Ich heiße Zoey, und bin 14 Jahre alt. Meine Ma hat immer geseufzt und gesagt: „ Dieses Alter…“. Früher konnte ich das nicht verstehen, jetzt umso besser. Stress mit Jungs und Mädchen und diese ganze Leier mit der Liebe halt. Manchmal habe ich das Gefühl, Gott hasst mich. Wieso musste nur mir dass alles passieren? Alle anderen haben Glück nur ich nicht. Das ist doch ein bisschen unfair, oder??
Wie alles begann
„Du kriegst ein kleines Geschwisterchen!“. Das war Ma gewesen. Bei diesen Worten versuchte sie zu lächeln, doch sie schaffte es nicht, dass es ungezwungen klang.
BAAAAAAM!!!!! Ich bekam eine kleine Heulsuse. Naja meine Eltern bekamen sie, aber ich musste immerhin mit ihr auskommen! Wie endpeinlich!!! Meine Eltern waren beide über 50 und die Vorstellung dass… dass sie... dass sie es trieben war… ekelhaft. Ja, ich empfand es als ekelhaft. Natürlich sagte ich das nicht, sondern: „ Wow, Ma, Pa das… das ist… eh… großartig!“, versuchte ich mich zu freuen. Aber es gelang mir einfach nicht. Ich glaube, Ma merkte das. Jedenfalls nahm sie mich an der Hand und zog mich aufs Sofa. „Wenn du unsere Hilfe brauchst, oder dich irgendetwas bedrückt, dann komm zu uns. Du kannst mit uns reden!“, sagte sie. Jaja, die alte Leier. Weil es mich aber so aufregte, sagte ich nur: „Ja, ist O.K., Ma.“, lächelte ich.
Dann ging ich in mein Zimmer. Wie konnten mir meine Eltern das nur antun??? Ich hatte schon zwei Geschwister, Louis und Luke, und ich hatte das Gefühl, es war jetzt schon zu viel für Ma und Pa. Doch noch ein Kind? Ja, es wird die Hölle werden. Und als mir das klar wurde, spielte ich das erste Mal in meinem Leben mit dem Gedanken, einfach abzuhauen. Ich heulte und überlegte so lange, bis ich zu müde war mich überhaupt noch zu bewegen. Mitten in der Nacht wachte ich dann auf, und dachte noch mal nach. Warum musste es mich treffen??? Amber war Einzelkind, sie würde sich über ein Geschwisterchen freuen. Aber ich sicher nicht! Wie gesagt, ich dachte lange nach. Mir war zwar klar dass dieser Satz mein Leben verändern würde. Aber so radikal?!
Am nächsten Morgen wachte ich zu spät auf. Ich hatte meinen Wecker nicht gehört, und Ma wohl auch nicht. In Windeseile zog ich mich an und rannte in die Küche. Ich überlegte kurz, ob ich Ma auch wecken sollte, aber dann überlegte ich es mir anders Sollte sie doch ruhig büßen für das was sie getan hatte.
Ich machte mir eine Schale Corn-Flakes und ging schnell ins Bad und machte mich fertig. Da merkte ich das ich den Bis verpassen würde. Trotzdem sprintete ich so schnell wie möglich zur Bushaltestelle, und siehe da; Der Bus kam gerade angefahren Zum Glück hatte er Verspätung gehabt. Völlig außer Atem begrüßte ich meine Freundinnen Susann, Jolien, Dascha (-.-) und Juliet. Wir tratschten und kicherten, wie Teenager es eben tun. Und dann hielt ich es nicht mehr aus. „Leute!!!“, schrie ich. Alle im Bus starrten mich an. Also sprach leise weiter: „Meine Eltern bekommen… bekommen… ein… ein… ein Baby!“, schluchzte ich, und sie sahen mich entsetzt an. Susann fand als erste ihre Worte wieder: „Das ist ja… schrecklich!“, kam es stockend hervor. „Bitte sagt erst mal keinem etwas davon, sonst weiß es bald die komplette Klasse, und das will ich nicht. Nicki, Amber und Cherly will ich es selber sagen und vielleicht… Nee, das ist keine gute Idee.“, bat ich meine Freundinnen. „Du wolltest es Tyler sagen, hab ich recht?“, fragte Jolien. Ich lief feuerrot an.
