In der folgenden Woche musste ich für die Medizin-Klausur büffeln, was noch schwerer als Psychologie war. Und was ich für noch unwichtiger hielt! Doch die Ablenkung im Training tat mir gut und ich kam schnell voran.
Eric hatte mir am nächsten Tag eröffnet, dass er am Sonntag zu seinen Eltern fliegen würde, um gemeinsam mit seiner Familie Weihnachten und Silvester zu feiern. Er schien mich zwar nur ungern so lange allein zu lassen, doch ich beteuerte ihm stets, dass ich das schon schaffen würde. Immerhin war ich kein kleines Kind mehr.
Als es schließlich soweit war, fuhr ich ihn abends zum Flughafen. Wir hatten das gesamte Wochenende zusammen verbracht und immer abwechselnd gelernt und gekuschelt. Ich war mir sicher, dass die Zeit ohne mich für ihn wesentlich schlimmer war, als für mich. Doch er hatte es sich immerhin selbst ausgesucht, für 6 Wochen zu ihnen zu fliegen.
Nach einem langen Abschied, wo ich befürchtete, er würde noch anfangen zu weinen, brauchte ich erst einmal einen Kaffee und setzte mich in den nächsten Starbucks. Natürlich würde ich ihn auch vermissen, doch es waren immerhin nur 6 Wochen. Und wir beide würden genügend Ablenkung haben, dass die Sehnsucht nicht zu groß werden würde.
Ich rief Jacky an und fragte sie, ob ich deswegen gefühlskalt wäre, doch sie stimmte mir zu. Wir waren einfach zu unabhängig. Ich fuhr zurück und setzte mich zu Jacky, um noch ein wenig über den Stoff zu reden, bis ich dann schließlich schlafen ging.
Ich war kaum nervös, als ich am nächsten Tag vor den Räumen wartete. Auch als ich die Aufgaben erhielt. Anscheinend gewöhnte man sich an solchen Stress mit der Zeit und konnte immer gelassener in die Klausuren gehen. Und als ich 4 Stunden später zusammen mit David abgab, war ich einfach nur glücklich und ausgelaugt. Ich hatte nicht so ein gutes Gefühl, doch ich hatte es hinter mir und nur eine Klausur stand noch aus.
Wir fuhren in die Stadt ins Café und verbrachten dort den halben Nachmittag gemeinsam mit Maria. Anschließend gingen wir alle zusammen etwas shoppen und ich begleitete meine Cousine in ihre Wohnung. Sie arbeitete inzwischen als Kellnerin in einem Restaurant und zahlte Don Miete. Doch am Meisten überraschten mich ihre Spanischkenntnisse. Sie gestand mir daraufhin grinsend, dass sie jeden Tag mehrere Stunden mit Carlos übte. Er nahm sie mit in ein Café und sie redeten über Gott und die Welt, wodurch Maria übte zu sprechen und gleichzeitig den Akzent dieser Gegend etwas besser kennen lernte.
Doch trotzdem sprachen wir zwei, wenn wir alleine waren, immer Deutsch miteinander.
Für die letzte Klausur, Verhandlungswesen, fiel es mir am leichtesten zu lernen. Es war immerhin mein Lieblingsfach und ich wusste, dass es mir irgendwann mal etwas bringen würde. Doch nachdem ich Don dies mitgeteilt hatte, sah er es aus Aufforderung, das Training wieder etwas anzuziehen und mich wieder mehr zu fordern.
Seit unserer Unterredung vor meiner Haustür, hatte er sich allerdings verändert. Im Training traten auf einmal so viele Situationen auf, in denen er mir zeigen musste, wie zum Beispiel eine Bewegung geht. Und dabei stand er immer dicht an mir und führte die genaue Abfolge mit meinem Körper aus. Oder auch beim Schießen, was schon immer meine größte Schwäche war. Ich hielt den Rücken nicht gerade genug, den Kopf falsch, meine Beine standen falsch – immer meckerte er an mir herum und zwang mich mit seinem Körper, indem er sich hinter mich stellte, zur richtigen Haltung. Dass er mir dabei ständig in den Nacken oder ins Ohr atmete oder seine Hände auf meiner Hüfte verweilen mussten, war natürlich auch nur Zufall und lenkte mich keineswegs vom Schießen ab.
Doch trotz der vielen Situationen, wo er mir nahe kam, mir tief in die Augen blickte und mir somit den Verstand raubte – ich hielt stand und ignorierte alles.
Als es dann endlich Montag war und ich ein letztes Mal die Blätter mit meiner Arbeit abgab, fühlte ich mich so losgelöst, wie schon lange nicht mehr. Ich hatte ein fettes Grinsen im Gesicht und meinen Freunden ging es ähnlich. Wir hatten es endlich geschafft und heute Abend würden wir dies gebührend feiern!
Wir trafen uns um 6 Uhr bei David, bestellten Pizza und glühten ausgelassen vor. Der ganze Stress war von mir abgefallen und ich hatte Eric sogar kurz angerufen um ihm glückstrunken und von Sekt beschwipst zu erzählen, wie glücklich ich doch war.
Um 9 Uhr wurden wir von unserem Taxi abgeholt und fuhren gemeinsam ins ‚Andalusien Nights‘. Der Laden war nicht sehr voll, immerhin war es Montag und dazu noch sehr früh. Doch wir setzten uns zusammen mit 3 anderen Jungs aus unserem Jahrgang an einen Tisch, tranken Cocktails und feierten das Ende der Klausuren.
Kurz vor Mitternacht, war der Club schließlich so voll, wie immer, und ich stürmte gemeinsam mit Jacky die Tanzfläche. Im Takt der Musik, bewegten wir unsere Körper und zogen damit mehrere Männer gleichzeitig an. Es war herrlich!
Wir bekamen noch mehr Drinks spendiert, sie alle wollten mit uns tanzen und buhlten mit einander um unsere Aufmerksamkeit. Doch sie waren nicht wirklich unser Typ. Jacky fand sie alle zu schleimig und für mich hatten sie viel zu wenige Muskeln oder waren zu langweilig. Doch die Drinks nahmen wir trotzdem gerne an.
Nach 2 Stunden jedoch, taten mir die Füße viel zu sehr weh und ich verfluchte meine tolle Idee, an diesem Abend schwarze 10cm High Heels anzuziehen. Auch Jacky ging es ähnlich und wir verzogen uns wieder an den Tisch. Dort waren unsere Freunde allesamt schwer damit beschäftigt, die Damen am Tisch zu beglücken, die inzwischen hinzugekommen waren.
„Komm, lass uns mal kurz raus gehen! Mir ist hier drinnen viel zu warm!“
Jacky zog mich hinter sich her aus dem Gebäude in die kühle Nacht heraus, wo eine lange Schlange auf den Einlass wartete.
„Ich hätte mir wirklich die Haare hochstecken sollen, wie du! Es ist so warm da drinnen!“
Frustriert hob ich meine langen Haare vom Nacken hoch, sodass der kühle Wind mich etwas abkühlte. Ich trug ein hellblaues kurzes Kleid, das nur von einem breiten Träger über meine linke Schulter gehalten wurde. Dazu hatte einfach keine andere Frisur gepasst, meiner Meinung nach. Ich hatte mir nur etwas Locken gemacht. Jacky hingegen trug ein grünes Bustierkleid mit Schleife unter der Brust und hatte sich dazu die Haare locker hochgesteckt.
Wir warteten, bis uns zu kalt wurde und gingen dann wieder herein. Die Jungs waren immer noch beschäftigt, nur David war mit seiner Begleitung verschwunden. Also setzten wir uns kurz an die Bar und bestellten uns noch einen Cocktail. Es war erst halb 3 und ich war überhaupt noch nicht müde. Lediglich ein wenig angetrunken. Doch ich hoffte, dass Jacky noch eine Weile ohne Verehrer blieb, damit ich nicht den Rest der Nacht alleine verbringen musste. Allerdings schien ich heute kein Glück zu haben.
Jacky und ich saßen auf zwei Barhockern und hatten uns einander zugedreht. Somit sah ich perfekt, was hinter ihr ablief. Und im Moment näherte sich dort Rome, in Jeans und eng anliegendem T-Shirt. Und wo Rome war, da konnte jemand anderes nicht weit sein…
Er umarmte uns beide zur Begrüßung, wobei er Jacky etwas länger als nötig im Arm hielt und ihr etwas ins Ohr flüsterte, was sie zum Lachen brachte. Da schoben sich plötzlich zwei Hände von hinten an meiner Taille entlang und zogen mich an einen harten Körper.
„Dachte ich mir doch, dass wir euch heute Abend hier treffen werden.“
„Deswegen hättet ihr aber nicht unbedingt auch kommen müssen. Wir können auch ganz gut ohne euch Spaß haben.“
Zuckersüß lächelnd drehte ich mich halb zu Don um.
„Wir sind nicht wegen euch hier, keine Angst.“
„Warum dann?“
„Wir haben eben den Auftragskiller geschnappt und wollten dies nun feiern.“
Er ging halb um mich herum, bis er neben Rome stand und diesem grinsend gegen die Schulter haute.
„Ich geb die erste Runde, Alter. Was darf ich den Ladies bestellen?“
Zuerst wollte ich ablehnen, doch Jacky schien dies geahnt zu haben und bestellte einfach für mich mit. Don bezahlte, während Rome sich auf die Suche nach einem freien Tisch begab, wo wir uns schließlich zusammen hinsetzten. Es war einer der niedrigen Tische, die vor einer Couch standen und ich ließ mich zufrieden mit meinem Cuba Libre dort nieder. Jacky setzte sich auf meine rechte Seite und Don auf meine Linke.
„Wie lange seid ihr denn schon hier?“
Er lehnte sich lässig zurück und legte einen Arm hinter mir über die Lehne.
„Schon länger. Haben schließlich was zu feiern!“
Grinsend stieß Jacky mit mir an und ich trank einen großen Schluck, ehe ich mich zurück lehnte und Dons Hand aus meinem Genick pflückte.
„Wollte Maria nicht mit?“
„Nein. Die muss leider arbeiten. Aber am Freitag gehen wir noch einmal mit ihr feiern. Sie ist bis jetzt noch nie hier gewesen und das müssen wir unbedingt noch nachholen!“
„Wie ist es denn heute Morgen gelaufen? Laut deinem Alkoholkonsum war es entweder verdammt gut oder verdammt schlecht.“
Lachend deutete er auf mein halb leeres Glas.
„Ich hab ein gutes Gefühl. Aber das könnte auch einfach daran liegen, dass ich es jetzt hinter mir habe und eh nichts mehr daran ändern kann.“
Mein Blick schweifte nach rechts, wo Rome einen Arm um Jacky gelegt hatte und ihr nun ständig etwas ins Ohr flüsterte. Don war meinem Blick gefolgt und grinste mich auffordernd an.
„Du willst doch genauso, wie ich, dass die zwei wieder zusammen kommen, nicht wahr?“
Vorsichtig nickte ich und musterte ihn dabei kritisch.
„Was hast du vor?“
Er beugte sich nach vorne um mir etwas ins Ohr zu flüstern, doch in diesem Moment zog Jacky mich zu sich herüber um mir ihrerseits etwas zu sagen.
„Wenn unsere Cocktails leer sind, dann lass abhauen!“
Verwirrt sah ich sie an, da ich gar nichts mehr raffte.
„Warum willst du von Rome weg? Ihr habt euch doch gerade noch lachend unterhalten?“
„Ja. Aber er denkt, ich könnte ihm nicht widerstehen und..“
„Damit hat er doch auch Recht, Süße!“
Lachend stieß ich sie an und sie grinste verlegend.
„Ja…aber ich will es ihm nicht zu leicht machen! Verstehst du?“
„Ah! Du willst ihn eifersüchtig machen, damit er sich mehr um dich bemüht.“
„Genau. Also, hilfst du mir?“
„Klar.“
Wir tranken beide noch einen Schluck und lehnten uns wieder nach hinten, wo ich sofort von Dons Hand empfangen wurde, die sich um meinen Nacken schlang.
„Babe? Ihr habt da gerade nichts Gutes geplant, nicht wahr?“
„Wie kommst du denn dadrauf? Und jetzt nimm bitte deine Finger von mir.“
„Hast du das Kleid neu?“
Er hatte sich keinen Millimeter gerührt.
„Ja, aber trotzdem..“
„Es ist schön! Betont deine Augen.“
Lachend drehte ich mich zu ihm um.
„Du kannst mir so viele Komplimente machen, wie du willst. Deine Hand sollst du trotzdem da wegnehmen!“
„Wo hättest du meine Hand denn jetzt gerne?“
Er kam mir näher und strich mit seinen Fingern meine Wange entlang.
„Am Besten irgendwo bei dir!“
„Schade. Hast du Lust zu tanzen, Babe?“
„Ja. Aber nicht mit dir.“
Ich nahm noch einen Schluck und sah erneut zu Jacky rüber, die gerade von Rome wortwörtlich um den Finger gewickelt wurde. Also zog ich sie grinsend von ihm weg, flüsterte ihr ins Ohr, dass wir jetzt gehen müssten, und stand gemeinsam mit ihr auf.
„Hey, Melina. Du kannst mir doch nicht einfach so Jacky entführen, ohne zu fragen.“
Lachend sah ich zu ihm herüber.
„Siehst du doch, wie ich das kann.“
Ich bedachte Don mit einem fordernden Blick, damit er seine Beine einzieht, doch er grinste nur unschuldig. Also blieb mir nichts anderes übrig als ihm meinen spitzen Absatz auf den Fuß zu stellen, was ihn schnell zurückweichen ließ.
Wir gingen gemeinsam auf die Toilette, weil wir dort erst einmal unsere Ruhe hatten und reden konnten.
„Ich denke, du wolltest es ihm nicht so einfach machen? Aber kaum 1 Minute später warst du schon kurz davor ihm deine Zunge in den Hals zu stecken.“
Anklagend sah ich Jacky an, die sich nur die Haare vorm Spiegel richtete.
„Ich weiß. Aber irgendwie…Der Kerl ist so geil. Und ich habe beschlossen, dass ein bisschen rummachen okay ist. Pass einfach auf, dass ich heute ALLEINE meine Wohnung betrete.“
Ich grinste sie an und checkte ebenfalls noch einmal Haare und Makeup.
„Du bist schlimm! Aber lass uns jetzt tanzen gehen! Wenn er dich wirklich will, wird er nachkommen.“
Lachend gingen wir zurück und schoben uns bis in die Mitte der Tanzfläche. Von hier konnten wir die zwei nur kurz sehen, wie sie gemeinsam auf der Couch saßen und redeten. Doch ihre Blicke durchflogen dabei stets den Club, auf der Suche nach uns.
„Mal sehen, wie lange sie brauchen um zu bemerken, dass wir nicht wieder kommen.“
Singend stimmte ich Jacky zu und konzentrierte mich dann wieder auf die Musik.
„Cause I like how it feels! Ohohohoooohh!”
Lachend sangen wir beide mit, bis ich mich nach einer Drehung Don gegenüber befand, der mich grinsend an sich zog.
„Babe.“
„Wie schaffst du es bitte, in einem Club der brechend voll ist, dich so schnell zu bewegen und auf einmal vor einem zu stehen?“
Er lachte leicht und legte meine Arme um seinen Nacken. Sein Mund befand sich direkt neben meinem Ohr und verpasste mir damit eine leichte Gänsehaut.
„Ganz einfach. Ich bin gut, in allem was ich tue.“
„Und überhaupt nicht von dir selbst überzeugt!“
„Und trotzdem magst du, wie es sich anfühlt.“
Ich schubste ihn lachend von mir und drehte ihm, immer noch tanzend, den Rücken zu. Jacky schien dies nicht im Sinne zu haben, mit Rome. Denn sie tanzten dicht aneinander gedrängt und sahen sich dabei ununterbrochen in die Augen.
„Scheint so, als hätte deine Taktik, die zwei zu verkuppeln geholfen.“
Don hatte sich wieder an mich gedrängt und umschlang mich mit einem Arm.
„Wenn du wüsstest…“
„Oder sollte die Aktion eher das Gegenteil bewirken?“
„Halt doch die Klappe und tanz.“
Er lachte und drehte mich wieder zu sich um.
„Wie schnell deine Meinung sich manchmal ändert. Eben wolltest du noch nicht mit mir tanzen und jetzt? Aber ich will mich nicht beschweren. So haben wir beide Gesellschaft, wenn die zwei sich verdrücken.“
„Und wenn sie es nicht tun?“
„Ist auch okay. Hauptsache sie hören auf sich ständig gegenseitig zu beteuern, dass ihre One-Night-Stands nichts bedeuten. Immerhin schlafen die öfter miteinander als manches Paar.“
Wahrscheinlich auch öfter als ich mit Eric, aber das musste Don ja nicht wissen.
„Und du tanzt nur mit mir, weil du sonst keine Gesellschaft hättest?“
„Denkst du das wirklich, Babe, oder willst du es nur denken?“
Grinsend musste ich zugeben, dass das überhaupt nicht zu ihm passte. Also hielt ich lieber meine Klappe und genoss den Tanz mit ihm. Denn tanzen konnte er wirklich gut.
Die Zeit verflog und wir setzten uns wieder an einen Tisch, wo Rome und Diego uns neue Getränke brachten. Jacky schwärmte mir inzwischen vor, wie gut Rome doch küssen konnte, und ich wusste, dass ich heute Nacht noch große Probleme damit haben würde, sie von ihm los zu reißen. Alleine würde ich das wohl auch nie schaffen…
Wir tranken noch eine Runde Bier, als plötzlich der DJ das letzte Lied ansagte und wir feststellten, dass es bereits 6 Uhr waren.
„Schade. Es war gerade so lustig.“
Jacky verzog traurig den Mund und sah auffordernd in die Runde.
„Noch eine Idee, wo wir jetzt hingehen könnten? Oder habt ihr keine Lust mehr?“
Ich zuckte lachend mit den Schultern.
„Kommt drauf an, ob ich in 1 Stunde vor meinem Haus zum Joggen stehen muss, oder nicht!“
Auffordernd sah ich Don an, dem Rome jedoch zuvor kam.
„Musst du nicht! Ich erlasse dir für heute das Training! Aber was haltet ihr davon, noch ein bisschen Bier aufzutreiben und dann ins Vallye zu fahren? In einer Stunde geht da die Sonne auf.“
„Dürft ihr denn noch fahren?“
„Klar. Haben schließlich kaum was getrunken! Allerdings müssen wir mit zwei Autos fahren, weil wir beide nur mit Zweisitzern unterwegs sind.“
Rome war ganz Feuer und Flamme für diese Idee und steckte Jacky ziemlich schnell mit seiner Begeisterung an. Auch Don grinste zufrieden. Nur mir drängte sich immer wieder die Tatsache in den Vordergrund, dass das Vallye ein beliebter Treff für Pärchen war. Vor Allem bei Sonnenunter oder –aufgang.
„Was ist los, Babe? Schiss?“
Auffordernd zog Don mich hoch, sodass ich gegen ihn prallte.
„Nein. Ich denke nur, dass es zu kalt dafür ist.“
„Stimmt. Melina und ich haben schließlich nur kurze Kleider an. Da können wir nicht lange mit draußen bleiben.“
Geknickt sah Jacky zu Rome auf, der nun angestrengt nach einer Lösung suchte.
„Dann lass einfach zu mir fahren. Ich hab noch Bier zu Hause und da ist es warm!“
Wir stimmten alle zu und Don führte mich zu seinem Mercedes.
„Warum fahrt ihr eigentlich immer mit zwei Autos hier hin und nie zusammen?“
Grinsend hielt er mir die Tür auf und wartete, bis ich eingestiegen war.
„Kannst du dir die Antwort darauf nicht denken, Babe?“
Eine viertel Stunde später betrat ich zum ersten Mal Romes zu Hause. Es war eine Penthouse Wohnung mitten im Zentrum der Stadt. Sie war modern eingerichtet, wie Dons. Es gab einen großen Raum mit offener Küche, den er als Wohnzimmer nutzte und einem riesigen Sessel, der einfach nur urgemütlich aussah. Sofort schmiss ich mich mit Jacky darauf, während die Männer uns nur kopfschüttelnd beobachteten.
„Ich besitze auch ein Sofa. Ihr müsst euch also nicht unbedingt um den Sessel prügeln.“
„Ich lieg aber immer hier drauf, wenn ich hier bin.“
„Und ich find den Sessel einfach viel geiler als so ein Sofa!“
Lachend prügelten wir uns weiter, obwohl wir dabei kaum noch Luft bekamen. Erst als ich aus dem Hintergrund irgendetwas von Schlammcatchen aufschnappte, stand ich auf und funkelte Don böse an. Dass dieser nur breit grinste, bestätigte meine Vermutung, dass der Kommentar von ihm stammte.
„Du kannst manchmal so ein Idiot sein, weißt du das?!“
„Habe ich schon gehört. Aber so habe ich wenigstens euern Streit unterbunden und ihr könnt Rome endlich sagen, was ihr trinken wollt.“
Ich bestellte mir ein Bier, während ich langsam auf Don zu ging, der immer noch breit grinsend an einem der Pfeiler im Raum lehnte. Erst als ich kurz vor ihm stand, wollte ich ausholen um ihm in den Bauch zu boxen, doch er war schneller. Denn Sekunden später stand ich, mit den Händen überm Kopf, gegen den Pfeiler gepresst und wurde von ihm böse angegrinst.
„Lass uns nochmal über den Idioten reden, oder willst du dir das ganze lieber im Pool überlegen?“
„Rome hat einen Pool??“
„Jaa..sogar beheizt. Also forder mich nicht heraus, sonst liegst du schneller darin, als dir lieb ist.“
„Tze. Du glaubst doch jetzt wirklich nicht, dass ich mich für den Idioten entschuldige.“
„Wenn ich es mir recht überlege-“
„Hier, euer Bier.“
Entgeistert sah Don zur Seite, wo Rome grinsend mit zwei Flaschen Bier stand.
„Alter?!“
Damit ließ er mich los und reichte mir meine Flasche. Er ging zum Sessel, den Jacky inzwischen freigegeben hatte und setzte sich, breit grinsend. Rome schien dies überhaupt nicht zu stören, da er es sich auf dem Sofa breitmachte und mir somit keine Wahl ließ. Denn Jacky würde mir den Kopf umdrehen, wenn ich ihr jetzt den Platz neben ihrem Schnuckel wegnahm.
„Rück mal en Stück.“
Auffordernd sah ich Don an, der momentan den gesamten Sessel beanspruchte.
„Wohin denn bitte? Ich brauche nun mal etwas mehr Platz als du. Aber du kannst dich gerne bei mir auf den Schoß setzen.“
„Vergiss es und da ist noch genügend Platz auf der Seite, wo du hinrücken kannst.“
Er stellte sein Bier neben meins auf den Tisch und stand murrend auf. Ich wollte mich schon an ihm vorbei schieben, da packte er mich plötzlich, hob mich auf seine Arme und setzte sich, mit mir auf dem Schoß, wieder hin. Ich fluchte, bis ich wieder einigermaßen aus der liegenden Position heraus kam.
„Entweder so, Schätzchen, oder du darfst auf dem Boden sitzen.“
Ich funkelte ihn wütend an, doch auf den harten Boden hatte ich überhaupt keine Lust. Und Don würde den Sessel niemals räumen. Da kam Jacky auch noch wieder zurück und legte sich zu Rome auf das Sofa, sodass mir gar nichts anderes mehr übrig blieb.
„Du brauchst aber ja nicht zu glauben, dass ich wegen dir hier sitzen bleibe.“
Ich schnappte mir mein Bier und trank aus Protest einen großen Schluck, während meine beste Freundin mich nur auslachte.
„Ihr zwei seid echt der Hammer, zusammen!“
Rome schaltete den Fernseher an und wir sahen uns irgendeine Wiederholung von einem Fußballspiel an. Beziehungsweise sahen Don und ich sie, da Rome viel zu abgelenkt durch Jacky war.
Ich musste auch feststellen, dass die Position, wie ich auf seinem Schoß lag, wirklich gemütlich war. Ich hatte meinen Kopf gegen seine Brust gelehnt, die Beine über die Lehne und konnte so perfekt den Fernseher und Dons Finger im Auge behalten. Sie wanderten nämlich ununterbrochen an meinem Schlüsselbein entlang. Doch ich war viel zu faul, sie wegzuschubsen, und irgendwie gefiel es mir auch.
Erst als mein Bier ebenfalls leer war, ließ ich mich dazu überreden, aufzustehen. Ich erhaschte einen Blick nach draußen auf den Balkon, von wo man einen wunderschönen Blick auf die Stadt und den Berg dahinter hatte. Es war gerade Sonnenaufgang und der Himmel so schön gefärbt, dass ich unbedingt heraus musste um das ganze Phänomen zu beobachten.
Ich war ganz fasziniert, als sich plötzlich zwei warme Arme um mich schlangen.
„Ist dir nicht kalt?“
Stumm schüttelte ich den Kopf, drückte mich aber etwas näher an Dons warmen Körper. Wir standen so eine Weile, bis er mich auf ein Sofa zuschob, was unter einem riesigen Sonnenschirm stand. Es war außen geflochten und die Sitzfläche mit dicken Matten gepolstert.
Er legte sich hinten gegen die Lehne, sodass ich vor ihm noch genügend Platz hatte um auf dem Rücken zu liegen und den Himmel zu beobachten. Nach einigen Minuten hatte er sogar eine Decke gefunden, die er wärmend über uns ausbreitete und sich dann wieder meinem Schlüsselbein widmete.
Ich drehte meinen Kopf zu ihm herüber und wir sahen uns einfach nur an. Seine Finger wanderten über meinen Hals, meine Lippen und dann wieder herunter zum Ausschnitt. Seine Augen waren so herrlich dunkel und hielten mich gefangen. Die Sonne hatte ich vollkommen vergessen. Ich hatte nur noch diese Augen und die Finger im Kopf, die mich durch unschuldige Berührungen um den Verstand brachten.
Langsam senkte er seinen Kopf und küsste mich. Er schmeckte richtig herb, von dem Bier, und mir hatte der Geschmack schon immer gefallen. Als er sich von mir lösen wollte, zog ich ihn an seinem T-Shirt wieder zurück und bat mit meiner Zunge um Einlass.
Seine Hände wanderten begierig meine Seiten entlang und wollten schon unter meinem Kleid verschwinden, doch ich stoppte ihn ohne den Kuss zu unterbrechen.
Ich wusste, ich konnte ihm nicht widerstehen. Nicht heute Nacht. Doch so leicht wollte ich es ihm auch nicht machen.
Er wanderte mit seinem Mund an meinem Hals entlang und weiter hinab. Mein Herz raste, bei dem Gedanken, was er nun vorhaben könnte und meine Atmung beschleunigte sich. Doch ich hielt ihn im letzten Moment zurück, als er mir den Träger des Kleides von der Schulter streifen wollte.
Don richtete sich wieder auf und sah mich grinsend an.
„Fahr die Krallen ein, Kätzchen, damit ich dich zum Schnurren bringen kann.“
Ich biss mir auf die Lippen und schüttelte ebenfalls grinsend meinen Kopf.
„Heute nicht.“
Erneut küsste er mich. Seine Zunge strich an meiner entlang, neckte sie, umkreiste meine Lippen, traf an meinem Hals zielsicher die empfindlichsten Stellen. Gleichzeitig strichen seine Hände die Konturen meines Kleides nach, zogen mich näher zu ihm und hielten meinen Kopf gefangen, sodass ich mich gar nicht hätte wehren können.
Er raubte mir buchstäblich den Atem, sodass ich ihn von mir drücken musste, um wieder Luft zu bekommen. Funkelnd bohrten sich seine Augen dabei in meine und ich wusste, dass er sich nur zurück hielt, weil Rome und Jacky im Nebenzimmer lagen.
„Bist du dir sicher, dass du dir das entgehen lassen willst? Dein Freund würde es niemals erfahren…“
„Bin ich nicht. Aber trotzdem werde ich heute nicht weiter gehen als das hier.“
Sein Grinsen wurde etwas breiter und er nickte leicht, bevor er mich wieder küsste und die Zeit vergessen ließ.
Erst als es plötzlich an der Terrassentür klopfte, ließ er wieder von mir ab und knurrte frustriert, während er mich davon abhielt, mich aufzusetzen. Rome trat grinsend nach draußen mit Jacky im Schlepptau.
„Sorry, wenn ich störe. Aber ich wurde gerade angerufen, Diego. Es gibt Arbeit.“
„Jetzt sofort?“
„Ich muss noch etwas klären und mich umziehen. In 10 Minuten können wir fahren.“
Damit verschwanden die zwei wieder und Don drückte mir frustriert einen Kuss auf.
„Du hast aber auch immer verdammt Glück, Babe.“
Grinsend nickte ich und versuchte erneut, mich aufzusetzen, doch er hielt mich wieder zurück.
„Nicht so schnell. Wir haben noch 10 Minuten Zeit in denen wir da weiter machen können, wobei wir eben gestört wurden.“
Ich musste lachen, was Don zum Anlass nahm, erneut meinen Hals zu verwöhnen. Er strich langsam meinen Träger zur Seite und fing meine Gegenwehr ohne große Mühe ab. Mit den Händen überm Kopf verschränkt, blieb mir nichts anderes übrig als atemlos da zu liegen, während er mein Kleid langsam, Zentimeter für Zentimeter, nach unten zog.
Der obere Saum rutschte immer weiter herunter, bis er fast die Hälfte meiner Brüste freigelegt hatte. Nicht zu viel, jedoch gefährlich nahe an der Grenze, wo ich mich ernsthaft zur Wehr gesetzt hätte.
Seine Lippen wanderten von meinem Mund über meinen Hals, mein Schlüsselbein entlang, hin zu meinem inzwischen sehr gewagten Ausschnitt. Dort verwöhnte er mich mit seiner Zunge und weckte eine Begierde in mir, sodass ich kurz davor war, mir selbst das Kleid etwas weiter herunter zu ziehen. Doch er hielt meine Hände immer noch gefangen, sodass ich noch nicht einmal das hätte tun können.
„Don…“
Ich wusste nicht zu was ich ihn damit drängen wollte, doch er verschloss sofort meinen Mund mit seinem und schob mir sein Knie zwischen die Beine. Seine freie Hand streichelte den Teil meiner Brüste der frei lag und das Verlangen danach, dass er das Kleid endlich weiter herunter schob, wurde immer größer.
„Diego, bitte…“
Er sah mir kurz in die Augen und schien zu wissen, um was ich ihn bat. Doch bevor er meinem Wunsch nachkommen konnte, klopfte es erneut an der Tür und er gab mich grummelnd frei.
„Wir werden das hier irgendwann fortsetzen, Babe. Das verspreche ich dir.“
Es klang fast wie eine Drohung, doch er schob mir den Träger wieder auf die Schulter und ließ mich aufstehen. Ich schlüpfte wieder in meine Schuhe und betrat dann, gemeinsam mit Don das Wohnzimmer, wo Rome gerade heftig knutschend mit Jacky gegen den Küchentresen lehnte.
„Wir können.“
Sie fuhren uns wieder zurück, zu unseren Wohnungen und ich wollte eigentlich so schnell, wie möglich dort aussteigen. Doch Don zog mich zurück, sodass ich quer über die Mittelkonsole lag, und er mich so leidenschaftlich küsste, dass ich erneut die Zeit vergaß und seine Finger protestlos gewähren ließ.
Nur langsam machte er sich von mir los und strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr.
„Du solltest jetzt besser schlafen. Das Training heute fällt aus, ich muss arbeiten. Den neuen Trainingsplan schicke ich dir später. Er gilt ab morgen. Ruh dich also gut aus, heute.“
Ich stieg aus und wartete neben Jacky, bis die zwei in ihren Autos verschwunden waren. Erst dann sah ich auf die Uhr und bemerkte schockiert, dass es bereits 9 Uhr waren.
„Was für eine Nacht.“
Zustimmend nickte ich und strich mich die Haare aus dem Gesicht.
„Hey, aber wir haben es geschafft und unseren Männern so lange widerstanden, dass wir nicht mit ihnen geschlafen haben!“
„Ja. Mit dem Unterschied, dass das nicht mein Mann war. Denn der besucht gerade seine Eltern und weiß nichts davon, dass ich ihn gerade schon zum zweiten Mal mit dem Gleichen betrogen habe.“
Natürlich musste ich anschließend Jacky alles erzählen und wieder einmal schüttelte sie nur den Kopf.
„Ich weiß ja nicht. Eric hat dir verdammt gut getan in den letzten 2 Monaten. Durch ihn bist du wieder selbstbewusster geworden und hast deine Angst verdrängen können. Aber du kannst trotzdem nicht leugnen, das Diego es dir angetan hat. Sonst könnte er dich nicht so einfach um den Finger wickeln. Und das weißt du ganz genau!“
„Kann er aber doch normalerweise nicht! Das erste Mal hatte ich irgendwelche lustigen Tabletten intus und heute war ich betrunken.“
„Mag sein. Aber immer wenn du in eine Situation mit ihm kommst, wo du weißt, dass er es versucht, wirst du total zickig und motzt nur herum. Du wehrst dich total gegen alles, was von ihm ausgeht – und das nur, weil dir unterbewusst klar ist, dass du ihm sonst nicht widerstehen kannst oder willst.“
„Willst du damit etwa sagen, ich WILL meinen Freund betrügen? Obwohl er mich so umsorgt, so lieb zu mir ist und mir so geholfen hat?“
„Nein. Einerseits willst du ihn nicht betrügen, weil du denkst du schuldest ihm etwas! Aber andererseits willst du es doch, weil du nicht der Typ für diesen ganzen romantischen Kitsch ständig bist. Du bist niemand, der einen Muster-Schwiegersohn als Freund will. Und außerdem kommst du mit der Tatsache nicht klar, dass er schwächer ist als du – das kannst du nicht bestreiten!“
„Okay. Vielleicht finde ich es komisch, dass ich stärker bin. Aber dieser Kitsch ist manchmal echt schön und mit einem Muster-Schwiegersohn hat man nicht so Probleme, wie mit einem Arschloch.“
„Es sind einfach nur andere Probleme. Überleg doch mal, wie oft ihr euch schon wegen deiner Arbeit gestritten habt. Wie oft du mich angerufen hast, weil dir der schöne Kitsch mit der Zeit zu langweilig wurde. Wenn man einmal im Monat oder meinetwegen einmal in der Woche so ein Candlelight Dinner macht – okay. Aber fast jeden Tag, das ist doch Jedem zu viel. Und erst Recht dir!“
Frustriert vergrub ich mich tiefer in ihr Sofa und drückte mir ein Kissen auf den Bauch. Jacky hatte ja Recht, doch das waren alles keine Gründe um mit einem Traumfreund Schluss zu machen.
„Eric mag vielleicht ein Traummann sein, aber es ist nicht DEIN Traummann. Sonst wärst du wesentlich glücklicher in eurer Beziehung. Es wäre dir egal, wenn Diego über ihn lästert, doch du hast Angst, dass dir die Gegenargumente ausgehen. Und du würdest auch nicht fremdgehen, denn so bist du nicht. Wenn du in einer Beziehung glücklich bist, dann interessieren dich die anderen Männer nicht.“
„Das liegt vielleicht nur daran, dass wir es langsam angehen lassen und noch nicht oft miteinander schlafen. Ich bin unausgeglichen und naja…“
„Süße. Du bist keine, die es langsam angehen lässt. Du warst schon früher für Sex bereit, als er. Und glaubst du wirklich, dass Eric es immer noch langsam angehen lässt und es nicht normal für ihn ist?“
„Ich weiß es nicht. Ich weiß einfach gar nichts im Moment…“
Seufzend schmiss ich das Kissen in die Ecke und stand auf, um in meine Wohnung zu gehen. Dort legte ich mich sofort ins Bett und stellte mir meinen Wecker auf 3 Uhr Nachmittags. Dann konnte ich noch etwas arbeiten und aufräumen musste ich ebenfalls dringend.
Den restlichen Tag machte ich mir Gedanken über meine Beziehung mit Eric. Denn Jacky hatte Recht. So traumhaft sie auf war, ich war nicht zufrieden damit. Nur mit Boxershorts und Top bekleidet putzte ich aus lauter Verwirrung meine gesamte Wohnung und fiel anschließend todmüde wieder ins Bett.
Als ich am nächsten Tag neben Diego her joggte, konnte ich zum ersten Mal meine Gedanken aus meinem Kopf verbannen. Sein neuer Trainingsplan sah vor, dass wir zuerst 1 Stunde joggten, danach musste ich Bahnen schwimmen und Schießen. Mittags sollte ich 2 Stunden lang kämpfen, nachmittags Kraftübungen und abends noch einmal 30 Minuten Joggen.
Wenn er so weiter machte, würde ich – kurz vor den praktischen Prüfungen – den ganzen Tag in Trainingsklamotten verbringen. Doch ich war froh über die Beschäftigung und er machte sogar keine Bemerkungen über die letzte Nacht. Lediglich für Freitagnachmittag erließ er mir das Joggen, da meine Cousine ihn anscheinend darum gebeten hatte.
Aber so schaffte ich es noch pünktlich, mich Freitag um 8 Uhr bei ihr mit Jacky und David zu treffen. Die zwei mussten mal wieder bei weitem nicht so viel trainieren, wie ich, und waren deswegen schon früher dort und hatten die erste Flasche Sekt schon fast geleert. Ich hatte mir am Vortag ein hübsches Kleid mit Maria gekauft, was ich an diesem Abend anziehen wollte. Es war weinrot, mit Neckholder Trägern. Unter der Brust lag es eng an, jedoch an der Hüfte wurde es weiter und fiel locker bis kurz über meine Knie. Dafür war der Ausschnitt an meinem Rücken sehr gewagt, denn er reichte mir bis ans Steißbein. Meine Haare hatte ich dieses Mal geglättet und nur auf einer Seite mithilfe einer goldenen Spange aus dem Gesicht geklemmt. Dazu zog ich meine Lieblings High Heels in schwarz mit vielen kleinen Riemchen und 11 cm Absatz an.
Für den Weg von meiner bis zu Marias Wohnung, hatte ich mir noch eine Lederjacke übergezogen, da ich so nicht unbedingt Dons Mitarbeitern über den Weg laufen wollte. Es reichte schon, wenn sie mein Outfit auf den Überwachungsvideos sahen. Aber wenigstens begegnete ich niemandem persönlich.
Ich erntete viel Lob für mein Kleid, doch auch Maria und Jacky sahen wundervoll aus. Meine Cousine trug ein weißes Kleid mit Spaghettiträgern, was ebenfalls ab dem Hintern locker die Beine umspielte und sonst wie eine zweite Haut lag. Und Jacky hatte sich für ein schwarzes trägerloses Kleid entschieden, was unter dem Hintern und an den Brüsten eng war, dazwischen jedoch etwas weiter.
David schien sich als einziger Mann zwischen drei schick gemachten Frauen pudelwohl zu fühlen. Doch zu seinem Missfallen, würden Diego und Rome uns zum Club fahren. So konnten wir uns das teure Taxi sparen und da sie sowieso an diesem Abend kommen wollten, machte es nur Sinn. Zu meiner Überraschung tauchte allerdings plötzlich Carlos in der Tür auf, den Maria ebenfalls eingeladen hatte. Er trug schwarze Jeans und ein schwarzes, eng anliegendes T-Shirt unter einer schwarzen Lederjacke. Kurz darauf kam Rome, der ebenfalls komplett in schwarz gekleidet war und so viele Muskeln, wie möglich, betonte.
