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Prolog

Vor mehreren Millionen Jahren war die Erde nur von Gutem besetzt. Engel, wie wir sie uns heute vorstellen, gab es nicht. Das Gute hatte keine Form, keine Gestalt. Es war alles, die Luft, das Wasser, die warme, feuchte Erde. Alles war von Gutem durchsetzt. Die Pflanzen verwelkten nie, das Wasser wurde nie trüb, der Himmel nie grau. Doch eines Tages veränderte sich etwas in dieser Welt. Etwas unsagbar schlechtes, böses hatte Besitz ergriffen von einer weissen Rose. Die Rose bekam Dornen und ihre Wurzeln vergrösserten sich, wuchsen jeden Tag ein Stück mehr, erstickte die anderen Pflanzen regelrecht.
Nichts konnte die Pflanze mehr aufhalten, weder das Wasser, noch die Luft, das Feuer oder gar die Erde selbst. So sah der Schöpfer sich gezwungen, etwas zu erfinden, das mächtiger war, als die Pflanze.
Somit erschuf er zwei Menschen, ein weiblicher und ein männlicher Körper entstanden. Die beiden machten sich sofort ans Werk und versuchten die Pflanze zu zerstören. Doch die Frau stach sich an einer Dorne und ein Blutstropfen fiel zu Boden. Sofort flüchtete sich der Tropfen in die warme Erde und traf auf eine Wurzel der Rose. Die Kraft, die in dem Lebenssaft steckte, vermochte die Blume sofort zu stoppen. Die weissen Blüten der Rose wurden blutrot. Das Böse in der Pflanze begriff, dass es sich bei dem Blut um etwas stärkeres, als die Pflanze handelte und suchte nach dem Besitzer des Blutes. Bald fand es die Frau und ergriff Besitz von ihr, unterwarf sich ihren Willen. So geschah es, dass die Frau das Böse in sich trug und der Mann das Gute - welch Ironie.
Der Mann bemerkte nicht viel von der Veränderung in der Frau und ehrte sie dafür, dass sie es geschafft hatte, das Böse aufzuhalten.
Da Gott es nicht übers Herz brachte, die beiden wieder zu zerstören, gab er ihnen eine neue Aufgabe: sich zu vermehren und so zu verhindern, dass das Böse wieder Besitz ergreifen könnte. Das Böse in der Brust der Frau schlummerte derweil vor sich hin und schonte seine Kraft. Der Mann und die Frau bemerkten, was Liebe ist und zeugten viele Kinder.
Wer jetzt an Inzest denkt, der liegt falsch. Diese Genstörung kam erst viel später zustande, doch das ist eine andere Geschichte.
Die Kinder pflanzten sich ebenfalls fort und verteilten sich auf der ganzen Welt.
Eines Tages gebar die Frau einen hübschen Sohn, der sich von den anderen unterschied. Er war ruhiger und besonnener als die Anderen und sonderte sich ab. Der Junge spielte lieber mit den Tieren, als mit seinen Brüdern und Schwestern. Die Eltern dachten sich dabei nicht viel, doch das Böse in der Brust der Frau horchte auf. Es spürte, dass dieses Kind anders war: besser.
Das war seine Chance! Endlich konnte es zuschlagen.
In der Nacht, als alle schliefen verliess es den schützenden Leib der Frau und suchte den Jungen auf. Das Böse ergriff Besitz von dem Kind, doch diesmal beschloss es, seine wahre Natur schon von Anfang an zu zeigen. Der Junge spürte im Schlaf, dass sich etwas veränderte, doch er dachte sich nichts dabei und schlief ruhig weiter.
Am nächsten Morgen erwachte er in der frühen Morgenstunde und spürte sofort ein beklemmendes Gefühl in der Brust, das ihn zu ungewohnten Dingen verleitete. Er lief zu seinem Elternhaus und betrachtete die schlafenden Körper seiner Geschwister. Plötzlich überkam ihn tiefster Hass. Diese Menschen verurteilten ihn, nur weil er nicht so war, wie sie! Diese Menschen nahmen ihn nicht so hin, wie er war! Aus einem tiefen Impuls heraus, legte er die Hände um den Hals seiner kleinen Schwester. Das zarte Geschöpf keuchte und versuchte panisch Luft zu holen. Im letzten Augenblick, kurz bevor das Kind erstickt wäre, liess der Junge erschrocken los.
Was war hier los? Was passierte mit ihm? Das war nicht er!
Das Böse lachte in seiner Brust und antwortete: "Nein, Kleiner, das bist nicht du! Das bin ich! Du gehörst mir und du hast keine Chance, mir zu entkommen. Zusammen werden wir stark und mächtig sein. Mit meiner List und deiner Intelligenz werden wir es ihnen zeigen!"
Der Junge war verunsichert. Er wusste nicht wirklich, was er davon halten sollte, denn eigentlich liebte er seine Geschwister und seine Eltern ebenso.
Er wollte nichts schlechtes tun.
Dies sagte er dem Bösen auch, doch wieder lachte es nur auf.
"Ich lasse dir noch ein bisschen Zeit." Damit wurde es wieder ruhig und zog sich zurück. In Gedanken versunken lief der Junge wieder zurück zu seinem Schlafplatz und zu seinen Tieren. Diese spürten sofort, dass etwas nicht stimmte und versuchten ihn abzulenken. Doch es half nichts. Der Junge spürte das Böse noch immer.
In der nächsten Zeit zog er sich immer weiter zurück, verkroch sich in einer Höhle, aus Angst, das Böse könnte wieder allmächtig werden und ihn zu einem Mord oder schlimmerem treiben. Doch das Böse konnte warten, es hielt sich zurück und wartete auf den Tag, an dem der Junge unvorsichtig wurde.
Unterdessen machten sich die Geschwister des Jungen mehr und mehr Sorgen und begannen nach ihm zu suchen.
Der Junge wusste, dass sie ihn irgendwann finden würden und suchte verzweifelt nach einem Ausweg.
Also sprach er das Böse an.
"Was muss ich tun, damit du meine Welt in Ruhe und Frieden lässt?"
Das Böse war nicht überrascht über diese Frage, denn es hatte seine Gedanken immer überwacht und sich schon etwas ausgedacht.
"Komm mit mir mit. Begleite mich in eine andere Welt, in der ich das Sagen habe, erschaffe mit mir eine Welt, die durch und durch böse ist!"
Das Böse dachte bei sich, wie überaus klug es doch war. Es dachte, dass der Junge niemals mitkäme, er würde niemals seine Familie hinter sich lassen, nur damit ein paar nicht starben.
Doch da hatte er sich getäuscht. Der Junge dachte nicht gross nach und sagte, aus Liebe zu seinen Geschwistern und Eltern, zu.
Somit kam es, dass die beiden die Erde verliessen. Der Junge bat allerdings noch darum, sich verabschieden zu können. Das Böse liess es zu, denn es wusste, dass sie nicht früher gehen konnten, als dass der Junge sich von seiner Welt verabschiedet hatte.
Der Junge bat das Böse, ihn für diesen Augenblick alleine zu lassen und dieses gab nach und nahm Besitz von einem kleinen Käfer.
Kurz dachte der Junge darüber nach, einfach zu fliehen, doch irgendwann würde das Böse wieder etwas finden, von dem es Besitz ergreifen konnte. Also ging er traurig zu seinen Tieren und verabschiedete sich von ihnen. Danach lief er zu seiner Familie und umarmte alle Geschwister. Zu niemandem sagte er ein Wort.
Erst als er zu letzt seine Mutter umarmte, bat er sie darum kurz mit ihr reden zu können.
Diese war erstaunt, wusste sie doch nicht, was los war, und führte ihn in ihr Schlafzimmer.
Ihr Sohn erzählte ihr die ganze Geschichte und sie hörte schweigend zu.
Die Mutter war traurig darüber, dass sie ihren Sohn an das Böse verloren hatte, doch ein letzter Einfall kam ihr noch und so wandte sie sich bittend an ihren Herrn und Gebieter. Sie bat um ein kleines Geschenk, das ihm ermöglichte einmal im Jahr für sieben Tage in ihre Welt zu kommen.
Gott erliess ihr diesen Wunsch nur zu gerne und erschuf aus einem Haar eine goldene Kette, mit einem silbernen Kreuz daran.
"Trage diese Kette immer, sie ermöglicht es dir zurück zu kommen, binnen sieben Tagen wirst du wieder zu einem Mensch. Denke daran, die Liebe ist mächtiger als alles andere. Selbst das Böse kann nichts dagegen machen. Geh nun, mein Sohn."
Der Junge nickte und zog die Kette über. Sofort überkam ihn einen tiefen Frieden und Wärme erfüllte sein Herz.
Wehmütig machte er sich wieder auf den Weg zurück und verliess die Erde zusammen mit dem Bösen.
So kam es, dass die Hölle erschaffen wurde.
Der Junge besuchte jedes Jahr für sieben ganze Tage die Erde. Jedes Jahr hatte sie sich ein kleines bisschen mehr verändert. Das Böse war nie ganz verschwunden und hatte sich in viel kleine Facetten auf der Welt verteilt. Erste Naturkatastrophen suchten die Erde heim und zerstörten manche Teile, Kriege wurden ausgeführt, Forschungen gemacht.
Irgendwann starben die ersten Menschen und ihre Nachfolger ebenfalls, alles entwickelte sich weiter, nahm seinen eigenen Lauf. Der Zeitpunkt kam, an dem sich niemand mehr an die ersten Menschen erinnern konnte. Erste Behauptungen über Engel, Teufel und Ähnliches machten den Umlauf, Religionen entstanden.
Nur der Junge wusste, was damals passiert war.
Doch er schwieg.


