Kapitel 1 - Menschen haben Schmerzen.
Es war einer dieser Tagen, an denen ich gar nicht entscheiden konnte, wie es mir ging. Wie sollte es denn mir auch in so einer Situation gehen? Sollte ich etwa jubeln,lachen und Party machen? Nein.
Aber heulen,zerstört sein und mich ritzen ,was ich ab und zu immer noch aus Schmerz tat,wollte ich schließlich auch nicht. Zwar war es die Beerdigung meines Bruders, Verbesserung, Pflegebruders, doch trotzdem spürte ich keinerlei Trauer. Weder Freude, noch Trauer. Aus diesem Grund hasste mich meiner Pflegemutter zu tiefst oder zu mindest war sie einfach nur in diesem Moment beleidigt wegen mir, aber das sie sauer war, konnte ich nicht übersehen. Anders als andere Menschen, konnte ich mir sicher sein, was ich mit Emotionen bei Menschen sah. Es lag daran, dass ich die Aura von Menschen spüren und lesen konnte. In diesem Moment konnte ich erkennen, wie ihre Aura sehr kräftig, aber auch dunkel war und strahlte aus, dass sie zu diesem Zeitpunkt sehr agressiv ist.Er war nun mal ihr Sohn, den sie liebte und selbst zur Welt brachte. Da sah sie, wie ich es völlig kalt ließ und so wurde nun mal diese Aggression tief in ihrem Herzen stärker. Würde ich sterben, würde sie niemals so mit mir fühlen. Erwartete ich so ein Gefühl von Liebe und Sehnsucht? Nein und um genau zu sein, bezweifelte ich auch sehr stark, so etwas jemals in meinem Leben zu fühlen. Es war ja nicht gerade so, dass ich ein hoffnungsloser Fall wäre oder so, sondern diese Schwäche zog mich einfach manchmal hinunter. Seit ich klein war, konnte ich Auren sehen und spüren, was ich als kleines Kind oft lustig fand. Es war anstrengend ohne professionelle Hilfe, zu versuchen, alles selbst auf die Reihe zu bekommen. Aber gehen wir jetzt mal wieder zu meiner Pflegemutter rüber.
Also, sehr erwähnenswert war,dass sie derzeitig sehr stark zum Alkohol griff, was sie ja unter normalen Umständen nie tat. Aber es war ja nun mal kein normaler Umstand, also durfte sie es auch tun. Wahrscheinlich konnte jede Frau, dessen Sohn starb, mit meiner Mutter mitfühlen und es ihr auch nicht übel nehmen, doch ich fand, man sollte positiver denken und nicht gleich den Alkohol als verzweifelte Lösung nehmen. Wollte nicht der Kleine wahrscheinlich auch, dass seine Mutter, meine Pflegemutter, lieber wieder versucht, ein Leben aufzubauen? Wahrscheinlich. Aber klar, ich konnte in so einer Situation nicht mitreden. Dafür besaß ich niemanden, der mir irgendwie sehr Nahe war und danach gehen musste. Klar, meine Mutter starb an eine Überdosis Kokain, doch da sie mich vernachlässigte, nahm ich sie genau wie sie mich nicht wahr. Ganz einfach.
Für die Beerdigung mussten wir heute sehr früh aufstehen, schließlich waren es vier Stunden Fahrt zu dem Geburtsort von ihm. Egal wie sehr ich versuche meiner Mutter einen anderen Vorschlag zu machen, sie bestand sehr darauf, ihn in seiner 'Heimat' zu beerdigen. Das war doch völliger Schwachsinn? Machte es etwa einen Unterschied, wo man nun begraben lag, wenn man so wieso tot war? Das waren nun mal meine Ansichten. Aber sie erlaubte nun mal keine Widersprechungen.Eine sture Frau nun mal, die immer wollte, dass alle nach ihrer Nase tanzten...Egal, auf jeden Fall war ich total müde und saß in einem Kleid auf der Bank, der einen viel zu tiefen Ausschnitt besaß. Auch wenn meine Pflegemutter mich deswegen immer wieder anschrie mit den Worten: "Yoki,du bist doch erst 14 Jahre jung! Zeige nicht so viel nackte Haut!", hörte ich nicht ein einziges mal richtig zu. Warum sollte es mich denn interessieren, wie ich mich anzog oder auch noch besser formuliert, warum sollte es die anderen interessieren, wie ICH mich anzog? Wie ich es wollte, so tat ich es auch und wie meine Pflegemutter keine Widersprechungen duldete, so duldete ich auch selber keine. Wobei, eigentlich verstand ich ja es, also, warum sie sich wegen mir aufregte. Es war sein Tod und ich zog mich hier an, als wolle ich mich sofort auf den Strich stellen. Oft genug wurde ich aus diesem Grund von anderen sehr stark angeschaut, beobachtet, Probleme machte mir dies aber natürlich nicht.Für mich galt das Aussehen nicht wirklich, es sagte für mich einfach gar nichts aus.Die Aura eines Menschen war der Punkt, der mir sagte, wie jemand wie ist. Die meisten hier auf der Beerdigungen waren sehr negativ geprägt und da ich dies auch fühlte, zog es mich etwas runter,wobei es meine eigentliche Stimmung nicht im geringsten änderte. Wieder zu meinem Aussehen: außer dem schwarzen Kleid, das mit Spitzen verziert war, trug ich auch noch dazu schwarze Netzstrümpfe, die mit ihren Rosen im Netz meine achso blasse Haut gut genug verdunkelten. Übrigens, wegen dieser ganzen Schwärze wirkte meine Haut nur noch blasser , besonders mein Gesicht, da meine schwarz gefärbten Haare, die eigentlich blond waren, einen zu großen Kontrast darstellten. Wenigstens schminkte ich mich nicht, anders als alle anderen.Meine Lippen waren eh von Natur aus knallrot.
Na und? Dann zog ich mich nun mal anders als die in meinem Alter an und die anderen schminkten sich, um schön zu wirken.Wobei, doch, die anderen zogen sich schon ein bisschen ähnlich an. Trotzdem schlampiger und nicht in so einer Art 'eigener Stil', wie bei mir. Jeder hatte nun mal seine eigene Taktik und ich hielt ja auch meine Klappe und gab nicht immer meinen Senf dazu. Innerlich vielleicht, aber laut aussprechen tat ich es nur unter geringen Umständen.
Im Hintergrund konnte ich gerade noch die Stimme des Pfarrers wahrnehmen, der versuchte, die ganzen Gäste hier auf der Beerdigung mit diesen manipulierten Wörtern zu beruhigen. Mich brachte es natürlich zu gar nichts, da ich gar keine Beruhigung brauchte. Ruhig war ich immer, egal in welcher Situation. Zumindest gab es noch nie wirklich irgendeine Situation, wo ich wirklich dringend Angst haben musste. Wäre ich nicht so geboren, mit dieser Fähigkeit, wie ich sie so gerne nannte, dann hätte ich wahrscheinlich bestimmt ganz andere Gefühle. Bestimmt wäre ich sehr froh, zog mich immer bunt an und lachte jeden Moment, so oft ich konnte. Freunde hätte ich viele, da ich ja momentan sehr wenige hatte.Doch anstatt so einem wunderschönen Leben, war ich bei einer Pflegefamilie, die ich überhaupt nicht leiden konnte, außer dem Pflegevater und auch noch dazu, auf einer Beerdigung eines kleinen Jungen, zu dem ich kaum Kontakt hatte. Aber in meiner alten Familie war es nicht besser. Meine Mutter ignorierte mich und stopfte sich mit Chemikalien und Medikamenten voll, mein Vater haute schon lange ab und Geschwister hatte ich ja ansonsten keine. Es war doch gut, dass das Jugendamt mich da raus holte. Der Grund, warum sie erst auf meine alte Familie aufmerksam wurden, war, dass ich selbst beim Jugendamt anonym anrief.
Da plötzlich alle auf einmal aufstanden, tat ich es ihnen nach, warum merkte ich nicht, schließlich war meine Aufmerksamkeit für die Beerdigung ziemlich niedrig, was kein großes Wunder war. Meine Pflegemutter, die zwei Plätze weiter neben mir saß, schenkte mir kurz einen Blick, da sie wahrscheinlich wollte, dass ich ihr verdammt wunderschönes Gesicht sehen konnte, trotz der verwischten Schminke und der Röte an den Augen. Ein süffisantes Lächeln erschien kurz auf ihrem Gesicht, danach blickte sie wieder sofort weg. Die Aura um ihr herum verstärkte sich zu einem dunkleren Rot und ich wollte jetzt einfach nur weinen. Diese ignorante Frau wusste doch, dass ich es hasse, so angelächelt zu werden! Angelächelt mit traurigen Augen und Schwäche im Gesicht und dann trotzdem noch irgendwie selbstbewusst!