„Fehlt nur noch Diego, wo steckt er denn?“
Rome zuckte nur mit den Schultern, während Carlos sich entschied, ihn anzurufen.
„Der Boss meint, er müsse noch etwas klären.“
„Verdammt, ich hab aber Lust zu tanzen und will nicht den ganzen Abend hier verbringen.“
Zerknirscht bemerkte ich zudem noch, dass inzwischen auch die zweite Flasche Sekt geleert war und wir nun keinen Nachschub mehr hatten.
„Dann geh doch hoch, ihn holen.“
„Ich finde Carlos sollte eher gehen. Auf ihn hört er doch am ehesten. Oder Rome.“
Lachend sahen alle mich an und schüttelten den Kopf, bis schließlich Jacky sich zu Wort meldete.
„Süße, du bist die Person, für die er am schnellsten mit der Arbeit aufhört! Und da der Sekt leer ist und ich langweile bekomme, finde ich, du solltest schleunigst deinen süßen Arsch hoch bewegen und ihn holen!“
Ich gab mich schließlich geschlagen und wollte mir gerade meine Lederjacke vom Haken nehmen, da kam Rome mir zuvor.
„Geh ohne Jacke. Dann können wir wesentlich früher fahren und die Jungs oben haben etwas zu gucken.“
Ich versuchte sie ihm abzunehmen, da gesellte Carlos sich auch noch dazu und zusammen schoben sie mich lachend die Tür hinaus. Frustriert hämmerte ich ein paar Mal kurz dagegen, doch da sie mich nun sowieso nicht mehr herein lassen würden, straffte ich die Schultern und machte mich auf den Weg.
Als ich das Büro schließlich betrat richteten sich etliche Augenpaare sofort auf mich und alle verstummten. Sogar die Männer vor den Bildschirmen straften diese mit Ignoranz und begafften mich lieber mit offenem Mund.
„Wow, Melina. Heißes Kleid! Hat Rome doch nicht übertrieben, als er meinte, du und Jacky würdet vollkommen anders aussehen, wenn ihr feiert!“
Felino kam grinsend auf mich zu und drehte mich einmal langsam um meine eigene Achse.
„Danke. Aber wo ist denn der Boss?“
Er zeigte zu Dons Büro und ich machte mich grinsend auf den Weg dorthin. Alle beobachteten mich ununterbrochen und ich war mir sicher, dass ich mir Kommentare zu meinem Kleid noch lange anhören durfte. Warum hatte ich auch unbedingt heute eines mit einem großen Ausschnitt vorne UND hinten anziehen müssen?
Auf meinem Weg kam ich an Gin vorbei, der mich bisher nur einmal gesehen hatte, als ich mich mit Kugelsicherer Weste mit einem Flüchtigen prügelte. Er schien so überrascht, dass ich auch weibliche Seiten an mir hatte, dass ihm sogar der Mund aufstand. Und ich konnte einfach nicht anders, als ihm diesen grinsend zuzudrücken und damit das ganze Büro zum Lachen brachte. Doch nun hatte ich endlich die Aufmerksamkeit des Mannes ergattert, weswegen ich überhaupt hier hoch gekommen war.
Er war komplett in schwarz gekleidet. Schuhe, Jeans, Hemd und Lederjacke. Und seine Haare waren in der Mitte nach oben gegelt und künstlich verwuschelt, was zum niederknien aussah.
Er stand in seiner Bürotür, telefonierend, und strotzte nur so vor Autorität, während er mich mit Blicken musterte, die keineswegs Jugendfrei waren. Doch nur ein Blick zu seinen Angestellten genügte und sofort herrschte ein aufgeregter Trubel, weil jeder sich bemühte, wenigstens so zu tun, als würde er arbeiten.
Bei Diego angekommen, stemmte ich auffordernd die Hände in die Hüfte und wartete, dass er sein Telefonat endlich beendete. Er redete immer weiter, ließ mich jedoch nicht einmal aus den Augen. Nach kurzer Zeit wurde es mir dann zu langweilig und ich lehnte mich neben einen jüngeren Kerl an seinen Schreibtisch.
Dieser bekam tellergroße Augen und sah verunsichert zu seinem Boss, der ihn sofort mit einem herrischen Kopfnicken wegschickte und dann zu mir trat - immer noch telefonierend.
Mit seiner freien Hand hob er mich auf den Schreibtisch und drängte sich zwischen meine Beine. Seine Augen wanderten genüsslich über meinen Körper und er griff gezielt in mein Haar, damit ich nicht anders konnte als ihn anzusehen. Dass er dabei über einen Flüchtigen sprach, machte die Sache zwar irgendwie paradox. Doch obwohl alle auf dieser Etage uns wahrscheinlich zusahen, wehrte ich mich nicht dagegen. Ich war viel zu fasziniert von ihm, wenn er so war – so wunderbar bestimmend, gefährlich und sexy.
Endlich steckte er sein Handy weg und schenkte mir nun seine gesamte Aufmerksamkeit, immer noch mit einer Hand in meinem Nacken.
„Heißes Kleid, Babe. Aber ich hätte nicht gedacht, dass du so hier hoch kommen würdest.“
„Der Sekt ist leer und wir bekommen langweile. Ich sollte dich holen gehen, damit du früher Schluss machst und wir fahren können.“
Sein Mundwinkel zuckte, doch er behielt sein Pokerface auf.
„Du solltest also…Und ich dachte schon du wärst freiwillig gekommen, um meine Leute von der Arbeit abzulenken und mich zu überreden, die Nacht lieber mit dir in meinem Bett zu verbringen.
„Träum weiter. Aber können wir jetzt endlich?“
Als Antwort zog er mich von dem Tisch und legte besitzergreifend einen Arm um meine Schultern, während wir Richtung Aufzug gingen. Lachend schüttelte ich ihn ab, was ihn jedoch nicht daran hinderte, seine Hand dafür auf meinen nackten Rücken zu legen.
„Wie kann man nur so stur sein? Finger weg, Don! Du hast da hinten, so kurz über meinem Po überhaupt nichts zu suchen.“
Doch er bedachte mich nur mit einem 1000Watt Lächeln und schob mich in den Aufzug.
Wie konnte jemand nur so einnehmend und gleichzeitig charmant sein, dass ich es ihm nicht wirklich übel nehmen konnte?!
Als wir endlich im Club ankamen, war dieser schon überfüllt und wir kamen nur dank unseren Beziehungen z Pete, dem Türsteher, herein. Maria war vollkommen begeistert von dem Club und zog mich zuallererst auf die Tanzfläche, während die anderen etwas trinken wollten. Doch mir war es recht, denn so entkam ich Dons Händen, die ständig meinen Körper suchten und jedem Kerl signalisieren wollten, dass ich ihm gehörte – auch wenn dies überhaupt nicht stimmte!
„Diego ist aber ziemlich anhänglich heute, nicht wahr?“
Grinsend zwinkerte meine Cousine mir zu, was ich nur mit einem genervten Kopfschütteln abtun konnte.
„Habe ich irgendwie etwas verpasst, oder warum tut er so, als würdest du ihm gehören?“
„Weil er auf mich steht, ich ihn aber nicht will. Und er hasst Eric. Deswegen will er mich jetzt rum bekommen, während mein Freund weg ist.“
„Das ist auch kaum zu übersehen, dass er ihn hasst. Die zwei sind viel zu unterschiedlich und ich würde sagen, es dauert nicht mehr lange, bis Diego ihm eine runterhaut.“
„Das würde er sich nicht trauen. Denn dann wäre er endgültig für mich gestorben!“
„Und das ist er im Moment noch nicht?“
Genervt sah ich sie an.
„Ich dachte du willst tanzen und nicht reden?!“
Beschwichtigend hob Maria die Hände, hielt aber endlich ihre Klappe.
Als wir später zu den Anderen an den Tisch kamen, war Jacky schon wieder mit Rome verschwunden und auch David liebäugelte schwer mit einer dürren Spanierin. Ich setzte mich auf den einzigen freien Platz neben Don, der zwar seinen Arm hinten über die Lehne des Sofas gelegt hatte, doch ich musste erst etwas trinken, bevor ich mich darum kümmerte. Also schnappte ich mir grinsend sein Bier und trank es mit gierigen Schlücken aus. Er kommentierte dies nur mit einer hochgezogenen Augenbraue und seiner Hand in meinem Nacken – ein fairer Tausch, würde ich sagen.
Als Jacky und Rome wieder zurückkamen, wurde es jedoch etwas eng um den Tisch, sodass sie sich grinsend auf seinem Schoß niederließ und Maria das gleiche bei Carlos tat. Mir war schon aufgefallen, dass sie besonders viel miteinander redeten, doch ich dachte mir nichts weiter dabei. Sie war immerhin alt genug. Doch nach einiger Zeit fiel mir auf, dass Carlos seine Hand auf ihrem Bein hatte und sie kurz vor dem Saum ihres Kleides entspannt streichelte.
Ich wies Jacky heimlich darauf hin und sie war der gleichen Meinung wie ich – die zwei hatten zwar noch nichts miteinander, aber wir wollten heute Nacht unser Bestes geben, damit sich dort etwas entwickelte.
Nach meinem zweiten Cuba Libre wurde mir das viele Reden jedoch zu langweilig und ich beschäftigte mich mit Diegos Armbändern. Er besaß am linken Arm mehrere schwarze Lederbänder, die ich ihm nacheinander auszog und dann mir selbst ums Handgelenk wickelte. Zufrieden betrachtete ich mein Werk, bemerkte dann jedoch, dass ich beobachtet wurde.
„Die scheinen es dir ja wirklich angetan zu haben, oder hast du etwa Langweile?“
„Ich hab Lust zu tanzen, aber meine Beine sind so schwer vom Training. Und deine Armbänder sind cool.“
Er nahm meinen Arm in seine Hände und begutachtete die Lederbänder, die mir viel zu groß waren.
„Ich würde ja sagen, normalerweise kannst du so etwas tragen. Nur zu deinem Kleid heute Abend passt es wirklich nicht.“
Er versuchte sie mir abzustreifen, doch ich entzog ihm meinen Arm schnell und klemmte ihn grinsend zwischen meine Beine. Nicht dass das ein ernsthaftes Hindernis für ihn gewesen wäre, doch ich hoffte einfach, dass er es zuließ. Doch schon als sein Grinsen breiter wurde, wusste ich, dass ich sie nicht behalten durfte. Also stand ich schnell auf und rettete mich hinter Carlos und Maria her vor den Tisch, wo ich grinsend auf Dons Reaktion wartete.
Langsam lehnte er sich zu seinem Kollegen herüber und sagte etwas, worauf die zwei sofort aufstanden und ihn herausließen. Ich jedoch nutzte die Gelegenheit, wo das Muskelpaket Carlos mich verdeckte und verflüchtigte mich in das Gedränge der Tanzfläche. Aber immer wieder entdeckte ich, wie Don auf mich zukam und ich wieder verschwinden musste. Doch ich war viel zu erschöpft für dieses Spiel und nutzte schließlich meinen Vorteil klein und dünn zu sein. Denn so schaffte ich es, unbemerkt hinter ihn zu gelangen und ihn dann anzutanzen.
„Keine Lust mehr, fangen zu spielen?“
Er zog mich zu sich und legte grinsend seine Hände auf meine Hüfte.
„Nein. Aber die Armbänder will ich trotzdem behalten.“
Ich umschlang seinen Nacken und sah bittend zu ihm herauf.
„Was bekomme ich denn dafür?“
Ich musste laut lachen und warf dabei den Kopf in den Nacken. Es war einfach typisch, dass er eine Gegenleistung verlangte.
„Was willst du denn, was ich dir geben kann?“
„Das weißt du. Und solange, wie du es mir geben willst, darfst du die Armbänder behalten.“
„Okay. Aber denk daran, dass ich NICHT deine Freundin bin. Also halt dich mit deinen Besitzansprüchen etwas mehr zurück!“
„Vielleicht…“
Ich beließ es dabei und genoss lieber die Musik und seinen Körper an meinem.
Seine muskulösen Arme drückten mich fest an ihn und seine dunklen Augen verschlangen mich regelrecht – doch er hielt sich einigermaßen zurück.
Langsam strich ich seinen Oberkörper entlang und genoss die sich bewegende Muskelmasse darunter. Das hatte ich, um ehrlich zu sein, in letzter Zeit vermisst. Denn obwohl Eric ebenfalls muskulös war, seine Muskeln deuteten sich immer nur zart unter seiner Haut an, während ich bei Don jeden einzelnen Muskelstrang zu spüren schien.
Er hatte seinen Kopf gesenkt und flüstere mir ständig Dinge in mein Ohr, die mich zum Lachen brachten. Gleichzeitig ruhten seine Hände auf meinem Körper, dirigierten mich und ließen mich niemals los.
Er war einfach komplett anders, als Eric.
„Woran denkst du, Babe?“
Überrascht sah ich zu ihm auf und wurde sofort von seinen Augen gefangen genommen.
„Du siehst so nachdenklich aus.“
„Ach nichts. Du bist ein guter Tänzer, hat dir das schon mal jemand gesagt?“
„Ja, aber es ist schön es von dir zu hören.“
Lachend drehte ich ihm den Rücken zu und schmiegte mich dann wieder an seinen Körper. So konnte er wenigstens nicht mein Gesicht sehen, denn dass er irgendwann darauf kam, worüber ich nachgrübelte, war klar.
Sein Mund legte sich auf mein Ohr und küsste mich leicht.
„Du kannst aber auch verdammt gut tanzen.“
Ich musste grinsen und strich ihm durch seine verwuschelten Haare.
„Dankeschön. So charmant heute Abend?“
„Ja, oder hättest du heute lieber den Bad Boy?“
Lachend drehte ich mich wieder zu ihm herum und wurde sofort wieder näher gezogen.
„Eine Mischung von beidem wäre perfekt.“
„Du machst es einem aber auch nie leicht.“
Die Zeit kam mir unendlich lange vor, in der wir eng beieinander standen und tanzten. Und ich fühlte mich viel zu gut dabei. Verwirrt von meinen Gedanken zog ich ihn zurück zu unserem Tisch, wo Maria und Carlos immer noch aufeinander saßen, obwohl genügend Platz war. Ich tippte sie grinsend an und bedeutete ihr und Jacky, sie sollten mit mir kommen. Zu dritt gingen wir vor die Tür um frische Luft zu schnappen und zu reden.
„Also, was ist los, Melina?“
„Na was wohl…Don ist los.“
Zerknirscht setzte ich mich auf eine niedrige Mauer neben dem Eingang und sah zu ihnen auf.
„Er ist so charmant und nett und sexy und so ein beschissen perfekter Bad Boy!“
Lachend setzte meine Cousine sich neben mich und legte einen Arm auf meine Schultern.
„Und was ist so schlimm daran?“
„Na was wohl? Vielleicht die Tatsache, dass ich mit Eric zusammen bin?!“
„Stimmt. Aber liebst du ihn denn auch wirklich, oder bist du nur mit ihm zusammen, weil er dir so geholfen hat, alles zu vergessen?“
Verwirrt sah ich zu ihr herüber.
„Hast du mit Jacky darüber geredet oder wie kommst du darauf? Sie denkt nämlich das gleiche.“
„Wir haben nicht miteinander darüber geredet. Aber es ist offensichtlich. Du tickst sofort aus, wenn jemand etwas Schlechtes über ihn sagt. Das war noch nie ein Problem für dich - außer bei ihm. Du warst immer der Meinung, dass dein Kerl sich selbst wehren können musste, ansonsten hättest du ihn direkt abgeschossen. Und dass Eric das nicht kann, das weißt du nur zu gut.“
Frustriert stützte ich meinen Kopf auf die Hände und sah zu Jacky auf.
„Ich beide seid also der Meinung, ich sollte mich von ihm Trennen und etwas mit Don anfangen?“
„Genieß die Zeit, die Eric nicht da ist. Wenn du ihn vermisst, dann weißt du, dass du bei ihm bleiben sollst. Und wenn nicht, dann sag es ihm und mach Schluss.“
„Und was Don betrifft – du kannst ihm nicht widerstehen, das ist offensichtlich. Also probiere es aus, mit wem du glücklicher bist. Wie es mit Eric ist, weißt du ja. Und Don scheint sich nicht daran zu stören, dass du einen Freund hast. Dir bleiben noch 4 Wochen Zeit, dann solltest du dich entschieden haben. Du musst ja nicht unbedingt mit Don schlafen, das hast du schließlich sowieso schon gemacht.“
Langsam nickte ich. Vielleicht war es so das Beste. Doch Jacky riss mich erneut aus meinen Gedanken, indem sie sich nun vor Maria aufbaute.
„Aber wo wir gerade dabei sind, Maria. Was läuft denn da zwischen dir und einem bestimmten Muskelpaket?“
Verlegen strich meine Cousine sich die Haare hinter die Ohren und fing an zu grinsen.
„Naja.. Ich verbringe viel Zeit mit ihm. Wir gehen jeden Tag in ein Café oder Restaurant um mein Spanisch zu trainieren und er läd mich immer ein. Und ja…Er ist auch schon den ganzen Abend so süß zu mir und…“
„Stehst du auf ihn, oder nicht?“
„Er ist ja schon heiß und so…“
Lachend umarmte ich sie nun meinerseits.
„Dann nichts wie ran da! Denn dass er was von dir will, ist so deutlich, wie dass Jacky auf Rome steht und anders herum.“
Nun musste sie noch mehr grinsen und sah zu Jacky auf.
„Ja…Was läuft eigentlich zwischen euch?“
„Bei mir ist es so ähnlich, wie bei Melina. Ich kann ihm sowieso nicht widerstehen..“
Lachend gingen wir zurück in den Club und setzten uns zu den neugierigen Männern. Sofort zog Don mich näher zu sich und fragte mich, was denn so wichtig gewesen wäre. Doch ich grinste nur frech zurück und beschloss, mir noch einen Drink zu holen. Natürlich konnte Don es sich nicht nehmen lassen, mir diesen zu spendieren und ergatterte mir sogar einen Barhocker.
„Besteht auch nur eine winzige Möglichkeit, dass du mir verrätst, worüber ihr geredet habt?“
„Uns war einfach zu warm, mehr nicht.“
Er drängte sich gegen mich und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. Grinsend musterte er mich und ich war mir sicher, er wusste, dass ich log. Doch er beließ es dabei und wir blieben an der Bar, wo wir ungestörter reden konnten als am Tisch. Die ganze Zeit, hatte er dabei seine Hand auf meiner Hüfte und strich mir mit der anderen meine Beine entlang.
Normalerweise hätte ich ihn weggeschubst. Spätestens als seine Finger ihre Reise unter meinem Kleid fortsetzten. Doch er beließ es stets bei meinem Oberschenkel, sodass ich ihn gewähren ließ.
Ich hatte beschlossen, den Rat von Maria und Jacky zu befolgen. Ich ließ alles zu, was nicht zu weit ging und sich gut anfühlte. Ich wollte nur versuchen, nicht mit ihm zu schlafen - den Rest ließ ich auf mich zukommen.
Die anderen bekam ich diesen Abend überhaupt nicht mehr zu Gesicht, da ich lieber die Zeit mit Don auf der Tanzfläche verbrachte. Um 2 Uhr bekam ich lediglich eine SMS, dass Jacky, Rome, Maria und Carlos nun nach Hause fahren würden, wir aber ruhig noch länger bleiben konnten. David war auch schon länger verschwunden.
„Willst du auch nach Hause, oder noch etwas länger bleiben?“
„Noch ein paar Lieder. Dann fallen mir wahrscheinlich sowieso die Füße ab. Ich war heute eindeutig zu lange auf den Beinen.“
„Was hältst du davon, wenn du nachher mit zu mir kommst und ich dir die Füße massiere?“
„Nein, heute lieber nicht.“
Ich wusste nämlich zu genau, wie das enden würde. Auch wenn die Massage ein wirklich verlockendes Angebot war.
Es wurden allerdings doch noch 3 Uhr, bis Don schließlich seinen Wagen vor dem Haus abstellte und mich – ganz der Gentleman – bis zu meiner Wohnungstür begleitete. Ich fischte mir meinen Schlüssel heraus und sah dann grinsend zu ihm herauf.
„Danke fürs hoch bringen.“
„Keine Ursache. Ich bringe dich auch noch weiter, wenn du willst.“
„Nein. Ich denke, den Weg zu meinem Bett finde ich auch alleine. Auch wenn die Fußmassage wirklich verlockend klingt.“
Lachend zog er mich zu sich und nahm mich mit seinem Blick gefangen.
„Du sagtest vorhin nur, dass du sie HEUTE nicht willst. Wir können das meinetwegen gerne verschieben.“
„Du meinst wohl auf den nächsten harten Trainingstag, den ich nur mit Mühe und Not überstehe.“
„Zum Beispiel. Wir können auch vor der Massage in ein Restaurant gehen, damit du mal etwas Richtiges isst.“
„Denkst du etwa, ich ernähre mich falsch?“
„Babe. Kalte Pizza zum Frühstück ist nicht wirklich das Beste, was du deinem Körper geben kannst.“
Ich musste lachen als ich an sein Entsetzen dachte, wo er mich mit der Pizza gesehen hatte.
„Findest du? Also bekomme ich am Montagabend eine Pizza und eine Fußmassage als Entschädigung für die Folter, die du Training nennst?“
Er nickte grinsend und küsste mich dann auf die Wange.
„Zieh dir was Schickes an, Babe.“
„Mach ich doch immer.“
Leise lachend zog er mich wieder näher und sah mir tief in die Augen.
Ich wusste, was jetzt kommen würde, doch ich wollte und konnte es nicht verhindern.
Wie in Zeitlupe senkte er seinen Kopf und überbrückte die 10 Zentimeter, die uns, dank meiner Schuhe, nur noch trennten. Seine Lippen trafen sanft auf meine und meine Zunge wurde freudig von seiner empfangen. Ich vergrub meine Hände in seinen Haaren, während er mich auf seine Hüften hob und gegen die Wand presste.
Mir entwich ein leises Keuchen, als er sich meinem Hals und Dekolleté widmete. Mühelos, hielt er mich mit einem Arm, während die andere Hand sich in meine Haare vergrub und anfing meinen Körper zu erkunden. Er schob sie gerade unter mein Kleid, als ich heftig atmend den Kuss unterbrach und ihn zurück hielt.
Lange standen wir so vor meiner Tür und sahen uns gegenseitig in die Augen, bis er mich schließlich herunter ließ und - nach einem weiteren sinnlichen Abschiedskuss - grinsend verschwand.
Seine Armbänder hatte ich allerdings immer noch an.
Das Wochenende nutzte ich sinnvoll und verfrachtete meine gesamten Schulsachen schön geordnet in Kartons. Einige Bücher ließ ich jedoch in meinen Regalen, da die Möglichkeit bestand, dass ich sie irgendwann noch einmal brauchte und sie außerdem meine Wohnung aufwerteten. Denn ein dickes Buch mit über 600 Seiten über Psychologie machte doch einen sehr gebildeten Eindruck. Nur den Karton konnte ich noch nicht in den Keller räumen, da er mir zu schwer war.
Den Sonntag verbrachte ich mit Maria in einem Wellnesscenter am Rande der Stadt und ließ mich dort endlich noch einmal richtig verwöhnen. Außerdem konnte ich so endlich wieder ausgiebig mit ihr über Gott und die Welt tratschen. Und vor Allem über das, was zwischen ihr und Carlos lief. Denn sie gestand mir kichernd, dass sie sich am Freitag geküsst hatten. Und zwar nicht nur ein Abschiedskuss, wie bei Don und mir. Sie hatten schon im Club angefangen und sich danach mehrere Stunden bei Carlos im Bett vergnügt, wobei sie mir versicherte, dass außer Küssen sonst nichts gelaufen war.
Und ehe ich mich versah, war es auch schon Montag und ich machte mich fertig zum Joggen. Don hatte mir kurz zuvor geschrieben, dass er arbeiten müsse. Also lief ich alleine los und schwamm anschließend auch brav meine Bahnen. Ich hielt es sowieso für unnötig, dass er dafür jeden Tag herkam. Schließlich tat ich dies auch am Wochenende jeden Morgen ohne ihn.
Erst für die anschließende Stunde Schießtraining erschien er wieder. Und zwar in voller Arbeitsmontur und 15 Minuten zu spät.
„Du hättest es auch einfach absagen können.“
„Vergiss es, Babe. So leicht kommst du nicht um dein Training herum. Und die 15 Minuten holen wir heute Nachmittag nach! Und jetzt lass uns anfangen!“
Erbarmungslos korrigierte er jeden kleinen Fehler, den ich machte. Nichts mehr erinnerte an den zärtlichen Don von Freitagnacht. Doch ich war irgendwie auch froh, trotz allem meinen Foltermeister zu haben. Denn so konnte ich mir sicher sein, dass er mich immer gleich trainierte, egal was privat zwischen uns lief.
Meine Meinung änderte sich jedoch am Nachmittag, wo er mich, im Anschluss an eine harte Kraftstunde, erbarmungslos durch den Ring scheuchte und ich regelmäßig zu Boden ging. Als er mir dann endlich eine Pause gönnte, blieb ich einfach regungslos liegen.
„Ich weiß ja nicht, warum ich mich vorher immer auf das Training freue. Es ist doch jedes Mal aufs Gleiche - viel zu anstrengend, schmerzhaft und unmenschlich.“
Lachend reichte er mir meine Wasserflasche, aus der ich es zum Glück schaffte, im Liegen zu trinken.
„Vielleicht freust du dich ja immer nur, weil du mich dann siehst?“
„Oder aber ich steh auf Schmerzen, was ich momentan allerdings bezweifle. Du schaffst es aber auch immer wieder, dass ich den Eindruck habe untrainiert zu sein. Denn so wie meine Muskeln im Moment schmerzen, kann ich einfach nicht glauben, dass ich es morgen überhaupt schaffe aufzustehen – geschweige denn auch nur eine viertel Stunde Training überstehe.“
„Hör auf zu jammern, Kleines. Noch eine Stunde, anschließend ein wenig Joggen und du hast es geschafft. Und den Rest des Abends kümmere ich mich dann darum, dass du Morgen wieder fit bist. Also los! Weiter geht’s!“
Eine Stunde später, war ich so kaputt, dass ich das Essen am Liebsten absagen wollte, um mich stattdessen in meine Badewanne zu legen. Mir schmerzte jede einzelne Faser meines Körpers und ich musste erst noch eine halbe Stunde lang Joggen überleben, bevor ich endlich Feierabend hatte.
Stöhnend verabschiedete ich mich von Don und schlich kraftlos die Treppe hoch, während ich überlegte, ob ich nicht besser direkt auf den Stufen schlafen sollte. Doch endlich hatte ich meine Wohnung erreicht. Ich schaffte es gerade noch, mir einen Wecker zu stellen und fiel dann fast ohnmächtig in mein Bett, wo ich innerhalb von Sekunden einschlief. Aber genauso schnell – so kam es mir vor – fing mein Handy jedoch wieder erbarmungslos an, zu klingeln. Brummelnd schaltete ich es aus und quälte mich wieder hoch. Allerdings war ich zu faul, mir andere Klamotten anzuziehen, und schlüpfte einfach nur in meine Laufschuhe.
Ich schaffte es gerade noch, ein halbes Brötchen auf dem Weg runter reinzuwürgen, und kam trotzdem zu spät. Don wartete schon vor seinem Auto und sah skeptisch auf seine Uhr.
„Noch einmal Glück gehabt, Babe. Fast wärst du in den Genuss von Nachsitzen gekommen.“
Müde schmiss ich mir den letzten Bissen herein und fing an, mich zu dehnen. Don beobachtete mich dabei genau und lief kommentarlos voran, als ich fertig war. Vollkommen ausgepowert folgte ich ihm einfach den ganzen langen Weg durch das Tal und hatte mehrfach Probleme mich auf den Beinen zu halten, weswegen Don an meiner Seite blieb und mich so vor einer Bekanntschaft mit dem Boden zu retten.
„Du wirst heute Abend ziemlich viel gut zu machen haben!“
Leise lachend zog er mich wieder auf die Beine und hielt mich fest. Vollkommen fertig, hing ich in seinen Armen und genoss die kurze Pause, in der ich kraftlos gegen ihn lehnte.
„Bist du sicher, dass du den Rest noch schaffst?“
Stöhnend nickte ich und machte mich von ihm los. Ich strich mir noch einmal durch die Haare und setzte mich langsam wieder in Bewegung. Meine Muskeln schmerzten höllisch und mein Blickfeld trübte sich immer mehr, doch ich musste nur noch verdammte 10 Minuten durchhalten.
Als endlich meine Wohnung in Sicht kam, war ich so erleichtert, dass ich es geschafft hatte und mich vor meiner Wohnungstür einfach auf den Grasstreifen fallen ließ. Mein Atem ging schwer, doch das war nicht mein größtes Problem. Eher das Zittern in den Beinen und die Schmerzen, die in jedem einzelnen Muskel steckten. Ebenso wie die Kraftlosigkeit.
Don gab mir etwas Zeit, bis meine Atmung sich einigermaßen beruhigt hatte, und hob mich dann auf seine Arme. Leichtfüßig trug er mich die Treppe hoch, fischte sich meine Schlüssel aus meiner Hosentasche und setzte mich erst im Bad wieder auf dem Boden ab.
„Meinst du, du kannst jetzt duschen? Oder soll ich lieber noch etwas hier bleiben und aufpassen?“
„Das hättest du wohl gerne. Aber es geht schon. Mir tut nur alles weh.“
„Gut. Wann soll ich dich abholen? Oder willst du unser Essen lieber verschieben?“
„Gib mir eine Stunde. Die Massage habe ich mir heute wirklich verdient! Die kannst du mir jetzt nicht mehr verweigern. Und etwas Essen wäre auch gut.“
Grinsend erhob er sich aus der Hocke vor mir und gab mir einen Kuss auf die Wange.
„Hätte mich auch gewundert, wenn du gekniffen hättest. Bis in einer Stunde!“
Ich wartete noch, bis er aus meiner Wohnung verschwunden war, und stieg dann unter die Dusche. Das heiße Wasser tat so unendlich gut, dass ich gar nicht mehr darunter weg wollte und mich an der Wand herab gleiten ließ. Je länger ich dort saß, umso mehr ließ der Schmerz in meinen Muskeln nach. Nach einer gefühlten Ewigkeit zwang ich mich jedoch, das Wasser wieder abzustellen und mich weiter fertig zu machen.
Allerdings stand ich dann vor einem weiteren Problem: Ich wusste nicht, was das heute Abend war. Ein Date, eine Entschuldigung oder nur ein einfaches Essen. Eine Entschuldigung passte nicht zu Don und ein einfaches Essen auch nicht, da er mich schon in Trainingsklamotten jedes Mal mit Blicken auszog. Und immerhin hatte er gesagt, ich sollte etwas Schickes anziehen. Allerdings hatte ich auch einen Freund und wollte nicht mit Don im Bett landen. Lediglich die Pizza und die versprochene Massage hielten mich davon ab, das Ganze abzusagen.
Trotzdem, nach langer Überlegung, entschied ich mich für schwarze Spitzenunterwäsche und passendem Push-Up. Man konnte ja nie wissen und es verstärkte mein Selbstbewusstsein, was bei Don nie schaden konnte. Darüber zog ich ein einfaches schwarzes Kleid mit Spaghettiträgern an, welches mir bis an die Knie reichte. Dazu einen weinroten Cardigan, den ich nur mit einem Knopf schloss und passende weinrote Pumps.
Ich hatte nur noch 15 Minuten Zeit und wusste nicht, was ich mit meinen Haaren anstellen sollte. Wenn ich sie mir hochsteckte, sah es wahrscheinlich so aus, als wollte ich, dass es ein Date war. Bei Locken allerdings irgendwie auch und wenn ich sie mir glättete ebenso. Und überhaupt - das Kleid war viel zu aufreizend!!!
Voller Verzweiflung rief ich Maria an und erzählte ihr von meiner Misere. Nachdem sie mich erst einmal ausgelacht und darauf hingewiesen hatte, dass ich mir noch nie so viel Mühe für ein Treffen mit einem Mann gegeben hatte, riet sie mir zu leichten Locken.
Also beeilte ich mich und drehte mir mit dem Glätteisen ein paar Locken in die Haare, während ich mir mein Pony und die restlichen Strähnen glättete. Ich war gerade fertig und legte noch etwas Parfüm und Schminke auf, da klopfte es auch schon an meiner Tür.
Ein letztes Mal begutachtete ich meinen Anblick im Spiegel und öffnete dann die Tür. Ein grinsender Don stand mir in schwarzer Jeans und schwarzem Hemd gegenüber und musterte mich ausgiebig.
„Hey, Babe. Du siehst gut aus.“
Er umarmte mich und küsste mich sanft auf den Mundwinkel.
„Danke, du auch. Aber du brauchst gar nicht zu denken, dass du dich heute vor der Massage drücken kannst. Ich bin so fertig…“
Ich schnappte mir meine Tasche und Lederjacke und verließ mit ihm die Wohnung, wobei ich mich grinsend bei ihm unterhakte. Er führte mich zu seinem Porsche und hielt mir galant die Tür auf.
Anschließend fuhr er zu einem gemütlichen Restaurant am Rande der Stadt. Überall standen kleine Tische mit Kerzen und es war in den Nationalfarben Spaniens gehalten.
Ich bestellte mir Polo asado (gegrilltes Hähnchen mit Reis) und Don Filete de tenera (ein dünnes Schnitzel) zusammen mit Tapas Variationen, die wir uns als Vorspeise teilten. Das Essen schmeckte wunderbar und der Wein, den Don dazu ausgesucht hatte, war herrlich süß.
Wir sprachen über alles – Fußball, alte Fälle von Don, Waffen, Autos und vor Allem Hunde. Denn ich liebte Hunde und wollte schon immer mal einen haben. Und hätte ich jemanden, der auf ihn aufpasste, hätte ich mir schon längst einen geholt.
Doch trotz meiner anfänglichen Zweifel genoss ich seine Gegenwart. Er brachte mich zum Lachen und ich konnte mich vollkommen entspannen.
Anschließend fuhren wir zu ihm in seine Wohnung, wo ich mich seufzend auf seinem Sofa niederließ. Allein der Weg vom Auto in sein Wohnzimmer war schon wieder viel zu anstrengend gewesen. Doch sofort war ein grinsender Don zur Stelle. Er setzte sich hin und hob mich einfach auf seinen Schoß.
„Was machst du auch tagsüber, dass du jetzt so kaputt bist?“
„Ach, weißt du…Mein Trainer liebt es mich den ganzen Tag zu quälen und zu foltern.“
Er hob eine Augenbraue und ließ seinen Blick über meinen Körper wandern.
„Abgesehen von deinem Muskelkater hat es dir aber überhaupt nicht geschadet.“
„Tze. Jetzt fordere ich meine Massage ein. Nicht mal ein Fünkchen Mitleid!“
„Ich denke du willst kein Mitleid von mir?“
Ich stand auf und legte mich stöhnend wieder neben ihn, wo er sich meine Füße schnappte und mir vorsichtig die Schuhe auszog.
„Ich will kein Mitleid von dir als mein Boss oder mein Trainer. Aber wenn wir uns privat treffen, dann habe ich nichts dagegen einzuwenden.“
Leise lachend fing er an, meine Füße sanft zu massieren und es tat so verdammt gut, dass ich nur seufzend die Augen schließen konnte. Eine Weile schwiegen wir und ich genoss es einfach. Doch dann riss er mich aus meiner Entspannung.
„Wenn wir uns privat treffen…was bin ich denn dann für dich?“
Ich hob kurz den Kopf um ihn anzusehen, konnte ihm allerdings keine Antwort darauf geben. Denn ich wusste es einfach nicht.
Langsam arbeitete er sich meine Beine hoch und massierte sich so seinen Weg, bis er schließlich über mir war. Sein Blick heftete sich an meine Lippen und er stütze seine Hände neben meinem Kopf ab.
„Willst du es denn herausfinden?“
Ich biss mir leicht auf die Unterlippe und sah ihn eine Weile an, bis ich leicht nickte.
Zufrieden grinste er und senkte seinen Kopf zu mir herunter. Sanft strich er mit seiner Nase meinen Hals entlang und blieb an meinem Mund hängen, den er dann zärtlich küsste.
Ich hob meine Hände gegen seine Brust, die immer noch über mir schwebte und zog ihn dann an seinem Hemd näher. Sein Körper senkte sich auf mich und mit bestimmten Händen wickelte er eines meiner Beine um sein Becken. Grinsend durchfuhr ich mit meinen Fingern seine Haare und krallte mich dort fest, als er mit seiner Zunge meinen Hals erkundete.
„Wehe du machst mir einen Knutschfleck!“
Lachend schob ich ihn von mir weg und er grinste mich scheinheilig an, verwickelte mich dann aber wieder in einen leidenschaftlichen Kuss, der mich seufzen ließ.
Fachkundig wanderten seine Hände mein Bein hoch und schoben mein Kleid langsam mit.
„Don. Willst du mich jetzt ernsthaft auf deinem Sofa flachlegen?“
Dreckig grinsend hob er seinen Kopf, was ich als eindeutiges ‚Ja‘ deutete. Entnervt versuchte ich ihn, an seiner Brust wegzudrücken, doch er rührte sich keinen Zentimeter.
„Wenn du mich haben willst, dann bemühe dich um mich und leg mich nicht auf dem nächstbesten Sofa flach!“
Er wich leicht zurück, sodass ich unter ihm hervor kam und aufstehen konnte. Doch er kam mir sofort hinterher und zog mich zurück zu sich.
„Babe. Ich will dich nicht nur auf dem nächstbesten Sofa flachlegen. Ich will dich ganz!“
Er küsste mich und vergrub seine Finger in meinem Hintern. Dann hob er mich langsam hoch und wickelte meine Beine um seine Hüfte.
„Das fühlte sich eben aber anders an. Und gerade auch.“
Ich machte mich von ihm los und wich zurück.
„Du kannst nicht von einem Mann erwarten, dass er nicht mit dir schlafen will. Du siehst einfach viel zu scharf aus in diesem Kleid.“
Er kam mir hinterher und hielt mich an meinen Händen zurück.
„Und selbst wenn du schlabberige Klamotten anhast – ich würde dich trotzdem wollen!“
„Das sagst du jetzt. Aber wenn du mich so siehst, dann überlegst du es dir eh anders.“
Lachend sah ich ihn an und ließ mich widerwillig an ihn ziehen.
„Baby, egal was du anhast. Ich weiß, wie du unter den Klamotten aussiehst. Da werde ich dich immer haben wollen.“
„Es ist nicht so charmant, wie du vielleicht denkst, wenn du mir sagst, dass du mich nur wegen meinem Körper willst.“
„Mag sein…Aber ist es nicht der gleiche Grund, warum du mich willst?“
Grinsend sah ich zu ihm auf.
„Woher willst du denn wissen, dass ich dich will?“
Er küsste mich, worauf ich meine Hände um seinen Hals schlang und ihn dichter zu mir zog.
„Ich denke, das hier ist Antwort genug.“
Er hob mich auf seine Arme und trug mich in sein Schlafzimmer, wo er mich auf sein Bett legte. Er fing an, mich zu küssen und ich zog ihn langsam auf mich drauf.
„Ich will nur etwas probieren.“
Grinsend fing ich an, ihm sein Hemd aufzuknöpfen und schob es ihm über die Schultern.
