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Clair de Lune - Eine Kurzgeschichte zu Tanz der Vampire

Antonia, eine junge preußische Prinzessin, war zu Besuch bei ihrer älteren Schwester Ka­roline. Das Landgut ihres Gatten lag im hintersten Winkel der weiten Erblande Österreichs.

An einem klaren Sommertag konnte man von hier aus die Bergspitzen der Karpaten erbli­cken - das Gebirge Transsylvaniens.

Dort war sie nun, am Ende der Welt - jedenfalls kam es ihr so vor. Es war ein Ort ohne jeg­liche Vergnügungen: kein Theater, keine Oper, keine Pferderennen und keine Bälle. Letz­teres war das schlimmst. Antonia würde den ganzen Sommer darauf verzichten müssen, dabei liebte sie nichts so sehr wie das Tanzen.

Allerdings musste sie zugeben, dass sie froh war hier zu sein, denn in Berlin wäre sie un­entwegt den Werbungen des doppelt so alten Herzogs, mit dem ihr Vater sie zu vermählen gedachte, ausgesetzt. Ich bin lieber in dieser Einöde, als das ich einen alten Mann eheli­che, dachte die junge Frau.

 

Es war bereits spät in der Nacht, doch Toni, wie ihr Vater sie immer nannte, konnte nicht schlafen, stattdessen wälzte sie sich im Bett von der einen auf die andere Seite.

Auch Graf von Krolock war wach. Er und sein einziger Sohn waren allerdings erst bei Son­nenuntergang aufgestanden. Wie lange habe ich die Sonne schon nicht mehr hoch am Himmel stehen gesehen?, fragte er sich heute Abend wiedereinmal. Der Graf kannte die Antwort allzu gut: es war im Sommer 1617 gewesen. Seit dem waren 165 Jahre vergan­gen.

Doch in dieser Nacht würde er nicht, in Melancholie versunken, vor dem Schachbrett sit­zen und eine Partie gegen sich selbst spielen. Nein, diese Nacht war vielversprechend!, sagte er sich. Er hatte frisches, junges Blut gerochen. Eine Jungfrau von hoher Geburt. Kein ausgemergeltes Bauernmädchen. Auf dem Mittsommernachtsball würde sie einen Festschmaus abgeben.

Antonia hatte genug von ihrer Schlaflosigkeit. Sie stand auf, zog sich ihrem Morgenrock über und tapste im dunklen zum Fenster. Die Nacht war sternenklar. Im Ehrenhof entdeck­te Antonia zwei dunkel gekleidete Gestalten.

Der kleinere der beiden schien das nächtlich daliegende Schloss zu beobachten. Der an­dere, größere und schlankere stand etwas abseits, einen Arm in die Hüfte gestemmt. Es war Herbert, der Sohn des Grafen, der gelangweilt auf das Objekt seiner eigenen Begier­de wartete.

Was wollen die beiden Herren? Wie waren sie in den Hof gelangt? Warum beobachtete der eine den Landsitz? Ob er mich wohl sieht?, fragte sie sich, im selben Augenblick trafen sich ihre Blicke.

Antonia erschrak im ersten Moment, doch dann war sie von den Augen des Mannes wie verzaubert. Die Macht der gräflichen Augen entfaltete sich auch ohne, dass Antonia die seinen richtig sah, es reichte schon aus, wenn er ihre Augen fixieren konnte.

Im Grafen wallte die Lust auf. Er wollte ihr Blut, jetzt! Doch er wusste, dass der Genuss größer würde, desto länger er wartete. Er würde sie verführen, wie die anderen vor ihr auch. Sie willig machen, sie würde zu ihm ins Schloss kommen. Der Graf sammelte seine Gedanken und begann mit der Verführung:

Jahrelang war ich

nur Ahnung in dir,

jetzt suchst du mich

und hast Sehnsucht nach mir.

 

Nun freu dich,

uns beide trennt nur noch ein winziges Stück,

wenn ich dich rufe, hält dich nichts mehr zurück,

getrieben von Träumen und hungrig nach Glück.

 

Gott ist tot, nach ihm wird nicht mehr gesucht.

Wir sind zu ewigen Leben versucht.

Es zieht uns näher zur Sonne, doch wir fürchten das Licht.

