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Weihnachten mit Mayumi


Eine Geschichte von S. von Nagaroon gewidmet Mayumi Sasa





Jetzt kurz vor Weihnachten war die Stadt immer noch voller Menschen. Auf den letzten fünfzig Schritten zählte ich mindestens Elf verschiedene Nationen. Das waren nur die welche ich auf Anhieb erkennen konnte das sie Ausländer waren. Türken, Schwarzafrikaner oder die Inder mit ihren typischen Kopfbedeckungen. Unter ihnen waren auch viele mit asiatischem Aussehen.
Und immer wieder schnappe ich, in dem dichten Gedränge der Fußgängerzone, Brocken von Sprachen auf die ich nicht verstand. Der Bergbau hatte diese Menschen vor vielen Jahren in die Stadt gebracht. So wie auch meinen Vater damals vor mehr als 30 Jahren. Er war Ingenieur und war eigentlich nur für einige Monaten hierher gekommen um einige große Brücken über den Fluss zu bauen. Doch die Bergbaugesellschaft machte ihm dann so ein gutes Angebot das er länger blieb. Das er seine Heimat nie wieder sehen und sogar hier sterben würde hätte er wohl nie gedacht und erwartet.
War das russisch gerade ? Dachte ich als ich von einen Jungen Paar mit deutlichem Akzent in englischer Sprache angesprochen wurde.
Auf Ihre Frage wie Sie zum Bahnhof kämen, konnte ich auch nur mangelhaft in meinem schlechten Englisch antworten.
Doch meine Mutter trieb mich zur Eile. Es war kurz vor Weihnachten und es lag Schnee in der Luft, die Weihnachtsbäume leuchteten in vielen Farben und trotz der eigentlich besinnlichen Zeit waren die Menschen in Eile und Stress verfallen.
Meine Mutter drängte in ein Kaufhaus, doch ich bevorzugte es an einem Glühwein Stand vor dem Kaufhaus auf ihre Rückkehr zu warten.
Sie versprach wie immer sich zu beeilen, aber bei den vielen Menschen würde es wohl länger dauern als gewöhnlich.
So bestellte ich meinen Glühwein und sah meiner Mutter hinterher wie sie in der Drehtür des Kaufhauses verschwand.
Mit der heißen Tasse am Mund, die ich mit beiden Händen fest umklammerte, stand ich nun da und beobachte die Menschen die am mir vor über zogen. Ich pustete in die Tasse um den Glühwein zu kühlen und schaute dabei immer wieder über den Rand er bunten Tasse in der vor meinen Lippen der Glühwein dampfte. Wie ich so mit mir und dem heißen Wein beschäftigt war begann ich auf der Stelle zu tippeln. Während ich unbewusst meine Schritte zählt, zählte ich auch wieder die Menschen die an mir vorbei gingen und die ich für Ausländer hielt. Acht auch fünfzig Schritt.
Dieses Spiel trieb ich schon als Kind. Immer wenn ich diese schier unendliche Fußgänger Zone hinunter ging. Meistens war das Samstags. Da war die Stadt so voll wie heute.
Auf meiner Nasenspitze landete in diesem Moment eine Schneeflocke, der Tropfen den sie beim schmelzen formte rann an meinen Lippen entlang und ich legte ihn auf.
"Mama! Das wünsche ich mir vom Weihnachtsmann!" rief ein Kind das von seiner Mutter im Gedränge an mir vorbei gezogen wurde.
Ja der Weihnachtsmann. Dachte ich und verfiel in Gedanken 20 Jahre zurück.
Ich erinnere mich genau wie ich am Tage vor Weihnachten aus dem Fenster schaute und dem Tanz der Schneeflocken bewunderte. Meine Mutter war dabei zu kochen und die kleine Wohnung wurde von einen köstlichen Duft erfüllt.
Mama erlaubt mir den Fernseher einzuschalten und ich sah einen Film mit dem Weihnachtsmann. Dieser rutscht am heiligen Abend durch den Kamin und stellte seine Geschenke für die Kinder unter den Baum. Dann kletterte er den Kamin wieder hoch auf das Dach, wo sein Rentierschlitten wartetet und flog zum nächsten Haus in den artige Kinder lebten.
Das faszinierte mich sehr. Denn in meiner Heimat gab es so was wie den Weihnachtsmann nicht. Hier in Europa aber schon.
Ich sah mich im Wohnzimmer um, alles war auf Weihnachten eingestellt. Adventskranz, Tannenzweige und Misteln, sowie ein prächtiger Weihnachtsbaum. Der Weihnachtsmann konnte also kommen. Um ganz sicher zu gehen stellte ich sogar Kekse und Milch hin, denn das hatte ich gerade im Fernsehen gesehen.
Auf dem Weg in die Küche drehte ich mich noch mal um und schaute mir unser Wohnzimmer an. Da traf es mich wie ein Donnerschlag.