Ich wollte ausprobieren mit wem ich glücklicher war. Auch wenn dies bedeutete, dass ich meinen Freund betrügen musste. Es war immerhin nur eine kleine Kostprobe…
Am nächsten Morgen wurde ich von einem nervigen Vibrieren geweckt. Genervt rollte ich zur Seite und drückte wahllos auf dem Handy herum, bis es endlich wieder ruhig war. Als ich mich anschließend wieder zurück rollte, wurde ich sofort von zwei Armen umschlungen und von einem muskulösen Körper überrollt. Sanft verteilte er Küsse auf meinem Mund und den Hals herunter.
„Guten Morgen, Schlafmütze.“
Ich öffnete mein linkes Auge kritisch um Don mit einem Mörderblick zu bedenken und es dann wieder zu schließen.
„Es kann unmöglich schon Zeit zum Aufstehen sein…“
Dunkel grinsend beschäftige er sich wieder mit meinem halbnackten Körper und verschwand dabei langsam mitsamt der Decke nach unten. Fröstelnd zog ich diese jedoch wieder zu mir hoch.
„Verdammt hast du es kühl hier drinnen. War das gestern Abend auch so?“
Seine Antwort klang dumpf von meinem Bauchnabel her und ich zog ich lachend zu mir hoch.
„Ich würde dich ja gerne warmrubbeln, aber du musst aufstehen, wenn du nicht zu spät zum Joggen kommen willst.“
Ich warf einen Blick auf seine Uhr und stellte brummelnd fest, dass mir nur eine halbe Stunde blieb. Also schob ich mich unter ihm weg und stand verschlafen auf, wobei meine gequälten Muskeln sich sofort wieder meldeten und mir ein Stöhnen entwich. Nur in Unterwäsche schlich ich zur Kaffeemaschine, wo ich mir zuerst einmal eine heiße Tasse kochte. Don schloss mich von hinten in die Arme und küsste mich in den Nacken, worauf ich mich umdrehte und er sich meinem Mund widmete. Erst als der Vollautomat fertig war, löste ich mich verschlafen von ihm und trank genießerisch meinen ersten Schluck Kaffee für heute.
„Nur noch hier die Tasse, dann bin ich fertig.“
Lachend musterte er mich und legte seine Hände auf meine Hüfte.
„Und vielleicht noch ein paar Klamotten anziehen.“
Er küsste mich und verschwand dann in seinem Schlafzimmer, wohin ich ihm langsam folgte. Gerade zog er sich ein T-Shirt über und wuschelte sich gekonnt durch die Haare. Also pflückte ich mir mein Kleid vom Boden und zog es über.
„Ich muss aber erst noch in meine Wohnung mich umziehen. Und wenn ich zu spät komme, dann nur, weil du deinen Wecker zu spät klingeln lässt! Also gibt es heute keine Strafrunden, okay?“
Lachend drängte er mich gegen den Türrahmen und küsste mich verlangend.
„Vielleicht. Kommt darauf an, ob du das hier noch mal wiederholen willst oder nicht.“
Empört schubste ich ihn weg und ging ins Wohnzimmer, wo ich mir meine Schuhe anzog.
„Wenn du jetzt schon versuchst mich damit zu erpressen, dann vergiss es!“
Wütend stand ich wieder auf und funkelte ihn an. Doch er stand nur da und lachte.
„Entspann dich, Babe. Ich wollte nur mal gucken, wie du reagierst.“
Pikiert schnappte ich mir meine Tasche und trank den letzten Schluck aus.
„Ich bin fertig. Du noch nicht. Also ist es deine Schuld, wenn ich zu spät komme.“
Er schnürte sich seine Schuhe und zog mich ein letztes Mal an sich. Dann verließen wir die Wohnung und er war wieder ganz der motivierte Trainer für den Rest des Tages.
Als ich abends mit Maria telefonierte und ihr die Geschichte von mir und Don erzählte, stimmte sie mir zu, dass ich das Richtige getan hätte. Anschließend verabredeten wir uns für den nächsten Tag zum Weihnachtsgeschenke shoppen. Denn in nur 7 Tagen war es soweit und ich hatte noch gar nichts.
Wir hatten beschlossen, zusammen bei ihr in der Wohnung zu feiern. Sie hatte sogar einen kleinen Baum organisiert. Ich kümmerte mich ums Essen und danach wollten wir gemeinsam Weihnachtsfilme sehen. Denn Jacky und David würden ihre Eltern besuchen und mit ihnen feiern, sodass wir ganz alleine waren.
Doch zuerst einmal stand ich vor dem großen Problem, wem ich etwas schenkte und vor Allem was. Maria war mir zum Glück eine wunderbare Hilfe, sodass ich es noch rechtzeitig zu Don ins Nachmittagstraining schaffte.
„Und wie feierst du Weihnachten?“
„Ich gehe mit Rome feiern, wie jedes Jahr.“
„Und sonst machst du nichts mit deiner Familie? Hast du überhaupt Familie?“
Mir fiel nämlich auf, dass ich überhaupt nichts von ihm wusste.
„Natürlich.Ich habe Eltern und eine kleine Schwester, Selena.“
„Das heißt, damals im Krankenhaus hast du dir den Namen nicht einfach ausgedacht?“
Lachend verneinte er.
„Das wäre doch aufgefallen. Aber meine Eltern sind im Moment in Asien unterwegs und meine Schwester feiert mit ihrem Mann in Frankreich. Außerdem lege ich keinen Wert auf Weihnachten.“
Darüber konnte ich nur den Kopf schütteln und konzentrierte mich lieber aufs Seilspringen.
„Du feierst mit Maria?“
„Jap. Wir haben sogar einen kleinen Baum! Dann schenken wir uns eine Kleinigkeit, essen gemeinsam und gucken danach Weihnachtsfilme. Einfach schön entspannt ohne irgendwelchen Stress.“
„Oh, Geschenke. Besteht denn die Hoffnung, dass ich auch etwas bekomme? So etwas, wie dich nur mit einer Schleife umwickelt in meinem Bett?“
„Träum weiter! Ich bin echt schlecht im Geschenke aussuchen. Deswegen beschenke ich auch nur so wenige Leute, wie es geht. Und da du mich täglich quälst, gehörst du nicht zu den Auserwählten.“
„Wer darf sich denn alles glücklich schätzen?“
„Nur Maria, David, Jacky und Eric.“
Ein ungutes Gefühl überkam mich, als ich Eric erwähnte. Schließlich hatte ich ihn betrogen und redete nun beiläufig mit meiner Affäre über ihn. Doch Don riss mich gekonnt aus diesem Unbehagen heraus, indem er mein Springen beendete und mich in den Ring rief.
Nach dem Training zog ich an der inzwischen verwaisten Schule vorbei. Die meisten waren über die Ferien nach Hause gefahren und ich war die Einzige, die noch jeden Tag trainierte. Erics Café war ebenfalls geschlossen und ich musste unweigerlich wieder an ihn denken.
Er rief mich jeden zweiten Tag an, erzählte mir kurz von seinen Erlebnissen und fragte mich dann aus. Dass ich sogar in den Ferien trainierte, fand er nicht so gut, da ich mir, laut ihm, auch mal eine Pause gönnen musste. Doch ich schluckte meine Wut darüber einfach herunter. Schließlich wollte ich mich nicht mit ihm übers Telefon streiten.
Wir hatten auch über Weihnachten geredet und beschlossen, uns nur eine Kleinigkeit zu schenken. Ich hatte ihm also nur ein handgeflochtenes Armband mit kleinen Muscheln drin besorgt, zusätzlich zu einer Mütze und einem Schal. Ich war wirklich nicht kreativ, was Geschenke betraf. Doch er hatte mir versichert, dass er sich über alles freuen würde, Hauptsache es käme von mir.
Für Jacky hatte ich eine grasgrüne Adidasjacke besorgt – so ähnlich, wie meine, um die sie mich immer beneidet hatte. Und David bekam eine DVD-Box von seiner Lieblingsserie. Nur Maria fehlte mir noch und ich hatte noch nicht einmal ansatzweise eine Idee.
Am nächsten Tag besuchte ich sie noch einmal kurz und ging anschließend hoch in Dons Büro, wo ich ein paar Akten abgeben musste. Deprimiert fragte ich sogar Carlos, ob er eine Idee für Maria hätte, doch er gestand dass er selbst noch nichts für sie hätte. Sie waren inzwischen ganz offiziell ein Paar und ich konnte mir nicht vorstellen, dass das Muskelpaket wirklich so zärtlich sein konnte, wie Maria ständig von ihm schwärmte.
Ich wollte gerade wieder gehen, als Don erschien und sich grinsend mein Problem anhörte.
„Komm mit. Wir fahren ins Einkaufszentrum außerhalb der Stadt. Da findest du sicher etwas für sie.“
Er bugsierte mich in seinen r8 und viel zu schnell, waren wir auch schon angekommen.
„Weißt du was? Ich LIEBE dein Auto!“
Es war mir beim Aussteigen herausgerutscht und lachend legte Don einen Arm um mich.
„Dann weiß ich ja, wie ich dich das nächste Mal rumbekomme!“
Pikiert schüttelte ich seinen Arm ab.
„Wenn es denn überhaupt ein nächstes Mal gibt, wenn du mich schon mit deinem Auto bestechen willst…“
Ich streckte ihm – ganz ladylike! – die Zunge heraus und lief ihm voraus die Treppen herunter.
Wir durchstöberten gefühlt jedes Geschäft und nach einer Stunde war ich so deprimiert, dass Don mir einen Kaffee spendierte. Ich hatte immer noch keine Ahnung, was ich meiner Cousine schenken sollte! Und auch wenn Don sein Bestes gab, er konnte mich nicht aufmuntern. Ich verschwand kurz auf die Toilette und fand ihn danach, auf Französisch telefonierend, vor. Desinteressiert schlenderte ich neben ihm an den vielen Schaufenstern vorbei und bemerkte immer mehr Dinge, die mir selbst gefielen. Endlich legte Don auf und bedachte mich mit einem triumphierenden Grinsen.
„Ich hab eine Idee. Was hältst du von einem Gutschein für das Spa, in dem ihr jetzt neulich wart?“
Mein Gesicht erhellte sich und ich schlug mir selbst auf die Stirn.
„Na klar! Ihr hat der Tag so gut gefallen, da hätte ich auch selbst drauf kommen können.“
Dankbar umarmte ich ihn, doch er hielt mich anschließend fest an sich gedrückt.
„Denkst du nicht, dass ich noch etwas mehr als Belohnung verdiene?“
Grinsend biss ich mir auf die Lippen und dachte gespielt lange nach, doch Don kam mir zuvor und küsste mich verlangend. Mitten auf dem Platz des großen Einkaufszentrums. Und das auch noch mit Zunge!
Erst langsam löste er sich von mir und sah mir tief in die Augen. Doch ich wandte mich verlegen ab und strich mir die Haare zurück. Ich konnte ihn nicht einfach so in der Öffentlichkeit küssen. Ich hatte schließlich einen Freund.
„Wir sollten jetzt wieder zurück....“
Ich kuschelte mich tiefer in meinen Schal und ging langsam voraus. Don folgte mir und wir schwiegen die gesamte Heimfahrt. Er schien zu wissen, dass ich nicht darüber reden wollte. Erst als wir vor dem Haus standen und ich schnell verschwinden wollte, hielt er mich zurück.
„Babe…“
„Was ist?“
Ich sah ihm nicht in die Augen. Ich war zu verwirrt und wusste nicht, was ich auf seine möglichen Fragen antworten sollte.
„Das könnte ich dich auch fragen. Was war eben?“
„Nichts.“
Er schob seine Finger unter mein Kinn und zwang mich, ihn anzusehen.
„Okay, vielleicht war ja etwas. Du kannst mich nicht einfach so in aller Öffentlichkeit küssen! Ich habe einen Freund und…“
Ich strich mir verzweifelt durch die Haare und wandte mich erneut von ihm ab.
„Und doch hast du den Kuss erwidert.“
„Ich weiß….aber….ach keine Ahnung!“
Ich riss mich von ihm los und schlug die Haustür hinter mir zu, sodass er mir nicht folgen konnte. Ich wusste einfach nicht, was ich denken sollte. Mir hatte der Kuss viel zu sehr gefallen….
Ich brauchte unbedingt etwas Abstand zu ihm!!!
Als ich am nächsten Tag wieder auf ihn traf, versuchte ich ganz normal zu sein und nach einer anfänglichen Musterung tat Don mir den Gefallen und ließ mich in Ruhe. Alles war ganz normal und wir umgingen das Thema einfach.
Der 24. war mein erster und fast einziger Urlaubstag, denn für den 27. Hatte Don schon das nächste Training angesetzt. Doch als ich an Heilig Abend aufwachte war dies das letzte worüber ich mir Gedanken machte. Ich war zwar nicht religiös, doch Weihnachten war für mich immer ein Tag für die Familie. Wahrscheinlich, weil ich meine Eltern schon so früh verloren hatte.
Ich zog mir schwarze Röhrenjeans zu einem dicken, weinroten Pulli mit Jumper Kragen an. Dann schlüpfte ich in Stiefel, Schal und Mütze und machte mich auf den Weg zu Maria. Wir verbrachten den Tag damit gemeinsam etwas zu kochen, was uns ein wenig an Deutschland erinnerte – einen kleinen Wildbraten, mit Gemüse, Knödel und Salat. Dann machten wir einen Spaziergang durch den nahen Park und tranken Glühwein. Als es dann endlich Abend war, machten wir uns über das Essen her und anschließend gab es Bescherung. Maria freute sich riesig über den Gutschein und schenkte mir ein Barcelona Trikot, was ich am liebsten sofort angezogen hätte.
Danach sahen wir uns ‚Tatsächlich Liebe‘ und ‚Der kleine Lord‘ an. Wir kuschelten uns zusammen auf ihr Sofa und spielten anschließend noch Phase 10 bis spät in die Nacht. Es war schon fast 3 als ich bei dem Taxiunternehmen anrief und eine freundliche Dame mir mitteilte, dass leider alle Taxis ausgebucht waren und ich gefälligst zu Fuß gehen sollte.
„Verdammt, wie kann man nur an Heilig Abend so unfreundlich sein?“
Wütend schmiss ich mein Handy aufs Sofa und setzte mich frustriert neben meine gähnende Cousine.
„Ich kann ja mal Carlos anrufen. Vielleicht ist er wieder zurück und kann dich fahren.“
„Nein, nein. Ich versuche es mal oben im Büro. Vielleicht ist ja heute jemand da, der Zeit hat mich zu fahren.“
Ich verabschiedete mich von ihr und fuhr im Aufzug nach oben.
Ich hatte Glück und es saßen sogar zwei Männer vor den Bildschirmen. Ich kannte sie zwar nicht, doch ich versuchte trotzdem mein Glück und fragte sie.
„Tut mir Leid. Wir können hier nicht weg.“
Verzweifelt sah ich die zwei Muskelpakete in schwarz an und setzte meinen Hundeblick auf.
„Oh bitte. Ich hab sonst keine Möglichkeit nach Hause zu kommen und euer Boss reagiert immer so empfindlich darauf, wenn ich zu Fuß gehe. Wisst ihr, er ist da sehr eigen und das letzte Mal ist er total ausgerastet. Dass will ich nicht noch mal haben – in meinem und auch in Ihrem Sinne.“
Die zwei sahen sich skeptisch an und diskutierten kurz auf irgendeiner Sprache etwas. Anschließend wandte der kahlrasierte sich lächelnd zu mir.
„Moment. In einer Viertelstunde habe ich Feierabend, dann kann ich Sie nach Hause fahren.“
Überglücklich bedanke ich mich und ließ mich auf den nächsten Schreibtisch sinken. Schnell schrieb ich eine SMS an Maria, damit sie sich keine Sorgen machte, und verbrachte die restliche Zeit damit, Musik zu hören. Nach 20 Minuten machte der Russe allerdings immer noch überhaupt keine Anstalten aufzustehen. Ich ging wieder zu ihnen in den Überwachungsraum und hakte nach, doch er vertröstete mich erneut auf ein paar Minuten. Er müsse erst noch etwas fertig machen.
Skeptisch sah ich mir die Bildschirme genauer an und bemerkte, dass sich dort überhaupt nichts regte.
„Achja? Und was genau machen Sie da? Das sieht nämlich nach überhaupt nichts aus! Also hören Sie gefälligst auf mich zu verarschen!“
„Dort regt sich zwar nichts, doch ich muss noch warten, bis jemand aufgetaucht ist.“
„Ach ja? Und wer soll das bitte sein?“
„Ich denke damit bin ich gemeint.“
Überrascht drehte ich mich zu der Stimme hinter mir um und stand einem grinsenden Don gegenüber. Diese verdammten russischen Idioten! Wütend drehte ich mich zu ihnen um.
„Ihr verdammten Arschlöcher! Ich hab nur gefragt, ob ihr mich fahren könnt! Ihr solltet nicht direkt heulend euren Boss um Hilfe rufen! Was seid ihr denn für Weicheier?!“
„Tut mir Leid. Aber Sie haben gedroht, dass der Boss uns Stress macht, wenn wir Sie alleine gehen lassen. Doch wir durften auch nicht einfach so hier weggehen. Also haben wir Diego gefragt und er meinte, wir sollten dich ablenken, bis er kommt.“
Don hielt mir den Mund zu, bevor ich etwas erwidern konnte und zog mich sanft aber bestimmt von ihnen weg.
„Lass die zwei in Ruhe, Babe.“
Er bugsierte mich in sein Büro und nahm erst da seine Hand weg.
„Ich hasse die zwei! Das kannst du ihnen ruhig sagen! Und das werde ich denen irgendwann noch heimzahlen!“
Lachend drängte er mich gegen seinen Schreibtisch, während ich mich aufregte, und umfasste mein Gesicht, sodass ich aufhörte.
„Ich werde es ihnen sagen. Aber meinst du nicht, dass es heute nicht der Tag für Drohungen ist?“
„Ich denke Weihnachten ist dir egal?“
Er zuckte grinsend mit den Schultern und küsste mich. Seine Zunge forderte rau Einlass und seine Hände fuhren mit bestimmend meine Seiten entlang unter meinen Pullover. Er schmeckte nach Bier und drängte mich gierig gegen den Tisch. Ich unterbrach den Kuss und zog seine Hände wieder hervor, doch Don ließ sich davon nicht beirren und widmete sich einfach meinem Hals.
„Don, warte!“
Ich nahm seinen Kopf in meine Hände und seine dunklen Augen fixierten mich endlich.
„Ich denke du bist mit dem Auto unterwegs, warum schmeckst du dann so nach Bier?“
„Bin ich nicht. Rome hat mich hier hin gefahren. Wir wollten gerade sowieso gehen.“
„Was? Ich denke du bist gekommen, um mich zu fahren.“
„Ich bin gekommen, damit du meine Mitarbeiter nicht zu Dummheiten zwingst oder selbst welche machst.“
Fassungslos starrte ich ihn an, wurde jedoch durch seine Zunge erneut abgelenkt, die sich fordernd in meinen Mund schob. Er hob mich auf die Tischplatte und drängte sich zwischen meine Beine. Seine Finger suchten sich erneut ihren Weg unter meinen Pulli, doch ich hielt ihn davon ab und drehte den Kopf zur Seite.
„Babe. Komm mit mir hoch.“
„Aber…“
Er erstickte meinen Kommentar mit noch einem Kuss und hob mich einfach auf seine Arme. Ich hielt mich an seinem Nacken fest, während er mich sicher in den Fahrstuhl trug, ohne den Kuss zu unterbrechen oder sich an den zwei Russen zu stören. Erst in seiner Wohnung setze er mich auf seiner Kommode ab und widmete sich grinsend meinen Schuhen.
„Don, das geht nicht….Ich –“
„Heute nicht Babe. Ich will dich! Und zwar jetzt!“
Hart zog er mich gegen sich und presste so gierig seine Lippen auf meine, dass jeder Widerstand in mir erstarb. Seine Finger öffneten fachkundig meine Jeans und zogen mir diese noch im Flur aus. Ich wickelte meine Beine um ihn und knöpfte sein Hemd auf, während er mich zielstrebig ins Schlafzimmer trug. Ehe ich mich versah, landete ich unter ihm und krallte mich in seine Muskeln.
„Bleib heute Nacht bei mir und ich verspreche, du wirst es nicht bereuen.“
Ich sah ihm in die Augen und konnte nicht anders. Er war so wunderbar dominant und nahm sich, was er wollte. Ich konnte nichts anderes tun als nicken, so sehr hypnotisierten mich diese leidenschaftlichen und gierigen Augen. Sie nahmen mich gefangen und seine Zunge und Hände taten ihr Übriges, dass ich alles andere um mich herum vergaß.
Am nächsten Morgen wachte ich jedoch alleine in dem großen Bett auf. Von Don war keine Spur. Ich schlang das dünne Laken fröstelnd um meinen Körper und stand aus dem warmen Bett auf. Langsam betrat ich das Wohnzimmer und entdeckte Don mit einem Glas Wasser in der Küche.
Als er mich, nur mit dem Laken umwickelt entdeckte, blieb sein Blick auffällig lange auf der Wölbung meiner Brüste hängen. Schließlich umschlang er mich mit einem Arm und küsste mich gierig zur Begrüßung.
„Und? Gut geschlafen?“
Zufrieden grinsend stimmte ich zwischen zwei Küssen zu und strich langsam über seine entblößten Bauchmuskeln bis zum Saum seiner Boxershorts hinab. Er krallte sich fester in das Laken und zog mich dichter an sich. Grinsend, über seine Reaktion, biss ich ihm in die Unterlippe und zog leicht daran. Seine Finger schoben mir die Laken langsam von den Schultern und er löste mit funkelnden Augen meine Hände, sodass der seidene Stoff vollends an mir herab glitt.
Zufrieden unterbrach er den Kuss und musterte mich ausgiebig, bevor er mich auf seine Arme hob und zurück ins Bett trug.
Es waren schon 2 Uhr, als ich es endlich, nur mit seinem Hemd bekleidet, aus dem Bett schaffte und gemeinsam mit Don etwas essen konnte.
„Warum warst du heute Morgen eigentlich schon so früh wach?“
„Ich hab einen Anruf bekommen und wollte dich nicht wecken.“
Fragend sah ich ihn an, doch er biss erst einmal genüsslich in sein Brötchen, bevor er mir endlich mehr erzählte.
„Es ging um einen Auftrag in Russland. Ein Bekannter hat Informationen über einen gesuchten Geldfälscher, Namens Roman Shirokov. Er tarnt sich als reicher Aktienhändler und ist ständig von mehreren bewaffneten Söldnern umgeben. Seine Leibgarde sozusagen.“
„Und du fliegst jetzt nach Russland und nimmst ihn fest?“
„Das ist nicht so leicht. Außer den Söldnern hat er nämlich noch viele mächtige Menschen bestochen. Ich muss also erst einmal, mithilfe einer falschen Identität, an ihn heran kommen, dann muss ich ihn alleine abpassen können, festnehmen und so unauffällig, wie möglich zum Flugzeug und aus dem Land bringen.“
„Und wenn du geschnappt wirst?“
Trocken lachte er und quälte mich erneut mit einer ausgedehnten Pause, in der er genüsslich weiter aß.
„Dann darfst du dir einen neuen Trainer und Boss suchen.“
„Wow... Aber du fliegst doch nicht alleine dorthin, oder?“
„Das ist ja das Problem. Ein Paar meiner Leute kommen mit dorthin, doch zu Shirokov können sie mich nicht begleiten. Das wäre zu auffällig. Wir würden schon ein paar Stunden nach der Landung auffallen und dann in einem von diesen anonymen russischen Gefängnissen verrotten.“
„Das hört sich aber verdammt gefährlich an!“
Spöttisch zog er eine Augenbraue nach oben und musterte mich.
„Machst du dir etwa Sorgen um mich, Babe?“
Genervt streckte ich ihm die Zunge heraus.
„Dann bekäme ich einen neuen Trainer, der mich bestimmt nicht so quält, wie du. Es hätte also auch seine Vorteile.“
„Dann muss ich wohl aufpassen. Nicht dass du mich noch an Shirokov verrätst, nur um dir mal etwas Entspannung zu gönnen.“
Lachend stimmte ich zu.
„Das muss ich irgendwie verhindern…“
Grübelnd sah er sich im Raum um, als er plötzlich zu grinsen anfing.
„Ohje. Ist es so schlimm, was du jetzt mit mir vorhast?“
„Nein. Du hast mich nur gerade auf etwas gebracht, was mir theoretisch selbst hätte einfallen müssen.“
Sein Grinsen wurde noch ein Stück breiter als er aufstand und mich gegen sich zog.
„Du willst also eine Pause vom Training haben?“
„Ähm…Vielleicht?“
„Gut. Das sollst du bekommen. Du wirst mich nämlich begleiten.“
Überrascht hielt ich inne und sah ihn prüfend an.
„Was? Du willst mich verarschen, oder?!“
„Nein. Shirokov macht jedes Jahr nach Weihnachten einen Ausflug in ein Ferien Resort. Das ist die einzige Gelegenheit, wo man an ihn heran kommen könnte. Und wir zwei werden uns als Ehepaar dort ebenfalls einquartieren. Die Russen schätzen Frauen generell nicht als gefährlich ein, somit werden sie bei dir kaum Verdacht schöpfen und ihre gesamte Aufmerksamkeit mir schenken. Bis auf Shirokov, hoffentlich. Denn wie man hört, hat er eine Schwäche für schöne Frauen. Und ich bin mir sicher, dass er dir genauso verfallen sein wird, wie die Männer hier.“
Immer noch skeptisch, hob ich eine Augenbraue.
„Das ist jetzt wirklich dein Ernst? Du willst, dass ich dich als deine Frau dorthin begleite und mich an einen gefährlichen Geldfälscher ranschmeiße?“
„Ja. Du musst nichts weiter tun, als seine Aufmerksamkeit auf dich zu ziehen. Ich werde mich bei den abendlichen Attraktionen nicht blicken lassen, öfter auch mal tagsüber wegfahren und du spielst die vernachlässigte Ehefrau.“
Ich konnte es immer noch nicht glauben, dass er das Angebot ernst meinte, doch Don legte seine Finger unter mein Kinn und grinste mich herausfordernd an.
„Also? Was sagst du? – Sieh es einfach als Weihnachtsgeschenk von mir für dich an. Einen 4 bis 7 Tage Urlaub mit Vollpension, schicken Kleidern und reichlich Champagner, für den du eine Menge Kohle bekommst.“
Es war bereits Abend und ich lag immer noch nackt in Dons Bett und er erklärte mir alles, für unseren „Undercover Auftrag“. Da klingelte plötzlich mein Handy auf der Kommode. Don räkelte sich dorthin, doch als er es mir gab, hatte er auf einmal sein undurchdringbares Pokerface aufgesetzt.
„Dein Freund.“
Geschockt setzte ich mich auf und presste das Laken feste an mich, während ich dran ging.
„Hey, Süße! Frohe Weihnachten!“
„Dir auch. Hattest du einen schönen Abend gestern?“
„Hier feiern wir das ganze doch erst am Morgen danach! Aber es war sehr schön. Und bei dir?“
Ich erzählte ihm, was ich mit Maria alles gemacht hatte und wurde dabei genauestens von Don beobachtet.
„Hast du dann anschließend bei ihr geschlafen oder dir ein Taxi genommen?“
„Ich wollte mit dem Taxi heim, aber es fuhren keine mehr und ich habe dann Diego gefragt.“
Ein mürrisches Schnauben entwich Eric, doch er schien sich seinen Kommentar zu verkneifen.
„Aha…und was treibst du heute so?“
Ich fuhr mir durch die Haare und schloss kurz die Augen.
„Ich bin gerade bei Diego und wir reden über einen Auftrag.“
„An Weihnachten? Kann er dich denn noch nicht mal für ein paar Tage in Ruhe lassen?“
Ich wickelte das Laken um mich und ging leise ins Wohnzimmer, denn ich wusste, was jetzt kommen würde und das musste Don nicht unbedingt mitbekommen.
„Der Auftrag ist nicht heute. Er informiert mich nur gerade, damit ich mich darauf vorbereiten kann.“
„Aha. Lass mich raten, ihr geht morgen irgendeinen Mörder, Vergewaltiger oder Psychopath jagen?“
„Nein. Es ist ein Geldfälscher und wir fliegen übermorgen los…“
„WIE BITTE?“
Ich schwieg, da mir klar war, dass er es verstanden hatte.
„Ihr FLIEGT?!“
„Ja.“
„Wohin?“
„Kann ich dir nicht sagen, Eric.“
Ich hörte ihn wütend fluchen und wartete, bis er wieder ins Telefon sprach.
„Und warum kann er nicht jemand anderes mitnehmen? Geldfälscher sind doch gefährlich! Sie haben so viel zu verlieren und dazu auch noch viel Geld, um sich zu schützen!“
„Ich komme mit, weil ich als Frau nicht auffalle..“
„Nein! Sag mir jetzt bitte nicht, dass du auch noch so tun must, als wärst du seine Freundin!“
Eigentlich ja Frau, doch das musste er ja nicht unbedingt wissen.
„Eric, es ist doch nur für ein paar Tage und ich muss es ja nur in der Öffentlichkeit ein bisschen spielen. Das heißt ja nicht, dass wir da wild rum knutschen müssen oder sonst was!“
„Auch noch für ein paar Tage?!“
Oh…hatte ich das noch nicht erwähnt gehabt?
„Dir scheint das ja alles überhaupt nichts auszumachen, seine Freundin zu spielen!“
„Verdammt, das gehört nun einmal mit zum Job! Komm endlich damit klar!“
„Nein! Du kannst nicht von mir erwarten, dass ich es gut heiße, wenn du dich ständig in Gefahr bringst und jetzt auch noch die Freundin von diesem Macho spielen willst! Er wird das auf jeden Fall ausnutzen wollen! Und er nimmt dich doch auch nur mit, damit er mit dir rummachen kann – und nicht weil er Hilfe brauch!“
„Das stimmt doch gar nicht! Hör auf mich ständig so zu bemuttern! Ich bin nicht so schwach, wie du immer tust! Und im Gegensatz zu dir, weiß er das auch!“
„Als ob. Er will dich doch nur flachlegen und hat dich überhaupt nur deswegen eingestellt! Damit du denkst, du schuldest ihm etwas! Aber ich kann einfach nicht zulassen, dass du mit diesem Playboy in irgendein Land fliegst und dich so in Gefahr begibst!“
„Du kannst überhaupt nichts dagegen machen! Es ist mein Job! Und ich werde ihn niemals aufgeben! Für niemanden!“
„Und ob ich etwas tun kann! Denn das geht mir eindeutig zu weit! Du bist ein Mädchen! Die sollten nicht so bescheuerte Berufe ausführen! Such dir einen anständigen in irgendeinem Büro! Denn das andere mache ich nicht mehr lange mit! Ich habe keine Lust mir ständig Sorgen um dich zu machen! Egal ob du nur trainierst oder irgendwelche gefährlichen Dinge erledigst!“
„Das ist ein anständiger Job! Und wenn du mich nicht ständig so unterschätzen würdest, dann bräuchtest du dir auch nicht so viele Sorgen zu machen! Ich kann gut auf mich selbst aufpassen und für die Notfälle habe ich immer noch jemanden dabei, der mir helfen kann!“
„Und wenn der irgendwann mal zu spät kommt um dir zu helfen?“
„Das Risiko gehört nun einmal dazu.“
„Nein! Nicht für eine Frau! Ich dulde es nicht, dass du dich schon wieder Gefahren aussetzt! Das letzte Mal hattest du eine Gehirnerschütterung und was davor alles passiert ist, will ich gar nicht erst wissen! Du fliegst nicht mit zu diesem Auftrag!“
„Du hast mir überhaupt nichts zu sagen, Eric.“
„Oh doch! Als dein Freund schon! Und ich will, dass du diese Scheiße endlich sein lässt und einen NORMALEN Job annimmst!“
„Und wenn nicht?“
„Dann haben wir zwei ein großes Problem! Ich liebe dich, Melina. Also versteh doch bitte, dass ich dich nur beschützen will!“
„Ich kann mich selbst beschützen!“
„Nein! Denn Mädchen sind nicht dafür gemacht, Kopfgeldjäger zu werden! Ihr seid viel kleiner und schwächer als die meisten Männer! - Ich werde jetzt auflegen und du sagst deinem Boss gefälligst, dass du den Auftrag ablehnst!“
Er legte auf und ich kochte vor Wut, sodass ich mein iPhone schreiend gegen die Wand schmiss. Es zersprang in viele kleine Einzelteile, doch es war mir egal und ich schnappte mir schnell meine Jeans und den Pullover. Don kam aus dem Schlafzimmer und beobachtete mich verwirrt, doch ich ignorierte ihn. Erst als er mich an der Tür aufhielt, schrie ich ihn wütend an.
„Verdammt, lass mich gefälligst los! Ihr Kerle habt doch alle einen Knall! Ich dachte es gäbe Ausnahmen, doch ihr scheint alle gleich zu sein! Verdammt noch mal! Ich tue das, was ich will! Und es gibt keinen Mann auf dieser Welt, der über mich bestimmen kann! Aber das kapiert ihr einfach nicht!“
Ich riss mich los und rannte wütend die Treppe runter, zu meinem Auto. Mit heulendem Motor raste ich aus der Garage und fuhr in Rekordzeit zu meiner Wohnung. Dort angekommen tigerte ich erst einmal ziellos durch den Raum, doch alles machte mich so rasend, dass ich mich entschied zu trainieren. Ich zog mich um und joggte, immer noch kochend vor Wut, zur Kampfsporthalle, wo ich einfach nur ziellos auf den nächstbesten Boxsack einprügelte!
Wie konnte Eric es sich nur erdreisten, mir zu verbieten nach Russland zu fliegen! Er hatte mir überhaupt nichts zu sagen! Und erst recht würde ich nicht wegen ihm meinen Job und meine Ausbildung aufgeben.
Ich hieb immer noch wild auf den Sack ein, als plötzlich Maria die Halle betrat und mich sorgenvoll beobachtete.
„Hey, Süße. Was ist denn los? Diego hat mich angerufen du hättest Stress mit Eric?“
„Diego soll sich da raushalten!“
„Er schien sich aber richtige Sorgen zu machen.“
Sie setzte sich neben mich auf eine Bank und sah mir zu, wie ich den Boxsack verprügelte.
„Willst du mir nicht vielleicht erzählen, was passiert ist?“
Ich verpasste meinem Gegner einen wütenden Kick und machte eine kurze Pause um Luft zu holen.
„Ich werde mit Don ins Ausland fliegen um einen Auftrag zu erledigen. Und Eric meint, mir das verbieten zu können.“
Ich boxte weiter, da die Wut schon wieder hochkochte, wenn ich daran dachte.
„Mal wieder, weil er denkt es sei zu gefährlich?“
„Ja. Und weil ich mich als Dons Frau ausgebe, obwohl Eric nur denkt, dass ich als seine Freundin dorthin gehe.“
„Also ist er auch noch eifersüchtig.“
„Ich glaube nicht eifersüchtig. Er denkt nur, dass Don mich nur deswegen mitnimmt. Damit er mich flachlegen kann und nicht, damit ich ihm helfe. Eric ist einfach viel zu überzeugt davon, dass ich ein kleines, schwaches Mädchen bin, was er beschützen soll und dem er alles befehlen kann, was er will! Ich dachte ja eigentlich, er wäre anders! Doch anscheinend ist er genauso, wie meine bisherigen Freunde!“
Wir schwiegen eine Weile, bis ich mich schnaubend neben Maria setzte und sie mich in den Arm nahm.
„Ich kann dich verstehen. Wir beide reagieren ziemlich empfindlich, wenn Männer uns etwas vorschreiben wollen. Dafür haben wir einfach viel zu schlechte Erfahrungen gemacht.“
Sie strich mir sanft über den Rücken, bis ich mich endlich etwas beruhigt hatte.
„Aber du wirst trotzdem mit Don fliegen, nicht wahr?“
„Natürlich! Ich werde nicht noch einmal den gleichen Fehler, wie bei Justin begehen. Denn irgendwann wird er es immer öfter machen und da habe ich keine Lust drauf!“
„Hast du das Eric gesagt?“
„Dass er mir nichts vorzuschreiben hat, ja. Von Justin weiß er immer noch nichts.“
„Das ist doch okay. Vielleicht beruhigt er sich ja wieder und entschuldigt sich.“
„Ja. Aber wir streiten uns einfach zu oft wegen diesem Thema. Er hasst meinen Job und will, dass ich ihn hinschmeiße. Und das wird sich niemals ändern. Er hat mir sogar gedroht, dass ‚wir ernsthafte Probleme miteinander bekommen‘, wenn ich trotzdem fliege. - ich habe da einfach keine Lust mehr drauf!!“
„Ich denke, du solltest das tun, was du für richtig hältst. Gib ihm etwas Zeit sich zu beruhigen und wenn du wieder zurück bist, kannst du dich ja noch mal bei ihm melden.“
Ich nickte langsam und ließ zu, dass meine Cousine mir die Handschuhe abnahm.
„Wie bist du überhaupt hier hoch gekommen?“
„Carlos hat mich gefahren. Er wartet auch noch auf mich, weil ich heute Abend eigentlich bei ihm schlafen wollte. Aber ich kann ihm auch absagen, wenn du lieber mit mir reden willst oder nicht allein sein willst.“
„Nein, nein. Kein Problem. Ich zieh mir einfach ein paar Schnulzen rein und bestell mir was zu essen, dann geht das schon.“
„Okay. Aber darf ich noch etwas fragen?“
Ich nickte und Maria fing plötzlich breit an zu grinsen.
„Ich bin heute Morgen mit Carlos unterwegs gewesen und dein Auto stand den ganzen Tag noch bei Diego in der Tiefgarage.“
Ich fing ebenfalls an zu grinsen.
„Das war keine Frage, Maria…“
„Na los, du weißt, was ich wissen will!“
Ich strich mir durch die Haare und nickte.
„Er hat mich gestern Nacht nicht nach Hause gefahren. Ich war bis eben bei ihm und bin nach Erics Anruf erst abgehauen. Davor habe ich ihn allerdings noch wütend angeschrien und mein Handy gegen die Wand geworfen. Vielleicht hat er sich deswegen auch so Sorgen gemacht…“
„Ja, ich denke auch, dass es ausschlaggebend war, wenn du dein geliebtes Handy schon so misshandelst. Hat es denn die Aktion überlebt?“
Zerknirscht schüttelte ich den Kopf. So im Nachhinein tat es mir ja schon ziemlich Leid.
„Naja. Und was das andere betrifft, beruhig dich und schlaf eine Nacht darüber. Es bringt nichts, wenn du dich davon ablenken lässt. Du kannst eh erst was dagegen machen, wenn du wieder zurück bist. Aber wegen einer Sache, die Eric gesagt hat, kannst du dir absolut sicher sein. Don nimmt dich nämlich ganz bestimmt nicht mit, damit er dich flachlegen kann. Denn das kann er ja anscheinend auch hier – also sieh es positiv! Er nimmt dich mit, weil er dir und deinen Fähigkeiten so viel zutraut, dass er sozusagen sein Leben in deine Hände legt.“
Ich musste Lachen und wir verließen wieder die Halle. Maria hatte Recht, dass ich mich davon nicht ablenken lassen sollte. Nur die Sache mit meinem Handy sollte ich vielleicht morgen klären.
Am nächsten Morgen verlegte ich meine tägliche Joggingstrecke und lief stattdessen zu Dons Firma um mich bei ihm für meinen Ausraster zu entschuldigen und die Überreste meines Handys abzuholen. Doch als ich dort ankam, war er unterwegs und Felino drückte mir dreckig grinsend ein kleines Päckchen in die Hand.