1. Kapitel

"Sanga, sie ist gestorben. Sie hat es nicht überlebt, hatte keine Chance mehr zu kämpfen."
Schmerz. Tiefer Schmerz machte sich in dem Körper der jungen Frau breit.
Tot. Sie war gestorben. War tot. Lebte nicht mehr.
"Alles okay, Sanga?" Wie durch eine Wolke hörte Sanga die tiefe Stimme ihres Vaters. Nein, nichts war okay!
"Nichts ist okay Dad! Wir haben uns gestritten! Verdammt, ich konnte mich noch nicht einmal von ihr verabschieden! Scheisse!" Unendlich traurig und zornig schoss Sanga von ihrem Stuhl hoch, in dem sie gerade stundenlang gewartet hatte. Der Stuhl kippte nach hinten und kam mit einem ohrenbetäubenden Scheppern auf dem Boden auf.
Ein junger Arzt hastete auf sie zu.
"Soll ich ihr ein Beruhigungsmittel spritzen?", fragte er an den alten Mann gewandt, der seine Tochter stumm betrachtete, die mit hochrotem Gesicht auf einen Stapel Zeitungen zu lief und diesen hinunter riss. "Nein, ich werd das später wegräumen. Lassen Sie sie nur machen. Ich komme für jeglichen Schaden auf." Der Arzt nickte und ging wieder zurück, nicht ohne noch einmal einen besorgten Blick auf die junge Frau zu werfen, die jetzt ohne jegliche Regung stumm vor der Wand stand und sie anstarrte.
"Sanga?" Zögerlich legte ihr Vater seine grosse Hand auf ihre zierliche Schulter, die unter Schluchzern bebte.
"Oh Dad!" Mit einem stummen Schrei wirbelte sie herum und presste ihr Gesicht an die Schulter ihres Vaters. Tröstend umarmte er sie und zog sie dicht an sich. Er spürte die Nässe ihrer Tränen durch sein Wollhemd, aber es war ihm herzlich egal.
Auch ihm tat es weh. Er hätte liebend gerne ebenfalls geweint, doch seine Tochter war jetzt wichtiger. Das konnte warten.
Angelique war gestorben. Seine Angel. Sein lieber Engel war weg und jetzt hatte er nur noch seine Tochter. Gott hatte ihm schon seinen geliebten Sohn weggenommen. Und jetzt auch noch seine Frau. Jeder suchte sich seinen Tod selbst aus. Wieder einmal mehr wurde David Grasp bewusst, wie unsicher das Leben doch war.
Es war gut so, wie es war. Angel wäre so oder so bald gestorben. Sie hatte Krebs, die Therapie schlug bei ihr in keinster Weise an. Ihre Lebenserwartung lag noch bei ungefähr 8-9 Monaten.
Aber sie hatte sich wohl entscheiden, früher zu gehen. Ein Autounfall hatte ihr das Leben schliesslich genommen und erleichtert.
Sanga löste sich ein bisschen aus seinen Armen und brachte ihn damit wieder auf den Boden der Realität zurück.
"Ich gehe nach Hause, Dad. Ich mag nicht mehr." Sie drehte sich um und lief schon ein paar Schritte, als sie noch mal kurz stockte und sich zu ihm umdrehte. "Und Dad, lass nicht zu, dass sie auf einem Friedhof begraben wird. Bitte. Sie wollte immer unter ihrem Baum begraben werden. Erfülle ihr diesen letzten Wunsch bitte. Wenn du mich brauchst, ich bin zuhause." David nickte leicht. Natürlich, dieser Wunsch würde er Angel niemals abschlagen und er wusste, wie sehr sie Friedhöfe gehasst hatte.
Erschöpft warf er noch einen Blick auf die Tür, hinter der sich Angel vor einer knappen Stunde noch den Todeskampf geliefert hatte. Sein Verstand begriff noch nicht, was passiert war. Nur ganz langsam verstand er, dass sie nicht mehr kommen würde.
Dem Verzweifeln nahe verliess er das Spital, rief sich ein Taxi und fuhr stumm nach hause. Auf dem Weg hinein begegnete ihm seine Nachbarin, eine gute Freundin von Angel. Sie fragte, ob bei ihr alles in Ordnung wäre, doch als sie Davids trauriges Gesicht sah, begriff sie sofort. Unglücklich teilte sie ihm ihr Beileid mit und lief in ihr Haus. David nickte leicht benommen und schloss die Tür auf. Sofort kam ihm der bekannte Geruch seiner Geliebten entgegen, den er so sehr geliebt hatte. Blumen und ein Hauch ihres eigenen Dufts. Verzweifelt sog er den Geruch tief ein, speicherte ihn in den Tiefen seines Herzens und verschloss dieses dann. Dann machte er sich an die Formalitäten mit dem Beerdigungsunternehmen und klärte alles ab.
Erschöpft fiel er danach in sein Bett - und sollte nie wieder erwachen.

