1. Krankenhaus und Begegnung mit einem blonden Engel
Esme pov
1911
Es war Sommer und das Wetter war perfekt. Der Himmel war wolkenlos und die Sonne schien. Die Blumen blühen und Schmetterlinge fliegen umher. Die Aufgaben, die mir Vater zuteilte, hatte ich bereits erledigt. Die Küche war geputzt, die Tiere gefüttert und die Äpfel waren gepflückt. Ich ging in die Scheune und kletterte eine Holzleiter nach oben. So leise, wie ich nur konnte, schlich ich zu einem hohen Stroh Haufen. Diesen umrundete ich und ließ mich auf die Knie sinken. Vorsichtig schob ich etwas von dem trockenen Stroh beiseite und sah Minka. Meine Katze. Sie war weiß und hatte schwarze Pfoten. Vor ein paar Wochen hatte sie Nachwuchs bekommen. Also versteckte ich sie und ihre Babys in diesem Strohhaufen, weil, wenn Vater davon erfuhr, würde er Minka ihre Babys wegnehmen und das konnte ich nicht zulassen. Ich streichelte sie am Kopf und dann legte ich wieder das Stroh über sie. Ich stand auf und ging wieder zur Leiter und stieg Stufe für Stufe nach unten. Wie ich diese Leiter doch hasste. Sie hat, meiner Meinung nach, einen zu großen Abstand zwischen den jeweiligen Stufen. Und da ich nicht gerade groß war, fiel es mir nicht leicht, sie immer wieder rauf und runter zu klettern. Aber für meine Katze mach ich das gerne.
Unten angekommen, räumte ich die große Leiter weg und ging aus der Scheune. Ich überquerte unseren Hof und stieg die Verander Treppe nach oben. Ich öffnete die Haustüre und betrat unser Haus. Mutter war auf dem Markt und kaufte ein. Vater, der war auch irgendwo, nur wo er genau war, wusste ich nicht. Mit schnellen Schritten ging ich den Flur entlang und die Holztreppe nach oben, in den ersten Stock. Ich ging den langen Gang entlang, bis ich vor meiner Zimmertür stehen blieb. Diese öffnete ich und trat ein. Ich ging zu meinem Schrank und suchte mir mein lieblingsbuch. Als ich es gefunden hatte, nahm ich es und verließ wieder mein Zimmer. Ich rannte schon fast die Stufen nach unten und verließ das Haus. Mit einem kurzen Blick in den Himmel stellte ich fest, dass die Sonne noch immer schien und noch immer keine Wolke den Himmel bedeckte. Mit dem Buch in meiner Hand, ging ich über die Wiese und auf meinen Lieblingsbaum zu. Es war ein Kirschbaum. Bei ihm angekommen, legte ich das Buch auf einen Ast und kletterte selbst nach oben. Etwas vier Meter vom Boden entfernt, setzte ich mich auf einen Dicken Ast und saß mich so hin, dass ich nicht runterfallen konnte und nahm mein Buch wieder in die Hand. Ich griff nach oben und pflückte eine rote Kirsche. Diese aß ich und dann schlug ich mein Buch auf und begann zu lesen. Romeo und Julia. Ich liebe dieses Buch.
Ich war so versunken in der Geschichte, dass ich nicht mitbekam, wie die Zeit verging und es schon zu Dämmern begann. Erschrocken sah ich vom Buch auf, als ich die Stimme meiner Mutter durch unseren Garten hörte. Ich schlug mein Buch zu und wollte wieder vom Baum klettern. Ich stieg auf einen Ast und ging langsam runter. Doch dann rutschte ich mit meinem Fuß ab und stürzte zu Boden. Ein Schmerz fuhr durch mein linkes Bein. Es fühlte sich an, als ob mir jemand mit einem Messer immer und immer wieder reinstechen würde. Ich setzte mich auf und sah mir mein Bein an. Es war ganz blau und war geschwollen. „Esme?“ hörte ich wieder Mutter rufen. Ich wollte ihr gerade antworten, als sie auch schon um die Ecke kam und mich mit großen Augen ansah. „Kind, was ist passiert?“ fragte sie mich und kam auf mich zu. „Ich bin vom Baum gefallen und mein linkes Bein ist blau und geschwollen, Mutter.“ Erzählte ich ihr. „Wie oft haben dein Vater und ich dir schon gesagt, du sollst nicht auf Bäume klettern? Das gehört sich für eine junge Lady nicht!“ Ich senkte meinen Blick auf den Boden. Mindestens 1.000 Mal! Aber ich liebe die Natur und meinen Baum. „Ich hole deinen Vater und dann fahren wir ins Krankenhaus. Hoffen wir einmal, du bist nicht zu sehr verletzt.“ Mutter sah mich noch einmal an und ging wieder zurück ins Haus. Ich war mir sicher, wenn Vater jetzt kommt, bekomm ich großen Ärger. Ich versuchte mich an dem Baum hochzuziehen. Nach ein paar Versuchen hatte es auch funktioniert. Mit dem Rücken lehnte ich mich an den Baum und wartete auf Vater. Was wird er jetzt sagen? Ich seufzte. „Esme Anne Platt!“ hörte ich die wütende Stimme meines Vaters zu mir durchdringen. Ich sah auf und er kam mit schnellen Schritten auf mich zu. „Ich hab dir schon so oft gesagt, du sollst nicht auf Bäume klettern. Dir könnte etwas passieren und siehe da! Du fällst von einem Ast. Klettern ist nichts für eine junge Dame. Das machen nur junge Männer. Du wirst mir nie wieder auf einen Baum steigen. Hast du mich verstanden?“ Ich hatte meinen Vater schon lange nicht mehr so wütend erlebt. Das letzte Mal, wo er so wütend war, war, als mein Onkel, Vaters Bruder, zu Besuch war. „Ja Vater.“ Sprach ich leise. „Was Ja?“ fragte er und sah mich an. Ich seufzte. „Ich werde nicht mehr auf Bäume klettern!“ „Gut.“ Sprach Vater. „Komm, lass mich dich tragen.“ Vater kam zu mir und hob mich vorsichtig hoch. Wieder durch fuhr mich der Schmerz in meinem linken Bein. Er trug mich über den Hof. Mutter ging vor uns und öffnete die hintere Autotür, als wir vor dem Wagen zum Stehen kamen. Ich wurde auf den Boden gestellt und stieg hinten ein. Ich versuchte mein Bein still zu halten, jedoch gelang mir dies nicht und wieder spürte ich diesen Schmerz. Ich biss die Zähne zusammen und sah aus dem Fenster. Vater stieg auf der Fahrerseite ein und startete den Motor. Mutter winkte mir von draußen zu. Sie würde da bleiben und schon einmal das Abendessen vorbereiten. Vater fuhr los. Den ganzen Weg über sprach er kein Wort mit mir. Ab und zu warf er mir, durch den Rückspiegel böse Blicke zu, aber das war es dann auch schon. Ich sah den Bäumen, Blumen und Gebäuden nach, an denen wir vorbei fuhren. Wie schön wäre es, wenn Mutter und Vater noch nicht nach Hause gekommen wären. So könnte ich jetzt noch immer auf dem breiten Ast sitzen, Kirschen essen und mein Buch lesen. Ich wäre so von dem Buch eingenommen, dass ich bis tief in der Nacht, draußen auf dem Baum gesessen wäre und gelesen hätte. Jedoch musste mich Mutter suchen. Und so riss sie mich aus meiner kleinen Welt.