„Hier, das soll ich dir von Diego geben. Er sagte, als verspätetes Weihnachtsgeschenk.“
Verwirrt nahm ich es entgegen und setzte mich an meinen Schreibtisch, um es in Ruhe auspacken zu können.
Warum sollte Don mir etwas schenken, wo er doch wusste, dass ich ihm nichts schenkte. Und er hatte doch gesagt, dass der Job nach Weihnachten sein Geschenk für mich sei.
Ich riss das Papier kaputt und wurde noch verwirrter als ich den Inhalt entdeckte. Ein brandneues iPhone 5 strahlte mir von dem Kartondeckel entgegen. Und daran klebte ein kleiner Zettel, auf dem auf Deutsch stand: „Alles klar?“
Ein kleines Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. Don musste am Morgen direkt zu einem Laden gefahren sein, um mir ein neues Handy zu besorgen. Also hatte Maria recht gehabt mit ihrer Vermutung, dass er sich ziemlich Sorgen machte.
Ich baute schnell meine alte Sim karte ein, die Don mir ebenfalls dazugelegt hatte, und packte alles in die Taschen meiner Jogginghose. Auch wenn es vielleicht komisch aussah, aber ich musste es ja erst einmal laden lassen, bis ich es benutzen konnte. Und dafür musste ich wieder zurück in meine Wohnung.
Als es schließlich fertig geladen hatte, schrieb ich Don sofort eine SMS um mich zu bedanken und dabei auch zu sagen, dass er das eigentlich nicht hätte machen müssen. Immerhin hatte ich mein altes selbst zerstört. Doch ich wartete vergebens auf eine Antwort.
Also duschte ich schnell und überlegte dann, was ich für unseren Ausflug alles benötigte. Don war wahrscheinlich noch am Arbeiten, sodass ich ihn nicht fragen konnte und einfach mal auf Glück packte. Er hatte immerhin etwas von 5 bis 7 Tage gesagt und dass ich nicht auffallen durfte, sondern nur einen auf vernachlässigte Ehefrau machen sollte.
Zwischendurch telefonierte ich mit Jacky und David, damit wir alle wieder auf dem neusten Stand waren. Doch als es dunkel wurde, hatte Don sich immer noch nicht gemeldet. Anscheinend musste er immer noch arbeiten, ich wurde allerdings mit der Zeit etwas nervös. Vielleicht war das Handy auch nur eine Vertröstung, weil er es sich mit dem Job noch einmal überlegt hatte.
Aus lauter Frust putzte ich meine komplette Wohnung, um nur irgendwie die Zeit tot zu schlagen, doch selbst 2 Stunden später, hatte ich immer noch nichts von ihm gehört.
Gerade wollte ich mir ein Bad einlassen, um mit einem Buch zu entspannen und irgendwie auf andere Gedanken zu kommen, als es plötzlich an meiner Tür klopfte. Nur in Morgenmantel bekleidet öffnete ich die Tür und stand Don gegenüber, der eine Plastiktüte und einen Sixpack Bier dabei hatte.
„Hey Babe. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, du hast auf mich gewartet.“
Ich konnte nicht abstreiten, dass es wirklich so aussah, als wolle ich den Abend mit meinem Freund verbringen. Also ließ ich ihn schnell herein, bevor mein Nachbar von gegenüber noch zufällig Zeuge dieses peinlichen Zufalls wurde.
„Ich habe irgendwie tatsächlich auf dich gewartet, allerdings habe ich eher mit einer SMS oder einem Anruf gerechnet.“
„Ja, ich hab‘s gelesen. Aber ich bin gerade eben erst mit Arbeiten fertig geworden und dachte, du hast vielleicht auch Hunger. Mit so einer Begrüßung habe ich allerdings auch nicht gerechnet.“
Erst da fiel mir auf, dass er in kompletter Arbeitsmontur – schwarze Jeans zu einer schwarzen Lederjacke, die seinen Waffengürtel verdeckte – vor mir stand. Als ich jedoch seinen Blick auf mir bemerkte, wurde mir meine Situation wieder bewusst und ich zog instinktiv den seidenen Stoff enger um meinen Körper.
„Ähm ja…Wie wäre es wenn du alles schon mal auspackst und ich zieh mir währenddessen etwas über…“
„Meinetwegen kannst du auch so bleiben. Aber wobei hab ich dich denn gestört, dass du nackt durch deine Wohnung läufst?“
Sein Grinsen wurde dreckiger und ich verkniff mir die Frage, woher er wusste, dass ich nackt bin.
„Ich wollte eigentlich gerade baden, aber das hat sich ja jetzt erledigt. Moment.“
Er erwiderte noch etwas, doch ich ignorierte ihn und verschwand schnell in meinem Schlafzimmer. Nur mit Mühe konnte ich dem Drang widerstehen, die Tür zur Sicherheit zuzuschließen, und zog mir in Windeseile Boxershorts und einen kuschligen Pullover über.
Als ich wieder ins Wohnzimmer zurückkam, hatte Don den Inhalt seiner Tüten schon auf meinem Tisch verteilt und den Fernseher angestellt.
„Ich hoffe du magst Asiatisch. Aber zu mehr hatte ich einfach keinen Elan mehr.“
Er schmiss sich kraftlos auf das Sofa und nahm einen gierigen Schluck aus seiner Flasche.
„Hattest du einen anstrengenden Tag?“
Stumm nickte er, während er auf irgendeinen Sportsender schaltete, wo gerade American Football kam. Ich setzte mich neben ihn und häufte uns beiden etwas auf die Teller. Als Dank reichte er mir ebenfalls eine Flasche und wir saßen eine Weile schweigend nebeneinander, während wir aßen.
„So, kommen wir wieder zum Geschäft. Unser Flug geht morgen früh um 6 Uhr. Wir werden so 5 bis 7 Tage dort bleiben, je nachdem wie schnell Roman dir verfällt, aber deswegen mache ich mir keine Sorgen.“
„Okay. Ich dachte schon, das Handy wäre eine Entschuldigung dafür, dass du es dir doch anders überlegt hast.“
„Nein, meiner Meinung nach bist du dem Job gewachsen. Wenn du selbst allerdings Zweifel hast oder sonst irgendwelche Gründe, dann ist es auch kein Problem, wenn du nicht willst.“
Vorsichtig musterte er mich, doch nach einem großen Schluck Bier schüttelte ich den Kopf.
„Habe ich nicht.“
Grinsend hielt er mir seine Flasche zum Anstoßen hin.
„Dann auf eine gute Zusammenarbeit.“
Nachdem wir fertig gegessen hatten, zog er von irgendwo eine Akte hervor mit Fotos von Shirokov, seinen Schlägern und sonstigen Details für den Auftrag.
Ich hieß ab Morgen Fiona Cordeira und mit Don, alias Marc Cordeira, seit zwei Jahren glücklich verheiratet. Er war Anwalt, 27,stinkreich und ein Workaholic. Ich war 22, BWL Studentin und liebte es, das Geld meines Mannes auszugeben.
Tagsüber würde er mich weitestgehend alleine lassen, sich mit seinem Laptop verziehen oder in die nächste Stadt fahren, seine „Geschäfte führen“. Dann sollte ich mich an Shirokov heranschmeißen und irgendwie versuchen, ihn von seinen Leibwächtern und am Besten aus auch dem Resort wegzulocken. Wenn ich es schaffen sollte, würde ich Don ein Zeichen geben, er würde sich ihn schnappen und zu Felino bringen. Dieser würde ihn dann aus Russland heraus bringen, während wir noch ein paar Tage bleiben wollten, damit kein Verdacht entsteht.
Ich räumte schließlich das essen weg und wir genossen den Abend bei einem Fußballspiel und dem Bier.
„Hast du denn inzwischen alles mit Eric klären können?“
Don sah mich nicht an, als er das fragte, seine Stimme klang jedoch etwas besorgt. Trotzdem ließ ich mir Zeit zum Antworten.
„Nein. Ich habe mit Maria geredet und beschlossen, die Sache bis nach dem Job ruhen zu lassen. Du musst dir aber keine Sorgen machen, dass ich deswegen abgelenkt bin oder so.“
Ich fixierte den Fernseher, merkte jedoch dass Don mich nun ausgiebig musterte.
„Deswegen mache ich mich keine Sorgen..“
Wir schwiegen eine Weile, bis er weiter sprach.
„Wenn ich irgendetwas machen kann.. mit ihm reden, ihm eine runterhauen, dich außerhalb des Jobs und des Trainings in Ruhe lassen…“
Überrascht sah ich ihn an.
„Das würdest du tun?“
„Was davon?“
„Alles!“
Er genehmigte sich etwas Bier und sah mich dann ebenfalls an.
„Das erste, wenn du mich darum bittest. Das zweite, wenn du mich nicht weiter daran hinderst und es mir übel nimmst. Und das dritte…Wenn du es wirklich willst…“
Verwirrt sah ich ihm in seine dunklen Augen, die mich so ernst musterten. Ich hätte nie im Leben gedacht, dass er jemals so etwas sagen würde.
„Warum?...Ich meine.. das würde überhaupt nicht zu dir passen…einfach so aufzugeben..“
Ich sprach ganz leise, es kam mir so unwirklich vor…
„Du sahst gestern Abend so wütend und verletzt aus. Und das will ich nicht. Wenn ich daran schuld war, ziehe ich mich zur Not zurück von dir….und wenn dein Freund der Grund war, habe ich nur die anderen zwei Möglichkeiten, dir dabei zu helfen. Wobei du dir sicherlich denken kannst, welche mir am liebsten ist.“
Er grinste mich leicht an, was ich erwiderte.
„Aber du weißt auch, dass ich das auf keinen Fall will. Wenn er es verdient hat, kann ich das auch selbst machen.“
„Ja…und wie steht es mit den andern zwei Angeboten…?“
Ich musterte ihn eine Weile, wie er neben mir auf dem Sofa lag und mir mit einem perfekten Pokerface in die Augen sah. Er hatte die Lederjacke abgelegt und trug nur noch ein schwarzes T-Shirt, was seine Muskeln hervorhob. Mein Blick blieb eine Weile an seinen Armbändern hängen, was mich an die Nacht im Club erinnerte. Wo er so perfekt gewesen war und mich dennoch hatte alleine in die Wohnung gehen lassen. Dabei wusste ich dass er auch genauso ein richtiges Arschloch sein konnte. Je nachdem, wie er es wollte. Und gerade…..ich wusste nicht was er gerade war, aber es schien ihm verdammt schwer zu fallen, denn er fuhr sich durch die Haare und trank gierig von seinem Bier, bevor er sich wieder mir widmete.
„Du weißt, selbst wenn du jetzt sagst, dass ich dich in Ruhe lassen soll – an meinem Verhalten bei der Arbeit oder beim Training wird sich nichts ändern.“
„Ich weiß. Das macht dich zu einem wirklich tollem Trainer und Boss…“
Ich fuhr mir ebenfalls durch die Haare, als Don plötzlich seufzend aufstand und seine Lederjacke anzog.
„Du brauchst es nicht zu sagen…ich habe es auch so verstanden... immerhin hast du es mir schon einmal gesagt… Wir sehen uns Morgen!“
Damit schnappte er sich die Akte und war aus der Wohnung verschwunden, ehe ich etwas erwidern konnte und ließ mich vollkommen verwirrt zurück.
Was war das?
Er war einfach so gegangen. Hatte noch nicht einmal meine Antwort abgewartet.
Doch er schien sie aus meinem Verhalten gedeutet zu haben.
Dass ich ihn privat nicht mehr sehen wollte. Mich sozusagen vollends von ihm abwenden wollte.
Aber wollte ich das wirklich?
Meine Gedanken rasten. Ich wusste nicht mehr was überhaupt denken sollte.
Denn ab jetzt würde er nie wieder anzügliche Bemerkungen machen, mich nie wieder mit diesem lusttrunkenen Blick mustern. Einfach nur noch mein Trainer und Boss sein. So wie ich es mir früher immer gewünscht hatte.
Selbst wenn wir gemeinsam feiern, würden seine Hände nie wieder so besitzergreifend über meinen Körper streifen. Mich nie wieder mit winzigen Berührungen in den Wahnsinn treiben, weil bei ihm alles ein Versprechen auf mehr scheint.
Und auch würde ich nie wieder mit ihm streiten können, weil er mich scheinbar viel zu leicht verführen kann und ich so stets versuche, ihm zu widerstehen.
Ich würde nie wieder in diesem raubtierhaftem Blick baden können, wenn ich mit ihm Spiele trieb, die so erregend waren, dass ich ihm viel zu schnell verfallen war.
Stattdessen hätte ich Eric, der so sanft und zärtlich war. Der mich liebte. Mir jeden Wunsch von den Lippen ablas.
Und abgesehen von den wenigen Streits über meinen Job, war er viel unkomplizierter als Don.
Er hatte nicht so einen Dickkopf. Sein Ego stand ihm nicht so sehr im Weg. Er war romantisch, treu, hingebungsvoll.
Der perfekte Gentleman – und das nicht nur, wenn er mich gerade flachlegen wollte.
Bei ihm hatte ich nicht das Gefühl, dass er mich nur wegen des Sex haben will oder wegen meinem Körper.
Er liebte es auch mal einen Abend einen Frauenfilm zu sehen, nur zu baden oder nur zu kuscheln – ganz ohne diese alles auffressende Begierde, die bei Don niemals so etwas zulassen würde.
Er war einfach ein echter Traummann.
So wie jede Frau sich ihn wünscht.
Wie ich ihn mir in meiner Kindheit immer vorgestellt habe.
Und wie ich ihn brauchte, nachdem Justin es fast geschafft hatte mein Leben zu zerstören.
Ich konnte nicht noch so einen Macho und Playboy verkraften, der meinem Ex in vielen Dingen viel zu ähnlich war. Der kein Problem damit hatte mit mehreren Frauen gleichzeitig zu schlafen. Der einen so gefährlichen Job hatte, dass ich irgendwann unweigerlich in Probleme geraten würde.
So gesehen, war es wirklich besser für mich, wenn Don sich von mir zurück zog und ich meine Beziehung mit Eric wieder retten konnte!
Und dennoch..
Irgendetwas zog mich so stark zu Don, dass ich meinen Freund schon mehrfach betrogen und belogen hatte. Dabei war so etwas eigentlich nie für mich in Frage gekommen. Ich hatte mich stets über solche Frauen aufgeregt.
Frustriert trank ich den letzten Schluck von meinem Bier und musterte nachdenklich die Flasche.
Don würde sich nichts anmerken lassen im Training. Und auch im Job nicht. Es wäre also eigentlich kein Problem, wenn ich es bei dieser Antwort belassen würde. Es wäre sogar um Welten einfacher als alles andere…
Ich stand auf und stellte die Flasche in die Küche, als mir etwas in meinem Regal auffiel. Ich starrte es einige Sekunden an, griff danach und rannte, wie von der Tarantel gestochen, die Treppen hinunter.
Ich musste Don irgendwie noch erwischen.
Irgendwie!
Ich nahm drei Stufen auf einmal und sprang regelrecht aus der Haustüre heraus, als ich auch schon das Tor der Tiefgarage rattern hörte.
Ich musste mich beeilen, sonst würde ich ihn verpassen!
Ich sprintete die letzten 10 Meter bis zur Ausfahrt und kam keuchend darauf zu stehen, genau vor dem schwarzen Panamera, der mich mit quietschenden Reifen leicht berührte, bevor er zum Stehen kam.
Sofort sprang Don aus ihm heraus und packte mich bei den Schultern.
„Sag mal bist du jetzt total durchgeknallt?! Du kannst doch nicht einfach so vor mein Auto springen! Ich hätte dich fast überfahren!!“
Wütend schüttelte er mich, sodass ich mich noch schwerer von dem Schock erholte.
„Hast du dir auch nichts getan?“
Er begutachtete meinen zum Glück unversehrten Körper, der immer noch fast nur von seinen Händen gehalten wurde, so perplex war ich.
„Und warum zur Hölle bist du ohne Schuhe draußen unterwegs?! Und nur in Boxershorts?!“
Verwirrt sah ich an mir herunter, als mir mein eigentlicher Grund, warum ich mich vor sein Auto geschmissen hatte, wieder ins Auge fiel.
„Hier, dein Armband..“
Vollkommen verwirrt musterte er es und sah mir dann wieder in die Augen.
„Und nur deswegen bringst du dich fast um?!“
„Nein…aber ich hatte es mir ja genommen, unter der Bedingung, dass ich dir dafür das gebe, was du willst.“
Verwirrt schüttelte er seinen Kopf und setzte wieder sein Pokerface auf.
„Achso..und da ich dich jetzt in Ruhe lassen soll, willst du es mir wieder geben. Dann danke. Morgen hätte es auch noch gereicht, aber kann ich dir wohl nicht übel nehmen, wenn du es so schnell loswerden willst. Dann noch eine gute Nacht.“
Er zog es mir kalt aus der Hand und drehte sich um, um zu gehen. Doch ehe er sich wieder in sein Auto setzen konnte, zog ich ihn an der Hand zurück.
„Don..“
„Hey, ist schon gut, Kleines. Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich damit umgehen kann.“
Er wimmelte mich wieder ab, doch ich gab nicht auf und drückte ihn schließlich mit meinem Körper gegen die Karosserie.
„Nein…Ich will dich nicht loswerden…und ich will auch nicht, dass du mich in Ruhe lässt.“
Er musterte mich eine Weile, bevor er antwortete.
„Was willst du denn dann?“
„Ich….ich weiß es nicht.. Wirklich nicht. Aber gib mir etwas Zeit das herauszufinden.“
„Ich bin nicht einer der Männer, die geduldig darauf warten, ob eine Frau sie nun will oder nicht.“
Er schob mich leicht von sich, doch ich hielt ihn erneut an seiner Hand zurück.
„Du gehörst aber eigentlich auch nicht zu den Männern, die eine Frau so schnell aufgeben.“
„Ja, aber wenn ich jetzt auf einmal zu beiden Sorten von Männern gehören würde, wäre es zu viel des Guten.“
„Ich weiß. Aber kann ich nicht erst einmal keines deiner Angebote annehmen?“
Er sah mich lange an, bevor er sich erneut umdrehte und einstieg. Doch ich konnte nicht die Kraft aufbringen, ihn noch einmal festzuhalten. Ich hatte es versaut!
Bevor er die Wagentür schloss, sah er mich jedoch noch einmal an und nickte leicht.
„Okay. Aber erwarte nicht von mir, dass ich dir noch einmal solch ein Angebot mache.“
„Damit komme ich klar. Danke, Don.“
Doch er nickte nur knapp und brauste dann los.
Was hatte ich mir hier nur wieder eingebrockt.
Ich habe einen Freund, der mich liebt und der perfekt ist. Und dann bietet der Mann, dem ich nicht widerstehen kann, mir an, mich in Zukunft mit meinem Freund in Ruhe zu lassen, um uns eine glückliche Beziehung zu ermöglichen. Aber anstatt es anzunehmen, dem kleineren Leid entgegenzublicken und anschließend mit meinem Freund ohne große Komplikationen glücklich zu werden – da habe ich nichts Besseres zu tun, als diesem zweiten Mann in meinem Leben zu sagen, dass er mir nicht meinen Frieden lassen soll.
Und stürze mich somit in einen riesigen Haufen an Komplikationen und Hindernissen.
Am nächsten Morgen wurde ich um halb 6 von Felino abgeholt.
Don habe noch Dinge zu klären und ich hoffte, dass es auch wirklich so war. Denn immerhin musste ich für die nächsten Tage seine Ehefrau spielen – auch wenn ich ihn betrügen sollte.
Wir fuhren zu einem kleinen Privatflughafen, wo der Jet schon auf uns wartete, mit dem ich schon aus Deutschland hergekommen war. Und davor standen meine zwei neuen Lieblingsmitarbeiter – nämlich die zwei Russen, die mich an Weihnachten verpetzt hatten.
„Hallo ihr zwei. Schön euch noch einmal wieder zu sehen.“
Grinsend begrüßte ich die zwei, was Felino laut lachen ließ.
„Ich habe schon gehört, dass die zwei dich verarscht haben. Hätte allerdings nicht gedacht, dass dir das nicht auffällt.“
„Rache ist zuckersüß.“
Eher einer der drei etwas erwidern konnte kam ein schwarzer Audi R8 mit laut aufbrausendem Motor neben uns zum Stehen. Hinaus stieg Don in einem maßgeschneiderten, anthrazitfarbenen Anzug mit weinrotem Hemd darunter. Seine Haare waren perfekt in der Mitte hoch gestylt und er trug einen leichten Dreitagebart – kurz gesagt, er sah zum niederknien sexy aber auch ebenso gefährlich aus.
Er nickte leicht zur Begrüßung und ließ dann grinsend seinen Blick über mich gleiten. Ich trug ein rotes Etuikleid, schwarze High Heels und hatte mir die Haare leicht gewellt auf einer Seite weg gesteckt.
„Alles vorbereitet?“
Diese Frage ging an Felino, obwohl er mich weiterhin mit seinem Blick gefangen hielt.
„Ja, Boss. Alles erledigt. Wir können los.“
Don nickte zustimmend und ich wollte mich schon auf den Weg in den Flieger machen, als Don mich plötzlich an meiner Hand zurück hielt.
„Moment. Eine Sache fehlt noch.“
Verwirrt blickten ihn alle an, doch er grinste nur breit und zog mich an meiner rechten Hand näher zu ihm, ohne diese anschließend loszulassen. Fragend sah ich zu ihm auf, als er sich plötzlich vor mir nieder kniete und eine kleine Schachtel aus seiner Anzugstasche fischte.
Mir blieb das Herz vor Überraschung fast stehen, da strich er mir grinsend mit seinem Daumen über meinen Handrücken und öffnete mit der anderen Hand die Schachtel. Darin befand sich ein goldener Ring mit einem herzförmigen Saphir, gesäumt von einer Reihe kleiner Edelsteine in weiß.
Ich war so hingerissen von diesem Ring und der eindeutigen Position, in der Don vor mir kniete und mich angrinste, dass ich mir die freie Hand vor den Mund schlug. Ich hätte niemals gedacht, dass Don jemals solch eine Stellung einnehmen würde, wo er doch sonst stets darauf bedacht war, dass seine Autorität nicht in Frage gestellt würde.
„Fiona, willst du meine Frau werden, auf dass ich dich die nächsten Tage lieben, vernachlässigen und verwöhnen werde, damit du dich an einen anderen Mann heran schmeißt?“
Sein Grinsen war noch eine Spur breiter geworden und ich musste laut loslachen.
Dieses elende, arrogante und so unverschämt geile Arschloch! Er hatte mich reingelegt!
Doch trotzdem ließ er meine Hand nicht los und wartete geduldig ab, bis ich meinen Lachanfall unter Kontrolle bekommen hatte.
„Ja ich will. Allerdings hoffe ich dass du nicht zu geizig mit deinem Geld umspringst, ich will immerhin unvergessliche Flitterwochen haben!“
Er schob mir langsam den Ring über den Finger und stand dann, immer noch grinsend, auf.
„Guck dir doch den Ring mal an. Sieht der aus, als wäre ich geizig?“
Grinsend betrachtete ich ihn aus der Nähe und schüttelte den Kopf, als Don einen Arm um mich legte und sagte.
„So. Jetzt wo wir das hier auch geklärt hätten, können wir ja endlich los.“
Er schob mich in Richtung Jet, wobei ich mich zwingen musste, endlich den Blick von diesem Schmuckstück an meinem Finger abzuwenden. Dafür begegnete ich den grinsenden Blicken der Anwesenden und ging ihnen schnaubend voraus.
Machos!
Wir waren schon eine Weile in der Luft und ich saß neben Don auf dem Sofa. Er las in einer Zeitung, während die anderen drei schliefen oder Musik hörten. Auf jeden Fall fühlte ich mich zum ersten Mal endlich unbeobachtet und konnte mich wieder unauffällig dem Ring widmen.
Er war wirklich wunderschön! Die Steine glitzerten fröhlich miteinander um die Wette, wobei das Herz jedoch am meisten heraus stach. Und das interessanteste war, der Ring passte mir wie angegossen – also wie hatte Don die Größe dafür herausgefunden?!
Neugierig sah ich ihn an und bemerkte, dass er die komplette Musterung mitbekommen hatte. Denn jetzt grinste er wieder breit.
„Und, gefällt dir dein Ehering, Senora Cordeira?“
Ertappt grinste ich, doch es hatte keinen Zweck mehr alles zu leugnen.
„Ja, er ist wirklich wunderschön. Hast du den heute Morgen extra gekauft?“
„Ja, allerdings in keinem normalen Schmuckgeschäft. Denn deiner hat noch ein kleines Extra, denn wenn du mit Ramon alleine bist oder sonst irgendwie Hilfe brauchst, musst du mir ja irgendwie ein Signal geben können. Dazu musst du einfach den Saphir einmal halb umdrehen. Mach es allerdings nur im äußersten Notfall oder wenn du dir wirklich sicher bist, dass wir ihn uns schnappen können. In ihm ist auch ein kleiner Peilsender, der durch die Drehung aktiviert wird.“
„Okay. Das ist wirklich cool. Und du denkst, dass ich das schaffe?“
„Ja. Aber selbst wenn nicht, dann habe ich immer noch einen Plan B. Allerdings würde ich den nur ungern durchführen, solange du in die Sache verwickelt bist.“
Langsam nickte ich. Auch wenn mir seine Fürsorge widerstrebte, in diesem Falle war sie wahrscheinlich angemessen.
Ich machte es mir neben ihm gemütlich und stöpselte mir wieder die Kopfhörer in die Ohren. Wir würden noch mehrere Stunden fliegen und ich wollte die Zeit für ein Nickerchen nutzen.
Als ich wieder aufwachte, lag ich jedoch auf dem gesamten Sofa ausgestreckt und hatte meinen Kopf auf Dons Schoß gebettet, der mich nun angrinste.
„Morgen Schlafmütze.“
„Hey…sorry, dass ich mich so breit gemacht habe.“
Verschlafen wollte ich mich aufsetzen, doch er hielt mich zurück.
„Ist schon okay. Bleib ruhig liegen. Immerhin sind wir jetzt verheiratet.“
Grinsend machte ich es mir wieder bequem, als mir seine Hand ins Auge fiel. Ich zog sie näher und begutachtete den schmalen goldenen Ring daran, der mit einem einzelnen kleinen Saphir geschmückt war.
„Ich wusste gar nicht, dass du Ringe trägst.“
„Ja.. es ist auch ziemlich ungewohnt. Aber was tut man nicht alles für seine Frau.“
Ein Schnauben von Felino ließ mich aufblicken. Er saß in dem Sessel gegenüber und studierte irgendeine Akte.
„Wo wir gerade dabei sind, Fiona. Lass uns etwas üben. Erzähl Felino doch mal wie wunderschön unsere Hochzeit war.“
Widerspenstig setzte ich mich auf und grinste Don fies an.
„Oh sie war wirklich wunderschön. Wir haben in einer großen Kirche in Barcelona geheiratet, richtig klassisch. Mein Kleid war Knielang und hatte eine kleine Schleppe. Don trug einen schwarzen Anzug und ich schwöre dir, bei den Eheversprechen musste er sich die Tränen schwer verkneifen.“
Don wollte protestieren, doch ich hielt ihm lachend den Mund zu und ‚erzählte‘ weiter.
„Aber nach der Trauung, wartete eine blumengeschmückte Kutsche auf uns, die zu der Feier am Strand fuhr. Dort haben wir dann den halben Abend getanzt, ein riesiges Buffet genossen und bei Sonnenuntergang hat er mich auf seine Arme gehoben und ganz romantisch zum Meer getragen. Dort warteten schon zwei große Schimmel, auf denen wir dann Hand in Hand Richtung Sonne geritten sind und…“
Don fing an mich auszukitzeln und hielt mir den Mund zu, wenn ich weiter reden wollte. Solange bis ich quer über seinem Schoß lag und ihn fast anflehte endlich aufzuhören.
„So, genug scheiße erzählt für heute. Heb dir das lieber für die nächste Tage auf.“
Kichernd stimmte ich ihm zu und wir verbrachten den Rest des Fluges schweigend.
Doch innerlich rieb ich mich lachend die Hände.
Was Don konnte, konnte ich auch. Und wenn er meinte, mich mit dem Antrag so reinlegen zu müssen, dann konnte ich es ihm auch auf diese Weise heimzahlen.
Nach der Landung, stiegen Don und ich in einen schwarzen Luxuswagen ein, der uns mit leise summendem Motor durch die verschneite Landschaft fuhr. Es war ein Fahrzeug des Resorts, in dem wir die nächsten Tage verbringen wollten und dort hoffentlich auf Shirokov trafen. Der Fahrer trug einen schwarzen Frack und sprach nur spärlich Englisch. Allerdings überraschte Don – oder eher Marc – mich damit, dass er dem Fahrer auf Russisch antwortete.
„Ich wusste gar nicht, dass du auch russisch kannst, Liebling.“
Grinsend legte er seine Hand auf meinen Oberschenkel und sah aus dem Fenster heraus.
„Du weißt so vieles nicht von mir. Aber das macht unsere Ehe doch gerade so besonders, denn so können wir uns auch nach vielen Jahren immer mehr kennen lernen.“
Von wegen. Er wusste doch schon fast alles von mir.
„Hm schade, dabei bin ich doch so neugierig.“
Er lachte leise und strich mir als Antwort nur über mein Bein.
Das konnten ja noch lustige Tage werden, wenn er weiterhin so gesprächig blieb.
Nach einer endlosen Stunde, in der ich fast vor Langweile starb, erreichten wir endlich unser eigentliches Ziel. Ein russisches Luxusresort, dessen Name ich mir nicht merken konnte, geschweige denn ihn aussprechen.
Galant half mein Ehemann mir aus dem Auto, wo mich die eisige Kälte sofort umfing.
Warum hatte ich auch unbedingt ein Kleid anziehen müssen?! Ich hätte mir doch denken können, dass es in Russland im Winter kalt ist!!
Doch Don – ich meinte Marc – schien dies sofort zu bemerken und drückte mich auf dem Weg zum Foyer an seinen warmen Körper.
Das Hotel war eine riesige Villa mit großen Säulen und einem ebenso großen Foyer. Darin befanden sich mehrere Sitzecken mit Designermöbeln und ein paar Blumenoasen. Doch das Highlight war ein riesiger Brunnen, in Form einer nackten Frau, die Wasser aus einem Kübel in das Becken unter ihr goss.
Hingerissen ließ ich mich von Marc durch den großen Saal leiten, während ich alles genau musterte. Erst an der Rezeption angekommen, richtete ich den Blick wieder nach vorne. Doch leider unterhielt Don sich wieder auf Russisch mit ihr, sodass ich nichts weiter tun konnte als nett lächeln und mich weiter umzusehen.
Außer uns waren noch ein paar andere im Foyer, die es sich auf den Sesseln und Sofas gemütlich gemacht hatten. Darunter fiel eine Gruppe russische Schönheiten besonders auf. Sie saßen um einen Tisch herum, schlürften Sekt und lachten laut. Ich fragte mich gerade, ob sie ohne Begleitung hier waren, als ein groß gewachsener Mann sich zu ihnen gesellte. Er hatte kurzgeschorene Haare, trug einen maßgeschneiderten weißen Anzug und setzte sich rau lachend in die Mitte der Frauen. Erst dann konnte ich sein Gesicht erkennen und die Narbe an seiner linken Augenbraue brachte mir Sicherheit – das war Shirokov.
Scheinbar gelangweilt lehnte ich mich mit dem Rücken an den Tresen der Rezeption und musterte ihn genauer. Er sah in Wirklichkeit noch anziehender aus, als auf den Überwachungsfotos. Seine Muskeln schienen seitdem noch etwas zugelegt zu haben, sein Glattrasiertes Gesicht und der Anzug gaben ihm den Charme eines Gentleman. Doch die Narbe gab ihm etwas verruchtes und gefährliches – auch wenn er im Gegensatz zu Don eher wie ein Möchtegern Krimineller aussah.
Ich war gerade mit meiner Musterung fertig, als ich seinen Blick bemerkte, der ebenfalls auf mir lag. Verlegen grinsend strich ich mir durch mein Haar, hielt seinem Blick jedoch stand. Er nickte mir leicht zu und hob sein Sektglas in meine Richtung, als Don mich plötzlich ansprach und ich mich gespielt erschrocken von Shirokov abwand.
„Hey, Honey. Wir können jetzt auf unser Zimmer.“
Er legte einen Arm um mich und schob mich in Richtung Aufzug, wobei ich erneut einen Blick auf Shirokov warf, den dieser sofort grinsend erwiderte. Die Hotelangestellte führte uns bis zu unserer Zimmertür im obersten Stock und wünschte uns dann auf Englisch einen schönen Aufenthalt, bevor sie endlich verschwand.
Don öffnete inzwischen die Tür und ließ mir galant den Vortritt.
Neugierig betrat ich einen kleinen Flur, der mit einer Garderobe und einem großen Spiegel mit Sideboard gesäumt war. Doch was sich dahinter erstreckte, zog mich sofort in seinen Bann. Denn dort entdeckte ich ein riesiges Wohnzimmer mit großem Flachbildfernseher, einer beigen Sofa und einem großen Wohnzimmertisch davor. In den Ecken und auf dem Tisch standen mehrere Sträuße mich roten und weißen Rosen und die riesige Fensterfront zeigte auf einen schneebedeckten Wald und eine weitläufige, unberührte Landschaft. Fasziniert genoss ich die Aussicht, als ich plötzlich ein leises Knallen hinter mir hörte. Erschreckt drehte ich mich um, als ich Don bei dem großen Esstisch entdeckte, wo er gerade zwei Gläser mit Sekt füllte und die Flasche anschließend wieder in den Eisbehälter stellte.
„Auf eine erholsame Woche, Honey.“
Grinsend reichte er mir mein Glas und wir stießen an, wobei er mich sanft an sich zog und dann anfing meinen Hals entlang zu küssen, bis er mein Ohr erreicht hatte.
„Wie ich gesehen habe, hast du auch schon seine vollkommene Aufmerksamkeit auf dich gezogen eben.“
Ich versuchte mich nicht an der Gänsehaut irritieren zu lassen, dir er mir mit seinem Atem verpasste und nickte nur stumm. Seine freie Hand wanderte meinen Rücken herunter und drückte mich noch enger an ihn. Er küsste sich weiter seinen Weg über mein Gesicht und machte erst kurz vor meinem Mund halt.
„Und was machen wir zwei jetzt noch den Rest des Abends?“
Seine Augen bohrten sich tief in meine und ich biss mir nervös auf die Unterlippe. Ich wusste war er jetzt am liebsten tun würde. Und wenn ich seinen Körper in diesem Anzug betrachtete, wollte ich genau dasselbe. Aber so wie er sich schon den ganzen Tag verhalten hatte wusste ich, dass ich ihm irgendwie widerstehen musste. Denn wenn er sich nicht zurück hielt, sondern seinen wahren Charakter zeigte, der noch dominanter, noch gefährlicher und noch mehr sexy war – diese Kombination wäre wahrscheinlich zu viel für mich.
„Ich gucke mir jetzt erst einmal den Rest der Wohnung an.“
Zwinkernd wand ich mich aus seinem Griff, worauf ich allerdings sofort wieder mit dem Rücken gegen ihn gezogen wurde und sein Arm sich um meine Taille schlang.
„Warum denn so eilig? Wir haben noch eine komplette Woche hier, in der du genug Zeit haben wirst, die restlichen Zimmer zu erkunden..“
Er strich mir mit seinem Mund über meine Halsbeuge und biss sogar einmal leicht hinein, was mir ein leises Stöhnen entlockte. Ich kam mir vor, wie die Beute eines Raubtieres. Nur mit dem Unterschied, dass es wesentlich sinnlicher und erregender war. Aber ich hatte ebenso keine Chance ihm zu entkommen.
Mit einem Ruck hatte er mich wieder umgedreht und gegen sich gedrückt. Sein Blick nahm mich vollkommen gefangen und wieder widmete er sich hingebungsvoll meinem Hals. Währenddessen strich seine Hand mir sanft über den Hintern und schob dann langsam mein Kleid hoch. Er war sich sicher, dass ich nicht wieder aus seinen Armen flüchten würde und eigentlich fand ich auch keinen guten Grund, dies zu tun – aber allein diese Arroganz, dass er dafür noch nicht einmal sein Glas aus der Hand genommen hatte.
Langsam strich ich ihm mit der Hand seinen Bauch nach unten und er krallte sich noch fester in meinen Oberschenkel. Doch dann ließ er ihn langsam wieder los und hob die Hand, um sie in meinen Haaren zu versenken. Aber ich war schneller und brachte mit einem schnellen Sprung genügend Abstand zwischen ihn und mich.
Frustriert richtete er sich wieder zu seiner vollen Größe auf, bevor er mein Grinsen erwiderte – wenn auch um einiges fieser. Er wollte spielen und ich hatte ihm gerade eine dicke Einladung dafür gegeben. Und er war sich sicher, dass er dieses Spiel gewinnen würde. Doch ich wollte nicht so schnell aufgeben.
„Warum denn so widerspenstig heute, Kätzchen?“
Langsam schlenderte er auf mich zu und genehmigte sich dabei sogar einen Schluck Sekt. Doch ich wich ebenso schnell vor ihm zurück, allerdings darauf bedacht, mich von ihm in keine Ecke treiben zu lassen.
„Du weißt doch, ich bin nicht so leicht zu haben. Und jetzt gerade habe ich viel mehr Lust die anderen Zimmer und das Hotel zu erkunden.“
Ihn immer noch im Auge behaltend, drehte ich mich halb um und ging zielstrebig zur nächsten Tür, hinter der sich das Bad befand. Es war komplett in weißem Marmor gehalten und auch hier stand ein Rosenstrauß und auf dem Rand der riesigen Eckbadewanne waren sogar einzelne Blätter verteilt.
Ich drehte mich um und stand einem grinsenden Don gegenüber, der lässig seine Hand neben meinem Kopf am Türrahmen abgestützt hatte.
„Und? Gefällt es dir?“
„Ja, sehr schön. Auch die Rosenblätter. Machen die das in jedem Zimmer hier?“
Ich wehrte seine Hände ab, die erneut meinen Körper suchten und schlüpfte durch eine Lücke an ihm vorbei.
„Nein, machen sie nicht.“
Er kam wieder auf mich zu und ich flüchtete mich durch die nächste Tür, hinter der sich das Schlafzimmer verbarg. Doch der Anblick ließ mich innehalten. Denn überall auf dem Bett waren Rosenblätter verteilt, auf den Nachttischen standen zwei weitere Sträuße mit dunkelroten Rosen und überall auf dem Parkett Boden verteilt standen einzelne Gruppen von weißen Kerzen.
Hingerissen nahm ich mir ein einzelnes Blatt und roch daran. Es schien als wären sie vorher in einem Duft getränkt worden, der sich entspannend im gesamten Raum verteilt hatte, ohne zu penetrant zu sein.
Ein anderes Geräusch ließ mich jedoch aufschrecken. Don hatte die Tür abgeschlossen und verstaute gerade den Schlüssel auf dem hohen Kleiderschrank, wo ich ihn nicht erreichen konnte.
„Was soll das werden?!“
In einem Anflug von Wut, starrte ich ihn böse an, doch er ließ sich nicht dadurch beirren. Vollkommen ruhig fischte er sich ein Feuerzeug aus seinem Anzug und zündete alle Kerzen an. Beunruhigt trat ich an den Schrank, doch obwohl ich hohe Schuhe anhatte – ich kam noch nicht einmal ansatzweise in die Nähe des Schlüssels.