Auch wenn ich mich oft als Schlecht beschrieb, war ich ein guter Mensch. Ein viel zu guter. Mitleid bekomme ich so oft. Hier konnte ich jedoch einfach nicht traurig sein. Mein Verstand, mein Kopf erlaubte mir keine 'Niederlage', so wie ich es nannte. Lieber gleichgültig, als kaputt.
Dabei konnte ich eigentlich auch gut schauspielerin, einfach plötzlich in jedem beliebigen Moment anders fühlen beziehungsweise so aussehen, als würde ich es tun. Nützlich war es mir schon oft, aber genau das tat ich nicht oft. Warum Menschen anlügen? Ihnen irgendetwas Unbekanntes auftischen? Viele taten das auch so schon oft genug in dieser grausamen Welt und so war es besser, wenn wenigstens ein paar wie ich versuchten, es zu vermeiden.
Nun ergriff mein Vater, eigentlich Pflegevater, den Handgelenk von mir und schaute mir eindringlich in die Augen. Es sollte so etwas bedeuten, wie, zeige deine Gefühle nach außen, doch welche Gefühle meinte er damit? Das ich froh war, dass mein armer kleiner Pflegebruder weg von hier dem Grauen ist? Das ich traurig war, zu sehen, wie alle hier erniedrigt waren und sich die Aura negativ verfärbte? Ein unverständliches Lächeln huschte kurz über mein Gesicht und bei dieser Reaktion zog kurz Paul, so hieß er, an meinem Arm. Nach dieser Geste nickte er mit dem Kopf zu den anderen und ich realisierte was er meinte. Es war zeit zum Friedhof, der fünf Minuten entfernt war, zu fahren und dort den kleinen Bruder zu begraben. Mein Lieblingsteil.
Wie die anderen in der Sitzreihe hier bewegten sich zum Gang, der zum Ausgang führte. Wahrscheinlich würden sie den Sarg erst, nach dem alle die Kirche verlassen hatten. Im Hintergrund fühlte ich, wie das Rot in 'Mutter's Aura sich leicht verstärke und Eifersucht ausstrahlte. Hach, am liebsten hätte ich sie ausgelacht, schließlich war sie gerade leicht eifersüchtig, weil ihr Ehemann sich verständnisvoll zu seiner Pflegetochter, er sagte aber immer nur Tochter, wand und sie zum Ausgang führte. Die Kerzen an der Wand flackerten wie verrückt und ich stellte mir vor, wie sie meine Pflegemutter mitauslachten. Ja klar, andere fanden so etwas nicht gleich immer lustig, aber mich amüsierte es einfach, dass sie eifersüchtig auf eine Tochter war. "Yoki beeil dich, wir müssen schneller zum Auto kommen...", meinte Paul, manchmal sagte ich wirklich Vater,Dad oder Pap/Paps zu ihm, also versuchte ich auch wirklich meine Schritte zu beschleunigen, was ich nur ungern tat.
Draußen war der Himmel ziemlich grau und ein trauriges Lächeln huschte über mein Gesicht, wobei es nicht im Ernst ein Lächeln war... Ein paar Passanten liefen vorbei und schauten zu uns allen hier rüber, manche versuchten es einfach zu ignorieren, andere wirkten traurig. Doch warum traurig? Dazu gab es für SIE nicht mal einen einzigen Grund, viel eher für mich, auch wenn ich es nicht richtig beziehungsweise gescheit tat. Nicht ein mal wer tot war, wussten sie. Wozu brachte es ihnen dann, ein trübes Gesicht aufzusetzen? War es ihnen etwa peinlich, so glücklich wie sie waren, hier einfach durchzulaufen? Obwohl ich es nicht gemerkt hatte, schüttelte ich mein Kopf mit den schwarz gefärbten Haaren,weswegen mein Haar übrigens kaputt war.
Hastig versteckte ich mich in dem dunkelgrauen Sharan von meinen Pflegeeltern und schnallte mich auf dem Rücksitz an. Durch die verdunkelten Fenstern beobachtete ich die anderen, wie sie sich auf machten in die Autos und sogar als wir los fuhren, schaute ich ihnen nach.
Schon nach kurzen zwei Minuten wurde mir kotzübel im Auto und die Luft war unerträglich stickig. "Kann ich ein bisschen das Fenster runter machen?", fragte ich mit einer kränklichen Stimme meine zwei Erziehungsberechtigten und über die Schulter zurück antwortete mir meine Pflegemutter mit: " Ach, wir sind doch gleich da und da wird es dir auch besser gehen...". Daraufhin verdrehte ich nur meine Augen, da mich diese Antwort nicht im geringsten befriedigte. Normalerweise würde ich es jetzt trotzdem machen, doch heute war es wohl keine so gute Idee, sie wütend zu machen. Schließlich besaß ich noch ein bisschen Niveau. Den Rest der Autofahrt verbrachte ich mit Schweigen und da es auch nicht wirklich lange dauerte, war es nicht unerträglich.
Was mich am meisten wunderte, war, dass das Auto mit dem Sarg gerade mitangekommen ist, aber waren wir nicht früher losgefahren? Egal, diese Frage war ein bisschen überflüssig.
Wie der Ablauf danach wirklich geschah, musste ich zugeben, war für mich im Dunkeln. Plöttzlich geschah alles so schnell, obwohl es wahrscheinlich bestimmt so ungefähr eine halbe Stunde andauerte. So etwas war für mich immer angsteinflößend, weil ich es noch nie irgendwie mochte, alles ungenau zu erleben. Klar, es wäre bestimmt auch mies, alles haargenau detailliert in den Erinnerungen zu haben, doch so etwas war doch noch einfach nichts für mich... Lieber mochte ich es so, wenn mein Leben wie in einem Roman beschrieben wurde. Dort konnte man bei einem sehr guten Roman einfach alles mitbekommen und sich so richtig vertiefen.
Was eigentlich zwischen dem Ankommen hier und dem zeitpunkt mit dem Eingraben geschah, bemerkte ich einfach gar nicht. Wahrscheinlich habe ich mich unfreiwillig einfach abgeschaltet und nicht richtig meine Umwelt realisiert. Zugegeben, es war sogar eine schlechtere Aufmerksamkeit als in der Kirche! Dabei hatte ich gedacht, so etwas wäre jetzt wirklich unmöglich. Falsch gedacht.
Nun war jeder dran, einmal eine Schaufel Sand oder Erde , ich wusste nicht was es war, über den Sarg im Loch zu schütten. Noch dazu durfte man ein paar Blütenblätter verstreuen, die in einer Schale aufbewahrt waren und diese stand direkt neben dem Loch.
Ein bisschen ungeduldig schaute ich ihnen zu, wie sie weinend oder bedrückt die Schaufel nahmen und einmal etwas darüber schütteten. Danach kamen immer ein paar Blütenblätter. Also, das fand ich jetzt wirklich unfair oder so. Schließlich mochte der kleine Tote dort im Sarg nicht im geringsten Blumen, anders als ich.
Irgendwann war schließlich ich dran, es war etwas, was ich wirklich gerne machen wollte. Als ich nun vor dem Loch stand, mit der Schaufel in der Hand mit dieser Erde oder dem sand, schaute ich runter und dachte nach, wie es wohl für ihn war da unten. War es kalt? Frierte er? Sofort verwarf ich jedoch diese Gedanken, als mir klar wurde, dass ich mir gerade Sorgen um ihn gemacht hatte.
Tief holte ich Luft ein und hielt die Schaufel über den Sarg in dem Loch. Zwar schüttete ich alles schnell aus, doch mein Auge verfolgte jeden Sandkorn oder Erdeteil ,was auch immer. Es war irgendwie eine schöne, aber auch etwas traurige Szene und ein Lächeln, das nicht gerade glücklich war, huschte über mein Gesicht. Gut, doch, ich gab es zu. Ich war traurig. Wirklich, eine Träne tropfte meine Wange runter und da ich sie wegwischte, griff ich mit meinen feuchten Fingern nach den Blüten. "Hoffentlich geht es dir zukünftig gut...", murmelte ich leise runter und hörte den echo in meinem Kopf, de rimmer wieder diese Worte wiederhallen ließ. Die Tränen wurden stärker und ich spürte wie Paul mich weg zog und in die Arme schling. Seine grüne, sorgvolle Aura fühlte sich so toll an und beruhigte mich wirklich. Als würde seine Aura mit meiner sprechen und ihr sagen : "Scheine doch ein bisschen mehr Kraft aus, lache und werde positiver!"
