Cover

Vorwort

 

Dieser Text entstammt einem RPG der Seite http://animexx.onlinewelten.com/ namens „Hoffnungslose Zukunft?“. Die Charaktere sind dem Buch und der Serie „The Vampire Diaries“ entnommen und dessen Rechte gehen somit an die Autorin Lisa J. Smith.

Der Charakter Chloe ist ein fiktiver Charakter, erfunden von „Kari14“ und hat mit den originalen Büchern und der Serie rein gar nichts zu tun. „Kari14“ hat zudem auch die Rolle des Stefan übernommen. Lediglich den Dialog und die Hintergrundgeschichte übernahm ich zu 100% von ihr.

Ich werde die Geschichte leider nicht beenden. Ein Grund dafür ist, dass das RPG beendet wurde, aber auch, dass ich noch viele andere Buchideen, bzw. Projekte vorhabe und diese bei mir im Moment an erster Stee stehen. Es tut mir sehr leid und ich hoffe ihr habt Verständnis dafür.

Mit freundlichen Grüßen,

Nathalie.

Hintergrundgeschichte des RPGs

 

Klaus hat Stefan unter seine Fittiche genommen, damit aus ihm wieder „Stefan the Ripper” wird. Dies gelingt ihm auch. Daher versucht Elena mit Hilfe von Damon, der in der Zeit mit ihrer Cousine Chloé zusammen gekommen ist, Stefan zu befreien. Und tatsächlich nach einiger Zeit finden sie Stefan wieder. Und unter großen Anstrengungen gelingt es ihnen, Stefan aus Klaus Fängen zu entreißen. Die vier sind für eine Weile sicher.
Aber eines Abend werden sie angegriffen. Die Brüder verteidigen die Mädchen und schaffen es die feindlichen Vampire aus dem Haus zu vertreiben. Doch das Haus explodiert plötzlich.
Was die Brüder nicht wussten, war, dass die Mädchen überlebt hatten, mit ihren Babys im Bauch. Das sie Schwanger waren, erfuhren die Mädchen jedoch selbst erst als sie von den Brüdern getrennt waren.
Seit diesem Tag sind fünf Jahre vergangene. Fünf Jahre in denen „Stefan the Ripper” da war. Jedoch ist er nicht auf Menschenblut aus. Nein er jagt seine eigene Rasse die unter Klaus Fuchtel steht, zusammen mit seinem Bruder jagt er die Wesen, welche die Menschen versklaven wollen und sie als Schlachtlämmer missbrauchen wollen.
Elena und Chloé leben mit ihren beiden Kindern in einem schöne Apartment, sie hatten sich dazu entschlossen das die Brüder sie für Tod hielten. Eine Beziehung zwischen Vampir und Mensch war zum Scheitern verurteilt. Fand man so ein Paar würden sie auf der Stelle getötet werden.
Und aus diesem Grund, weil die jungen Mütter wussten das es zu gefährlich war, ließen sie sich für Tod erklären.
Doch wie lange wird das gut gehen?

 

Start


Es waren mehr, als er gedacht hatte. Einige hatte er erledigen können, aber es waren einfach zu viele. Sie hatten ihn umzingelt. Ausgerechnet heute musste ihm das passieren. Verdammt! Nach kurzer Überlegung nahm er das Risiko in Kauf und stürzte sich auf einige schwächer aussehende. Herz um Herz riss er heraus, wich ihren Gesichtern aus und somit der Gefahr von ihnen gebissen zu werden. Nur noch drei... Plötzlich spürte er das vibrieren seines Handys in seiner Hosentasche. Die Hybride nicht aus den Augen lassend holte er es heraus und nahm ab.
   „Und? Alles klar bei dir? Hast du die Wölfchen erledigt?“, hörte er seinen Bruder fragen.
   „Bin gerade dabei, Brüderchen", antwortete er und grinste die Hybride schelmisch an.
   „Dann sind wir zu zweit...Wollen wir später etwas trinken gehen?“, fragte Stefan.
  „Klar, wie immer“, entgegnete Damon. Auf einmal rannte ein Hybrid auf ihn zu. Geschickt wich er aus. „Bis später“, beendete er das Gespräch und unterbrach die Verbindung. Mit einer schnellen Bewegung riss er dem nächsten das Herz heraus und ließ sein Handy in seine Jackentasche gleiten. „Wer will als nächster?“ Sein Grinsen wurde breiter.

Erledigt. Er schaute in das Feuer, dass sich um die toten Körper züngelte. Dann drehte er sich um und blickte an sich hinab. Sein bestes Shirt war mit Blut dieses...Abschaums besudelt. Na toll! Er seufzte und wandte sich zum Gehen. Nicht weit entfernt hatte er sein Auto geparkt, wo er glücklicherweise noch Ersatzklamotten bereitliegen hatte. Schließlich konnte er sich so unmöglich in der Öffentlichkeit zeigen. Das ganze Blut würde die Menschen nur in Aufruhr bringen und er hatte keine Lust eine ganze Meute Menschen zu hypnotisieren. Er hatte genug seiner Kraft aufgebraucht. Später, nahm er sich vor, würde er sich stärken.
   Bei seinem Auto angekommen, zog er sein Shirt um und machte sich auf den Weg zur Bar.
   Nach einer guten Weile kam er schließlich an und glitt auf den Platz neben seinem Bruder.
   „Er kriegt das gleiche wie ich“, hörte er Stefan sagen.
  Ohne weiteres, nahm er das Getränk entgegen, dass ihm der Barkeeper hinstellte und trank aus. Worte. Er brauchte nichts zu sagen. Alle beide wussten, dass es ein Scheißtag war! Wenn es ginge würde sich Damon bis zum geht-nicht-mehr betrinken und das wusste sein Bruder bestimmt nur zu gut, denn er hatte ihn bisher immer davon abgehalten. Aber diesmal würde er seinem kleinen Bruder raten nicht einzuschreiten. Er wusste nicht wieso, doch diesmal war der Schmerz und die Wut größer als jemals zuvor. Was hatte sich in den letzten 5 Jahren verändert? Kurz schüttelte er seinen Kopf, um die Frage abzuschütteln. Und schon bestellte er den nächsten Drink...und den nächsten...und den nächsten...Ein berauschendes Gefühl breitete sich allmählich in ihm aus. Und ein kleines bisschen Zufriedenheit.

  „Wir sollten uns die Kante geben, eine schöne durch zechte Nacht mit meinem Bruder, der mir geblieben ist...“, meinte Stefan und bestellte sich den nächsten Drink.
  „Ja, das sollten wir...“, gab Damon etwas leise zurück und nahm einen kräftigen Schluck von der gelblich-bräunlich schimmernden Flüssigkeit.
  Irgendwann werde ich ihn finden und zur Strecke bringen, das verspreche ich...Chloé, fuhr es ihm durch den Kopf. Schon damals hatte er nach Klaus gesucht, aber immer wieder nur seine Hybride gefunden. Doch so konnte es nicht weitergehen. Irgendwann würden ihm Werwölfe fehlen und dann müsste er sich endlich stellen.

