst du dir merken. Zur Sicherheit wiederhole ich es noch einmal: NEIN!“ Alex und sein Feind sahen sich scharf an. „So, das lasst sich einrichten.“ Mit diesen Worten holte er einen Revolver raus und zielte auf Alex. „Wenn du mich endgültig töten willst dann tu es jetzt.“ Er dachte an Joey, Joanne, Seraphine, Michel, seine Mutter und allen Menschen denen er geholfen hat. Juanez schoss und traf ihn in den Bauch. Alex sank zu Boden und Michel und Seraphine schrieen gleichzeitig: „NEIN!“ Juanez wandte sich mit einem höhnischen Grinsen ab. Er zog mit seinen Gefolgsleuten ab. Juanez wiegte sich in absoluter Sicherheit seinen Erzfeind getötet zu haben. Michel rief über Handy einen Krankenwagen. „Seraphine ruf Joanne an und sag ihr sie soll mit Joey in Krankenhaus kommen. Und sag auch meiner Mutter bescheid.“ Mit diesem zittrig ausgesprochen Worten umfing Alex das Dunkel. Er hörte noch die Krankenwagensirenen. Etwas später wachte er auf. Eine Uhr zeigte 22:00 Uhr. Er lag in einem Krankenbett und fühlte sich wohl. Um den Bauch trug er einen Verband. Er nahm ihn ab und sah sich die Wunde an. Nur etwas Grind zeugte noch von der Wunde. Außerdem schienen keine Inneren Organe verletzt zu sein. Draußen hallten Schritte auf dem Linoleum. Die Tür öffnete sich und der Doktor und eine Schwester traten ein. „Also, laut den Testergebnissen können wir sie entlassen. Obwohl es höchst wunderlich ist, dass so eine Schusswunde so schnell verheilt. Außerdem sind keine inneren Organe verletzt. Ein Wunder.“ „Tja Doktor man soll nicht alles verallgemeinern.“ Der Doktor und die Schwester verließen das Zimmer und Alex schlüpfte in seine Sachen. Dann trat er aus dem Zimmer und ging in den Wartebereich, wo all seine Freunde und seine Mutter versammelt waren. Alle sahen höchst erstaunt aus, als sie ihn da kommen sahen. Aber die Freude, dass er doch noch unter den Lebenden weilte, siegte und er wurde erstmal von allen umarmt und gedrückt. Seine Mutter hatte geweint und jetzt vergoss sie Freudentränen. Joey war überglücklich und fragte: „Können wir jetzt nach Hause gehen?“ „Klar können wir das.“ So machten sie sich auf den Weg. Joanne hatte seine Mutter ins Bild gesetzt, was die Sache mit Joey angehe. Michel und Hannah verabschiedeten sich an der Kreuzung und der Rest ging weiter. Seraphine verabschiedete sich an Alex’ Haustür und ging nach Hause. Joanne kam noch mit rein. Beide brachten noch Joey ins Bett, denn er war hundemüde, schließlich war es ein langer Tag für ihn gewesen. Joanne erzählte ihn noch, dass alles mit dem Abholen geklappt hat. Als sie geendet hatte, sagte Alex: „Kann ich dich um einen Gefallen bitten?“ „Klar!“ „Okay, ich brauche jemanden, der auf Joey aufpasst während ich in der Schule bin.“ „Brauchst nicht weiter zu reden. Ich mache es.“ „Danke dir.“ Er gab ihr zum Abschied noch seinen Schlüssel, damit sie reinkommen könne, wenn er nicht da ist. Dann ging er auch zu Bett. Die nächsten Tage verliefen ruhig. Er ging mit Joey ins Kino und auf den Spielplatz, usw.
Schließlich wurde es Freitagabend.
Alex war mit seinen Freunden im SPEED. Seine Mutter passte auf Joey auf. Alle fünf saßen gemütlich in einer Ecke in Sesseln und unterhielten sich. Sie ahnten nicht, dass sie von jemand belauscht wurden und zwar von keinem anderen als ihren alten Freund Darius.
„Na Alex. Wie fühlt man sich als großer Bruder?“, fragte Seraphine mit einem Lächeln. „Ach weißt du, auch nicht anders als auf euch Rasselbande aufzupassen.“, antwortete Alex. Gelächter brandete von den Freunden zurück. Michel sagte mit ernster Mine: „Also Herr Winter. Wir werden ihnen folgen.“ Michel salutierte. Das Lachen schwoll an. Alles in allem war es ein lustiger Abend.
Darius hatte genug gehört und verschwand aus dem SPEED. Er machte sich auf den Weg zu Juanez. Im Hauptquartier von Juanez angekommen verlangte er sofort mit ihm zu sprechen. Darius wartete vor der großen Eichentür. Schließlich wurde er hinein gebeten. „Juanez.“ Mit einem Kniefall bezeichnete Darius seine Unterwürfigkeit. „Darius. Was gibt es so dringendes?“, sagte Juanez mit einer unterschwelligen Drohung in der Stimme. „Juanez. Ich weiß, dein Vertrauen in mich ist nicht mehr das Beste, wie es früher einmal war. Ich habe aber eine Information für dich, die uns unseren Feind vom Halse schaffen würde.“ „Sprich!“, forderte Juanez Darius auf. „Ich habe die Clique heute Abend im SPEED belauscht. Sie sprachenüber einen Joey. Soviel ich verstanden habe muss Alex auf in aufpassen.“ Darius sprach den Namen Alex mit einer solchen Verachtung aus, dass Juanez lächeln musste. Juanez erinnerte sich an den Vorfall mit Joey, kurz nach Schuljahresanfang. Endlich sah Juanez eine Möglichkeit seinen Erzfeind zu schwächen. Außerdem war er mehr als verwundert gewesen, dass Alex (Ekel stieg bei dem Gedanken auf) nach einem Bauchschuss ein paar Stunden später aus dem Krankenhaus spazierte. Irgendetwas war sonderbar an diesem Kerl. „Darius ich danke dir für deine Information. DU bist und bleibst ein getreuer Diener meiner Herrschaft. Gehe nun und lasse dir unten an der Bar einen Ausgeben.“ „Danke Juanez, du bist gütig.“ Darius erhob sich und verließ das Zimmer. In Juanez Kopf wurde fast automatisch ein Plan erarbeitet.
Die Samstagmorgenwintersonne kitzelte Alex aus dem Schlaf. Als er hinunter zum Frühstück in die Küche kam saßen seine Mutter und Joey schon da. Er setzte sich hinzu und begann zu essen.
Nach dem Frühstück gingen Alex und Joey zum Spielplatz. Joey tobte zusammen mit Freunden aus dem Kindergarten. Nach einer Weile gesellte sich Joanne dazu. Wie gebannt schaute sie den Kindern beim Toben zu. Auch wenn Winter war tobten die Kinder wie im Sommer. Selbst der Sand war noch weich genug um Sandburgen zu bauen. In Joannes Augen lag der Ausdruck der Sehnsucht. „Du siehst den Kindern sehnsüchtig zu. Bedrückt dich etwas?“; fragte Alex vorsichtig um nicht ins Fettnäpfchen zu treten. „Manchmal wünschte ich, ich wäre noch ein Kind und hätte noch den vollen Spaß am Leben.“, sagte sie, ohne den Blick von den Kindern abzuwenden. Alex spürte eine gewisse Melancholie in Joanne aufsteigen. „Hast du keinen Spaß mehr am Leben?“ „Doch. Es ist nur, dass, wie wir beide wissen, ich kein normales Leben führe. Ich kann nicht wie du einfach so mal ins Kino gehen, oder in die Disko. Es ist schon ein enormes Risiko für mich ins SPEED zu gehen. Ich werde mir nie ein eigenes Haus kaufen können und nie Heiraten und keine Kinder bekommen.“ Beim letzten Teil sah sie Alex direkt an. Alex wusste nicht was er erwidern sollte, als ihn ein Schrei aus seinen Gedanken riss. „ALEX, ALEX, ALE…Hmpf.“ Joey. Bei Alex klingelten die Alarmglocken. Wie zum Blitz getroffen sprang er auf und suchte nach Joey. Dort im Sand standen vier Anhänger von Juanez und ein fünfter hatte Joey und lief mit ihm weg. Alex setze hinterher. Doch die vier anderen blockierten ihm den Weg. Alex hatte jetzt keine Zeit für Sentimentalitäten. Er trat den ersten in die Hoden, den zweiten brach er mit einem Faustschlag die Nase. Die anderen beiden waren cleverer und hatten sich aus Alex‘ Aktionsradius entfernt. Jetzt griffen sie an. Der erste, von den beiden Rückziehern trat nach Alex. Dieser fing den Fuß und schleuderte ihn mit aller Kraft nach oben. Der Angreifer machte einen Salto und schlug im Sand auf. Als dieser sich wieder aufrappeln wollte, trat ihn Alex nochmal in den Bauch und Gegner Nummer drei war k.o. Nummer vier war zum „Kletterhaus“ zurück gewichen und wollte gerade die Flucht antreten. Doch Alex war schneller. Alex sprintete los und kurz bevor er seinen Gegner eingeholt hatte, sprang Alex, mit dem linken Knie voran, in das Kreuz des Gegners und brachte ihn zu Fall. Alex rollte sich elegant ab und nahm die Verfolgung des Entführers wieder auf. Dieser war so dumm gewesen und hatte sich den Kampf mit angeschaut. Erst als er begriffen hatte, dass seine Freunde keine Chance hatten wandte er sich um und lief los, Alex war ihn dicht auf den Fersen.
Das Fluchtauto stand schon bereit und der Fahrer wartete mit laufendem Motor. Doch der Entführer von Joey schaffte es nicht, sich und Joey in den Wagen zu bringen. Stattdessen nahm er den Bus der gerade an der Haltstelle hielt. Alex erreichte den Bus nicht mehr. Der Bus fuhr ab. Zum Glück kannte Alex die Fahrstrecke des Busses auswendig. Die nächste Haltestelle lang ungefähr 500 Meter in Kurvenreicherstrecke. Doch Alex kannte eine Abkürzung: Durch die Einkaufpassage. Er rannte hinein und hatte Glück, dass die Leute rechtzeitig aus dem Weg sprangen. Die Geschäfte flogen an Alex vorbei. Er rannte wie von der Tarantel gestochen. Die Leute schauten ihm ungläubig hinterher.
Der Bus fuhr gerade um die Kurve. Vor Alex lag die Haltestelle. Der Bus hielt und Alex stürzte hinein, ohne das Gebrülle des Fahrers und das Geschrei der Fahrgäste zu wahrzunehmen. Es war ein moderner Bus, die in fast allen Städten fahren. Hinten und Vorne eine große Scheibe und eine gute Anzahl von Sitzplätzen. Der Entführer und Joey hatten den Bus durch die Hintertür verlassen und Alex sah wie sie vom Bus wegrannten. Die Türen schlossen mit einem leisen Zischen und der Bus fuhr an. Alex sah nur noch eine Möglichkeit. Er rannte die Flur zwischen den Sitzreihen entlang und sprang im letzten Moment ab und hechtete durch das hintere Panoramafenster.
Er rollte sich auf dem Asphalt ab und blieb kurz liegen. Der Bus bremste und blieb stehen. Der Fahrer kam auf Alex. Einige Passanten schauten Alex an als sei er ein Wahnsinniger. Schmerz durchzuckte ihn. Er rappelte sich auf und merkte, dass er sich zwei Finger der rechten Hand gebrochen und die linke Schulter gestaucht hatte. Außerdem hatte er kleine Schnittwunden im Gesicht. Aber seine Brille war heil geblieben Von fern war Sirenengeheul zu vernehmen. Alex lief weiter. Wo war nur Joey?
Ein Stimmgemurmel ließ ihn aufhorchen. Als er um eine Ecke bog sah er, wie der Entführer Joey seinen Kumpanen übergab. „Scheiße! Nix wie weg hier.“, schrie einer der Komplizen. Doch weit weg kamen sie nicht. Alex sprintete los. Einer wollte gerade ins Auto steigen doch Alex war schneller. Er trat vor die Autotür und sein Gegner wurde schmerzhaft zwischen Tür und Säule einklemmt. Der erste war K.O. die anderen fünf umkreisten Alex nun. Gleichzeitig griffen sie an. Alex konnte nur noch in die Defensive gehen. Es gelang den Angreifern Alex auf den Boden zu drücken. Der Entführer von Joey trat auf Alex‘ gebrochene Finger. Alex schrie vor Schmerz. Die Anhänger von Juanez grinsten blöde und traten Alex in die Seiten. Ein Tritt ins Kreuz schleuderte den Entführer zu Boden. Joanne grinste Alex an. Dieser rollte sich nach hinten ab und war wieder auf den Beinen. Gemeinsam drangen sie jetzt auf die Anhänger von Juanez ein. Nasen, Kiefer und ein, zwei Handgelenke wurden gebrochen, Schläge und Tritte ausgeteilt, geblockt und eingesteckt. Doch schließlich gingen Alex und Joanne erfolgreich aus dem Kampf heraus. Verschmitzt lächelnd fragte Alex Joanne: „Sag mal, warum hat das denn so lange gedauert?“ Immer noch lächelnd sah er sie an. Joanne sah Alex entrüstete an: „Wenn es dem Herr nicht passt, dass sich helfe, dann solle er doch die Polizei rufen.“ „Sind wir heute wieder giftig. Ich geb dir nachher ein Autogramm.“ „Als ob ich ein Autogramm haben will von jemanden, der sich zwei Finger gebrochen hat. Sie gehen sofort ins Krankenhaus.“, sagte Joanne befehlend. Alex sah sie treu an: „Sofort Madam, wenn ich heraus gefunden habe…“ Doch Alex kam nicht mehr dazu den Satz zu vollenden.
Wütend schleuderte Juanez den Telefonhörer auf die Gabel. Es war seinen Leuten nicht gelungen ein fünfjähriges Kind zu entführen. „Bin ich denn nur von Versagern umgeben!“, rief er laut, dass die Fensterscheiben zitterten. Wütend nahm er sein Handy und rief Gerald an. „Ja?“, meldete sich eine Stimme. „Der Plan ist gescheitert.“ „Jawohl.“ Mit diesem Worten legte Juanez auf und hoffte, dass zumindest, dass einmal gelingen könnte. Sein Gesicht war immer noch rot vor Wut, als sich die Sonne bereits dem Horizont entgegen sank.
Im Warteraum war es stickig. Michel, Hannah, Seraphine, Joey und Alex‘ Mutter warteten auf den Arzt, der ihnen etwas mehr sagen konnte. Endlich kam er, im grünen OP Overall gekleidet, der etwas mit Blut gesprenkelt war. Joanne folgte ihm. Sie hatte eine Binde um den rechten Oberarm. „Also Frau Winter und Freunde von Alex. Ich kann sagen, dass es Alex erstaunlich gut geht. Leider wurde das rechte Schultergelenk durch eine kleinkalibrige Kugel zerschmettert. Außerdem hatte er schon vorher Verletzungen gehabt, wie zwei gebrochene Finger der rechten Hand, eine gestauchtes Schultergelenk an der linken Seite, sowie Schnittwunden in Gesicht und an den Händen. „Können wir zu ihm?“, fragte Alex‘ Mutter. „Natürlich.“
Das erste was er sah war ein helles Licht. Das erste was er spürte war ein Schmerz in der rechten Schulter. Das erste was er roch war der typische Krankenhausgeruch und das erste was er schmeckte war Trockenheit. Alex wusste, dass er im Krankenhaus war. Als er die Augen ganz öffnete sah er, dass er von seinen Freunden, seiner Mutter und Joey herzlich angelächelt wurde. „Zweimal in einer Woche ins Krankenhaus ist ein Rekord. Ich glaube ich sollte mal nach einer Dauerkarte fragen.“ Er lächelte. „Wie schlimm ist es?“, fragte er. „Tja, deine beiden Schultern sind verletzt und zwei Finger sind gebrochen. Und dein Gesicht sieht aus wie ein Schweizer Käse.“, sagte Michel gewohnt scherzhaft. „Du siehst aber auch nicht besser aus.“ „DU!“, fuhr Michel auf und wollte Alex scherzhaft schlagen. Alex wollte den Arm heben um so zu tun als würde er blocken. Sofort durchzuckte ihn ein Schmerz und er stöhnte auf. „Joanne, sag mir was passiert ist.“ „In kurzen Worten: Der Entführer von Joey hat versuchen wollen uns beide zu erschießen. Dabei hat die Kugel zuerst meinem Oberarm gestreift und hat sich dann in dein rechtes Schultergelenk gebohrt.“ „Lass mich raten: Du warst zu nett und hast den Krankenwagen gerufen. Ich danke dir dafür. Wen du so weiter machst mein Leben zu retten, komme ich gar nicht mehr hinterher deins zu retten. Joanne machte einen höfischen Knicks und alle mussten wieder lachen. Der Arzt erschien. „Ich muss sie bitten jetzt zu gehen. Der Patient braucht Ruhe.“ Doktor“, rief Alex „können Joanne und Joey noch kurz hier bleiben. Ich möchte ihnen noch was sagen. „Ok. Auf ihre Verantwortung.“ Die Anderen verließen den Raum. Joanne sah Alex fragend an. Auch Joey sah Alex etwas verdutzt an. „Joey ich möchte, dass du bei Joanne bleibst. Sie wird so lange auf dich aufpassen, bis ich wieder gesund bin. Joanne schürzte die Lippen. „Werd ich da eigentlich auch gefragt?“ „Jemand hat zu mir mal gesagt: Du hast Freunde, die dir helfen.“ Joanne knuffte ihn freundschaftlich in die Wange und verließ mit Joey das Zimmer.
Alex sank zurück ins sein Kissen und schlief sofort ein. Er wusste, dass er in spätestens zwei Tagen das Krankenhaus verlassen konnte.
Einige Tage später, Alex hatte das Krankenhaus schon verlassen und Joey‘ Eltern waren wieder da, trat Juanez in der Schulturnhalle vor seine Anhängerschaft. „Meine lieben Untertanen.“, begann er und machte eine auslandende Geste. „Ich weiß, dass ihr alle treu zu mir seid. Treu zu mir und treu zu den anderen. Doch wir stehen vor einem Problem. Es ist ein neuer in der Stadt. Und ich bekomme das Gefühl nicht weg, dass er irgendeine Rolle spielen wird. Meine Herrschaft und eure Sicherheit stehen auf dem Spiel. Wir müssen handeln. Wir müssen etwas tun?“ Er endete abrupt und ließ seine Worte gewohnt nachhallen. Einer in der versammelten Anhängerschaft rief: „Was sollen wir tun?“ „Was ihr tun sollt? Ihr sollt ihn nicht mehr in Ruhe lassen. Zermürben. Kleine Sprüche da, ein Gerücht dort und so weiter. Er soll wissen, dass er eine Feind hat, dem er nicht gewachsen ist.“ „Hoch lebe Juanez unser König!“ Die ganze Turnhalle bebte. Zufrieden wand sich Juanez ab.
Alex saß gerade in seinem Zimmer und chillte ein bisschen. Doch wie vom Blitz getroffen fuhr er hoch und merkte, dass sich etwas verändert hatte. Nicht in seinem Zimmer, nicht in seinem Haus, sondern irgendwo da draußen in der Stadt.
Kapitel VI: Der Freundin ihr Ex
„HURRA!“, schrieen Hunderte Kehlen, als sie das Schulgebäude verließen. Endlich Ferien, nach langen Monaten des Lernens endlich Weihnachtsferien. Herrlich. Und die Vorfreude auf das Weihnachtsfest ließ alle Schüler freudig das Schulgebäude verlassen. Sie rannten über den Vorplatz und von dort aus freudig schwatzend nach Hause. Am Ende der großen Masse von Schülern liefen Alex und seine Freunde. Auch sie unterhielten sich über das bevorstehende Weihnachtsfest. Selbst ihr ärgster Feind, Juanez, schien sie heute in Ruhe zu lassen. Ihre fröhliche Stimmung war so groß, wie lange nicht mehr. Da sie heute etwas zeitiger Schulschluss hatten, schlenderten alle fünf durch die festlich geschmückte Stadt. Überall leuchtete und strahlte es.
Alex kam der dunkle Gedanke, dass sich die ganze Stadt inmitten eines Krieges schmückte. Seinen Krieg gegen Juanez. Er verwarf den Gedanken wieder.
Am großen „Sonnen Boulevard“ waren riesige Tannen aufgestellt worden. Noch drei Tage bis zum großen Fest.
Hannah sah zu Michel, ihrem Freund hinüber. Sie gingen Hand in Hand und das Weihnachtliche Gefühl der Liebe durchströmte sie. Michel hatte es ihr angetan. Wenn sie ihn sah, dann sah sie einen Helden. Nicht der, der all die hilflosen Frauen rettet, sondern die Art Held, die jeder auf seine eigene Art ist. Sie erinnerte sich an ihre erste Begegnung. Es war Liebe auf den ersten Blick. Seine Orangen, sonderbaren Augen hatten es ihr sofort angetan. Sein markantes Gesicht und seine liebeswerte Art romantisch zu sein. Sie hatte festgestellt, dass er nur auf seine witzige Art und Weiße ihr etwas Romantisches sagen konnte. Kurz gesagt, sie war unsterblich in ihn verliebt. Doch im hinteren einer fest verschlossenen Gehirnkammer, wuchs wieder der Schatten der Vergangenheit.
Seraphine selbst hatte keinen Freund, obwohl sie viele Angebote bekommen hatte. Doch waren Alex und Seraphine wohl diejenigen in ihrem Freundeskreis, die dieses Jahr zu Weihnachten ohne einen Partner feiern würden. Joanne war mit ihren Freunden weggefahren und kam erst Silvester wieder. Also hatten er und Seraphine beschlossen, dass er, Michel und Hannah bei Seraphine Weihnachten feiern wollten. Seine Mutter fuhr zu Verwandten.
Der Tag neigte sich dem Ende zu und so gingen alle nach Hause. Hannah ging noch mit Michel durch die geschmückten Gassen spazieren. Er scherzte mit ihr. Sie musste bemerken, dass, seit er Alex kennen gelernt hatte, er eine große Veränderung gemacht hatte. Er war aufgeschlossener und meist gut gelaunt. Er hatte auch von Alex einige Kniffe beigebracht bekommen und konnte es auch mit Juanez’ Leuten aufnehmen. Als sie weiter gingen sahen sie ein kleines Mädchen, welches sich suchend nach seiner Mutter umsah. Genau über dem kleinen Kind hing eines der schweren Girlanden aus Tannenzweigen. Irgendein Trottel, der dabei geholfen hatte das Teil anzubringen, hatte wohl einige Schrauben nicht richtig angebracht. Jedenfalls stürzte das Teil, nach einer kräftigen Windbö, hinunter in Richtung Kind. Michel, das Unglück vorausahnend, rannte auf das Kind zu schnappte es sich und rollte sich ab. Wenige Zentimeter hinter ihm krachte die Tannenzweiggirlande auf den Fußweg. Die Mutter des Geretteten Kindes kam angerannt und nahm ihre Tochter schützend in den Arm. Sie bedankte sich tausendmal bei ihm. Dann ging sie ihrer Wege. Michel kehrte zu Hannah zurück und legte einen Arm um sie. Sie gab ihm ein Kuss und dann gingen sie Hand in Hand nach Hause.
Aus einer dunklen Ecke heraus, beobachteten zwei graue Augen die Szene. Die Augen sahen auf ein etwas älteres Foto, auf dem jemand zu sehen war, den der Betrachter des Fotos vor nicht all zu langer Zeit geliebt hatte. Die Hand, die das Foto hielt, war mit einem schmutzigen Verband umwickelt. Beim Kuss zog sich sein Herz zusammen. Die Augen wandten sich ab und gingen. Das Gehirn, zu welchem die Augen gehörten, arbeitete schon auf Hochtouren um einen schrecklichen Plan zu kreieren.
Es war 11:00 Uhr am nächsten Tag. Morgen war Weihnachten.
Hannah ging nur in einem Morgenrock bekleidet raus um die Post zu holen. Michel schlief noch. Hannah erinnerte sich an die letzte Nacht. Sie waren nach Michels Rettungsaktion zu ihr gegangen und konnten sich kaum noch bremsen. Er war sehr sanft zu ihr. Sie fand es schön.
Auf dem Küchentisch hatte sie schon das Frühstück vorbereitet. Sie hörte wie im Bad die Dusche aufgedreht wurde. Ein Glück, dass ihre Eltern geschäftlich nicht da waren. Die Post war wie immer. Rechung, Rechung, Werbung. Da war ein Brief. Ein brauner Umschlag mit ihrer Adresse darauf und direkt an sie gerichtet. Sie öffnete ihn und ihr fiel ein Brief in die Hand. Sie las ihn. Dort stand in rot geschrieben:
Du und ich gehören zusammen. Niemand kann uns trennen.
R.
Diese zwei Sätze lösten in ihr Verwirrung aus. Halt, Angst und Schrecken war treffender. „R.!“ überlegte sie.
Ihr fiel es wieder ein und sie musste sich vor Schock setzten. Er hatte sie gefunden. Nach zwei Jahren. Sie versteckte den Brief in einem Buch.
Bald darauf erschien Michel. Frisch geduscht und mit bester Laune. Hannah setzte ein Lächeln auf und hoffte, dass es nicht gezwungen aussah. Sie Frühstückten, als es plötzlich an der Tür klingelte. Hannah öffnete und ein Blumenbote brachte ihr einen Strauß Orchideen. „Wer schickt mir denn Blumen?“ fragte sie vollkommen perplex. „Keine Ahnung.“, antwortete der Bote. Er stellte die Blumen auf den Tisch und gab Hannah noch eine Karte. Danach verschwand er. Hannah faltete die Karte auseinander und las:
IN EWIGER LIEBE! R.
Sie bekam fast einen Schock. Sie sah ihren Freund an, der die Szenerie bisher still beobachtet hatte. Schnellen Schrittes ging sie ins Bad. Dort schloss sie sich ein und übergab sich erstmal in die Toilette. Weinend brach sie zusammen. Ihre Gedanken kreisten um einen Menschen, den sie nie hätte kennen dürfen. Dann versank ihr Verstand im dunkel und sie träumte. Nein, sie sah schreckliche Bilder aus der Vergangenheit aufsteigen. Sie schrie aus Leibeskräften. Michel hörte die Schreie und rannte so schnell wie möglich nach oben. Doch schon bald stand er vor einer verschlossenen Badtür. „Hannah mach auf!“, rief er und hämmerte gegen die Tür. Als sich keine Reaktion zeigte trat er kurzerhand die Tür ein. Was er dann vorfand, war ein Bild des Elends. Hannah saß zwischen Toilette und Spüle. Die Beine bis ans Kinn gezogen und das Gesicht verweint. Michel ging zu ihr hin und schüttelte sie, doch sie zeigte keine Reaktion. Er sprach sie an, doch sie nahm von ihm keine Notiz. Kurzum nahm er sie auf die Arme und trug sie ins Bett. Danach nahm er sein Handy und rief einen Notarzt, sowie Alex an. Keine fünf Minuten später war der Arzt da. Er untersuchte sie gründlich. Michel wartete in der Küche so lange. Alex kam wenig später. Michel berichtete ihm alles. Alex sprach Michel Trost zu und machte sich gleich wieder auf den Weg um Seraphine abzuholen. Er ließ seinen Freund nur ungern alleine, doch hier wurde weibliches Feingefühl verlangt und keine männliche Gewalt. Also machte er sich, wie schon gesagt, zu Seraphine auf.
Mittlerweile war es 12:00 Uhr und es war ziemlich kalt. Außerdem fegte ein eisiger Wind durch die Straßen. Etwa eine halbe Stunde später kam Alex mit Seraphine zurück. Der Notarzt war inzwischen gegangen und hatte Michel seine Diagnose mitgeteilt. „Sie hat einen Schock erlitten.“, sagte er zu seinen Freunden, „Wahrscheinlich ausgelöst durch irgendetwas in der Vergangenheit.“ Als Michel geendet hatte, brach er in Tränen aus. Alex nahm seinen besten Freund in den Arm und sprach ihm tröstend zu. Seraphine hatte sich oben neben Hannah auf Bett gesetzt und streichelte sie. Hannah schlief. Der Arzt hatte ihr ein kleines Schlafmittel gegeben. „Mal abgesehen von dem hier und Juanez hatten sie auch noch ein anders Problem. Morgen ist Weihnachten und wie sollten sie feiern?“, dachte sie nach. Währendessen hatten sich Alex und Michel noch einmal die Szenerie vorgenommen, wo alles passiert ist. Michel fand die Blumenkarte und nachdem beide sie gelesen hatten beschlich sie ein böser Gedanke. Sie suchten weiter. Alex fiel im Bücherregal auf, dass ein Buch verrückt worden war. Die Spuren im Staub verrieten es. Alex nahm das Buch hervor und ihnen fiel der Brief entgegen. Ihr böser Verdacht verstärkte sich. So beschlossen sie der Sache auf den Grund zu gehen. Sie sagten Seraphine Bescheid und machten sich dann auf. Michel hatte die Blumenkarte, Alex den Brief.
Einzeln suchten sie Hannahs Freundinnen auf und fragten nach dem mysteriösen R. Sie hatten sich den Freundeskreis von Hannah vorgenommen und jeder befragte nun die Hälfte. Die Zeit verstrich und entweder kannte niemanden diesen R. oder war nicht zuhause. Von Jenny erfuhr Michel das R. mal vor geraumer Zeit Hannahs Freund gewesen sei, an den Namen konnte sie sich nicht mehr erinnern.
Während Alex und Michel den mysteriösen R. suchten schlich sich jener in das Haus von Hannah. Er brach durch ein Kellerfenster ein. Dann schlich sich R. die Kellertreppe hinauf und öffnete leise die unverschlossene Kellertür. Er war vollständig in einen schwarzen Trainingsanzug gekleidet und hatte eine schwarze Sturmmaske auf. Leise schlich er durch den Flur und die Treppe zu Hannahs Zimmer hinauf. „KNARRZ!“ Ein falscher Tritt verursachte das Geräusch.
Seraphine schreckte hoch. Hatte sie ein Geräusch gehört oder war es eine Einbildung. Sie schaltete das Licht an und entdeckte nichts. Daraufhin ging sie ins Bad, welches genau gegenüber von Hannahs Zimmer lag. Sie lehnte die Tür des Bades an und bespritzte ihr Gesicht mit kaltem Wasser. Sie öffnete die Badtür und hätte fast geschrieen.
Währendessen hatte Alex eine sonderbare Begegnung. Nachdem Michel ihn angerufen hatte, dass er nichts erreicht hatte. Wollten sie sich wieder bei Hannah treffen. Er schlenderte in Gedanken versunken über den Sonnen Boulevard, als ihn ein junges Mädchen umrannte. Sie traf frontal auf ihn, warf ihn nach hinten. Er schlug auf dem Boden auf und sie auf ihn drauf, was ihm die Luft aus den Lungen presste. Sie sahen sich an. Sie war eine Schönheit, abgesehen von dem gehetzten Eindruck den sie machte. Er schätzte sie auf 16 Jahre. Eine Winterjacke schützte sie vor der Kälte. Ihre braunen Augen sahen ihn überrascht an. Als sie merkte dass sie auf ihm lag rollte sie sich schnell zur Seite, sodass er aufstehen konnte. Kaum stand Alex wollte das Mädchen schon wieder weiter laufen. Er hielt sie am Arm fest. „Warte.“, sagte er im beruhigenden Ton. Sie sah ihn an. Ihr Atem kondensierte in der kalten Luft und ließ weiße Wolken entstehen. Gehetzt sah sie über seine Schulter. Gerade wollte sie Alex sagen, dass sie laufen müsste so weit sie konnte, da ertönte schon die tiefe Bariton Stimme, welche ihr sehr vertraut vorkam. „Hey du! Gib mein Mädchen frei oder ich muss dich leider schlagen.“ Alex Gehirn ratterte. Er versuchte die Stimme zu zuordnen. Es war aber keine Person da, zu der die Stimme passte. Also drehte er sich um und sah seinen Gegenüber an. Vor ihm standen ungefähr 15 Jungen im Alter von 16 – 21 Jahren. Ihr Wortführer stand in der Mitte. Er hatte ein großes fleischiges Gesicht und war sportlich gebaut, neigte aber dazu fett zu werden. Sein Haar war rötlich. Seine tiefenblauen Augen suchten das Mädchen hinter ihm. Diese duckte sich hinter Alex und klammerte sich an ihm fest. „Also, was ist nun.“, tönte wieder die Bariton Stimme. „Gut ich werde sie dir geben….“ Das Mädchen sah ihn entsetzt an. Der Typ und seine Bande lächelten schon siegesgewiss. „…aber nur über meine Leiche.“ Die Pause war so geschickt gesetzt, dass man glauben könnte er hätte sich es im letzten Moment noch anders überlegt. Der Bariton Mann trat vor und seine Kumpane bildeten sofort einen Ring um sie beide. Einer der Typen nahm das Mädchen in Gewahrsam. „Nenn mir deinen Namen!“, forderte Alex seinen gegenüber auf. „Nathaniel!“ „Um was kämpfen wir?“, fragte Alex. „Das Mädchen. Gewinne ich kriege ich sie, gewinnst du kannst du über sie verfügen.“ „Deal.“, sagte Alex kurz und beide schlugen ein und der Handel war besiegelt. Sie stellten sich auf. Sein Gegner griff zuerst an. Die Schläge waren präzise und wuchtig. Alex blockte einen Doppelschwinger und gab seine Gegner ein Handballenstoß ins Gesicht. Dann noch einen Spinkick ins Gesicht und das Schauspiel war beendet. Sein Gegner lag am Boden und gab auf. Seine Gangmitglieder murrten über den schnellen Ausgang des Kampfes. Alex schickte das Mädchen weg und erklärte ihr, falls sie Sorgen haben sollte, sie sich an ihn wenden könne. Dann half er seinem Gegner auf. Dieser war schier beeindruckt von Alex Kampfkraft, dass er ihn in seine Bude einlud.
Der Wecker zeigte inzwischen 18: 00 Uhr. Seraphine beobachtete wie ein Mann in schwarzen Trainingsanzug sich über die schlafende Hannah beugte. Er hatte seine Sturmmaske abgenommen und beugte sich über Hannah um ihr einen Kuss zu geben. Seraphine schrie leise auf. Der Mann wandte sich um und sie konnte sein Gesicht sehen. Es war ein Matschgesicht. Augen, Nase und Mund lagen tief und seine Stirn war hoch. Seine Ohren standen weit ab und er hatte schlechte Zähne. Eine Hand war mit schmutzigen Bandagen verbunden. Er wandte sich wieder Hannah zu und in diesem Moment öffnete sie die Augen.
Das Licht spendeten Kerzen. Überall waren junge hoffungsvolle Gesichter und starrten Alex an. Vor ihm ging Nathaniel. Schummriges Licht und tanzende Schatten erschufen ein mystisches Schattenspiel. Ausgelöst, ergänzt, beendet und von neuen ausgelöst von der Bewegung vieler Menschen, die sich bewegten. „Willkommen in meinem Reich!“, dröhnte die Baritonstimme Nathaniels und wurde von den Wänden zurück geworfen. Alex erinnerte sich. Sie hatten gekämpft als Feinde und als Freunde waren sie vom Kampfplatz gegangen. Nathaniel führte ihn in ein kleines Zimmer. Sitzkissen luden zum Faulenzen ein. Ein kleiner Tisch bildete das Zentrum der Sitzgruppe. Nathaniels Freunde ließen ihn und Alex allein und beide setzten sich. Alex fragte verwundert: „Was ist das hier?“ Nathaniel beugte sich vor und erzählte ihn alles. Er führe eine Art Zufluchtstätte vor Juanez. Und das man Alex hier als einen Messias verehrte, weil er der erste war und ist der es gegen Juanez aufnimmt. Etwas großspurig versprach Nathaniel, dass er Alex immer zur Seite stehen werde. „Nun wollen wir Brüderschaft trinken.“ Wie als hätte ein Schauspieler nur auf seinen Einsatz gewartet kam ein Mädchen herein und brachte zwei Gläser und Schnaps. Nathaniel schenkte großzügig ein und sie tranken auf Brüderschaft. Danach kam Alex zum ernsten Teil des Abends. Nathaniel hatte unterwegs erzählt, dass er alles im Untergrund von der Stadt wüsste. Alex zeigte ihm den Brief den Hannah heute früh erhalten hatte und erzählte alles Weitere. Nathaniel las den Brief mehrmals, dann nickte er. Diese Handschrift gehöre einem gewissen Robert Heuss. Er war oft hier gewesen. Nathaniel war sehr besorgt um Hannah, da er Robert von früher kenne und ihn als sehr unberechenbar einschätzte.
Alex bedankte sich für Nathaniels Hilfe und machte sich sofort auf die Socken. Im Hinblick auf die neu begonnene Freundschaft mit Nathaniel war Alex froh. Sie hatte zwar nicht unter guten Vorzeichen begonnen, doch Alex hielt es für wichtig einen Freund im Untergrund zu haben. Er wusste nicht fiel über Nathaniel, aber es reichte. Außerdem war er stolz darauf, dass er nicht der einzige war, der gegen Juanez kämpfte.
Hannah blickt in die grauen Augen, die ihr bekannt vorkamen. Sein Mundgeruch hinderte sie daran ordentlich zu atmen. Ihr ging alles durch den Kopf. Wer der Kerl war und so weiter. Wo zum Teufel war Seraphine, Alex oder wen sie am meisten brauchte Michel. Wie aufs Stichwort ertönte ein Schrei und Seraphine stürzte sich auf den Kerl. Michel betrat gerade das Haus, als er Seraphine’ Schrei hörte. Er hastete die Stufen hoch, doch da war der Kerl schon durch das Fenster verschwunden. Hannah saß weinend auf dem Bett. Seraphine lag ohnmächtig am Boden und hatte sich den Kopf gestoßen. Eine große Beule zeichnete sich auf der Stirn ab. Er half ihr hoch und legte ihr einen kalten Waschlappen auf die Stirn. Danach nahm er seine Freundin in den Arm und sie weinte in seine Schulter hinein. Etwa eine halbe Stunde später traf Alex ein. Er lächelte über das ganze Gesicht, weil er nun wusste wer der ominöse R. war. Doch sein Lächeln erstarb, als er die traurige Gesellschaft vorfand. Er nahm sich einen Stuhl und setzte sich neben Hannah ans Bett. Er wollte gerade anfangen zu erzählen, was er herausgefunden hatte als Hannah zu erzählen begann: „Der Kerl heißt Robert Heuss. Ich war mit ihm zusammen und… und. Na ja jedenfalls habe ich mich von ihm getrennt. Außerdem war er vier Jahre älter als ich. Also, müsste er jetzt 20 sein. Irgendwann ist der dann weggezogen, doch er hat es nie verkraftet, dass ich mich von ihm getrennt habe. Seit heute Abend habe ich nicht mehr gesehen.“ Sie brach wieder in Tränen aus und Michel nahm sie in den Arm. Seraphine erzählte ihm was am Abend vorgefallen war. Er machte keinen einen Vorwurf. Gemeinsam dachten sie über den nächsten Schritt nach.
Währendessen saß ein erschütterter Robert Heuss in einem spärlich eingerichteten Zimmer. Eine Kerze spendete Licht. Er schrieb etwas. Danach aß er ein Stück Brot.
Michel und Alex hielten bei Hannah die Stellung. Hannah schlief. Seraphine war nach Hause gegangen und bat ihre Eltern gerade darum bei Hannah Weihnachten feiern zu können. Es war mittlerweile 22:00 Uhr. Alex und Michel schliefen vor Hannahs Bett auf Luftmatratzen und in Schlafsäcken. Alex schlief unruhig.
Am nächsten Tag waren alle, trotz der gestrigen Ereignisse, wohl gelaunt. Hannah hatte sich von ihrem Schock erholt. Alle bereiteten sich auf heute Abend vor. Alle außer Alex. Er war in die öffentliche Bibliothek gegangen und stellte Nachforschungen über Robert Heuss an. Alles was er finden konnte war das Schülerportrait in der Jahresausgabe von 2002. Dort stand er drinnen in der Abschlussklasse. Sein Bild passte mit dem überein was ihm Seraphine gezeichnet hatte. Er sah auch noch in seiner Schülerakte nach. Dort stand er drinnen, als Auslöser für Schlägereien. Vermutlich gehörte er zu Juanez’ Leuten. Alex sah nach ob es eine Polizeiakte über ihn gab. Es gab sie. Dort stand drinnen dass er Ladendiebstähle in 42 Fällen begangen hatte! Dafür hatte er zwei Jahre bekommen. Am 11. November diesen Jahres ist er raus gekommen. Alex verließ die Bibliothek und ging zu Hannah. Dort waren schon alle anderen versammelt und aßen schon Stollen. Er setzte sich hinzu und ihre Stimmung war ausgelassen. Gemeinsam und ohne böse Gedanken freuten sie sich auf den Abend.