"ich glaube, ich bin doch nicht imemr so gefühlslos, wie ich dachte...", schluchzte ich leise und schaute, dass ich einen geregelten Atemzug hatte. Nicht nur seine Aura versuchte mich zu beruhigen, sondern auch er selbst, denn mit seiner Hand streichelte er meinen Kopf. "Ist schon gut, sch... Du bist nun mal, wie soll ich es sagen? Menschlich. Du hast ihn ja ein halbes Jahr lang gekannt und auch wenn du meinst, er bedeutet dir nichts oder nicht viel, bedeutet es ja nicht, dass er in deinem Leben war. Niemand nimmt dir deine Tränen übel. Verstehst du? Alle hier verstehen es. Ich verstehe es. Und auch du. "
Egal wie sehr ich meine Pflegemutter hasste, sie konnte wirklich unglaublich glücklich sein, so einen wundervollen Mann zu besitzen und ich konnte es wirklich Wert schätzen, ihn als Pflegevater zu besitzen.
Den Rest des Tages versuchte ich zu verschweigen. Die Szene war mir wirklich verdammt peinlich und ich konnte nicht glauben, dass ich wirklich so schwach wurde. Zwar verbesserte sich die rote Aura meiner hitzigen RaMi , doch ein Trost war es mir nicht. RaMi war meine Pflegemutter, obwohl ich in Gedanken sehr ungern ihren 'Namen' oder auch 'Spitznamen' nannte, dabei war es viel leichter. Eigentlich hieß sie nicht RaMi, sondern Raphaela Michelle, wobei ihr Spitzname eigentlich eher gängig für alle war und RaMi war mich auch zugegeben viel sympathischer.
Nach einer Zeit gingen alle Gäste und unsere Familie, Ohanna! , wurde alleine gelassen. Sofort wollte ich in mein Zimmer rennen, mich dort in meiner kleinen Welt verschließen, doch Paul verhinderte dies, als er aus dem Esszimmer laut rief : "Yoki! Kannst du bitte herkommen?"
Wäre meine Pflegemutter an seiner Stelle, wäre ich nicht runter gekommen, doch da beide sehr schlau waren, rief mich extra Paul runter und dies zeigte mir, dass es etwas wirklich Wichtiges war.
Als ich schon unten im Esszimmer war, sah ich Paul und seine Ehefrau, meine Pflegemutter, nebeneinander sitzen und ich entschuldigte mich automatisch. "Es tut mir schrecklich Leid, ich weiß, ich habe es falsch gemacht." Jetzt stellte sich für mich natürlich die Frage, was habe ich falsch gemacht? Schon kam eine Aufforderung , "Setz dich." , von RaMi. Oh, also habe ich wohl etwas sehr schlimmes getan, das eine längere Unterhaltung nötig hat. Ich befolgte ihrer Aufforderung und setze mich neben Paul.
Ein Seufzer erklang von der Frau und Paul ergriff meine Hand, dabei erklärte er mir: "Ich weiß, dass du alles Neue hasst und dich dagegen nicht nur physisch, sondern auch psychisch wehren wirst, aber wir werden umziehen. Der Vertrag mit den Hausbesitzern ist schon beschlossen, in ein paar Monaten können wir umziehen."
Eine Panik schoss in mir aus und meine Pupillen in den Augen erweiterten sich. "Umziehen? Wohin? Warum?" Hastig schüttelte ich immer wieder den Kopf und riss meine Hand von Paul weg. Oh ja, da hatte er so was von Recht! Wie die Pest verabscheute ich alles Neue, etwas, mit dem man sich anfreunden sollte. "Es ist eine kleine Stadt in Rheinland-Pfalz, sie heißt Landau. Eine wunderschöne Stadt mit mehreren Pärke, wahrscheinlich würdest du es lieben, deinen Tag dort liegend und zeichend zu verbringen...Weißt du, hier erinnert mich einfach alles so an ihn. Ich hasse es schon, an sein fröhliches Zimmer vorbei zu gehen...", versuchte mir RaMi zu erklären und dabei hatte ihr Blick etwas flehentliches. Ungefähr zwei oder drei Minuten lang saßen wir still da, da ich versuchte, meinen Atemzug zu regeln und meine Panikattacke zu stoppen.
"Was ist mit der Schule? " Normalerweise musste noch die Frage 'Was soll ich mit meinen Freunden machen?' kommen, doch da müsste man erst einmal nachdenken, welche Freunde ich denn überhaupt meine. Falls es welche gäben würde. Verständnislos und ohne Rücksicht auf meine Pflegemutter schaute ich beide hintereinander an und spürte, wie mein Pflegevater wieder meine Hand ergriff. "Es ist noch etwas...", murmelte der Mann neben mir, "Wir haben nachgedacht, ob du nicht...Wie soll man es formulieren? Dich ändern könntest. Nicht vom Charackter her, sondern vom Aussehen. Deine Haare wieder Blond färben und wieder farbige Kleidung und so tragen. Normale Kleidung. " Sein Blick war sehr eindringlich und ich runzelte meine Stirn. Eingeschnappt brüllte ich: "Was?! Aber...mir gefällt es so, wie ich bin. Ok, wir ziehen um, das lasse ich noch gelten, aber ich werde mich doch nicht ändern?"
Kopfschüttelnd sprang RaMi auf und ging aus dem Esszimmer, wahrscheinlich hat meine Reaktion sie zu tiefst beleidigt. Zur Beruhigung legte Paul mal wieder seine Hand auf meinen Kopf und streichelte diesen. "Ein neuer Ort. Eine neue Chance. ", waren seine Worte. Innerlich ergänzte ich noch : Neue Auren.
Nickend drückte ich seine Hand und flüsterte : "Ich werde es versuchen...Aber nur, weil ich RaMi stolz machen kann." Danach folgte sofort eine Umarmung und Paul rief fröhlich seine Frau. Ich jedoch erinnerte mich wieder zurück an die Beerdigung und inszenierte die Szene in Gedanken, nur mit einer normalen Yoki. Einer Yoki, wie alle anderen. Heulend und voller Sorgen auf der Bank. Einer Yoki ohne der Fähigkeit Auren lesen zu können.
Diese Vorstellung war zu schön um wahr zu sein.
Kapitel 2 – Menschen haben Veränderungen.
Es dauerten genaue drei Monate, bis alles mit dem Haus geregelt war und dort auch unsere Möbel standen. Allgemein war das Haus wirklich riesig und nun hatten wir sogar zwei Gästezimmer, wobei ich nicht wusste, warum. Doch trotzdem war es irgendwie ein ziemlich angenemes Gefühl, zu 3. in so einem großen Haus zu sein, schließlich kam man sich dort oft allein vor und auch wenn ich es als Kind immer gehasst hatte, allein zu sein, liebte ich es an manchen Momenten heute einfach zu sehr. Man könnte sogar sagen, dass ich mich manchmal danch sehne. Wahrscheinlich hatte es damit zu tun, dass ich als Kind einfach zu wenig Zuneigung und Aufmerksamkeit bekam und heute taten meine Pflegeeltern das Beste, immer an mich zu denken. Es wurde mir einfach viel. So habe ich mich in meiner Einstellung und meinem Charackter also auch mal verändert. Als kleines Kind habe ich mir mal geschworen, mich nie zu verändern. Diese Vorstellung fand ich einfach allzu amüsant.
Perfekt zu meiner kleinen Veränderung, war auch mein Zimmer ein bisschen anders als mein altes.
Die Wände waren in einem grellen,hellen Grün gestrichen worden und die Vorhänge des riesigen Fensters waren knallrot. Auf einem riesigen Doppelbett konnte ich es mir noch dazu gemütlich machen, wobei ich viel lieber die Hängematte draußen im Garten benutzte. Ein Teppich besaß das Zimmer nicht, denn dafür hatte ich den dunkelbraunen Laminat viel zu lieb.
Nun aber zum wichtigeren Teil : Meine Veränderung.