Die Tür wurde geöffnet und ein leichter Wind wehte hinein. Feste Schritte. Jemand ließ sich auf den Platz neben ihm nieder. Damon schaute auf.
  „Wir haben ja schon lange nichts mehr zusammen gemacht“, hörte er Stefan sagen.
  Er nickte leicht und beobachtete die Person, die sich neben ihn gesetzt hatte, aus dem Augenwinkel. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Wie hatte er überleben können? Damon war sich sicher gewesen alle getötet zu haben, also wie zum Henker war das möglich...?
  Verwirrt blinzelte er ein paar Mal und schielte wieder zu dem Hybriden rüber. War er etwa schon so betrunken, dass er ihn sich nur einbildete? Vergiss es, hier kannst du sowieso nichts anrichten...genau so wenig wie er. Damon wandte sich wieder seinem Getränk zu und ignorierte den intensiven Blick seines neuen Sitznachbarn.
Der Hybrid knurrte etwas.
  „Du willst doch keinen Ärger machen, das wäre wirklich sehr schlecht für dich...“, sagte Stefan, trank seinen Drink und widmete sich dann wieder dem Feind. „Du bist alleine und wir...naja, wir sind zu Zweit und könnten dich überwältigen. Und das ohne Probleme."
  Also hatte er sich den Hybriden doch nicht eingebildet. Langsam wandte er seinen Kopf zu ihm. „Du bist zu dämlich. Es wäre schlauer gewesen dich einem anderen Rudel anzuschließen, denn so hast du keine Chance. Hier aufzutauchen war ein Fehler...“ Damon lächelte sein spöttisches Lächeln und trank weiter.
  „Wer sagt denn, dass ich der Einzige bin...zufällig...hat Klaus ein paar neue Hybride hier hergeschickt. Ich weiß nicht wie viele, ich weiß nicht wann...ich weiß nur das sie a sein werden... Außerdem sagt er, hat er eine kleine Fundgrube gefunden. Ihr werdet also noch mehr Spaß haben."
   Der Hybrid lachte auf und verschwand.
  Irgendwie schaffte es Damon nicht aufzuspringen und dem Hybriden das Herz aus der Brust zu reißen. Verdammte scheiße! Seine Wut auf Klaus wurde immer größer. Er hatte das Gefühl gleich zu explodieren.
  „Wo ist die Scotchflasche Damon?? Ich brauche sie...JETZT!“
Etwas zu fest stellte er die Scotchflasche vor Stefan hin, sodass der Inhalt drohte auszuschütten. Er murmelte etwas, dass sich wie eine Entschuldigung anhörte, stand auf und ging hinaus.
  Es war kühler, als am Tag zuvor. Der frische Wind kam ihm gerade Recht und für einen kurzen Moment war sein Kopf wieder klar. Er ließ seinen Blick übers Gelände schweifen und schlenderte dann zu seinem Auto. Nach Hause zum Boxsack - das war sein Ziel, denn irgendwie musste er sich ja wieder abreagieren. Da er aber aufgehört hatte Menschen zu jagen und die Hybride anscheinend noch nicht da waren, war der Boxsack seine einzige Option.
  Zu Hause angekommen eilte er ins Trainingszimmer und schlug sofort zu, doch schon nach den ersten paar Schlägen wurde der Boxsack aus dem Hacken gerissen und landete mit einem dumpfen Knall auf dem Boden. Trotzdem hörte Damon nicht auf auf ihn einzuschlagen. All seine Wut, all seine Schmerzen ließ er an ihm aus. Schon nach einigen Minuten war der Boxsack vollkommen zerstört, störrisch wandte sich Damon von ihm ab, fand sich in seinem Zimmer wider und stürzte sich auf Vasen, Skulpturen, Bilder, Fotos...auf alles mögliche, vernichtete es und gab sich immer noch nicht zufrieden, als er sein demoliertes Zimmer verließ.

