Max’ rasantes Leben Folge 1
Die Sonne stieg langsam empor. Sie tauchte die Lindenstraße in ihr orangefarbenes Licht. Die ersten Bewohner der Straße erwachten, holten von draußen ihre Morgenzeitung und genehmigten sich ein ausgiebiges Sonntagsfrühstück.
Langsam fuhr ein schwarzer BMW durch die Straße und machte schließlich Halt. Die Autotür öffnete sich und ein Mann mit zersausten, braunen Haaren stieg aus. Er trug eine blaue Jeans, ein blaues Hemd und schwarze Turnschuhe. „Hier wird es mir bestimmt gefallen“, sagte der Mann und blickte sich um.
Umzug in ein neues Leben
Der Mann ging nach hinten zu seinem Auto und öffnete den Kofferraum. Unmengen von Kartons und Taschen türmten sich dort. Er nahm einen Karton mit Geschirr heraus und ging den Weg durch den Garten zur Eingangstür. Der Mann stellte den Karton ab und griff in seine Hosentasche. „Oh, Mann! Wo ist dieser verdammte Schlüssel?“ „Hallo! Kann ich Ihnen helfen?“, fragte ihn eine Stimme hinter ihm.
Der Mann drehte sich um und sah eine Frau hinter sich stehen. Sie hatte langes, braunes Haar und trug ein grün-gelbes Kleid. Ihr Anblick raubte einem alle Sinne!
„Hallo! Ich bin Anna und wohne gleich im Haus gegenüber. Ich habe gerade die Morgenzeitung reinholen wollen, als ich Sie sah. Sie ziehen doch hier ein? Oder etwa nicht?“, stellte sich die Frau vor und reichte dem Mann die Hand.
„Stimmt! Ich bin neu hier. Ich heiße Max!“, sagte Max und schüttelte Annas Hand. „Ich kann meinen Schlüssel nicht finden! Ich bin mir sicher, dass ich ihn in die Hosentasche gesteckt habe“, erklärte Max. „Soll ich dir beim Suchen helfen? Ich darf dich doch duzen, oder?“, bat Anna ihm an. „Ja, sicher“, sagte Max und ging zum Auto zurück. „Ich schau dann mal hier hinten“, meinte Anna und fing an im Kofferraum zu suchen.
Während Max vorne bei den Sitzen suchte, durchstöberte Anna eine seiner Kleidertaschen. „Nicht schlecht!“, meinte Anna und nahm eine Unterhose von Max heraus. „Sag mal, was machst du denn da hinten?“, fragte Max und starrte sie verwirrt an. „Äh, gar nichts“, sagte Anna, stopfte die Unterhose wieder zurück in die Tasche und lief rot an.
Plötzlich hörte sie ein Klimpern. Sie warf noch einmal einen letzten Blick in die Tasche und dann sah sie den Schlüsselbund. „Gefunden!“, jubelte Anna, ließ die Tasche fallen und überreichte Max den Schlüssel. „Vielen Dank“, bedankte sich Max und ging zurück zur Eingangstür.
„Soll ich dir vielleicht beim Auspacken helfen?“, fragte ihn Anna. „Wenn du willst! Das ist wirklich sehr nett von dir“, antwortete Max und schloss die Tür auf.
„Unglaublich!“, meinte Max fasziniert. Sein Haus war umwerfend schön und groß noch dazu. Zwei Wohnstöcke und ein Keller. Küche, Bad, Wohnzimmer, Schlafzimmer,… waren doppelt so groß wie seine alten Wohnräume.
„Umwerfend, oder? Alle Häuser in der Gegend sind so groß und wunderschön. Du hast Glück hier zu leben“, erzählte Anna und stellte einen weiteren Karton im Vorzimmer ab.
Nach zwei Tagen hatte Max mit Hilfe von Anna sein Haus komplett eingerichtet.
Max saß gerade in seinem Wohnzimmer und las ein äußerst spannendes Krimibuch. Plötzlich klingelte jemand an der Tür. Max steckte das Lesezeichen ins Buch, legte es auf den Tisch und ging zur Tür und öffnete sie.
„Grüßgott! Ich freu mich, dass Sie hier eingezogen sind. Hier haben Sie ein kleines Willkommensgeschenk von meiner Frau. Sie konnte leider nicht kommen, da sie mit den Kindern einkaufen gegangen ist. Sie wird sich aber sicher noch vorstellen. Ich bin Thomas, Thomas Block“, stellte sich der Mann vor und überreichte Max einen Gugelhupf. „Nett haben Sie es hier.“
„Nach zwei Tagen Chaos kann ich froh sein, dass endlich Ordnung eingekehrt ist. Ich bedanke mich herzlichst für den Kuchen. Richten Sie das ihrer Frau bitte aus“, freute sich Max. „Mach ich! Ich werde dann mal wieder gehen und sie nicht weiter aufhalten“, verabschiedete sich Thomas und ging.
Max schloss die Tür, ging in das Wohnzimmer und stellte den Kuchen auf dem Tisch ab. Er ließ sich erneut auf dem Sofa nieder und las weiter.
„Mutter! Ich bin wieder da!“, rief Anna, zog sich ihre Schuhe aus und stellte sie in den Kasten. „Wo warst du solange? Warst du wieder bei Max? Ich sehe doch, dass du dich in ihn verliebt hast!“, sagte Elisabeth, so hieß Annas Mutter, die gerade aus dem Wohnzimmer kam. „Ich bin nicht in ihn verliebt. Und wenn, dann würde es dich auch nichts angehen. Du hast dich nicht immer in alles einzumischen. Vergiss nicht, dass du in meinem Haus wohnst. Wenn du willst, kann ich dich wieder auf die Straße setzen“, ärgerte sich Anna und ging in die Küche und stellte die Einkaufstaschen ab. „Werd ja nicht frech!“, brüllte Elisabeth. „Ich bin noch immer deine Mutter und wenn ich dir etwas sage, dann hast du das auch zu tun!“ „Warum sollte ich? Ich bin volljährig! Ich kann selbst bestimmen, wie ich mein Leben lebe. Dich braucht es also nicht zu interessieren, wen ich liebe“, sagte Anna wütend, nahm den Einkauf aus den Taschen und schlichtete ihn langsam in den Kühlschrank. „Du wirst dich noch wundern, was du von deiner Arroganz hast. Du überschätzt dich soviel“, meinte Elisabeth und verließ die Küche.
„Argh!“, brüllte Anna und knallte den Kühlschrank zu.
Thomas saß auf dem Sofa und sah fern, als plötzlich seine Frau und seine zwei Kinder nach Hause kamen. „Wir sind wieder da, Papa“, rief Marie und kam ins Wohnzimmer gelaufen und fiel ihrem Vater um den Hals. „Wie war’s denn in der Stadt?“, fragte Thomas seine Tochter. „Wir waren in diesem Spielzeuggeschäft und Mami hat uns ein großes Puzzle gekauft“, sagte Marie und strahlte ihren Vater an. „Komm Schuhe ausziehen, Marie! Sonst machst du alles schmutzig!“, rief Andrea, die im Vorzimmer auf Marie wartete.
Marie verließ das Wohnzimmer und Lilly betrat den Raum, setzte sich auf den Boden und packte das Puzzle aus. Ein Puzzle mit 150 Teilen kam zum Vorschein. Auf dem Puzzle war Dumbo, der fliegende Elefant, abgebildet.
Marie betrat erneut den Raum. „Hey! Ich wollte das Puzzle auspacken!“, rief Marie und setzte sich zu ihrer Schwester auf den Boden. „Ich war halt schneller als du. Also hab ich es ausgepackt“, höhnte Lilly und drehte die Puzzleteile so um, dass die farbige Seite nach oben zeigte. „Ich wollt es aber auspacken, du dumme Ziege“, schrie Marie und versetzte ihrer Schwester einen Hieb. „Au!“, rief Lilly, nahm die Puzzelschachtel und knallte sie ihrer Schwester auf den Kopf.
„Ist jetzt Schluss!“, schrie Thomas auf. „Ich möchte hier in Ruhe fernsehen. Ihr könnt doch gemeinsam mit dem Puzzle spielen. Deswegen braucht ihr nicht gleich streiten. Und wenn ihr weiterhin streitet, dann bekommt keiner das Puzzle.“
„Okay, aber Lilly hat angefangen“, sagte Marie. „Ist doch gar nicht wahr!“
„Ist’s jetzt ruhig!“, brüllte Thomas und schlagartig war es still. „Geht doch!“
Max saß auf seinem Sofa und genoss den äußerst köstlichen Gugelhupf. Plötzlich klingelte jemand an der Tür. Mit voll gestopftem Mund ging Max zur Eingangstür und öffnete sie. Es war Anna, die anläutete. Max kaute rasch fertig und schluckte die ganze Masse, die seinen gesamten Mundraum ausfüllte, auf einmal hinunter.
„Hallo, Anna! Schön dich zu sehen. Was ist denn mit dir passiert? Hast du geweint?“, fragte er sie und bat sie herein. Sie gingen ins Wohnzimmer und setzten sich auf das Sofa.
„Es ist meine Mutter, die wieder einmal Probleme macht. Mir geht das schon so auf die Nerven! Dauernd muss sie sich in mein Leben und vor allem in meine Beziehungen einmischen. Sie kann’s einfach nicht lassen. Wenn ich nur wüsste, was ihr Problem ist“, schluchzte Anna, zog ein Taschentuch aus ihrer Hosentasche und schnäuzte sich.
„Möchtest du vielleicht ein Stück Kuchen? Den hat die Frau von Thomas Block gebacken“, bat Max ihr an. „Auf jeden Fall! Andreas Koch- und Backkünste sind legendär und vor allem köstlich“, antwortete Anna und schnitt sich ein Stück vom Gugelhupf herunter.
„Okay. Zurück zu deinem Problem. Wohnst du noch immer bei deiner Mutter?“, wollte Max von ihr wissen. „Nein! Wie kommst du darauf? Meine Mutter ist bei mir eingezogen. Ich wollte nicht, dass sie auf der Straße lebt, nachdem sie die Miete ihres Hauses nicht mehr bezahlen konnte. Mein Vater hat sich nach meiner Geburt aus dem Staub gemacht und seitdem ich ausgezogen bin, musste sie das Haus alleine abbezahlen. Aber glaub mir, meine Mutter ist ein nicht allzu erfreulicher Zeitgenosse“, erklärte Anna.
Es wurde einen Moment lang still. Dann ergriff Anna wieder das Wort: „Ich glaub, ich werd dann mal wieder gehen. Ich möchte dir nicht weiter auf die Nerven fallen.“ „Das tust du aber nicht“, meinte Max. „Bitte bleib doch noch ein bisschen hier.“ „Okay“, sagte Anna und nahm erneut auf dem Sofa Platz.
Elisabeth saß in ihrem Zimmer und dachte nach.
„Warum will sie nicht verstehen, was ich ihr sage. Sie respektiert meine Worte einfach nicht. Aber sie wird schon sehen, was sie von ihrer Art hat“, sagte sie zu sich.
Sie saß noch ein paar Minuten auf dem Stuhl, dann stand sie auf und verließ den Raum und ging nach unten.
„Das war einfach genial! Ich musste soviel lachen!“, lachte Anna und Max lachte mit ihr. „Stimmt, dieser Film war für mich einfach der beste“, stimmte ihr Max zu.
Max und Anna unterhielten sich eine Weile. Zuerst plauderten sie eine Stunde miteinander, dann zwei und schließlich nach drei Stunden beendeten sie ihr aufregendes Gespräch.
„Ich muss wirklich gehen. Sonst regt sich meine Mutter wieder auf“, meinte Anna, stand auf und verabschiedete sich von Max. Dann verließ sie das Haus.
Max aber blieb noch eine Weile auf dem Sofa sitzen und dachte nach. „Anna ist wirklich eine äußerst nette und interessante Person. Mit ihr kann man wirklich viel Spaß haben“, dachte er sich.
Schließlich stand er auf, nahm den leeren Kuchenteller und stellte es in den Geschirrspüler. Dann ging er hinauf ins Badezimmer und putzte sich die Zähne. Danach zog er sich bis auf die Unterhose aus und legte sich ins Bett. Aber aus irgendeinem unerklärlichen Grund wollte er nicht gleich einschlafen.
Max lag noch stundenlang wach und musste an Anna denken. Erst als es zwei Uhr in der Früh war, fiel er endlich in einen unruhigen Schlaf.
Max’ rasantes Leben Folge 2
Thomas Block ist ein pflichtbewusster und ordentlicher Mensch. Seine Arbeiten in der Firma hat er immer pünktlich erledigt und ihm Haushalt hilft er ebenfalls. Am Montag und Donnerstag räumt und saugt er das ganze Haus, am Samstag staubt er die Möbel ab. Und das jede Woche!
Aber wenn er Alkohol zu sich nimmt, dann ist er plötzlich ein anderer Mensch. Aus einem Glas Whisky, beispielsweise, werden zwei und aus zwei Gläsern werden zehn. Sobald er trinkt, ist er fast nicht mehr zu bremsen.
Eine chaotische Party
Max saß in seiner Küche und aß Lasagne. Nach dem dritten Versuch hatte er endlich die perfekte Lasagne gekocht. Die Erste war ihm verbrannt, die Zweite war so hart wie Stein.
Er saß beim Tisch und öffnete einen Brief, in dem stand, dass er 27 850 ¤ bis zum Ende des Monats an den vorherigen Besitzer zahlen musste. „Warum kann ich nicht reich sein? Dann hätte ich das Haus auf einmal abbezahlt! Ich bin aber leider so arm, dass ich den Betrag in zehn Raten abbezahlen muss. Aber wie soll ich das viele Geld in zwei Wochen auftreiben? So viel Geld habe ich im Moment nicht!“, jammerte Max und starrte den Brief an.
Da kam ihm eine zündende Idee! Er nahm sein Handy und tippte die Nummer seines Vaters. „Hallo, Max! Hab schon ewig nichts mehr von dir gehört“, sagte sein Vater überrascht. „Hallo, Vater. Hey, hör mir zu. Ich hab da nämlich eine Bitte an dich“. „Wie viel brauchst du dieses Mal?“, fragte ihn sein Vater. „Wie kommst du darauf, dass ich mir Geld von dir borgen möchte?“ „Du hast bis jetzt immer nur angerufen, wenn du Geld gebraucht hast.“ „Okay, es stimmt ja“, gestand sich Max ein. „Also, wie viel brauchst du?“
Andrea räumte gerade den Tisch ab, als ihr Mann nach Hause kam. „Ich bin wieder da!“, rief Thomas und zog sich seinen Mantel und seine Schuhe aus. „Hey, meinte Andrea erfreut. „Wie wär’s, wenn wir am Donnerstag eine Party machen?“ „Eine gute Idee, aber du weißt, dass ich mich um vier mit ein paar Freunden treffe“, sagte Thomas und gab seiner Frau einen Kuss auf die Wange. „Dann musst du halt eben früher heim kommen. Die Party beginnt eh erst um halb acht. Da hast du Zeit genug, um mit deinen Freunden zu plaudern“, meinte Andrea und ging zurück in die Küche. „Okay! Und wen willst du aller einladen?“, wollte Thomas wissen und folgte seiner Frau.
„Anna, Max, die Thompsons, die Mayers und Alexander. Das sind doch genug, oder?“ „Ich denke schon. Florian und Julia sind ziemliche Rabauken und mit Felix ist’s auch nicht gut Kirschen essen. Ich bin mir sicher, dass für Unterhaltung gesorgt ist“, meinte Thomas. „Wie du meinst.“ Und zehn Personen sind mehr als genug!“
Max saß auf dem Sofa und las in seinem Buch. Ihm fehlten nur mehr wenige Seiten, dann hatte er es ausgelesen. Plötzlich klingelte es an der Tür.
Max stand auf, ging zur Tür und öffnete sie. „Hallo, ich bin Andrea. Ich habe mich noch nicht wirklich vorgestellt, aber …“, begann Andrea, aber sie wurde von Max unterbrochen. „Sie sind die Frau von Thomas! Danke für den köstlichen Kuchen, der war vorzüglich.“ „Danke! Ich bin hier, weil ich Sie zu einer Party am Donnerstag einladen möchte. Hätten Sie Zeit?“, fragte Andrea ihn. Max nickte. „Perfekt!“, meinte sie, verabschiedete sich und ging wieder.
Max ging wieder zurück ins Wohnzimmer und las sein Buch zu Ende.
Anna schloss gerade die Haustür, als ihre Mutter von oben herunter kam. „Wer war das? War das schon wieder dein neuer Freund“, wollte Elisabeth wissen. „Nein! Das war Andrea. Sie hat mich am Donnerstag zu einer Party eingeladen“, antwortete Anna. „Und außerdem, er ist nicht mein Freund. Er ist nur ein netter Kerl.“ „Das denken alle! Männer sind immer nur nett“, keifte Elisabeth. „Was ist eigentlich dein Problem?“, fragte Anna aufgebracht. „Das geht dich überhaupt nichts an! Du wirst schon sehen …“, rief ihre Mutter. „Ach, glaub doch was du willst“, meinte Anna und stürmte in die Küche.
Ihre Mutter verharrte noch ein paar Augenblicke auf der Stiege, dann ging sie wieder nach oben.
Schließlich begann der Donnerstag!
Andrea stand schon seit sechs Uhr in der Früh beim Herd und kochte wie verrückt. Brathähnchen, belegte Brote, Kirschkuchen, Apfelstrudel, … bedeckten den gesamten Tisch im Esszimmer.
Während Andrea kochte, säuberte Thomas die Wohnung. Doch das war gar nicht so einfach. Marie und Lilly verstreuten ihr ganzes Spielzeug am Boden. Das behinderte Thomas beim Saugen. „Könntet ihr endlich einmal eure Spielsachen wegräumen!“, rief Thomas ein wenig genervt. Die beiden Mädchen schüttelten die Köpfe. „Dann werde ich es halt eben einsaugen. Und ihr bekommt kein neues Spielzeug mehr!“
Und schon im nächsten Moment räumten Marie und Lilly ihr gesamtes Kinderzimmer auf. Nur eine halbe Stunde später konnte Thomas endlich das Zimmer saugen.
Und schließlich wurde halb acht.
Die ersten Gäste trafen ein. Als ersten betraten die Thompsons die Wohnung der Blocks. „Putzt euch gefälligst die Schuhe ab, bevor ihr die Wohnung betretet“, ermahnte Victoria ihre beiden Kinder Florian und Julia. Die beiden nickten.
Danach trafen Alexander, die Mayers, Anna und zum Schluss Max bei den Blocks ein.
„Es tut mir wirklich Leid, dass ich so spät gekommen bin“, entschuldigte sich Max und hängte seine Jacke an den Kleiderständer. „Das mach doch gar nichts“, meinte Andrea und ging zurück ins Wohnzimmer.
„Ach, Andrea! Wo ist denn eigentlich dein Mann?“, wollte Kathrin Mayer wissen und nippte an ihrem Sektglas. „Der hat sich mit Freunden getroffen und sollte eigentlich schon längst wieder da sein“, meinte Andrea ein wenig verärgert und starrte aus dem Fenster.
Doch Andrea führte den Abend gewohnt weiter. Schließlich war es kurz vor neun. Das Essen wurde serviert.
Max setzte sich an den äußerst elegant dekorierten Tisch und nahm die Champagnerflasche in die Hand, als plötzlich sein Blick auf Anna fiel. Sie saß neben Alexander, der pausenlos mit ihr zu sprechen schien. Max wurde eifersüchtig. „Baggert der meine zukünftige Freundin an? Oder täusche ich mich?“, dachte er sich. Vor lauter Eifersucht vergaß er völlig auf den Champagner. Der Champagner schwappte über den Rand des Glases und spritze auf das Tischtuch. „Hoffentlich verliebt sich Anna nicht in ihn“, dachte sich Max. „Ich muss das verhindern!“
Marie öffnete die Haustür, um eine Flasche Mineralwasser von draußen zu holen, als sie plötzlich einen Mann auf das Haus zukriechen sah. „Ahh!“, kreischte Marie, rannte zurück ins Haus und knallte die Tür zu. Dann eilte sie zu ihrer Mutter in die Küche.
„Wo ist denn das Mineralwasser? Ich habe dich doch darum gebeten!“, meinte Andrea und nahm das Brathähnchen aus dem Ofen. „Auf unser Haus kriecht ein Obdachloser zu!“, meinte Marie aufgeregt und versuchte wieder ruhig zu atmen. „Was?“, sagte Andrea ein wenig verwirrt und stürmte aus der Küche.
Rasch öffnete sie die Haustür. Vor der Tür lag nicht irgendein Mann, sondern ihr Mann. „Oh, mein Gott, Thomas! Bist du komplett wahnsinnig!“, brüllte Andrea. „Wir geben eine Party für unsere Freunde. Was denken die denn von uns, wenn mein Mann plötzlich stockbesoffen auftaucht?“ Doch Thomas rülpste nur ungeniert und kämpfte sich auf die Beine.
Währenddessen näherte sich Max Anna und Alexander, als er plötzlich sein Glas Champagner über Alexanders Hemd kippte. „Oh, du meine Güte! Das ist mir aber jetzt peinlich!“, log Max. „Kannst du nicht besser aufpassen, du Tölpel?“, sagte Alexander verärgert. Ein riesiger Fleck breitete sich auf seinem Hemd aus. „Tut mir Leid, aber ich bin gestolpert!“, meinte Max und ging einen Schritt weiter. „Schön dich zusehen Anna!“
In diesem Moment betrat Thomas den Raum. „Hallo, Leute“, lallte Thomas. Er stützte sich auf einen Sessel, um nicht umzukippen, so besoffen war er. Alle verstummten und starrten ihn ununterbrochen an. „Warum so schweigsam“, hauchte Thomas und versuchte einen Schritt weiterzugehen, doch da geschah es. Seine Füße klappten zusammen und er stürzte auf den Tisch. Eine der Kerzen stürzte um und entzündete das Tischtuch. Das Feuer breitete sich mit unglaublicher Schnelligkeit aus.
„Oh, mein Gott, Feuer!“, rief Victoria, packte ihre beiden Kinder an den Händen und eilte ins Vorzimmer.
„Was ist denn hier los?“, rief Andrea und betrat das Esszimmer. „Feuer!“, schrie sie und eilte ins Vorzimmer.
Auch die anderen Gäste retteten sich nun nach draußen ins Freie, doch Max blieb zurück um das Feuer zu löschen. Doch es funktionierte nicht. Das Feuer breitete sich weiter aus. Da kam Andrea mit einem Feuerlöscher aus dem Vorzimmer und versuchte den Brand zu löschen. Nach nur wenigen Minuten war das Feuer gelöscht.
„Das war ja noch mal knapp“, meinte Max und hustete heftig, weil er den schädlichen Rauch eingeatmet hatte. „Richtig knapp“, meinte Andrea und wollte zurück ins Vorzimmer gehen, als sie beinahe stolperte. „Oh, mein Gott, Thomas!“
„Was ist denn los?“, wollte Max wissen und bückte sich hinunter zu Andrea. „Er rührt sich nicht“, antwortete Andrea aufgebracht. „Ich ruf sofort den Notarzt“, sagte Max und nahm sein Handy aus der Hosentasche.
Nur wenige Minuten später traf der Notarzt ein und nahm Thomas mit ins Krankenhaus.
Nach der ganzen Aufregung wandte sich Andrea wieder an ihre Gäste. Die Party war nun vorbei. Sie schickte die Gäste wieder nach Hause und nahm dann ihre beiden Kinder und fuhr ebenfalls ins Krankenhaus.
Max und Anna gingen gemeinsam nach Hause. „Diese Party wird so schnell wohl keiner vergessen“, meinte Anna. „Ziemlich chaotisch war das. Aber das die Party so enden musste, das hätte nicht sein sollen“, sagte Max. „Ich finde es schrecklich, dass Thomas nun mit einer Rauchvergiftung im Krankenhaus liegt.“
Die beiden blieben schließlich vor Annas Haus stehen. „Es wird nun Zeit, sich zu verabschieden“, meinte Anna und wollte schon gehen, als Max sie plötzlich küsste. „Tut mir Leid“, entschuldigte sich Max, „Ich wollte dich nicht überrumpeln.“
Anna verharrte weiterhin in ihrer Position und sagte kein Wort. Dann ließ sie Max einfach stehen und eilte zu ihrem Haus und schon im nächsten Moment war sie verschwunden.
Max’ rasantes Leben Folge 3
Anna saß bei ihrem Schreibtisch im Zimmer und dachte nach. Schon seit Stunden saß sie auf ihrem Stuhl und kritzelte mit ihrem Kugelschreiber Herzen aufs Papier, die sie aber gleich wieder durchstrich. „Max ist wirklich süß. Aber liebe ich ihn denn?“, fragte sich Anna und malte ein weiteres Herz aufs Papier. „Ich muss mit ihm sprechen. Sobald wie möglich“, entschied sie sich. Dieses Mal, strich sie das Herz nicht wieder durch.
Neuer Job, neues Glück
Max saß in der Küche und trank seinen Kaffee. Nebenbei blätterte er in der Zeitung herum. Er suchte nach den Stellenanzeigen. Das Geld wurde langsam knapp, also brauchte er einen vernünftigen Job. Als er die Stellenanzeigen gefunden hatte, überlegte er minutenlang, welches Jobangebot er annehmen sollte. Schließlich hatte er sich für eines entschieden. „Das ist es! Ich beeil mich besser, damit keiner vor mir den Job bekommt“, sagte Max zu sich und trank rasch seinen Kaffee aus. Dann eilte er nach oben ins Badezimmer.
„Und du bist dir wirklich sicher, dass du das machen möchtest?“, fragte Andrea ihren Mann. Thomas war nun schon eine Woche im Krankenhaus. Bald sollte er entlassen werden, aber er wollte nicht. „Ja, ich bin mir sicher! Ich will diese Therapie machen“, antwortete Thomas erneut. „Wie lange wird das denn ungefähr dauern? Was sagen die Kinder dazu? Die werden dich doch wahnsinnig vermissen!“, meinte Andrea ein wenig aufgebracht. Sie ließ sich auf einem Stuhl neben dem Bett nieder. „Solange bin ich auch nicht weg. Das ganze wird ungefähr zwei Monate dauern.“ „Zwei Monate. Geht’s noch“, schrie Andrea auf. „Es muss ja nicht unbedingt zwei Monate dauern. Wir schaffen das schon, Schatz“, sagte Thomas und gab seiner Frau einen Kuss auf die Stirn.
Max saß auf einem Stuhl im Wartezimmer und hielt ungeduldig seine Bewerbungsunterlagen in der Hand. „Wie lange braucht der denn?“, fragte sich Max und schon im nächsten Moment ging die Tür des Behandlungszimmers auf. Ein alter Mann kam heraus, gefolgt von Doktor Ebbstein. „Doktor Ebbstein!“, rief Max und stand auf. „Ja, bitte. Was kann ich für Sie tun?“, erkundigte sich der Arzt. „Ich bin hier, weil ich mich als Aushilfsarzt bewerben möchte“, antwortete Max. „Bitte folgen Sie mir!“
Max betrat das Büro des Arztes. Das Zimmer war ungewöhnlich klein, aber alle Dinge, die der Doktor besaß, fanden hier ihren Platz. Max setzte sich Doktor Ebbstein gegenüber und legte seine Mappe auf den Schreibtisch.
„Dann beginnen wir mal“, sagte der Arzt, nahm die Mappe und schlug sie auf. „Sie heißen Max Heringer, haben zwei Jahre Medizin studiert, … Wieso eröffnen Sie eigentlich nicht Ihre eigene Praxis?“ „Es gab immer wieder Probleme in der Familie. Irgendwann habe ich gar nicht mehr daran gedacht. Ich wollte eine eigene Praxis eröffnen, aber im Moment fehlt mir das nötige Geld“, antwortete Max. „Dann sehen wir mal weiter“, meinte Doktor Ebbstein und las weiter.
Anna stand vor Max’ Haustür. „Komm schon, Anna. Du schaffst das! Du musst ihn jetzt fragen! Jetzt oder nie“, sprach sie sich Mut zu und klopfte schließlich an die Tür. Sie wartete ein paar Sekunden, doch es kam niemand, um ihr die Tür zu öffnen. Sie klopfte noch einmal, aber es kam niemand. „Vermutlich ist er nicht zu Hause. Ich versuche es später noch einmal“, sagte Anna zu sich und ging wieder.
„Hallo, Papi“, riefen Marie und Lilly gleichzeitig und fielen ihrem Vater in die Arme. „Wir haben dich vermisst“, meinte Marie und gab ihm einen Kuss. Auch Lilly gab ihm einen Kuss. „Ich habe euch auch vermisst! Erzählt mal, was habt ihr heute gemacht“, sagte Thomas und setzte sich auf. Seine beiden Kinder nahmen rechts und links von ihm Platz. „Wir waren im Kindergarten, dann waren wir in der Stadt, zuhause haben wir unser ganzes Spielzeug ausgeräumt und Mama haben wir ein wenig genervt“, erzählte Lilly. „Nicht frech sein zu eurer Mutter“, meinte Thomas.
Da betrat Andrea das Zimmer. „Wo warst du?“, fragte Thomas. „Ich hab mir noch schnell etwas zu trinken gekauft“, antwortete Andrea und setzte sich auf den Stuhl neben dem Bett. „Hast du es ihnen schon gesagt?“ „Noch nicht“, sagte Thomas. „Was musst du uns denn sagen?“, wollten Marie und Lilly wissen.
„Dann freue ich mich Sie hier in meiner Praxis zu begrüßen“, sagte Doktor Ebbstein und schüttelte Max die Hand. „Ich freue mich auch wahnsinnig“, meinte Max und verließ mit dem Arzt das Büro. „Dann sehen wir uns morgen um halb acht wieder.“ „Ist gut! Auf Wiedersehen, Doktor Ebbstein“, verabschiedete sich Max und verließ die Praxis.
Anna öffnete die Haustür. Es war Alexander, der geklingelt hatte. Er hielt einen Strauß Tulpen in der Hand, den er Anna überreichte. „Danke! Das ist wirklich nett von dir, aber wie komme ich dazu?“, wollte Anna wissen. „Ich wollte einfach nur ein Lächeln von dir sehen“, antwortete Alexander. „Was meinst du damit?“, fragte Anna ein wenig verunsichert. „Es ist sicher besser, wenn du jetzt gehst“, meinte Anna und wollte die Tür schließen, als Alexander den Fuß in die Tür stellte. „Ich will aber nicht gehen“, sagte Alexander und machte die Tür wieder auf. „Was willst du, Alexander? Warum verhältst du dich so komisch?“, fragte Anna. „Hast du eigentlich schon einmal bemerkt, wie oft ich versuche deine Aufmerksamkeit zu erregen?“, rief Alexander ein wenig verärgert. „Hast du das bemerkt?“„Alexander, du machst mir Angst! Geh jetzt bitte! Bitte“, flehte Anna ihn an.
„Was ist da los?“, fragte Max und kam gerade die Stufen herauf zur Haustür. „Lässt er dich nicht in Ruhe?“ „Verschwinde, Mistkerl! Das hier geht dich überhaupt nichts an“, rief Alexander erzürnt und schlug Max in den Magen. Das ließ sich Max nicht gefallen. Er packte Alexander und schmiss ihn auf den Boden. „Hört sofort auf!“, schrie Anna und ließ den Blumenstrauß fallen, um dazwischen zu gehen.
Alexander stand wieder auf und versetzte Max einen weiteren Hieb in den Magen. Max packte Alexander erneut und stieß ihn die Stufen hinunter. Alexander stürzte zu Boden und brach sich dabei den Arm. „Und jetzt verschwinde! Lass dich hier nicht wieder blicken!“, schrie Max. Alexander stand rasch auf und lief weg.
„Wir vermissen dich aber jetzt schon, Papi“, schluchzte Marie. Sie konnte es nicht ertragen, dass sie ihren Vater für fast zwei Monate nicht sehen würde. Auch Lilly hielt es nicht aus. „Ich will nicht dass du gehst“, schluchzte sie und umarmte ihren Vater. „Ich lasse dich nie mehr los!“ „Ich muss aber. Und vielleicht könnt ihr mich ja mal besuchen kommen“, erklärte Thomas und gab seinen beiden Töchtern einen Kuss. „Und wann wirst du weggehen?“, wollten Marie und Lilly wissen. „Schon morgen“, antwortete Thomas.