4 Jahre später

"Hey Kleine, ich bin wieder zuhause. Wie war's? Bist du dabei?"
Sanga hob erfreut den Kopf und rannte ihrer besten Freundin Milly entgegen.
"Oh Milly! Ich musste mich nur vorstellen und schon war ich dabei! Ich kann ab nächster Woche anfangen!" Glücklich umarmte sie Milly.
"Das müssen wir feiern! Los, wir ziehen uns gleich um! In der Stadt gibt es einen Club, Démica oder so. Der soll super sein und ich wollte da sowie so mal hin! Das ist doch die Gelegenheit!"
Erfreut nickte Sanga und stürmte hoch in ihr Zimmer.
Kritisch betrachtete sie die Kleider in ihrem Schrank, aber sie fand einfach nichts passendes. "Milly, ich brauch deine Hilfe!"
"Bin sofort da!", erwiderte sie und kaum eine Sekunde später stand Milly neben Sanga und schaute ebenfalls in den Schrank.
"Hmm... was buntes? Oder eher klassisch? Ich finde du solltest das hier anziehen!" Mit einem Handgriff zog Milly ein schwarzes Minikleidchen mit aufreizender Spitze hervor. Kritisch betrachtete Sanga das Kleid, ehe sie nickte und im Bad verschwand. Hastig duschte sie und frisierte sich danach im Bademantel die Haare zu einer hübschen Hochsteckfrisur. Danach schminkte sie sich so dunkel wie möglich. Zufrieden betrachtete sie sich im Spiegel. Eine schlanke Frau mit langen roten Locken blickte ihr entgegen. Die dunkelgrünen Augen blitzten fröhlich, auch wenn der Schmerz des Verlusts nie gewichen war. Das schwarze Kleid passte perfekt und schmiegte sich an ihre hübsche Figur. Die schwarzen Pumps liessen ihre Beine ellenlang wirken, alles in Allem perfekt.
Fröhlich stöckelte Sanga zu dem Zimmer ihrer Freundin, die gerade noch ein paar letzte Handgriffe an ihren blonden Locken machte, die ihr frech in die braunen Augen fielen. Auch Milly hatte sich herausgeputzt und trug jetzt ein hübsches, rotes Kleidchen, mit passenden roten Pumps.
Fröhlich lachend machten sich die Beiden auf den Weg zu dem neuen Club.

2. Kapitel

Unterdessen in der Hölle

"Meister, es ist bald so weit. Ihr habt noch fünf Stunden Zeit."
Mit einer gelangweilten Geste scheuchte Demon den kleinen schwarzen Hausdiener weg, der sich mit einer tiefen Verbeugung kuschte.
Ja, bald würde er die Erde wieder einmal sehen. Das war der einzige Lichtblick geworden in seinem ewigen Leben.
Mit einem tiefen Seufzen dachte er an seinen letzten Besuch, Jahr 2011. Was würde ihn dieses Mal erwarten? Würde er endlich seine Erlösung finden?
Vermutlich nicht. Seine Gedanken glitten zu den Worten seiner Mutter. "Die Liebe ist mächtiger als alles Andere."
Doch er glaubte nur noch halbherzig an diese Worte. In all diesen Jahren hatte er sie nie gefunden, die Liebe. Weder hier unten in seinem Reich, noch auf der Erde oben. Frustriert starrte er auf den roten Boden, der glühte und doch eiskalt war.
Nein, auch in dieser Woche würde er sie nicht finden. Es gab sie wohl einfach nicht.
Aber er musste. Zu lange hatte es ohne ausgehalten, zu lange hatte er Frauen keines Blickes gewürdigt.
Demon musste endlich eine Frau finden, die gut genug war, um an seiner Seite zu herrschen - oder ihn zu erlösen. Letzteres war eher unwahrscheinlich. Nichts konnte ihn aus diesem Grauen erlösen, weder die Liebe, noch List, noch Intelligenz. Das Böse hatte das immer gewusst und ihn jeglicher Chance beraubt. Er würde für immer hier unten bleiben müssen, auch für die nächsten Millionen Jahre.
Wenigstens konnte er in fünf Stunden wieder einmal aus dieser Hitze raus. Oder Kälte. Die Hölle war ein zwiespältiges Land. Es war einerseits heiss, doch gleichzeitig war es unheimlich kalt hier unten.
Er freute sich auf die Menschen, freute sich auf ihr kompliziertes Wesen, das nicht so langweilig war, wie die dümmliche Art der Höllenwesen.
Das Böse hatte damals dafür gesorgt, dass nichts intelligenter war, als es selbst. Fire, sein persönlicher Höllenhund, trottete zu ihm und leckte ihm über die Hand. Demon lächelte leicht. Fire war nicht so dumm, wie die anderen Tiere hier unten. Ursprünglich kam er nicht aus der Hölle, er war aus seiner Heimat. Demon hatte ihn so gewandelt, damit er hier unten überleben konnte und hatte ihn zu sich genommen. Das Tiere war sehr klug und hatte einen ausgeprägten Instinkt, den nichts und niemand trügen konnte. Er mochte den Gedanken nicht, ihn für sieben Tage hier unten alleine zu lassen, aber er traute dem animalischen Instinkt des Wolfshundes, der seinen Kopf gerade gegen sein Bein drückte.
Demon wandte sich zu dem grossen Spiegel um, der in der Eingangstür zu seinem Gemach eingelassen war und betrachtete den grossen Mann darin kritisch.
Schwarze Augen blickten ihn emotionslos an, ebenso schwarze Haare fielen ihm ins Gesicht. Sein leichter Bartschatten liess sein kantiges Kinn noch männlicher wirken und die gerade Nase bebte leicht bei jedem Atemzug. Die Lippen waren das einzig wirklich weiche und feminine in seinem Gesicht. Sein Körper war durch jahrelanges Training und Kämpfe aus früherer Zeit gestählt und mit drahtigen Muskeln überzogen. Er wirkte recht imposant und männlich, trotzdem erkannte er den traurigen Zug um seine Lippen, die als kleines Kind so gerne gelacht hatten. Das Böse hatte es ihm genommen, dieses Lachen.
Verärgert über diesen Gedanken drehte er sich ab und lief zu seinem Schreibtisch. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass er noch knappe viereinhalb Stunden hatte, bevor er gehen konnte. Da er nichts mehr zutun hatte, beschloss er, zu schlafen und so die Zeit zu vertreiben.