Und diese war für mich sogar ein klein Bisschen erschreckend, denn man konnte wirklich nicht ahnen, was so alles in mir steckte. Dafür sah ich einfach zu nett aus und manchmal kam es mir auch so vor, als hätte sich meine Aura mehr in eine positive Art gestellt. Wahrscheinlich lag es daran, dass ich einfach weg von all diesem negativen Schwarz war und auch immer wieder Sonnenstrahlen in meinem Zimmer hatte. Normalerweise verabscheute ich die Sonne, doch der Ficus und auch andere Pflanzen benötigten sie. Unglaublicherweise machte mich diese Sonne auch wirklich glücklich. Es war so verwirrend und selbst konnte ich es auch kaum noch verstehen. Wie konnte ich mich einfach irgendwie von der Einstellung mit verändern? Wobei es zugegeben gar nicht schlimm war, denn es waren ja positive Verbesserungen.
All meine alte Kleidung wurde verkauft oder zum Second-Hand-Shop gebracht, aber außer meiner Unterwäsche,Strümpfen und ein paar Jeans blieb mir nichts übrig. Dafür habe ich von meiner Pflegemutter 1000 ¤ bekommen und da ich eine Schnäppchenjägerin war, konnte ich mir wirklich eine Menge damit kaufen. Derzeitig trug ich knallrote Shorts und dazu ein weißes Top mit einem schwarzen Cardigan. Leider vergrößerte das Top meine so schon große Brüste nur noch mehr, aber eigentlich musste es mich nicht kümmern, da es nicht wirklich schlampig aussah.
Früher konnte ich mir nie denken können, so etwas jemals zu tragen, da es einfach nicht mein ursprünglicher Geschmack war. Doch wenn man einen ganzen Schrank nur mit solchen Klamotten besaß, lernte man sehr schnell so etwas zu mögen. Zwar vermisste ich das eine Kleid, dass ich zu der Beerdigung noch trug, aber dies wurde auch nicht weggeschmissen. Es liegt irgendwo auf dem Dachboden und anziehen durfte ich es einfach so im Alltag nicht, so sagte es mir RaMi. Es hatte nicht einfach nur etwas mit einer Vereinbarung zu tun, sondern auch mit einer Wette : Ich sollte es durchhalten, so rum zu laufen und mir auch neue Freunde suchen. Wie viele es sein sollen, war egal, aber hauptsache, eine Person. Da ich es nicht für allzu schwer sah, nahm ich an. Der Preis war 500 ¤. Ich musste schon sagen, meine Pflegeeltern hatten verdammt viel Geld, dabei wusste ich nicht, als was sie arbeiteten.
Immer wieder, wenn ich mich im Spiegel sah, stellte ich mir vor, wie es wohl war, als ich noch meine langen schwarze Haare hatte. Ich stellte mir vor, wie ein anderes Mädchen wohl dabei ab und zu bestimmt ein paar Tränen vergossen hätte, doch für mich war das einfach nur Schwachsinn. Ehrlich gesagt, fand ich es sogar wirklich schön mit den blonden Haaren, die mir bis zu dem Kinn gingen. Zwar war ich nicht wirklich so ein Barbie-Fan, doch dann stellte ich mir immer wieder vor, wie ich dann überhaupt nicht zu diesem typischen Bild passe und musste grinsen. Dabei war keine einzige Person so, wie man es immer von Anfang an denkt. Es beleidigte schon einen, wenn meine Pflegemutter meinte, dass alle mich viel netter mit diesem neuen Aussehen finden werden. Klar, es war eine reine Wahrheit, aber niemals konnte einem einfach der aller erste Blick wirklich etwas wichtiges sagen. Außer mir. Diese Gabe, Auren sehen und fühlen zu können, verschaffte mir sofort eine Sicherheit, schließlich lügte eine Aura nicht. Gerade kam mir es in den Sinn, dass doch noch ein paar Sachen an meinem Aussehen gleich blieben : Meine Hautfarbe und mein Gesicht. So wie sie immer blass war, war auch jetzt meine Hautfarbe ungesund blass und meine naturroten Lippen verzierten mein Gesicht weiterhin. Es war etwas erfreuliches, zu wissen, dass man noch etwas Bekanntes an sich hat. Anfangs hatte ich Angst, all mein vergangenes Aussehen zu verlieren, doch das tat ich nicht.
Irgendwie hatte ich aber immer noch Angst. In einer Woche waren die Sommerferien vorbei und ich musste in diese neue Schule. Wie hieß sie noch mal? Eduard-Spranger-Gymnasium, kurz ESG. Die Bilder waren mir allgemein nicht sympathisch, da mir alles so ein bisschen alt vorkam. Klar, nicht wirklich so richtig als im Sinne von ....ach man konnte meine Gedanken dazu nicht beschreiben! Es machte mir nicht Angst, weil die Schule neu war, sondern weil ich dort die Menschen nicht ein kleines Stückchen kannte und es mir unbekannt war, wie sie mich in ihren Augen in diesem neuen 'Ich' wahrnahmen. Was ist, wenn sie denken, ich wäre so eine komische Tusse? Solche Gedanken schwirrten mir die ganze Zeit durch den Kopf.
Diese Gedanken beendete ich jedoch damit, mir einfach ein gutes Bild zu machen und die anderen vielleicht auch auszulachen. Schließlich konnten sie mich nicht anlügen. Ich schon.
Kapitel 3 – Menschen haben Ähnliches.
Mein erster Schultag stand bevor und ehrlich gesagt, hatte ich auch irgendwie Lust darauf. Vielleicht lag es einfach daran, dass ich so eine Art Test tat, schließlich wagte ich mich in einem roten Kleid und buntem Lidschatten raus. Mein Lidschatten hatte ironischer weise wirklich eine Persönlichkeit, die zu mir passte. Immer wenn ich mich mit diesem bunten Augen im Spiegel anschaute, erinnerte es mich irgendwie an all die verschiedenen Farben der Aura. Es war so eine Art Spiel mit den Farben und als ich mich so schminkte, entfuhr mir ein Kichern.
Draußen schien die Sonne sehr stark und da es schon um 7 Uhr so stark schien, war es auch sehr warm draußen. Warum also kein Kleid anziehen, dachte ich mir. Klar ok, meine ganze Veränderung in dieses typische liebe war ein bisschen übertrieben, aber irgendwie machte es mir echt Spaß.
Vielleicht lag es einfach daran, dass ich ein Fan von der Schauspielerei war und jetzt in so eine neue Rolle reinschlüpfen konnte.
Von unten hörte ich "Yoki, bist du fertig?", dass von Paul kam, der wahrscheinlich wie verrückt darauf wartete, mich zur Schule fahren zu können. Also rannte ich sozusagen aus meinem Zimmer und flitzte die Treppe runter, wobei ich ein bisschen Angst hatte, zu stolpern, was aber glücklicher weise nicht passierte. "Gehen wir?", murmelte ich zu Paul, als ich die Brotdose nahm, in der aber Kirschen waren und diese steckte ich in meinen schwarzen Adidas-Rucksack, wobei ich einmal vor längerer Zeit mit Wasserfarbe das Adidas-Zeichen übermalte und eine kleine, rote Kunststoff-Rose anstickte.
Ehrlich gesagt war ich kein großer Fan von Marken und so weiter, da es einem einfach nichts brachte. Allgemein kaufte ich aber meine Kleidung nicht in diesen typischen Läden ein, wie H&M,New Yorker etc. Kaufte man sich dort etwas, lief der Rest aller anderen Jugendlichen auch so rum und darauf hatte ich nicht im geringsten Bock.
Da Paul noch schnell in das Badezimmer musste um ein bisschen druck abzulassen, huschte ich vor ihm ins Auto und setzte mich auf den Beifahrersitz. Meinen Rucksack, den ich vorher auf dem Rücken trug, zog ich ab und stellte ihn zwischen meinen Beinen ab. Kurz blickte ich nach links und beobachtete eine etwas ältere Frau, die gerade ihren Hund ausführte. "Wie geht's dir?", unterbrach mich Paul von meinen Gedanken und ich schaute zu ihm rüber und beobachtete, wie er sich anschnallte und da mir auffiel, dass ich es selber noch nicht getan hatte, machte ich es ihm nach. Eine Antwort gab ich ihm auf seine Antwort aus diesem Grund nicht und so wiederholte er diese. "Ach ich weiß es nicht, aber irgendwie bin ich glücklich", nuschelte ich so leise vor mich hin und schaute gerade aus, wie Paul fuhr. "Also gut?", fragte er noch einmal nach. Ich nickte.
