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Prolog

SHINO

Tropf, tropf. Neben den leisen Gesang der durch die dunkle Halle hallte, die nur von ein paar Kerzen erhellt wurde, hörte ich unnatürlich laut das Tropfen meines Blutes, welches in kleinen Schalen neben dem Altar aufgefangen wurde. Gefesselt und fast nackt, nur mit einem Tuch um die Hüften gewickelt lag ich dar. Mir war kalt, ich fühlte mich beschämt und hilflos. Den Kopf zur Seite gedreht und mit geschlossenen Augen versuchte ich den unheilvollen Gesang auszublenden, ihn nicht an mich heran zu lassen. Mein rechter Arm schmerzte, das Siegel, so wusste ich glühte in einem dunklen Rot. 

Sollte es so Enden? Sollte ich so Enden? Als Opfergabe für einen Dämon? Die Götter würden mich als ein Schandmal nicht mehr lieben, sie würden mir kein neues Leben gewähren, ich würde nicht in den Kreis des Lebens zurückkehren dürfen, nein ich würde auf ewig leiden müssen für diese Tat. 
Ein leiser Seufzer entwich mir und ich öffnete die Augen, sah auf den dunklen leeren Stein neben mir, es war ebenfalls ein Altar identisch mit dem unter mir. Was für ein Dämon würde erscheinen? Es konnte kein mächtiger sein denn schließlich besaß ich laut meiner Familie kaum magische Kraft, es war mir schleierhaft warum sie mich erwählt hatten. Wollten sie das Siegel brechen und den Drachen nutzen welcher in mir ruhte? Nein wahrscheinlich nicht denn davon dass ich der Träger war wussten nur die vertrauensvollsten Mitglieder des Clans der Exorzisten. 
Was auch immer es war warum diese dunkle Sekte mich entführt hatte und nun mein Blut nutzte für die Beschwörung eines Dämons…es konnte mir egal sein denn ausrichten konnte ich in meiner jetzigen Situation wenig. Als der Gesang anschwoll und dunkler Rauch sich um den anderen Altar bildete wand ich meinen Kopf ab sah stattdessen an die Decke. Ich wollte nicht sehen was für ein Wesen dort beschworen wurde, es sollte mich nicht kümmern denn mein Schicksal war besiegelt, man würde mich hier auf dem Altar verbluten lassen denn auch wenn das Ritual an sich nicht tödlich war so würde sich niemand um meine Wunden kümmern. Warum auch? Ich gehörte zum Feind, gehörte zu den Exorzisten und Priesterinnen des Sakai Clans, ich war ein lästiges Übel in ihren Augen. 
Der Geruch von Schwefel, welcher mit in die Nase kroch rissen mich aus meinen Gedanken und ich schloss die Augen, nein ich wollte wirklich nicht sehen was sie auf die Menschheit loslassen wollten, doch ich vertraute meiner Familie, dem Clan das sie es besiegen würden. „Am Ende bin ich wirklich zu nichts nütze“, murmelte ich leise. Mein Vater hatte recht ich war nicht nur allem Anschein nach das schwächste Mitglied sondern schien auch nicht zu kämpferisch veranlagt zu sein wie meine Geschwister, ja selbst mein jüngster Bruder schien schon in seinem zarten Alter mehr Talent zu besitzen als ich. Im Grunde diente ich nur als Gefäß für die dämonische Kraft, dem Drachen der vor Jahrhunderten versiegelt wurde von Exorzisten und Priestern nachdem er eine ganze Stadt zerstört hatte, seit jeher wurde der Drache in einem Mitglied unseres Clans versiegelt, starb das aktuelle Gefäß so wurde das Siegel auf ein neugeborenes Kind gelegt. Im Grunde hatte ich keinen anderen Nutzen. 
Das leise Raunen und erschreckte Keuchen von den Anwesenden riss mich wieder auf meinen Gedanken, scheinbar war der Dämon erschienen. Meine Augen hielt ich weiterhin geschlossen, es hatte ein merkwürdiges Prickeln auf meiner Haut eingesetzt und etwas in mir drängte mich die Augen zu öffnen und doch hin zusehen, nein ich wollte nicht! Doch mein Körper gehorchte mir nicht, langsam öffnete ich die Augen und drehte den Kopf zur Seite, was ich erblickte ließ mich leise auf keuchen und überrascht zusammenzucken.

 

 