Es war nun 20:00 Uhr.
Irgendwo in der Stadt machte sich Robert fertig um ein ganz besonders Weihnachtsgeschenk zu überbringen. Alex und Seraphine verschwanden gegen halb neun um Geschenke zu holen. Keiner von beiden ahnte, dass sie noch lange Warten mussten, ehe sie auspacken konnten. Hannah lag auf dem Sofa und döste. Michel räumte in der Küche auf. Die Wohnstube von Hannahs Haus lag gleich links neben der Eingangstür geschützt von einem großen Fenster. Direkt darunter war die Couch auf der Hannah gerade döste. An für sich war die Wohnstube schick und leicht altmodisch eingerichtet. Draußen im Garten huschte eine dunkle Gestalt durch den Garten und klopfte an der Tür. Michel öffnete und wurde niedergeschlagen, ohne das er noch sagen konnte: „Hallo, wer ist da?“
Robert schloss die Tür leise und schlich zu Hannah, ohne auch nur ein Geräusch zu verursachen. Hannah öffnete die Augen und sah zum Wiederholten Male die Augen, die schon die letzten drei Tage Angst und Schrecken in ihr ausgelöst hatten.
Alex und Seraphine kamen schwatzend und Geschenke tragend um die Ecke und steuerten auf Hannahs Haus zu. Sie sahen die schwarze schemenhafte Gestalt, die sich über Hannah beugte. Alex erkannte Robert Heuss. Er gab Seraphine seine Geschenke und sprintete los. Er lief und lief, dann sprang er durch das Fenster und riss Robert von Hannah runter. Beide landeten hart auf dem Parkett und Glassplitter regneten auf sie herab. Hannah war vor Schreck wie gelähmt. Sie hatte sich wieder gefasst und lief zu ihrem geliebten Michel, der bewusstlos nahe der Türe lag. Seraphine klopfte und Hannah ließ sie rein. In der Stube entbrannte inzwischen ein brutaler Kampf. Robert griff mit wuchtigen Schlägen an. Alex hatte Mühe ihnen auszuweichen. Robert gelang es, Alex die Brille von der Nase zu schlagen. Nun Alex wurde dadurch nicht gleich blind, wie ein Maulwurf, denn er hatte nur auf dem rechten Auge eine Sehschwäche, die nicht sehr groß war. Er konnte seinen Gegner noch ganz gut erkennen. Alex konterte einen Fußtritt, indem er den Tritt mit der linken Hand abfegte und einen Ausfallschritt nach vorne tat. Bei dem Ausfallschritt nahm der die rechte Hand mit nach vorn und ließ seinen Widersacher, aufgrund des eigen mitgebrachten Schwunges mit seinem Hals gegen seinen ausgestreckten Unterarm laufen. Robert landete hart auf dem Boden. Er fegte Alex Beine weg und nun lag auch Alex. Es begann eine wilde Rangelei auf dem Boden, wobei sich Glassplitter in Alex’ Rücken bohrten. Irgendwie gelang es Alex seinen Widersacher von sich zu stoßen. Dieser rollte sich elegant ab, wandte sich um und sprang aus dem Fenster. Alex klaubte seine Brille auf und rannte hinter Robert her.
Eine wilde Verfolgungsjagd zu Fuß begann. Robert rannte, als sei der Tod persönlich hinter ihm her. Alex folgte ihm wie von der Tarantel gestochen. Sie rannten durch die halbe Stadt. Sie hatten Glück, dass heute Weihnachten war. Sonst wären sie nämlich in den Nachtverkehr gekommen, der zu einer anderen Zeit sehr hoch war. Robert steuerte auf dem Bahnhof zu. Alex hatte ihn fast ein. Beide rannten in die große Halle. Staunend drein blickende Passagiere und verwunderte Polizisten sahen den beiden flitzenden Kerlen nach. Erst nach einigen Sekunden nahmen Polizisten die Verfolgung auf. Robert rannte auf einen Bahnsteig. Er sprang auf die Schienen und rannte dort weiter. Alex folgte ihm. Auch die Polizisten, aber die waren Meter entfernt. Von weit dröhnte das Hupen eines Zuges, der wohl bald im Bahnhof halten würde. Robert stolperte und legte sich der Länge nach hin. Schon war Alex heran. Robert wollte Alex vors Schienbein treten. Alex bemerkte den Angriff rechtzeitig und hechtete über Robert hinweg. Beide standen sich nun auf den Gleisen gegenüber. Ferner bog ein Zug um die Kurve um in den Bahnhof einzufahren. Ausgerechnet auf dem Gleis wo Alex und Robert sich gerade schlugen. Den Polizisten tat sich ein Schauspiel auf, welches sie an eine Szene aus dem Film „Matrix“ erinnerte (Neos und Agent Smiths Kampf in der U-Bahn Station.) Alex schlug sich tapfer. Er tauchte unter den Schlägen von Robert weg und konterte. Es gelang ihm durch einen Tritt in die Weichteile und einem folgenden Ellenbogenstoß auf den Rücken Robert außer Gefecht zu setzten. Aber der Zug war nicht mehr weit entfernt. Die Polizisten konnten nicht Eingreifen. Unter Auferbietung aller Kräfte wuchtete er seinen bewusstlosen Widersacher hoch und warf ihn auf den Bahnsteig. Unsanft landete Robert dort. Sofort nahmen ihn die Polizisten fest. Der Zug kam immer näher. Alex konnte schon die Zahlen und Buchstaben vorne auf dem Zug lesen. Er musst schnell handeln, sonst würde er dieses Jahr keine Weihnachtsgeschenke auspacken können. Er nahm Anlauf und sprang auf den Rand des Bahnsteiges. Er taumelte, taumelte und fand dann sein Gleichgewicht wieder. Ein lautes Quietschen ertönte, als der Zugführer auf die Eisen stieg. Hätte sich Alex auch nur eine Sekunde länger Zeit gelassen, dann ade Weihnachten. Sofort wurde er von Polizisten umringt. Mit sicherer Stimme sagte er: „Ich möchte Anzeige gegen diesen Mann erstatten. Wegen Belästigung und Hausfriedensbruch. Zeugen gibt es und ich werde sie ihnen beim Verhör nennen.“ Mit diesen Worten zeigte er auf Robert Heuss. „So und jetzt gehe ich Lebkuchen essen.“ Alex ging und die Beamten sahen ihm schmunzelnd hinterher. Alex sah schlimm aus. Der Mantel war vollkommen dreckig. Seine Nase blutete und ein Auge war geschwollen und ein Haufen blauer Flecken kam noch hinzu. Den Weg den er vorhin gerannt war, lief er nun zurück.
Seine Freunde hatten die zerbrochene Fensterscheibe schon mit Decken abgedeckt und mit Klebestreifen befestigt. Er klopfte an Hannahs Tür. Seine Freunde schreckten beim Klopfen zusammen. Es war totenstill gewesen. Seraphine öffnete und sah Alex. Mit einem Jubelschrei fiel sie ihm um den Hals. Hannah ebenso. Michel umarmte ihn wie das Kumpels und beste Freunde nun mal tun. Alle saßen nun im Wohnzimmer, außer Alex der gerade im Bad war und sich abduschte. Die Glasscherben und Splitter waren ordentlich zusammen gefegt worden. Gerade wollten sie mit dem Geschenke auspacken beginnen, als es noch einmal an der Tür klopfte. Michel öffnete und ließ den Klopfer eintreten. Alle (außer Alex) begrüßten den Klopfer. Frisch geduscht und einigermaßen ordentlich aussehend kam Alex die Treppe hinunter. Neugierig fragte er: „Was freut ihr euch denn so?“ Ein Engelsgesicht sah ihn an und Alex hatte seine Antwort. Joanne war schon früher nach Hause gekommen. Freudig blickten sich die beiden an. Einzig Seraphine sah etwas unglücklich aus. Aber es war Weihnachten.
Endlich konnten sie zum Geschenke auspacken kommen. Aber sie mussten sich beeilen den es war schon 23:59 Uhr ()!
Kapitel VII: Magersucht
„Verdammt!“, schrie Michel, als er zum wiederholten Male gegen Alex in einem Videospiel verlor. Mit 2, 5 Sekunden Abstand fuhr Alex als erstes über die Ziellinie. Michel gab es nun auf. Hunderte Male war er gegen Alex gefahren und immer hatte er verloren. Nun hörten sie beide auf. Alex blickte die wenigen vergangenen Wochen zurück.
Nach ihrem abenteuerlichen Weihnachtsfest, der wenige Tage darauf folgenden Silvesterfete und Alex’ Geburtstagsfeier waren ihre Ferien nun rum und es hatte noch 4 Wochen Schule gegeben und dann Hexenblätter mit Teufelsstempel (Zeugnisse.) Alle waren relativ gut. So gab es nun wieder eine Woche Ferien und dann ging die Schule wieder los. In den Ferien hatte sie das ein oder andere Problem mit Juanez. Außerdem hatte Alex jetzt einen neuen Freund gewonnen: Nathaniel. Nun gesellte er sich zu seinen Freunden, die um einen Tisch saßen und ein Brettspiel spielten. Er schaute zu, verlor aber schnell den Reiz. Die Couch sah einladend aus und er streckte sich auf ihr aus.
Der Schlaf überkam ihn.
Er träumte.
Durch die Stadt rennend versuchte er seinen Verfolgern zu entkommen. Sie hatten sie mitten in der Nacht überrascht. Seine Freunde hatte man kaltblütig erschossen. Nun rannte er um sein Leben. Hinter ihm knatterte eine AK 47. Kugeln pfiffen ihn um die Ohren. Da! , bohrte sich eine Kugel in seinen Rücken und warf ihn um. Eine Blutlache bildete sich. Da stand schon sein Verfolger über ihn. Seine 9 mm Beretta zielte genau auf seinen Kopf. Er drückte ab. Wumm. Sein Kopf wurde nach hinten geworfen. Das Leben wich aus ihm.
„NEINNNNNN!“ Alex schreckte schreiend hoch. Draußen war es stock duster. Obwohl sein Schrei sehr laut war, kam niemand. Er legte sich wieder Schlafen.
Der nächste Abend war ein Freitag. Am Freitagabend begann in der Stadt das Nachtleben. Alex saß in seinem Zimmer, die Beine auf den Schreibtisch gelegt und grüblerisch durch dass Fenster nach draußen in die Dunkelheit sehend. Er saß völlig im Dunkeln. Einzig sein Gesicht wurde durch den Schein einer Kerze erhellt.
Plötzlich schwang die Tür auf und seine Freunde standen draußen. Ein normaler Mensch, der nicht so oft so dasitzt wäre vermutlich aufgesprungen wie von der Tarantel gestochen. Alex nicht. Er richtete sich mit einer Arschruhe auf, dass man denken konnte ein alter Opa erhebe sich. Stumm nahm er seinen Mantel und stumm gingen er und seine Freunde in Richtung SPEED. Seine Freunde schwatzten, lachten, scherzten. Ab und zu mühte er sich ein lächeln ab, aber die meiste Zeit dachte er über den Traum nach. Im SPEED angekommen, dachte Alex: „Hoffentlich kommt keiner der Idioten von Juanez auf die Idee hier Stunk zu machen.“ Aber wie das Schicksal es nun so wollte, musste ja nun so etwas passieren, nachdem man so etwas gedacht hatte. Jedenfalls passierte es nicht gleich. Alex saß etwas verloren an seinem Platz. Er schaute in die Menge. Seine Augen blieben an einem Mädchen haften, welches sprichwörtlich ein Strich in der Landschaft war. Sie war dünn, nein mager. Die Knochen konnte man einzeln zählen und auf den Rippen vermutlich richtig gut „Klavier spielen“. Alex verabscheute solche Mädchen, die sich, weil es irgendwelche Stars vormachten, selbst so herunterhungerten, dass man schon nicht mehr von Schönheit sprechen kann. Aber sie tanzte, als ob sie Normalgewicht hatte. Alex kannte die Gefahren der Magersucht.
Kaum hatte er seinen Gedanken beendet, gellte ein Schrei von der Empore, der so genannten „Coolen Leute“. Alex wandte sich um. Dort oben, etwa fünf Meter über seinen Kopf war ein Gekeife zwischen einem Mädchen und ihrem Freund ausgebrochen. „Warum müssen es immer die alten Klischees sein.“, dachte Alex. Schnell schaute er sich nach einem Weg nach oben um. Er fand keinen und entschloss sich die Treppe zu nehmen. Keiner der Gäste im SPEED hatte die Szene oben bemerkt. Erst als ein weiterer markerschütternder Schrei ertönte, gefolgt von wüsten Beschimpfungen, die man garantiert nicht auf der katholischen Mädchenschule lernt. Alex hastete die Treppe hoch. Komischerweise hielt in keiner auf. Jeder starrte gebannt auf die Szene. Alex erreichte die Empore und konnte gerade noch einen Schlag des Kerls blocken, ehe er das Mädchen getroffen hätte. Alex brachte den Kerl per Hebel zu Boden und überließ es dann der Security des SPEEDs ihn hinaus zu werfen.
Alex hatte den Kerl als Anhänger von Juanez erkannt und wusste, dass er einen Feind mehr hatte, bzw. den Hass der Anhängerschaft noch verstärkt hatte.
Nun schaute er von der Empore hinunter. Sein Blick suchte seine Freunde, aber jener Blick blieb bei dem magersüchtigen Mädchen hängen. Schweiß stand auf ihrer Stirn. Ihre Augenlider flatterten. Er konnte fast ihren Herzschlag hören. Ihr Körper wippte leicht hin und her. Keiner in der Menge schien dies mitzukriegen. Alex ahnte, dass das Mädchen bald umkippten würde und von der tanzenden Menge zertrampelt. Diese hatte sich dem Tanzen wieder zu gewannt, als Alex die Szene entschärft hatte. Alex suchte eifrig einen Weg nach unten. Würde er die Treppe nehmen schaffte er es nicht mehr. Das Mädchen musste sich stützen. Ihr wurde schwarz vor Augen. Sie merkte die nahende Bewusstlosigkeit und das nahende Schwindelgefühl.
Todesmutig sprang Alex über das Geländer und landete auf einen der Billardtische. Elegant rollte er sich ab, sprang von Tisch und sprintete zu dem Mädchen hin. Er fing sie knapp auf, kurz, bevor sie mit dem Kopf auf dem Parkett aufgeschlagen wäre. Wüste Beschimpfungen folgten ihm, da er ein laufendes Billardspiel unterbrochen hatte. Jetzt sah man seine ritterliche Tat. Das Mädchen erlitt einen Herzstillstand. Alex leitete Wiederbelebungsversuche ein. „Komm schon, komm schon.“, fauchte er das Mädchen an. Als ob sie ihn gehört, hätte schlug ihr Herz wieder. Alex legte sie in die stabile Seitenlage und rief sofort per Handy den Notarzt. Die Menge stand staunend da und hielt Maulaffen feil. Endlich, nach einer scheinbaren Ewigkeit traf der Notarzt mit Krankenwagen ein. Das Mädchen wurde auf die Trage geschnallt und wenig später fuhr der Krankenwagen unter Blaulicht weg.
Eine weitere Sorgenfalte bildete sich auf seiner Stirn. Der Abend war für ihn gelaufen. Alleine ging er nach Hause. Seine Freunde blieben noch. Mit sorgevoller Mine schlief er ein.
Am nächsten Morgen ging er ins Krankenhaus, um nach dem Mädchen zu sehen. Ein Grund war, dass ihre magere Erscheinung unnatürlich war. Sicherlich war es das auch, aber Alex hatte den Verdacht, dass es eine bestimmte Ursache dafür gab, die von seiner „Star – Vorbild - Theorie“ abwich. Sie lag im Zimmer 459. Alex beobachtete das schlafende Mädchen durch eine Glasscheibe. Sie lag auf der Intensivstation. Ihr Brustkorb hob und senkte sich. Sie atmete normal. Der behandelte Arzt, Dr. Herr, hatte ihm erklärt, dass sie extrem mager war und nun künstlich ernährt werden musste, bis sich ihr Zustand bessert. Daraufhin hatte der Arzt ihre privaten Sachen durchsucht. Er hatte einen Ausweis gefunden, der sie als Annaita Hobt auswies. Ihre Handtasche enthielt alles was ein Mädchen von 16 Jahren mit sich führt. Nach kurzen durchstöbern fand er das, was er eigentlich gesucht hatte. Eine kleine rote Medikamentendose. Das Etikett wies es als Schlankheitsmittel aus. Alex stibitzte es dem Arzt. Als er noch mal durch die Glasscheibe zu Annaita sah murmelte er leise:„Was hast du dir dabei gedacht?“ Leise verließ er das Krankenhaus und machte sich auf dem Weg nach Hause.
In einem kleinen Haus, mitten im Wald, welcher an die Stadt grenzte, saß ein großer Mann. Er stierte auf einen Fernseher. Dort lief gerade ein Bericht über den Vorfall im SPEED. Als der Bericht zu Ende war schaltete er den Fernseher aus, stand auf und begab sich in den Keller um seinen Plan zu vollenden.
„Also, wenn sie noch lange braucht, dann gehe ich alleine nach Hause.“, dachte Alex bei sich. Er war mit seiner Mutter und Seraphine ihm großen Blur - Kaufhaus einkaufen. Alex wartete geduldig. Endlich kamen seine Mutter und Seraphine aus der Boutique. Alex war schon über und über mit Taschen beladen. Nun kamen noch zwei weitere hinzu. Sie schritten die lange Einkaufspassage entlang, als aus einem Geschäft laute Stimmen drangen. Alex saß durch das Schaufenster und sah zwei Jungen, die den Ladenbesitzer bedrohten. Den einen kannte er nur zu gut. Ben, der andere war ihm unbekannt. Beide trugen Lederjacken, auf denen hinten das Emblem von Juanez prangte. Alex setzte alle Tüten und Beutel ab und betrat lässig den Laden und tat so als würde er die angebotene Ware begutachten. Es war ein Krimskramsladen. Seine Aufmerksamkeit galt aber dem Gespräch zwischen Ladenbesitzer und Juanez’ Leuten. Langsam trat er näher an die Szene heran. Das Gespräch drehte sich um Schutzgeld. Juanez’ Leute wollten es eintreiben, der Ladenbesitzer nicht zahlen. Alex nahm sich einen Bleistift und einen Block. Damit schritt er zu Kasse und wollte bezahlen. Ben erkannte ihn, ließ sich aber nichts anmerken. Alex wollte bezahlen als er kalten Stahl an seiner Kehle spürte.
Seine Mutter und Seraphine beobachteten die Szene von draußen. Alex’ Mutter war völlig außer Fassung. Ben sprach zum Ladenbesitzer: „Gib uns die Kohle Alter oder der Kerl hier stirbt.“ Die Augen des Ladenbesitzers weiteten sich. Er musste nun über Leben und Tod bestimmen. Alex verhielt sich ruhig. Er muss schnell handeln um aus der Bedrohung mit dem Messer herauszukommen. Das Problem war, wenn er eine unbedachte Bewegung machte, dann war es schnell vorbei mit seinem Leben. Der Ladenbesitzer gab Bens Kumpanen mit zitterder Hand den Umschlag mit dem Schutzgeld. Nachdem sie den Umschlag erhalten hatten, wollten Ben mit Alex als Geisel und sein Kumpan verschwinden. „Irgendetwas muss ich mir einfallen lassen, sonst ist es bald vorbei.“, dachte Alex. Er merkte, dass Ben unsicher wurde. Worin Bens Unsicherheit lag, konnte Alex nur erahnen, aber er wusste, dass er jetzt den Zeitpunkt des Handelns hatte.
Hannah und Joanne schauten durch ein Mikroskop. Alex hatte ihnen die Pillen gegeben, die er bei Annaita gefunden hatte. Noch lagen keine Ergebnisse vor aber sie arbeiteten daran. Das Schullabor hatte alles da, was sie brauchen würden. Außerdem hatten Joanne und Hannah gute Kenntnisse in Chemie und Biologie und zur Not konnten sie immer noch in Büchern nachschlagen oder einen Lehrer fragen. Und nebenbei fanden die beiden heraus, dass sie ein Händchen für Naturwissenschaften hatten.
Alex hatte immer noch den kalten Stahl von Bens Messer an der Kehle. Er merkte wie Ben immer unsicher wurde. Alex handelte blitzschnell. Er stelle sein rechts Bein heraus, sodass er Ben blockierte. Dann packte er blitzschnell Bens‘ rechtes Handgelenk, welches auch das Messer hielt. Alex riss seinen Kopf nach hinten und zertrümmerte Bens Nasenbein. Dann drehte sich Alex blitzschnell auf seinem linken Fußballen und drehte auch den Kopf nach links. Ben fiel über das ausgestreckte Bein von Alex und landete hart auf dem Boden. Alex hatte Glück, dass das Messer ihn nicht traf. Doch Bens Kumpan reagierte auch sofort. Er preschte auf Alex zu. Alex blieb gelassen. Mit einem eleganten Spin Kick traf er seinen Gegner am Kinn. Dieser drehte sich ein paar Mal um die eigene Achse und landete auf den Boden. Ben hatte sich wieder aufgerappelt und griff an. Alex erstickte den Angriff, mit einem Tritt in den Magen und einen Ellenbogenschlag unters Kinn, im Keim. Beide Gegner waren K.O. Er gab den Besitzer, des Ladens, sein Geld zurück und ging mit steinerner Mine aus dem Laden. Seraphine und seine Mutter sahen ihn entsetzt, ungläubig an.
Wieder zuhause, schaute Seraphine sich im Spiegel an. Sie war nackt und ihr jugendlicher Körper von 16 Jahren war fast makellos. Ja nur fast. Sie fühlte sich dick, obwohl das Spiegelbild etwas anderes behauptete. Aber nein sie wollte es nicht einsehen. Sie zog sich wieder an und versuchte den Gedanken ans Dicksein zu verdrängen. Sie hatte schon alles versucht von Diäten über Sport über was weiß sie sonst noch. Dann hatte ihr so ein Typ Medikamente gegeben und diese nahm sie regelmäßig. Ihre Freunde hatten noch nichts mitbekommen.
Hannah schaute unwirklich drein. Was sie über die Pillen herausgefunden hatte ergab keinen Sinn. Es war ein Anti-Fett Mittel aber auch gleichzeitig ein süchtig machender Stoff. Sie wusste nicht weiter.
Inzwischen war es Abend geworden. Alex saß mit seiner Mutter auf der Couch und sie schauten Nachrichten. Der Reporter berichtete über einen schweren Autounfall und einem Brand in einer Scheune. Dann kam ein Sonderbericht. „Drei junge Mädchen im Alter von 14-17 Jahren sind heute in Krankenhaus eingeliefert worden. Sie seien extrem Magersüchtig und müssen nun künstlich ernährt werden.“ Alex verstand. „Immer diese Magersüchtigen. Früher gab es nicht genug und heute wo es genug zu Essen gibt, da wollen alle dünn sein. Was für eine Welt.“, entgegnete seine Mutter auf den Bericht. „Ma, nicht so abfällig!“, mahnte Alex seine Mutter scherzhaft. Er schnappte sich das Telefon und rief Joanne an. „Ja, Joanne ich bin es Alex.“ „Hi, was gibt’s denn?“ „Du musst heute Nacht mal ins Krankenhaus einbrechen.“ „Wieso?“ „Hast du den Bericht auf ARD gesehen.“ „Hab Verstanden, Ciao!“ „Ciao.“, sagte Alex und legte wieder auf. Er sah sich noch einmal die Ergebnisse an die Hannah und Joanne über die Pillen gemacht haben. Er schnappte sich seine Jacke und wollte zu Nathaniel. „Wo gehst du hin?“, fragte ihn seine Mutter. „Zu Michel.“ „Gut.“ Er verließ das Haus und ging zu Michel. Er holte ihn ab und gemeinsam gingen sie zu Nathaniels Versteck. Alex hatte nur Michel in seine Freundschaft mit Nathaniel eingeweiht. Michel war schon ein paar Mal bei ihm gewesen und hatte auch in ihm einen Freund gefunden. Nun machten sich beide auf dem Weg.
Währenddessen schlich sich Joanne durch die nächtlichen Krankenhausgänge. Sie hatte sich bis zur Schließung versteckt gehalten und suchte nun die Zimmer der drei Mädchen die heute eingeliefert worden sind. Sie hatte sie gefunden. In jedem der drei Zimmer durchstöberte sie die Privatsachen und fand dass wonach sie gesucht hatte. Die roten Medikamentendosen.
„KRACH, SPLITTER“. Joanne hatte ein Wasserglas umgestoßen. Schnell zog sie sich in den toten Winkel der Tür zurück. Schon war ein Wachmann da und suchte das Zimmer von der Tür aus ab. Joanne entdeckte er nicht. Der Wachmann verschwand wieder. Leise, wie auf Samtpfoten, schlich sie sich aus dem Krankenhaus und machte sich auf dem Heimweg.
Als Alex und Michel in der Nähe von Nathaniels Versteck gekommen waren, stieg ihnen der Geruch vom brennenden Holz in die Nase. Zwei Ecken weiter sahen sie eine Art Scheiterhaufen, wo alle aus Nathaniels Gefolge, drum herum standen. Alex suchte Nathaniel. Da sah er ihn. Leise stellten er und Michel sich dazu. Auf dem Scheiterhaufen wurde gerade jemand verbrannt und es stank nach verbranntem Fleisch. „Juanez?“, stellte sich Alex fragend neben Nathaniel. „Ja, erschossen von seinen Handlangern.“ „Mein Beileid, Nathaniel.“ „Danke.“, sagte der angesprochene, bemüht Tränen zu unterdrücken. Nach einer halben Stunde war das Feuer soweit heruntergebrannt, dass man die Glut löschen und die Asche des Verstorbenen aufsammeln konnte. Nathaniel, Alex und Michel gingen ins Versteck. Die Stimmung war betrübt. Alex wagte es erst nicht Nathaniel wegen seines Anliegens anzusprechen. Schließlich tat es Alex doch. Er zeigte Nathaniel die Ergebnisse und erzählte dazu. Nathaniel setzte einen besorgten Blick auf und dachte nach. Nach einiger Zeit lies er Goren rufen. Goren war in Nathaniels Versteck eine Art Arzt. Er schaute sich das Ergebnis von Hannahs und Joannes Untersuchungen an und runzelte die Stirn. Goren überlegte ernsthaft. Schließlich teilte er den Freunden seine Befürchtung mit.
Hannah und Joanne ginge gemeinsam zu Seraphine. Beide hatten keine Ahnung, dass Alex und Michel bei Nathaniel waren. Sie wollten Seraphine einen Überraschungsbesuch abstatten. Auf dem Weg zu ihr fuhren drei Krankenwagen mit Blaulicht an ihnen vorbei. So viele Krankenwagen waren sehr selten. Selbst seitdem Juanez den „King“ markiert, war es selten gewesen. In den beiden Mädchen keimte ein dunkler Verdacht auf.
„Wo ist diese verdammte Medikamentendose?“. Torkelnd und suchend tastete sich Seraphine durch das Haus. Sie suchte das rote Medikamentendöschen. Wo war es nur? Ein Klopfen an der Tür riss sie aus der Suche. „Komme gleich.“, sagte sie mit brüchiger Stimme und schwankte die Treppe hinunter. Sie öffnete und Hannah und Joanne traten in ihr Blickfeld. „Was wollt ihr?“, fragte sie barsch. Eine Bewusstlosigkeit bahnte sich an. Joanne wollte gerade etwas sagen, als Seraphins Augenlieder niedergingen und sie ohnmächtig zusammenbrach. Doch fiel sie so ungeschickt, dass die Tür wieder zuging. Seraphine lag genau dahinter. „Eintreten ist sinnlos.“, sagte Joanne zu Hannah. „Sie nach ob die Hintertür offen ist.“ „Okay!“ Mit diesem Wort entfernte sich Hannah. Nach einer Minute kam sie wieder zurück. „Verschlossen.“, war die knappe Antwort. Mutig nahm Joanne Anlauf und sprang durch das Fenster. Elegant wie eine Katze landete sie auf dem Fußboden. Schnell begab sie sich zu Seraphine, die immer noch bewusstlos war. Sie war froh, dass ihr Herz noch schlug. Sie zog sie von der Tür weg und öffnete, sodass Hannah eintreten konnte. Hannah rief einen Krankenwagen und keine 20 Minuten später war Seraphine im Krankenhaus und in ärztlicher Behandlung.
Goren war gerade mit seinen Erklärungen fertig, als Alex eine SMS bekam. Als er sie las, weiteten sich seine Augen vor Schreck. Er gab Michel die SMS zu lesen und alsbald verabschiedeten sie sich von Nathaniel und Goren. Nicht aber vorher ihr Beileid und Dank auszudrücken. Weitere 20 Minuten später waren auch Alex und Michel im Krankenhaus, wo Hannah, Joanne, Seraphins Eltern und ihre kleine Schwester Amanda warteten. Als die beiden eintrafen, brandete ihnen eine Welle von Trauer entgegen. Joanne weihte ihn über den Zustand von Seraphine ein. Sie hatte erhebliches Untergewicht. Muss künstlich ernährt werden. „Außerdem sind heute noch drei weiter junge Mädchen eingeliefert worden. Alle mit den selbem Symptomen.“ „Lass mich raten, bei allen wurde ein rotes Medikamentendöschen gefunden?“ „Stimmt.“ „Michel und Ich wissen nun, was das für Medikamente sind. Michel?“ Michel erklärte: „Bei dem Medikament handelt es sich um ein Schlankheitspharmazeutikum gemixt mit einer süchtig machenden Droge. Auf deutsch heißt dass: Wer das Zeug nimmt wird immer dünner und kann nicht aufhören, weil man von dem Medikament süchtig wird.“ Staunen unter den Freunden. „Aber wir wissen immer noch nicht, wer diese Teile herstellt und wer sie Verkauft.“ „Du hast Recht Hannah.“, entgegnete Alex. „Wir müssten mit Seraphine reden, aber dies geht nicht.“ „Wir wäre es denn, wenn wir uns im SPEED umhören. Dort gibt’s doch ein Haufen von Möglichkeiten.“ „Ich gebe dir zum zweiten Mal heute Recht, Hannah. Heute Abend um Acht beim SPEED, aber jemand muss hier bleiben um auf Seraphine und ihre Eltern aufpassen.“ Ich mach’s.“, sagte Hannah etwas eifriger, als es klingen sollte. „Michel du bleibst mit hier. Joanne und Ich werden uns den Schweinehund schnappen. Okay Freunde, einer für alle und alle für einen“ „Einer für alle du alle für einen!“, riefen die Freunde im Chor. Alex hatte diesen berühmten Leitspruch, der drei Musketiere verwendet um seine Freunde in einem Band zusammen zu schweißen, das jeder Gefahr trotzen kann. Außerdem war er verblüfft was so ein Motto alles bewirken kann. Sie trennten sich.
Alex war zu Hause und schlang sein Abendessen hinunter. Seine Mutter erzählte irgendetwas Unwichtiges. „Mum, kann ich heute aus.“ „Nein. Du bist ein toller Freund. Eine Freundin liegt im Krankenhaus und du willst ausgehen. Schäm dich.“ So eine Standpauke hatte er lange nicht mehr von seiner Mutter gehört. Er fragte sich woher sie, dass mit Seraphine wusste. „Mum du hast Recht. Es ist nicht richtig, wenn ein Freund im Krankenhaus liegt und man will ausgehen.“ „Braver Junge.“
Etwas weiter entfernt machte sich Joanne fertig. Sie wollte gerade gehen, als einer ihrer Leidensgenossen sie zurück hielt. „Du solltest hier bleiben!“ Warum?“ „Seit du diesen Alex kennen gelernt hast, bist du nur unterwegs. Liegt dir denn gar nichts an deinen Brüdern und Schwestern?“ „Natürlich liegt mir etwas an euch, aber ich bin eine Kämpfernatur und werde nicht eher ruhen, bevor Juanez zu Fall gebracht ist.“ Mit diesen Worten entschwand sie in die Nacht in Richtung SPEED.
Alex saß oben im seinem Zimmer. Seine Mutter schaute unten Fern. Leise zog er sich an und entschwand durch das Fenster auf das Vordach. Wohl war ihm bei der Sache seine Mutter zu hintergehen nicht, aber er musste seine Pflicht tun. Halb neun traf er Joanne vorm SPEED. „Wo warst du solange?“ „Eltern“, entgegnete er nur knapp. Gemeinsam traten sie ein. Das SPEED war heute gut gefüllt. Beide stellten sich an die Bar um einen besseren Überblick zu haben. Sie bestellten etwas zu trinken und unterhielten sich. Dabei behielten sie ihre Umgebung im Auge. Die Zeit verstrich langsam, quälend. Beide dachten sie an Seraphine. Da sah Alex etwas. Ein junges molliges Mädchen verschwand in eine der „Knutschecken“. Alex hatte beobachtet, wie sie ein rotes Medikamentendöschen aus ihrer Tasche herausnahm. Leise folgte er ihr. Das Mädchen wollte sich gerade eine genehmigen, als eine Stimme zu ihr sprach: „Die, würde ich nicht nehmen.“ Das Mädchen bekam Angst. Alex zeigte sich und nahm ihr die Dose aus der Hand. Es waren die Pillen. „Hör zu. Sag mir wer dir dieses Zeug verkauft hat.“ „Das, das war so ein Kerl, ich glaube er arbeitet hier.“ „Wie sieht er aus.“ Das Mädchen begann zu weinen. „Keine Angst ich werde dir nichts tun.“ „Es ist der Barmann.“ „Okay, wie kommst du an das Zeug ran?“ „Frag danach.“ „Gut und jetzt geh nach Hause und nimm nie wieder diese Pillen. Verstanden?“ „Jaaa!“, schluchzte das Mädchen und verschwand. Alex kehrt zurück zu Joanne, führte sie in eine Knutschecke und weihte sie in seinen Plan ein.
Währendessen wachten Michel und Hannah über Seraphine. Da ein Geräusch. Michel sah nach. Misstrauisch lugte er um eine Ecke. Da! Drei Typen von Juanez waren hier. Suchten sie Seraphine? Wahrscheinlich, denn sie gingen immer weiter auf das Zimmer zu. Juanez muss irgendwie Wind von der Sache bekommen haben. Er kehrte zu Hannah zurück und beschrieb ihr die Situation. Schnell schmiedeten sie einen Plan. Die Leute von Juanez betraten das Zimmer und fanden nur eine schlafende Seraphine vor. Sie blickten sich gar nicht um. Sie wollten nur Seraphine entführen. Doch schon hörte man von fern, schwere Stiefel auf das Linoleum knallen. Der Wachschutz. Juanez Leute hatte keine Zeit mehr zu reagieren. Der Wachschutz warf sie raus und Michel und Hannah konnten zufrieden sein.
„Hey, ich würde gerne abnehmen, habe aber noch kein Mittel gefunden. Kennst du vielleicht eins?“ Mit diesem Satz, Hundeblick und einer kleinen Busenschau versuchte Joanne den Barkeeper wegen der Pillen zu fragen. Er konnte ihr nicht widerstehen und führte sie in eine Knutschecke. Alex beobachtete die Szene, spielte aber den normalen Gast. Kaum waren die beiden verschwunden ging er den beiden hinterher. „So hier.“ Der Barkeeper zeigte eine Medikamentendose. „Kostet 50 € fürs erste Mal. Kannst aber auch abarbeiten.“ Dabei sah er sie lüstern an. „Ich denke keines der Angebote kommt in frage.“ Sie trat ihn in die Weichteile. Der Barkeeper krümmte sich. Alex kam herein nahm den Barkeeper in den Doppelnelson und wollte ihn verhören. „So du Drecksack, jetzt sagst du mir für wen du das Zeug verkaufst?“ „Fick dich!“ Alex zog den Griff enger. „Okay, okay, wie der Typ heißt weiß ich nicht, aber er lebt im Wald nahe der Stadt in einem Haus.“ „Danke für die Auskunft.“ Joanne rief die Polizei und diese nahm wenig später den Barkeeper wegen Hehlerei und Dealerei fest. Alex rief über sein Handy erst Michel und dann Nathaniel an.
Gegen dreiviertel zwölf trafen sich die Freunde und ein kleiner Teil von Nathaniels Gang am Waldrand. Sie durchschritten den Wald und bald fanden sie ein einsames Haus. Alex trat die Tür ein. Mondlicht schien herein. Alex schaltete das Licht ein. Ein spartanisch eingerichtetes Zimmer tat sich auf. Einzig ein Fernseher wirkte irgendwie fehl am Platzte. Die Freunde und Nathaniel gingen hinein und suchten nach Hinweisen auf die Pillen. Alex fiel sofort auf das ein Hohlraum unter diesem Zimmer sein muss. Die Schritte klangen hohl. Fieberhaft suchten sie den Weg nach unten. Hinter einem Spiegel war er verborgen. Alex, Michel, Joanne, Hannah und Nathaniel fuhren hinunter. Sie fanden ein Labor, ausgestattet mit der besten Technik. Da lag ein Video und überall waren rote, gefüllte Medikamentendosen. Michel schob das Video in einen Rekorder. Die Kassette startete Automatisch. Auf dem Bildschirm erschien das Gesicht eines Mannes der an die 40 war. Sein Haar war schon grau und lichtete sich. Doch seine Eisblauen Augen strahlten Kälte aus. Der Mann begann zu sprechen: „Mein Name ist Dr. Kliennt. Ich habe die Pillen entwickelt und verteilt, doch ihr musstet mir den Plan zunichte machen. Ja ihr habt gewonnen, doch ich werde triumphieren. In einer Minute werdet ihr Geschichte sein, samt diesem Labor. HAHAHAHAHAH!“ Sein Lachen hallte im Labor. Ein Countdown lief. 55 Sekunden, 54 Sekunden… . Fieberhaft suchten die Freunde nach einem Ausgang. Da fanden sie eine Treppe. 32 Sekunden, 31 Sekunden… . Die Freunde rasten die Treppe hoch. Da knickte Joanne um. Alex, der hinter ihr lief nahm sie kurzer hand auf den Arm. 14 Sekunden, 13 Sekunden…. . Michel, Hannah und Nathaniel waren schon draußen, als ein Windstoß die Tür zuwarf und Alex und Joanne den Weg abschnitt. Er trug sie immer noch auf den Armen. Kurzerhand nahm er Anlauf (4, 3, 2.) In dem Moment wo sie die Scheibe durchbrachen explodierte der C4 – Sprengsatz. Alex und Joanne rollten sich ab und rollten weiter den Hügel hinunter. Als sie schließlich ihre Rollbewegung beendet hatten und zum liegen kamen, lag Joanne auf Alex und beide schauten sich an. Blitzschnell erhob sich Joanne von Alex, doch fiel sie wieder hin wegen ihres gestauchten Knöchels. Alex stützte sie als sie zu ihren Freunden zurückgingen. Freudig wurden sie begrüßt. 5 Minuten später war schon die Feuerwehr da.
Am nächsten Tag war Seraphine wieder wach und die Ärzte sagten, dass sie in 2 Wochen wieder so weit war. Die Freunde waren überglücklich und schauten in die Frühlingssonne. Doch weit weg keimte ein weiterer teuflischer Plan im Gehirn eines kranken Menschen.
Kapitel VIII: Bilder sagen mehr als tausend Worte
„So, und bis morgen lest ihr Seite 54 bis 60.“, gab Frau Lichtenstein die Hausaufgabe auf. Alex schrieb es sich ein und da klingelte es auch schon zum Stundenende. Gleichzeitig war für Alex, Seraphine, Michel und Hannah Schulschluss. Es war vier Wochen her, dass Seraphine aus dem Krankenhaus entlassen worden war. Sie sah gut aus. Doch in letzter Zeit waren die Leute von Juanez immer dreister. Überfälle am helllichten Tag und ihre Beleidigungen wurden immer schlimmer. Und als sie erkannt haben, dass sie es mit Alex und seinen Freunden nicht aufnehmen konnten, vergriffen sie sich an jüngeren und schwächeren Schülern. Alex und seine Freunde hatten viel zu tun. Auch die nächtlichen Streifen mit Joanne sind in letzter Zeit immer anstrengender geworden. Man konnte kaum 100 Meter gehen ohne auf Übeltaten von Juanez zu stoßen.