Wir glauben nur Lügen, verachten Verzicht.

Was wir nicht hassen, das lieben wir nicht.

 

Was ich rette, geht zugrund,

was ich segne, muss verderben,

nur mein Gift macht dich gesund,

um zu leben, musst du sterben.

 

Schweb mit mir in den Abgrund der Nacht,

und verlier dich in mir.

Wir werden bis zum Ende jeder Ewigkeit gehen,

ich hüll dich ein in meinen Schatten!

 

Ich hör' eine Stimme, die mich ruft, hörte er in seinen Gedanken die Antwort der Prinzes­sin, schon bevor er die Verführung beendet hatte:

Nun freu dich,

uns beide trennt nur noch ein winziges Stück,

wenn ich dich rufe, hält dich nichts mehr zurück,

getrieben von Träumen und hungrig nach Glück.

 

Antonia fühlte sich wie von einem unsichtbaren Zauber berührt und spürte die Versuchung zu dem Mann nach Draußen zu gehen, doch irgendetwas - genauer gesagt der Graf - hielt sie zurück. Der Zeitpunkt war noch nicht gekommen.

Der erste Teil war getan, der Graf wusste, dass er erfolgreich gewesen war.

 

Friedrich, der Cousin von Karolines Gatten, war zur selben Zeit aus Wien zu Besuch ge­kommen wie Antonia. Karoline hatte es so eingefädelt, sie hielt ihn für den perfekten Gat­ten für ihre kleine Schwester. 

Auch Friedrich tat in dieser Nacht kein Auge zu, er war später an sein Fenster getreten, als Toni sich bereits wieder ins Bett gelegt hatte. Er öffnete es. Diese erdrückende Schwüle..., seufzte er und lehnte sich ans Fenster. Es war eine stille friedliche Nacht. Der Duft von blühenden Rosen lag in der Luft.

Sein Blick glitt über den gepflasterten Hof, als ihn plötzlich etwas stutzig machte: auf der Mauer neben dem Eisentor saß jemand. Erst traute Friedrich seinen Augen kaum, doch er konnte die Umrisse des Mannes deutlich erkennen. Sein bleiches Gesicht schien im Mondlicht zu leuchten. Regungslos saß er dort, die Beine übereinander geschlagen, wäh­rend sein Blick gen Himmel gerichtet war.

Wieso zur Hölle sitzt dort mitten in der Nacht ein Mann, fuhr es Friedrich durch den Kopf. Er dachte darüber nach, der Sache auf den Grund zu gehen. Doch er besann ich rasch: Vielleicht ist es bloß jemand vom Gesinde...

Der Vampir musste schmunzeln. Wie simpel es doch immer war, in die Gedanken der Menschen einzudringen und sie zu beeinflussen...

Eine leichte Brise wehte durch das goldblonde Haar des Prinzen und verteilte seinen Ge­ruch bis hin zum Vampir. Friedrich von Kuhlbanz war das Objekt seiner Begierde; das Mädchen, nach dem es seinem Vater dürstete, interessierte ihn nicht im geringsten.

Mit einem tiefem Atemzug sog Herbert von Krolock den Duft des Prinzen ein, in ihm lag das Versprechen eines unwiderstehlichen Genusses. Das Blut des jungen Mannes würde sein Festmahl auf dem Ball sein. Er fixierte Friedrichs Augen. Wir werden bald Freunde sein, rief er in Gedanken. Dann stob eine Fledermaus in den Nachthimmel. Der Mann auf der Mauer war fort.

Mit einem Mal überkam Friedrich eine kalte Schauer. Ihm war als hätte der Mann auf ihn gewartet. Er schloss das Fenster und setzte sich auf die Bettkante. Als der Morgen graute saß der junge Prinz noch immer dort. Nachdenklich, versunken in seine Gedanken.

Einige Räume weiter fiel Antonia schließlich in einen unruhigen Schlaf. Sie träumte wildes und wirres Zeug: Ein Mann mit Augen so blau wie der Sommerhimmel tanzte mit ihr auf ei­nem Ball. Die Musik wurde immer schneller, dann plötzlich blitzen seine weißen, spitzen Zähne auf und gruben sich in ihren Hals. Sie wollte schreien, doch ihr Mund blieb stumm.

