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Kapitel 1


Es war einmal ein Erdmännchen, das hiess Salvatore. Es lebte mit seinen Geschwistern, Eltern, Grosseltern, Urgrosseltern und vielen Freunden in der Geisterstadt Seixo im Wilden Westen. Die Stadt wurde von Goldgräbern aus Europa gegründet. Sie waren gekommen und nach den wertvollen Bodenschätzen wie Gold und Silber zu graben. Und als es keine mehr gab, zogen sie weiter um ihr Glück an einem anderen Ort zu suchen. Mit der Zeit waren die Gebäude verfallen und der Wind heulte durch die menschenleeren Gassen.

Salvatore und seine Familie hatten im alten Büro des Sheriffs ein neues Zuhause gefunden. Das Gebäude war zweistöckig und bot der ganzen Familie reichlich Platz. Salvatore hatte seine Schlafecke im oberen Stock. Von dort aus konnte er aufs Dach klettern und den Sonnaufgang beobachten. Ausserdem hatte er eine herrliche Aussicht über die ganze Stadt. Am äussersten Rand des Daches sass er immer, wenn er allein sein wollte. Dann liess er seinen Blick in die Ferne schweifen und dachte über alles Mögliche nach.

Sein bester Freund Luca wohnte mit seiner Familie im alten Kramladen, während seine Freundin Antonia und ihre Verwandten in der Kirche ein neues Zuhause gefunden haben. Sie alle hatten es satt in der Wüste zu wohnen und täglich den Staub und Dreck einatmen zu müssen. Die Erdlöcher boten zu wenig Platz für die ganze Sippschaft und so wurde der Beschluss gefasst ein neues Zuhause zu suchen.

Jeden Tag kamen Touristen in die Nähe ihres alten Zuhauses um Fotos von ihnen zu machen. Salvatore fand die Menschen mit ihren Hüten und Sonnenbrillen immer ganz lustig, obwohl er nie verstand, warum die ausgerechnet von ihnen Fotos machen wollten. Aber eigentlich war es ihm egal. Schliesslich hatten die Leute immer irgendwelche Knabbereien dabei, die sie ihm und seinen Freunden als Dankeschön für die gelungenen Fotos verteilten. Und während Salvatore und seine Freunde brav fürs Foto Spalier standen, untersuchten andere Kumpels die Picknickkörbe der Touristen. Dort fanden sich meistens noch weitere Leckereien und andere spannende Sachen. Nach einer Weile stiegen die Touristen dann wieder in ihre Busse ein und verschwanden auf Nimmerwiedersehen.

Eines Tages fand Luca in einer Kühltaschen zwischen Tomaten und Radieschen einen Prospekt der Geisterstadt Seixo, den er sofort stibitzte. Nachdem die Touristen endlich gegangen waren, machten es sich die Freunde vor der Höhle bequem und mampften die ergatterten Leckereien. Währenddessen las Luca den Prospekt vor. Die Geisterstadt bot allerhand Interessantes, vor allem aber leer stehende Gebäude in denen man umsonst wohnen konnte. Die Karte auf der Rückseite des Prospekts zeigte auf, wo sich die Stadt befand und plötzlich war den Freunden klar, warum sich immer wieder Touristen vor ihren Erdhöhlen versammelten. Die Stadt lag praktisch um die Hausecke und ihre Erdlöcher entlang der Zufahrtsstrasse dorthin.

Aber warum zog es so viele Menschen in diese verlassene Stadt? Gab es da etwas zu entdecken, von dem die Freunde bisher noch nichts wussten? Salvatore und Luca wollten es herausfinden und so beschlossen die zwei Kumpels, sich die Stadt einmal genauer anzuschauen. Sie verabredeten sich für den nächsten Tag. Im Morgengrauen mussten sie losziehen um am Abend wieder zurück sein. Bis dahin wollten sie sich einen Eindruck von der Touristenattraktion machen, deren Ende jeweils vor ihren Höhlen stattfand.

In dieser Nacht lag Salvatore lange wach in seinem Nest. Die Bilder aus dem Prospekt gingen ihm nicht aus dem Sinn. Er fragte sich immer wieder, was diese Stadt wohl zu bieten habe und ob sie dort ein neues, besseres Zuhause finden würden. Warum wollte niemand mehr in dieser Stadt wohnen? Die vielen Fragen machten in ganz wirr und es dauerte lange bis er endlich einschlief.....

Kapitel 2


Noch bevor die Sonne aufging machten sich Salvatore und Luca entlang der Strasse auf den Weg in die Geisterstadt. Leise schlichen sie aus den Höhlen um die anderen, noch schlafenden Familienmitglieder nicht zu wecken. Sie trafen sich am Strassenrand, dort wo die Touristen jeweils mit den Bussen ankamen. Salvatore wartete bereits ungeduldig auf seinen Freund. Luca hatte Verspätung weil er den Rucksack für den Proviant noch suchen musste. Seit seine kleinen Geschwister auf der Welt waren, musste er dauernd irgendwelche Dinge suchen . Die Kleinen verschleppten alles was nicht niet- und nagelfest war. Seinen Eltern hatte er vom bevorstehenden Ausflug erzählt, worauf die Mutter ein paar Gemüsesandwiches bereit gemacht hatte für unterwegs. Salvatore hingegen hatte zu Hause nichts über den bevorstehenden Streifzug verlauten lassen. Er wollte nicht, dass sich seine Eltern Sorgen machten oder gar falsche Hoffnungen, was die neue Unterkunft betraf. Er wollte sich das Ganze zuerst in aller Ruhe anschauen und dann entscheiden ob er mit der Familie darüber reden wollte.