Max nahm in Annas Wohnzimmer Platz. Anna setzte sich ihm gegenüber. „Erzähl mir jetzt bitte erst einmal, was zwischen euch vorgefallen ist“, meinte Max und blickte Anna tief in die Augen. „Alexander hat mir Blumen gebracht und hat dann so eine komische Anmerkung gemacht. Und dann wurde er ganz plötzlich so komisch. Ich wollte, dass er geht, aber er ging nicht. Ich glaube, er wollte …“, erzählte Anna, doch die letzten Worte wurden von ihren Tränen erstickt. „Was wollte er?“ „Ich glaube, er wollte mich vergewaltigen“, antwortete Anna und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. „Na warte! Den mach ich fertig“, meinte Max und stand auf, doch Anna wollte, dass er sich wieder setzte. „Warum darf ich ihm keine aufs Maul hauen. Der hätte es verdient“, wollte Max wissen und setzte sich wieder aufs Sofa. „Er hat mich ja nicht vergewaltigt, also kann ich ihn nicht anzeigen“, entgegnete Anna. „Aber bald, wenn wir nichts dagegen unternehmen“, sagte Max, stand auf und kniete sich neben Anna hin. „Hörst du? Wir müssen etwas …“, begann er, doch schon im nächsten Moment küsste Anna Max, der den Kuss erwiderte.
„Das war ein schöner Kuss“, meinte Anna und blickte Max tief in die Augen. „Ich muss dir was gestehen. Ich liebe dich!“ „Als ich dich das erste Mal gesehen habe, da ist es um mich geschehen. Ich liebe nichts mehr als dich“, sagte Max und gab Anna einen weiteren Kuss. „Gott sei Dank! Ich wusste nicht, ob du auch in mich verliebt bist“, freute sich Anna.
„Sag mal, wo ist eigentlich deine Mutter?“, wollte Max von Anna wissen. „Wieso willst du das wissen?“, erwiderte Anna. „Du sagtest doch neulich, dass sie sich auch in deine Beziehungen einmischt“, antwortete Max. „Du hast Recht! Sie hat etwas gegen Männer. Aber im Moment ist sie für eine Woche verreist und fällt mir so nicht auf die Nerven. Das heißt, wir sind völlig ungestört“, meinte Anna.
„Es wird Zeit, dass ihr euch von Papi verabschiedet“, sagte Andrea zu ihren beiden Töchtern. „Müssen wir denn schon gehen? Wir werden ihn lange Zeit nicht mehr sehen“, meinte Marie. „Wir können Papi doch einmal besuchen. Und wir müssen jetzt wirklich los“, wiederholte Andrea und zog sich ihre Jacke an. „Okay!“, murrten Lilly und Marie, gaben ihrem Vater noch einen letzten Kuss und erhoben sich schließlich vom Bett. „Tschüss, Papi“, verabschiedeten sich Marie und Lilly noch ein letztes Mal und verließen kurz darauf das Zimmer.
Doch Andrea verabschiedete sich nicht. Sie war noch immer auf ihren Mann sauer!
Max öffnete die Haustür und trat hinaus in die kühle Frühlingsnacht. „Ich habe diesen wunderschönen Abend wirklich sehr genossen“, sagte Max. „Ich auch“, stimmte Anna ihrem neuen Freund zu. „Dann bis morgen“, verabschiedete sich Max und ging langsam die Stufen hinunter. „Max!“ „Was denn?“, fragte Max, während er sich rasch umwandte. „Ich liebe dich“, hauchte Anna. „Ich liebe dich auch!“, meinte Max und ging schließlich.
Er ging über die Straße zu seinem Haus. Nachdem er den Schlüssel aus seiner Hosentasche herausgenommen hatte, schloss er die Tür auf. „Brr! Warum ist es denn hier so kalt?“, fragte sich Max und schloss die Eingangstür. Er legte den Schlüssel aufs Vorzimmerkästchen und ging in die Küche. Die Fensterscheibe des Küchenfensters war mit einem Stein zerdeppert worden. Max hob den Stein auf. „Ich kann mir schon vorstellen, wer das gewesen ist“, sagte Max zu sich und legte den Stein auf den Küchentisch. „Dann rate doch mal, wer es gewesen sein könnte“, sagte eine Männerstimme hinter Max zu ihm.
Max erschrak. Wie war Alexander in sein Haus gekommen? Langsam drehte er sich um. Alexander stand mit einem Messer in der Hand im Vorzimmer. „Was willst du?“, fragte Max vorsichtig. „Ich will Anna! Und du hinderst mich daran, ihr Herz zu erobern!“, schrie Alexander aufgebracht. „Das ist doch absurd!“ „Halt die Klappe!“, brüllte Alexander und ging auf Max zu…
Max’ rasantes Leben Folge 4
Es geschah vor fünf Jahren. Alexander Hoffman zog in die Lindenstraße.
Alexander packte gerade seine Sachen aus, als eine Stimme zu ihm sagte: „Willkommen in der Lindenstraße!“ Es war Anna. „Hallo! Ich bin Alexander“, stellte sich Alexander vor. Anna raubte ihm alle Sinne, so bezaubernd war sie gewesen. „Ich heiße Anna! Ich freue mich, dass du hierher gezogen bist… Na ja, ich lass dich dann mal weiter in Ruhe auspacken“, meinte Anna und ging wieder. Alexander starrte ihr hinterher.
In diesem Moment hatte seine krankhafte Liebe zu Anna begonnen!
Eine unvergessliche Nacht
Alexander näherte sich ganz langsam seinem vermeintlichen Rivalen. „Hör mir jetzt bitte zu: Wir können das auch auf andere Weise regeln“, schlug Max vor. „Ich will es aber so machen“, brüllte Alexander. Er stand nun einen Meter von Max entfernt. „Du wirst mich immer daran hindern, ihr Herz zu erobern.“ „Sie will aber nichts von dir, du krankhafter, perverser Dreckskerl“, erwiderte Max und packte einen Küchenstuhl.
Und dann überschlugen sich die Ereignisse. Max schleuderte Alexander den Sessel entgegen und Alexander stach Max das Messer in die Brust. Beide stürzten zu Boden.
Anna öffnete die Haustür. Es war Andrea. „Darf ich reinkommen?“, fragte sie. Anna trat beiseite und ließ Andrea eintreten. Sie gingen in die Küche. „Möchtest du etwas zu trinken?“ „Ja, bitte“, antwortete Andrea und nahm auf einem Stuhl Platz.
Anna füllte zwei Gläser mit Mineralwasser. Sie überreichte ihrer Freundin ein Glas und nahm dann ebenfalls auf einem Stuhl Platz. „Was ist los?“ „Thomas meint, dass er eine Therapie machen möchte“, antwortete Andrea. „Aber das ist doch toll! So bekommt er endlich sein Alkoholproblem in den Griff“, meinte Anna und trank ihr Glas mit einem Zug aus. „Ja, ich weiß! Ich bin mir aber nicht sicher, ob er es auch wirklich ernst meint“, gab Andrea zu.
Alexander richtete sich auf. „Au, mein Schädel“, ächzte Alexander und rieb sich mit der Hand über den Kopf. „Mistkerl.“ Alexander stand auf blickte Max, der sich nicht regte, noch ein letztes Mal an, dann verließ er das Haus.
Max lag mit einer blutenden Stichwunde am Boden. Seine Augen waren geschlossen und er rührte sich nicht. Doch plötzlich schlug er die Augen auf und richtete sich langsam auf.
„Du brauchst dir wirklich keine Sorgen machen. Ich bin mir sicher, dass er die Therapie machen wird“, versicherte Anna Andrea. „Ich hoffe es“, meinte Andrea und trank ihr Glas Mineralwasser aus.
Plötzlich klingelte jemand an der Tür. „Wer kann das so spät noch sein?“, fragte sich Anna, stand auf und ging ins Vorzimmer. Sie öffnete die Tür und Alexander trat ihr entgegen. „Was willst du, Alexander. Verschwinde!“, rief Anna plötzlich und wollte die Tür wieder schließen, doch Alexander hatte schon längst das Vorzimmer betreten. „Ich will dich“, hauchte Alexander ihr ins Ohr. Er wollte Anna küssen, doch sie gab ihm eine Ohrfeige und rannte in die Küche. „Verschwinde! Lass mich in Ruhe“, brüllte Anna und schloss die Küchentür ab.
„Was ist denn los?“, fragte Andrea verunsichert.
In der Zwischenzeit hatte sich Max ins Vorzimmer gekämpft. Er schaffte es gerade noch das Handy aus seiner Jackentasche holen. Dann klappten die Füße zusammen und er stürzte wieder zu Boden. Rasch wählte er die Nummer der Polizei.
Alexander schlug mit geballter Faust gegen die Küchentür und brüllte wutentbrannt: „Mach sofort die Tür auf oder ich trete sie ein!“ „Ich denk nicht mal im Traum daran dich hineinzulassen, perverser Mistkerl!“, schrie Anna und schlug die Hände über dem Kopf zusammen. „Kann mir mal jemand verraten, was hier eigentlich los ist“, rief Andrea verwirrt. „Alexander versucht krankhaft mein Freund zu sein, aber ich will nichts von ihm. Ich bin jetzt mit Max zusammen“, erklärte sie ihrer Freundin. „Bist du dir sicher, dass du noch einen Freund hast?“, fragte Alexander.
Anna brach in Tränen aus. „Was hast du mit ihm gemacht! Was hast du mit ihm gemacht!“, brüllte Anna und schlug mit der Faust gegen die Tür. „Abgestochen hab ich ihn!“, antwortete Alexander und trat mit dem Fuß gegen die Tür, die daraufhin aus den Angeln brach.
Anna wurde nach hinten geschleudert und stürzte zu Boden. „Anna, hast du dich verletzt?“, fragte Andrea bestürzt und half ihrer Freundin wieder auf die Beine.
Alexander betrat die Küche. „Ich bin mit meiner Geduld am Ende, Anna. Ich will nun, dass du mit mir kommst“, presste er zwischen seinen Lippen hervor. „Verschwinde und lass uns in Frieden, du Arschloch!“, schrie Anna, öffnete eine Lade und nahm ein Messer heraus. „Wenn du einen Schritt näher kommst, töte ich dich!“ „Dazu wird es nicht kommen“, meinte Alexander, packte Andrea und stieß sie beiseite. Diese stürzte gegen die Kante des Küchentischs und blieb bewusstlos am Boden liegen. In demselben Moment packte er Annas Handgelenk und verdrehte es, sodass sie das Messer fallen ließ. Dann zog er sie zu sich und wollte ihr einen Kuss geben, doch Anna wehrte sich mit aller Kraft dagegen.
„Hier spricht die Polizei!“, ertönte es plötzlich von draußen. „Kommen Sie mit erhobenen Händen aus dem Haus heraus.“
„Das wird ja immer besser“, meinte Alexander, hob das Messer auf und hielt es Anna an die Kehle. „Wenn du versuchst dich zu wehren, dann schlitz ich dich auf“, drohte Alexander und verließ ganz langsam mit ihr die Küche. Andrea lag weiterhin bewusstlos am Boden.
„Ich habe eine Geisel“, sagte Alexander klar und deutlich und trat mit Anna ins Freie. „Nicht schießen“, schrie der Einsatzleiter. „Keiner rührt sich vom Fleck. Ich werde ganz langsam mit meinem Auto von hier verschwinden und niemand wird mir folgen, denn sonst ist sie tot“, erklärte Alexander und ging langsam die Stufen nach unten.
Doch schon im nächsten Moment war es um Alexander geschehen. Ein Polizist war hinter dem Haus hervorgekommen und schlug Alexander bewusstlos. Das Messer fiel zu Boden und Anna drehte sich überrascht um. „Alles ist gut. Es ist vorbei“, beruhigte sie der Polizist. „Gott sei Dank“, meinte Anna erleichtert. Plötzlich schoss ihr ein Gedanke durch den Kopf. „Wo ist Max?“ „Wir haben einen verwundeten Mann in dem Haus gegenüber gefunden. Die Rettung ist unterwegs, aber seine Überlebenschancen sind nicht allzu hoch. Er hat viel Blut verloren“, berichtete der Polizist.
Anna brach in Tränen aus und im nächsten Moment wurde ihr schwarz vor den Augen. Sie brach bewusstlos zusammen.
Anna schlug die Augen. „Guten Morgen, Anna“, sagte Andrea zu ihrer Freundin. „Was … Was ist passiert?“, stotterte Anna und richtete sich auf. Sie lag in ihrem Bett, in ihrem Haus. „Du bist vor Erschöpfung zusammengeklappt“, erklärte Andrea. „Wie geht’s dir überhaupt? Du bist doch gegen die Tischkante gefallen?“, fragte Anna und richtete sich auf. „Außer einer Beule habe ich keine bleibenden Schäden“, antwortete Andrea. „Hast du was von Max gehört?“, wollte Anna wissen. Doch Andrea schüttelte nur den Kopf. „Ich muss sofort zu ihm“, meinte Anna und stand. „Bist du dir da wirklich sicher? Du bist noch sehr schwach“, sagte Andrea und folgte ihrer Freundin ins Badezimmer. Anna nickte.
Max erwachte. Er blickte sich in seinem Krankenzimmer benommen um. Er sah alles noch ganz verschwommen. Max hatte knapp überlebt. Er hatte sehr viel Blut verloren.
Plötzlich öffnete sich die Tür und Anna betrat das Zimmer. „Ich bin so froh, dass du überlebt hast“, rief Anna und fiel Max um den Hals. Sie gab ihm einen dicken Kuss. „Ich bin so froh, dass es dir gut geht. Was hat dir dieser Mistkerl angetan?“, wollte Max wissen.
Anna nahm den Stuhl, der in der Ecke stand, und setzte sich zu Max ans Bett. „Andrea und ich haben uns in die Küche geflüchtet, doch er hat sie eingetreten. Ich hab ihn mit dem Messer bedroht, aber er hatte es mir brutal entwendet. Und dann kam auch schon die Polizei. Er hat mich als Geisel genommen. Gott sei Dank war da dieser Polizist und hat ihn bewusstlos geschlagen“, schilderte Anna ihrem Freund. „Ich bin so froh, dass es dir gut geht!“ „Und wo ist Alexander jetzt?“, fragte Max interessiert. „Der Einsatzleiter hat gemeint, dass er mindestens sechs Jahre sitzen werde“, antwortete Anna. „Ich hoffe, dass er nie mehr wieder zurückkommt und uns in Ruhe lässt“, meinte Max. „Ja, das hoffe ich auch!“
Andrea saß gerade bei Kathrin und erzählte ihr von dem gestrigen Ereignis. „Ich hoffe dieser Mistkerl sitzt sein Leben lang im Gefängnis“, meinte Kathrin und trank ihre Tasse aus.
Kathrin hatte kurzes dunkelblondes Haar, eine kurze, spitze Nase und ernste, kastanienbraune Augen. Eigentlich war diese Frau sehr arrogant und hochnäsig. Ihre hohe und rechthaberische Stimme bestärkten diese Eigenschaften.
Plötzlich klingelte jemand an der Tür. „Du entschuldigst mich kurz“, sagte Kathrin, stand auf und verließ das Esszimmer. Andrea blieb weiterhin sitzen und versuchte mitzubekommen, wer an der Tür war. „Bist du wahnsinnig! Verschwinde sofort wieder“, hörte sie Kathrin sagen. „Wieso?“, fragte eine Männerstimme.
„Wer ist da an der Tür?“, fragte sich Andrea. Schon im nächsten Moment stand Kathrin wieder im Esszimmer. „Wer war denn an der Tür?“, wollte Andrea wissen. „Der Postbote hatte sich im Haus geirrt“, antwortete Kathrin.
Victoria Thompson saß in ihrem Wohnzimmer und blätterte in ihrer Zeitung herum. Ihr ging es nicht besonders gut.
Da kam ihr Mann Patrick nach Hause. „Hallo, Schatz! Ich bin wieder zuhause“, begrüßte Patrick seine Frau. Victoria kam aus dem Wohnzimmer ins Vorzimmer und fragte ihren Mann: „Hast du auch alles eingekauft?“ „Ja, hab ich. Denkst du, ich würde etwas vergessen?“, antwortete Patrick ein wenig gereizt. „Oh, ich entschuldige mich, dass ich dich etwas gefragt habe“, meinte Victoria. „Du behandelst mich immer so, als wäre ich ein Kind“, sagte Patrick, ging in die Küche und stellte die Einkaufstaschen auf dem Tisch ab. „Ich hab dich doch nur gefragt, ob du etwas vergessen hast“, sagte Victoria mit lauter Stimme. „Aber wenn du dich immer wie Kind fühlst, wenn ich mit dir rede, dann rede ich in Zukunft gar nichts mehr mit dir“, entschied Victoria und verließ rasch die Küche. „Argh“, schrie Patrick und schlug mit der Faust auf den Tisch.
Ein Taxi hielt vor Annas Haus. Elisabeth stieg aus dem Auto. Der Taxifahrer öffnete den Kofferraum und stellte ihre zwei Koffer auf den Gehsteig. Dann stieg er wieder ein und fuhr davon.
Elisabeth nahm die beiden Koffer und ging zur Haustür. Sie nahm den Schlüssel aus ihrer Handtasche heraus und schloss die Tür auf. „Was ist denn hier passiert?“, fragte sie sich, als ihr Blick auf die eingetretene Küchentür fiel. Sie betrat das Vorzimmer und stellte ihre beiden Koffer ab. „Das kann doch nur ein Mann gewesen sein. Und ich weiß auch schon welcher“, sagte Elisabeth zu sich und sah sich in der Küche um.
Max’ rasantes Leben Folge 5
Der Samstagmorgen hatte begonnen.
Die letzten dunklen Regenwolken hatten sich verzogen und die Sonne kam zum Vorschein. Trotz der warmen Sonnenstrahlen war es relativ kühl.
Dieser Samstag war kein gewöhnlicher Samstag, denn an diesem Tag war Valentinstag. Und der sollte für einige ganz anders verlaufen, als sie es geplant hatten!
Valentinstag
Anna erwachte an diesem Valentinstag in Max’ Bett. Doch ihr Freund war nicht da. Doch schon im nächsten Moment betrat er mit einem Strauß Rosen das Schlafzimmer. „Alles Liebe zum Valentinstag, mein Schatz“, sagte Max zu Anna und küsste sie. „Die sind so unglaublich bezaubernd, die Rosen. Aber du, du bist noch viel bezaubernder“, meinte Anna und nahm Max den Strauß aus den Händen. Ein weiterer Kuss folgte. „Das Frühstück wartet schon unten“, drängte Max und verließ erneut das Zimmer. „Sogar Frühstück hat er gemacht. Das ist echt der Mann, von dem ich immer geträumt habe“, sagte Anna zu sich. Schließlich stand sie auch auf und ging nach unten in die Küche.
Kathrin zog sich ihren Morgenmantel an und ging nach unten in die Küche. Sie bereitete sich eine Tasse Kaffee zu, als ihr Blick auf einen Notizzettel fiel. „Ich wünsch dir alles Liebe zum Valentinstag, mein Herzblatt. Die Überraschung kommt erst am Abend“, las sie laut vor. „Ist ja wieder mal typisch, dass mein Mann an solch besonderen Tagen arbeiten muss“, nörgelte Kathrin, zog ihre Kaffeetasse von der Kaffeemaschine weg und verließ den Raum.
Anna setzte sich an den reichlich gedeckten Frühstückstisch. „Das ist so unbeschreiblich schön! Noch nie hat sich je einer so um mich gekümmert und mich verwöhnt“, meinte Anna und nahm sich eine Semmel. „All die anderen Männer wussten halt nicht, welch bezaubernde Schönheit du bist. Ich weiß das, und deswegen lass ich dich nie mehr wieder gehen“, erklärte Max und strich sich Kirschmarmelade auf seine Buttersemmel. „Leider hatte ich noch keinen Freund“, gab Anna kleinlaut. „Was? Wieso das denn?“, fragte Max interessiert. „Während meiner Schulzeit habe ich mich immer nur auf meine Noten konzentriert und später dann…“ Anna musste kurz überlegen. „Da war es mir dann eigentlich egal, ob ich einen Freund hatte. Aber das hat sich durch dich nun alles geändert!“
„Möchtest du etwa auch einen Kaffee?“, fragte Victoria Andrea. Andrea nickte. Victoria stellte die eine, dann die andere Kaffeetasse unter die Kaffeemaschine. Sie gab ihrer Freundin die Tasse und setzte sich schließlich auch an den Tisch.
„Was möchtest du mir denn so dringend erzählen?“, wollte Victoria wissen und gab sich ein wenig Milch in den Kaffee. „Du wirst nicht glauben, was ich letztens bei Kathrin erlebt habe“, meinte Andrea und nippte an ihrer Kaffeetasse. Die schwarze Brühe war noch etwas zu heiß um sie zu trinken. „Aber du wirst es mir bestimmt gleich sagen!“ Andrea nickte und begann zu erzählen: „Als ich letztens bei Kathrin war, klingelte jemand plötzlich an der Tür. Ich wusste nicht wer es war, aber ich konnte hören, wie sie zu einem Mann sagte, er sei wahnsinnig und solle sofort wieder verschwinden. Und als ich sie dann gefragt habe, wer an der Tür gewesen ist, hat sie behauptet, der Postbote hätte sich im Haus geirrt. Ziemlich komisch oder nicht?“ „Glaubst du, sie betrügt ihren Mann?“, fragte Victoria. „Ich weiß es nicht, aber sie verhält sich doch wirklich sehr komisch“, antwortete Andrea und nippte noch einmal an der Kaffeetasse. „Ahh, ich hab mir die Zunge verbrannt“, schrie Andrea auf. „Du hättest eben noch ein wenig warten müssen“, sagte Victoria belehrend und grinste. „O, wie witzig“, gab Andrea von sich und grinste ebenfalls.
Max und Anna räumten gemeinsam den Tisch ab. Nach nur wenigen Minuten war alles sauber aufgeräumt. „Und was machen wir nun?“, wollte Anna wissen und blickte Max verführerisch an. „O, ich würde sagen, wir gehen hinauf, legen uns in mein Bett und …“, schlug Max vor. „Ich weiß schon, was du meinst“, meinte Anna und setzte sich in Bewegung. „Na dann ab nach oben!“, rief Max und rannte los. Anna rannte hinterher.
Andrea war gerade gegangen, als Patrick von oben herunterkam. Er wollte gerade in die Küche gehen, als Victoria meinte: „Guten Morgen, Schatz! Ich wünsch dir auch alles Liebe zum Valentinstag!“ „Was? Heute ist Valentinstag“, rief Patrick entsetzt und drehte sich um. Er blickte seiner Frau nun direkt in die Augen. „Das ist ja wirklich unfassbar! Wie kann man nur den Valentinstag vergessen?“, schrie Victoria verärgert. „Tut mir echt Leid, Schatz! Ich hatte in letzter Zeit wirklich so viel um die Ohren, da habe ich auf den Valentinstag komplett vergessen“, entschuldigte sich Patrick und ging auf Victoria zu. „Du bist echt das Letzte“, sagte Victoria aufgelöst und rannte nach oben.
„Puh, das war ganz schön … heiß“, meinte Anna und gab Max noch einen letzten Kuss. „Das kannst du laut sagen“, stimmte Max ihr zu. In diesem Moment klingelte jemand an der Haustür. „Wer kann das bloß sein?“, fragte sich Max und zog sich seinen Morgenmantel an. „Warte kurz! Ich bin gleich wieder da“, meinte Max und eilte schnell nach unten.
Unten angekommen, öffnete er rasch die Tür. Es war Elisabeth. „Schön Sie endlich einmal kennen zu lernen“, sagte Elisabeth. „Sollte ich Sie kennen?“, fragte Max und musterte die Frau mit kritischen Blicken. „Ich bin Elisabeth, Annas Mutter“, stellte sie sich vor. „O, nett sie kennen zu lernen“, meinte Max. „Ich finde es ehrlich gesagt nicht so toll“, gab Elisabeth zu. „Ich will gleich zum Punkt kommen. Wenn Sie noch einmal in mein Haus einbrechen und Anna belästigen, dann rufe ich die Polizei. Haben wir uns verstanden?“ Max verstand gar nichts. „Ich soll bei Ihnen einge…“, begann Max, doch Elisabeth unterbrach ihn. „Haben wir uns verstanden?“, wiederholte Elisabeth erneut. Max nickte kurz. „Dann passt es ja“, meinte Elisabeth und verabschiedete sich von Max.
Max schloss ein wenig verwirrt die Haustür. Langsam ging er wieder nach oben und zurück ins Schlafzimmer. „Wer war denn da an der Tür?“, wollte Anna wissen, die nach wie vor im Bett lag. „Deine Mutter war da und ich hab mir von ihr eine Moralpredigt anhören müssen“, antwortete Max. „Was? Sie sollte doch erst morgen zurückkommen!“, schrie Anna auf. „Was hat sie denn gesagt?“ „Wenn ich noch einmal in dein Haus einbrechen und dich belästigen sollte, dann würde sie die Polizei rufen. Das hat sie gesagt!“, sagte Max. „Das darf doch nicht wahr sein! Sie macht dich dafür verantwortlich? Die hat ja nicht mehr alle Tassen im Schrank“, meinte Anna. „Ich muss sofort zu ihr und das klären!“ „Gute Idee“, sagte Max.
Victoria saß auf ihrem Bett; in der rechten Hand hielt sie ein Taschentuch. Damit wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht.
Da betrat Patrick das Zimmer. Er hatte die Arme hinter dem Rücken verschränkt. „Verschwinde und lass mich in Ruhe“, rief Victoria wütend. „Glaubst du wirklich ich würde den Valentinstag vergessen?“ fragte Patrick und zeigte seiner Frau, was er hinter dem Rücken versteckt gehalten hatte. Es war ein kleiner Plüschbär, der ein Herz in der Hand hielt. Wenn man auf das Herz draufdrückte, dann spielte es eine liebliche Melodie. „Alles Liebe zum Valentinstag, mein Schatz!“ „Du bist so ein Idiot! Du hast es offensichtlich gerne, wenn ich mir wegen dir die Augen ausheule!“, brüllte Victoria und stand. „Jetzt beruhig doch wieder einmal! Man kann alles übertreiben, aber das, das ist einfach nur mehr lächerlich!“, schrie Patrick erzürnt. „Ich wollte mir halt einmal einen kleinen Scherz erlauben. Aber du bist anscheinend zu dämlich um diesen Scherz zu kapieren!“ „Dämlich? Jetzt bin ich schon dämlich für dich! Weißt du was? Lass mich einfach in Ruhe! Du kotzt mich so dermaßen an, ich halt es einfach nicht mehr aus. Steck dir deinen Teddybären sonst wohin, aber lass mich, deine dämliche Frau, in Ruhe!“, brüllte Victoria wutentbrannt und stürmte aus dem Schlafzimmer. „Ja, schleich dich nur! Dich will sowieso keiner mehr sehen!“, schrie Patrick seiner Frau hinterher und knallte die Schlafzimmertür zu.
Anna schloss die Eingangstür. „Mutter, wo bist du?“, rief Anna und ging durchs Vorzimmer, als ihre Mutter plötzlich aus dem Wohnzimmer kam. „Ich muss mit dir reden!“ „Ich freu mich auch dich zu sehen“, meinte Elisabeth und ging zurück ins Wohnzimmer. Anna folgte ihr. „Seit wann bist du denn wieder da?“, wollte Anna wissen. „Vor zwei Tagen bin ich zurückgekommen“, antwortete Elisabeth. „Und an denen warst du nicht zuhause! Ich hab mir gedacht du wärst entführt worden oder …“ „Jetzt übertreib mal nicht! Ich war die letzten zwei Tage bei Max“, meinte Anna und setzte sich aufs Sofa. „Du hast dich also doch ihn in verliebt“, sagte Elisabeth und nahm auf dem Stuhl gegenüber Platz. „Und? Geht’s dich was an? Ich liebe Max und werde mich auch nicht mehr von ihm trennen! Aber nun zurück zu meiner eigentlichen Frage. Wie kommst du dazu Max solche Dinge zu unterstellen?“, fragte Anna. Ihre Stimme war lauter als sonst. „Bei dir drehte sich in letzter Zeit alles um Max! Und als ich nach Hause gekommen bin, da war die Küchentür eingetreten und du warst verschwunden. Hättest du dich wenigstens gemeldet! Was hätte ich denn sonst denken sollen?“, antwortete Elisabeth. „Ich möchte so etwas nicht noch einmal von dir hören, denn sonst kannst du von hier ausziehen und das meine ich ernst“, sagte Anna entschieden, stand auf und verließ das Haus.
„Na warte, Anna! Deine Meinung über Max wird sich schon bald ändern“, sagte Elisabeth zu sich und grinste dabei verlogen.
Patrick saß in der Küche und trank eine Tasse Kaffee. Er starrte aus dem Fenster und musste dabei ununterbrochen an seine Frau denken.
„Papa? Wo ist Mama?“, fragte jemand. Patrick wurde aus seinen Gedanken gerissen und Florian setzte sich an den Küchentisch. „Hast du etwas gesagt?“, fragte Patrick und blickte seinen Sohn verwirrt an. „Wo ist denn Mama? Ich hab gehört, dass ihr euch gestritten habt“, wiederholte Florian seine Frage. „Ich weiß es nicht, Florian! Ich weiß es wirklich nicht“, antwortete Patrick und trank die Tasse leer.
Die Zeit verstrich. Die Sonne sank immer tiefer und tiefer und schließlich war sie hinter dem Horizont verschwunden. Die Nacht brach herein.
Markus Mayer schloss gerade die Haustür auf und trat ein, als er das Stöhnen seiner Frau vernahm. Er legte den Strauß Rosen und das Geschenk auf die Anrichte im Vorzimmer und verfolgte das Geräusch. Es kam aus dem Schlafzimmer. Rasch öffnete er die Schlafzimmertür und was er dann sah, konnte er kaum glauben. Seine Frau betrog ihn mit einem anderen Mann.
„Oh mein Gott, Markus!“, schrie Kathrin auf und drehte sich erschrocken zu ihrem Mann um. Markus stand einfach nur da und glaubte, das sei alles nur ein Traum. „Oh, Markus! Du verstehst das ganz falsch! Ich …“, begann Kathrin, doch Markus drehte sich einfach um und ging wieder. „Das ist alles nur deine Schuld, Tobias! Ich hab dir gesagt du sollst verschwinden!“, keifte Kathrin den Mann an, mit dem sie gerade noch Sex gehabt hatte. „Verschwinde!“ Kathrin legte sich wieder auf ihre Seite des Betts und überlegte krampfhaft, wie sie das ihrem Mann erklären konnte.
Max’ rasantes Leben Folge 6
Tobias Becker hatte soeben das Haus verlassen, da kam auch schon Kathrin nach unten. Sie suchte ihren Mann. Dieser saß im Wohnzimmer auf dem Sofa. Felix lag ebenfalls auf dem Sofa, jedoch schlief er. Markus saß einfach nur da und starrte ins Leere. „Hör zu, Markus! Ich kann dir das alles erklären! Es ist nicht so wie du denkst?“, sagte Kathrin aufgeregt. Plötzlich stand Markus auf und blickte seiner Frau tief in die Augen. „Ich will nichts mehr von dir hören! Ich will die Scheidung und sonst nichts“, meinte Markus und verließ das Haus.
Kathrin ließ sich aufs Sofa sinken und brach in Tränen. Was hatte sie ihrem Mann bloß angetan?
Die Intrige
Es war nun schon eine Woche vergangen, seit Markus seine Frau mit jemand anderem im Bett erwisch hatte. Markus lebte seitdem in einem Hotel, ganz in der Nähe der Stadt. Der Termin für die Scheidung rückte immer näher. Zwischen Kathrin und Markus war es nun endgültig aus.
Kathrin saß auf dem Sofa im Wohnzimmer und wickelte gerade Felix, als plötzlich ihr Handy klingelte. Sie hob ab. „Hallo, ich bin’s, Markus. Ich möchte dir nur sagen, dass der Scheidungstermin für nächste Woche Samstag geplant ist. Ich hoffe, wir können uns mit dem Sorgerecht auch so einigen“, meinte Markus. „Ist gut“, antwortete Kathrin, verabschiedete sich noch und legte schließlich auf.
Sie nahm ihren eineinhalbjährigen Sohn auf den Arm und verließ das Wohnzimmer.
Anna saß in ihrem Wohnzimmer und öffnete die Post. „Da ist ja ein Brief von Johannes!“, freute sich Anna und riss sofort das Kuvert auf. In dem Brief stand, dass ihr Cousin sie morgen besuchen kommen und für eine Woche in der Stadt leben werde. „Ich hab Johannes schon so lange nicht mehr gesehen. Ich bin gespannt, wie er sich in den letzten drei Jahren verändert hat“, sagte Anna zu sich und legte den Brief wieder beiseite.
