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Cole

Cole lag auf der Wiese im Park, wie so oft in diesem Sommer, blickte gen Himmel und versuchte angestrengt herauszufinden, ob die Wolken sich wirklich so schnell bewegten, oder ob das daran lag, dass die Flasche Korn in seiner Hand schon fast leer war. Das war echt schwer zu sagen! Was nicht nur an dem Alkohol lag, sondern auch daran, dass es inzwischen stockdunkel war und Sullys Geplapper über Fallschirmspringen ihn ablenkte.
Sully und er waren die Einzigen, die von ihrer kleinen Runde noch übrig geblieben waren. Es war einer der letzten Sommertage dieses Jahr. Ab nächster Woche sollte das Wetter mehr zum Herbst hin umschlagen und weil es bekanntermaßen wenig Spaß machte, bei Kälte und Regen im Schlamm zu versinken, hatten sie spontan beschlossen, den Abschluss des Sommers zu feiern.
Es wäre spät genug, um selbst den Heimweg anzutreten, aber Cole fühlte sich zu faul und zu wohl. Es war inzwischen ein wenig kühl, sodass er froh darüber war, seine Jacke mitgenommen zu haben, aber es roch immer noch nach frischen Gras und Sommer.
„Wie du siehst“, führte Sully seine Ausführungen weiter, „ist Fallschirmspringen etwas, das jeder im Leben mal gemacht haben muss!“
„Oder auch nicht“, musste Cole da einfach widersprechen. Er sah zu seinem Freund nach oben, der im Schneidersitz neben ihm saß und so ansteckend fröhlich grinste wie die meiste Zeit. „Schon bei dem Gedanken aus einem Flugzeug zu springen, stehe ich kurz vor einem Herzinfarkt.“
„Jetzt sei nicht so ein Schisser. Du weißt ja gar nicht, was du verpasst! Wenn Clay wiederkommt, dann wollen wir springen gehen. Du kannst gerne mitkommen.“
„Das ist sehr nett, aber ich verzichte. Das mag jetzt verrückt für dich klingen, aber es gibt Leute, die bleiben lieber mit beiden Füßen hier auf der Erde.“
„Das ist echt verrückt! Hab ich schon erwähnt, dass du gar nicht weißt, was du verpasst?“
„Vor ungefähr zehn Sekunden.“
„Du weißt gar nicht, was du verpasst!“ Sullys Grinsen wurde breiter und ließ seine blauen Augen fröhlich funkeln. Er nahm ihm den Korn ab und gönnte sich einen großzügigen Schluck. „Außerdem gibt es da diesen Piloten, der echt heiß ist“, teilte er ihm dann mit und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund.
Cole prustete los. „Warum genau ist das jetzt ein Argument, um mich zu überzeugen?“
„Naja, also ...“ Nachdenklich kratzte Sully sich am Hinterkopf durch seine schwarzen Zotteln. „Du kannst zusehen, wie ich ihn erfolglos anbaggere und mich dann auslachen?“
„Wie oft kommt das vor?“
„Jedes Mal. Aber er nimmt es mit Humor, auch wenn er immer anfängt, Geschichten von seiner Frau und Kindern zu erzählen.“ Sully kicherte, was sich kurioserweise kein bisschen unmännlich bei ihm anhörte, und gab ihm die Flasche wieder.
„Ich glaube, ich könnte das nicht“, gab Cole zu. „Einfach irgendwelche Leute angraben und Körbe kassieren. Wie machst du das?“
„Keine Ahnung.“ Sully zuckte mit den Schultern. „Ich nehme mich selbst nicht so wichtig und am Ende des Tages kann ich wenigstens sagen, dass ich es versucht habe. Es besteht keine Chance, dass ich meinen Traummann oder meine Traumfrau einfach an mir hab vorbeigehen lassen. So weiß ich, dass ich ihn oder sie einfach noch nicht getroffen habe!“
„Das nenne ich Optimismus.“
„So bin ich eben. Ein kleiner Sonnenschein! Aber wo wir gerade schon beim Thema sind. Was ist eigentlich mit dir?“
„Was soll mit mir sein?“
Sully legte die Unterarme auf seinen Knien ab und beugte sich ein Stück in seine Richtung. „Willst du ewig über Mrs. Miststück-Nancy trauern oder gehst du irgendwann mal wieder los, um eine Frau glücklich zu machen?“
Wie immer, wenn das Thema aufkam, wurde Cole sofort unruhig. Er musste sich zwingen, Sullys Blick zu erwidern. „Nenn sie nicht so.“
„Sie ist ein Miststück.“
„Ist sie nicht.“
„Cole, Schnuffel, bei aller Liebe: du bist ein Idiot. Die Frau hat dich nicht nur betrogen, was an sich schon schlimm genug wäre. Sie hat dich sogar mit einem Kumpel betrogen, was das größte Verbrechen an der Nummer ist. Wer macht denn so was? Die Alte könnte noch so toll aussehen, ich würde mir eher meinen Schwanz abhacken, als was mit der Freundin eines Freundes anzufangen.“
„Kann sein“, bemerkte Cole nur und hoffte, dass damit das Thema wieder gegessen war.
War es natürlich nicht. Wenn Sully einmal anfing, dann hörte er so schnell nicht mehr auf. „Im Ernst, Mann. Die Alte ist keine Träne wert. Also raff dich mal wieder auf und gib einer anderen die Chance. Da draußen warten tolle Frauen.“
„Ja, sicher. Die warten alle nur auf mich.“ Und nein, Cole gab sich nicht einmal Mühe, den Sarkasmus aus seiner Stimme zu halten.
Der komplett an Sully abprallte. „Ganz genau!“ Der Spinner grinste auch noch! „Aber dafür musst du Frauen mal kennenlernen und nicht immer den gebrochenen Ritter spielen, dem seine Jungfrau davon geschwommen ist.“
Hart presste Cole die Lippen zusammen und versuchte wirklich angestrengt, jetzt nichts Falsches zu sagen. Natürlich wusste er, dass Sully Recht hatte. Nancy kam nicht wieder und selbst wenn, dann wäre es eine beschissene Idee, wieder was mit ihr anzufangen. Cole wusste das, genau wie er wusste, dass zwei Jahre viel zu viel Zeit waren, um über eine Trennung hinwegzukommen. Das Wissen half ihm nur nicht viel. Er fühlte sich immer noch jämmerlich, wenn er daran dachte.
„Sag mal“, versuchte er deswegen krampfhaft das Thema zu wechseln. „Macht es eigentlich einen Unterschied?“
Sully legte den Kopf schief und sah ihn fragend an. „Was?“
„Ob man mit einer Frau oder einem Mann zusammen ist.“
„Hm. Gute Frage.“ Sully fing an, Grashalme aus der Wiese zu zupfen, während er darüber nachdachte. „Ich würde sagen: ja und nein.“
„Das ist jetzt nicht hilfreich!“
„Es ist aber so! Rein auf emotionaler Eben gibt es da keinen wirklichen Unterschied, wie ich finde. Die Schmetterlinge im Bauch und das Herzrasen sind bei einer Frau genauso wie bei einem Mann. Der kitschige Liebeskummer übrigens auch.“ Sully grinste schief und legte irgendwelche sinnlosen Muster mit den Grashalmen auf den Boden. „Was den Sex angeht ist es ein wenig anders. Aus offensichtlichen Gründen.“
Cole hatte das Gefühl, diese Frage zu bereuen, aber … „Was für Gründe?“
„Na, die offensichtlichen!“ Sully lachte und zuckte dann mit den Schultern. „Ich kann dir zum Beispiel sagen, dass die Brüste einer Frau immer ein besseres Kissen abgeben als der Sixpack von einem Mann.“
„Reden wir jetzt noch vom Sex oder von deinen komischen Schlafgewohnheiten?“
„Beidem! Es ist halt … anders und dann wieder doch nicht. Keine Ahnung, wie ich dir das erklären soll.“ Für ein paar Sekunden schwieg Sully. Dann hob er den Kopf und sah ihn an. „Frauenkörper fühlen sich halt generell anders an als Männerkörper. Rein anatomisch gesehen. Aber der Rest ist egal. Ob die Hand oder die Lippen an deinem Schwanz jetzt zu einem Mann oder einer Frau gehört … total egal.“
„Du musst immer gleich grafisch werden, was?“ Cole wusste nicht, ob er lachen oder verstört sein sollte.
„Du hast gefragt!“
„Stimmt“, musste er dummerweise zugeben. Einen Moment dachte er darüber nach, nahm den letzten Schluck aus der Flasche und sah einer Wolke dabei zu, wie sie über ihnen hinwegzog. „Das wusstest du aber vorher nicht, oder?“, wollte er dann von Sully wissen. „Dass es keinen Unterschied macht, angeblich.“
„Nicht nur angeblich, das ist so! Aber nein, wusste ich nicht.“
„Dann musst du ja irgendwann mal irgendeinen Kerl gesehen und zum ersten Mal gedacht haben: den will ich!“
„Japs.“
„Okay, das verstehe ich nicht. Ich weiß, du hast mir das schon mal erklärt, aber im Ernst: welcher Teenagerjunge hat so eine tolerante Einstellung der Welt gegenüber?“