Reden mochte ich noch nie. Vielleicht nur mit menschen, die mich verstanden und in meiner Situation saßen, doch das tat eigentlich kaum jemand, außer die Leute in dieser einen Community. Aber woher konnte ich mir sicher sein, dass sie wirklich eine paranormale Fähigkeit besaßen und mich nicht einfach nur anlogen? Das konnte sehr gut möglich sein, aber daran denken wollte ich gar nicht. Lieber unterhielt ich mich mit jemanden beziehungsweise schrieb ich mit jemanden, der meine Situation sozusagen kannte und so war ich nicht alleine. Schließlich war ich nicht die einzigste Person auf der Welt, die irgendeine Fähigkeit hatte, dafür gab es einfach zu viele ähnliche Menschen.
Abrupt stoppte das Auto und dies zeigte mir, dass wir wohl da waren. Also schnappte ich mir meinen Rucksack und schaute noch kurz zu Paul. Diesen Blick erwiderte er und ich murmelte noch ein :"Schönen Tag noch", bevor ich ausstieg. Draußen lief ich nicht sofort über die Straße, sondern wartete erst einmal ab, bis mein Pflegevater weg fuhr. Da viel auf der Straße los war, musste ich noch dazu abwarten, da ich ja die Straße überqueren musste. Schnell war dies überstanden und ich befand mich am Eingang des Gymnasiums. Hastig lief ich zum Eingang und befand mich auf dem Pausenhof, da ich aber in das Gebäude musste, führte mein Weg mich auch dort rein. Meine Klasse wusste schon vor den Sommerferien, das ich kommen würde und so wusste auch ich schon, wohin ich musste. In dem Atrium waren jetzt schon viele Leute und ich bewegte mich gerade aus, da mein Klassenzimmer '8' war. Zwar war das normalerweise für eine 8. Klasse ungewöhnlich, aber ich fand es gar nicht so schlimm, schließlich hatte ich wenig Lust, Treppen zu ersteigern.
Die meisten Schüler aus meiner Klasse, wenigstens nahm ich das so wahr, versammelten sich vor dem Zimmer und irgendwie fühlte ich mich ein bisschen klein. Alle standen in Gruppen.
Plötzlich ergriff ein Mädchen meinen Arm und schaute mich freudig an. "Oh, du musst die Neue sein!", dazu umarmte sie mich und damit überrumpelte sie mich total. Ein schwaches Lächeln kam meinerseits und ich bestätigte ihre Bemerkung. "Ja, bin ich", jedoch kleinlaut. Ihr Aussehen realisierte gar nicht, da ich nur verabscheuende Augen für ihre grün-gelbe Aura hatte. Oh oh, eine kleine Lügnerin stand also vor mir! "Luuu!", rief sie zu einem braunhaarigen Mädchen, die stark geschminkt war und einen Minirock trug. Hab ich nicht schon mal erwähnt, dass es genügend in meinem Alter gab, die immer im Schlampenaufzug rumliefen? So etwas habe ich damit gemeint. "Oh, du bist also diese 'Yoki'", meinte sie zu mir, wobei mein Name ein bisschen verächtlich ausgesprochen wurde. Ein bisschen. Sofort wurde mir klar, dass diese Mädchen also solche Oberzicken waren und ich vor ihnen Abstand nehmen musste. Normal, war in meiner Klasse nicht anders.
Eine Lehrerin kam gerade hier her und öffnete die Tür, genau zu diesem Zeitpunkt klingelte es. Erleichtert atmete ich auf, ließ die zwei Mädchen stehen und wand mich zu der Lehrerin. "Guten Morgen, ich bin Yoki Mori.", meinte ich zu ihr und sofort hellte sich das Gesicht der wahrscheinlich 42-jährigen auf. "Aber natürlich, die Neue, na dann komm rein!" Dies tat ich dann auch und schon schaute ich zu, wie die restlichen Schüler ihren gewohnten Platz einnahmen. Sofort musterte ich ganz schnell einen und diese unbekannten Auren waren auch ein bisschen zu viel für mich, weswegen ich meinen Blick senkte, Augen schloss und die Schläfen rieb. "Also Schüler, guten Morgen.", begrüßte Frau Mera die Schüler und sofort standen alle auf und begrüßten sie im Chor. So lief es hier also ab, unsympathisch, "Wie ihr sehen könnt, haben wir hier die neue Schülerin Yoki Mori. Wer wäre denn so nett und würde ihr einen Platz neben sich anbieten?", fragte sie die allein sitzenden und ein paar der Mädchen und Jungs meldeten sich. Ich jedoch achtete auf einen Jungen hinten im Eck, der auch alleine saß. Zwar meldete er sich nicht, doch seine grüne, strahlende Aura war nur allzu verführerisch. Eine Zeit lang schaute ich ihn an und so wie es aussah, bemerkten es auch die anderen, weswegen eine Gruppe von Mädchen kicherten. "Yoki? Hallo?", jemand schüttelte mich an der Schulter und es stellte sich heraus, dass es die Lehrerin war. "Eh, ja?" "Wohin willst du dich setzen?" Wieder einmal schaute ich mir all die Schüler an und trotzdem interessierte mich dieser seltsamer Junge. "Kann ich mich nach da hinten setzen?", fragte ich höflich und schaute wieder ihn an. Es war nicht so, dass es wie bei anderen Mädchen irgendwie an seinem Aussehen lag, ich ihn süß fand oder so, nein. Seine Aura war einfach nur die beste von allen und so konnte ich mich wahrscheinlich in der Nähe auch wohlfühlen. Die anderen waren naiv,dumm und selbstverliebt. "Oh, natürlich.. nur..Ach, Aiden, macht dir es etwas aus?" , versicherte sich Frau Mera bei dem Jungen, also Aiden, doch eine Antwort kam nicht. "Setz dich einfach dort hin.", meinte sie also zu mir und das hätte ich so wieso getan. Sofort lief ich nach hinten und setzte mich neben diesen Jungen, wobei ich ihn von der Seite beobachtete. Falsch, ich beobachtete nicht 'ihn', sondern seine Aura.
Den Rest des Unterrichts, wie es sich herausstellte war es Geschichte und auch noch Doppelstunde, wollte unsere Lehrerin uns irgendetwas über das 3. Reich und Hitler erklären, wobei solche komische Jungs immer irgendwelche Witze machten, was ich dumm fand.
Aiden war plötzlich doch nicht mehr so still, denn er arrangierte sich angeregt am Thema, weswegen ich lächeln musste.
Es war Pause und erleichtert stand ich von meinem Platz auf. "Warum wolltest du dich neben mich setzen?", fragte plötzlich Aiden, weswegen ich mich überrascht zu ihm wand. "Ach..Das ist verwirrend." Wegen meiner Antwort runzelte er die Stirn und lief gemeinsam mit mir aus der Klasse. Im Atrium herrschte Chaos und plötzlich ergriff er mein Handgelenk und zog mich raus, raus zum Pausenhof. "He, was soll das?!", brüllte ich zu ihm und riss mich von ihm weg, weswegen ein paar Fünftklässler uns komisch anschauten.
Kapitel 4 – Menschen haben Schwarzes.
Zwar war es , schon wieder eine Doppelstunde, Kunst, doch trotzdem war ich irgendwie unruhig. Es lag am Lehrer und Aiden hatte Recht, auch wenn wir uns die ganze Zeit im Unterricht mieden, was ich nicht verstand. Da war er sauer auf mich, freundlich und dann mied er mich. Egal, so wichtig war es nicht und gerade saß ich neben einem kleinem, wahrscheinlich 1,55 m groß oder so, Mädchen mit schwarzen,kurzen Haaren. Ihre Kleidung war bunt und auffallend, trotzdem war der Jungenhaarschnitt etwas unpassend. Am Anfang des Unterrichts fragte:"Und, wie findest du es hier bis jetzt?", mich Anne und darauf konnte ich nur lächeln, schließlich war sie ja auch ganz nett und ihre Aura war in einem freundlichem Blau. Zwar war sie nicht so kräftig wie die von Aiden, aber immer noch eine schöne Atmosphäre. "Ehrlich gesagt kann ich mir noch gar kein so guten Bild davon machen, aber mir scheint es hier richtig, wie soll man das sagen?" Dabei entwickelte sich ein grinsen in meinem Gesicht und Anne nickte dazu nur.
Also, hier geht die rede wieder um den Lehrer. Sein Name war Herr Protschuk und einen positiven Eindruck hat er bei mir absolut nicht gemacht. Zu erst war da diese seltsame Aura, die so negativ war und nicht nur negativ, es war schlimmer. Sie war schwarz.
Eine schwarze Aura tretet nur bei dem vollkommenen bösen auf Menschen, die mit der schwarzen Magie handeln oder deren Seele von einem Geist aufgesucht wird. Menschen, die böse Absichten haben oder Menschen, die von Satan und Dämonen besessen ist.