Vater fuhr die Straßen entlang, in die nächste Stadt. Ich verstand es irgendwie nicht. Warum gab es bei uns kein Krankenhaus? Nach dreißig Minuten Fahrt, sah ich auch schon das große, weiße Gebäude vor mir. Ich mochte keine Krankenhäuser. Sie erinnerten mich immer an Nadeln und die hasste ich. Vater parkte das Auto und stieg aus. Er kam um das Auto herum und öffnete mir die Türe. Ich stieg aus und trat ausversehen auf mein linkes Bein. Wieder kam der Schmerz und mein linkes Bein gab nach. Zum Glück hielt mich Vater fest, sodass ich nicht umfiel. Er lag einen Arm um meine Taille und stütze mich. So gingen wir zum Eingang und Vater meldete mich an. Als dies geschafft war, betraten wir den Warteraum und ich setzte mich auf einen Stuhl. Vater nahm neben mir platz und starrte an die, uns gegenüberliegende Wand. Ich ließ meinen Blick durch den Raum gleiten. Weiß, weiß und nochmals weiß! Warum muss ein Krankenhaus auch weiß sein? Wenn man eine andere Farbe dazu kombinieren würde, dann würde das ganze Gebäude nicht so abschreckend wirken. Aber weiß alleine, das geht gar nicht! Ich war so in meinen Gedanken, bei der blöden Farbe, dass ich erst mit bekam, dass wir aufgerufen wurden, als mich mein Vater an der Schulter berührte. Ich zuckte zusammen und sah ihn fragen an. „Esme, kommst du? Du bist als nächste dran.“ Ich stand auf und Vater stützte mich wieder. Die Krankenschwester führte uns in einen Behandlungsraum. Ich dachte schon, dass dieser auch wieder weiß war, jedoch täuschte ich mich. Der Behandlungsraum war in einem Braunton gehalten. Vater und ich traten ein und die Schwester deutete mir, dass ich mich auf die Liege liegen sollte. Mit Hilfe von Vater schaffte ich dies auch und er setzte sich auf einen Stuhl, der am Fenster stand, und sah hinaus. „Der Doctor kommt gleich.“ Mit diesem Satz verließ die kleine, schwarzhaarige Krankenschwester das Zimmer und schloss die Türe. „Esme?“ fragte mich Vater mit leiser Stimme. Ich sah fragend zu ihm. „Wir müssen uns langsam, über deine Zukunft, Gedanken machen.“ Sprach er mit seiner tiefen Stimme. Ich schluckte. Wenn Vater mit diesem Thema ‚Zukunft‘ anfing, hieß es nichts Gutes. „Was meinst du damit?“ fragte ich ihn. „Du wirst bald 17 Jahre. Es sind nur noch vier Monate. Die meisten jungen Mädchen, in deinem Alter haben mit 16 bereits einen Verlobten. Nur du nicht!“ Oh Gott. Bitte nicht dieses Thema. Warum muss Vater ausgerechnet jetzt mit Männern anfangen, wenn ich gerade dabei war, die Männer, die er mir schon vorstellte, sie zu vergessen. „Vater. Ich hab schon einmal gesagt, dass ich nicht heiraten möchte. Ich will keinen Ehemann. Viel lieber möchte ich Lehrerin werden. Das war schon immer so. Warum muss ich deiner Meinung nach heiraten?“ fragte ich ihn. „Weißt du, wie wir dann dastehen, wenn du nicht heiratest? Deine ganzen Freundinnen sind bereits verheiratet. Nur du nicht, weil du unbedingt arbeiten willst. Deine Mutter und ich haben letzte Nacht noch geredet und sind zu einer Entscheidung gekommen. Übermorgen wirst du einen netten, wohlhabenden Mann kennenlernen. Entweder du heiratest ihn freiwillig, oder wir zwingen dich!“ Wieder sah er mich böse an. Warum waren Mutter und Vater so zu mir. Wenn ich einmal heirate, dann wenn ich über 20 bin, aber nicht jetzt. Ich bin 16. Ich habe noch keine Erfahrungen in meinem Leben gemacht und da soll ich schon heiraten. Warum bin ich so gestraft? Ich senkte meinen Blick auf mein Bein und dachte nach. Nach fünf Minuten klopfte es an der Türe und jemand trat ein. Ich blickte auf und sah in das schönste Gesicht, das ich je sah. Er hatte blonde, kurze Haare, die in alle Richtungen abstanden. Weiche Gesichtszüge, blasse Haut, rote Lippen und wunderschöne, goldene Augen. Er sah aus wie ein Engel. Der Fremde Mann gab meinem Vater die Hand und stellte sich vor. Dr. Cullen. Also war er mein behandelnder Arzt. „Guten Tag, Miss Platt. Ich bin Dr. Cullen.“ Stellte sich der blonde Engel mir vor und hauchte einen Kuss auf meinen Handrücken. Blut schoss mir in die Wangen und ich senkte meinen Kopf, sodass er nicht mein Gesicht sehen konnte. Als ich Dr. Cullen nur kurz in die Augen sah, machte sich ein, mir noch fremdes, Gefühl breit. Was war das? Jedenfalls fühlte es sich gut an. „Miss Platt, was genau ist passiert?“ fragte mich der Engelhafte Arzt mit einer Stimme, die sich wie ein Glockenspiel anhörte, nur ein wenig tiefer. Ich wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als mir auch schon Vater zuvor kam. „Sie ist auf einen Baum geklettert und ist dann abgerutscht. Und fiel zu Boden.“ Erklärte er dem Arzt und warf mir wieder einen bösen Blick zu. Es sieht so aus, als ob sich seine Gefühle schnell ändern, denn vorher hatte ich noch andere Gefühle in seinen Augen erkennen können, als Wut. Dr. Cullen warf mir einen kurzen Blick zu und sah dann zu meinem Vater. „Mr. Platt! Ich bin mir sicher, dass Ihre Tochter für sich selbst reden kann.“ Ruhige, aber auch bestimmende Worte drangen zu mir durch. Von der Seite sah ich zu meinem Vater und sah, dass sich sein Gesicht schon rot, vor Wut, färbte. Er hasste es, wenn ihm jemand befiehl, was er zu tun hat, oder wenn jemand etwas sagte, was der Wahrheit entsprach. „Sie haben mir nicht zu sagen, ob ich für meine Tochter rede oder nicht.“ Vater warf dem jungen, blonden Arzt einen finsteren Blick zu und stand auf. Ich hatte Angst, nicht das er etwas tat, was er vielleicht später bereuen würde. „Vater, bitte beruhig dich.“ Versuchte ich auf meinen Vater ein zureden, jedoch hörte er nicht auf mich. Anstatt sich wieder auf den Stuhl zu sitzen, ging Vater im Zimmer auf und ab. Es ging bestimmt fünf Minuten so weiter. Immer auf und ab, auf und ab. Nach links, dann nach rechts. Wird es ihm nicht einmal schwindlig? Das hin und her gehen von Vater verunsicherte mich. