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Prolog



„Nein, Gustav, bitte verlass mich nicht“ Eine junge Frau bettete den Kopf ihres Mannes auf ihrem Schoss. Tränen liefen ihr über die Wangen und fielen auf das Gesicht des jungen Mannes hinab, der gerade von einer Kugel getroffen wurde, weil er zwischen einer Schießerei geraten war.
„Ich liebe dich Elizabeth“ flüsterte er und seine Augen wurden schwer.
„Nein“ schrie sie. „Ich lasse dich nicht gehen. Es ist doch noch viel zu früh. Wir wollten doch noch so vieles zusammen erleben.“ Ihre Stimme war von Trauer erfüllt.
„Du musst mich loslassen, Elizabeth“ murmelte der Mann. Seine Augenlieder schlossen sich, aber er atmete noch.
„Warte hier.“ sagte die junge Frau. „ Ich habe eine Idee. Bitte halte durch.“ Sie rannte zu ihrem Haus, dass nur einige Meter entfernt war. Sie öffnete die Tür und schnellte den Gang hinunter und öffnete die letzte Tür, auf der rechten Seite des Ganges. Dann war sie schon in ihrer Bibliothek. Sie eilte zu dem großen alten Schreibtisch, schnappte sich den silbernen Schlüssel der darauf lag, und schloss eine Schublade auf und griff hinein. Sie holte ein altes, in ledergebundenes, schwarzes Buch heraus, auf dem in goldener Schrift „Buch der schwarzen Nächte“ stand. Es war ein Buch mit einer so mächtigen und bösartigen Macht, die man sofort spürte, und wo man automatisch wusste, dieses Buch hier war gefährlich, doch der jungen Frau war es egal. Mit dem Buch in der Hand, rannte sie zurück zu ihrem Mann und kniete sich neben ihn nieder.
„Keine Sorge, alles wird gut.“ flüsterte sie ihm ins Ohr. Sie merkte, wie langsam seine Lebensgeister ihn verlassen. Dann öffnete sie das Buch und schlug eine Seite auf. Ein Wiederbelebungszauber. Sie sah sich die Worte an, die sie sagen sollte, und dann wandte sie ihr Gesicht den Vollmond zu, legte eine Hand auf die Brust ihres Geliebten und schloss die Augen. In einer Art Sprechgesang, sprach sie die Worte auf:
„Die Macht des Buches der schwarzen Nächte, solle sich auf mich übertragen, um diesem Menschen, deren seine Lebenskräfte schwinden, zurück in dieser Welt zu holen. So solle man denjenigen mit dieser Macht segnen. In dieser Welt ist dein Platz. Folge meiner Stimme und komme zu mir zurück. So solle es sein.“
Die junge Frau öffnete die Augen, und sah auf ihren Geliebten hinab. Er atmete noch einmal ein und dann – nichts. Sein Herz hörte auf zu schlagen und sein letzter Atemzug war getan. Ein qualvoller Schrei durchschnitt die Nacht. Der Schrei kam von der jungen Frau, der wieder Tränen übers Gesicht rangen und dachte, sie hätte ihren Mann jetzt endgültig verloren. Doch dann tat er einen rasselnden Atemzug und dann noch einen. Er schlug die Augen auf. „Elizabeth, ich… ich lebe“ seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, seine Augen im Unglauben aufgerissen. Arme schlangen sich um seinen Hals und Tränen flossen der Frau der Wange hinab, diesmal aber nicht auf Trauer, sondern aus Freude. Und dann war es so, als würde eine hämische Stimme in ihren Kopf sagen Du wirst schon sehen, was du davon hast. Das Buch der schwarzen Nächte erwartet immer eine Gegenleistung. Beim nächsten Vollmond wirst du nur noch ein Sklave sein. Einer der den Mond anbetet. Du wirst dem Mond dienen müssen.
Dann verstummte die Stimme. Obwohl die Frau verängstigt war, dachte sie sie hätte sich sie Stimme nur eingebildet und drückte ihren Mann fester an sich.


Kapitel 1



Ich saß an meinem Fenster und las gerade ein Buch. Der Wind wehte durch das offene Fenster und streichelte meinen Körper. Es war schon weit nach Mitternacht, das wusste ich. Wenn meine Mom mich jetzt sehen könnte… sagen wir es mal so: Sie würde mich umbringen.
Nicht weil es schon so spät war, nein, schließlich hatte ich Ferien. Sie würde mich umbringen, weil diese Nacht, eine Vollmondsnacht war. Meine Familie… Sie ist… Es ist eine schwierige Geschichte. Auf unserer Familie liegt ein Fluch. Ein Fluch der schon vor Jahrzehnten ausgelöst wurde. Seitdem, - je nachdem, ob eine Generation übersprungen wurde, oder nicht – verwandeln sich einiger meiner Verwandten in Werwölfen.
Wie schon gesagt, wurde vor vielen Jahren ein Fluch ausgelöst. 1836, um genau zu sein. Einer meiner Vorfahren, sie hieß Elizabeth Maria Sophia Dorothea von Klarentburg, soweit ich mich erinnern kann, war einen Bund eingegangen, um ihre große Liebe zu retten. Nicht das, das weiter schlimm gewesen wäre, aber um ihren Mann zu retten, hatte sie zur schwarzen Magie gegriffen. Und dann noch ausgerechnet zu dem Buch der schwarzen Nächte. Dieses Buch ist nicht irgendein Buch. Das Buch verlangt auch immer eine Gegenleistung. Bei uns war es, dass wir den Mond anbetten sollten. Lykanthropie. Eine Erkrankung, die den Wolf aus dir herausholt, durch einen Fluch ausgelöst. Auch wenn Elizabeth Maria Sophia Dorothea von Klarentburg wohl glücklich bis an Ende ihrer Tage mit ihrem Mann verbracht hat, wurde sie immer wieder von diesen Werwolf-Problem geplagt. Meine Eltern erzählten mir, dass Elizabeth sich in einer Vollmondsnacht nie kontrollieren konnte. Wildfremde Menschen hatte sie einfach umgebracht. Vor lauter Verzweiflung, wegen dieser Schuldgefühle, hatte sie versucht, sich das Leben zu nehmen. Doch ihr Ehemann – der glaube ich Gustav Ernst Otto Franzbeck hieß- hatte sie noch gerade rechtzeitig gerettet. Seit diesem Tag schloss sich Elizabeth jede Vollmondsnacht, in den Keller ihres Hauses, ein.
So, das war die Geschichte. In Moment gab es nur vier Werwolfe in meiner Familie. Mein Onkel Jasper, Tante Margret, Großtante Maggie, und mein Opa, väterlicherseits. Dieser Fluch plagte meinen Vater nicht. Er wurde, wie es aussieht, wohl übersprungen. Man merkt daran, ob den Fluch einen getroffen hat oder nicht, an der nächsten Vollmondsnacht seines 16. Geburtstages. Entweder man verwandelte sich nicht in einem Werwolf, oder man verwandelte sich in einem.
Und bald war mein 16. Geburtstag.
In genau einer Woche.
Dann würde sich herausstellen, ob ich ein Werwolf war oder nicht.
Ich sah durch das geöffnete Fenster in die Nacht. Mein Blick schweifte hinauf zum Mond, der die Nacht schwach beleuchtete.
Dann klappte mein Buch zu, und begab mich ins Bett.

Impressum

Texte: Cover edited with Gimp; pic by MysteryMoon100
Tag der Veröffentlichung: 07.05.2011

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