Prolog
Als ich starb, war ich alleine. Dunkelheit umhüllte mich. Drückende Stille herrschte. Ich hörte wie mein Herzschlag sich verlangsamte. Bis er stehen blieb. Ich wusste, jetzt war ich tot. Ich spürte meinen Körper nicht mehr, wusste nicht mehr wer, was ich war.
Plötzlich wurde es wieder etwas heller.
Dunkel erinnere ich mich jetzt daran. Das Licht wurde grösser und ich konnte wieder sehen. Das Nichts umhüllte mich. Es ist schwer dieses Nichts zu beschreiben… Es ist nicht schwarz oder weiss. Es ist einfach Nichts…
Doch plötzlich veränderte sich dieses Nichts vor meinen Augen. Oder waren es überhaupt meine Augen? Sah ich überhaupt etwas? War dies die Wirklichkeit? Bevor ich mir diese Frage beantworten konnte, nahm etwas vor mir Gestalt an. Umrisse zeichneten sich ab. Mit weit aufgerissenen Augen beobachtete ich, wie ein grosser Mann vor mir auftauchte. Jetzt kann ich mich nur noch schwer daran erinnern, wie er aussah. Nur etwas ist mir wirklich geblieben. Auf seinem, vermutlich mal sehr schönem, Gesicht zog sich eine Narbe durch, suchte sich einen Weg über seine linke Wange.
Ausserdem weiss ich noch genau wie seine Augen aussahen. Es waren keine normalen Augen. Nein. Es waren die Augen eines Raubtiers. Die Farbe liess mich damals zusammenzucken. Hätte ich einen Körper gehabt… Sie leuchteten blau. Es war jedoch nicht ein normales Blau. Nein, es war eisig. Sein Blick schien einen zu durchbohren. Ich fühlte mich damals als würde ich erstarren. Heute weiss ich es besser. An den Rest erinnere ich mich fast nicht mehr. Nur etwas ist mir noch geblieben. Ich weiss, sein Körper war perfekt. Übermenschlich perfekt. Ich vermute mal, jedes Mädchen würde sich sofort in ihn verlieben. Nur seine Augen schrecken einen etwas ab. Seine Bewegungen waren geschmeidig, die eines Raubtiers. Überhaupt erinnerte alles an ihm an ein Raubtier. Langsam kam er näher. Ich weiss noch, wie ich mit Schrecken seine Perfektheit bemerkte. Seine Haut war so weiss wie der reinste Schnee. Und trotzdem hatte sie einen Goldschimmer. Muskeln schmeichelten seiner Gestalt. Seine Gesichtszüge waren so rein wie die eines Engels. Und trotzdem… etwas liess mich aufschrecken. Ein innerer Instinkt sagte mir, ich solle wegrennen. Doch etwas anderes drückte mich auf meinen Platz fest. Ich konnte mich keinen Schritt bewegen. Angst durchflutete mich wie Wasser.
Er kam immer näher und blieb etwa ein Meter vor mir stehen. Meine Angst verstärkte sich, verwandelte sich in Panik. Ich mag es nicht, wenn ich Panik bekomme. Klar, ich vermute jetzt mal, damals bekam ich das letzte Mal in meinem Leben Panik. Aber ob ich das heute noch Leben nennen kann? Ich glaube kaum. Das was ich tagtäglich durch mache ist den Namen „Leben“ nicht wert. Ich nenne es meine eigene Hölle, die ich jeden Tag wieder durchlebe. Doch genug davon, ich möchte euch von meiner ersten Begegnung mit diesem Mensch, obwohl er das nicht ist, erzählen.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie er stehen blieb und mich mit seinen Augen betrachtete, durchbohrte. Mittlerweile spürte ich meinen Körper wieder, doch ich traute mich nicht an mir runter zu sehen. Ich redete mir ein, das sei wegen der Angst, ich könnte ihn einen Augenblick nicht mehr sehen und mich nicht mehr schützen. Doch ich wusste genau, dass das nicht stimmte. In meinem Innern hatte ich nur vor einem Angst: davor, gleich auszusehen wie er.
Der Mann vor mir öffnete seinen Mund und sagte langsam: „ Du weisst nicht wer ich bin, oder?“
Seine Stimme war eiskalt. Ein Schauer jagte über meinen Rücken.
Verzweifelt versuchte ich ihm zu antworten, doch ich fand meine Stimme nicht.