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, oder ob ich überhaupt etwas sagen sollte. Selbst Dr. Cullen sah so aus, als ob er sich nicht richtig konzentrieren könne, wegen meinem Vater. „Mr. Platt. Wenn es ihnen nichts ausmacht, würde ich sie jetzt bitten, den Behandlungsraum zu verlassen. Sie machen ihre Tochter mit dem ganzen hin und her gelaufe, nervös. Und ich kann mich auch nicht auf meine Arbeit konzentrieren!“ sprach der Blonde Engel zu meinem Vater. Er blieb stehen und sah mich mit einem Blick an, den ich nicht deuten konnte. „Ich warte draußen auf dich!“ sprach Vater zu mir und verließ den Raum. Erleichtert lehnte ich mich zurück und sah auf mein geschwollenes Bein. Vorsichtig tastete Dr. Cullen mit seinen kalten Händen mein Bein ab. Vor der unnatürlichen kälte seiner Hände, zuckte ich zusammen. Als er an die Stelle kam, wo mir das Bein wehtat, zuckte ich heftig zusammen und biss meine Zähne zusammen. „Miss Platt, sie haben ein gebrochenes Bein. Ich werde ihnen eine Schiene anlegen und in den nächsten Tagen werden sie ihn ruhig halten.“ Sprach der Arzt zu mir. Ich nickte. Die ganze Zeit über sah ich in sein Gesicht. Er sah so schön aus. Und seine Augen! Wie flüssiges Gold. Als die Schiene angelegt war, sah der blonde Arzt auf und seine Augen trafen auf meine. Man könnte meinen, dass man durch seine Augen, einen Blick auf seine Seele werfen könnte. So sehr zogen sie mich in seinen Bann. Verlegen senkte ich meinen Blick zu Boden und Blut schoss mir wieder in die Wangen. Bildete ich mir das nur ein oder hatte ich gerade Dr. Cullen leise lachen hören? „Miss Platt.“ Ich unterbrach ihn. Es gehörte sich nicht für eine junge Dame, aber das war mir im Moment egal. „Bitte sagen sie Esme zu mir.“ Wieder wurde ich rot im Gesicht. „Gut, Esme! Dann nennst du mich bitte Carlisle!“ Ich sah unter meinem Karamellfarbenen Haar hervor und traf wieder auf seine wunderschönen Augen. „Ok.“ Flüsterte ich. „Die nächste Zeit wirst du nicht auf Bäume klettern können.“ „Ich weiß, es gehört sich für eine junge Dame nicht, auf Bäume zu klettern, aber ich liebe die Natur und da ich jetzt eine Schiene habe, wird es sowieso nicht gehen!“ Während ich das sagte, nahmen mich seine Augen wieder gefangen. Was war das nur für ein Gefühl?
Dr. Cullen füllte einen Zettel aus und verabschiedete sich von mir. Als er die Türe öffnete, drehte er sich noch einmal zu mir um und unsere Blicke trafen sich wieder. Ich war irgendwie traurig, dass er ging. Zum Glück kann ich ihn in ein paar Tagen wieder sehen, wenn ich zur Kontrolle komme!
Redete ich mir ein. Mein Vater betrat wieder den Behandlungsraum und half mir beim Aufstehen. Dann verließen wir den Behandlungsraum und auch das Krankenhaus. In der Hoffnung, den jungen, blonden, wunderschönen Arzt Dr. Carlisle Cullen das nächste Mal, wieder zu begegnen.
2. Erste Begegnung
Carlisle pov
Ich überquerte die Straße im menschlichen Tempo. Als ich die ersten paar Bäume hinter mir ließ, beschleunigte ich meine Geschwindigkeit. Die Bäume und Gebüsche flogen direkt an mir vorbei. Obwohl ich mit einer unmenschlichen Geschwindigkeit unterwegs war, sah ich noch alles klar und deutlich. Ich konnte sogar die feinen Fasern der Blätter auf dem Boden erkennen. Ich war so schnell unterwegs, dass mich nicht mal das menschliche Auge wahrnahm. Das war ein Vorteil als Vampir. Man war sehr schnell. Ein Nachteil an dem Vampirdasein war, der Blutdurst. Das Verlangen nach menschlichem Blut. Es gab fast keinen Vampir, der sich nicht von Menschenblut ernährt. Ich entschied mich dazu, Tier Blut zu trinken. Am Anfang war es schwer auf Tier Blut umzusteigen aber mit dem Willen keine Menschen zu töten hatte ich es geschafft. Die Jahre über hatte ich meine Selbstbeherrschung trainiert und jetzt hatte ich sogar kein Verlangen mehr nach menschlichem Blut .Auch der Geruch machte mir nichts mehr aus.
Ich wich den Bäumen aus und lief weiter. Nach ein paar Sekunden hörte ich einen leisen Herzschlag. Ich verlangsamte meine Geschwindigkeit und blieb stehen. Mich traf der Geruch von Hirsch. Er war nur ein paar hundert Meter von mir entfernt. Ich beschleunigte wieder die Geschwindigkeit und folgte seinem Herzschlag. Jetzt konnte ich das Pulsieren seines Blutes in den Venen hören. Als der Hirsch in mein Blickfeld kam, verlangsamte ich mich wieder und versteckte mich hinter einem Baum. Er hat mich noch nicht bemerkt. Ich trat hinter dem Baum hervor und ging ein paar Schritte auf ihn zu. Mit einem Ruck hob er seinen Kopf und sah sich suchend um. Ich hörte wie sein Puls zu rasen begann. Ich sprang ab und landete hinter dem Tier. Mit einer schnellen Handbewegung brach ich ihm das Genick und ich schlug meine Zähne in seinen Hals. Die warme, gutschmeckende Flüssigkeit lief meine Kehle hinunter und linderte somit das Brennen, welches durch den Durst verursacht wurde. Als ich den letzten Tropfen Blut von dem Tier trank, ließ ich es auf den Boden fallen und vergrub es, sodass kein Wanderer über eine Tote Tierleiche stieß. Nachdem ich das Tier vergraben hatte, machte ich mich wieder auf den Heimweg. Zu Hause holte ich meinen Arztkoffer und verließ wieder das Haus. Ich setzte mich in mein Auto und fuhr ins Krankenhaus. Dort arbeite ich als Arzt! Ein Vampir als Arzt? Das schaffte ich aber auch nur, weil mir der menschliche Blutgeruch nichts mehr ausmachte und ich den Menschen helfen möchte.
Ich bog in die Auffahrt der Parkplätze ab und parkte nahe am Eingang. Ich stellte den Motor ab und stieg aus. Dann sperrte ich das Auto zu und ging mit dem Arztkoffer in das Gebäude. „Guten Abend, Dr. Cullen!“ begrüßte mich Schwester Marie am Empfang. „Guten Abend Marie!“ grüßte ich sie ebenfalls und ging dann weiter den Gang entlang. An meiner Bürotür angekommen, ging ich rein und zog mir meinen Arztkittel an. „Dr. Cullen? Sie werden im OP gebraucht. Mrs. Brown aus Zimmer 286b gehört die Schulter operiert.“ Sprach Schwester Anna zu mir, die gerade mein Büro betrat. „Ich bin schon auf dem Weg.“ Ich ging an ihr vorbei und zum OP-Saal.