Staunend betrachtete Sanga das grosse, dunkel leuchtende Schild, auf dem "Démica

" in riesigen Lettern geschrieben war.
Der Club strahlte schon von hier aus etwas dunkles, geheimnisvolles aus.
Eine lange Schlange an Menschen zeugte davon, dass nicht nur sie so neugierig auf den Club gewesen waren und er bekannt war.
Verwirrt blickte Sanga die eigenartigen Menschen an, die sich hier tummelten.
Eine riesige Frau, ganz in schwarz gekleidet, diskutierte gerade mit einem jungen Mann, der über und über mit Tattoos bedeckt war.
Auch die Frau besass einige, allerdings schien sie eher auf Piercings zu stehen. In ihrer Nase steckten bestimmt fünf Dinger, ebenso in ihren breiten Lippen. Auch in den Augenbrauen befanden sich über drei.
Sanga fragte sich kurz, wo sie wohl sonst noch gepierct war, aber das wollte sie dann doch nicht im Detail wissen.
Hinter der Frau stand eine zierlichere, die wohl spitze Nieten besonders mochte. Ihre Klamotten waren total davon besetzt und liessen sie wie ein Igel aussehen. Auch ihre kurzen Haare hatte sie zu Stacheln hochgestylt. Tja, Geschmäcker waren eben unterschiedlich!
Allerdings war sie froh, dass sie das schwarze Spitzenkleid gewählt hatte, so sah sie den Leuten hier gar nicht so unähnlich, bloß dass ihr die unzähligen Tattoos und Piercings fehlten, ebenso wie ihre dunkle Ausstrahlung.
Milly dagegen passte nicht so ganz hinein, vor allem ihre goldenen Locken liessen sie unschuldig, naiv und mädchenhaft erscheinen.
Aber Sanga wusste, dass sie mit einem Schlag ganz anders wirken konnte, wenn sie wollte.
Ungeduldig warteten sie, bis sie endlich bei dem bulligen Türsteher ankamen, der sie beide ziemlich intensiv anstarrte, ehe er sie anzüglich und eine Spur spöttisch-mitleidig anblickte und leicht nickte. Sofort quetschten sie sich strahlend an ihm vorbei und liessen die angenehme kühle Nacht hinter sich.
Im Club war es ziemlich stickig und warm, das knappe Kleid erwies sich als perfekt. Neugierig betraten Sanga und Milly den Hauptraum, in dem sich eine riesige Tanzfläche befand, ebenso eine lange, hochmoderne Bar.
Durstig suchte sich Sanga erst mal einen Barhocker und rief nach dem Barkeeper, der ihr eine kleine Karte in die Hand drückte, auf der die aktuellsten Cocktails aufgelistet waren. Verwirrt las Sanga die eigenartigen Namen von Cocktails, wie Firefinger, Dught, Bloodster, Shape und noch viele Mehr, die sie zum Teil noch nicht einmal richtig auszusprechen vermochte.
Ganz unten standen einige normale, von denen sie sich einen einfach Fruchtcocktail mit wenig Alkohol wählte.
Auch Milly betrachtete die Karte erstaunt, allerdings kümmerte es sie nicht besonders. Irgendwann würde sie diese Cocktails auch mal wagen, aber jetzt wollte sie etwas bekanntes, starkes.
Ihre Drinks schmeckten vorzüglich, die Mischung stimmte perfekt.
Gut gelaunt entschlossen sie sich, zu tanzen und die Sau richtig rauszulassen.