Andrea stand vor Kathrins Haustür und hielt einen köstlichen Apfelstrudel in der Hand. Sie klingelte kurz und schon im nächsten Moment ging die Tür auf. „Hallo, Kathrin! Darf ich reinkommen?“, fragte Andrea. „Ich hab auch einen Strudel, der dich bestimmt aufmuntern wird!“ „Komm rein“, sagte Kathrin und trat beiseite, um Andrea hineinzulassen.
Die beiden Frauen gingen in die Küche. Andrea stellte den Teller mit dem Apfelstrudel auf den Tisch und Kathrin nahm zwei Teller und Besteck aus der Küchenlade. „Wo ist denn Felix? Schläft er?“, wollte Andrea wissen und nahm auf einem Stuhl Platz. Kathrin setzte sich ebenfalls auf einen Stuhl. „Ja, er schläft im Wohnzimmer auf dem Sofa“, antwortete Kathrin und schnitt sich ein Stück vom Apfelstrudel herunter. „Und wie geht’s dir so?“, fragte Andrea und nahm sich ebenfalls ein Stück. „Ich fühl mich echt mies! Am liebsten würde ich die Zeit zurückdrehen und alles ungeschehen machen. Aber Markus hatte in letzter Zeit nichts als seine Arbeit im Sinn, ich war ihm völlig egal. Ich weiß, das ist keine Entschuldigung, aber …“, Kathrin brach in Tränen aus. „Nicht weinen! Alles wird sich wieder zum Guten wenden, da bin ich mir sicher“, tröstete Andrea ihre Freundin.
Victoria stellte den Topf mit dem Hackbraten und den Kartoffeln auf den Tisch. Schließlich nahm sie selber Platz. Patrick, Florian und Julia saßen bereits beim Tisch und warteten hungrig auf das köstliche Mittagessen. „Wie war’s heute in der Schule?“, fragte Victoria und tat sich ein Stück vom Hackbraten auf den Teller. „Langweilig“, antwortete Julia. „Interessant! Und bei dir, Florian?“, meinte Victoria und aß einen Kartoffel. „Langweilig“, antwortete Florian und stopfte sich ein großes Stück vom Braten in den Mund. „Was ist denn bitte so langweilig an der Schule?“, fragte Victoria ein wenig verärgert. „Man hört einfach jeden Tag dasselbe. Ich will etwas Neues hören, Action erleben“, meinte Julia. „Schule ist nicht immer nur lustig und spannend. Ihr sollt dort ja etwas lernen“, sagte Victoria. „Bin ich froh, dass ich nicht mehr in die Schule gehen muss!“
Die Sonne verschwand langsam hinter dem Horizont. Der Abend begann.
Max parkte um Punkt sieben Uhr sein Auto in der Einfahrt. Erschöpft stieg er aus dem Auto aus und schloss es ab. Langsam ging er durch den Vorgarten zur Haustür. Er nahm den Schlüssel aus der Hosentasche und schloss die Tür auf. „Wie war es heute beim Arzt?“ Max drehte sich um und erblickte Anna. „Anstrengend“, antwortete Max und gab seiner Freundin einen Kuss. „Ich muss dir etwas Dringendes sagen“, meinte Anna. „Kann das bitte bis morgen warten. Ich bin schon so müde, ich kipp gleich um“, antwortete Max. „Okay“, sagte Anna, verabschiedete sich wieder und ging.
Max betrat sein Haus. Nachdem er die Haustür abgeschlossen hatte, ging er sofort nach oben. Rasch zog er sich aus und fiel schließlich erleichtert ins Bett. Kurz darauf war er in einen tiefen Schlaf gesunken.
Der Samstagmorgen begann. Dichter Nebel legte sich über die Stadt und die Temperaturen sanken.
„Ich bin so froh, dass wir uns wieder versöhnt haben“, meinte Patrick und strich seiner Frau sanft über das Gesicht. „Ich auch! Der Streit war auch wirklich dämlich“, gab Victoria zu und gab Patrick einen Kuss. „Lass uns einfach vergessen, was passiert ist. Möchtest du auch einen Kaffee zum Frühstück“, fragte Patrick. „Wieso? Machst du Frühstück? Dann hätte ich gern einen Kaffee“, antwortete Victoria.
Patrick stand auf und zog sich seinen Morgenmantel an. Dann verließ er das Schlafzimmer und ging nach unten in die Küche.
Anna saß auf dem Sofa im Wohnzimmer und las ein Buch. Ihre Mutter saß auf dem Stuhl und las in einer Zeitschrift. Plötzlich fragte sie ihre Tochter: „Wie lange bleibt er hier?“ „Ich hab’s dir doch schon gesagt. Er bleibt für eine Woche hier“, antwortete Anna und las weiter. „Er wird vorübergehend hier bleiben, oder?“, wollte Elisabeth wissen. „Natürlich! Glaubst du, ich lass ihn in einem Hotel übernachten. Aber wieso interessiert dich das?“, meinte Anna. „Nur so“, sagte Elisabeth und legte die Zeitschrift beiseite. Mit einem verlogenen Grinsen verließ sie das Wohnzimmer.
Anna blieb weiterhin auf dem Sofa sitzen und versuchte in ihrem Buch weiter zu lesen, doch da klingelte jemand an der Tür. „Das ist wahrscheinlich Johannes“, sagte Anna zu sich, legte das Buch beiseite und stand auf. Schnell eilte sie zur Haustür und öffnete sie.
Vor ihr stand ein junger, gut aussehender Kerl. Er hatte kurzes, blond-braunes Haar, seine Nase war ein wenig schief und er trug eine Brille. Sein Auftreten war ziemlich cool und gelassen. „Yo, Cousine! Schon lang nicht mehr gesehen“, begrüßte Johannes seine Cousine und trat ein. „Du hast dich total verändert, Johannes! Wie kommt das?“, wollte Anna wissen. „Lass uns das bei einem netten Spaziergang klären“, schlug Johannes vor. Anna nickte.
Max hatte heute frei. Er musste erst wieder am Montag arbeiten gehen. Er saß in der Küche und las in der Morgenzeitung. Plötzlich klingelte jemand an der Tür. Schnell eilte er zur Tür und machte sie auf. „Elisabeth? Was machst du denn hier?“, fragte Max ganz überrascht. „Anna hat mich geschickt. Sie konnte es dir nicht selber sagen“, begann Elisabeth das Gespräch. „Was ist denn passiert?“, fragte Max aufgeregt. „Anna hat einen Freund. Einen neuen Freund“, antwortete Elisabeth. „Was? Das kann nicht wahr sein! Du lügst doch! Du willst uns doch nur auseinander bringen“, rief Max ein wenig verärgert. Der Gedanke, Anna hätte einen neuen Freund, war doch absurd.
Doch schon im nächsten Moment öffnete sich Annas Haustür und sie und ein anderer Mann kamen herausspaziert. Elisabeth drehte sich um, um zu schauen, was sich hinter ihrem Rücken abspielte. „Ich hab’s dir doch gesagt. Sie hat einen neuen Freund“, sagte Elisabeth. „Das darf doch nicht wahr sein!“, sagte Max kleinlaut und schloss ohne ein weiteres Wort die Haustür.
Elisabeth wurde die Tür vor der Nase zu geschlagen. „Tja, so ist das Leben, mein lieber Max“, sagte sie zu sich und grinste verlogen. Ihr Plan, Max und Anna auseinander zu bringen, war aufgegangen.
„Guten Morgen“, sagte Julia und setzte sich zu ihren Eltern an den Frühstückstisch. „Guten Morgen, mein Schätzchen“, sagte Victoria. Gerade wollte sie eine Semmel mit Butter bestreichen, als sie die Semmel wieder beiseite legte. „Was hast du denn? Schmeckt es dir nicht?“, fragte Patrick. „Nein! Mir wird plötzlich so schlecht“, antwortete Victoria. „Ich glaub ich muss kotzen!“ Schnell stand sie auf und verließ die Küche.
„Was hat sie denn?“, wollte Julia wissen und nahm sich eine Semmel. „Vielleicht hat sie zu viel gegessen“, antwortete Patrick und aß weiter.
Andrea lag noch in ihrem Bett, als plötzlich das Handy läutete. Sie nahm es in die Hand und hob ab. „Ja! Hallo?“, sagte sie noch ein wenig verschlafen. „Hallo, mein Schatz“, sagte Thomas. „Thomas? Wie geht’s dir? Wann kommst du wieder?“, fragte Andrea neugierig. Sie war jetzt hellwach. „Mir geht’s ausgezeichnet. Die Therapie scheint anzuschlagen. Die Ärzte meinen, ich könne in drei Wochen wieder nach Hause kommen“, antwortete Thomas. „Das ist ja wunderbar“, rief Andrea sichtlich erfreut.
Max lag den ganzen Vormittag in seinem Bett und dachte nach. Am Nachmittag verließ er dann schließlich sein Haus und ging in die Stadt. Dort ließ er sich schließlich in der Candy Bar nieder. Er setzte sich auf einen Hocker und bestellte gleich einmal ein Glas Whisky, das er mit einem Zug hinunterleerte. Noch ein Glas und eine Flasche Cognac folgten, als sich plötzlich eine Frau neben ihm hinsetzte.
Sie hatte langes, blondes Haar. Ihre kristallklaren, blauen Augen stachen einem buchstäblich ins Auge. Diese Frau war ein wahres Feuerwerk an Schönheit.
„Wie es aussieht haben Sie einen schlechten Tag hinter sich“, sagte die Frau zu Max. Sie hatte eine zarte und warme Stimme. „Ist das so offensichtlich?“, fragte Max betrunken. „Eigentlich schon. Ich bin Lena, Lena Hartmann“, stellte sich die Frau vor. „Schön Sie kennen zu lernen. Ich bin Max Heringer“, lallte Max und trank die Flasche Cognac aus. „Hey, könnten wir noch eine Flasche Cognac haben und noch ein Glas“, rief Lena. „Erzähl mir doch mal, warum du hier sitzt und dich betrinkst. Ich darf dich doch duzen?“, fragte Lena und wandte sich wieder an Max. „Sicher. Meine Freundin hat einen Freund. Aber das Beste ist, dass sie ihre Mutter schickte um mir das mitzuteilen“, antwortete Max und öffnete die neue Flasche Cognac, die soeben gebracht wurde. „Das ist aber gar nicht nett“, meinte Lena und schenkte sich auch etwas von dem Cognac in ihr Glas ein. „Ist es auch nicht“, lallte Max und trank sein Glas auf einmal aus.
Die beiden saßen noch lange in der Candy Bar und plauderten miteinander.
Max’ rasantes Leben Folge 7
Max saß in der Küche und machte Frühstück, als Lena die Küche betrat. „Guten Morgen“, gähnte Lena. „Kann ich dir bei irgendetwas helfen?“ „Das wäre echt nett“, antwortete Max und stellte den Teller mit Käse und Wurst auf den Tisch.
Plötzlich klingelte jemand an der Tür. „Könntest du bitte schnell schauen, wer das ist?“, bat Max Lena. Lena nickte. Sie eilte zur Tür und öffnete sie. „Was wollen Sie?“, fragte Lena die Frau, die angeläutet hatte. „Ich glaub ich sehe nicht recht. Max!“, brüllte Anna und trat ein. „Verschwinde aus meinem Haus, Miststück“, brüllte Max, packte Anna am Arm und zerrte sie wieder nach draußen. „Aber … Hey … Was ist nur los mit dir?“, schluchzte Anna. „Geh wieder zu deinem neuen tollen Freund und lass dich bei mir nie wieder blicken“, sagte Max entschieden und knallte die Haustür zu. Anna verstand die Welt nicht mehr!
Streit
Anna ließ sich auf das Sofa sinken und brach in Tränen aus. Da betrat Johannes das Wohnzimmer und nahm auf dem Stuhl gegenüber Platz. „Was ist denn los, Cousine? Willst du darüber reden?“, fragte Johannes. „Ich versteh die Welt nicht mehr! Was ist nur los? Bin ich denn so unattraktiv?“, antwortete Anna, zog ein Taschentuch aus ihrer Hosentasche und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. „Wovon redest du bitte? Du bist die netteste, attraktivste und warmherzigste junge Frau, die ich kenne. Also hör auf mit diesem dummen Geschwafel!“, tröstete Johannes seine Cousine. „Das sieht mein Freund aber anders. Er ist von gestern auf heute mit einer andern in die Kiste gehüpft. Nur weil ich gestern nicht bei ihm aufgetaucht bin? Ich hab es ja versucht ihm zu erklären, dass du zu Besuch kommst, aber…“, begann Anna, doch Johannes unterbrach sie. „Dann hat er dich offensichtlich nicht verdient, dieser Mistkerl!“ „Wenn ich nur wüsste, wieso er das gemacht hat?“, fragte sich Anna und schnäuzte sich.
Andrea stand in der Küche und machte Frühstück für ihre beiden Töchter. „Beeilt euch gefälligst. Wenn ihr Papi besuchen wollt, dann müsst ihr schon schneller sein!“, drängte Andrea ihre beiden Töchter.
Schon im nächsten Moment standen sie fertig angezogen und gewaschen in der Küche und nahmen auf einem Stuhl Platz. „Na endlich“, meinte Andrea und gab ihren beiden Töchtern je eine Marmeladesemmel und eine Tasse Kakao. „Wenn ihr dann fertig seid, stellt das Geschirr bitte in den Geschirrspüler und wascht euch noch einmal die Hände. Mami zieht sich noch schnell um“, erklärte Andrea und schon im nächsten Moment war sie verschwunden.
Max saß auf dem Sofa und las die Morgenzeitung. Da betrat Lena das Wohnzimmer und setzte sich neben ihm auf das Sofa. „Das war doch ganz schön heftig oder nicht?“, fragte Lena. „Was meinst du?“, wollte Max wissen. „Ich meine, wie du Anna rausgeschmissen hast. Das war doch ganz schön brutal“, antwortete Lena. Max legte die Zeitung auf den Tisch. „Ich weiß nicht, was dein Problem ist. Sie hat mich betrogen ohne mir etwas zu sagen. Hätte ich anders reagieren sollen? Hätte ich sie etwa nett begrüßen sollen und sie…“, erklärte Max aufgebracht. „Nein, das brauchst du nicht tun. Du hättest aber nicht so grob sein sollen“, meinte Lena. „Ja, vielleicht! Aber sie hat mich zutiefst verletzt. Ich will mit diesem verlegenen Biest nichts mehr zu tun haben, verstehst du?“, erklärte Max und gab Lena einen Kuss. „Und jetzt lass uns nicht mehr über dieses unangenehme Thema sprechen!“
Florian und Julia standen bereits im Vorzimmer und zogen sich die Schuhe und Jacken an. Doch ihre beiden Eltern waren noch immer nicht fertig, obwohl sie die ganze Zeit gemeckert hatten, Florian und Julia sollten sich beeilen.
Victoria stand vor dem Spiegel im Bad und begutachtete ihr Kleid, das mit orangefarbenen und roten Blumen übersät war. Da betrat Patrick das Bad. „Wie siehst denn du aus?“, rief Victoria und versuchte nicht zu kichern. „Was ist denn? Gefällt es dir nicht?“, fragte Patrick und blickte seine Frau beleidigt an. „Nicht wirklich! Die Hose ist viel zu kurz und dein Hemd… Das geht gar nicht! Du siehst aus wie eine Dumpfbacke“, erklärte Victoria und begann zu kichern. „Meinst du?“ „Ja! Du siehst echt dämlich aus“, gestand Victoria und begutachtete sich wieder im Spiegel. „Wenn du meinst! Und ich finde, wenn ich das sagen darf, du siehst in diesem Kleid fett aus“, sagte Patrick beleidigt und verließ das Bad. „Was?“, rief Victoria und eilte ihrem Mann hinterher. „Wie kannst du nur so etwas sagen? Ich bin nicht fett!“ Victoria begann zu schluchzen. „Fahr doch alleine zu deinen Eltern! Deine Fette Frau würde sowieso alle Gäste aus dem Restaurant vertreiben“, brüllte Victoria und stürmte aus dem Schlafzimmer.
Max versuchte erneut die Morgenzeitung zu lesen. Lena saß noch immer neben ihm. „Kannst du mal aufhören zum Lesen“, sagte Lena plötzlich und riss ihm die Zeitung aus der Hand. „Was soll ich denn sonst machen?“, fragte Max. „Ich hätte da eine Idee! Wir könnten oben in deinem Schlafzimmer ein paar schmutzige Dinge tun“, schlug Lena vor und blickte Max verführerisch an. „Du Luder“, meinte Max, stand auf und eilte nach oben ins Schlafzimmer.
Oben angekommen, riss Max Lena die Kleider vom Leib und schmiss sie ins Bett. Sie begannen sich heftig zu küssen, als Max die Lust dazu verlor. „Was ist los?“, wollte Lena wissen und blickte Max dabei verwirrt an. „Ich kann das nicht! Ich wurde gerade erst von Anna getrennt und wie du vielleicht weißt, habe ich sie wirklich sehr geliebt. Es fühlt sich falsch an. Zumindest jetzt noch. Es tut mir Leid“, erklärte Max, zog sich seine Kleidung wieder an und verließ das Schlafzimmer. „Ich kann dich verstehen!“, rief Lena ihm hinterher und zog sich ebenfalls wieder an.
Victoria stürmte aufgelöst aus dem Haus. „Was ist denn mit dir los?“, wollte Kathrin wissen, die gerade ihren Müll in die Tonne geworfen hatte. „Patrick und ich haben uns wieder einmal gestritten. Ich hab gesagt, sein Hemd passt nicht zu der Hose und die Hose ist zu kurz. Daraufhin hat er zu mir gesagt, ich schau in dem Kleid fett aus. Sehe ich für dich fett aus? Ich halt das…“, schilderte Victoria den Vorfall. „Kannst du bitte für eine Minute den Mund halten. Nur für eine Minute!“, rief Kathrin und Victoria verstummte schlagartig. „Ich versteh überhaupt nicht, was dein Problem ist. Du hast einen Mann, der dich liebt, mit dir Spaß hat, sich mit dir um zwei liebenswürdige Kinder kümmert und für dich Tag und Nacht da ist. Es gehört dazu, dass man sich hin und wieder mal zankt, aber ihr werdet euch bestimmt wieder versöhnen. Dieser Streit ist doch wirklich lächerlich gewesen. Wenn du verstehst, was ich meine, dann denk doch einmal über wirkliche Probleme nach, über die man heulen kann“, erklärte Kathrin und ging zurück in ihr Haus. Victoria verharrte weiterhin in ihrer Position und rührte sich nicht.
Lena verließ gerade Max’ Haus, als sie beinahe Anna überrannte. „Was willst du denn schon wieder hier? Hast du Max nicht schon genug Schmerzen zugefügt?“, wollte Lena wissen. „Was soll ich ihm denn bitte für Schmerzen zugefügt haben? Nur weil ich ihn einen Tag lang nicht gesehen habe! Da musste er natürlich gleich mit einem Flittchen wie dir in die Kiste hüpfen“, antwortete Anna und versuchte an Lena vorbeizukommen, doch es gelang ihr nicht. Sie wurde von Lena gepackt und beiseite gestoßen. „Verschwinde und geh zurück zu deinem neuen Freund, aber lass Max in Ruhe!“, brüllte Lena. „Was? Neuer Freund? Ich glaub euch allen geht’s wohl nicht gut!“, schrie Anna wütend. „Ach, tu doch nicht so scheinheilig!“, meinte Lena. „Ich habe keinen Freund! Wie kann er das nur denken? Ich liebe ihn mehr als alles andere“, schluchzte Anna als ihr plötzlich ein Licht aufging. „Aber natürlich!“, rief sie wütend und rannte schnell zurück zu ihrem Haus. „Die hat ja nicht mehr alle Tassen im Schrank“, sagte Lena und ging.
Thomas saß in seinem vorläufigen Zimmer und wartete schon sehnsüchtig auf seine Familie. Und schon im nächsten Moment betraten seine Frau und seine beiden Töchter den Raum. „Papi!“, riefen Marie und Lilly gleichzeitig und fielen ihrem Vater um den Hals. „Schön dich zu sehen, mein Schatz“, sagte Andrea und gab ihrem Mann einen Kuss, auf den sie schon lange gewartete hatte.
Marie und Lilly setzten sich auf das Bett, Andrea und Thomas nahmen auf einem Stuhl Platz. „Wie geht’s dir denn so?“, wollte Andrea wissen und blickte sich in dem kleinen Zimmer um. „Bestens. Meine Sucht nach Alkohol ist fast verschwunden. Und in drei Wochen komme ich wieder zurück nach Hause“, erklärte Thomas. Marie und Lilly jubelten. „Ich kann es kaum erwarten wieder mit dir zu spielen“, rief Lilly und strahlte vor Fröhlichkeit.
„Mutter! Mutter, wo bist du!“, brüllte Anna wutentbrannt. „Ich bin hier“, antwortete Elisabeth. Anna stürmte ins Wohnzimmer und stellte ihre Mutter zur Rede. „Was ist denn los, mein Schatz?“, fragte Elisabeth und legte das Strickzeug beiseite. „Ach, tu doch nicht so falsch. Gib es zu! Du hast Max erzählt, ich hätte einen neuen Freund!“, schrie Anna. Sie versuchte sich zu beruhigen, doch ihr gelang es nicht. Am liebsten hätte sie jetzt ihre Mutter gepackt und sie so lange geprügelt, bis sie ihr die Wahrheit gesagt hatte. „Ich weiß nicht, wovon du redest“, log Elisabeth und tat so, als wüsste sie von nichts. „Hör auf zu lügen! Wieso behauptet Max denn plötzlich, ich hätte einen neuen Freund! Erklär mir das bitte!“, brüllte Ann erzürnt. „Ich hab wirklich keine Ahnung“, wiederholte Elisabeth erneut. „Ich weiß, dass du es warst. Und wenn du es mir nicht sagen willst, dann ziehst du von hier aus. Ich schmeiß dich raus!“, schrie Anna. „Das geht jetzt aber zu weit! Du beschuldigst mich so etwas getan zu haben. Was habe ich nur falsch gemacht?“, fragte sich Elisabeth. „Du willst nicht? Dann pack deine Koffer. Ich will dich hier nicht mehr sehen. Nie wieder“, brüllte Anna und deutete zur Tür hinaus. „Aber…“, stotterte Elisabeth und stand langsam auf. „Na los! Beeil dich gefälligst!“, schrie Anna. Verletzt verließ Elisabeth den Raum und ging nach oben in ihr Zimmer, um die Koffer zu packen. Anna jedoch ließ sich auf das Sofa sinken und brach in Tränen aus.
„Es tut mir Leid, Schatz“, entschuldigte sich Patrick bei seiner Frau. „Vergessen wir doch einfach, was passiert ist. Dieser Streit war wieder einmal total irrsinnig“, meinte Victoria. „Und nun lass uns endlich zu deinen Eltern fahren!“ Patrick nickte.
Doch plötzlich wurde Victoria ganz schwindlig und speiübel. Sie fiel zu Boden. „Was ist denn los?“, fragte Patrick aufgeregt. „Mir ist total schlecht und schwindlig“, antwortete Victoria und versuchte mit Hilfe von Patrick wieder aufzustehen. „Soll ich dich ins Krankenhaus fahren?“ „Nein, es geht schon wieder“, log Victoria. „Lass uns nun zu deinen Eltern fahren.“ „Okay. Wie du meinst“, sagte Patrick.
Die Familie verließ nun endlich das Haus, um zu Patricks Eltern zu fahren.
Max’ rasantes Leben Folge 8
Victoria stellte sich ans Schlafzimmerfenster und wählte energisch eine Handynummer. Ihre Hände zitterten und vor lauter Aufregung konnte sie kaum atmen. Niemand war in der Nähe, um ihr Gespräch zu belauschen. „Hallo, Wolfgang! Ich bin’s, Victoria Thompson“, begann Victoria das Gespräch. „O! Was wollen Sie denn? Haben Sie schon wieder einmal schlechte Laune?“, fragte der Mann. „Nein! Es ist wirklich sehr ernst, was ich Ihnen zu sagen habe! Es ist etwas passiert in dieser einen Nacht“, antwortete Victoria aufgeregt. „Sagen Sie jetzt nicht, dass…“, begann Wolfgang, doch er konnte den Satz nicht beenden. „O doch! Ich bin schwanger“, flüsterte Victoria. Sie hatte Angst, jemand könnte das hören.
Geheimnisse
Drei Tage zuvor:
Der Samstagmorgen hatte begonnen. Die Sonne strahlte vom Himmel herab; keine einzige Wolke bedeckte den Himmel.
Anna half an diesem Morgen ihrem Cousin beim Packen der Koffer. Innerhalb kurzer Zeit waren sie fertig. Sie trugen die Koffer nach unten und stellten sie vor die Haustür. „Das Taxi wird bestimmt bald kommen“, meinte Anna und umarmte Johannes. „Es war wirklich schön hier bei dir. Und vielleicht komme ich dich wieder einmal besuchen“, sagte Johannes. „Das will ich auch hoffen“, meinte Anna.
Und schon im nächsten Moment hielt ein Taxi vor dem Haus. Anna und Johannes trugen die beiden Koffer zum Taxi und schlichteten sie in den Kofferraum. „Auf Wiedersehen! Pass auf dich auf!“, verabschiedete sich Anna. Johannes winkte seiner Cousine noch einmal, bevor er in das Taxi stieg.
Das Taxi setzte sich in Bewegung und fuhr zum Ende der Straße. Dann bog das Auto nach links ab und war daraufhin auch schon aus dem Blickfeld von Anna verschwunden.
Kathrin öffnete die Haustür. „Ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr“, sagte sie aufgeregt und ließ Andrea eintreten. „Ich freu mich auch dich zu sehen“, meinte Andrea. „Tut mir Leid, das ich so unwirsch bin, aber die Zeit drängt… Das Fläschchen und die Windeln liegen auf dem Tisch in der Küche. Sonst kennst du dich eh in der Wohnung aus“, erklärte Kathrin und zog sich ihre Jacke an. „Natürlich“, antwortete Andrea. „Dann fahr mal schön los und lass dich scheiden!“ „Ich wünschte, es wäre anders gekommen. Ich liebe Markus, aber was ich ihm angetan habe, ist unverzeihlich“, sagte Kathrin und öffnete wieder die Haustür und eilte zum Auto. „Tschüss, bis später“, rief Andrea ihr hinterher. Kathrin winkte ihr noch einmal, dann stieg sie ins Auto und fuhr davon.
„O, war das gut! Das war echt gut“, schnaufte Lena und kroch wieder unter Max’ Bettdecke. „Das war nicht gut. Das war göttlich“, rief Max und begann Lena wild zu küssen. Er küsste sie im Nacken, hinter den Ohren und auf den Mund. Und dann ging der ganze Spaß von vorne los.
Eine halbe Stunde später stand Lena auf und zog sich an. „Wo gehst du hin?“, wollte Max wissen. „Ich hab Hunger gekriegt“, antwortete Lena und knöpfte sich währenddessen ihre himmelblaue Bluse zu. „Ich glaub nicht, dass ich noch etwas im Kühlschrank habe“, meinte Max. „Och, nee! Das gibt’s ja wohl nicht. Ich geh nicht schon wieder einkaufen. Dieses Mal wirst du einkaufen gehen“, sagte Lena entschieden und verließ das Schlafzimmer.
Max blieb noch einen Moment lang im Bett liegen, dann zog auch er sich an und verließ schließlich das Wohnzimmer.
Andrea saß in der Küche und las eine Zeitschrift und trank währenddessen ein Glas kaltes Mineralwasser, als plötzlich Felix zu schreien begann. Sofort stand sie auf und eilte ins Wohnzimmer nebenan. „Na, was ist denn mit dir?“, fragte Andrea und wollte ihn auf den Arm nehmen, als sie registrierte, dass fast das halbe Sofa nass war. „Wa… Was hast du gemacht? Sag nicht, du hast das Sofa angepinkelt“, fragte Andrea den schreienden Felix. Schließlich nahm sie ihn auf den Arm und beruhigte ihn ein wenig. Dann ging sie nach oben, um saubere Klamotten für ihn zu suchen. Nachdem Andrea Felix neu eingekleidet hatte, setzte sie ihn in seine Spielecke. „Jetzt kann ich das Sofa auch noch reinigen… Kathrin, du wirst mir etwas schuldig sein“, sagte sie zu sich und ging in die Küche, um einen Putzfetzen zu holen.
„Bis später!“, rief Lena Max hinterher und schon im nächsten Moment war er mit dem Auto verschwunden. Sie schloss die Haustür und wollte gerade ins Wohnzimmer gehen, als plötzlich jemand an der Tür klingelte.
Erneut ging sie zur Haustür und öffnete sie. „Ach, was willst du denn?“, fragte Lena und blickte Anna verächtlich an. „Ist Max hier? Ich möchte mit ihm…“ „…mit ihm sprechen. Ja, ja, ja! Wir wissen ja, worum es geht. Du versuchst Max und mich auseinander zu bringen, du elende Heuchlerin“, fiel Lena Anna ins Wort. „Ich eine Heuchlerin? Du spinnst wohl!“, rief Anna empört. „Ach, tu doch nicht so scheinheilig. Zuerst lässt du ihn eiskalt abblitzen und dann versuchst du ihm seine neue Freundin auszuspannen. Aber mit deiner Intrige wirst du nicht durchkommen“, schwor Lena. „Du tickst wohl nicht mehr richtig. Ich möchte einfach nur mit Max sprechen und dieses Missverständnis aufklären“, entgegnete Anna. „Missverständnis?“, wiederholte Lena spottend. „Jetzt hör mir mal zu“, sagte sie und packte Anna am Arm. In ihrer Stimme war plötzlich blanker Hass und die Augen funkelten verächtlich. Sie hatte versucht freundlich zu sein, aber nun war Schluss mit lustig.
„Au, du tust mir weh“, rief Anna und versuchte sich aus Lenas Griff zu befreien, doch sie war stärker. „Wenn du dich in Zukunft nicht von Max fernhältst, dann wirst du die Konsequenzen daraus ziehen. Mit meiner Gutmütigkeit ist es nun vorbei! Und ich will, dass du von ihm fern bleibst! Haben wir uns verstanden?“, fragte Lena. „Ja“, sagte Anna leise. Lena verstärkte ihren Griff. Anna stöhnte kurz. Der Schmerz war kaum noch auszuhalten. „Ich hab dich nicht verstanden?“ „Ja, ich werde mich von ihm fernhalten“, sagte Anna laut und schon im nächsten Moment ließ Lena ihre Hand los. „Und jetzt verschwinde und lass dich hier nie wieder blicken“, sagte Lena eindringlich. Schluchzend rannte Anna zu ihrem Haus zurück.
Mit einem hämischen Lachen schloss Lena erneut die Haustür.
Der Samstag neigte sich dem Ende zu und schließlich begann der Sonntag, der schnell vorüber ging. Und dann begann der Montag. Die Nebelschwaden verschwanden allmählich und die Sonne kam zum Vorschein.
Anna erwachte an diesem Morgen sehr früh. Sie konnte nicht mehr schlafen. Zweifel plagten sie. „Ich hätte mehr kämpfen müssen und mich nicht von so einer dämlichen Schnepfe fertig machen lassen sollen“, sagte Anna und stand auf.
Langsam trottete sie nach unten in die Küche um sich eine Tasse starken, schwarzen Kaffee zu machen, als plötzlich jemand an der Tür klingelte.
Rasch eilte sie zur Tür und öffnete sie. „Was willst du hier?“, fragte Anna und wollte schon wieder die Tür zu knallen, doch Elisabeth hielt sie auf. „Bitte lass mich hier wieder einziehen! Ich schwöre dir, ich habe mit all dem nichts zu tun“, beteuerte Elisabeth abermals. „Ich kann dir einfach nicht glauben“, erwiderte Anna. „Bitte! Das Hotel ist einfach grauenhaft. Ich halt das nicht aus“, bettelte Elisabeth. „Nein“, sagte Anna entschieden und knallte ihrer Mutter die Tür vor der Nase zu.
Kathrin überreichte Andrea eine Tasse Kaffee. „Brauchst du auch Milch?“, fragte Kathrin. Andrea schüttelte den Kopf. Schließlich nahm Kathrin auf einem Stuhl Platz. „Jetzt erzähl doch mal, wie die Verhandlung verlaufen ist. Wir haben uns die letzten beiden Tage kaum gesehen“, begann Andrea das Gespräch. „Ja, eigentlich ganz normal. Markus hat mir alles gelassen, hat gesagt, er möchte sich alles selber neu aufbauen und wird Felix nun jedes Wochenende besuchen und mit ihm etwas unternehmen“, erzählte Kathrin und machte einen Schluck vom Kaffee. „Das finde ich echt nett von ihm, dass er dir alles lässt“, meinte Andrea. „Nach allem, was ich ihm angetan habe. Er ist wirklich ein netter Mann, deswegen hab ich ihn ja auch geheiratet. Nur leider hielt die Ehe nicht so lange, wie ich es mir vorgestellt habe“, seufzte Kathrin.