Wir hatten keinen Kamin!
Entsetzt und voller Panik das der Weihnachtsmann nicht zu mir kommen würde weil wir keinen Kamin hätten, rannte ich zu meiner Mutter in die Küche.
„Mama wir haben keinen Kamin!“
Meine Mutter schaute mich verwundert an.
„Der Weihnachtsmann kommt durch den Kamin zu den Kindern und wir haben keinen, er wird zu mir nicht kommen können!“ angst erfüllt schaute ich meine Mutter an.
„Ach Kind, der Weihnachtsmann kommt in jedes Haus.“
„Aber wie, wenn wir keinen Kamin haben.“
„Na wahrscheinlich durch die Klimaanlage.“
Das fand ich plausibel. Wenn es mich auch nicht wirklich beruhigte, so wollte ich es dennoch glauben. Also ging ich am Abend mit der Zuversicht zu Bett am nächsten Morgen Geschenke von Weihnachtsmann unter dem Baum zu finden.
Doch die Nacht brachte mir keine ruhe und so stand ich auf um das Lüftungsgitter der Klimaanlage im Wohnzimmer zu überprüfen. Denn auf mein drängeln hin hatte mein Vater die Schrauben am Gitter entfernt. Doch mir lies das alles keine Ruhe.
So schlich ich mich ins Wohnzimmer, zog mir einen Stuhl heran und schaute nach ob das Gitter wirklich locker war.
In diesem Monet traf mich ein weiter Schock.
Nur einen Meter hinter dem Gitter drehte sich ein Ventilator. Die Schaufeln mussten Messerscharf sein. Geschockt und Angst erfüllt kroch ich wieder in mein Bett. Ich konnte nicht schlafen. Der Weihnachtsmann konnte das nie unverletzt schaffen. Unmöglich dachte ich, ich musste ihn warnen. Vielleicht konnte ich den Ventilator mit irgendwas blockieren um ihn so zu helfen. Ja ich musste was tun.
Also stand ich wieder auf und schlich erneut in Wohnzimmer. Gerade als ich die Tür, welche einwenig offen stand aufdrücken wollte hörte ich ein Geräusch im Wohnzimmer.
War der Weihnachtsmann schon da?
Hatte er es ohne meine Hilfe durch den Ventilator geschafft?
Würde er sauer sein, wenn ich ihn jetzt überraschte und wohl möglich die Geschenke wieder mitnehmen? Mein Herz schlug bis zum Hals als ich die Tür langsam einen Spalt weit aufdrückte.
Was ich sah überraschte mich total.
Da saßen meine Eltern und verpackten meinen Spielsachen die ich mir zu Weihnachten gewünscht hatte in buntes Papier. Sie entfernten Preisschilder und flüsterten darüber wie schwer es gewesen war die besondere Puppe zu besorgen.
Jetzt wurde mir klar warum mein Vater so genervt war als ich ihn gebeten hatte das Lüftungsgitter ab zuschrauben.
Es gab gar keinen Weihnachtsmann! Meine Eltern kauften die Geschenke, verpackten sie und legten sie in unter den Baum.
Die Enttäuschung war groß.
Aber auch die Freude darüber die schon so lang ersehnten Wünsche erfüllt zu bekommen.
Mit gemischten Gefühlen, traurig und doch glücklich, schlief ich dann ein.
Am nächsten Morgen weckte mich meine Mutter mit der Ankündigung das der Weihnachtsmann doch durch die Klimaanlage gekommen sei und Geschenkte für mich dagelassen hatte.
Am liebsten hätte ich sie angeschrien das sie mich betrogen hatten und das es gar keinen Weihnachtsmann gab. Aber die Freude auf die Puppe über wiegte und ich rannte ins Wohnzimmer um die Geschenke auszupacken.

In diesem Moment reiß mich meine Mutter aus den Gedanken. Sie stand vor mir und zeigte mir was sie für meinen jüngeren Bruder als Weihnachtsgeschenk gekauft hatte.
„Sag nichts, ich weiß er wird es lieben.“ sagte sie mit einem strahlen in den Augen.
Ich versprach zu schweigen und nichts zu verraten.

Auch wenn es keinen Weihnachtsmann gibt der durch den Kamin kommt. So gibt es tausende von Weihnachtsmännern und Frauen die dafür sorgen das die Wünsche ihrer Liebsten erfüllt werden. Ich machen seit vielen Jahren den Leuten die mir wichtig sind zu Weihnachten ein kleines Geschenkt und werde so auch zu einer Weihnachtsmann Frau.

Frohe Weihnachten !

Impressum

Texte: Alle Rechte beim Autor
Tag der Veröffentlichung: 27.11.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
In Erinnerung an Mayumi Sasa die mir vor Jahren diese Geschichte erzählte und mir erlaubte sie eines Tages zu Papier zu bringen

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