Sie schreckte hoch. Ihr Herz pochte so wild, als wollte es aus ihrer Brust springen. Es war nur ein Traum, solche Kreaturen gibt es nicht, murmelte sie mehrfach vor sich hin, wäh­rend sich ihr Herzschlag wieder verlangsamte und sie schließlich erneut einschlief. Vom Traum zurück blieb nur ein Gefühl der Beklommenheit, selbst als sie gegen Mittag erwach­te. Es wollte nicht weichen. Eine dunkle Vorahnung, dass sie sich irrte?

 

Erst zum Tee verließ Antonia von Fürstenriedt ihr Zimmer. "Da seid Ihr ja! Wir dachten schon, Ihr würdet Euer Gemach heute gar nicht mehr verlassen", begrüßte Karoline ihre Schwester, als sie den Salon betrat.

Toni zwang sich ein müdes Lächeln ab und nahm auf dem Fauteuil platz. "Ihr seht blass aus, ist Euch nicht wohl?", Karoline klang nun besorgt.

"Ich habe nur schlecht geträumt", erwiderte Antonia knapp. Sie nahm einen Schluck war­men Tees, schon gleich fühlte sie sich besser.

"Damit seid Ihr nicht allein, verehrte Schwägerin, mein Cousin hatte wohl auch keine an­genehme Nachtruhe", Karolines Gemahl deutete mit einem Wink auf Friedrich.

Antonia schielte schüchtern zu dem jungen Mann rüber. Er war ebenfalls blass und unter seine Augen lagen dunkle Schatten. Sein Blick ging leblos zwischen Clemens und Karoli­ne hindurch, seine Gedanken kreisten um die letzte Nacht.

Merkwürdig war das gestern schon... Wer setzt sich bitte des nachts auf eine Mauer und verschwindet dann urplötzlich? Vielleicht sollte ich Clemens davon erzählen? Allerdings...

Der Herzog bemerkt die Abwesenheit seines Verwandten, weshalb er ihm unterm Tisch behutsam einen Tritt versetzte. "Verzeiht,...was...sagtet Ihr?Ich...ich war in Gedanken", stammelte Friedrich und zupfte verlegen an seinem Jabot. Herzog und Herzogin schüttel­ten daraufhin schmunzelnd den Kopf.

Ob ihn auch Alpträume heimgesucht haben?, rätselte die junge Prinzessin währenddes­sen. Vollmondnächte sind lästig, sie rauben einen Schlaf und bescheren böse Träume. Immerhin scheint es nicht nur mir so zu gehen...

"Ihr beide solltet im Garten spazieren gehen. Die Sonne und frische Luft werden euch gut tun", Karolines Rat ließ diesmal Antonia aus ihren Gedanken schrecken.

"Warum nicht." Ihre knappe Antwort war an Friedrich gerichtet, der von dieser Idee wenig begeistert war und sein Bett dem Garten durchaus vorgezogen hätte. Er nickte lediglich und erhob sich.

Friedrich und Antonia promenierten die nach französischem Vorbild angelegten Wege ent­lang. Der wolkenlose Himmel gab den Blick auf die selbst im Hochsommer mit Schnee be­deckten Bergspitzen der Karpaten frei.

Wie gebannt blickte die schöne junge Frau dort hin. Sie konnte den Blick nicht mehr ab­wenden und spürte plötzlich eine Sehnsucht, für die sie keine Erklärung fand.

"Ward Ihr  schon einmal den Bergen, Mademoiselle?", fragte der junge Mann und stellt sich vor Antonia, wobei er ihr die Sicht auf das Gebirge nahm. Er war beinahe zwei Köpfe größer als sie.

Sie schüttelte kurz den Kopf, als würde sie aus einer Trance aufwachen, einen Traum ver­scheuchen. "Nein, noch nie, mein Herr. Es gibt dort keine Vergnügungen, die eine Reise lohnen würde."

Er betrachtete die Prinzessin mit zur Seite geneigtem Kopf. "Meint Ihr nicht, dass man von dort einen herrlichen Blick über die Landschaft hätte?"