Victoria schloss die Schlafzimmertür ab. Langsam zog sie den Schwangerschaftstest aus ihrer Hosentasche und blickte auf das Ergebnis. Der Test war positiv. „O mein Gott! Ich bin schwanger“, sagte Victoria erschrocken. „Das ist nicht gut. Das ist überhaupt nicht gut.“ Aufgeregt ging sie im Zimmer auf und ab. „Wie konnte das nur passieren?“, fragte sich Victoria und blieb schließlich stehen. Plötzlich war ihr alles klar. „Das darf doch nicht wahr sein?“, sagte sie aufgeregt. Schließlich fasste sie einen Entschluss.
Victoria stellte sich ans Schlafzimmerfenster und wählte energisch eine Handynummer. Ihre Hände zitterten und vor lauter Aufregung konnte sie kaum atmen. Niemand war in der Nähe, um ihr Gespräch zu belauschen. „Hallo, Wolfgang! Ich bin’s, Victoria Thompson“, begann Victoria das Gespräch. „O! Was wollen Sie denn? Haben Sie schon wieder einmal schlechte Laune?“, fragte der Mann. „Nein! Es ist wirklich sehr ernst, was ich Ihnen zu sagen habe! Es ist etwas passiert in dieser einen Nacht“, antwortete Victoria aufgeregt. „Sagen Sie jetzt nicht, dass…“, begann Wolfgang, doch er konnte den Satz nicht beenden. „O doch! Ich bin schwanger“, flüsterte Victoria. Sie hatte Angst, jemand könnte das hören. „Niemand darf je erfahren, dass du schwanger bist. Ist das klar?“, sagte Wolfgang eindringlich. „Ja“, stotterte Victoria.
Die Tür ging auf und Elisabeth betrat ihr Hotelzimmer. In den Ecken standen einige Kartons, Kleidungsstücke waren am Boden verstreut und haufenweiße Zigarettenstummel befanden sich im Aschenbecher. Langsam schloss sie die Tür und ließ sich zu Boden sinken. „Ich muss wieder zurück ins Haus. Ich darf sie nicht alleine lassen“, seufzte Elisabeth, als ihr Blick auf eine Zeitung, die vor dem Badezimmer lag, fiel.
„Was ist denn das für eine Zeitung?“, fragte sie sich und nahm sie in die Hand. Auf der Titelseite stand in großen, fetten Blockbuchstaben: Mann zerstückelt aufgefunden. Elisabeth brach in Tränen aus. Nachdem sie sich etwas beruhigt hatte, ging sie mit der Zeitung ins Bad. Sie zog ein Feuerzeug aus ihrer Hosentasche. „Es tut mir Leid, aber ich muss dich vergessen. Ich ertrage diese Schmerzen nicht mehr länger“, schluchzte Elisabeth und zündete die Zeitung an. Die Flammen breiteten sich in Sekundenschnelle aus. Elisabeth legte die Zeitung ins Waschbecken. Nach nur wenigen Augenblicken war sie zur Gänze verbrannt.
Erneut brach sie in Tränen aus und sank zu Boden. Sie hatte mit ihrer Vergangenheit nun endlich abgeschlossen. Das glaubte sie zumindest…
Max’ rasantes Leben Folge 9
Der Dienstag hatte begonnen. Draußen war es herrlich warm. Und dieses Wetter nutzten Anna, Kathrin und Victoria um draußen Stühle und Tische aufzustellen. Schon bald traf das Catering ein. Das Essen wurde auf Tabletts, Teller und Schüsseln getan und unter ein prächtig geschmücktes Zelt gestellt. Auch eine Bowle und andere Getränke wurden dort platziert. Eine tolle Eisskulptur durfte bei diesem besonderen Anlass nicht fehlen.
„Jetzt müssen wir nur noch die Tische eindecken und dekorieren und dann wären wir so ziemlich fertig“, meinte Anna. „Ich bin gespannt, ob sich Andrea freuen wird?“, fragte sich Kathrin und begann die Tische zu decken. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie sich freuen wird“, sagte Victoria und half Kathrin.
Die Geburtstagsfeier
Max verpackte gerade das Geschenk für Andrea, als Lena das Wohnzimmer betrat. „Hallo, Schatz“, sagte Lena und gab ihrem Freund einen Kuss. „Wie war das Joggen?“, wollte Max wissen. „Angenehm, wie immer“, antwortete Lena und ging in die Küche, um sich etwas zum Trinken zu holen.
Plötzlich sah Max die Silhouette einer Frau vor seinem Fenster. Er hätte schwören könne, dass es Anna war. Sofort stand er auf und blickte hinaus. Tatsächlich! Es war Anna. Sie deckte gerade einen der Tische. Max stand einfach nur da und schaute ihr beim Eindecken zu, als er aus seinen Gedanken gerissen wurde. „Hast du mir nicht zugehört?“, fragte Lena, die plötzlich hinter ihm stand. „Tut mir Leid, dass ich dir nicht zugehört habe. Ich war gerade in Gedanken“, antwortete Max. „Ich hab dich gefragt, welches Geschenk du schließlich gekauft hast?“ „Den Wellness-Gutschein“, antwortete Max und setzte sich wieder auf das Sofa, um das Geschenk fertig einzupacken.
Die drei Damen hatten die Tische fast fertig gedeckt, da vernahmen sie plötzlich das Schreien eines Kindes. „Woher kommt das?“, fragte Anna. „Das ist Felix. Er ist aufgewacht“, antwortete Kathrin aufgeregt und zog das Babyphon aus ihrer Hosentasche. „Ich komm gleich wieder.“ Und schon im nächsten Moment rannte sie los, um ihren Sohn zu beruhigen.
Familie Block stand in einem Juweliergeschäft der Innenstadt. Andrea beachtete die einzelnen Vitrinen. Halsketten, Ringe, Armbänder, Uhren, … Soviel hatte ihr gefallen, doch sie musste sich für eines entscheiden. Schließlich hatte sich Andrea für die Halskette mit dem achtkarätigen Diamantherz entschieden. „Die Kette ist wunderschön“, sagte Thomas und gab seiner Ehefrau einen Kuss. „Sie ist unbeschreiblich schön“, erwiderte Andrea und gab die Halskette der Verkäuferin. „Die Hauptsache ist, sie gefällt dir. Immerhin gebe ich ein Vermögen für diese Kette aus“, meinte Thomas. „Das ist das schönste Geburtstagsgeschenk, das du mir machen konntest“, sagte Andrea und gab ihrem Mann einen weiteren Kuss.
„Könntet ihr mit dem Küssen vielleicht einmal aufhören? Das ist eklig!“, riefen Marie und Lilly im Chor. „Das ist nicht eklig. Früher oder später werdet ihr auch jemand anderen küssen“, erwiderte Andrea. Marie und Lilly schüttelten angewidert die Köpfe.
Allmählich fanden sich alle Gäste, die eingeladen wurden, auf Andreas Geburtstagsfeier ein. Doch nur eine Person fehlte: Andrea. Das Geburtstagskind war noch immer nicht da, obwohl die Party schon vor einer halben Stunde beginnen sollte.
„Wo bleibt denn Andrea? Sie weiß genau, dass wir sie überraschen wollten“, fragte sich Anna und schon im nächsten Moment parkte eine silberner Peugeot in der Einfahrt der Blocks.
Rasch wurde die Tür aufgeschlagen und eine ziemlich aufgeregte Andrea stieg aus. „Ich hab dir doch gesagt, wir sind zu spät“, rief sie ihrem Mann vorwurfsvoll zu.
„Überraschung!“, schrieen alle im Chor und schon im nächsten Moment stimmte Anna ein Geburtstagslied an.
Andrea verstummte und lauschte dem Geburtstagslied. Sie war zu Tränen gerührt. „Ihr seid so lieb zu mir“, rief Andrea und fiel ihren Freundinnen in die Arme. „Ihr habt gesagt, ihr wollt eine Party für mich schmeißen, aber so wunderschön…“ Ihre Stimme wurde von Freudentränen erstickt. „Schön, dass es dir gefällt“, meinte Anna. Da fiel ihr Blick auf Andreas Herzkette. „Das ist eine ungewöhnlich schöne Kette“, sagte Anna neidisch. „Neidisch?“, antwortete Andrea prahlend und machte sich auf den Weg, die anderen Gäste zu begrüßen.
Die Party war schon bald in vollem Gange. Es wurde reichlich gegessen und getrunken, die Gäste und Kinder hatten ihren Spaß.
Lilly saß auf dem Rasen und spielte mit ihrer Puppe. Auch die anderen Kinder befanden sich auf dem Rasen und spielten mit ihren Freunden. Florian spielte mit seinem Freund Marcel Fangen. Sie jagten sich gegenseitig über den ganzen Rasen, bis schließlich einer der beiden zum neuen Fänger wurde.
Marcel war zurzeit der Fänger. Florian rannte so schnell er konnte vor Marcel weg. „Du kriegst mich nicht! Du kriegst mich…“, rief Florian überzeugt, doch schon im nächsten Moment stolperte er.
Benommen richtete er sich auf. „Hey! Kannst du nicht aufpassen, du Trampel! Du bist über meinen Fuß gestolpert. Das tut weh!“, schrie Lilly aufgebracht. „Tut mir wirklich Leid! Ich hab dich echt…“, begann Floria, doch schon im nächsten Moment lag er mit dem Gesicht am Boden. Lilly hatte ihm eine runter gehauen. „Geht’s dir eigentlich noch gut?“, keifte Florian und stieß Lilly, sodass auch sie mit dem Gesicht am Boden landete. „Du bist ein Miststück!“, brüllte das Mädchen stand auf, packte Florian an den Haaren und ließ nicht mehr aus. Florian schrie vor Schmerzen, doch Lilly ließ nicht locker.
Mittlerweile regte sich auf dem Rasen keiner mehr. Es war ganz still. Jeder beobachtete die beiden Streithähne. Florian schlug Lilly mit flacher Hand ins Gesicht. Lilly ließ ihn augenblicklich los und fasste sich an die Wange. Nach nur wenigen Sekunden konnte man die Fingerabdrücke von Florians Hand auf Lillys Wange erkennen.
Lilly wollte zum nächsten Schlag ausholen, als plötzlich eine Stimme hinter ihnen zu brüllen begann. „Lilly! Florian! Seid ihr komplett wahnsinnig!“, schrie Andrea und packte die beiden an den Armen. „Ihr hört jetzt beide augenblicklich auf zu streiten. Was ist denn überhaupt vorgefallen?“ „Marcel und ich haben Fangen gespielt und als ich unabsichtlich über ihren Fuß gestolpert bin, da hat sie mich gleich geschlagen“, erklärte Florian. „Ihr entschuldigt euch jetzt beide. Wegen so eines Blödsinns fangt ihr an zu streiten. Jetzt aber dalli: Entschuldigt euch!“, drängte Andrea. Florian und Lilly entschuldigten sich beim jeweils anderen und gaben sich die Hände. „War doch gar nicht so schwer“, meinte Andrea und ging wieder.
Allmählich begann das Tageslicht zu schwinden.
Andrea saß mit ihren Freundinnen und Freunden beisammen und unterhielt sich prächtig mit ihnen. Doch ihr Gespräch wurde jäh unterbrochen, als plötzlich ein Wagen vor der Absperrung hielt. Ein Mann, der ein ungewöhnlich großes Radio in der Hand hielt, stieg aus dem Auto aus. „Ist das etwa auch ein Partygast?“, fragte Andrea. „Ich glaub nicht. Ich kenn den Typen gar nicht. Noch nie gesehen“, antwortete Kathrin, den Blick weiterhin auf den Mann gerichtet.
Der Mann stellte das Radio ab und schaltete die Musik ein. „Jetzt geht’s los, Ladys“, sagte der Mann und warf seinen Mantel beiseite. Darunter trug eine äußerst verführerische und erotische Unterwäsche; in der Seitentasche befand sich eine Peitsche. Andrea schrie entsetzt auf. „Ihr habt für meine Party einen Stripper engagiert? Seid ihr komplett wahnsinnig? Hier sind Kinder anwesend!“ „Was? Du denkst, wir haben dir einen Stripper besorgt. Bist du komplett wahnsinnig?“, entgegnete Anna. „Stopp! Stopp! STOPP!“, schrie Andrea. Der Stripper schaltete augenblicklich die Musik ab. „Was ist denn los? Gefällt Ihnen die Show nicht?“, fragte der Stripper. „Wir haben keinen Stripper bestellt!“, erklärte Andrea. „Nicht?“, fragte der Mann entsetzt. „Wo bin ich denn hier? Nicht in der Schinderstraße?“ „Das hier ist die Lindenstraße. Keine Ahnung, wo die Schinderstraße ist!“, meinte Andrea. „Und jetzt verziehen sie sich!“
Innerhalb weniger Augenblicke hatte der Mann seine Sachen erneut zusammengepackt und fuhr weg. Andrea setzte sich wieder an den Tisch. „Der war doch schon ganz knackig, oder nicht?“, fragte Anna. „Schätzchen, du hast zu viel Alkohol zu dir genommen“, meinte Andrea.
Langsam wurde es Mitternacht. Die meisten Gäste sind bereits nach Hause gefahren, doch Andrea und ihre Freundinnen und Freunde feierten noch kräftig.
„Und? Schlafen jetzt alle?“, wollte Victoria wissen, als sich Patrick wieder an den Tisch setzte. Er hatte nämlich Florian und Julia, Marie und Lilly zu ihnen nach Hause gebracht, damit sie dort schlafen konnten. „Das ist echt nett von euch! Ich hol meine Kinder dann morgen ab“, bedankte sich Andrea und leerte ihr Glas Wein. „Sag mal, was ist eigentlich mit Felix? Schläft der nicht schon den ganzen Tag?“, wandte sich Anna an Kathrin, die gerade aus ihrem Glas Whisky trank. Just in diesem Moment spuckte sie alles wieder aus, bevor sie es hinunterschluckte. „Auf den hab ich völlig vergessen. Aber eigentlich müsste sich doch das Baby…“, begann Kathrin. „Das Babyphon ist weg!“, schrie sie aufgeregt. Rasch stand sie auf und eilte zu ihr nach Hause.
„Hoffentlich passiert mir das nicht“, meinte Victoria, die ebenfalls betrunken war. „Das ist… Was?“, fragte Andrea entsetzt. „Ich bin schwanger. Hast was dagegen einzuwenden“, schnauzte Victoria Andrea an. „Das ist doch toll! Aber, du solltest aufhören Alkohol zu trinken. Und zwar … jetzt“, meinte Andrea und nahm ihr das Glas weg. „Das ist gemein!“ „Andrea hat Recht! Möchtest du das unserer Kind missgebildet zur Welt kommt, nur weil du trinkst“, stimmte Patrick Andrea zu. „Meinetwegen“, murrte Victoria.
Kathrin öffnete die Haustür und stürmte augenblicklich ins Wohnzimmer, wo der laut brüllende Felix am Boden lag. „Oh mein Gott, Felix“, schrie Kathrin und nahm das Baby auf den Arm. Felix beruhigte sich langsam, als Kathrin plötzlich eine dicke Beule an seinem Kopf erkannte. „Was ist denn da passiert? Bist du gegen den Tisch geknallt! Ach, ich bin so dumm. Ich hätte doch merken müssen, dass du nicht zehn Stunden lang schläfst“, schluchzte sie.
„Was ist den passiert?“, fragte eine Stimme hinter Kathrin. Es war Anna. „Felix ist vom Sofa gefallen und hat sich den Kopf angeschlagen“, erzählte Kathrin. „O, die Beule sieht ja richtig schlimm aus. Ich würde sofort ins Krankenhaus fahren und das untersuchen lassen. Vielleicht hat Felix Verletzungen am Kopf. Bei einem fast zweijährigen…“, schlug Anna vor. „Ja, ja, ja! Ist schon gut! Ich fahr gleich los“, unterbrach Kathrin ihre Freundin, schnappte sich den Autoschlüssel und stürmte zur Tür hinaus. „Warte! Ich komme natürlich mit“, rief Anna und eilte ihrer Freundin hinterher.
Wenn Kathrin wüsste, was noch alles auf sie zu kommen würde. Sie hätte bestimmt die Zeit zurückgedreht und sich besser um Felix gekümmert…
Max’ rasantes Leben Folge 10
Der Montagmorgen brach an. Die Sonne tauchte die Landschaft in ihr orangefarbenes Licht und die ersten Vögel begannen zu zwitschern.
Victoria verließ gerade das Haus, um die Morgenzeitung hereinzuholen, da bemerkte sie, dass ein hellblauer Seat Altea am anderen Ende der Straße parkte. Interessiert ging sie ans andere Ende der Straße, um herauszufinden, was dort vor sich ging. Plötzlich stieg ein großer, schlanker und kräftiger Mann aus. „Was willst du denn hier?“, fragte Victoria entsetzt. „Oh, Victoria! Schön, dass du mich wieder erkennst“, antwortete der Mann. „Was willst du hier, Wolfgang?“, wollte Victoria wissen. „Ich werde hier einziehen! Denkst du, ich möchte mein Kind nicht sehen, wenn es zur Welt kommt“, meinte Wolfgang. Er hatte ein breites Grinsen im Gesicht.
Das Biest
Ganz leise schlich Anna in das Badezimmer. Lautlos schloss sie die Tür. Dann trat sie vor den Spiegel und betrachtete sich eine Zeit lang darin. „Wieso musste das alles geschehen?“, fragte Anna ihr Spiegelbild. „Ich könnte jetzt glücklich mit ihm sein. Aber meine Mutter… Verdammt ich liebe ihn und werde ihn auch immer lieben, doch er liebt eine andere“, sagte sie zu sich.
Plötzlich öffnete sich die Tür. „Du bist schon auf, Stephan?“ „Guten Morgen“, gähnte der Mann, der soeben das Badezimmer betreten hatte. „Wieso hast du mich nicht aufgeweckt?“ „Ich wollte…äh…dich noch schlafen lassen“, log Anna. „Ach, gib es zu. Das mit uns war eine einmalige Sache. Stimmt es?“, fragte Stephan. „Ja, aber es ist nicht so, wie du denkst. Du warst echt überwältigend, aber ich liebe jemand anderen. Es tut mir Leid“, gab Anna zu. „Ist schon gut… Ich fand dich auch toll“, meinte Stephan und verließ sichtlich enttäuscht das Badezimmer.
Andrea war schon tierisch aufgeregt. Schon seit sechs Uhr war sie auf den Beinen und räumte im Haus auf. Im Ofen hatte sie einen Kokoskuchen, den sie und Thomas besonders gern mochten. Denn schon in wenigen Minuten, sollte ihr Mann nach Hause zurückkehren. Seine Therapie hatte er nun endgültig abgeschlossen.
Andrea saß in der Küche und wartete schon ungeduldig. Jetzt konnte es sich nur noch um Sekunden handeln, bis Thomas bei der Haustür hereinkam. „Du meine Güte, ich hab den Kuchen ja total vergessen. Ich hoffe, der Kuchen ist mir nicht verbrannt“, sagte Andrea aufgeregt, schnappte sich einen Topflappen und öffnete den Backofen. Genau in diesem Moment, als Andrea den Kuchen herausnehmen wollte, klingelte es an der Tür. Vor lauter Freude verbrannte sich Andrea die rechte Hand und ließ das heiße Kuchenblech fallen. „Verdammt“, fluchte sie und griff sich an den Handrücken. Eine riesige Brandblase, begonnen bei den Fingerknochen bis zu den Handwurzelknochen, kam zum Vorschein. „Schatz, was ist denn passiert?“, rief eine Stimme und jemand kam in die Küche geeilt. Es war Thomas. „Ich hab mir die Hand im Backofen verbrannt“, stöhnte Andrea. Die Schmerzen, die diese Brandblase mit sich brachte, waren unbeschreiblich. „Warte, ich bring dir was Kühles“, meinte Thomas und nahm einen Eisbeutel aus dem Gefrierschrank. „Du bist mein Held“, bedankte sich Andrea und gab ihrem Mann einen dicken Kuss.
Victoria saß im Wohnzimmer, trank dabei eine Tasse Tee und las in der Zeitung, als es plötzlich an der Haustür klingelte. Rasch eilte sie zur Tür und öffnete sie. „Was willst du denn hier?“, fragte Victoria entsetzt. Es war Wolfgang. „Ich bin hier um mich vorzustellen. Ich bin heute erst in diese Straße gezogen…“, begann Wolfgang, doch Victoria unterbrach ihn. „Willst du, dass uns jemand sieht“, meinte Victoria aufgeregt und zerrte Wolfgang bei der Tür hinein. Schnell schloss sie die Haustür. „Was hast du denn? Niemand weiß, dass du und ich miteinander geschlafen haben. Das hoffe ich zumindest“, sagte Wolfgang. „Bist du wahnsinnig? Ich setze doch nicht meine Ehe aufs Spiel. Ich liebe Patrick von ganzem Herzen. Das mit uns, das war eine einmalige Sache“, meinte Victoria. „Nur leider bist du von diesem One-Night-Stand schwanger geworden. Und ich bin mir sicher, dass ich der Vater des Kindes bin“, sagte Wolfgang. „Das hat nichts zu bedeuten. Ich liebe Patrick und das Baby, egal ob es von dir oder von ihm ist. Und jetzt raus“, sagte Victoria entschieden und öffnete erneut die Haustür. Wolfgang verabschiedete sich und verließ schließlich die Wohnung.
Anna fasste all ihren Mut zusammen und klingelte an der Tür. Dann wartete sie einen Augenblick, bis sich schließlich die Tür öffnete. „Was willst du denn hier? Hab ich dir nicht gesagt, dass Max jetzt mein Freund ist. Also verzieh dich gefälligst“, meinte Lena. „Ist Max da? Ich möchte mit ihm sprechen?“, wollte Anna wissen. „Du wirst aber nicht mit ihm sprechen. Und jetzt verschwinde“, antwortete Lena. „Ich möchte mit ihm sprechen. Ich muss ihm etwas wirklich Wichtiges mitteilen“, bat Anna erneut. „Was denn?“ „Ich liebe Max noch und er soll das erfahren. Und er soll erfahren, dass du ein verlogenes Miststück bist“, meinte Anna.
„Was ist denn hier los?“, fragte Max, der plötzlich an der Haustür stand. „Hallo, Max! Ich muss dir etwas Wichtiges mitteilen“, sagte Anna. „Ich möchte nicht mit dir sprechen. Geh jetzt bitte wieder“, meinte Max und ging wieder.
Lena grinste nur verlogen und schloss dann wieder die Tür.
Es wurde Mittag.
„Wir sind wieder zuhause!“, rief Thomas von der Eingangstür aus. Marie und Lilly zogen sich ihre Schuhe und Jacken aus und eilten dann in die Küche. „Hallo, Mama! Was gibt es denn heute zu essen?“, wollte Marie wissen. „Heute gibt es Spagetti“, antwortete Thomas und setzte sich an den gedeckten Küchentisch. „Korrekt“, meinte Andrea und stellte zuerst den Topf mit den Nudeln und dann den Topf mit der Soße auf den Tisch. Dann nahm sie selber auf einem Stuhl Platz. „Guten Appetit“, sagte Andrea und tat sich ein paar Nudeln auf ihren Teller. „Wie gefällt es euch denn, dass Papa wieder da ist?“, wollte Andrea wissen, während sie sich einen Schöpfer Soße auf den Teller gab. „Wir haben dich vermisst, aber jetzt bist du ja wieder da“, sagten Marie und Lilly wie aus einem Munde. „Das freut mich aber“, meinte Thomas und begann zu essen.
Florian saß in seinem Zimmer und machte Hausübungen, als sein Blick plötzlich auf Julia fiel. Er stand auf, um genauer sehen zu können, was sich da draußen vor seinem Fenster abspielte. Julia saß auf einem Stuhl und knutschte mit einem anderen Jungen aus ihrer Klasse. „Igitt! Wie eklig ist das denn?“, sagte Florian und schüttelte sich. Der Anblick war für ihn grauenhaft.
Sofort stürmte er aus seinem Zimmer und eilte in den Garten. „Ich dachte, du magst keine Buben?“ „Florian? Was…äh… machst du hier?“, fragte Julia entsetzt. Sie fühlte sich ertappt. „Du hast gesagt, du findest Buben doof“, meinte Florian. „Früher vielleicht, aber jetzt habe ich in Tobias einen Freund gefunden. Ich mag ihn sehr“, erklärte Julia altklug. „Mam…!“ Florian wollte natürlich alles gleich seiner Mutter petzen, doch Julia wusste das zu verhindern. Sie presste ihm die Hand auf den Mund und sagte: „Wenn du Mutter davon etwas erzählst, dann siehst du deine heiß geliebten Power Rangers nie wieder. Mutter ist immer so nervig, wenn es um solche Dinge geht. Also, haben wir uns verstanden?“ Florian nickte. „Dann hau ab“, sagte sie und ließ ihn los. Dann wandte sie sich wieder an Tobias. „Gehen wir auf mein Zimmer?“ „Ja, gerne“, antwortete Tobias.
„Weißt du eigentlich, wie sehr ich dich vermisst habe?“, wollte Andrea von Thomas wissen. Ein leidenschaftlicher Kuss folgte. „Ich hab dich noch viel mehr vermisst als du mich“, antwortete Thomas und begann seine Frau am Nacken zärtlich zu küssen. „O, jeah! Das macht mich so richtig scharf!“ „Ich weiß doch, was meinem Schatz so gefällt. Pass auf, jetzt wird es noch besser“, meinte Thomas und öffnete Andrea die Bluse. „Willst du jetzt Sex? Marie und Lilly können jeden Moment ins Schlafzimmer hereinkommen“, meinte Andrea. „Meinetwegen! Dann warten wir halt so lange, bis die beiden ins Bett schlafen gegangen sind“, sagte Thomas ein wenig frustriert und legte sich wieder auf seine Seite des Bettes.
Max saß auf dem Sofa und starrte ins Leere. Lena kam gerade aus der Küche, als ihr auffiel, dass Max über etwas nachdachte. „Na? Worüber denkst du gerade nach?“, wollte Lena wissen und setzte sich zu ihm aufs Sofa. „Ich denke gerade an Anna und was sie mir sagen wollte. Sie sah so verzweifelt aus“, antwortete Max. Lenas Miene verdunkelte sich, aber sie versuchte dennoch, ruhig zu bleiben. „Schlag dir Anna mal ganz schnell aus dem Kopf. Sie hätte dir bestimmt vorgegaukelt, wie leid ihr das alles tun würde. Du lässt dich schon wieder von ihr um den Finger wickeln. Genau das möchte sie. Sie möchte, dass du wegen vorhin ein schlechtes Gewissen hast“, meinte Lena. „Vielleicht hast du ja Recht“, meinte Max, gab Lena einen Kuss und verließ dann das Wohnzimmer.
Die Sonne ging unter. Allmählich wurde es kühler und der Himmel verdunkelte sich. Bald sollte es zu regnen beginnen.
Anna saß bei Kathrin in der Küche. Die beiden Frauen tranken eine Tasse Kaffee und unterhielten sich dabei. „Ich hasse sie! Max hat dieses intrigante Miststück nicht verdient“, meinte Anna. „Leider kenne ich Lena zu wenig“, sagte Kathrin und trank einen Schluck. „Irgendwie finde ich sie unheimlich. Irgendwann wird sie mir noch etwas antun, weil sie sicher gehen möchte, dass Max ihr gehört“, meinte Anna. In ihren Augen lag blanker Hass.
„Mama“, sagte plötzlich eine Stimme. „Was ist denn, mein Schatz?“, fragte Kathrin ihren Sohn. Langsam ging Felix auf seine Mutter zu. Schließlich nahm Kathrin ihn auf den Schoß. „Wie geht’s dir denn, Felix?“, wollte Anna wissen. „Gut“, antwortete Felix und rieb sich die Augen. „Will trinken“, bat Felix und wollte vom Kaffee trinken. „Nicht den Kaffee. Ich mach dir einen Tee“, schlug Kathrin vor. Felix nickte.
Allmählich wurde es spät. Anna plauderte noch ein wenig mit Kathrin, dann machte auch sie sich auf den Weg nach Hause. „Bis morgen“, verabschiedete sich Anna und trat hinaus in die kühle Frühlingsnacht. „Komm gut heim“, rief Kathrin ihr nach. Dann machte sie die Haustür zu.
Anna ging so vor sich hin; ihre Gedanken waren immer noch bei Max und Lena. Ich muss Max davon überzeugen, dass ich ihn nicht betrogen habe und, dass Lena eine intrigante Hexe ist, dachte Anna.
Der Wind, der bislang nur eine Brise war, wurde immer stärker. Hin und wieder entluden sich Blitze in den Wolken. Lautes Donnergrollen folgte.
Anna wurde jäh aus ihren Gedanken gerissen, als sie hinter sich ein Auto fahren hörte. Noch hatte sie keine Ahnung, was gleich passieren würde. Das Auto fuhr ziemlich schnell dahin. Und dann überschlugen sich die Ereignisse. Das Auto fuhr direkt auf Anna. Anna wollte zur Seite springen, doch da geschah es. Sie wurde von dem Auto angefahren. Ohne Rücksicht zu nehmen, fuhr das Auto einfach weiter und ließ eine schwer verletzte Anna am Boden liegen.
Doch was der Fahrer des Autos nicht wusste, war, dass im nächsten Moment Thomas Block aus seinem Haus herausgestürzt kam, um Anna zu helfen…
Max’ rasantes Leben Folge 11
Schwer verletzt wurde Anna ins Spital eingeliefert. Thomas Block war mit ihr gekommen. Seine Frau wollte nachkommen. Als der Rettungswagen vor dem Spital anhielt, war Andrea bereits dort.
„Was ist denn passiert?“, fragte Andrea aufgeregt, während sie zusah, wie Anna hineingebracht wurde. „Irgendwer hat sie mit dem Auto angefahren und liegen gelassen. Das Auto hat sich einfach so aus dem Staub gemacht. Was ist das nur für ein Mensch, der anderen Menschen so wehtut?“, erklärte Thomas wie traumatisiert. Das ganze Ereignis hatte ihm sehr zugesetzt. „Hast du gesehen, wer das Auto fuhr?“, wollte Andrea wissen. „Ich glaube, es war eine Frau, die am Steuer saß“, antwortete Thomas und fiel seiner Frau in die Arme. Er musste dieses schreckliche Erlebnis erst einmal verarbeiten.
Drohungen
Heftige Regenschauer prasselten auf die Erde nieder. Gewaltige Blitze entluden sich in den Wolken und ohrenbetäubendes Donnergrollen erschütterte die Städte.
Max stand gerade in der Küche und bereitete das Abendessen zu, als er ganz plötzlich einen stechenden Schmerz in der Brust verspürte. Schwer atmend setzte er sich auf einen Küchenstuhl. Angst stieg in ihm auf; er fühlte sich einsam und verlassen. Plötzlich klingelte sein Handy. Schnell hob er ab. Es war Andrea. „Max, du musst sofort kommen! Etwas Schreckliches ist passiert“, sagte Andrea aufgeregt. „Was? Beruhig doch erst einmal“, meinte Max. Der stechende Schmerz wollte nicht aufhören. „Anna… Sie wurde angefahren“, sagte Andrea. „Wieso hast du das nicht gleich gesagt?“, herrschte Max sie an. Augenblicklich stand er auf und eilte ins Vorzimmer; das Handy ließ er einfach auf dem Tisch liegen. Rasch zog er sich die Schuhe an.
Die Haustür öffnete sich. „Hallo, Max! Wo willst du denn hin?“, fragte Lena, die gerade das Vorzimmer betreten hatte. Ihr Mantel war klatschnass. „Gib mir den Autoschlüssel. Ich muss sofort weg“, meinte Max, nahm den Autoschlüssel und eilte zur Tür hinaus. „Bis später“, rief ihm Lena hinterher und schloss die Haustür. Ihr schwante übles.
Erschöpft öffnete Thomas die Haustür. Der Autounfall von Anna hatte ihn völlig fertig gemacht. Er zog sich seine Schuhe aus und ging dann in die Küche. Er öffnete den Kühlschrank, um rasch einen Schluck Mineralwasser zu trinken, doch plötzlich fiel sein Blick auf eine Flasche Wein.
Thomas fasste einen folgenschweren Entschluss. Kurz sah er sich um, ob eh niemand da war. Dann nahm er die Weinflasche aus dem Kühlschrank, öffnete sie mit dem Korkenzieher aus der Küchenlade und verließ schließlich den Raum.
Andrea saß an Annas Krankenbett und betete für sie. Ihre beste Freundin durfte nicht sterben; nicht jetzt und nicht so.
