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Schiffeversenken



Unruhig lief er umher. Ihm fiel nichts ein. Absolut nichts. Seine Arme hatte er hinter seinem Rücken verschränkt und sein war Blick streng auf seine Füße gerichtet. „Diese unerträgliche Langeweile“ klagte er still vor sich hin. „Wieso will sie meinen leidenden Geist nicht verlassen?“ jammerte er.
Gott lief an den Rand der Wolkendecke, welche seine Füße trug. Er schaute auf die Menschen herab und fragte sich, was er tun könnte um sich zu amüsieren.
Er könnte eine Liebesgeschichte schreiben. Aber das hatte er bereits letzte Woche versucht. Die menschliche Gefühlswelt hatte er schon ausreichend studiert und sie bot ihm nichts neues. Nichts Aufregendes.
Gott kratzte sich an seinem Kinn, welches von einem weißen Bart umrandet wurde.
„Ich habe gehört du suchst ein wenig…“ Gott erschrak. Er wirbelte herum. Auf seinem goldenen Thron saß eine Kreatur mit feuerrotem Gewandt und brennenden schwarzen Hörnern. Er hatte einen goldenen Dreizack in der linken Hand. Gott wusste wen er vor sich hatte.
Kurz blinzelte er und im nächsten Moment war die Kreatur verschwunden. „…ein wenig Spaß.“
„Was willst du, Teufel?“ brummte Gott. Er schlenderte an ihm vorbei und setzte sich an einen großen weißen Tisch. „Ich weiß nicht. Meinem alten Kumpel, das Leben erleichtern vielleicht.“
„So so. Und wie stellst du dir das vor?“ in Gottes tiefer Stimme schwang immer noch das Misstrauen mit, doch in diesem Moment würde er alles tun um sich zu amüsieren. Wirklich alles.
„Wie wäre es mit einem alten Spiel. Ein Spiel das jedes Kleinkind kennt.“
„Von welchem Spiel sprichst du. Komm endlich auf den Punkt.“ Noch ehe er sich versah stand der Teufel neben ihm. Den linken Arm um seine Schultern geschwungen. Sein Dreizack zeigte auf den Atlantik, auf dem viele Schiffe schwammen. Unteranderem die Carpathia, die Frankfurt und die Titanic.
„Ich spreche von dem Spiel Schiffe-versenken.“ Gott war skeptisch. Doch der Teufel schien dies zu bemerken und war innerhalb eines Wimpernschlages wieder am runden Tisch. Vor ihm lag eine Landkarte und vor dem Platz, der ihm gegenüberlag ebenso. Dazwischen standen eine volle Flasche Brandy und zwei Gläser. Der Teufel breitete einladend die Arme aus. „Komm setzt dich. Trink etwas und genieße das Spiel.“ Gott trottete zu seinem Platz. Seine Miene war ernst und er riss die Flasche an sich. Gewaltsam zog er den Korken raus und setzte die Flasche an. Er trank sie aus und schmiss sie bei Seite. „Na dann.“ Knurrte er. „Lass uns anfangen.“ Der Teufel lächelte still.
Sie zeichneten die Lage der Schiffe auf der Landkarte ein und begannen zu spielen. „B-13“ begann der Teufel. „Nein“ antwortete Gott „C-6?“ und so spielten sie bis in den Abend hinein. Immer wieder besorgten sie neue Flaschen diversesten Schnapses und tranken ihn aus. Wenige Minuten vor Mitternacht fragte Gott. „D-5?“ Der Teufel hickste. „Treffer.“ Dann hörten sie ein kratzen. Vergleichbar mit dem Geräusch, das entsteht wenn man Sandpapier aneinander reibt.
Gott sprang auf und torkelte zum Rand der Wolkendecke. Die Titanic hatte einen Eisberg gerammt.
Er fing an zu lachen. Es wurde lauter, gewann an Inbrunst und Stärke. „Ich habe gewonnen“ schrie er. „Ich!“
Seine Arme schmiss er in die Luft. Doch der Teufel, der machte keine Anstalten ärgerlich zu werden. Denn er wusste wer der eigentliche Gewinner war. Er stand auf und verschwand.
Gott freute sich. Er amüsierte sich. Lachte und feierte. Während auf der Meeresoberfläche dermaßen oft „Ich liebe dich“ gesagt wurde, dass es für Jahre reichen würde. Während sich Frauen verabschiedeten und wussten, dass sie ihren Sohn das letzte mal gesehen haben. Während sich Liebespaare sicher waren, dass sie sich das letzte Mal geküsst hatten. Während all dieser Zeit lachte Gott, denn er hatte schließlich das Spiel gewonnen, oder?

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Tag der Veröffentlichung: 14.04.2012

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