„Na, ich offensichtlich!“ Er musste Sully gar nicht ansehen, um zu wissen, dass der gerade dabei war, sehr breit zu grinsen. „Außerdem war ich gar kein Teenager mehr. Ich war 19 oder 20, als ich das erste Mal mit einem Kerl geschlafen habe.“
„Uh, auf die Story bin ich gespannt.“
„Das ist kein Hollywoodblockbuster“, warnte Sully. „Ich war damals aus irgendeinem Grund richtig angepisst. Ich weiß gar nicht mehr genau wieso. Vielleicht irgendwas wegen meinem Dad, ist aber auch egal. Also bin ich in die nächstbeste Kneipe gegangen und hab Streit gesucht. Einfach nur so, um Dampf abzulassen. Es hat auch nicht lange gedauert, bis ich ein Opfer gefunden hab. Da war dieser Kerl an der Theke, der sich ganz nett mit der Barkeeperin unterhalten hat. Aber er war einer dieser Kerle. Du weißt schon. Denen man schon aus zehn Metern Entfernung ansieht, dass sie erst zuschlagen und dann fragen stellen. Groß, muskulös, dreckige Klamotten von der Arbeit und eine raue Stimme.“ Sully lachte ein wenig. „Was jetzt, wo ich es ausspreche, echt nach einem Klischee klingt, aber ich schwöre, es war so! Ich setz mich also zu ihm und fange an Stress zu machen. Zu seiner Verteidigung: er hat sich meinen Scheiß eine ganze Weile gefallen lassen, bevor er ausgetickt ist. Wir starten also eine Schlägerei, mitten in der Kneipe. Gläser gehen zu Bruch, das Geschrei geht los, die Barkeeperin droht die Polizei zu rufen, bla bla bla. Am Ende saßen wir blutig auf dem Boden, ich war immer noch mega angepisst und was macht der Kerl? Guckt mich an, fängt laut an zu lachen, hilft mir auf die Beine und lädt mich auf ein Bier ein. Total verrückt, oder?“
„Definitiv“, stimmte Cole zu, auch wenn er schmunzeln musste.
„Wir sitzen also den restlichen Abend zusammen und trinken, als wenn wir uns nicht eben die Seele aus dem Leib geprügelt hätten, und nach einer Stunde oder so war ich die Ruhe in Person. Ich hab sogar da schon vergessen, was mich so angepisst hat. Irgendwann macht die Kneipe dann zu und der Kerl fragt mich, ob ich noch mit zu ihm komme. Auf diese unmissverständliche Art, bei der klar ist, dass es nicht auf ein letztes Bier hinausläuft, sondern auf die berühmte Briefmarkensammlung! Du hättest mein Gesicht sehen sollen.“ Sully lachte wieder und Cole musste auch lächeln. Das war echt ansteckend. „Ich hab ihn sicher angesehen wie ein Reh im Scheinwerferlicht und war total überrumpelt. An dem Punkt hab ich mir ab und an bei manchen Männern schon gedacht, dass sie wirklich hübsch sind, aber das war nie so konkret und real wie das. Aber ich war neugierig, angetrunken und dachte mir: scheiß drauf, warum nicht?“
„Und, hast du es bereut?“
„Für keine einzige Sekunde.“ Sullys Blick wurde richtig nostalgisch und das Lächeln ein wenig tiefer. „Das war einer der besten Abende meines Lebens. Ab da war mir klar, dass Männer genauso viel Spaß bringen können wie Frauen. Und dass es echt keinen großen Unterschied macht.“
„Was ich dir immer noch nicht glaube!“
„Du bist ja auch doof!“ Sehr erwachsen streckte Sully ihm die Zunge raus. Dann bekam er diesen ganz bestimmten Blick, der inzwischen nicht nur Sullys besten Freund Taylor in Panik versetzte, sondern Cole auch. Weil er wusste, was er bedeutete: Sully heckte eine ganz, ganz miese Idee aus, die entweder ihn alleine oder alle um ihn herum in Schwierigkeiten brachte.
„Nein“, widersprach Cole darum sofort prophylaktisch. „Was auch immer in deinem verrückten Kopf vor sich geht: nein!“
„Jetzt sei nicht so ein Spielverderber. Komm, ich beweise dir, dass ich Recht habe.“
Bevor Cole weiter ausführen konnte, was für eine miese Idee das war – einfach nur aus Prinzip –, hatte Sully die Flasche zur Seite gestellt und im nächsten Moment hockte er über ihm, ein Bein jeweils rechts und links von Coles Hüften. Sully berührte ihn nicht mal und trotzdem machte ihn das verdammt nervös.
„Sully, nein“, versuchte Cole sein Glück noch mal. Ein Blick in Sullys Gesicht machte ihm jedoch klar, dass das vergebene Liebesmühe war.
„Sei nicht so ein Feigling. Ich beiße dich schon nicht. Außer du stehst drauf!“
Cole zog skeptisch eine Augenbraue nach oben und er fand, dass ihm das niemand vorwerfen konnte. „Was zur Hölle wird das?“
„Ein Experiment. Vertraust du mir?“
„Ich vertraue darauf, dass du der Meister der Schnapsideen bist“, antwortete Cole trocken, aber vollkommen ehrlich.
„Im Ernst!“ Sully piekste ihm in die Seite. „Vertraust du mir?“
Tatsächlich musste Cole darüber gar nicht lange nachdenken. Er seufzte ergeben, nickte aber. Was Sully wohl ausreichte. Er beugte sich ein Stück nach vorne und legte ihm eine Hand auf die Augen. Cole blinzelte, obwohl das überhaupt nichts brachte, und wurde sofort unruhig. Es war merkwürdig, mit einem Mal nichts mehr sehen zu können. Vor allem, wenn er nicht sah, was Sully machte! Vertrauen hin oder her, sie sprachen hier immer noch von dem Chaos in Person!
„Halt still“, hörte er Sullys Stimme irgendwo über sich, „und vergiss einfach mal für fünf Minuten, dass ich ein Typ bin.“
„Okay?“, stimmte Cole diesem Wahnsinn zu. Er fand selbst, dass er nicht sonderlich sicher klang.
Einen Moment passierte gar nichts. Dann spürte er Sullys Finger an seiner Hüfte, die sich langsam, fast schon vorsichtig, unter sein Shirt schoben. Cole spannte sich automatisch an und hatte den Mund schon halb offen, um zu protestieren. Es war Ewigkeiten her, dass ihn jemand so angefasst hatte. Selbst bei den kläglichen Versuchen, Nancy mit einem One-Night-Stand zu vergessen, war er nicht einmal so weit gekommen. Von anderen Frauen berührt zu werden, hatte sich einfach nur falsch angefühlt. Jetzt Sullys Finger auf seiner Haut zu fühlen, war verdammt und unfassbar seltsam, aber … es fühlte sich nicht falsch an. Also sagte Cole nichts, rührte sich nicht und gab auch sonst keinen Mucks von sich, sondern konzentrierte sich ganz auf Sully. Er machte nicht mehr, als ihm über Bauch und die Seiten zu streichen, aber das reichte irgendwie total aus, um ihn nervös zu machen.