IZAYA

Es fühlte sich an als hätte man mich aus einem langen, tiefen und dunklen Traum gezogen. Einen Raum ohne Boden fallend und nun auf dem Boden sanft ankommend oder auf das Licht treffend, welches ich nach einem langen Gang durch den tiefschwarzen Tunnel erreichte. Wie auch immer man es bezeichnen wollte, anscheinend wurde ich gerufen oder eher beschworen. Mir blieb keine andere Wahl als dem entgegen zugehen und so trat ich meinen Weg voran, gefolgt von Neugier, welche Welt mich erwartete, welche Zeit. Ich war schon seit Ewigkeiten nicht mehr in der menschlichen Welt gewesen, sicherlich hatte sie sich sehr verändert. 
Die Umgebung, in der ich ' aufwachte ' war anders als erwartet. Es war dunkel, auch wenn diese Sache mich kaum beeinträchtigte, geschweige denn mir überhaupt etwas ausmachte. Zum einen war das Licht der Kerzen noch hell genug, um den Großteil des Raums zu erkunden, andererseits half mir meine dämonischen Augen, welche es mir vergönnten in der Dunkelheit zusehen, auch die dunklen Ecken des Raumes zu erkennen. 
Was ich sahe gefiel vermutlich meinen Brüdern sehr, aber ich hatte doch eher einen anderen Anblick mir erwünscht und der Ort war auch nicht der Beste, den man sich hatte heraussuchen können. Gewünscht wäre das Meer gewesen oder eine schöne Wiese mit Blumen vom Mondlicht bestrahlt, doch solche Wünsche konnte ich nicht äußern und selbst wenn, konnten sie nicht erhöhrt werden. 
Jedenfalls sah das in meinen Augen ganz stark nach dunkler Sekte aus, als ich mich hinstellte und mir mit einem Blick einen Überblick verschaffte. Das Raunen und Staunen hörte man deutlich aus den Reihen heraus. Während ich mich aufstellte, knieten sie bereits nieder. Für diese jämmerlichen Menschen interessierte ich mich allerdings recht wenig, stattdessen durchforsteten meine Augen den Raum nach dem Ursprung meiner Beschwörung, nach meinem Meister. Und ich entdeckte ihn in einem Zustand, der mir keinesfalls gefiel. Gefesselt, befestigt an Ketten, verletzt und blutend, sodass man um sein Leben bangen musste. 
" Verehrter Herr W - " ein Feuer erhellte den Raum und ließ die Gestalt, die zu mir sprach, in lichterlohen blauen Flammen aufgehen. Ein entsetzer Schrei, den ich gekonnt ignorierte und auf meinen Meister zuging, der in den Ketten im Raum lag.
Vor ihm lieb ich stehen, musterte ihn einen Moment um mir sein Gesicht einzuprägen und sicherzugehen, auch den Richtigen gefunden zuhaben bei den vielen Menschen hier und als ich mir sicher war, nahm ich die Ketten und zerbrach sie. Ich kniete mich zu dem Jungen herunter, an seine Seite und hob seinen Kopf etwas an um ihn an meinen Körper zu lehnen.
Ein Mann erhob sich, trat einen Schritt auf mich zu und ich hob meinen Kopf um die unbekannte Bewegung zu erfassen. Die Situation hatte ich sehr schnell verstanden. Mein Meister war ein Opfer einer dunklen Sekte, die sein starkes Blut nutzen, um einen möglichst starken Dämon zu beschwören, dass dabei aber ein Höllenprinz entstand, davon hätten sie wohl nicht unbedingt geträumt. Oder doch? War das etwa ihr Ziel gewesen? So ganz verstand ich ihre Gedankengänge nicht, denn wenn es ihr Ziel gewesen wäre, hätten sie den Blutspender nicht so zurichten dürfen. Sie hätten doch wissen müssen, dass ich meinen Meister nicht nach Wunsch aussuche, sondern nach dem Blut, welches geopfert wird und dieses Blut, welches mich gerufen hatte, stammte eindeutig von dem Kerlchen hier bei mir. 
" Dieser Junge musste herhalten als Opfer um euch zu beschwören, verehrter W - " erneut erhellte der Raum deutlich und machte auch die letzten dunklen Ecken für nicht gewöhnte Nachtsichtaugen sichtbar. Die Flammen fraßen sich durch die menschlichen Körper wie durch Papier und hinterließen nur im Zug wegfliegende Aschereste. Ich sah auf meinen Meister nieder " was soll ich tun? Sie auslöschen? " fragte ich ihn. 
" Wir haben euch beschworen, euer Meister sind wi- " mit einem finsteren Blick in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war, stoppte ich die Worte des Menschen und erneut flackerte blaues Licht auf und erlisch so schnell, wie es erschienen war. Ich richtete meinen Blick zurück auf den Menschen, der geschwächt in meinen Armen lag. 
Mittlerweile hatte wohl jeder der hier Anwesenden verstanden, dass es nichts brachte mit mir zu sprechen, deshalb herrschte Stille im Raum und niemand wagte sich zu bewegen, geschweige ein Wort zu erheben. Innerlich, wie für meine Sünde normal, bebte mein Zorn über das was diese Sekte meinem Meister angetan hatte, deswegen zögerte ich auch nicht die Leben der hier anwesenden Sektenmitglieder zunehmen. Jedoch, auch wenn noch kein kompletter Vertrag geschlossen wurde, war der Kerl bei mir derjenige, der hier berechtigt war zu sprechen. Ich würde ihm lauschen was er zusagen hatte und falls er nichts sagte, würde ich das selbst in die Hand nehmen.

 

SHINO

Feine Gesichtszüge, strahlende blaue Augen und lange Haare die weiß waren jedoch einen silbernen Schimmer besaßen. Sein Gesicht sah durch die Schatten welche über seine Züge tanzten bedrohlich aus, dennoch konnte dies nicht von seiner unbeschreiblichen Schönheit ablenken. Er war schön, seine Bewegungen waren geschmeidig als er sich erhob. Man konnte einfach nicht anders, man musste dieses Wesen beobachten. 
Dass er aber nicht nur schön war bewies der Dämon kaum dass er stand, für einen Moment wurde der Raum in blaues Licht gehüllt und ein Schrei der mir durch Mark und Bein ging zerriss für einen Augenblick die Stille welche sich über den Raum gelegt hatte. 
Der Dämon von welchem eine große Macht ausging, störte dies wenig denn er lief unbeirrt auf dem Altar zu auf welchem ich lag. Nein! Stopp! Er sollte wegbleiben, mir nicht zu nahe kommen. Etwas in mir Schrie das der Dämon nicht nur ein einfacher Dämon war sondern das mehr hinter ihm steckte, das die Kraft die er verströmte zu mächtig war, doch ich war zu durcheinander um zu erfassen was genau er war. 
Ein leises, nicht wirklich männliches Wimmern kam mir über die Lippen als der Dämon vor mir stehen blieb und auf mich herabblickte. Das war nicht gut! Hektisch atmend beobachtete ich ihn dabei wie er sich neben mich kniete, die Hand hob und die Ketten zerstörte die mir viel zu eng um die Hanggelenke lagen.
Schon im nächsten Augenblick drückte der Dämon meinen Kopf behutsam an seine Brust, was…. Wenn es ging wurde ich noch bleicher. Dieses unreine Wesen berührte mich, ich musste Weg von ihm, doch das war einfacher gesagt als getan denn zwar war sein Griff sanft aber bestimmend. Wieder hörte man einen Priester der dunklen Sekte etwas sagen, doch auch er wurde von dem Dämon unterbrochen und in eine blaue Flamme gehüllt welche ihn komplett zerfraß. Das war nicht die Kraft eines normalen Dämons, ich musste weg und zwar schnell! 
Die sanfte Stimme des Dämons drang an mein Ohr, er fragte mich was er tun sollte, ob er sie auslöschen sollte…warum fragte er mich dies? Ich war nur hier um zu sterben, ich war niemand der ihm einen Befehl erteilen konnte. Nein, ich wollte ihm auch keinen Befehl erteilen sondern einfach nicht mehr ihn berühren. Ein nächster Priester ging in Flammen auf als dieser zu dem Dämon sprechen wollte. Oh was in allen Namen ging hier vor sich? 
Den Blick des Dämons welchen ich auf mir spürte versuchte ich zu ignorieren, ich zwang mich dazu nicht ihn anzusehen sondern den Ausgang zu suchen. Da! Gar nicht so weit und dennoch schien es mir unmöglich ihn zu erreichen, ich fühlte mich schwach und die Kälte kroch mit in die Knochen dennoch drückte ich mich von dem Dämon weg und schlüpfte aus seiner Umarmung die mich ein wenig gewärmt hatte. 
Verzweifelt wich ich vor ihm zurück und purzelte unsanft von der kleinen Erhöhung des Altars. Stöhnend vor Schmerzen versuchte ich mich aufzurichten doch gelingen wollte dies mir nicht, die Schnitte an meinen Handgelenken und Armen schmerzten das Blut welches mir an den Armen herunterrann fühlte sich unangenehm an und dennoch versuchte ich auf allen vieren krabbelnd weg zukommen, das ich immer wieder wegrutschte und im allgemeinen keinen wirklich eleganten Eindruck machte war mir egal. „Oh bei den Göttern“, murmelte ich leise vor mich hin und betete um etwas Kraft und darum das ich diesen Ort verlassen konnte ohne dem Dämon noch einmal zu nahe zu kommen. 
Keiner der Mitglieder der Sekte stellte sich mir in den Weg, auch sonst machten sie keine Anstalten mich aufhalten zu wollen was mir doch etwas merkwürdig vorkam, im Moment aber machte ich mir darum keine großen Gedanken. „Weg bloß weg hier.“
Für einen Moment viel mein Blick auf das Siegel welches sich von meinem Handrücken bis hoch zur Schulter schlängelte, es war schwarz wie die Nacht was davon zeugte das ich nicht nur Schmerzen sondern tatsächlich Angst hatte, große Angst, ich spürte wie diese sich durch meine Eingeweide fraß und mich dazu zwingen wollte hier und jetzt einfach zu stoppen und mich zu einer Kugel zusammen zu rollen, doch ich zwang mich weiter zu kriechen und nicht anzuhalten auch wenn ich gefährlich hin und her schwankte. Bloß weg von diesem Ort und diesem Wesen. 
Langsam verschwamm für einen Augenblick meine Sicht, ich schüttelte den Kopf und war froh als ich wieder klar sehen konnte und der Ausgang gar nicht mehr so weit entfernt war. Vielleicht schaffte ich es ja doch, irgendwie. Ich wusste das dieses Gebäude mitten im Wald war, wir befanden uns noch immer in der Eingangshalle welche umfunktioniert worden war, würde ich es raus schaffen konnten mir die Geister helfen, hier hinein trauten sich die kleinen Naturverbundenen Wesen jedoch nicht. Ich musste es nur hinaus schaffen und zwar schnell!