Damon saß im Wald auf einem alten Baumstamm und schaute hinauf. Es hatte eine Weile gedauert, aber irgendwie war er wieder zur Vernunft gekommen. Es war recht still. Nur ab und zu eine leichte Brise, die über ihn hinweg fegte. Langsam schloss er die Augen und lauschte angestrengt. Ein Rascheln. Er öffnete die Augen nur um einem vorbeihuschenden Kaninchen nachzuschauen. Stirnrunzelnd schaute er ihm hinterher, als er plötzlich das Vibrieren seines Handys vernahm. Genervt holte er es aus seiner Jackentasche und starrte auf den Display. „Unbekannt...“, hauchte er leise, dann nahm er ab. „Hallo?“
  „Hallo?“, fragte er erneut.
  Keine Antwort.
  Oh, wie er sowas hasste... Er wollte gerade auflegen, als etwas in ihm sagte, er solle es nicht tun. Also wartete er. Auf was, dass wusste er nicht und doch wartete er, bis er feststellte, dass er keine Antwort mehr erhalten würde.
  Ein absurder Gedanke schoss ihm in den Kopf. Nein, das konnte nicht sie sein. Sie war tot, so schmerzhaft dieser Gedanke auch war, dem war so. Er musste der Realität endlich ins Auge blicken.
  In die Leere starrend hielt er das Handy an sein Ohr, als die Person am anderen Ende der Leitung plötzlich auflegte. Merkwürdig... Er schaute noch einmal kurz auf den Display und packte es dann weg. Gelangweilt schlenderte er wieder zurück zum Haus, gönnte sich einen Drink und ließ sich auf die Couch im Wohnzimmer fallen. Der Anruf hatte ihn leicht verwirrt, war jedoch eine nützliche Ablenkung gewesen. Draußen wurde es schon langsam hell, als er immer noch über den merkwürdigen Anruf grübelte.
   Nach einer Weile hörte er jemanden die Treppe hinabsteigen.
  „Hey, wo warst du den den ganzen Abend?“, Stefan kam hinein.
  „Draußen...“, nuschelte Damon, stand auf und schenkte sich den nächsten Drink ein. „Hat dich zufälligerweise jemand angerufen und...nichts gesagt?“, fragte er nun mit normaler Stimme. Es war schon sonderbar. Vielleicht war es ein Handlanger von Klaus gewesen. Übers Handy könnte er problemlos herausfinden wo sie waren... Aber das wusste er ja bereits...
  „Angerufen?“, fragend hob Stefan eine Augenbraue. „Nein, aber war die Nummer nicht angezeigt?“
  „Nope...“, antwortete Damon. „...sie war nicht angezeigt.“
  Naja, was solls. Nächstes Mal würde er einfach nicht rangehen. Schon dämlich von ihm. Aber es hätte... Nein, Schluss damit!
  „Wollen wir heute Abend nochmal weg?“, unterbrach Stef seine Gedanken.
  „Ja, klar...wieso nicht“, sagte Damon gelassen. Vielleicht würde er dann ja endlich auf andere Gedanken kommen, im Gegensatz zur letzten Nacht.
  „Warum bist du den überhaupt dran gegangen wenn die Nummer nicht angezeigt wurde? Vergiss nicht wir habe gestern eine Menge Hybriden unter die Erde gebracht, das wird Klaus sehr angepisst haben!“
  „Ich war ... durcheinander und betrunken, ok?“, sagte er etwas genervt. Irgendetwas sagte ihm, dass es weder Klaus noch ein Hybrid war. Nur ein einfacher Telefonstrich? Gewiss nicht. Der Anruf hatte ihn noch mehr verwirrt, als... Er schaute aus dem Fenster. Der Himmel war von einigen wenigen Wolken bedeckt und von roten, orangen und violetten Streifen durchzogen. Wie lange würde es wohl noch dauern bis sie da waren?
  Damon seufzte und blickte wieder zu seinem Bruder, der ihm etwas sagte. Doch er verstand nicht und nickte einfach.
  „Weißt du was...wie wäre es...ein paar Leute zu erschrecken? Vorher hol ich uns noch eine schöne Flasche. Na hört sich das gut an?“, gab Stefan fragend von sich.
  Damon schaute ihn etwas überrascht an. „Normalerweise würde ich sagen: Hört sich an, als ob du etwas im Schilde führen würdest, Brüderchen. Aber nein... Das hört sich gut an.“ Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. Er griff nach seiner Jacke und schaute Stefan mit seinem typischen raubhaften Lächeln an. „Wann gehts los?“
  „Wieso nicht jetzt? Wir können such unterwegs noch was zu trinken.“, meinte Stefan und ging dann hinaus. Die kühle Nachtluft war angenehm. So gingen die beiden eine sehr leere Straße entlang wo in der Nähe ein Pärchen entlang ging.
  Grinsend rannte Stefan mit übernatürlichen Geschwindigkeit an ihnen vorbei. Dabei schmiss er einige Mülleimer und andere Sachen zu dem Paar hin, aber ohne sie dabei zu verletzen.
Sie bekamen Angst, etwas was Stefan zu amüsieren schien.
  Damon wunderte sich sehr über Stefans Verhalten. Anscheinend brauchte dieser besonders viel Ablenkung von der 'Sache'. Eigentlich genau so wie Damon selbst, aber Damon musste sich deswegen nicht anders verhalten als sonst. Er war das was er machte. Und das würde sich auch nie ändern. Es schien ein interessanter Abend zu werden. Belustigt folgte er dem Beispiel seines Bruders.
  Eilig bog das Pärchen um eine Ecke, um so schnell wie möglich von hier weg zu kommen.
  „Weißt du was einen noch viel besseren Effekt hätte? Dein Nebel...Das wäre perfekt!“, sagte Stefan und grinste seinen Bruder an.
  „Na dann...worauf warten wir noch?“ Damon grinste. Wie viel Zeit war vergangen, dass er sich so amüsierte? Er wollte nicht dran denken. Sein Verstand hatte allen Schmerz und Kummer ausgeblendet. Freudig konzentrierte sich alles in ihm auf den Abend und vor allem auf Spaß.
  Nicht weit entfernt hörte er zwei Mädchen aufgeregt über einen Mitschüler schnattern. Sein Grinsen wurde breiter.
  „Dann lass ich dir den Vortritt“, meinte Stefan lächelnd und deutete nach vorne. „Auf gehts.“
  Damon nickte und schon war er verschwunden.

Es war ein lustiger Abend gewesen. Amanda und Serina hatten sich etwas früher von der Party verabschiedet. Die Bude war voll gewesen. Zwar nicht viele die sie kannten, aber Amanda war zufrieden. Endlich hatte sie es geschafft Serina auf eine Party mitzuschleppen, die im Endeffekt sogar ein riesen Erfolg gewesen war. Ben, der neue in der Klasse, war auch gekommen. Über ihn quaselten sie schon den ganzen Heimweg lang, als plötzlich Nebel aufkam und sie langsam umhüllte. Verwirrt schauten sich die beiden um und gingen verdutzt weiter. Die Straßen waren menschenleer. Stille. So ruhig. Man könnte annehmen es wäre zu ruhig.
  Auf einmal landete eine Krähe auf dem Ast eines kahlen Baumes, dessen Schemen in der dunklen Bläue des Himmels schaurig hervortraten. Sie schien die Mädchen neugierig zu mustern. Ein Schauer lief ihnen über den Rücken.

Plötzlich bemerkte er, wie Stefan an ihnen vorbeirauschte. Die Mädchen schrien kurz auf und klammerten sich krampfhaft aneinander.
  Grinsend sah er den kreischenden Mädchen nach, die nach einer Weile eilig die Straße entlang liefen. Damon schaute zu Stefan hinüber, der nun hinter dem Baum stand, und beobachtete, wie dieser an sein Handy ran ging. Ohne weiter zu überlegen setzte er seine Fähigkeiten ein und lauschte seinem Gespräch.
  „Sind sie noch dran?“, hörte er Stefan ungeduldig nach hacken.
  Damon landete mit einer geschmeidigen Bewegung neben Stefan und schaute ihn eingehend an. So so, er durfte also keine Unbekannten Anrufe annehmen, aber Stef schon...? Damon seufzte und wartete.
  Am anderen Ende der Leitung war plötzlich ein Schluchzen zu hören. Fragend hob Damon eine Augenbraue. „Elena...“, hörte er seinen Bruder auf einmal flüstern.
  Schweigen.
  „Warum rufst du mich an?“, fragte Stefan nach einer Weile.
  Ein merkwürdiges Knistern, dann war die Leitung tot.
  Etwas irritiert blickte Stefan auf sein Handy.

Nachdenklich musterte er Stefans Gesichtsausdruck, konnte ihn aber nicht deuten.
  Elena? Nein...wie sollte das gehen? Hätte es heute morgen dann wirklich Chloé sein können? Damon schüttelte den Kopf, wie um den Gedanken abzuschütteln. Nein, das war nicht möglich. Er war so verwirrt... Was wenn die beiden das Feuer überlebt hatten? Damon wusste, dass dies unmöglich war und doch erwog er die Chancen. Aber wieso hätten sie sich als Tod erklären lassen? Um sich zu schützen? Ich hätte sie beschützt! Meine Chloé... Nein, er wollte das nicht. Er wollte, dass sie lebte. Doch nicht so.

