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Ich bin nur ein Baum, nichts Besonderes. Zumindest sehen mich viele andere
Lebewesen so. Schade das nur wenige erkennen, dass auch ich Leben in mir
trage. Seit fünfzig Jahren stehe ich hier am Straßenrand. Habe hier meinen
festen Platz und beobachte jeden Tag schweigend das Geschehen um mich
herum.
Ich erinnere mich noch ganz genau, wie ich hierher kam. Ich war erst zwei
Jahre alt, noch ein ganz junger Spross. Damals stand ich in einer schönen
Gärtnerei neben gleichaltrigen Bäumen. Wir hatten viel Spaß zusammen.
Unterhielten uns viel und ärgerten gerne die Menschen, die uns besuchten.
Wir reckten unsere kleinen Zweigchen nach ihrer Kleidung aus, oder bewarfen
sie mit gelb gewordenen Blättern. Oh ja, was haben wir gelacht, als wir noch
Kinder und alle zusammen waren.
Dann, eines Tages, kamen ein paar Männer in die Gärtnerei. Sie sahen uns
ganz genau an. Jeden einzelnen von uns nahmen sie unter die Lupe. Sie schauten
nach unseren Zweigen, zogen an unseren Blättern. Ich fand es so furchtbar,
als sie mich am Wickel hatten. Es schmerzte, als sie meine Zweige bogen
und an meinen Blättern zerrten. Ich riss ihnen ja auch nicht an den Haaren
herum!
Die Männer nahmen mich mit und ließen meine Freunde dort stehen. Nur
mich wollten sie, die anderen interessierten sie nicht. Ich wurde panisch, versuchte
Halt zu finden. Mit meinen Zweigen hielt ich mich an anderen Bäumen
fest, in der Hoffnung, sie könnten mich den Männern entreißen. Doch es funktionierte
nicht. Wir taten uns nur gegenseitig weh, und die Männer bemerkten
mein Bemühen erst gar nicht.
Noch am selben Tag wurde ich an einen Straßenrand gepflanzt. Ich war dort
der einzige Baum an der stark befahrenden Straße.
Seitdem mich die Männer aus der Gärtnerei geholt haben, sind fünfzig Jahre
vergangen. Meine Zweige sind nicht mehr dünn und klein, und meine Blätter
sind nicht mehr hellgrün und zart. Ich bin gewachsen. Von einem zarten
Spross zu einem starken Baum.
Seit fünfzig Jahren beobachte ich das rege Leben um mich herum. ...

Mehr von meinen Werken gibt es auf meiner Homepage:

www.autorin-nancynoack.de

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Tag der Veröffentlichung: 24.09.2009

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