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Als du kamst...

Ich habe nie den Sinn des Lebens gesucht, war einfach zufrieden mit dem was ich hatte, bis ich dir begegnete.

Du warst auf einmal da, neu in unserem Heim. Ich wußte nicht deinen Namen oder warum du hier warst, doch alles änderte sich, in dem Moment, als unsere Blicke sich trafen und dein Ängstlicher Blick mir verriet, das ich dich brauchte.


Ich war schon 5 Jahre im Heim. Zuerst, weil meine Eltern nicht mit mir klar kamen und dann, weil ich zum Vollweisen wurde.
Das Heim war nie wirklich mein Zuhause gewesen, doch hier konnte ich schlafen und bekam etwas zu Essen. Im Gegensatz zu den anderen, sparte ich mein weniges Taschengeld, welches ich bekam, um mit 18 auf eigenen Beinen stehen zu können. Jetzt war ich 16, seit 4 Jahren Weise und hatte nichts weiter gemacht als zur Schule zu gehen, ich hatte mir nicht mal Freunde gesucht. Doch dann kam ein Neuling.

Die Älteren hatten entweder Einzel oder zwei Bett Zimmer. Meines war eigentlich ein Zweier Zimmer doch war ich allein darin untergebracht, bis er kam.
Es war ein reines Jungen Heim, die Mädchen hatten ihres ein paar Häuserblocks weiter. Man konnte ja nie wissen, was jungen Männern alles einfallen könnte. Dabei waren die Mädchen meist schlimmer, ich hatte schon öfters Vorfälle, wo mich mehr als ein Mädchen ansprachen und eindeutige Anspielungen machten. Ich wußte gar nicht, was sie an mir fanden. Ich sah, fand ich nicht allzu gut aus.
Ich hatte mir meine schwarzen haare bis zum Po wachsen lassen und sie wurden immer länger. Mein Gesicht war ein Aller Welts Gesicht. Ich war recht groß und viel zu schlank, hatte keine Muskeln, war aber ein guter Läufer. Ich war der beste in der Schulmannschaft. Das Laufen hatte mir geholfen, da ich dabei einfach mein Kopf frei bekam und abschalten konnte.

Der Neue war einfach umwerfend. Mir war eigentlich nie der Gedanke gekommen schwul zu sein, doch jetzt musste ich damit rechnen, aber egal, den durfte ich mir nicht entgehen lassen.
Er hatte wie ich schwarze Haare nur kurz, so bis zu den Ohren, im Gegensatz zu meinen Katzengrünen Augen, waren seine Blau und innen hellgrün. Er war kleiner als ich und ein wenig muskulös. Aber nicht übertrieben und auch ziemlich dünn. Doch sein Gesicht war unbeschreiblich eindrucksvoll.
Seine Stimme war wohlklingender und freundlicher als irgendeine die ich vorher jemals gehört hatte, meine dagegen war nur rauh und verbittert.

Zuerst dachte ich, er wäre total arrogant, die Situation enttäuschte mich sehr. Er sprach kein Wort mit mir und schaute mich nur an. Bis ich merkte, dass er schüchtern war und allgemein außer mit den Erziehern, mit niemandem redete.
Immer wieder versuchte ich ein Gespräch mit ihm anzufangen doch wurde er nur rot und ging weiter.

Eines Abends wurde meine Gier zu stark und ich drückte ihn an die Wand, als er an mir vorbei ging und mich wieder mal nicht beachtete.
„Hey, was soll das?“, Es war das erste Mal, dass er zu mir sprach. Er wurde noch röter als sonst und fing an zu zittern.
Ich wusste nicht warum ich es tat, doch statt zu antworten, küsste ich ihn einfach leicht auf den Mund. Als er nicht protestierte, zwang ich mit leichter Gewalt seine Lippen auseinander und ließ sanft meine Zunge in seinen Mund fahren. Dort erforschte ich neugierig seinen Mund und spielte mit seiner Zunge.
Er fing zögernd an, den Kuss zu erwidern und so ermutigt, fing ich an ihn noch härter und fordernder zu küssen. Seine Lippen waren so unendlich weich und seine Zunge in meinem Mund war unglaublich erregend.
Leider wurden wir durch den Hausmeister gestört, der pfeifend näher kam. Wir schreckten schnell auseinander und liefen in unser Zimmer.