Luca hatte den Prospekt aus der Kühltasche mitgenommen. Darauf befand sich eine Skizze mit der Wegbeschreibung. Die Stadt lag mitten in der Wüste, fernab der Zivilisation. Kein Wunder wollte da niemand mehr leben, dachte sich Luca während er die Karte eingehend studierte. Wenn er die vielen Zeichen richtig interpretierte, würde die Wanderungen fast einen halben Tag in Anspruch nehmen, vorausgesetzt, sie würden zügig laufen und unterwegs nur kurze Pausen machen. Und bloss nie anhalten und sich verquatschen! Beide Freunde redeten viel und gerne und wenn sie jeweils auf andere Erdmännchen trafen, konnte schon mal ein längeres Gespräch daraus entstehen. Es gab ja immer so viel zu erzählen! Die beiden kamen sich manchmal vor wie Klatschweiber, die immer und überall etwas zu sagen hatten.

Sie machten sich auf den Weg und da es in der Wüste keine Trottoirs gab, und auch keine Fussgängerstreifen, mussten die beiden längs der Strasse im Sand laufen. Die Sonne war noch nicht erwacht und die Temperaturen angenehm kühl. Sie kamen flink voran und mussten nur sporadisch für kleine Pinkelpausen anhalten. Dabei plauderten sie über Gott und Welt und die neusten Fussballresultate. Beide waren grosse Fans des italienischen Fussballs. Während Luca für Inter Mailand schwärmte, bevorzugte Salvatore den FC Napoli. Vielleicht schwärmten die beiden auch deshalb für den italienischen Fussball, weil sie wahnsinnig gerne Pizza assen. Und davon brachten die Touristen immer reichlich mit. Sie liessen ihnen die halbleeren Kartons zurück und waren jeweils ganz entzückt wenn sich Salvatore und Luca zusammen mit den anderen Kumpels darüber hermachten.

Ein paar Stunden später, die Sonne stand bereits hoch am Himmel, beschlossen sie, eine Essenspause zu machen. Sie suchten sich abseits der Strasse ein paar Steine zum Sitzen und Luca fischte die Sandwiches aus seinem Rucksack, die seine Mutter am Vortrag für ihn und Salvatore vorbereitet hatte. Eine Pizza wäre den beiden nach dieser langen Lauferei viel lieber gewesen. Die Mutter von Luca fand dieses fettige Zeugs auf der runden „Wurfscheibe“, wie sie die Pizza zu nennen pflegte, einfach nur ungesund und für ihre Sprösslinge ungeeignet. Gemüse macht gross und stark, war denn auch ihr Standartspruch. Salvatore konnte das nicht nachvollziehen. Mit dem Essen war es halt ein bisschen wie mit dem Fussball. Nicht jeder mochte jede Mannschaft und nicht jeder liebte Gemüse! Im Moment waren die beiden aber froh, überhaupt etwas zum Essen zu haben und so liessen sie sich die belegten Brote schmecken.

Nach dem Essen musste Salvatore mal wieder dringend in die Büsche. Er hatte eine etwas schwache Blase und nutze jeden Rast und mal schnell für „kleine Jungs“ irgendwo zu verschwinden. Da es in der Wüste aber fast keine Büsche gab, erledigte er halt sein Geschäft jeweils hinter grossen Steinen. Auch jetzt verschwand er kurz hinter einem Felsen um dann gleich wieder aufzutauchen und zu verkünden, dass er nun bereit sei für die Fortsetzung des Fussmarsches.

Bis jetzt waren ihnen keine anderen Tiere oder Menschen begegnet und beiden hofften, dass es so bleiben würde. Je zügiger sie vorankamen, desto schneller konnten sie sich ein Bild von dieser geheimnisvollen Stadt machen. Und so marschierten die beiden weiter entlang der staubigen, verlassenen Strasse. Nachdem sie alles Wesentliche über Fussball ausgetauscht hatten, waren sie nun beim zweitwichtigsten Thema im Leben eines Jungen angelangt: Mädels! Ihre eigenen Schwestern, beide hatten deren 2, bezeichneten sie meistens nur als Gören. Sie hielten sie für unverschämt, mimosenhaft und doof. Während sie den Touristen die Fressalien klauten, blieben die Mädchen zu Hause und mimten den Babysitter für die Kleinen. Über Fussball konnte man mit ihnen nicht reden und bei freundschaftlichen Schlägereien mit anderen Sippenmitgliedern konnte man sie höchstens zum „Wärmen der Ersatzbank“ brauchen. Schwestern sollten ersatzlos gestrichen werden, darüber waren sich Salvatore und Luca einig. Die Mädchen aus anderen Sippen hingegen waren schon viel interessanter und weckten die Neugier der beiden Jungs. Dass diese genauso wenig von Fussball verstanden, ebenfalls auf die Kleinen aufpassten und von Schlägereien nichts hielten, spielte hier absolut keine Rolle. Ein anderes Mädchen konnte wohl kaum mit den eigenen, störrischen Schwestern verglichen werden. Es gab nur ein einziges Mädchen, dass die Eigenschaften der Jungs erfüllte: Antonia! Sie war so anders, so einzigartig und das machte sie zu etwas ganz Besonderem. Sie mochte Fussball und war eine begeisterte Anhängerin von Manchester United. Abseitsfalle, Defensive, Fallrückzieher.....es gab nichts, was Antonia nicht hätte erklären können und das brachte ihr den Spitznamen „Football-Queen“ ein. Sie war keine Mimose und beteiligte sich regelmässig an Quartierschlägereien mit anderen Jungs und die zogen

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 11.07.2012
ISBN: 978-3-95500-028-8

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