Ja wollte ich. Tyler war mein bester Kumpel seit einer Ewigkeit. Doch mit der Zeit entwickelte ich Gefühle für ihn. Ich würde es vor ihm niemals zugeben, denn ich hatte Angst, dass ich damit unsere Freundschaft zerstören würde. Aber mein Gott, er war so verdammt heiß! Seine blauen Augen und seine Haare, blond natürlich, und dann sein Oberkörper. Er war zum Anbeißen. Aber das fand leider nicht nur ich, sondern auch die größte Zicke aus meiner Klasse. Natasha. Wenn ich an sie dachte, wurde mir schlecht. „Sag schon, es stimmt, oder?“, riss mich Juliet aus den Gedanken. „Äh, was?“, stammelte ich. „Du wolltest es Tyler erzählen, nicht wahr?“, hakte Jolien nach. „Ja“, gestand ich kleinlaut. „OOh man, du musst es ihm endlich sagen!“, maulte Dascha. „Nein, werde ich nicht, und was interessiert es dich eigentlich?“, konterte ich geschickt. „Pfff…“, war das einzige was sie noch raus brachte.
Da hielt der Bus an und wir stiegen aus. Als wir an der Schule angekommen waren, begrüßten mich Cherly, Nicki und Amber uns wie immer mit einer Umarmung. Schon wieder war ich den Tränen nahe. Sie merkten es natürlich sofort du schleppten mich mit aufs Klo. „Und jetzt sag, was passiert ist“, sagte Cherly. „Meine Eltern kriegen ein Baby!“, und damit brach ich in Tränen aus. Alle drei nahmen sie mich in den Arm und trösteten mich. Da klingelte es zur ersten Stunde. Ein Blick in den Spiegel verriet mir, dass meine Wimperntusche total verschmiert war. Ich stöhnte auf. Schnell versuchte ich es noch gut zu machen, aber da klingelte es schon zum zweiten Mal und wir rannten zum Klassenzimmer.
Frau Wagner, unsere English Lehrerin, war zum Glück noch nicht da. Doch als ich in den Raum trat, trafen meine Blicke auf ihn. Er schaute mich besorgt an, was mein Herz schneller schlagen ließ. Er sagte etwas zu seinen Kumpels, bevor er zielstrebig auf mich zuging. Plötzlich wurden meine Knie weich. Und als er so nah war, dass ich schon seine Deo riechen konnte, knickte ich um. Dich ich fiel nicht, so wie erwartet, auf den harten Boden, sondern landete in weichen Armen. Und als ich meine Augen öffnete, starrten seine Augen mich an. Ich lief feuerrot an und versuchte aufzustehen, doch er hielt mich fest. Plötzlich schrie jemand: „Küss sie!“. Seine glasklaren, blauen Augen kamen immer näher und ich konnte seinen Atem riechen „Du hast es nicht verdient, so traurig zu sein“, hauchte er und dann küsste er mich.
Die Schmetterlinge in meinem Bauch schlugen Saltos. Alle anderen um mich herum blendete ich aus, jetzt gab es nur noch mich und ihn. Viel zu früh löste er seine Lippen von meinen aber nur, um mich noch einmal zu küssen. Erst als Jubelrufe um uns herum ertönten und eine strenge Stimme: „Ruhe!“, schrie, nahm ich alles wieder war. Ich war so glücklich wie noch nie in meinem ganzen Leben. Meine ganze Freundinnen kamen, um mich zu umarmen. Nur zwei Leute, standen ganz abseits: Natasha und Luke, der schon seit längerer Zeit in mich verliebt war. Er sah traurig aus, und fast tat er mich ein bisschen leid. Doch in Natashas Augen konnte ich nur Hass sehen. Und die Freude auf Rache. Für einen kleinen Augenblick hatte ich richtig Angst vor ihr.
Im Unterricht konnte ich mich kein bisschen konzentrieren, da ich die ganze Zeit Tyler anschaute und die Schmetterlinge in meinem Bauch immer noch Achterbahn fuhren. Als ich nach Hause kam war meine Stimmung blendend, aber sie trübte sich sofort, als ich Ma sah. Sie hatte verquollene, rote, verweinte Augen und ihr Gesicht war fahl und blass.
Na, sie musste eine Nacht durchgemacht haben und alles nur wegen meiner dummen Reaktion! dachte ich. Auf einmal tat mir alles furchtbar leid, und ich gab alle Schuld mir, was natürlich ganz falsch war. Mit entschuldigendem Blick ging ich zu ihr hin und umarmte sie. Sofort heulte sie los. Was war nur los? „Ma was ist denn los?“, fragte ich deshalb. „Dein Vater und ich haben uns gestritten. Er ist ein verdammtes Dreckschwein“, sagte sie und wurde dabei immer lauter.