Dort ließen wir uns an der geschlossenen Tür hinunter sinken und schauten uns verlegen an. Keiner traute sich etwas zu sagen, bis ich die Stille brach.
„Entschuldige.“
Er schaute mich ganz verdutz an.
„Wofür denn?“
Ich schaute verlegen zu meinen Füßen und antwortete leise.
„Weil ich mich nicht zurück halten konnte und dich geküsst habe.“
Er verfiel in lautes lachen und ich musste bald mit lachen, so erfrischend und ansteckend war es.
„Also für so was schönes hab ich noch nie eine Entschuldigung bekommen“, preßte er hervor, bevor er weiter lachte.
„Also bist du auch schwul? Er nickte und hörte auf zu lachen.
„Aber du scheinst es noch nicht lange zu sein, eigentlich erkenne ich gleichgesinnte schnell. Doch bei dir hätte ich es nicht vermutet. Deshalb habe ich auch nicht mit dir sprechen können. Ich dachte, du würdest mich verachten, wenn du es bemerkst. Den Schmerz wollte ich mir ersparen.“ , meinte er nun wieder schüchtern.
„Weil ich nicht schwul zu sein schien?“
„Ja, aus angst das du merkst dass ich auf dich stehe und du mich dann haßt.“
„Oh.“
„Ups, das hätte ich eben nicht so sagen sollen.“ Er wurde rot und schaute verlegen zum Fenster. Ich freute mich riesig, dass er auf mich stand. Ich schob mich so unauffällig wies ging, so nah wie möglich zu ihm. Er drehte den Kopf wieder in meine Richtung und wir schauten uns minutenlang in die Augen. Dieses Mal übernahm er den Anfang und küsste mich vorsichtig auf die Lippen. Ich wurde so geil, dass ich ihn auf den Boden drückte und ihn heftig küsste.
Ich merkte wie sein Schwanz steif wurde und gegen meinen Steifen drückte.
Verlegen brach er den Kuss ab und schaute auf seine Hose. Ich legte meinen Finger unter sein Kinn und brachte ihn dazu mir wieder in die Augen zu gucken. Ohne etwas zu sagen küsste ich ihn weiter und fuhr mit meinen Mund an seinen Hals hinunter. Mit meiner einen Hand rückte ich sein T-Shirt hoch und leckte über seine Brustwarzen, die sofort versteiften. Doch bevor ich weiter hinunter konnte, stieß er mich sanft von sich und zog sein Shirt wieder hinunter.
„Nicht...“ ich legte einen Finger auf seinen Mund und schüttelte den Kopf.
„Du musst nichts sagen, ich verstehe.“ Er schien erleichtert und wir küssten uns weiter.

Von jetzt an, war die Zeit im Heim eindeutig erträglicher. Tagsüber spielten wir Kumpels, mittags und abends auf dem Zimmer waren wir ein Paar. Wir küßten viel, mehr wollten wir beide noch nicht. Doch nach ner Woche kamen wir auf die Idee, doch mal nachzufragen, weshalb wir hier waren.