 

 

IZAYA

Obwohl man sich entschieden hatte einen Dämon zu beschwören, bekamen es trotzdem einige Menschen bei der Beschwörung mit der Angst zutun und so kam es nicht selten vor, dass sie fürchterliche Angst entwickelten, sobald der Dämon auf einmal vor einem stand. Manche rannten weg, versuchten zu flüchten, andere blieben nur angewurzelt stehen. Der Dämon aber fand seinen Beschwörer immer, egal wie weit dieser sich vom ihm entfernte. Vielen war das bewusst, weil sie sich mit der Beschwörung wirklich auseinander gesetzt hatten, aber andere erschracken sich leider umso mehr, wenn auf einmal der beschwörte Dämon wieder vor einem stand. Manchmal war es wirklich zu bedauerlich, die Menschen wollten die Kraft eines Dämon und beschwörten ohne jegliche Kentnisse einen Dämon, um dann wegzulaufen und den Vertrag doch irgendwie zu entkommen. Für uns Dämonen war es einfacher, wenn wir einen Beschwörer bekamen, der sich mit der Beschwörung eines Dämons auseinander gesetzt hatte und vorbereitet war, wusste was auf einen selber zukam, dann war es einfach und bequem, alles andere war nur nervenauftreibend. 
Meine Situation war nochmal einen Ticken anstrengender als ein Beschwörer vorzufinden, der total unvorbereitet eine Beschwörung durchgeführt hatte, denn mein Beschwörer hatte überhaupt nicht die Absicht gehabt einen Dämon zu beschwören, sondern war lediglich ein Opfer gewesen. Jetzt stand ich aber trotzdem dar, bereit einen Pakt einzugehen, zurück wollte ich nicht unbedingt, die Menschen und die menschliche Welt war wesentlich interessanter als dort, woher ich kam. Genau deswegen nahm ich, anders als meine Brüder, gerne die Verträge von Menschen an und ging mit ihnen einen Pakt ein. So konnte ich die Menschen beobachten und dessen Welt, wie sie sich veränderten, alterten und starben. Sowas war mir als Dämon nicht vergönnt, nicht, wenn man nicht die entsprechenden Kräfte dafür hatte und bisher war ich niemanden begegnet, der diese Kraft aufwenden konnte. Mal abgesehen von meinen Brüdern, die diese Kraft mit Leichtigkeit aufbringen könnten, aber alle irgendwie beschäftigt oder verhindert waren. Nicht, dass ich vorhatte zu sterben, im Gegenteil, ich wollte weiterhin leben und den Menschen zugucken. Auf Dauer wurde es nur langweilig, wenn man keine Herausforderungen bekam, vielleicht war auch das einer der Gründe, weshalb ich mit Menschen Verträge einging und mich dann doch irgendwo über solche Situationen freute, wie in welcher ich mich gerade befand. Sowas war eine Herausforderung und was für eine. 
Ich vernahm das leise Wimmern meines Beschwörer, der eindeutig nicht bereit war einen Pakt mit mir einzugehen. Er hatte absolut keine Lust darauf, dass sah man ihm mehr als deutlich an. An Ort und Stelle blieb ich stehen, während mein Beschwörer scheinbar von hier verschwinden wollte und versuchte durch die Tür zu flüchten. Keiner der Männer bewegte sich, versuchte ihn aufzuhalten, auch versuchte keiner mehr mit mir Kontakt aufzunehmen. Sie standen wie angewurzelt da, der Angst unterliegend, die ihre Körper lähmte. 
Einen Moment dachte ich nach, ob ich alle Anwesenden im Raum verbrennen sollte, damit es keine Zeugen für diese Beschwörung gab und damit ich mit meinem Beschwörer alleine sein konnte, vielleicht beruhigte es ihn schon, wenn die ganzen Leute hier nicht mehr da waren. Dann dachte ich darüber nach, ob ich meinen Beschwörer davon abhalten, an die freie Natur zu gelangen oder ihn doch lieber aufhalten und in diesem Raum behalten sollte bis der Pakt geschlossen war. Mein Entschluss hatte ich nach diesem Gedanken gesetzt und so bewegte ich mich auf meinen Beschwörer zu. Ich brauchte nicht viel Tempo um ihn einzuholen. Er war bitterlich geschwächt und kam durch das Krabbeln auf allen Vieren nicht besonders schnell voran. Ein recht erbärmlicher Anblick, der sich mich hier offenbarte und ich mochte diesen Anblick immer noch nicht. Es fiel mir nur schwer meinen Zorn zu unterdrücken und mich nicht blindlinks auf jedes einzelne Sektenmitglied zustürzen und ihnen einen möglichst qualvollen Tod zu bescheren. Was hatten sie sich nur erhofft mit dieser Beschwörung? Ich verstand die dunklen Sekten nicht, ihre Denkweise, ihre Handlungen. Darüber machte ich mir aber auch keine Gedanken, es brachte sowieso nichts, da die Mitglieder nacheinander bei jedem Schritt den ich machte, in blaue Flammen eingehüllt wurden und im Stillen von uns gingen. Als ich meinem Beschwörer den Weg zur Natur versperrte, waren wir alleine in dem Raum. Das rote Kerzenlicht ersetzte ich durch blaues Feuer. So hüllte ich den Raum in etwas magisches, ungewöhnliches, dämonisches ein und wollte dem Vertrag dadurch Ausdruck verleihen.
Vor dem Eingang ragte das blaue Schwert empor und verhinderte das Passieren des Ausgangs dieses Raumes. Bevor ich ihn in die freie Natur ließ, wollte ich zuerst den Pakt schließen. So konnte ich ihn besser helfen, außerdem fand ich ihn dann schneller, sollte er immer noch Abhauen wollen. 
Ich kniete mich also erneut nieder um auf seine Augenhöhe zu gelangen und sah zu ihm. " Ich lass euch gehen sobald ihr den Pakt geschlossen habt " teilte ich meinem Beschwörer mit. Bei dem ganzen Blut konnte ich ihn gar nicht wirklich mustern. Er hatte wohl ebenso wie ich weiße bis silberne lange Haare, obwohl seine weitaus länger waren als meine. Seine Augenfarbe war fliedernfarben im bläulichen, dämonischen Kerzenschein. Im Allgemeinen war er sehr schlank, kleiner als ich und wirkte recht feminim. Alles in allem wirkte er nicht besonders stark, obwohl er eine immense Kraft in sich trug, die in sein Blut überging, wodurch er mich überhaupt beschwört hatte können. 
Da er sowieso nicht in der Lage war aufzustehen, legte ich meine Knie auf dem Boden ab und wartete ab, ob er von selbst zu mir kam oder ich alles in die Hand nehmen musste. Falls er komplett planlos war was das Beschwören von Dämonen anging, wird er wohl nicht wissen, dass der Pakt durch einen Kuss besiegelt wird. Sollte er doch etwas Ahnung haben, dann wird er wohl von selbst auf mich zukommen. Jetzt, da er mich schon beschworen hatte, den Blutzoll geleistet und ich bereit mit ihm einen Pakt einzugehen, ging ich davon aus, dass er den Pakt auch schließt, auch wenn es eher seitens von ihm nicht gewollt war einen Dämon zu beschwören. Aber die Menschen waren doch so, wenn sie die Möglichkeit haben an Kraft zu gelangen, dann nahmen sie diese doch dankend an, selbst wenn es eigentlich nicht vorhergesehen oder gewollt war.