Gerade gingen die Freunde über den Schulhof, als an den Esstischen wieder eine Pöbelei von Juanez Leuten stattfand. Da es jetzt Anfang April war, konnte man draußen wieder essen. Alex und seine Freunde steuerten auf die Szene zu. Ein Fünftklässler wurde von einer Vielzahl von Juanez Leuten umringt. Sie schubsten den Jungen hin und her. „Hey hört auf damit.“, rief Alex ihnen entgegen. Man ließ von dem Jungen ab und wendete die Aufmerksam Alex und seinen Freunden zu. Die Spannung, die in der Luft war, konnte man mit einem Messer zerschneiden. „Ah, der Herr Samariter!“, höhnte einer der Typen, insgesamt waren es 10 an der Zahl. „Wenn dein Mut genauso groß ist, wie deine Klappe dann komm her und hau mir eine runter.“ Der Kerl bekam es etwas mit der Angst zu tun. Aber er traute sich. Mutig ging er auf Alex zu. Doch kaum dass er zum Schlag ausholen konnte, landete er schon auf dem Boden. Die anderen Typen wollten ihren Freund rächen und ehe man sich versah war eine Massenschlägerei entstanden. Alex, Michel, Seraphine und Hannah gegen 10 Schläger des Juanez. Diese Szenen wurden langsam alltäglich. Alex beobachtete zwischen zwei Gegnern, dass sich Seraphine und Hannah zu guten Kämpferinnen entwickelt hatten. Er war Stolz auf sie. Doch dieser Moment des Stolzes hätte ihm fast sein Leben gekostet, obwohl er über die Selbstheilungskräfte verfügte. Einer seiner Gegner hatte ein Klappmesser gezückt und Alex angegriffen. Nur knapp konnte Alex den Stoß zu seinem Herzen abblocken. Er trug eine hässliche Stichwunde auf der Brust davon. Er brach dem Messerangreifer das Handgelenk und gab ihm noch eins auf die Nase. Um seine Wunde kümmerte er sich nicht.
Nachdem der Kampf beendet war, schnappten sie sich schnell ihre Schultaschen und ging raschen Schrittes nach Hause. Alex hatte Glück, dass seine Mutter nicht da war. Er setzte sich in einen Sessel und dachte nach. „Juanez versucht mit allen Mitteln sie zu zermürben. Ich, nein wir müssen etwas dagegen unternehmen.“ Ein stechender Schmerz riss ihn aus seinen Überlegungen.
Erst jetzt merkte er den Schmerz der Schnittwunde. Sie war tief und blutete wie verrückt, doch hatte sein Körper schon mit der Heilung begonnen. Es klingelte an der Tür. Joanne wollte nach ihm sehen. Sie erschrak, als sie die Wunde sah. Schnell setzte sie Alex auf die Couch und holte Verbandszeug. Joanne verband die Wunde gekonnt. Alex war eingeschlafen. Joanne gab ihm einen Kuss auf die Stirn und ging dann wieder. Sollte ihr Held schlafen. Mit jedem Tag, der verstrich, fühlte sie sich stärker zu Alex hingezogen. Eingestehen mochte sie es sich noch nicht. Auch ihr ging es nicht so gut. Juanez machte mächtig Druck und es war alles sehr anstrengend. Doch hatten sie eine Menge für die Leute getan, die ihre Hilfe brauchten.
In einem kleinen Zimmer im Haus des Juanez unterhielt Juanez sich mit jemandem der einen Fotoapparat um den Hals gehängt hatte. Sie besprachen den letzten Teil eines Planes, der Alex endgültig den Rest geben sollte. „Wieso denkt er, er könne gegen ihn gewinnen?“, dachte Anna. Sie war immer noch voll in Juanez verknallt, doch so langsam kamen Zweifel in ihr auf. Waren diese begründet. Ja, denn in der letzten Zeit hatte ihr Schatz immer mehr an Macht verloren und sie stand nur auf Typen mit Macht.
Einige Tage später. Es war nun Mitte April. Juanez Leute hatten sich größtenteils zurückgezogen und die Provokationen ebbten allmählich ab. Die Freunde hatten nun wieder etwas Zeit zur Erholung. So gingen sie des Tages mal durch die Stadt. Alex, Michel, Seraphine und Hannah. Sie machten eine Art Schaufensterbummel, wobei die Mädchen mehr bummelten als die Jungs. Schwatzend und lachend gingen sie den Sonnen-Boulevard entlang. Als ihnen ein älterer hagerer Mann entgegen kam. Sein Haaransatz war leicht ergraut und er mochte Anfang 50 sein. Sein Blick richtete sich auf Hannah. Ein Kennerblick für Models musterte sie. Seine Augen begannen zu leuchten. Sie schien für ihn ideal zu sein. Er sprach sie an: „Hallo hübsches Mädchen. Schon mal daran gedacht Model zu werden. Hier ist meine Karte. Du siehst toll aus. Melde dich und wir vereinbaren einen Termin.“ Der Typ drückte ihr die Karte in die Hand und verschwand wieder. Die Freunde sahen überrascht drein. Hannah las die Visitenkarte.
Kurt Maier
Pal Models – Agentur
Große Hauptstraße 45
Den Freunden war dort noch nie eine Modelagentur aufgefallen. Hannah ließ die Karte in ihre Tasche geleiten, nahm ihren Michel bei der Hand und schon bald war der Vorfall vergessen. Hannah dachte über den Vorfall nach. Sollte sie wirklich zu dieser Modelagentur gehen? Sie beschloss mit Michel darüber zu reden.
Nicht weit klingelte ein Telefon und Juanez nahm ab. „Ja?“. „Phase eins ist geglückt.“ „Gut.“ Er legte auf und war zufrieden.
Hannah lag neben Michel im Bett und kuschelte sich an ihn ran. „Du.“, sprach sie ihn an. „Mmmh.“ „Was würdet du sagen, wenn ich wirklich zu dieser Modelagentur gehe.“ Sie richtete sich auf und sah ihn an, gespannt auf seine Antwort. „Es ist deine Entscheidung liebes. Ich habe persönlich nichts dagegen.“ „Danke.“, sagte sie und küsste ihn.
Es war Samstag und Hannah hatte einen Termin bei der Modelagentur. Seraphine begleitete sie. Hannah wurde in hunderten verschiedenen Kostümen und Posen photographiert. Der Tag verging wie im Fluge und es war sehr anstrengend für Hannah. Doch schließlich am Ende des Tages konnten sie nach Hause gehen. Am Abend erzählte sie ihren Freunden wie es war. Sie schwärmte richtig. Alle freuten sich für sie, doch Alex sah etwas grüblerisch drein. Sein Instinkt verriet ihm, dass irgendetwas nicht stimmte. Später an diesem Abend, als er mit Joanne auf Streife war, erzählte er ihr von Hannahs Photoshooting. Auch Joanne war begeistert, doch in Alex breitete sich immer weiter das Gefühl des Unbehagens aus. Schnell wurden sie aus ihren Gedanken gerissen, als zwei Handlanger des Juanez ein Geschäft demolierten. Alex erkannte das Geschäft von weitem. Es war das Geschäft des Vaters von Joey. Alex und Joanne riefen den Übeltätern zu, sie sollen es sein lassen. Doch statt wie üblich sich umzudrehen und eine Prügelei anzufangen, liefen diese weg. Alex und Joanne setzten hinterher. Doch just in dem Moment als sie am Laden vorbei liefen explodierte er. Beide wurden von der Druckwelle erfasst. Alex wurde gegen einen parkenden Wagen geschleudert und Joanne auf die Straße. Nach eine kurzen Benommenheit und einem kurzen Check ob alles in Ordnung war, sah er zu Joanne hinüber. Sie lag mit gebrochenem Arm und zwei gestauchten Rippen auf der Straße und ein schwerer Lkw donnerte heran. Alex hatte nur ein paar Kratzer davongetragen. Schnell lief er auf die Straße, warf sich auf Joanne und rollte sich mit ihr zur Seite. Schon rauschte der Lkw an ihnen vorbei. Er half Joanne auf. Erst wollte er sie ins Krankenhaus bringen, doch es ging nicht. Also brachte er sie zu ihrem Versteck (Joanne beschrieb ihm den Weg.) Dort angekommen ließ er sie alleine und machte sich nach Hause, wohl wissend, dass sie in guten Händen war.
Am nächsten Tag besuchte er noch mal den Ort des Überfalls. Das Geschäft war vollkommen ausgebrannt, die Existenzgrundlage von Joeys Familie lag in Trümmern. Polizisten nahmen Zeugenaussagen auf und Feuerwehrleute sicherten die Brandstelle. Alex entdeckte Joeys Vater. Dieser stand mit Tränen in den Augen vor dem Trümmern seines Geschäftes. Alex ging zu ihm hin. Alex sprach ihn nicht an, sondern stellte sich nur neben ihn und trauerte mit. Nach einiger Zeit gingen sie zu Joey nach Hause. Dort war man getrübter Stimmung. Joeys Vater teilte mit, dass sie die Stadt verlassen werden. Es ging hier drunter und drüber. Alex konnte es nicht fassen, dass Juanez nun mit aller Macht die Menschen vertreiben will bzw. Schutzgeld kassieren will. Noch an diesem Tag verließ Joeys Familie die Stadt. Alex war traurig. Er fühlte sich, als ob er einen Bruder verloren hatte, denn das war Joey für ihn. Er hoffte ihn irgendwann wieder zu sehen. Alex bedauerte es zutiefst, dass Joey und seine Familie die Stadt verließen. Auch konnte er nicht verstehen was Juanez davon hatte. Ein Schutzgeldzahler weniger. De facto brachte der Umzug von Joey Juanez nichts. Doch eines. Er hatte Alex einer wichtigen Stütze beraubt. Und Alex fühlte, dass Juanez ihn so mehr schaden konnte.
Sein Handy klingelte und riss ihn aus seiner Wehmut. Michel rief an und sagte ihm, dass irgendetwas mit Hannah nicht stimmte. Sie verhalte sich komisch. Er solle mal vorbei kommen. Er machte sich auf den Weg.
Bei Hannah angekommen sah er was Michel gemeint hatte. Hannah saß auf der Couch und sah Teilnahmelos durch die Gegend. Ansprechen und Schütteln halfen nichts. „Ich glaube sie steht unter Drogen.“, sagte Alex zu Michel. „Verdammt!“ „Ich denk wir rufen alle zusammen. Krisensitzung.“ „OK.“ Einige Zeit später waren alle da. Alex, Seraphine, Michel und Joanne. Joanne trug einen Verband, der ihren Arm ruhig hielt. Alle waren sich einig, dass es sich um irgendwelche Drogen handelte. Doch woher bekam sie Hannah. Seraphine war die erste der es zu erst einfiel: „Die Modelagentur.“ „Ja, richtig.“, stimmten ihr die anderen zu. Schnell war ein Plan geschmiedet. Sie wollten Michel einschleusen und er solle herausfinden warum und wieso die Models Drogen bekamen. Sie hatten Glück, dass die Modelagentur gerade eine Aushilfe suchte. Michel dachte über seine bevorstehende Aufgabe nach. Wenn sich Alex‘ Verdacht bestätigte was unternahmen sie dann? Wieso hatte Alex immer den richtigen Riecher, oder lag er dieses Mal falsch. Michel konnte sich keine Antwort darauf gegeben.
Am nächsten Tag stellte sich Michel vor und wurde so gleich angenommen. Da es Montag war und er am Vormittag in die Schule musste konnten er und Hannah erst am Nachmittag in der Agentur sein. Der Schulstoff war heute wieder besonders langweilig. Hannah hatte sich wieder von der Droge erholt, doch war sie heute nicht so ganz bei der Sache. Beinahe wäre sie eingeschlafen. Auch hatten es Juanez Leute besonders auf Hannah abgesehen. Ständig wurde sie beleidigt, herum geschubst und geärgert. Auf der Hofpause nach der 6. Stunde hatten die ständigen Provokationen einen ihrer Höhepunkte. Hannah ging allein nach Hause, da Michel noch etwas mit Alex zu erledigen hatte. Sie ging alleine und in Gedanken versunken über Platz vor der Schule, als eine Gruppe von Juanez’ Leuten ihr den Weg versperrten. Ein alter Bekannter versperrte ihr den Weg. Die Stimme kam Hannah irgendwie bekannt vor, doch vermochte sie es nicht sie jetzt zu zuordnen. „Ah was haben wir den da! Ist das nicht unserer kleine Schlampe, die mit einem Idioten geht.“ Hannah sah auf und ihre Augen sahen in die Augen, die zu einer Person gehörten, die sie fast noch mehr als Juanez hasste. Eigentlich wollte sie weg rennen, aber sie war unfähig sich zu rühren. „Na wo ist denn dein Freund?“ Hannah antwortete nicht. „Antwortete!“, wurde ihr entgegen geschrieen. „FATSCH!!“, die flache Hand des Wortführers landete auf Hannahs Wange und sie fiel hin. Auf ihrer Wange war der Abdruck von fünf Fingern und der Handfläche deutlich zu sehen. Sie fing an zu weinen. Die Leute von Juanez griffen nach ihrer Schultasche. Sie warfen den Inhalt herum und lachten sich dabei scheckig. Hannah saß teilnahmelos dabei und weinte. In diesem Moment trafen Alex, Seraphine und Michel auf die Szene. „DARIUS!“, Michel hatte ihn gesehnen, ihn als Auslöser der Szene sofort ausgemacht und war auf ihn losgestürmt. Mit einem Sprungkick griff Michel an. Er traf Darius genau auf den Brustkorb. Darius fiel daraufhin sehr schmerzhaft auf den Rücken. Sofort ließen die anderen von Hannah ab und wandten sich denen zu, die ihnen gerade den ganzen Spaß verdorben hatten. Eine Prügelei entstand. Alex und Michel gegen Darius und zehn seiner Gefolgsleute. Seraphine hatte Hannah aus der Gefahrenzone gebracht. Michel und Alex schlugen sich tapfer. Nasen wurden gebrochen und Rippen gestaucht. Nach kampfwütigen zehn Minuten waren Alex und Michel die Sieger. Darius lag, aus der Nase, blutend am Boden. „Ein hoch auf unsere Sieger!“, kam es höhnisch vom anderen Ende des Schulhofes. Anna schritt mit einer Mädchengang zum Ort des Geschens. Sie lächelte selbstgefällig und schritt hochnäsig auf sie zu. Vor Alex, Michel, Seraphine und Hannah stellte sie sich hochnäsig in Pose. Die Mädchen, die ihr folgten kicherten unentwegt. Anna machte den Jungen schöne Augen, doch ihre Blicke perlten an Alex und Michel ab, wie Wasser auf Wachs. Kühl schauten Alex und Michel sie an. Anna konnte es ums Verrecken nicht leiden, wenn ihr kein Kerl zu Füßen lag. Von der Selbstsicheren hochnäsigen Zicke „mutierte“ sie jetzt zum hilflosen kleinen Mädchen. Sie setzte einen Hundeblick auf und sah die beiden Jungen wieder an. Diese blieben hart. Sie würdigten sie keines Blickes. Eiskalt sah sie Alex und Michel an. Seraphine und Hannah drängten zum gehen. Auch Alex und Michel wanden sich um und wollten gehen als ihnen die tief verletzte Zicke Anna hinterher rief: „Geht doch ihr Schweine. Mein Juanez wird euch alle kriegen. Und dann wird er eure Eltern auseinander nehmen. Alex, deine Mutter werde ich ganz persönlich foltern!“ In Alex seinem Gehirn gab es einen Kurzschluss. Alles konnte man ihn an den Kopf werfen, beleidigte man aber seine Mutter so rastete er aus. Alex drehte sich um und ging so Anna zurück. Die Fäuste geballt und einen Gesichtsausdruck, wie ein Berserker. Er schritt auf Anna zu und wollte ihr eine gewaltige Ohrfeige geben. Er war nah, holte zum Schlag aus. Anna bekam es mit der Angst und wollte weg, doch sie konnte nicht. Seine Freunde hatten es auch bemerkt und wollten Alex aufhalten, doch zu spät. Alex ließ die flache Hand herab sausen. „Nein!“, sagte eine Stimme. Alex sah Joanne, die seine Hand festhielt, mit der er gerade Anna schlagen wollte. Er senkte sie und sah Joanne fassungslos an. War sie übergelaufen? Eine sinnlose Frage. Alex erwachte aus seiner Berserker Trance und registrierte wieder alles. Joanne schob ihn leicht beiseite und sah Anna an. KLATSCH. Joannes offene Hand landete auf der linken Wange von Anna und hinterließ einen hässlichen Abdruck. Anna wimmerte. Darius war inzwischen aufgestanden und hatte Joanne entdeckt. Er hatte noch eine Rechnung offen. Leise zog er sein Messer und warf es auf Joanne. Joannes Arm war wieder völlig geheilt. Alex fragte sich wieso.
Das Messer flog und flog und hätte Joanne ins Herz getroffen, wäre nicht Alex dazwischen gehechtet. Im Flug fing Alex das Messer. Hart kam er auf dem Zementboden auf. Doch kaum war er gelandet, warf er das Messer zum Absender zurück. Zack. Er traf Darius in der Schulter. Michel ersehnte das Ende dieser Schulhofprügelei, da schon eine Menge Schaulustige dastanden und Maulaffen feil hielten. Doch das Ende kam nicht. Seraphine war kurze Zeit später in eine Prügelei verwickelt, aus der sie erfolgreich hervorging. Zum krönenden Abschluss tauchte jetzt auch noch Juanez samt Gefolge auf. Abwertend betrachtete er die Freunde. Sein arrogantes Auftreten und sein ganzes Gehabe lösten bei Alex und seinen Freunden eine Widerwärtigkeit aus, die schwer zu beschreiben war. Auf dem Schulhof, der inzwischen aus allen Nähten platzte, herrschte Totenstille. Der April hatte heute einer seiner guten Tage und die Sonne beschien den Schulhof und musste dieses Treiben mit ihrem Leuchten erhellen. Alex überlegte fieberhaft nach einem Lösungsweg. Als einziges fiel ihm die Flucht nach vorn ein. Juanez Stimme hallte über den Platz: „Da seht ihr nun eure Helden!“, er zeigte dabei mit dem Finger auf Alex und nacheinander auf Michel, Seraphine, Hannah und Joanne. „Unschlüssig etwas zu tun, unfähig wegzurennen. Warum? Weil meine Autorität ihn zurückhält, weil er ein Nichts ist.“ Alex stand kurz vorm Ausrasten. Am liebsten würde er Juanez verprügeln, doch dann standen er und seine Freunde gegen „250 Jugendliche. Sein Blick suchte seine Freunde und als sie ihn ansahen, wussten sie was sie zu tun hatten. Es lief alles ganz schnell ab. Alex pirschte vor und zimmerte Juanez einen gewaltigen Fauststoß ins Gesicht. In diesem Moment gaben Joanne, Seraphine, Hannah und Michel Fersengeld und rannten wie von der Tarantel gestochen über den Schulhof, klaubten dabei noch ihre Sachen auf und rannten weiter Richtung nach Hause, zum sicheren Hafen. Alex hatte mit seinem Faustschlag die Nase von Juanez gebrochen. Dieser war kurz zusammen gesackt, doch stand er schon wieder Alex gegenüber und sah ihn hasserfüllt an. Die 250 Jugendlichen, die alle treu zu Juanez standen bildeten einen Kreis um Alex. Juanez machten eine Handbewegung, verließ den Kreis mit Anna und Darius. Der Rest stürzte sich auf Alex. Ein Kampf begann, wie ihn noch keiner gesehen hatte.
Die Stunden vergingen. Seraphine, Hannah, Joanne und Michel warteten bei Seraphine zu Hause auf Alex. Vier Stunden war es jetzt her, da sie den Kampfplatz verlassen hatten. Da ein Klopfen. Vorsichtig schlich sich Michel zur Tür und lugte durch den Türspion. Als er nichts sah, öffnete er und auf der Treppe, vor der Tür, lag ein völlig geschundener Alex. Michel rief die Freunde herbei und gemeinsam zogen sie ihn herein und legten ihn behutsam auf die Couch. Er hatte Wunden, blaue Flecke und gestauchte Rippen. Joanne wusch ihn die Wunden aus, deckte ihn zu und ließ ihn allein auf der Couch seine Ohnmacht überstehen.
Hannah lag noch lange in ihrem Bett wach. Sie überlegte ob sie weiterhin modeln gehen sollte. Aber sie musste doch auch ihren Freunden helfen. Ginge denn nicht beides? Schließlich schlief sie ein, wissend, dass sie eine Entscheidung getroffen hatte.
Am nächsten Tag erwachte Alex mit leichten Kopfschmerzen und völlig verheilten Verletzungen. Einige Zeit und eine Dusche später gingen er und Seraphine zur Schule. Unterwegs trafen sie auf Michel und Hannah, Hand in Hand. Heute war wieder dröger Lernstoff angesagt. Natürlich hatte keiner den Kampf von Gestern vergessen, aber niemand redete darüber. Nach der heutigen schulischen Quälerei, gingen die Freunde in die Stadt, setzten sich in ihr Lieblingscafe und erzählten ein bisschen. Eine halbe Stunde später mussten Michel und Hannah zur Modelagentur. Sie machten sich auf den Weg. Seraphine und Alex ließen sie im Cafe zurück, doch bald gingen auch die beiden. Seraphine ging nach Hause und Alex zu Nathaniel. Bei Nathaniel angekommen, wurde Alex freudig begrüßt. Man feierte, denn Alex war es als erster gelungen, Juanez überhaupt zu verletzten. Und das wurde mit einem Fest gefeiert.
Er und Nathaniel unterhielten sich eine Zeit lang.
Michel und Hannah waren in der Agentur angekommen. Hannah wurde sogleich geschminkt und so weiter. Michel durfte den Fotoshootingraum putzen. Er musste sich beeilen. Nach circa einer halben Stunde war er fertig. Eigentlich hätte er schon Feierabend gehabt, aber er wollt seiner Freundin noch zuschauen und mit ihr gemeinsam nach Hause gehen. Da es aber noch ein Weilchen dauerte ging Michel in den Aufenthaltsraum. Er war alleine. Stille. Nein keine Stille, die gedämpfte Stimme des Managers drang an Michels Ohr. Anscheinend telefonierte er. Michel kümmerte sich nicht mehr weiter darum, als er plötzlich Hannahs Namen hörte. Interessiert schlich er sich an die Tür und lauschte. „Ja, okay dass machen wir.“ Mehr konnte Michel nicht verstehen. Er ging in den Aufenthaltsraum und dachte sich seinen Teil. Endlich konnte das Shooting anfangen. Michel beobachtete seine Freundin. Anmutig bewegte sie sich, lächelte in die Kamera. Nach einer Stunde wurde Michel hinaus geschickt. Warum erfuhr er nicht. Er wollte gehen als er sah, dass im Büro des Managers der PC an war. Zum zweiten Mal schlich er sich dahin. Der Rechner war Online und die Bilder die von Hannah gerade geschossen wurden, landeten auf diesem Rechner und wurden sofort weiterverschickt. Michel riskierte einen Blick darauf und hätte beinahe lauf los geschrieen. Von Hannah wurden Akt aufnahmen gemacht. Michel sah sich die Sendeadresse an: „TKJ@webtool de. Verdammt. Michel war entsetzt. Wieder hatte sich Alex sein Instinkt als richtig erwiesen. Michel wollte um jeden Preis Hannah hier herausholen. Er nahm seinen Mut zusammen. Er schnappte sich einen Bademantel und rannte mitten in das Shooting hinein. Er hüllte Hannah in den Bademantel und zog sie mit sich aus dem Raum. Die Leute der Agentur folgten ihm. Michel nahm Hannah auf den Arm und trug sie durch die Tür nach draußen hindurch. Auf der Straße schaute er sich um und rannte auf schnellstem Wege zu sich nach Hause. Hannah sah in glasig an und nahm alles teilnahmslos hin. Bei sich zu Hause legte er sie auf sein Bett und rief sofort Alex an. Wenig später waren alle bei Michel und lauschten dem, was Michel vorzutragen hatte. Alle waren höchst entsetzt. Alex grübelte lange Zeit über die e- Mail Adresse TKJ@webtool. de nach. Plötzlich fiel es ihm wie Schuppen vor den Augen TKJ heißt The King Juanez. „Juanez hat die Fotos auf seinem Rechner. Wir müssen rauskriegen, was er damit vorhat.“ „Ist klar, aber von wem willst du es erfahren?“, fragte Seraphine. „Darius!“, warf Michel in die Runde. „Nein, an Darius kommen wir nicht ran. Er wird von Juanez’ Mannen bewacht. Der Aufwand wäre zu groß.“ „So, dir ist der Aufwand zu groß um zu verhindern, dass meine Freundin nackt photographiert wird und die Bilder sonst wo landen.“, rief Michel erzürnt. „Du hast Recht, aber ich denke wir kriegen die Info einfach aus dem Manager heraus.“ „Die Idee ist auch gut. Dann kann ich dem Schwein mal eine verpassen.“ „Eben drum kommst du auch nicht mit. Ich weiß du willst es, aber zügle deinen Zorn. Später wird er dir nützen.“ Michel wollte gerade zum Protest blasen, als eine leise zittrige Stimme rief: „Er hat recht!“ Alle schauten sich um. Hannah stand im Türrahmen und sah sie glasig an. Michel brachte sie wieder nach oben. „Gut, Joanne und Ich gehen den Manager mal die Leviten lesen. Seraphine du gehst zu Nathaniel und sagst, dass du ein Geschenk für mich abholen willst. Wir treffen uns in einer Stunde wieder hier.“ Sofort machten sich alle auf den Weg.
In seinem Sitz lächelte Juanez zufrieden vor sich hin. Die Bilder waren wirklich gut. Bald wird es keinen mehr geben, der es wagt sich gegen ihn zu erheben und dieser Alex wird sterben. Tapp, Tapp, Anna näherte sich ihn von hinten. Er konnte stolz auf seine Freundin sein. Sie hatte ihm diesen Tipp gegeben, so diesen verdammten Alex anzugreifen. Er konnte es schaffen. Es muss nur alles glatt gehen. Anna küsste ihn.
Alex und Joanne gingen zur Modelagentur. Sie traten ein und erkundigten sich nach dem Büro des Managers. Dort angekommen klopften sie an und der Manager, ein hoch geborener Aristokratenarsch, öffnete ihnen. Er sah leicht gehetzt aus. Sie erkundigten sich nach Michel und taten dabei so, als ob sie ihn suchten, doch der Typ durchschaute sie. Gewaltsam stieß er sie zur Seite und rannte weg. Er lief die kurze Treppe hinunter auf den Fußweg. Alex reagierte schnell. Er hechtete durch das Fenster und rollte sich elegant auf dem Pflaster ab. Alex rannte hinter dem Manager hinterher. Dieser rannte gerade über die Straße, als ihn frontal ein Bus rammte. Der Manager wurde meterweit durch die Luft geschleudert und klatschte auf dem Asphalt auf. Alex rannte hin und versuchte Erste Hilfe, auch wenn dieser Mensch ein großes Schwein war. Doch es war zu spät. Des Managers Genick war beim Kontakt mit dem Asphalt gebrochen. Kurzum: Er war tot. „Schmore in der Hölle.“, dachte Alex leise. Er ging zurück zu Joanne und beide gingen sie wieder zu Michel.
Einige Zeit später waren alle wieder versammelt. Seraphine hatte durchaus mehr Glück gehabt als Alex und Joanne. „Ich denke, wir müssen unserem Freund Darius einen Besuch abstatten.“, sagte Alex. Es war mittlerweile Abend geworden. „Wie willst du es anstellen zu ihm zu kommen?“, fragte Seraphine. Alex ging nicht auf die Frage ein. „Gut, aber ich komme dieses Mal mit.“, warf Michel ein. „Nein!“, entschied Alex strikt. „Warum nicht!“, schriee Michel ihn an. „Vertraust du deinem besten Freund nicht mehr? Bist du gefühlskalt?“ Um seine Wut noch zu untermauern schlug er Alex ins Gesicht. „Genau deswegen.“, entgegnete Alex. „Natürlich vertraue ich meinem besten Freund, aber ich will ihn auch schützen.“ „Schützen vor wem den.“ „Vor sich selbst!“ Michel dachte über die Worte nach und verstand. Er entschuldigte sich bei Alex für den Schlag ins Gesicht. Die anderen waren erleichtert, haben sie doch gedacht mit der Freundschaft ist es bald zu ende. „Also, was machen wir?“, fragte Michel. „Ich würde vorschlagen Alex und Joanne statten Darius einen Besuch ab und wir warten hier auf sie.“ Alle schauten Hannah an die wieder relativ nüchtern von der Droge war. „So machen wir es!“, schrieen die Freunde und Alex und Joanne machten sich auf den Weg zum zweiten Verhör an diesem Abend.
Juanez war leicht sauer. „Er hatte einen guten Gefolgsmann verloren, aber sein Plan konnte noch immer gelingen. Bald würde es soweit sein. Ein Geniestreich. Seine Nase tat weh. Sie erinnerte ihn schmerzlich an seinen ärgsten Feind: Alex. Warum nur, dachte er. Aber es wird bald vorbei sein mit Alex und seiner verfluchten Clique. Ja, bald würde er wieder der unangefochtene Herrscher, dieser Schule und der Stadt sein. Er allein. Na gut Anna noch.“ Zufrieden lächelte er drein, in die untergehende Sonne.
„Und der Gewinner ist…..“, tönte es gedämpft aus Darius’ Apartment. Alex und Joanne hatten sich an den Wachen vorbei geschlichen und waren nun auf dem Flur, der zu Darius führte. Vorsichtig lugten sie um eine Ecke und sahen zwei bullige Schläger, die, die Tür bewachten.
Alex gab Joanne ein Zeichen und beiden rannten auf die beiden Schläger zu. Alex nahm den der an der rechten Flurwand stand und Joanne den, der die Tür an der Seite hatte. Alex griff mit einem Sprungkick an und traf den Schläger mitten auf die Brust. Die Folge: Der Schlägertyp kippte nach hinten und schlug hart auf dem Kopf auf und war sogleich ohnmächtig. Joanne hatte es schwieriger. Ihr Gegner hatte sie schon bemerkt und war aus der Reichweite ihres Sprungkicks getreten. Nun griff er an und Joanne wurde in die Defensive gedrängt. Alex kam ihr zu Hilfe. Er trat dem Schläger in die Seite und gab ihm noch einen Kinnhaken. Jetzt wendete der Schläger seine Aufmerksamkeit Alex zu, da er ihn als stärkeren Gegner betrachtete. Er hatte aber Joanne unterschätz und wahrscheinlich konnte er auch nicht bis zwei zählen. Alex und Joanne griffen den Schläger gleichzeitig an. Gemeinsam traten und schlugen sie auf ihn ein. Unbewusst trieben sie ihn in Richtung Tür von Darius’ Apartment. Beide traten den Schläger durch die Tür. Diese flog aus den Angeln. Doch während der Schläger fiel, zog er Joanne mit sich. Krachend kamen sie auf dem Boden auf. Darius schreckte hoch und sah einen seiner Feinde. Der Schläger packte Joanne und warf sie hinter sich. Joanne knallte gegen den Tresen und sank bewusstlos zusammen. Alex schlug solange auf den Schläger ein, bis dieser ohnmächtig war. Dann wandte er sich Darius zu.
Dieser war aus Angst zum Fenster zurückgewichen. Alex schritt auf ihn zu, packte ihn am Hals und hob ihn hoch. „So, du sagst mir jetzt, was Juanez mit der getürkten Modelagentur erreichen wollte. Ich rate dir zu reden, sonst hat dein letztes Stündlein geschlagen!“ Dieses Ansage wirkte und Darius redete.
Michel streichelte mit seiner Hand über Hannahs heiße Stirn. Er wartete auf Alex. Er hatte ihn nicht mitgenommen zu den Leuten, die seiner Liebe etwas antun wollten. Langsam verstand er warum Alex ihn nicht mitgenommen hatte. Vermutlich wäre er dann ausgerastet. „Alex hat bestimmt Recht mit seinen Entscheidungen!“, dachte Michel laut. Hannah bestätigte mit einem kurzen schlaftrunkenen Stöhnen. Michel liebte Hannah sehr und er konnte es ums verrecken nicht leiden, wenn jemand ihr und/oder seinen Freunden etwas antun würde. Vermutlich aus diesem Grund hatte Alex Michel nicht mitgenommen. Er würde auf seine Freundin aufpassen und sichergehen, dass keiner von Juanez’ Leuten ihr zu nahe kommen.
Alex ließ Darius unsanft auf den Boden klatschen. Er schenkte Darius nur noch einen verachtenden Blick und stützte dann Joanne, die sich zwischenzeitlich von ihrer Begegnung mit dem Tresen erholt hatte, aber noch wackelig auf den Beinen war. Nachdem Alex und Joanne das Gebäude verlassen hatten, wandten sie sich in Richtung Michels Haus zu. Noch weit hörte man das laute, von Ärger erfüllte, Brüllen von Darius.
Wenig später waren alle bei Michel versammelt. Alex erzählte ihnen was Juanez mit den Fotos von Hannah vorhatte: „Darius erzählte mir, dass Juanez die Fotos ins Internet stellen will, auf die Schulhomepage. Er will uns auseinander bringen.“ „Sinnlos. Aber was sollen wir jetzt tun?“, fragte Joanne. „Tja ich würde auf jeden Fall die Fotos löschen.“ „Wie willst du das anstellen? Einbruch?“, warf Michel ein. „Wie heißt es zu schön: Droht man zu verlieren, ziehe ein Ass aus dem Ärmel! Seraphine!?“ Seraphine ging und kam mit einem runden Gegenstand wieder. Sie legte ihn vorsichtig auf den Tisch. Alex öffnete den runden Gegenstand und zog einen Packen gerolltes Papier heraus. Er breitete es vor ihnen aus. Auf dem Papier war eine detaillierte, schematische Darstellung von Juanez Sitz abgebildet. „Du hast doch nicht wirklich vor, da hinein zu gehen.“, sagte Michel erschrocken. „Doch habe ich. Juanez will morgen 20:00 Uhr die Fotos hoch laden.“ Wir werden eine Menge besorgen müssen und planen. Wer nicht mit möchte, denn verstehe ich und der sollte es jetzt sagen.“ Keiner sagte etwas, alle standen hinter Alex und seinem tollkühnen Plan in die Höhle des Löwen einzubrechen. Gelegen kam ihnen, dass Juanez ein Fest gab und somit ihr Einbruch unbemerkter von statten gehen konnte.
Sie saßen die ganze Nacht und tüftelten einen Plan aus. Schließlich, gegen 4 Uhr früh, sah er so aus: Alex und Joanne werden vom Dach des Nachbarhauses in Juanez Sitz gelangen. Durch die Lüftungsschächte vorwärts zum Hauptzimmer von Juanez vordringen und die Fotos auf dem Rechner löschen. Anschließend das Gebäude schleunigst verlassen. Seraphine stiftet während dieser Zeit mit Nathaniel einen Streit auf Juanez Fest an. Michel passt nebenbei auf Hannah und die Freunde auf. Funkkontakt wird gehalten. So sollte der Plan ablaufen. Alle fühlten sich wie Geheimagenten. Alex erinnerte sich. Als er 12 Jahre alt war hatte er seinen ersten James Bond Film gesehen hatte und hatte daraufhin Geheimagent gespielt. Eine schöne Kindheitserinnerung. Jetzt wurde sie ernst.
Am Sonntagabend stand er mit Joanne auf dem Dach des Nachbarhauses von Juanez Sitz. Er und seine Freunde mussten verrückt sein, so etwas zu tun. Alex sah zu Joanne hinüber. Sie hatte sich in ein hautenges, schwarzes Outfit gezwängt und sah richtig gut darin aus. Ihr Haar hatte sie zu einem einfachen Pferdeschwanz gebunden. Angespannt warteten beide auf ihr Zeichen.
Nathaniel wartete auf Seraphine. Beide waren stark geschminkt worden um nicht aufzufallen. Nathaniel trug einen schwarzen Anzug und Seraphine ein rotes Abendkleid. Gemeinsam gingen sie, dass verliebte Paar spielend, zu Juanez Sitz. Juanez gab heute ein Fest. Alle „Königstreuen“ waren eingeladen. Problemlos kamen sie hinein. Seraphine war erstaunt. Es gab eine große Festhalle, die geschmückt war. Überall waren Juanez’ Schläger zu sehen. Aber auch normale Leute. „Wir sind drinnen.“, gab Seraphine per Funkgerät im Ohr an Alex weiter.
Hoch über Seraphins und Nathaniels Köpfen machten sich Alex und Joanne bereit zur Infiltration.
Juanez nahm seine Gäste in Empfang. Er hatte sich in einen schwarzen Anzug gesteckt und hatte ein einladendes Lächeln aufgesetzt. Seraphine und Nathaniel schafften es sich an Juanez vorbei zu schmuggeln und sich an der Bar zu platzieren. Erstaunt sahen sie sich um. Von außen sah das Haus aus wie ein weißes, gotisches Herrenhaus. Innen war es ausgestattet wie ein Palast der Reichen. Seraphine fragte sich, wie Juanez an so was kommen konnte.
Alex ging zur Kante des Hauses von dem aus, sie Juanez Sitz infiltrieren wollten. Er sah über die Kante hinunter in eine Gasse. Dann sah er zum gegenüber liegenden Haus, Juanez Sitz, und schätzte die Entfernung ab. „Viereinhalb Meter.“, sagte er zu Joanne. Sie nickte zustimmend. Beide machten sich bereit. Alex ging fast bis zur anderen Dachkante des Hauses. Der Dachkies knirschte. Alex lief los. Er rannte, konzentriert auf den Sprung. Die andere Dachkante kam immer näher. Jetzt. Er setzte seine linken Fuß auf und sprang ab. Er flog durch die Luft. Es schien eine kurze Ewigkeit zu dauern. Die Schwerkraft zerrte an ihm. Dann spürte er den Dachkies von Juanez’ Sitz und rollte sich ab. Nun war Joanne dran. Sie nahm Anlauf, rannte und sprang ab. Sie flog durch die Luft, doch schon griff die Schwerkraft nach ihr. Sie fiel. Sollte dies schon ihr Ende sein? Nein. Mit letzter Kraft klammerte sie sich an die Dachkante. Alex wandte sich blitzschnell um und kam ihr zu Hilfe. Er packte sie an beiden Handgelenken und zog sie hoch. Er zog sie mit so viel Kraft hoch, dass er nach hinten und Joanne auf ihn drauf fiel. Wieder knisterte es zwischen den beiden. Doch schon eine Sekunde später standen wieder beide und setzten ihren Plan fort. „Showtime!“, sagte Alex knapp durch sein Headset. Ein paar Etagen weiter unten hörte Seraphine das Wort und machte Nathaniel ein Zeichen. Sie begannen sich erst leise zu streiten und wurden dann immer lauter. Sie zogen eine Eifersuchtsszene durch, die wirklich Oscar reif war. Alle Gäste schauten sich um. Seraphine und Nathaniel keiften sich an, beschimpften sich aufs schlimmste. Schließlich traten einige von Juanez Sicherheitsleuten vor und versuchten den Streit zu schlichten. Doch letztendlich wurden Seraphine und Nathaniel hinaus geworfen. „Akt eins ist abgeschlossen.“, gab Nathaniel durch sein Funkgerät durch. „Viel Glück ihr beiden.“, fügte er noch hinzu. „Okay, geht nach Hause und vielen Dank noch mal.“
In der Enge der Belüftungsschächte hallte Alex‘ Stimme unnatürlich laut. Er und Joanne waren während der gespielten Eifersuchtszene übers Dach eingedrungen und hatten sich durch die Lüftungsschächte bis zu Juanez‘ Zimmer vorgeschlichen. Jetzt beobachteten sie die Wache vor seinem Zimmer. Vorsichtig taste sich Alex über das Belüftungsgitter. Drehte sich so lautlos wie es in der Enge möglich war um und sah Joanne genau in die Augen. Etwas weiter entfernt schob jemand ein frisches Magazin in seine 9 mm Beretta. Warf sich einen langen Mantel um und schritt mir gesenktem Kopf auf die Straße um sein tödliches Werk zu vollbringen.
Langsam und geräuscharm schraubten Alex und Joanne die Schrauben des Belüftungsgitters ab. Dann hoben sie es hoch und legten es vorsichtig ab. Die Wache patrouillierte vor dem Zimmer von Juanez. Joanne lies eine Schraube nach unten fallen und die Wache guckte sich sofort um woher das Geräusch kam. Er stand genau unter dem „Loch“ im Belüftungsschacht, wo davor das Gitter war. Alex lies sich mit den Füßen voran nach unten fallen und traf die Wache genau auf den Kopf. Diese war sofort ausgeknockt. Schnell schaute er sich um, konnte aber nichts Verdächtiges feststellen. Er versteckte die bewusstlose Wache hinter einer Pflanze und gab dann Joanne ein Zeichen, dass sie herauskommen könne. Lautlos landete sie auf dem Parkettboden und gemeinsam schlichen sie sich in Juanez’ Zimmer. Das Zimmer war spärlich eingerichtet. Der PC bildete das Zentrum. Ansonsten fehlte jedes weiteres Möbelstück. Durch die Fenster, die gegenüber der Tür lagen, fiel schales Sonnenlicht.
