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Um mich herum drehte sich alles. Ich musste mich festhalten sonst wäre ich unmächtig geworden. Ich wagte es nicht, noch einmal in den Spiegel zu schauen. Vor Meinen innerem Auge sah ich Bilder, von mir und meinen Bruder. Damals als wir noch glücklich waren. Immer noch schmeckte ich sein Blut in meinem Mund, ich konnte nicht leugnen, dass mir dieser Geschmack gefiel. „Ich muss weg von hier!“ Ohne einen zweiten Blick auf meinen toten Bruder zu werfen, stürmte ich in die kalte Nacht hinaus. Ich wusste nicht wohin ich rannte, aber das war mir im Moment auch völlig egal. Der kalte Wind trocknete meine Tränen, die über mein Gesicht liefen. Ich konnte nicht zurück….Nie mehr! Irgendwann konnten mich meine Beine nicht mehr tragen. Ich lief in einer dunklen Gasse hinein und lies mich kraftlos auf den Boden fallen. Der Boden war kalt und nass, doch das interessierte mich nicht. Ich fing bitterlich zu weinen an. Mein Herz zog sich nach jedem schluchzen schmerzhaft zusammen. Ich dachte an meine Eltern, wie sie meinen Bruder in der Küche finden würden. Ich hatte alles kaputtgemacht! Wir waren doch so glücklich zusammen gewesen. Und jetzt…Wenn mir jemand vor ein paar Tagen erzählt hätte, dass es Vampire wirklich gab, hätte ich wahrscheinlich laut los gelacht. Doch jetzt war ich selbst ein….ich konnte dieses Wort nicht mal aussprechen. Wie soll ich nur so weiterleben? Wie viele Menschen muss ich noch töten? Wie viele Familien soll ich noch zerstören? Ich zitterte am ganzen Körper vor Schmerz und Traurigkeit. Ich bin ein Monster! Ich öffnete meine tränenvollen Augen und sah etwas Spitziges aufblitzen. Als ich mehrmals blinzelte, sah ich, dass es ein spitziges Metallrohr war. Ich griff danach und hielt es zitternd in den Händen. Ein Stich ins Herz, dann ist alles vorbei. Ich konnte so nicht weiter leben…und ich wollte nicht. Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals vor so einen Moment stehen würde. Doch jetzt erschien es mir als wäre es die einzige Lösung. Ich wischte mir mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht. Mein Brustkorb hob und senkte sich jetzt noch schneller. Ich führte das Rohr zu meiner linken Brust und schloss die Augen. Bald wir alles vorbei sein…...
Ich holte ein wenig aus. „Tu das nicht“, sagte plötzlich eine männliche Stimme. Ich schaute hoch und sah einen Schatten an der Wand. „Lass mich in Ruhe!“, schrie ich zurück. Er hatte doch keine Ahnung, was los war. „Bitte, tu das nicht“, wiederholte er und stand plötzlich vor mir. Da es zu dunkel war, konnte ich sein Gesicht nicht erkennen. „Was weißt du schon!“, sagte ich und führte erneut das Rohr in die Richtung meiner Brust. Er bückte sich und umklammerte meine Hand. „Ich weiß, was du bist“, flüsterte er. In den Moment fuhr ein Auto an der Gasse vorbei so, dass ich auch wenn es nur für ein paar Sekunden war, sein Gesicht sah. Plötzlich fiel mir ein, dass ich nicht mehr wusste, wie ich letzte Nacht in meinem Bett gekommen war. Dieser Albtraum den ich hatte das war gar kein Traum gewesen! Auf einmal sah ich alles klar vor Augen.