„Wer kennt alles unsere alten Nummern. Das Klaus meine hat weiß ich...aber deine? Das kann ich mir nicht vorstellen...", gab Stefan schließlich von sich.
  „Ich glaube kaum, dass es sich bei dem unbekannten Anruf um Klaus handelte...“, antwortete Damon leise. Mehr konnte er ihm nicht sagen. Der Gedanke, dass Chloé...Nein, das war absurd.
   Unmöglich.
  Damon überlegte. Wem hatte er seine Nummer gegeben. Chloé und Elena ausgenommen waren es insgesamt sechs. Alaric. Bonnie. Caroline. Katherine. Sheriff Forbes. Carol Lockwood. Mit Stefan waren es sieben.
  „Sagen wir es war...nicht Klaus...Wer sollte es dann gewesen sein?“, fragte Stefan.
  „Woher...soll ich das denn wissen? Irgendjemand...anderes halt...“, Damon versuchte besonders lässig zu klingen, was ihm aber nicht richtig gelang.Langsam drehte er sich um und schaute in den Himmel, der von wenigen Sternen gesprenkelt war. Der Mond kam in voller Pracht hinter einer Wolke hervor. Vollmond.
  Aus dem schönen Abend schien nichts mehr zu werden. Damon seufzte abermals und wandte sich wieder seinem Bruder zu. „Vielleicht wäre es schlauer gewesen, wenn wir uns eine neue Nummer zugelegt hätten...“
  „Das wäre schon mal was... Trotzdem würde es mich sehr interessieren wer uns angerufen hat. Ob es dieselbe Person war? Was denkst du? So ein kranker Scherz?“
  „Wäre möglich...sicher bin ich mir natürlich nicht.“ Stirnrunzelnd schaute er Stefan an. „Aber wer auch immer es war, viel hat es der Person oder den Personen nicht gebracht...Lass uns einfach weitergehen. Es nützt nichts hier rumzustehen und sich den Kopf zu zerbrechen, das weißt du...“ Damon drehte sich erneut um und ging die verlassene Straße entlang.
  Schweigend gingen die beiden nebeneinander her, als Stefan plötzlich die Stille unterbrach.
  „Und was machen wir nun?“
  „Ich weiß nicht...wir wollten was trinken gehn...“, antwortete er ihm darauf. "Falls du noch Lust hast...?", und sah ihn von der Seite aus an.
  „Gehen wir!“ entgegnete dieser, klopfte Damon auf die Schulter und machte sich auf den Weg zu einer guten Bar. Damon folgte ihm, setzte sich mit ihm an die Bartheke und bestellte die ersten Drinks. Neugierig setzte er seine vampirischen Fähigkeiten ein und hörte sich um.
  „Schau mal die zwei Typen da drüben an der Bar...die sehn echt scharf aus“, hörte er ein Mädchen ihrer Freundin zuflüstern. Gekicher. Damon grinste und nahm einen Schluck von dem Drink, den der Barkeeper ihm gerade hinstellt. „Du kannst beide haben wenn du willst...Ich werde mich in mein Zimmer verziehen...", sagte Stefan und bestellte für sich beide noch einen Drink. „Wie du willst...Viel Spaß beim verkriechen, Brüderchen.“ Er trank seinen ersten Drink aus, griff nach dem nächsten Glas, stand auf und ging auf die zwei Mädchen zu, die ihm schüchtern entgegen lächelten.

 


Langsam öffnete er seine Augen und schaute an die Decke. Ein Seufzen war neben ihm zu hören. Wie war nochmal ihr Name? Mist! Er war ihm entfallen. Sich streckend stand er auf und schleifte sich ins angrenzende Bad. Für eine Weile musterte er sich nur, dann sprang er unter die Dusche und ließ das warme Wasser über seinen Körper fließen.
  Es war eine Nacht, wie jede andere gewesen und doch hatte es gut getan. Endlich hatte er vergessen. Wenigstens für diese eine Nacht.
  Seufzend stieg er aus der Dusche und ging nur mit einem Handtuch um die Hüfte wieder zurück ins Zimmer. Er hielt Ausschau nach seinen Sachen, ergriff sie und zog sich in aller Ruhe um.
  Ein Gähnen. Dann Gemurmel. Damon schaute auf.
  „Da-Damon?“, blasse Hände kamen unter der Bettdecke hervor und tasteten das leere Lacken ab. „Wo...?“ Ein rötlicher Schopf war zu sehen und dann kreuzten sich ihre Blicke. „Wo gehst du hin?“, fragte die rothaarige diesmal mit fester Stimme.
  „Ich habe...Dinge...zu erledigen“, antwortete er, die richtigen Worte suchend.
  Sie schien zu verstehen, nickte und wandte sich dann ab.
  „Auf wiedersehen...“, murmelte sie ihm nach, als er das Zimmer ohne zu antworten verließ. Er ging denn dunklen Flur entlang, hinaus und auf sein Auto zu.

Gelangweilt setzte er sich auf die Couch und fuhr sich nachdenklich durchs Haar, als ihn der Klingelton seines Handys hochfahren ließ. Damon holte es aus seiner Hosentasche und warf einen kurzen Blick auf den Display. Unbekannt. Schon wieder? Zögernd legte sich sein Daumen auf den Knopf, um den Anruf zu unterdrücken. Doch etwas in ihm schien abnehmen zu wollen, also tat er dies.
  „Hallo?“
  Keine Antwort.
  Ungeduldig wartete er, als...
  Chloé.
  Alles in ihm verkrampfte sich. Nein, das konnte nicht sein. Sie ist Tod. Aber diese Stimme...würde er unter tausenden erkennen. Wie erstarrt schaute er in die Ferne. Er sagte nichts. Er konnte nicht. So viel verschiedene Gefühle fuhren durch seinen Körper. Gefühle, die er glaubte, nie wieder empfinden zu können. Erleichterung. Freude. Aber auch Wut. Sorge. Verzweiflung. Schmerz.
  Das konnte doch nur ein Traum sein. War er etwa noch betrunken? Hatte er gestern doch mehr getrunken, als das er sich erinnern konnte? Er wusste es nicht.
  Wieder hörte er sie. Ihre wunderschöne Stimme, die diesmal aber etwas unsicher klang.
  Sprachlos stand er im Raum. Seine Hand umklammerte das Handy immer fester.
  Schließlich fand er seine Stimme wider. „Wie...ist das möglich?“, fragte Damon fassungslos.
  „Wo...bist du?“, wich sie seiner Frage aus. „Wo bist du?“, flüsterte sie erneut.
  Wo er war, wollte sie wissen? Wo war sie?
  Damon starrte weiterhin ins Leere. Leer. Er wünschte, er würde sich so fühlen, aber stattdessen schien sein Inneres ein komplettes Chaos zu sein. Er war total aufgewühlt, wusste nicht mehr was er glauben sollte. Wusste nicht, ob er glücklich oder wütend sein sollte. Wusste nicht, ob das alles Real war. Er wusste...nichts.
Aber was wenn es das war? Real. Ein kleines Körnchen Hoffnung keimte in ihm auf.
  Ohne es bemerkt zu haben war er aufgestanden. „Chicago“, seine Stimme war kaum ein Flüstern.