Als ich mich wieder umdrehte, fuhr Don gerade die Jalousien herunter, sodass nur noch das Licht der Kerzen den Raum erhellte.
„Hast du das veranlasst mit dem vielen Blumen und den Kerzen?“
Kritisch verschränkte ich die Arme und lehnte mich an den Schrank, als Don sich grinsend die Anzugsjacke von den Schultern streifte und sie sorgfältig über einen Stuhl legte.
„Nein, das gehört zu diesem Zimmer dazu. Immerhin habe ich die Honeymoon Suite für uns gebucht.“
„Was?! Warum das denn?“
Er schlenderte langsam auf mich zu und ich wich zurück, stieß jedoch viel zu schnell gegen die Tür. Vorsichtig zog er mir mein Glas aus der Hand und stellte es auf einer Kommode ab, ohne mir die Möglichkeit zur Flucht zu geben. Anschließend stemmte er beide Hände neben meinem Kopf gegen die Tür und musterte mich genüsslich.
„Ich finde die Flitterwochen sollte man in regelmäßigen Abständen noch einmal wiederholen. Zur Auffrischung der Erinnerung.“
Ich wollte ihn von mir weg schieben, doch er griff nach meinen Händen und drückte sie ohne große Mühe über meinem Kopf gegen die Tür. Mit der freien Hand strich er langsam aber herrlich bestimmt meine Seite entlang und senkte seinen Kopf zu meinem herunter. Doch so leicht wollte ich es ihm immer noch nicht machen. Ich drehte mich weg, was ihn dazu veranlasste meinen Hals mit seinem Mund zu verwöhnen und meinen Widerstand immer mehr zu unterdrücken.
Zuerst strich seine Zunge sanft über die empfindliche Haut, dann biss er immer wieder leicht hinein oder saugte daran.
„Don..“
Er legte mir einen Finger auf die Lippen und grinste mich an.
„Fahr die Krallen ein, Kätzchen.“
Damit senkte er seine Lippen auf meine und ein wohliger Schauer durchfuhr mich. Er gab meine Hände frei, um meinen Körper besitzergreifend entlang zu streichen. Seine Zunge strich mir sanft über die Unterlippe und entlockte mir so ein leises Stöhnen. Ich vergrub meine Hände in seinen wunderbaren Haaren, da schob er ungeduldig seine Hände unter mein Kleid und drückte mich gegen sich. Mit einem Anflug von Unsicherheit, zog ich sie schnell wieder darunter hervor, doch er drückte sie wieder über meinem Kopf gegen die Tür und verschränkte seine Finger mit meinen.
„Baby, ich will dich ficken.“
Gierig drückte er seinen Körper gegen mich und küsste mich so leidenschaftlich, dass ich den Kuss bald heftig atmend unterbrechen musste und ihm in die Augen sah.
„Nicht so. Nicht wenn du dich wie so ein Arschloch verhältst und so arrogant bist, dass du denkst, du könntest mit mir machen, was du willst.“
„Ich bin sonst immer handzahm für dich. Aber ich kann mich jetzt nicht noch länger zusammenreißen. Nicht nachdem du mir gestern indirekt gesagt hast, ich soll mich von dir fernhalten! Ich will dich! Und zwar jetzt! Ich habe dir schon gesagt, dass ich nicht zu den Männern gehöre, dich sich so etwas gefallen lassen. Und wenn du mich jetzt nicht endlich küsst, dann dreh ich noch durch.“
Bestimmt hob er mich hoch und schmiss mich mitten in das Meer von Rosen. Sein gieriger Blick heftete mich auf dem Bett fest, während er sich ungeduldig sein Hemd aufknöpfte. Seine Muskeln waren so angespannt, selbst wenn ich gewollt hätte, ich hätte es niemals aus dem Bett geschafft. Er war wie ein Raubtier, was seine Beute eingekesselt hatte und nur noch mit ihr spielte – seine Macht genoss.
Er rupfte sich ungeduldig brummend an seinen Knöpfen herum, als ich aus meiner Starre erwachte und auf ihn zu krabbelte.
„Babe!“
Er hielt inne und seine unausgesprochene Drohung, dass er vollkommen unkontrolliert wäre, wenn ich jetzt abhauen wollte, hing zwischen uns. Doch ich grinste nur leicht und kniete mich vor ihm aufs Bett, mit meinen Händen gegen seine trainierte Brust.
„Entspann dich großer. Heute Nacht gehöre ich vollkommen dir.“
Ich streckte mich und küsste ihn sanft auf den Mund, worauf seine Hände sich sofort wieder in meinen Hintern krallten. Doch ich schob sie erneut sanft wieder fort.
„Ich werde nicht mehr abhauen. Also ganz ruhig.“
Ihn weiterhin küssend, knöpfte ich ihm sein Hemd auf, während er selbst vollkommen angespannt vor mir stand.
Bevor ich ihm den Stoff über die Schultern streifte, stand ich auf und drückte ihn sanft gegen die Kommode neben dem Bett. Anschließend trat ich einen Schritt zurück, wurde jedoch sofort wieder gegen ihn gezogen.
„Hör auf, mich auf die Folter zu spannen. Ich kann mich ja so schon kaum zusammenreißen. Und ich will dir nicht wehtun oder dir Angst machen.“
„Du wirst mir nicht wehtun. Ich kann mich wehren. Aber trotzdem…“
Ich schlang meine Arme um seinen Nacken und küsste ihn lange.
„Für heute Nacht gehöre ich dir.“
Er hob mich auf das Bett und begrub mich sofort unter sich.
„Weißt du eigentlich, wie sehr du einen Mann verrückt machen kannst?“
Ich lachte, während er mich aus meinem Kleid befreite und seinen Blick genießerisch über mich gleiten ließ.
„Noch nicht. Aber sag es mir.“
Sein Mundwinkel zuckte, während er sich die Anzugshose auszog und sich dann seinen Weg meine Beine hoch küsste.
„Das hättest du wohl gerne. Aber ich habe heute schon viel zu sehr nach deiner Nase getanzt. Das ändert sich jetzt.“
Total übermüdet knabberte ich an meinem Brötchen und wartete auf die Wirkung meiner dritten Tasse Kaffee, die ich inzwischen schon intus hatte. Mir gegenüber saß ein gutgelaunter Don, der irgendetwas auf seinem Handy herum tippte und kein Stück erschöpft aussah. Allerdings ignorierte er mich auch schon weitestgehend, seit wir an dem kleinen Tisch im Frühstückssaal Platz genommen hatten. Ob es Teil unserer Tarnung war oder nicht, es war mir egal – ich war sauer!
Nicht nur, dass er mich die komplette Nacht, wach gehalten hatte. Mir tat außerdem noch gefühlt jeder Muskel in meinem Körper weh, ich war vollkommen erschöpft und hatte einen Knutschfleck im Nacken.
Normalerweise hätte ich gesagt, dass diese Nacht es mir wert gewesen wäre. Der Sex war göttlich! Und er hatte mich auf wirklich jede erdenkliche Art und Weise verwöhnt und verführt. Wir hatten ein gemeinsames Bad genommen und die Flasche Sekt dabei getrunken. Und auch sein indirektes Versprechen, dass ich nach seiner Nase tanzen würde – es frustete mich, dass er Recht gehabt hatte. Doch ich hatte ihm einfach nicht widerstehen können, geschweige denn, mich auch nur ansatzweise gegen seine herrlich bestimmende Art wehren können.
Kurzum, es war die beste Nacht, die ich seit langen oder überhaupt einmal gehabt hatte!!!
Da war mir der Muskelkater und die Müdigkeit vollkommen egal - Eigentlich!
Aber dann heute Morgen – es war schon wieder hell gewesen, als wir endlich eingeschlafen waren. Kurze Zeit später jedoch klingelte sein verdammtes Handy und er scheuchte mich unnachgiebig aus dem Bett. Ich solle an den Grund denken, warum wir überhaupt hier wären und meinen faulen Hintern bewegen.
Nichts war mehr von dem Mann zu erkennen, mit dem ich die Nacht verbracht hatte. Stattdessen war er arrogant, ungeduldig und beschäftigte sich ununterbrochen mit seinem Handy.
Ich musterte ihn erneut und mein Zorn wallte wieder auf. Ich hasste es, wenn ein Kerl mich so behandelte, gleichzeitig aber erwartete, dass ich spurte, wenn er es so wollte. Einfach nach dem Motto, dass er nur nett zu mir sein musste, wenn er gerade mit mir schlafen wollte! Ich hasste es wie die Pest!!!
Ich versuchte mich zu beruhigen, da stand er plötzlich auf und zog sich seine Anzugsjacke an.
„Ich bin weg, komme heute Abend irgendwann wieder. Ciao.“
Er gab mir einen Kuss auf die Wange und wandte sich um zum Gehen.
„Hey, warte mal! Das war’s jetzt?! Du gibst mir einen halbherzigen Kuss auf die Wange und lässt mich dann für den Rest des Tages alleine?!“
Genervt zuckte er die Schultern.
„Ja und? Ich muss was Geschäftliches klären. Stell dich mal nicht so an!“
„Ich soll mich nicht so anstellen?! Ich versteh doch noch nicht einmal die Leute hier, geschweige denn sie mich! Soll ich also den ganzen Tag auf dem Zimmer rum hocken und warten, bis du wieder Zeit und Lust auf mich hast?!“
Er strich sich seufzend durch die Haare und sah sich in dem Saal um, wo alle Leute uns inzwischen anstarrten.
„Du kannst dich ja auch irgendwie anders im Hotel beschäftigen. Irgendwer wird sicherlich etwas Englisch können.“
Er zog seinen Geldbeutel raus und schmiss mir ein Bündel Scheine auf den Tisch.
„Hier. Irgendwie wirst du dich ja wohl beschäftigen können. Ich hab jetzt keine Zeit für so einen Kinderkram.“
Damit drehte er sich um und ließ mich vor Wut kochend am Tisch zurück.
Dieses dumme arrogante Arschloch. Wenn ich den noch einmal in die Finger bekomme!!
Immer noch fluchend, steckte ich mir das Geld in die Hosentasche und biss frustriert in mein Brötchen. Mein Ring glitzerte fröhlich im Licht des Raumes und ich fragte mich, ob ich mich tatsächlich so sehr in ihm getäuscht hatte. Ich wusste, er konnte ein Arschloch sein. Aber so rücksichtslos und kalt?! Er hatte mir doch mal beteuert, dass selbst er nach einem One-Night-Stand nicht so abwertend zu den Frauen war. Und dann dieses Verhalten heute Morgen!
Ich war so in Gedanken versunken, dass ich den Mann erst bemerkte, als er mich ein zweites Mal ansprach.
„Guten Morgen, Lady. Darf ich mich zu Ihnen setzen?“
Es war niemand anderer als Shirokov, der es sich gerade mir gegenüber gemütlich machte und mich offen musterte.
„Tut mir Leid, Sie so stören zu müssen. Aber ich dachte mir, Sie könnten etwas Aufmunterung gebrauchen – nach dem, was ich gerade mitbekommen habe. Mein Name ist übrigens Ramon.“
Er sprach Spanisch mit einem schweren russischen Akzent, aber dennoch war ich froh, mich überhaupt mit ihm unterhalten zu können. Denn sonst wäre mein Auftrag fast unmöglich geworden.
„Freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen! Ich bin Fiona.“
Er gab mir galant einen Handkuss und ließ meine Hand anschließend etwas zu lange in seiner.
„Es freut mich ebenfalls. Kann ich Ihnen irgendetwas Gutes tun, Fiona. Um Sie von der Wut über ihre Begleitung abzulenken.“
„Ich weiß nicht…ich will Ihnen nicht den Tag mit meiner Laune verderben, nur weil mein Mann sich zu schade ist, mich zu beachten…“
Gespielt frustriert sah ich auf die Tischdecke und schob meinen Teller seufzend zur Seite.
„Aber nein! Ich sehe es nicht gerne, wenn eine so hübsche Frau wie Sie, so schlecht behandelt wird. Wie kann ich Sie denn am Besten von diesem Vorfall ablenken?“
Ich blickte ihn an und strich mir eine Strähne hinters Ohr.
„Ich weiß nicht, was man hier so alles machen kann. Mein Mann hielt es nicht für nötig, mir alles einmal zu zeigen, obwohl ich doch überhaupt kein russisch kann!“
„Dann wird es mir eine Freude sein, dies für ihn nachzuholen! Haben Sie schon fertig gegessen oder sollen wir noch etwas warten?“
Strahlend verneinte ich und er sprang sofort auf, um mir den Stuhl zurück zu ziehen und mir beim Aufstehen zu helfen. Ich bedankte mich überschwänglich und er führte mich in dem Hotel herum, als ob das alles ihm gehören würde.
Schnell waren wir auch beim „Du“ angekommen und er hatte stets eine Hand auf meinen Rücken gelegt, während er mich durch das Gebäude führte. Zum Schluss zeigte er mir den Pool des Hotels und ich war ernsthaft begeistert. Denn die riesige Halle war komplett in Marmor gehalten, mit goldenen Figuren und Stuck an den Wänden. Es gab mehrere Becken und ich nahm Shirokovs Angebot sofort an, uns nach dem Mittagessen dort wieder zu treffen.
Er hatte es wirklich geschafft, meine Laune zu bessern und den Ärger vom morgen zu vergessen. Doch als ich mich in unser Zimmer zurückzog, fiel mir alles wieder ein. Also packte ich zuerst einmal meinen Koffer aus, um mich wieder abzulenken.
Die Putzfrau hatte zum Glück alle Spuren vom gestrigen Abend beseitigt – das heißt sämtliche Rosenblätter, die leere Sektflasche und eine zerbrochene Vase. Und bis ich mich wieder mit Ramon traf, hatte ich noch über zwei Stunden Zeit. Also fischte ich mir ein Buch heraus und kuschelte mich auf das Bett.
Allerdings schweiften meine Gedanken immer wieder zu Don und seinem merkwürdigen Verhalten am Morgen ab. Er hatte mir einmal beteuert, dass er noch nicht einmal zu seinen One-Night-Stands so herablässig war. Warum also zu mir?! Er wusste doch genau, dass ich so ein Verhalten hasste! Ich hatte ihm immerhin einmal erzählt, dass ich Justin schon mehrfach geohrfeigt hatte, immer wenn er sich so verhalten hatte…
Da fiel es mir plötzlich, wie Schuppen von den Augen.
Dieser Mistkerl hatte anscheinend damit gerechnet, dass Shirokov nur auf so eine Situation gewartet hatte, um mich anzusprechen. Sozusagen als Beweis, dass mein Mann mich tatsächlich vernachlässigt und ich somit keinerlei Skrupel haben sollte, ihn zu betrügen. Und mich hatte er nicht eingeweiht, damit es auch wirklich überzeugend wurde.
Diese Theorie passte viel eher zu ihm!
Und es machte mich noch rasender!!! Denn immerhin war ich total auf ihn herein gefallen und er lachte sich wahrscheinlich immer noch darüber kaputt.
Wütend zog ich mein Handy heraus und schrieb ihm eine kurze, aber prägnante SMS: „Elender Mistkerl!“
Auch wenn ich ihn damit wahrscheinlich noch mehr erheiterte – jetzt wusste er dafür aber, dass ich ihn durchschaut hatte und trotzdem noch wütend war.
Ich verbrachte die Zeit bis zu meinem Treffen mit gepflegtem Nichtstun – wozu ich schon lange nicht mehr gekommen war wegen dem ganzen Lernstress. Doch als es endlich soweit war, zog ich mir meinen Bikini unter mein Kleid und fuhr hinab in die Schwimmhalle. Dort entdeckte ich Ramon, der mein Kommen mit einer anerkennenden Musterung und einem 1000-Watt Lächeln kommentierte.
„Hallo, Fiona. Sehr gut siehst du aus! Du hast wirklich einen wunderschönen Körper!“
Leicht verlegen bedankte ich mich und ließ zu, dass er mir zur Begrüßung einen Kuss auf die Wange gab. Galant zog er mich neben sich ins Wasser und ließ seine Hand auf meiner Schulter verweilen, wo er mich leicht streichelte.
Er ging wirklich schnell zur Sache! Wenn das in diesem Tempo so weiter ginge, würde ich leider viel zu früh aus meinem „Urlaub“ zurückkehren müssen.
Doch wenn ich Shirokovs Oberkörper betrachtete, war das ganze vielleicht gar nicht so schlecht. Er verhielt sich wie ein perfekter Gentleman. Er brachte mich zum Lachen, flirtete auf sehr angenehme Weise mit mir, ohne mich zu bedrängen, und war dabei so großzügig, dass es mir fast unangenehm war.
Nicht nur, dass er eine Flasche Champagner zum Whirlpool kommen ließ. Wir hatten uns nach etwas Zeit in den Liegebereich der Schwimmhalle zurückgezogen, wo er eine Schale mit Erdbeeren und Weintrauben bestellte, und mich schlichtweg damit fütterte. Dabei teilten wir uns eine der breiteren Chaiselongues und seine Hände streichelten immer wieder meine Arme oder mein Schlüsselbein – nicht zu aufdringlich, aber dennoch eindeutig.
Wenn es nach ihm ginge, hätten wir uns sofort in sein Zimmer verzogen. Doch direkt gefragt hatte er zum Glück noch nicht. Denn ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Denn immerhin musste ich ihn irgendwie aus dem Hotel schaffen. Aber dafür kannten wir uns einfach noch zu kurz. Und ehrlich gesagt traute ich mich auch nicht, mit ihm irgendwo hinzugehen, wo wir vollkommen alleine waren. Denn obwohl er so charmant und freundlich war – ich wusste nicht, wie ich auch solch einer Situation heraus kommen sollte ohne den Job zu versauen oder mit ihm zu schlafen. Und auch wenn er einen wirklich ansehnlichen Körper hatte – ich hatte einen Freund! Und selbst den betrog ich schon mit meinem Boss! Wenn da nun noch ein Mann hinzukommen würde…und vor Allem ein so gefährlicher wie Shirokov! Das konnte doch gar nicht gut gehen!
Als die Schale leer war, hatte ich immer noch keinen Plan. Zum Glück schlug er vor, erneut in den Whirlpool zu steigen. Dort angekommen, zog er mich ganz dicht bei sich und legte eine Hand auf meine Beine. Seine Andere strich mir immer wieder durch die Haare oder er fuhr die Konturen meiner Lippen nach.
„Fiona, Hübsche. Ich verstehe wirklich nicht, wie dein Mann es schafft dich so zu behandeln. Ich habe noch nie so eine wunderschöne, intelligente und fröhliche Frau kennen gelernt! Hätte ich das Glück, mit dir verheiratet zu sein – ich würde dich den ganzen Tag auf Händen tragen!“
Ernsthaft verlegen, strich ich mir die Haare hinters Ohr und lächelte ihn zurückhaltend an.
„Naja…das hat er auch mal getan…Aber inzwischen…ich weiß auch nicht..“
„Warum bist du denn dann überhaupt noch mit ihm zusammen?“
„Ich habe ihm so viel zu verdanken und er kann so ein Gentleman sein…“
„Aber das ist doch kein Grund! Wenn er dir geholfen hat, dann war das seine Pflicht als Mann. Doch nun bist du weiter und deine Bedürfnisse haben sich geändert. Du bist nicht mehr so glücklich mit ihm, wie du es einmal warst. Und nur mit ihm zusammen zu bleiben und alles erdulden, das ist der größte Fehler den du machen kannst! Inzwischen ist doch viel Zeit vergangen und du musst nach vorne blicken –einen Mann lieben, der dich in Zukunft glücklich macht und nicht wegen Schuldgefühlen an deinem jetzigen festhalten!“
Nachdenklich sah ich auf die Wasseroberfläche.
Auch wenn dieser Mann mich nur in sein Bett bekommen wollte – irgendwie hatten seine Worte etwas Wahres an sich!
Ich wollte gerade etwas erwidern, als mein Blick auf der Uhr hängen blieb und ich erschrocken aufsprang.
„Oh mein Gott, ich sehe gerade erst, wie spät es schon ist! Mein Mann wird sicherlich bald zurückkommen und wenn ich dann nicht in unserem Zimmer bin, wird er nur fragen, was ich getan habe!“
Shirokov stand ebenfalls auf und folgte mir aus dem Wasser heraus.
„Dann solltest du vielleicht gehen. Allerdings würde ich mich freuen, wenn ich dich noch einmal wiedersehen könnte!“
Ich wickelte mich in mein Handtuch und sah ihn lange an.
„Das würde ich mich auch…Wenn du willst, kann ich dir meine Handynummer geben und du kannst dich melden, falls du nochmal Zeit hast.“
Er strahlte mich begeistert an.
„Ja das wäre wunderbar! Aber bekommt dein Mann das dann nicht mit?“
„Nein, Nein! Mein Handy habe ich stets bei mir und es ist außerdem mit einem Passwort geschützt, welches er nicht kennt. Er wird es nicht mitbekommen.“
Zufrieden grinsend tippte er meine Nummer in sein Handy ein und verabschiedete mich mit einem langen Kuss auf die Wange.
„Es hat mich gefreut, Fiona. Und ich freue mich noch mehr, auf unser nächstes Treffen!“
Ich stimmte ihm zu und wandte mich um, zum Gehen, als mir noch etwas einfiel.
„Oh und Ramon? Könntest du mir vielleicht einen Gefallen tun?“
„Natürlich, meine Hübsche. Was auch immer du willst!“
Ich grinste ihn verlegen an und nickte leicht.
„Wenn wir uns zufällig im Hotel begegnen, wenn mein Mann dabei ist….könntest du dann bitte so tun, als würdest du mich nicht kennen? Er wird immer so schnell eifersüchtig und mag es eigentlich überhaupt nicht, wenn ich etwas mit anderen Männern unternehme.“
Grinsend nickte er und hob meine Hand, um mir einen Kuss darauf zu geben.
„Dein Geheimnis ist bei mir in guten Händen!“
Ich hatte mit meiner Vermutung Recht gehabt und Don traf keine halbe Stunde später in unserem Zimmer ein. Zu meinem Glück allerdings, als ich gerade aus der Dusche kam und nur ein großes weißes Tuch um mich geschlungen hatte.
„Hey, Kätzchen.“
Don musterte mich dreckig grinsend und drängte mich gierig gegen den Türrahmen.
„…Ich hoffe du hast mich nicht zu sehr vermisst…“
Seine Hände schoben sich ungefragt unter das Handtuch und umfassten meinen Hintern.
„…Du siehst auf jeden Fall hinreißend aus!“
Und schon landeten seine Lippen auf meinen und er strich mir sanft mit seiner Zunge über die Unterlippe. Vollkommen niedergestreckt von dieser Begrüßung schlang ich meine Arme um seinen Nacken und gewährte seiner wunderbar sinnlichen Zunge Einlass.
Dieser Mann konnte einfach viel zu gut Küssen!!!
Und außerdem wusste er auch noch bestens, was er tat. Denn auch wenn ich mir vorgenommen hatte ihn anzuschreien, wenn er zurückkam – auch wenn ich eigentlich immer noch sauer war. Ich ließ trotzdem zu, dass er meine Beine um sich schlang und mich kurze Zeit später zwischen seinen herrlichen Körper und der Matratze gefangen hielt.
„Das hier heißt nicht, dass ich nicht mehr sauer auf dich bin! Nur damit du es weißt!“
Ich zog ihm gierig sein viel zu perfektes Hemd aus und strich ihm genüsslich über seinen Sixpack.
„Ist okay, Kätzchen. Lass uns später darüber reden.“
Er zerrte ungeduldig das Handtuch von meinem Körper und suchte währenddessen in der Kommode nach einem Kondom.
Erst nach einer viel zu langen Zeit, in der er sich komplett ausgezogen hatte, küsste er mich endlich wieder und ich genoss die Hitze die er in mir verursachte.
„Don?“
Ich zog ihn fester gegen meinen Körper und genoss seine Hände, die mich vollkommen in Besitz genommen hatten.
„Was ist?“
Er saugte gierig an meiner Brust und verpasste mir wahrscheinlich einen weiteren Knutschfleck, doch ich wollte ihn nicht unterbrechen.
„Wenn du mich hiernach wieder so schlecht behandelst, lass ich mich scheiden!“
Er lachte leise und stieß gleichzeitig mit einem festen Ruck in mich hinein, worauf ich für einen kurzen Moment vergaß, worüber er gerade eigentlich lachte. Doch nach einem langen sinnlichen Kuss, während dem sein Körper vollkommen regungslos auf mir lag, strich er mir grinsend eine Strähne aus dem Gesicht und nickte.
„Ich verspreche dir, dass ich dich während unserem restlichen Urlaub dafür entschädige, wie ich dich heute behandelt habe.“
Und daran schien er sich wirklich halten zu wollen. Denn wir verbrachten den kompletten Abend im Bett. Sogar das Abendessen ließ er aufs Zimmer kommen und servierte mir ein sattes drei Gänge Menü inklusive Eis zum Nachtisch.
„Wow. Wenn mein Boss das hier wüsste, würde er mich für die nächsten drei Monate doppelt so viel trainieren lassen!“
Zufrieden löffelte ich genüsslich das Eis und grinste Don von der Seite an, der bei diesem Gang ausgesetzt hatte.
„Ich glaube kaum. Dir schadet es nicht, mal richtig zu essen. Ich denke er wäre sogar eher glücklich darüber, wenn er es wüsste.“
Ich zuckte glücklich mit den Schultern und löffelte weiter, wobei Don mich noch etwas fester in seine Arme zog, sodass ich gegen seine Seite lehnte, die Füße auf dem Sofa ausgestreckt. Er schaltete währenddessen den Fernseher ein und suchte einen amerikanischen Sportsender. Dann genehmigte er sich einen Schluck von seinem Bier und legte entspannt die Füße auf dem Wohnzimmertisch ab.
„Du scheinst dich ja ziemlich wohl zu fühlen gerade.“
Grinsend deutete ich auf seine Füße und das Fernsehen.
„Was denkst du denn? Ich komme heim und meine Frau begrüßt mich sehnsüchtig – nur mit einem Handtuch bekleidet. Nach dem Sex, gibt es tolles Essen und anschließend kann ich auf dem Sofa entspannen, mit meiner Frau – dieses Mal nur mit einem Hemd von mir bekleidet – im Arm, Football im Fernsehen und ein gutes Bier. Nenn mir einen Mann, der sich da nicht wohlfühlt.“
Lachend boxte ich ihm in die Seite und genehmigte mir einen Schluck von seinem Bier.
„Du bist ein Arschloch!“
Er nahm mir das Bier wieder aus den Händen und ließ seine Finger in meinen Ausschnitt gleiten, wo sie langsam meinen Brustansatz streichelten.
„Apropos. Erzähl mir doch mal, wie weit du bei Shirokov gekommen bist.“
Seufzend erzählte ich ihm von meinem Nachmittag, auch wenn ich es ziemlich befremdlich fand. Immerhin berichtete ich meinem „Mann“ gerade, wie ein anderer sich an mich ran geschmissen hatte, während ich in seinen Armen lag und seine Hand sich in meinem Ausschnitt vergnügte. Und wenn das nicht reichte, hatte ich immer noch einen Freund!
Also Grund genug mich zerrissen zu fühlen und nachdem ich fertig war, beschloss ich, schlafen zu gehen. Ich brauchte einfach Mal eine Pause von alldem.
Ich hatte mich gerade unter die Bettdecke gekuschelt, als ich eine SMS von Shirokov erhielt. Er wolle sich am nächsten Tag mit mir zum Essen treffen und ich sollte ihm sagen, wann ich Zeit hätte.
Wenigstens sah es bei all dem Chaos in mir trotzdem noch gut aus, was das gelingen meines Jobs anging.
Und wie schon an unserem ersten Tag im Resort, stand Don am nächsten Tag, nach einem nicht sehr gesprächigen Frühstück auf und verabschiedete sich. Sofort zückte ich mein Handy und antwortete Shirokov, dass einem Mittagessen nichts mehr im Wege stehen würde.
Die Zeit bis dahin verbrachte ich im Fitness Raum des Hotels, damit ich nach diesem Job nicht komplett wieder bei Null anfangen musste, was meine Kondition betraf.
Anschließend widmete ich mich ausführlich einem Schönheits- und Pflegeprogramm -Wieder etwas, wozu ich während meiner Ausbildung nur selten gekommen war. Ich lackierte mir meine Nägel, machte mir aufwendige Locken, schminkte mich und zog anschließend noch ein türkises Cocktailkleid an, mit schwarzen Riemchen-High-Heels.
Zufrieden betrachtete ich mein Aussehen im Spiegel und wurde kurze Zeit später auch von Shirokov gebührlich gelobt. Er hatte uns einen Tisch im Hoteleigenen Edel-Restaurant reserviert und ließ erneut nur das Beste vom Besten kommen, um mich damit zu verwöhnen.
Ebenso wie er nicht am Geld sparte, überhäufte er mich auch mit Komplimenten und Anerkennung. Er war ein richtiger Charmeur und ich konnte mir vorstellen, dass er damit hunderte von Frauen in sein Bett lockte. Doch ich konnte es ihnen nicht wirklich verübeln – auch wenn ich nicht im Entferntesten davon gefährdet war, ihm zu verfallen.
Nachdem wir fertig gegessen hatten, lud er mich noch auf einen Drink an der Bar ein, die direkt an die Hotellobby grenzte. Ich hatte somit einen perfekten Blick auf den wunderschönen Brunnen und konnte gleichzeitig die leise Musik und Shirokovs Gesellschaft genießen. Er hatte inzwischen seine Hand auf meine gelegt und wir unterhielten uns gerade prächtig über die Vorurteile über Russen, als eine mir allzu vertraute Gestalt plötzlich im Eingang auftauchte und mich direkt ansah.
„Oh verdammt!“
Ich zog sofort meine Hand zurück und strich mir gestresst eine Strähne hinter das Ohr. Shirokov folgte meinem Blick und bemerkte auch sofort, wer mich zu dieser Reaktion getrieben hatte.
Denn niemand anderer als Don kam gerade mit schnellen Schritten und nicht allzu freundlicher Miene auf uns zu – Shirokov und mich fest im Blick.
„Hallo Schatz! Was machst du denn schon hier? Hast du heute früher Schluss gemacht mit der Arbeit?“
Ich improvisierte und kam ihm die letzten Schritte entgegen, wo er mich sofort bestimmend gegen sich drückte und mich ausführlich und mit Zunge, direkt vor Shirokov küsste. Seine Hände wanderten besitzergreifend einmal über meinen Körper, bis er sich schließlich meiner Begleitung zuwandt.
„Wer sind Sie?“
Eiskalt hatte er diese Frage gestellt und der Blick, den er ihm zuwarf, war nicht gerade beruhigend. Er sah eher aus, als wolle er ihm gleich die Hände abhacken, die mich kurz zuvor noch berührt hatten.
Dabei konnte ich immer noch nicht verstehen, was er hier wollte! Wir hatten ausgemacht, dass er immer den ganzen Tag weg war, damit ich freie Bahn hatte. Und gerade hatte ich eher Angst, dass er alles kaputt machte, was ich mir in den letzten Tagen mit Shirokov aufgebaut hatte.
„Das ist nur ein Mann den ich heute beim Mittagessen kennengelernt habe. Er hat mir bei der Übersetzung der Speisekarte geholfen und zum Dank wollte ich anschließend noch etwas mit ihm trinken. Weil der Kellner konnte weder Englisch noch Spanisch!“
Beruhigend strich ich Don über die Brust und drückte ihn leicht von Ramon weg. Die perfekte Reaktion einer Ehefrau, die ihren Mann beschwichtigen will, nicht ihre Affäre zu verprügeln. Und ich hatte gerade wirklich meine Zweifel, ob er das spielte oder nicht. Denn wenn ja, dann war er wirklich überzeugend!
„Es tut mir Leid, falls das irgendeinen falschen Eindruck auf Sie gemacht hat. Aber ich habe mich nur kurz mit ihr unterhalten. Mehr nicht.“
Shirokov hob beschwichtigend die Hände, auch wenn er nicht aussah, als würde ihn Dons Mörderblick wesentlich beeindrucken. Dieser brummte kurz und sagte dann etwas auf Russisch, was ich leider nicht verstehen konnte. Doch freundlich war es auf keinen Fall gemeint! Und auch Shirokovs Antwort fiel wesentlich kühler aus, als ich es mir bei ihm eigentlich hatte vorstellen können.
Aber egal, was die zwei geredet hatten, Don schob mich plötzlich bestimmt in Richtung Aufzug und ich konnte Shirokov nur noch einen entschuldigenden Blick zuwerfen, den er jedoch mit einem eisigen Grinsen und einem Schulterzucken abtat.
Endlich im Zimmer angekommen schüttelte ich Dons Hände ab und funkelte ihn böse an.
„Was zur Hölle war denn das gerade?! Was tust du hier?“
Er grinste mich hinterlistig an und fischte sich ein Bier aus der Minibar.
„Du hast gestern gesagt, dass du noch keine Ahnung hast, wie du ihn aus dem Hotel locken sollst. Mit meinem Auftritt gerade habe ich dir den perfekten Grund dafür geliefert! Ich werde ihn ab jetzt immer genau im Auge behalten und den eifersüchtigen Ehemann spielen. Und ich wette mit dir, es dauert keinen Tag, dann ist er bereit mit dir in irgendeine abgelegene Hütte hier zu fahren, damit ich es nicht mitbekomme. Denn so wie er mich gerade angesehen hat, bin ich mir sicher, dass ich seinen Stolz und Ehrgeiz geweckt habe!“
Ich sah ihn mit offenem Mund an und konnte darüber nur den Kopf schütteln.
„Und warum zur Hölle kannst du mir nicht EIN EINZIGES MAL vorher Bescheid sagen?!“
Er zuckte nur gleichgültig mit den Schultern und machte es sich auf dem Sofa bequem.
„Warum sollte ich? So machst du es auf jeden Fall überzeugend und es ist auch wesentlich leichter für dich! Und glaub mir – Shirokov ist sehr gut darin zu sehen, wenn Leute lügen! Und ich will es nicht riskieren, dass du auffliegst.“
„Denkst du ich kann nicht lügen?!“
„Nein, das denke ich nicht. Aber ich will einfach nur sicher gehen. Deswegen bitte ich dich, das einfach so hinzunehmen. Ich würde dich immer einweihen – wenn es hier nicht um diesen Mann ginge. Du weißt nicht was er mit den Leuten macht, die versuchen ihn zu verarschen.“
„Fängst du jetzt auch schon so an wie Eric?! Von wegen, Frauen sind dumm und schwach und müssen beschützt werden?!“
„Nein, verdammt! Wenn ich auch nur ansatzweise so von dir denken würde, dann hätte ich dich nicht mit hier hingenommen! Ich vertraue dir und deinen Fähigkeiten! Wenn ich denken würde, dass du das nicht schaffst, würde ich dich doch niemals mit diesem Monster allein irgendwo hin schicken! Aber ich könnte es mir nicht verzeihen, wenn dir etwas zustößt und die Sache hier ist sowieso schon viel zu gefährlich – dafür dass du erst so wenig Erfahrung hast! Also lass mich so viel Risiko wie möglich vermeiden!“
Ich schnaubte frustriert und stapfte wütend in Richtung Bad.
„Baby, warte!“ Er hielt mich noch vor der Tür auf und zwang mich ihn anzusehen.
„Ist ja schon okay. Ich werde es wohl akzeptieren müssen. Aber jetzt würde ich gerne ein Bad nehmen! Also lass mich in Ruhe!“
Ich knallte die Tür feste ins Schloss und ließ mich dagegen sinken.
Ich brauchte Zeit für mich. Zeit zum Nachdenken. Über Dons Bevormundung, Erics Eifersucht und Kontrolle und Shirokov.
Aber vor Allem über meine Beziehung zu diesen drei Männern.
Den restlichen Tag verbrachte ich damit, Don möglichst effektiv aus dem Weg zu gehen. Nach meinem Bad, schwamm ich unermüdlich meine Bahnen im Schwimmbecken des Hotels und auch das Abendessen nahm ich alleine zu mir, nur um anschließend todmüde ins Bett zu fallen und einzuschlafen.
Zu Dons Glück ließ er mir meinen Freiraum und beobachtete mich nur frustriert, wenn ich gerade in der Nähe war. Es passte ihm überhaupt nicht, dass ich sauer auf ihn war. Doch es war nicht der richtige Zeitpunkt dies auszudiskutieren – und das wusste er.
Allerdings schien seine Taktik aufgegangen zu sein, denn als Don am nächsten Morgen den Frühstückssaal verließ, tauchte sofort ein grinsender Shirokov auf und gesellte sich zu mir.
„Guten Morgen, Schönheit! Hat sich dein Mann wieder beruhigt?“
Genervt stöhnte ich und strich mir durch die Haare.
„Es geht. Ich weiß auch nicht, warum er gestern plötzlich früher zurückkam. Aber noch einmal werde ich es mir nicht leisten können, mit dir gesehen zu werden.“
Er legte beruhigend lächelnd seine Hand auf meine und strich mir sanft darüber.
„Bei so einer schönen Frau würde wahrscheinlich jeder Mann vorsichtig sein. Allerdings bin ich der Meinung man sollte sie nicht so regulieren, wie er es tut. Ich habe ihn heute Morgen mit einer Hotelangestellten gesehen, als er ihr heimlich Geld zugesteckt hat.“
„Was?! Du meinst er lässt mich überwachen?“
Geschockt sah ich ihn an und konnte mir nicht vorstellen, dass Don dies wirklich getan hatte! Vor Allem wieder ohne mir etwas zu sagen!!
„Ich weiß es nicht, aber ich denke wir müssen in Zukunft vorsichtiger sein, wenn wir uns treffen. Nur um sicher zu gehen.“
Zögerlich nickte ich, während ich mich im Saal umsah.
„Aber wie? Hier wimmelt es überall nur von Hotelangestellten. Wie sollen wir uns da noch einmal treffen können, ohne dass sie es mitbekommen? Das geht einfach nicht.“
Ich sah ihn zweifelnd an, doch er lächelte nur aufmunternd zurück.
„Du bist so eine wunderschöne Frau. Was wäre ich für ein Gentleman, wenn ich mich durch so etwas von dir fernhalten lassen würde? Gib mir etwas Zeit und ich finde einen Weg.“
„Aber ich reise bald schon wieder ab. Mein Mann hat gestern davon geredet, vielleicht schon vor Silvester abzureisen.“
Shirokov stand auf und drückte mir einen Kuss auf den Handrücken.
„Ich melde mich heute noch bei dir. Wir werden es auf jeden Fall noch einmal schaffen, uns in Ruhe zu treffen!“
Damit verschwand er und ließ mich zufrieden grinsend zurück.
Es schien alles perfekt zu klappen!
Aus Langweile powerte ich mich den Rest des Morgens im Fitnessraum aus und verzog mich anschließend mit einem Buch in das Café des Hotels. Ich war nicht der Typ für einen Urlaub nur im Hotel. Ich wollte etwas unternehmen und nicht nur innerhalb des einen Gebäudes für eine Woche meine Zeit totschlagen müssen. Das große Fitness Angebot, war das einzige was mich momentan bei Laune hielt.
Als ich gegen Abend wieder in unser Zimmer zurückkehrte, erwartete mich jedoch eine weitere Überraschung. Eine breite Spur aus Rosenblättern zog sich von der Tür in Richtung Wohnzimmer und als ich ihr verwirrt folgte, wurde ich von Don begrüßt. Er hatte sich umgezogen und trug eine lässige Jeans zu einem schwarzen, eng anliegenden Hemd. Seine Haare waren perfekt gestylt und er grinste mich so sexy an, dass es mich komplett umhaute.