Demon erwachte, als einer seiner schwarzen Hausdiener leise anklopfte und "Herr, Ihr müsst Euch bereit machen!", rief.
Murrend rappelte er sich hoch und stellte sich kurz unter die Dusche, eine etwas eigenartige Erfindung der Menschen, die allerdings durchaus ihren Reiz hatte. Das kalte Wasser fühlte sich gut an auf seiner erhitzten Haut, ein angenehmer Kontrast zu der bestehenden Hitze hier unten.
Er trocknete sich nur halb ab, denn er wollte die Kühlheit der Dusche nicht sofort wieder vertreiben, zog sich Kleider an, die der jetzigen Mode der Menschen entsprachen und machte sich auf den Weg zu dem Höllentor, nicht ohne sich zuvor noch von Fire zu verabschieden.
Das Höllentor hatte er so erbaut, damit es ihn direkt in seinen Club führte, sein ganzer Stolz. Das Démica machte es den Dämonen und anderen Wesen seiner Welt möglich, die menschliche zu besuchen und wieder zurückzukehren.
Allerdings überwachte er sie genau, denn er wollte den Menschen nichts böses tun, auch wenn er sozusagen der Teufel war.
Er selbst bestimmte, wer hinauf durfte und wer nicht.
Vorfreude auf die sieben Tage, die ihn erwarteten, machte sich ihn ihm breit, überkam ihn in purer Glückseligkeit.
Demon konzentrierte sich willentlich auf das Tor, verflüchtigte seinen Körper und materialisierte sich wieder, knapp einen Meter entfernt davon.
Erwartungsvoll schritt er durch das grosse Tor, das von zwei riesigen Graps, Riesen, die fast nur aus Knochen und Tattoos bestanden und unheimlich stark waren, bewacht wurde. Die Graps neigten den Kopf ehrbietig und liessen ihn durch. Sofort umhüllte Demon Dunkelheit. Ein eigenartiges Gefühl überkam ihn jedes Mal, wenn er sein Reich verliess und seine Heimat betrat, fast so, als würde ein Teil sterben und ein neuer, wärmerer stattdessen erscheinen. Das silberne Kreuz auf seiner Brust glühte auf, sein Herz erwärmte sich in purer Freude und Glückseligkeit. So muss sich Liebe anfühlen, dachte Demon manchmal, wenn die Kette wieder glühte.
Demon schloss die Augen und wartete, bis die Dunkelheit wich.
Eine Sekunde später verschwand die Stille der Hölle, wich der dumpfen Musik seines Clubs.
Langsam öffnete Demon seine Augen und blickte sich in seinem Büro um. Der Raum sah noch genauso aus, wie vor einem Jahr. Niemand ausser er selbst besass einen Schlüssel für diesen Raum.
Demon öffnete das Fenster, er würde es wieder schliessen, wenn er ging.
Mit grossen Schritten durchquerte er das Zimmer, schnappte sich seinen Schlüssel und schloss die Tür auf.
Stickige, von Parfüm geschwängerte Luft kam ihm entgegen. Demons Nase war um einiges feiner, als die der Menschen, weshalb er sie auch angewidert rümpfte. Er musste sich erst mal wieder an die seltsamen Gerüche der Erde gewöhnen.
Mit festem Schritt ging er in den schlecht beleuchteten Gang, nicht ohne zuvor noch die Tür abzuschliessen, und lief der Musik entgegen. Freude und Erwartung machte sich immer mehr in ihm breit, er wollte endlich wieder einem Menschen begegnen!
Kaum zwei Sekunden später wurde ihm sein Wunsch erfüllt.
Eine ziemlich betrunkene Lady wankte ihm entgegen, stüzte sich immer wieder an der Wand ab. Ihr Kopf rollte immer wieder nach vorne, als würde sie gleich einschlafen. Ihre Beine zitterten, schienen das Gewicht ihres dünnen Körpers nicht mehr zu ertragen. Demon wusste nicht ganz, ob er die junge Frau mit Abscheu oder mitleidig betrachten sollte. Als sie allerdings plötzlich total wegkippte und stolperte, packte er ihr Handgelenk und zerrte sie wieder auf die Beine. Kurzentschlossen hob er sie auf seine Arme und trug sie zur Frauentoilette, in welche er sie einfach schob. Er vermutete, dass die Dame ihren Mageninhalt früher oder später sowie so wieder loswerden würde wollen, weshalb ein Klo in der Nähe ganz gut war. Tatsächlich hörte er ein paar Sekunden später schon ein Würgen, welches ihm seine Vermutungen bestätigte.