Währenddessen gingen Seraphine und Nathaniel zu Michel. Er wartete bereits auf sie. Bei ihm erzählten sie ihm, was sie auf diesem Empfang veranstaltet hatten. Alle drei mussten lachen, doch taten sie es möglichst leise, denn Hannah schlief tief und fest und erholte sich von den Strapazen der letzten Wochen. Gar nicht so weit entfernt, näherte sich eine Gestalt.
Alex und Joanne klinkten leise die Tür. „Verschlossen.“, sagte Joanne leise zu Alex. Dieser nickte nur und gab ihr den Dietrich. Dann stellte er sich an die Ecke und hielt Wache während sich Joanne am Schloss zu schaffen machte. Da hallten schwere Schritte den Flur entlang. Erschreckt sah Joanne zu Alex auf, doch er beruhigte sie, indem er sie anlächelte. Joanne werkelte weiter am Schloss. Die schweren Schritte verursachte eine weitere herannahende Wache. Alex drückte sich an die Wand und wartete und wartete und wartete. Da tauchte die Wache in seinem Blickfeld auf. Blitzschnell machte Alex einen Handkantenschlag zum Hals der Wache. Sofort sackte sie zusammen. Alex fing den Körper auf, bevor er aufs Parkett schlug und eventuell andere Wachen alarmieren konnte. Joanne hatte in der Zwischenzeit die Tür aufbekommen. Alex versteckte den bewusstlosen Wachmann und dann schlichen er und Joanne ins Zimmer von Juanez. Schnell war der PC ausgemacht. Er bildete das Zentrum des Raumes. Joanne ging vor ran. „Pass auf!“, rief ihr Alex zu, doch es war zu spät.
Michel, Seraphine und Nathaniel hatten sich bereits zur Ruhe begeben, als sie das Geräusch eines Schusses hochfahren ließ. Jemand verschaffte sich gewaltsam Eintritt. Leise schlichen sich die drei die Treppe hinunter, um zu sehen wer da war. Nathaniel sah ihn zuerst. Doch schon hallte ein Schuss und Nathaniel wurde in die Schulter getroffen. Schnell zogen Michel und Seraphine sich und Nathaniel aus der Gefahrenzone zurück. Allen war klar sie mussten etwas tun und sie brauchten ärztliche Versorgung für Nathaniel.
Von überall waren schwere Schritte zu hören. Joanne hatte den Alarm ausgelöst. Sie war an einen dünnen, durchsichtigen Draht gestoßen, der quer über den Raum gespannt worden war. Sofort waren Juanez’ Wachen losmarschiert. Unten in der Halle hatte keiner der Gäste gemerkt was dort oben von statten ging. „Komm wir verschwinden.“, fauchte Joanne Alex an. „Nein, geh du ich bringe das hier zu Ende.“ „Dickkopf.“, sagte Joanne und verschwand. Schnell war Joanne wieder im Belüftungsschacht und hastete zum Dach. Sie übersprang diesmal ohne Schwierigkeiten den Abstand und hielt vom anderen Dach aus Ausschau nach Alex. Dieser war zum Computer gegangen und durchforstete den Rechner gerade nach den Dateien. Zwei Sachen trieben ihn zur Hast. 1. Die Zeit, die er hatte, war weniger als eine Minute. 2. Saßen ihm die Wachen im Nacken. Endlich hatte er die Fotos gefunden. Er markierte sie alle und drückte dann auf löschen. „Komm schon.“ „Halt, Hände hoch.“, brüllte jemand hinter ihm. Das Klicken von Waffen verstärkten die Worte. Alex drehte sich langsam um. Vor ihm standen zehn bewaffnete Wachen. Alle sahen ihn hasserfüllt an.
Michel, Seraphine und der verletzte Nathaniel hatten sich ins Bad zurückgezogen. Draußen hörten sie die Schritte des Menschen, der auf Nathaniel geschossen hatte. Sie kamen sich wie im Film „Shining“ vor. Die Schritte kamen immer näher und näher. Seraphine schickte ein Stoßgebet zum Himmel. Die Stille wurde durch einen Schuss zerrissen. Die Badezimmertür sprang auf und im Türrahmen stand er. Darius. Die drei Freunde sahen ihn mit Schrecken an. Er hatte einen Ausdruck im Gesicht so voller Entschlossenheit, voller Zorn. Es sah schrecklich aus. Langsam richtete er die Pistole auf Michels Kopf. Sein Finger spannte sich am Abzug. „Nein!“, schrie jemand und Darius bekam von hinten eins mit der Bratpfanne übergebraten. Taumelnd lief er ins Badezimmer. Michel packte ihn und warf ihn durch das Fenster nach draußen. Alle drehten sich zu ihrem Retter um. Hannah stand im Türrahmen, die Pfanne wie ein Schwert gehalten. Michel ging zu ihr hin und nahm sie in den Arm. Dann rannte er schnell nach unten und rief ein Krankenwagen für Nathaniel. Sie hofften das Alex und Joanne so schnell wie möglich kommen würden. Unten ihm Hof erwachte ein gestürzter Darius. Er hatte es vermasselt, aber der Tag seiner Rache wird kommen. Das wusste er mit Gewissheit. Langsam und stöhnend machte er sich auf den Heimweg.
„Sieh mal an, wen haben wir den da. Ist das nicht der Herr Samariter?“ Höhnisches Lachen begleiteten die Worte. Juanez sah Alex hasserfüllt an. Alex war gerade wehrlos, da ihn zwei grobschlächtige Wachen festhielten. Juanez überlegte angestrengt, was er mit Alex anstellen sollte. Ein plötzliches Pipen seines Rechners ließ ihn hochschrecken. Schnell las er die Fehlermeldung. „Senden von Dateien nicht möglich. Bitte stellen sie fest ob sie auf die Dateien zugreifen können.“ Ein Lächeln stahl sich auf Alex‘ Gesicht. Wie von der Tarantel gestochen, durchsuchte Juanez seinen Rechner nach den jeweiligen Fotos. Er fand sie nicht. Er wusste was mit ihnen geschehen war. Alex hatte sie gelöscht. Er gab Alex einen Haken in die Nieren. Alex ignorierte den Schmerz. Juanez sah auf die Uhr. „Gerald ich muss wieder runter zur Party. Legen sie ihn um.“ Gerald nickte. Die beiden Wachen, die ihn festhielten gingen zu den ihrigen zurück. Zehn Pistolenläufe waren auf ihn gerichtet. „Hey!“, rief eine vertraute Stimme. Alle Wachen drehten sich um aber da war nichts. Alex nutzte die Chance und drehte sich blitzschnell um. Er rannte zum Fenster und hechtete hindurch. Die Wachen bemerkten es und feuerten. Kugeln zischten Alex um die Ohren. Er fiel senkrecht nach unten. Im Fall drehte er sich, sodass er mit den Füßen voran fiel. Nach einer schieren Ewigkeit landete er im großen Müllcontainer. Mühsam wühlte er sich durch Abfälle nach oben und kletterte hinaus. Joanne beobachtete ihn von Dach aus und musste grinsen. Sie verließ das Dach und ging hinunter auf die Straße. Dort traf sie Alex, der alles andere als nach Rosen duftete. „Kein Wort.“, sagte er zu Joanne. Sie lächelte nur. Gemeinsam gingen sie zu Michel. Dort ging Alex als erstes unter die Dusche und dann erzählten sie ihren Freunden alles. Nicht ahnend, dass sie gerade große Unheil heraufbeschworen hatten.
Wenig später. Juanez lag gerade im Bett und dachte nach. Anna schlief neben ihm. Der Sex war gut. Fieberhaft suchte er nach einer Idee diesen Alex und seine Clique endlich loszuwerden. Es konnte nicht sein, dass die immer seine Pläne durchkreuzten. Er drehte sich auf die Seite. Da fiel ihm was ein. Er griff zum Telefonhörer und wählte eine Nummer. Am anderen ende Leitung sprach eine unheilvolle Stimme. Juanez sagte nur: Kommen sie her.“ Und legte auf. Dann schlief er zufrieden und befriedigt ein.
Kapitel IX: Der Attentäter
„Prost!“, hieß es im Allgemeinen. Alex, Michel, Hannah und Seraphine hoben gleichzeitig ihre Gläser, prosteten sich zu und stürzten den Inhalt hinunter. Das Gartenfest war sehr ausgelassen.
Eine Woche war es her, da sie den Zusammenhalt der Clique gewährleistet und Hannah eine Menge Scham erspart hatten. Sie wussten, dass es immer schwerer wurde gegen Juanez anzukommen. Jedem Sieg den sie errungen hatten, war immer ein Vergeltungsschlag von Juanez gefolgt. Nur der Zeitpunkt war nie klar. Jedenfalls feierten sie gemütlich in den Samstagabend hinein.
Juanez hatte an diesem Abend Besuch. Sein Besuch stand im Schatten hörte zu was, man ihm sagte. „Also, das hier sind die Subjekte, die ich nie wieder sehen will.“ Er gab dem Besuch ein Foto. „Ob sie, sie einzeln oder alle auf einen Schlag aus der Welt schaffen ist mir egal. Hauptsache ich bin sie los.“ „Okay!“, sagte der Besuch knapp und sah Juanez an. Dann verschwand er. Juanez war fast verzweifelt. Die Säulen seiner Herrschaft waren nun rissig und drohten zu zerfallen und er mit ihnen. Er wollte dies nicht geschehen lassen. Also hatte er sich zu diesem Schritt entschieden.
Es war Nacht geworden. Hannah und Michel teilten sich ein Bett bei Michel, Seraphine und auch Alex lagen alleine in ihren jeweiligen Betten. Alex bemerkte nicht, dass er beobachtet wurde. Seine Freunde ebenso wenig. Nur Joanne wurde nicht beobachtet. Juanez hatte kein Bild von ihr gehabt. Außerdem dachte Juanez, wenn alle ihre Freunde tot seien, dann würde auch sie wieder ihm gehorchen.
Alex dachte an den letzten Samstag. Joanne hatte ihn gerettet. Sie hatte im Raum, wo der PC stand, ihr Funkgerät verloren. Da aber jeder von ihnen zwei hatte, verschaffte sie Alex dadurch eine Fluchtmöglichkeit.
Seine Gedanken wanderten zu Joanne. Sie war für ihn das bezauberndste Wesen auf der Welt. „Ertappt.“, rief er sich selbst leise zu. Er merkte, wie er immer mehr an Joanne denken musste. Er befand sich auf den besten Wege, sich nach etwas längerer Zeit zu verlieben. Schmerzlich kam die Erinnerung an seine erste Liebe hoch. Sandra hieß sie. Er war 14 Jahre alt gewesen. Beide waren so ineinander verknallt, dass sie alle Sorgen über Bord warfen. Doch ihre Liebe hätte nicht sein sollen. Es war ein sonniger Märztag gewesen, erinnerte Alex sich. Sie hatten sich zufällig getroffen. Als sie die Straße überqueren wollte, erfasste sie frontal ein LKW und sie war sofort tot. Ihr sanftes Gesicht war nur noch eine fleischige Masse. Ihr Körper war gebrochen. Auf der Beerdigung hatte er sich zusammengerissen und nicht geweint. Doch kaum waren er und seine Mutter zu Hause, heulte er stundenlang in sein Kissen. An diesem Tag starb etwas in ihm. Es war das Gefühl der Liebe. Doch schien es nun wieder fast vollständig Auferstanden zu sein. Trotzdem bildete dieses Ereignis einen dunklen Fleck in seinem Herzen. Nach diesem Tag hatte er Angst, wieder eine feste Bindung einzugehen. Doch die Zeit heilte alle Wunden. Er gab sich ab sofort immer locker, mit Charme und immer einen kleinen Lächeln. Er bekam zwar viele Angebote, doch lehnte er immer ab. Er wurde zu diesem Jungen, den es in fast jeder Schulklasse gibt. Einer den alle mögen, besonders die weiblichen Mitglieder der Klasse, und immer Ansprechpartner ist, aber sich scheut Bindungen einzugehen. Ja so einer war Alex im letzten Jahr in seiner Heimatstadt. Langsam sank er in den Schlaf.
Joanne lag auch noch wach. Sie dachte an Alex. Schon lange war ihr kein Kerl ihres Alters begegnet, der wie Alex eine Kraft ausstrahlte, eine Kraft Gutes zu tun. Alex war für sie eine Person, die ein Meister war sich in Schwierigkeiten zu bringen und mit einer Kraft diese zu überstehen, die schon übermenschlich schien. Langsam, glaubte sie, sie war doch in Alex verliebt. Doch es sich selbst einzugestehen traute sie sich nicht. Was wäre, wenn Alex ein Opfer von Juanez’ Wahnsinn wird? Könnte ihr Herz einen solchen Verlust verkraften? Sie konnte es sich nicht beantworten.
In seinem Sitz ging Juanez nervös auf und ab. Er hoffte, dass sein Vorhaben gelingen würde. Wenn nicht, dann wusste er nicht weiter. „Dieser Alex schadet mir sehr. Ich hoffe mein jetziger Plan gelingt, sonst ist es so gut wie vorbei mit meiner Herrschaft.“, dachte er laut. Anna näherte sich ihm von hinten und überraschte ihn mit einem Kuss. Und das weitere ergab sich von selbst.
„Man, das dauert ja ewig bis eine Bahn kommt.“, maulte Michel. Alex, Seraphine und Michel warteten in einer Untergrundstation der Straßenbahn. Ja die Stadt hatte eine Bahn die oben und unten fuhr. Es war eine gute Lösung. Denn hier im Stadtzentrum herrschte immer ein reger Verkehr. Wenn die Bahn unterirdisch fuhr, behinderte sie den Verkehrsstrom nicht zu sehr und ein Verkehrschaos blieb aus. Alex war mit Michel und Seraphine in einem Cafe im Stadtzentrum gewesen und nun wollten sie nach Hause. Alles in allem hatten sie einen schönen Sonntagnachmittag gehabt. Die Untergrundstation war mit weißen und leicht grün schimmernden Kacheln an den Wänden und Säulen verkleidet wurden. Michel hatte gerade Seraphine einen Witz erzählt und sie lachte. Alex kannte den Witz schon und lächelte beiläufig. Das Neonlicht spiegelte sich auf den Kacheln.
Alex’ Ohren vernahmen ein leises kaum hörbares Klicken, gefolgt von einem lautem Knall und einem Schrei. Er spürte einen heißen Luftzug an seinem Gesicht und sah wie eine Kugel krachend in eine Kachel schlug und Dreck herausschleuderte. Instinktiv duckten sich Alex, Seraphine und Michel. Dabei hielten sie Ausschau nach dem Schützen. Alex konnte drei Typen sehen, alle trugen das Zeichen von Juanez auf ihren Jacken. Plötzlich war der Dritte aus seinem Blickfeld verschwunden. Die anderen Zwei feuerten auf die Säule, hinter der Alex und seine zwei Freunde Deckung gesucht hatten. Kachelsplitter und Kugel flogen durch die Luft. Dreck und Staub bildeten eine Nebelschicht. Die Säule wurde ihnen langsam zu gefährlich. Michel und Seraphine nahem ihrem Mut zusammen und rannten so schnell wie sie konnten durch den Kugelhagel hinter eine andere Säule. Die Luft der Station war mit Kugeln geschwängert. Alex hoffte, dass sich die anderen Menschen in Sicherheit bringen konnten. Die Kugeln pfiffen an ihm vorbei. Die beiden Schützen standen am Rand des Bahnsteiges, mit den Rücken zu der gegenüberliegenden Wand. Da, ein Schatten. Alex sah, dass sich der dritte Schütze an seine linke Seite heranschleichen wollte. Zur anderen Seite hin standen die Schützen, die ihn unter Dauerfeuer nahmen.
Aus der Hocke griff Alex an. Zuerst streckte er das linke Bein aus. Der Typ flog darüber. Dann hob Alex sein linkes Bein an und ließ es mit der Ferse voran auf die Wirbelsäule des Gegners sausen. K.O. Sein Gegner verlor seine Waffe, die, aus irgendeinem überirdischen Grund, direkt vor seinen Füßen landete. Es war eine 9 mm Beretta. Alex sah auf die Waffe und irgendwie kam sie ihm vertraut vor. Es kam ihm vor, als lächle die Waffe ihn an. Währendessen wurde immer weiter auf Alex gefeuert. Den Schützen schien die Munition nicht auszugehen. Ihm überkam ein Gefühl, welches er noch nie gekannt hatte. Blitzschnell hob er die Waffe auf und nahm das Magazin heraus. Voll. Er schob es wieder hinein und stand auf. Die Waffe fühlte sich vertraut in seinen Händen an. So vertraut wie die Gabel, mit dem man täglich isst. Ein fernes, rasch näher kommendes Donnern kündigte das kommen einer Bahn an. Er wartete bis die Schützen nachladen müssten. Die Säule war ohnehin schon zerschossen und lange hätte es Alex dahinter nicht mehr ausgehalten. Das Nachladen seiner Gegner kam. Alex schritt links an der Säule vorbei und hechte vor. Während er flog, schoss er. Seine Kugeln trafen ihr Ziel. Den ersten Schützen erwischte er am Knie und er fiel vor schmerzen brüllend, vornüber auf den Bahnsteig. Den zweiten erwischte er an der Schulter. Dieser wurde nach hinten gerissen und wäre auf die Schienen gefallen, als nun endlich die Bahn kam auf die Alex und Michel und Seraphine gewartet hatten. Sie erfasste den Schützen seitlich frontal. Er war sofort tot. Alex landete auf dem Fliesenboden. Er blieb liegen. Seine Haare fielen ihm ins Gesicht. Mit weiten aufgerissenen Augen lag er da und die ganze Situation spielte sich noch mal vor seinem geistigen Auge, wie ein Kinofilm ab. Ferner hörte er das Bremsen der Straßenbahn.
„ALEX!!!“, riefen Michel und Seraphine im Chor und rannten zu ihm hin.
Wenig später saß Alex am Bahnsteig und ließ seine Beine kurz über den Schienen baumeln. Auf dem Bahnsteig wimmelte es vor Polizisten, Krankenträgern, Journalisten und Schaulustigen. Alex hatte bei einer Kripobeamtin schon ausgesagt. Nun wurden Michel und Seraphine von ihr verhört. „Alex!“, rief jemand. Joanne kam heran, wurde aber von Polizisten aufgehalten. Langsam ging Alex zu ihr hin und als er bei ihr war, wurde er umarmt und eine kleine Träne traf sein T- Shirt. Joanne hatte in den Nachrichten von der Schießerei gehört und war sofort zum „Tatort“ gekommen um zu sehen ob es Alex gut ging. Während Alex sich umarmen ließ, sah er an Joanne vorbei in die Menge der Schaulustigen. Sein Blick erfasste jemanden, den er unmöglich kannte. Er war fremd und Alex hatte ihn noch nie vorher in der Stadt gesehen. Auch so hob er sich von den anderen hervor. Joannes Gesicht tauchte in seinem Blickfeld auf. Sie konnte es gar fassen, dass er lebte. Beide erkannten, dass sie sich zueinander hingezogen fühlten, doch sollten sie noch eine Weile warten, ehe sie sich es gegenseitig gestehen konnten. Endlich konnten er, Michel und Seraphine gehen. Zuhause wurde Alex von einer überschwänglichen, glücklichen Mutter begrüßt. „Ich habe mir solche Sorgen gemacht!“, rief sie ihm entgegen und er musste die zweite Umarmung des Tages über sich ergehen lassen. Ihm kam es endlos vor, bis ihm alle seine Freunde gesagt hatten, wie glücklich sie waren, dass er noch lebte. Irgendwann lag er im Bett und dachte nach. Er ließ den Tag nochmals Revue passieren. Es kam im alles so sonderbar vor. Die ganze Zeit, als ihm gesagt wurde, wie glücklich man ist, dass er noch lebe, hatte er das Gefühl, als ob solche Situationen für ihn alltäglich wären. Als ob er nie etwas anderes mache, als ob es sein Geschäft wäre. Er versuchte sich auch krampfhaft zu erinnern woher er wusste wie er mit Waffen umgehen konnte. Denn ein normaler 16 jähriger Junge kenne sich mit so etwas eigentlich überhaupt nicht aus. Weiter nachdenkend und sinnierend schlief er alsbald ein. Aber er war ja nicht ganz normal. Ein kleiner Unterschied, unterschied ihn von den anderen.
Als Alex am nächsten Tag den Vorplatz der Schule betrat wurden ihm Jubelrufe und Beschimpfungen entgegen gerufen. Er ignorierte es einfach und war froh seine Freunde zu entdecken. Gemeinsam gingen sie zum Unterricht. Es war nun Ende April uns heute schenkte ihnen der Monat einen seiner warmen Tage. Geschichte, Alex sein Lieblingsfach, war heute so langweilig, dass ein Großteil der Klasse vor sich hin dösten. Von Juanez’ Leuten war Alex es ja gewohnt, aber auch die sonst guten Schüler waren nicht voll bei der Sache. Alex war aufgefallen, dass sich jetzt auch die Lehrer gegen die arroganten Typen von Juanez zur Wehr setzten. Sie ließen sich nicht mehr alles gefallen und warfen, wenn nötig sogar welche aus dem Unterricht. Auch Seraphine, die neben Alex saß, war dies aufgefallen. Sie erinnerte sich gerne daran, als Frau Lichtenstein jemanden von Juanez’ Anhängern rauswerfen wollte. Es war letzte Woche gewesen und sie hatten gerade Deutsch bei Frau Lichtenstein. Im Fach Deutsch behandelten sie gerade „Romeo und Julia“ von William Shakespeare. Sie und Alex fanden es zwar langweilig, doch arbeiteten sie immer mit. In besagter Stunde machte Lenard, ein Anhänger von Juanez, mal wieder Stunk. Er machte abfällige Bemerkungen, zappelte herum und grinste so dämlich drein, dass es einfach aussah, als ob er völlig Plemplem wäre. Irgendwann wurde es Frau Lichtenstein zu bunt und ordnete an Lenard solle den Raum verlassen. Natürlich war dies für die Anhänger von Juanez nicht zutreffend und Lenard blieb einfach sitzen, wie er und seine „Freunde“ es immer gemacht hatten. Frau Lichtenstein ermahnte ihn dreimal. Beim vierten Mal schrie sie ihn so laut an, dass Lenard beinahe von Stuhl gekippt wäre. Als er immer noch keine Anstalten machte zu gehen, stand Alex auf. Wortlos packte er Lenard am Kragen und warf ihn, durch, die von Frau Lichtenstein geöffnete Tür, raus auf den Flur. Als Alex wiederkam und die Tür geschlossen hatte, sah er in die Gesichter der Juanez Anhänger. Hass brandete ihm entgegen und hätten Blicke töten können, so wäre Alex auf der Stelle tot umgefallen. Aus der „Anti – Juanez Koalition“ erntete er hingegen bewundernde Blicke und hier und da ein Klatschen. Ein Lächeln huschte über Seraphins Gesicht, jetzt eine Woche später in einer langweiligen Geschichtsstunde. Keiner der Freunde ahnte was noch auf sie zu kommen würde.
Endlich kam das erlösende Stundengeklingel. Alles drängte sich aus dem Schulgebäude und verteilte sich auf dem Vorplatz. Seraphine, Alex und Michel ging nebeneinander her. Alex sein Schnürsenkel ging auf und er bückte sich um sie zu zumachen. Plötzlich war es um ihn herum still, totenstill. Alex hob leiht den Kopf und er stieß gegen einen metallischen Gegenstand. Er spürte, dass eine Pistole auf seinem Kopf ruhte und er wusste, wer der Schütze war. Lenard. „So, endlich habe ich dich. Mich hinauszuwerfen war schon ein Fehler genug, aber dies vor meinen Freunden zu tun, dass war ein schwerer Fehler. So schwer, dass er nur mit dem Tod bezahlt werden kann.“ Alex dachte: „Sind alle Anhänger so beschränkt, dass sie den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen. Sind sie wirklich so blöd. Na ja wie heißt es so schön: Die Dummen kann man am besten regieren.“ Er hörte wie der Rückzugshebel zurückgezogen wurde. „Hab ich noch einen letzten Wusch, bevor ich gehe?“, fragte Alex Lenard um Zeit zu schinden. Einige, die, die Szene betrachteten mussten ein Lachen unterdrücken. Michel, Seraphine und die dazugekommene Hannah sahen entgeistert zu. Alex kniete vor Lenard, wie zu seiner eigenen Hinrichtung. Lenard wirkte leicht verwirt. „Na gut, was willst du?“, sagte er zähneknirschend. „Wie wäre es mit….“ „Alex!“, schrie jemand über den ganzen Vorplatz. Es war Frau Lichtenstein, die ihn sprechen wollte. Lenard schaute zu ihr hin und vergas Alex eine kurzen Moment. Dieser nutzte es aus. Er prellte Lenard die Waffe aus der Hand, schnellte aus seiner knienden Position vor und warf sich gegen Lenard. Beide fielen auf den Boden. Ein kurzes, aber heftiges Gerangel entstand, aber Alex gewann. Er ließ Lenard aufstehen und dieser trollte sich. Alex glaubte, er hätte es nun endlich eingesehen, doch falsch gedacht. Lenard hob seine Waffe auf, die Alex vergessen hatte zu sichern und zielte auf Alex. „Hey!“, rief er und drückte ab. Der Knall war ohrenbetäubend. Alex riss die Hände hoch. Der Schuss war gut gezielt, Alex drehte sich um die eigene Achse und fiel zu Boden.
War dies nun das Ende? War der Kampf gegen Juanez vorbei, war alles umsonst? Tränen flossen aus Seraphins Augen und auch bei denen flossen die Tränen, die Alex für ihren „Retter“ hielten. Es herrschte eine trübe Stimmung, bis sich ein kleines Husten bemerkbar machte. Alex stand wieder auf. Etwas benommen schaute er in die Runde. Es jubelten alle. Langsam öffnete er die linke Hand und mit erstaunten Gesichtern sahen alle, dass dort die Kugel aus der Waffe von Lenard lag. Alex hatte sie gefangen. Lenard war immer noch da und rannte nun weg, weit weg. Aus dem Schatten des Schulgebäudes heraus beobachtete jemand diese Szene und legte sich in seinem Kopf einen Plan zurecht.
Vom Schock erholt zerstreute sich die Menge. Alex und seine Freunde gingen nach Hause, unwissend, dass sie beobachtet und verfolgt wurden. Zuhause angekommen konnte Alex es gar nicht fassen, was er heute vollbracht hatte. Sicherlich war es schwer, wenn nicht gar unmöglich eine Kugel zu fangen und ohne Übung schon gar nicht. Außerdem fühlte er sich nicht glücklich unverletzt zu sein, sondern eher bestätigt, dass er so etwas vollbracht hatte. Es war vielmehr das Ergebnis jahrelanger Übung. Aber beim besten Willen konnte er sich nicht daran erinnern, wo er so etwas lernen konnte. In seinen Gedanken schlich sich ein anderer Gegner, der Schlaf. Er überkam ihn von hinten und legte sich über ihn. Er träumte von der Situation in der U-Bahn Station. Er sah sich selbst, wie er um die Säule herum sprang und wie die beiden Kugeln trafen. Dann sah er sich selbst ins Gesicht. Er sah sich selbst höhnisch grinsen. Sein Gesicht verzog sich in eine Fratze und rief: „DU hast getötet du, du, du, du…..“ „AAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHHHHHH!!!!!!!!!“, mit diesem Schrei erwachte er und schnellte in seinem Bett hoch. Wie war er hierher gekommen? Dann sah er den Grund. Am Fenster stand eine erschreckt guckende Joanne. „Hi“, sagte Alex leicht dümmlich drein schauend. „Hallo.“, sagte Joanne. Alex stand auf und ging an ihr vorbei in Richtung Bad. Joanne stand eine Weile alleine am Fenster und schaute in die Dämmerung hinaus. Alex bespritzte sich im Bad das Gesicht mit kaltem Wasser um wieder einen klaren Gedankengang zu bekommen. Er sah in den Spiegel, der über dem Waschbecken hing. Dort starrte nicht etwa sein Ebenbild zurück, sondern die hämisch grinsende Fratze aus seinem Traum. Schnell wandte sich Alex ab und ging zurück in sein Zimmer. Joanne wandte sich um und sah ihn eindringlich an. Auch Alex sah sie an. Ihre Blicke sagten vieles, aber für einen Betrachter nichts. Alex bemerkte einen roten Punkt an Joannes rechter Seite. Schnell wurde Alex klar, dass es ein Laserpointer war, der zu einem Scharfschützengewehr gehörte. Joanne wollte gerade zum sprechen ansetzten, als sich Alex auf sie stürzte und sie mit sich aufs Bett warf. Schon krachte der Schuss und die Patrone schlug in die gegenüberliegende Wand vom Fenster ein. Joanne landete weich auf Alex’ Bett. Er lag auf ihr. Beide sahen sich an. Und nach einer Minute inniger Betrachtung lösten sie sich schnell voneinander. „Was…was oder wer war das?“, fragte Joanne Alex leicht erschöpft. Alex sah sich das Einschussloch an. „Ein sehr gutes Scharfschützengewehr.“ „Lass die Scherze und sag mir wer da auf uns geschossen hat.“ „Liegt das nicht auf der Hand?“ Joanne dachte kurz nach. „Ja du hast Recht. Aber ich dachte nicht, dass er so weit gehen würde.“ Tja so täuscht man sich. Los lass uns Seraphine, Michel und Hannah warnen und vor allem Nathaniel!“ „Gut ich gehe zu Seraphine und Co.“ OK. Ich werde Nathaniel warnen.“ „Wann treffen wir uns wieder?“ „Sagen wir um zehn bei mir.“ „Gut.“ Gemeinsam verließen sie Alex’ Haus und bemerkten nicht, dass sie beobachtet wurden.
Anna sah in den Spiegel. Eine kleine Sorgenfalte war auf ihrer Stirn zu sehen. „Kann ich jemanden lieben, der Menschen töten lässt?“, fragte sie sich. Sie allein konnte keine Antwort finden. Sie begab sich zu Juanez. Dieser telefonierte gerade. Als er sie sah erhellte sich seine Mine. Er legte auf und sah Anna erwatungsvoll an. Sie kam gleich zum Punkt: „Juanez ich möchte dich was fragen.“ „Was denn?“ „Warum tötest du Alex und Konsorten? „Weil sie eine ernsthafte Störung meiner Herrschaft darstellen.“ „Aber kannst du sie nicht einfach wegsperren?“ „Nein dazu reichen die Mittel nicht und außerdem macht es so mehr Spaß. Was soll die Fragerei eigentlich. Entwickelst du etwa Sympathie wie diese… diese Clique.“ Dabei sprach er das Wort „Clique“ sehr abwertend aus. Seine Mine verfinsterte sich wieder. „Na ja, wenn ich so drüber nach denke. Also, der Körper diese Ausstrahlung….“, sagte sie schwärmerisch. Juanez glaubte nicht recht zu hören und wollte sie schon zur Vernunft bringen als sie sagte: „… ist nichts gegen deinen Status und dein Aussehen.“ Erneut fühlte sich Juanez bestätigt. Beide lächelten sich an. Und in Anna starb das letzte Stück Menschlichkeit.
„Ah mein Freund!“, mit diesen Worten und einer einladenden Armbewegung begrüßte Nathaniel Alex. „Hi.“, sagte Alex kurz angebunden. „Können wir reden?“ „Klar mein Freund am besten gleich hier.“ Damit zeigte Nathaniel in den Raum, wo er sich mit den vielen anderen befand. „Lieber unter vier Augen.“, entgegnete Alex. „OK.“ Gemeinsam gingen sie in Nathaniels Zimmer. „Also, was gibt es so wichtiges?“, Nathaniels Baritonstimme hallte. „Um es kurz zu machen.“, begann Alex, „Juanez hat einen Attentäter auf uns gehetzt.“ Nathaniels Blick erstarrte. „Hast du einen Beweiß dafür?“, fragte er. „Nicht direkt.“ „Was soll das heißen, nicht direkt?“ „Auf Joanne und mich ist geschossen worden und außerdem habe ich das Gefühl die ganze Zeit beobachtet zu werden.“ „Schöne Scheiße.“ „Du sagst es.“ „Hast du eine Idee, wie wir ihn loswerden können.“ „Klar. Entweder er killt uns alle oder wir bieten ihm die Stirn.“ „Aber wie willst du das anstellen. Du kennst sein Gesicht nicht.“ „Das ist mir auch klar. Wir müssen ihm eine Falle stellen.“ „Und wie soll die aussehen?“ „Wir bieten ihm einen Köder.“ „Moment mal, du willst deine eigenen Freunde als Köder benutzten und wenn etwas schief geht ihren Tod verantworten. Vergiss es. Ohne mich.“ Alex verstand sich gerade selbst nicht mehr, denn er würde nie seinen Freunden etwas antun. „Es tut mir leid, dass ich das gesagt habe. Du hast recht so etwas ist unverantwortlich. Ich weiß auch nicht was mit mir los ist. In letzter Zeit denke ich manchmal ziemlich komisch. Irgendwie kalt und gefühllos.“ „Erzähl mir alles!“, forderte Nathaniel Alex auf und Alex fing an zu erzählen.
Er blickte durch sein Fernglas auf Michels Haus. Er hatte nun in drei Tagen, Sonntag, Montag und Dienstag, alles herausgefunden, was es über Alex und seinen Freunden gab. Bereits jetzt erarbeitete er einen Plan. Er würde morgen zu schlagen.
„So eine riesengroße Scheiße!“, schrie Michel und stampfte wütend auf. „Ja ich weiß.“, versuchte Joanne ihn zu beruhigen. „Wir müssen alle vorsichtig sein.“ Zustimmend nickten Michel, Hannah und Seraphine, während Joanne sprach. Sie erzählten noch etwas mehr und später am Abend gingen sie schlafen. Alex kam spät nach Hause. Er musste über das Verandavordach zu seinem Fenster klettern um in sein Zimmer zu gelangen. Schnell zog er sich aus und legte sich schlafen.
Der nächste Tag, ein Mittwoch, fing gut an. Als Alex und seine Freunde in die Schule kamen wurden sie von den leuchtenden Farben eines Plakates fast erschlagen. Ihre Minen erhellten sich als sie lasen, dass am Freitag „The Minx“ im SPEED spielten. The Minx war eine Ortsansässige Band und sie spielten guten Punkrock. Die Freunde freuten sich schon dorthin zu gehen.
Wenig später war ihre einst so freudige Stimmung fast dahin. Michels und Hannahs Klasse hatten in der fünften Stunde im Chemieraum Unterricht. Dieser lag im Erdgeschoss im Südflügel der Schule. Der Raum war wie ein kleiner Lesesaal aufgebaut: Vorne waren Tafel und der Lehrertisch, woran experimentiert werden konnte. Etwas weiter hinten waren die Bänke für die Schüle, auf aufsteigenden „Höhen“ aufgebaut. Dort saßen die Schüler. Die Fenster befanden sich rechts, von den Schülern aus gesehen, und man konnte von ihnen aus direkt auf den Vorhof schauen. Alex seine Klasse schrieb im Nebenraum eine Klassenarbeit. Am Lehrertisch waren alle möglichen Anschlüsse, also für Gas und so weiter. In Chemie behandelte man gerade Erdöl und Erdgas. Demzufolge hatten sie heute einen Tankwart zu Gast. Dieser war kein geringer als Seraphins Vater. Er arbeite bei an der Tankstelle nahe der Stadt und die Chemielehrerin, Frau Klar, hatte ihn gebeten den Schülern etwas über Erdgas, Erdöl und Benzin zu erzählen. Da stand er nun vor ihnen. Ein Drei-Tage Bart, ein rot, blau kariertes Hemd und eine blaue Latzhose. Natürlich kannte Seraphins Vater Michel und Hannah und hatte ihnen beim reinkommen kurz zugenickt. Michel war aufgefallen, dass heute so gut wie keiner von Juanez Leuten in seiner Klasse anwesend war.
Eifrig schrieb Hannah mit, was Seraphins Vater dort vorne erzählte. Michel und der Rest der Klasse taten es ihr gleich. Ungefähr eine viertel Stunde erzählte Seraphins Vater. Da geschah das Unglück. Seraphins Vater führte ein Experiment durch. Dazu verwendete er den Brenner. Er hielt diesen schräg an das Reagenzglas um den Inhalt darin zu erwärmen. Plötzlich sauste ein leuchtender Gegenstand durch das Fenster und schlug genau in den Brenner ein. Dieser explodierte sofort und mit ihm der gesamte Lehrertisch. Seraphins Vater wurde vor ihnen in Stücke gerissen. Die Schüler warfen sich von den Stühlen unter die Bänke, die vorne einen Schutz hatten. Frau Klar war sofort zur Seite gehechtet, hatte sich aber den Kopf an einer Treppenstufe gestoßen. Doch im ganzen Schock der Situation bekamen die Schüler, das gar nicht richtig mit. Sofort ging die Sprinkleranlage an und der Feueralarm ging los.
Alex, der die Detonation gehörte hatte und auch alle anderen, hörten sofort auf zu schreiben und als der Feueralarm dazu kam, verließen alle überstürzt den Klassenraum. Ihr Lehrer war machtlos. Draußen auf dem Flur erblickte er Michel und dieser erzählte ihm was passiert ist. Über Seraphins Vater verlor er kein Wort. Alex sah noch einmal in Richtung Chemieraum. Er war leicht durchnässt wegen der Sprinkleranlage. Als er durch die zerplatzten Scheiben sah, sah er ihn. Sein Gesicht brannte sich sofort in Alex sein Gehirn. Alex bahnte sich einen Weg zum Chemieraum. Als er da war, durchquerte er ihn und sprang durch die Fensterrahmen auf den Vorplatz und verfolgte ihn. Er war schnell. Sie hatten einen Abstand von rund 100 Meter. Alex verfolgte seinen Gegner die lange Hauptstraße entlang. Den Sonnen-Boulevard hinunter bis zur einer kleinen Gasse gegenüber von Alex seinem Lieblingscafe. Die ganze Zeit über hatte Alex bemerkt, dass sein Gegner stärker war als er. Außerdem gut ausgebildet, denn es gelang ihm nämlich Alex kurz abzuhängen. Vorm Eingang der Gasse blieb Alex stehen und sah sich suchend um. Da erweckte ein Motorengeräusch seine Aufmerksamkeit. Er sah in die Gasse und schon kam er auf einen Motorrad angefahren und traf Alex frontal. Alex flog durch die Luft drehte sich ein paar Mal um die eigene Achse und landete sicher auf seinen Füßen. Er sah dem Kerl nach wie er auf seinem Motorrad wegfuhr. Bedrückt ging Alex zurück zur Schule. Schon aus 50 Metern Entfernung sah er Feuerwehr, Polizei und Krankenwagen vor der Schule stehen. Außerdem sah er einen schwarzen Kombi da stehen.
Jemand war umgekommen. Alex beschleunigte seine Schritte und traf auf seine Freunde, die trauernd da standen. Keiner sah ihn, nur Michel deutete auf Seraphine, die alleine Abseits stand. Er ging zu ihr hin. Er hatte verstanden. Ihr Vater war durch das Attentat umgekommen. Er stellte sich neben Seraphine und schwieg. Gemeinsam trauerten sie. Alex hatte Seraphins Vater immer nett gefunden. Immer, wenn er bei Seraphine war, hatten beide was zum Lachen. Alex war zwar erschüttert und traurig, aber dennoch kam ihm keine einzige Träne. Seraphine sah ihn an und fiel ihn dann schluchzend in die Arme und weinte in seine Brust. 10 Minuten standen sie da. Irgendwann musste er noch eine Aussage machen. Danach ging er zu seinen Freunden und gemeinsam mit Seraphine trauerten sie. Gegen halb zwei gingen sie nach Hause. Hannah brachte Seraphine nach Hause und kümmerte sich noch ein bisschen um sie. Michel kam noch mit zu Alex. Beide waren tief bestürzt. Alex rief Nathaniel an und erzählte ihm die Ereignisse des Tages. Michel verabschiedete sich etwas später und Alex saß alleine auf dem Sofa und dachte nach. Das Gesicht, von dem Kerl der Seraphins Vater auf den Gewissen hat, tauchte vor seinem inneren Auge auf. Es gehörte zu einem Kerl der ungefähr Mitte 30 war. Er war komplett in schwarz gekleidet, doch das besondere war sein Gesicht. Die gesamte rechte Gesichtshälfte war mit einer riesigen Tribal Tätowierung verziert. So einen Anblick konnte man gar nicht vergessen. Alex saß 2 Stunden da, ohne sich zu bewegen. Seine Mutter kam ganz übereifrig hereingestürmt. „Alex, weißt du was ich heute beim Friseur erfahren habe.“ „Nein, aber dich wird sicher interessieren, dass heute fast der gesamte Chemieraum in die Luft geflogen und dabei Seraphins Vater umgekommen ist.“ „WAS!“, schrie seine Mutter entsetzt. Die Eltern von Seraphine und Alex seine Mutter waren gute Freunde gewesen. „Ich geh gleich rüber.“ „Warte ich komme mit.“
Alex betätigte die Klingel. Seraphins Mutter öffnete. Sie sah sie mit verweinten Augen an. „Fiona…“, mehr brachte Seraphins Mutter nicht über die Lippen. Beide Frauen fielen sich in die Arme. Alex sagte nichts und folgte den beiden Damen nach drinnen. Die beiden setzten sich auf Sofa und Alex drückte Seraphins Mutter sein Beileid aus und ging danach in Seraphins Zimmer um nach ihr zu sehen.