Es ging alles so schnell. Da hatte er nichts mehr erwidern können. Chloé hatte ihm eine Beschreibung zu einem Park gegeben, wo sie sich treffen sollten. Treffen. Er wird seine Chloé treffen. Ein merkwürdiges Gefühl durchfuhr ihn. Er wird sie wiedersehen, sie wieder fühlen, erneut ihre Stimme hören und ihren wundervollen Duft einatmen. Sie. Chloé. Seine Chloé.
  Unschlüssig stand Damon im Wohnzimmer und starrte auf sein Handy.
  Das war Chloé. Daran gab es nichts zu zweifeln, aber...
  Wieso meldete sie sich nach so vielen Jahren? Nein. Das war einfach alles zu verwirrend. Immer noch im Glauben, er würde nur träumen ging er hinaus, stieg in sein Auto und fuhr los, nicht wissend was noch alles auf ihn zukommen würde.

Draußen war es recht kühl. Die Sonne schien durch einige Wolken hindurch. Ein leichter Wind fegte über die Wiese hinweg und ließ das Gras erzittern. Damon schlenderte den gepflasterten Weg, der von Bäumen gesäumt war, entlang.
  Chloé. Er war sich ihrer Präsenz sicher und doch konnte er es immer noch nicht glauben. Plötzlich erfüllte ihn ein unsicheres Gefühl und er blieb abrupt stehen. Der Drang sie wieder zu sehen war genau so groß, wie der Drang zu verstehen, dass er nur träumte. Träumen. Er hatte so lange nicht mehr geträumt. Und jetzt wo er träumte, kam ihm der Traum, wie eine Ewigkeit vor.
  Der Weg wurde breiter und endete in einem Kreis der von Säulen umgeben war. In der Mitte fand ein kleiner Brunnen Platz auch, wenn er nicht mit Wasser gefüllt war. Langsam ließ Damon seinen Blick durch die Gegend schweifen, als er sie an einer Säule lehnend entdeckte.
  Allmählich entfernte sie sich von der Säule und setzte sich an den Rand des Brunnens.
  „Damon...“
  Sie hatte seinen Namen gesagt. Erneut. Er liebte es, wenn sie seinen Namen aussprach. Die Art, wie sie ihn aussprach. Sie. Chloé.
  Zögerlich näherte er sich ihr und ließ sich schließlich neben ihr nieder. Sanft nahm er ihre Hand in die seine und sah ihr in die Augen. In ihre wunderschönen braunen Augen.
  Nebenbei nahm Damon eine negativ aufgeladene Persönlichkeit wahr, doch er ignorierte sie. Denn dies war sein Traum und in seinem Traum würde er Chloé jetzt küssen. In seinem Traum würde ihnen nichts geschehen. In seinem Traum...
  Traum.
  Es war alles nur ein Traum.
  Drum schenkte er seine ganze Aufmerksamkeit Chloé und beugte sich langsam zu ihr hinab.

„Warum kannst du mir nach den fünf Jahren in die Augen sehen...obwohl....obwohl ich dich doch so sehr verletzt habe?“, fragte sie unerwarteterweise.
  Damon stutzte und musterte sie sichtlich verwirrt. Wieso er ihr in die Augen sehen konnte? Eine merkwürdige Frage. Vor allem da er...träumte. Aber dieser Traum...er wirkte so real. So echt. Doch was machte diesen Traum so anders, als all seine bisherigen?
  Er spürte. Er spürte alles, als wäre es echt. Den leichten Wind. Die prahle Sonne. Die Kühle des Brunnengesteins. Ihre Hand in der seiner.
  Immer verwirrter entgegnete er ihren Blick.
  „Damon? Kannst du es mir nicht sagen? Oder willst du nicht?“, fragte ihn Chloé und strich mit der Hand, die sie seinem Griff entzogen hatte, über seine Wange. „Sag es mir...Teufel.“

Aufgewühlt. Ja, das war es. Er war aufgewühlt. Durcheinander. Unsicher.
  Früher, als er noch ein Mensch war, da war träumen so einfach gewesen. Er hatte oft geträumt. Manchmal Gutes, aber auch manchmal Böses. Früher hatte er das Gute immer bevorzugt, aber später war es ihm gleichgültig geworden. Und jetzt, jetzt wo er kein menschliches Wesen mehr war, da träumte er nur noch selten. Meistens konnte er seine Träume deuten. Manche handelten von seinen größten Ängsten, andere von seinen größten Wünschen und Hoffnungen. Damon konnte sie in gut und böse unterteilen. Aber diesmal konnte er nicht. Er verstand nicht.
  „Ein merkwürdiger Traum...“, murmelte er, denkend er habe es nur gedacht.
  „Soll ich gehen?“
  Damon betrachtete sie einen Moment lang schweigend und antwortete schließlich: „Nie“, dann legten sich seine Lippen auf die ihre. Ein merkwürdiges Kribbeln durchfuhr plötzlich seinen Körper. Die Sehnsucht nach ihrer Nähe hatte ihn gepackt und er hatte sich einfach nicht mehr zurückhalten können.
  Es war wie früher. Nein. Es war...anders.
  Es war viel schöner.