Ich saß in meinem Büro und sah mir ein paar Akten von Patienten an. Nach einer halben Stunde klopfte es an meiner Bürotür und Schwester Anna trat ein. Ich sah von der Akte auf, welche ich mir gerade durchlas und sah Anna fragend an. „Doctor Cullen. Ein 16 jähriges Mädchen hat sich das Bein verletzt. Ihr Vater denkt, sie hat es gebrochen. Ich hätte ja Dr. Benner gerufen, aber er befindet sich gerade in einer Notfall-OP.“ Erklärte sie. „Ich komm gleich.“ Anna verließ mein Büro und ich lag die Akte zu den Anderen zurück. Dann stand ich auf, zog mir wieder meinen Kittel an und ging aus dem Raum. Ich ging den Gang, Richtung Notaufnahme entlang, als ich etwas roch. Es roch nach Menschen Blut, nur viel intensiver. Obwohl ich erst jagen war, spürte ich ein leichtes Kratzen in meiner Kehle. Es befand sich noch ein Hauch Vanille bei dem Blutgeruch. Ich hielt die Luft an und ging zum Behandlungsraum. Ich holte nochmals Luft, bereute es aber schon im nächsten Moment. Die Person, zu der dieser unglaubliche Geruch gehörte, befand sich in diesem Zimmer. Meine Kehle fing wieder zum Brennen an aber ich unterdrückte es, so gut es eben ging. Ich klopfte an der Tür und ging rein. In dem Zimmer befanden sich ein etwas älterer Herr und ein junges Mädchen mit Karamellfarbenem Haar und wunderschönen braune Augen. Ich wand meinen Blick von ihr ab und ging zu dem Mann. Ich reichte ihm meine Hand und stellte mich ihm vor. Mr. Platt. So hieß er. Ich ging wieder zu dem wunderschönen Mädchen und stellte mich ihr vor. „Guten Tag, Miss Platt. Ich bin Dr. Cullen!“ Ich hauchte ihr einen Kuss auf den Handrücken und sah, wie Blut in Ihre Wangen schoss. Sie senkte ihren Kopf und ich konnte ihr Gesicht nicht mehr sehen. Ich ließ ihre Hand los und trat einen Schritt zurück. „Miss Platt, was genau ist passiert?“ fragte ich sie. Sie wollte zu einer Antwort ansetzen doch ihr Vater kam ihr zuvor. „Sie ist auf einen Baum geklettert und ist dann abgerutscht. Und fiel zu Boden.“ Mr. Platt warf seiner Tochter einen bösen Blick zu. So gerne hätte ich ihre Stimme gehört. Als ich ihr in die Augen sah, machte sich ein Gefühl in mir breit. Es war mir ein unbekanntes Gefühl. So etwas hatte ich noch nie gefühlt, aber es fühlte sich gut an. Mehr als Gut! Auch der Blutdurst war verschwunden. Es zählte nur noch das Mächen! Ich sah wieder zu ihrem Vater und sprach. „Mr. Platt! Ich bin mir sicher, dass ihre Tochter für sich selbst reden kann.“ Mr. Platts Gesicht färbte sich rot und mit wütender Stimme sprach er zu mir. „Sie haben mir nicht zu sagen, ob ich für meine Tochter rede oder nicht.“ Er warf mir noch einen finsteren Blick zu und stand auf. „Vater, bitte beruhig dich.“ Sprach das wunderschöne junge Mädchen, von dem ich noch nicht mal den Namen wusste. Sie hatte eine beruhigende Stimme. Mr. Platt sah so aus, als ob er seine Tochter nicht hört und ging hin und her. Ich wollte anfange, ihr Bein zu untersuchen, doch es gelang mir nicht, da mich ihr Vater mit dem hin und her gehen ablenkte. Ich stütze meine Arme auf der Liege ab und sprach zu ihm. „Mr. Platt. Wenn es ihnen nichts ausmacht, würde ich sie jetzt bitten, den Behandlungsraum zu verlasse. Sie machen ihre Tochter mit den ganzen hin und her gelaufe nervös. Und ich kann mich nicht auf meine Arbeit konzentrieren!“ Mr. Platt bleib stehen und warf seiner Tochter einen undefinierbaren Blick zu und ging dann zur Tür. „Ich warte draußen auf dich!“ sprach er zu der jungen Frau und verließ den Raum. Erleichtert lehnte sie sich zurück an die Lehne und sah auf ihr Bein. Vorsichtig tastete ich das geschwollene Bein ab. Ich wollte ihr nicht wehtun. Als ich meine kalten Hände auf das Bein legte, zuckte sie zusammen. Entweder war es die Kälte meiner Hände oder der Schmerz. „Miss Platt, sie haben ein gebrochenes Bein. Ich werde ihnen eine Schiene anlegen und in den nächsten Tagen werden sie ihn ruhig halten.“ Sprach ich zu ihr und holte die Schiene. Als ich wieder bei ihr war, legte ich die Schiene an und merkte, dass sie die ganze Zeit mein Gesicht betrachtete. Nachdem die Schiene angelegt war, sah ich auf und traf auch ihre wunderschönen, braunen Augen. Ich verlor mich direkt in ihnen. Nach ein paar Sekunden senkte sie verlegen ihren Kopf und ihre Wangen erröteten wieder. Ich lachte leise. Das sah an ihr so schön aus. „Miss Platt.“ Ich wollte gerade etwas sagen, aber sie unterbrach mich. „Bitte sagen sie Esme zu mir!“ Esme! Was für ein schöner Name. „Gut, Esme! Dann nennst du mich Carlisle!“ Ihren Namen sprach ich sanft aus. Esme sah unter ihrem Karamellfarbenen Haar hervor und traf auf meine Augen. Wieder verlor ich mich in ihnen. „Ok.“ Flüsterte sie. „Die nächste Zeit wirst du nicht auf Bäume klettern können.“ Ein kleines Lächeln war auf meinen Lippen. „Ich weiß. Es gehört sich nicht für eine junge Dame, auf Bäume zu klettern, aber ich liebe die Natur und da ich jetzt die Schiene habe, wird es sowieso nicht gehen!“ erklärte sie mir. Die ganze Zeit haben wir uns in die Augen gesehen.
Ich füllte noch einen Zettel aus und ging dann zur Tür. Diese öffnete ich und drehe mich noch einmal zu Esme um. Nur um sie noch einmal zu sehen. Dann ging ich aus dem Behandlungsraum. An der gegenüberliegenden Wand stand ihr Vater mich verschränkten Armen vor der Brust und wartete. „Mr. Platt. Sie können zu ihrer Tochter. Ich wünsche ihnen noch eine Gute Nacht.“ Ich drehte mich um und ging in mein Büro.
3. Mein Leben HASST mich!
Esme pov
Zwei Wochen sind jetzt schon vergangen, seit ich Dr. Carlisle Cullen kennenlernte. Heute musste ich wieder ins Krankenhaus. Ich sollte zur Kontrolle hin. Ich freute mich schon richtig. Nicht auf das Krankenhaus, Nein, auf Dr. Cullen. Die letzten zwei Wochen träumte ich fast jede Nacht von ihm. Von seinen blonden Haare die leicht zerzaust waren und man am liebsten hineingreifen möchte. Seine geheimnissenvollen aber auch wunderschönen goldenen Augen, in denen ich jeder Zeit wieder versinken könnte. Und von seiner ganzen Person, seine weichen Gesichtszüge und seine Stimme. Immer wenn ich an ihn dachte, machte sich in mir ein Gefühl breit. Alina hatte zu mir gesagt, ich wäre verliebt, denn solche Gefühle welche ich spürte, hatte sie auch bei ihrem Mann gefühlt als sie sich kennenlernten.
