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An einem schönen Herbsttag lief ich fröhlich die Straßen entlang. Nach tagelangen Regen war heute der erste Tag mit warmen Temperaturen. Während ich lief, bemerkte ich, dass auf der anderen Straßenseite ein Flohmarkt stand. Die Sachen sahen antik und interessant aus, deshalb lief ich über die Straße, um ein Blick darauf zu werfen. Vieles war sehr alt. Als ich fast gehen wollte, sah ich eine Spieluhr am Ende des Tisches stehen. Sie war aus Porzellan und war wunderschön bemalt. Ich weiß noch, wie ich mir immer eine Spieluhr gewünscht hatte aber es leider zu teuer war, um sie zu kaufen. Die Ballerina hatte einen blauen Tutu an. Ihr Gesicht schien mich fast anzulächeln. Ich hob die Spieluhr und suchte nach einem Preis. Heute war wohl mein Glückstag, die Spieluhr kostete nur 8¤. „Die muss ich haben!“, sagte ich vor mich hin und rief die Verkäuferin zu mir. Sie lächelte und meinte: „Das ist eine schöne Spieluhr nicht wahr?“ Die Verkäuferin schaute Sekunden lang die Spieluhr mit ein verträumten Blick an so, dass ich sie fragen musste ob sie mal ihr gehört hatte. „Nein“, antwortete sie. „Sie hat mal ein Mädchen gehört“. „Wahrscheinlich ist sie erwachsen geworden und hat sie ihnen zum Verkauf gegeben“, meinte ich. „Das wäre schön gewesen“, antwortete die Verkäuferin und schaute immer noch gebannt auf die Spieluhr. Ich wollte mich nicht einmischen aber, sie sprach so geheimnisvoll das ich unbedingt wissen wollte, was passiert war. Die Verkäuferin seufzte laut und setzte sich auf einer ihrer zu Verkaufstehenden Stühle. „Sie war so alt wie du“, fing sie zu erzählen an. „Vielleicht auch etwas jünger“. „Sie hieß Kate und hat hier neben meinem Haus gewohnt“. Sie zeigte mit ihrem Kopf auf einen blau gestrichenem Haus. „Es war so schrecklich“, sagte sie plötzlich und ihre Hände fingen an zu zittern. „Als Kate eines Tages zu ihrer Freundin gehen wollte, fuhr sie genau vor ihrem Haus ein Auto an“. Ich schlug mir vor entsetzten die Hand vor dem Mund. „Wie schrecklich“, sagte ich und musste automatisch zu ihrem Haus schauen. „Danach zogen die Eltern von hier weg“, erzählte sie weiter. „Sie hinterließen vieles in ihrem Haus, es war einfach zu schmerzhaft wieder hier herzukommen“. Ich sah wie sich ihre Augen mit Tränen füllten. Es musste wohl eine sehr nette Familie gewesen sein dachte ich. „Da ich immer auf die kleine Kate aufgepasst haben mir ihre Eltern erlaubt alles was mir gefällt im ihrem Haus mitzunehmen“, sagte sie. „Und heute hab ich gedacht, dass ich etwas Gutes tue und ein paar ihrer Sachen verkaufe“. Sie zeigte auf ihre Stände. „Und ihnen das Geld dann zuschicke“. Ich nickte stumm und schaute zu den Sachen. Es waren wirklich schöne Dinge. „Ich möchte gerne die Spieluhr kaufen“, sagte ich, um vom traurigen Thema abzulenken. Die Verkäuferin schaute mich einige Sekunden tief in die Augen. „Weißt du was?“, sagte sie und stand von ihrem Stuhl auf. „Ich schenke sie dir“. Und drückte mir die Spieluhr in die Hand. „Danke“, sagte ich verwirrt und steckte sie in meiner Tasche. „Irgendwie erinnerst du mich an sie“, sagte sie lächelnd. Ich lächelte zurück. Es machte mich ein bisschen nervös, wie sie mich anstarrte. „ Ach ja und noch was“, sagte die Verkäuferin, bevor ich mich langsam von ihrem Stand entfernte. „Leider funktioniert die Spieluhr nicht“. „Wie schade“, sagte ich traurig. Ohne Melodie war es irgendwie keine richtige Spieluhr. „Trotzdem danke“, sagte ich und lief die Straße hinunter. Als ich zuhause ankam, stellte ich die Spieluhr auf meinem Regal, gegenüber meinem Bett. Wie schön wäre es jetzt die beruhigende Melodie zuhören und die Ballerina tanzen zu sehen. In der drauf folgenden Nacht weckte mich ein eiskalter Wind. Ich war mir sicher, dass ich das Fenster geschlossen hatte und die Heizung eingeschaltet hatte. Als ich wieder einschlafen wollte, spürte ich etwas Kaltes an meiner Wange so als würde mich jemand mit einer kalten Hand berühren. Ich sprang vor Schreck bis zur Decke. „Was war das?“, fragte ich mich ängstlich und schaltete das Licht an. Ich schaute in meinem Zimmer. Es war aber niemand zusehen. Draußen tobte ein starker Sturm, sodass die Zweige an meinem Fenster klopften. Ich fröstelte und zog meine Decke bis zum Kinn. Irgendwie lies mich das Gefühl nicht los das mich jemand beobachtete.