Dieser Lehrer hat so eine fiese,schreckliche Aura und so traue ich mich nicht einmal, Herr Protschuk auch nur ins Gesicht zu schauen.
"Angst. Oh ja, Angst. Kennt ihr dieses Gefühl? Eine panische Angst, die euch sofort das Blut in den Adern gefrieren lässt? Angst kann aus verschiedenen Gründen entstehen. Und jeder hat vor irgendetwas Bestimmtes Angst. Ich möchte, dass ihr ein Bild malt,zeichnet, wie auch immer, dass eure persönliche Angst ausstrahlt. Es soll ein Bild sein, dass euch wiederspiegelt. Verstanden? Dann los, schnappt euch die Materialien und beginnt damit.", war die Aufforderung des Lehrers, weswegen seine Worte mich erzittern ließen. Angst.Angst.Angst.Angst. Diese Worte hallten im Echo in mir mehrmals, bis sie schließlich doch noch verstummten. Vor vieles hatte ich Angst, auch wenn ich es nur ganz selten zugab. Für jemanden konnte es eine große Waffe sein, die Angst von einem zu kennen. Leider. "Yoki, du bist doch diese Neue Schülerin nicht war?", drangen die dunklen Worte in mich hinein und auch wenn ich ihn nicht anschauen wollte, musste ich es tun. Wie schon erwähnt. Man sollte lieber nicht wissen, das man Angst vor etwas hatte. "Ja, das bin ich.", antwortete ich in einem Ton, der übertrieben glücklich war und so strahlte ich den Lehrer an. Daraufhin zog er eine Augenbraue hoch und bemerkte: "Warum so glücklich?"
Weil es gespielt ist du Idiot, waren die wahren Wörter, doch ich lügte nur. "Ach, wissen sie, das ist die Kunst. Ich liebe es zu zeichen oder mit Wasserfarben irgendetwas auf ein Blatt zu fabrizieren. So, als würde man seine eigenen Gedanken in Erfüllung werden lassen können."
Ein Lachen. Herr Protschuk grinste mich nur an, "Wahre Interesse für Kunst sage ich nur. Dann beginne doch mit deinem Werk", genau da funkelten seine Augen schwarz auf und mir wurde schlecht. Schlecht wurde mir nicht von dem Anblick, sondern von seiner Aura. Es war so negativ geprägt, dass ich mich krank in seiner Nähe fühlte. Die Tränen drohten mir, sich allen bekannt zu machen und aus meinen Augen zu fluten, doch ich versuchte es meisterhaft zu unterdrücken und so schaffte ich es auch.
"Wovor hast du Angst?`", wand ich mich zu Anne, die mit ihrem Radiergummi die ganze Zeichung schon mehrmals wieder von Neu anfingen ließ. Gleichzeitig beim Aussprechen der Frage, nahm ich mir ein weißes Blatt Papier und einen Bleistift, mit dem ich den Grundriss anfertigen wollte. Am besten musste ich sprechen, damit ich mich ablenken konnte und nicht an diese schreckliche Aura denken musste. "Ach...", fing sie an zu sprechen, "ich habe eine Klaustrophobie. Also versuche ich auch, ein Mädchen in einer Kiste zu zeichnen, aber das ist gar nicht so leicht wie ich dachte! Oh Gott, wie soll ich das nur schaffen? Ich komme nicht ein mal mit den Grundstrichen zu Recht!" Anne verzweifelte wegen ihrer Zeichnung neben mir und als Reaktion konnte ich nur kichern. "Fang mit dem Mädchen an und baue sozusagen eine Mauer drum rum. Vielleicht klappt es so? Wenn man mit der Kiste anfängt, wird es auch nicht leicht.", erklärte ich dazu nur und wand mich nun zu meinem eigenen, noch leeren Blatt hin. Im Hintergrund konnte ich noch Annes Stimme erhören: " Und wovor hast du Angst?Was willst du zeichnen?" Und sofort kam mir bei ihrer Frage eine Idee:
Wie von Magie aus, fing ich an mit meinem Bleistift den Grundriss eines Körpers zu malen, erst sanft. "Dem Gleichsein.Normalsein. Meine Persönlichkeit zu verlieren.", und schon fing ich an, ein Mädchen zu machen, dass in zwei Hälften zerbrochen ist. Die eine Hälfte hat kinnlange Haare, blond und die andere hat Haare bis zur Brust, schwarz. Auch die Kleidung war bei beiden hälften anders und irgendwie einfach alles. Immer wieder hörte ich Annes Stimme, nahm sie nur nicht richtig war, zu sehr war ich in meiner Zeichnung versunken,fügte Details hinzu und entfernte falsche Striche. Hinter mir konnte ich irgendetwas schlechtes Spüren und sofort war mir klar, dass Herr Protschuk hinter mir stand und mir beim Zeichnen zusah.
"Was wird das? Wo ist da die Angst?", murmelte er mit seiner Stimme, die mir die Gänsehaut auslöste. Dies konnte ich nicht ignorieren, jetzt musste ich einfach reagieren. "Sehen sie es etwa nicht?", meinte ich nur und machte weiter, versuchte mit aller Hingabe es zu verbessern. "Nein.", war die kalte Antwort.
Erst jetzt fiel mir auf, dass das Bild wirklich eine Angst von mir war. In der linken Hälfte konnte ich mich früher sehen, mich vor drei Monaten. In der rechten Hälfte war mein jetztiges Ich, mit dem ich mich langsam anfreundete.
"Nicht schlimm. Schließlich ist es ein 'persönliches' Werk. Etwas, was meine Angst wiederspiegelt, nicht die eines anderen. Ich muss die Angst in dem Bild erkennen, nicht sie." Schon waren die Worte ausgesprochen, wünschte ich mir, es nicht gesagt zu haben, denn Herr Protschuk schaute mich sichtlich unzufrieden an. Da es auch mich niucht zufrieden machte, versuchte ich trotzdem so zu tun, als wäre es mir egal, als würde es mich nichts kümmern.
Nach dem Unterricht musste ich umbedingt zu Aiden, mich fragen, wer dieser Lehrer war, was er in seiner Freizeit tat und was die Schüler über ihn dachten. Meine Interesse für den Lehrer war so groß, denn...warum war die Aura schwarz? Verdammt nochmal, bin ich krank und sehe die Auren falsch? Das kann einfach nicht möglich sein! Es war doch vollkommen schwachsinnig, dass ein Lehrer, ein LEHRER, eine schwarze Aura hatte. Wäre sie einfach nur negativ oder aggressiv konnte man es verstehen, aber sie war einfach schwarz. Noch schlimmer war, dass ich gezwungen war, ihn anzusehen, mit ihm zu sprechen. Bei Auren reagierte ich immer hart, wenn ich sie spürte. So war es auch vorhin bei Aiden. So sehr reißte mich seine Aura hin, dass ich in den Gedanken nur bei dieser Farbe und dem Gefühl war.
Das Nachdenken von mir wurde unterbrochen, als es an der Tür klopfte und ein Schüler hineinkam. Ein großer Junge mit weißen Haare, wahrscheinlich so ein Player und Mädchenliebling. Dann die Aura. Laut lachte ich auf, weswegen mich die restlichen Schüler irritiert anschauten, auch der Lehrer.
Dieser Junge hatte eine schwarze Aura! Haha, nicht im Ernst, die wollen mich hier rollen! So vom Motto her : 'Uh, macht das Spaß, komm wir jagen Yoki Angst ein, spielt alle schwarze Aura, tut gaaaanz Böse!'
Unmerklich schüttelte ich meinen Kopf, vielleicht dachte ich auch nur, dass ich es tat. "Herr Protschuk, kann ich sie unter vier Augen sprechen?", fragte der Schüler und sofort erklärte der Lehrer unserer Klasse, dass wir uns weiter beschäftigen sollten so lange er kurz weg war.
Rasch drehte ich meinen Kopf nach hinten, sah dort Aiden sitzen, wie er mich beobachte. Als unsere Blicke sich trafen, nickte er, als wäre es eine Bestätigung meiner Gedanken.
Wie man es auch anders nicht erwarten konnte, war ich schon bei Aiden und setzte mich neben ihn. "Die Aura von Herr Protschuk ist ... schwarz. ", murmelte ich leise, "und die von diesem Junge auch. Spinne ich etwa? Bin ich nicht mehr bei Sinnen?" Kurz schaute ich zu, wie Aiden seinen Pinsel weglag und mich danach eindringlich anschaute. " Nicht nur die beiden, sondern mehr. Das merke ich, weil alle etwas gegen mich haben.", erwiederte er auf meine Bemerkung und fügte noch hinzu :"vielleicht wissen sie es."