Flashback
Ich saß vor dem Fenster in meinem Zimmer auf einen Stuhl und sah in den Garten hinunter. So sehr wünschte ich mir jetzt auch da unten zu sein. Über die grüne, weiche Wiese zu laufen, ohne Schuhe und ohne Strümpfe. Doch ich durfte nicht das Haus verlassen, alles nur wegen meinem Bein. Leise seufzte ich und beobachtete die Schmetterlinge, die von Blume zu Blume flogen und den Blättern, die vom Wind durch die Luft getragen wurden. Ein Klopfen an meiner Zimmertür ließ mich aufschrecken. Ich drehte mich so, dass ich die Tür sehen konnte und rief "Herein." Wer konnte das wohl sein? Ich dachte schon es wäre Mutter oder Vater doch als die Zimmertüre geöffnet wurde, sah ich meine beste Freundin. Alina. Als ich sie sah, breitete sich ein Lächeln über mein Gesicht aus. "Alina! Es ist schön dich wieder zu sehen!" sprach ich glücklich und umarmte sie, als sie die Türe hinter sich schloss und zu mir kam. Alina erwiderte die Umarmung und sagte. "Hallo Esme! Ich freu mich auch, dich wieder zu sehen. Wann haben wir uns das letzte Mal gesehen?" fragte sie mich. "Vor ungefähr drei Wochen." antwortet ich ihr. Wir lösten uns aus der Umarmung und Alina setzte sich auf den Schaukelstuhl neben mir und sah mich fragend an. "Sag mal Esme, wie ist denn dir das passiert?" Dabei zeigte sie auf mein eingeschientes Bein. "Vor fünf Tagen war auch ein so schöner Tag wie heute. Ich hab die Arbeiten, welche mir Vater zugeteilt hatte schon erledigt, also ging ich in die Scheune und kletterte die Leiter nach oben. Ich habe meine Katze und ihre Babys besucht. Danach kletterte ich wieder nach unten und holte mir mein lieblingsbuch aus meinem Zimmer. Dann ging ich wieder nach unten und kletterte auf meinem Baum. Ich war so ins Lesen vertieft, dass ich nicht mitbekam, wie es dunkel wurde. Nach ein paar Minuten hörte ich Mutter meinen Namen rufen. Ich erschrak mich und wollte schnell vom Baum runter. Wie du weißt, hasst Mutter es, wenn ich auf Bäume rumkletter. Naja. Ich rutschte ab und fiel zu Boden. Mutter holte Vater und dieser war wieder einmal Wütend auf mich. Er fuhr mich ins Krankenhaus und ich bekam die Schiene." endete ich meine Geschichte. Alina musste ja nicht gleich wissen, dass ich im Krankenhaus einem wunderschönen blonden Engel begegnet bin. „Was ist im Krankenhaus passiert?“ fragte sie mich weiter aus. „Es ist nichts passiert. Ich bin in einen Behandlungsraum gekommen und der Arzt hat mir die Schiene angelegt.“ Ein Lächeln huschte über meine Lippen als ich wieder an Dr. Cullen dachte. Alina sah mich wissend an. „Sag schon Esme, wie sah der Arzt aus?“ wollte meine beste Freundin von mir wissen. „Er hat blonde, zerzauste Haare die einen einladen, hineinzugreifen. Er ist groß und etwas muskulös. Seine Augen erst. Sie sind aus einem wunderschönen Gold.“ Ich seufzte als ich mich wieder an ihn erinnerte. „Kann es sein das du verliebt bist?“ fragte mich Alina und sah mich an. Ich war noch nie verliebt, also wusste ich auch nicht, wie es sich anfühlte. „Ich weiß es ehrlich gesagt nicht, Alina!“ gab ich leise zu und meine Wangen färbten sich leicht rot. „Beschreib mir einmal die Gefühle, die du für ihn empfindest.“ Alina sah aus dem offenen Fenster und beobachtete die Vögel, die durch die Gegend flogen. „Immer wenn ich an ihn denke, fängt mein Bauch an zu kribbeln. Es fühlt sich so an, als ob Schmetterlinge in meinem Bauch umherfliegen würden. Auch werde ich rot im Gesicht.“ Erklärte ich ihr leise. Alina überlegte einen Moment, ehe sie mir antwortet. „Du bist eindeutig verliebt, Esme.“ Sprach Alina. Sie drehte ihren Kopf in meine Richtung und lächelte mich an. Jetzt wusste ich was das immer für ein Gefühl ist. Ich war verliebt. Verliebt in einen Arzt der bestimmt zehn Jahre, oder wenn nicht sogar mehr, älter ist als ich.
Flashback ende
Ich war gerade damit beschäftigt, aus dem Fenster zu sehen und den Tieren, die auf den Feldern standen, zu beobachten, als meine Zimmertür aufging und meine Mutter eintrat. „Esme, Kind. Kommst du? Du musst jetzt ins Krankenhaus zur Kontrolle wegen deinem Bein.“ Sprach Mutter zu mir. „Ich komme schon.“ Ich stand auf und griff nach meinen Krücken. Ich verließ mein Zimmer und Mutter schloss die Türe für mich. Danach ging ich die Treppe nach unten in den Gang. „Dein Vater wartet schon draußen im Wagen auf dich.“ Erklärte mir Mutter und ich ging nach draußen. Es ist gar nicht so einfach mit den Krücken über unsere Einfahrt zu gehen, da diese aus lauter Steinen bestand. Als ich beim Auto ankam, öffnete mir Mutter die Beifahrertüre und ich stieg ein. Die Autofahrt über schwiegen Vater und ich. Ich war ihm noch immer sauer, über das was er letzte Woche gemacht hatte.
Flashback
„Esme, kommst du bitte mit runter. Dein Vater hat dir etwas zu sagen!“ hörte ich Mutters Stimme hinter meiner Zimmertüre. „Ich ziehe mich nur noch schnell um. Dann komme ich.“ Antwortete ich ihr. Dann hörte ich Schritte auf dem Gang die immer leiser wurden. Mutter ist also wieder gegangen. Ich zog mir ein Knielanges, hellblaues Sommerkleid an und dachte währenddessen an den gestrigen Tag. Gestern war Alina bei mir.
Als ich die Letzte Stufe hinter mir hatte, kam auch schon Vater aus dem Wohnzimmer. „Esme. Da bist du ja endlich. Benimm dich!“ bestimmte Vater. Ich wusste nicht was jetzt auf mich zukommen würde also folgte ich Vater in das Wohnzimmer. Ein Mann mit kurzem schwarzem Haar saß auf der Couch und sah mich an. Fragend sah ich zu meinem Vater. Warum sitzt ein fremder Mann bei uns zu Hause. Ein Freund von meinem Vater ist er nicht. Da war ich mir ganz sicher. „Esme. Darf ich dir Charles Everson vorstellen!“ „Guten Tag!“ begrüßte ich UNSEREN Gast höflich. „Charles, das ist sie. Unsere Tochter Esme!“ stellte mich Vater vor. Charles erhob sich von der Couch und kam auf mich zu. „Hallo Esme. Es freut mich dich kennen zu lernen.“ Er reichte mir seine Hand, welche ich ergriff. Dann zog er meine Hand höher und küsste meinen Handrücken. Mir schoss das Blut ins Gesicht und ich senkte verlegen den Kopf. „Henry, deine Tochter ist noch schöner als auf dem Bild.“ Sagte Charles zu meinem Vater. Von welchem Bild reden die zwei? Vater machte eine wegwerfende Handbewegung und wand sich wieder zu mir. „Esme, Charles und ich sind seit einigen Jahren sehr gut befreundet. Vor zwei Wochen kam er zu mir und fragte, ob ich nicht eine Familie kennen würde, die eine Heiratsfähige Tochter hätten. Und da du noch keinen Mann hast, hab ich ihm das Foto von dir gezeigt, welches wir auf Alinas Hochzeit schossen. Charles hat gesagt, und ich zitiere: >So ein hübsches Mädchen hab ich noch nie gesehen. Was würdest du sagen, wenn ich deine Tochter zu meiner Frau nehme?