„Du sag mal, warum bist du hier?“ Ich stellte die frage einfach überraschend, einfach in die stille hinein, während wir uns in den Armen lagen. Ich spürte förmlich wie er sich zusammen krampfte. Ich schaute ihn aus den Augenwinkeln an und sah wie er schnell die Tränen mit dem Unterarm wegwischte. Ich hielt ihn noch ein Stückchen fester und schaute ihn jetzt demonstrativ an.
Während er sprach zitterte seine Stimme sehr, doch sie war auch voller Bitterkeit und Hass.
„Mein Vater starb kurz nach meiner Geburt, er hatte Krebs. Ich lebte mit meiner Mutter vierzehn Jahre glücklich alleine, bis sie ihren neuen Mann kennenlernte. Er hatte zwei Töchter in meinem Alter, Zwillinge. Am Anfang war alles super, wir verstanden uns so gut, doch als die beiden Heirateten änderte sich alles...“
Als die Erinnerung ihn übermannte, fing er heftig an zu weinen. Er wollte sich von mir weg drehen, doch ich hielt ihn fest und drückte ihn an mich. Er wurde immer lockerer und sprach weiter. „Die beiden Schwestern fingen an, jede menge Blödsinn zu machen. Verwüsteten das Haus oder sperrten sich aus und behaupteten ich hätte sie hinaus geschmissen. Doch vor nem Monat gingen sie zu weit. Sie steckten die Küche in Brand und schoben alles mir in die Schuhe. Meine Mutter glaubte ihrem Mann und dieser glaubte seinen „Engeln“. Ich war auf einmal allein und von allen ausgestoßen, in diesem Moment als meine Mutter über mein Ungehorsam weinend zusammen brach und ihr Neuer mich böse anschaute drehte ich durch und,... haute den beiden eine runter. Das war meiner Mum zuviel und hörte auf Ihren Mann mich weg zu geben.“
Ich schaute ihn voll Mittleid an und drückte ihn noch fester. Ich konnte nichts sagen, wusste auch gar nicht was.
„Und, warum bist du hier?“ Versuchte er schnell wieder seine Fassung wieder zu finden.
„Ich?“
Er nickte und wischte sich den Rest der Tränen aus den Augen und guckte neugierig.
„Also, vor fünf Jahren, machte ich meinen Eltern nur ärger. Ich hörte nicht, klaute und prügelte mich. Sie schickten mich hierher. Ich merkte schnell, dass ich den falschen Weg gewählt hatte und änderte mich. Nach nem Jahr wollten sie mich abholen kommen. Doch sie kamen nie an. Auf dem Weg hierher auf der Autobahn, erwischte sie ein Lkw. Sie waren sofort Tod.“
Ich leierte das alles nur herunter, wollte nicht zeigen, wie sehr mich das mitnahm.
„Wäre ich nicht gewesen, würden sie noch leben.“ Meinte ich noch resigniert und zuckte mit den Schultern.
„Hey!“ Protestierte er sofort. „Du bist nicht schuld daran. Ich sehe doch in deinen Augen, wie weh es dir tut. Lass doch dein Schmerz endlich hinaus.“
„Ich habe damals nicht geweint, dann werde ich das jetzt auch nicht tun!“
Er schüttelte den Kopf und zog mich an sich, im Gegensatz zu mir, hatte er bemerkt, wie sich die Tränen in meinen Augen sammelten. Zum ersten Mal seit vier Jahren, konnte ich weinen.

Seit diesem Abend, verbrachten wir die Zeit nicht mehr allzu viel beim Knutschen und Kuscheln, sondern redeten viel. Nachts lagen wir nackt neben einander und gaben uns den Halt, den wir sosehr benötigten.
Nach ungefähr zwei Monaten, wurden wir mutiger und befriedigten uns gegenseitig, es war einfach ein unglaubliches Gefühl, wenn er seine Hand oder den Mund auf mein Glied legte. Und nach seinem Stöhnen zu urteilen war es für ihn genauso geil, wenn ich es tat.
Bald fingen wir auch an miteinander zu schlafen. Es war wundervoll sich mit der Person zu vereinigen, die man sosehr liebte und der man Vertraute. Doch eine Sache ließ mich immer trauriger werden. Er sagte nie, was er für mich fühlte. Eines Abends, nach dem er aus mir raus glitt und sich neben mich legte zum kuscheln, fragte ich ihn.
„Du?“
„Ja was denn?“ Sagte er erschöpft.
„Liebst du mich eigentlich?“
Er schreckte hoch und schaute mich an.
„Was denkst du eigentlich, würde ich das sonst mit dir machen?“
„Wahrscheinlich nicht, aber du sagst es mir nie.“
Er schaute verlegen und antwortete leise.
„Du hast es mir auch nie gesagt und ich dachte du willst es nicht, oder du liebst mich nicht wirklich.“
„Doch ich tue es und will es auch hören, doch ich dachte halt dass du nicht willst.“
„Wir sind doch beide blöd, oder?“
Ich nickte und kuschelte mich wieder an ihn.
„Du?“
„Ja, was denn?“
„Ich liebe dich.“
Er lächelte mich an und meinte mit glänzenden Augen.
„Ich liebe dich auch.“

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 03.11.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Gewidmet der Liebe!

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