„Was machst du hier? Und was soll das?“
Vollkommen überfordert drehte ich mich im großen Wohnzimmer einmal um mich selbst um die vielen Rosensträuße zu bewundern, die überall verteilt waren.
„Sieh es als eine Entschuldigung an. Dafür dass ich dich nicht in meine Planänderung eingeweiht habe. Ich wollte dich wirklich nicht bevormunden, sondern nur beschützen.“
Er kam auf mich zu und wollte mich näher ziehen, doch ich wehrte ihn ab.
„Und deswegen hast du es heute direkt schon wieder getan?“
Verwirrt runzelte er die Stirn.
„Wie meinst du das?“
„Das weißt du ganz genau. Shirokov hat mir heute erzählt, du hättest dich mit einer Hotelangestellten unterhalten und ihr Geld zugesteckt. Er meinte, damit sie mich überwacht!“
Ein raues Lachen entwich Don und er versuchte erneut mich näher zu ziehen, doch ich gab nicht nach.
„Das stimmt nicht ganz. Ich habe ihr das Geld gegeben, damit sie für mich Rosen und Vasen organisiert. So viele kann man nämlich nicht einfach mal in einem Blumenladen kaufen und das Hotel hat da bessere Beziehungen als ich.“
Ertappt sah ich ihn an und fasste mir an den Kopf.
„Das heißt du lässt mich gar nicht überwachen und ich habe mich tatsächlich von Shirokov davon überzeugen lassen?“
Lachend stimmte er mir zu und dieses Mal erlaubte ich es, dass er seine Hände auf meine Hüfte legte.
„Oh Gott, das ist jetzt echt peinlich!“
Mir tat es so leid, dass ich Shirokov mehr vertraut hatte als Don. Dabei hatte er sich nur bei mir entschuldigen wollen! Und vor Allem, wie er das tat! So etwas Romantisches hätte ich ihm niemals zugetraut. Und erst jetzt, wo mein Zorn über ihn verflogen war, schien das alles erst richtig auf mich zu wirken.
Er hatte sich nicht nur die Mühe gemacht, so viele Rosen zu kaufen. Allein die Spur aus Rosenblättern auf dem Boden muss eine frustrierende Arbeit gewesen sein. Vor allem für ihn, wo er so etwas wahrscheinlich für tot kitschig und übertrieben hielt.
„Ist schon okay. Ich bin ja eigentlich selbst schuld daran, dass du inzwischen so etwas von mir erwartest. Aber ich werde dich ab jetzt immer einweihen.“
Ich grinste ihn an und nickte langsam, während ich mich genauer im Zimmer umsah und jedes kleinste Detail in mich aufsog.
Sogar Kerzen hatte er aufgestellt!
„Gefällt es dir?“
„Natürlich! Es ist umwerfend! Ich hätte nie gedacht, dass du so etwas machen würdest! Ich hätte eher getippt dass selbst eine einzelne Rose für dich schon zu kitschig oder peinlich wäre!“
Er lachte und zog mich gegen sich, wo ich meine Hände auf seine durchtrainierte Brust legte.
„Ja ich muss zugeben, ich bin nicht gerade ein Romantiker. Aber ich hab mal gehört, dass ihr Frauen auf so etwas total steht. Und ich dachte mir, dass ich mich dieses Mal nicht nur mit einem Essen entschuldigen kann, sondern mich etwas mehr anstrengen muss.“
„Das hier ist wirklich total süß!“
Hingerissen grinste ich ihn an, worauf er jedoch nur gequält das Gesicht verzog.
„Tut mir Leid, Babe. Aber ich bin keiner der Männer, die auch nur ansatzweise für süß gehalten werden wollen! Deswegen..“
„Aber das ist doch nix negatives!“
„Mag ja sein, aber für mich schon. Es hat mich ja schon Überwindung gekostet, so etwas Kitschiges wie das hier zu machen. Sorry, ich weiß das willst du jetzt vielleicht nicht hören. Aber so bin ich nun mal. Ich habe so etwas noch nie gemacht und ich werde es wahrscheinlich auch nie wieder tun!“
Lachend schlang ich meine Arme um seinen Nacken.
„Ist es dir wirklich so schwer gefallen? Weil es sieht alles so perfekt aus, dass ich getippt hätte, du hättest so etwas schon einmal gemacht.“
Schnaubend ließ er seinen Blick durch das Appartement gleiten und schüttelte erneut den Kopf.
„Nein und wenn ich ehrlich bin, weiß ich nicht was euch Frauen daran so gefällt. Aber das muss ich zum Glück ja nicht verstehen. Die Wirkung reicht mir vollkommen.“
Selbstgefällig grinsend ließ er seine Hände über meinen Rücken gleiten, bis sie auf meinem Hintern ruhten.
„Du bist ein Arschloch, Don!“
Grinsend gab ich ihm einen Klaps auf den Hinterkopf, trat jedoch nicht aus unserer Umarmung. Denn er hatte Recht. Die Mühe, die er sich gemacht hatte, alles so wunderschön romantisch zu arrangieren! Und das obwohl es ihn augenscheinlich ziemlich gequält hat, so etwas zu tun! Das ließ mich so schwach werden, dass ich ihm momentan so einiges verzeihen konnte.
„Ich weiß. Und das bin ich auch gerne. Außerdem stehen Frauen auf keine Weicheier. Und wenn ein Mann wie ich, so etwas hier macht, dann hat das noch eine bessere Wirkung auf euch, wie wenn so ein schleimiges romantisches Weichei das tut.“
„Das mag vielleicht stimmen, dass es bei dir eine wesentlich größere Bedeutung hat als bei anderen, die nicht solche Probleme mit ihrem Ego und Stolz haben. Aber nicht alle Frauen stehen auf Arschlöcher! Manche bevorzugen die Weicheier.“
Lachend haute er mir auf meinen Hintern.
„Meinem Ego geht es super. Darum musst du dir keine Sorgen machen. Und was das andere angeht…Die Frauen, die auf Weicheier stehen, sind sowieso langweilig und zu anstrengend. Nicht, dass ich es nicht einsehe, mich für eine Frau zu bemühen. Aber solche Frauen machen aus einer Kleinigkeit immer direkt ein großes Drama mit Unmengen an Tränen. Und auch sonst..“
Schnaubend schüttelte er den Kopf, während ich über die Rage, in die er sich geredet hatte, nur grinsen konnte.
„Wie sollte denn eine Frau, die auf Arschlöcher steht, deiner Meinung nach sein?“
„Ich bevorzuge lieber solche Frauen, die wissen was sie wollen und sich dies auch holen. Frauen, die kein Problem damit haben, ihre Meinung zu sagen und die nicht sofort in Tränen und Gezicke ausbrechen, wenn irgendjemand mal einen Spruch reißt. Ich habe keine Lust meine Freundin ständig vor meinen Kumpels beschützen zu müssen, nur weil sie mit denen nicht fertig wird, wenn sie sich nicht wie ein perfekter Gentleman verhalten. Eine richtige Frau muss so etwas vertragen und sich wehren können. Sie muss sich auch mal streiten können und vor allem Temperament haben – beim Streiten und auch im Bett. Und sie muss mir meinen Freiraum lassen.“
„Heißt Freiraum bei dir andere Frauen zu haben, oder was?“
„Nein. Eine Frau sollte auch fähig sein mich gar nicht auf die Idee kommen zu lassen, mit anderen schlafen zu wollen. Ich meinte einfach, dass ich nicht ständig sagen muss wo ich bin. Ich habe keinen Bock darauf mich ständig rechtfertigen zu müssen und dass ich neben ihr kein anderes Leben haben darf.“
„Du hast wirklich klare Vorstellungen, was das angeht. Und auch ziemlich hohe Ansprüche, muss ich sagen.“
„Ich weiß. Aber selbst wenn ich mich mit einer Frau in eine Beziehung einlassen würde, die nicht so ist – das würde niemals lange halten.“
„Ja, das kann ich mir vorstellen. Aber ich muss sagen, für dich sind Frauen, die nicht so tough sind, zu anstrengend –Arschlöcher sind allerdings auch wesentlich anstrengender als die Weicheier.“
Don zuckte mit den Schultern und grinste mich herausfordernd an.
„Ja und? Es soll ja auch nicht langweilig werden. Oder traust du dir das nicht zu, Kleines?“
„Ich hab damit kein Problem, aber wenn ich dir eine Nummer zu groß bin, okay. Ich werde dich zu nichts zwingen, Süßer.“
„Ich will dich ja nicht enttäuschen, aber so klein wie du bist, werde ich dir kein Alibi geben können, zu kneifen ohne, dass du es zugeben musst.“
Lachend ließ ich meine Hände von seinem Nacken über seine Brust streichen.
„Du bist ein Arschloch.“
„Ich weiß. Und du stehst drauf.“
Er hob mich auf seine Arme und trug mich sexy grinsend ins Schlafzimmer, was nur von Kerzenschein erleuchtet und ebenfalls mit Rosen dekoriert war. Doch ich hatte keinen Sinn mehr dafür übrig, meine Umgebung zu bewundern. Ich badete in Dons gierigen Blicken, die mich auf dem Bett festnagelten, während er mir langsam meine Schuhe auszog.
Das Cocktailkleid, was ich trug, war kurz und weinrot. Und der Ausschnitt war genauso gewagt, wie meine 13cm hohen Riemchen-High-Heels.
„Ich könnte mich glatt daran gewöhnen, dich nur in so heißen Kleidern zu sehen.“
„Zu Hause habe ich nie einen Anlass, sie anzuziehen.“
„Mir würde da so einiges zu einfallen.“
Sein Grinsen wurde etwas breiter und mir wurde heiß, wenn ich mir vorstellte, was er gerade im Sinn hatte.
Dieser Mann war ein einziges Spiel mit dem Feuer – unendlich heiß aber auch genauso gefährlich.
Am Nächsten Morgen wachte ich in Dons Armen auf, der immer noch schlief und mir leise in den Nacken atmete. Vorsichtig versuchte ich mich aus seinen Fängen zu befreien, ohne ihn zu wecken, doch gerade als ich seinen Arm von mir herunter schob, gab er ein Grummeln von sich und zog mich – immer noch schlafend – zurück gegen seinen Körper.
Dieser Mann war ja sogar besitzergreifend, wenn er schlief!!
Schnaubend schüttelte ich den Kopf und startete einen erneuten Versuch, doch seine Arme waren so feste um mich gewickelt, dass ich wohl oder übel noch etwas liegenbleiben musste. Also schnappte ich mir mein Handy, um etwas zu spielen, als ich eine SMS von Shirokov darauf entdeckte.
Sie war noch vom Abend davor und er wollte, dass ich um drei Uhr im Foyer auf ihn warten solle. Ein Bekannter hätte ihm seine Waldhütte für den Nachmittag geliehen, wo uns niemand stören würde.
Sofort packte mich Aufregung. Es hatte tatsächlich funktioniert! Er wollte sich außerhalb des Hotels mit mir treffen! Allerdings überkam mich bei dem Gedanken daran auch eine gewisse Angst. Shirokov war sicherlich stärker als ich. Und wir würden alleine in den weiten Wäldern Russlands in einer abgelegenen Hütte sein. Das heißt, es konnte dauern, bis Don und seine Leute sich ihn schnappen konnten. Und bis dahin war ich komplett auf mich allein gestellt! Und was Shirokov in dieser Hütte tun wollte, war genauso offensichtlich wie unangenehm.
Ich hatte mir die ganze Zeit keine Gedanken darum gemacht, was passieren würde, wenn er wirklich mit mir alleine war. Und dass er nicht gerade begeistert sein würde, wenn ich mich ihm verwehre, war klar. Bis jetzt waren es ja nur ein paar Berührungen. Nichts allzu schlimmes. Doch was machte ich, wenn er mich Küssen wollte? Bei der Vorstellung wurde mir fast schlecht! Er war zwar ein sehr attraktiver Mann, allerdings mehr als flirten wollte ich mit ihm wirklich nicht!
Mit einem Grummeln wurde ich plötzlich näher gegen den Muskelberg hinter mir gezogen und weiche Lippen fingen an, meine nackte Schulter zu liebkosen.
„Warum bist du denn so früh schon wach? Ich dachte ich hätte dich genug ausgelastet.“
Ein kleines Grinsen schlich sich auf meine Lippen und ich wendete mich Don zu, der sich sofort genüsslich meinem Hals widmete.
„Ich hab gestern Abend noch eine SMS von Shirokov bekommen.“
Er schob unbeeindruckt ein Knie zwischen meine Beine und zog mich noch ein Stückchen näher zu sich.
„Er will heute mit mir in eine Waldhütte in der Nähe fahren.“
Mit einem Ruck sah Don mich an und sogar seine Hände gaben ihre Wanderschaft auf.
„Wann?“
Seufzend legte ich mich auf den Rücken. Ich hätte das Thema lieber noch etwas aufschieben sollen. Mir wäre es lieber gewesen, wenn Don mich abgelenkt hätte.
„Heute um 3…“
Er musterte mich, scheinbar in Gedanken. Doch er sah genauso angespannt aus, wie ich mich fühlte. Beziehungsweise musste ich mir eingestehen, dass ich sogar Angst vor diesem Treffen hatte. Unwohl wandte ich meinen Kopf ab, doch sofort schoben sich Finger unter mein Kinn und zwangen mich, Don anzusehen.
„Ist alles in Ordnung?“
Langsam nickte ich, doch es schien genauso kläglich auszusehen, wie ich mich fühlte, je mehr ich darüber nachdachte…
„Wenn du das nicht willst, dann ist das okay!“
„Nein. Ist es nicht. Ich habe gesagt, dass ich es mache. Also werde ich auch nicht in letzter Sekunde kneifen! Das Treffen heute Nachmittag ist unsere einzige Chance.“
„Wir werden schon irgendwie einen anderen Weg finden können..“
„Nein, Don. Ich mache es. Egal ob ich Angst davor habe oder nicht. Das ist mein Job! Und ich will diesen Job ausüben können!“
Er sah mir kritisch in die Augen und verzog den Mund.
„Darf ich fragen, wovor du genau Angst hast? Vor Shirokov?“
Seufzend entzog ich mich seinen Armen indem ich mich aufsetzte und dabei das Laken fest an mich drückte. Beruhigend strich Don mir über den Rücken, doch für heute Nachmittag würde mir das überhaupt nicht helfen. Dann war ich auf mich allein gestellt.
„Ja. Aber nicht unbedingt so, wie du vielleicht denkst. Ich meine….es ist klar, was er heute Nachmittag vorhat. Allerdings werde ich ihm das nicht geben können – geschweige denn wollen! Also werde ich irgendwie die Zeit überbrücken müssen, bis ihr kommt. Und ich habe die Befürchtung, dass das zu lange dauern wird.“
„Und du denkst, er wird dir irgendetwas antun?“
„Naja…Bis jetzt waren wir ja immer hier im Hotel unter Leuten. Aber selbst dort konnte er seine Finger kaum für sich behalten. Wenn wir jetzt aber komplett alleine sind….Ich…Ich kann das einfach nicht!“
Frustriert strich ich mir durch die Haare und sah Don an.
„Ich könnte niemals zulassen, dass er mich küsst. Allein seine Berührungen bei Schwimmen waren mir fast zu viel.“
„Hm.. aber sieh es doch mal so. Er ist ja schon ein attraktiver Mann.“
„Ja das ist er. Aber das ändert für mich nichts! Ich kann nicht einfach so mit wahllosen Männern rummachen. Auch wenn es nicht so danach aussieht, wo ich doch scheinbar ständig meinen Freund mit dir betrüge. Aber ich weiß auch nicht… Würde ich es bei Shirokov zulassen, bis ihr da seid…Das wären einfach zu viele Männer auf einmal in meinem Leben. Und das kann ich einfach nicht! Selbst das mit dir nimmt mich mehr mit, als mir lieb ist.“
„Wir werden uns beeilen! Und es wird nicht lange dauern! Du wirst auf keinen Fall mit Shirokov schlafen müssen und ich denke, du wirst auch eine Ausrede finden, warum er dich bis dahin nicht küsst. Sag du hast Hunger oder was weiß ich. Zöger es einfach hinaus! Aber wenn es dir zu viel wird, dann brich es ab! Denn sollte er es bemerken, dann wären zu viele Männer in deinem Leben dein geringstes Problem!“
Ich nickte langsam und atmete tief durch, um mich endlich wieder beruhigen zu können. Mir wurde das alles einfach zu viel in diesem Moment. Ich hatte einen Freund, konnte einem anderen Mann allerdings nicht widerstehen und sollte gleichzeitig noch einen dritten Mann verführen, der auch noch gefährlich war.
„Ich werde mal duschen gehen…Aber du hast Recht. Irgendwie werde ich das schon hinbekommen!“
Don fuhr gegen Mittag weg, nachdem er mir den ganzen Morgen Mut zugesprochen hatte. Ich war immer noch nervös! Doch ich musste es einfach durchstehen. Also verdrängte ich alle anderen Gedanken aus meinem Kopf und konzentrierte mich lediglich auf meinen Auftrag, Shirokov so lange hinzuhalten, wenn wir alleine waren, bis Don mit seinen Leuten kam.
Viel zu schnell war es schon 3 Uhr und als ich endlich das Foyer erreichte, wartete Shirokov schon auf mich. Er trug ein schwarzes Hemd mit schwarzer Jeans und gab mir einen Handkuss zur Begrüßung. Ich selbst hatte mich für ein ebenfalls schwarzes Cocktailkleid entschieden, was mir bis an die Knie reichte und auch keinen allzu großen Ausschnitt hatte. Genauso waren meine Schuhe verhältnismäßig flach. Ich wollte ihn schließlich nicht zu sehr reizen – mal abgesehen davon, dass ich am liebsten im Jogginganzug aufgetaucht wäre, damit er mich auf keinen Fall anfassen will.
Galant wie immer, führte Ramon mich aus dem Foyer hinaus, wo bereits ein schwarzer Audi auf uns wartete. Zu meinem Glück sah ich auch nirgendwo Bodyguards, die uns folgten, während wir schweigend durch den verschneiten Wald fuhren. Mein Fahrer schien es nicht eilig zu haben, auch wenn er aussah, wie eine zufriedene Katze. Er war sich sicher, dass er heute voll auf seine Kosten kommen würde. Und ich musste mich zusammenreißen, um seine Hand nicht wegzuschubsen, die es sich auf meinem Oberschenkel bequem gemacht hatte.
Nach einer halben Stunde Fahrt erreichten wir ein kleines Holzhaus, umgeben mit kilometerweitem, verlassenen Wald. Shirokov hatte es den perfekten Ort genannt – und das stimmte. Jedoch musste ich bei der schaurigen Atmosphäre unwillkürlich an einen Gruselfilm denken.
Ramon führte mich breit grinsend hinein und ich fand mich in einem großen Raum wieder, der Küche, Wohnzimmer und auch Schlafzimmer auf einmal beinhaltete. Alles war aus Holz und in warmen Farben und ich hätte mich sofort wohlgefühlt, wäre ich mit jemand anderem hier gewesen.
„Ich weiß, es ist sehr einfach. Doch es ist nur eine kleine Jagdhütte eines Bekannten. Etwas anderes habe ich nicht finden können. Ich hoffe es stört dich nicht zu sehr.“
Shirokov zog mich an sich und grinste mich an, was ich nervös erwiderte.
„Doch es ist hübsch. Nicht das, was ich sonst gewohnt bin, allerdings trotzdem schön!“
Ich machte mich los um den Raum etwas zu erkunden, vermied dabei jedoch tunlichst die Nähe des großen Bettes aus massivem Holz.
„Willst du vielleicht ein Glas Sekt haben, meine Hübsche?“
Begeistert willigte ich ein und spielte nervös an meinem Ehering. Ich hatte den Sender schon aktiviert, jedoch würde es circa eine halbe Stunde dauern, bis meine Retter eintrafen. Und so lange musste ich Shirokov noch irgendwie davon abhalten, auf dumme Gedanken zu kommen.
„Hast du vielleicht auch ein paar Weintrauben oder so etwas? Ich hätte Lust auf eine Kleinigkeit.“
Unschuldig blinzelte ich ihn an, doch zu meiner Verwunderung zauberte er sofort eine große Schüssel mit Weintrauben und Erdbeeren aus dem Kühlschrank. Er hatte wirklich an alles gedacht.
Wir machten es uns auf dem Sofa bequem, auch wenn ich Shirokov ansah, dass ihm das Bett lieber gewesen wäre. Er schaltete ruhige Musik ein und zog mich sofort zu sich, sodass ich schließlich quer über seinem Schoß lag und er mich langsam mit den Früchten fütterte.
Er hatte eine Hand auf meinen Bauch gelegt und streichelte mich sanft, während wir über Gott und die Welt redeten. Doch ich merkte immer mehr, wie seine Finger sich meinem Dekollté näherten, und ich somit noch nervöser wurde.
Ich spielte immer noch mit meinem Ring, bis Shirokov es bemerkte und mich sanft anlächelte.
„Du brauchst nicht so nervös zu sein, meine Liebe. Vergiss deinen Mann einfach für eine Weile.“
Ich seufzte lange und lächelt ihn dann entschuldigend an.
„Tut mir leid. Ich habe so etwas noch nie gemacht…und ich weiß nicht…“
Er umfasste zärtlich meinen Ringfinger und strich mir langsam den Ring ab.
„Zieh ihn einfach aus und entspann dich. Wir haben alle Zeit der Welt.“
Beunruhigt biss ich mir auf die Unterlippe, was ich jedoch sofort bereute, als Shirokov dies zum Anlass nahm, mir mit seinem Daumen über den Mund zu streicheln. Seine Augen bohrten sich tief in meine und ich war kurz davor entweder total in Panik zu geraten oder ihm eine Ohrfeige zu verpassen.
Beides keine besonders gute Idee!
Ich wusste nicht, wie viel Zeit seit unserer Ankunft vergangen war. Es gab keine Uhr in der Hütte. Und somit hatte ich auch keinerlei Anhaltspunkt, wie weit ich ihn noch herauszögern musste. Doch ich hatte die Befürchtung, dass noch nicht viel Zeit vergangen war.
Also widmete ich mich der dritten Alternative, von der ich mir versprach, dass sie zumindest kurzfristig die Beste war – nämlich meinem Sektglas. Ich kippte das halbe Glas herunter, was Ramon jedoch sofort wieder auffüllte. Ihm schien diese Alternative genauso zu gefallen.
Denn wenn ich betrunken war, würde ich es vielleicht etwas länger aushalten und es würde nicht ganz so unangenehm. Dass ich mich betrunken allerdings nicht mehr gut verteidigen konnte, musste ich hinnehmen. Ich redete mir einfach ein, dass ich gegen diesen Riesen sowieso keine reelle Chance hatte.
Zwei Gläser später war ich ernsthaft angetrunken und die Früchte waren leer. Ramons Finger vergnügten sich am Rande meines Kleides und strichen mir immer wieder über den Brustansatz, während seine andere Hand langsam aber stetig den Saum hochschob.
Kurz gesagt – ich hatte ein Problem! Denn mir gingen die Ausreden aus!
„Würdest du mich für einen kurzen Moment entschuldigen? Ich will mich nur kurz frischmachen.“
Verführerisch lächelnd zog ich seine Hände von mir und stand auf, wobei mich der Alkohol fast umfallen ließ. Ich war wirklich betrunkener, als ich zunächst dachte! Doch nach einigen Sekunden beruhigte sich meine Umgebung wieder und ich verschwand peinlich berührt im angrenzenden Bad.
Dort angekommen redete ich so lange beruhigend auf mich ein, wie ich es mir erlauben konnte, ohne dass Shirokov misstrauisch wurde. Und als ich wieder hinaustrat, hatte er alles schon wieder weggeräumt und trat lächelnd auf mich zu.
„Was hältst du davon, wenn wir es uns etwas gemütlicher machen? Der Sekt scheint dir nicht so gut bekommen zu sein und du solltest dich mal hinlegen.“
Ob seine üblichen Betthäschen auf diese lahme Ausrede reinfielen? Oder war es ihnen egal?
Schüchtern lächelnd stimmte ich ihm jedoch zu und er zog mich langsam, aber bestimmt, auf das Bett. Sofort kletterte er hinterher und beugte sich über mich – seine Hände rechts und links von meinem Kopf abstützend.
Er würde keine weitere Ausrede akzeptieren. Das sagte seine Körpersprache eindeutig aus. Doch ich schrie innerlich vor Panik wegen dem, was mir jetzt bevorstand. Ich musste es entweder zulassen, oder mich gegen ihn wehren und riskieren, dass er mich dazu zwang.
Shirokov drückte mich mit seinem gesamten Körpergewicht in die Matratzen und umfasste meine Hände, sodass ich wirklich keine Chance mehr hatte, mich zu wehren.
Seine Lippen kamen meinen immer näher, doch ich konnte nicht anders und drehte in allerletzter Sekunde meinen Kopf zur Seite.
„Es tut mir Leid. Ich bin normalerweise nicht so, aber ich weiß auch nicht. Ich habe noch nie meinen Mann betrogen und bin deswegen etwas nervös.“
„Lass dich einfach fallen. Ich werde dich so verwöhnen, dass du später gar nicht mehr aufhören willst.“
Seine charmante Art war schon ziemlich in den Hintergrund geraten und ich wusste, ich hatte das Äußerste ausgereizt. Genauso wie ich wusste, dass Don zu spät kommen würde.
Ramons Lippen trafen auf meinen Hals und er küsste mich grob. Doch ich musste es ertragen. Egal wie sehr mein gesamter Körper danach schrie, mich zu wehren. Denn das würde alles nur noch schlimmer machen.
Er startete einen erneuten Versuch mich auf den Mund zu küssen, doch ich wandte mich erneut ab, was ihn genervt stöhnen ließ.
„Verdammt noch mal. Hör gefälligst auf mit mir zu spielen!“
Er drängte sich grob zwischen meine Beine und ich spürte seine Erektion gegen mich drücken, was mich erschaudern ließ. Ich wollte dies auf keinen Fall! Ich konnte es ja jetzt schon kaum ertragen! Doch ich konnte mich keinen Zentimeter bewegen.
Ich hatte es zu lange herausgezögert und jetzt konnte der Alkohol es auch nicht mehr erträglicher machen. Denn egal was ich tat, Shirokov würde niemals aufhören.
Meine Handgelenke schmerzten und je mehr ich an ihnen zerrte umso fester wurde sein Griff. Er versuchte erneut mich zu küssen, doch ich schaffte wieder seinem Mund zu entfliehen.
„Du verdammte Schlampe!“
Rasend vor Wut stieß er sich von der Matratze ab und verpasste mir eine saftige Ohrfeige, die meine komplette Umgebung aus den Fugen zu heben schien. Verwirrt griff ich mir an den Kopf und versuchte mich aufzurappeln, doch da war Shirokov schon wieder über mir und zerrte meine Hände grob über meinen Kopf.
„Denkst du, ich verwöhne dich die ganze Zeit, nur damit du beschäftigt bist und mich dann zum Schluss abweisen kannst?! Vergiss es!“
Ich spürte etwas kaltes an meinen Handgelenken und ehe ich mich versah, war ich mit Handschellen an die massiven Balken des Bettkopfes gefesselt.
„Verdammt noch mal, lass mich los!“
Ich versuchte, wie wild nach ihm zu treten, doch er drückte mich mit seinem gesamten Körpergewicht in die Matratze, sodass ich nichts ausrichten konnte.
„Ich werde dir zeigen, was es bedeutet, mich reinzulegen, du Miststück!“
Er küsste mich grob auf den Mund währen seine Hände sich rücksichtslos unter mein Kleid schoben. Verzweifelt biss ich ihm auf die Lippen, wofür ich allerdings nur eine weitere Ohrfeige kassierte. Mir standen die Tränen in den Augen und ohnmächtig musste ich geschehen lassen, wie Shirokov sich an meiner Unterwäsche zu schaffen machte.
Er würde mich vergewaltigen.
Genauso wie Justin es getan hatte.
Ich presste die Lippen aufeinander und versuchte meine Tränen zu unterdrücken, als es plötzlich einen lauten Knall gab. Laut fluchend sprang Shirokov auf und hechtete in Richtung Nachttisch, wo ich ihn allerding mit einem festen Tritt erwischte und er gegen die Wand taumelte.
Blind vor Panik setzte ich mich auf und presste mich gegen das Kopfteil, als mir erst die drei Männer im Raum auffielen. Sie waren maskiert und bewaffnet. Und zwei von ihnen liefen auf Shirokov zu und überwältigten ihn.
„Don..“
Es war nur ein Wimmern, was mir entwich, doch ich war so unendlich erleichtert ihn zu sehen.
Ein lauter Fluch ertönte noch einmal von Shirokov, als ich beobachtete, wie er eine Spritze in den Arm gerammt bekam und schließlich ohnmächtig zusammensackte.
„Hey, alles in Ordnung?“
Don war inzwischen bei mir angelangt, hatte die Maske abgenommen und strich mir besorgt die Haare aus dem Gesicht. Ich konnte immer noch nur zitternd nicken, ließ es jedoch zu, dass er mich beschützend in seine Arme nahm.
„Bitte, mach mich los und bring mich von hier weg.“
Ich drückte mein Gesicht gegen seinen Hals, während ich merkte, wie er sich an den Handschellen zu schaffen machte. Und nur Sekunden später war ich endlich wieder frei. Fast fluchtartig sprang ich aus dem Bett, wo sich allerdings der Alkohol wieder bemerkbar machte und ich nur dank Don, einer Bekanntschaft mit dem Boden entkam.
„Na komm. Ich trag dich.“
Er hob mich auf seine Arme und trug mich zügig aus der Waldhütte heraus.
Was seine zwei Kollegen währenddessen mit Shirokov machten, war mir ziemlich egal. Ich wollte einfach nur noch heiß duschen und alles so schnell wie möglich wieder vergessen.
Bei einem schwarzen Geländewagen angekommen, wurde ich vorsichtig wieder auf meine Füße gestellt und ich lehnte mich erschöpft gegen den Wagen.
„Hey, Kleines. Es ist alles wieder gut. Er wird dich nicht nochmal anfassen können.“
Besorgt umfasste Don mein Gesicht und strich mir sanft über die Wangen.
„Hat er dir irgendwie wehgetan?“
Ich schüttelte nur stumm den Kopf und versuchte meinen Körper unter Kontrolle zu bringen, der immer noch so stark zitterte, dass ich kaum stehen konnte.
„Schon okay.. Ihr seid gerade noch früh genug gekommen…Aber er hätte fast…“
Meine Stimme brach ab und erneut schossen mir die Tränen in die Augen, worauf Don mich beruhigend in seine Arme zog.
„Schh…ist ja schon gut. Ich werde ab jetzt besser auf dich aufpassen. Dir wird nichts passieren.“
Er strich mir sanft über den Rücken und ich krallte mich in seinem Hemd fest.
Ich wäre fast wieder vergewaltigt worden. Wie damals von Justin. Sein Gesicht tauchte vor meinen Augen auf und ein ängstliches Wimmern entkam mir, während ich mich noch fester gegen Don presste.
„Es war genauso wie damals….genauso wie mit Justin…“
Dons Arme zogen mich noch näher zu sich und er lehnte beschützend seinen Kopf gegen meinen.
„Ist schon okay. Dir wird nichts passieren. Ich bin ja da.“
Ich presste meinen Augen feste zu, doch ich konnte nichts dagegen tun dass mich die Erinnerungen von Justin wieder überfluteten. Wie er mich das erste Mal vergewaltigt hatte. Wie er mich blutend in seiner Küche, wie ein Stück Müll, hatte liegen lassen.
Aber ich wollte das nicht sehen. Und je mehr ich mich dagegen wehrte, umso mehr überkam es mich. Verzweifelt machte ich mich von Don los und ging zügigen Schrittes von dem Haus weg.
Ich musste irgendwie auf andere Gedanken kommen.
Ich musste mich gegen die Erinnerungen wehren.
Ich hockte mich hin und holte tief Luft, während mein Blick leer in den Wald gerichtet war. Ich konzentrierte mich allein auf meine Atmung und blendete alles andere aus.
Im Hintergrund waren Stimmen zu hören und Autotüren knallten, doch ich ließ mich nicht ablenken.
Tief ein und ausatmen, war das einzige woran ich dachte.
Und ich weiß nicht, wie lange es dauerte, doch als ich mich endlich wieder aufrichtete und mich umdrehte, war mein Blick wieder fest und ich hatte den Körper gestrafft. Don stand vor mir und musterte mich besorgt, doch als ich ihm beruhigend zunickte, schlich sich ein kleines Lächeln auf seine Lippen.
„Ich kenne keine Frau, die so stark ist, wie du.“
Ich grinste halbherzig zurück und lehnte meinen Kopf gegen seine Brust, während er mich erneut vorsichtig umarmte.
„Ist alles fertig hier?“
„Ja, wir können los. Dmitri wird dich wieder in Shirokovs Auto zum Hotel fahren. Aber nicht erschrecken, er hat eine Maske auf, damit es niemandem auf den Überwachungsbildern auffällt. Dort wirst du aussteigen und auf unser Zimmer gehen, während er wieder wegfährt. Seine Leute werden es sicherlich bemerken und wenn er anschließend verschwindet, wird kein Verdacht mehr auf dich fallen.“
Mit zusammengepressten Lippen nickte ich und sammelte meine letzte Kraft, um mich wieder von ihm zu lösen und mich auf dem Platz umzusehen. Sie schienen Shirokov in dem Geländewagen verfrachtet zu haben, neben dem Dmitri und Igor warteten und mich besorgt musterten. Dass ich vor Dmitri dennoch zurückzuckte, konnte ich nicht verhindern. Er trug eine Maske, die mich auf den ersten Blick glauben ließ, dass Shirokov dort stand. Bei näherem Hinsehen bemerkte man zwar den Unterschied, doch für die Hotelkameras würde es auf jeden Fall reichen.
„Okay. Ich wäre dann wieder bereit.“
Ich holte erneut tief Luft, als Don mich zu dem Wagen führte und ich mich hinein setzte. Er redete noch kurz mit den anderen zwei, doch ich war zu erschöpft und auch betrunken, um mich darauf zu konzentrieren. Erst als er sich zu mir herunter beugte und sich meine Hand fischte, wurde ich wieder aufmerksam. Es war mein Ring, den er mir lächelnd wieder ansteckte. Den hatte ich komplett vergessen.
Die Fahrt schien ewig zu dauern und ich musste mich darauf konzentrieren, nicht wieder meinen Gedanken zu verfallen. Doch Dmitri war zum Glück genauso wenig an einer Unterhaltung interessiert, wie ich, sodass ich mich vollends auf die Musik und die vorbeifliegenden Wälder konzentrieren konnte. Als wir uns dem Hotel näherten riss ich mich endgültig zusammen und setzte eine fröhliche Miene auf - wie ich hoffte. Immerhin kam ich gerade von einem vergnüglichen Nachmittag mit meiner Affäre.
Vor der Hotellobby gab ich Dmitri noch einen Wangenkuss, bevor ich breit grinsend aus dem Auto stieg und langsam in das Gebäude verschwand. In der großen Halle waren nur wenige Leute, doch eine Gruppe von Männern beobachtete mich genau auf meinem Weg zum Fahrstuhl.
Ich hatte dessen Türen schon fast erreicht, als mich einer von ihnen plötzlich einholte und in brüchigem Englisch ansprach.
„Entschuldigen Sie, Miss. Aber wo ist Mr. Shirokov, wenn ich fragen darf? Sie waren doch heute mit ihm unterwegs.“
Es war ein kahlrasierter Muskelberg mit russischen Zügen, der mich mit sanftem Griff am Arm fest hielt. Eindeutig einer von Shirokovs Bodyguards.
Ich lächelte ihn entschuldigend an und zuckte mit den Schultern.
„Ich weiß es nicht. Er hat mich hier abgesetzt und ist wieder weggefahren, weil er noch etwas Geschäftliches regeln wollte. Er hat mir allerdings nicht gesagt, wohin er wollte.“
„Okay, vielen Dank Miss und noch einen schönen Tag.“
Er lächelte mich breit an, was bei seinem vernarbten Gesicht jedoch erschreckend aussah und schloss sich dann wieder der Gruppe an, die auf einer der Sitzecken saß und schließlich entspannt weiter wartete.
Der Aufzug kam schnell und nur wenige Minuten später schloss ich die Tür zu unserem Appartement hinter mir, nur um vollkommen erschöpft daran hinab zu gleiten.
Ich konnte nicht mehr. Ich fühlte mich dreckig, alles drehte sich und mein Körper fing erneut an, unkontrolliert zu zittern, während ich mich verzweifelt auf dem Boden zusammenrollte und meinen Tränen freien Lauf ließ.
Allein der Weg durch die Lobby war mir so schwer gefallen und umso heftiger schlugen sämtliche Erinnerungen wieder auf mich ein, während ich hilflos am Boden lag und es nicht mehr schaffte, mich ihnen gegenüber zu verschließen.
Irgendwann war Don ins Zimmer gekommen und hatte mich besorgt in den Arm genommen, während ich immer noch völlig entkräftet weinte und zitterte. Er brachte mich ins Bad, wo er mich mitsamt meiner Klamotten in der Dusche absetzte und sich das heiße Wasser über mich ergoss. Erst dann merkte ich, wie sehr ich bis dahin gefroren hatte. Und mit jedem einzelnen Tropfen, der auf mich traf, schien ich mich immer mehr zu entspannen.
„Du solltest dich ausziehen und gründlich waschen. Dann geht es dir sicherlich besser. Ich lasse dir bis dahin ein Bad ein, wenn du willst.“
Dankbar nickte ich ihm zu und er ließ mich in der mit Milchglas umgrenzten Dusche zurück, während ich nebenan hörte wie das Wasser in die Badewanne lief.
Mit zittrigen Händen streifte ich mir mein inzwischen nasses Kleid ab und schrubbte mir so lange über meine Haut, bis sie knallrot war und ich mich nicht mehr ganz so beschmutzt fühlte. Als ich schließlich das Wasser abstellte und, umwickelt mit einem großen weichen Handtuch, aus der Dusche trat, saß Don besorgt auf dem Badewannenrand und grinste mir halbherzig zu.
„Geht es wieder einigermaßen?“
Ich nickte und trat neben ihn und das wohl riechende Schaumbad, was er eingelassen hatte.
„Soll ich dir irgendetwas bringen? Hast du Hunger oder Durst?“
„Nein. Danke. Es geht wieder einigermaßen.“
Ich sah ihn erschöpft an, bis er schließlich aufstand.
„Dann genieß jetzt erst mal dein Bad und erhol dich. Wenn etwas sein sollte, ruf mich einfach. Ich bin direkt nebenan.“
Er wollte gerade das Bad verlassen, als ich ihn an der Hand zurück hielt.
„Würde es dir etwas ausmachen, hier zu bleiben?“
Er lächelte sanft und nickte.
„Natürlich nicht. Ich hole mir nur noch etwas zu trinken.“
Er verschwand und ich ließ mich in das heiße Wasser gleiten. Es tat so gut und noch ehe Don zurückkehrte, hatte sich die dichte Schaumdecke wieder über meinem Körper verschlossen und es war mir noch nicht einmal unangenehm, als er sich auf einem Stuhl neben die Wanne setzte und seufzend die Füße auf den Rand legte.
„Es ist zwar nicht ganz so verlaufen, wie wir erhofft hatten, aber es hat geklappt und jetzt hast du es hinter dir.“
Er genehmigte sich einen großen Schluck Bier und ich nickte langsam.