Das was sie gerade gesagt hatte, brach mir fast das Herz. Es war wie ein Faustschlag in die Magengrube gewesen. Wie konnte sie nur so etwas sagen? Sie liebte Pa! Mit Tränen in den Augen stampfte ich nach oben in mein Zimmer, wo schon die kleinen Nervensägen auf mich warteten. „Raus aus meinem Zimmer!“ brüllte ich und meine Geschwister sahen mich erschrocken an. „Sofort!“, brüllte ich abermals und sie verkrümelten sich. Ich war so wütend auf Ma, egal aus welchem Grund sie sich mit Pa gestritten hatte, das ging eindeutig zu weit. Jetzt war meine Stimmung eindeutig dahin. Ich rief Cherly an, meine aller beste Freundin, und heulte mich bei ihr aus. Danach rief ich noch Tyler an, und machte mit ihm aus, dass wir uns in 2 Stunden in der Eisdiele trafen. Wenn es sein musste, schlich ich mich halt aus dem Haus. Die Zeit kroch dahin, und Ma gab kein Lebenszeichen von sich. Langsam machte ich mir sorgen. Wenn der Streit sie wirklich so getroffen hatte, dass sie sich… umbrachte? Meine Ma war eine starke Frau, dafür achtete ich sie. Noch nie, wirklich noch NIE hatte sie sich so bei mir ausgeweint! So in meinen Gedanken, vergas ich die Zeit dann doch. Erst als ich eine SMS von meinem süßen bekam, machte ich mich fertig.
Ich hatte noch 10 Minuten und meine Haare sahen schrecklich aus. Ich machte trocken Shampoo rein und band sie zu einem Zopf. Ich trug noch mal notdürftig Kajal und Wimperntusche auf und schlüpfte in meine Heels. Ich rief noch: „Tschüss!“ und bekam ein leises Wimmern zu hören. Doch ich kümmerte mich nicht darum, sondern freute mich auf das Date.
Als ich endlich an der Diele ankam, saß er schon auf einem der Stühle. Er sah aus wie ein Gott. Sein enges Long-Shirt schmiegte sich an seinen muskulösen Oberkörper. Seine Augen strahlten förmlich als er mich sah. Mein Herz hüpfte 2 Gänge schneller und ich bekam sofort Schmetterlinge im Bauch. Er kam mir entgegen und umarmte mich. Ganz plötzlich löste er sich, und ich erschrak. Aber er guckte mich liebevoll an. Sein Gesicht kam immer näher und näher und er hauchte: „Hey, Liebling.“ Oh mein Gott! Er hatte mich Liebling genannt! Ich konnte nur noch ein: „Hi“ zurückhauchen, als seine weichen, warmen Lippen auf meine trafen. Leute um uns kicherten leise, aber das störte mich nicht. Ganz vorsichtig stieß seine Zunge an meine Lippen, und ich öffnete sie. Es war das unglaublichste Gefühl der Welt. Unsere Zungen umspielten sich liebevoll, und ich war der glücklichste Mensch der Welt. Zumindest im Augenblick. Nach gefühlten 2 Sekunden löste er sich von mir, und sah mich glücklich an. Ich strahlte zurück. „So, und nun lass uns ein Eis essen.“ sagte er und setzte sich wieder, ich ihm gegenüber.
Die Bedienung kam, und als sie fragte was wir haben wollen, wollte ich schon sagen, einen Schoko-Becher doch er sagte schon schnell: „Einen Liebesbecher bitte“. Ich lief knallrot an aber er lächelte nur. Und dann stellte ich die Frage die mir die ganze Zeit schon auf der Zunge brannte: „Tyler? Seit wann hast du schon… bist du schon…“ Noch bevor ich fertig war, antwortete er: „Ich bin schon seit der 7. Klasse in dich verliebt, Zoey Doch ich dachte wenn ich es sage, ist unsere Freundschaft dahin. Bis deine Freundinnen mich alle zur Seite nahmen, und mir sagten das du unsterblich in mich verliebt bist.“ OMG, jetzt war ich baff.
Meine besten Freundinnen, denen ich alles anvertraut hätte, haben es ihm verraten? Ich konnte es kaum glauben. Ich war echt enttäuscht.
„Und du bist echt schon so lange mich verknallt? Ich nämlich auch…“ sagte ich und wurde rot. „Na dann wurde es ja höchste Zeit.“, schmunzelte er und ich wurde wieder rot. Wir aßen fertig und dann gingen wir noch im Park spazieren.