"Die Landschaft interessiert mich wenig. Ein Ball würde mich weit mehr locken", entgegne­te Antonia schnippisch. Sie drehte sich um und schritt zurück zum Schloss. Das seltsame Gefühl der Beklommenheit und die unerklärliche Sehnsucht entfachten eine kaum zu bän­digende Unruhe in ihr.

Sie würde ihre Räumlichkeiten aufsuchen und dort durch das Journal des Luxus und der Moden blättern. Es wird mich bis zum Diner ablenken, mir Gedanken um ein neues Ball­kleid zu machen. Ich werde heute keinen einzigen mehr an letzte Nacht verschwenden. Dieses Wesen war schließlich nur eine Traumgestalt, ein Hirngespenst!

Friedrich schaute ihr schmunzelnd nach. Habe ich sie etwa verärgert?, fragte er sich, Wenn ja, womit nur?

Antonia von Fürstenriedt gefiel ihm. Sie hatte die Eigenschaften, die eine Fürsten, eine Dame von Stand, brauchte, aber das Wichtigste war: sie hatte keinerlei Interesse an politi­schem Geschehen.

Vielleicht werde ich am Ende des Sommers beim Herzog von Fürstenriedt um ihre Hand anhalten... Vorausgesetzt mein werter Herr Papa gestattet es.

 

Auch in dieser Nacht suchte der Graf das Schloss auf. Der Duft ihres Blutes wurde mit je­dem Schritt, mit dem er sich ihrem Zimmer näherte, intensiver. Würde er die Kontrolle über seine Gelüste behalten oder würde er schon jetzt seine Zähne in ihren weißen Hals boh­ren?

Doch, er würde sich beherrschen, denn schließlich wusste er, dass der Genuss mit jedem Tag, der verging, größer wurde und ihn mehr befriedigte.

Antonia hörte wie ihre Schlafzimmertür geöffnet wurde, doch da sie ihre Zofe, die ihr eine heiße Schokolade bringen sollte, erwartete, schenkte sie der eintretenden Person keinerlei Aufmerksamkeit.

Als der Graf sich jedoch räusperte, drehte sie sich herum. Der Mann aus meinem Traum, stellte sie dabei erschrocken fest. Sie wollte schreien, jedoch blieb ihr Mund stumm. Diese Augen...

Dann begann der Graf von Krolock zu sprechen:

"Guten Abend,

hab vor mir keine Angst.

Ich bin der Engel,

nach dem du verlangst. Das Warten ist bald vorüber,

denn ich lade dich ein. Beim Ball des Jahres

tanzen wir durch die Nacht, bis deine Sehnsucht eine Frau aus dir macht.

 

Oder willst du lieber,

dass alles bleibt so wie es ist?

Glaubst du, das wäre dir genug?

Ich denke mir, das wär dir nicht genug.

Willst du lieber Beten

bist du grau und bitter bist?

Glaubst du, das wäre dir genug?

Du weiß genau, das wär dir nicht genug.

 

Sie warnten dich vor

Sünde und Gefahr.

Aber du hast

immer schon geahnt,

dass ihre Sicherheit

ein großer Schwindel war.

Es war alles gelogen,

was man dir versprach.

Jeder hat dich betrogen,

wenn er Dich bestach.

Doch ich geb dir, was dir fehlt:

 

Eine Reise auf den Flügeln der Nacht

in die wahre Wirklichkeit,

in den Rausch der Dunkelheit.

Mach dein Herz bereit!

Ich lad dich ein zum Mitternachtsball.

Ich geb dir was dir fehlt:

Eine Reise auf den Flügeln der Nacht,

um dem Alltag zu entfliehen

in den Rausch der Phantasie.

Es ist bald so weit.

Ich lad dich ein zum Mitternachtsball!"

Der Graf stand dicht vor Antonia, sein Blick lag gefesselt auf der pochenden Ader ihres Halses.

Plötzlich klopfte es an Antonias Tür. Der Graf riss sich von dem verlockenden Anblick los. Im nächsten Moment war er durchs Fenster verschwunden, während Antonia verwirrt zu­rück blieb.

Friedrich öffnete die Tür. "Ist alles in Ordnung bei Euch, Mademoiselle? Ich hörte eine fremde Männerstimme."

"Da müsst Ihr Euch täuschen, mein Herr. Hier war niemand", entgegnete sie kühl.