Die Tür wurde aufgerissen und ein aufgelöster Max kam hereingestürmt. „Wie geht’s ihr? Wird sie es schaffen?“, wollte Max wissen. Er zitterte am ganzen Körper. Seine Finger waren eiskalt und sein Gesicht total blass. „Setz dich doch erst einmal hin? Mein Gott, wie siehst du denn aus?“, schlug Andrea vor und überließ Max den Stuhl. Max weigerte sich. Er wollte nur wissen, ob Anna diese Nacht überleben würde. „Ich…weiß es nicht. Die Ärzte wissen selber nicht, ob sie diese Nacht überleben wird. Ihr Zustand ist und bleibt fürs Nächste weiterhin lebensbedrohlich“, antwortete Andrea. Dicke Tränen flossen ihr übers Gesicht.
Max begab sich an Annas Bett und nahm ihre Hand. „Du darfst nicht sterben! Ich brauche dich doch noch. Hörst du! Ich liebe dich noch immer, obwohl du mir sehr wehgetan hast. Ich habe dich geliebt und werde dich auch immer lieben. Und vielleicht…“ Tränen flossen über sein Gesicht und erstickten seine weinerliche Stimme. „Ich wusste doch, dass du sie noch liebst. Anna hat nie aufgehört dich zu lieben. Sie liebt dich von ganzem Herzen, obwohl du sie so ungerecht behandelt hast“, meinte Andrea. „Das ist doch jetzt völlig egal! Anna muss diese Nacht überleben. Und wir, wir sollten uns nicht streiten“, sagte Max entschieden. Andrea nickte.
Der Montag ging zu Ende und der Dienstag begann. Die Regenwolken verzogen sich allmählich und die Sonne kam zum Vorschein.
Patrick öffnete die Haustür. Es war Wolfgang, der angeklingelt hatte. „Oh, hallo! Ich bin Wolfgang“, stellte er sich vor. „Victoria hat mich zum Frühstück eingeladen.“ Ohne ein weiteres Wort betrat er das Vorzimmer und zog seine Jacke aus. „Kennen wir uns?“, fragte Patrick. „Ich glaube nicht, aber ich kenne Victoria. Wir kennen uns von früher“, antwortete Wolfgang und ging in die Küche, wo Victoria gerade den Kaffeekrug auf den Tisch stellte. „Hallo, Wolfgang! Was willst du denn hier?“, fragte Victoria mit einem ungewöhnlichen Unterton. „Du hast mich doch zum Frühstück eingeladen“, antwortete Wolfgang und nahm auf einem Stuhl Platz. „Ich schau mal, ob Florian und Julia schon auf sind“, meinte Patrick und ging nach oben.
Sobald Patrick nach oben gegangen war, fragte Victoria: „Was zum Teufel willst du hier?“ „Ich wollte deine Familie einmal kennen lernen und sicher gehen, dass unser kleines Geheimnis geheim bleibt“, flüsterte Wolfgang und nahm sich eine Semmel. „Meinetwegen“, presste Victoria zwischen ihren Lippen hervor. Am liebsten hätte sie Wolfgang einen Tritt zur Tür hinaus gegeben.
Andrea schloss die Haustür auf und betrat das Vorzimmer. Fröhlich darüber, dass Anna die Nacht überlebt hatte, eilte sie hinauf ins Schlafzimmer zu ihrem Mann. Doch als sie die Tür öffnete, änderte sich ihre Stimmung schlagartig.
Thomas lag laut schnarchend im Bett und auf dem Boden lag eine zerbrochene Weinflasche. „Thomas“, schrie Andrea, nahm ihr Kopfkissen und schleuderte es auf Thomas. Dieser fuhr mit einem lauten Schrei hoch. „Geht’s noch?“, fragte Thomas. „Was ist das?“, keifte ihn Andrea an und deutete währenddessen auf die zerbrochene Weinflasche. „Ich kann das erklären“, verteidigte sich Thomas. „Bist du noch ganz bei Trost? Du hast gerade eine Therapie abgeschlossen und fängst kurz darauf wieder zu saufen an. Nicht mal einen läppischen Tag nach der Therapie hast du es ausgehalten“, herrschte ihn Andrea an und verließ das Schlafzimmer.
Max ließ sich erschöpft auf das Sofa sinken. Die ganze Nacht war er wach gewesen und hatte gehofft, dass Anna überlebt. Jetzt konnte er sich wieder entspannen, denn Anna würde sich während der nächsten Tage wieder rasch erholen können. Sie hatte überlebt.
„Wo warst du die ganze Nacht?“, fragte plötzlich jemand. „Guten Morgen, Lena“, meinte Max. „Beantworte meine Frage“, wiederholte sich Lena. Dieses Mal klang ihre Stimme nicht mehr so freundlich als wie kurz zu vor. „Ich war im Krankenhaus bei Anna. Sie hatte nämlich einen Autounfall“, erklärte Max und erhob sich vom Sofa. „Ich erinnere mich noch genau an gestern, als ich nach Hause kam. Total aufgeregt bist du zur Tür hinausgestürmt, nur wegen Anna. Gib es zu, du liebst Anna und nicht mich“, sagte Lena mit eindringlicher Stimme. „Das ist doch gar nicht wahr. Ich liebe dich“, entgegnete Max.
„Wenn das so ist, dann möchte ich, dass du dich nie wieder mit Anna triffst weder noch mit ihr sprichst. Wenn du mich wegen ihr verlässt, dann schwöre ich dir, ich mache dir dein Leben zur Hölle. Ich dulde es nicht, nur benutzt zu werden“, sagte Lena mit bebender Stimme. Max starrte Lena völlig irritiert an. War das wirklich seine Freundin. „Was ist? Antworte auf meine Frage!“, rief Lena verärgert.
Max überlegte fieberhaft, was er tun sollte. Schließlich fasste er einen Entschluss. „Ich werde den Namen Anna aus meinem Kopf streichen“, meinte Max. Lena blickte ihn zufrieden an. „Das war die einzig richtige Entscheidung. Und jetzt gib mir einen Kuss“, meinte Lena und gab Max einen Kuss.
Wieder einmal hatte sie ihren Willen durchgesetzt und das bekommen, wonach sie sich am meisten sehnte. Max.
Patrick begleitete Wolfgang noch bis zur Haustür. „Dann bist zum nächsten Mal“, meinte Wolfgang und trat hinaus in den Morgen. „Auf Wiedersehen“, sagte Patrick und schloss die Tür.
Dann ging er nach oben, um sich umzuziehen. Als er beim Schlafzimmer vorbeiging, fiel ihm auf, dass seine Frau weinend auf dem Bett saß. „Was ist denn los, mein Schatz?“, wollte Patrick wissen und setzte sich zu seiner Frau ans Bett. „Ich fürchte ich schaff das nicht“, meinte Victoria. „Was schaffst du nicht?“, fragte Patrick. „Jeden Morgen ist mir schlecht, mit Florian und Julia hab ich auch oft Stress… Ich halt das nicht aus“, antwortete Victoria. „Jetzt steigerst du dich aber in etwas hinein“, meinte Patrick. „Nein! So ist es doch. Woher willst du denn das schon wissen. Du bist den ganzen Tag arbeiten“, sagte Victoria. „Ich will das Kind abtreiben lassen.“
Patrick stockte der Atem. Wieso um alles in der Welt wollte seine Frau das Kind abtreiben lassen? „Was? Wieso das denn? Du wolltest doch noch immer ein Kind“, stotterte Patrick. „Vielleicht habe ich mich dabei geirrt. Ich liebe unsere beiden Kinder mehr als alles andere auf dieser Welt. Wir brauchen nicht noch ein Kind“, meinte Victoria. Patrick konnte den plötzlichen Sinneswandel von seiner Frau nicht nachvollziehen. „Bitte überlege dir das noch einmal. Du kannst doch nicht einfach ein Leben auslöschen“, fragte Patrick Victoria. „Versprichst du mir, immer bei mir zu bleiben, egal was passiert?“, wollte Victoria wissen. „Ja, natürlich“, antwortete Patrick ohne nachzudenken. „Dann überlege ich mir das noch einmal, ob ich wirklich abtreiben will“, meinte Victoria, stand auf und verließ das Zimmer.
Andrea stürmte wutentbrannt ins Vorzimmer. Sie wollte einfach nur weg von hier, um ihren Frust abzubauen. „Schatz, jetzt warte doch mal“, rief Thomas, der seiner Frau nachgeeilt kam. „Lass mich in Ruhe! Ich will nichts von dir hören“, schrie Andrea aufgebracht während sie sich ihre Schuhe anzog. „Bitte bleib hier! Ich werde auch nie wieder trinken, versprochen“, schwor Thomas.
Andrea blieb wie versteinert stehen. Langsam drehte sie sich um. Sie blickte ihrem Mann nun direkt in die Augen. „Weißt du was? Diesen Satz hast du schon einmal vor langer Zeit zu mir gesagt. Ich werde nie wieder trinken. Und ich kann dir nur sagen, du hast wieder getrunken. Und du wirst dich bestimmt nie ändern…“, presste Andrea zwischen ihren Lippen hervor. „Ich kann aufhören zu trinken und ich werde es dir beweisen“, unterbrach Thomas seine Frau. „Dann gib mir doch endlich Beweise und hör auf, nur heiße Luft zu quasseln“, meinte Andrea. „Ich werde es dir beweisen. Du wirst schon sehen“, sagte Thomas. „Ich sag dir nur eines. Wenn du es nicht schaffst, dass du aufhörst zu trinken, dann siehst du die Kinder und mich nie wieder. Ich packe meine Sachen und verschwinde mit Marie und Lilly“, schluchzte Andrea. „Ich halte deine Sauferei nervlich nicht mehr aus.“
Ohne ein weiteres Wort zu sagen, öffnete Andrea die Haustür und verließ die Wohnung. Thomas blieb wie angewurzelt stehen und rührte sich nicht. „Du wirst mich nicht verlassen, denn ich höre auf mit dem Saufen“, sagte Thomas zu sich und schloss schließlich die Eingangstür.
Max’ rasantes Leben Folge 12
Der Tag neigte sich langsam dem Ende zu. Andrea und Thomas saßen auf der Parkbank. Beide befanden sich im siebten Himmel.
Dabei sah es an diesem Morgen gar nicht so rosig aus. Drehen wir die Zeit doch einfach zurück. Der Samstagmorgen hatte begonnen. Dicke Wolken verdeckten die Sonne.
„Wieso schläfst du denn nicht hier? Was hab ich dir getan?“, fragte Thomas seine Frau. „Bevor du keine sehr gute Entschuldigung für dein Verhalten gefunden hast, werde ich hier auch nicht mehr schlafen. Und jetzt entschuldige mich bitte. Kathrin und ich möchten shoppen gehen“, sagte Andrea entschieden und knallte ihrem Mann die Tür vor der Nase zu.
Von Überraschungen und Intrigen
Nach einigen Tagen des Krankenhausaufenthalts wurde Anna nun endlich entlassen. Sie war sichtlich froh darüber, dass sie den Autounfall überlebt hatte. Aber wer könnte sie bloß angefahren haben?
Victoria wartete vor dem Krankenhaus, um ihre Freundin abzuholen. „Da bist du ja endlich. Ich dachte schon, du hättest dich schon wieder verletzt“, begrüßte Victoria Anna und umarmte sie. „Ich bin so froh, dass du das überstanden hast. Mit wem hätte ich denn sonst über andere lästern sollen?“ „Ich weiß nicht. Vielleicht mit deinem Mann“, antwortete Anna. Victoria musste kichern. „Bitte lass uns jetzt endlich fahren! Ich bin froh, hier wegzukommen“, meinte Anna. „Okay. Das Auto steht dort drüben“, sagte Victoria und deute nach rechts.
Max hatte heute seinen freien Tag, den er auch dringend nötig gehabt hatte. In den letzten Tagen war in der Praxis ungewöhnlich viel los. Aber jetzt konnte er sich endlich zurücklehnen und relaxen.
Plötzlich sah er, wie ein Auto vor Annas Haustür hielt. Dann sah er Anna aus dem Auto aussteigen. Gefühle wurden in ihm wach, solche, die er bei Lena nicht zu verspüren mochte. Augenblick stand er auf und eilte bei der Haustür hinaus. „Anna!“, rief er, bevor diese in ihrem Haus verschwinden konnte. Ihr Gesicht strahlte.
„Anna! Schön, dass du wieder hier bist! Wie geht es dir?“, wollte Max wissen. „Mir geht es bestens“, antwortete Anna. „Ich hatte mir solche Sorgen gemacht, als du im Krankenhaus warst, vor allem in der ersten Nacht. Und dann…“, sprudelte es aus Max heraus, doch Anna brachte ihn zum Schweigen, indem sie ihm einen Kuss gab. „Ich liebe dich, Max. Aber ich möchte mich nicht zwischen dich und Lena drängen“, meinte Anna. „Ich werde mich von ihr trennen. Mir ist klar geworden, dass du meine einzige und wahre Liebe bist“, sagte Max. „Nur wegen mir brauchst du dich nicht von ihr trennen. Ihr liebt doch einander“, meinte Anna und schloss sanft die Haustür.
Max verharrte weiterhin in seiner Position. Angestrengt dachte er darüber nach, was er tun sollte.
Victoria öffnete die Haustür. „Na, woher kommst denn du?“, fragte Victoria. „Ich war gerade mit Andrea shoppen. Und jetzt wollte ich mich mit dir ein wenig unterhalten. Darf ich reinkommen?“, erklärte Kathrin und betrat die Wohnung.
„Möchtest du eine Tasse Kaffee?“, fragte Victoria höflich. „Gerne“, antwortete Kathrin und folgte ihrer Freundin in die Küche. „Ich hab einen Marmorkuchen gebacken. Möchtest du ein Stück?“, fragte Victoria, während sie den Kaffee zubereitete. Kathrin nickte.
Schließlich überreichte Victoria ihrer Freundin die Tasse Kaffee, doch es passierte ihr ein Missgeschick. Die Tasse Kaffee fiel ihr aus der Hand und Kathrin wurde mit Kaffee bespritzt. „Das tut mir Leid. Ich bin ein Nervenbündel seit ich schwanger bin“, entschuldigte sich Victoria. „Das Bad ist oben, nicht wahr?“, fragte Kathrin. Victoria nickte.
Kathrin eilte schnell nach oben, um die Kaffeeflecken einigermaßen heraus zu waschen.
Plötzlich klingelte es an der Tür. Victoria eilte zur Haustür und öffnete sie. „Hall… Was willst du denn hier?“, fragte Victoria entsetzt. „Ich wollte nur einmal vorbeischauen und sehen, wie es meinem ungeborenen Kind so geht“, antwortete Wolfgang.
Währenddessen kämpfte Kathrin mit den Kaffeeflecken. „Ach, ist doch eh egal. Ich schmeiß die Bluse und die Weste einfach in die Waschmaschine und wenn die Flecken nicht mehr rausgehen, dann schmeiß ich sie weg“, sagte Kathrin entschieden und verließ wieder das Bad. Als sie gerade die Treppe nach unten gehen wollte, vernahm sie eine aufgebrachte Victoria. Sie blieb stehen und lauschte.
„Ich verstehe nicht, wieso du mich ständig kontrollieren musst. Ich werde es schon keinem erzählen, dass ich bei einer kurzen Affäre mit dir schwanger geworden bin“, keifte Victoria.
Kathrin klappte die Kinnlade nach unten. Was hatte sie da gerade gehört? Sie war von jemand anderem schwanger!
„Was ist denn hier los?“, hörte sie plötzlich eine dritte Stimme fragen. Es musste Patrick sein. „Was wollen Sie denn schon wieder hier? Belästigen Sie etwa meine Frau? Verschwinden Sie, auf der Stelle!“
Es wurde wieder ruhiger. Offensichtlich war er wieder gegangen. „Belästigt dich dieser Mann? Willst du deswegen abtreiben, weil…“, hörte Kathrin Patrick sagen, doch Victoria unterbrach ihn. „Nein! Wie kommst du darauf?“, fragte Victoria entsetzt. Kathrin ging nun ganz nach unten und kam ins Vorzimmer. Verdutzt fragte sie: „Du willst abtreiben lassen?“
Lena schloss die Haustür von Max’ Wohnung auf. „Ich bin wieder da!“, rief sie, legte Haustür- und Autoschlüssel auf der Kommode ab und zog sich die Schuhe aus. Dann ging sie in die Küche und entdeckte Max schließlich im Wohnzimmer.
„Ich hab schon auf dich gewartet, Lena“, sagte Max und erhob sich vom Sofa. „Was ist denn los?“, wollte Lena wissen und ging auf ihren Freund zu. „Wir müssen reden“, meinte Max. „Geht es etwa schon wieder um Anna? Ich hab dir doch gesagt, du sollst dich von ihr fernhalten, sonst erlebst du dein blaues Wunder“, drohte Lena. Ihre Stimme überschlug sich. „Das ist doch Irrsinn. Du kannst mich nicht an dich binden, wenn ich dich nicht liebe. Mein Herz gehört Anna und nicht dir. Sieh das doch endlich ein“, sagte Max ruhig.
Lena fuchtelte mit ihren Händen durch die Gegend. Sie nahm ein Kissen vom Sofa und warf es gegen die Wand. „Nein! Nein! Du verlässt mich nicht! Nicht wegen diesem Miststück! Ich hab ihr gedroht, sie soll sich von dir fernhalten. Diese miese Schlampe hat es wirklich geschafft, uns auseinander zu bringen“, keifte Lena. Vor lauter Zorn, drohte sie zu explodieren. „Red’ keinen Stuss! Ich hätte dich sowieso nie so geliebt, wie ich Anna liebe. Sieh es ein, es ist vorbei, Lena“, meinte Max. „NEIN!“, brüllte Lena, packte Max und schüttelte ihn, so fest sie konnte. „Komm zur Vernunft, Lena!“, schrie Max und verpasste ihr eine Ohrfeige.
Schlagartig wurde es still. „So weit würdest du gehen, um deine Freundin loszuwerden. Sie ohrfeigen, damit sie endlich verschwindet“, schluchzte Lena. „Denk darüber nach, was du mir angetan hast!“ Dann eilte sie rasch aus dem Haus. Max starrte gedankenverloren ins Leere.
„Wieso hast du mir nichts davon erzählt? Ich bin deine Freundin und du erzählst mir nicht, dass du abtreiben möchtest. Wieso?“, fragte Kathrin und nahm auf einem Küchenstuhl Platz. „Wieso willst du abtreiben? Belästigt dich Wolfgang? Jetzt red’ endlich“, herrschte Patrick seine Frau an. Victoria saß auf einem Stuhl und sagte nichts. Sie starrte ins Leere. Sie wusste nicht, was sie antworten sollte.
„Jetzt rede doch endlich, Victoria“, flehte Kathrin ihre Freundin an. „Verdammt noch mal! Ich werde das Kind NICHT abtreiben lassen“, sagte Victoria entschieden und blickte ihren Mann und Kathrin mit durchdringendem Blick an. „Wieso hast du das nicht gleich gesagt?“, meinte Patrick erleichtert und nahm Victoria in die Arme. Auch Kathrin freute sich über Victorias Entscheidung.
Andrea saß im Wohnzimmer von Kathrins Haus und blätterte in einer Klatschzeitschrift herum, als plötzlich ihr Handy klingelte. Sie hob ab. „Hallo, mein Schatz!“, sagte Thomas. „Was willst du, Thomas?“, fragte Andrea. „Ich hab eine Überraschung für dich. Komm heute um halb acht zur alten Eiche im Park. Wie du vielleicht weißt, feiern wir heute unseren sechsten Hochzeitstag“, antwortete Thomas. Andrea schwieg. Sie wusste nicht, was sie antworten sollte. „Wenn du willst, dass wir uns wieder versöhnen, dann komm zur alten Eiche im Park“, meinte Thomas und legte ohne ein weiteres Wort zu sagen auf.
Gedankenverloren saß Andrea auf dem Sofa, als plötzlich die Haustür aufging. „Hallo, Kathrin! Wo warst du denn solange?“, wollte Andrea wissen. „Sag mal, wusstest du, dass Victoria vorhatte, abzutreiben?“, fragte Kathrin. „Was? Erzähl, was passiert ist!“, meinte Andrea.
Der Tag neigte sich langsam dem Ende zu. Die Sonne verschwand allmählich hinter dem Horizont. Die letzten Sonnenstrahlen ließen die Landschaft orange und rosa schillern.
Max stand vor Annas Haustür. Nach kurzen Überlegungen klingelte er schließlich. Doch niemand öffnete ihm. Er klingelte noch einmal. „Wahrscheinlich ist sie nicht zu Hause“, sagte Max zu sich und machte kehrt. Langsam ging er zurück zu seinem Haus. Immer wieder blickte er zurück zu Annas Haus, in der Hoffnung, sie würde doch zu Hause sein und ihm die Tür öffnen.
Andrea saß auf einem Küchenstuhl und stocherte mit der Gabel in ihrem Salat herum. „Was ist denn los?“, fragte Kathrin, der aufgefallen war, dass Andrea über irgendetwas nachdachte. „Thomas und ich feiern heute unseren sechsten Hochzeitstag. Er hat mich gefragt, ob ich zu ihm in den Park komme. Dort haben wir uns damals kennen gelernt“, erklärte Andrea. „Ja, worauf wartest du dann noch! Los! Geh endlich und versöhne dich wieder mit deinem Mann. Sechs Jahre Ehe dürfen nicht einfach so vergessen und aufgegeben werden. Ihr liebt einander. Und ich bin mir sicher, dass Thomas seine Sucht bezwingen wird“, ermutigte Kathrin ihre Freundin.
Andrea blickte sie lange an. Dann fasste sie einen Entschluss. „Du hast Recht! Wir werden dieses dämliche Problem schon irgendwie klären. Ich liebe ihn, egal was passiert ist“, meinte Andrea und eilte aus dem Haus.
Thomas wartete auf der Parkbank unter der alten Eiche. Es war nun acht Uhr abends. „Ich muss einsehen, dass ich sie endgültig verloren habe“, seufzte Thomas. „Da wäre ich mir nicht so sicher!“
Thomas blickte auf und sah seine Frau vor sich stehen. „Du bist doch gekommen!“, sagte Thomas und fiel seiner Frau in die Arme. „Der beleuchtete Parkweg hat mich zu dir geführt“, meinte Andrea und küsste ihren Mann. „Wenn du glaubst, dass das alles ist, dann hast du dich gewaltig geirrt“, sagte Thomas zu seiner Frau. „Es kann losgehen, Jungs!“
Und im nächsten Moment schossen Raketen in die Höhe. Ein riesiges Feuerwerk hatte Thomas für seine Frau organisiert. Die Raketen leuchteten in den verschiedensten Farben. „Das ist wunderbar“, meinte Andrea und gab ihrem Mann einen Kuss. Die beiden befanden sich im siebten Himmel, obwohl der Tag eben ganz anders begonnen hatte…
Max’ rasantes Leben Folge 13
Anna öffnete noch im Halbschlaf die Haustür. „Hallo, Max? Was willst du denn hier?“, gähnte Anna. „Ich bin hier um dir mitzuteilen, dass ich mich von Lena getrennt habe. Wir können nun wieder zusammen sein“, meinte Max.
Anna nickte nur, aber sobald sie begriffen hatte, was das hieß, fiel sie Max laut kreischend in die Arme. „Echt jetzt?“, fragte Anna und begann Max wild zu küssen. „Echt jetzt“, antwortete Max. „Komm mit“, forderte Anna ihn auf. „Ich weiß genau wo du hin willst, du böses Mädchen“, meinte Max und folgte seiner neuen, alten Freundin.
Schicksal
„Und hier wohne ich“, sagte Kathrin und schloss die Haustür auf. „Was? Du wohnst hier? Das Haus ist doch viel zu groß für dich“, meinte ein Mann, der neben ihr stand. „Wieso? Ich hab doch Felix bei mir. Nicht wahr?“, sagte Kathrin und strich ihrem Sohn über die Wange. „Entschuldigung, das Haus ist viel zu groß für euch zwei“, korrigierte sich der Mann. „Das lässt sich aber ganz schnell ändern“, meinte Kathrin und betrat das Haus.
Auch der Mann betrat das Haus. „Wie meinst du das?“, fragte der Mann. „Na, du könntest doch bei mir einziehen oder nicht?“, schlug Kathrin vor, während sie Felix auf den Boden stellte und ihm die Schuhe auszog. „Kathrin, ich kenne dich erst seit einem Tag und du möchtest schon jetzt, dass ich bei dir einziehe. Nenn mich einen Spinner, aber ich finde das ein wenig übertrieben. Du hast dich erst vor kurzem von deinem Mann…“, sagte der Mann. „Ich will davon nichts hören. Ich hab’ mich in dich verliebt, also lass uns Spaß haben“, unterbrach ihn Kathrin. „Folge mir in mein Schlafzimmer. Ich bin scharf auf dich und möchte nicht länger warten, meine Gelüste unter Kontrolle zu halten.“ „Na, das klingt doch fabelhaft“, meinte der Mann und folgte Kathrin nach oben.
Felix blieb verwirrt im Vorzimmer stehen. „Mama?“, sagte er. Dann ging er ins Wohnzimmer und spielte mit seinen Spielsachen.
Nach dem Versöhnungssex lagen Max und Anna im Bett und starrten ohne ein Wort zu sagen an die Schlafzimmerdecke. „Ich hätte nie gedacht, dass wir noch einmal zusammenkommen“, platzte es aus Max heraus. „Ich auch nicht! Nachdem du mir sehr wehgetan hattest, wollte ich nichts mehr mit dir zu tun haben“, meinte Anna. „Moment mal! Du hattest doch zuerst einen neuen Freund. Ich hab dich doch mit ihm gesehen“, sagte Max empört.
Anna drehte sich zur Seite und blickte ihn verwirrt an. „Ich habe nie einen anderen Freund außer dir gehabt“, meinte Anna. „Aber… Ich hab dich doch mit ihm gesehen“, stotterte Max. Da ging Anna ein Licht auf. Jetzt wusste sie, wovon Max sprach.
„Du meinst wohl Johannes, meinen Cousin. Das war eine Intrige meiner Mutter. Sie hat dir erzählt, dass ich einen neuen Freund hätte. Johannes war zufällig auf Besuch. Wir hatten uns seit Jahren nicht mehr gesehen“, erklärte Anna. „Wieso hast du mir das nicht gleich gesagt? Dann hätte wir uns nicht so streiten müssen“, wollte Max von ihr wissen. „Pass auf, was du sagst! Du hast mich sofort rausgeschmissen, als ich mit dir reden wollte“, antwortete Anna. „Ach, stimmt ja! Ich war ein Idiot“, gab Max zu. „Jetzt bist du aber mein Idiot und ich gebe dich nie wieder her“, meinte Anna und gab ihm einen Kuss.
Markus stand vor Kathrins Haustür und klingelte. Nach einigen Augenblicken wurde ihm die Tür geöffnet. „Felix? Hast du etwa die Tür aufgemacht? Wo ist denn Mami?“, wollte Markus wissen und nahm seinen Sohn auf den Arm. Felix deutete mit dem Finger nach oben.
Rasch ging Markus nach oben. Da vernahm er lautes Gestöhne, das offensichtlich aus dem Schlafzimmer kam. Kurz klopfte er an die Schlafzimmertür. Augenblicklich wurde es ruhig im Zimmer. Er hörte kurzes Geflüster, dann stand jemand auf und öffnete die Schlafzimmertür. „Markus! Du bist schon da! Wie spät ist es denn?“, sagte Kathrin überrascht. „Es ist zwei Uhr. Wir hatten vereinbart, dass ich ihn um zwei Uhr abhole. Hast du das etwa vergessen?“, fragte Markus seine Ex-Frau.
Plötzlich sagte Felix: „Schau mal, Papi! Bin runterfallt von Sofa im Wohnzimmer.“ Dabei deutete er auf seine Stirn, wo sich einst eine dicke Beule befunden hatte. „Was erzählst du da, Felix? Du bist vom Sofa hinuntergefallen?“, wiederholte Markus seine Worte. „Kathrin, ich muss mit dir sprechen und zwar alleine.“ „Ist gut“, sagte Kathrin ein wenig beschämt darüber, was an jenem Tag vorgefallen war, und folgte ihrem Mann nach unten ins Wohnzimmer.
Nachdem Victoria den Küchentisch abgeräumt hatte, ließ sie sich erschöpft aufs Sofa sinken und versuchte sich zu entspannen. Doch schon im nächsten Moment klingelte es an der Tür. Etwas genervt öffnete sie die Haustür. „Was willst du denn schon wieder hier? Verschwinde endlich und lass mich in Ruhe“, rief Victoria. „Wie kommt dein Mann darauf, dass ich dich belästigen würde?“, fragte Wolfgang verärgert. „Den ganzen Tag hab ich gestern darüber nachgedacht, ob er schon von unserem kleinen Geheimnis weiß. Heute ist er arbeiten und er wird dich leider nicht verteidigen können.“ „Bist du jetzt komplett übergeschnappt? Verschwinde endlich und lass mich und meine Familie in Ruhe, du Irrer!“, schrie Victoria. „Das ungeborene Kind in deinem Bauch ist auch mein Kind, also überlege dir gut, was du tust“, sagte Wolfgang.
Dann ging alles ganz schnell. Victoria wollte die Tür zuknallen, doch Wolfgang drückte dagegen, Victoria stolperte und stürzte schließlich zu Boden. Schmerzen überkamen sie. Ist dem Baby etwas passiert?, fragte sie sich. Stöhnend vor Schmerzen lag sie am Boden und betete, dass es dem Kind gut ginge. Wolfgang blickte sie entsetzt an. Dann rannte er plötzlich weg und ließ Victoria schmerzgeplagt am Boden liegen.
Markus setzte Felix in seine Spielecke und wandte sich schließlich an Kathrin. „Was ist damals passiert, als er vom Sofa fiel?“, wollte Markus von seiner Frau wissen.
„Wir hatten Andreas Geburtstag gefeiert und ich hatte völlig auf Felix vergessen. Er war zu Hause, weil er auf dem Sofa eingeschlafen war, während wir die Party vorbereiteten. Und als mir dann eingefallen ist, dass Felix noch immer zu Hause gewesen ist, bin ich sofort nach Hause gestürmt und hab ihn laut brüllend am Boden liegend gefunden. Anscheinend ist er hinuntergefallen und hat sich dabei den Kopf angeschlagen“, schilderte Kathrin ihrem Mann den Vorfall.
„Und jetzt hast du schon wieder auf Felix vergessen, nur weil du dich mit einem anderen Mann amüsieren wolltest. Wenn das so weiter geht, dann werde ich das Sorgerecht für Felix einklagen. Hast du mich verstanden! Ich will nicht, dass unser Sohn wegen deiner Vergesslichkeit zu Schaden kommt!“, sagte Markus eindringlich, nahm Felix, zog ihm die Schuhe an und verließ ohne ein weiteres Wort zu sagen das Haus.
Kathrin wischte sich ihre Tränen aus dem Gesicht und ging schließlich wieder nach oben ins Schlafzimmer.
Während Anna ihre Bluse zuknöpfte, fragte sie Max: „Sag mal, musst du denn heute arbeiten?“ „Ich hab mir für heute frei genommen. Immerhin wusste ich, dass das ein besonderer Tag wird“, antwortete Max. „Wenn ich das gewusst hätte, dann hätte ich mir auch frei genommen. Ich will nicht zurück in diesen Modeladen und teure Kleider verkaufen. Ich möchte mich endlich selbstständig machen, aber mit dem Geld, das ich zurzeit besitze, kann ich nicht einmal das Geld fürs Haus abbezahlen“, klagte Anna. „Was wäre denn dein Traumberuf?“, wollte Max von seiner Freundin wissen. „Ich möchte meinen eigenen Laden eröffnen. Ich möchte teuren Schmuck, schicke Kleider und was weiß ich noch verkaufen. Es mag sich albern anhören, aber das wäre mein Traum“, antwortete. „Genug geplaudert. Ich muss zurück ins Modegeschäft.“ „Dann werde ich derweil wieder in mein Haus zurückkehren und auf dich warten“, meinte Max, stand auf und begann sich anzuziehen. „Hier ist der Schlüssel, damit du die Haustür zusperren kannst. Bis später“, sagte Anna, schmiss den Hausschlüssel aufs Bett und gab ihm noch einen Abschiedskuss. Dann eilte sie aus dem Schlafzimmer.