In der nächsten Nacht wurde ich von einem Geräusch geweckt. Als ich richtig wach wurde, bemerkte ich, dass es eine Art Musik war. Es war die Spieluhr! Ich schaltete das Licht an und schaute zur Spieluhr. Die Ballerina drehte sich und eine wunderschöne Melodie begleitete sie. Verwirrt und ängstlich stand ich vom Bett auf und lief zur Spieluhr. „Ich dachte sie wäre kaputt?“, schoss es mir durch den Kopf. Es war irgendwie unheimlich, deshalb schaltete ich die Spieluhr aus. Zitternd lang ich in meinem Bett und schaute zur Spieluhr. Plötzlich fühlte ich mich in meinem Zimmer nicht mehr sicher. Als ich dann endlich einschlafen wollte, erklang erneut die Melodie der Spieluhr. Ich riss meine Augen auf und sprang aus dem Bett. „Wie konnte etwas Kaputtes plötzlich wieder repariert sein und sich auch noch allein einschalten?“, dachte ich panisch. Mein Herz raste und beim Gehen fühlten sich meine Beine wie Gummi an. Ich nahm die Spieluhr in die Hand und versuchte diese schreckliche Melody auszuschalten. Doch es funktionierte nicht. Die kleine Ballerina tanze unberührt weiter. Plötzlich sah ich ein Schatten an mir vorbei huschen. Ich schrie kurz auf und lies die Spieluhr zu Boden fallen. Ich drehte mich um und rannte in meinem Bett. Dann würde es plötzlich wieder eiskalt. Kleine Wölkchen kamen beim Atem aus meinem Mund. „Was zum Teufel geht hier vor?“, dachte ich unter Panik. Ich konnte mich vor Kälte und vor Angst kaum bewegen. Die Spieluhr die jetzt auf dem Boden lang, spielte ungehindert weiter. Ich hielt mir die Ohren zu. Ich konnte diese Melodie nicht mehr hören. „Hör auf!“, schrie ich. Es war mir, egal ob mich meine Eltern hörten, ich wollte einfach, dass es endlich aufhörte. „Hör doch endlich auf!“, schrie ich erneut. Dann plötzlich war alles vorbei. Die Kälte war weg und die Melodie hatte aufgehört. Erleichtert öffnete ich meine Augen und schaute in meinem Zimmer. „Es ist vorbei“, dachte ich und konnte mich endlich wieder bewegen. Ich nahm die Spieluhr in die Hand und legte sie wieder auf dem Regal. Morgen werde ich die Spieluhr wieder zurückgeben. Sie war mir unheimlich geworden. Ich wollte sie nicht mehr in meinem Zimmer haben. Als ich mich umdrehte und wieder in meinem Bett gehen wollte, spürte ich, wie mich eine Hand an der Schulter berührte. Meine Atmung wurde schneller. Ich wagte es kaum mich umzudrehen. Das brauchte ich auch nicht. Eine fast durchsichtige Gestalt erschien plötzlich vor mir. Es war ein Mädchen und sie lächelte mich an. Dann fing wieder die Spieluhr an zu spielen. Geschockt schaute ich sie an und mir wurde klar, dass ich nicht nur die Spieluhr gekauft, hatte sondern auch Kates Geist.

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Tag der Veröffentlichung: 02.11.2010

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