4. 1918-Spanische Grippe
Carlisle pov
Als ich vor meiner Bürotür zu stehen kam, öffnete ich sie und ging hinein. Hinter mir schloss ich wieder die Tür und lehnte mich mit dem Rücken an diese. Ich schloss meine Augen und atmete tief ein und aus. Ich habe nie gedacht, dass ein so junges Mädchen mich um meine Selbstbeherrschung bringen könnte, aber SIE hatte es geschafft. Ihr Blut roch süßer als das aller anderen Mädchen und jungen Frauen denen ich in meinem ganzen Leben begegnet bin. Und dann kommt noch der Duft von Vanille dazu. Ihr Geruch hat sich in meinem Gehirn fest eingebrannt. Ich habe mir noch einmal ihren einzigartigen Duft hervorgerufen und schon fing meine Kehle wieder zum Brennen an. Was hat dieses Mädchen nur mit mir gemacht? Seufzend öffnete ich wieder meine Augen und ging zu meinem Schreibtisch. Ich setzte mich auf den Bürostuhl und nahm mir eine Akte von dem kleinen Stapel, welche auf meinem Tisch lagen und schlug sie auf. Ich konnte mich nicht auf die Wörter, die auf den Blättern stehen konzentrieren denn in meinem Gedanken erschien immer wieder Esmes Gesicht. Sie hatte so schöne Augen. Ach, was denke ich da! Esme hat wunderschöne Augen! Alles an ihr war wunderschön. Als ich das erste Mal in ihre klaren braunen Augen sah, fühlte ich mich ganz. All die Jahrzehnte, die ich schon als Vampir lebte, hatte ich immer das Gefühl, unvollständig zu sein. Doch Esme hat das Gefühl in mir geändert. Mein totes Herz begann wieder zu schlagen, für ein 16-jähriges Mädchen, welches ich heute zum ersten Mal sah. Esme hat Gefühle in mir hervorgehoben, welche ich noch nie zuvor gespürt hatte, aber es fühlte sich gut an.
Nach einiger Zeit sah ich auf die alte Uhr, die über meiner Bürotür hing und stellte fest, dass meine Schicht in fünf Minuten zu Ende ging. Ich schlug die Akte zu und legte sie sorgfältig zurück zu den anderen. Dann stand ich auf und ging zu dem kleinen Kleiderschrank, welcher neben dem Fenster stand und öffnete ihn. Ich zog mir den Arztkittel aus und hing ihn hinein. Danach schloss ich ihn wieder und drehte mich zur Tür um, welche im gleichen Moment geöffnet wurde. „Ah, Carlisle. Gut dass du noch da bist. Es ist schade, dass du uns schon verlassen willst aber es ist dir überlassen.“ Fing mein Chef an zu sprechen. Von was redete er da? Ich verstand nicht, was er von mir will. „Ich wünsche Dir alles Gute in der neuen Stadt und ich hoffe, du wirst uns nicht vergessen!“ Jetzt fiel mir alles wieder ein. Vor vier Wochen hatte ich gekündigt, da es für mich Zeit wurde, wieder umzuziehen, da ich schon zu lange in diesem Ort wohnte. Warum muss ich ausgerechnet heute die Stadt verlassen? Ich hatte gerade das Mädchen, welches mein totes Herz wieder zum Schlagen brachte, kennengelernt und jetzt musste ich sie wieder verlassen. „Ich werde euch nicht vergessen!“ Ich werde DICH nicht vergessen, Esme. Ich ging an meinem Chef vorbei und aus dem Zimmer. Ich ging den langen Krankenhausgang entlang und verabschiedete mich von den anderen Kollegen und verließ anschließend meinen ehemaligen Arbeitsplatz.
[Zeitsprung 1918, Chicago]
Die ganzen Jahre über hab ich Esme nicht vergessen. Wie konnte ich auch. Solche wunderschönen Augen konnte man einfach nicht vergessen. Ich bin ihr nicht mehr begegnet. Wie es ihr jetzt wohl ging? Hat sie einen Mann und Kinder? So viele Fragen schwirrten mir in meinem Kopf umher und ich wusste, darauf würde ich nie eine Antwort bekommen. Ich saß in meinem Büro und sah mir die Akten der Patienten von mir an. Die Gedanken an Esme versuchte ich während der Arbeit so gut wie es nur ging, in die hinterste Ecke meines Gehirns zu verbannen. Ich musste mich als Arzt konzentrieren können und nicht durch die Gedanken an ein junges Mädchen abgelenkt werden.
Marie Green, Charlotte Green, Richard Green, Anna Anderson, Paul Anderson, Elisabeth Baker, Erika Mattews, Wilhelm Mattews, Maria Nolan, Louise Nolan, Georg O'Connor, Emma Turner, Bruno Turner, Bernhard Harrington, Allan McGray junior, Allan McGray senior, Emilia McGray, Katharina Miller.
Diese Menschen sind heute an der Spanischen Grippe gestorben. Und es ist gerade einmal Zwei Uhr mittags! Die Armen Menschen. Die meisten von ihnen sind noch so jung und haben ihr ganzes Leben noch vor sich. Seufzend legte ich die Akte von Emily Rose zu den anderen und stand auf. „Dr. Cullen, Dr. Cullen!“ hörte ich eine Schwester meinen Namen rufen. Auf dem Flur waren schnelle Schritte zu hören. Ich ging zur Tür und öffnete diese. „Dr. Cullen kommen sie schnell. Es sind weitere Patienten mit der Grippe eingeliefert worden.“ Sprach Schwester Sandra schwer Atmend zu mir. Ich folgte ihr zu dem Essenssaal der Angestellten. Zumindest wurde der Raum vor einer Woche noch als Essenssaal benutzt. Jetzt wurden alle Tische ausgeräumt und Krankenbetten vom Keller hineingebracht. Die Betten waren schon wieder zur Hälfte an kranke Menschen vergeben. Ich sah mich in dem großen Raum um und mein Blick blieb bei einem jungen Mädchen hängen. Sie hatte braune, wellige Haare und braune Augen. Sie erinnerte mich an Esme, aber sie war es nicht. Das Mädchen lag auf dem Krankenbett und ihre Eltern neben ihr auf Stühlen. Ich wünschte, ich könnte irgendetwas machen, dass diese grauenhafte Grippe endlich ein Ende hat, doch was konnte ich tun? Nichts!