Kopfschüttelnd setzte Demon seinen Weg fort und betrat den Hauptsaal. Mit Stolz betrachtete er die riesige Tanzfläche, auf welcher sich tausende verschiedenster Wesen tummelten. Blitzlichter liessen bizarr wirkende Bilder entstehen, die Dämonen, Sirenen, Faske, Vamps und all die anderen Wesen seines Reiches tanzten freizügig und offen mit den unwissenden Menschen. Daphne, die junge Frau, die seit längerer Zeit in Demons Auftrag am Discpult stand und Musik auflegte, tanzte selbstvergessen zu ihren Lieblingsbeats und heizte den anderen Kreaturen gehörig ein. Demon musste lächeln. Daphne war ein durchaus interessantes Wesen, halb Werwolf, halb Sirene, mit einer kleinen Spur von Katzenhexe. Bei normalen Mischlingen zeigte sich meist nur ein Teil der Eltern deutlich, während der andere Teil nur im grössten Notfall erschien, aber bei Daphne konnte man auf einen Blick alle drei Wesen erkennen. Zwischen ihren halbgeöffneten Lippen blitzen lange, dolchartige Zähne auf, die nur zu einem Werwolf gehörten, ihre Fingernägel waren aussergewöhnlich lang und scharf. Die Augen, die sie gerade selbstvergessen geschlossen hatte, blitzten meist in einem strahlend hellen Türkis, eine Augenfarbe, die nur bei einer Sirene vorkam, ebenso wie ihre helle, verführerische Stimme, mit der sie jedes Wesen verzaubern konnte.
Ihre langen schwarzen Haare trugen den blauen Glanz der Hexen, durchbrochen von einem purpurnen rot, welches auf die Identität einer Katzenhexe hinwies. Trotz ihrer eigenartigen Natur war sie von einer bezaubernden Schönheit und Wildheit, die jeden Mensch und jede andere Kreatur sofort in ihren Bann zog, ausser Demon versteht sich.
Daphne erblickte den schwarzhaarigen Mann sofort und starrte ihn direkt an. Ein freudiges Lächeln huschte über ihre Züge, als sie den Boss erkannte. Sie nickte ihm leicht zu und wechselte im nächsten Augenblick das Lied.
Demon grinste schief und betrachtete die Wesen auf der Tanzfläche. Unzählige Vampiere befanden sich dort, hin und wieder eine Wergestalt, meist Werwölfe oder Werkatzen, ein paar wenige Faske - Wesen, die sich von der Seele anderer ernährten, ohne sie zu töten - fand er auch und dazwischen natürlich ziemlich viele Menschen.
Die weiblichen Kreaturen seiner Welt tanzten ziemlich gerne, was auch daher kam, dass die meisten ein hohes Mass an Temperament besassen. Bei den männlichen Vertretern seines Reiches waren es meist die tanzbesessenen Vampiere, selten ein anderes Wesen.
Da Demon hier nur schlecht den Überblick über alle hier hatte, setzte er eine seiner Waffen ein, seinen Geruchssinn, der noch viel besser war, als der jeden Tieres.
Meist erkannte er andere Wesen, die sich in menschlicher Gestalt hier tummelten am Geruch. Sein Gehirn war gut genug, um jedem einzelnen Geruch einen Namen und das passende Gesicht zu zuordnen.
Innerhalb weniger Sekunden wusste er genau, welche Wesen sich hier befanden, erkannte jede einzelne Kreatur. Nur bei den Menschen hatte er keine Ahnung, aber die waren schliesslich nicht so wichtig. Für die trug er auch keine Verantwortung.
Ein altbekannter Geruch eines Vampirs stieg ihm in die Nase und zauberte ein erfreutes Lächeln auf das Gesicht des Schwarzhaarigen.
"Catcher!", flüsterte er.
Kaum eine Sekunde später tauchte ein grosser, bleicher Mann mit dunklem Haar neben ihm auf.
"Ihr habt gerufen, Herr", hauchte er und neigte demütig den Kopf. Lachend hob er ihn wieder und klopfte dem Herr der Hölle auf die Schulter.
"Demon, alter Kumpel! Dass ich dich hier zu Gesicht bekomme! Konntest du der modrigen Hölle mal wieder für ein paar Tage entkommen?"
Demon nickte grinsend und betrachtete den alten Vampier, der zu den ältesten Geschöpfen seines Reiches gehörte und ihm vor langer Zeit ein guter Freund geworden war.
"Erzähl, was passiert hier so? Hat sich vieles geändert, seit dem letzten Jahr?" Catcher war einer der Wenigen, die wussten, dass Demon nur innerhalb von sieben Tagen die Welt besuchen konnte, die anderen waren der Meinung, er könne das immer, würde es bloss nie tun.
Catcher begann mit einem freudigen Lächeln zu berichten, was alles hier oben so geschehen war, doch Demon wurde plötzlich total abgelenkt.
Eine rothaarige Schönheit tanzte mitten auf der Bühne, wiegte die Hüften selbstvergessen im Rhythmus der Musik. Immer wieder wurde sie von männlichen Wesen angetanzt, doch zu seiner Überraschung wies sie alle ab. Die roten, vollen Lippen zu einem verzückten Lächeln verzogen, die Augen funkelnd grün, die Haut hell und rein.
Die roten, langen Locken verliehen ihr etwas ungemein Wildes und gleichzeitig die reine Schönheit einer neugeborenen Seele.
Demon konnte ihr Herz schlagen hören, etwas durch und durch menschliches, doch er konnte es fasst nicht glauben, dass diese Frau ein Mensch war. Wenn er ehrlich war, übertraf sie die Schönheit Daphnes noch um längen, und der Mischling gehörte schon zu den schönsten Frauen seines Volkes.
In diesem Augenblick öffnete sie die Augen wieder und blickte ihm direkt in die Augen, verzog die Lippen zu einem katzenhaften Lächeln.