„Und?“, hörte er nach einem Moment wieder Sullys Stimme. Er sprach leise, flüsterte fast, aber er war ihm so nah, dass Cole ihn trotzdem problemlos verstand. „Fühlt sich das schlecht an?“
„Nein“, gab Cole kleinlaut zu. Was stimmte. Es war einfach nur verdammt seltsam!
„Und das hier?“ Sully hörte auf ihn zu anzufassen. Dafür spürte Cole ziemlich weiche Lippen an seinem Hals und erschrak sich fast zu Tode. Seine Finger zuckten. Er hob eine Hand, krallte sich an Sullys Jacke fest und hatte eigentlich vor ihn von sich zu schieben – weil ernsthaft! Komisch! Doch er tat es nicht, aus welchen verrückten Gründen auch immer. Sein Hirn war vernebelt vom Alkohol und selbst wenn nicht, musste er einfach zugeben, dass sich auch das gut anfühlte. Selbst als Sullys Lippen höher glitten, bis zu seinem Kiefer, und Cole dabei deutlich das Kratzen seines Bartes fühlen konnte. Das war wirklich seltsam und fühlte sich ein wenig falsch an. Er zuckte sofort ein wenig zusammen, aber es war immer noch nicht schlimm. Er war auch ehrlich gesagt nicht sicher, ob die Gänsehaut von Sullys Bart kam, oder von seinem warmen Atem, den Cole überdeutlich auf seiner Haut fühlte. Egal was Sully ihm gesagt hatte, dass hier war anders! Nicht so sehr wie gedacht, aber eben anders.
Selbst der Geruch war seltsam. Nancy hatte meistens ein süßlich-herbes Parfüm benutzt und ein Shampoo, das nach Waldbeeren duftete. Sully roch ganz anders. Nach einem frischen Aftershave und dem Korn, den sie im Laufe der letzten Stunden zusammen vernichtet hatten. Vielleicht roch Cole also ähnlich und sollte das so sein? Das war echt verwirrend.
„War das schlimm?“, lenkte Sully ihn ab. Seine Stimme war leise, hatte gleichzeitig aber einen lauernden Unterton, der Cole nervöser machte als alles andere. Sully war ihm inzwischen so nah, dass er seinen Atem deutlich im Gesicht fühlen konnte.
Obwohl Cole eine ziemlich genaue Vorstellung hatte, was als nächstes passierte und wie er das verhindern könnte, wenn er es wirklich wollen würde, schüttelte er den Kopf. Denn eigentlich war er zu neugierig.
Er war also nicht überrascht davon, dass er Sullys Lippen auf seinen fühlte. Er war überrascht davon, wie gut sich das anfühlte. Völlig anders wie sonst, wenn Sully seinen fünf Minuten hatte und meinte seine Zuneigung durch einen Kuss ausdrücken zu müssen. Das war immer so unschuldig, dass Cole nie auf die Idee gekommen war, das zu unterbinden. Jetzt küsste Sully ihn vorsichtig, aber kein bisschen unschuldig. Cole wusste nicht ganz sicher, ob es daran lag oder an Sully selbst oder einfach daran, dass er gerade sowieso nicht richtig denken konnte, aber er erwiderte den Kuss und es war das erste Mal seit über zwei Jahren, dass er es genoss. Dass es sich immer noch so seltsam und fremdartig anfühlte, dass Cole es gar nicht richtig beschreiben konnte, aber nicht falsch.
Das änderte sich nicht mal, als Sully den Kuss vertiefte und die Hand von seinen Augen nahm. Cole war versucht die Augen zu öffnen und Sully anzusehen, ließ es aber sein. Er hatte Angst, dass ihn das wieder in die Realität zurückholte, und das war gerade das Letzte, was er wollte. Also ließ er das bleiben, hob dafür seine andere Hand. Er streifte Sullys Wange und war erneut total irritiert davon, einen Bart zu fühlen. Es war auch seltsam, seine Hand in kurzen Haaren zu vergraben. Cole war lange Haare gewöhnt, die zu einem Zopf gebunden waren, oder lose über die Schultern fielen. Er war es gewohnt, die langen Strähnen um seine Finger wickeln zu können und bei Beliebigkeit daran zu ziehen. Sullys Haare waren auf jeden Fall zu kurz dafür und trotzdem konnte Cole beim besten Willen keine Beschwerden vorbringen.
Es war echt irre! Cole hatte keine Ahnung, wie lange sie einfach nur hier lagen und rumknutschten wie die Teenys, aber es war ihm auch total egal. Irgendwann vergaß er wirklich, dass Sully ein Mann war und genoss es einfach nur.
Irgendwann, nach einer gefühlten Ewigkeit, löste Sully sich von ihm. Erst jetzt traute Cole sich, die Augen wieder zu öffnen. Sully sah ein wenig benebelt aus, lächelte aber ziemlich zufrieden und Cole hatte so das Gefühl, dass er gerade auch nicht besser aussah. „Gibst du jetzt zu, dass ich Recht habe?“, bohrte der Idiot nach.
Cole gab ein Brummen von sich. Gerade traute er seiner Stimme nicht. Sein Puls war bedenklich hoch und das wirklich Irre war, dass er ernsthaft darüber nachdachte, Sully einfach wieder zu sich zu ziehen und da weiterzumachen, wo sie aufgehört hatten. Das machte ihm ein wenig Angst, weswegen er auch nicht wirklich traurig darüber war, dass Sully sich mit den Händen vom Boden stemmte und aufstand. Er schwankte einen Moment, womit er Cole daran erinnerte, wie viel sie eigentlich getrunken hatten.
„Lass uns gehen“, schlug Sully vor, hielt ihm eine Hand hin und lächelte immer noch so seltsam. „Taylor tritt mir in den Arsch, wenn ich nachts nicht nach Hause komme“
Widerstandslos ergriff er die Hand und ließ sich auf die Beine ziehen. Ja, doch, die Welt drehte sich ein wenig, auch wenn er das Gefühl hatte, dass das nicht nur vom Alkohol kam.
Darum war es ganz hilfreich, dass Sully einen Arm um seine Mitte schlang, ihn zu sich zog und sich erst dann in Bewegung setzte. „Also“, fing er an loszuplappern, als wenn nichts gewesen wäre. „Was genau muss ich tun, damit du beim nächsten Fallschirmspringen dabei bist?“
Cole stöhnte, halb genervt, halb amüsiert. Wieso nur hatte er da so eine Ahnung, dass das ein sehr, sehr langer Heimweg werden würde?