Wie selbstverständlich nahm er meine Hand, und ich hatte die ganze Zeit Schmetterlinge im Bauch. Plötzlich blieb er stehen und legte seine Arme um meine Taille, um mich an ihn zu ziehen. „Weißt du dass ich verrückt nach dir bin? Du kannst dir gar nicht vorstellen was du mit mir anstellst“, grinste er verlegen. Im ersten Moment raffte ich gar nichts, doch als er mich näher zu sich heranzog, stockte mir der Atem. Er hatte eine Erektion! Ich wurde puterrot doch er grinste nur und küsste mich. Erst zärtlich, doch dann wurde er leidenschaftlicher, und seine Zunge forderte Einlass, den ich ihr gab. Das ganze hatte mich so aus der Fassung gebracht, dass ich gar nicht gemerkt hatte wie ich die Arme um seinen Hals gelegt hatte und meine Zunge tief in seinem Mund steckte.
Doch leider hatten wir nicht mehr allzu viel Zeit und er brachte mich nach Hause. Vor der Tür küsste er mich noch einmal und ich ging rein. Sofort rief ich Nicki an, und bestellte alle meine Mädels zu einer Krisensitzung an unserem geheim-Treff. Nach 20 min waren alle da, wenn es ernst war musste es schnell gehen. „So Mädels, ich wollte mit euch reden. Erstens, egal was ich sage, lasst mich ausreden. Zweitens, warum habt ihr es Tyler erzählt? Es ist ja jetzt nicht weiter schlimm, aber stellt euch vor er wäre nicht in mich verliebt gewesen! Und drittens, mir ist klar geworden, dass ich in Zukunft viel Zeit mit Tyler verbringen werde. Aber ich will euch nicht vernachlässigen denn ich will euch nicht verliere. Deshalb habe ich mir überlegt, dass jetzt jeder aufschreibt, wofür ihr findet, dass eine Freundin eigentlich da ist. Und wir alle werden versuchen diese Wünsche einzuhalten, auch ich.“, und alle sahen sie mich erstaunt an.
Unsere Sitzung war gut gelaufen und wir alle hatten unsere Wünsche geäußert. Nach dem Gespräch gingen wir noch auf einen Milch-Shake ins Café. Am Abend hat Tyler noch mal angerufen, und ich bekam fast einen Herzstillstand, weil ich dachte er wollte mit mir Schluss machen. Aber er rief nur a um mir gute Nacht zu sagen. Ich fand das so süüüüüüüüüß! Ich konnte kaum einschlafen, weil ich immer noch so aufgeregt war.
„Zoey, wir sind da! Zoey!“, riss mich jemand aus den Gedanken. „Was? Hä, wir sind ja schon da!“, stotterte ich. „Ja wir sind schon da“, kicherte Nicki. ich wurde schon wieder rot und stieg schnell aus dem Bus. mein Herz raste, weil ich gleich Tyler sehen würde. Meine Freundinnen warfen sich die ganze bedeutende Blicke zu, was mich irgendwann so nervte dass ich mir nicht verkneifen ein: „Jetzt hört doch au…“, rauszulassen, aber ich wurde nicht fertig, denn Tyler kam auf uns zu.
Mir stockte der Atem, er sah so unglaublich gut aus. Er lächelte mich an, und meine Augen sprühten Funken. Ich könnte ihm sofort in die Arme hüpfen, aber das wäre zu peinlich gewesen, hier vor allen. Ich musste mich zwingen meine Schritte klein zu machen, aber ich entfernte mich schon von der Mädchen-Gruppe. Auch seine Schritte wurden schneller und blad war er bei mir. Er lächelte, zog mich an sich und küsste mich. Meine Freundinnen kicherten. Aber ich konnte auch einen Blick auf Dasha erhaschen, dich mich hasserfüllt ansah. Tyler löste sich von mir. Als er sah, wo ich hinsah, verzog er das Gesicht zu einer Grimasse und Schadenfreude machte sich in mir breit. Diese blöde Kuh würde ihn nie bekommen. Dafür würde ich durchs Feuer gehen. Doch als ich sah, dass ihre Augen sich mit Tränen füllten, tat sie mir fast ein bisschen leid. Immerhin war Tyler ziemlich heiß… Stopp! Was hatte ich da gerade gedacht? Er turnte mich an! Ich lief rot an und er sah mich fragend an. Ich machte nur eine kleine Handbewegung. Das ging ihn nun wirklich nichts an.