Sanga spürte die Blicke auf sich.
Sie wusste, dass ziemlich viele Kerle sie gerade anstarrten und versuchten ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Immer wieder wurde sie von dämlich grinsenden Typen angetanzt, doch sie hatte null Bock sich jetzt mit irgendeinem hirnverbrannten Idiot zu unterhalten.
Milly hatte längst einen gut aussehenden Mann gefunden, mit dem sie ein paar Meter entfernt wild tanzte, doch Sanga tanzte lieber alleine.
Doch dann veränderte sich plötzlich etwas im Raum, die Atmosphäre schlug um. Etwas hatte den Club betreten, eine uralte Macht ging davon aus. Verwundert drehte sich Sanga um und sah sich unauffällig um.
Da!
Ihre Augen hingen fasziniert an dem grossen, schwarzhaarigen Mann fest. Wow, was für ein Prachtstück! Und scheinbar schien es auch noch an ihr interessiert zu sein, dem Blick nach zu urteilen.
Sanga grinste dem Unbekannten lasziv zu, ohne zu tanzen aufzuhören. Immer wieder wanderte ihr Blick zu dem Fremden, der sie ebenfalls nicht aus den Augen liess und geradezu mit seinen Blicken verschlang.
Liebend gerne wäre sie jetzt zu ihm gegangen und hätte ihn kennen gelernt, doch wenn Sanga etwas gelernt hatte, dann war es die Lektion, niemals einem Mann hinter her zu laufen. Auch nicht, wenn es um das Kennenlernen ging. Ein Mann musste laut ihrer Devise von selbst zu ihr kommen, und wenn er nicht einmal das schaffte, klappte es sowieso nicht.
Deshalb blieb sie wo sie war.
Der DJ, Sanga konnte denjenigen nicht erkennen aufgrund der Blitzlichter, wechselte den Beat zu einem langsamen, erotischen Rhythmus, der das Blut im Körper wallen liess. Automatisch passten sich ihre Bewegungen an und ihr Körper bewegte sich verführerisch im Takt der Musik. Geniesserisch schloss Sanga ihre Augen, blendete den faszinierenden Mann für ein paar Sekunden aus ihrem Kopf aus.
"Darf ich um diesen Tanz bitten?", fragte eine rauchige, tiefe Stimme direkt an ihrem Ohr.
Sanga zuckte zusammen.
Die Macht durchfuhr sie berauschend und beängstigend zugleich.
Sie hatte das Gefühl, mit uraltem Wissen durchdrungen zu werden, alles plötzlich viel klarer zu sehen, iher Sinne waren mit einem Mal tausendfach geschärft.
Berauscht von diesem Wandel öffnete sie die Augen und blickte den Fremden lächelnd an.
"Hm, wenn Sie ein guter Tänzer sind, ja... ansonsten, nein!", hauchte sie leise und bewegte sich weiter zu der Musik. Ein anzügliches Lächeln huschte über die Züge des Mannes. Mit festem Griff und dennoch sanft, packte er ihre Hüften, wirbelte sie herum und zog sie eng an seinen stahlharten Körper.
Sanga war wie berauscht von seinem Körper, seinem Geruch, seiner Ausstrahlung, sie bemerkte noch nicht einmal, wie die meisten Menschen um sie herum zur Seite wichen und ihnen Platz machten.
Der Fremde schob sie dem Rhythmus angepasst über die Fläche, bot ihr die vollkommene Sicherheit mit diesem Tanz. Jede seiner Bewegungen waren genau kontrolliert, machten klar, wie sehr er der Herr der Lage war.
Sanga lächelte leicht, entschied, ihm diese Kontrolle mal zu entziehen und löste sich bei der nächsten Drehung aus seinen schützenden Armen.
Überrascht blickte der Fremde ihr hinterher, als sie wieder alleine begann zu tanzen, die Augen schloss und ihn zu vergessen schien. Er trat hinter sie, drückte ihren Hintern gegen seinen Unterleib und wiegte sich mit ihr im Takt.
"Bin ich so ein schlechter Tänzer?", fragte er leise und war versucht, seine Lippen auf ihre Haare zu drücken, konnte sich jedoch im letzten Augenblick noch zurückhalten.
"Nein, ganz und gar nicht. Doch alleine die Tatsache, dass du versuchst mich zu verführen reicht aus. Und streite das bloss nicht ab!", sagte sie leise, noch immer ein leises Lächeln auf den roten Lippen.
"Nein, wie könnte ich es auch abstreiten? Es wäre die grösste Lüge meines Lebens, und ich lüge nie."
Obwohl das viele Meschen so dahin sagten, glaubte ihm Sanga aufs Wort. Ihre geschärften Sinne fühlten jeden Zentimeter den er berührte, sie hatte das Gefühl, sie stünde in Flammen. Diese Gefühle machten ihr Angst.
Noch nie war sie einem solchen Mann begegnet, noch nie hatte sie sich wie in Feuer aufgehend gefühlt, wenn einer sie berührte.
Ihr Herz sprang heftiger, pochte laut in ihren Ohren. Sie fühlte sich mit einem Mal vollkommen unsicher auf den Beinen, obwohl sie noch nicht viel Alkohol getrunken hatte.
Ihre Kehrle schmerzte plötzlich und fühlte sich trocken und spröde an.
Ohne ein weiteres Wort löste sie sich wieder von dem Fremden und verschwand hastig in der Menge.

