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Odin, das Horn und die Wurst

Hoch in Asgard, saß er, Odin der Göttervater, auf seinem Thron. Neben ihm hockten die Raben, Hugin und Munin, die ihm steht's berichten was sich in den anderen Welten zutrug.  Doch eigentlich interessierte den Göttervater nur das, was in Midgard, der Welt der Menschen geschah.  So saß er auf seinem Thron und schaute in eine Art Karte, die wie es schien, aus Nebel oder dünnem Rauch bestand und ihn umgab. Trotzdem waren Flüsse, Wälder, Berge und Täler so wie Meere und die Siedlungen der Menschen klar zu erkennen.  Odin wischte immer wieder mit der Hand durch das Gebilde, so dass sie sich dann drehte und neue Orte zeigte. Oftmals, wenn es was interessantes zu entdecken gab zoomte der in das Gebilde hinein um mehr und besser sehen zu können.  Das tat er z.b, wenn sich zwei oder mehrere Jarle bekämpften. So beobachtete er den Kampf und schenkte jenen den Sieg welcher den schmackhaften Met opferte.  Wurde etwas wie Met, in einem Ritual mit dem richtigen Weihespruch geopfert, so füllte sich das Horn, welches der Göttervater stets zur Hand hatte.   Aus dem Gebilde und der darauf abgebildeten Landschaft stiegen nur vereinzelt und auch nur kleine Rauchfahnen auf.  Die Rauchfahnen der Opferfeuer, welche die Opfergaben zu den Göttern brachten.  Wenn Met mit dem richtigen Spruch geopfert wurde, floß der Rauch direkt in Odin Horn und wurde dort zu Met.  Dennoch war heute nicht viel los in Midgard. Keine wilden Schlachten, keine rauschenden Feste zu Ehren der Götter. Das ermüdet den Göttervater mehr und mehr.  Doch woran lag das?  War der Glaube der Menschen nicht mehr stark genug um ihn, oder auch die anderen Götter, welche mehr und mehr kraftloser und müde wurden, wach oder sogar am Leben zu erhalten? Dieser Neue Gott, weit weg aus einem fernen Land musste schuld sein. Ihm folgten immer mehr Menschen. Der Göttervater beschloss ein Zeichen zu senden, damit die Menschen, ihm und den anderen wieder dem gebührenden Respekt entgegen bringen.  Doch zuvor war der Göttervater auf der Suche nach was bestimmten, etwas ganz besonderem. Er hatte kein Interesse an Gold, Tieren oder andern Opfergaben, ihn dürstete es nach Met.  Nur Met, das war sein Lebenselixier. Deshalb suchte er jetzt eine bestimmte Stelle in dem Gebilde vor ihm. Immer wieder wischte er mit der Hand über die Nebelartige Karte, zoomte hinein und wieder hinaus um wieder weiter zu wischen.  Dann fand er was er suchte. Eine Lichtung in einem Hain.  In einem heiligen Hain. Dort brannte ein Feuer vor einer kleinen Hütte.  Diese Hütte wurde von Adlaide bewohnt einer weisen Frau.  Sie war nicht nur Weise sondern machte dem besten Met den er, der Göttervater, je kosten durfte. Gespannt und erwartungsvoll beugte sich der Göttervater nach vorne und zoomte auf die alte Frau.   Sie stand am Feuer, die Arme empor gestreckt und in den Händen eine Schüssel. Eine Schüssel mit Met. Dem besten Met. Odin lausche den Worten der Alten und war wie immer gewillt ihr den geäußerten Wunsch zu gewähren, wenn der Met so gut, wie eh und je, war. Und das war er.  Odin genoß den Augenblick, in der sich die Rauchfahne des Opferfeuers sich auf machte, sich in seinem Horn als Met zu manifestieren.  Mit einem Geräusch, das klang als würde ein Stein ins Wasser fallen, wurde die Metamorphose im Horn abgeschlossen. Odin schaute in das Horn, in seiner Hand.  Es war nur zur Hälfte gefüllt.  Wäre er nicht so müde und kraftlos gewesen so hätte er sich sofort darüber erzürnt und Adlaide ein Zeichen seiner Unzufriedenheit gesendet.  Er trank den Met, doch wie erhofft konnte er die Müdig- und Kraftlosigkeit nicht abschütteln. Odin beschloss für einen kurzen Augenblick die Augen zu schließen. Nur einen Moment zu ruhen. Dann würde er sich um Adlaide und die Menschen kümmern.  Doch was für die Götter nur ein Augenblick ist, das können in der Welt der Menschen Wochen, Monate oder gar Jahrhunderte sein.   