Patrick schloss komplett aufgebracht die Haustür auf. „Victoria, wo bist du?“, rief er. „Ich bin hier im Wohnzimmer“, antwortete ihm seine Frau. Patrick eilte ins Wohnzimmer. Er kniete sich vor dem Sofa auf dem Boden und nahm Victorias Hände. „Was ist denn passiert? Die Kinder haben irgendetwas von einem Sturz erzählt“, meinte Patrick während er seine Frau hilflos anblickte. „Wolfgang war…“, begann Victoria, doch weiter kam sie nicht, weil sie von einem wütenden Patrick unterbrochen wurde. Patrick fuhr in die Höhe schlug mit den Fäusten um sich und brüllte: „Hat dich dieser Wichser schon wieder belästigt. Ich habe ihm doch ausdrücklich gesagt, er soll sich von dir fernhalten. Bist du deswegen gestürzt?“ „Es kam zu einer lauten Auseinandersetzung. Ich wollte, dass er geht. Ich wollte die Tür zuknallen, doch er hat sie wieder aufgedrückt und ich bin zu Boden gestürzt… Ach, Patrick! Was ist, wenn dem Kind etwas passiert ist?“, fragte Victoria ihren Mann. „Ich würde diesen Mistkerl eigenhändig in Stücke reißen“, presste Patrick zwischen seinen Lippen hervor.
Er versuchte sich unter Kontrolle zu halten, doch es funktionierte nicht. Erneut begann er zu brüllen, was Wolfgang für ein Mistkerl wäre und dass er ihn in Stücke reißen wollte. „Jetzt beruhig dich doch bitte, Schatz. Das ist bestimmt nicht gut für das Baby und die Kinder, wenn du so rumbrüllst“, meinte Victoria.
Florian und Julia saßen auf den Stühlen in der Küche und beobachteten die verzweifelte Mutter und den brüllenden Vater. „Lange genug gewartet. Ich verschwinde und treffe mich mit ein paar Freunden“, meinte Julia und verließ durch die Hintertür das Haus. Florian blickte ihr verwirrt hinterher.
„Bevor du etwas unternimmst, solltest du dich erst einmal beruhigen“, schlug Victoria vor. „Du hast Recht, aber das Ganze, das wird noch Folgen haben, das schwöre ich dir. Wolfgang kommt mir nicht so einfach davon“, meinte Patrick und setzte sich neben seiner Frau aufs Sofa.
Max öffnete die Tür. Es war Lena, die geklingelt hatte. „Hallo, Max! Ich bin hier, um meine restlichen Sachen abzuholen“, sagte Lena. „Komm rein“, meinte Max und trat beiseite, damit Lena eintreten konnte. „Weißt du, ich werde umziehen und möchte einfach nichts zurücklassen“, erklärte Lena und wollte nach oben gehen, doch Max hielt sie zurück. „Das, was zwischen uns passiert ist, tut mir ehrlich Leid“, entschuldigte sich Max abermals.
Lena seufzte und verdrehte dabei ein bisschen die Augen. „Ich weiß, dass es dir Leid tut, aber ich bin nicht die, die du liebst und mit der du dein restliches Leben verbringen willst“, entgegnete Lena. „Ich weiß und es tut mir Leid, dass du wegen mir soviel Schmerzen ertragen musstest“, meinte Max. „Ich weiß, dass es wehtut, wenn man einen geliebten Menschen verlassen muss. Weißt du, wie sich das anfühlt? Eines Tages wirst du vielleicht erkennen, was ich damit meine“, sagte Lena und ging die Treppe nach oben.
Max blickte ihr verwirrt hinterher. Was meint sie damit? „Eines Tages wirst du vielleicht erkennen, was ich damit meine“, fragte sich Max und schloss die Haustür.
Max’ rasantes Leben Folge 14
Der Samstagmorgen hatte begonnen. Obwohl es schon seit einigen Stunden ununterbrochen regnete, war es ungewöhnlich warm.
Victoria wollte von draußen nur schnell die Morgenzeitung hereinholen, als ihr plötzlich auffiel, dass die Tür des dritten Hauses von Links auf der anderen Straßenseite offen stand. Ist das nicht Wolfgangs Haus? Wieso lässt der denn seine Haustür offen?, fragte sie sich. Victoria jedoch wollte nicht mehr länger darüber nachdenken und ging zurück ins Haus.
Doch was Victoria nicht wusste, war, dass Wolfgang gar nicht zu Hause gewesen war.
Glück und Pech
Anna wurde von einem äußerst gut riechenden Duft geweckt. Sie schlug die Augen auf und erkannte, dass Max ihr das Frühstück ans Bett gebracht hatte. „Ah, was duftet denn da so herrlich“, wollte Anna wissen und gab Max einen Guten-Morgen-Kuss. „Vielleicht das Schokocroissant, das ich für dich im Ofen ausgebacken habe oder der selbst gemachte Kaffee oder…“, meinte Max. „Aha, ich verstehe schon“, fiel Anna ihm ins Wort. „Alles schmeckt unwiderstehlich gut.“ Ein paar weitere Küsse folgten.
Nach nur wenigen Minuten beendeten sie das Knutschen und widmeten sich voll und ganz dem Frühstück. „Das hast du ganz köstlich gemacht“, schwärmte Anna und biss noch einmal vom Schokocroissant ab. „Vielleicht war’s einfach nur Glück und ich habe die richtige Backzeit erwischt“, meinte Max und leerte seine Tasse Kaffee. „Ich sehe schon, das wird noch ein leidenschaftlicher Tag“, meinte Anna und schenkte sich noch ein bisschen Kaffee in ihre Tasse.
Kathrin öffnete die Haustür, um die Morgenzeitung hereinzuholen. Genau in diesem Moment, als sie einen Schritt nach draußen machte und sich bücken wollte, um die Zeitung aufzuheben, da fiel die Tür zu. „Verdammt noch mal! So ein Mist aber auch!“, schimpfte Kathrin und hämmerte mit ihrer Hand gegen die Tür. „Wie soll ich denn jetzt zurück ins Haus kommen? Der Schlüssel steckt drinnen“, fragte sich Kathrin.
„Brauchst du Hilfe?“, fragte eine Stimme hinter ihr. „Andrea, dich schickt der Himmel. Du musst mir helfen. Die Tür ist zugefallen, mein einziger Schlüssel steckt drinnen und Felix wird bestimmt bald aufwachen und durchdrehen, wenn er sieht, dass seine Mutter nicht da ist“, erklärte Kathrin, während sie immer lauter und aufgeregter wurde. „Und wie soll ich dir dabei helfen? Soll ich etwa die Tür eintreten oder das Fenster mit einem Stein einschießen“, fragte Andrea unglaubwürdig. „Das könntest du vielleicht einmal ausprobieren und schauen ob es klappt“, meinte Kathrin. „Meinst du das etwa ernst?“, fragte Andrea verwirrt. „Nein, natürlich nicht“, antwortete Kathrin gereizt. „Aber ich könnte Thomas fragen, ob er Tür eintritt“, schlug Andrea vor. „Auf keinen Fall. Es muss eine andere Lösung für dieses Problem geben“, meinte und ließ sich auf die klitschnasse Betonstufe sinken. Andrea nahm neben ihrer Freundin Platz.
Victoria nippte an ihrer Tasse Tee. Sie musste noch immer an die offen stehende Haustür denken. Patrick saß ihr gegenüber und las in der Zeitung. Hin und wieder trank er aus seiner Kaffeetasse. „Weißt du, was komisch ist? Als ich vorhin die Zeitung hereingeholt habe, da ist mir aufgefallen, dass Wolfgangs Haustür offen steht“, sagte Victoria plötzlich.
Patrick zeigte zunächst keine Reaktion, dann jedoch legte er die Zeitung beiseite und meinte: „Wieso findest du das komisch? Vielleicht hat er einfach vergessen, sie zu schließen. Da ist doch nichts Ungewöhnliches dran“, meinte Patrick, nahm die Zeitung erneut in die Hand und las weiter.
Doch Victoria konnte nicht aufhören, an die offene Haustür zu denken.
Nachdem Max das Frühstückstablett nach unten getragen hatte, kehrte er wieder zurück ins Schlafzimmer. Anna wartete schon sehnsüchtig auf ihn. „Wo warst du so lange? Ich hab auf dich gewartet, Tiger“, wollte Anna wissen und blickte ihn verführerisch an. „Ich hab das schmutzige Geschirr nur schnell in den Geschirrspüler getan“, antwortete Max und setzte sich zu ihr ins Bett. „Böser, böser Junge. Du hast mich warten lassen und jetzt musst du dafür büßen“, meinte Anna und begann Max zu küssen. „Ich fürchte mich schon“, entgegnete Max und küsste Anna auf den Nacken. „O ja, das macht mich so richtig scharf“, hauchte Anna lustvoll.
Nach vollbrachter Tat lagen sie sich wieder gegenüber und blickten einander in die Augen. Max fuhr Anna sanft durch das lange, braune Haar. „Das war der beste Sex aller Zeiten“, meinte Anna. „Ich hätte nie gedacht, dass ich den mit dir haben würde“, gab Max zu. „Nachdem wir uns so zerstritten hatten, hielt ich das für unmöglich.“ „Tja, wie du siehst hat uns das Schicksal wieder zusammen geführt. Wir sind einfach füreinander bestimmt und nichts und niemand kann uns je wieder trennen“, meinte Anna und gab Max noch einen Kuss.
Kathrin war den Tränen nahe. „Was ist denn los, Kathrin?“, wollte Andrea wissen. Sie legte ihre Arme um Kathrins Schulter, um sie so besser trösten zu können. „Ich bin eine schlechte Mutter!“ „Das stimmt doch gar nicht. Du bist eine sehr fürsorgliche und liebenswerte Mutter“, tröstete Andrea ihre Freundin.
Kathrin blickte sie ratlos an. „Dann erklär mir doch bitte, wie ich auf Felix vergessen konnte. Ich habe ihn bei deiner Geburtstagsfeier vergessen und als ich mit Philipp Sex gehabt hatte, da hab ich auch auf ihn vergessen!“ „Wer zum Geier ist Philipp?“, fragte Andrea. „Ich hab ihn neulich im Supermarkt kennen gelernt. Er ist total süß“, antwortete Kathrin verträumt, doch schon im nächsten Moment wurde sie wieder ernst. „Aber darum geht’s jetzt gar nicht!“ „Nur weil dir ein- oder zweimal ein Fehler unterlaufen ist, bist du noch lange keine schlechte Mutter“, meinte Andrea.
Im nächsten Moment öffnete sich die Haustür und Felix trat hinaus ins Freie. „Mama?“, fragte er verunsichert. „Jetzt nicht, Felix. Andrea und ich…“, antwortete Kathrin ein wenig verärgert, bis sie bemerkte, dass Felix ihr die Tür geöffnet hatte. „O mein Gott, Felix!“, rief sie freudestrahlend und schloss ihren Sohn in die Arme.
Nachdem sie sich wieder beruhigt hatte, sagte sie zu Andrea: „Danke für deine Hilfe!“ „Nicht der Rede wert“, meinte Andrea, verabschiedete sich und ging schließlich wieder.
„Das ist ja noch mal gut ausgegangen“, sagte Kathrin und schloss die Haustür. Felix nickte, ohne zu wissen, wovon seine Mutter eigentlich sprach.
Die Regenwolken verzogen sich allmählich und der Regen ließ nach. Die Sonne ließ sich jedoch nur zeitweise blicken.
Victoria näherte sich dem Haus von Wolfgang. Die Tür stand noch immer offen. Ist denn niemand zu Hause, fragte sich Victoria. Schließlich stand sie vor der offenen Haustür. Mit gemischten Gefühlen betrat sie das Haus. „Hallo? Ist jemand da?“, fragte sie, doch es kam keine Antwort. Während sie sich im Vorzimmer umblickte, blieb es weiterhin still. „Was machst du denn da?“
Victoria fuhr zu Tode erschrocken herum und erblickte ihren Mann. „Bist du wahnsinnig? Du hast mich gerade zu Tode erschreckt“, schimpfte Victoria. „Tut mir Leid, aber ich habe dich hierher sehen gehen und dachte mir, ich sollte dich fragen, was du hier willst. Du machst dir doch nicht ernsthaft Sorgen um diesen Perversling?“, wollte Patrick von seiner Frau wissen. „Aber wenn ihm etwas zugestoßen ist?“, fragte Victoria. „Der wird schon wieder auftauchen. Da bin ich mir sicher. Und jetzt lass uns gehen. Mir ist dieses Haus nicht ganz geheuer“, schlug Patrick vor und ließ seiner Frau den Vortritt.
Patrick blickte sich noch einmal im Vorzimmer um, dann schloss er die Tür und ging gemeinsam mit seiner Frau zurück zu ihrem Haus.
Andrea schloss die Haustür auf. Als sie sich gerade die Schuhe ausziehen wollte, da fiel ihr Blick auf eine Weinflasche in der Küche.
Samt Weinflasche ging sie ins Wohnzimmer. Wütend stellte sie die Flasche vor ihrem Mann auf den Tisch und fragte: „Thomas, was hat das zu bedeuten?“ „Was denn?“, entgegnete Thomas. „Nur weil ich ein Glas Wein getrunken habe?“ „Ach, Thomas! Du hast gerade erst eine Therapie gemacht, um endlich von diesem Teufelszeug wegzukommen“, sagte Andrea eindringlich. „Und was soll das bedeuten? Soll ich mit dem Trinken etwa ganz aufhören? Ist es mir nicht einmal erlaubt, ein Glas Wein zu trinken?“, wollte Thomas von seiner Frau wissen. „Ich weiß es nicht! Sag du es mir!“, antwortete Andrea verzweifelt. Sie wusste einfach nicht mehr weiter.
„Schatz, hör mir jetzt bitt einmal zu“, bat Thomas seine Frau. „Ich habe zwei Monate lang eine Therapie gemacht, um mit dem Trinken aufzuhören. Aber was ist an einem läppischen Glas Wein falsch? Du denkst vielleicht, ich könnte rückfällig werden, aber ich kann dich beruhigen, denn ich werde nicht mehr rückfällig. Diese Therapie hat mir geholfen, endgültig mit diesem krankhaften Trinken aufzuhören. Ein, zwei Gläser sind okay, solange ich es nicht übertreibe“, beruhigte Thomas seine Frau. „Na, wenn du das sagst, dann muss das schon stimmen“, meinte Andrea. „Und jetzt gib mir einen Kuss“, bat Thomas seine Frau.
Der Tag neigte sich langsam dem Ende zu.
Anna zog sich ihre Schuhe an. „Bist du sicher, dass du heute nicht bei mir übernachten möchtest?“, wollte Max wissen. „Es ist schon spät. Ich habe mir für dieses Wochenende fest vorgenommen, mein Chaos wieder aufzuräumen. Und wenn ich das jetzt aufschiebe, dann werde ich es für die nächste Zeit immer wieder aufschieben, verstehst du das?“, erklärte Anna. „Ja, das kann ich verstehen. Ich hoffe, wir können morgen einen ebenso leidenschaftlichen Tag verbringen?“, wollte Max wissen. „Aber nur, wenn du mir Frühstück machst“, antwortete Anna. „Geht klar“, meinte Max und gab seiner Freundin zum Abschied noch einen letzten Kuss. „Dann bis morgen“, verabschiedete sich Anna und trat nach draußen in die kühle Frühlingsnacht.
Max blickte ihr noch ein paar Sekunden hinterher, dann schloss er die Haustür und schloss sie ab.
Anna stand gerade in der Küche, um sich noch einen letzten Snack zuzubereiten, bevor sie mit der Arbeit begann, da klingelte jemand an der Tür. Anna ging zur Haustür und öffnete sie. „Guten Abend, Anna“, begrüßte Elisabeth ihre Tochter. „Mutter? Was willst du hier?“, fragte Anna ein wenig verwirrt. „Ich bin nur hier, um dir zu sagen, dass ich wieder in der Lindenstraße wohne. Ich wohne nur vier Häuser weiter von hier“, antwortete Elisabeth. „Wie das?“, wollte Anna wissen. „Ich wohne jetzt bei einer alten Freundin“, antwortete Elisabeth. „Auf jeden Fall wollte ich dir das nur mitteilen. Vielleicht treffen wir uns mal wieder.“ Ohne ein weiteres Wort zu sagen, ging Elisabeth wieder. Anna blickte ihrer Mutter hinterher, bis sie in der Dunkelheit verschwunden war, dann schloss sie die Tür…
Max’ rasantes Leben Folge 15
Anna saß in der Küche, trank eine Tasse Kaffee und las nebenbei die Morgenzeitung. Doch plötzlich klingelte jemand an der Tür. Anna stand auf, begab sich ins Vorzimmer und öffnete schließlich die Haustür. „Lena? Was willst du hier?“, fragte Anna, die überrascht war, sie hier zu sehen. „Wir beide müssen da über etwas sprechen“, antwortete Lena und zog einen Revolver aus ihrer Hosentasche heraus. Anna geriet in Panik. „Was willst du mit der Waffe? Willst du mich etwa erschießen? Ich lasse mich aber nicht töten!“ Anna knallte die Tür zu und wollte nach oben rennen, doch schon im nächsten Moment ertönte ein Schuss und die Haustür ging von neuem auf. Lena zielte mit der Waffe auf sie. „Du kommst jetzt gefälligst mit mir mit“, sagte Lena in scharfem Ton.
Anna folgte Lena nach draußen zu ihrem Auto. Als beide im Auto saßen, ließ Lena den Motor an und fuhr mit Anna davon.
Liebe kennt keine Grenzen
Victoria und Patrick saßen noch beim Frühstückstisch; Florian und Julia waren bereits zur Schule gegangen. „Hast du vielleicht etwas von Wolfgang gehört?“, fragte Victoria ihren Mann. Patrick schüttelte nur den Kopf und las dann weiter in der Morgenzeitung. „Findest du es denn nicht komisch, dass er plötzlich verschwunden ist und nun schon seit fast einer Woche verschwunden bleibt?“, wollte Victoria von ihrem Mann wissen. Patrick zeigte keine Reaktion. Da riss sie im die Zeitung aus der Hand und schmiss sie beiseite. „Ist es dir denn völlig egal, dass plötzlich ein Mensch, der in unserer Straße gewohnt hat, spurlos verschwunden ist. So wie du dich verhältst, könnte man glatt glauben, du hättest ihn entführt“, meinte Victoria verärgert. „Jetzt hör aber auf!“, herrschte Patrick seine Frau an. „Wolfgang ist mir einfach völlig egal. Deswegen ist das doch kein Grund, ihn zu entführen.“ „Komisch ist es schon, dass Wolfgang kurz nach eurem Streit verschwunden ist“, sagte Victoria, stand auf und verließ den Raum. „Das ist doch absurd!“, rief Patrick seiner Frau hinterher, hob die Zeitung auf und las weiter.
Der Donnerstagmorgen ging schnell vorüber. Die Sonne kam ab und zu hinter den Wolken zum Vorschein.
Max kam so gegen halb vier nach Hause. Er hatte sich für den Rest des Tages frei genommen, um die verbliebene Tageszeit mit Anna zu nutzen. Er eilte hinüber zu ihrem Haus und klingelte zweimal, doch auch nach dem dritten Mal öffnete ihm niemand. „Da hab ich mir heute extra früher frei genommen und….“ Max verstummte. Ihm fiel das Einschussloch am Türknauf auf. Erschrocken fuhr er mit den Fingern über das Einschussloch, als die Haustür von selber aufging. „Anna! Bist du da?“, rief Max, doch er bekam keine Antwort. „Was mag hier geschehen sein?“ Max beschlich ein übler Gedanke. Augenblicklich rannte er aus dem Haus.
Völlig außer Atem machte er vor dem Haus der Blocks Halt und klingelte. Genau wie erwatet, öffnete ihm Thomas die Tür. „Thomas, du musst mir helfen! Ich glaube, Anna ist entführt worden und ich glaube auch zu wissen von wem!“, rief Max aufgeregt. „Jetzt beruhige dich doch einmal“, meinte Thomas und bat seinen Freund herein. „Möchtest du etwas Trinken?“
Max machte nur eine wegwerfende Handbewegung. „Du verstehst nicht! Anna ist entführt worden. Ich habe ein Einschussloch am Türknauf gefunden“, sagte Max. Noch immer hatte er kaum Luft. Er versuchte sich ein bisschen zu beruhigen. „Was?“, fragte Thomas verwundert. Jetzt fing auch er an die Sache ernst zu nehmen. „Ich glaube, nein ich weiß, dass Anna von Lena entführt worden ist“, meinte Max. „Wie kommst du darauf, dass es Lena ist, die Anna entführt hat?“, wollte Thomas wissen.
Max überlegte nicht lange. „Lena und Anna haben sich gehasst. Lena hat ihr gedroht, sie soll sich von mir fernhalten, sonst bekommt sie die Konsequenzen zu spüren. Nachdem Anna und ich wieder zusammengekommen sind, muss sie völlig durchgedreht sein. Immerhin hat sie meine Freundin entführt“, erklärte Max. „Gehen wir mal davon aus, dass Lena Anna entführt hat. Wo hat sie Anna dann hingebracht?“, fragte Thomas. Max dachte lange nach. Wo könnte Lena sie nur hingebracht haben?, fragte sich Max. „Hatte sie irgendetwas erwähnt, wo sie gerne mal hin wollte? In den Urlaub, oder so“, fragte Thomas. „Sie hat nur mal gesagt, dass sie mit mir in einer Hütte in einem Wald ganz in der Nähe „Urlaub“ machen möchte, wenn du verstehst was ich meine“, antwortete Max. „Das ist perfekt! Nehmen wir an, Lena hält Anna dort gefangen“, meinte Thomas. „Und wenn sie nicht dort sind? Was dann?“, wollte Max wissen. „Lass es uns einfach versuchen“, sagte Thomas entschieden und eilte nach draußen zu seinem Auto. Max folgte ihm. Gemeinsam fuhren sie zu dieser Hütte im Wald.
Gudrun saß auf dem Sofa und strickte. Elisabeth saß ihr gegenüber und las Zeitung. Schweigsame Minuten verstrichen, bis Gudrun schließlich das Wort ergriff: „Elisabeth, kann ich mit dir über etwas sehr Wichtiges reden?“ Elisabeth legte die Zeitung beiseite und blickte ihrer Freundin nun direkt in die Augen. „Es ist kein Geheimnis, dass ich viele Schulden habe. Mein altes Haus, in das ich gerne mal zurückkehren möchte, muss saniert werden. Für das alles brauche ich ziemlich viel Geld und du hast dieses Geld“, erzählte Gudrun.
Elisabeth schüttelte verwirrt den Kopf. „Was meinst du damit? Viel Geld?“, wollte sie von ihrer Freundin wissen. „Ich weiß, dass du damals sehr viel Geld verdient hast. Außerdem hast du alles von deinem verstorbenen Mann und deinen Eltern geerbt. Wenn mich nicht alles täuscht, dann bist du im Besitz von ungefähr zwei Millionen Euro“, erklärte Gudrun besserwisserisch. „Woher weißt du das? Ich habe nie jemandem davon erzählt!“, wollte Elisabeth wissen. „Ich bin mir sicher, dass Anna von deinem Reichtum keine Ahnung hat. Die letzten Jahre hast du unter dem Dach deiner Tochter gelebt. Sie hat geschuftet, um dich ernähren zu können. Das ist echt erbärmlich. Was wird sie wohl dazu sagen, dass du sie all die Jahre belogen hast. Weil wir gerade dabei sind. Es wäre doch sicher ein Jammer, wenn sie von deiner Gräueltat erfährt. Sie wird dich ins Gefängnis schicken“, antwortete Gudrun. Sie konnte ein hämisches Grinsen nicht unterdrücken. „Das würdest du nicht wagen“, drohte Elisabeth. „Wärst du dir da so sicher.“ Es wurde einen Augenblick lang still. Dann fuhr Gudrun fort: „Ich möchte eine Million Euro haben, sonst erfährt Anna alles!“
Elisabeth starrte ihre Freundin ununterbrochen an. „Und ich dachte, du wärst meine Freundin“, sagte Elisabeth enttäuscht, stand auf und verlies das Wohnzimmer. Gudrun lehnte sich zufrieden zurück. Dann fuhr sie mit dem Stricken fort.
Thomas raste auf dem holprigen Waldweg in Richtung Waldhütte. „Fahr schneller! Wer weiß, was Lena ihr antut!“, drängte Max seinen Freund. Thomas drückte noch ein bisschen mehr aufs Gas. Bäume und Sträucher schienen mit einander zu verschmelzen, so schnell fuhr er. Nach nur wenigen Minuten hatten sie die Waldhütte erreicht. „Das Auto kenne ich! Das ist Lenas Auto!“, rief Max aufgeregt.
Schnell stiegen die beiden aus dem Auto aus und stürzten sich hinein in die Waldhütte. Max stockte der Atem. Anna saß mit Handschellen gefesselt auf einem Bett. Lena hielt ihr einen Revolver an den Kopf. „Lena!“, brüllte Max außer sich vor Wut und wollte sich auf sie stürzten, doch Thomas hielt ihn zurück. „Na, na, na! Pass auf, was du tust, Max, sonst puste ich deiner ach so geliebten Anna den Schädel weg. Das willst du doch nicht, oder?“, drohte Lena. „Was willst du von mir?“ Max’ Stimme überschlug sich. „Ich will dich und sonst nichts“, antwortete Lena in hysterischem Ton. „Das geht nicht! Ich liebe Anna und bin mit ihr zusammen“, meinte Max. „Hättest du eben besser aufgepasst und dich sofort für Anna entschieden, dann würdest du jetzt nicht in diesem Schlamassel stecken. Ich lasse mich nur ungern von jemandem benutzen oder ausnutzen“, schrie Lena wütend. „Ich wusste doch nicht, dass wir wieder zusammenkommen“, entgegnete Max.
Lena schüttelte den Kopf. „Du hast es genau gewusst. Du warst immer in Anna verliebt. Auch während unserer Beziehung konntest du sie nicht vergessen. Ich wusste nicht, was ich noch tun sollte, um sie dir aus dem Kopf zu schlagen. Ich habe ihr gedroht, ich habe ihr deutlich gemacht, sie soll sich von dir fern halten. Ich habe sie mit dem Auto überfahren! Aber…“, brüllte Lena aufgebracht, doch Max unterbrach sie. „Was? Du hast Anna angefahren und beinahe getötet!“, schrie Max außer sich vor Zorn. „Du!“
Lena musste lachen. Es war ein verrückt, verzweifelt klingendes Lachen. Max blickte sie nur verwirrt an. „Na und! Wäre sie gestorben, wären wir jetzt ein glückliches Paar. Aber das hat ja leider nicht funktioniert, denn die Gute musste ja überleben!“ Sie sprach von Anna, als wäre sie ein wertloser Haufen Müll. „Wag es ja nicht, von Anna so zu sprechen!“, drohte Max und wollte sich erneut auf Lena stürzen doch Thomas hielt ihn erneut zurück. Anna saß nur am ganzen Leibe zitternd da, das Gesicht mit Tränen überströmt. Sie hoffte inständig, dass der ganze Irrsinn doch endlich enden möge.
„Lena, leg die Waffe weg. Es hat doch keinen Sinn. Wenn du Anna tötest, wirst du Max auch nicht wieder zurückbekommen“, meinte Thomas. „Mir ist das Liebste in meinem Leben genommen worden, also nehme auch ich ihm das Liebste in seinem Leben“, entgegnete Lena. „Zwei Kugeln hab ich noch!“
Lena wollte abdrücken und Anna erschießen, doch bevor sie das tun konnte, riss sich Max von Thomas los und stürzte sich auf Lena. Ein wildes Gerangel entstand. Anna stand auf und flüchtete sich zu Thomas in die Arme. Noch mehr Tränen flossen ihr übers Gesicht. Plötzlich ertönten ein Schuss und dann noch einer. Lena sank zu Boden. Die Kugel hatte sich durch ihr Herz gebohrt; sie war augenblicklich tot. Max ließ sich aufs Bett fallen. Die zweite Kugel hatte ihn in Bauchgegend getroffen. Jede Menge Blut quoll aus der Wunde heraus. „Nein!“, schrie Anna verzweifelt und warf sich vor dem Bett auf den Boden. Sie nahm seine Hand und sagte: „Du darfst nicht sterben, Max! Ich liebe dich doch. Du darfst jetzt nicht gehen! Was soll ich denn ohne dich tun?“
Max umfasste ihre Hand fester denn je. Er sprach in leisen Stoßlauten, doch Anna konnte jedes einzelne Wort verstehen. „Ich liebe dich, Anna, aber vielleicht soll es einfach nicht sein. Wohlmöglich sind wir nicht für einander bestimmt.“ „Ach, red’ keinen Quatsch. Wir haben schon so viel durchgemacht, wir haben uns gefunden und wieder verloren, wir haben gelitten uns aber auch gefreut. Ich bin mir wirklich sicher, dass wir zusammen gehören“, erwiderte Anna und gab Max einen Kuss.
Wenig später traf sowohl die Rettung, als auch die Polizei ein. Anna wurde von ihren Handschellen befreit und fuhr sofort mit ins Krankenhaus. Thomas gab der Polizei Auskunft über das Geschehen. Traumatisiert von dem Ereignis, stammelte er einigermaßen verständliche Worte. Die Polizei sprach nicht lange mit Thomas, damit er erst einmal die ganze Sache verarbeiten konnte. Thomas setzte sich in sein Auto und dachte lange nach. Ob Max überleben wird. Er muss überleben! Er und Anna gehören zusammen. Sie würde den Verlust nicht verkraften, dachte sich Thomas.
Schließlich startete er den Motor und fuhr erleichtert darüber, dass er den Vorfall unbeschadet überlebt hatte, zu seiner Familie nach Hause.
Max’ rasantes Leben Folge 16
Max saß in einem dunklen Raum. Kein Tageslicht drang in das Zimmer hinein. Plötzlich stand Lena vor ihm und zielte mit einer Waffe auf ihn. Sie schrie etwas, doch Max verstand es nicht. Dann drückte sie ab.
Laut schreien fuhr Max aus dem Schlaf. Auch Anna, die neben ihm schlief, schreckte auf. „Was ist denn los?“, fragte Anna erschrocken. „Ich hatte wieder einmal einen Albtraum“, antwortete Max und wischte sich die Schweißperlen von der Stirn. Anna gab ihm zur Beruhigung einen Kuss. „Alles ist gut. Schlaf weiter“, hauchte Anna. Sie versuchte ebenfalls wieder einzuschlafen. Nach nur wenigen Minuten fielen die beiden in einen eher unruhigen Schlaf.
Geschichten aus der Vergangenheit
Max lag auf dem Sofa; Anna lag neben ihm. Max strich ihr mit den Fingern sanft über den Kopf. „Wir kennen uns jetzt schon so lange. Fast vier Monate, um genau zu sein. Hast du eigentlich schon mal übers Heiraten nachgedacht?“, wollte Anna von ihm wissen. „Ich war schon mal verheiratet und glaub mir, das war nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe“, antwortete Max. Anna drehte sich um und blickte ihn entsetzt an. „Du warst schon mal verheiratet? Du hast mir das nie erzählt! Wieso?“, wollte Anna wissen. „Weil es mir peinlich ist“, meinte Max. Anna forderte ihn dazu auf, ihm die Geschichte zu erzählen. „Also gut. Lange bevor ich hierher gezogen bin, habe ich eine Frau geheiratet. Julia, so hieß sie. Wir liebten uns unsterblich. Ich baute für uns ein eigenes Haus. Doch mit der Zeit, habe ich Julia immer mehr vernachlässigt. Irgendwann haben wir uns so heftig gestritten, dass sie noch an jenem Tag ihre Sachen packte und für immer verschwand. Ich weiß bis heute nicht, wo sie lebt. Auf jeden Fall habe ich das Haus verkauft und bin schließlich hierher gezogen“, erzählte Max Anna die Geschichte.
Anna blickte ihn mitfühlend an. „Ich werde das gar nicht erst zulassen, dass du mich vernachlässigst“, meinte Anna und gab ihrem Freund einen Kuss.
Die ganze Familie Thompson war am Ausmisten. „Brauchst du diese hässliche alte Puppe noch?“, fragte Victoria ihre Tochter. „Mein Gott, ist die grässlich! Schmeiß sie bloß weg!“, antwortete Julia. Da fiel Patrick ein altes Fotoalbum in die Hände. Er schlug es auf und blätterte es durch. Bei einem Bild machte er schließlich Halt. Es zeigte ihn und Victoria bei einer Bootsfahrt im Meer. Er nahm das Bild heraus und fragte Victoria: „Kannst du dich daran noch erinnern?“
Victoria seufzte. „Ach, das ist schon Ewigkeiten her. Ich erinnere mich noch heute daran“, antwortete Victoria. Florian riss ihr das Bild aus der Hand. „Wann war das?“, wollte er wissen. „Dieses Bild wurde gemacht, da kannten wir uns erst seit ein paar Minuten“, antwortete Patrick. „Damals war ich mit zwei Freundinnen in Italien. Wir wollten uns einmal entspannen und Abstand von Männern halten. Ihr müsst wissen, dass ich, bevor ich euren Vater kennen gelernt habe, immer wieder von Männern enttäuscht wurde. Auf jeden Fall wollten wir gerade ins Meer baden gehen, da wurde ich fast von einem Mann zertrampelt. Euer Vater half mir auf und da war es schon um ihn geschehen. Er stammelte ein paar unverständliche Wörter. Doch schließlich unternahmen wir eine Bootstour und fuhren weit nach draußen ins offene Meer. Bald darauf kam der erste Kuss. Alles ging verdammt schnell“, erzählte Victoria ihren Kindern die Geschichte.