Demon starrte ihr verdutzt, aber auch bewundernd nach.
"Das erste Mal, dass du eine Frau anmachst, und dann lässt sie dich auch noch sitzen!"
Catcher lachte dunkel neben ihm auf und starrte ebenfalls in die Richtung, in der die rothaarige Schönheit verschwunden war.
"Sie muss was besonderes sein." Damit verschwand er wieder.
Demon nickte nachdenklich. Ja, etwas Besonderes. Das war sie ohne Zweifel.
Er hatte es gespürt. Diese Hitze, die angenehme Wärme, die durch seinen Körper gerauscht war, als er sie in seinen Armen fühlte.
Aber das wirklich besondere an ihr, war der Geruch. Eine berauschende, süsse Note hatte er gerochen, aber das war vermutlich nur ihr Parfum gewesen.
Das was darunter war, ihr waherer

Duft, das war einzigartig. Es erinnerte ihn an die schönen Tage seiner Kindheit, mit seinen Tieren und der ewigen Sonne. Ja, das war die richtige Beschreibung. Sie erinnerte ihn an das Gefühl des Glücks.
Sie erinnerte ihn nicht nur daran, sie roch

danach!


¤Fortsetzung folgt...

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Bildmaterialien: Weheartit.com
Tag der Veröffentlichung: 26.08.2012

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