Erleichtert darüber, dass sie ihn nicht weg stieß, lächelte er in den Kuss hinein. Seine eine Hand legte er auf ihren Rücken und die andere auf ihren Hinterkopf, ihr dabei durchs Haar fahrend.
  Allmählich drängte sich die Erkenntnis, dass das alles kein Traum war, in sein Bewusstsein. Ein Teil von ihm schien verletzter denn je zuvor, doch der andere war einfach nur glücklich, sie wieder in seinen Armen zu halten. Seine Liebe zu ihr hatte ihn überwältigt. Eine Welle von Lust und Begehren wallte in ihm auf. Damon hatte über die letzten fünf Jahre hinweg vergessen, wie es sich anfühlte geliebt zu werden; wie es sich anfühlte akzeptiert zu werden, so wie man war.
  Auf einmal löste sich Chloé von ihm. Mit gemischten Gefühlen schaute er ihr in die Augen, im Glauben er habe etwas falsch gemacht. Sie legte einen Finger auf seine Lippen, wie um sie zu versiegeln und ihn zum Schweigen zu bringen. Wieso? Wollte sie gehen? Nein. Er würde sie nicht lassen. Nie wieder sollte sie ihn verlassen. Gründe, Ausreden...er würde sie nicht akzeptieren. Nicht mehr. Doch er wusste, dass er sie nicht aufhalten konnte. Denn Chloé hatte ihren eigenen Kopf. Also schwieg er eine Weile.
  Dann...„Rede“, forderte er sie auf.
  Chloé öffnete den Mund um etwas zu sagen als ihr Handy vibrierte, irritiert holte sie es heraus.
  „Was ist los Jer...?“
  Neugierig musterte er ihren Gesichtsausdruck und lauschte dem Gespräch. Jeremy? In seinem Blick spiegelte sich das Durcheinander in ihm. Was für eine Rolle spielte Jeremy auf einmal in all dem? Und woher wusste er von den Hybriden?
  Die Hybriden! Damon erinnerte sich langsam an die Worte des Hybriden. Sie würden kommen. Und er...er würde sie vernichten. Nichts werden sie tun. Sie werden ihr nicht wehtun. Niemand...wird ihr wehtun. Das versprach er.
  „Damon...stimmt es das Hybriden hier sind?“
  Widerwillig nickte er, als Antwort auf Chloés Frage.
  „Kannst du Stefan erreichen? Er soll zu Elena fahren! Die Hybriden kommen zwar nicht ins Haus rein aber  trotzdem sind sie gefährlich. Es ist wichtig Damon!“, drängte sie ihn.
  Einen kurzen Moment lang sah er sie nur an. Er hatte sofort bemerkt, dass etwas nicht stimmte. Nur was? Was stimmte nicht? Verheimlichte sie ihm etwas? Nein, wieso sollte sie...halt! Was tat er da überhaupt? Wie konnte er so ruhig bleiben? Wie konnte er nur ihren Befehlen folgen? Wie konnte er? Nach all den Jahren...Es war eine verdammt harte Zeit gewesen! Und dies war kein Traum mehr. Chloé war wieder da. Ach, was alles hätte Damon nur dafür gegeben, dass sie zurückkäme...Und nun war sie da. Sie saß neben ihm und schaute ihn mit diesem intensiven Blick an, an dem er immer ablesen konnte, wie ernst sie es meinte und wie wichtig es ihr war. Damon wusste, er würde nachgeben, doch er versuchte dabei nicht zu vergessen, was in den letzten 5 Jahren geschehen war. Er würde sie ausfragen müssen. Wie? Warum? Aber vor allem: Wer? Später. Ja, später würde er sie fragen.
  Damon seufzte und antwortete schließlich: „Ja, kann ich...“, er griff nach seinem Handy und wählte Stefans Nummer.

„Was gibt's? Warum ruft's du an?“, hörte er die verwirrte Stimme seines Bruders am anderen Ende der Leitung.
Ohne ein Wort zu sagen überreichte er Chloé das Handy und schaute sie auffordernd an. Denn Stefan würde ihm nicht glauben. Er würde denken Damon hätte sich bis aufs geht-nicht-mehr betrunken. Aber wenn er es direkt von Chloé hören würde, dann musste er glauben.
  Damon war innerlich immer noch aufgewühlt. Die Frage, wieso sie ausgerechnet Stefan als Beschützer haben wollte, schob sich ständig vor und beeinflusste seine restlichen Gedanken. Dachte sie er könnte sie nicht genug beschützen? Damon war doch immer der Stärkere gewesen...Ja, er gab es ja zu, einiges hatte sich geändert, aber...Nachdenklich musterte er Chloés Gesichtsausdruck, sich weiterhin über seine Selbstbeherrschung wundernd. Er schüttelte kurz den Kopf, um ihn von diesem unnützen Gedanken zu befreien und schaute Chloé an, als er bemerkte, dass sie mit ihm sprach.
  „Du hast bestimmt eine Menge fragen an mich.“
Fragen. Ja, er hatte viele Fragen, aber sie waren - so sehr er sich auch anstrengte - einfach verschwunden. Stirnrunzelnd grub er in seinem Kopf nach Fragen. Fragen. So viele Fragen - und doch war keine mehr da, stattdessen schob sich der Gedanke daran, wie Stefan reagieren wird, wenn er Elena sieht, vor.
  Allmählich ließ er sich wieder neben Chloé nieder und fuhr mit seinen Fingern das Muster des Gesteins nach. Was sollte er sagen? Was fragen? Was tun? Unsicherheit und das ganze Durcheinander stürmten wieder auf ihn ein. Das letzte Mal, als er sich so gefühlt hatte...ja...da war er noch ein Mensch gewesen. Manchmal wünschte sich Damon, er wäre einer geblieben oder...er wäre damals gestorben und hätte sich nicht überreden lassen. Doch das alles spielte keine Rolle mehr. Chloé. Sie war da. Wieder...da. Das Leben machte wieder einen Sinn...oder?
  „Wieso...? Wieso habt ihr euch für tot ausgegeben?“, Damon schaute zu ihr auf – in ihre Augen.

„Du weißt, dass die Liebe zwischen Menschen und Wesen der Nacht verboten ist...dass wenn man es herausfindet es nur eine Strafe gibt - den Tod. Du weißt, es hat uns damals nicht davon abgehalten zusammen zu kommen. Wir waren glücklich.“
  „Ja...wir waren glücklich. Solche bescheuerten Regeln haben uns nichts ausgemacht, also wieso kommst du wieder damit. Wir haben dieses Thema schon vor so langer Zeit geklärt gehabt, also wieso reißt du es wieder auf...?“, Damon sah das Funkeln in ihren Augen. Oh...wie lange war es her, dass er es gesehen hatte? Wie lange war es her, dass er jemanden neben sich stehen sah und dass diese Person glücklich darüber war? Zu lange.
  „Doch es gab noch einen Grund warum, ich und Elena es für gut hielten uns für Tod erklären zu lassen.“
  „Dann sag ihn mir. Sag mir, was dich dazu brachte sich gegen mich zu entscheiden…“, in seinen Augen spiegelte sich Verzweiflung, die Last, die er über all die Jahre getragen hatte, der Verlust und Verletzlichkeit; Dinge, die er damals nur als Mensch empfunden hatte.
  „Unter meinem Herzen hab ich unser gemeinsames Baby getragen...“

Manchmal gibt es solche Momente im Leben, an denen man glaubt, die Welt würde plötzlich still stehen. Alles scheint sich langsamer zu bewegen. Und die Zeit dehnt sich aus. Sekunden fühlen sich wie Minuten an. Minuten wie Stunden. Stunden wie Tage. Tage wie Wochen. Wochen wie Monate. Monate wie Jahre. Und Jahre wie Jahrhunderte. Dies war ein solcher Moment. Damon wusste dies nicht zu deuten.

„W-Was..? Wie...?“, war das einzige was er hervorbrachte.