Irgendwas ließ Odin aus seinem Dämmerschlaf hochschrecken.  Waren das einige Worte des gerade gesprochen Zaubers Adlaides?  Hatte Sie bemerkt daß die Zeremonie und der Weihespruch nicht ganz korrekt waren und nun wiederholte Sie das ganze um Odin nicht zu verärgern?  Der Allvater begann sofort mit seinen geübten Hand- und Armbewegungen.  Er zoomte in das Gebilde hinein, wische, schob Bilder von Landschaften beiseite auf der Suche nach Adlaide.  Aber irgendwas störte ihn. Die Landschaften waren nicht mehr so wie gerade eben noch.  Hektisch suchte er nach dem Fjord, dem Wald, der Lichtung und Adlaides Hütte.  Doch da waren keine Feuer, keine kleinen Rauchschwaden die sich aufmachen zu seinem Horn, um es mit köstlichen Met zu füllen.   Da plötzlich sah er eine der gesuchten Rauchfahnen.  Er starrte, voller Erwartung, in das Gebilde hinein.  Die Rauchfahne machte sich tatsächlich auf in sein Horn zu kriechen.   Odin zoomt in das Gebilde aus sanft wabernden Nebel hinein. Doch das war nicht Adlaide die da am Feuer stand. Es war ein Mann.  Ein Mann den er nicht kannte, es war keiner der sich steht's bekämpfende Jarle, nein er trug nicht Mal eine Rüstung.  Er stand mit anderen Männern und Frauen um ein Feuer auf dem ein Rost mit verschieden Dingen lag.  Der Mann hielt eine Zange in der Hand mit der er, wohl Fleisch auf den Rost legte und immer wieder wendete. Dabei scherzte er immer wieder mit den anderen.  Zwar sahen diese Leute aus als wären sie aus Adlaides Dorf, doch irgendwie passten sie nicht wirklich in diese Szene.  Während Odin noch über dieses Szene, welche er dort beobachtet, nachdachte, vernahm er das erhoffte und gewohnte Plasch, das dieses Mal sich mehr wie ein Plop anhörte.  Gerade sah er noch wie sich die letzten Rauchfäden aus seinem Horn verzogen und sich die Metamorphose des vollbrachten Opfers in seinem Horn, mit dem nicht so ganz, von ihm gewohnten Geräusch manifestierte.  Unten in Midgard hörte er einen Mann fluchen, dann lachte er wie alle anderen auch und rezitierte Adlaides alten Weihespruch.  "Was war das denn, Karl?", fragte eine Frau den Mann mit der Zange. "Hab ich von meiner Oma, und die von ihrer und die wieder von ihrer. Das sagte Sie immer, wenn ihr Lebensmittel verloren gingen, weil sie zum Beispiel auf den Boden fielen. Sie meinte damit schicke sie das zu den alten Göttern, sozusagen als Opfergabe."  Die Frau lachte.   Dann wiederholte sie den Spruch und goss etwas von ihrer Cola in die Glut des Feuers.  "Damit die Götter auch was zu trinken haben!", grinste sie. Dann wandte sich sich ab und ging wieder zu den anderen die an einem Tisch Platz genommen hatten.   Sofort machte sich eine Rauchfahne auf und wenige Augenblicke später ploppte es in Odins Horn erneut.  Mit spitzen Fingern und angewiderten Blick zog der Göttervater jetzt eine Bratwurst aus seinem Horn, die in einer schwarzen und leicht blubbernden Flüssigkeit steckte.  Angewidert warf er die Wurst fort und trank von der Cola die ihm überhaupt nicht mundete und die er sofort im hohen Bogen ausspuckte.  Dieser Fraefel musste bestraft werde, diesen Menschen würde er jetzt zeigen wer er war und welche Opfer ihm als Göttervater würdig waren.   Doch die Müdig- und Kraftlosigkeit überkam ihn wieder und so beschloss er erneut einen Augenblick auszuruhen und die Augen kurz zu schließen. Um die Menschen könnte er sich gleich auch noch kümmern und sie eventuell auch bestrafen.  So schlief der Göttervater erneut ein und es vergingen wieder viele Jahrzehnte und vielleicht sogar Jahrhunderte.  Es bleibt allerdings die Hoffnung daß es in in der Zukunft vielleicht wieder Menschen geben wird, die Met und keine Cola oder Bratwürste opfern.

ENDE   

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Tag der Veröffentlichung: 12.03.2022

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