Cole

 

Flackerndes Licht durchflutete den Raum, traf auf nackte Haut und brachte die Farbe darauf zum Leuchten. Rot, Blau, Grün, Gelb, Pink oder einfach nur ein sanftes Weiß vermischten sich zu einer bunten Einheit. Eine Masse aus Männer und Frauen, die sich rhythmisch zu der lauten Musik bewegte, die von den Wänden widerhallte. Cole konnte den Bass unter seinen Füßen vibrieren spüren. Wie ein eigenständiger Puls. Lebendig und mitreißend. Er liebte dieses Gefühl.
Dabei war das hier nicht einmal seine Musik. Mehr Techno als Rock, was nicht unbedingt seine Welt war. Er bereute es aber nicht, gekommen zu sein. Ein Freund von ihm schmiss diese Blacklight-Party. Es war eine spontane Entscheidung gewesen und die Organisation deswegen ziemlich holprig. Cole war sich deswegen auch sehr sicher, dass es keine offizielle Genehmigung hierfür gab, aber da er am Ende nicht seinen Hals dafür hinhalten musste, interessierte ihn das weniger. Er hatte nur auf die Schnelle versprochen, bei der 'Deko' auszuhelfen.
Darum stand er seit zwei guten Stunden hier am Rand der Tanzfläche, zu dem sie die Mitte der alte Lagerhalle erklärt hatten, und zeichnete den Leuten gewünschte Motive auf den Körper. Das war schon ein wenig irre, wie er zugeben musste. Er hatte hier nicht die Zeit für Kunstwerke und darum ging es ja auch gar nicht. Aber er hatte noch nie einen ganzen Raum voller Leute gesehen, die seine Zeichnungen auf dem Körper trugen. Das gefiel ihm.
Die Motive waren meist passend zu Halloween gewählt. Cole wusste schon nicht mehr, wie viele Totenköpfe oder Spinnennetze er heute gezeichnet hatte, aber warum auch nicht? Dafür war dieser Tag ja da. Genau genommen fand er die Idee von Ben, ausgerechnet zu Halloween eine Blacklight-Party zu schmeißen, ziemlich genial. So was fand eher im Sommer statt. Da liefen die Leute sowieso mit wenig Kleidung am Körper herum und zogen sich an, als wären sie am Strand. Cole glaubte nicht, dass er schon mal so viele Männer ohne Shirts oder Frauen nur im BH oder knappen Top gesehen hatte wie heute. Man konnte hier sehr leicht vergessen, dass es Ende Oktober war.
Gerade war er dabei, einer jungen Blondine eine Schlange über die Hüften zu malen. Ihre Freundin stand daneben und leuchtete bereits in allen möglichen Farben. Sie hatte einfach nur irgendwelche Muster gewollt, in so vielen Farben wie möglich, also hatte Cole ihr ein paar Tribals über jedes Stück freie Haut gezeichnet, das man sehen konnte.
„Das sieht großartig aus“, bekam er ein Lob, als er fertig war. Die Frau betrachtete die Schlange und lächelte so breit, dass ihre weißen Zähne im Licht leuchteten.
Cole musste selbst lächeln. „Freut mich.“
„Was ist eigentlich mit dir?“, wollte die Freundin wissen. Sie musterte ihn von oben bis unten. „Du bist der einzige Kerl hier, der noch ein Shirt trägt!“
Unbeeindruckt räumte Cole den Pinsel wieder weg. „Ich arbeite hier ja auch nur.“
„Falls du Hilfe beim Ausziehen brauchst -“
„Ok, wir gehen dann mal!“ Die Blondine packte ihre Freundin am Arm und zog sie von ihm weg. Cole sah den beiden etwas verwirrt hinterher.
„Oh Mann“, hörte er plötzlich eine sehr bekannte Stimme hinter ihm. „Du merkst echt nicht, wenn du angegraben wirst, oder?“

Coles Herzschlag verlangsamte sich sofort und sein Magen machte einen kleinen Looping, während ein halbes Dutzend verschiedener Emotionen in Achterbahngeschwindigkeit durch seinen Körper jagten.

Der Abend vor einigen Wochen im Park war total irre gewesen. So im Nachhinein. An dem Abend selbst hatte sich Cole gar keine großartigen Gedanken über irgendwas gemacht. Er hatte Spaß gehabt, er hatte sich wohlgefühlt und vor allem hatte er genug getrunken, um sich selbst keine dämlichen Fragen zu stellen.
Nur war er nicht so betrunken gewesen, dass er vergessen hätte, was genau passiert war.
Sully hatte ihn geküsst. Er hatte ihn geküsst und Cole hatte es nicht nur hingenommen, es hatte ihm gefallen. Sehr gut sogar. Mehr als er vor sich selbst zugeben wollte. Weil es seltsam war. Weil Sully sein Freund war. Weil Sully ein Mann war, Herr Gott noch mal! Wie konnte ihm so was eigentlich passieren?
Wie auch immer, es war passiert und es hatte ihm eine scheiß Angst eingejagt. So was konnte Freundschaften zerstören und das war das Letzte, was er wollte. Er mochte Sully! Er war so ein guter Freund geworden, den er auf keinen Fall mehr hergeben wollte! Aber Sully hatte ihn vom ersten Tag angegraben und jetzt war so was passiert. Cole fühlte sich echt mies deswegen. Er hatte echt schiss gehabt, Sully wieder unter die Augen zu treten.
Doch Sully hatte kein Ton darüber verloren. Seit dem Abend im Park hatten sie sich fünfmal wieder gesehen und er hatte es nicht einmal erwähnt. Sully war so wie immer zu ihm und schien sich im Gegensatz zu ihm nicht die geringsten Gedanken darüber zu machen. Cole sollte froh darüber sein. Das war das Beste, was passieren konnte. Die verrückte Wahrheit war aber, dass es ihn störte. Es störte ihn massiv und wie albern war das denn bitte?
Sully war nicht so, wie die meisten Menschen. Das war Cole vollkommen bewusst. Für ihn bedeutete ein Kuss nicht das, was es für jeden anderen tat. Sully küsste seine Freunde ständig und das aus dem einzigen Grund, weil er sie gern hatte. Das war seltsam am Anfang, aber man gewöhnte sich schnell daran, und je besser man Sully kannte, umso schneller merkte man, dass das eigentlich sogar ziemlich gut zu ihm passte. Der Kuss war nicht harmlos gewesen wie sonst und trotzdem hätte Cole klar sein müssen, dass es für Sully keine große Sache war. Er war nicht so verklemmt, was diese Dinge anging. Sully gehörte zu den Menschen, die One-Night-Stands und Affären haben konnten, ohne sich deswegen schlecht zu fühlen. Warum auch? Dazu gab es keinen Grund. Cole hatte solche Menschen noch nie verurteilt, er konnte das nur für sich selbst nicht. So gesehen hätte ihm das also alles klar sein müssen und er hätte es sich sparen können, sich den Kopf zu zerbrechen.
Warum zur Hölle störte es ihn dann also?
Ein winziges kleines Bisschen hatte er sich sogar gewünscht, dass Sully es wieder tat. Dass er bei einem ihrer letzten Treffen einfach zu ihm kam und ihn wieder küsste. Cole schämte sich ziemlich für dafür, weil das nicht fair war und so ziemlich gegen alles sprach, was er je über sich selbst gedacht und geglaubt hatte zu wissen. Das verhinderte aber nicht, dass er enttäuscht darüber war, dass nichts dergleichen passiert war, und er sich seitdem immer mehr fragte, woran das lag. Vielleicht hatte Sully von Anfang an nur Spaß gemacht und seine ganzen Komplimente gar nicht so gemeint. Vielleicht hatte er auch die Lust verloren. Vielleicht hatte ihm der Kuss nicht halb so gut gefallen wie Cole. Und die wichtigste Frage von allen: Warum ließ ihn das nicht los?