Von der nächtlichen Begegnung mit dem Grafen von Krolock würde sie keinem erzählen. Graf von Krolock? Er hatte sich ihr nicht vorgestellt, dennoch wusste sie seinen Namen. Ja, so hieß er, ganz bestimmt.

Als sie beim Ankleiden am nächsten Morgen die Zofen nach einem Grafen mit diesem Na­men fragte, bekreuzigten sich einige der Mädchen rasch, doch keine antwortete. Antonia fragte erneut und ihre Stimme ließ keinen Zweifel daran, dass sie keine Ruhe geben wür­de ehe sie eine Antwort hatte.

"Hier gibt es keinen Grafen, der so heißt", stammelte ein der Zofe. Antonia wusste, dass die Zofe log, ließ die Sache aber auf sich beruhen, denn sie hatte auch durch die Lüge, die Antwort erhalten, die sie wollte.

Wann der Ball dieses Grafen wohl sein wird?, fragte sie sich. Sie sehnte sich so danach zu tanzen, dass sie die ängstlichen Reaktionen der Zofen bei der Erwähnung des Grafen gar nicht zur Kenntnis genommen hatte.

 

In der Gruft roch es modrig und feucht, als Koukol, der bucklige und entstellte Diener der untoten Herrschaften, bei Sonnenuntergang die steinerne Treppe herunterstieg.

Er hatte den ganzen Tag an den beiden Bleisärgen gearbeitet, die Graf und Sohn für ihre hochwohlgeborenen Opfer benötigten. Ein Prinz und eine Prinzessin. So jemand konnte schließlich unmöglich am Tage in einem gewöhnlichen Holzsarg schlafen.

Koukol schob keuchend, all seine Kraft aufwendend, den Deckel des steinernen Sarges auf und half dem Grafen beim Aussteigen. Dann machte er dasselbe beim Grafensohn.

"Und nun Koukol, mach dich auf und überbringe der zarten Prinzessin das Bündel, dass ich dir gegeben habe. Wenn dir auf dem Rückweg ein Mensch begegnet, schaff ihn her. Aber beeil dich, dass du mir ja vor Sonnenaufgang zurück bist!"

"Denn wir sind hungrig!", zischte Herbert.

"Gedulde dich, mein Sohn."

Koukol schlurfte davon und verließ das Făgăraș-Gebirge der Südkarpaten gen Westen in Richtung Hermannstadt. In seiner rechten Hand hielt er das Bündel bestehend aus einem Schultertuch aus dunkelroter Atlasseide, darin eingeschlagen ein weiteres Geschenk für die preußische Prinzessin.

Als er nach Mitternacht sein Ziel erreichte, waren im Schloss bereits alle Lichter gelöscht.

Koukol legte das Bündel ab und rief, so gut es ihm mit seiner undeutlichen Stimme mög­lich war, den Namen der Prinzessin. Kurz darauf nahm er den flackernden Schein einer Kerze war und das Fenster wurde behutsam geöffnet.

Antonia spähte vorsichtig in die Dunkelheit. Sie verspürte wieder dieses mulmige Gefühl, doch die unbändige, stetig wachsende Neugier überwog. Dennoch erschrak sie im ersten Moment, als sie die bucklige Gestalt im Ehrenhof entdeckte.

"Du morgen Abend. Auf dem Ball", hauchte der Mann und deutete währenddessen in Rich­tung der Berge.

Der Ball beim Grafen! Tanzen..., das war alles, an was sie dachte. Ich muss dort hin. Eilig schlüpfte Antonia in ihre Schuhe. Dann schlich sie raus.

Koukol war bereits verschwunden, als Antonia von Fürstenriedt im Hof erschien. Nur das rote Bündel lag noch da. Sie bückte sich und schlug es auf.

"Wunderschön", flüsterte sie. Sie hielt ein paar dunkelroter Seidenschuhe mit Diamant­schnallen in den Händen.

 

Fortsetzung folgt...

Impressum

Texte: Viktoria K. & Songtext(e): Michael Kunze
Bildmaterialien: Victoria Frances
Tag der Veröffentlichung: 22.06.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Den genialen Schöpfern des Musicals "Tanz der Vampire"

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