 

SHINO

Ich hörte Schritte hinter mir und mit jedem Schritt wurde der Raum in ein blaues Licht gehüllt, ich konnte mir vorstellen was dort passierte ohne auch nur hinzusehen. 
Wo war ich hier nur hineingeraten? Es kam mir vor wie die Hölle, so viel Tod! Viele hätten nun gesagt das diese Menschen es nicht besser verdient hatten doch ich konnte nicht so denken den immerhin waren es Menschen und diese führten wahrscheinlich neben diesem dunklen Leben noch ein normales, sie gingen zur Arbeit, zur Uni und hatten Familie. Nun aber wurde ihr Leben mit nur einem Schritt ausgelöscht, sicher hatten sie es anders geplant hatten nicht damit gerechnet das es so ausging, wer würde schon mit so etwas rechnen? Nun Dämonen machten selten das was man ihnen sagte und dennoch, so sollte es nicht ablaufen. 
Abrupt hielt ich in meiner jämmerlichen Vorwärtsbewegung inne als der Dämon vor mir stand und auf mich herabblickte. Langsam sah ich nach rechts und links, niemand war mehr da sie alle waren in seinen blauen Flammen umgekommen. Bedauern mischte sich in meine Angst und den Schmerz, nein ich fühlte keine Wut ihnen gegenüber, ja ich war weich, dies hatte man mir schon zur Genüge vorgehalten doch es störte mich nicht. 
Der Raum wurde wieder in bläuliches Licht getaucht doch dieses Mal verletzten die Flammen niemanden sondern ersetzten nur die Flammen der Kerze. Als ich an dem Dämon vorbei lugte sah ich wie dort ein Schwert erschienen war welches in der Luft schwebte und den Ausgang versperrte, mein Blick glitt zu dem Dämon er wollte nicht das ich diesen Raum verließ! Die magische Kraft die diesen Raum einhüllte war fast greifbar und ließ meine Haut prickeln, zwar war es nicht unangenehm dennoch war die gesamte Situation es. Ich wollte hier raus und er wollte dies verhindern, eine Zwickmühle die scheinbar nicht zu überwinden war. 
Ein leiser Seufzer entwich mir und ich setzte mich hin, mal sehen war er von mi wollte denn weiter zu kriechen würde nun nichts bringen, von einem Schwert erschlagen zu werden hatte nichts sehr reizvolles. Skeptisch beobachtete ich wie er sich niederkniete und mich ansah, leicht beugte ich mich zurück umso einen gewissen Abstand zwischen uns zu bringen. 
Ich lass euch gehen sobald ihr den Pakt geschlossen hab. Was wollte er? Den Sinn seiner Worte hatte ich durchaus verstanden doch wie kam er auf die Idee das ich mit ihm einen Pakt einging? Mein Mund öffnete und schloss sich ein paar Mal tonlos und ich blinzelte ihn verwirrt an, bis mir langsam ein Licht aufging und als mir klar wurde warum er diesen Pakt mit mir eingehen wollte und warum alles hier schief gelaufen war. Nur Langsam sickerte diese Erkenntnis in mein Bewusstsein. 
Nein! Er sah mich als seinen Meister weil er durch mein Blut die Hölle verlassen hatte. Mein Blut hatte ihn in die Welt der Menschen gerufen.
Erbleichend rutschte ich ein paar Meter von ihm weg. „Nein“, murmelte ich leise vor mich hin und griff mir verzweifelnd in das helle Haar welches nun ebenfalls mit Blut beschmiert wurde. 
Beruhig dich Shino, versuchte ich mich selbst zu besinnen. Du siehst nicht zum ersten Mal einen Dämon. Das stimmte wohl aber ich hatte mich noch nie in solch einer Situation befunden! Ich war überfordert und der Blutverlust ließ nicht zu dass ich klar denken konnte, die Situation objektiv zu betrachten war nicht möglich. „Ich werde keinen Pakt mit dir eingehen Dämon“, meinte ich schließlich als ich mich einigermaßen beruhigt hatte. Nein mit ihm sicher nicht, ich konnte kein Bündnis mit diesem unreinen und abscheulichen Wesen schließen. Mit Geistern ja, doch ich würde mich hüten dies mit einem Dämon zu tun.