Er schien mich zu verstehen, lächelte mich wissend an. „ Ah ja… ich verstehe… ja, so ging es mir auch. Versuche dich einfach an den Klang deiner Stimme zu erinnern. Nur so wirst du sie finden. Versuchst du es aber nicht, wird sie sich verändern und vielleicht für immer schwinden, oder ganz verändern.“ Er blickte mich auffordernd an und ich versuchte krampfhaft meine Stimme zu finden. Ich versuchte mich an mein Leben zu erinnern, an einen Anhaltspunkt. An eine Stelle an der ich sprach.
Plötzlich fiel sie mir wieder ein. Ich erinnerte mich klar an meine Stimme, ihren tiefen Klang. Wieder öffnete ich meinen Mund und sagte leise: „nein… woher sollte ich das wissen?“ Meine Stimme hatte sich fast nicht verändert. Ich erkannte mich selbst wieder. Sie war nur etwas heiser. Er lächelte mich erfreut an, doch kein Funke von Zuneigung oder wirkliche Freude war darin zu sehen.
„ Nun… dann muss ich es dir wohl sagen…- Sieh mich an!“ Erschrocken sah ich auf. Ich weiss noch, wie ich wieder in Panik verfiel. Ich starrte ihn an und wartete. „ Hast du schon mal etwas von der Kälte gehört? Nicht von der Kälte auf eurer Welt… nein, diese meine ich nicht… ich meine die Kälte auf den weiteren Planeten… und die Kälte die in einem leblosen Herzen herrscht. So wie in deinem!“
Er lachte rau auf und kam noch näher. Seine letzten Worte machten mir noch mehr Angst. Ich wusste aus einem Grund, er hatte Recht. Mein Inneres zog sich zusammen, versuchte zu schlucken, zu atmen, zu leben. Doch da war nichts. Ich war nur noch ein lebloser Körper, mit nichts in sich. Ich war gefangen in einer Hülle. Natürlich wurde mir das erst später richtig bewusst. Damals war ich viel zu ängstlich um das zu begreifen. Ich wusste nicht wirklich was er mit der Kälte meinte, doch etwas sagte mir, dass er die Wahrheit sagte, immer. Nur deshalb bezweifelte ich seine Worte nicht, nur deshalb zog ich es in Erwägung, er log nicht. Seine Stimme durchbrach wieder meine Überlegungen. „ Also… merke dir dieses Wort gut, es ist überlebenswichtig!“ Er lachte über einen Witz, den ich nicht verstand. Doch es war mir damals egal. „ Ich werde es dir nur ein einziges Mal sagen!
Du…“, er zögerte kurz, machte eine Kunstpause, „ bist ein…“, wieder zögerte er, er schien auf etwas zu warten, was ich jedoch nicht verstand. Ich spürte brennendes Verlangen in mir, zu wissen was ich war. Begierig sah ich ihn an. Er lachte wieder leise auf. „ Na gut ich werd dich nicht weiter foltern:
Du bist ein Vampir!“
1. Kapitel
„ Chels... Chels! Chelsea, wach auf! Wir sind in der Schule! Komm schon, du bekommst noch Ärger!“
Ich zuckte zusammen. Wieder einmal war ich eingeschlafen. Das war jetzt schon das dreizehnte Mal, dass ich diesen Traum träumte. Ich konnte ihn auswendig. Jedes Wort wusste ich. Es war zum verrückt werden. Ich wusste noch genau wie es anfing. Damals hatte ich gerade Streit mit meiner Mutter, ich wusste nicht mehr genau warum, aber ich nannte sie Monster und behauptete sie sei Herzlos… plötzlich kippte ich um und alles wurde schwarz um mich. Ich riss meine Augen auf, doch statt meiner Mutter sah ich den Traum. Es war immer der Gleiche. Und jedes Mal konnte ich mich selbst nicht sehen, immer nur diesen fremden Mann, hörte die tiefe, mir fremde Stimme des Erzählers. Ich mochte diesen Traum nicht, leider passierten mir solche Sachen öfters… jedes Mal, wenn sich bei mir ein Traum wiederholte, passierte später etwas Ähnliches. Das erste Mal hatte ich von dem Unfall von Dad geträumt. In dem Traum sah ich, wie sein Auto durch die Luft geschleudert wurde und laut auf dem Boden aufkam, ich wusste sofort, dass er tot war. Keine Ahnung warum, ich wusste es einfach. Das war, als ich etwa zwölf Jahre alt war. Ein Monat später starb Dad bei einem Autounfall. Die Träume endeten meist, indem ich in Tränen und total durchgeschwitzt aufwachte.