Ich war mit einer Freundin im Kino gewesen. Nachdem sie den Bus genommen hatte, beschloss ich die kurze Strecke nach Hause zu laufen. Es war eine wunderschöne sternenklare Nacht gewesen. Plötzlich hatte ich Geräusche gehört so, dass ich meine Schritte beschleunigte. Als ich fast vor meinem Haus stand, griff mich etwas von hinten an und warf mich zu Boden. Nur kurz konnte ich in das Gesicht des Angreifers blicken. Danach biss er mir in den Hals. Es war ein unerträglicher Schmerz gewesen, weshalb ich wahrscheinlich unmächtig geworden war. Danach war das alles hier passiert. Ich spürte Wut und Hass in mir hochsteigen. „DU!“, schrie ich wutentbrannt und sprang auf ihn. Ich schmiss in zu Boden und schloss meine Hände um seinen Hals. Als ich zu drücken wollte, schleuderte er mich mit Leichtigkeit gegen die Wand. Er war stärker als ich. Ich wollte wieder aufstehen, doch mein Körper war erschöpft. „Du warst es! Du Mistkerl!“, schrie ich in wütend an. „Tut mir leid aber ich musste das tun“, sagte er in einen ruhigen Ton, während er sich den Schmutz von seiner Jacke klopfte. Das Blut schoss mir vor Wut ins Gesicht. „Es ist ja nicht so als hätte ich es geplant“, fuhr er immer noch mit einer ruhigen Stimme fort. „Du warst eben da und ich konnte nicht widerstehen“, sagte er und entblößte seine langen Eckzähne. Mein Gesicht verzerrte sich vor Wut. „Warum genau ich?“, schrie ich ihn erneut an. „Konntest du nicht irgendjemand anderes beißen?“ Er lächelte und sprang auf ein Möbelstück der neben den Müllcontainer stand. „Das war nur Zufall“, hallte seine Stimme durch die Gasse. Er machte einen Sprung und stand plötzlich blitzschnell vor mir. „Und außerdem solltest du mir danken. Ich hätte dich auch töten können“, flüsterte er und zwinkerte mir zu. „Dir danken?“, sagte ich empört und verzog angewidert das Gesicht. Ich sah wieder meinen Bruder vor meinem inneren Auge. Ich ballte meine Hände zu Fäusten zusammen. „Weißt du was ich getan habe?“, fragte ich ihn schreiend. „Ich hab meinen eigenen Bruder getötet!“ „Wir müssen alle ein Opfer bringen“, sagte er unberührt und hob die Schultern. „Du Mistkerl!“, fauchte ich und hatte endlich wieder kraft, um aufzustehen. „Hau bloß ab! Du hast schon genug angerichtet!“, schrie ich in hasserfüllt an. „Ich brauche deine dummen Kommentare nicht! Ich stieß ihn zur Seite und lief an ihn vorbei. „Denkst du mir, ist das nicht passiert?“, sagte er plötzlich in einen härteren Ton. Ich drehte mich um und sah, dass seine Augen leicht grün schimmerten. „Warum reagierst du dann so kalt?“, fragte ich in herausfordernd. Er kniff die Augen leicht zusammen und antwortete: „Es ist passiert, du kannst es nicht wieder rückgängig machen.“ Ich schüttelte den Kopf und hoffte, dass es doch vielleicht nur ein Albtraum war. Er legte seine Hände auf meine Schultern. „Du bist jetzt einer von uns“, sagte er und schaute mir tief in die Augen. „Nimm es als dein zweites Leben an“. Meine ganze Wut verblasste langsam. Komischerweise fühlte ich mich nicht mehr allein. „Ich will aber keine Menschen töten“, sagte ich fast flehend. Er lächelte wieder und meinte: „Das musst du auch nicht.“ Dann reichte er mir seine Hand. „Komm mit mir und ich werde die alles zeigen“. Ich schaute auf seine Hand. Vielleicht hatte er ja recht. Das, was ich getan hatte, konnte ich nie wieder rückgängig machen. Und irgendwie fühlte ich mich in seiner Nähe geborgen. Ich kam mir lächerlich vor das ich mir vor wenigen Minuten das Leben nehmen wollte. Nach einer kurzen Pause nahm ich seine Hand. Sie war kalt genau wie meine. „Du wirst sehen alles wird wieder gut“, versprach er mir. Ich schaute in den Himmel und sah das bald die Sonne auf gehen würde. Zusammen liefen wir durch die Gasse. Ich hätte nie gedacht, dass mein Leben einmal so eine Wendung bekommen würde. Doch ich musste es akzeptieren so, wie es war auch wenn ich mir das nicht gerade ausgesucht hatte. Aber eine positive Sache hatte, dass Vampir sein, man wird niemals alt!

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Tag der Veröffentlichung: 13.04.2010

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