All das und mehr ging ihm jedes Mal durch den Kopf, wenn er Sully sah.

Heute bildete keine Ausnahme.
Er drehte sich um und sah Sully vor sich stehen, in Lederjacke und einem schiefen Grinsen im Gesicht.Er freute sich, Sully zu sehen! „Du hast es echt geschafft!“, stellte er das Offensichtliche fest.
„Habe ich doch gesagt. Einer muss dich ja von der wilden Meute an Frauen retten.“
Cole zog eine Augenbraue hoch, ließ das aber unkommentiert. Er hatte Sully heute Mittag eine Nachricht geschrieben und gefragt, ob er, Taylor und Dino kommen wollten, ohne sich große Chancen auf eine Zusage auszumalen. Es war Halloween. Die meisten Leute hatten schon Wochen vorher etwas geplant. Cole wäre jetzt auch eigentlich mit seinem Freund Blake und seiner Schwester auf einer Party, aber er wollte Ben nicht hängen lassen, darum war er hier.
„Kommen Taylor und Dino nicht?“ Cole lehnte sich ein Stück an Sully vorbei, halb in Erwartung, die beiden hinter ihm stehen zu sehen.
„Dino ist auf irgendeiner Feier mit seiner Freundin“, erklärte Sully über die laute Musik hinweg. „Taylor ist krank. Ich wollte eigentlich bei ihm bleiben, aber er hat mich rausgeschmissen und gemeint, dass er schneller wieder auf die Beine kommt, wenn er keine nervige Krankenschwester um sich herumtanzen hat. Was echt gemein ist! Ich bin eine gute Krankenschwester!“
„Das glaube ich“, schmunzelte Cole und meinte das sogar ernst. Er konnte sich gut vorstellen, wie Sully sich um jemand kümmerte, der ihm am Herz lag. „Sag ihm gute Besserung von mir.“
„Mach ich!“ Sully schob die Hände in die Hosentasche und sah sich um. Nach einem Moment schlich sich ein Grinsen auf sein Gesicht. „Die Musik könnte besser sein, aber das sieht schon ziemlich cool aus.“
„Finde ich auch!“
„Hast du jeden hier angemalt?“
Cole lachte und schüttelte den Kopf. „Nein, Clara und Jordan helfen hier auch aus.“ Er zeigte zum anderen Ende der Tanzfläche, wo die beiden gerade dabei waren, eine kleine Gruppe Neuankömmlinge zu versorgen.
Sully folgte seinem Blick, wirkte aber nicht sehr beeindruckt. „Ich habe lieber deine Hände auf meinem Körper“, bemerkte er leichthin und fing an sich die Jacke auszuziehen.
„Pinsel!“, korrigierte Cole sofort und ignorierte das flatternde Bauchgefühl.
Woran er kolossal scheiterte, als Sully auch sein Shirt auszog und mit nackten Oberkörper vor ihm stand. Nicht als erster Mann heute Abend oder generell in seinem Leben. Cole konnte behaupten, mindestens einmal die Woche nackte Oberkörper von Männern zu sehen und bisher hatte er darüber nie auch nur einen Gedanken verschwendet. Es war Arbeitsfläche für ihn, mehr nicht. Er starrte Frauen auch nicht an, wenn sie vor ihm blank zogen, damit er Tinte unter ihre Haut bekam. Das hatte er auch nicht, als er Sully sein Tattoo gestochen hatte, aber irgendwas war inzwischen anders.
Er kannte Sullys Körper. Er kannte den Schriftzug, den er als Armband ums Handgelenk tätowiert hatte. Genau wie das Datum im Nacken, bei dem er immer wieder vergaß Sully zu fragen, was es bedeutete. Er kannte die wenigen, feinen Narben, die an manchen Stellen von überstandenen Unfällen und geheilten Verletzungen zeugten. Sully war gut gebaut, aber schlank. Seine Muskeln waren nicht extrem oder aufgepumpt. Unter der Kleidern waren sie gar nicht richtig zu vermuten. So sah man aber den leichten Ansatz eines Sixpacks genauso deutlich wie die Hüftknochen, die sich unter der Haut abzeichneten. Seine Rücken- und Schultermuskulatur war ein wenig ausgeprägter, wie Cole wusste. Darüber hatte er ganz am Anfang nachgedacht, weil es gar nicht so unwichtig fürs Stechen von Tattoos war. Es war nicht zu übersehen, dass Sully die meiste Zeit seines Tages in Bewegung war und Sport trieb.
Jetzt gerade, wo Sully so vor ihm stand, fragte Cole sich etwas zu intensiv, wie groß der Unterschied zu einer Frau wäre, wenn er seine Finger über die Haut streichen würde.