„Du hast richtig verstanden. Ich hab ein Kind erwartet. Unser gemeinsames Kind. Welches ich über alles Liebe, Damon“, ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen. „Ich konnte es selbst nicht glauben. Es war an dem Tag an dem das Feuer ausgebrochen war. Elena und ich hatten es aus dem Haus geschafft, doch wir hatten das Bewusstsein verloren. Man hatte uns in ein Krankenhaus gebracht, wo wir später von unserer Schwangerschaft erfuhren. Und ab diesem Zeitpunkt haben wir überlegt uns für Tod erklären zu lassen. Wir haben uns für die Kinder entschieden, Damon. Du hättest doch nicht anders gehandelt. Du hättest gewollt, dass ich mit unserer Tochter in Sicherheit bin. Du hättest mich doch weggeschickt!“ Ihre Hände hatten sein Gesicht umfasst und strichen über seine Wange.
  Schnell entzog er sich ihrem Griff, um bloß nicht weich zu werden. „Ja, ich hätte gewollt, dass du...ich meine ihr...in Sicherheit wärt, aber es wäre...Wieso hast du es mir nicht einfach erzählt? Ich hätte es verstanden!“, bestürzt von seiner plötzlichen Wut, stand er auf und fuhr sich auf- und abgehend durch sein schwarzes wirr abstehendes Haar. „Stefan und ich...wir haben uns ständig die Schuld dafür gegeben, dass wir nicht gut genug aufgepasst hatten...ok, ja..es war unsere Schuld, aber sie hatten uns überwältigt und...aber darum geht es mir jetzt gar nicht...Wir...wir waren nur noch auf Rache aus...und wäre Stefan nicht gewesen...wäre ich wahrscheinlich gar nicht mehr hier! Hättest du nicht angerufen oder überhaupt noch an mich gedacht...dann würden wir über Jahrhunderte hinweg nur noch Hybride aufspüren, jagen und töten...Und irgendwann würde es nicht mehr ausreichen...“ Damon schaute auf. Seine Augen, die vorhin noch voller Liebe und Verständnis waren, waren nun leer. Ausdruckslos.
  „Ich habe erst von meiner Schwangerschaft erfahren nachdem das Haus explodiert ist. Ich wusste nicht wo du warst. Und ich konnte mich an niemanden wenden. Das Fest der Wintersonnenwende stand bevor. Es hätten sich viele Wesen die getroffen die ganz und gar nicht lieb gewesen wären. Hätte einer auch nur von unserer Beziehung Wind davon bekommen, hätte man mich zu ihnen geschickt und ohne mit der Wimper zu zucken hingerichtet!“, Chloé hielt für einen Moment inne und fuhr dann weiter: „Ich musste Gras über die Sache wachsen lassen bis das Fest vorbei war. Es tut mir Leid. Aber...anders hätte ich mich und Raven nicht schützen können. Ich musste dich leugnen.“ Tränen hatten sich in ihren Augen gesammelt. „Und das. Damon...war das schwerste was ich machen musste.“ Chloé schlang ihre Arme um Damon, drückte ihr Gesicht an seine Brust und fing an zu weinen.
  Mit einem Mal war seine Wut wie weggeblasen. Er legte seine Arme um sie und strich ihr tröstend über den Rücken. „Shhh, wein nicht...Es tut mir leid...“ Damon wusste, er hätte nicht so reagieren sollen. Er wusste, dass sie das gerade jetzt nicht verkraften konnte, aber manchmal...da konnte er sich einfach nicht mehr beherrschen und fing an Dinge zu sagen...Dinge zu tun...die er im Nachhinein bereute.
  „Damon...kann ich bei dir schlafen?“
  Er nickte. „Ja“, dann hauchte er ihr einen Kuss auf ihr Haar. Langsam schob er sie etwas von sich und schaute ihr in die Augen, ihre Tränen mit den Daumen wegwischend. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. Sie war wieder da. Wieder sein. Und ihm war egal, wie oft er es in Gedanken wiederholte...solange sie bei ihm war, war alles gut. Jetzt wo sie wieder da war, hatte sein Leben wieder einen bedeutenden Sinn. Damon würde sie beschützten; würde sein Leben für sie geben. Ja, das würde er, aber immer darauf bedacht nicht zu...sterben.
Nach einer Weile fragte er Chloé schließlich: „Weiß Raven...von mir?“
  „Ja...Sie weiß, dass sie einen Vater hat. Das er ein Vampir ist. Und deinen Namen weiß sie auch. Doch auf die Frage wo du seist, habe ich immer geantwortet das ich es nicht weiß. Sie musste um dich erfahren, da sie schon mit dreieinhalb Jahren Leute manipulieren konnte. Und glaub mir es ist nicht witzig, wenn der Babysitter auf einmal nicht mehr im Haus ist. Und der Grund war, dass sie und Steve nicht länger aufbleiben durften. Ja, sie ist nicht wirklich einfach...und ich glaube, das hat sie von ihrem Vater“, meinte die rothaarige neckend zu Damon und sah ihn sanft an.
  Bei diesem Gedanken musste Damon grinsen. Raven...Das heißt doch...Rabe.
  An Chloés Seite ging er zu seinem Wagen. Als sie ankamen, öffnete er ihr die Tür. „Madama...“ Er schloss die Tür wieder, nachdem sie eingestiegen war. Hinterher ging er auf die andere Seite, stieg ebenfalls ein und fuhr los. Seine Unterkunft war ein eher bescheidenes Zimmer im Crowne Plaza Hotel.

„Schick, hier lässt es sich leben“, meinte Chloé, als sie aus dem Wagen stieg.
  Schweigend gingen sie hinein und fuhren mit dem Fahrstuhl ins zehnte Stockwerk. Dann stiegen sie aus, schlenderten den Flur entlang und betraten sein Zimmer.
  Die Wände waren von einem sandigen Creme und verliehen dem Zimmer eine ruhige Atmosphäre. Die Fenster waren von schweren dunkelbraunen Vorhängen umgeben und boten eine wunderschöne Aussicht auf die Stadt. Der Raum selbst war nicht allzu groß, reichte aber für die Nächte.
   „Ich müsste mal deine Dusche benutzen, wen das nicht schlimm ist.“
  „Sicher doch.“ Damon latschte zur Kommode hinüber, öffnete eine Schublade und hielt Chloé ein großes Badetuch hin. „Im Bad sind keine mehr...“, meinte er nur dazu, setzte sich auf das große Doppelbett und sah dann aus dem Fenster.
  „Danke...“, murmelte sie und ging ins Bad.
  Draußen brach schon langsam die Nacht herein und der Himmel tönte sich immer dunkler. Die Lichter in allen Gebäuden flackerten allmählich hintereinander auf und es schien, als erhellten sie die gesamte Stadt. Nach einer Weile warf er wieder einen Blick auf den Himmel.
  Keine Sterne.
  Nicht heute.
  Nacht.