Ein anderes Mal hatte ich davon geträumt, dass bei uns eingebrochen würde. Diesen Traum hatte ich wirklich gehasst. Drei Wochen später kamen wir von einem Einkauf zurück und die Wohnung war fast ausgeräumt. Nur das unbrauchbarste Zeug hatten sie uns gelassen.
Der Rest war meist nicht von grosser Bedeutung. Aber dieser Traum machte mir Angst. Ich hatte ihn jetzt schon seit drei ganzen Monaten. Mittlerweile kam er fast in jeder Nacht wieder. Und jetzt fing es auch noch in der Schule, mitten am Tag an!
Apropos Schule: Hr. Testler kam gerade auf mich zu und seine Mine bedeutete nicht Gutes. Er hatte dieses erzwungene Lächeln aufgesetzt, das bekam er nur dann, wenn jemand in besonders grosse Schwierigkeiten kam. Ich setzte ein fröhliches Lächeln auf, das vermutlich eher einer Maske glich. „Chelsea! Hast du irgendwelche Probleme? Oder warst du gestern einfach zu lange auf? Seit wann schläfst du in MEINEM Unterricht ein?“ Das „Meinem“ betonte er gerne, „oder soll ich dich zu Fr. Seit schicken?“ Ich schüttelte heftig meinen Kopf. Fr. Seit war unsere Schulpsychologin. Sie stank immer nach Tunfisch und quetschte einen über sein Privatleben aus. Ausserdem aß sie gerne Sandwichs, leider auch in ihren Sitzungen. Ich mochte sie nicht wirklich. Sie konnte einen nicht sonderlich gut durchschauen und hatte meist keine Ahnung, was im Kopf eines Teenagers vorging. Ausserdem redete sie gerne über ihre ehemaligen Patienten… ob man das überhaupt durfte? Meine Mutter hatte schliesslich auch Schweigepflicht und sie war auch Psychologin. Na ja was sollte man schon machen, wenn man mal in eine solche Situation kommt? Nichts. Man konnte sie nur ertragen… Hr. Testler sah mich noch einen Augenblick an, bevor er sich umdrehte und wieder zurück zu seinem Pult lief. Erleichtert seufzte ich auf. Mir passierte es glücklicherweise selten, dass ich zu Fr. Seit geschickt wurde. Nur einmal kam es so weit, damals nach dem Unfall… Es ging mir so schlecht. Die Zeit damals war die schlimmste meines Lebens.
Langsam sah ich mich in dem kleinen Klassenraum um. Manche meiner Freunde starrten mich verwundert oder mitleidig an, andere sahen misstrauisch zu mir und wiederum andere schüttelten genervt den Kopf und wandten sich wieder zu Hr. Testler um. Dieser machte mit dem Matheunterricht weiter und beachtete mich für den Rest der Stunde nicht mehr, egal wie viele Male ich mich meldete. Eigentlich war mir Mathematik herzlich egal, aber bald waren die Abschlussprüfungen dieses Jahres, und wenn ich mich dieses Mal nicht mehr bemühen würde, würde ich die Klasse wiederholen müssen…
Mein Blick wanderte zu meiner besten Freundin Missy, die mich immer noch anstarrte. Ich nickte leicht und sie verstand sofort. Sie kannte meine Geschichte mit dem Traum schon, denn nach der dritten Wiederholung hatte ich mich dazu entschieden ihr davon zu erzählen, was mir ungemein half.
Sie war wirklich eine gute Freundin, denn sie akzeptierte es auch wenn ich ihr um 3 Uhr morgens anrief um ihr von einem meiner schrecklichen Träume zu erzählen. Missy war eines dieser wunderschönen Mädchen, die alles, wirklich alles konnten und auf die leichte Schulter nahmen. Die Lehrer waren ihr nie böse und sie war bei allen beliebt. Jeder hörte auf sie… und trotzdem hatte sie ausgerechnet mich zu ihrer besten Freundin erwählt. Vor etwa fünf Jahren waren ich und meine Familie hierher gezogen, denn Mum verlor damals ihren Beruf und wollte noch einmal von vorne beginnen. Also zogen wir kurzerhand um und ich wurde von meiner Schule genommen.