Warum küsste Sully ihn nicht noch einmal?
„Also!“, riss Sully ihn aus seinen Gedanken, wofür Cole gerade sehr dankbar war. „Was empfiehlst du mir, Picasso?“
Mit Mühe riss Cole sich wieder zusammen und konzentrierte sich. „Worauf hast du denn Lust?“
„Ähm ...“ Sully kratzte sich am Kinn und setzte ein paar Sekunden ein ernsthaft nachdenkliches Gesicht auf. Am Ende zuckte er aber nur mit den Schultern. „Keine Ahnung. Irgendwas Cooles. Es ist Halloween! Du bist hier der Künstler.“
„Na gut. Aber ich will nachher keine Beschwerden hören.“
„Das würde mir im Traum nicht einfallen.“ Sully schmunzelte und breitete dann in einer einladenden Geste die Arme aus. Cole dachte lieber nicht zu genau darüber nach, wie einladend das war.
Stattdessen machte er sich an die Arbeit. Er zeichnete grob die Konturen von einem der Totenköpfe nach, die Sully als Tattoo auf dem Rücken trug. Nicht sonderlich kreativ, wie er zugeben musste, aber es erfüllte seinen Zweck. Auf die Brust und im Gesicht verzierte er Sully mit Kriegsbemalung, die seiner Meinung nach gut zu den eh schon zerzausten Haaren passte, die Sully als Frisur betitelte. Auf die rechte Schulter setzte er Sully mit wenigen Strichen eine Vogelspinne und über seinen linken Arm zeichnete er eine lange Wunde, aus der Blut tropfte. Auch hier hatte Cole keine Zeit für Meisterwerke, aber er brachte trotzdem ein paar Minuten. Sully hielt interessanterweise die ganze Zeit still. Cole hatte ihn noch nie so lange so ruhig erlebt.
Als er fertig war, betrachtete Sully sich soweit es ging und grinste zufrieden. „Gefällt mir!“
„Das ist die Hauptsache.“
„Ok, jetzt du.“
Cole blinzelte irritiert und schüttelte den Kopf. „Warum sollte ich?“
„Weil das hier eine Party ist und auf einer Party hat man Spaß. Also komm, pretty boy, zieh dich aus. Ich bin zwar kein großer Künstler so wie du, aber ich verspreche, dass ich dich nicht verunstalte!“
„Davor habe ich auch gar keine Angst.“
„Dann hast du auch keine Ausrede!“
Oh, doch. Cole fielen einige ein. Allerdings grinste Sully ihn so breit an, dass er jeden Widerspruch runterschluckte. Warum auch nicht? Sully hatte Recht.
Also drückte er seinem Freund die Pinsel und die Farbe in die Hand, um sein eigenes Shirt loszuwerden. Obwohl wirklich jeder hier halbnackt rumlief, kam er sich trotzdem für einen Moment recht dämlich vor. Was Sully nicht besser machte. Der musterte ihn mit hochgezogener Augenbraue, bevor er schmunzelte. „Wow, du hast echt eine Menge Tattoos.“
„Natürlich!“ Cole runzelte leicht die Stirn. War das bei seinem Job nicht offensichtlich?
Sully streckte die Hand aus und strich mit den Fingerspitzen über den roten Drachen auf seiner Schulter. Er spürte die Berührung kaum und trotzdem musterte er schaudern. „Das sieht alles ziemlich klasse aus“, teilte Sully ihm seine Meinung dazu mit.
„Sag das Blake“, riet er Sully und nahm ihm einen der Pinsel ab. „Er hat die Hälfte davon gestochen.“
„Mach ich!“ Sully grinste wieder sein typisches Grinsen, bevor er hinter ihm trat und Cole einen Moment später die kühle Farbe auf seiner Haut spürte. Er selbst zeichnete sich ein aufgerissenes Monstermaul auf den Bauch, eine Fledermaus auf die Schulter und einen Kürbis auf den linken Arm. Ein paar Halloween-Klischees konnte er schließlich auch mal erfüllen.
Sully war eine Minute nach ihm fertig. „Was hast du gemalt?“, erkundigte Cole sich bei ihm und versuchte gleichzeitig recht erfolglos über seine eigene Schulter auf seinen Rücken zu gucken.
„Nadel und Faden, die eine Wunde nähen.“ Sully stellte die Pinsel ab und sah ihn grinsend an. „Das habe ich oft genug in meinem Leben gesehen, um es authentisch hinzubekommen!“
„Ich bin beeindruckt“, gab Cole mit einem Lächeln zu.
„Das kannst du sein, wenn ich uns hier irgendwo was zu Trinken aufgetrieben habe. Nicht weglaufen!“
„Ich werde mich hüten!“ Cole hob abwehrend die Hände und sah Sully hinterher, wie er in der Masse der Leute verschwand. Gerade hatte er das Gefühl, dass der Abend noch besser wurde als bisher gedacht.

Sully

 