Dort erwatete ihn eine Überraschung. Nathaniel war dort und tröstete Seraphine. Nathaniel bemerkte ihn zuerst. „Alex!“, rief er. „Hallo.“, sagte er leicht irritiert. Nathaniel kam auf ihn zu und sagte: „Sie möchte mit dir alleine sprechen.“, dabei zeigte er auf Seraphine, die Gedankenverloren am Fenster stand. „Gut.“, antwortete Alex. Nathaniel ging an ihm vorbei, klopfte ihm auf die Schulter und verließ den Raum. Wie eingefroren stand er da und wusste nicht was er sagen sollte, bis Seraphine sich um wand und ihn ansah. Er konnte Zorn in ihrem Blick spüren. „Alex ich möchte dir sagen, dass ich einerseits dich als guten Freund schätze. Andererseits sind mir erhebliche Zweifel gekommen, was den Kampf gegen Juanez betrifft.“ „Seraphine…“ „Nein lass mich ausreden. Es sind Menschen umgekommen, alles deinetwegen. Du bist daran Schuld du allein.“ Wütend warf sie sich auf ihn und trommelte mit ihren Fäusten auf seine Brust. „Seraphine hör mir zu.“ Sie sah ihn an und Tränen füllten ihre Augen. „Ich weiß wohl, dass ich auch eine Mitschuld an dem Tod deines Vaters trage, aber ich werde den finden, der es getan hat und erst recht den, der es in Auftrag gegeben hat. Aber es bringt nichts, wenn du mich als Feind ansiehst. Ich will von dir nur eins wissen: Wirst du zu mir stehen und zu unseren Freunden, wenn es hart auf hart kommt? Wirst du zu mir stehen?“ Seraphine sah ihn aus großen traurigen Augen an. Dann nickte sie und warf sich schluchzend gegen seine Brust.
Eine halbe Stunde später verließ Alex ihr Zimmer. Nathaniel wartete davor auf ihn. „Sie schläft jetzt. Ruf du Hannah an, dass sie vorbei kommt und ein wenig auf Seraphine acht gibt. Michel kann auch kommen.“ „Geht klar, aber was ist mit dir?“ „Ich brauche deine Hilfe.“ „Wobei?“ „Komm einfach mit.“ Gemeinsam verabschiedeten sie sich bei Seraphins Mutter und Alex seiner und gingen dann nach draußen. Dort rief Nathaniel Hannah an und sagte ihr was Alex ihn aufgetragen hatte. „Wann treffen wir uns alle, zur Lagebesprechung fragt sie.“ Alex überlegte kurz. „Halb zehn bei mir.“ „Gut“. Nathaniel gab die Information Hannah durch und die beiden Freunde machten sich auf den Weg zur Stadtbücherei.
Juanez tobte vor Wut. Er schrie fast das gesamte Haus zusammen. Im Raum stand auch der tätowierte Attentäter. „Ich habe ihnen ein Foto gezeigt, wo die Personen drauf waren, die sie erledigen sollten. Aber nein sie mussten ja die halbe Schule in die Luft jagen.“ Er schrie die letzten Worte ziemlich laut. Der Attentäter stand regungslos da. „Sie haben eine Person getötet, die nichts im Geringsten mit meinen Problemen zu tun gehabt hatte. Aber nein sie mussten sie ja töten. Wie stehe ich den jetzt da?“ „Mit Verlaub Sir. Nicht ganz zu gut.“ Juanez raste vor Wut. Er baute sich vor seinem gegenüber auf und sagte: „Bringen sie das wieder in Ordnung oder ich lasse sie köpfen.“ Nach diesem unmissverständlichen Befehl ging der Attentäter. Doch Juanez Wut war noch nicht verraucht. Wie sehr wünschte er sich, dass Alex niemals in seinem Leben aufgetaucht wäre. Oh wie verfluchte er diesen Kerl. Es war ihm unbegreiflich.
Um kurz nach halb zehn waren alle bei Alex versammelt. „Okay meine Freunde. Wir haben ein ernsthaftes Problem. Dieser jemand macht Jagd auf uns.“ Er zeigte ein Bleistiftporträt vom Attentäter herum, welche er selbst gezeichnet hatte. „Ich gehe davon aus, dass Juanez ihn angeheuert hat um uns alle zu liquidieren. Wir müssen alle äußerst vorsichtig sein.“ „Okay.“, sagten alle im Chor. Wenig später waren alle zuhause. Alex hatte sich schon ausgezogen und zu Bett gelegt, als er noch einmal über den Tag nachdachte. Ein Mensch war gestorben und Juanez trug nun die Schuld. Auch er war nicht ganz schuldlos am Tode von Seraphins Vater. Es war eine vertrackte Situation. Irgendwie mussten sie den Attentäter loswerden. Aber wie? Langsam sank er in den Schlaf. In dieser hatte wieder einen merkwürdigen Traum. Er träumte wieder von der Situation in der U-Bahn Station. Diesmal sah er den Ablauf aus seinen eigenen Augen. Nichts kam ihm anders vor als sonst. Bis dahin als Joanne auf ihn zukam. Anstatt ihm um den Hals zu fallen, kam sie mit erhoben Zeigefinger auf in zu und sagte: „Du bist daran Schuld, dass wir alle sterben. Du allein.“ Flash!
Eine schnelle Ortsveränderung. Alex stand auf dem Friedhof. Vor ihm sechs Grabsteine. Ein Gewitter donnerte über ihm hinweg und ließ schweren Regen fallen. Jeder einzelne enthielt einen Namen seiner Freunde. Ihm wurde bewusst, dass er sie unter die Erde gebracht hatte.
Er sank auf die Knie und schrie: „NEIN!!!“ Dann wachte schweißgebadet auf.
An diesem Donnerstag im April ging er früh erst einmal Duschen. Kurz, nachdem er fertig war und sich nach unten begeben hatte, traf er auf eine wütend drein blickende Mutter. Sie hielt ihm die Zeichnung vom Gesicht des Attentäters vor die Nase und rief: „Wen hast du da gemalt?“ Alex überlegte was er jetzt sagen sollte. Sollte er sagen, dass er gegen Juanez kämpft und er von dem „Gesicht“ gekillt werden soll. Oder soll er sagen, dass es eine Kunsthausaufgabe ist. Er wollte seine Mutter nicht anlügen, darum entschied er sich für ersteres. „Gut Ma. Setzten wir uns erst einmal.“ Sie setzten sich auf die Couch und Alex begann zu erzählen. Je weiter er mit seiner Erzählung vorankam, desto mehr verdüsterte sich die Mine seiner Mutter. Auch blieben die beiden nicht unbeobachtet. Das unbekannte tätowierte Gesicht beobachtete sie und als er Alex seine Mutter sah wurde ihm etwas bewusst.
„So und nun werden meine Freunde und ich von einem Attentäter gejagt, der genau so aussieht wie auf der Zeichnung.“ Damit schloss er seine Erzählung. „Was du erzählst, mein Sohn klingt wie ein Märchen, aber ich glaube dir. Was ich nicht verstehen kann, warum dieser Kerl euch jagt.“ „Warum verstehst du es nicht. Juanez ist sauer auf uns und er will uns endlich loswerden. Darum jagt uns dieser Irre.“, fuhr Alex seine Mutter an „Ja so weit habe ich verstanden bloß es gibt nur ein Problem.“ „Was für ein Problem?“, fragte Alex und schaute dabei auf die Wanduhr. Wenn sie sich nicht beeilen würden, käme er zu spät zur Schule „Jener Kerl, der euch jagt, ist dein Vater.“ „WAS!“, schrie Alex. Sein eigener Vater wollte ihn töten, warum nur? Auf einmal war das zu spät zur Schule zu kommen in weite Ferne gerückt. „Aber ich denke er ist gestorben.“ „Ja, dass habe ich dir erzählt. Die Wahrheit ist, dass dein Vater Soldat war und bei einem Einsatz als vermisst gemeldet wurden war. Ich habe es dir nicht erzählt, damit du mich nicht über ihn ausfragst, weil ich es sonst nicht verkraftet hätte immer weiter an ihn zu denken.“ Er nahm seine Mutter in den Arm und drückte sie. Tränen liefen. Aber nicht nur bei Alex, sondern auch bei jemanden der alles über eine Wanze mit gehört hatte.
Den Freunden blieb das Kantinenmittagessen der Schule im Halse stecken. Völlig entsetzt sahen sie Alex an. Erst war Alex zu spät zum Unterricht gekommen, dann war er die ganze Zeit geistig abwesend und jetzt rückte er mit so etwas heraus. Die Freunde konnten es kaum fassen. „Und hat deine Ma einen Namen genannt?“, fragte Michel, dem der Appetit vergangen war. „Ja hat sie. Aaron Winter.“ Alex sah betrübt hinein. Er konnte seinen Freunden nicht in die Augen sehen. Am allerwenigsten Seraphine, denn sein Vater hatte ihren auf dem Gewissen. Alex stand auf und verließ die Kantine. Er wollte nach Hause gehen. Er ließ seine Freunde sitzen und wanderte in den Straßen umher. Unterwegs traf er auf Joanne. Auch ihr erzählte er alles. Sie nahm ihn tröstend in den Arm und beruhigte ihn. Alex war froh jemanden gefunden zu haben, der ihn tröstete.
„Was, sie können ihn nicht töten!?“, rief Juanez Aaron zu. Dieser stand nur stumm da. „Warum, wenn ich fragen darf.“ „Auf diese Frage bekommen sie keine Antwort.“ Ein Verdacht keimte in Juanez heran. Auf einmal wurde er freundlich. „Gut sie können gehen.“ Aaron verließ das Zimmer. Juanez griff zum Telefon und wählte eine nur ihm bekannte Nummer. „Ja.“, kam es aus der anderen Leitung. „Gerald. Sie haben einen Auftrag. Komm unverzüglich her.“ „Gut.“ Das Gespräch war beendet.
In ihrem Zimmer saß Anna allein vor dem Spiegel und kämmte ihr Haar. Sie bewunderte Juanez von Tag zu Tag mehr. Er war für sie zu einer Ikone aufgestiegen. Manchmal malte sie sich aus was einmal im Geschichtsbuch der Stadt stehen würde: „Juanez war ein guter und gerechter Man, der, der Stadt viel gutes brachte. Etc. etc.“ Es war ein Tagtraum und sie wusste, bald war er Wirklichkeit.
Mittlerweile war es Abend geworden. Alex war mit Joanne ins SPEED gegangen. Einerseits wollte er erst einmal fernab von seinen Freunden bleiben. Andererseits wollte er sich ablenken. Keiner von beiden wusste, dass es heute noch etwas besonders im SPEED gab. Joanne und Alex hatten sich in einer der Knutschecken verzogen um ungestört reden zu können. Doch nach einer Weile saßen sie nur noch nebeneinander und schwiegen sich an. Dieser ganze Tag war für Alex einfach zuviel gewesen. Er schloss kurz die Augen und döste ein bisschen. Als er nach einer halben Stunde die Augen wieder aufschlug, war Joanne verschwunden. Draußen herrschte ein Lärm. Alex stand auf um der Sache auf den Grund zu gehen. Draußen auf der Tanzfläche hatte sich ein großer Menschenkreis gebildet. Alex zwängte sich hindurch und sah was in der Mitte des Kreises von statten ging. Zwei Damen prügelten sich. Alex wollte sich schon wieder abwenden, weil er heute einfach keinen Bock hatte Streit zu schlichten. Doch als noch einmal hinsah, erkannte er wer dort kämpfte. Joanne gegen Anna. Um ehrlich zu sein hatte er Anna gar nicht zugetraut, dass sie sich so wehren konnte. Gespannt sah Alex dem Kampf zu. Joanne und Anna zerrten sich an den Haaren, kratzten und bissen. Traten, schlugen und blockten. Es war ein sehr spannender Kampf. Anna griff mit einem Tritt in Joannes Bauch an. Diese fegte ihr Bein zu Seite und gab ihr einen kräftigen Fauststoß ins Gesicht. Anna taumelte. Joanne nutzte dies aus und griff ihr mit der Handfläche unter das Kinn, drückte den Kopf nach hinten und Anna fiel auf den Boden. Sie blieb liegen. Joanne drehte sich um und sah Alex. Sie ging zu ihm hin. „Meinungsverschiedenheiten?“, fragte er nur. Joanne nickte. Gemeinsam verließen sie das SPEED und gingen nach Hause.
Als Alex die letzten Meter allein ging, dachte er ein wenig nach. „Ich glaube, ich habe es fast verkraftet.“, dachte er. Er schloss die Wohnungstür auf und zwei, nun wieder emotionslose Augen, beobachteten ihn.
An diesem Abend saßen Michel, Seraphine und Hannah zusammen und redeten über Alex. „Was meint ihr,“ begann Michel, „können wir Alex noch trauen. Ich meine der Attentäter killt uns einfach und ihn lässt er leben, weil sie verwandt sind.“ „Hör auf so zu reden!“, fuhr in Seraphine an. „Du hast kein Recht so über Alex zu reden. Ich glaube er liebt uns mehr als seinen „Vater“. Nein Alex würde uns nie im Stich lassen.“ „Du hast Recht.“, sagte Michel reumütig. „Wir sollten Alex wo es nur geht unterstützen. Schließlich hat er uns schon oft aus verzwickten Situationen gerettet.“, warf Hannah ein. Und nach ein paar weiteren belanglosen Sätzen gingen sie nach Hause schlafen.
„RING, RING.“ Der Wecker in Seraphins Zimmer klingelte und sie erwachte aus ihrem traumlosen Schlaf. In ihrem roten Morgenmantel gehüllt ging sie ins Bad und machte sich frisch. Danach zog sie sich an und ging hinunter zum Frühstück. Eigentlich war der Freitag früh immer was ganz besonderes gewesen. Ihr Vater kam von der Arbeit nach Hause und ihre Mutter hatte Rührei und Schinken für ihn gemacht. Es duftete im ganzen Haus. Dies war nun vorbei. Eine stumme Träne lief ihr über die Wange. Eigentlich hätte sie ihre Schwester Amanda wecken müssen, doch ließ sie es bleiben. Ihre Mutter hatte Amanda aus der Schule genommen, damit Amanda über den Verlust hinwegkommen konnte. Stumm aß Seraphine ihr Frühstück. Danach ging sie zur Schule. Sie hatte sich bewusst dagegen entschieden nicht zur Schule zu gehen. Sie hoffte bei ihren Freunden etwas Ablenkung zu finden. Und dann war da noch Nathaniel. Er war immer gut zu ihr gewesen. Hatte sie getröstet und ihr beigestanden. Ja Nathaniel war ein guter Kerl.
Langsam näherte sie sich dem Schulgebäude. Ihre Freunde warteten schon auf sie. Doch bevor sie zu ihnen konnte musste sie über die Straße. Immer noch in Gedanken versunken wollte sie schon loslaufen, als sie jemand nach Hinten zog und der LKW an ihr vorbeirauschte. Sie sah ihren Retter an: Nathaniel. „Hi.“, sagte er kurz angebunden. Seraphine verschlug es die Sprache. Kurz darauf war sie bei ihren Freunden und sie gingen in die Schule. Dort war der Südflügel im Erdgeschoss war für alle gesperrt wurden. Der Unterricht war heute sehr spannend. Sogar Sozialkunde war mal sehr gut. Doch bis auf ein Fach war heute alles okay. In der letzten Stunde hatte sie Ethik. Dort sprachen sie, weil es leider auf den Lehrplan stand, über den Tod. Aber ihre Lehrerin hatte genug Anstand Seraphine zuvor zu fragen ob sie mitmachen wolle oder nicht. Durch das Thema wurden Alex und Seraphine wieder an das noch ihnen bevorstehende erinnert. Am Samstag war die Beerdigung von Seraphins Vater. Die Freunde nebst Eltern waren eingeladen. Außerdem wurde Alex daran erinnert, dass er heute mit seinen Freunden noch ins große Blur-Kaufhaus gehen musste. Sie alle mussten sich Trauerkleidung kaufen. Endlich war die ermattende Stunde des Geschwafels über den Tod vorbei. Alex und Seraphine hatten echt genug davon. Auf dem Vorplatz warteten sie auf Michel und Hannah. Alex sah zur gegenüberliegenden Straße und dort stand sein Vater. Beide Blicke trafen sich. „Rasch!“ Ein Lkw fuhr vorbei und Alex sein Vater war weg.
Gemeinsam gingen sie schon mal in Richtung Blur-Kaufhaus. Sie wollten sich dort mit ihren Eltern treffen. Außerdem mussten die Freunde rund einen Kilometer bis zum Kaufhaus quer durch die Stadt laufen. Während sie so liefen herrschte bei ihnen Stille. Keiner traute sich etwas zusagen. Sie alle wussten, dass sie nicht zum Spaß ins Kaufhaus gingen, sondern wegen einer sehr ernsten Sache. Sie merkten nicht, dass sie beobachtet wurden.
Endlich kamen sie am Blur-Kaufhaus an. Das Blur-Kaufhaus war ein riesiger Bau aus Zement und Glas. Innen hatte es fünf Stockwerke, Rolltreppen und unzählige Geschäfte. Im Erdgeschoss gab es einen riesigen Platz, wo des oft Versammlungen stattfanden. Ihre Eltern warteten schon auf sie. Sie hatten sich ausgemacht, dass jeder mit seinen Eltern mitgeht. Alex ging mit seiner Mutter mit. Seraphins Mutter hatte noch Amanda mitgenommen.
Für Alex dauerte es wieder Stunden. Seine Mutter schleppte ihn in verschieden Geschäfte und er musste unzählige Anzüge anprobieren. Es war einfach nicht zum aushalten, auch wenn er den Anzug zu keinem Fest trug. Minuten wurden zu Stunden und als sie nun endlich den passenden gefunden hatten war es schon nach Acht und draußen dämmerte es bereits.
Alex traf Michel an einen der Ruheplätze im dritten Stock. Sie unterhielten sich ein bisschen über dies und das. Später kamen noch Hannah und Seraphine hinzu. Die Eltern waren gerade auf den Weg zu ihnen, als plötzlich eine Kugel vor Alex seinen Füßen in den Boden schlug. Geschrei, durcheinander laufende Menschen. Die Freunde schauten nach oben und im vierten Stock stand der Attentäter. Er hielt immer noch seine Waffe schussbereit auf Alex gerichtet. „Deckung!“, rief Alex und eine weitere Kugel schlug in den Boden, wo er gerade gestanden hatte. Michel und Alex suchten in einem Geschäft Deckung. Während draußen schreiend durcheinander gelaufen wurde. „Alex, komm lass uns verschwinden.“ „Nein ich will das hier ein für alle mal hinter mich bringen. Ich will nicht für immer weglaufen. Du kannst von mir aus gehen.“ Nein ich gehe nicht.“ „Gut. Dann lauf rüber zu Seraphine und Hannah und sag, dass sie die Leute hier rausschaffen sollen. Du gibst mir Rückendeckung.“ „Da schließe ich mich an.“, kam es von hinten. Joanne stand da, die Hände in die Hüften gestemmt. „Okay. Dann los.“ Michel schaute ob die Luft rein ist. Dann sprintete er zur anderen Seite der Geschäftszeile. Kugeln schlugen kurz hinter ihm ein. Noch fünf Meter. Er sprang und hechtete in das Geschäft hinein. „Bist du noch zu retten!“, fuhr ihn Hannah an. „Ja ich bin auch froh dich zu sehen. Also, ihr müsst die restlichen Leute hier raus bringen.“ Michel erklärte ihnen noch etwas mehr und sie stimmten sofort zu. Es gab noch einige Leute die sich in den Geschäften versteckten. Michel rannte wieder hinüber. „Gut gemacht.“, sagte Alex zu Michel. „Wie geht dein Plan weiter?“, fragte ihn Joanne. „Okay. Ich werde hinausgehen und ihn ablenken. Der Rest liegt bei euch.“ Sag mal, hast nicht mehr alle Latten am Zaun. Du kannst dich doch nicht einfach dem Irren da draußen als Zielscheibe anbieten.“ Alex hörte ihn nicht mehr. Er war schon hinaus gerannt und hatte die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. Aaron hatte ihn mitbekommen und sofort auf ihn gefeuert. Alex rannte weg von ihm, die Geschäftszeile im Zick Zack Kurs nach hinten entlang. Kugeln pfiffen ihm um die Ohren. „Sturkopf!“, entfuhr es Michel.
Seraphine und Hannah machten sich daran die restlichen Menschen hinaus zu schaffen. Michel und Joanne rannten Alex hinterher. Der Kugelstrom war schon eine Weile versiegt. Michel rauschte an der Treppe Ebene 4, Ebene 3 mit Aaron zusammen. Dieser schubste ihn so doll zur Seite, dass Michel über das Geländer flog und sich daran festhalten musste. Währendessen rannte Alex die Treppen hinunter bis zum Erdgeschoss, auf den großen Platz. Sein Vater folgte ihm. Michel konnte sich nicht mehr lange halten. Als er schon glaubte er würde nun fallen, packte Joanne seine Arme und zog ihn über die Brüstung zurück. Als er wieder festen Boden unter den Füßen hatte, sahen sie wie unten Alex und der Attentäter aufeinander trafen.
Aaron war komplett in schwarz gekleidet, sein blondes Haar hatte einen Militärischen Schnitt und seine Bewegungen waren kraftvoll, aber elegant.
Alex stand in der Mitte des Platzes. Sein Vater kam auf ihn zu. Er schlug zu. Alex blockte ab, aber wartete zu lange mit der Weiterführung. Ein Tritt beförderte ihn zurück in die Geschäftszeile des Erdgeschosses. Etwas benommen lag er am Boden. Der Attentäter kam auf ihn zu und zog dabei ein Katana, japanisches Schwert, aus seiner Scheide, welches er auf den Rücken trug. Als er vor Alex stand hob er es zum tödlichen Schlag. Doch Alex rollte sich im letzten Moment zur Seite und das Schwert traf ins Leere. Schnell stand Alex auf und suchte nach einer brauchbaren Waffe, er fand keine. Er musste den Schwertbewegungen ausweichen. Da sah er ein Sportgeschäft, welches auch Katanas führte. Blitzschnell hechtete er durch die Scheibe, griff sich ein Katana und ging auf den Flur wieder hinaus. Er hob das Schwert und fühlte wieder diese Vertrautheit, wie in der U-Bahn Station. Alex Blick hatte etwas Entschlossenes. Beide Gegner prallten aufeinander. Funken sprühten, als Alex einen Schwertstreich blockte. Michel und Joanne sahen gespannt zu. Auch Seraphine und Hannah entging das Schauspiel nicht. Alex und sein Vater kämpften erbittert. Funken sprühten und Alex trieb seinen Vater weiter auf den Vorplatz. Seinem Vater gelang es ihm eine Schnittwunde am Bauch zu zufügen. Alex stöhnte kurz auf, nur um daraufhin immer wilder anzugreifen. Das war ein Fehler. Sein Gegner schaffte es ihn zu entwaffnen und seine Waffe an sich zu nehmen. Waffenlos stand Alex da. Zwei Schwertspitzen an der Kehle. Er sah in die Augen seines Vaters und sah dort nur eine nebulöse Leere. Draußen waren Polizeisirenen zu hören und plötzlich stürmte ein Polizist hinein und rief: „Hände hoch!“ Dies bezahlte der Polizist mit einer Verletzung. Aaron warf eines der Schwerter nach ihm. Es blieb im Oberschenkel stecken. Vor Schmerz brüllend ging der Polizist zu Boden. Weitere stürmten in das Kaufhaus. Als die Polizisten sahen dass Alex bedroht wurde kamen sie nicht näher ran. Sein Gegner schien die Situation einzuschätzen. Alex nutzte es aus. Er prellte seinem Gegner das Schwert aus der Hand und stieß ihn kurz nach hinten. Dann fing er das Schwert, drehte sich um 180° um die eigene Achse und stieß das Schwert seinen Vater ins Fleisch. Stille und ein entsetzter Blick des Attentäters. Alex zog das Katana hinaus. Es war blutverschmiert. Nun drehte sich Alex noch einmal um 180° und enthauptete dabei seinen Gegner. Aber nicht das der Kopf zur Seite fiel, sondern er klappte nach hinten und blieb an den letzten Sehen hängen. Merkwürdiger Weise spritzte kein Blut. Man hatte einen Blick auf die Innereinen. Michel und Joanne, sowie Hannah und Seraphine schlossen vor Entsetzten sie Augen. Plötzlich wurde es Dunkel und ein weißer klarer Schlierer kam aus dem knienden Körper von Alex’ Vater. Der weiße Schlierer formte sich zu einem Vogel und in Alex Kopf hallte eine Stimme. „Hallo mein Sohn.“ „Wer bist du?“, fragte Alex im Geiste. „Ich bin dein Vater. Du hast meinen Geist aus meinem vergifteten Körper befreit. Und dafür danke ich dir. Außerdem will ich mich entschuldigen, dass wir nie Zeit miteinander verbringen konnten. Später wirst du erfahren warum.“ „Warum sprichst du zu mir?“ „Weil wir alle mit einander verbunden sind. Ein spirituelles Netz. Öffne die Pforten der Wahrnehmung und sieh nach wer geklopft hat. Ich gehe nun zum Himmel.“ „Nein, bleib hier, ich brauche dich.“ „Ich bin in dir, auch wenn ich mich nicht von meiner besten Seite gezeigt habe. Glaube an mich und glaube an dich selbst.“ Alex war sprachlos. Der weiße Schliervogel flog durch Alex’ Körper hindurch und warf ihn um. Danach kehrte das Licht wieder und seine Freunde stürzten sich auf ihn. Sie hoben ihn auf und die Polizisten ließen sie durch, erstaunt von solch einer Leistung.
Den Schlaf hatten alle herbeigesehnt, denn morgen war einer ihrer schwersten Tage.
Bei der Beerdigung von Seraphins Vater waren alle anwesend. Die Sonne versteckte sich hinter schwarzen Regenwolken, die ihre nassen Massen auf die Trauernden ergoss. Trauernd standen sie da, in ihren schwarzen Anzügen und Röcken. Alex. Seraphine, Michel, Hannah, nebst Eltern, sowie Joanne und Nathaniel. Auch waren Freunde und Verwandte geladen. In dem Moment, als der Sarg versenkt wurde, weinten Seraphine, ihre Mutter und Amanda. Nathaniel nahm Seraphine in den Arm. Die Grabsteininschrift lautete:
Hier ruht Stefan Less.
*8.8. 1962
†15. 4. 2007
Ein guter Ehemann und Vater
Langsam löste sich die Trauergemeinschaft auf. Alex blieb zurück. Die Freunde drehten sich zu ihm um und sahen ihn an. Er stand genau vor einer Engelsstatue und nur die Steinern Flügel konnte man sehen. Verloren und mit voller Entschlossenheit stand Alex da. Völlig durchnässt. Das nasse Haar klebte am Kopf. Die Freunde sahen in seinen Blick, dass Alex nun wild entschlossen war, Juanez endgültig zu stürzen. Außerdem sahen die das gefährliche, wilde in seinen Augen aufblitzen.
Im hintersten Winkel des Friedhofes wurde heute noch jemand begraben. Hier lautete die Grabinschrift:
Aaron Winter
*22.11. 1969
†17.4. 2007
Ein weiter Spruch fehlte. Während Alex mit seiner Mutter nach Hause ging dachte über die Worte seines Vaters nach. „Wir sind alle miteinander verbunden. Ein spirituelles Netz. Öffne die Pforten der Wahrnehmung und sieh nach wer geklopft hat.“
Alex schaute in die Zukunft. Würde sie einen Sieg bringen, aber für wen. O verloren.
Kapitel X: Das Vermächtnis
Alex wartete auf das Startzeichen. Er und sein Konkurrent, einer von Juanez Leuten, hatten eine Wette abgeschlossen. Wer zuerst bei 400 Metern das Ziel erreicht, kriegt 40€. Alex wurde von seinen Freunden unterstützt, sein Gegner von den Anhängern des Juanez. Ihr „Wettkampf“ fand auf dem schulnahen Sportplatz statt, wo sie zu dieser Jahreszeit Sportunterricht hatten. Dabei war ein Streit zwischen Alex und seinem Konkurrenten ausgebrochen. Ihr Sportlehrer entschied, dass sie dieses kleine Rennen veranstalten sollten. Der Rest der beiden Klassen, Michels und Alex’ Klasse hatten gemeinsam Sport, sollte zusehen. Der Sportlehrer gab das Startzeichen und Alex und sein Konkurrent liefen los. Die Freunde des jeweiligen brüllten. Beide liefen eng aneinander, man konnte nicht erkennen wer führte.
Die erste Kurve war geschafft, jetzt kam das erste gerade Stück. Er und sein Gegner liefen gleichschnell. Es war spannend. Doch bevor sie in die zweite und damit letzte Kurve einbogen sah es so aus, als ob Alex’ Gegner führte. Schnell war auch diese Kurve geschafft und die beiden trennten nur noch hundert Meter zum Ziel. Alex mobilisierte nochmals seine Kraftreserven und ging in den Sprint über. Sein Gegner tat es ihm gleich. So sprinteten beide in Richtung Ziel. Es war immer noch spannend. Doch Alex konnte sich langsam einen Vorsprung erarbeiten und erreichte als erster, wenn auch knapp, das Ziel. Seine Freunde jubelten. Die Anhänger von Juanez zogen mit finsteren Minen ab. Sein Gegner gab ihm die 40 € und beglückwünschte Alex zu seinem Sieg. Alex wunderte sich, denn so etwas hatte er noch nicht erlebt. Ihm schien, dass es einige in Juanez Anhängerschaft gab, die merkten, dass sie falsch gehandelt haben. „Aber noch zu wenige.“, setzte Alex den Gedanken laut fort. „Hast du etwas gesagt?“, fragte ihn Seraphine. „Nein.“, log Alex. Seine Freunde mussten nicht alles wissen.
Er und seine Freunde wollten gerade in Richtung Umkleidekabine gehen, als ihnen ein völlig abgehetzter Vertrauensschüler entgegen gerannt kam. „Alex, du sollst sofort zum Direx kommen!“, rief er ihnen entgegen. Eigentlich hatte Alex vorgehabt sich jetzt in Ruhe zu Duschen und umzuziehen. Er warf Michel seine Tasche zu, die Michel auch fing, und joggte in Richtung Direktorenbüro. Als er ankam, klopfte er und wurde hinein gebeten. Er mochte nicht, dass er jetzt gerade nach Schweiß roch, doch Direktor Mann schien es nicht zu stören. Mit einem freundlichen Lächeln bot er Alex an sich zu setzten. Alex setzte sich in einen der Stühle vor dem Mahagonitisch. Der Direktor ließ sich in seinen „Chefsessel“ nieder und sah Alex über den Mahagonitisch freundlich an.
„Alex, kannst du dir vorstellen, warum ich dich herbestellt habe?“ „Vielleicht wegen schlechter Leistung oder schlechtem Benehmens?“, antwortete Alex und versuchte dabei unbescholten zu Grinsen. „Nein ganz und gar nicht. Es geht um ein weit größeres Problem.“ Alex wusste was gemeint war: „Juanez.“ „Genau der. Alex ich habe beobachtet wie du gegen ihn vorgehst und ich muss sagen ich bin Stolz auf dich.“ Alex ließ die Worte nachhallen. Es war das erste Mal, dass ihm ein Direktor seinen Stolz ausgedrückt hatte. In diesem Moment fühlte sich Alex sehr Stolz. Auch hier war es wieder ein bekanntes Gefühl, welches man nach einer Belobigung erfährt. Etwas perplex antwortete er: „Danke Herr Direktor.“ Alex wusste nicht weiter was er sagen sollte. „Ich muss dir sagen, dass du Juanez nicht unterschätzen solltest. Er ist weit mächtiger als du denkst. Und nun geh und sage, dass Seraphine morgen bei mir, um die gleiche Zeit wie du, bei mir erscheinen soll. Geh!“ Perplex stand Alex auf und verließ das Büro. Gedankenverloren ging er in Richtung Umkleide.
Er zog sich aus wickelte ein Handtuch um die Hüfte und ging duschen. Erst kalt, dann heiß. Wenig später gesellte sich Michel zu ihm. Auch er duschte. Aber Michel stellte keine Fragen. Er war sich sicher Alex würde es ihn wenig später erzählen. Still ließen sich die beiden Jungen das heiße Wasser über ihre nackten Körper strömen. Dunstschwaden und Dampf bildeten sich im Duschraum. Alex war zuerst fertig und trocknete sich ab. Dann ging er, das Handtuch wieder um die Hüften gewickelt, zurück in den Umkleideraum, der sich gleich an den Duschraum anfügte. Gelassen öffnete Alex seinen Spind und trocknete sich ab. Dabei pfiff er die Melodie von Led Zeppelins „Stairway to Heaven“. Gemächlich zog er seine Boxershort an, dann die Hose. Vorne wurde die Tür geöffnet und jemand kam herein. Alex hörte die Schritte und kümmerte sich nicht weiter darum. Er hatte sich einen Spind ausgesucht, der von der Tür aus nicht komplett eingesehen werden konnte. Der Jemand, der durch die Tür gekommen war, schritt ohne Pause direkt in den Duschraum. Alex wunderte sich. Zog man sich nicht aus und ging dann duschen. Er ignorierte es.
Da, ein dumpfer Aufprall. Barfuss und nur in ausgeblichenen Jeans ging er zurück in den Duschraum. Vor lauter Dunst konnte er kaum etwas sehen. Sein Fuß stieß gegen etwas. Er bückte sich und ertaste Michels Gesicht. Warme Flüssigkeit lief ihm über die Finger, Blut. Ein Tritt mit einem schweren Arbeiterstiefel traf ihn in den Magen. Alex rollte sich zur Seite weg und schnappte nach Luft. Er spürte, die vom Wasser gewärmten Fließen. Schritte im Dunst. Schnell rappelte er sich auf und suchte nach seinem Gegner. Da traf ihn eine Faust ins Gesicht. Alex taumelte nach hinten. Er hatte nun die Fließwand im Rücken. Da, wieder Schritte. Diesmal war Alex schneller. Er trat zu und traf seinen Gegner in den Magen. Es folgte eine Schlagkombination ins Gesicht. Alex schaffte es sich von der Wand wegzubewegen und seinen Gegner aus dem Duschraum zu drängen. Sein Gegenüber taumelte aus dem Duschraum und knallte mit dem Rücken gegen einen Spind. Jetzt sah Alex das Gesicht seines Gegners. Es war oval, ein kurzer Bartwuchs. Hohe Stirn und eingesunkene Augen. Die Form seiner Nase war nur zu erraten gewesen. Alex hatte sie so oft getroffen, dass sie gebrochen war. Blut troff aus ihr. Die Lippen seines Gegners waren aufgeplatzt. Trotz allem machte sein Widersacher keine Anstalten auf zu geben. Was Alex noch zuletzt registrieren konnte, bevor er zur Seite sprang, war das J in einer Krone. Damit war Alex alles klar. Sein Gegner griff immer weiter, immer wuchtiger an. Alex war gezwungen zurückzuweichen. Nach einem Konter stieg Alex auf die kleine dünne Holzbank, die zwischen den Reihen der Spinde stand und sprang davon ab. Er trat mit einem Spinkick in des Gegners Gesicht und schlug bzw. trat ihm zwei Zähne aus. Doch Alex wurde immer weiter zurückgedrängt. Letztendlich musste er die Tür nach innen aufmachen und auf den Flur flüchten. Gegenüber waren die Mädchenumkleiden.
Eigentlich hatte Alex noch vorgehabt die Tür als Waffe gegen seinen Gegner einzusetzen, doch dieser hinderte ihn daran. Er stürmte auf den Flur heraus, packte Alex und warf ihn gegen die Tür der Mädchenumkleide. Die Türangeln knirschten, drinnen ein erschrecktes durcheinander Geschreie. Alex wehrte sich verbissen. Es gelang ihm einen Treffer auf den Solar Plexus zu landen. Sein Gegner taumelte, konnte Alex aber noch die Beine wegfegen. Unsanft landete Alex aus dem Steinboden. Sein Gegner setzte zum Sprung auf ihn an. Alex reagierte schnell. Er setze, während sein Gegner auf ihn zuflog, seine Füße auf dessen Brustkorb und nahm den Schwung seines Gegners auf. Den verwendete er nun gegen ihn. Er ließ die Beine leicht angewinkelt und führte sie Richtung Kopf. Sein Gegner folgte ihnen (durch die Ausnutzung des Schwunges) und krachte gegen die Tür der Mädchenumkleide. Diese brach augenblicklich aus den Angeln. Sein Gegner flog mitsamt der Tür in den Umkleideraum der Mädchen. Schrilles, erschreckendes Geschrei gefolgt von hastigen Verdeck Bewegungen. Alex stand per Rückwärtsrolle auf und sah, dass sein Gegner stöhnend auf der Tür lag. Langsam schritt er auf ihn zu. Die Mädchen im Umkleideraum sahen ihn erstaunt an, wie als ob es das erste männliche Wesen in ihrem Leben gewesen wäre. Schnell bemerkte Alex warum sie ihn so anstarrten. Er war Oberkörperfrei und wie das halt im Teenageralter ist, so waren die meisten erstaunt einen „Mann“ Oberkörper frei zu sehen. Noch dazu, wenn man so muskulös wie Alex war und wenn noch ein „Sixpack“ dazu kam. Mit einem Lächeln betrat Alex die Umkleide: „Guten Tag die Damen!“ Der Spruch zeigte Wirkung. Einige Kicherten. Alex bückte sich und packte seinen Gegner am Kragen, zog ihn kurz hoch und sah, dass er bewusstlos war. Er sprach eines der Mädchen an, die ihre Blöße hinter einem Handtuch versteckte. „Du und die anderen passen auf, dass dieser Kerl sich hier nicht vom Fleck bewegt. Verstanden?“ Stummes Nicken. Alex drehte sich um und lief schnell hinüber um zu sehen, wie es Michel ging. Als er ankam sah er, dass Michel sich an eine Wand angelehnt hatte und nur mühsam atmete. „Alles klar?“, fragte Alex. Keine Antwort. Er ging zu Michel hin und sah eine böse Kopfwunde. Er rannte zurück zu seinem Spind und wählte per Handy die Notrufnummer. Er hoffte, es war für seinen besten Freund noch nicht zu spät.
Wenig später traf der Rettungswagen ein. Michel wurde ins nahe gelegene Krankenhaus gebracht. Alex machte sich ernsthafte Sorgen um seinen Freund. Zu allem Überfluss war der Typ, der Michel und ihn angegriffen hatte verschwunden. Er konnte es den Mädchen nicht übel nehmen, dass er entkommen war. Vor dem Schulgebäude stehend hörte er noch leise das Martinshorn. Der Krankenwagen schien schon vor einer Ewigkeit aus seinem Blickfeld verschwunden zu sein.
Seraphine öffnete die Tür zu ihrem zu Hause. Seit ihr Vater von ihnen gegangen war, war es ruhig im Haus geworden. Amanda und ihre Mutter waren stiller geworden. Selbst die Möbel schienen erst noch den Verlust ihres Besitzers zu verarbeiten, obwohl es schon fast 4 Wochen her war. Es war nun Mitte Mai und in weniger als acht Wochen war das Schuljahr vorbei. Seraphins Mutter hatte sie alle drei zu einer Therapie angemeldet und um ehrlich zu sein hatte Seraphine eigentlich keinen Bock dahin zu gehen. „Diese Therapeuten wollen wieder das ans Tageslicht holen, was du versuchst zu begraben. Und dann erzählen sie dir wie du damit fertig wirst.“, so hatte sie ihrer Mutter ihre Meinung dazu gesagt. Morgen mussten sie trotzdem dahin. Seraphine hatte vor Alex zu fragen, ob er sie begleitet, aber sie hatte in noch nicht gefragt. Sie nahm sich vor es morgen zu tun.