Ich musste neu anfangen und wurde hier neu angemeldet. Ich hasste es neue Leute kennenzulernen.
Kaum betrat ich das erste Mal den Raum verstummten alle und starrten mich wie ein Alien an. Kein Wunder… Ich war schon immer anders. Angefangen bei meinem Style…
Am liebsten trug ich Sachen die man in den 70er-80er Jahren mochte.
Deshalb wurde ich schon früh eigenartig angeschaut…
Heute hatte sich das etwas geändert… und darüber war ich ziemlich froh. Jeder mochte mich so wie ich war.
Ich drehte mich etwas zu ihr und beobachtete sie, wie sie eine Arbeit vorstellte, die wir letzte Woche machen mussten. Wie immer waren alle begeistert und sie kam strahlend wieder zu mir zurück. Leise setzte sie sich auf den Stuhl neben mir und lächelte still. Ich grinste leicht und sah sie von der Seite her an. Ihr Profil war wie immer wunderschön. Die kurzen gold-braunen Haare hatte sie zu Gunsten ihrer braunen Reh-augen etwas beiseitegeschoben und so ihr hübsches Gesicht und die hohen Wangenknochen freigelegt. Ihre feine, gerade Nase passte perfekt in das sanfte Gesicht, die vollen Lippen lächelten leicht und zeigten ein kleines Stück ihrer fast weissen, geraden Zähne, die in der Sonne immer aufblitzten.
Ich dagegen war eine dieser (fast) normalen Mädchen… Klar, Ich liebte meine langen dunkelbraunen Haare, die in sanften Wellen und leichten Locken bis zu meinen Hüften reichten und auch sonst war ich nicht gerade hässlich…
Trotzdem hatte ich immer das Gefühl einfach nur ganz normal zu sein…. Angefangen bei meinem ganz normalem Gesicht… Meine Augen waren das einzig interessante daran. Sie blitzten in einem dunklen Grün, und zwar wirklich grün, nicht so blässlich blau-grau-grün oder braun-grün. Nein, Meine waren in einem stechenden Dunkelgrün, welches jedem sofort auffiel. Darauf konnte ich stolz sein…. Immerhin! Ausserdem sahen sie so scharf wie ein Adler. Aber sonst? Nichts… Meine Gesichtsform war eine ziemlich häufig vorkommende, meine Nase zwar gerade und fein aber auch sonst ganz normal, meine Lippen waren zugegebener Massen recht voll und weich und die darin verborgenen Zähne relativ weiss und gerade, was jedoch auch von einer täglichen Mundhygiene herkam und einer Zahnspange die ich mit 10 bekommen und mit 12 wieder entfernt hatte…. Meine Ohren waren klein und unauffällig, hörten jedoch ziemlich gut. Mein restlicher Körper war eigentlich auch nicht schlecht. Ich gehört zu den Personen mit einer hohen Ausdauer und für ein Mädchen hatte ich viel Kraft, meine Taillen waren schlank, die Hüften ziemlich perfekt auf meinen restlichen Körperbau angepasst, die Arme lang und normal, jedoch stark und kräftig, was man ihnen nicht so schnell ansah, meine Beine waren glücklicherweise recht lang und schön… Trotzdem gab es etwas an mir, was dieses Normale…. Unauffällige bewirkte.
Als die Schulklingel läutete, wurde ich aus meinen Gedanken gerissen und wollte eben aufspringen, um meine Sachen zusammen zu räumen, als Hr. Testler laut um Aufmerksamkeit bat. Resigniert setzte ich mich wieder hin und schaute ihn mit einer erwartungsvoll-genervten Mine an. Er wartete bis auch wirklich alle wieder an ihrem Platz sassen und erhob dann seine Stimme. „ Ich soll euch noch mitteilen, dass wir wieder einmal einen neuen Schüler bekommen. Er wird ab nächsten Montag bei uns sein und ich verlange von euch, dass ihr ihn respektvoll und nett behandelt! Er hatte es bisher nicht leicht in seinem Leben-“, genervtes stöhnen unterbrach ihn kurz, „ – nun ja! Ihr wisst, was ich von euch verlange! Ihr könnt jetzt gehen.“ Innerhalb von Sekunden waren fast alle draussen und die Tür schlug laut und dröhnend zu. Erschöpft nahm ich meine Tasche und trottete der fröhlich schauenden Missy hinter her. Kaum waren wir draussen auf dem trüben Schulflur, als sie sich auch schon zu mir wandte und mich fragend betrachtete. „ Also…? Was war es diesmal? Wieder dein Traum von diesem Unbekannten?“ Ich nickte und starrte auf den von Kaugummis übersätem Boden.
