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Ein Gefühl eben....

Ein Gefühl eben…

 

Da sass sie nun und sinnierte über das Leben und noch vieles mehr. Die Veränderung war spürbar und doch begriff sie nicht, was in unmittelbarer Zukunft auf sie alles zukommen würde.

Wieso konnte sie es dann spüren, wenn sie es nicht verstand? Was genau würde geschehen? Etwas Schreckliches, Grausames oder Schönes, Gutes? Sie konnte es noch nicht benennen. Eines war es bis jetzt aber ganz sicher – Unvorhersehbar.

 

Schon als kleines Mädchen hatte sie diese Gabe, Dinge zu erfühlen, zu erahnen. Nie waren die Dinge klar zu erkennen und genau zu erklären. Es waren mehr diese Gefühle, das eben nicht ersichtliche. Das Diffuse, leicht Wirre und Verwirrende, aber immer ganz klar als Annahme. Es würde was passieren. Als Kind hatte sie unglaubliche Angst davor. Etwas so diffuses zu erfühlen, zu erahnen und zu spüren. Es machte ihr sehr grosse Angst, ja sogar in Panik versetzte es sie. Dann zog sie sich zurück, verkroch sich unter der Decke oder sonst wo. Sie blieb solange ein diesem einen Ort, bis das Zittern und die schlechten Gefühle sich wieder beruhigt haben und sie sich traute aus ihrem Versteck raus zu kommen. Gelegentlich suchten sie die Dinge auch in den Träumen heim. Dann wachte sie Schweiss gebadet auf, manchmal auch schreiend und um sich schlagend und am ganzen Körper zitternd. Die pure Angst hallte noch lange nach und das Einschlafen war eine richtige Tortur. Der Horror wieder im selben Gefühl zu landen einfach grausam.

 

Diese Gabe hat ihr bestimmt schon einige Male aus sehr brenzligen Situationen heraus geholfen. Einmal da war es ganz schlimm. Sie war alleine zuhause. Schon seit geraumer Zeit war dieses Gefühl des Beobachtet werden ganz stark. Oft mied sie die Unterführungen auf dem Weg nach Hause. Nahm deswegen gerne Umwege in Kauf. Die Gefahr lauerte im Untergrund, hinter Hecken oder Ecken und versteckten Winkeln. Und in der Dunkelheit war es einfach grausam. Damals war sie stets darauf bedacht, vor Einbruch eben dieser zuhause zu sein. Und dann kam dieses Gefühl. Es wurde unerträglich hässlich und stark. Das Zittern begann, die innere Unruhe zerriss sie fast von Innen heraus. Weshalb?

Dann hat es an der Tür geklingelt. Sie aber erwartete niemanden und war alleine zuhause. In Trance drückte sie den Türöffner der Eingangstür. Dann begann der Wettlauf mit der Zeit. Auf einmal erschrak sie, die Schritte hinauf in den zweiten Stock wurden zu schnell genommen. Da rannte jemand förmlich die Treppe hinauf. Ihre Warnsignale standen auf vollem Empfang. Sie wiederum rannte durch den Gang zum Schlüsselbrett, wo ihr Hausschlüssel hängte, zurück zur Tür. Steckte mit zittrigen Händen den Schlüssel in das Loch, schmiss die Tür in den Rahmen und drehte ihn um. Just in diesem Moment riegelte es an der Falle. Die ganze Zeit über wurde kein einziges Wort gesprochen. Alles lief innert Sekunden und stillschweigend ab. Sie sass an die Tür gelehnt am Boden, vergrub den Kopf in den Beinen und wiegelte sich vor und zurück. Die Angst hatte sie umzingelt, schnürte ihr fast die Kehle zu und lies sie schwer atmen. Vor und zurück. Vor und zurück. Wie lange sie dort gesessen hatte, dass wusste sie nicht mehr. Aber es hatte lange, sehr lange gedauert, bis sie sich soweit beruhigt hatte, dass sie aufstehen und sich ins Bett schleppen konnte. Sie schlief sofort ein.

Sie hat nie herausfinden wollen, wer da an der Tür war. Aber weshalb, das wusste sie schon längst. Und sie hat es niemandem je erzählt. Niemand hätte ihr geglaubt. Nur aufgrund eines Gefühls!

 

Noch zwei, drei weitere Male hatte sie solche, nennen wir es Intuitionen. Jedes Mal erschrak sie sich und hatte riesen Angst davor. Also wollte sie es nicht mehr. Also schloss sie diese tief in ihrem Innersten ein und verbannte sie in die hinterste Ecke einer stockfinsteren Gegend in ihrem Selbst. Sie gerieten in Vergessenheit. So ganz konnten sie nicht weggesperrt werden. Immer mal wieder loderten sie auf. Wollten sie vor Schaden schützen. Doch sie ignorierte es einfach. Mit fatalen Folgen. Erst Jahre später sollte sie selbst sie wieder suchen und zum Leben erwecken. Nachdem sie festgestellt hatte, dass ihr Vertrauen auf ihre eigenen Intuitionen sie vor vielem bewahrt hätten. Was wäre aus der ganzen Lebenserfahrung und dem Lernprozess geworden? Vermutlich nichts. Sie hätte die Angst nie überwinden können, um die Intuitionen zulassen zu können. Die Kraft dazu musste sie erst erlernen. Durch Vertrauen in das eigene Selbst und die Fähigkeit zu überleben und zu bestehen. Sie wäre wahrscheinlich verrückt geworden oder man hätte sie für verrückt erklärt.

 

Die Intuitionen sind wieder da. Die Kraft, die Ängste zu überwinden und sie in die richtige Bahn zu leiten erlernt. Die Stärke auf das eigene Selbst so sehr zu vertrauen, dass alles seinen richtigen Weg nimmt, erarbeitet und die Fähigkeit, sich auf sich selbst verlassen zu können mittlerweile eine Tatsache. Die Intuitionen bestärken oder warnen bei wichtigen Entscheidungen. Sie leiten, weisen einen Weg oder halten zurück.

 

Nun sitzt sie da, sinniert über das Leben, noch viele mehr und über die bevorstehende Zukunft. Schon beim Entscheid wurde sie angeleitet vorwärts zu gehen. Weshalb? Keine Ahnung. So soll es sein und so ist es gut. Keine Angst die blockiert. Keine Angst die einem erzittern und erschauern lässt.

Überhaupt keine Angst. Deshalb sitzt sie da, sinniert über das Leben und noch vieles mehr. Ja und auch über die bevorstehende Zukunft.

 

Ein Gefühl eben………

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Tag der Veröffentlichung: 18.06.2014

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