Alex und Nathaniel schritten über das grüne Krankenhauslinoleum. Sie suchten Michels Zimmer. Alex hatte Nathaniel zufällig in der Stadt getroffen und beide hatten beschlossen Michel zu besuchen. Sie fanden es und traten ein. Müde hob Michel die Hand zur Begrüßung. „Hi mein Freund!“, rief Alex und Nathaniel begrüßte Michel mit einem kurzen Nicken. Ein weißer Kopfverband zierte Michels Stirn. Alle drei unterhielten sich über dies und das. Plötzlich riss sie das Klingeln von Alex’ Handy aus ihrem Gespräch. „Ja?“, meldete sich Alex. Am anderen Ende der Leitung sprach eine völlig aufgelöste Joanne. „Alex. Ihr müsst sofort zur Schule kommen!“ „Warum?“ „Der Direktor ist…tot.“ „Scheiße, verdammte. OK ich komme mit Nathaniel vorbei.“ „Ist gut. Beeilt euch.“ Alex legte auf. Er sah düster Nathaniel und Michel an. „Jungs, wir haben ein Problem. Direktor Mann ist ermordet worden.“ Stille. Keiner der drei sagte etwas. Alex fragte sich im Stillen warum er keine Gefühlsregung verspürte, als ihm der Tod eines Menschen mitgeteilt wurde. War er gefühlskalt? „Geht ihr beiden.“, sagte Michel. „Findet das Schwein und dann bringt es zur Strecke.“ Alex und Nathaniel verabschiedeten sich und ging, immer noch beeindruckt von dem, was Michel eben gesagt hatte. Michel dachte währen dessen in der Krankenhausstille über Direktor Mann nach. Er war ein netter Mann gewesen. Michel hatte ihn ein paar Mal im Unterricht gehabt. „Schade, dass die Welt solch einen charismatischen Mann verliert.“, dachte Michel laut in die Krankenhaustille hinein. Und keiner erwiderte den Gedanken.
Als Alex und Nathaniel gegen 17:00 Uhr an der Schule ankamen, war alles gewimmelt voll von Polizeiwagen und rot, weiß gestreiften Polizeiabsperrband. Joanne erwartete sie schon. Joanne begrüßte Alex mit einer Umarmung, Nathaniel reichte sie die Hand. Alex drängelte sich zwischen den Beamten und den Schaulustigen hindurch um einen Blick auf den Tatort werfen zu können. Es war nicht wie erwartet das Büro, sondern der Schulessenslieferwagen. Der Direktor war, bis auf die Unterhosen ausgezogen, an die linke Seitenwand des Lieferwagens „gekreuzigt“ wurden. Die Arme waren im neunzig Grad Winkel vom Körper weg, durch die Handflächen hindurch an den Lieferwagen genagelt wurden. Die Füße wurden, jeweils nahe beieinander, an den Lieferwagen genagelt. Auf den Oberkörper des Opfers hatte jemand mit einem Messer ein großes J und eine Krone geritzt. Unter dem Opfer hatte sich eine Blutlache auf den Fußweg gebildet. Die Raben hatten schon die Augen herausgepickt und ihre krallenbesetzten Füße hatten tiefe Kratzer auf dem Fleisch ihres Opfers hinterlassen. Angewidert wandte sich Alex ab. Er wusste diese Tat hatte irgendetwas mit Juanez zu tun, doch konnte sich Alex beim besten Willen und bei höchster Verachtung seines Feindes nicht vorstellen, dass Juanez die Tat begangen hatte. Nein so etwas traute er ihm nicht zu.
Freudig stolzierte Juanez durch seinen Sitz. Er war froh, dass nun etwas geklappt hatte. Endlich hatte er einen Widersacher aus dem Weg geräumt. Was er nicht mehr merkte war, dass er immer mehr vergas, dass er näher am Abgrund stand, als er es je war. Außerdem waren seine Entscheidungen immer rücksichtsloser geworden. Man merkte, dass sich Juanez benahm wie ein Tier, das in die Enge gedrängt wurde. Er versuchte wild um sich schlagend Platz zu machen und Boden zu gewinnen. Doch er vergaß, dass sein Untergang schon so gut wie sicher war.
Einen Tag später saßen Alex, Nathaniel und Joanne im SPEED beisammen und rätselten über den Tod des Direktors. Für alle stand außer Frage, dass es sich um einen Täter aus dem Umfeld der „Juanezgang“ handelte. Allen dreien war klar, dass der Mörder so schnell wie möglich zu finden sei. Außerdem hob die Spannung auch noch die Tatsache, dass sie einen neuen Schulleiter bekamen. Während Nathaniel und Joanne ihren eigenen „Verschwörungstheorien“ nachhingen, dachte Alex an die Worte, die ihm der Direktor am Vortag gesagt hatte. „Ich bin Stolz auf dich.“ Diese Worte konnte Alex nicht einordnen. Sollten sie irgendetwas ausdrücken. Eine versteckte Botschaft? Alex wusste es nicht. Es sei denn…. Abrupt stand Alex auf und verließ das SPEED. Seine Freunde sahen ihm ungläubig hinterher.
Schnell schritt Alex die Straßen ab. Er wollte noch unbedingt in die Schule. Er folgte seinem Instinkt. Warum war es ihm nicht heute Morgen eingefallen? Wahrscheinlich war es das ganze drum herum. In der Schule hatte man einen Altar aufgebaut und ein Bild des Direktors mit schwarzer Schärpe hingestellt. Kerzen und Blumen wurden niedergelegt. Eine stille Andacht.
Alex erreichte die Schule und schlich sich hinein. Da er sich auskannte, war es nicht schwer das Büro des Direktors zu finden. Er testete die Klinke. Unverschlossen. Leise huschte er hinein.
Mühsam musste sich Seraphine zwingen nicht einfach aufzustehen und wegzurennen. Vor vier Wochen war ihr Vater begraben worden und fast hätte sie mit dem Tod ihres Vaters abgeschlossen, da musste ihre Mutter sie und Amanda zu einem Therapeuten schleifen. Sicher, sie konnte ihre Mutter verstehen, denn schließlich kannte und liebte sie ihren Vater schon viel länger, als sie selbst. Aber trotzdem fragte sie sich warum sie hier sein musste. Und dann ihr Therapeut. Ein gut aussehender junger Mann, der bestimmt frisch von der Uni kam. Seraphins Mutter hing an seinen Lippen. Seine braunen Augen konnten wirklich verzaubern, aber Seraphine ließen sie kalt. Er war großgewachsen und konnte wirklich fesselnd erzählen. Seine Art hatte Seraphine gezwungen alles über ihren Vater zu erzählen und sie war froh, dass sie nicht in Tränen ausgebrochen war. Warum wusste auch sie nicht. Schließlich hatte er ihr Tipps gegeben, wie sie mit dem Verlust eines geliebten Menschen umgehen konnte.
Sie dachte an Alex und daran, dass sie ihn eigentlich fragen wollte ob er mitkäme, aber sie hatte es einfach nicht geschafft. Sie hoffte es würde ihm gut gehen.
„Endlich!“, rief Alex. Nach endlosen Suchen hatte er etwas gefunden. Zuerst hatte er nach einer Schülerakte von Juanez gesucht und feststellen müssen, dass es keine gab. Schließlich hatte er in den Akten jener Schüler herumgeschnüffelt, die zu den Anhängern des Juanez zählten. Darius, Anna, Gerald, Casper und der Typ, der ihn und Michel im Duschraum angegriffen hatte, der hieß Paul. Natürlich gab es noch andere, aber es waren die, die Alex mit Sicherheit zum engeren Kreis von Juanez zählen konnte. Bei Casper fiel ein Detail auf. Er war erst der „Gemeinschaft“ um Juanez beigetreten, als Mann der Direktor der Schule wurde. Hier kam noch ein Detail zum Vorschein. Direktor Mann trat erst vor zwei Jahren seinen Dienst an der Schule an. Alex überlegte seinen nächsten Schritt. Schließlich legte er die Akten ordentlich zusammen und verstaute sie Ordnungsgemäß. Danach verließ er auf leisen Sohlen das Schulgebäude.
Joanne wanderte noch einsam in Richtung ihrer Unterkunft. Es war bereits dunkel geworden. Sie hatte noch lange mit Nathaniel über den Mord an Direktor Mann geredet, doch gegen 20:00 Uhr hatten auch sie sich zum gehen gewandt. Sie erreichte ihre Unterkunft und trat ein. Beinahe wäre sie gestorben, denn direkt vor ihr stand ihr MENTOR. Ein Mitte dreißiger mit schon leicht grauen Ansätzen an der Schläfe. Seine Stirn lag in tiefen Sorgenfalten. „Joanne, mein Kind.“ Sie wollte ihn anschreien, dass sie nicht sein Kind war. Aber sie wusste, dass sie theoretisch keine Eltern mehr hatte. „Joanne, ich mache mir ernsthaft sorgen um dich. Du treibst dich einfach mit den falschen Leuten herum. Langsam bekomme ich das Gefühl du willst uns verlassen. Wirst du?“ Joanne überlegte lange. Sagte sie Ja wurde sie auf die Straße gesetzt und musste sehen, wo sie blieb. Sagte sie Nein war ihr eine Unterkunft sicher, doch musste sie wahrscheinlich eine Erklärung ablegen. „Nein ich will euch nicht verlassen.“ „Gut, dann folge mir.“ Sie folgte ihm hinein. Ganz gewiss musste sie jetzt eine Erklärung abgeben.
Ihr Gespräch zog sich bis tief in die Nacht hinein. Joanne erzählte von der ersten Begegnung mit Alex, von den Sachen, wobei sie überall mitgeholfen hatte und wie sehr sie Alex schätzte für seinen Kampf gegen Juanez. Dass sie Gefühle für ihn hegte verschwieg sie. Der MENTOR schien zufrieden, doch innerlich war er weit entfernt, auch nur beruhigt zu sein. Er konnte nicht verstehen, warum sein bester Schützling sich mit solchen Leuten abgab. Sie konnte ihm noch so viel erklären wie sie wollte, er würde keine Ruhe finden. Nein er würde nicht.
„Aha, hier entsteht also unsere hochverehrte Schülerzeitung.“ Im Redaktionsraum drehte sich Lana Ross um und sah Alex an, der lächelnd im Türrahmen stand. „Hi! Was führt dich den hierher?“, fragte Lana ihren Klassenkameraden. „Ich bräuchte mal deine Hilfe.“ „OK. Aber nur gegen Gegenleistung.“ Alex betrat den Redaktionsraum. Er war ungefähr halb so groß wie ein normaler Klassenraum und lag im Erdgeschoss der Schule. Außerdem war er vollgestopft mit Aktenschränken und PCs. „Und wie soll diese aussehen? Geld, ein romantisches Essen, meinen Körper?“, sagte Alex scherzhaft, hoffte aber sogleich, dass Lana diesen Scherz leicht annahm. Denn Alex wusste, dass Lana auf ihn stand. Sie sah auch gar nicht so schlecht aus: Schwarzes Haar, grün schimmernde Augen, sinnliche Lippen, leicht asiatisch aussehend. Eigentlich nicht von schlechten Eltern. „Also, ich würde, dass mit dem Essen nehmen, aber nur wenn ich dich interviewen darf.“ Ja sie hatte, den Scherz verstanden und wandte ihn zu ihren Gunsten an. „Worüber möchtest du mich interviewen?“ „Na, dass liegt doch auf der Hand. Juanez.“ „Du weißt, dass ich nicht gern darüber spreche.“ „Tja, dann gibt es halt keine Hilfe von mir.“ „Okay, okay du hast gewonnen.“ Lana flippte fast aus. Sie jubelte und fiel ihm beinahe um den Hals. „Hey, nicht so stürmisch. Ich gebe dir das Interview, aber erst wenn ich etwas sehr wichtiges erledigt habe. Okay?“ „Na gut“, sagte sie leicht bedrückt. Man merkte, dass die Euphorie wieder verflogen war. „Wie kann ich dir helfen?“, fragte sie wieder normal, den journalistischen Enthusiasmus ausgebremst. „Wie lange bist du schon Chefin der Schülerzeitung?“ „Was soll dass? Wird dass ein Verhör?“ „Nein nur eine Frage, die zur eigentlichen Hilfe führt.“ „Seit ungefähr 4 Jahren.“ „Gut, dann gib mir die Ausgaben, worin etwas über den Amtsantritt von Direktor Mann steht.“ Sie lächelte ihn an. „Sag mal, du machst doch nicht ein auf Detektiv.“ „Ist das so auffällig?“ „Na ja, solange du nicht mit Trenchcoat und Schlapphut rumläufst, fällt es bestimmt niemanden auf.“ Sie lächelte und schüttelte den Kopf. Ihr schwarzes Haar flog umher. Sie suchte ihm die Ausgaben heraus und überreichte sie ihm. Es waren ungefähr sechs an der Zahl. „Danke Frau Chefredakteurin.“, sagte Alex scherzend. Sie sah ihn an und lächelte müde. „Chefredakteurin reicht.“ „Jawohl Madam.“, sagte Alex galant und verbeugte sich. Lana konnte nicht mehr und brach in ein schallendes Gelächter aus. Es war ein Gelächter, welches diesen Mittwoch, jener trüben Woche, erhellte.
Wenig später. Alex und seine Freunde wollten gerade das Schulgebäude verlassen, als ihnen ein völlig gehetzter Vertrauensschüler entgegenkam. „Leute wartet mal kurz.“ „Was ist denn los?“, fragte Michel. Nachdem der Vertrauensschüler wieder etwas Luft in den Lungen hatte sagte er: „Wir Vertrauensschüler müssen allen sagen, dass morgen in der dritten Stunde sich alle Schüler in der Aula treffen. Der neue Rektor wird dann vorgestellt. Wärt ihr so nett es den Schülern zu sagen, die ihr nachher eventuell trefft?“ „Kein Problem.“, sagten die Freunde im Chor und schritten von dannen.
Später am Abend saß Alex über den Artikeln der Schülerzeitung. Er hatte alle Leitartikel und alle kleineren Artikel über Direktor Mann gelesen. In allen stand im Prinzip das gleiche drin, dass Direktor Mann ein sehr netter und gerechter Schulleiter ist bzw. war. Alex überlegte angestrengt: „Wer könnte ein Motiv haben, mal Juanez’ Gang ausgenommen. Wer?“ Es fiel ihm kein anderer ein. „Vielleicht bringt der Autopsiebericht ja etwas.“ Nathaniel hatte versprochen sich darum zu kümmern. „Ich denke, ich werde auch meine Freunde mit einschalten. Sie haben ein Recht mit zu machen.“, sinnierte er. Schließlich legte er sich schlafen.
Am nächsten Tag saßen wirklich alle Schüler, selbst Juanez nebst Anna, in der Aula und warteten gespannt darauf, wer ihr neuer Schulleiter war. Alex hatte am frühen Morgen schon den Autopsiebericht gelesen. Was darin stand, war alles andere als ein gute Nacht Märchen für sechsjährige. Es war beinharte Realität. Und trotz der ziemlich genauen Beschreibung des Opfers von Außen, wie von Innen, verspürte Alex nicht einen Hauch von Ekel. Eher das Gefühl, so etwas schon des Öfteren gelesen zu haben. Er fragte sich nur wo. Claudia, die Schulsprecherin, betrat die Bühne. Claudia war, wie soll man sagen, leicht rundlich, schämte sich aber nicht dafür. Sie war ein sehr aufgeschlossenes Mädchen und war auch zu jedem anderen Mitschüler nett. Nur die Leute von Juanez hänselten sie oft. Schon des Öfteren musste Alex für sie in die Bresche springen. Sie hielt eine Eröffnungsrede. Im groben enthielt sie nur, dass alle sehr um den Verlust von Direktor Mann trauern, aber die Schule nicht auf der Strecke bleiben dürfte. Und so weiter bla, bla, bla. Schließlich kam sie zum Punkt: „… und so hat das Amt für Bildung unserer Schule einen neuen Schulleiter beschert, oder sollte ich sagen eine Schulleiterin. Hier ist Frau Leppsin. Die neue Schulleiterin betrat die Bühne. Sie erzählte auch noch so etwas wie: „Ich wird mich bemühen, die Arbeit meines Vorgängers so gut wie möglich fortsetzten.“ „Dass hätte sie nicht sagen sollen, sonst hängt sie bestimmt auch bald gekreuzigt am Schulessenslieferwagen.“, dachte Alex zynisch.
Wenig später löste sich die Schülerversammlung auf. Die Freunde konnten beobachten wie sich Juanez scheinbar bei der neuen Direktorin einzuschleimen versuchte. Angewidert wanden sie sich ab.
Schon in der nächsten Stunde wurde Alex zur Direktorin gebeten. Als er sie im Büro antraf wusste er nicht wie er reagieren sollte. Am Mahagonitisch lehnend lächelte ihn Frau Leppsin an. Sie war eine kleine untersetzte Frau mit leicht, ergrauten Haarschopf. Ihr grünes Kostüm, welches sie bei ihrer Antrittsrede getragen hatte, saß immer noch perfekt an ihr. Keine Falte zeichnete sich ab. Mit ihren durchdringenden brauen Rehaugen sah sie ihn an. „Alex Winter nehme ich an.“ „Ja Frau Leppsin.“ „Gut. Alex ich möchte ihnen sagen, dass ich nicht gerade Stolz auf das bin was, ich über sie gehört habe. Angeblich sollen sie gezielt eine bestimmte Schülergruppe schikanieren.“ „Frau Leppsin. Ich nehme ihnen diese Unterstellung nicht übel, aber sie sollten sich erst einmal ein Bild machen, wie es an dieser Schule hier läuft. Und ich bin mir sicher, dass sie dies nicht an einen Tag können.“, entgegnete Alex höflich. „Wie reden sie mit mir. Sie haben mir nicht zu sagen, wie ich eine Schule zu führen habe.“ Alex sagte höflich, seine Wut zurückhaltend: „Frau Leppsin ich wollte damit nur ausdrücken, dass sie sich erst einmal einleben sollten, bevor sie urteilen.“ „Ich gebe zu sie haben recht. Aber ich würde es doch begrüßen, wenn sie diese bestimmte Gruppe nicht mehr belästigen. Ansonsten droht ein Schulverweis.“ „Jawohl Frau Leppsin.“ Alex schluckte seinen aufsteigenden Zorn hinunter und verließ das Büro der Direktorin. Er konnte kaum glauben was er eben gehört hatte. Man verbot ihm gegen Juanez vorzugehen. Dies war denkbar schwierig. Er musste mit seinen Freunden darüber reden, da Juanez bestimmt keine Möglichkeit auslassen würde, ihn und seine Freunde zu schikanieren. Er musste seinen Freunden sagen, dass sie sich nicht zu sehr von Juanez reizen lassen sollen.
Am Samstag saßen die Freunde im SPEED beisammen. Alex war mit seinen „Mordermittlungen“ nicht weiter gekommen und hatte beschlossen seine Freunde mit einzubeziehen. Außerdem war das SPEED zum Teil eine Juanez freie Zone. Die Geschäftsführung des SPEED hatte nämlich beschlossen, endlich mal etwas gegen Juanez zu tun und so hatte man denn führenden Mitgliedern verboten, dass SPEED zu betreten. Aber einige niederen konnten ungehindert herein. Alex hatte seine Freunde über den Ermittlungsstand informiert, sowohl den der Polizei und seinen. Auch hatte er ihnen den Autopsiebericht gegeben. Alle, außer Joanne, mussten sich wenig später übergeben. Alex und Joanne hatten beim Lesen keine Mine verzogen, trotzdem mussten sie über ihre Freunde lachen. Warum weiß nur der Allmächtige oder der Schreiber dieses Buches. Nathaniel hatte sich als erstes erholt und schlug folgendes vor: „Wenn wir diesen Fall lösen wollen, dann sollten wir uns erstmal das Täterumfeld vornehmen.“ „Du hast gar nicht so unrecht Nathaniel, aber aus welchen Umfeld sollte der Täter stammen?“, fragte Hannah, immer noch etwas grün im Gesicht. „Ich denke, das liegt klar auf der Hand: Juanez.“ „Dies wäre eine Möglichkeit und die einfachste dazu.“, entgegnete Michel halbwegs erholt. „Nathaniel und Michel haben Recht. Aber bei aller Verachtung für unseren Feind kann ich nicht glauben, dass Juanez zu so etwas fähig wäre.“, sagte Alex. „Oh Alex. Wir alle wissen zwar, dass du erst vor nicht ganz einem Jahr hierher gekommen bist, aber ich fasse es nicht wie du Juanez in Schutz nimmst.“, brüstete sich Seraphine auf, „Denke nur daran, dass er uns einen Attentäter auf den Hals gehetzt hatte.“ Bei allen war die Erinnerung frisch und so wirkten die Worte. „Seraphine, ich denke Alex kennt eine Geschichte noch nicht.“, warf Joanne ein. „Welches Geschichte?“, fragte Alex interessiert in die Runde. Die anderen Freunde sahen sich an. Sollten sie die Geschichte erzählen. Michel begann: „Also, es war ungefähr vor drei Jahren als er jemandem das Fell über die Ohren gezogen hatte.“ „Dies ist wörtlich gemeint“, setzte Seraphine ein, „Ich glaube er hieß Jason und war mit allem unzufrieden. Er war unser Schulsprecher und als er zum Abschlussball seine Rede hielt kritisierte er Juanez so scharf, dass er und seine Leute ihm noch in dieser Nacht entführten und ihm in der alten Fleischerei die Haut bei lebendigen Leibe abgezogen haben.“ Seraphine endete. „Lebt dieser Jason noch. Und warum hat Juanez keine Strafe erhalten.“, dies waren Alex’ einzigen zwei Fragen. Nathaniel antwortete: „Ja Jason lebt noch, in der Psychiatrie. Juanez hat deshalb keine Strafe bekommen, weil er die Bullen schmiert.“ Alex sah halb gläubig, halb ungläubig drein. Er nahm sich vor Jason zu Besuchen. Außerdem zweifelte er nicht mehr daran, dass Juanez nun auch fähig war einen Mord zu verüben. Die ganze Zeit hatte Alex nur gedacht Juanez sei jemand der wichtig tut. Nun sah er wie sehr er sich getäuscht hatte. Die Freunde berieten ihr weiters Vorgehen. Alex sagte: „Ich werde Jason am Montag besuchen.“ Er stand auf und verließ das SPEED. Sorgsam überlegte er seinen nächsten Schritt.
Es war Montag geworden.
Alex stand an einem der Fenster im Redaktionsraum der Schülerzeitung, starrte hinaus und wartete auf Lana. Er hörte Schritte hinter sich. Alex wandte sich um und erblickte eine völlig verblüffte Lana. „Hallo Alex.“, sagte sie scheu. Hi!“, sagte Alex kurz angebunden. „Du ich brauche mal wieder deine Hilfe.“ „Aha. Aber das Interview klappt noch?“ „Japp.“ „Was brauchst du?“, fragte sie um die Begrüßungszeremonie zu beenden. „Die Abschlussrede von vor drei Jahren.“ „Tut mir leid Alex aber, die kann ich dir nicht geben.“ „Warum nicht? Ihr zeichnet doch alle Abschlussreden auf.“ „Ja schon, aber diese Abschlussrede ist manchen nicht bekommen. Deshalb.“ Alex las in ihren Augen, dass sie an jemanden dachte. „Leuten wie Juanez vielleicht.“ „Ja.“ Lana zog das Ja lang, sodass es wie ein Wehklagen klang. Alex fand sich bestätigt. „Ist es, weil es Jason war. Vielleicht war er dein Freund gewesen.“ Um seine Worte zu unterstreichen malte Alex mit den Fingern ein Herz in die Luft. „Nein er war bzw. ist mein Bruder.“ Alex verstand vollkommen. „Mein Beileid Lana. Ich kenn die Geschichte von deinen Bruder.“ Er legte ihr sanft die Hand auf die Schulter und ging. Doch draußen auf dem Flur drehte er noch mal um und fragte Lana: „Äh, ich fahre nachher in die Psychiatrie deinen Bruder besuchen. Willst du vielleicht mitkommen.“ „Ja.“, sagte sie leise, traurig.
Wenig später saßen Lana und Alex mit Jason in seinem Zimmer. Jason machte auf Alex den Eindruck eines ganz normalen Mannes. Jason war 21 Jahre alt. Lana hatte Alex erzählt, dass sie Jason deshalb einliefern mussten, weil das was Juanez ihm angetan hatte, sich in Jason Träumen wiederspiegelten. Schreiend sei er oft aufgewacht, hatte Lana erzählt. Es tat Alex leid, diesen dunkeln Fleck von Jasons Vergangenheit an Licht zu zerren, aber er konnte nicht anders. Jason schien es ziemlich cool zu nehmen, obwohl es ihm in der Seele wehtat. Die einst so lebendigen, grünen Augen waren trüb und milchig, ansonsten sah Jason wie ein normaler Erwachsener aus. Nur ein paar vereinzelte Mitesser zeugten davon, dass er noch nicht so ganz der Pubertät entflohen war.
Jason erzählte: „Wie dir meine Schwester bestimmt schon erzählt hatte, habe ich auf dem Abschlussball von vor drei Jahren die Abschlussrede gehalten.“ Jason hatte Alex von Anfang an sympathisch gefunden, vermutlich auch deshalb, weil er auch ein aktiver Kämpfer gegen Juanez war. „Na ja schließlich hatten sie mich am Ende des Balles geschnappt und mich in die alte Schlachthalle, am Bahnhof gebracht. Dort hatten sie mich nackt ausgezogen und mir die Haut am Rücken in Streifen abgezogen.“ Jason verzog beim erzählen keine Mine, doch tief in seinem Innerem, das wusste Alex, war er traurig, gebrochen, verloren. O Verloren.
Am Abend, als Alex zu Hause mit seiner Mutter zu Abend aß, bekam er keinen Bissen hinunter. Er riet sich heraus, dass er keinen Appetit hatte und verzog sich in sein Zimmer. Lana hatte ihm ihr persönliches Exemplar der Schülerzeitung von vor drei Jahren gegeben. Die Rede von Jason stand korrekt wiedergeben da. Und Alex war tief beeindruckt, von dem was Jason vorgetragen hatte. Er hatte es mit ziemlicher Genauigkeit die Gewalt und das Unrecht von Juanez beschrieben und zum Kampf gegen ihn aufgerufen. Außerdem fragte sich Alex warum er jetzt kein Bissen hinunter bekam, aber als er den Autopsiebericht gelesen hatte nicht. Irgendetwas schien sonderbar an ihm. Aber was? Er hatte sich vorgenommen, den Ort von Jasons Schrecken aufzusuchen. Warum wusste er noch nicht.
Um halb vier am Dienstagnachmittag trafen sich die Freunde am Bahnhof. Alex hatte es ziemlich genau Kopf, wo das Schlachthaus der alten Fleischerei lag. Die Freunde machten sich auf. Nach ungefähr einer halben Stunde hatten sie das Schlachthaus gefunden und betreten.
Ein faulig, süßlicher Verwesungsgeruch stieg ihnen in die Nase. Fette, grüne Fliegen sirrten durch die Luft. Drinnen war es hell. Das große, zum Teil eingeworfene, Fenster spendete Licht. Verfaulte Schweinehälften hingen von der Decke, dicht von Fliegen belagert. Hannah und Seraphine rannten hinaus und übergaben sich. Michel ging ihnen hinterher, er konnte es nicht mehr aushalten. Alex, Joanne und Nathaniel schritten immer weiter in den verwesenden Magen eines toten Drachens.
In der Mitte des Raums stand ein Metalltisch. Ähnlich denen in der Pathologie. Getrocknetes Blut klebte darauf. Jetzt war es sogar für Nathaniel zu viel. Sich die Hand vor den Mund haltend rannte er hinaus. Man hörte nur noch ein erbrechendes Geräusch. Alex und Joanne standen am Metalltisch. Der Tisch war so ausgerichtet, dass die Sonne mit ihrem Orangen Licht darüber fluten konnte, wie frisches Blut aus einer Wunde auf die Hand. Auf dem staubigen Steinboden lag etwas. Joanne hob es auf und zeigte es Alex. Alex sah es sich an und stellte fest, dass es Haut war. Von Jason vermutete er. Etwas weiter entfernt stand eine Schüssel mit fauligem Wasser. Alex und Joanne gingen hin. Im Wasser lag ein Messer noch halb blutverschmiert. Alex erbarmte sich und griff in das brackige Wasser und holte das Messer hinaus. Das Blut darauf war noch frischer, als das, welches auf dem Metalltisch klebte. Schnell ließ es Alex in einer Plastiktüte verschwinden. Der Ort wurde ihnen langsam unheimlich.
Schließlich verließen auch Alex und Joanne den Ort. Draußen, in der frischen Luft mussten sich Alex und Joanne auch übergeben. Die Vorstellung, dass Jason dort drinnen war und ihm die Haut abgezogen wurde reichte. Hinzu kamen noch Gestank und Fäulnis.
Jeder der Freunde war froh, als sie zu Hause waren und jeder eine heiße Dusche nehmen konnte.
Der nächste Tag, ein Mittwoch, war für die Freunde ziemlich spannend. Alex’ Instinkt sagte ihm, dass irgendetwas mit dem Messer nicht stimmte. Nathaniel hatte Beziehung zur Polizei und so hatte er es den Freunden ermöglicht mit einem Gerichtsmediziner zu reden und sich das Messer analysieren zu lassen. Außerdem konnten sie es zu gleich als Beweisstück, falls es ein war, der Polizei überlassen. Aber sie hatten mit dem Gerichtsmediziner ausgehandelt, dass er ihnen das Ergebnis mitteilen würde. Stunde um Stunde saßen Alex und seine Freunde im Besucherraum. Mal stumm dasitzend, mal auf und ab gehend.
Gegen 18 Uhr kam endlich der Gerichtsmediziner und teilte ihnen die Ergebnisse mit.
„Also, das Messer ist die Tatwaffe im Fall Mann.“ Die Freunde sahen sich begeistert an. „Wir konnten einige Fingerabdrücke sicherstellen, die wir aber keinen in unserem Computer zu ordnen konnte.“ Die Freude war verschwunden. Alex fragte: „Kann ich mal den Fingerabdruck sehen?“ „Natürlich. Ich weiß zwar nicht, was das bringen soll aber bitte.“, antwortete der Mediziner. Er reichte Alex, das Foto des Fingerabdrucks. Lange sah Alex darauf. Sein Gehirn arbeite auf Hochtouren. Nach 25 Minuten hatte er es. „Ich kenne diesen Fingerabdruck.“ „Was das ist ja fast unmöglich.“, rief der Mediziner. Die Freunde sahen sich erstaunt an. „Der Fingerabdruck gehört zu einem gewissen Caspar Sejm.“ „Nathaniel hatte doch recht. Es war jemand aus Juanez Reihen.“, dachte Alex gleichzeitig. Außerdem stellte er gerade fest, dass er mit einem fotographischen Gedächtnis gesegnet war. Sie handelten mit dem Pathologen aus, dass sich die Polizei noch ein wenig raushalten sollte. Die Freunde wollten Caspar überführen. Wie, hatten sie noch keine Ahnung.
Der Donnerstag war verregnet. Die Freunde hatten sich aufgeteilt. Hannah und Michel beobachteten Caspar im Unterricht, da er in ihre Klasse ging. Alex und Seraphine beobachteten in den Pausen und Joanne und Nathaniel am Nachmittag. Nachdem dann Alex und seine Freunde kurz zu Hause warn (außer Joanne und Nathaniel natürlich) trafen sie sich wieder in der Stadt.
Alle sechs wussten, was sie von Caspar wollten, ein umfassendes Geständnis. Warum er es getan hat und wer ihn den Auftrag gegeben hat? Auf die letzte Frage wussten sie eine Antwort: Juanez.
So ging es ganze 3 Tage. Nun war es Sonntang und die Freunde beobachteten Caspar aus sicheren Verstecken heraus, wie er den Marktplatz überschritt und sich einige Auslagen in den Schaufenstern ansah. Der Marktplatz war das Zentrum der Stadt. Hier gab es unzählige Geschäfte, eine Kirche und einen Dom. An Sonntagen waren meist viele Leute unterwegs. Einige Zeit später stand Caspar an einem Schaufenster. Der Laden, zu dem das Schaufenster gehörte, bot Musik CD’ s zum Verkauf an. Ein Mann näherte sich Caspar. Alex, von einem unangenehmen Gefühl bedrückt, sah aufmerksam zu. Der Kerl ging nahe an Caspar heran. Eine Lichtreflexion von einem metallischen Gegenstand, veranlasste Alex zu einer Kurzschlussreaktion. Wie vom Teufel besessen, rannte er quer über den Marktplatz, nur um einem sterbend Caspar aufzufangen. Mit weit aufgerissenen Augen starrte Caspar ihn an. Blut floss aus einer frischen Wunde in der Nähe der Leber. Alex wusste nicht ob die Leber getroffen war. Das Messer steckte noch. Caspars blutige Hand umfasste seine und drückte ihm etwas in die Hand. Mit einem Schwall Blut verabschiedete sich Caspar, wissend dass er jemanden geholfen hatte. Alex schob Caspars Lider über die Augen und erwies ihm so die letzte Ehre. Auch er wusste, dass noch ein Teil fehlte, um das Rätsel, um Caspars und Direktor Manns Tod, zu lösen.
Nach zwei Stunden Polizeirevier konnte Alex endlich nach Hause. Das Ding, welches ihm Caspar ihn die Hand gedrückt hatte, hielt er vor der Polizei versteckt. Erst zu Hause faltete der den Zettel, das Ding, auseinander und las ihn aufmerksam.
Post
Fach 7895463
Alex identifizierte die Schrift als die von Caspar. „Er muss gewusst haben, dass er streben würde.“, dachte Alex laut. Sollte er die Entdeckung seinen Freunden mitteilen. Er wusste es nicht.
Am Montag erzählte er es doch seinen Freunden. Sie staunten nicht schlecht. Gemeinsam vereinbarten sie, dass Alex und Joanne das Postfach öffnen sollten. Am Mittwoch wollten sie sich dann über den Inhalt austauschen. Doch vorher galt es drögen Lernstoff zu überstehen. Außerdem liefen langsam die Vorbereitungen für die Abschlussfeier an. Die Schule war in heller auffuhr. Nathaniel hatte sich am Sonntagabend noch ernsthaft mit Alex über Seraphine unterhalten. Nathaniel hatte erzählt, dass, seit Sie, Amanda und ihre Mutter die Therapie machten, ihre Mutter wie ausgewechselt, wie neu verliebt war. Alex wollte dies erst nicht glauben, aber Nathaniel erzählte aus erster Hand. Er hatte nämlich, als Begleitung von Seraphine, einer Sitzung beigewohnt und konnte den Eindruck gut wiedergeben. Seraphine selbst schien wie immer, fröhlich, unbeschwert. Wahrscheinlich zeigte die Therapie Wirkung bei Seraphine. Keiner der Freunde wusste eine Antwort. Sie dachten sich ihren Teil.
Am Nachmittag waren Alex und Joanne auf der Post. Das Fach Nr. 7895463 lag im obersten Stock. Beide standen davor und konnten sich nicht entscheiden, wer es öffnen sollte. Alex erbarmte sich und steckte den Schlüssel ins Schloss und öffnete. Ein braunes Päckchen sah ihnen entgegen. Verwundert schauten Alex und Joanne hinein. Sie hatten wahrlich mehr erwartet. Vorsichtig nahm Alex das Paket hinaus und schaute verduzt, als er merkte, dass keine Papier, sondern eine CD-Rom samt Hülle von braunen Papier geschützt war. Eine tiefe, brummbärige, fordernde Stimme ließ sie hochschrecken: „Gebt mir das Paket!“ Alex und Joanne drehten sich um und sahen Gerald und einer Meute von Juanez Leuten. Kampflos wollten Alex und Joanne Juanez das Päckchen nicht überlassen, also rannten die beiden nach links und rechts davon. Juanez Männer verfolgten sie. Auch die Meute teilte sich. 4 Männer verfolgten Joanne, vier verfolgten Alex. Beiden waren etwas enttäuscht das nur so wenige hinter ihnen her waren. Mühelos entkamen Alex und Joanne ihren Häschern bis hinunter in die Eingangshalle. Dort standen sie vor verbarrikadierten Türen. Gerald war so intelligent gewesen und hatte die Sicherheitstüren hinunter gelassen. In der Eingangshalle saßen nun die Beiden in der Falle. Die Eingangshalle selbst war groß und von weißen Marmorsäulen gestützt. Schon war die Meute heran. Zehn Mann plus Gerald. Alex steckte das Päckchen in eine Jackentasche und zog den Reisverschluss zu. Joanne und er wussten was jetzt kam. Sie mussten wohl oder übel kämpfen, aber sie wollten es den Männern von Juanez nicht ganz so einfach machen. Die ersten fünf griffen an. „Anscheinend hat Juanez immer noch nicht gelernt, dass wir ernst zu nehmende Gegner sind.“, flüsterte Alex Joanne zu. Sie bestätigte mit einem Nicken. Die fünf die angreifen wollten teilten sich und drei griffen Alex und zwei Joanne direkt an. Alex trat den ersten Angreifer mit aller Kraft in den Magen. Die anderen zwei umrundeten Alex halb und wollten ihn in die Zange nehmen. Alex sprang hoch und machte beim Sprung einen Spagat. Er traf die beiden anderen genau auf den Solar Plexus. K.O. Inzwischen hatte sich der Typ der den Magentritt abbekommen hatte erholt und würgte Alex von vorne mit beiden Händen. Alex gab seinem Gegner erstmal einen Tritt gegen das Schienbein, dann stieß er den rechten Arm mit seinem linken weg indem er seine Oberkörper mit drehte. Das Gleiche tat er auch mit dem anderen Arm, bloß seitenverkehrt. Darauf folgte ein Ellenbogenstoß von unten an das Kinn seines Angreifers. Sein Gegner war nun völlig offen, ohne Deckung. Mit Kraft gab ihm Alex noch einen Handballenstoß auf den Solar Plexus. Sein Gegenüber brach zusammen. Joanne blieb, während sich Alex zur Wehr setzte, auch nicht untätig. Sie servierte die beiden Angreifer souverän mithilfe eines Faustschlages zum Kehlkopf und einen Tritt in die Hoden ab. Auf die nächste Angriffswelle wartend, sahen sie Gerald fordernd an. Dieser schickte alle anderen in den Kampf. Alex und Joanne prügelten sich vereint gegen den Rest. Rippen, Nasen, Arme und Finger wurden gebrochen oder gestaucht. Blut floss. Am Ende stand Joanne und Alex als Sieger über einen sich vor Schmerzen krümmendenden Haufen von Juanez Leuten. Gerald blieb nur die Flucht.
Am Abend hatten sich die Freunde bei Alex versammelt und lasen den ausgedruckten Inhalt der CD. Alex selbst hatte nicht glauben können was er da las. Es waren viele Dokumente, doch nur vier interessierten Alex. „Der Anfang“, „Mein Ergebnis“ „ALEX“ und „Casper“. Diese Dokumentbezeichnungen zogen ihn in seinen Bann.
„DER ANFANG“
Mitteilung an die geheime Zentrale des ND General Furlong.
Abschickung erfolgt nur nach meinem Tod.
Dieses Dokument soll die Anfänge der Herrschaft des Juanez darstellen.
Es fing vor rund vier Jahren an. Zwei Jahre später trat ich meinen Dienst als Schulleiter an. Juanez war damals Schüler der 6. Klasse. Ein Raufbold möchte man sagen. Außerdem prahlte er immer mit seinem großen Bruder der beim Bürgermeister arbeitete. Durch den Einfluss eines Gewissen Darius veränderte sich Juanez. Er begann an der Schule eine Herrschaft des Schreckens. Er war ein halbes Jahr später, der unangefochtene „König der Schule“. Er konnte machen und tun was er wollte. Niemand stellte sich ihm in den Weg. Doch breitete er seinen gesamten Einfluss auf diese komplette Kleinstadt aus. Man könnte sagen er war der Bürgermeister. Juanez hatte aus dem reichen Nachlass seiner 1999 verstorbenen Eltern den Bürgermeister gekauft und die Polizei geschmiert. Meine Aufgabe des ND der Militärorganisation FASAP war es ihn auszuspionieren. Noch habe ich nicht herausgefunden wie es Juanez schafft das alles aus der Öffentlichkeit herauszuhalten.
All diese Informationen sind streng vertraulich und wurden durch meinen fähigsten Mitarbeiter beschafft.
Mit freundlichen Grüßen
Hector Mann.
Alex und seine Freunde waren darüber sehr verblüfft. Sie wussten jetzt, dass ihr ehemaliger Direktor ein Agent war. Außerdem lernten Alex und seine Freunde, die tatsächlichen Anfange, der Herrschaft des Juanez kennen. Sie wandten sich dem nächsten Dokument zu.
„Mein Ergebnis“
Mitteilung an die Geheime Zentrale des ND General Furlong.