„ Seit wann hast du den Traum eigentlich schon?“ „ Das war jetzt das dreizehnte Mal. Ich hoffe bloss das legt sich wieder. Es ist ja nicht wie sonst bei meinen Träumen… normalerweise bewahrheiten sie sich später… aber sie sind auch wie die Realität… dieser Traum ist so anders…“ Frustriert kickte ich gegen einen kleinen Stein am Boden. Ich fühlte mich eigenartig. Diese Vision machte mir Angst. Ob ich es wollte oder nicht. Ich spürte Missys Blick auf mir und sah auf. Sie schaute mich nachdenklich an. „ Du hast mir nie den ganzen Traum erzählt. Was passiert da eigentlich genau?“ Ich überlegte kurz und kam zu dem Schluss, dass sie den ganzen Traum kennen sollte. Also erzählte ich ihr kurzerhand den ganzen Traum, wobei ich jedoch die Sache mit dem Vampir nicht erwähnte. Bisher hatte ich ihr nur eine grobe Zusammenfassung des Traumes erzählt, doch jetzt da sie die ganze Geschichte kannte, schien sie ehrlich betroffen zu sein.
Nach einer Weile des Schweigens nahm sie plötzlich meine Hand und sagte: „ komm schon! Vergessen wir die Sache für ein paar Minuten. Ich spendiere dir ein Eis in der Stadt!“
Die Pause würde noch 20 Minuten gehen, genug Zeit um ein Eis zu holen und rechtzeitig weder zurück zu sein.
Mit einem riesigen Eisbecher Amarena, schlenderten wir wieder zurück und setzten uns auf eine Bank, direkt vor der Schule.
Nach kurzem Schweigen, da jeder voll und ganz mit seinem Eis beschäftigt war, ergriff Missy plötzlich das Wort und fragte aufgeregt:
"was denkst du, wie der Neue sein wird?" Ich schaute sie etwas ratlos an. "Keine Ahnung." Woher auch? Missy fing natürlich sofort an, zu spekulieren. Ob er wohl stark sein würde? Heiss? Wie alt er wohl sein würde? Vielleicht hätte sie ja eine Chance bei ihm?
"Missy! Vielleicht ist der Kerl ja total fett und hässlich? Hast du schon mal daran gedacht?", entfuhr es mir gereizt. Erschrocken sah sie mich an und schwieg betreten. "Du hast Recht... aber was wenn doch nicht?" Wieder fing sie an wilde Fantasiestorys zusammen zu würfeln, in der sie und ein ziemlich heisser Kerl die Hauptrolle spielten. Ich versank wieder in meinen Gedanken und dachte an meine Vision. War es überhaupt eine?
Ich meine, normalerweise träumte ich nicht von solchen Dingen... ich träumte Dinge, die sich auch bewahrheiten konnten... in diesem Falle jawohl unmöglich! Vampire gibts schliesslich nicht! Nur in Bücher passieren solch eigenartige Dinge.
Und ich war definitiv nicht in einem Buch! (Wenn die wüsste...)
Es klingelte wieder und wir standen auf und liefen zurück, wobei Missy noch immer von dem Neuen träumte. Sollte sie doch!
Schweigend setzten wir uns auf unsere Plätze und warteten auf Mister Stalke, unseren Geschichtslehrer.
Ein Freak, wenn ihr mich fragt!
Stalke, von uns meist nur Storch genannt wegen seiner langen Beine, liebte Geschichte. Ehrlich gesagt glaubte ich ein bisschen, dass er sich in die Zeit früher verliebt hatte und mit seinem Beruf verheiratet war.
In seinen Stunden erzählte er immer durcheinander verschiedenste Dinge aus der Vergangenheit. Machmal ging es um den 2. Weltkrieg, dann plötzlich um die französische Revolution, dann wechselte er zu Napoleon... Am liebsten hatte er jedoch wirklich die Kriegsgeschehnisse Hitlers. Davon erzählte er immer am meisten und ausführlichsten...
Manchmal kam er einem fast ein bisschen wie eine Nazi vor...
Texte: Alle Rechte liegen bei der Autorin
Tag der Veröffentlichung: 13.11.2011
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