„Wann fahren wir nach Hause?“
„In zwei Tagen. Ich hatte das gestern schon mit der Rezeption abgesprochen. Bis dahin kannst du dich einfach nur erholen und entspannen.“
Ich lächelte leicht und ließ mich etwas tiefer ins Wasser sinken.
Das war das letzte was wir sprachen. Erst als das Wasser zu kalt wurde und sich außerdem der Schaum auflöste, trocknete ich mich ab und legte mich anschließend sofort ins Bett. Ich wollte nur noch, dass dieser Tag vorbei ging und ich wieder in einen neuen starten konnte. Und nur wenige Minute später war ich in einen traumlosen und erholsamen Schlaf gefallen.
Doch später in der Nacht kamen dann die Alpträume. Justins Gesicht schien mir keine ruhige Minute mehr zu gönnen und selbst wenn - dann wurde es durch Shirokov ersetzt, der mich vergewaltigen wollte.
Don rüttelte mich zwar jedes Mal wach, wenn ich wieder im Schlaf um mich schlug oder vor mich hin wimmerte. Aber ich hatte diese Träume schon so oft geträumt, dass ich genau wusste, was danach passierte. Und außerdem überkamen mich, wenn ich wach war, immer noch die ganzen Erinnerungen.
Ich konnte meinem Grauen also nicht entkommen und versuchte nur noch verzweifelt, mich in Dons Armen vor all dem zu verstecken. Wir sprachen kein Wort, in der ganzen Nacht, obwohl wir sicherlich nur 3 Stunden davon schliefen. Ich lag einfach nur zitternd und weinend gegen Dons Brust gepresst neben ihm.
Als es endlich Zeit war aufzustehen, wollte Don mich schon überreden, den ganzen Tag im Bett zu bleiben. Doch ich musste schließlich meine Rolle noch fertig spielen, da die Bodyguards ja immer noch auf ihren Boss warteten und inzwischen sicherlich gemerkt hatten, dass etwas im Busch war.
Also duschte ich erneut und überschminkte meine Augenringe, damit man mir nicht von weitem ansah, wie schlecht es mir ging. Gegen die rote Nase und die verquollenen Augen, konnte ich zwar nichts tun, allerdings kam mir die Idee, einfach eine Erkältung vorzutäuschen. Also vergrub ich mich in einen dicken Schal und ging mit Don gemeinsam zum Frühstück. Es war zum Glück noch nicht viel los und erstaunlicherweise bekam ich sogar ein halbes Brötchen herunter, während ich meinen Kummer in Kaffee ertränkte. Passend zu meiner “Erkältung“ hustete ich auch immer wieder brav vor mich hin und putzte mir auch ab und zu die Nase.
Don hatte mich auf dem ganzen Weg kein einziges Mal losgelassen und sogar beim Essen meine Hand in seine gezogen, als ich kurz davor war, dem Kellner meinen Kaffee überzuschütten, nachdem er mich erschreckt hatte. Doch ich fand ich schlug mich ziemlich gut! Denn eine richtige Panikattacke hatte ich noch nicht bekommen und ich war stolz auf mich, dass ich mich überhaupt dazu hatte überreden können, das Zimmer zu verlassen.
Nach einer halben Stunde hatte ich aber dennoch genug und Don legte sofort beschützend einen Arm um mich, während wir zu den Aufzügen gingen. Doch davor begegnete uns der gleiche Bodyguard, der mich schon nach meiner Ankunft abgefangen hatte.
„Entschuldigung. Könnte ich kurz ein Wort unter vier Augen mit Ihnen reden?“
Er sah mich eindringlich an und als Don protestierte, öffnete er einfach seine Anzugsjacke. Dort konnte man nun überdeutlich eine Waffe erkennen, sodass ich Don beruhigte und mich von dem Glatzkopf ein paar Meter zur Seite führen ließ – wahrscheinlich trotzdem unter den Argusaugen meines Ehemannes.
„Haben Sie noch einmal etwas von Mr. Shirokov gehört, nachdem er Sie gestern hier abgesetzt hat?“
Ich schüttelte gespielt verwundert den Kopf und fragte nach, ob denn alles in Ordnung sei, doch überging meine Frage einfach.
„Ich muss Sie bitten, mir ihr Handy kurz zu geben, Miss.“
„Wie bitte?! Was wollen Sie denn damit? Da sind persönliche Sachen drauf, die Sie überhaupt nichts angehen!“
Er packte mich grob an den Schultern und ich zuckte heftig zusammen, was er jedoch zum Glück seiner eigenen Ausstrahlung zuschrieb.
„Ich habe keine Zeit für so Spielchen. Geben Sie mir jetzt Ihr Handy! Oder muss ich noch etwas deutlicher werden?!“
Stammelnd schüttelte ich den Kopf und reichte ihm mein Handy, was er anscheinend systematisch zu durchforsten schien. Doch zum Glück war dort nichts Sensibles gespeichert. Nach 5 Minuten gab er es mir schließlich fluchend zurück und legte seine Hand auf meine Wange, während sein Daumen drohend über meine Kehle strich. Vor Schreck paralysiert, blieb ich stocksteif stehen und sah ihm geschockt in die Augen, als plötzlich Don wieder neben mir stand und die Hand von mir wegriss. Sofort drängte ich mich gegen ihn, da dieser Muskelberg mir eine Höllen Angst einjagte und ich kurz davor stand, endgültig in Tränen zusammenzubrechen. Dass die zwei währenddessen auf Russisch diskutierten und es sich bei beiden ziemlich drohend anhörte, bekam ich nur nebenbei mit. Ich konzentrierte mich lieber aufs Atmen.
Irgendwann zog Don mich von dem Kerl weg und verfrachtete mich in einen der Aufzüge, während er stets seinen Körper vor mich geschoben hatte. Doch das konnte mich nicht vor den Worten des Bodyguards schützen, die auf Englisch zu mir herüber wehten.
„An Ihrer Stelle würde ich sofort abreisen und es nicht mehr wagen, noch einmal einen Fuß auf russischen Boden zu setzen!“
Die Aufzugtüren schlossen sich und ich blickte panisch in Dons versteinertes Gesicht. Sein Blick war eiskalt und würde ich ihm nicht so blind vertrauen, hätte ich in diesem Moment fast noch mehr Angst vor ihm gehabt als vor jedem anderen.
Erst als wir unser Zimmer erreicht hatten, sah er mir wieder in die Augen und strich sich dabei wütend durch die Haare.
„Was habt ihr da eben geredet auf Russisch?“
„Nichts Wichtiges. Du wirst jetzt auf jeden Fall deine Sachen zusammenpacken! Wir reisen ab!“
Er schob mich sanft aber bestimmt zum Schlafzimmer und vertröstete alle meine Fragen auf später, weswegen ich mich schließlich damit begnügen musste, schnell meine Klamotten in den Koffer zu stopfen und alles zusammen zu suchen. Schon eine Stunde später traten wir endgültig in den Aufzug und allein Dons Anspannung, lenkte mich von meinen Panikattacken ab.
Er war sich nicht sicher, ob die Sache hier noch gut enden würde. Auch wenn er es nicht gesagt hatte, merkte ich ihm diese Sorge überdeutlich an. Und dass sie nicht nachließ, als wir ausgecheckt und in ein Taxi gestiegen waren, ließ mich umso nervöser werden. Würden Shirokovs Leute etwa so weit gehen, uns unterwegs zu beseitigen, obwohl sie keinen Beweis dafür hatten, dass wir am Verschwinden von ihrem Boss Schuld waren?
Die Fahrt wurde zum reinsten Horrortrip und ich rechnete jede Sekunde damit, dass etwas schlimmes passierte. Auch als Don mir irgendwann beruhigend über den Oberschenkel streichelte, konnte ich immer noch an nichts anderes mehr denken. Denn wirklich entspannt, sah er immer noch nicht aus.
Nach einer ewig langen Fahrt erreichten wir endlich den Flughafen, wo wir sogar direkt neben den Flieger gefahren wurden. Dmitri und Igor waren noch an der Maschine beschäftigt, doch nach einem kurzen Nicken führte Don mich nachdrücklich ins Innere und drückte mich dort auf einen der Sessel.
„Bleib hier drin. Ich muss noch kurz war klären, dann fliegen wir los.“
Ich nickte stumm und kuschelte mich an eines der Kissen, die überall verteilt waren. Don verließ die Kabine und ich hörte draußen ihre Stimmen, konnte jedoch nichts verstehen. Also stöpselte ich mir Musik auf die Ohren und versuchte mich zu beruhigen, was jedoch erst einigermaßen klappte, als die drei endlich eingestiegen waren und Don mich zu sich auf eines der Sofas zog. Immer noch ängstlich, drängte ich mich gegen ihn und genoss seine Umarmung, während der kleine Flieger langsam startete und uns schließlich immer höher in die Lüfte trug.
Nach mehr als einer Stunde, in der die drei Männer nur belanglosen Smalltalk geführt hatten, wandte Don sich endlich zu mir.
„Du solltest versuchen zu schlafen. Wir fliegen noch ca. 3 Stunden, in denen du dich ruhig etwas entspannen kannst.“
Ratlos stimmte ich zu und machte es mir neben ihm bequem. Ich wusste nicht, warum sie immer noch kein Wort über den Vorfall mit dem Bodyguard oder über den Job verloren hatten. Doch sie hatten sicherlich einen guten Grund dafür.
Es war bereits dunkel, als wir landeten und ich endlich wieder festen Boden unter den Füßen spüren durfte. Don führte mich sofort zu einem Geländewagen, der plötzlich neben dem Flugzeug auftauchte und gerammelt voll mit seinen Leuten war. Er sprach noch immer kein Wort, sondern verfrachtete mich einfach auf den Beifahrer sitz und ließ sich die Schlüssel von Felino geben.
„Alles in Ordnung?“
Es war nur ein leises Piepsen, was ich zustande brachte, doch er hatte mich trotz der Motorengeräusche verstanden. Beruhigend wollte er mir über mein Bein streichen, doch als ich erschrocken zusammen zuckte, nahm er seine Hand zerknirscht wieder weg.
„Tut mir Leid. Es ist vieles nicht so gelaufen, wie es sollte. Aber jetzt hast du es hinter dir.“
„Was wollte dieser Kerl heute Morgen denn von dir?“
„Wie gesagt, nichts wichtiges. Mach dir darum mal keine Sorgen. Du wirst von diesen Leuten nie wieder etwas hören oder sehen und auch Shikorov wird so schnell nicht nochmal das Tageslicht erblicken.“
Sein Fahrstil und seine Miene ließen zwar vermuten, dass nicht wirklich alles in Ordnung war. Doch das würde ich jetzt nicht mehr aus ihm heraus bekommen. Also lehnte ich meinen Kopf ans Fenster und sah dem abendlichen Treiben der Stadt zu, durch die wir fuhren. Überraschenderweise fühlte ich mich hier wieder sicherer. Fast schon heimisch. Doch trotzdem… Die Panik in mir war stets kurz davor, die Oberhand zu gewinnen.
Don lieferte mich in meiner Wohnung ab und kam sogar extra noch mit hoch, um sich zu vergewissern, dass alles in Ordnung war. Er ließ es sich auch nicht nehmen, auf dem Weg bei Jacky zu klingeln, damit ich nicht alleine war.
„Ich lass euch zwei jetzt mal alleine. Wenn was ist, melde dich. Und ansonsten – du hast die nächsten zwei Tage frei. Versuch dich etwas zu entspannen.“
Seine dunklen Augen bohrten sich besorgt in meine, doch nach einigen Sekunden drehte er sich schließlich um und ließ mich mit Jacky auf meiner Couch zurück. Die Tür fiel leise hinter ihm ins Schloss und ich zuckte reflexartig zusammen. Ich war wirklich ein Wrack.
Nachdem ich Jacky alles erzählt hatte, wenn auch nur eine grobe Fassung der gesamten Geschichte, konnte ich nur noch stumm weinend neben ihr sitzen. Die Erinnerungen hatten mich verschlungen und nichts was Jacky tat, konnte mich wieder dort hinaus holen.
Ich dachte an meine Eltern. An den Unfall. Justin.
Jeder schlechte Moment in meinem Leben schien noch einmal vor mir aufzukommen und ich hatte keine Kraft mehr, etwas dagegen zu tun. Ich ließ es einfach passieren und blendete meine Umwelt vollkommen aus.
Ich weiß nicht, wie lange ich dort so saß. Wie ich an diesem Abend ins Bett gekommen war oder wie ich die nächsten zwei Tage verbracht hatte. Alles war hinter einem großen Schleier versteckt und mein Kopf schien in einer komplett anderen Welt. Selbst auf Essen hatte ich keine Lust. Alles was mich ausfüllte war eine tiefe Verzweiflung, die jegliche schönen Momente aufzufressen schien.
Am dritten Tag hielt Jacky es nicht mehr mit mir aus und holte sich Hilfe bei David, was allerdings nur damit endete, dass ich mich heulend und zitternd in der Badewanne versteckte und niemanden mehr an mich heran ließ. Selbst Maria konnte ich noch nicht einmal mehr ansehen. Zu sehr verknüpfte ich sie mit Justin, sodass sofort wieder die Erinnerungen über mir einstürzten und mich verschlangen.
Ich schien sie in eine ebenso große Verzweiflung zu schicken, wie mich selbst. Doch ich fand keinen Antrieb, mich irgendwie dagegen zu wehren.
Wie ich so in der Badewanne lag, kamen mir viele Gedanken. Es gäbe natürlich diesen einen Ausweg – der alles leichter machen würde. Doch selbst in meiner Lethargie war dies keine Lösung für mich. Meine Eltern hatten ihr Leben für mich geopfert. Dieses Opfer musste ich in Ehren halten und nicht meine Cousine und Freunde in eine ähnliche Trauer stürzen, wie ich sie damals empfunden hatte.
Ich hatte mir gerade Wasser eingelassen und lag vollkommen bekleidet darin, als es plötzlich erneut an der Tür hämmerte.
„Jacky lass mich einfach in Ruhe.“
Viel zu erschöpft zog ich mit meinen Fingern Kreise im Wasser, froh über die wunderbare Leere in meinem Kopf. Ich war einfach vollkommen leer und ausgebrannt – doch es war das erste Mal seit langem, dass es mir vergleichsweise gut ging.
„Ich bin nicht Jacky und wenn du glaubst ich gehe hier so einfach weg, dann hast du dich getäuscht.“
„Das ist mir egal, Don. Ich will einfach nur alleine sein..“
Langsam ließ ich mich tiefer ins Wasser gleiten, sodass meine Ohren durch das Wasser geschützt waren und ich nichts mehr hören konnte außer meinem eigenen Atmen. Meine Augen blickten starr an die Decke und malten Muster in die Tapete, bis sich schließlich ein Kopf in mein Blickfeld schob und mich wütend ansah.
„Don, was zur Hölle tust du hier drinnen?! Verschwinde.“
Ich regte mich keinen Millimeter sondern schloss meine Augen, in der Hoffnung er würde meinem Wunsch nachkommen. Doch plötzlich wurde ich an den Armen gepackt und hochgezogen, was meinen Körper sofort in Alarmbereitschaft versetzte. Ich stieß einen spitzen Schrei aus und schlug wild um mich herum, bis ich mein Umfeld wieder wahrnehmen konnte und erkannte, dass keine Gefahr drohte.
Zitternd und klatschnass stand ich also vor Don, der mich nur mit seinem Pokerface musterte und abzuwarten schien, dass ich mich beruhigte.
„Du hast jetzt genug Zeit für dich gehabt. Laut Jacky und Maria brauchst du zwar noch mehr, damit du dich Erholen kannst. Aber das kannst du vergessen. Also los. Zieh dir deine Laufsachen an, wir gehen jetzt joggen! Und keine Wiederrede!“
Er drehte sich demonstrativ um und verließ den Raum, was ich nur als Einladung ansah, mich wieder in das warme Wasser zu legen. Doch da kam er plötzlich wieder und bedachte mich mit einem wütenden Blick.
„Ich werde dich so lange da raus holen, bis du endlich mitkommst. Also entscheide dich, ob du es auf die harte Tour willst oder nicht. Du wirst jetzt trainieren! Ob du willst oder nicht.“
Perplex starrte ich den inzwischen wieder leeren Türrahmen an. Mein Gehirn brauchte etwas Zeit das alles zu verarbeiten. Da flogen plötzlich Klamotten durch die Tür und Don streckte erneut seinen Kopf herein.
„Wenn du in 5 Minuten nicht fertig bist, schleife ich dich so mit. Und wenn du nackt laufen musst, das hast du dann allein dir zu verdanken! Ich warte an der Wohnungstür.“
Seufzend lehnte ich mich gegen die Wand und ließ mich langsam daran herunter gleiten. Don konnte sich sein scheiß laufen sonst wo hin stecken! Sein Gerede, dass ich auch nackt laufen müsste. Wie sollte er mich schon zwingen können. Er wusste doch auch, dass es mir nicht gut ging! Ich hatte es in den letzten Tagen kein einziges Mal geschafft, die Wohnung zu verlassen, geschweige denn irgendeinen Mann zu sehen. Er wusste doch noch vom letzten Mal, dass ich das nicht kann!
Beziehungsweise sollte er das noch wissen. Allerdings war er damals ja auch mit dieser Schlampe zugange gewesen und vielleicht überhaupt nicht so sehr auf mich Rücksicht genommen, wie ich dachte.
Bei den Erinnerungen an ihn mit dieser arroganten Tussi sackte mir mein Herz noch etwas tiefer. Jetzt wo ich wieder so schwach war konnte ich ihr ja überhaupt nichts mehr entgegen setzen und er würde im Endeffekt doch wieder mit ihr im Bett landen. Und dieses Mal würde er auch nicht zu mir zurückkommen – ein schwaches, jämmerliches Mädchen war immerhin überhaupt nicht sein Typ. Selbst Eric würde mich so nicht mehr nehmen. Ich hatte auf stark gemacht und war an meine Grenzen geraten. Genau wie er es vorhergesagt hatte! Nur war ich viel zu stolz gewesen das zuzugeben… aber das hatte ich jetzt auf die harte Tour lernen müssen.
Ich war gerade zu dem Schluss gekommen, dass ich mich endlich bei Eric melden sollte um mich zu entschuldigen. Er hatte Recht gehabt und vielleicht würde er mir nochmal eine zweite Chance geben. Wenn ich dafür meine Ausbildung sausen lassen würde – vielleicht könnte ich dann zum ersten Mal in meinem Leben etwas richtig machen.
Plötzlich wurde ich buchstäblich aus meinen Gedanken gerissen. Don packte mich bei den Schultern und hob mich hoch, noch ehe ich mich aus seinem Griff befreien konnte und dabei fast wieder rückwärts in die Badewanne fiel.
„Scheiße, bist du bescheuert mich so zu erschrecken?!“
Zitternd holte ich Luft und schlang beruhigend die Arme um mich herum.
„Ich habe dir 5 Minuten Zeit gegeben. Die sind jetzt rum. Also komm!“
Er griff erneut nach meiner Hand doch ich wich schnell in eine andere Ecke aus, wohin er mir langsam folgte und somit meine Panik nur noch verschlimmerte.
„Don…lass mich!“
Verzweifelt kauerte ich mich auf den Boden und presste die Augen aufeinander. Wieder einmal wurde ich von Erinnerungen erschüttert, die viel zu real wirkten und mich fast vollkommen in ihre Welt zogen – wären dann nicht plötzlich echte Hände aufgetaucht, die sich auf meine Arme legten.
„Steh jetzt endlich auf. Du hast dich lange genug versteckt und in Selbstmitleid und Angst gebadet. Das hat jetzt ein Ende.“
Stumm schüttelte ich den Kopf und wehrte seine Versuche ab, mich hoch zu ziehen.
„Ich will nicht mehr Don. Ich kann das nicht. Eric hatte Recht gehabt. Dieser Job ist nichts für mich! Ich habe mich einfach nur übernommen und sollte mir lieber einen richtigen Job suchen. Ich bin dem ganzen überhaupt nicht gewachsen. Dieses eine Mal hatte ich noch Glück, aber irgendwann werde ich auf mich allein gestellt sein und so stark bin ich nicht. Kann ich auch niemals werden.“
Lautes Lachen schallte in meinen Ohren und ich wagte einen Blick zwischen meinen Armen auf Don, der sich aufrichtete und spöttisch die Arme vor der Brust verschränkte.
„Du gibst auf?! Einfach so? Lässt dir also schon wieder von deinem Freund sagen, wie du zu sein hast? Lässt diesen Idioten einfach so entscheiden, wie du dein Leben zu führen hast?! Wow, Melina. Ich hätte nicht gedacht, dass du den gleichen Fehler noch einmal begehst! Dass du wirklich so dumm und feige bist, dir von einem Schwächling sagen zu lassen, was du zu tun hast! Das ist jämmerlich!“
Geschockt starrte ich ihn an. War das wirklich seine Meinung über mich..
„Ich bin nicht jämmerlich. Ich bin nur an meine Grenzen gekommen und kann sie nicht weiter ignorieren! Ich..“
„Du kneifst! Nichts anderes tust du gerade! Mit so einem Denken, dass dein Freund weiß, was das Beste für dich ist – genau den gleichen Fehler hast du damals bei Justin begangen! Du schaltest deinen eigenen Willen aus und lässt zu, dass jemand anderes komplett die Kontrolle über dich übernimmt – schon wieder!“
„Eric ist anders! Er würde mich niemals so misshandeln und schlagen wie Justin!“
„Nein. Das wirklich nicht. Er macht es nur auf die psychische Tour. Ich gebe dir ein Jahr, dann hat er dich so weit, dass du nur noch seine Hausfrau spielst und zu allem Ja und Amen sagst, was er denkt! Deinen eigenen Willen hast du ja jetzt schon aufgegeben.“
„So etwas werde ich nie wieder tun! Für wie blöd hältst du mich eigentlich?! Ich habe meinen eigenen Willen! Nur kann ich es gerade realistisch sehen und habe erkannt, dass das zu viel für mich ist!“
„Es ist nicht zu viel für dich. Das Mädchen, was ich kenne, steckt so Erlebnisse wieder weg. Das Mädchen, was ich die letzte Zeit trainiert habe gibt nicht so schnell auf! Sondern das setzt sich auch mal über seine Grenzen hinweg, um seinen Willen durchzusetzen und seine Ziele zu erreichen! Was ist damit passiert?“
Deprimiert fuhr ich mir durch meine Haare und ließ den Kopf auf meine Knie senken.
„Dieses Mädchen gibt es nicht mehr. Es ist an seiner Sturheit kaputt gegangen.“
„Nein ist es nicht. Und das weiß ich ganz genau. Du hast den Job noch bis zu Ende durchgezogen. Das hätte eine schwache Person niemals gekonnt.“
„Das war reiner Selbstschutz. Ich kann diesen Job einfach nicht ausführen! Ich kann es einfach nicht. Mir fehlt dafür die Kraft..“
„Es gibt so viele Dinge, die dir Kraft geben. So viele Personen. Du musst ihnen nur eine Chance geben und dir nicht den Willen eines anderen aufdrängen lassen!“
„Das tue ich doch gar nicht. Es ist mein alleiniger Entschluss! Ich habe diese Entscheidung nun einmal getroffen und du wirst sie akzeptieren müssen, okay?! Das heißt nicht, dass ich kneife! Und auch nicht, dass ich es nur tue, weil Eric es will! Es ist mein eigener Wille und den setze ich durch – wie du es schon gesagt hast!“
Wir starrten uns eine Weile einfach nur in die Augen, ohne dass jemand etwas sagt. Doch schließlich war ich es, die den Blick abwenden musste. Das Adrenalin stärkte mich zwar, aber allein seine Anwesenheit war schon eine Herausforderung für mich. Ich hörte ihn leise seufzen, bevor er vor mir in die Hocke ging und mich ernst ansah.
„Ich kann es mir einfach nicht vorstellen, dass das dein Wille ist. Du hast so hart dafür gearbeitet und willst das alles jetzt einfach so wegwerfen?“
Ich biss mir entschlossen auf die Lippe und nickte, was ihn dazu brachte sich fluchend durch die Haare zu raufen.
„Das passt einfach nicht zu dir. Du kannst es drehen und wenden, wie du willst. Für mich sieht es aus, als würdest du aufgeben und dich deinen Ängsten und Schwächen ergeben. Ich dachte, ich hätte noch nie eine so starke, entschlossene und tapfere Frau, wie dich gesehen. Aber anscheinend habe ich mich getäuscht und du gibst doch genauso schnell auf, wie alle anderen, und lässt dir lieber alles vorschreiben.“
„Du hast dich nicht getäuscht. Ich gebe nicht auf! Und ich lasse mich nicht mehr herumkommandieren. Das habe ich in der Zeit hier gelernt und diesen Fehler werde ich nicht noch einmal begehen. Niemals. Weder für Eric, noch für dich oder für irgendjemand anderes.“
„Dann beweis es mir! Geh noch ein letztes Mal mit mir trainieren – bis an deine Grenzen. Wenn du bis zum Umfallen trainieren kannst, nur um deinen Willen durchzusetzen, dann glaube ich dir. Weil so ist die Melina, die ich kenne. Und ich werde dann versuchen, deine Entscheidung zu akzeptieren. Aber wenn du es nicht kannst – dann hatte ich doch Recht und du suchst dir nur den einfacheren Weg aus, der nicht so anstrengend ist.“
Er stand auf und richtete sich seine Kleidung.
„Ich warte noch einmal 5 Minuten unten vor der Tür auf dich. Du hast die Wahl… Ansonsten lebe wohl.“
Ich wusste nicht was Don sich dabei gedacht hatte. Was hatte es für einen Sinn mich noch einmal vollkommen zu verausgaben, nur damit er mir glaubte. Es reichte doch, wenn ich wusste, dass ich nicht aufgegeben hatte ohne Kampf. Mir war vollkommen bewusst, dass ich zu wenig Kraft und Stärke für diesen Beruf hatte. Vielleicht ohne mein Trauma mit Justin und meinen Eltern – aber die Zeiten, in denen ich klar darüber nachdenken konnte, waren viel zu selten. Es war eindeutig kein Aufgeben und wenn Don seinen ersten Stolz und seine Vorurteile überwunden hatte, würde es genau das auch erkennen. Da war ich mir vollkommen sicher. Seine Mitarbeiter dachten wahrscheinlich bereits jetzt, dass ich nicht das Zeug für diesen Job hatte. Er würde es irgendwann verstehen. Dafür musste ich mich nicht noch einmal über meine Grenzen hinaustreiben und meine Gesundheit ein weiteres Mal gefährden. Das war der reinste Schwachsinn!
Immer noch kopfschüttelnd öffnete ich die Haustür und straffte meine Schultern, als ich Don erblickte.
„Wenn du ehrlich zu dir sein könntest, würdest du genauso wie ich verstehen, dass ich nicht aufgebe sondern nur der Realität in die Augen blicke. Dafür brauch ich mich nicht so quälen, das wirst du auch so einsehen.“
Er verzog keine Miene, sondern hob nur abschätzend eine Augenbraue in die Höhe.
„Wenn du das sagst..“
Ich ließ langsam meinen Kopf kreisen und anschließend meine Schultern, bevor ich tief Luft holte.
„Dieser Beweis ist vollkommen überflüssig und schwachsinnig.“
„Und warum stehst du dann trotzdem in Laufklamotten vor mir?“
Arrogant grinsend kam er ein paar Schritte auf mich zu, sodass in mir alle Alarmglocken schrillten und ich schnell etwas mehr Abstand zwischen uns brachte. Doch als ich daraufhin sein Grinsen nur etwas breiter wurde und er spöttisch eine Augenbraue hob, brannten bei mir jegliche Sicherungen durch und noch ehe ich mich versah, hatte ich ihm eine saftige Ohrfeige verpasst.
„Hör auf damit, sondern bringen wir es uns einfach hinter uns.“
Einen kleinen Moment brannte sein Blick so wütend auf mir, dass jegliche Fluchtinstinkte in mir sich schreiend zu Wort meldeten. Doch ich schaffte es tatsächlich, keinen einzigen Millimeter zurückzuweichen. Er würde mich niemals schlagen. Es gab nicht viele Leute, von denen ich das dachte – doch trotz seiner Kraft und seiner gefährlichen Ausstrahlung, bei Don war ich mir so sicher, wie bei niemand sonst.
„Tu. Das. Nie. Wieder!“
Es war nur ein tiefes Knurren, was aus seiner Kehle kam und man sah ihm seinen inneren Kampf an. Er war stinkwütend und obwohl ich ihm vertraute, fing mein Körper dennoch an zu zittern, während wir uns gegenseitig in die Augen starrten.
Mit einem Ruck jedoch drehte er sich um und lief in Richtung Wald los. Ich atmete noch einmal tief durch und folgte ihm dann in dem hohen Tempo, was er bereits am Anfang eingeschlagen hatte. Er wollte mich testen – mich noch einmal so richtig leiden lassen. So lange, bis ich aufgeben würde und er seine Meinung bestätigt bekam. Doch diesen Gefallen wollte ich ihm nicht tun – selbst wenn ich erneut im Krankenhaus landen sollte.
Nach ein paar Kilometern musste ich allerdings schon mein Tempo drosseln. Ich hatte seit meiner Ankunft kaum noch etwas gegessen, geschweige denn dass ich irgendetwas getan hatte. Und nun meldete sich jeder einzelne Muskel bei mir, um mich noch einmal daran zu erinnern, wie bescheuert meine Aktion überhaupt ist.
„Don, nicht so schnell..“
Ich keuchte immer noch hinter ihm her, denn jedes mal wenn ich versuchte ihn einzuholen, erhöhte er ebenfalls das Tempo. Und jetzt warf er mir nur einen kurzen Blick zu, um anschließend sogar noch etwas schneller zu laufen.
Mit jedem Meter, den ich zurücklegte, brannten meine Muskeln etwas mehr und ich verfluchte Don noch lauter, sodass er es sicherlich mitbekam. Doch immer noch, ließ er kein Mitleid mit mir walten sondern rannte stur vor mir her. Meine Lunge schmerzte mit jedem Atemzug und da es die ganze Zeit stetig bergauf ging, nahm mein Zustand auch rapide ab.
„Du mieser Bastard, dann lauf doch wenigstens neben mir. Oder brauchst du das Gefühl, dass dir jemand hinterherrennt?!“
Ein leises Lachen drang von vorne zu mir herüber und tatsächlich drosselte er kurzzeitig sein Tempo, bis ich zu ihm aufgeschlossen hatte.
„Wenn du nicht so viel jammern würdest, hättest du kein Problem mit diesem Tempo.“
„Ich jammer‘ nicht, ich verfluche dich nur.“
Angefressen erhöhte ich nun meinerseits das Tempo, sodass ich demonstrativ einen halben Meter vor ihm lief. Doch auch dafür erntete ich nur ein spöttisches Lachen. Jedoch verkniff ich mir jeden weiteren Kommentar, da ich zugeben musste, dass er Recht hatte. Ich musste mir die Luft für den Heimweg sparen.
Es dauerte noch eine gefühlte Ewigkeit, bis wir endlich die Kreuzung zum Tal erreicht hatten und es endlich wieder bergab ging. Doch Don schien mir keine Erholung gönnen zu wollen, da er erneut das Tempo anzog und ich nun fast hinter ihm her sprinten musste, um mit seinen großen Schritten mithalten zu können.
Den Rest des Weges würde ich meine Klappe halten und dann müsste er eingestehen, dass ich kein Feigling bin. Dieses Wissen und die Genugtuung beflügelten mich so sehr, dass die Kilometer nur so dahinflogen und ich schon bald meinen Wohnkomplex sehen konnte. Doch auf der Kreuzung zur Straße blieb Don plötzlich auf der Stelle stehen und grinste mich spöttisch an, wie ich keuchend vor ihm stand und die Hände in die Seiten presste.
„Und? Kannst du noch?“
„Auf einer Skala von 1 bis 10 bin ich bei einer 8. Ich habe die letzten Tage immerhin kaum etwas gegessen!“
„Du weißt ja, wie du heimkommst. Ich hatte allerdings schon gedacht, dass du mehr Biss hast. Bis dann.“
Er hob zum Gruß die Hand und schlug den Weg ein, den wir eben gelaufen waren.
Dieser Wichser war so unangestrengt von dieser Hatz, dass er das ganze direkt noch einmal machen wollte?! In meinem Stolz gekränkt setzte ich erneut meinen schmerzenden Körper in Bewegung und das ganze Spiel ging von vorne los. Don lief vor – scheinbar unbeeindruckt von dem hohen Tempo oder dem Anstieg – und ich keuchte mich schmerzenden Muskeln hinterher. Noch nicht einmal zum Fluchen hatte ich mehr Luft, sodass ich nichts anderes tun konnte als stumm seinen Rücken zu fixieren und ihm meine Hasstiraden nur in Gedanken an den Kopf zu werfen. Und zwar auf sämtlichen Sprachen, die mir einfielen.
Ich sehnte nur noch der Kreuzung entgegen, nach der er wieder bergab gehen würde. Meine Muskeln schmerzten, der Schmerz in meiner Lunge zog langsam seinen Weg meinen Hals herauf und verbrüderte sich mit Kopfschmerzen. Wahrscheinlich wurde mein Gehirn mit viel zu wenig Sauerstoff versorgt und rührte deshalb schon einmal die Alarmglocken. Doch darauf konnte ich momentan keine Rücksicht nehmen.
Wir waren diese Strecke sonst immer nur bei unseren täglichen Joggingtouren gelaufen. Die doppelte Anstrengung auch noch mit höherem Tempo zu leisten, verlangte mir einiges an Sturheit ab. Immerhin hatte ich immer noch keinen Grund gefunden, warum ich es Don überhaupt beweisen wollte. Geschweige denn, ob er es überhaupt anerkennen würde, wenn ich endlich meine Wohnungstür erreichte, ohne vorher zusammenzubrechen oder aufzugeben.
Doch endlich ging es wieder bergab und ich musste meine gesamte restliche Konzentration dafür aufbringen, den Boden bei diesem Tempo wenigstens einigermaßen deutlich zu erkennen, damit ich mir nicht noch etwas brach bei dieser idiotischen Aktion.
Als Don das nächste Mal an der Straße im Tal stoppte, war mein Kopf so leergefegt, dass ich fast ungebremst in ihn hineinlief. Doch er verschonte uns beide vor einem Sturz und musterte mich.
„Und? Kannst du noch?“
Es war haargenau dieselbe Frage, die er mir auch das letzte Mal gestellt hatte. Abschätzend erwiderte ich seinen Blick – mich auf meinen Knien abstützend und röchelnd nach Luft schnappend. Ich antwortete einfach gar nicht, sondern ließ meinen Mörderblick alles sagen, wofür ich momentan keine Luft hatte. Doch auch das ließ Don unbeeindruckt und zu meinem Grauen drehte er sich leichtfüßig um und startete zum dritten Mal in die Runde.
Einen Moment blieb ich stehen und spielte mit dem Gedanken, mich einfach auf der Stelle hinzulegen und diese Angeberei von Don zu ignorieren. Immerhin drehte er sich nicht ein einziges Mal zu mir herum, um sich zu vergewissern, dass ich überhaupt hinterher kam.
Ich warf einen letzten Blick in Richtung Wohnung, wo mein weiches Bett bereits nach mir rief – doch schließlich schleppte ich mich noch einmal los. Dieses Mal war mir auch vollkommen egal, was Don da vorne für ein Tempo anschlug. Ich würde nicht aufgeben – das hieß aber auch nicht, dass ich ihm wie eine läufige Hündin hinterherrennen musste.
Monoton setzte ich einen Fuß vor den anderen und verschwendete auch keine Energie, mich nach Don umzusehen. Es war schon anstrengend genug zu laufen, ohne über die vielen kleinen Steine, Unebenheiten und Stöcke zu fallen. Nachdem ich die Straße erneut verlassen hatte und den steileren Kiesweg hinauftrabte, entdeckte ich plötzlich Don am Rande meines Blickfeldes. Anscheinend erweckte ich einen so jämmerlichen Eindruck, dass er am Ende doch noch Mitleid mit mir bekommen hatte und sein Tempo ebenfalls heruntergeschraubt hatte. Aber wenigstens sah man ihm inzwischen auch die Anstrengung an – wenn auch nicht so sehr wie mir.
Jeder Schritt kostete mich so viel an Anstrengung und Konzentration, dass ich überhaupt nichts mehr um mich herum wahrnahm. Auch, dass mein Sicht immer mehr von schwarzen Sternen getrübt wurde, machte dieses Unterfangen nicht leichter. Doch ich lief stur weiter gerade aus. Immerhin hatte ich fast die rettende Kreuzung erreicht, nach der es wenigstens wieder etwas leichter fallen würde. Nur noch ein letztes steiles Stück trennte mich von der erlösenden Plattform.
Meine Schuhe schabten über den Boden, doch schließlich hatte ich es geschafft und den höchsten Punkt der Runde erreicht. Voller Erleichterung blieb ich am Wegesrand stehen, stützte mich an einem Baum ab und genoss die komplette Schwärze vor meinen Augen, während ich mein klägliches Frühstück der Botanik übergab.
Kraftlos hustete ich hauptsächlich Flüssigkeit aus mir heraus, bis mir erst die zwei Hände bewusst wurden, die mich an meiner Hüfte stützten und von denen jetzt eine in mein Sichtfeld kam, um mir ein Taschentuch zu reichen.
„Nur damit du es weißt. Du bist das größte Arschloch, was ich jemals getroffen habe – und glaub mir, ich kenne viele!“
Immer noch leicht hustend wischte ich mir den Mund ab und warf Don einen Killerblick zu, bevor ich mich wieder auf den Weg machte und sämtliche Höhenmeter wieder herunter lief. So ohne Mageninhalt war es anfangs auch wesentlich leichter – doch dieses Hoch hielt nur kurz an, sodass ich nach einem Kilometer erneut anhalten musste um mich zu übergeben.
Die Krämpfe durchzuckten mich immer weiter, doch da sich anscheinend nichts mehr in meinem Magen befand, konnte ich ja auch wiederweiter laufen.
Don war wieder ein paar Meter vor mir, als wir die Straße zum dritten Mal erreichten. Er blieb stehen und drehte sich nach mir um, doch ich konnte mir denken was jetzt kam. Also ignorierte ich ihn einfach und lief weiter – noch einmal den Berg hoch.
„Melina!“
Er wollte mich zurück rufen, doch ich zeigte ihm nur stumm den Mittelfinger und schleppte mich weiter den Berg hoch. Leider brauchte er nur wenige Sekunden um mich wieder einzuholen - aber anstatt mich, wie erwartet, aufzuhalten und an meine Vernunft zu appellieren, blieb er dicht neben mir. Ich weiß nicht, was er von mir erwartete – doch ich blickte weiterhin starr auf meine Füße und versuchte durch möglichst wenig Atmen, das Stechen in meinen Seiten zu reduzieren.
Mit jedem Schritt trübte sich meine Sicht noch etwas mehr und zynisch musste ich feststellen, dass die wild tanzenden Sterne vor meinen Augen ja doch etwas Faszinierendes hatten. Diese Bewunderung lenkte mich allerdings so sehr ab, dass ich stolperte und um ein Haar im Straßengraben landete. Wäre da nicht Don gewesen, der mich sofort gepackt hatte und nun langsam wieder auf meine Füße abstellte. Kurz sah ich ihm ins Gesicht, wie er mich mit sorgenvollen Augen musterte. Doch dann schob ich mich weiter meinen qualvollen Weg entlang, der vor lauter Schmerzen schier unendlich schien.