An dies woltle ich nicht einmal denken und schüttelte mehrmals den Kopf. "Ach quatsch." Seine Augen hatten etwas trauriges, doch dann verschwand es sofort. "Sag mal Yoki, wollen wir uns heute nach der Schule treffen? Ich meine, wir , besonders wird, haben uns doch bestimmt viel zu erzählen!" Ein Kichern entfuhr mir und danach zierte ein Lächeln in meinem Gesicht. "Klar. Aber dann sagst du mir alles über die Schule hier, die Lehrer und die Schüler, ok?" "Versprochen."
Der Rest des Schultages war nicht arg besonders. In der Pause beobachtete ich Schüler und ihre Auren, mal wieder habe ich welche mit einer schwarzen entdeckt. Nach der Pause hatten wir Deutsch und Englisch. Ordentlich aufgepasst hatte ich nicht.
Warum ist die Aura schwarz gewesen? Und auch noch bei mehreren?
Kapitel 5 - Menschen haben Probleme.
Yoki Mori - 5 Jahre alt.
Lachend rannte ich zu meiner Mutter und zerrte an ihrem Oberteil. "Mami,Mami!", quengelte ich sie die ganze Zeit an und meine Mutter schaute mich mit einem sorgvollen Blick an. "Was ist, Yoki?", krächzte sie mit ihrer Raucherstimme und nahm sich wieder einmal das eine Päckchen mit dem Gras. Mit großen Augen beäugte ich das grüne Zeug und auch, wie sie es anzündete und rauchte. "Warum tust du das? Schmeckt das gut? Darf ich auch mal?" Mit diesen Fragen nervte ich sie die ganze Zeit voll und so schrie sie mich auch an. Ihre Worte brannten sich in mein Gedächtnis ein, sie waren : "Ach, hau doch ab du kleine scheiß Fotze, ich hab dir doch schon oft genug gesagt, du sollst deine Mutter alleine lassen, wenn sie sich entspannen will!" Wie jedes mal löste es eine Katastrophe in mir aus und Tränen schossen heraus. "Du bist immer so gemein zu mir, niemand hat mich lieb!", rief ich ihr noch nach, als ich wegrannte und die Tür zu knallte. Draußen rannte ich in unseren Garten, in dem das Unkraut wie verrückt wuchs. Das war kein Wunder, schließlich war meiner Mutter der Garten total egal, warum sollte es sie auch kümmern?
Weinend ließ ich mich auf den Gras fallen und pflückte ein paar Gänseblümchen, die ich wie immer versuchte, zu einer Krone zu machen, was jedoch jetzt nicht klappte. Zu dieser Zeit habe ich nie wirklich kapiert, was meine Mutter mit den Drogen tat, nein, ich hatte nicht einmal kapiert, dass es Drogen waren und sie schlecht waren. Da ich keinen Kindergarten besuchte, hatte ich auch keine Freunde und so spielte ich alleine in meinem Garten, sprach mit mir selbst. Als ich klein war, wollte ich doch so dringend die Auren von anderen sehen, schließlich waren sie so schön!
Plötzlich trat jemand hinter mir und eine sanfte Stimme, jedoch kaputte, erklang : "Yoki mein Engel, es tut mir leid. Du weißt, ich habe es nicht ernst gemeint..." Verärgert schnaubte ich und drehte meinen Kopf von ihr weg. Noch dazu piepste ich : "Aber ich habe es total völlig ernst gemeint. Du bist böse und ich hasse dich, denn du liebst mich nicht und tust so, als wäre ich deine Dienerin und nicht die Prinzessin!" Wie immer sank sie dann neben mir zu Boden und umarmte mich. Den Gestank von Nikotin,Alkohol und anderen Drogen nahm ich nicht wahr, dieser war mir egal. Mehrmals strich sie mir auf den Kopf und wie immer wirkte es bei mir Wunder für eine Beruhigung. "Oh doch, du bist eine Prinzessin. Und du weißt nicht, wie sehr ich dich doch lieb habe...Ich wünschte, wir müssten nicht so ein Leben führen...", so lauteten ernsthaft ihre Worte. Erschrocken schaute ich sie an, war wieder kurz vor dem Weinen, "Was, warum willst du nicht, dass ich wie eine Prinzessin lebe?", lauteten meine Worte, da ich ja nicht richtig verstehen konnte, was sie damit meinte. Nun schluchzte neben mir plötzlich Mutter und brachte die Wörter unter Tränen raus : "Du lebst immer wie eine Prinzessin. Nur, ich bin..Ich wünschte ich wäre eine bessere Mutter. " Kopfschüttelend drückte ich und versuchte, ihre Tränen zu stillen, dabei war nicht zu übersehen, dass ich selbst welche in den Augen hatte. "Ich liebe dich Mami."
Yoki Mori - 12 Jahre alt.
Wütend schaute ich sie an und zerbrach die Flasche Wodka. "Verdammt, ich hasse dich und deine scheiß Sucht! Hör auf! Merkst du nicht, dass du nicht nur dich, sondern auch mich zerstörst?" Als Reaktion folgte typisch ein Schlag ins Gesicht und ich spürte, wie meine Nase blutete. "Sei nicht so respektlos zu deiner Mutter.", zischte sie mich an und darauf erwiderte ich : "Ach, woher der Respekt, wenn man dich nicht einmal Mutter nennen kann?" Und wieder folgte ein Schlag, der den Schmerz im Gesicht verstärkte. Zwar griff ich sie nicht an, jedoch nahm ich wie immer alle Flaschen Alkohol und zerbach diese. "Was tust du?", hörte ich im Hintergrund sie brüllen, doch das war für mich noch lange kein Stopp. "Sei froh, dass ich deinen beschissenen Koks und Gras nicht zerstöre.", fauchte ich nur dazu und schaute sie kopfschüttelnd an. Auf einmal packte sie mich an meinen Armen und zerrte mich in mein Zimmer, wo sie mich auf mein Bett schmiss. Sofort war mir klar, dass ich in den nächsten Tagen bestimmt einen starken Bluterguss auf meinem Arm haben würde. Bevor ich noch reagieren konnte, schnappte sie sich einen Gürtel und peitschte mich damit aus. "Siehst du, nicht nur ich habe Probleme, nicht nur ich!", brüllte sie laut dabei.
Ich konnte sehen, dass ich blutete und der Schmerz war einfach unerträglich. Als sie verschwand, war ich so erleichtert wie noch nie und da war mir alles klar : Ich musste hier weg. Schon vor Wochen habe ich mir die Nummer des Jugendamtes in und auswendig gelernt und so verschwand ich so schnell wie ich konnte aus meinem Zimmer. "Wohin gehst du?", fragte sie noch immer wütend nach, jedoch bekam sie keine Antwort. Diese hätte sie eh nicht gerne gehört.
Als ich schließlich irgendwo ein öffentliches Telefon fand, wählte ich mit zittrigen Fingern die Nummer und schmiss in Rekordzeit mein Kleingeld rein. "Das städtliche Jugendamt, hier ist Frau Zyrtik, hallo, mit wem spreche ich da?" Schluchzend presste ich den Hörer an meinen Ohr und sagte so schnell wie ich konnte : "In der Taripenstraße 18 wohnt eine Frau, die Drogen- und Alkoholabhängig ist mit ihrer 12-jährigen Tochter, sie schlägt diese immer wieder zusammen. Es besteht gefahr, immer wieder blutet sie auch...", genau in diesem Moment biss ich meine Lippe auf. "Ich verstehe, wie heißt die Famile?" "Mori." Noch dazu versicherte sich die Frau, wer da am Telefon war. Eine Antwort bekam sie nicht. "Bitte kommen sie schnell..."
Noch am gleichen Tag erschien das Jugendamt bei uns.
Kapitel 6 – Menschen haben Kindheiten.