„Können wir jetzt bitte mit dem Ausmisten fortfahren?“, bat Julia. „O, natürlich“, meinte Victoria und legte das Bild zurück ins Fotoalbum.
Andrea betrat das Kinderzimmer von Marie und Lilly. „Du meine Güte, wie sieht es denn hier aus. Hat hier eine Bombe eingeschlagen?“, wollte Andrea von ihren beiden Töchtern wissen. Marie und Lilly grinsten frech. „Wir haben nur ein wenig gespielt“, antwortete Lilly. „Das sehe ich“, sagte Andrea. „Räumt jetzt sofort wieder auf. Auf der Stelle, sonst werde ich böse. Das kann es ja wohl doch nicht geben, dass nach einmal Spielen so ein Saustall entsteht“, schimpfte Andrea. „Wir wollen aber nicht! Das ist voll doof“, rief Marie und verschränkte ihre Arme. „Räumt jetzt gefälligst zusammen, sonst bekommt ihr eine Woche lang Hausarrest!“, drohte Andrea ihren Kindern an. „Das ist voll gemein!“, riefen beide im Chor. „Das ist überhaupt nicht gemein. Damals hätte es das nicht gegeben. Da hast du sofort eine auf den Deckel bekommen, wenn du deinen Eltern nicht gehorcht hattest“, meinte Andrea und setzte sich zu ihren Töchtern aufs Bett.
„Meine Eltern waren sehr streng. Wenn ich nur einen kleinen Fehler gemacht hatte, bekam ich sofort eine auf die Finger. Das tat nach der Zeit höllisch weh, immerhin war ich auch gegen das Aufräumen und brav sein. Denkt nicht, ich wäre ein Wunderkind gewesen, das seinen Eltern immer gehorchen würde. Trotz alldem habe ich meine Eltern sehr geliebt. Wir hatten viel Spaß gehabt. Leider sind sie mir früh genommen worden. Ich war erst seit wenigen Wochen achtzehn Jahre alt, als sie in einen Autounfall verwickelt wurden und sie starben schließlich an ihren Verletzungen“, erzählte Andrea ihren Kindern. Ihr lief eine Träne übers Gesicht. „Ihr sollt das Leben genießen, aber ein bisschen Disziplin und Ordnung muss sein“, sagte sie entschieden, stand wieder auf und forderte ihre Kinder erneut dazu auf, ihr Zimmer zusammenzuräumen. „Na gut!“ Marie und Lilly waren zwar nicht begeistert, dennoch räumten sie langsam ihr Zimmer auf.
Andrea wollte gerade nach unten gehen, als sie Thomas über den Weg lief. „Du bist heute schon früher zu Hause?“, fragte Andrea ihren Mann und gab ihm einen Kuss. „Ja! Ich habe dich mit den Kindern reden gehört. Worüber habt ihr denn gesprochen?“, wollte Thomas wissen. „Über meine Kindheit“, antwortete Andrea. „Warst du in deiner Kindheit auch oft ungezogen?“ Thomas blickte seine Frau ein wenig verwirrt an, dann dachte er über die Frage nach. „Ich weiß nicht“, antwortete er schließlich. „Komm schon, du wirst doch wohl wissen, ob du in deiner Kindheit brav gewesen bist oder nicht?“, meinte Andrea. Thomas schüttelte den Kopf. „Tut mir Leid, ich kann mich wirklich nicht daran erinnern“, sagte Thomas und ging nach oben zu seinen Töchtern. Andrea schüttelte nur den Kopf.
Kathrin saß mit Felix in seiner Spielecke. Immer wieder blickte sie auf das Familienfoto an der Wand. Damals waren Markus, Kathrin und Felix noch eine glückliche Familie gewesen.
Plötzlich klingelte jemand an der Haustür. Kathrin stand auf, ging ins Vorzimmer und öffnete die Tür. Es war Andrea. „Darf ich reinkommen?“ Kathrin trat beiseite und ließ sie eintreten. Sie gingen ins Wohnzimmer. „Möchtest du eine Tasse Kaffee?“, fragte Kathrin. „Ja, bitte“, antwortete Andrea und nahm auf dem Sofa Platz. Ihr Blick fiel auf eine Statue, die den Himmelsgott Horus darstellte. „Ist die neu?“, wollte Andrea wissen. „Nein, die habe ich letztens beim Aufräumen am Dachboden gefunden. Ist doch eine schöne Bleistatue?“, antwortete Kathrin und überreichte ihrer Freundin die Tasse Kaffee. Andrea nickte.
Da fiel Andreas Blick auf das Familienfoto an der Wand. „Solltest du das nicht mal weggeben? Das wird dich sonst immer an ihn erinnern. Dann kommst du nie darüber hinweg“, meinte Andrea. Doch Kathrin hörte gar nicht mehr zu. Sie erinnerte sich an den schönsten Tag mit Markus zurück.
Kathrin und Markus lagen auf Liegen am Strand. Sie verbrachten zurzeit auf Mallorca ihren Urlaub. „Komm schon“, sagte Kathrin zu ihrem Mann, „Lass uns baden gehen!“
Die beiden erhoben sich und eilten schnell zum Meer, um sich an dem heißen Sand nicht die Füße zu verbrennen. Sie schwammen nach draußen. Die beiden waren verliebt wie noch nie. Doch als sie wieder zu ihren Liegen zurückkehrten, waren all ihre Sachen verschwunden. „Wo sind unsere Sachen hin?“, fragte Kathrin entsetzt. „Ich glaube, die sind gestohlen worden“, antwortete Markus.
Der Himmel verdunkelte sich schlagartig. Der Wind fegte über den Strand hinweg, Regen prasselte auf die Erde nieder und Blitze entluden sich in den Wolken. „Was sollen wir denn jetzt machen? Ohne Schüssel und ohne irgendetwas kommen wir nicht in unser Hotelzimmer“, fragte Kathrin ihren Mann. Markus blickte ratlos in der Gegend herum, als sein Blick auf eine Holzhütte ganz in der Nähe fiel. „Dort vorne ist eine Holzhütte!“, rief Markus, da rannte er auch schon los. Kathrin folgte ihm.
Dort angekommen, ließen sie sich auf ein Bett fallen. Kathrin begann zu lachen. „Ich glaub das alles nicht. Unsere Sachen sind gestohlen worden, wir suchen in einer Holzhütte Unterschlupf und warum in Gottes Namen steht hier ein Bett?“, rief Kathrin und schlug die Hände über dem Kopf zusammen. „Alles wird sich wieder zum Besseren wenden“, meinte Markus und nahm seine Frau in den Arm. „Sie doch mal was positives an der Sache. Wir haben ein kuscheliges Bett hier.“
Markus öffnete den Oberteil des Bikinis und warf ihn in eine Ecke. Dann begann er Kathrin zu küssen. Auch sie begann ihn zu küssen. Dies sollte die erotischste Nacht werden, die sie je gehabt hatten. Und es wurde auch die erotischste Nacht, die sie je gehabt hatten.
„Hallo? Hörst du mir überhaupt noch zu?“, fragte Andrea ihre Freundin. „Entschuldigung“, sagte Kathrin. „Was hast du gesagt?“
Anna nahm auf dem Sofa Platz. Nur ein paar Augenblicke später brachte Gudrun ihr eine Tasse Kaffee. Dann nahm sie auch Platz. „Ich hab dich schon Ewigkeiten nicht mehr gesehen“, sagte Anna. „Kurz bevor dein Vater gestorben ist, habe ich euch noch einmal besucht. Dann seid ihr weggezogen und ich wusste nicht wohin“, erzählte Gudrun. „Wie war er? Ich kann mich kaum an Vater erinnern. Erzähl mir von ihm“, bat Anna Gudrun.
Gudrun stellte ihre Tasse auf den Tisch. „Deine Mutter und dein Vater haben sich in einer Hotelbar kennen gelernt. Dein Vater hat sich mit seiner damaligen Frau gestritten, hat sich schließlich von ihr getrennt und deine Mutter geheiratet. Die Hochzeit war eine wahre Katastrophe. Dein Vater kam besoffen dort an, geheiratet wurde schließlich bei Donner und Regen und eine Schlägerei, glaube ich, gab es auch.“ Gudrun hielt kurz inne, dann fuhr sie fort. „Fünf Jahre nach der Hochzeit passierte schließlich ein Unglück, das Elisabeths Leben für immer verändert hat. Dein Vater hatte wieder einmal zu viel getrunken. Spät in der Nacht fuhr er von einer Party mit dem Auto wieder nach Hause. Bei einer Kreuzung passierte es schließlich. Dein Vater übersah das Auto, das um die Ecke bog. Das Auto deines Vaters überschlug sich. Er war auf der Stelle tot. Die zwei Personen, die in dem anderen Auto saßen, überlebten mit schweren Verletzungen den Unfall.“
Anna blickte Gudrun mit großen Augen an. Sie war den Tränen nahe. „Ich wusste das alles nicht. Mutter hat mir nie davon erzählt. Sie hat sich immer vor mir verschlossen“, sagte Anna. „Sie hat den Vorfall nie wirklich verkraftet. Sie hat deinen Vater wirklich sehr geliebt“, ergänzte Gudrun. Sie nahm ihre Kaffeetasse wieder in die Hand. „Lass uns jetzt nicht alte Wunden aufreißen. Sprechen wir lieber über etwas Anderes“, schlug Gudrun vor…
Max’ rasantes Leben Folge 17
Es war ein herrlicher Tag, doch die Bewohner der Lindenstraße und all die anderen Menschen in der Umgebung waren ziemlich angespannt. Jetzt noch strahlte die Sonne und der Himmel war weitgehend wolkenlos, doch noch vor Einbruch der Nacht sollte ein verheerendes Gewitter das Land heimsuchen.
Das Gewitter
Es war bereits sechs Uhr am Abend. Die Sonne verschwand allmählich hinter dem Horizont. Der Himmel war mit schwarzen, unheilvollen Gewitterwolken übersät. Menschen stürmten in ihre Häuser und verschanzten sich dort und wollten erst wieder herauskommen, wenn alles vorüber war.
Anna saß in ihrem Zimmer an ihrem Computer. Draußen war bereits erstes Donnergrollen zu hören. Eine gewisse Spannung lag in der Luft. das Gewitter war bereits ganz in der Nähe.
Anna fürchtete sich keineswegs vor Gewitter, im Gegenteil, sie fand sie eher spannend und aufregend. Und außerdem war Max noch da, der sie auf jeden Fall beschützen konnte. Anna war gerade dabei, im Internet etwas zu recherchieren. Seit Gudrun ihr etwas von ihrem Vater erzählt hatte, ging er ihr nicht mehr aus dem Kopf. Anna wollte unbedingt mehr über ihn herausfinden und da ihre Mutter ihr nichts verraten wollte, musste sie sich eben selbst ein paar Informationen über ihn beschaffen.
Plötzlich ging die Tür zu Annas Zimmer auf und Max kam mit einer Flasche Orangensaft und zwei Gläsern in den Händen herein getreten. „Und? Hast du schon etwas über deinen Vater in Erfahrung gebracht?“, fragte Max, während er die Sachen auf Annas Nachtkästchen abstellte und selbst auf ihrem Bett Platz nahm. „Noch nicht! Ich habe gerade erst angefangen. Es ist gar nicht so einfach, etwas im Internet über ihn zu suchen. Und da mir meine Mutter nicht mehr über meinen Vater erzählen möchte, dauert das ganze eben ein bisschen länger. Sie tut manchmal so geheimnisvoll, wenn ich mit ihr über ihn sprechen möchte. Man könnte glatt glauben, dass sie ein Geheimnis hat“, entgegnete Anna, als plötzlich der Computer ohne Vorwarnung abstürzte.
„Was ist denn jetzt los?“, fragte Anna verwundert und versuchte den Computer erneut einzuschalten, doch nichts geschah. „Vielleicht ist das Gewitter an dem Absturz schuld. Ich schaue mal besser nach, ob das Telefon noch funktioniert. Falls wir Hilfe brauchen und wir haben keine Verbindung, dann ist das nicht gerade sehr günstig für uns“, schlug Max vor und verließ das Zimmer. „Ja, mach das“, rief Anna ihm hinterher und seufzte enttäuscht, denn gerade als sie etwas über ihren Vater herausfinden wollte, stürzte der Computer ab.
Max ging im Finstern die Treppe hinab, denn den Weg von Annas Zimmer hinunter ins Vorzimmer kannte er mittlerweile schon auswendig. Er bog um die Ecke und schon kam das Kästchen, auf dem das Telefon stand, mehr oder weniger in Sicht. Gerade als er prüfen wollte, ob das Telefon noch funktionierte, ließ ein ohrenbetäubender Donner ihn zusammenschrecken. Er fasste sich an die Brust und spürte, wie sein Herz raste. Augenblicklich schossen ihm Bilder von der Rangelei mit Lena, als sie vorhatte Anna zu töten, durch den Kopf. In seinem Geiste vernahm er zwei Schüsse und im nächsten Moment fand er sich schweißgebadet auf dem Boden wieder. „Max?“, hörte er Annas Stimme von oben her sagen und dann kam sie mit hastigen Schritten die Treppe hinab geeilt.
Victoria und Patrick saßen auf dem Sofa im Wohnzimmer. Victoria blätterte in der Zeitung, während Patrick in seinen Kriminalroman vertieft war. „Pah, das ist doch unerhört“, sagte Victoria plötzlich. „Was ist denn?“, fragte ihr Mann und legte das Buch kurz beiseite. „Hier, sieh mal. Diese Diebe werden immer jünger. Erst vor ein paar Tagen wurden jede Menge Sachen aus dem Süßigkeitengeschäft gleich hier in der Nähe von zwölf- und dreizehnjährigen Kindern gestohlen. Das ist doch unfassbar. Und hier, schau’! Der Ladenbesitzer konnte sogar einen der Diebe gewissermaßen beschreiben und die Polizei hat diese Lausebengel noch immer nicht erwischt“, schimpfte Victoria. „Ich finde, die Eltern sollten ihre Kinder besser unter Kontrolle bringen, denn so etwas gäbe es bei uns nicht. Dass unsere Kinder zu Kriminellen werden...“ „Jetzt beruhige dich doch erst einmal, Schatz. Du weißt, dass das nicht gut für das Baby ist“, beruhigte Patrick seine Frau. „Du hast ja Recht. Es ist ja nicht so, als ob es… O mein Gott!“, entfuhr es Victoria schlagartig, als sie einen Blick aus dem Wohnzimmerfenster warf und die Gruppe von Kindern, die draußen auf der Straße spielten, beobachtete.
Sie stand augenblicklich auf und Patrick eilte seiner Frau hinterher. „Sag mal, Schatz! Was ist denn jetzt eigentlich los. Sind das schon irgendwelche Schwangerschaftssymptome?“ „Ach, halt den Mund Patrick. Du hast doch gar keine Ahnung, was es bedeutet, schwanger zu sein. Und nun geh wieder und lies deinen Kriminalroman zu ende“, meinte Victoria aufgeregt und stürmte, nachdem ihr Mann wieder ins Wohnzimmer zurückgekehrt war, durch die Eingangstür hinaus auf die Straße.
Die Gruppe von Kindern, die dort spielten, drei Buben und ein Mädchen, das zufällig Julia war, spielten und vergnügten sich am Straßenrand. „Julia Thompson, du kommst jetzt augenblicklich mit. Das Gewitter kommt bald und ihr Lausbengel solltet euch auch lieber verziehen“, fauchte Victoria und augenblicklich nahmen die Jungen Reißaus. Nachdem sie verschwunden waren, wandte sich Victoria an ihre Tochter: „Und nun zu dir, meine Liebe, oder sollte ich dich besser Kriminelle nennen!“ Julia blickte ihre Mutter erstaunt an.
Der Himmel verdunkelte sich zunehmend. Der Wind blies nun so heftig, dass vereinzelt Häuserdächer und ähnliches abgedeckt wurden. Gewaltige Blitze erhellten den dunklen Horizont für ein paar Sekunden und darauf folgte Trommelfell zerfetzender Lärm.
Dicht aneinander gedrängt saßen Lilly und Marie, die sich fest an die Bäuche ihrer Eltern klammerten, weil sie riesengroße Angst vor dem Gewitter hatten. Sie saßen auf dem Sofa in ihrem Wohnzimmer und waren mit einer Decke zugedeckt. Es war völlig finster, denn der Strom war ausgefallen.
„Ihr braucht keine Angst zu haben“, versuchte Andrea ihre Töchter zu beruhigen. „Dieses Gewitter wird schon bald vorüber gezogen sein. Ich braucht euch nicht zu fürchten, denn uns kann hier in unserem Haus überhaupt nichts passieren. Stimmt es, Thomas?“ In ihrer Verzweiflung wandte sich Andrea an ihren Mann, denn Marie und Lilly wollten sich keinesfalls beruhigen.
Der Wind heulte und dicke Regentropfen klatschen gegen die Fenster. „Ihr braucht wirklich keine Angst…“, wollte Thomas seiner Frau zustimmen, doch er verstummte schlagartig, als er bemerkte, als die alte Buche, die draußen im Garten stand, nun ihre Terrasse und einen Teil des Wohnzimmers zertrümmert hatte.
„Was ist denn passiert, Max?“, fragte Ann besorgt und half ihrem Freund auf die Beine. Max’ Herz raste noch immer wie wild und die Vorstellung, dass ihn eine Kugel durchbohrt hatte, sah er noch immer klar und deutlich vor seinem Auge. Er schüttelte den Kopf und sah nun endlich Anna vor ihm stehen und schloss sie sofort in die Arme.
„Was ist denn passiert?“, wiederholte Anna ihre Frage. „Ich weiß nicht, aber ich glaube, dieser Donner hat mich an den Lärm erinnert, den die Kugel von Lenas Revolver ausgelöst hat“, stammelte Max. „Ich dachte mir doch, dass dich dieses Ereignis nicht ganz unberührt lässt. Natürlich ist es verständlich, dass dich dieser Augenblick verfolgt, denn die ganze Situation war einfach nur traumatisch. Ich habe oft Albträume deswegen“, meinte Anna. „Du auch? Und ich dachte schon, ich wäre verrückt geworden“, sagte Max erleichtert. „Du bist nicht verrückt. Ich kann dich verstehen, dass dich das fertig macht“, meinte Anna und ging mit Max wieder nach oben in ihr Zimmer.
Nachdem sie das Gewitter so plötzlich überrascht hatte, stürmte Victoria mit ihrer Tochter ins Haus und setzte dort das Gespräch fort.
„Woher willst du wissen, dass ich dabei war“, sagte Julia gerade aufgebracht, als Florian die Treppe hinab gelaufen kam und sich hinter seiner Mutter versteckte, weil auch er Angst vor dem Gewitter hatte. „Seit Tagen bist du mit diesen Jungen zusammen und ich bin mir sicher, dass der eine, den der Ladenbesitzer identifizieren konnte, einer der Diebe ist. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass du auch dabei warst“, schrie Victoria aufgebracht. „Du brauchst gar nichts zu leugnen und mir Lügen aufzutischen. „Wie konntest du nur so etwas tun?“
Doch noch bevor Julia antworten konnte, meldete sich Florian plötzlich zu Wort: „Julia will meine Figuren wegschmeißen.“ Julia funkelte ihren Bruder böse an und Victoria starrte die beiden verwirrt an. Rasch erzählte Florian die Geschichte, wie er Julie mit einem Jungen im Garten gesehen hatte, seiner Mutter, die nach jedem weiteren Wort glaubte, dass dieses Mädchen unmöglich ihre Tochter sein konnte.
„Verschwinde in dein Zimmer, Julia. Geh mir aus den Augen. Ich will dich jetzt nicht sehen“, schrie Victoria und verpasste ihrer Tochter eine saftige Ohrfeige. „Du kannst unmöglich meine Tochter sein! Verschwinde in dein Zimmer! Wir werden diese ganze Sache später noch bereden! Ich will mich jetzt während dem Gewitter nicht streiten. Aber glaube mir, dass das noch gewaltige Konsequenzen mit sich tragen wird!“ Julia ließ sich das nicht noch einmal sagen und stürmte ohne ein weiteres Wort hinauf in ihr Zimmer.
„Was ist denn hier los?“, wollte Patrick wissen, der plötzlich neben seiner Frau aufgetaucht war. „Du wirst es nicht glauben, weil ich es ja selbst kaum glauben kann. Gehen wir ins Wohnzimmer, dann erzähle ich dir die ganze Geschichte. Ich muss mich hinsetzen.“
Laut schreiend und zu Tode erschrocken klammerten sich Marie und Lilly noch fester um ihre Eltern. Die gesamte Terrasse und ein Teil des Wohnzimmers waren von der umgestürzten Buche zertrümmert worden. Es regnete herein, der Wind fegte durchs Zimmer. Die vier verließen rasch den Raum und gingen vorsichtig hinauf in die Kinderzimmer.
Dort angekommen verkrochen sich Marie und Lilly sofort unter ihren Bettdecken und ihre völlig geschockten und fassungslosen Eltern ließen sich neben ihnen nieder. „So etwas kann auch nur uns passieren“, stammelte Thomas. „Lass die Witze!“, herrschte Andrea ihren Mann an. „Hast du schon wieder gesoffen oder hast du einfach nicht mitbekommen, dass unser Wohnzimmer ein einziger Schutthaufen ist!“ „Natürlich habe ich das mitbekommen, aber was soll ich jetzt tun. Wir müssen einfach abwarten, bis das Gewitter vorüber gezogen ist.“
Kathrin saß auf ihrem Bett, als plötzlich Felix im Nebenzimmer zu weinen begann und gleichzeitig ihr Handy klingelte. Sie hob ab. Es war Markus. „Markus, was willst du. Falls du es nicht mitbekommen hast, draußen tobt ein gewaltiges Gewitter und ich habe jetzt wirklich andere Sorgen.“ „Das höre ich. Vernachlässigst du schon wieder unseren Sohn. Ich habe dir schon gesagt, was geschieht, wenn du weiterhin so unverantwortungslos bist.“ Genervt und gereizt ging Kathrin hinüber ins Kinderzimmer und nahm den weinenden Felix aus seinem Kinderbett. „Hör auf zu weinen“, versuchte sie ihn zu beruhigen, dann sprach sie wieder zu Markus am Handy: „Hör zu, Markus! Lass mich jetzt einfach in Ruhe. Ich kümmere mich schon um unseren Sohn.“ Sie verließ das Kinderzimmer und wollte nach unten in die Küche, um Felix ein Fläschchen zu machen. „Du wirst das Sorgerecht für ihn nicht bekommen, denn so ein Malheur wird mir nicht noch einmal passieren“, sagte Kathrin und dann geschah alles ganz schnell. Ein Blitz erhellte den ganzen Raum und Kathrin stürzte daraufhin mit ihrem Sohn die Treppe hinunter. Das Handy fiel ihr aus der Hand und zersprang in seine Einzelteile. Bewusstlos blieb Kathrin am Ende der Treppe liegen; neben ihr ein laut schreiender Felix.
Max’ rasantes Leben Folge 18
Das Gewitter tobte weiterhin und Kathrin, die kurz zuvor mit ihrem Sohn Felix die Treppe hinab gestürzt war, lag noch immer bewusstlos am Boden. Das kleine Kind brüllte wie am Spieß. Es lag einfach nur da, unfähig sich zu bewegen und schrie.
Irgendwann stürzte ein aufgeregter Markus zur Tür herein. Er war klitschnass vom Regen. Er packte seinen Sohn, der eine leicht blutende Platzwunde an seinem Kopf hatte. Er versuchte ihn zu beruhigen, während er einen Krankenwagen rief und Kathrin wieder aus der Bewusstlosigkeit holte. „Was ist denn jetzt schon wieder passiert?“, schrie Markus völlig außer sich und versuchte weiterhin den kleinen Felix zu beruhigen.
Probleme und Lösungen
Diese unheilvolle Nacht zog vorüber und der Tag nach dem verheerenden Gewitter brach an. Es war kühl und frisch und die ersten Sonnenstrahlen brachen hinter den letzten dunklen Gewitterwolken hervor.
Mit ihrem rosafarbenen Morgenmantel stand Andrea mit einer Tasse Kaffee im Garten und betrachtete den Schaden, den die umgestürzte Buche angerichtet hatte. Die Terrasse war nur noch ein einziger Schutthaufen und auch das Wohnzimmer war ein einziges Chaos. Ihr lief eine Träne die Wange hinunter, während sie so dastand. Plötzlich schlangen sich ein paar Hände um ihre Hüfte; Thomas war neben ihr aufgetaucht.
„Schlimm, nicht wahr“, meinte Thomas. „Es ist eine einzige Katastrophe. Was sollen wir denn jetzt machen, Thomas? Es dauert Tage, bis der Schaden behoben ist und unsere Terrasse und das Wohnzimmer erneuert sind. Außerdem haben wir gar nicht das Geld dafür. Ich weiß nicht, wie wir das schaffen sollen“, schluchzte Andrea. „Jetzt mach dich doch nicht gleich verrückt, mein Schatz. Außerdem sind wir versichert. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Versicherung einen Großteil der Kosten bezahlen wird. Du brauchst dir jetzt überhaupt noch keine Sorgen zu machen. Wir schaffen das schon irgendwie“, sprach Thomas seiner Frau Mut zu und gab ihr einen Kuss. „Wie geht es den Kindern?“, fragte Andrea schließlich. „Sie schlafen noch, aber ich glaube, dass sie das alles ziemlich mitgenommen hat“, antwortete Thomas und ging mit seiner Frau zurück ins Haus.
„Guten…Morgen“, sagte Anna, die soeben erwacht war und sich fragte, wo Max steckte, denn er lag nicht mehr im Bett. Noch ziemlich verschlafen richtete sie sich auf und erblickte den beim Fenster hinausstarrenden Max. „Nicht mal eine Begrüßung“, meinte Anna und trat an seine Seite, doch Max schien sie noch immer nicht zu hören und schon kurz darauf wurde ihr klar, wieso.
„Was ist denn bei Andrea und Thomas vorgefallen?“, fragte Max völlig entsetzt. „Der Baum in ihrem Garten ist umgestürzt und muss wohl einen Teil des Hauses zertrümmert haben“, antwortete Max und Anna schloss ihn sofort in die Arme. „Ach, Max! Wir haben uns diese Nacht nur unserer Liebe hingegeben und völlig vergessen, dass draußen ein Gewitter tobt. Es hätte auch uns treffen, auch uns hätte etwas passieren können.“ „Wer weiß, vielleicht ist den Blocks gar nichts zugestoßen“, meinte Max. „Ja, schon, aber sieh dir doch mal das Haus an. Das ist ja ein einziger Schutthaufen.“ „Es ist uns nichts passiert und jetzt beruhige dich wieder. Gehen wird doch gleich zu Andrea und Thomas hinüber“, schlug Max vor. Anna nickte.
Victoria klopfte mehrere Male an die Zimmertür ihrer Tochter, doch es meldete sich niemand. Sie öffnete die Tür und sah, dass Julia, die so tat, als hätte sie das Klopfen ihrer Mutter nicht gehört, beim Computer saß.
„Julia, lass uns reden“, begann Victoria und nahm auf dem Bett ihrer Tochter nach. Julia rührte sich nicht. „Julia, du musst mir zuhören. Ich kann verstehen, dass mich für völlig ungerecht und gemein halten musst, aber was du getan hast, ist…ist kriminell. Du und deine Freunde, ihr habt einen Laden ausgeraubt…“, sprach Victoria mit ruhiger Stimme. „Ich bin KEINE Kriminelle“, presste Julia zwischen ihren Lippen hervor und ballte die Fäuste. „Dann verrate mir doch, wie ich es sonst beurteilen soll. Ihr habt einen Laden ausgeraubt. Das ist in meinen Augen kriminell und vor allem strafbar. Julia, du wirst bald vierzehn und wenn es soweit ist, dann kannst du für solche Taten zur Verantwortung gezogen werden“, beharrte Victoria eindringlich, doch ihre Tochter zeigte keinerlei Reaktion.
Es trat eine kurze Pause ein, in der nur das Pfeifen des Windes zu hören war. „Verdammt noch mal, Julia, jetzt sprich endlich mit mir!“, platzte Victoria schließlich der Kragen. Völlig überrascht von der Reaktion ihrer Tochter, die so rasch aufstand, dass sie dabei den Stuhl umwarf, wich sie ein wenig zurück. Julia sah sie mit funkelnden Augen an. Und dann endlich schrie sie: „Denkst du ich wollte das? Denkst du, ich wollte bei diesem Einbruch mithelfen? Glaubst du das wirklich von mir? Hältst du mich für so dumm?“ „Was soll ich denn sonst denken“, sagte Victoria ebenfalls mit erhobener Stimme und stand auf. „Du verschweigst mir, dass ihr diesen Einbruch begangen habt und…“ „Ich konnte nicht anders. Ich durfte dir nichts sagen und du musst mir glauben, dass ich das nicht wollte!“, beteuerte Julia. „Das ist aber eine tolle Ausrede. Du lässt dich von ein paar anderen dreizehn und vierzehnjährigen Kindern erpressen. Wenn du zu mir gekommen wärst, dann hätten dein Vater und ich dir geholfen. Wenn du zu uns gekommen wärst, dann hätten wir gesehen, dass du das nicht wolltest, aber jetzt… ich kann dir nicht glauben!“ „Du tust ja geradezu so, als wäre es meine Schuld!“ „Es IST deine Schuld“, schrie Victoria nun völlig aufgebracht. „Du suchst die Schuld immer bei den anderen, aber nie bei dir. Vielleicht ist es ja deine Schuld, weshalb ich mich so entwickelt habe. Ja, es ist allein deine Schuld! Du bist eine schlechte Mutter!“, brüllte Julia aufgelöst und stürmte zornentbrannt aus dem Zimmer.
„Julia, bleib stehen“, schrie Victoria und wollte ihrer Tochter hinterher eilen, als sie plötzlich einen stechenden Schmerz im Unterleib verspürte. Das Baby, schoss ihr sofort durch den Kopf. Von Schmerzen geplagt stürzte sie zu Boden und bangte um das Leben ihres ungeborenen Kindes. „Schatz, was ist denn passier?“, fragte Patrick, der plötzlich ins Zimmer geeilt kam und sich zu seiner Frau hinunterbückte, um ihr zu helfen.
„Könntest du mir jetzt endlich erzählen, was gestern passiert ist?“, fragte Markus und schloss die Tür hinter sich.
Kathrin ließ sich mit ihrem verletzten Sohn auf das Sofa im Wohnzimmer nieder und tat so, als hätte Markus gar nichts gesagt. Traumatisiert von dem, was gestern geschehen war, saß sie einfach nur da und sah ihren Sohn an. Er hatte eine kleine Platzwunde an seinem Kopf, die nun aber von einem Verband verdeckt wurde. Kathrin selbst hatte von dem Sturz einige Schrammen und Blutergüsse davongetragen und genauso wie ihr Sohn Felix hatte sie eine leichte Gehirnerschütterung.
„Hallo, ich rede mit dir? Hörst du mir überhaupt zu?“, fragte Markus und setzte sich ebenfalls aufs Sofa. „Könntest du mir jetzt endlich erzählen, was da gestern passiert ist?“ „Mann, gebrauch einmal deinen Verstand. Gestern hat ein Gewitter draußen getobt… Ich bin halt einfach über die Treppe gestürzt“, sagte Kathrin aufgebracht, denn die Vorwürfe ihres Ex-Mannes wollte sie sich jetzt nicht auch noch anhören. „Und Felix ist mit dir gestürzt. Durch deine Fahrlässigkeit bringst du unseren Sohn noch einmal um“, meinte Markus und sah Kathrin kritisch an.