Abschickung erfolgt ebenfalls nach meinem Tod.
Sehr geehrter General Furlong,
ich bin zu dem Ergebnis gekommen, dass ein Kampf gegen Juanez sinnlos wäre. Es würde die (vorgegaukelte) Idylle dieser Kleinstadt zerstören.
Juanez ist meiner Meinung nach ein von Macht beherrschter und von Macht gesteuerter Mensch. Kein Einschreiten. Wir sollten die Bürger, das unter sich ausmachen lassen.
Mit freundlichen Grüßen
Hector Mann
Alex und seine Freunde schauten noch fassungsloser drein. Das nächste Dokument war noch informativer.
„CASPER“
Mitteilung an die geheime Zentrale des ND General Furlong.
Abschickung erfolgt nur nach meinem Tod.
General Furlong,
mir ist es geglückt einen V-Mann in die Organisation von Juanez einzuschleusen. Die Person ist ein Schüler der Juanez auf den Tod nicht leiden kann. Er besitzt ein ungeheuer gutes Schauspieltalent und ist anpassungsfähig. Ich persönlich habe in auf seine Aufgabe vorbereitet und erwarte ihre Zustimmung. Bestimmt wird er mich und sie nicht enttäuschen.
Hochachtungsvoll
Hector Mann.
Die Freunde wollten nicht glauben was sie lasen. Das vierte Dokument mit seinem Namen ließ sich nicht öffnen, also verschwieg Alex dieses Dokument.
Es klang alles irgendwie unwirklich. Ihr verstorbener Direktor Mann soll ein Agent gewesen, der Juanez ausspionieren sollte. Kaum glaubhaft. Außerdem die Sache mit Caspar. Alex und seine Freunde hatten ihn vom ersten Augenblick gehasst. Spielte er seine Rolle so gut? Sie wussten keine Antwort darauf. Und wer sagte ihnen, ob dies überhaupt echt war. Warum hatte Caspar dann Direktor Mann umgebracht? Warum, Warum und noch mal Warum?
Einen Tag später, am Morgen, kam die Antwort.
Ein Brief erreichte Alex, Absender unbekannt. Aus Neugier öffnete er ihn und las:
Lieber Alex,
ich weiß, dass du mich nicht leiden kannst. Wie du sicher weißt bin ich Mitglied im engeren Kreis von Juanez. Ich muss dir sagen, dass dies nicht so ganz stimmt. Eigentlich bin ich ein Spion. Ich sollte Juanez ausspionieren. Direktor Mann gab mir die Order. Ich habe mich der Organisation FASAP angeschlossen.
Wahrscheinlich glaubst du, ich lüge und will meine Weste reinwaschen. Außerdem weiß ich auch, dass du mir nachspionierst, weil du glaubst, nein weißt dass ich Direktor Mann ermordet habe. Ja ich habe ihn ermordet, auf seinen Wunsch hin. Wenn du wissen willst warum, dann schau im untersten Schreibtischfach nach.
CASPAR
PS: Wenn dich dieser Brief erreicht werde ich schon tot sein.
Alex konnte es kaum fassen. Caspar bestätigte das, was er in den Unterlagen von Mann gefunden hatte. Es war unglaublich. Außerdem schien dieser Brief auch erst sehr spät abgeschickt wurden sein. Nach Caspars Tod. Es war perfekt geplant. Starb einer so wusste die Organisation FASAP bescheid. Starben beide so wurde entweder die FASAP angeschrieben oder ein Dritter. Und dieser dritte war Alex. Wahrscheinlich weil er aktiv gegen Juanez kämpfte. Wahrscheinlich weil sie dachten, dass er es schafft. Er verschwieg seinen Freunden den Brief.
Kurz nach Schulschluss schlich sich Alex in das Direktorenbüro. Er hatte Glück, dass Frau Leppsin nicht da war. Er durchstöberte die unterste Schublade und fand einen braunen Umschlag. Er öffnete ihn und ihm fiel ein ausgedrucktes Dokument entgegen. Darauf stand:
Sehr geehrter General Furlong,
ich habe beschlossen mein Leben zu beenden. Mein Tod wird durch einen meiner engsten Mitarbeiter erfolgen. Ich bitte um Nachsicht. Die Dokumente meiner Arbeit werden ihnen nach meinem Tod zugeschickt.
Hector Mann.
Das war alles. Alex fragte sich warum Direktor Mann sich nicht einfach eine Kugel in den Kopf geschossen hatte. Die Antwort darauf war einfach. Das J, welches auf seinen toten Körper eingeritzt war, war die Antwort. Der Direktor wollte noch nach seinem Tod Alex noch für seinen Kampf gegen Juanez aufstacheln, unterstützen, weiter vorantreiben. Es war im gelungen.
Alex begann seinen Kampf gegen Juanez besser zu verstehen und seine Ermittlungen im Mordfall Direktor Mann waren abgeschlossen. Er ging nach Hause. Dort verbrannte er die Dokumente und zerstörte die CD-Rom. Niemand außer ihm und seine Freunde sollten davon wissen. Jetzt da alles erledigt, war konnte etwas Ruhe einkehren, doch beschlich ihn das Gefühl etwas vergessen zu haben. „Lana!“, fiel es ihm wie Schuppen vor die Augen. Schnell zückte er das Handy und rief sie an. Sie vereinbarten heute Abend um acht im Venedig, Lanas Lieblingsitaliener.
In seinem Sitz tobte Juanez vor Wut. Nicht nur das er einen Verräter in seinen Reihen hatte, nein dieser Bastard von Alex wusste die ganze Wahrheit. Schnell griff er zum Telefon und rief Gerald an. „Gerald. Operation „ALEX EX“ läuft ab sofort.“ „Jawohl Chef.“ Ende des Telefonsgespräches.
Um acht war Alex pünktlich im Venedig. Lana kam in einem roten Kleid. Gemeinsam setzten sie sich an einem Tisch, etwas entfernt von den anderen Gästen. Sie bestellten erst, auf Alex’ Rechnung. Schließlich legte Lana ein Diktiergerät auf den Tisch und begann mit ihrer ersten Frage: „Warum kämpfst du gegen Juanez?“ Alex ließ sich mit der Antwort Zeit. Dann antwortete er.
Kapitel XI: Ein falsches Los
Es war ein sonniger Montag in der letzten Schulwoche des Schuljahres. Alex, Michel, Seraphine und Hannah freuten sich riesig auf den Abschlussball der zwölften Klassen. Natürlichen waren auch die anderen Schüler eingeladen. Die letzten Vorbereitungen für den Abschluss liefen auf Hochtouren. Man hatte es sogar geschafft dass The Minx spielten. Es war ein Traum. Doch nicht nur die Abschlussfeier war Gesprächsthema, sondern immer noch der Leitartikel der, mittlerweile 5 Wochen alten, Schülerzeitung. Lana hatte das Interview mit Alex veröffentlicht. Da waren die Anhänger von Juanez Amok gelaufen. Alex musste Lana einige Zeitbeschützen, bis die Wut der Juanezanhänger verraucht war.
Natürlich hatten sie auch Alex und seine Freunde angegriffen, aber ein großer Zwischenfall blieb aus. So freuten sich die Freunde auf das Abschlussfest. Juanez hatte auf den Artikel so wütend reagiert, dass er seinen Trainingssandsack kaputt getreten hatte. Lana ging es wieder gut. Sie konnte wieder zur Schule gehen, doch musste sie hämische Bemerkungen erdulden. Ein jeder der Freunde um Alex und Alex selbst spürte, hatte das Gefühl, dass es mit Juanez bald zu Ende sein würde.
Vor drei Wochen hatten sich Hannah, Michel und Seraphine bei Alex eingefunden und hatten gemeinsam vor den bevorstehenden Endkampf trainiert. Grundlagen, Techniken, Kraft und Kondition waren die Trainingsinhalte. Sie trainierten in Alex’ Garten. Ab und zu kam auch Joanne mit hinzu. Alex spielte zwar den Trainer, da er ein sehr umfassendes Wissen über Kampfsport besaß, ließ seine Freund aber nach ihren Fähigkeiten und Können trainieren, spornte sie aber auch an. Keiner der Freunde wusste woher Alex sein Wissen über die verschiedenen Kampfsportarten hatte. Einmal hatten sich Alex und Joanne einen Schaukampf geliefert. Der Rest der Freunde hatte mit Spannung zu gesehen. Auch merkten Seraphine und Co., dass es zwischen Alex und Joanne funkte. Nur Alex und Joanne waren davon nicht leicht zu überzeugen gewesen. Das Training brachte für jeden von ihnen etwas. Sie konnten sich nun endlich allein gegen Juanez Männer zu Wehr setzen. Und Alex musste nicht immer alles alleine machen. Das heißt seine Freunde, Joanne einmal ausgenommen, konnten sich alleine gegen Juanez zur Wehr setzen.
Als sie am diesem Montag in ihrer letzten Stunde Deutsch Vertretung bei Frau Leppsin hatten, entbrannte eine hitzige Diskussion über das Thema Gewalt an Schulen. Frau Leppsin vertrat den Standpunkt, dass Gewalt nie akzeptiert werden sollte. Alex war dafür, dass man nicht die Gewalt als böses Mittel nehmen sollte, sondern das Gewalt auch etwas gutes bewirken kann, wenn man sie zur eigenen Verteidigung nutzt, nicht wenn man selbst angreift. „Alle, die Gewalt anwenden sollten bestraft werden!“, sagte Frau Leppsin laut und eifrig. Alex entgegnete darauf: „Wenn man alle bestrafen würde, dann müssten man ja selbst Polizisten bestrafen. Oder dürfen die Gewalt anwenden nur weil sie Recht und Ordnung walten lassen?“ „Natürlich. Wo kämen wir dahin, wenn es so wäre.“, antwortete Frau Leppsin. „Und wenn sie zum Beispiel sehen, dass eine ältere Dame gerade ihrer Handtasche beraubt wird. Was tun sie dann?“ „Ich würde der Dame helfen.“ „Gut und wie würde die Hilfe aussehen?“ „Ich würde dem Dieb ein paar kräftig….“ Frau Leppsin war sich ihres Fehlers bewusst. Alex stürzte sich darauf: „Aha, da haben wir es ja. Ist es dann Gewalt welche sie anwenden?“ „Ja, gerechte Gewalt.“ Alex war über diese Antwort erstaunt: „Warum führen wir dann diese Diskussion?“ Es klingelte und die Schüler verließen den Raum. Alex, Seraphine, Michel und Hannah gingen nach Hause. Sie wollten sich um fünf Uhr bei Alex zu einer weiteren Trainingstunde, treffen. Zuvor musste Alex aber Lana noch bei der Abschlussrede helfen.
Um drei klingelte er bei ihr. Sie öffnete. „Hi.“, sagte sie etwas schüchtern. „Hi. Bereit für einen knallenden Abschluss?“
Gemeinsam setzten sie sich an den Wohnzimmertisch und fingen an.
Währendessen hatte Juanez eine Beratung mit seinen engsten Männern. Unter ihnen waren Gerald, Paul, Darius und noch ein paar andere. „Okay Leute. Wir müssen es schaffen diesen verfluchten Alex aus der Welt zu schaffen. Ihr wisst alle, dass es um meine Herrschaft schlecht steht. Die Bürger fangen an zu murren. Unsere Anhänger haben es schwer sich durch zusetzten. Kurz: Wir stehen kurz vor der Vernichtung. Deshalb habe ich beschlossen die Operation „ALEX EX“ zu beginnen. Wir nähern uns der Endphase. Doch ist mir eins bis hier her immer noch nicht klar wie wir am besten an ihn herankommen. Ich will konstruktive Vorschläge hören.“ Angestrengt wurde überlegt, bis Darius einen folgeschweren Vorschlag einbrachte.
„Okay, ich denke diese Rede wird einschlagen wie eine Bombe!“, rief Lana eifrig. Alex lächelte beiläufig. Er und Jason hatten Lana dazu gebracht eine ähnliche Rede wie Jason damals zu halten. Natürlich nur mit dem Versprechen, dass Alex sie beschützen sollte. Alex sah auf die Uhr. Es war kurz vor fünf. „Lana ich muss los.“ „Ist gut. Danke nochmals, dass du mir geholfen hast.“ Scheu küsste sie ihn auf den Mund. Doch gleich folgte die Gewissheit etwas Falsches getan zu haben. Sie wandte sich ab. Alex sprach: „Lana es ist schon okay. Ich bin dir nicht böse“. Er ging.
Viertel sechs war er in seinem Garten. Seraphine, Hannah und Michel warteten schon ungeduldig, alle in Sportzeug gekleidet. Gemeinsam begannen sie mit Aufwärmübungen. Danach folgten Liegestütze, Situps, Hochstrecksprünge und Dehnung. Dann sollte jeder die Technik üben, die ihm am schwersten fiel. Alex hatte zu Beginn ihres Trainings Techniken vorgestellt und hatte sie mit ihnen geübt. Alle drei konnten sie schon recht gut, es fehlte nur an Feinschliff.
So hatte Michel Probleme mit einem Wurf, Hannah übte an einem sehr schmerzhaften Hebel und Seraphine musste noch etwas an einer Schlagtechnik üben. Alex beaufsichtigte sie, und gab hin und wieder Hilfestellung.
Gegen halb sieben wollten sie noch zum Ende etwas meditieren. Die Freunde hatten Alex ausgelacht, als er den Vorschlag gemacht hatte, aber nach ein, zwei Sessions sahen sie ein, dass es wirklich entspannend wirkte.
„Ich möchte gerne den Trainer zu einer Revanche herausfordern.“ Die Stimme gehörte zu Joanne. Die Freunde warteten gespannt auf eine Antwort von Alex. „Der Trainer nimmt an. Aber ich freue mich auch dich zu sehen.“ „Gut dann lass uns anfangen. Michel, Hannah und Seraphine setzten sich an den Rand, Alex und Joanne stellten sich in der Mitte auf. Alex hatte seinen Freunden eingebläut auf der Straße auf irgendwelche Regeln zu verzichten. Nur eine gab es: „Greife nie zuerst an.“ Die Freunde hatten es verinnerlicht.
Joanne trug graue Trainingshorts, Turnschuhe und ein rotes Top. Das Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden. Alex trug eine kurze Hose, Turnschuhe und eine T-Shirt. In Kampfstellung standen sich die beiden gegenüber. Sie umrundeten sich. Keiner wollte den ersten Schlag wagen. Schließlich griff Joanne als erstes an. Alex fegte den Schwinger zur Seite und konterte mit einem Knieschlag. Diesen blockte Joanne erfolgreich ab. Und nach dieser ersten Kontaktaufnahme standen sie sich wieder gegenüber. Sie taxierten sich, versuchten dem anderen jeweils die Gedanken zu entlocken, was er plante, wie er angriff. Wieder war es Joanne die Angriff. Ihren Fußtritt zu Alex’ Bauch, wich Alex gekonnt aus. Er gab ihr einen Schlag ins Gesicht, nicht allzu doll, wie er es bei anderen Gegnern machen würde. Dann fegte Alex Joanne den Fuß weg und Joanne fiel unsanft zu Boden. Alex stand vor Joanne, die noch ein klein wenig benommen war, und schaute zu seinen Freunden. Diesen Moment der Unachtsamkeit nutzte Joanne aus und zog Alex die Beine weg. Nun landete auch Alex auf dem Boden. Alex tadelte sich selbst für seine Unachtsamkeit. Joanne warf sich sofort auf Alex, ein wildes Gerangel entstand. Joanne behielt zuerst noch die Oberhand. Doch ein von Alex geschickt aufgeführter Konter wendete das Blatt. Alex lag oben auf Joanne und hielt sie mit einem Armbeugehebel fest. Er spürte ihren bebenden, vom Adrenalin des Kampfes durchfluteten, weiblichen Körper. Er hörte ihren Atem und spürte ihn heiß an seinem Hals. Irgendetwas verband sie, doch Alex wusste nicht was es war. Joanne ging es nicht anders. Ein frivoler Spruch lag ihr auf den Lippen. „An diese Stellung könnte ich mich gewöhnen.“, wollte sie sagen. Sie verkniff es sich. Joanne merkte, spürte wie sich ein bisher eingeschlossenes Gefühl breit machte. Sollte sie ihn jetzt küssen? Ihre Köpfe waren nahe beieinander und beide spürte ein gewisses Gefühl. Langsam nährten sich ihre Lippen. Gleich war es geschafft. Doch plötzlich rollte sich Alex von ihr ab und stand zum Dach sehend vor ihr. Hatten seine feinen Ohren etwas vernommen? Da sauste auch schon der Pfeil an. Alex hatte mit seinen sehr, sehr feinen Ohren das Spannen der Sehne, und die Biegung des Metalls gehört. Mit fester, sicherer Hand fing er den Pfeil. Sah ihn sich kurz an und schleuderte ihn zum Absender zurück. Man hörte nur noch einen Schmerzensschrei und wenig später rollte ein toter Juanezanhänger das Dach hinunter und klatschte auf dem Boden des Gartens auf. Die Freunde schreckten hoch.
Um elf in der Nacht konnte endlich nach einem langen Polizeiverhör und einer heißen Dusche, jeder einzelne von ihnen in sein Bett krauchen und schlafen. Joanne dachte in dieser Nacht wieder über ihre Gefühle für Alex nach. Sie gestand sich ein, dass sie in Alex verliebt war. Sie glaubte, sie war es schon, als sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte.
Als Alex, Seraphine, Michel und Hannah am nächsten Tag in die Schule kamen liefen die Vorbereitungen für das Abschlussfest der zwölften Klassen auf Hochtouren. Michel und Alex hatten sich beim Komitee für die Aufbauarbeiten der Bühne eingetragen. Nach Unterrichtende sollten sie in der Turnhalle alles aufbauen. Zuerst ließen sie sich jedoch mit drögen Lernstoff voll pumpen. Alex fiel ein Witz aus seiner Heimatstadt ein: „Lehrer sind die größten Dealer. Um jeden Preis wollen sie ihren Stoff vermitteln. “ Frau Lichtenberg erklärte ihnen wie der Freitag ablaufen sollte: „Also, die ersten drei Stunden ist Unterricht.“ Murren unterbrach sie. „Die vierte Stunde dient der Zeugnissausgabe. Danach haben sie bis um drieviertel Acht Zeit. Punkt Acht fängt die Abschlussfeier an. Ich bitte sie pünktlich zu sein.“ Die erlösende Stundenklingel läutete. Alex und Michel begaben sich sofort zur Turnhalle. Dort erwartete man sie bereits. Sie mussten das Equipment von The Minx in die Turnhalle tragen und aufbauen. Zum Glück hatten sie Ahnung davon. Die schwersten Teile waren die des Schlagzeuges und die Verstärker. Nachdem sie alles hineingeschleppt hatten bauten sie es auf. Das Schlagzeug stellten sie ins letzte Drittel mittig. Links und rechts davon die Gitarre und den Bass. Mikrophonständer samt Mikro bildeten die vorderste Linie. Nach und nach verkabelten Alex und Michel alles. Testen durften sie nicht. Alex war gerade damit beschäftigt ein Kabel zu verlegen, als ihm jemand von hinten eine Kabelschlinge um den Hals warf und feste dran zog. Alex spürte wie die Luft in seiner Lunge weniger wurde, er spürte wie das Kabel in sein Fleisch schnitt und er spürte den Atem seines Gegners. Alex hatte sofort, als ihm die Schlinge um den Hals gezogen wurde, mit seinen Händen zugegriffen und versuchte die Kabelschlinge vom Hals wegzuziehen. Gleichzeitig versuchte er mit dem rechten Fuß nach dem Schienbein seines Gegners zu treten. Er vertraute auf sein Glück. Und es war ihm hold. Er traf das Schienbein seines Gegners so doll, dass es knirschte. Die Schlinge lockerte sich um seinen Hals. „Jetzt oder nie!“, dachte Alex. Er streifte die Schlinge mit Kraft ab, drehte sich mit einem Spinkick um. Er traf mit der Ferse seines Gegners Kinn. Sein Gegner beschrieb eine 180° Grad Drehung und landete auf dem Parkettboden. Erst jetzt spürte er den Schmerz an seinem Hals. Gierig zog er die Luft ein um seine Lungen mit Luft zu füllen. Er sah sich um, ob noch mehr Gegner in der Turnhalle waren. Fehlanzeige. Dafür schaute er sich seinen Gegner genauer an und erkannte den Typ, dem er zu Beginn des Schuljahres die Nase gebrochen hatte. Michel kam angerannt. „Alex! Alles OK mit dir.“ „Ja alles bestens.“ Michel sah die Rötung an Alex’ Hals, das Kabel und den bewusstlosen Kerl der Juanezgang. Michel kombinierte richtig und fragte Alex gar nicht erst was passiert war. Es erklärte sich von selbst.
Als Alex nach Hause kam begrüßte ihn eine überschwängliche Mutter. „Alex ich muss dir etwas sagen.“ Interessiert sah Alex von seinem etwas verspäteten Mittagessen auf. „Und das wäre.“, fragte er etwas gelangweilt. „Ich fahre Morgen bis Samstag zum Damenstammtisch.“ Alex war baff. Seine Mutter am Stammtisch. Welch eine Vorstellung. E hatte seine Mutter noch nie an einem Stammstisch sitzen sehen, schon gar nicht an einem Damenstammtisch. „Wo ist dieser Damenstammtisch?“, fragte Alex etwas enttäuscht, dass seine Mutter nicht zum Abschluss da war. „In die Pension Hügelland.“ „Eine Frage hätte ich noch Mum. Wer kommt denn alles mit? Ich kann mir schwerlich vorstellen, dass du alleine fährst. “ „Die anderen Eltern von deinen Freunden.“ sagte sie als Alex fragend dreinblickte. „War das ne spontane Idee oder habt ihr das gewonnen?“ „Gewonnen natürlich. Wir haben alle bei einem Preisausschreiben mitgemacht.“ „Aha!“ „Möchtest du noch etwas Kartoffelbrei?“, fragte seine Mutter und gab ihm noch einen ordentlichen Klecks auf den Teller.
Am Nachmittag ging Alex alleine durch die Stadt. Er freute sich auf die Sommerferien und auf das Ferienlager in Kroatien. Die Freunde hatten nämlich beschlossen gemeinsam wegzufahren. Alex, Joanne, Michel, Seraphine und Hannah hatten sich entschieden für zwei Wochen Kroatien. Alex war voller Vorfreude. Auch freute er sich auf das Abschlussfest am Freitag. Ein schmunzeln lief über sein Gesicht, als er daran denken musste, dass er Lana einen Tanz versprochen hatte. Er hatte ihr aber nochmals gesagt, dass nicht aus ihnen wird. Lana stand ja auf ihn. In seinem Lieblingscafe holte er sich einen „Kakao to go“ und schritt weiter durch die Stadt. Er ließ das (fast) vergangene Schuljahr nochmals Revue passieren. Der Umzug, die neue Schule. Neue Freunde und neue Feinde. Eine neue Liebe? Joanne. Alex wurde es ganz warm ums Herz, als er an sie dachte. Wie oft hatten sie schon einander geholfen? Er lehnte sich an das Geländer einer Fußgängerbrücke, die über einen Fluss gespannt war. Der Fluss, der die Stadt durchzog, wie eine grüne Schlange. Die Leute nannten ihn immer nur den Fluss. Einen Namen wollten sie ihn wahrscheinlich nicht geben. Der Fluss war an einigen Stellen ein Tummelplatz für Verliebte. Hach ja die Liebe.
Joanne gesellte sich zu ihm. „Ausgerechnet jetzt“, dachte er wütend. Sie unterhielten sich. Alex fragte ob sie sich schon auf die Sommerferien freute. „JA! Aber eigentlich habe ich keine Sommerferien mehr.“ „Ja das stimmt.“ Alex kam sich blöd vor, weil er so etwas gefragt hatte. „Hattest du eigentlich schon mal das Gefühl von allen verlassen und von Gott ignoriert wurden zu sein?“ Er sah sie etwas ungläubig an. „Ja, das Gefühl hatte ich schon mal. Aber was Gott angeht, ich glaube nur noch bedingt an ihn. Wenn irgendetwas gutes auf der Welt passiert, so hat er bestimmt seine Finger im Spiel gehabt. Passiert aber etwas schlimmes so kann ich nicht glauben, dass es ihn gibt.“ Joanne nickte zustimmend. „Was ist mit dir?“, fragte Alex und sah sie unverwandt an. „Weißt du, manchmal frage ich mich was passiert wäre, wenn ich damals geschnappt wurden wäre. Hätten sie mir auch nur die Haut abgezogen, wie dem armen Jason? Oder hatten sie mich vergewaltigt oder gar umgebracht?“ Sie sah weg. „Ich denke, so ist das Schicksal. Vielleicht wären wir uns nie begegnet, oder ich wäre hier nie aufgetaucht. Du weißt doch noch was mein Vater gesagt hat: „Wir sind alle verbunden. Ein spirituelles Netz. Deine und meine Existenz sind genauso ineinander verwoben, wie die Tatsache, dass Juanez hier einen auf Obermacker macht.“ „Wahrscheinlich hast du recht.“ Sie sah ihn mit ihren schwarzen Augen an. Ein Wind frischte auf und wehte ihr Haar ins Gesicht. Galant strich sie es sich aus dem Gesicht. Alex und Joanne hielten lange Blickkontakt. Als würde einer des anderen Gedanken lesen. Unwillkürlich rückten sie enger zusammen. Sie kamen sich näher, immer näher. Joanne sagte: „Sollen wir es versuchen?“ Alex nickte wie in Trance. Joanne legte die rechte Hand an seine Wange. Wärme durchströmte sie beide. War dies das großartige Gefühl der Liebe? Wussten beide, dass sie zu einander gehörten. Ihre Lippen nährten sich langsam, gemächlich. Nur noch wenige Zentimeter, Millimeter.
„Seht mal da, unser Wohltäterpärchen.“ Alex sah aus den Augenwinkeln, dass es Juanez Leute waren. „Dass, die auch immer dazwischen funken müssen.“ Joanne lächelte und sie ließen von einander ab. „Was wollt ihr?“, fragte Alex barsch. „Na! Bitte eine höflichern Umgangston, wenn eine Dame anwesend ist.“, sagte der Rädelsführer. Seine Kumpane, Acht an der Zahl, krümmten sich vor lachen. „Du kannst gerne herkommen und dich überzeugen wie Damenhaft ich bin, du Großmaul.“ Das saß. Der Chef, der kleine Juanezbande schlug zu. Joanne blockte und wich behände aus. Dann gab sie ihm noch einen Ellenbogenstoß auf die Nase und das Großmaul hatte eine Kostprobe von dem gar nicht Damenhaften verhalten, bekommen. „Schnappt sie euch!“, schrie er seine Kumpane an. Andere Fußgänger schauten zu. Alex und Joanne verteidigten mal wieder ihr Leben. Alex schaffte es sich eine Schneise zum anderen Geländer zu bahnen. Die Brücke war nicht sehr breit. Nasen wurden gebrochen, Gelenke ausgekugelt. Alex schlug einem Typen mit Zahnlücken einen weitern Zahn aus. Eins war sicher, einige würden nicht nur mit einem blauen Auge davon kommen. So kämpften Alex und Joanne bis nur noch zwei Gegner übrig waren. Der Chef, der kleinen Bande und ein weiterer, großer, sehr muskulöser Typ. Alex knockte den Chef aus. Joanne hatte, trotz ihres sehr guten Könnens der Kampfsportarten keine Chance gegen diesen zwei Meter Riesen. Dieser gab ihr eine kräftigen Schlag, sodass sie K.O. ging. Dann packte er Joanne, hob sie mit Leichtigkeit hoch und warf sie über das Geländer. Alex sah in das erschreckte Gesicht von Joanne. Mit einer hastigen Bewegung steckte er seine Brille in eine Jackentasche, zog den Reisverschluss zu und rannte los. Es waren nur 6 Meter Anlauf aber Alex schaffte es trotzdem über das Geländer zu hechten und sich in die Fluten des Flusses zu stürzen. Das Wasser war angenehm warm. Als Alex eintauchte, suchte er sofort unter Wasser nach Joanne. Die Luft wurde allmählich zu knapp. Er tauchte auf, zog gierig Luft ein und tauchte wieder. Er musste bis ganz zum Grund. 7 Meter. Am Grund lag die bewusstlose Joanne. Alex packte sie und zog sie mit nach oben. Die Luft in seinen Lungen reichte nur knapp. An der Oberfläche angekommen schnappte er erstmal nach Luft und schwamm dann mit der bewusstlosen Joanne im Schlepptau ans Ufer. Dort leitete er Wiederbelebungsmaßnamen ein. „Komm schon ich brauche dich. Ich liebe dich verdammt noch mal.“, herrschte er sie an. Er beatmete sie undführte die Herzmassage durch. Ferner hörte er Sirenengeheul. Einer der Zuschauer auf der Brücke musste wohl den Notarzt verständigt haben. „Komm endlich zu dir!“, schrie Alex sie an. Da, endlich. Joanne kam zu sich und spuckte einen Schwall Wasser aus. Verwundert sah sie ihn an. Beide sahen sich an. Jetzt endlich wissend, dass sie zusammengehörten. Da kam schon der Krankenwagen. Die Ärzte guckten etwas verdutzt, als sie die beiden völlig durchnässt, aber lächelnd und Händchenhaltend sahen. Wenig später saßen Alex und Joanne, in warmen Decken gehüllt und heißen Tee schlürfend, im Krankenwagen. Der Krankenwagen stand noch am Ufer und die Ärzte hatten die beiden untersucht, jetzt wärmten sie sich auf. Joanne hatte ihren Kopf an Alex’ Schulter gelegt. Ihr nasses Haar verursachte einen Abdruck auf der Decke. Seraphine, Michel und Hannah kamen vorbei. Sie freuten sich, dass beide Wohlauf waren und keiner von ihnen eine gesundheitlichen Schaden davon trug. Alex fühlte sich irgendwie glücklich. Als ob er eine riesige Heldentat begangen hätte. Dem war auch so.
Am Abend lagen Hannah und Michel nebeneinander im Bett. Hannah kuschelte sich eng an ihren Michel. Sie fragte: „Sag mal, hast du es schon vorher gewusst, dass Alex und Joanne zusammen sind?“ „Nein Schatz. Aber man konnte sehen, dass es zwischen beiden schon ziemlich lange gefunkt haben muss.“ „Ich liebe dich!“ „Ich dich auch Hannah.“ Küssend sanken sie in die Nacht.
„Eine bemerkenswerte Leistung.“, sagte Juanez zu Anna. „Bei aller Verachtung für ihn muss ich sagen Respekt. Mit nur 6 Meter Anlauf über ein 1, 50 Meter großes Geländer zu hechten. Das muss man ihm lassen. „Du hast recht. Aber ich denke du würdest das auch für mich tun?“ „Aber sicher doch Anna Schätzchen. Für dich würde ich alles tun.“ „Gut dann servier mir den Kopf von Joanne auf einen Silbertablett.“ „Bist du des Wahnsinns? Hast du nicht mehr alle Tassen im Schrank?“ „Nein es war ein schlechter Scherz. Aber ich will, dass du sie unschädlich machst.“ „Solange ich mich erinnern kann, bin immer noch ich Chef hier.“, sagte Juanez scherzhaft. „Haha. Du bist wieder ungemein lustig. Komm ins Bett.“, verlangte Anna. „Gleich, ich muss nur noch mal kurz telefonieren.“ „Ist gut.“ Juanez hob den Hörer ab und wählte eine Nummer. „Gerald. Alles fertig. Gut. Dann beginnt die Operation ALEX EX. Ab sofort herrscht Stufe Rot = Höchste Vorsicht.“ Er legte auf. Juanez ging in Bett und schlief neben Anna ein.
Der Mittwoch war ein trostloser Tag. Die Sonne versteckte sich hinter einem Dunst aus Wolken. Die Schule war heute so langweilig, dass Alex einschlief. Nur der Nachmittag brachte Freude. Die Freunde wollten shoppen gehen. Sie wollten sich etwas für Freitag kaufen. Am Abend trafen sie sich bei Alex. Sie alle hatten ja Sturmfrei. Ihre Eltern waren bis Samstag fort. Doch Alex war am Morgen mit einem miesen Gefühl aufgestanden. Ein Gefühl, dass ihm sagte, dass irgendetwas nicht stimmte. Er nahm sich vor, dem auf den Grund zu gehen.
Im Blur-Kaufhaus war eine Menge los. Der Nasenlänge nach traf man auf befreundete Schüler. Eine Leuchtreklame erregte Alex Aufmerksamkeit. Die Leuchtreklame pries ein Gewinnspiel an. Darunter stand die Firma, die es veranstaltete. Alex wusste, dass es nur eine Firma in der Stadt und Umgebung gab, die Gewinnspiele veranstaltete. Es gab zwar auch Gewinnspiele von Firmen aus anderen Städten, aber diese Gewinnspielfirma machte nur in dieser Stadt diese Preisausschreiben. Außerdem war der Damenstammtisch Stadt intern und die Pension Hügelland lag nur 2 Kilometer entfernt. Aus reiner Neugier und seinem Instinkt folgend, besuchte er die Firma die auch im Blur-Kaufhaus vertreten war. „Schönen Guten Tag.“, sagte Alex beim eintreten zu der Frau hinter dem Schreibtisch. „Guten Tag. Wie kann ich ihnen helfen?“ „Mich würde gerne interessieren ob sie in den letzten zwei Wochen ein Preisausschreiben für einen Damenstammtisch veranstaltet haben.“ Die Mitte 30ger Dame tippte etwas in ihren PC und gab Alex die ernüchternde aber bestätigende Antwort: „Nein, ein solches Preisausschreiben haben wir nicht veranstaltet. „Dankeschön.“ Alex ging. Hatte sich sein Verdacht bestätigt? Eine Antwort konnte er sich selbst nicht darauf geben. Er traf wieder auf seine Freunde und hatte eigentlich keine Lust mehr einkaufen zu gehen. Er setzte sich mit Michel in ein Cafe. „Du Michel, sag mal deine Eltern haben doch auch an einem Preisausschreiben mit gemacht. Wie hast du davon erfahren?“ „Na ja am Montag war ein Brief im Kasten, indem es hieß man könne diesen kostenlosen Damentreff gewinnen. Natürlich hat meine Mutter erstmal alle angerufen. Ich meine deine, Seraphins und Hannahs Eltern. Schließlich füllte sie das Formular aus und schickte es an die Adresse zurück. die damit drauf stand. Gestern war der Brief im Kasten, dass sie und alle anderen gewonnen hatte.“ „Dass ging aber schnell, zu schnell. Meinst du nicht?“ „Jetzt wo du es sagst.“ „Kannst du dich an die Adresse erinnern?“ Alex nahm einem Schluck von seinem Kakao. Er musste feststellen, dass dieser scheußlich schmeckte. Außerdem bemerkte er, dass er zum Kakaotrinker mutierte. Michel überlegte angestrengt. „Ich glaube die Adresse war Ulmenweg 8a.“ „Du weißt, dass im Ulmenweg nur Bruchbuden stehen.“ „Wir sollten und dort mal umsehen.“ „Du sprichst mir aus der Seele.“ Zusammen suchten sie Hannah und Seraphine auf und sagten ihnen Bescheid, dass sie noch etwas wichtiges zu erledigen hatten. Über Handy fragte Alex noch Nathaniel, was er über den Ulmenweg wusste. „Dort stehen nur Bruchbuden, die manchmal von Obdachlosen bewohnt werden. Zwei Straßen weiter folgt das Rotlichtviertel.“ Ein süffisantes Lachen war zu hören. „Lasst euch nicht verführen Jungs.“ Alex und Michel konnten nur müde lächeln. Alex bedankte sich bei Nathaniel für die weniger interessanten Informationen. Mit der Straßenbahn fuhren sie zur Biberstraße und liefen von dort zum Ulmenweg. Zu erst nahmen sie einen widerlichen Gestank von Fäkalien und Müll wahr. Mutig schritten sie den Ulmenweg entlang. Ein paar vereinzelte Prostituierte standen auf dem Fußgängerweg. Michel und Alex überhörten ihre Anmachsprüche. „Ich dachte, die arbeiten nur Nachts.“, flüsterte Alex Michel zu. Michel lachte etwas. Sie hatten die 8a erreicht. Ein verfallenes Steinhaus mit eingeworfenen Fenstern. Die Tür war zu geschlossen und aus Metall. Alex trat kurzerhand die Tür ein. Er hatte Glück, dass die Gegend so verlassen war. Michel und Alex schlüpften in die Dunkelheit hinein. Licht fiel nur durch die Fensterrahmen ein. Es stank zum Himmel. Alex und Michel suchten das Erdgeschoss sorgfältig ab, fanden aber nichts von Bedeutung. Alex ging gerade die Treppe zum ersten Stock hoch, als Michel einen harten Schlag spürte und ohnmächtig zu Boden ging. Alex hatte den ersten Stock erreicht und wurde von drei Schlägern des Juanez begrüßt.
Ein hitziger Kampf entbrannte. Alex tauchte unter einem Schwinger hinweg und gab seinem Gegner einen Aufwärtshaken in die Weichteile. Der erste Gegner war K.O. Der nächste kam heran. Alex hechtete zur Seite. Wieder kam der Gegner angerannt. Diesmal trat ihn Alex mit voller Kraf tin den Bauch. Sein Gegner blieb erschrocken stehen. Ein Kniestoß unter das Kinn und auch der zweite Gegner fiel K.O. auf den von Staub bedeckten Boden. Der dritte im Bunde griff Alex an. Er überraschte Alex mit einem Täuschungsmanöver und trat Alex durch eine morsche Holzwand. Splitter regneten auf Alex hinab. Noch ehe Alex aufstehen konnte, warf sich sein Gegner auf ihn. Doch der morsche Boden hielt es nicht aus. Gemeinsam krachten sie durch den Boden ins Erdgeschoss. Alex‘ Welt verlor sich im Dunkel.
Wenig später erwachte Michel und sah sich suchend nach Alex um. Außerdem wütete ein Schmerz an seinem Hinterkopf. Als er Alex nicht finden konnte schrieb er den Mädchen, die im Blur-Kaufhaus warteten, eine SMS.
Hi Mädels. Wir haben ein ernsthaftes Problem. Krisensitzung punkt Acht bei mir zu Hause. Bitte sagt auch Nathaniel bescheid. Gruß Michel.
Seraphine zeigte die SMS den anderen. Auch sie rätselten. Zu dritt gingen sie nach Hause ihre Einkäufe abstellen. Punkt um acht waren alle, bis auf Nathaniel, bei Michel. Nathaniel war gerade nicht in der Stadt. Michel fing an zu erzählen: „Leute wir haben ein ernsthaftes Problem. Es scheint so als, ob jemand unsere Eltern verschleppt hat. Und obendrein auch Alex.“ Die Freunde sahen sich verständnislos an. „Ihr erinnert euch doch an dieses ominöse Preisausschreiben. Tja die Antwort hätte frühestens Morgen kommen können. Außerdem sind unsere Eltern nie in der Pension Hügelland aufgetaucht. Wir haben ein echtes Problem.“ „Wer könnte denn Interesse daran haben eure Eltern zu entführen und obendrein auch noch Alex?“, fragte Joanne. „Juanez würde ich meinen.“, warf Seraphine ein. „Das ist mir auch in den Sinn gekommen, aber wo sollte er sie verstecken?“, sagte Michel. „In seinem Sitz natürlich.“, sagte Hannah barsch. „Du hast recht Hannah, aber nach Alex und meinem letzten Besuch hat er die Wachen verdreifacht und sämtliche Eingänge versiegelt.“, sagte Joanne. Angestrengt überlegten sie, wie sie ihre eltern aus der Höhle des Löwen befreien konnten.
Juanez war Stolz, Stolz auf sich und Stolz auf seine Leute. Man hatte es wirklich fertig gebracht die Eltern von Seraphine, Alex, Hannah und Michel gefangen zu nehmen. Und man hatte es sogar geschafft seinen stärksten Widersacher zu fangen. Er war ganz aus dem Häuschen. Anna kam in einem wunderschönen rosafarbenen Kleid herein. Juanez bekam Stielaugen. „Schatz, das Kleid steht dir sehr gut. Mich würde es freuen, wenn du es zum Abschluss trägst.“ „Es gefällt dir wirklich?“, fragte Anna scheu. „Wirklich, wirklich.“ „Oh Juanez!“, sie fiel ihm in die Arme. Und küssend sanken sie zu Boden. Anna war sich sicher, dass Juanez wieder der unangefochtene Herrscher werden würde.