Vier Krankenpfleger schoben ein Bett an mir vorbei, in dem lag ein kleines, ungefähr sieben jähriges Mädchen. Sie hatte die Augen geschlossen. Sie sah so friedlich aus, so als ob sie schlafen würde. Ich versuchte ihren Herzschlag zu finden, doch es war keiner da. Sie hatte die Grippe nicht überlebt. „Dr. Cullen, Edward Mason geht es immer schlechter. Sein Vater ist vor einer halben Stunde gestorben und seine Mutter wird auch nicht mehr lange leben.“ Erklärte mir Dr. Conner. Ich nickte und ging in ein kleines Krankenzimmer, wo er und seine Mutter sich befanden. Beide lagen auf einem Krankenbett. Beide hatten Schweiß auf der Stirn und atmeten schwer. „Dr. Cullen.“ Sprach Mrs. Mason mit leiser, kraftloser Stimme zu mir. Ich ging zu ihr ans Bett und beugte mich leicht zu ihr runter, dass sie sich nicht zu sehr anstrengen braucht. Sie nahm meine Hand und begann zu reden. „Bitte, helfen Sie meinem Jungen. Er ist noch zu jung um zu sterben. Edward hat doch noch sein ganzes Leben vor sich!“ Tränen rannten ihr aus den Augen, über ihre Wangen. „Es ist uns kein Gegenmittel für die Spanische Grippe bekannt. So leid es mir tut, aber jeder Mensch, der diese Grippe hat, wird in den nächsten Tagen oder sogar Stunden nicht mehr unter uns sein. Es tut mir leid!“ Sprach ich mit leiser Stimme zu ihr. Mrs. Mason schüttelte ihren Kopf und sah auf den Boden. Stumm rannten ihr wieder die Tränen aus den Augen. Sie tat mir so leid. Es muss unerträglich für sie sein, zu erfahren, dass es keine Chance gab, ihren Sohn und sie selbst zu retten. Nach ein paar Minuten sah sie mich wieder an. „Bitte, tun SIE alles was in IHRER Macht steht um meinen Edward zu retten. Er darf nicht sterben. Ich weiß, sie können ihn retten!“ Ihre Augen zeigten keine Gefühle. Aber was meinte sie mit >Ich soll alles was in meiner Macht steht tun, um ihren Sohn zu retten?
5. 1918- Esme - I
Esme pov
1911
Ich habe meinen Vater bis heute noch nicht verziehen, dass er mich mit einem ‚fremden‘ Mann, welcher Charles auch für mich war, verlobt hatte. Ich sprach seit dem kein einziges Wort mehr mit meinem Vater, nur wenn es wichtig war. Auch meine Mutter verstand ich nicht. Sie hatte mir damals versprochen, als ich 12 war, dass ich nie einen Mann gegen meinen Willen heiraten muss und jetzt tat ich dies. Es waren nur noch zwei Wochen bis zur Hochzeit. Eigentlich wäre ich jetzt schon seit sieben Jahren verheiratet, doch ich konnte es immer wieder rausschieben. Doch jetzt gibt es keinen Ausweg mehr. Ich werde heiraten. Den Mann, den ich nicht liebe.
Flashback
Seit drei Stunden sitze ich schon in meinem Zimmer und wartete auf Vater, da er etwas mit mir besprechen wollte. „Esme! Ich habe soeben mit Charles Telefoniert. Ich soll dir von ihm ausrichten, dass eure Hochzeit nicht wie geplant nächsten Monat stattfindet, sondern in zwei Jahren. Da dein Verlobter bei der Bundeswehr ist und viel zu tun hat. Da bleibt ihm keine Zeit sich auf die Hochzeit zu konzentrieren. Ich hoffe doch, du bist nicht enttäuscht!“ sprach Vater zu mir. Der liebe Gott hat mich doch gern. Danke, danke, danke! Eine Antwort gab ich Vater keine. Er verließ wieder mein Zimmer und ich zog mir etwas anderes an. Danach ging ich aus meinem Zimmer und die Treppe hinunter. „Mutter?“ rief ich durch das große Haus. „Ich bin in der Küche, Esme!“ antwortete sie mir. Ich ging den Flur entlang und bog in die Küche ab. „Dein Vater hat dir gerade gesagt, dass die Hochzeit verschoben wird, oder?“ fragte sie mich, als ich mich neben sie stellte. „Ja, das hat er mir gesagt.“ Antwortete ich ihr leise. „Für wen machst du das?“ wollte ich von meiner Mutter wissen, da sie gerade einen Korb mit verschiedenem Obst und Gemüse füllte. „Das ist für deine Tante. Bist du so lieb und bringst ihn ihr?“ Warum machte Mutter einen Korb für meine Tante? „Natürlich bringe ich ihn ihr.“ Als der Korb fertig zusammengestellte war, schob ihn Mutter mir hin und ich nahm ihn am Griff. Ich hob ihn von der Küchenplatte runter und ging aus der Küche. Im Flur zog ich mir meine Schuhe an und dann verließ ich das Haus. Ich überquerte unseren Hof und ging in den Wald. Das war der kürzeste Weg, um zu meiner Tante, Mutters Schwester, zu kommen. Da sie direkt hinter dem Wald wohnt und der Fußweg, welcher durch den Wald führt, genau zu dem Haus meiner Tante führt. Den ganzen Weg über fragte ich mich, warum Mutter einen Korb für ihre Schwester zusammengestellt hatte, aber auf eine Sinnvolle Antwort kam ich nicht.