 

IZAYA

Ein leiser Seufzer entwich meinem Mund, da hatte ich wohl eine ziemlich schwierige Herausforderung bevorstehen. 
Es tat mir beinahe leid, wie er mit Blut seine schönen, weißen und langen Haare beschmutzte, indem er diese anfasste. Jedoch unterband ich das nicht. Zum einen waren es seine Haare, zum anderen sein Blut und dritteres konnte er machen was er wollte. Wenn er sich mit noch mehr Blut vollschmieren wollte, nur zu. Mich störte das nicht, es behinderte mich nicht, eher war es zu meinem Vorteil, aber alles zu seiner Zeit. 
Er rutschte ein Stück zurück, beugte sich nach hinten und wollte unter allen Umständen die Distanz zwischen uns wahren, zumindest kam es mir so vor. Aus welchem Grund weiß ich allerdings nicht. Vielleicht hatte er Angst, vielleicht wusste er nicht, was auf ihn zukam? Wer wusste das schon? Ich wusste schließlich auch nicht, wer oder was ich gerade vor mir sitzen hatte, erhoffte es mir aber möglichst schnell zu erfahren. 
Dämon? Er sprach das so verfasst aus, als hätte er bittere Erfahrungen mit Dämonen gemacht? Kannte er Dämonen, war er mit ihnen bereits in Kontakt gekommen, hatte man ihn verletzt? Jedenfalls würde das den Hass auf Dämonen, der scheinbar von ihm ausging, erklären. Was für einen Kerl hatte ich hier vor mir? Wer war er, dass er so abgeneigt von Dämonen war und sich so gegen diesen Pakt streubte? 
Ich sah ihn etwas entsetzt bei seinen Worten an, fasste mich aber schnell wieder und behielt einen eher neutralen Blick auf meinem Gesicht. Die Augen waren auf ihn gerichtet und meine vollkommende Aufmerksamkeit ebenfalls. Nicht, dass ich noch irgendein kleines Detail seitens meines Beschwörers übersah. Ich wollte alles auffangen, jede kleinste Bewegung, jeden Atemzug, jede Reaktion und natürlich jedes Wort, deswegen war ich nahezu fixiert auf ihn. 
" Was bewegt euch dazu den Pakt mit mir nicht einzugehen? " fragte ich interessiert und möglichst ruhig " es schmerzt nicht, falls ihr euch darüber Sorgen machen solltet " teilte ich ihm noch mit. Wahrscheinlich hatte er nur Angst um die Schmerzen bei einem Pakt mit einem Dämon. Zu viele Filme oder Bücher gelesen und nun in Gedanken ausmalend, wie schmerzvoll wohl dieser Pakt werden könnte. Aber so war das nicht, der Pakt an sich wurde ohne Schmerzen geschlossen. Weder der Dämon noch der Beschwörer erlitten in irgendeiner Form irgendwelche Schmerzen oder Qualen. Nun, da ich ihm versichert hatte, dass der Pakt nicht schmerzhaft wird, sollten doch alle Zweifel beseitigt worden sein. Oder? Welche Zweifel standen ihm denn noch im Weg? Musste ich ihm erklären wie ein Pakt funktionierte? Welche Vorteile und Nachteile er brachte? So genau konnte man das nicht sagen, weil jeder einen Pakt anders interpritierte, dass musste er für sich selbst sehen und entscheiden. Die einen mochten es, überall vom Dämon gefunden und beschützt werden zukönnen, andere mochten das nicht. Darum war es schwierig die Vorteile und Nachteile eines Vertrags zunennen. Der junge Kerl kam mir aber auch nicht ganz planlos vor, er wirkte, als kenne er Dämonenpakte, darum hielt ich es nicht für Notwendig ihm irgendwas entsprechend dem Pakt erklären zumüssen, aber vielleicht konnte ich ihn mehr begeistern. " Du wirst stärker werden durch den Pakt " erwähnte ich noch, denn spätestens bei den Worten waren alle Zweifel beseitigt und sie stimmten einen Pakt zu. 
Ich beugte mich bereits nach vorne, die Augen auf seine gerichtet und bereit den Pakt zu besiegeln.