Die Sonne war bereits untergegangen. Und er träumte an einem fremden Ort. Er träumte davon, dass er in einem Kellergewölbe stand und eine Prozession an ihm vorbei zog. Zu seinem Entsetzten musste er feststellen, dass die Prozession aus seiner Mutter und den Eltern seiner Freunde bestand. Nacheinander wurden sie gefoltert. Er konnte es nicht ertragen und wollte schreien, loslaufen um zu helfen. Doch er konnte sich nicht bewegen. Nun betraten seine Freunde die Bildfläche und schrieen ihn an: „DU BIST SCHULD! DU BIST SCHULD!“
Entsetzt wachte Michel auf. Eine Minute vor seinem Wecker. Ein fürchterlicher Alptraum hatte ihn geweckt. Er ging Duschen um sich den Angstschweiß und Schuldgefühle abzuwaschen. Michel traf seine Freunde an der Schule. Michel wollte Alex so gut vertreten wie es ging. Er wusste er konnte Ale xnicht ersetzten, aber er tat sein bestes um seinen besten Freund zu retten.
Es war ein sonniger Donnerstag und man konnte die Vorfreude auf die Ferien spüren. Auch hatte diese Vorfreunde von den Freunden besitz ergriffen. Auch wenn die Vorfreude leicht getrübt wurde. Sie hatten Glück das die Lehrer auch von dieser Vorfreude angesteckt worden waren. So pumpte man sie nicht mit Unterricht zu, sondern machte Unterrichtsbezogene Spiele. Zum Beispiel das in Mathematik beliebte Bankrutschen. Oder biologische Kreuzworträtsel. In der Hofpause nach der dritten Stunde musste Michel mal aufs Klo. Er suchte sich die hinterste Kabine aus und entleerte seine Blase. Er wollte gerade die Kabine verlassen, als zwei Juanezanhänger hineingepoltert kamen. „Sach ma hast du eigentlich von dem großartigen Coup von Juanez gehört?“, fragte der erste. „Nein. Erzähl.“ „Also, ihm ist es gelungen die Eltern von Alex und seinen Freunden zu entführen und das beste: Er hat Alex selbst gefangen genommen.“ „Ein starkes Stück. Du verscheißerst mich doch nicht etwa?“ „Nein ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Er hält sie im Keller fest.“ „Ich hätte nie gedacht, dass er das schafft.“ „Tja da siehste wie gewieft er ist.“ Die beiden zogen ab. Michel konnte kaum glauben, was er gehört hatte. Er musste schnellst möglich seine Freunde verständigen. Leider schaffte er es nach Schulschluss. Sie sahen ihn an, als ob er vom Mond gefallen wäre. „Am liebsten würde ich sofort loslegen und unsere Eltern und Alex befreien.“, sagte Michel hitzig. „Du weißt, dass das heute nicht geht. Wir müssen alle bei den letzten Vorbereitungen helfen. Außerdem müssen wir noch einen Plan ausarbeiten.“, versuchte Hannah Michel zu dämpfen. „Wir müssen unseren Eltern und Alex wohl oder übel einen weiteren Tag zumuten.“, sagte Hannah. „Da hast du recht.“, pflichtete Seraphine bei.
Juanez stand süffisant lächelnd und in arroganter Pose vor den Eltern. „Ich heiße sie herzlich in meiner bescheidenen Hütte willkommen.“ Eine ausladende Geste unterstrich die Worte. „Um es kurz zu machen. Ich werde sie als Druckmittel gegen Ihre Kinder benutzen.“ Er ging davon. Die Eltern warfen ihm böse Blicke hinterher. Sprechen konnten sie nicht, da sie geknebelt waren. Alex’ Mutter hoffte auf eine Rettung.
Am Abend saß Joanne über den Plan von Juanez Sitz gebeugt. Sie überlegte, wie sie die Eltern und Aelx befreien konnten. Nach einer Stunde hatten sie den Anfang eines Planes. Es war schwer ohne Aelx. Der immer irgendwie einen Plan zurecht basteln konnte. Ohne ihn war es deutlich schwieriger. Nach weiteren vier Stunden war er vollendet. Sie rief ihre Freunde an und sagten sie sollten vorbei kommen.
Michel überlegte. Sie hatten am Nachmittag den Boden der Turnhalle gefegt und gewischt. Stehtische und den Büffettisch hinein geschleppt und aufgebaut. Danach mussten sie noch die Fenster putzen. Die Arbeiten waren ihnen von Frau Leppsin aufgebrummt wurden. Warum wussten sie genau. Gegen Zehn waren alle vollständig versammelt. Joanne erklärte den Plan: „Wir wissen, dass unsere Eltern im Keller festgehalten werden. Es gibt nur diesen Weg.“ Joanne zeigte auf den Plan. „Ich brauche euch alle. Nathaniel du bist der älteste von uns und hast einen Führerschein. Du wartest einen Block weiter mit dem Fluchtauto. Okay?“ „Ja.“, sagte Nathaniel knapp. Wir anderen vier werden uns durch den Boteneingang einschleichen. Seraphine, du beziehst dann hier Stellung.“ Joanne zeigte auf eine Treppe. „Ist gut.“ „Hannah und Michel ihr bewacht dann den Eingang zum Keller.“ „Geht klar.“, antworteten beide im Chor. „Ich schleiche dann hinunter und befreie eure Eltern. Danach flitzt ihr so schnell wie es geht zu Nathaniel, der die Eltern nach Hause fährt. Ich suche in der Zwischenzeit Alex. Wir treffen uns Schlag halb acht bei Michel wegen umziehen zum Ball. OK.“ Joanne stand auf streckte eine Hand in die Mitte und rief: „Alle für einen, alle für einen!“ Die anderen legten ihre Hände auf Joanne’ Hand und riefen laut im Chor: „EINER FÜR ALLE UND ALLE FÜR EINEN!!“ Es wirkte.
Freudig stand Juanez am nächsten Tag auf. Endlich war ein ereignisreiches Schuljahr zu Ende gegangen. Er musste nur sein Zeugnis abholen und am Abend zu Ball erscheinen. Dann war das Schuljahr für ihn gelaufen und sechs erholsame Wochen warteten auf ihn.
Nicht ganz so froh standen die Freunde auf. Mit Spannung erwarteten sie die Zeugnisausgabe. Sie quälten sich regelrecht durch die ersten drei Unterrichtstunden. Endlich gab es Zeugnisse. Frau Lichtenstein ging nach Klassenbuch. Seraphine musste das Zeugnis von Alex mitnehmen, da er ja abwesend war.
Die Anhängergruppe von Juanez, die Seraphine und Alex am ersten Schultag schon aufgefallen war, war nun deutlich dezimiert. Sie hatten zwar mittelmäßige bis schlechte Noten kamen aber trotzdem ein Jahr weiter.
Zum Abschluss sagte Frau Lichtenstein noch ein paar Worte und entließ sie dann mit den Worten: „Schöne Ferien!“ Die Klasse strömte hinaus auf den Vorplatz. Dort stand jemand den sie nicht erwartet hatten. Michel, Hannah und Seraphine gingen zusammen über den Vorplatz, als sich Darius in den Weg stellte. Sofort entflammte in Michel der Kampfgeist. „Na ihr Streber. Wie geht es euch denn?“ Michel antwortete: „Bis eben noch gut.“ „Nana. Begrüßt man so einen Feind.“ „Du sagst das richtige Wort. Verschwinde lieber.“ „Also, Michel. Ich muss doch sehr bitten. Es sind Damen anwesend.“ „Wenn du nicht sofort verschwindest dann…“ „Dann?“ „Dann mache ich Kleinholz aus dir.“ „Haha. Du Hänfling willst aus mir Kleinholz machen. Ich lache mich kaputt.“ Michel wurde zornig. Hannah packte in sanft am Arm. Michel verstand. Doch Darius reagierte. Er schlug Michel ins Gesicht und Michel fiel nach hinten. Der Kampf hatte begonnen. Schnell rollte sich Michel in den Stand und wartete auf den nächsten Angriff von Darius. Hannah sah entsetzt zu. Seraphine schlug vor schreck die Hand vor die Augen. Darius rannte auf Michel zu. Er schlug um sich. Michel wich aus so gut er konnte, musste aber einige Treffer wegstecken. Es gelang ihm einen Magenhaken bei Darius zu landen. Dann gab er ihm noch einen Ellenbogenschlag unters Kinn und trat dann beherzt zu. Darius fand sich am Boden wieder. Schnell rappelte er sich auf. Nun griff Michel an. Zuerst mit einem Schwinger, den Darius blockte. Dann versuchte Michel einen Schienbeintritt. Auch dieser wurde von Darius geblockt. Darius konterte nun und schlug Michel ein paar Mal ins Gesicht. Michel taumelte nach hinten. Darius drosch immer weiter auf ihn ein. Schließlich lag Michel am Boden. Immer, wenn Michel aufzustehen versuchten, trat Darius ihm in die Seite. Bei seinem nächsten Aufstehversuch fing Michel das Bein von Darius und trat ihm dann noch sein Standbein weg. Darius landete auf dem Boden. Michel rappelte sich auf. Darius erhob sich wieder und brachte ein Messer mit in den Kampf. Er stach nach Michel, doch der wich behände aus. Doch einmal war Michel nicht schnell genug und Darius gelang es mit seinem Messer Michel am Bauch zu verletzten. Das T-Shirt war zerschnitten und eine lange, aber nicht tiefe Schnittwunde zierte Michels Bauch. Sein Gesicht war für einen kurzen Augenblick schmerzverzerrt. Endlich gelang es Michel den waffenführenden Arm zu packen und Darius zu entwaffnen. Er gab Darius eine Schlagkombination ins Gesicht. Darius war etwas benommen. Dann trat Michel Darius in den Bauch und als sich Darius vor Schmerz nach unten beugte stieß Michel sein Knie in Darius’ Nase. Sie ward gebrochen. Michel wandte sich ab. Doch Darius wollte nicht aufgeben. Er rannte und sprang Michel von hinten an. Michel reagierte schnell genug um den Schwung den Darius mitbrachte zu nutzen und einen Wurf daraus zu machen. Darius landete hart auf dem Gehweg. K.O. Michel hatte gesiegt. Von einigen niederen Anhängern wurde Darius weggetragen. Hannah und Seraphine waren Stolz auf Michel. Hannah gab Michel ein Kuss. Schwatzend gingen sie nach Hause. Michel wünschte sich Alex wäre hier gewesen und hätte gesehn wie er Darius fertig gemacht hatte. Er wollte seinen besten Freund aus der Gefangenschaft von Juanez befreien.
Drei Stunden später.
Seraphine, Hannah, Nathaniel und Joanne trafen sich bei Michel. Sie sprachen nochmals den Plan durch. Sie hatten außerdem alle ihre Abschlussballkleidung mitgebracht. Sie wollten sofort, nachdem sie ihre Eltern befreit hatten zu Michel, sich umziehen und dann zum Ball gehen. Sie hatten Glück, dass Michel zwei Duschen im Haus hatte. Jetzt schlüpften sie in ihre schwarzen Sachen um ihre Eltern und Alex zu befreien. Dreiviertel Sechs verließen sie Michels Haus. Nathaniel fuhr zu seinem Posten und der Rest lief, möglichst jede Deckung ausnutzend zum Boteneingang von Juanez’ Sitz.
Dort drinnen herrschten zwei Stimmungen vor. Juanez und Anna sowie die meisten Anhänger von Juanez bereiteten sich auf den Ball vor. Es wurde gelacht, gescherzt und ein bisschen getrunken. Im Keller war die Stimmung auf dem Tiefpunkt. Die Knebel drückten und die Fesseln hatten schon die Haut am Handgelenk durchgescheuert. Keiner ahnte, dass Hilfe unterwegs war.
Juanez begab sich mit einigen Anhänger und Anna in einen anderen Keller hinunter. Dort war sein ärgster Feind. Alex hing von der Decke herab. Seine Arme waren mit Eisenketten an einem Haken zusammen gebunden. Juanez betrat den Raum. Alex blickte seinen Feind ins Gesicht. Juanez konnte sich den Luxus nicht nehmen lassen und boxte Alex in Magen. Alex stöhnte auf und musste seinen aufsteigenden Mageninhalt zurück halten. „Alex, darf ich dir einen Freund vorstellen. Das hier ist Gerald. Ihr kennt euch ja schon. Gerald ist in verschiedenen Folterkünsten unterrichtet und ich lasse ihn bei dir freie Hand.“ Juanez wandte sich zum gehen. Alex rief: „Was zum Teufel erhoffst du dir davon?“ „Was ich mir davon erhoffe? Ich erhoffe mir meine Herrschaft wiederherzustellen. So ich muss jetzt gehen. Schließlich ist heute der Abschlussball. Wir sehen uns.“ „Ja in der Hölle!“, schriee Alex. Juanez verschwand.
Gerald blickte lüstern drein.
Alex versuchte Gerland anzulächen, was ihn einen weitern Schlag in die Magengegend eintrug. „Du kanst dir gar nicht vorstellen, wie lange ich schon auf diesen Moment gewartet habe.“, sagte Gerald. Alex schwieg. Gerlad wandte sich ab. Er holte einen Schürhaken, von dem Tisch, der etwas weiter hinten im Keller stand. Dann kam Gerlad wieder und trieb den Haken in in Alex‘ rechten Oberschenkel. Alex schrie vor Schmerz. „Na wie gefällt dir das?“, fragte Gerald hämisch und trieb einen weiteren Schürhaken in Alex‘ Schulter. Wieder schrie Alex.
Joanne schlich sich als erstes zum Boteneingang. Sie sah nach ob jemand da war. Da die Sonne sich nahe am Horizont befand, gab es sehr gute Schattenverstecke. Aber es dauerte noch 4 Stunden, ehe sie vollkommen untergegangen war. Leise öffnete Joanne die Tür und spähte hinein. Etwas weiter war ein Treppenabsatz nach oben. Dort stand eine Wache, genau auf Seraphins Posten. Joanne schloss leise die Tür und schlich sich voran. Mit einem Handkantenschlag in den Nacken, auf einen bestimmten Punkt knockte sie die Wache aus. Schnell versteckte sie die Wache. Dann lief sie zurück zum Boteneingang und winkte ihre Freunde, die im sicheren Versteck hockten, heran. Schnell huschten sie herein. Seraphine nahm ihren Posten ein und gab so den Freunden Rückendeckung. Joanne, Michel und Hannah schlichen weiter hinein. Mittlerweile war es Viertel Sieben. In den oberen Etagen bemerkte keiner etwas von den Eindringlingen. Schnell war die Treppe zum Keller gefunden. Unterwegs hatten sie noch zwei Wachen ausgeschaltet. „Ihr wartet hier. Ich will erstmal die Lage erkunden.“, sagte Joanne zu ihren Freunden. So schlich sie die Steintreppe hinunter. Leise und langsam. Unten war eine Art Torbogen. Joanne presste sich an die Wand mit dem Torbogen und spähte um die Ecke in den Keller. In der Mitte saßen die Eltern, gefesselt und geknebelt. Im Raum waren insgesamt fünf Wachen. Der Kellerraum an sich war 3 Meter hoch und mindestens 20 Meter breit. Überall waren Neonlampen und leuchteten alles aus. Joanne zog sich zu ihren Freunden zurück und erzählte ihnen was sie dort gesehen hatte. Sie mussten ihren Plan etwas umändern. Sie beschlossen, dass sie zu zweit hinunter gehen, die Wachen ausschalten würden und dass Hannah warten sollte. Währenddessen hatte Seraphine andere Probleme. Ein Wachmann nährte sich ihr. Angestrengt überlegte sie, was tun konnte. Schließlich stellte sie der Wache ein Bein und sie schlug ihn mit der Faust sofort auf den Hinterkopf, als die Wache am Boden lag. Dann wollte sie ihn natürlich verstecken. Doch der Typ war schwer. Sie mühte sich ab, doch schließlich schaffte sie es. Joanne und Michel rannten die Treppe hinunter, durch den Torbogen hindurch und auf die Wachen zu. Ehe die Wachen gemerkt hatten was passierte waren zwei von ihnen schon K.O. Joanne nahm sich den letzten freien Wachmann zu Brust und knockte ihn mit einem Handkantenschlag auf den Hals aus. Michel schaffte es seine Wachmänner auch erfolgreich auszuschalten, auch wenn es nicht so schnell ging wie bei Joanne. Joanne und Michel befreiten die gefangen Eltern. Sie nahmen ihnen die Knebel ab und schnitten ihre Fesseln durch. Die Eltern rieben sich die Handgelenke um die Durchblutung anzuregen. Der Vater von Hannah wollte schon Danke sagen, als ihm Michel ins Wort fiel: „Bedanken können sie sich später. Jetzt wollen wie erstmal hier raus kommen.“ Alex‘ Mutter fragte wo Alex sei, daraufhin antwortete Joanne: „Wir suchen ihn noch.“ Sie nickte. Schnell gingen sie die Treppe rauf, trafen dort auf Hannah und gingen weiter zu Seraphins Posten. Keiner der Freunde zeigte äußerlich Emotionen, innerlich wahrscheinlich. Sie hatten Seraphine erreicht. Der Plan sah nun wie folgt aus. Michel, Hannah, Seraphine und die Eltern sollten nun zu Nathaniel gehen. Joanne sollte weiter nach Alex suchen. Sie wollten zum Boteneingang eilen, als einige Wächter die Treppe hinunter kamen. „Rennt!“, rief Joanne und die Befreiten rannten. Ebenso Hannah, Michel und Seraphine. Joanne versteckte sich im Schatten einer Pflanze. Hinter ihnen eröffneten die Wache das Feuer. Sie hatten Glück, dass keiner getroffen wurde. Draußen wehte ihnen eine etwas kühle Luft entgegen. Die Freunde geleiteten, die befreiten Eltern noch zu Nathaniel, der mit einem Kleintransporter an seinem Posten auf sie warte. Schnell stiegen die Eltern, Hannah, Michel und Seraphine ein. Sofort fuhr Nathaniel los. „Äh Mädels, ich will ja nicht drängeln, aber wir haben nur noch eine halbe Stunde Zeit um zum Ball zu kommen.“, sagte Michel eifrig. Sofort machten sie sich auf den Weg zu Michel. Dort angekommen stellte sich Michel zuerst unter die Dusche. Er brauchte ja nicht allzu lange. Danach waren die Mädchen an der Reihe. Währenddessen Michel zog seinen Anzug an und hoffte, dass Joanne Alex bald finden würd und dass sie es noch rechtzeitig zum Ball schaffen würden.
Joanne suchte immer noch nach Alex. Suchend sah sie sich im Sitz von Juanez um. Als sie einen weitern Keller betrat, hörte sie ein leises Stöhnen in der Dunkelheit. „ALEX!“, rief Joanne. Ein weiteres Stöhnen ertönte. Joanne war sich sicher, dass es sich um Alex handelte. Plötzlich flammten die Neonröhren auf und ließen den Raum im weißen Licht erscheinen. Joanne sah nun das gesamte Geschehen. Alex hing von der Decke herab. Seine Hände gefesselt und fünf Schürhaken steckten in seinem Körper. Blut floss und Alex ließ seinen Kopf schlapp hängen. Joanne befreite ihn und schleppte ihn aus Juanez Sitz und versteckte sich in einer Gasse.
Als Gerald in den Keller zurückkam um Alex weiter zu foltern, sah er mit Entsetzten, dass er fort. Schäumend vor Wut rief er Juanez an.
Juanez und Anna gingen Hand in Hand in Richtung Schule, als Juanez sein Handy klingelte. Gerald war dran und machte eine üble Mitteilung.
Kapitel XII: Showdown
„Schatz ich sage es nicht gerne, aber irgendwie ist es die Freunden unseres Feindes Alex geglückt ihre Eltern zu befreien und Alex selbst.“ Anna wurde blass. „Was willst du dann tun?“ „Ich werde heute alles auf eine Karte setzten. Ich werde diese Angelegenheit heute ein für alle mal klären.“ „O wie mutig du bist.“ Juanez nahm Anna bei der Hand und sie setzten ihren Weg fort.
Die Freunde kamen gerade noch rechtzeitig an der Schule an. Genau eine Minute vor acht. Sie betraten die Turnhalle. Es war alles festlich geschmückt. Das Büffet war an der rechten Seite aufgebaut. Auf der Bühne war noch nicht fiel los und die meisten Schüler standen da und unterhielten sich. Die Tür ging abermals auf und Juanez und Anna kamen herein. Sofort wurden sie von Anhängern umringt.
Michel und die anderen fragten sich wo Joanne und Alex blieben. Frau Leppsin trat ans Mikrofon und bat um Ruhe. Schlagartig war es ruhig. „Zuerst möchte ich sie herzlich begrüßen. Und gleichzeitig möchte ich mich auf von den zwölften Klassen verabschieden, die uns am Ende dieser Feier für immer verlassen werden. Deshalb werde ich das am meisten erwartete vorweg nehmen. Die Zeugnisvergabe.“ Frau Leppsin übergab jedem Schüler der zwölften Klasse sein Zeugnis. Lobte die Guten und tadelte die Schlechten. Michel, Hannah und Seraphine, ebenso Juanez sahen gelangweilt zu und klatschen leidenschaftslos. Nacheiner halben Stunde war es vorbei und The Minx traten auf.
Langsam durchbrach Alex den Schleier seiner Ohnmacht. Als er die Augen öffnete sah er Joannes Gesicht. Sie lächelte ihn an. Auch Alex lächelte und sofort kam der Schmerz zurück, denn die Schürhaken hinterlassen hatten. Einer steckte noch in seiner rechten Seite. Joanne hatte die anderen schon herausgezogen und die Wunden notdürftig verbunden. Sie hatten Glück, dass sich Alex Körper schneller, als die von anderen heilen konnte. Joanne erzählte Alex was passiert war. Wie sie ihre Eltern befreit hatten und wie sie geflüchtet waren. Und sie erzählte ihm, dass Juanez auch auf dem Abschlussball war. „Juanez, dieser Mistkerl.“, entfuhr es Alex. „Ich muss ihn endgültig stoppen.“ „Alex,“, sagte Joanne streng, „du bist schwer verletzt. Du kannst doch nicht wirklich gegen ihn kämpfen wollen?“ „Doch, das werde ich. Ich will endlich meine Ruhe vor diesem Bastard haben. Du kannst mich dran hindern oder mitkommen.“ Joanne überlegte kurz und gab dann Alex einen Kuss. Alex wusste, dass sie ihm helfen würde. Er packte den letzten Schürhaken und zog ihn unter einem Schmerzensschrei heraus. Dann zerriss er sich sein Oberteil und verband die Wunde. Joanne half ihn aufzustehen. Die ersten Schritte waren wackelig, aber nach und nach hatte Alex seinen festen Schritt wieder gefunden. Gemeinsam gingen sie zur Schule. Der Schmerz, der in Alex Körper gewütete hatte, hatte sie in rasende Wut gewandelt.
Mittlerweile war es um neun und die alljährliche Abschlussrede musste gehalten werden. Da Lana fiele Freunde in den zwölften Klassen hatte, durfte sie die Rede halten.
Lana begann:
“Liebe Schüler,
heute verlässt uns wieder eine erfolgreiche Abschlussklasse. Ich persönlich und das ganze Kollegium wüschen euch viel Glück in eurem Leben. Auch wenn das beste Abitur nur 1, 2 war so war das doch eine stolze Leistung.“ Ein Schmunzeln durchzuckte die Menge.
„Aber nach diesen freundlichen Worten etwas unerfreuliches. Wie ihr wisst haben wir ja an unserer Schule einen sogenannten König.“ Einige klatschen, einige riefen Buhuhuhu.
„Schüler ich frage euch, kann man so etwas dulden. Ihr erinnert euch doch noch an meinen Bruder und ihr wisst was dieses Scheusal von Juanez gemacht hat.“ Nicken. Die Worte zeigten Wirkung bei Juanez. Wut stieg in ihm auf. „Wie kann sie nur so etwas sagen?“, flüsterte ihm Anna zu. „Ja liebe Schüler und Schülerinnen. Dieses Scheusal behauptet unser König zu sein. Er schmiert die Polizei und hat den Bürgermeister gekauft. Ich frage euch wollen wir das noch länger erdulden? Warum erheben wir uns nicht einfach gegen ihn? Warum tun wir das nicht?“
„Jetzt ist aber genug.“ Juanez stürmte nach vorn in Richtung Bühne. Keiner wagte es ihn auf zu halten. Er rauschte die Bühne hinauf und stieß Lana beiseite. Roy, ein Freund von Michel, fing sie auf. Juanez nahm das Mikrofon in die Hand und sprach: „Schüler und Schülerinnen glaubt ihr das was sie erzählt? Glaubt ihr das?“ Ein einstimmiger Chor sprach laut: „JA!“ Juanez war außer sich vor Zorn. „Gut, ich werde euch beweißen, dass ich immer noch euer König bin. Ich werde Alex Winter zum Kampf auf Leben und Tod herausfordern.“ „Hui!“, machten einige. Noch niemals hatte Juanez zu diesem Schritt gegriffen. Es war zwar allgemein bekannt, dass man gegen den König kämpfen musste, aber es war noch niemand so blöde dies zu tun. Und nun forderte er Alex heraus. Einige wollten schon den Leichenwagen rufen. Suchend sah sich die Menge nach Alex um, konnte ihn aber nirgends finden. „Versteckst du dich Alex!“, rief Juanez höhnisch. Plötzlich flog die Tür der Turnhalle auf, und Alex stand ihm Türrahmen. Totenstille in der Turnhalle. Er sah aus wie ein heruntergekommener Landstreicher. Die Kleidung zerrissen, das Haar wild durcheinander. „JUANEZ“, brüllte er. „ich werde gegen dich kämpfen und wenn es das letzte ist was ich tue.“ Alex betrat die Turnhalle mit festen Schritt und ging auf die Bühne zu. Seine Freunde sah er nicht an. Er betrat die Bühne. „Auf Leben und Tod?“, fragte Juanez. „Auf Leben und Tod.“, antwortete Alex. Joanne war in der zwischen Zeit hinein gehuscht und hatte sich zu Michel und CO. gesellt. Die Schüler warteten gespannt auf den Beginn des Kampfes.
Alex und Juanez standen sich gegenüber, 3 Meter abstand. Alex versuchte durch die Kampfstellung von Juanez herauszufinden welchen Kampfstiel er kämpfte. Es gelang ihm nicht. Juanez griff an. Er tat einen Schritt vorwärts und griff mit einem Halbkreisfußtritt an. Alex wich nach hinten aus. Juanez setzte mit einem weiteren Tritt nach. Alex blockte mit dem Unterarm, und gab dann Juanez einen Ellenbogenstoß auf die Nase. Juanez taumelte vor Schmerz zurück, aber nur um danach mit doppelten Hass anzugreifen. Nun schlug Juanez mit seinen Fäusten zu. Konzentriert und mit Kraft brachte er seine Schläge ins Ziel. Alex hatte Mühe zu blocken und musste einige Treffer in Kauf nehmen. Es gelang ihm aber sich zu drehen. Juanez hatte nun das Schlagzeug im Rücken, Alex die Zuschauer. Alex griff, nach Juanez Schlagwelle, mit Schlägen in Bauch und Gesicht an. Juanez wurde nach hinten gedrängt. Alex beendete seine Abgriffsserie mit einem Halbkreisfußtritt. Juanez ging kurz zu Boden. Alex wich etwas zurück. Ein Fehler, den Juanez sofort ausnutzte. Er nahm Anlauf, umklammerte Alex an den Hüften und stürzte sich mit Alex von der Bühne hinunter auf das Parkett. In der kurzen Flugphase zog Juanez einen Arm nach oben und als Alex mit dem Rücken auf dem Parkett aufschlug, rammte Juanez seinen Ellenbogen in Alex’ Magengrube. Alex merkte erst den Schmerz am Rücken und dann den im Magen. Sein Gesicht war Schmerzverzerrt. Juanez hingegen blickte drein wie ein Wahnsinniger. Die Schüler, die zu sahen hofften, dass Alex gewann, auch wenn es gerade schlecht um ihren Helden stand. Juanez packte Alex und warf ihn genau auf den Büffettisch. Dieser krachte zusammen und Alex war über und über mit Essen und Bowle bekleckert. Er zog nun sein zerrissenes Hemd aus und man konnte man die Muskeln sehen, aber auch seine Verletzungen durch die Schürhaken, die zum Teil schon verheilt waren. Juanez kam heran. Alex wich mit einer Hauswandflugrolle aus und gab Juanez einen Nierenhaken, gefolgt von einem Tritt in die Kniekehle. Juanez war einen kurzen Moment benommen. Doch mit Schwung stand er auf und trat Alex ans Kinn. Alex flog nach hinten. Jetzt waren die beiden Kontrahenten in der Mitte der Turnhalle. Beide lieferten sich einen Schlag/Block Wechsel, wie ihn noch keiner gesehen hatte. Juanez schaffte es aber, Alex an die Wand zurück zu drängen. Alex konterte mit einem Fußritt seitwärts. Doch Juanez fing sein Bein und zog seinen Ellenbogenstoß mit sehr viel Kraft auf Alex’ Schienbein durch. Alex sein Schienbein war gebrochen. Er schrie vor Schmerz. Joanne wendete sich einen kurzen Moment ab. Seraphine fing an zu Weinen und Michel sah betreten zu Boden. War dies das Ende ihres Helden? Nein wie Hannah eindrucksvoll beweißen wollte. Sie rannte auf Juanez zu und wollte ihn mit Schlägen traktieren. Juanez war schneller. Er wirbelte herum und sein Halbkreisfußtritt traf Hannah genau unters Kinn. Sie flog nach in einem Bogen nach hinten und verlor das Bewusstsein. Michel zog sie aus dem Kampfbereich. Alex war nicht untätig geblieben und hatte einer seiner Verbände abgerissen und sich einen Provisorischen Verband um sein verletztes Bein angelegt. Er hatte Glück, dass der Schienbeinknochen nicht heraus schaute. Er war sich sicher, morgen oder übermorgen würde alles verheilt sein. Vielleicht schon in 12 Stunden. Sein Körper hatte schon mit der Heilung begonnen, das wusste er. Doch Juanez trat in ans Kinn. Alex fiel nach hinten. Juanez nutzte es und trat Alex in die Seite genau auf die Stelle, an der Alex die Wunde eines Schürhakens hatte. Der Schmerz brandete über Alex hinweg. Alex wusste, dass er jetzt kaum noch eine Chance hatte. Juanez trat wieder zu. Diesmal fing Alex das Bein und bis hinein. Juanez schrie kurz auf. Alex wechselte seinen Kampstiel zu Capoeira. Er stützte sich in den Handstand und wirbelte dann auf seinen Händen im Kreis herum. Seine Beine wurden durch die Rotation zu einer Waffe, vorausgesetzt man spannte sie an. Da er sein rechtes Bein nicht benutzen konnte winkelte er es an, nur sein linkes Bein war seine Waffe. Er traf Juanez vier, fünf mal. Juanez wusste nicht wie er reagieren sollte und landete erstmal auf dem Parkett. Alex bemerkte das und trat Juanez mit seiner Ferse auf den Solar Plexus, als er wieder absetzte. Da Alex ja sein rechtes Bein nicht benutzten konnte streckte er es leicht von sich. Es tat zwar weh und bot eine Angriffsfläche, doch half gerade nichts anderes. Juanez wollte wieder aufstehen, da gab ihm Alex einen Handkantenschlag auf die Nase. Sie ward gebrochen. Dann entfernte sich Alex von Juanez und richtete sich an einer Wand auf. Juanez sah dass und wollte angreifen. Er kam auf Alex angerannt. Dieser ging im Richtigen Moment zu Seite und Juanez lief genau gegen die Wand. Jetzt boxte Alex Juanez in die Niere und nahm ihn fest in eine Würge. Doch Juanez konnte sich befreien und stieß Alex nach hinten. Dieser taumelte, trat mit seinem verletzten Bein auf und fiel. Schon war Juanez über ihn und trat genau auf Alex’ verletztes Bein drauf. Alex schrie vor Schmerzen. Juanez grinste immer noch wie ein Wahnsinniger. Alex wandte sich am Boden, versuchte von Juanez wegzukommen. Der Schmerz betäubte fast alle seine Sinne. Alex riss sich zusammen. Er fegte mit seinem anderen Bein das Bein von Juanez weg und Juanez fiel zu Boden. Schnell stand Alex auf. Er konnte nur stehen, wenn er sein rechts Bein kaum belastete. Unsicherer Stand konnte das Ende bedeuten. Juanez kam wieder auf ihn zu. Diesmal holte Alex alles aus sich raus für diesen finalen Kick. Er boxte Juanez in den Magen. Dieser blieb abrupt stehen. Dann trat Alex mit seinem linken Bein Juanez in einem bestimmten Winkel unters Kinn. Er verlagerte dabei 95 % seines Körpergewichtes auf sein verletztes Bein. Kurz nach seinem Tritt fiel Alex zusammen. Juanez flog in einem hohen Bogen gegen die Bühne. Sein Hals traf genau die Bühnenkante. Es knackte ein wenig und Juanez war bewusstlos zusammengebrochen.
Der Kampf war beendet. Die Schüler jubelten. Alex wurde von Michel gestützt. Anna rannte weinend zu dem bewusstlosen Juanez hin. „Du hast ihn umgebracht, du Schwein!“, schrie sie ihn an. „Nein habe ich nicht. Wenn er aufwacht ist er ein anderer Mensch. Er wird sich an nichts erinnern können. Ab der Kindheit an. Außerdem tätet ihr gut daran, wenn ihr für immer verschwindet.“ Die ersten Krankenträger kamen herein, die jemand gerufen haben musste und nahmen Juanez mit. Anna folgte ihnen. Alex sprach in die Menge: „Wer immer noch an Juanez hängt, der sollte jetzt auf der Stelle gehen. Wer nicht, der ziehe diese lächerlichen Jacken mit einem J in der Krone aus und gebe sie in die Altkleidersammlung.“ Viele taten wie ihnen befohlen und zogen die Jacken und warfen sie auf einen Haufen. Doch zwei, drei gingen aus der Halle. Gerald und Paul.
Ein Kommissar betrat die Turnhalle. Alex schilderte was passiert war und sagte noch zum Kommissar: „Ich würde euch bitten den Bürgermeister mitzuteilen, dass er nun kein Geld mehr von Juanez bekommt. Ich würde es auch ihren geschmierten Polizisten sagen.“ „Das mache ich. Und ich danke ihnen, dass sie uns von diesem Übel befreit haben.“ „Danken sie nicht mir, sondern auch meinen Freunden. Ohne sie hatte ich es nicht geschafft.“ Die Schüler schrieen im Chor: „Alex lebe hoch! Alex lebe hoch!“ Einige, nun ehemalige Anhänger von Juanez entschuldigten sich für das was sie getan hatten, aber eben nur einige. Frau Leppsin bedankte sich auch, dass die Schule von diesem Übel befreit worden sei. Und zum krönenden Abschluss schafften es Alex und Joanne sich endlich zu küssen. Natürlich unter Jubel. Alex verließ von Joanne gestützt und unter tosenden Applaus und Jubelrufen die Turnhalle. Er wollte nach Hause, sich ausruhen. In der Turnhalle wurde weitergefeiert.
Etwas humpelnd schaffte es Alex nach Hause. Mit jedem Meter, dem er seinem Heim näher kam, heilte sein Bein. Als er und Joanne bei ihm ankamen, war es zu einem Viertel verheilt. An der Tür wollte sich Joanne schon verabschieden, doch Alex bat so höflich, dass sie noch blieb. Sie schafften es bis hoch in sein Zimmer. Seine Mutter schlief schon. Alex setzte sich auf eine Bettkante und streckte sein Bein aus. Es tat nicht mehr sehr weh, doch es kleiner Schmerz machte sich immer noch bemerkbar. Joanne kam mit einer Schüssel warmen Wasser wieder und setzte sich neben Alex. Sie tauchte einen Schwamm in das Wasser und betupfte Alex’ blauen Flecke und Blutergüsse. Ihre Gesichter waren sich sehr nahe und Alex küsste Joanne nochmals. Erst küssten sie sich zaghaft, versuchten den anderem das Gefühl der Vertrautheit zu geben. Dann steigerten sich ihre Küsse, wurden wilder, sinnlicher, von Liebe erfüllt. Gemeinsam sanken sie aufs Bett. Und während sie sich küssten, zogen sie sich gegenseitig aus und jeder versuchte dann, denn Körper des anderen mit seinen Küssen zu entdecken. Ihre Lust kannte keine Grenzen. Wie zwei Raubtiere stürzten sie sich aufeinander, wild entschlossen den anderen durch Küssen und zärtliche Berührungen „auf zu fressen“. Und selbst als sie sich vereinigten, waren sie viel weiter als nur auf Wolke sieben.
Bald sanken die beiden in enger Umarmung in den Schlaf.
Alex wusste, dass er nun endlich die Liebe seines Lebens gefunden hatte. Er war zwar erst sechzehn Jahre alt, doch glaubte er, dass ihre Liebe auf ewig hielt.
Als er am Morgen erwachte stellte er fest, dass sein Bein ganz verheilt war. Nur ein blauer Fleck zeugte noch davon. Die anderen blauen Flecke waren verschwunden. Das zweite was ihm auffiel war, dass Joanne nicht neben ihm lag. Es lag zum Glück auch kein Zettel da. Alex ging erstmal Duschen. Und als er dann wenig später nur in Boxershorts die Küche betrat, saßen schon Joanne und seine Mutter am Tisch und frühstückten. Er gab Joanne einen Morgenkuss. „Wie war die Feier gestern eigentlich?“, fragte seine Mutter. „Weltbewegend.“, antwortete Alex und alle drei lachten. Das Klingeln des Telefon unterbrach sie. Alex ging an den Apparat. „Ja.“, meldete er sich. „Alex, hier ist Frau Leppsin. Ich möchte, dass du nachher gegen eins in die Schule kommst.“ „Okay Frau Leppsin. Er legte auf. „Wer war denn dran?“, fragte seine Mutter. „Michel. Er wollte nur wissen ob es mir gut geht.“
Gegen eins waren Alex und Joanne vor der Schule, beide in eine heftige Küsserei vertieft. „Ich störe ja nur ungern, aber sind die beiden Turteltäubchen bald fertig?“ Alex erblickte Michel nebst Hannah. „Was macht ihr hier an der Schule?“, fragte Michel. „Frau Leppsin hat uns herbestellt.“ Michel zog eine Mime. „Hallo zusammen.“, rief Seraphine. Auch sie hatte Frau Leppsin hierher bestellt. Endlich tauchte auch ihre Direktorin auf. „Wenn man von Teufel spricht.“ „Nana verscherzen sie es sich nicht mit mir junger Mann.“, sagte Frau Leppsin. Alex blickte entschuldigend zu Boden und alle mussten lachen. „Folgen sie mir.“ Frau Leppsin führte sie in das Schulgebäude und einen für alle bekannten Flur im Erdgeschoss entlang. Es war der Flur zur Schülerzeitung. Gegenüber war noch ein Raum. Vor diesem hatte Frau Leppsin ein Laken gespannt. „So, dass ist mein Geschenk dafür, dass ihr diesen Juanez ausgeschaltet habt.“ Sie zog das Laken weg und auf der Tür war ein großes Messingschild mit folgender Aufschrift angebracht:
Detektei für Schüler
Leitung: Alex Winter
Mitarbeiter: Seraphine Less, Hannah Groß und Michel Stahl
Alex fragte sich als erstes warum Joanne und Nathaniel nicht mit auf dem Schild standen, aber das erklärte sich von selbst. Joanne existierte ja offiziell gar nicht und Nathaniel war ja schon aus der Schule raus.
Die Freunde sahen überrascht drein. Frau Leppsin überreichte Alex den Schlüssel und er schloss auf. Der Raum, der ungefähr halb so groß wie ein Klassenraum war, war eingerichtet wie ein modernes Büro. Für jeden von ihnen einen Schreibtisch mit PC. Aktenschränke. Man konnte es kaum glauben. „Ihr werdet aber mit der Schülerzeitung zusammenarbeiten. Ist das klar?“, sagte Frau Leppsin. „JA!“, antworteten sie alle. „Schön, dann sehen wir uns am ersten Schultag.“ Sie gingen alle mit aus der Schule hinaus und zerstreuten sich dann.
Das Wochenende verging schnell und am Montag sahen sich die Freunde wieder als sie gemeinsam in den Bus in Richtung Kroatien stiegen, in Richtung neuer Abenteuer.
ThE eNd
Texte: Alle Personen, Orte und Handlungsablauf unterliegen meinem Copyright und es ist untersagt irgendetwas zu entwenden.
Tag der Veröffentlichung: 01.10.2008
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Getaway, runaway, fly away,
Lead me astray to dreamer’s hideaway
I cannot cry `cause the shoulder cries more
I cannot die, I, a whore for the cold world
Forgive me
I have but two faces
One for the world
One for god
Save me
I cannot cry `cause the shoulder cries more
I cannot die, I, a whore for the cold world
Nightwish, The Poet and the Pedulum