Damon hatte sich vorerst auf das Bett gelegt und gewartet bis Chloé fertig war, um dann selbst ins Bad zu gehen, doch als sie dann wiederkam hatte er keine große Lust mehr zu gehen.
  „Bin wieder....“
  Unmerklich nickte er, einen Seufzer unterdrückend. Wie lange war es her, dass sie sich so nahe waren? Ein Teil in Damon konnte immer noch nicht glauben, dass sie wirklich hier neben ihm lag. Doch der andere Teil war sich Chloés Existenz und seiner Beschützer-Aufgabe deutlich bewusst.
  Nach einer Weile zwang er sich schließlich doch noch hoch und ging eiligen Schrittes in das Badezimmer. Er schloss die Tür hinter sich und seufzte. Nachdenklich betrachtete er sein Spiegelbild. Seine Augen blickten wachsam vor sich hin und doch drang die Müdigkeit hindurch, die er vergeblich versuchte zu verbergen. Wenn er Chloé beschützen wollte, musste er vollkommen wach sein und auf alles vorbereitet sein. Aber das war er nicht. Nur diese eine Nacht...danach würde er nicht mehr schlafen sondern wachen. Die Wohnung in der Chloé und Elena mit ihren Kindern lebten müsste im Moment noch genug Schutz bieten, falls...sie niemanden hereingebeten haben. Damon beschloss, Chloé Morgen danach zu fragen.
  Nicht trödeln..., fuhr es ihm dann durch den Kopf.
  Schnell machte er sich fertig, ging aus dem Bad und schlenderte auf das Bett zu.
  Der Himmel war nun vollkommen schwarz und nur noch der gelblich flackernde Schein der Tischlampen durchflutete den Raum mit Licht.
  Leise glitt er neben Chloé unter die Decke und warf einen Blick auf sie, den sie erwiderte. Ohne es selbst zu bemerken hatte sie die Hand nach ihm ausgestreckt und ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht gestrichen.
Ihre sanfte Berührung ließ ihn für einen Augenblick erstarren. Für diesen einen Augenblick war er unfähig sich zu bewegen. Er sah ihr nur in die Augen. Er hatte nie geglaubt, was man alles in solchen braunen Augen lesen konnte. Früher schienen ihm braune Augen zu dunkel, um aus ihnen zu lesen. Um zu erkennen. Doch er hatte sich geirrt.
  Langsam beugte er sich zu ihr hinab und küsste sie. Auf die Stirn.
  „Gute Nacht, mein Engel.“
  Und plötzlich lagen ihre Lippen auf den seinen. Etwas überrascht erwiderte er den Kuss. Eine merkwürdige Ruhe durchströmte ihn und all seine Gedanken waren auf einmal wie weggeblasen. Er konnte sich kaum noch an sie erinnern. Sein Kopf war leer. Gedanken zählten nicht mehr und doch kamen allmählich alte Erinnerungen hoch.
  So wie die eine endete, fing eine neue an. Sie kamen fetzenweise und zerbrachen nach und nach in tausende Splitter, wie um schnellst möglichst wieder zu verschwinden.
  Geführt von verwirrten Gefühlen wurde der Kuss leidenschaftlicher und inniger.
  All das was er in den letzten Jahren nicht gefühlt hatte, erfüllte ihn jetzt. Drang hinauf und ließ seine Mauern zerfallen. Ein freies Gefühl überkam ihn. Es war anders, als das berauschende Gefühl nach ein wenig zu vielen Drinks. Nein. Es war anders. Denn diesmal hatte es auch einen anderen Grund.
  Damon konnte wieder sein. Ohne Schuldgefühle. Ohne Leere. Ohne Rache. Nur noch mit ihr.
  Nach einer Weile lösten sie sich voneinander.
  „Kannst du mir vergeben...für das was ich dir angetan habe?“, fragte Chloé sanft.
  Damon hielt einen Moment inne und dachte nach. Es schien als würde er brutal wieder in die Realität gezogen worden, dazu gezwungen eine Antwort zu geben.
  All diese Jahre...Schmerz. Wut. Trauer. Konnte er ihr vergeben? Damon kannte die Antwort und doch stutzte er. Nie wieder wollte er dasselbe durchleben. Aber ob sie ihm dieses Versprechen geben konnte? Sie müsste. Sonst...sonst wüsste er nicht mehr weiter. Ein zweites mal könnte er das nicht durchstehen. Doch es verband ihn einfach so viel mit ihr, sie war so faszinierend. Er konnte sich einfach nicht von ihr losreißen, denn sie war ei, auch wenn er das manchmal nur ungern zugab, ein Teil von ihr geworden und zwar...der verletzlichste.
  „Ich kann...wenn du mir versprichst so etwas...nie wieder zu tun...“, entgegnete er ihr.

„Damon...es tut mir so unendlich leid...ich verspreche dir, dass ich es nie wieder tun werde...nie, Damon. Ich verspreche es.“
  Verständnis. Sie verstand und sie versprach.
  Jetzt würde alles wieder gut gehen. Alles würde wie früher sein. Nur noch Chloé und er. Nichts könnte sie auseinanderbringen. Nie wieder wird sie ihm das antun. Dieses Versprechen hatte sie ihm nun gegeben und sie würde es auch halten, dass wusste er.
  Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. Dann beugte Damon sich vor und legte für einen kurzen Moment seinen Kopf auf ihre Schulter.
  Chloé legte ihre Hand auf seinen Rücken und strich sanft hinüber. „Ich liebe dich...“, flüsterte sie an seinem Ohr. „Du weißt gar nicht...wie glücklich ich gerade bin...“
  „Ich liebe dich auch“, erwiderte Damon und richtete sich wieder auf. Er schaute ihr in die Augen. Ihre wunderschönen Augen. Zaghaft strich er ihr durchs Haar. Doch er wusste, wie sie sich fühlte, denn er fühlte dasselbe. Nur um das hundertfache verstärkt, denn Vampire besitzen eine extrem starke Gefühlswahrnehmung.
  „Nie wieder trennen wir uns“, flüsterte Chloé leise.
  „Nie wieder...“, hauchte er zurück und schaute ihr in die Augen. Und erneut lagen seine Lippen auf den ihren. Er konnte einfach nicht genug von ihr kriegen. Fünf Jahre waren für einen Vampir seines Alters nichts, aber dennoch wogen sie in seiner Erinnerung an jährlicher Erfahrung. Der Wandel kam eindeutig durch Chloés Abwesenheit.
  Damon hasste es, wenn sich Momente lange hinzogen, doch dieses Moment würde er nur zu gerne in die Weite ziehen.

 

- to be continued -

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Tag der Veröffentlichung: 15.04.2013

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