 

 

SHINO

Scheinbar wollte er es nicht verstehen, nein wahrscheinlich verstand er nicht warum ein einfacher Mensch keinen Pakt mit ihm eingehen wollte. Die meisten wurden wahrscheinlich schon von seinem Äußeren angezogen, denn Menschen verfielen Dämonen gerne recht schnell, diese Wesen hatten was magisches an sich dem man sich nur schwer entziehen konnte. Auch die Kraft welche man im Austausch bekam war reizvoll, jedoch nicht für mich, doch dies wusste der Dämon nicht. 
Vorhin schien er sogar recht entsetzt zu sein das ich dieses Bündnis nicht mit ihm eingehen wollte denn für einen Moment hatte er mich nur ungläubig angesehen bevor wieder ein neutraler Ausdruck auf sein Gesicht geschlichen war. Bei seinen Worten schüttelte ich schwach den Kopf und verzog leicht den Mund als sich für einen Moment die Welt um mich herum zu drehen begann. Es dauerte ein paar Minuten bis sich mein Blick wieder klärte und ich meine Gedanken ebenfalls wieder beisammen hatte. Ich bemühte mich um einen festen Blick, faltete trotz der Schmerzen meine Hände im Schoss und streckte den Rücken „Du verstehst nicht Dämon, ich habe keine Angst davor das es schmerzt denn das wird es nicht und außerdem schmerzt mein Körper schon jetzt da würde es auf ein paar mehr Schmerzen nicht ankommen“, ich lächelte schwach „dennoch werde ich keinen Pakt mit dir eingehen ich bin nicht an deiner Stärke interessiert. Deine Kraft scheint für den Kampf gemacht zu sein ich umgehe solches lieber. Zudem wäre es mehr als nur eine Schande für mich wenn ich einen Pakt mit einem Dämon eingehe, ich würde geächtet und verbannt werden. Mein Clan würde mich verstoßen und aus der Linie streichen, ich würde für sie nicht mehr existieren. Die Götter…“ für einen Moment stockte ich „würden mich nicht mehr lieben, sie würden mich mit Verachtung strafen und mich nach meinem Tod leiden lassen. Ich würde lieber hier verbluten als mit dir ein Bündnis einzugehen.“ Ich senkte den Kopf, das Sprechen viel mir schwer und für einen Moment musste ich verschnaufen denn es strengte mich viel zu sehr an die Worte zu formen, aber es stimmte ich konnte keinen Pakt mit diesem Dämon schließen. Ein Exorzist der sich mit einem Dämon verbündete? Nein das war mehr als nur unmöglich und würde mir mehr Ärger einbringen als alles andere. Dass ich mich dann lieber selbst opferte war einfach etwas das mir schon seit Kindesalter eingeprägt worden war, wir sollten uns lieber selber opfern als Schande über den Clan zu bringen, lieber Opfern um ein paar unwissende Menschen zu schützen. Dies war einfach nur natürlich für mich und ich sah nichts Schlimmes in dieser Tat, nein sie schien in den Augen vieler Exorzisten sogar recht ruhmreich. „Ich kenne die Vor- und Nachteile, du musst mir das Ganze nicht schön reden. Ich weiß vieles über euch Dämon.“ Mehr wollte ich dazu auch nicht sagen, denn es schien mir unnütz noch weiter über dieses Thema zu diskutieren doch wahrscheinlich war der Dämon da anderer Meinung. Abwartend hob ich schließlich wieder meinen Blick und sah den Dämon schweigend an.

 

IZAYA

Statt sich endlich auf den Pakt einzulassen, verschloss er sich weiterhin und verweigerte den Pakt. Jeder andere Dämon hätte wohl an dieser Stelle aufgegeben, aber ich blieb weiter hartnäckig. Der Junge hatte schon längst mein Interesse geweckt, schon bevor ich überhaupt erschienen war. Sein Blut hatte mich gelockt. Zwar wusste ich nichts über ihn, doch die Interesse war vorhanden. Die Kraft, diese immense Kraft und dieses vertraue Gefühl, welches ich in seiner Nähe verspürte. Ich konnte nicht sagen, warum mir diese Kraft so vertraut war. Sie fühlte sich einfach so an, ob er etwas mit Dämonen zutun gehabt hatte, mit einen meiner Brüdern und deshalb eine gewisse Vertrautheit ausstrahlte? Ich wusste es einfach nicht, es stellte mich vor ein Rätsel und je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr interessierte es mich und ich wollte dieses Rätsel lösen. Dieses Rätsel der Macht, der Kraft im tiefen Inneren des Jungen. Es fühlte sich an als schrie sie nach mir und ein wohles Gefühl machte sich in mir breit, seitdem der Junge sich in meiner Nähe befand. Beinahe war ich mir sicher hinter das Rätsel zu kommen, je länger ich bei ihm blieb, in seiner Nähe. Darum wollte ich den Pakt unbedingt schließen, sicherlich wäre es auch besser für den Jungen.
Während er sprach, lehnte ich mich auf meinen Hände zurück und beobachtete ihn. Er war wirklich gänzlich vom Pakt abgeneigt und die Überzeugungen gingen dahin. Sein Gerede von Göttern ließen mich beinahe glauben einen Exorzisten vor mir zu haben, aber warum sollte eine dunkle Sekte einen Exorzisten benutzen? Außerdem könnten Exorzisten ein solches Ritual unterbinden und die Beschwörung verhindern, das hatte dieser Junge allerdings nicht gemacht. Aber je mehr er erzählte, desto mehr erinnerte er mich an die Exorzisten und dazu noch eine recht mächtige Familie. Nur der Gedanke an diese Exorzistenfamilie entfalten eine Unruhe in mir und ließen mein Blut kochen. Für einen kurzen Moment flackerten die Kerzenflammen im Raum heller auf. Ich zügelte den aufkommenden Zorn in mir und steckte ihn zurück in die Schublade, aus der er gekommen war. Als wäre es gestern erinnerte ich mich noch, wie die Exorzisten mir meine Drachengestalt genommen hatten. Meinen schönen, starken Drachen. Nur weil ich diese Gestalt nicht annehmen konnte, unterlag ich derzeit meinen Brüdern.
" Pff ... Ahahaaha " fing ich laut an zu lachen bei der Erwähnung von Göttern. " Die Götter wollen doch sowieso kaum noch etwas mit euch Menschen zutun haben. Ihr seid unglaublich gierig geworden, wollt immer mehr und mehr und gibt nichts zurück. Die meisten Menschen haben doch schon den Glauben an die Götter verloren " dann seufzte ich als hätte ich eine schwere Last auf den Schultern, die mir abfallen würden. " Wenn das so ist, wenn das deine Bedenken sind, dann kann ich bei deinen Göttern ein gutes Wort für dich einlegen. Du wurdest immerhin als Opfer zu dieser Beschwörung gezwungen und damit auch zu dem Pakt. Die Götter werden dir sicherlich verzeihen und ich verspreche dir dich nicht zu verunreinigen, dir den Weg ins Himmelreich nicht zu gefährden. Ist das nicht ein Wort? Keine Sorge, ich kann sowas " das war die Wahrheit und mein voller Ernst. Mittlerweile, obwohl die Beziehung Dämon - Götter nicht besonders gut war, hörten uns die Götter noch eher zu als den Menschen. Sie hörten uns an, aber entschieden trotzdem auf eigene Weise. Meinem Vater gewährten sie keine Aufmerksamkeit mehr, aber uns, uns möglichen Thronfolger schenkten sie ein Ohr, schließlich könnten wir später mal auf dem Thron sitzen und die Beziehungen von Hölle zu Himmel verbessern. Verbessern hieß in diesem Fall nicht vollständig lösen und einen auf beste Freunde machen, aber zumindest könnte man sich unterstützen, kooperativ miteinander arbeiten und die Atmosphäre entspannen. Und um das zu erreichen, lauschten sie unseren Deals, Verhandlungen, Anliegen und was wir noch mit ihnen besprechen wollten. Mal ging es posivit, mal negativ aus. " Die Götter sind uns nicht böse gesinnt, vielen anderen Dämonen schon, aber mit mir führen sie keine schlechten Beziehungen " erklärte ich dem Jungen. Ich schloss einen kurzen Moment die Augen, dann sprach ich gelassen weiter. " Und was deinen Clan angeht, darum kann ich mich wohl auch kümmern. Dann bleibe ich eben weg von deinem Clan. Ich kann aber auch professionell meine Anwesenheit verbergen. Ich weiß ja nicht von welchem Clan gesprochen wird, aber es braucht schon sehr mächtige Exorzisten, um meine Anwesenheit erspüren zu können. Das sollte also kein Problem darstellen, solange ich mich von starken Exorzisten fernhalte " als ob er mit solch starken Exorzisten zutun hätte, die meine Anwesenheit, wenn ich sie verberge, erspüren können. Dazu sind nur die Exorzisten an der Spitze womöglich fähig, alle anderen kann ich überlisten. 
Ich öffnete wieder meine Augen und sah den Exorzist vor mir an " und, sind deine Bedenken damit verschwunden? Können wir nun den Pakt schließen? Ich möchte in dieser Bude nicht den ganzen Tag verbringen. " Allmählich wurde ich ungeduldig, obwohl ich sehr geduldig sein konnte. Nach all der Zeit war ich endlich wieder in der Menschenwelt und am liebsten würde ich sofort rausstürmen und wie ein Kleinkind die Welt erkunden. Wie hatte sie sich verändert seit dem letzten Mal? Die Frage beschäftigte mich bisher am meisten.