Dann Nahm er mich bei der Hand und führte mich ins Klassenzimmer. Ich hatte damit gerechnet dass er sie jetzt losließ, aber falsch gedacht; er zog mich weiter zu seinen Freunden, die alle breit grinsten. Unsicher was ich sagen sollte, brachte ich nur ein kleines „Hi“ zustande. Der Muskelprotz zog nur fragend eine Braue hoch. „Ich geh dann mal zu den Mädels“, sagte ich und löste meine Hand.
Schnellen Schrittes war ich bei ihnen und stieß einen Seufzer aus. „Was, vermisst du ihn jetzt schon?“, fragte Cherly mich grinsend. „Das ist nicht lustig! Weißt du wie peinlich das war bei den ganzen Jungs?“, motzte ich. „Tut mir leid…“, antwortete sie kleinlaut, „ich dachte nur… Na egal, jetzt erzähl mal von deinem Familienleben.“ „Naja… irgendetwas ist vorgefallen und Mam hat Paps Schwein genannt. Das fand ich natürlich nicht so toll und bin beleidigt abgezogen. Meine Mutter hat Stunden rumgeheult! Ich fühl mich so schlecht… Ich hab doch bei dem Baby schon so reagiert!“. Ich war wieder den Tränen nahe. Jolien nahm mich sofort in die Arme. Irgendwie hatte sie ein Gefühl dafür, wenn es anderen Leuten schlecht ging. Ich setzte mich neben Cheryl hin und schon stand unser Erdkunde-Lehrer in der Tür.
Schnell fasste ich mich. Der Unterricht war stinklangweilig- bis mich eine Papierkugel am Arm traf. Empört guckte ich durch die Klasse- und traf den Blick von Tyler. Ich setzte eine fragende Miene auf und er nickte schnell. Ich fummelte den Zettel auseinander und las: `Kann die Augen nicht von dir lassen. Musst du dich so heiß anziehen?? ;**`, stand darauf.
Mein her schlug schneller. Ich wusste nicht was er hatte. Ich hatte wie immer Röhrenjeans, Top und Sweater-Jacke an. Ich überlegte und sah an mir herunter. Aus Tylers Richtung kam ein Kichern. Hmm ein weißes Top mit Aufschrift- nichts Besonderes. Doch dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Hatte ich nicht den schwarzen Spitzen-BH an? Ich beugte mich vor und lugte unter mein Top: Ja! „Was hast du denn da?“, flüsterte Cheryl. Grinsend schob ich ihr den Zettel zu und schrieb: `Meinst du den BH? War nicht mit Absicht! :**`. Cheryl kicherte. Hinter uns hörte ich jemanden schnauben. Wahrscheinlich Luke. Mann, der sollte sich abregen, der kochte fast über vor Wut und Eifersucht. Aber irgendwie tat er mir auch leid.
Ich warf den Zettel zurück du traf den Muskelprotz: Er war gerade dabei den Zettel aufzufalten, als Tyler es bemerkte und ihm ihn aus den Fingern riss. Mir klopfendem Herzen schaute ich zu ihm. Er las und überlegte grinsend. Dann, ganz langsam, drehte er sich zu mir und zeigte mit dem Daumen nach oben. Ich musste mir ein Lachen verkneifen und beugte mich extra dabei nach vorne. Er zischte leise. Erst da bemerkte ich den Lehrer, der die ganze Zeit zwischen uns beiden hin und her schaute. Wie es aussah, hatte er den Zettel bemerkt! Aber das schlimmste war, dass bei ihm die Zettel laut vorgelesen wurden. Deswegen fragte ich, ob ich schnell aufs Klo dürfte und hing einfach, während er gerade den Zettel bei Tyler einsammelte. Ich zwinkerte ihm noch kurz zu. Dann schloss ich die Tür. Doch anstatt aufs Klo9 zu gehen, blieb ich stehen und lauschte. „Vorlesen!“, schrie einer der Jungs und alle fingen an zu lachen. Anscheinend wollte der Herr Sauter sich ein paar Pluspunkte bei den Schülern einbringen, denn er fing an zu lesen: „Kann die Augen nicht von dir lassen. Musst du dich äähm… chrm…so heiß anziehen?“. Dann fing er an zu lachen. Er fuhr fort: „Meinst du den BH? War nicht mit Absicht!“.
Nun grölte die ganze Klasse. Na super, dachte ich. Dann öffnete ich langsam die Tür und versuchte fragend auszusehen. Der Muskelprotz rief: „War wohl nicht geplant, dass jetzt die ganze Klasse weiß was du drunter hast, was Kleine?“ Ich starrte ihn böse an. Aber gleichzeitig lief ich so rot an, dass ich dachte, ich müsste platzen.
Tag der Veröffentlichung: 27.11.2012
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