Kathrin sah ihn entsetzt an. „Ich würde unseren Sohn niemals umbringen! Wie kannst du nur so etwas denken. Gestern, das war ein Unfall. Dafür konnte ich doch nichts!“, sagte Kathrin aufgebracht und fuchtelte mit ihren Händen wild in der Gegend herum. „Und als du ihn gleich zweimal vergessen hast. Wer weiß, was da alles passieren hätte können. Du bist keine geeignete Mutter für so ein kleines Kind“, meinte Markus kalt. „Vielleicht wäre es besser, wenn ich das Sorgerecht für meinen Sohn einklage.“
Kathrin konnte ihren Ohren nicht trauen. Markus wollte ihr wirklich das Sorgerecht entziehen! Sie packte ihren Sohn und drückte ihn ganz fest an sich. „Mami bleibt immer bei dir, Felix. Mami lässt dich nicht alleine. Du bleibst bei Mami, denn die hat dich ganz doll lieb“, flüsterte sie ihm zu. Dann wandte sie sich mit strengerem Ton an Markus: „Und nun verschwinde! Von mir aus, klage das Sorgerecht ein, aber bekommen wirst du Felix nicht. Ich bin eine gute Mutter und das werde ich euch allen auch beweisen. Ich lasse Felix nicht gehen, egal was mich das kostet. Und jetzt verschwinde!“
Markus warf seiner Ex-Frau einen letzten verächtlichen Blick zu, dann fuhr er seinem Sohn sanft über die Wange, gab ihm einen Kuss und verließ dann das Haus.
Anna und Max verabschiedeten sich von Andrea und Thomas, dann traten sie hinaus in den kühlen Morgen. Max legte seinen Arm um Annas Schulter und dann gingen sie gemächlich zu Annas Haus zurück.
„Ob die Versicherung die gesamten Kosten übernimmt?“, fragte Anna. „Ich weiß es nicht, aber eigentlich sollte sie das schon tun. Immerhin haben sie den Baum nicht absichtlich die Terrasse und das Wohnzimmer zerstören lassen“, meinte Max. „Und wie das Haus aussieht! Eine Katastrophe“, sagte Anna. „Gott sei Dank ist ihnen nichts passiert und das ist ja doch das wichtigste“, meinte Max und gab seiner Freundin einen Kuss.
Sie blieben vor der Eingangstür stehen. Sie sahen einander in die Augen und dann fragte Max ganz plötzlich: „Wollen wir nicht endlich zusammenziehen?“ Anna wirkte über diese Frage nicht im Geringsten überrascht oder sie ließ sich ihre Überraschung nicht anmerken. Sie begann zu lächeln und sagte: „Ehrlich gesagt, habe ich mir das auch schon gedacht. Wir wohnen zwar gegenüber, aber wenn wir in einem Haus zusammenleben, ist das doch viel besser.“ „Das freut mich aber, das aus deinem Mund zu hören, denn ich habe mir schon gedacht, du hältst diesen Vorschlag für dumm“, meinte Max und gab Anna einen weiteren Kuss. „Ganz und gar nicht. Bleibt nur noch die Frage, in welches Haus wir ziehen“, sagte Anna.
Victoria saß auf einem Küchenstuhl. Patrick brachte ihr ein Glas Wasser.
„Und dir geht es wirklich wieder besser?“, fragte er und sah sie kritisch an. „Bist du dir auch wirklich sicher, dass dem Baby nichts passiert ist?“ „Ich spüre das. Ich spüre, dass dieses kleine Lebewesen in mir noch da ist und lebt. Es ist ihm nichts passiert“, meinte Victoria, nahm das Glas entgegen und trank es in einem Zug leer. „Bleib noch ein wenig sitzen. Ich rede sofort mit Julia.“ Victoria nickte.
Während sie so in der Küche saß und sich den Kopf darüber zerbrach, ob dem Baby auch wirklich nichts zugestoßen war, verstrichen die Minuten und nach einer gefühlten halben Ewigkeit kam Patrick völlig außer Atem zurück in die Küche geeilt.
„Was ist denn mit dir los? Hattest du Stress mit Julia? Ich sagte doch…“, begann Victoria, doch Patrick unterbrach sie. „Ich wollte ja mit Julia sprechen, aber das Problem ist, dass sie nicht da ist. Und was noch viel seltsamer ist, ihre Klamotten sind auch verschwunden… Reg dich jetzt bloß nicht wieder auf. Du weißt schon…wegen dem Baby“, fügte er rasch hinzu. „Heißt das, Julia ist von zu Hause abgehauen“, sagte Victoria und ganz plötzlich wurde ihr anders zumute. War es ihre Schuld, weshalb Julia verschwunden ist? „Keine Sorge, Schatz. Ich werde sie schon finden, da bin ich mir ganz sicher“, versicherte Patrick seiner Frau und verließ so rasch wie möglich das Haus, um nach Julia zu suchen…
Max’ rasantes Leben Folge 19
Max überlegte fieberhaft, weshalb Doktor Ebbstein mit ihm sprechen wollte. Er überlegte, ob er vielleicht etwas falsch gemacht oder nicht hart genug arbeitete, aber er kam zu keinem schlüssigen Ergebnis.
Nachdem der Doktor seinen letzten Patienten für diesen Tag entließ, trat Max in dessen Büro ein und nahm auf dem Stuhl ihm gegenüber Platz. Nervös und mit etwas schwitzigen Händen sah er Doktor Ebbstein an, der jedoch plötzlich zu lächeln begann und meinte: „Ich gratulieren Ihnen, Max. Sie sind seit langem der beste Arzt hier in meiner Praxis und ich freue mich, Ihnen mitteilen zu dürfen, dass sie ein Jobangebot in einer sehr erfolgreichen und bekannten Arztpraxis bekommen haben.“ „Wie komme ich denn zu diesem Angebot?“, fragte Max sichtlich erleichtert. „Ich habe Sie empfohlen und wie Sie sehen hat das auch geklappt“, meinte Doktor Ebbstein. „Und wo befindet sich diese Arztpraxis?“ „In Deutschland“, antwortete der Doktor und Max’ Stimmung änderte sich schlagartig.
Das Geheimnis wird gelüftet – Teil 1
Zufrieden stopfte Gudrun die Bündel an Geld in eine Sporttasche. Elisabeth saß auf dem Sofa und funkelte sie verächtlich an. Die beiden Frauen befanden sich im Wohnzimmer.
„Bist du nun endlich zufrieden, du geldgierige, alte Schachtel“, sagte Elisabeth, während Gudrun die Tasche mit dem Reißverschluss schloss. „Ja, sehr zufrieden“, entgegnete Gudrun, stellte die Sporttasche auf den Boden und setzte sich in ihren Lehnstuhl. „Ich bereue es, dich mir damals anvertraut zu haben… Wie auch immer! Ich habe dir das Schweigegeld gegeben und jetzt verlange ich noch eine kleine Gegenleistung von dir“, meinte Elisabeth. „Und das wäre?“, fragte Gudrun. „Ich habe gemerkt, dass Anna wieder mit diesem Max zusammen ist und das will ich nicht zulassen. Ich muss etwas ändern“, antwortete Elisabeth und ihre Stimme nahm etwas Weinerliches an. „Das, was damals passiert ist, nimmt dich noch immer sehr mit, nicht wahr?“, meinte Gudrun. „Wie auch immer“, fügte sie hinzu, „ich werde dir helfen, wenn du mir mal erzählen könntest, wie ich dir helfen kann.“
Es war bereits zehn Uhr, als Max von der Arbeit nach Hause fuhr. Er holte die Schlüssel von Annas Haus heraus und schloss die Tür auf. Eine besorgte Anna kam ihm entgegengeeilt und schloss ihn augenblicklich in die Arme.
„Wo warst du solange. Ich habe für uns etwas zu essen gekocht, weil ich dachte, dass du schon um acht Uhr nach Hause kommst… Ich habe mir echt Sorgen um dich gemacht“, faselte Anna drauflos. „Jetzt beruhige dich doch. Es ist alles in Ordnung, ich bin doch hier. Es hat etwas länger gedauert, als ich gedacht habe. Ich erzähle dir gleich, warum, aber jetzt lass mich doch einfach mal ankommen“, meinte Max und löste sich aus Annas Umarmung.
„Was ist denn passiert? Hat man dich gefeuert?“, wollte Anna wissen und ihre Stimme klang jetzt noch besorgter. „Nein, im Gegenteil. Man hat mich…sozusagen…befördert“, erwiderte Max, während er sich die Schuhe auszog. Anna begann zu kreischen und klatschte wild in die Hände. „Das ist ja großartig!“, rief sie und strahlte übers ganze Gesicht. „Ist es eben nicht“, entgegnete Max und schlagartig hörte Anna auf wie wild zu herumhüpfen. „Wie meinst du das?“ „Das Jobangebot kommt aus Deutschland und wenn ich diesen wirklich großartigen Job annehmen sollte, dann müsste ich dorthin ziehen und ich weiß nicht, ob ich das will, ob ich das kann“, erklärte Max. „Wir haben gerade erst wieder zueinander gefunden und ich möchte dich nicht schon wieder verlassen müssen. Ich will hier bleiben, hier bei dir. Das ist mir wichtiger als irgend so ein Job, der mir zwar viel Geld einbringen könnte, mich aber nicht glücklich stimmt, weil ich dich vermissen würde.“ „Und was wirst du jetzt tunt?“, wollte Anna wissen. „Liegt das nicht schon auf der Hand?“ „Überlege es dir noch einmal, bitte. Das ist ein wirklich tolles Angebot. Schlage es nicht gleich aus“, meinte Anna.
Ein neuer Morgen brach an. Die Sonne lugte ab und zu hinter den dicken, grauen Regenwolken hervor.
An der Tür der Blocks klingelte es. „Ich mach schon auf“, meinte Thomas, erhob sich von seinem Stuhl und ging die Tür öffnen. Eine etwas pummeligere Frau stand draußen. Sie hatte sattes, braunes, langes Haar und eine riesige Brille saß auf ihrer krummen Nase. „Mutter? Was machst du hier?“, fragte Thomas, während seine Mutter ihm kreischend in die Arme schloss.
„Das ist mir zu verdanken“, meldete sich plötzlich eine Stimme, die zu Andrea gehörte. „Es war wirklich sehr nett von dir, mich anzurufen, Darling“, sagte Silvia, so hieß Thomas’ Mutter und begrüßte auch Andrea. „Könntet ihr mir bitte einmal erklären, was hier abläuft?“, wollte Thomas wissen und blickte von einem Gesicht zum anderen. „Ja, mein Schatz, aber nicht hier draußen“, meinte Silvia, trat ein und schloss die Tür hinter sich.
„Mein Gott, was ist denn hier passiert?“, fragte Silvia, denn was ihr als erstes auffiel, waren die ganzen Möbel, die dicht aneinandergedrängt bei einer Wand standen. „O, das, das war das Gewitter, das hier vor einigen Tagen gewütet hat“, antwortete Andrea, während sie das Wohnzimmer betraten. „Mein Gott“, stöhnte Silvia und fasste sich mit der Hand ans Herz. Das Wohnzimmer war nach vorne hin vollständig leer geräumt und dort, wo sich die Terrasse befunden hätte, befand sich nun ein etwas Komisch aussehendes Material, das für die nächste Zeit die Mauer ersetzen sollte. „Ja, ich weiß! Es sieht grauenhaft aus, aber der Baum ist umgestürzt. Was soll man machen? Die Versicherung übernimmt Gott sei Dank den gesamten Schaden… Aber jetzt, jetzt lass uns doch über das eigentliche Thema reden, weshalb du hier bist“, meinte Andrea. „Könntet ihr mir jetzt endlich verraten, was hier los ist?“, fragte Thomas ein wenig gereizt.
„Ich wollte etwas über deine Amnesie herausfinden und deshalb…“, meinte Andrea. „Meine Amnesie? Ich habe keine Amnesie“, fiel Thomas seiner Frau ins Wort. „Doch, mein Schatz, ich habe es dir bloß nie erzählt, weil ich mir dachte, es würde dich nie interessieren, wie deine Vergangenheit aussieht“, sagte Silvia. „Du hattest einen sehr schweren Autounfall, mein Schatz.“
Völlig perplex starrte Thomas seine Mutter an. Ihm fehlten buchstäblich die Worte. „Aber…aber…wieso hast du mir nie etwas erzählt. Vielleicht hätte es mich doch interessiert. Du hast mir all die Jahre verschwiegen, dass ich…fast gestorben wäre“, sagte Thomas endlich und verließ ohne ein weiteres Wort das Haus.
Die Sonne wanderte über den Himmel und begann allmählich wieder hinter dem Horizont zu verschwinden. Die Häuser erstrahlen im orange, goldenen Licht der Sonne und die morgendlichen Regenwolken waren jetzt vollkommen verschwunden.
Es ist wirklich nett von Gudrun, dass sie mich zu sich einlädt. Ein bisschen plaudern wäre nicht schlecht, ich fadisiere mich sonst eh nur den ganzen Tag, dachte sich Anna während sie auf dem Gehsteig dahin schritt und Gudruns Haus in der Lindenstraße immer näher kam.
Als sie den schmalen Kiesweg durch den Garten entlang schritt, fiel ihr auf, dass die Haustür einen Spalt breit offen stand. Anna wunderte sich, weshalb die Tür offen stand und trat ein. Sie erkannte, dass im Wohnzimmer Licht brannte, aber niemand da war, als sie es betrat. „Wo sind die beiden denn?“, fragte sich Anna und sah Licht im oberen Stock brennen.
Während sie hinaufging, war nur das Ächzen und Quietschen der alten Stiege zu hören, ansonsten war es vollkommen still. Durch den Spalt einer Tür drang Licht nach draußen in das dunkle Vorzimmer. Anna öffnete die Tür und betrat das dahinter liegende Zimmer.
„Das muss Elisabeths Zimmer sein“, sagte Anna, denn sie erkannte einige Sachen ihrer Mutter. Wie konnte es bloß so weit kommen, dass ich meine Mutter aus dem Haus geworfen habe?, fragte sich Anna und dann schossen ihr wieder die Bilder ihres Gesprächs durch den Kopf. Wie sie dagesessen hat und mir eiskalt gesagt hat, dass sie diese miese Intrige eingefädelt hat. Ob ich ihr das jemals verzeihen…
Mit ihrem Gedankengang kam sie nicht weiter, denn plötzlich fiel ihr eine alte Zeitung, die schon ein wenig mitgenommen aussah, auf. Sie lugte unter dem Bett hervor und dennoch blieb sie Anna nicht verborgen, denn das Titelblatt erregte ihre Aufmerksamkeit. Sie hob die Zeitung auf, ließ sich auf dem Bett im Zimmer nieder und betrachtete die Zeitung. „Mann zerstückelt aufgefunden. Vergangenen Samstagabend wurde bei Grabungen, die für den Bau eines zukünftigen Hauses nötig sind, wurde eine Truhe gefunden, in der sich ein zerstückelter und bereits verwesender Leichnam eines Mannes befand“, las Anna laut und dann stockte ihr der Atem, als sie das Bild neben dem Text anblickte.
Das Bild zeigte nicht den Leichnam des Mannes, sondern die Truhe und obwohl das Bild etwas verschwommen war, erkannte Anna die Kiste wieder. Es war ihre Spielzeugtruhe, die sie zu Weihnachten bekommen hatte, als sie drei Jahre alt war. Die Farben und die Form der Truhe machten Anna noch deutlicher, dass dies ihre Spielzeugtruhe war.
Von Furcht gepackt las sie den Artikel zu Ende und hoffte darauf, den Namen der Leiche zu finden, doch diese konnte leider nicht identifiziert werden. Egal ob Anna nun einen Namen hatte oder nicht, sie war sich ziemlich sicher, dass ihr Vater nicht bei einem Autounfall gestorben sein konnte, so wie ihre Mutter und Gudrun es ihr erzählt hatten, sondern umgebracht und in diese Truhe verfrachtet wurde. Von Trauer und Abscheu gepackt, wallte ihn ihrem Magen ein weiteres Gefühl auf: Wut. Ihre Mutter hatte sie ihr ganzes Leben belogen und vermutlich… vermutlich hatte sie mit dem Tod ihres Vaters auch noch etwas zu tun!
Kathrin war außer sich vor Panik. Markus war gekommen und hatte ihr mitgeteilt, ein Richter habe entschieden, dass Felix bis zur Anhörung bei seinem Vater bleiben sollte.
„Markus, bitte, lass Felix hier. Was habe ich denn getan, dass du mich so hasst und mir meinen Sohn wegnehmen willst!“, flehte Kathrin ihren Ex-Mann an. Tränen flossen unaufhörlich über ihr Gesicht. „Zuallererst ist es unser beider Sohn und ich habe es deswegen getan, weil du eine unverantwortliche Mutter bist. Felix hat durch deine Achtlosigkeit schon genug Leid erlitten und damit soll jetzt endgültig Schluss. Mag sein, dass du dich ändern kannst, aber das hast du nicht getan“, entgegnete Markus streng und nahm den kleinen Felix, der überhaupt keine Ahnung hatte, was gerade los war und ging mit ihm in Richtung Vorzimmer, um ihn Jacke und Schuhe anzuziehen.
Doch Kathrin wollte ihren Sohn keinesfalls hergeben. Sie verpasste Markus eine saftige Ohrfeige und riss ihm Felix, der nun völlig verwirrt zu weinen begann, gewalttätig aus den Händen und setzte ihn zurück aufs Sofa. Markus verlor die Beherrschung, packte Kathrin grob bei den Armen und brüllte: „Hör mir jetzt zu! Wenn du mir Felix nicht geben willst, dann werde ich ihn mir auch so holen, aber dann für immer. Du wirst ihn nie wieder sehen, verstehst du! Und jetzt gib ihn mir, bevor…“ „Bevor du was?“, höhnte Kathrin und entwand sich seinem Griff und blickte ihn starr an. „Willst du mich etwa zu Tode prügeln, um an Felix zu kommen oder…“ „Vielleicht sollte ich das ja tun!“, unterbrach Markus Kathrin. „Ich habe doch nichts getan, dass man ihn mir wegnehmen müsste… Nein, nein, nein! Nein, Markus, du bekommst ihn nicht! Verschwinde!“, brüllte Kathrin und versuchte ihn davon abzuhalten, an Felix ranzukommen. Kathrin wusste, dass sie nicht stark genug war, um ihn aufzuhalten und überlegte daher nicht lange. Sie nahm die Bleifigur von dem kleinen Tischchen neben dem Sofa und schlug damit Markus den Schädel ein. Dieser sackte leblos zusammen und krachte dumpf am Boden auf; eine riesige Blutlache bildete sich.
Kathrin hatte keine Ahnung, während sie völlig geistesabwesend aufs Sofa sank, dass sie von draußen durch das Wohnzimmerfenster von Victoria beobachtet wurde.
Max’ rasantes Leben Folge 20
Max parkte das Auto in seiner Auffahrt und überquerte anschließend die Straße. Aus seiner Hosentasche holte er den Hausschlüssel und schloss die Tür auf. Er zog seine Schuhe und seine Jacke aus und bemerkte, dass im Wohnzimmer Licht brannte. Nach diesem langen, harten Arbeitstag freute er sich, Anna endlich in die Arme zu fallen. Doch als er die Wohnzimmertür öffnete, saß auf dem Sofa keine Anna, sondern ihre Mutter. „Was machen Sie denn hier?“, fragte Max. „Wie sind Sie hier hereingekommen?“ „Das ist eine Überraschung, Max“, meinte Elisabeth mit einem breiten Lächeln Gesicht und bedeutete ihm mit einem scharfen Messer, sich zu setzen.
Das Geheimnis wird gelüftet – Teil 2
Eisern hielt Kathrin die Bleifigur umklammert und zitterte am ganzen Leib. Felix war ganz ruhig geworden und starrte von seiner Mutter zu der Leiche seines Vaters. Kathrin schien völlig geistesabwesend zu sein, als ihr wieder klar wurde, was sie getan hatte. Sie ließ die Figur zu Boden fallen und gerade als sie Felix in sein Gitterbett setzen wollte, damit er nicht noch mehr von dem Anblick seines toten Vaters traumatisiert wurde, sah sie durch das Wohnzimmerfenster Victoria, die entsetzt zu ihr hereinblickte. Hastig verfrachtete Kathrin ihren Sohn ins Gitterbett und eilte nach draußen zu Victoria, die noch immer wie versteinert dastand.
„Was suchst du hier?“, fragte Kathrin hysterisch und packte ihre Freundin grob am Arm, um sie am Weglaufen zu hindern. „Du…du hast deinen Mann umgebracht“, stammelte Victoria und blickte Kathrin voller Abscheu an. „Was willst du jetzt tun? Willst du mich bei der Polizei verpetzen?“ „Da fragst du noch?“, platzte es aus Victoria heraus. „Du hast deinen Mann erschlagen, dein Sohn hat alles mit angesehen und du verlangst von mir, dass ich dich nicht anzeige? Kathrin, bist du noch ganz bei Sinnen? Weißt du eigentlich, was du getan hast? Du hast jemanden umgebracht!“ Sie schüttelte Kathrin so heftig und hoffte, sie damit wieder zu Besinnung zu bringen. Kathrin brach erneut in Tränen aus. „Ich wollte das nicht“, stammelte sie, „aber Markus hat mich dazu gezwungen. Er wollte mir Felix wegnehmen, weil ich eine schlechte Mutter bin. Ich bin KEINE schlechte Mutter! Ich MUSSTE es tun und du…du wirst keineswegs etwas verraten, denn sonst erfährt dein Mann, dass das Kind, das du in dir trägst, nicht von ihm, sondern von einem gewissen Wolfgang ist.“
Victoria blieb der Atem weg. Entsetzt ließ sie Kathrin los und wandte den Blick von ihr ab. Als sie Kathrin erneut ansah, hatte auch sie Tränen in den Augen. „Das kannst du nicht von mir verlangen! Du…“ „O doch!“, unterbrach Kathrin sie. „Ist es dir wichtiger, mich, deine Freundin, ins Gefängnis zu bringen, weil ich meinen Sohn vor meinem Ex-Mann beschützen wollte oder dass du deine Ehe wahrst, indem du deinem Mann weiterhin verheimlichen kannst, dass das ungeborene Kind nicht von ihm ist. Du hast die Wahl und ich würde verdammt noch mal die einzig richtige Entscheidung treffen!“ Victoria sah sie nur verzweifelt an. „Entscheide dich!“, drängte Kathrin. „Schon gut, ich tu’ es ja. Ich werde nichts verraten, wenn du nichts zu Patrick sagst… Ich kann nicht glauben, dass ich so etwas tue“, sagte Victoria. Kathrin nickte zufrieden. „Du hast die richtige Entscheidung getroffen… Und nun verschwinde, ich habe noch etwas zu tun.“ „Du willst die Leiche doch nicht etwa verschwinden lassen?“ „Was soll ich denn sonst tun? Jeder Mensch, der bei klarem Verstand ist, weiß sofort, wenn er meinen Mann sieht, dass nur ich ihn umgebracht haben kann. Nein, ich muss ihn verschwinden lassen, sodass niemand je herausfindet, was geschehen ist“, entgegnete Kathrin, kehrte Victoria den Rücken zu und ging zurück ins Haus.
Victoria stand noch einige Augenblicke lang da und konnte kaum fassen, was sie da eigentlich getan hatte. Sie hatte sich von einer Mörderin dazu erpressen lassen, sie nicht anzuzeigen. Dann ging auch sie.
„Sie wollen mich doch nicht etwa umbringen?“, sagte Max ganz ruhig, während Elisabeth das Messer weiterhin auf ihn richtete. „O doch, Max! Glauben Sie mir, ich bin dazu fähig und ich würde es auch wieder tun“, erwiderte Elisabeth und erhob sich, das Messer weiterhin auf Max gerichtet. „Was heißt, Sie würden es wieder tun? Haben Sie denn schon einen Menschen umgebracht?“, fragte Max, der nun nicht mehr so überzeugt davon war, dass Annas Mutter ihn nicht töten würde. „Das tut hier jetzt nichts zur Sache, Max! Sie sind das Problem hier und müssen ausgeschaltet werden“, meinte Elisabeth. „Wieso wollen Sie mich töten? Was habe ich denn so schreckliches getan. Ist es etwa wegen Ihrer Tochter? Wieso können Sie es nicht ertragen, dass Anna einen Freund hat?“, wollte Max wissen.
Elisabeth biss sich auf ihre Unterlippe und lief im Gesicht knallrot an. Dann schrie sie: „Ihr Männer seid doch alle gleich! Ihr seid Schweine und behandelt Frauen schlecht. Ich will nicht, dass Anna so viel Leid ertragen muss, wie ich es musste. Und da ich weiß, dass sie Euch niemals freiwillig gehen lassen würde, muss ich Sie töten. Ich muss es tun, denn sonst finde ich keine Ruhe.“ Sie schloss die Augen und eine Träne kam auf ihrem faltigen Gesicht zum Vorschein.
Max packte die Gelegenheit beim Schopf, erhob sich so rasch wie möglich und versuchte, Elisabeth das Messer zu entwenden. Die beiden rangelten einen Moment miteinander, bis Elisabeth zu Boden stürzte und Max das Messer dadurch an sich brachte. Just in diesem Moment betrat eine atemlose Anna das Wohnzimmer. „Anna, du kommst gerade rechtzeitig!“, rief Elisabeth. „Dein Freund will mich ermorden!“ „Unsinn, Mutter! Ich glaube dir kein Wort mehr, bis du mir nicht erzählt hast, wie Vater wirklich gestorben ist“, schrie Anna wutentbrannt und schleuderte Elisabeth die Zeitung, die sie kurz zuvor gelesen hatte, entgegen.
Noch immer gedankenverloren öffnete Victoria die Haustür. Sie konnte noch immer nicht begreifen, was gerade geschehen war. Sie hatte Kathrin versprochen, den Mord an deren Mann für sich zu behalten. Wie konnte Kathrin nur so etwas tun?
Doch sie wurde jäh aus den Gedanken gerissen, als Patrick sie erfreut in den Arm nahm und zu ihr sagte: „Sieh mal, wen ich bei einer Freundin gefunden habe!“ Und genau in diesem Moment betrat ihre Tochter Julia, die vor zwei Tagen weggelaufen war, ins Vorzimmer und fiel ihrer Mutter völlig aufgelöst in die Arme. „O, ich bin so froh, dass du wieder da bist, Julia. Wir haben dich so vermisst und uns solche Sorgen gemacht und… Und vor allem möchte ich, dass wir uns nicht mehr streiten. Ich hoffe, dass du deinen Fehler eingesehen hast. Ich habe bereits verstanden, dass ich nicht immer eine gute Mutter gewesen bin und deshalb will ich, dass sich hier in Zukunft einiges ändern wird. Ich hoffe, dass du nie wieder so einen Unsinn anstellst“, schloss Victoria und gab ihrer Tochter einen Kuss auf die Wange. „Es tut mir so leid, dass du dich so aufgeregt hast und ich habe wirklich großen Mist angestellt und es ist nur allzu verständlich, dass du sauer auf mich bist. Ich werde so etwas nie wieder tun“, versprach Julia und drückte ihre Mutter noch fester.
„Ach, das ist so schön. Dass ich das noch erlebe!“, seufzte Patrick. „Ihr werdet es nicht glauben, aber ich habe zur Versöhnung etwas für uns gekocht. Ob es allerdings schmeckt, ist eine andere Frage. Folgt mir in die Küche.“ Gemeinsam gingen sie in die Küche und setzten sich zu Florian, der bereits auf einem Stuhl saß, an den Tisch und aßen gemeinsam.
„Was soll ich dazu sagen? Das ist wirklich… Ich finde einfach keine Erklärung dafür“, seufzte Thomas und sah seine Mutter ernst an.
Andrea kam aus der Küche. In den Händen hielt sie ein Tablett mit Kaffee und ein paar Keksen. „Danke, Schatz“, meinte Thomas und wollte sich eine Tasse Kaffe nehmen, doch Andrea gab ihm einen Klaps auf die Finger. „Der ist nicht für dich. Ich dachte mir nur, du könntest einen besonders starken Kaffee vertragen“, sagte Andrea und gab ihrem Mann eine andere Tasse Kaffee.
„Ich weiß, es ist ungeheuerlich, dass ich es dir nicht schon eher erzählt habe, aber ich konnte es nicht. Ich wusste nicht, wie ich es dir erzählen sollte. Ich konnte dir damals, als du im Krankenhaus aufgewacht bist, einfach nicht die Wahrheit erzählen“, setzte Silvia das Gespräch fort. „Es war gut so, dass du mir es nicht erzählt hast. Ich hätte es sowieso nicht verkraftet“, meinte Thomas und nahm einen kräftigen Schluck von seinem Kaffee. „Was hast du mir eigentlich damals erzählt, als ich aufgewacht bin? Ich meine, irgendwas hast du mir ja schon erzählen müssen.“ „O, ich habe dir gesagt, dass du mit einer Alkoholvergiftung eingeliefert worden bist“, antwortete Silvia. „Du hast es mir einfach geglaubt und mich nie gefragt, ob du vielleicht einen Autounfall gehabt hättest. Jedoch weiß selbst ich bis heute nicht, was damals wirklich geschehen ist, wieso du diesen Unfall gehabt hast. Der Arzt hat nur zu mir gesagt, ich solle abwarten und hoffen, dass du dich eines Tages an die Unfallsnacht und an dein vorheriges Leben erinnern könntest.“
„Ich will, dass du mir sofort erzählst, wie Vater damals gestorben ist? Ich will keine Lügen mehr hören, sondern einfach nur die Wahrheit. Hast du ihn umgebracht? Antworte mir! Hast du Vater umgebracht?“, fragte Anna aufgelöst.
Elisabeth sah sie zögernd an und es verstrich eine halbe Ewigkeit, bis sie sich endlich räusperte und zu reden begann: „Du warst noch sehr klein, als es geschah. Dein Vater war schon immer ein sehr gefühlsgeladener Mensch, aber im negativen Sinne. Er hat mich oft geschlagen und ist wegen unnötigen Kleinigkeiten sofort an die Decke gegangen und hat seinen Ärger an mir abgebaut. Ich bin tagelang im Bett gelegen, weil ich nicht wollte, dass mich jemand sieht, weil mich dein Vater so zugerichtet hat. Und das ist noch nicht einmal das Schlimmste. Eines Tages habe ich ihn mit einer fremden Frau im Bett erwischt. Er hat mich geschlagen und mir gedroht, dass er mich umbringen würde, wenn ich mich von ihm trennen sollte. Gott sei Dank, dass du nicht nach deinem Vater gekommen bist! Wie auch immer, ich habe das nicht mehr ausgehalten, ich habe mich gegen deinen Vater zur Wehr gesetzt. Ich habe ihn umgebracht und anschließend in deine alte Spielzeugtruhe verfrachtet“, erzählte Elisabeth und hielt kurz inne, um ihren Tränen freien Lauf zu lassen. „Ich habe die Truhe verschwinden lassen und gehofft, dass nie jemand etwas herausfinden würde. Vielleicht kannst du jetzt auch verstehen, wieso ich so dagegen bin, dass du einen Freund hast. Ich bin noch immer traumatisiert von damals und habe eine wahre Phobie vor Männern, weil ich Angst habe, dass dir etwas Ähnliches wie mir widerfahren könnte. Es tut mir leid, ich wollte das alles nicht, ich musste es tun, es war der einzige Weg. Ich konnte es dir nicht erzählen, was damals passiert ist und jetzt weißt du es und du hast mich und willst mich wahrscheinlich nie wieder sehen. Ich könnte es verstehen, wenn du nichts mehr mit mir zu tun haben möchtest.“
Doch Anna stand nur da und starrte ins Leere, als wäre sie nur eine Hülle, als würde sie gar nicht wirklich existieren. Sie rührte sich nicht, wagte es nicht, etwas zu sagen oder ihre Mutter auch nur anzusehen. Elisabeth nickte nur und verließ schweigend Annas Haus.
Genau in dem Moment, als Elisabeth die Haustür hinter sich schloss, hielt ein Auto am Gehsteig vor Annas Haus. Gudrun saß in dem Auto, zeigte Elisabeth die Sporttasche voller Geld und grinste sie hämisch an. Dann fuhr sie weiter und verschwand in den Tiefen der Nacht.
Max nahm Anna in den Arm und drückte sie ganz fest an sich. Noch immer gab sie keinen Ton von sich. Still und leise flossen ihr einige Tränen übers Gesicht. „Es passt zwar überhaupt nicht, aber ich muss dir sagen, dass ich hier bleibe und das Jobangebot in Deutschland nicht annehmen werde. Das alles hier und vor allem du sind mir am wichtigsten und ich möchte keinesfalls weg von hier“, sagte Max ganz leise und gab Anna einen Kuss. Sie lächelte ihn an und meinte: „Lass uns irgendwo hingehen, Hauptsache, ich komme einmal ein paar Stunden weg von hier.“
Und ohne ein weiteres Wort zu verlieren, verließen sie gemeinsam das Haus.
Tag der Veröffentlichung: 27.11.2009
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