 

 

SHINO

Während ich gesprochen hatte, hatte sich der Dämon auf seine Hände gestützt und zurückgelehnt, dennoch beobachtete er mich. Dieses gestarre machte mich nervös, er schien jede meiner Reaktionen sehen zu wollen, sah mich die ganze Zeit an um nichts zu verpassen. 
Sein Lachen welches recht überheblich klang ließ auf meinem Rücken eine Gänsehaut entstehen, es war so klar und angenehm das ich es am liebsten gleich wieder gehört hatte, die Worte jedoch, die darauf folgten ließen mich tatsächlich verärgert die Stirn runzeln. 
Was bildete sich der Dämon ein zu sagen dass wir gierig waren und nichts zurückgaben sondern nur forderten? „Wir geben genug zurück. Der Glaube ist durch die Priesterinnen bei uns sehr gefestigt“, knirschte ich leise und vergaß für einen Moment die Schmerzen und ballte meine Hände zu Fäusten. Was bildete sich dieser Dämon ein? Er wusste nicht was er sagte und warum sollten die Götter ihm Gehör schenken schließlich war er kein Prinz der Hölle sondern nur ein Dämon. Ich stockte und riss vor Schreck die Augen auf, wich noch einen Stück zurück. Nein das konnte nicht sein oder doch? Verwirrt blickte ich den hellhaarigen Dämon vor mir an, noch immer versicherte er mir dass alles gut werden würde und ich ja nur unbeabsichtigt zu seinem Meister wurde, er würde ein gutes Wort einlegen…. Seine Worte verwirrten mich und so zog ich mich für einen Moment in mich zurück, verschloss mich vor seinen Worten. 
Ich musste nachdenken, was ich im Moment gar nicht als so einfach erwies. Er besaß große Kraft, welche ihn von anderen Dämonen unterschied und die Priester der Sekte hatten keine Chance gegen ihn gehabt. Konnte es möglich sein? War er einer der sieben? Verdammt! Wenn das stimmte dann… ja dann was? Was sollte ich gegen ihn ausrichten? In der Theorie beherrschte ich jeden Zauber, jedes Ritual eines Exorzisten doch die Anwendung war mir durch mein mangelndes Talent und der scheinbar fehlenden Kraft nicht möglich, das gleiche galt für die Fähigkeiten der Priester ich kannte die Sprüche und Formeln doch auch hier konnte ich sie nicht anwenden auch wenn Vater gehofft hatte das ich dies wenigstens konnte denn schließlich konnten es auch die Frauen im Clan. Aber nein ich war einfach nur unnütz, einfach nur ein Gefäß das noch nicht einmal im Haupthaus wohnen durfte. Dieses nicht vorhandene Interesse an mir, ließ mir zwar viele Freiheiten und ich konnte wohl auch mein Leben mehr genießen als meine Geschwister doch es war auch verdammt einsam, immer wieder wenn ich das leere kleine Haus betrat welches eigentlich als Gästehaus diente, wurde mir vor Augen geführt wie wenig man mich eigentlich brauchte. 
Tatsächlich lebte ich schon wie ein Ausgestoßener, der Pakt den ich mit dem Dämon eingehen könnte würde in diesem Sinne nicht viel verändern. Stopp! So durfte ich nicht denken! Ich sollte noch nicht einmal in Erwägung ziehen mich auf mein Gegenüber einzulassen. Auch wenn er scheinbar ein Höllenprinz war und auch wenn er vielleicht mit den Göttern verhandeln konnte war es nicht richtig. Langsam wurde ich diesem Szenario müde, schlafen einfach nur schlafen. Ich bemerkte wie mir die Augen fast zu vielen und schüttelte den Kopf um wach zu bleiben so bekam ich auch die nächsten Worte des Dämons mit „Bist du dumm?“, dies platzte einfach so aus mir heraus. Beschämt legte ich für einen Moment meinen Handrücken über den Mund und wand den Blick ab „Verzeihung“, murmelte ich leise auch wenn er ein Dämon war konnte ich nicht so respektlos mit ihm sprechen, wieder etwas das mich von meinen Geschwistern unterschied welche kein Problem damit hatten Dämonen zu beleidigen oder sich über solche lustig zu machen. „Gehe ich recht in der Annahme das du einer der sieben Prinzen bist?“ meine Stimme klang schleppend und ich ging nicht auf sein Drängen ein sondern konzentrierte mich bloß aufs sprechen und darauf nicht einfach einzuschlafen was wohl in Bewusstlosigkeit enden würde. „Ah“, ich seufzte leise „Der Clan welchen ich angehöre… er gehört zu den mächtigsten. Auf dem Anwesen wimmelt es nur so von starken Exorzisten und Priestern“, erklärte ich ihm nun warum daraus noch ein Geheimnis machen? Ich war es leid hier zu sein, wollte einfach nur noch meine Ruhe. „Das Anwesen ist von einer Barriere umgeben würde ein Dämon diese durchbrechen so wüssten es gleich die Priesterinnen.“ Seit vor ein paar Jahren der Clan angegriffen worden war hatte immer jemand ein Auge auf diesen Schutz „Wobei das Gästehaus nicht unter diesem Schutz liegt“, murmelte ich kaum hörbar. Ich wurde von den kleinen Geistern und Feen des Waldes beschützt dies musste wohl oder übel reichen denn man kümmerte sich nur um den Schutz des Hauptsitzes, ich war auch recht froh das die Barriere nicht mein Heim mit einschloss denn diese vertrieb auch die kleinen Naturgeister und Feen, ich mochte diese Geschöpfe und sie mochten aus einem mir nicht bekannten Grund auch mich. Sie wären wahrscheinlich auch nicht sehr davon angetan wenn ich einen Dämon mit nachhause bringen würde… Moment ich dachte schon wieder drüber nach dieses Wesen mit zunehmen! Was stimmte den bloß nicht mit mir? 
Doch blieb mir überhaupt noch etwas anderes übrig? Er schien so hartnäckig und ich war so müde wollte einfach nur schlafen. Vielleicht sollte ich ihn einfach ignorieren und hier sterben? Dies wäre wahrscheinlich das Beste doch ich konnte mir auch vorstellen dass dieser Mann dies nicht einfach zulassen würde. Wie lästig. 
Langsam aber sich ergab ich mich meinem Schicksal „Ich muss raus hier“, seufzte ich leise und hob schließlich den Blick „Du lässt mich hier raus wenn ich diesen Vertrag mit dir eingehe? Gut dann tue ich es.“