Das passierte mich noch zweimal, ehe ich das Plateau erklommen hatte – genauer gesagt beim steilsten Stück sogar fast auf allen vieren. Doch ich brachte keinen Mucks hervor. Ich würde diese Runde beenden. Und wenn ich den Rest kriechen musste.
Don schien dies zu ahnen, immerhin versuchte er nicht noch einmal mich aufzuhalten. Lediglich seine Hand ließ er immer an meinem Rücken, damit er mich vor sämtlichen Stürzen schützen konnte und um mich bei kleineren Stolperern wenigstens etwas zu stützen.
Doch Bergrunter eröffnete sich mir ein neues Problem. Da meine Muskulatur nur noch aus Gummi zu bestehen schien, hatte ich somit keinerlei Kraft meinen Schwung zu bremsen und sehnte mir fast wieder einen Anstieg herbei. Aber ich hatte mir selbst geschworen, keinen Laut mehr von mir zu geben.
Teilweise konnte man von keinem richtigen Laufen mehr bei mir sprechen, doch ich versuchte stur wenigstens ansatzweise zu laufen und nicht in ein schnelles Gehen zu verfallen. Dabei knickten mir jedoch immer wieder die Beine weg. Es war als hätten Sie vor lauter Schmerzen ein Eigenleben entwickelt. Doch ich wollte nicht aufgeben.
Als ich endlich hinter einer Kuppe die Kreuzung erahnen konnte wurde mir erneut schwarz vor Augen und ich klappte wie ein Kartenhaus in mich zusammen. Don hatte Mühe mich so schnell zu fangen, doch bis auf ein paar Kratzer an den Knien war ich unversehrt. Stöhnend versuchte ich mich erneut auf meine Beine zu stellen, doch die Umgebung hörte gar nicht mehr auf, sich zu drehen und nach wenigen Sekunden kippte ich ein zweites Mal um.
„Okay. Jetzt ist Schluss.“
Mit einem leichten Ruck hob Don mich in seine Arme und ich brauchte eine Weile, bis mein Gehirn diese Schrägläge realisiert hatte. Doch dann nutzte ich meine Restkraft, um mich auf seinem Griff zu befreien – womit ich tatsächlich Erfolg hatte.
„Nein. Ich beende die Runde noch!“
Mich in sein T-Shirt krallend, wartete ich ab, bis meine Umgebung aufhörte sich zu drehen, doch mit dem ersten Schritt den ich tat, verließ mich wieder jede Kraft.
Einige Zeit später fand ich mich erneut in Dons Armen und das gleichmäßige Ruckeln verriet mir, dass er mich irgendwohin trug.
„Ich kann auch selbst gehen..“
Ein leises Schnauben war an meinem Ohr zu hören.
„Nein, das kannst du nicht mehr. Du schaffst es ja noch nicht mal an einer Stelle zu stehen. Also lass es gut sein.“
„Aber..“
„Ist schon gut. Du musst mir überhaupt nichts beweisen und dir schon gar nicht. Du hast alles gegeben – mehr als ich je von einer Person erwartet hätte.“
„Und trotzdem habe ich es nicht geschafft.“
„Nein. Aber du hast deinen eigenen Willen wiedergefunden. Wofür du ihn jetzt einsetzt, darauf habe ich keinen Einfluss. Ich weiß nur, dass du meinen vollen Respekt hast und ich deine Entscheidung akzeptiere.“
Als ich das nächste Mal die Augen öffnete wurde ich von grellem Neonlicht geblendet, sodass ich sie schnell und stöhnend wieder schloss. Ich hatte keine Ahnung wo ich mich befand und mein Körper fühlte sich an, als bestünde er aus rosa Wattebällchen. Ich konnte kaum einen Finger rühren und das ungewohnt verschwommene und schwindelige Gefühl ließen mich darauf tippen, dass ich mit irgendwelchen Mitteln vollgepumpt sein musste.
Mit all meiner Kraft überlegte ich, was als letztes passiert war und wo ich mich gerade befand, bis mir schließlich diese beschissene Höllentour mit Don einfiel. Das beantwortete jedoch nicht meine Frage wo ich mich befand. Kraftlos hob ich meine Hand, um mit ihr meine Augen vor der grellen Lampe zu schützen. Doch mit jedem Millimeter den ich mich bewegte durchzuckte ein stechender Schmerz jede Faser meines Armes und ich stöhnte gequält.
„Babe..Wie geht’s dir?“
Ich startete erneut einen Versuch meine Augen zu öffnen, doch das Licht blendete immer noch und meine Hand war noch nicht fähig den weiten Weg zu meinem Gesicht auf sich zu nehmen, was mir erneut ein Stöhnen entweichen ließ.
„Zu hell…“
Meine Stimme klang ganz rau und ich musste erstickt Husten, wodurch der Schmerz in meinem gesamten Oberkörper sich zur Stelle meldete.
„Fuck Don, irgendwann bring ich dich noch um du verdammter Scheißkerl.“
Ich schaffte nur ein leises Brummen doch das Lachen, was darauf antwortete zeigte, dass er mich trotzdem verstanden hatte. Und auch jemand anderes schien sich im Raum aufzuhalten, da ich auch weibliches Lachen ausmachen konnte.
„Wenn du schon so kreativ fluchen kannst, dann scheint es dir ja wieder besser zu gehen.“
Offensichtlich war es Maria, die jetzt auch meine Hand in ihre nahm und sie sanft streichelte.
„Na klar. Mich bekommt man so schnell nicht kaputt.“
Bei meinem dritten Versuch die Augen zu öffnen, schaffte ich es endlich mich an das Licht zu gewöhnen und entdeckte direkt über mir das besorgte Gesicht meiner Cousine. Auf der anderen Seite des Bettes entdeckte ich Don an die Fensterbank lehnend und düster vor sich hin grinsend.
„Wieso bin ich im Krankenhaus?“
„Du bist ohnmächtig geworden, kurz nachdem ich dich hochgehoben habe. Deswegen habe ich einen Krankenwagen gerufen und mir schon den ersten Anschiss vom Arzt abgeholt, dass du schon wieder wegen Erschöpfung hier landest.“
Ich zog leicht einen Mundwinkel hoch und schloss vollkommen kaputt wieder die Augen.
„Hast du ihm wenigstens gesagt, dass du dieses Mal allein schuld daran bist und nicht ich?“
Ein raues Lachen wehte zu mir herüber und kurz darauf ließ Don seine Hand sanft in meine gleiten wobei sein Daumen über meinen Handrücken strich.
„Ich glaube das sollten wir ihm verschweigen, sonst verklagt er mich noch wegen fahrlässiger Körperverletzung oder Misshandlung.“
Mir entwich ein leichtes Lachen, was jedoch sofort in schmerzvolles Husten und Stöhnen überging, da es sich anfühlte als würde mein Körper in Flammen stehen.
„Oh Gott, wenn du mich noch einmal zum Lachen bringst mach ich das selbst.“
„Egal wer jetzt Schuld von euch beiden war, ich lege nicht viel Wert darauf noch einmal angerufen zu werden, dass du im Krankenhaus liegst. Also wagt es euch beide nicht das nochmal zu machen, sonst ist der Arzt euer kleinstes Problem.“
Meine Cousine klang ziemlich zerknirscht, sodass ich beruhigend ihre Hand drückte und ihr schnell versicherte, dass ich es auch nicht noch einmal vorhatte.
Kurz darauf war ich auch schon wieder in einen traumlosen Schlaf gerutscht und als ich das nächste Mal aufwachte ging draußen gerade die Sonne auf. Die Schmerzen in meinem Körper schienen etwas erträglicher, wenn ich ihn nur ganz langsam bewegte, sodass ich es sogar schaffte den Raum zu mustern in dem ich lag.
Don saß inzwischen auf dem Sessel neben meinem Bett und hatte den Kopf mit seinen Armen auf der Matratze niedergelegt und schlief seelenruhig. Ich fragte mich wie lange er schon so dort wartete und nach einem Blick auf die elektronische Uhr an der Zimmerwand stellte ich fest dass ich wohl einen ganzen Tag geschlafen hatte.
Geschockt horchte ich nun etwas aufmerksamer in meinen Körper, doch ich konnte nichts allzu schlimmes ausmachen, von dem höllischen Muskelkater mal abgesehen. Nach meiner Einschätzung handelte es sich also „nur“ um eine totale Erschöpfung und ich hatte keine schlimmeren Verletzungen davon getragen.
Das gab mir die Möglichkeit mich wieder dem schlafenden Don neben meiner Hüfte zu widmen. Er sah ziemlich k.o. aus und tiefe Augenringe zierten sein Gesicht, genauso wie ein herrlich gefährlich wirkender Drei-tage Bart. Seine Haare standen ihm wirr vom Kopf ab und ich konnte nicht anders als meine Finger durch sie streichen zu lassen, wodurch ich ihn weckte. Er verzog zuerst leicht den Mund, dann öffnete er seine Augen.
„Morgen Schlafmütze.“ Nun war ich es endlich mal, die ihn mit diesem Spruch wecken konnte, was ihm ein schiefes grinsen auf den Mund zauberte.
„Hey. Wie geht es dir?“
„Schon besser. Ich kann immerhin schon meinen Arm bewegen und auch sonst tut alles kaum noch weh, wenn ich mich nicht zu sehr bewege.“
Er richtete sich auf und streckte die müden Glieder von sich, wobei meine Hand schlaff wieder auf das Bett fiel. Lange oben halten konnte ich sie anscheinend noch nicht, was Don ebenso nicht entgangen war seinem skeptischen Gesichtsausdruck nach zu urteilen.
„Das klingt doch schon einmal gut. Ich denke sie werden auch bald mit dem Frühstück kommen, du musst doch bestimmt kurz vorm verhungern sein.“
Wie auf Stichwort zog sich mein Magen da auch schon knurrend zusammen und ich wurde mir des brennenden Hungers erst bewusst, der mir vorher überhaupt nicht aufgefallen war. Doch sofort war Don zur Stelle und nachdem er kurz im Gang verschwunden war kam er mit meinem Frühstückstablett zurück.
„Ich hab unterwegs Jacky getroffen, sie holt sich gerade noch einen Kaffee dann kommt sie vorbei. Und ich habe gestern mit dem Arzt geredet, du wirst frühestens heute Abend entlassen – wenn du dich gut erholst. Ich muss jetzt wieder arbeiten aber ich komm rechtzeitig wieder zurück, okay?“
„Na klar. Mach dir mal keine Sorgen um mich.“
Er schenkte mir nur einen undurchdringlichen Blick und strich sich kopfschüttelnd die Haare einigermaßen in Ordnung.
„Wenn irgendetwas sein sollte, ruf mich an.“
Damit verschwand er wie ein geräuschloser Schatten durch die Tür und ich sah ihm nachdenklich hinterher, bis Jacky durch ebendiese das Zimmer betrat und mich in einer stürmischen Umarmung begrüßte. Auch von ihr bekam ich die Drohung es nicht noch einmal vorkommen zu lassen, dass sie mich im Krankenhaus besuchen musste. Doch anschließend machte sie es sich in dem Stuhl bequem und unterhielt mich, während ich möglichst langsam mein Frühstück in mich hineinschaufelte.
Nach der Visite ließ sie mich allein, da sie trainieren musste und ich etwas Schlaf gebrauchen konnte. Doch dem Arzt zufolge war alles in Ordnung, abgesehen dass ich dehydriert war und er mir erneut die Folgen von meinem fahrlässigen Umgang mit meinem Körper schilderte. Er wollte am Abend noch einmal vorbeischauen und mich dann eventuell entlassen, wenn mein Zustand es zuließe. Also war ich topmotiviert den ganzen Tag zu verschlafen, damit ich wenigstens wieder nach Hause konnte.
Und tatsächlich schaffte ich es die meiste Zeit zu schlafen, abgesehen von den Mahlzeiten die ich alle paar Stunden zu mir nehmen sollte. Außerdem hatte ich David angerufen und ihn gebeten mich zu besuchen. Ich fühlte mich erstaunlich gut, da die Erschöpfung mir jegliche Angst nahm und ich hatte Recht mit meiner Vermutung. Denn seine Anwesenheit machte mir nichts mehr aus und ich umarmte ihn sogar zum Abschied ohne dabei auch nur ansatzweise Panik zu bekommen.
Am späten Nachmittag schaute dann schließlich der Arzt wieder vorbei und entließ mich in die Obhut von Don, wenn auch nur nach einer Standpauke für uns beide und mit dem strikten Verbot für mich, in den nächsten 2 Tagen Sport zu machen und es danach auch wieder langsam angehen zu lassen.
Auf der Fahr zu meiner Wohnung schwiegen wir. Ich wusste nicht was ich zu Don sagen sollte, denn die Sache mit dem Aufhören stand immer noch zwischen uns. Er hatte gesagt er würde meine Entscheidung akzeptieren, doch mir kam immer mehr der Verdacht, dass er mich zu dieser Tortur wegen etwas anderem überredet hatte. Denn jetzt nachdem ich sämtliche Wut und Sturheit dafür eingesetzt hatte diese blöden Runden zu laufen, kam es mir total lächerlich vor alles andere hinzuschmeißen. Warum sollte ich mich nicht auch bei meinem Beruf durchbeißen können, wenn ich es doch bei einer einfachen Joggingrunde schon bis zum Umfallen tat – obwohl ich dafür überhaupt keinen Anreiz hatte, geschweige denn dass es Sinn machte.
Don ließ es sich nicht nehmen mich die gesamte Treppe hochzutragen und da mir selbst das Gehen schwerfiel ließ ich es auch nach vergleichsweise wenig Wiederstand zu. Oben angekommen setzte er mich im Flur ab und musterte mich kritisch.
„Was sollte mich nochmal daran hindern hier zu bleiben und auf dich aufzupassen, wo du dich doch überhaupt nicht wehren kannst?“
„Ich kann sehr gut auf mich selbst aufpassen! Und ich brauche mal etwas Ruhe und Zeit für mich.“
Er rührte sich keinen Zentimeter und starrte mich nur weiterhin nieder.
„Du hattest in den letzten Tagen viel zu viel Zeit für dich. Da brauchst du dich nicht noch einmal in deiner Wohnung verbarrikadieren…“
Ein kleiner Stich durchzuckte mich, als ich an meine Verfassung in den letzten Tagen dachte, doch ich überspielte das Gefühl mit den Schmerzen, die mir der Gang zum Sofa bereitete. Stöhnend ließ ich mich darauf nieder und sah Don erst wieder an, nachdem ich eine halbwegs bequeme Position eingenommen hatte.
„Ich werde mich nicht nochmal abschotten. Jacky kommt heute Abend mit etwas zu Essen vorbei und morgen früh kommt Maria zum Frühstück. Du siehst, ich werde von allen genug bemuttert. Da brauchst du nicht auch noch mitmachen…“
Er zögerte einen Moment, bevor er schließlich zum Sofa kam und sich vor mich hockte.
„Okay. Aber wenn ich von irgendwem höre, dass du die Tür nicht aufmachst, komme ich wieder. Ansonsten ruh dich die nächsten zwei Tage aus, du musst wieder fit werden.“
Ich versprach es ihm und kuschelte mich tiefer in die Decke, bereit sofort einzuschlafen, wenn er meine Wohnung verlassen hatte. Doch er bewegte sich immer noch nicht.
„Und was den Rest angeht… Wenn ich nichts weiter von dir höre, erwarte ich dich anschließend wie immer morgens zum Joggen.“
Ich musterte ihn und hätte innerlich fast gelacht. Natürlich wollte er lieber noch einmal direkt eine Absage von mir hören, anstatt einfach so anzunehmen dass ich meine Meinung nicht geändert hatte. Doch mir sollte es recht sein. Jetzt konnte ich die nächsten zwei Tage abwarten, wie es mir ging und wie ich in Zukunft weiter machen wollte.
Diese Frage beschäftigte mich jede Sekunde, in der ich nicht schlief. Da ich jedoch gefühlt die folgenden zwei Tage komplett verschlafen hatte, war ich in meiner Entscheidung keinen Schritt weiter gekommen. Die große Panik hatte ich zwar überwunden und die anfängliche Erschöpfung hatte die Alpträume vertrieben, sodass es mir eigentlich fast wieder gut ging. Die Anwesenheit von David machte mir nichts mehr aus und ich war sogar einmal kurz in die Stadt gegangen um zu sehen, ob ich auch dort nicht mehr in Angstzustände verfiel. Alles war wieder in Ordnung. Was blieb war lediglich die Angst, in einem ewigen Kreislauf zu landen, wenn ich meine Ausbildung fortführen würde. Immerhin konnte so etwas immer wieder passieren. Nicht unbedingt eine Vergewaltigung - aber ich würde häufig auf Männer wie Justin treffen und es war nur eine Frage der Zeit, bis mich der Nächste wieder an mein Trauma erinnern würde. Auf der anderen Seite wusste ich, dass ein normaler Job als Verkäuferin oder in einem Büro auf lange Zeit gesehen viel zu langweilig für mich wäre. Ich hatte mich in meiner Zeit in Spanien so sehr an die tägliche körperliche Anstrengung gewöhnt. Jeder Tag war eine weitere Herausforderung und bewahrte mich somit vor dem Alltagstrott, der mich bereits in Deutschland gequält hatte.
Vollkommen unschlüssig saß ich also an meinem vorerst letzten freien Abend auf meinem Sofa und wusste, dass ich mich entscheiden musste. Denn am nächsten Morgen wollte Don wieder mit dem Training anfangen. Seiner Meinung nach war meine Angst vollkommen unbegründet und ich musste zugeben, dass mich seine Anschuldigung ich würde aufgeben, von Tag zu Tag mehr ärgerte. Allein darüber nachzudenken machte mich schon wieder wütend und ich hatte Lust meinen Frust an einem Boxsack auszulassen. Schnaubend griff ich nach meinem Handy und rief Don an. Er ließ sich jedoch viel Zeit mit dem abnehmen und begrüßte mich nur mit einem kurzen „Babe“.
„Hey, arbeitest du gerade oder warum hat das so lange gedauert?“
„Nein… Ich bin zu Hause. Allerdings hatte ich gehofft, dass du heute Abend nicht anrufst und wollte eigentlich auch gar nicht ans Handy gehen.“
Überrascht brauchte ich erst einmal ein paar Sekunden um zu verstehen, was er damit gemeint hatte. Er dachte also ich wollte ihm sagen, dass ich alles hinschmeiße – und entgegen seinem Versprechen würde er es nicht so leicht akzeptieren. Diese Überlegung ließ mich erst einmal eine Weile verstummen, doch Don gewährte mir diese Zeit und wartete anscheinend geduldig, bis ich ihm meine Absage mitteilte.
„Naja… Also eigentlich habe ich mich noch nicht entschieden..“
Er hatte mich vollkommen damit aus dem Konzept gebracht, weil ich es irgendwie unglaublich süß fand, wenn ich mir vorstellte dass er wie ein bockiges Kind einfach nicht an sein Handy ging, nur weil er es nicht wahrhaben wollte.
„Okay.. Warum rufst du dann an?“
„Ich habe nur eine kurze Frage..“
Wieder brauchte ich eine Weile, weil ich mir nicht sicher war ob ich es ihn wirklich fragen sollte. Geschweige denn, wie ich es ausdrücken sollte.
„Erinnerst du dich an unsere erste Observation? Diesen Kerl, dem ich die Nase demoliert habe?“
Ein leises Lachen ertönte, was ich einfach als Zustimmung ansah.
„Die Polizisten haben ja zu mir gesagt ich sollte nicht aufgeben, weil ich es mal weit bringen könnte mit dir als Trainer. Genauso wie deine Catwoman..“
„Und ich habe gesagt, dass du besser bist als sie, weil du niemals aufgibst…“
Es noch einmal direkt von ihm zu hören versetzte mir einen noch größeren Stich, da mir wieder einmal bewusst wurde, dass ich genau darüber nachdachte. Und Don wusste es ebenso. Ich war also genauso wie sie – einfach nur eine dumme Tussi, die sich anstellte und nichts durchziehen konnte, wenn der Weg mal etwas schwieriger wurde.
„Melina?“
Don riss mich aus meinen Gedanken und ich brachte nur ein brummen hervor, da die Erkenntnis immer noch an mir nagte.
„Du bist nicht wie sie.“
„Ach ja? Dann erklär mir mal den Unterschied. Ich wollte doch auch aufgeben – beziehungsweise weiß ich immer noch nicht ob ich wirklich weiter machen soll oder nicht.“
„Ja.. Allerdings ist es bei dir ein anderer Grund. Sie wollte immer aufgeben, weil es ihr zu anstrengend war. Weil ihr alles wehtat, sie zu wenig Schlaf bekam, zu wenig Zeit für Freunde hatte oder einfach keine Motivation mehr besaß, sich weiter zum Training zu schleppen. Du hast Angst davor von deinen Erinnerungen aufgefressen zu werden, wenn du weiter machst. Bei dir ist es keine Faulheit oder zu wenig Durchhaltevermögen, was dich aufgeben lässt, sondern einfach nur die Angst vor den Dingen, die dir passiert sind. Und das ist etwas ganz anderes. In gewissem Maße kann ich dich auch verstehen. Ich werde dich nicht vor allem beschützen können, mal davon abgesehen, dass du das sowieso nicht zulassen wirst. Somit kann es sehr gut sein, dass du wieder in dieser Situation landen wirst. Aber ich kann versprechen dich jedes Mal wieder aufzufangen und zu unterstützen, wenn es dir schlecht geht…“
„Und du meinst, dass es okay ist darüber nachzudenken alles aufzugeben, nur weil man Angst hat? Ich finde es fast noch schlimmer ein Feigling zu sein als einfach nur faul.“
„Nein das ist es nicht. Du hast ja keine Angst davor, dir mal etwas zu brechen oder eine Kugel abzubekommen. Das wäre tatsächlich lächerlich und ich würde dir sogar empfehlen alles hinzuschmeißen. Aber Angst davor zu haben, dass ein Trauma, was man erlebt hat, sich wiederholt – das ist vollkommen normal und menschlich. Und ich kann dir zu 100% sagen, dass Lisa nicht eine Sekunde darüber nachdenken würde, sich wieder aufzuraffen, wenn ihr das alles wiederfahren wäre.“
Nachdenklich starrte ich vor mich hin und überlegte, ob diese Argumentation tatsächlich Sinn machte.
„Ich werde nochmal drüber nachdenken, Don. Dankeschön..“
Ich legte auf und machte es mir wieder unter meiner Decke auf dem Sofa bequem. Don dachte also nicht, dass ich genauso war wie sie. Und je mehr ich über seine Worte nachdachte, umso eher kam in mir der Gedanke auf, dass er eventuell Recht haben könnte. Angst war nun einmal menschlich. Genauso dass man zweifelt wenn man Angst hat, da der Instinkt einem rät diese Situation möglichst weitläufig zu umgehen. Doch man konnte Angst auch überwinden. Und ich wusste ich würde es mir niemals verzeihen können, wenn ich meiner Angst – und somit Justin – erlauben würde, mein Leben völlig zu bestimmen. Denn genau das hätte er gewollt. Dass ich mich vollkommen verängstigt irgendwohin zurückziehe, niemals mehr einen Mann an mich heranlasse und Tag und Nacht an ihn denke.
Motiviert durch diesen Gedanken griff ich erneut zum Handy und dieses Mal klingelte es nicht so lange am anderen Ende der Leitung.
„Melina? Schön, dass du dich auch noch einmal meldest.“
Beim Klang von Erics Stimme verkrampfte ich mich etwas. Er war immer noch sauer, schließlich hatte ich ihm vor zwei Wochen gesagt, dass mir seine Meinung egal wäre und ich mich von ihm nicht herumkommandieren lasse.
„Ja, der Auftrag ist etwas schief gelaufen und ich brauchte ein paar Tage um mich zu erholen.“
Er musste ja immerhin nicht wissen, was tatsächlich vorgefallen war.
„Warum wundert mich das überhaupt nicht. Ich habe dir doch gesagt, dass es viel zu gefährlich für dich ist! Aber du wolltest ja nicht auf mich hören, sondern musstest erst einmal selbst fühlen, dass du für diesen Job nicht gemacht bist! Mal abgesehen davon, dass es dir ja anscheinend vollkommen egal war, dass ich es dir verboten habe.“
„Du kannst mir nichts verbieten Eric und dir scheint es ja auch vollkommen egal zu sein, was mir passiert ist, solange es dich in deiner Meinung bestärkt.“
Meine anfängliche Vorsicht war verschwunden und wurde durch pure Wut ersetzt.
„Natürlich ist es mir nicht egal, was dir passiert und ich habe mir in den letzten Tagen solche Sorgen gemacht! Aber ich sehe es einfach als eine Bestätigung meiner Befürchtungen. Der erste lange Auftrag und du brauchst mehrere Tage um dich zu erholen! Verstehst du denn nicht, dass du so nicht weiter machen kannst? Du wirst es wahrscheinlich kein Jahr in dem Beruf schaffen, ohne schwer verwundet zu werden oder gar zu sterben.“
„Du weißt doch gar nicht wovon du redest! Ich wurde nicht verletzt bei dem Auftrag! Und ich habe ihn trotzdem erfolgreich ausgeführt, weil ich gut darin bin! Aber das kannst du dir ja überhaupt nicht vorstellen, bei der antiquierten Meinung die du von Frauen hast! Willst du etwa lieber, dass ich brav zu Hause sitze und mich um Haushalt und Kinder kümmere, während du das Geld verdienst?“
„Ja verdammt, das will ich! Weil ich dann wenigstens sicher sein kann, dass du am Ende des Tages noch lebst!“
Kochend vor Wut wollte ich ihn anschreien und am liebsten durch das Telefon kriechen und ihn schütteln, wie er so eine Meinung haben kann. Wir waren immerhin im 21. Jahrhundert! Doch ich zügelte mein Temperament und nach einigen Sekunden, in denen wir uns einfach anschwiegen hatte ich mich so weit gefasst, dass ich wieder ruhig mit ihm sprechen konnte.
„Das ist nichts, was du mit mir haben kannst. Niemals.“
Er schwieg weiterhin und ich war mir sicher, dass er sich der Bedeutung meines Satzes bewusst war. Wenn er dies von mir verlangte, wäre eine Beziehung zwischen uns nicht möglich und es würde sich auch nicht lohnen, eine Sekunde länger darüber zu diskutieren, geschweige denn es weiter zu versuchen.
„Melina, ich liebe dich und ich will dich nicht verlieren.“
„Aber dennoch willst du eine Freundin, die ich dir so nicht sein kann. Das wäre nicht ich selbst.“
„Es ist doch nur dieser verdammte Job, den du aufgeben musst. Du musst dich doch gar nicht ändern.“
„Dieser Job gehört zu mir, wie alles andere. Und ich werde ihn nicht kündigen. Denn es würde nicht dabei bleiben und am Ende wäre ich dein perfekt dressiertes Frauchen.“
„Du übertreibst –“
„Nein, das tue ich nicht! Und ich werde auch nicht mit dir darüber diskutieren, denn ich habe schon einmal den Fehler gemacht zu denken, dass es dabei bleibt. Ich habe die Zeit mit dir genossen, aber anscheinend ist sie nun vorbei. Wir passen einfach nicht zueinander.“
Er schwieg eine Weile und ich dachte schon er müsste heulen, doch seine Stimme war weiterhin relativ gefasst, als er wieder sprach.
„Und ich kann nichts mehr tun, um deine Meinung zu ändern?“
„Nein…“
„Ich habe schon fast damit gerechnet, dass unser Telefonat so abläuft. Im Endeffekt wussten wir wahrscheinlich beide schon länger, dass unsere Beziehung keine Zukunft hatte. Und ich glaube tatsächlich, dass wir beide mit einem anderen Partner wesentlich glücklicher werden. Auch wenn ich es sehr schade finde, dass es nicht geklappt hat – es ist wahrscheinlich besser, dass wir dem ganzen jetzt ein Ende bereiten. So wird es keinen von uns lange beschäftigen und wir können beide unser Leben weiter führen, wie wir es zuvor getan haben. Ich werde deswegen auch nicht mehr nach Spanien zurückkehren.“
Wir verabschiedeten uns einvernehmlich und ich war mir sicher, dass keiner von uns lange Zeit brauchte um die Trennung zu verarbeiten. Ich hatte die Zeit mit ihm genossen, jedoch war es von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Er war nicht das, was ich suchte – und ich war nicht das, was er suchte. Als Freunde hätten wir vielleicht eine Chance gehabt, doch nicht als Paar. Und auch wenn es vielleicht hart und gefühlslos klang, so ging es mir nach diesem Telefonat wesentlich besser als vorher.
Ich hatte mich also entschieden.
Gegen Eric und somit automatisch für meinen Beruf als Kopfgeldjäger.
Ich verbrachte den gesamten Abend auf der Couch und haderte mit mir selbst. Hatte ich wirklich das richtige getan? Während meines Telefonats und direkt danach war es mir vollkommen logisch und notwendig erschienen, mich von Eric zu trennen. Doch während ich nun so alleine in meiner Wohnung saß und über unsere gemeinsame Zeit nachdachte, kamen mir immer mehr Zweifel.
Tief im Inneren wusste ich, dass ich diese Diskussion bereits mehrfach mit mir ausgefochten hatte. Und dass es mir mit dieser Entscheidung langfristig wahrscheinlich besser gehen würde. Doch im Moment spürte ich noch nichts von der erwarteten Erleichterung.
Nach einer schlaflosen Nacht war ich schon fast erleichtert, als ich endlich meine Sportkleidung überziehen und die Treppen herunter laufen konnte. Draußen vor der Tür erwartete mich bereits ein kritisch dreinblickender Don. Er lehnte abwartend an seinem Auto und musterte mich erst einmal ausführlich, bevor er sich zu einem kurzen Kopfnicken überwand. Man sah mir den wenigen Schlaf wahrscheinlich an. Doch da er nicht nach dem Grund danach fragte, fühlte ich mich auch nicht dazu verpflichtet ihm etwas zu erklären.
Ich absolvierte verbissen den gesamten Trainingstag, ohne auch nur einmal zu jammern. Und auch Don sprach mich nicht mehr darauf an, was vorgefallen war und dass ich kurz davor gewesen war aufzugeben. Lediglich als ich ein paar Tage später eine überraschend hohe Summe auf meinem Bankkonto wiederfand. Es war meine Belohnung für Shikorov und auf mein Nachfragen erzählte mir Don auch endlich, was nach meiner Rettung passiert war. Shikorov’s Männer hatten Verdacht geschöpft und sowohl das Taxi als auch den gesamten Jet verkabelt. Deswegen hatte während unserer Abreise auch niemand seine Tarnung aufgegeben – Don schien es gewusst oder geahnt zu haben. Doch inzwischen war alles geregelt und ich konnte beruhigt damit abschließen.
Nach einer weiteren Woche hatte sich auch endlich wieder Normalität in meinen Alltag eingeschlichen. Don hatte den Trainingsplan noch weiter angezogen, doch ich kam erstaunlich gut damit klar und war abends sogar oft noch fit genug um mich mit Maria, Jacky und David zu treffen. Ihnen hatte ich auch von meiner Trennung erzählt – sie jedoch gebeten es niemandem weiter zu erzählen. Don musste es noch nicht erfahren. Er unternahm momentan sowieso keine Annäherungsversuche, weil er mich nicht überfordern wollte oder warum auch immer. Mir kam diese Ruhe gelegen um erst einmal mit meiner gescheiterten Beziehung abzuschließen.
Als ich mich nach einem wunderbar erholsamen Wochenende, das ich mit Jacky und Maria in unserem Lieblings Spa verbracht hatte, zu meinem morgendlichen Joggen umzog, bekam ich jedoch einen überraschende SMS von Don.
„Hey Babe. Du musst heute alleine Laufen. Komm danach in mein Büro. In Arbeitsklamotten.“
Ich war so neugierig, was mich dort erwartete und warum ich unbedingt in Arbeitsklamotten erscheinen sollte, dass ich meine morgendliche Runde wesentlich schneller und dennoch ausgeruhter als sonst hinter mich brachte. Nach einer schnellen Dusche und einem eher notdürftigem Frühstück, was ich bereits während dem Föhnen hinunterschlang, sprang ich in mein Auto und raste aus dem Tal zu Dons Firma.
Ich musste zugeben, dass es mir viel zu viel Spaß machte mit meinem Audi durch die Kurven zu driften. Doch bis jetzt war ich noch nie geblitzt oder von der Polizei beim Rasen erwischt worden, also warum sollte ich meinen Fahrstil ändern.
Um 9 Uhr öffneten sich schließlich die Fahrstuhltüren und ich betrat das Großraumbüro, in dem die schwarz gekleideten Muskelberge schon entspannt an ihren Tischen saßen und arbeiteten. Don war jedoch nicht in seinem Büro, weswegen ich es mir auf seinem Stuhl bequem machte und mit meinem Handy spielte. Doch während ich mit Jacky noch darüber schrieb, was Don wohl von mir wollte, stand mir dieser auch plötzlich gegenüber und pflückte mit einem tadelnden Blick meine Füße von seiner Schreibtischplatte.
„Du bist früh. Hast du etwa abgekürzt?“
Genervt sah ich ihn an und steckte schnaubend mein Handy in die Hosentasche.
„Nein habe ich nicht. Don, ich bin keine 12 mehr. Wenn auf dem Trainingsplan steht, dass ich die lange Runde laufen soll, dann mache ich das auch. Ob du jetzt dabei bist oder nicht. Du kannst mir ruhig mal vertrauen, was das angeht.“
Er musterte mich weiter kritisch und wollte schon zu einer weiteren Moralpredigt ansetzen, doch ich stand auf und drückte ihm einen Finger auf die Lippen um dies zu unterbinden.
„Ich weiß, dass ich es nicht schaffen werde, wenn ich das Training schleifen lasse. Deswegen tue ich das auch nicht. Ich streng mich weiterhin an und gebe mein Bestes.“
Er presste die Lippen aufeinander und ließ seinen dunklen Blick langsam über mich gleiten. Mein Finger rutschte herunter als er sich aufrichtete. Mit einem festen Griff drängte er mich plötzlich gegen den Schreibtisch, umschlang meine Hüfte mit der einen Hand und vergrub die andere in meinen Haaren bis ich vollends gegen ihn gepresst dastand und mich nicht rühren konnte.
„Ich mag es nicht, wenn man mich unterbricht oder mir gar den Mund verbietet.“
Sein Blick verriet, dass es ihm wirklich überhaupt nicht gefiel. Doch ich war nicht fähig auch nur ein Wort zu meiner Verteidigung zu sagen. Während seine eine Hand immer noch meinen Kopf festhielt, hob er nun die andere und strich mir mit seinem Daumen langsam über die Lippen.
„Tu das nie wieder.“
Damit senkte er seine harten Lippen auf meine.
Dieser Kuss hätte mir zeigen sollen, wie sehr er sich zurück hielt um nicht auszurasten. Doch das einzige was er damit erreichte war, dass jegliche Gedanken aus meinem Kopf verschwanden und mir ein verzücktes Stöhnen entwich.
Wie gut er küssen konnte, wenn er gerade sauer auf mich war!
Ich hob meine Hände und strich seinen Rücken entlang, während er den Kuss noch weiter vertiefte. Am liebsten hätte ich ihm sofort sein schwarzes T-Shirt vom Körper gerissen. Doch bevor ich diesen Gedanken weiter vertiefen konnte, unterbrach er unseren Kuss und sah mich erneut tadelnd an.
„Ich fürchte du hast nicht ganz verstanden, was ich damit ausdrücken wollte.“
Frech grinste ich ihn an und konnte nur knapp ein sehnsüchtiges seufzen unterdrücken, als er mir plötzlich seinen herrlichen Körper entzog und einen Schritt zurück trat.
„Wie dem auch sei. Ich habe dich wegen etwas anderem kommen lassen.“
Noch immer fiel es mir schwer mich zu konzentrieren, da mein Gehirn mich gerade davon überzeugte ihn erneut zu küssen und auf schnellstem Wege in seiner Wohnung zu verschwinden, wo ich mehr von der Kostprobe gerade austesten wollte. Erst als Don genervt vor meinem Gesicht mit den Fingern schnipste, konnte ich die Bilder in meinem Kopf verdrängen und mich wieder vollends auf das Gespräch konzentrieren. Dennoch bildete ich mir ein für einen kurzen Moment ein zufriedenes Lächeln auf seinen Lippen erkannt zu haben.
„Also. Weswegen hast du mich denn hierhin geordert?“
Schließlich musste ich noch etwas Haltung wahren – wenn das nach meinem kurzen Tagtraum überhaupt noch möglich war. Dons Grinsen sagte mehr als tausend Worte.
„Ich habe dir ja schon erzählt, dass diese letzte Phase vor der praktischen Abschlussprüfung dazu genutzt werden soll zu trainieren und auch Erfahrungen zu sammeln. Und da du mit deinem Trainingsplan inzwischen gut klarzukommen scheinst, wird es nun Zeit für dich zu arbeiten. Natürlich nicht den ganzen Tag, jedoch immer ein paar Stunden zwischen dem Training. Du bekommst natürlich einen Partner, der dich coacht und unterstützt.“
„Oh cool! Also bekomme ich jetzt meine eigenen Aufträge?“
„Zusammen mit deinem Partner. Mach nicht den Fehler zu denken, dass du alles alleine schaffst. So weit bist du noch lange nicht.“
„Danke, dass du stets darauf bedacht bist, mir ein möglich schlechtes Bild von meinen Fähigkeiten einzutrichtern.“
Mürrisch verzog ich den Mund. Die Freude über die neuen Aufgaben übertönte meine Verärgerung jedoch fast direkt wieder.
„Ich will nur dafür sorgen, dass du dich nicht überschätzt und es auf die harte Tour lernen musst. Also halte dich an deinen Partner und tu das, was er dir sagt.“
„Okay. Wer ist denn mein Partner?“
Innerlich hatte ich ja bereits meine Favoriten und ich freute mich schon auf ein paar unterhaltsame Arbeitsstunden als Ausgleich zum Training. Doch irgendetwas an Dons Blick ließ mich plötzlich misstrauisch werden.
„Du kennst ihn noch nicht. Er heißt Ricardo.“
„Okay. Und warum wirst du plötzlich so vorsichtig, wenn es um ihn geht? Wo ist der Haken?“
Er grinste mich schräg an und fuhr sich einmal durch die Haare, sodass sie ihm wieder in alle Richtungen vom Kopf abstanden.
„Er hat bis jetzt alleine gearbeitet.“
„Und ich nehme mal an, dass ihm das auch weiterhin lieber wäre.“
„Ihr werdet euch schon arrangieren. Soweit ich mich erinnern kann hast du mal gesagt, du kämst super mit harten Jungs klar.“
„Soll heißen: er findet die Idee total scheiße, mich ab jetzt als Partner zu haben. Und bei meinem Glück ist er wahrscheinlich auch noch einer dieser Machos die denken, dass Frauen sowieso nichts können.“
Don grinste mich lediglich an, was mir Antwort genug war. Das konnte ja noch heiter werden. Jetzt sollte ich neben dem Training auch noch erst einmal meinen neuen Partner davon überzeugen, dass ich nicht nur ein Klotz am Bein war.
„Also Babe? Bereit für deinen ersten Arbeitstag?“
Ich straffte die Schultern und nickte entschlossen. Ich würde das schon irgendwie hinbekommen. Mit schwierigen Machos hatte ich schließlich Erfahrung.
Tag der Veröffentlichung: 18.09.2012
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