Sully hätte nie gedacht, dass er mal einen Abend damit verbringen würde, zu Techno-Musik Spaß zu haben, aber genau das war der Fall. Nach einer Weile wuchs einem der tiefe Bass und die rhythmischen Melodien echt ans Herz und es war unmöglich, die Füße stillzuhalten. Ganz zu schweigen, wie cool es hier einfach aussah! Wohin man blickte, leuchteten einem die grellsten Farben entgegen. Aufgemalte Fratzen, niedliche Fledermäuse oder klassische Skelette, alles war vertreten. Sully lächelte bei dem Gedanken, dass fast die Hälfte aus Coles Feder entstammte.
Es war nicht so schwer gewesen wie gedacht, ein wenig Alkohol aufzutreiben und noch leichter war es gewesen, Cole zu überreden, ein paar Gläser mit ihm zu trinken. Nicht zu viel, weil er zwischendurch immer noch ein paar Kunstwerke auf nackte Haut zaubern musste, aber man musste Alkohol ja nicht immer mit dem Ziel trinken, am Ende des Abends kaum den Weg nach Hause zu finden.
Schwieriger war es gewesen, Cole zum Tanzen zu überreden. Sully besaß dafür kein Talent und gab sicher auch keine gute Figur auf der Tanzfläche ab, nur interessierte ihn das überhaupt kein Stück. Es machte Spaß. Noch mehr, wenn man es mit einem Freund machte. Darum hatte er jeden Protest seitens Cole im Keim erstickt und ihn einfach mit sich gezogen. Es hatte ein oder vielleicht auch zwei Lieder gedauert, bis Cole nicht mehr ausgesehen hatte, als wäre das hier seine persönliche Folter, aber dann hatte er sich entspannt und sichtbar Spaß gehabt. Was so klasse war! Das war nicht ganz die Art Adrenalin, die er bevorzugte, aber er wollte sich echt nicht beschweren.
Auch wenn er Cole vor einer guten halben Stunde wieder hatte gehen lassen müssen, weil ein Pärchen ihn nach ein Zeichnungen gefragt hatte. Es wäre ihm lieber, Cole wäre immer noch hier bei ihm am Tanzen, aber es war jetzt auch nicht so, als wenn er sich nicht alleine beschäftigen könnte. In der halben Stunde hatte er schon zwei neue Leute kennenlernt. Melody und Julia – oder Juliette? Irgendwas in der Richtung. Bei der lauten Musik war es so gut wie unmöglich, sich vernünftig zu unterhalten.
Sully überlegte trotzdem, ob er nicht doch wieder zu Cole gehen sollte, als er diesen ein Stück entfernt entdeckte, wie er sich durch die Masse zwängte. Allerdings nicht in Sullys Richtung und irgendwas stimmte an dem Bild auch nicht. Cole wirkte gestresst und hielt sich die Hand vor den Mund. „Bin gleich wieder da“, teilte er Melody mit, war aber nicht sicher, ob sie ihn verstand. Was ihm ehrlich gesagt egal war. Er folgte Cole, wobei er sich weniger sanft seinen Weg durch die Menge bahnte als ein Freund. Das war nicht nett, aber so holte er Cole immerhin schnell ein.
Er packte Cole am Arm, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen und hob fragend eine Augenbraue. Bei dem ganzen Licht war es schwer zu sagen, aber Cole wirkte ein bisschen blasser als vorhin noch. Sully bekam aber keine Erklärung. Cole winkte in die Richtung, in die er unterwegs war, und Sully sah nach einem Moment die Tür am Ende der Wand. Er verstand, nickte und ließ Cole wieder los, damit er weiterlaufen konnte.
Als er nach draußen trat, lief er gegen eine Wand aus Kälte. In der Halle waren so viele Menschen und man war selbst permanent in Bewegung, dass einem die ganze Zeit warm war – auch ohne Shirt. Hier draußen wurde er brutal daran erinnert, dass sie Herbst hatten. Sully schüttelte sich, als wenn er die Gänsehaut so loswerden könnte, kümmerte sich aber nicht weiter darum. Seine Aufmerksamkeit lag ganz bei Cole, der ein paar Schritte ging und dabei auf eine Art hustete, die nicht gesund klang.
„Alles in Ordnung?“ Es war eine dumme Frage, das wusste Sully. Er hatte nur keine Ahnung, was er sonst tun sollte.
Zum Glück nickte Cole. Er lehnte sich gegen die Mauer, ging leicht in die Hocke und stützte sich mit den Händen auf seinen Beinen ab. Sein hübsches Gesicht war konzentriert und das Husten wurde nicht besser. Es dauerte einen Moment, bis Sully der Grund dafür wie ein Hammerschlag traf. Er war versucht sich die flache Hand gegen die Stirn zu schlagen. Da drin herrschte eine schreckliche Luft. Es war nicht nur warm und stickig, sondern es wurde bei jedem fünften Lied die Nebelmaschine angeschmissen. Das konnte nicht schön sein für Asthmatiker.
„Warum benutzt du dein Spray nicht?“, hakte Sully nach. Das schien für ihn eine logische Schlussfolgerung zu sein. Da Cole es nicht machte, war es vielleicht schlimmer als sonst, was ihn echt nervös werden ließ. Sully fing an, unruhig das Gewicht von einem Bein aufs andere zu verlagern.
„Das ist in der Jacke“, brachte Cole heraus, bevor er vom nächsten Husten unterbrochen wurde. „Und die ist irgendwo bei der Garderobe. Ich hab einfach frische Luft gebraucht.“
Sully runzelte die Stirn. „Aber es würde dir helfen?“
Das Nicken, das er zu Antwort bekam, war ziemlich beruhigend. Sully steckte die Hand in die Hosentasche und ging zu Cole rüber. In der nächsten Sekunde hielt er ihm einen Inhalator vor die Nase. „Hier.“
Unter anderen Umständen wäre es echt köstlich gewesen, wie verdattert Cole ihn ansah. Als wäre gerade ein Ufo vor seinen Füßen gelandet. Doch er riss sich nach einem Moment zusammen, nahm ihm den Inhalator ab und benutzte ihn. Sully beobachtete ihn die nächsten fünf Minuten genau und entspannte sich erst wieder, als er sah, dass Cole wie ein normaler Mensch atmete.
„Warum zur Hölle hast du einen Inhalator bei dir?“, war das Erste, was er wissen wollte, sobald er seine Stimme wiederfand.
„Wegen dir, offensichtlich.“ Sully kratzte sich am Hinterkopf, weil Cole ihn ansah, als wenn das kein bisschen offensichtlich wäre. „Taylor hat ein paar davon besorgt, seit er weiß, dass du Asthma hast. Er macht so was dauernd. Wir haben einen ganzen Schrank voll mit Zeug, das jedes Krankenhaus neidisch machen würde. Krücken, Bandagen, Armschlingen … er hat sogar so einen medizinischen Tacker zum Wunden nähen. Ich hab keine Ahnung, wo er das ganze Zeug immer auftreibt, aber er macht das seit Jahren. Seit ich angefangen habe, mich für Extremsport zu interessieren.“
Anscheinend war das nicht hilfreich. Cole starrte ihn immer noch an, als würde er eine total irre Geschichte hören. Irgendwie machte ihn das nervös. „Und wieso hast du das dabei?“, hakte er ungläubig nach.
„Naja, wegen Fällen wie diesen? Ich dachte mir, es kann nicht schaden. Habe ich irgendwas falsch gemacht?“ Gerade war er sich da echt nicht sicher.
Cole blinzelt irritiert, dann lächelte er ein ziemlich warmes Lächeln und schüttelte den Kopf. „Nein, natürlich nicht. Das ist wahnsinnig lieb von euch. Dankeschön.“
Jetzt war es an Sully, ihn verdutzt anzusehen. „Kein Grund zum Bedanken. Das ist selbstverständlich.“
„Ist es nicht.“ Cole richtete sich wieder auf und streckte den Rücken durch. Es war erstaunlich, wie viel besser er in den wenigen Minuten wieder aussah.
„Willst du wieder rein?“, wechselte Sully ein wenig das Thema, weil er es sinnlos fand, weiter darüber zu reden.
Wieder schüttelte Cole den Kopf. „Ich genieße noch ein wenig die frische Luft. Aber du kannst gerne wieder rein. Es ist kalt.“
„Ich weiß“, stimmte Sully zu und blieb stehen, wo er war.
In der nächsten Minute war es ruhig. Keiner von ihnen sagte etwas, aber das war okay. Es war ein angenehmes Schweigen, das Sully dafür nutzte, sich ein wenig umzusehen. Sie standen auf einer Art Hinterhof. In der Ferne konnte er einige gestapelten Kisten sehen, die den Eindruck machten, als wären sie schon vor einer Weile dort vergessen worden. Sully fragte sich ja, was darin war und wie sehr Cole ihm auf die Finger hauen würde, wenn er nachsehen ging.
„Sully?“, hörte er nach einem Moment Coles Stimme, betrachtete aber weiterhin die Kisten.
„Hm?“
„Warum hast du mich nicht noch einmal geküsst?“
Langsam dreht er den Kopf doch wieder in Richtung seines Freundes. Cole hatte sich kein Stück bewegt und sah ihn fast schon neugierig an. Diese Frage war das Letzte, womit er gerade gerechnet hätte, und Sully wusste auch nicht so ganz, wie er das beantworten sollte. Es fühlte sich an wie eine Fangfrage, bei der er nur verlieren konnte.
„Weil ich nicht dachte, dass du das willst“, entschloss er sich schließlich dafür, ehrlich zu sein. „Du wirst nicht müde zu betonen, dass du nicht auf Männer stehst, und wir waren betrunken. Also nicht, dass ich das nicht auch nüchtern getan hätte, aber du weißt schon.“ Er zuckte ein wenig hilflos mit den Schultern. „Warum fragst du?“