Müde und auch irgendwie schwach, wartete ich draußen auf Paul, der mich abholen musste. Eigentlich war der Weg recht kurz, aber da er mir unbekannt war, konnte ich unmöglich einfach zu Fuß laufen. "Wie war die Schule?", fragte mich Paul beim Fahren und ich blickte aus dem Fenster, beobachtete die vorbeiziehende Landschaft. Leise seufzte ich : "Ach.. es braucht noch Zeit, bis ich mich so richtig daran gewöhne. Meine Klasse scheint sehr nett zu sein, ich und die Mädchen haben in den Pausen die ganze Zeit geredet und gelacht. Ich weiß nicht, werden wir Freunde? Sie waren doch so nett!" Belustigt schaute mich Paul an und wie immer durchschaute er mich sofort. " Yoki du bist zwar eine begabte Lügnerin, aber hey, ich weiß ganz eindeutig, dass du nicht dieses Typ Mädchen bist, die sofort sich mit allen anfreundet und mit ihnen über irgendwelche sinnlose Dinge lacht."
Als ich diese Worte erhörte, musste ich ernsthaft lachen, schaute jedoch auch schuldbewusst runter. Dabei erhörte ich seine sanfte Stimme, "sag die Wahrheit, wie alles ablief", so lauteten seine Worte. Da hatte er wohl Recht, vor Paul musste ich gar nichts verheimlichen. Vielleicht war ich einfach nur zu vorsichtig? "Die Mädchen sind solche naiven Mauerblümchen oder Lieblinge der Player!", posaunte ich raus und bemerkte das freudige Grinsen auf seinem Gesicht. "So so", kommenteirte er immer noch grinsend , "also verbrachtest du den ganzen Schultag alleinsitzend und so ?" Ein Augenverdrehen, das von meiner Seite aus kam, zeigte ihm, dass es nicht so war und so boxte er mich leicht in die Schulter, dabei beachtete er natürlich, weiter hin richtig zu fahren. "Ne, also, wie soll ich es sagen? Da gibt es Aiden, er ist sehr nett und wir scheinen auf der gleichen Wellenlänge zu sein und von den Mädchen finde ich eigentlich auch Anne ganz nett. " Plötzlich fiel mir auf, dass wir nicht den nach Hause weg von heute morgen fuhren und so schaute ich ihn verwirrt an. Als Antwort nickte er nach vorne, mein Blick wand sich natürlich zu der Richtung und dort sah ich das typische Mc Donals Zeichen. Ein Lachen entfuhr mir und nun war ich diejenige, die jemanden leicht boxte. "Mc Donals? Warum!" , schrie ich, wobei meine Freude nicht zu überhören war. Eigentlich war ich die Sorte Mädchen, die sich gegen diesen Fastfoodrestauarants richtete und das letzte mal hatte ich dort vor einem jahr gegessen. Selber erlaubte mir RaMi ja aber auch nicht, dort irgendetwas zu essen, da sie selber genau so wie ich dagegen war. Schmunzelnd meinte er : "Na, man darf doch auch mal etwas genießen, findest du nicht auch? Außerdem würde mich RaMi nie dort hin lassen, also bleibt das unter uns. " Typisch Paul. Grinsend schaute ich aus dem Fenster und beäugte ein paar Schüler, die nach dem Unterricht sich zu einem deren Lieblingsinbissketten wanden. Manchmal hatte ich schon so Lust auf einen einfachen Burger und nicht auf die komplizierten Gerichte von RaMi, dessen Name sich eh niemand merken konnte. Manchmal gab es auch einfach Brathähnchen mit Kartoffelpüre, dann aber doch noch als dessert Crème Brûlée, was das ganze einfache zerstörte. Zusammen stiegen wir aus und dabei gab mir Paul noch eine Aufforderung bevor wir reingingen . "Wir essen nur, wenn du mir etwas von dem Jungen Aiden erzählst! Ach und falls dich irgendwie jemand ärgert in der Klasse, sag bescheid, dann bekommen sie schnell genug die Strafe von mir. " Grinsend verdrehte ich schon zum zweiten mal am Tag meine Augen und ging rein, wo mich sofort schon die Wärme umgab und die vielen essenden Menschen. "Bestellst du und ich setze mich an einen dieser zweier Pätze?". Schlug ich Paul vor und dieser nahm es sofort an, dafür sagte ich ihm natürlich, dass ich einen Happymeal mit Cheeseburger haben wollte. Ungläubig starrte er mich an, dies aber auch irgendwie auf einer lustigen Weise. "Manwird nie groß genug für ein Extraspielzeug!", verteidigte ich mich nur und streckte meine Zunge raus, ging jedoch wohl zu einem der Plätze.
In der Nähe meines Platzes waren irgendwelche komischen Jungs die mich angrinsten und sofort sah ich in deren orange-roten Aura, dass sie überzeugt von sich selbst waren. "Frisst doch lieber weiter", meinte ich zu denen nur und wand mich von ihnen ab, beschäftigte mich mit meinen eigenen Gedanken. Oh nein, dachte Paul etwa, dass ich Aiden mochte und zwar in dieser widerlichen Liebes-Weise? Viele fanden meine Ausdrucksweise seltsam, wenn ich über dieses Thema sprach, denn oft fiel das Wort widerlich von mir. Es war ja schon so, dass ich einfach gegen Beziehungen war und nichts davon war. Bis jetzt war ich schon immer Single und verliebt hatte ich mich auch noch nie in jemanden, was ich zukünftig auch nicht vorhatte. Manchmal schaute ich mir diese Liebesfilme an und fragte mich dabei nur, wie man nur so dumm sein konnte und sich einander nur so vertraute. Menschen vertraut man nicht, so war ganz einfach mein Motto. Klar lag es größtenteils einfach daran, dass ich selbst noch nie jemanden vertrauen konnte, aber wenn man nachdachte wurde dieses Vertrauen doch schon immer irgendwie ausgenutzt. Auf jeden Fall war ich mir sehr sicher bei dem, was ich jemanden sagte. Klar Paul vertraute ich schon so einigermaßen und ich konnte ihm einfach vieles sagen, aber trotzdem habe ich noch nie jemanden voll und ganz einfach alles vertraut. Meine Gedanken wie verrückt ausgesprochen oder so. Für mich war das eine ganz entfernte Welt, wobei... Ich wollte eigentlich im Prinzip schon richtig gerne jemanden sagen, wie ich mich fühlte. Aber es war einfach nicht so einfach!
Passend zum Zeitpunkt, bevor ich heir anfing meine ganzen gefühle rauszuposaunen und das war nicht gut, kam Paul mit dem Essen und hungrig, aber auch grinsend, schaute ich mein Happy Meal an. "Yey! Ich will das Spielzeug!", schmollte ich ihn an und musste danach auch schon wieder grinsen. Natürlich nahm er sich irgendeinen riesigen Burger und allgemein mehr Essen, aber ich war mit meinem Happy Meal zufrieden. Wäre ich als Kind hier gewesen, hätte ich wahrscheinlich wohl mehr Freude an dem Essen, aber meine Mutter ließ mich ja allgemein nur ungern irgendwo weg. "Also, dieser Aiden...", schaute mich Paul belustigt an und biss in seinen Burger, ich jedoch fing wie immer mit der Pommes an, das Spielzeug kam zu letzt. "Ich stehe nicht auf ihn, auch wenn wir uns heute treffen, aber nein, nichts Besonderes!", fiel ich ihm ins Wort und tauchte meine Pommes in den Ketchup rein. Schnell nahm ich einen Schluck von meiner Cola, da ich den salzigen Geschmack nicht leiden konnte, ohne Pommes mit Ketchup jedoch nicht auskommen konnte. Beim Essen neugte Paul seinen Kopf zur Seite und murmelte : "Das ist mir klar. Yoki, du lebst bei uns schon seit einem Jahr, denkst du, mir fällt nicht auf, dass du dich nicht gerade schnell in jemanden verguckst?" Kurz verschluckte ich mich und musste husten, ejdoch ging es schnell vorbei. Hehe, ja ich verguckte mich nicht schnell, war jedoch in seiner Aura versunken, och maaaaaan! "Ich habe selten Freunde.", bemerkte ich aber gleichzeitig, sagte es nicht ihm, sondern mir und so freute ich mich, dass ich mich vielleicht Aiden so richtig anfreunden konnte. "Ich weiß, Yoki, ich weiß.", meinte Paul dazu nur.
Nach dem Essen fuhren wir nach Hause und RaMi empfang uns streng, bemerkte aber nicht, dass wir sogar in ihrem Hass-Imbiss waren.
Als sie hörte, dass ich heute mit einem Freund weggehen wollte, war sie sehr sehr froh. Zum Glück. Mir fiel auf, dass meiner Mutter es egal war, was ich tat, trotzdem aber mich irgendwie nicht rausließ. RaMi tat es mit Freude. Eine schreckliche Kindheit hatte ich.
Tag der Veröffentlichung: 10.04.2012
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