Cover

Vorbereitungszeit



Mit dem Dröhnen des Weckers welches durch den Raum hallte sprang ich nicht nur motiviert aus dem Bett, sondern riss gleichzeitig auch noch meine Bettdecke samt Kopfkissen mit. Hecktisch schaute ich mich in der Dunkelheit meines Zimmers um, stolperte über die Bettwäsche in der meine Beine sich verfingen und schlug die Vase auf meiner Fensterbank um, bis ich schließlich den Knopf des Weckers erhaschte und ihn somit zum Schweigen brachte. Orientierungslos schleppte ich mich zum Lichtschalter und fluchte, als das Licht mein Zimmer flutete. Schlimm genug, dass die Vase mit Wasser gefüllt & nun zerbrochen war, die Sauerrei hatte sich auch noch auf meinen Schulsachen ausgebreitet und diese völlig durchnässt. Stöhnend zupfte ich am Umschlag meines Englischbuches herum und musste feststellen, dass ich wohl keines der Bücher mehr retten konnte. »Haaach, ich sollte die Schule sowieso abbrechen. Wer braucht das schon?« genervt fasste ich mir an die Stirn und beschloß mir erstmal ein ausgelassenes Frühstück zu gönnen, denn wer würde schon gerne um fünf Uhr morgens als erstes sein eigenes Chaos beseitigen?

»Nadine, verdammt, dein Zug kommt in zwei Stunden!« meine Mutter schien schon eine Weile wach zu sein und flitzte mit einem Wischmopp bewaffnet durch das ganze Haus. Ich musste schmunzeln, denn im Gegensatz meiner Mutter war ich schon immer die Ruhe in Person gewesen. Diese Gelassenheit hatte ich eindeutig von meinem Vater geerbt. Augenrollend maschierte ich die Treppen hinunter, doch ehe ich mich versah lag ich quer auf dem Fußboden und erblickte die schneeweiße Decke über mir. »Verdammt, warum wischst du auch um fünf Uhr morgens den Fußboden, Ma!?« Stöhnend rollte ich mich auf die Seite und schloß die Augen. »Steh auuuuf!! Die Zeit wird knapp! Ab mit dir!« Hysterisch zupfte sie an meinem Top herum, bis ich meinen Körper letztendlich doch wieder auf die Beine brachte. Grummelnd schlich ich - darauf bedacht nicht nochmal auszurutschen - zum Badezimmer, welches ich hinter mir abschloß. Meine Mutter schien die Holztür ins Schloß fallen zuhören und stöhnte erleichtert auf. Anscheinend beruhigte sie der Gedanke, dass ich das Frühstück ausfallen lassen und mich wichtigeren Tätigkeiten hingeben würde. Ich hatte die Nacht wenig schlafen können, da mir die ganze Aufregung und Vorfreude der letzten Tage noch ziemlich in den Knochen lag. Gähnend striff ich mir meine Boxershorts von den Beinen und begab mich unter die Dusche. Es tat gut wie das heiße Wasser an meinem Körper hinab floss. Der Dampf sorgte dafür, dass die Luft immer stickiger wurde und ich meine Hand kaum noch vor Augen sehen konnte, doch das störte mich nicht. Als ich fertig war, wickelte ich mir ein Handtuch um den Körper, trug ein wenig Schminke auf und föhnte mir die Haare. Danach glättete ich sie und suchte mir besonders sorgfältig passende Kleidung aus. Meine Entscheidung fiel auf die rot-weiß karierte Bluse und eine Hotpants, dazu knielange Strümpfe & Halbschuhe. Zufrieden musterte ich mich im Spiegel, und hatte sogar noch eine Stunde Zeit. In meinem Rucksack verstaute ich meinen Pikachu Kigurumi, eine Flasche Wasser, Geld, meine Spiegelreflexkamera, meinen iPod, mein Handy, den Manga Seven Days & ein paar Brote. Bevor ich das Haus verließ überfiel mich meine Mutter nocheinmal mit einer Umarmung. »Wehe du rufst nicht an, wenn du angekommen bist! Vergiss nicht: Einen Anruf an dem Bahnhof, einen wenn deine Freundin angekommen ist, einen wenn ihr im Zug sitzt, dann rufst du nochmal an wenn ihr angekommen seid, einen kleinen Zwischenanruf, ob alles glatt gelaufen ist, dann noch ein paar Anru-« »Jajajaja, Mama, keine Sorge, ich pass schon auf mich auf!« unterbrach ich sie schließlich genervt von dieser abnormalen Fürsorglichkeit.

Am Bahnhof angekommen setzte ich mich auf eine überdachte Bank, welche auch immer an Bushaltestellen stehen. Lässig winkelte ich die Beine an meinen Körper und fing an den Manga zu Lesen, welchen ich extra für solche Fälle eingepackt hatte. Minuten verstrichen und jede einzelne fühlte sich an wie Stunden. Ich konnte mich nicht wirklich konzentrieren, also bekam ich auch kaum etwas von dem was ich da las mit, geschweige denn von dem was sich um mich herum abspielte. Das summen meines Handys lies mich jedoch aufschrecken. Hastig kramte ich in meiner Tasche herum, worauf diese umkippte. Ein Mädchen das neben mir stand musterte mich, sie wirkte als würde sie jeden Augenblick in lautes Gelächter ausbrechen. Dies bemerkte ich jedoch nur aus dem Augenwinkel, da ich fremden Leuten generell nie besonders viel Aufmerksamkeit schenkte. Genervt kramte ich meine ganzen Sachen wieder zusammen und warf sie ohne Rücksicht auf Verlusste wieder in meinen Rucksack, danach fischte ich mein Handy heraus und erblickte eine Sms. Sie war von Sabi: Möp. »Was zum .. Möp!?« flüsterte ich genervt darüber, mir für so eine sinnlose Sms so eine Arbeit gemacht zu haben. Ich kam mir regelrecht verarscht vor und das unbekannte Mädchen neben mir schien dies bemerkt zuhaben, worauf sie sich räusperte. Ich blickte ihr zum ersten mal richtig ins Gesicht, darauf bedacht sie in die Schranken zu weisen. Ich setzte an, doch stattdessen blieb mir die Kinnlade offen. »S-Sabi .. !?« »Jop« Es war tatsächlich die Person auf die ich hier die ganze Zeit gewartet hatte. Ich konnte nicht anders, als in lautes Gelächter auszubrechen und die neben mir sitzende Person tat es mir gleich.


Impressum

Tag der Veröffentlichung: 30.01.2012

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme dieses Buch Olga, Sabrina & Lydia - da sie mich dazu inspiriert haben & mit Abstand die besten Freunde sind, die man sich nur Wünschen kann. Danke!

Nächste Seite
Seite 1 /