Cole zögerte und wirkte mit einem Mal ziemlich unsicher. Das tat Sully leid, aber nicht genug, um die Frage zurückzuziehen. „Ganz ehrlich?“, hakte er nach, mit einem Ton, der implizierte, dass er wohl lieber lügen würde.
„Natürlich“, bestand Sully jedoch auf die Wahrheit. Sie waren Freunde und seiner Meinung nach sollten Freunde immer ehrlich zueinander sein.
Wirklich wohl fühlte Cole sich jedenfalls nicht. Er knete nervös seine Hände und wich seinem Blick etwas aus. „Es stört mich irgendwie, dass du es nicht noch einmal probiert hast.“
Jetzt völlig verwirrt starrte er Cole an. „Warum?“
„Weil … naja, weil … ach, ich weiß auch nicht. Vom ersten Tag an, seit wir uns kennen, hast du signalisiert, dass du genau das willst. Dann haben wir uns geküsst und es hat mir echt gut gefallen. Die logische Schlussfolgerung wäre also, es zu wiederholen, aber du hast so getan, als wäre das gar nicht passiert!“
Okay, das war seltsam. Sehr seltsam. Sully bekam hier immer mehr das Gefühl, etwas verpasst zu haben. „Hättest du mich denn gelassen? Wenn ich es noch einmal versucht hätte?“
„Ja. Nein.“ Cole gab einen frustrierten Laut von sich. „Keine Ahnung! Ich will einfach, dass du es willst. Oh Gott, das ist so lächerlich.“ Er rieb sich gestresst übers Gesicht und sah ihn dann entschuldigend an. „Vergiss es. Das ist dumm.“
Einen Moment lang konnte Sully nichts anderes tun, als seinen Freund unintelligent anzustarren. Dann fing er an zu lachen. Es tat ihm echt leid, weil Cole das hier offensichtlich nicht leicht fiel und peinlich war, aber es war einfach so witzig!
Was Cole natürlich anders sah. Der verzog beleidigt das Gesicht und verschränkte die Arme in einer abwehrenden Haltung vor der Brust. „Das ist nicht witzig.“
„Oh, doch!“, musste Sully einfach widersprechen. „Du hörst dich an, wie ein zwölfjähriges Mädchen.“
Cole verdrehte die Augen. „Ja, danke auch. Ich weiß. Können wir bitte das Thema wechseln?“
„Auf keinen Fall!“ Sully grinste immer noch, riss sich sonst aber zusammen. Er ging zu Cole rüber, bis er dicht genug vor ihm stand, um ihm problemlos in die Augen sehen zu können. „Du bist ein kleiner Idiot, weißt du das? Natürlich will ich dich küssen! Mehr als das. Ich könnte dir sehr detailliert erzählen, was für eine Rolle du in der ein oder anderen Fantasie von mir schon gespielt hast, aber ich glaube, dann verkriechst du dich ganz in deinem Schneckenhaus.“ Sully kicherte, weil Cole diese Vermutung nur dadurch unterstrich, dass er wieder nervös seinem Blick auswich.
„Du bist unmöglich.“
„Ja, das sagst du dauernd.“ Er beugte sich noch ein Stück nach vorne, bis sein Gesicht so dicht vor Coles war, dass er selbst den kleinsten Klecks Farbe dort erkennen konnte, und senkte seine Stimme so weit, bis sie nur noch ein Flüstern war. „Wenn du verführt werden willst, lässt sich das einrichten.“
Cole schluckte schwer, öffnete den Mund – vermutlich um zu widersprechen –, aber Sully ließ ihn nicht. Er legte Cole eine Hand auf die Brust und schob ihn sanft, aber bestimmt nach hinten, bis die Wand ihn aufhielt. Sully konnte ihn unter seinen Fingern schaudern spüren, war aber nicht sicher, ob das an ihm lag oder an der kalten Mauer. Es war ihm gerade auch egal. Seine andere Hand legte er an Coles Wange, strich mit dem Daumen über die Haut und beugte sich auch noch das letzte Stück nach vorne.
Der letzte Kuss im Park war großartig gewesen. Sully erinnerte sich an jede Sekunde davon, egal wie viel er vorher getrunken hatte. Es war vorsichtig gewesen und süß und er hatte das echt genossen. Dieser Kuss hier, der war eindeutig anders. Cole war weniger passiv. Sully spürte die Hände in seinem Nacken und in den Haaren noch im selben Moment, in dem Cole den Kuss erwiderte. Kein bisschen unschuldig oder vorsichtig. Das warf ihm ein wenig aus der Bahn. Okay, was warf ihm ziemlich aus der Bahn. Er hatte nicht gelogen: er wollte Cole, von der ersten Sekunde an. Er hätte nur nie gedacht, dass er irgendwann eine Chance hätte. Es war auch echt absurd! Sie standen mitten im Herbst ohne Shirt auf irgendeinem dreckigen Hinterhof, waren beide mit Farbe beschmiert und selbst hier konnte er noch die dumpfen Bässe der Musik hören. Für einen Moment fragte Sully sich, was für ein beklopptes Bild sie abgeben mussten.
Im nächsten Moment dachte er eigentlich gar nicht mehr, weil Gott verdammt, er durfte Cole küssen! Sully konnte sein Glück gar nicht fassen und er war mehr als bereit, es noch ein wenig weiter auszureizen. Seine Hand glitt von Coles Wange über seinen Hals, wo er den Puls stark unter seinen Fingern hämmern spürte, weiter runter über seine Brust und den flachen Bauch, bis er seine Finger nicht ganz so sanft in der Hüfte vergrub, um ihn festzuhalten. Sully lehnt sich mit seinem ganzen Gewicht nach vorne, bis ihre Körper sich berührten – und bereute es fast. Coles Haut war heiß und fühlte sich verboten gut an. Das machte ihn schon ein wenig fertig, aber als er Cole gegen seine Lippen keuchen hörte, bekam Sully echt Probleme. Ziemlich große Probleme sogar. Inklusive sehr weicher Knie, Flucht seiner Selbstbeherrschung und unkontrollierte Randale seiner Hormone. Das war nicht gut.
Darum zog er die Notbremse, bevor er doch noch zu weit ging. Sully ließ den Kuss ruhiger werden, bevor er sich dazu bringen konnte, ihn ganz zu beenden. Er lehnte seine Stirn gegen Coles und lächelte glücklich. „Zufrieden?“, hakte er nach, weil reden ihn erfolgreich davon abhalten würde, da weiterzumachen, wo er eben aufgehört hatte.
„Mhm“, war alles, was er als Antwort bekam. Cole rührte sich kein Stück, strich ihm nur weiter durch die Haare und in dem Moment wusste Sully wirklich nicht, ob er den Mann ins Bett zerren oder sich einfach nur ankuscheln wollte.
Es wurde ein wenig eindeutiger, als Cole sich doch bewegte. Er ließ seine Hand wie eine Spiegelbewegung von Sully über seinen Körper gleiten, nur deutlich langsamer. Coles Finger waren warm, hinterließen ein feines Kribbeln und als er sich dem Rand seiner Jeans näherte, wurde Sully echt nervös. Doch genau dann zog Cole seine Hand zurück und lächelte. „Sehr zufrieden“, beantwortete er schließlich seine Frage und holte Sully damit wieder ins Hier und Jetzt zurück.
„Gut, dann wäre das ja geklärt!“ Sully grinste und zwang sich dazu, etwas Abstand zu nehmen – was ihm echt nicht so schwer fallen sollte. „Lass uns wieder reingehen. Ein kranker Freund reicht mir.“
Cole schnaubte, stieß sich von der Wand ab, lächelte aber immer noch auf diese ganz bestimmte Weise, die ihn unverschämt gut aussehen ließ. Das war ansteckend. „Nur wenn du mich nicht wieder zwingst, zu tanzen.“
„Dir hat das gefallen!“ Sully lachte, legte seinem Freund einen Arm um die Schulter und dirigierte sie beide in Richtung Tür. „Leugne es nicht.“
„Oh, und wie ich das leugnen werden.“
Sully grinste noch eine Spur breiter, während sie wieder in die Halle gingen und die Musik es einem schwer machte, sich weiter zu unterhalten. Das nervöse Gefühl wurde er dadurch allerdings nicht los.

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Tag der Veröffentlichung: 19.10.2019

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