Nach zwei langen Stunden ‚wandern‘ kam endlich das große Haus in Sicht. „Hallo Esme. Ich habe dich schon erwartet. Komm doch rein!“ begrüßte mich Maria, meine Tante. „Hallo Maria.“ Grüßte ich sie zurück und betrat das Haus. „Mutter hat mit den Korb für dich mitgegeben. Wo soll ich ihn hinstellen?“ fragte ich sie und zeigte ihr den Korb. „Bring ihn in die Küche. Den Rest mach ich später.“ Ich tat was sie mir sagte und trug ihn in die Küche. Dort Stellte ich ihn auf einen kleinen Küchentisch und ging zu Maria in das Wohnzimmer. Ich blieb mitten im Raum stehen und sah sie fragend an. Irgendetwas wollte sie noch loswerden, aber sie traute sich nicht. Das merkte man ihr an. „Esme, du hast doch sicherlich noch etwas Zeit. Würdest du dich bitte noch etwas zu mir setzen?!“ Maria zeigte auf den Sessel neben sich und ich nickte. Ich ging durch den Raum und setzte mich neben sie. „Also, der Grund, warum dich deine Mutter zu mir schickte, war nicht nur der Obstkorb, sondern auch deine bevorstehende Hochzeit mit Charles Evenson!“ Das hat sie jetzt nicht gesagt! Mir stand der Mund offen und ich sah sie nur an. Warum fängt sie mit der Hochzeit an? Reicht es nicht schon, dass ich mit Vater und Mutter schon so oft eine Diskussion hatte? Nein, natürlich reicht das nicht. Jeder aus meiner Familie besteht darauf, dass ich Charles heirate. Keiner interessiert sich, was ich fühle, was ich denke und vor allem: Keiner, wirklich KEINER interessiert sich, ob ich ihn überhaupt liebe. Das wichtigste ist, dass ich einen Mann habe. Meine Meinung zählt ja nicht! Maria sah von dem Boden, welchen sie bis jetzt angesehen hatte, auf und sah mich fragend an. „Du sagst ja gar nichts.“ Stellte sie fest. Ich atmete einmal tief ein und sprach. „Du hast mich nur überraschet. Ich habe nicht gedacht, dass die bevorstehende Hochzeit ein weiterer Grund ist, dass ich zu dir kommen sollte!“ „Achso! … Esme, ich weiß, wie du dich fühlst!“ fing Maria an. „Du weißt überhaupt nicht, wie ich mich fühle!“ schrie ich meine Tante an und Tränen rannten mir über die Wange. „Verzeih! Ich wollte dich nicht anschreien!“ entschuldigte ich mich, als ich begriff, was ich gerade getan hatte. Mir war es von meinen Eltern verboten, sie oder meine anderen Verwandten anzuschreien, oder so etwas! „Das macht nichts, Esme. Lass mich bitte ausreden. Ich bin das jüngste Kind von vier. Dein Onkel Marcel, deine Mutter, dein Onkel Jhon und ich.“ Sie machte eine kurze Pause. „Ich habe zwei Onkels? Ich weiß nur von Jhon!“ fragte ich meine Tante leise. „Ja, du hast zwei Onkel. Marcel ist ein paar Jahre vor deiner Geburt gestorben. Die Todesursache war ein gebrochenes Herz. Seine Frau, welche er über alles liebte, und dies beruhte auf Gegenseitigkeit, starb zwei Monate vor ihm. Sie waren ein tolles Paar. Dein Großvater war sehr stolz auf ihn. Was ja auch kein Wunder war, da Marcel das Lieblingskind meiner Eltern war. Dein Onkel durfte damals die Frau heiraten, die er liebte. Das durften auf deine Mutter und dein Onkel Jhon. Bei mir war es anders. Ich war kein geplantes Kind. Nach Jhon wollten Mutter und Vater keine Kinder mehr, jedoch bekamen sie noch mich. Und bei mir wurde dann der Speiß umgedreht. Ich musste einen Mann heiraten, den ich nicht liebte. Auch ich habe mich zuvor in einen anderen Mann verliebt. Vater hatte dies aber nicht akzeptiert und hat mich an den Sohn, seines besten Freundes verheiratet. Wir waren fünf Jahre verheiratet. Dann ging er in den Wald. Er wollte Tiere jagen, für das Abendessen, doch er wurde von einer Raubkatze angegriffen und getötet. So kam es dann, dass ich doch noch den Mann, den ich liebe, und der auch mich liebt, geheiratet habe. Deine Mutter hat sich damals so gut es ging für mich eingesetzt, dass ich nicht einen ‚Fremden‘ Mann heiraten muss, aber es hat nicht viel gebracht. Vater war eine lange Zeit wütend auf deine Mutter, nur weil sie sich für ihre kleine Schwester einsetzte. Aber sie nahm es hin. Nach der Hochzeit, hat Hellen mir versprochen, dass sie nie ihre Tochter oder ihren Sohn zu einer Hochzeit zwingt! Doch das Versprechen hat sie gebrochen. Es waren fünf schlimme Jahre für mich. Ich musste ihm meine Liebe zu ihm vorspielen und das ist nicht leicht. Vor allem wenn du mit ihm schlafen musst. Wenn ich könnte, würde ich dich hier, bei mir behalten, dass du nicht das gleiche, wie ich durchmachen musst, aber Hellen und Henry würden dich finden. Oh, es ist schon dunkel, draußen. Du solltest besser nach Hause gehen, bevor sich deine Eltern noch Sorgen machen!“ „Eine Frage hab ich aber noch, bevor ich gehe.“ „Dann frag!“ OK. „Du sagtest: Auch du hast dich in einen anderen Mann verliebt… Wie meinst du das?“ fragte ich nervös. Wusste sie etwa meine Gefühle zu Dr. Cullen? Oh bitte nicht. Ich sah zu Maria, und diese grinste mich an. Mist, sie wusste es. „Aber wie hast du davon erfahren?“ fragte ich sie leise und sah zu Boden. „Dein Vater hat deiner Mutter und mir erzählt, nachdem ihr wieder vom Krankenhaus zu Hause wart, wie du den blonden Arzt die ganze Zeit über angestarrt hast und wenn er dich ansah, du rot im Gesicht wurdest und weg sahst. Deinem Vater hat das nicht gepasst. Er hat gehofft, dass es schnell wieder verwand, deine Gefühle. Doch dann warst du wieder zur Kontrolle im Krankenhaus und als du erfahren hast, dass Dr. Cullen nicht mehr hier wohnt, hat man dir angesehen, dass in dir eine Welt zusammenbrach!“ erklärte sie mir. „Bin ich so leicht zu durchschauen?“ fragte ich sie unsicher. „Ja, das bist du. Jetzt musst du aber gehen. Wenn du Hilfe brauchst, oder etwas anderes, du weißt wo du mich finden kannst.“ Ich verabschiedete mich von Maria und ging aus dem Haus. Zurück, durch den Wald, zu Mutter und Vater.
Flashback ende
Die Hochzeitsvorbereitung stand bei Mutter, Vater und den Eltern von Charles ganz oben auf der Liste. Sie wollten alle, dass sie perfekt wird. Charles hat lange mit meinem Vater gesprochen. Er wollte unbedingt eine Hochzeit im Freien, mit Buffet und allem Drum und Dran. Vater hatte anfangs etwas dagegen, doch als Mutter sagte, nur so könnten wir die ganzen Gäste unterbringen, hat er nachgegeben. Mir war das alles so ziemlich egal. Ich hatte nichts mit zu reden.
Ich saß in meinem Zimmer und sah aus meinem geöffneten Fenster, welches auf unseren riesigen Garten zeigte und sah hinaus. Unten standen Freunde meiner Eltern und besprachen die Vorbereitungen. Auch Maria war da. An ihrem Gesicht war zu erkennen, dass sie sich nicht sonderlich auf die Hochzeit freute, aber ihr ging es nicht alleine so. Ich schloss das große Fenster und legte mich auf mein Bett. Von meinem Nachttisch holte ich mir mein lieblingsbuch ‚Romeo und Julia‘ und schlug es auf. Ein paar Seiten schaffte ich es zu lesen, aber so richtig konzentrieren konnte ich mich nicht. Seufzend klappte ich das Buch zu und lag es beiseite. Ich drehte mich auf meinen Rücken und dachte nach. Hätte es einen Sinn, wenn ich davonlaufen würde? Diese Frage kam mir plötzlich in den Sinn. Hätte es überhaupt einen Sinn? Nein. Vater und auch Charles, wenn nicht sogar noch die ganzen Freunde von Vater und meinem Verlobten, würden nach mir suchen. Und ich wäre sowieso nicht weit genug gekommen, da unten überall die Freunde von ihnen standen und es würde auffallen, wenn ich abhauen würde. Was kann ich sonst machen? Ich will Charles nicht heiraten!
Als es draußen dunkel wurde, stand ich von meinem Bett auf und begab mich in das angrenzende Badezimmer. Ich zog mir meine Schlafsachen an und richtete mich für das zu Bettgehen her. Danach ging in zurück in mein Zimmer und löschte das Licht. Ich ging auf mein Bett zu und legte mich hin. Ich deckte mich zu und kuschelte mich in meine Decke. Nach ein paar Minuten schlief ich auch schon ein.
Tag der Veröffentlichung: 09.04.2011
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