 

 

IZAYA

Das plötzliche Aufschrecken meines Gegenübers ließ mich aufmerksam werden. Hatte er es etwa herausgefunden? War er so belehrt? Wenn er aus einem Clan stammte, der mit Dämonen zutun hatte, wohl doch ein Exorzist war, dann sollte er vielleicht schon über die 7 Todsünden, den Höllenprinzen gehört haben. Sollte er 1 und 1 zusammensetzen können, wäre es möglich, dass er es herausgefunden haben könnte. Nicht, dass es mich störte, aber so früh hätte ich es ihm nicht zugetraut. Die meisten kamen erst in der Hälfte ihres Lebens darauf oder wussten es direkt von Anfang an oder erfuhren es nie. Zu wissen, dass ich ein Prinz der Hölle war, eine der 7 Todsünden, störte mich nicht, sofern sie nicht gleich auf meine Todsünde kamen. Ich mochte es doch etwas geheimnisvoll zu bleiben und mein wahrer Name sollte möglichst lang geheim und unerkannt bleiben. Deswegen hoffte ich, dass er nicht direkt meine Todsünde herausfand und damit meinen wahren Namen. 
So müde wie er wurde, schien er aber auch nicht weiter darüber nachdenken zukönnen. Also brauchte ich mir heute wohl keine Gedanken mehr zumachen, dass er meinen Namen erriet. Da er so müde war und mich mittlerweile beinahe anbettelte den Pakt zuschließen, damit er rauskann, entschied ich mich das Besiegeln des Paktes nicht länger heraus zuzögern. So konnte ich auch der Frage ausweichen, ob ich einer der Prinzen sei. Darauf antwortete ich nämlich einfach nicht und tat so, als hätte ich sie einfach nicht gehört. Wenn möglich, umging ich es solche Fragen zu beantworten und da kam mir seine Müdigkeit gerade recht, auch wenn ich schätzte, dass er, sobald er wieder fitter war, erneut danach fragen wird. Sofern er sich überhaupt an diese Frage noch erinnern kann. 
Was mir nicht besonders gefiel und mich doch einen Moment zögern ließ, waren seine Worte von welchem Clan er abstammte. Hieß das, er war ein Sakai? Seine Familie, sein Clan wären die Sakai-Exorzisten und Priesterinnen? Das konnte doch nicht wahr sein! Wie sind die Sektenmitglieder denn an einen Sakai-Exozisten geraden ... viel wichtiger, wie bin ICH an einen Sakai-Exorzisten geraten? Hätte ich das am Anfang gewusst, hätte ich die Beschwörung und Pakt verhindert, aber nun, da ich der Beschwörung schon zugestimmte hatte und damit auch dem Pakt, blieb mir nichts anderes übrig als das nun auch durchzuziehen. Zumindest hatten wir jetzt etwas gemeinsam. Er wollte den Pakt mit mir nicht, ich wollte den Pakt mit ihm nicht. Andererseits, er sah so schwach und erbärmlich aus, ob er wirklich ein Sakai-Exorzist war oder sich das nur einbildete? Vielleicht war es aber auch nicht schlecht mit einem Sakai-Exorzisten einen Pakt einzugehen, vielleicht fand ich etwas über meine Drachenform heraus, wo sie ist und wie ich sie wiederbekam? Schön wäre es, denn vermissen tat ich sie doch, obwohl es nun schon mehrere Jahrtausende her war, dass sie mir genommen wurde. 
Nachdem ich also doch einen kurzen Moment gezögert hatte, erneut den Zorn versuchte zu unterdrücken und mir einfach einredete, er wäre kein Sakai und selbst wenn, dann wäre es gut für mich, da ich so vielleicht an brauchbare Informationen kam und es bestimmt nicht schlecht wäre in der Reihe der Feinde zustehen, entschied ich mich also doch für den Pakt mit ihm. Als hätte ich eine andere Wahl gehabt, obwohl ich mächtig genug war auch aus eigener Kraft zurück in die Hölle zukehren und damit den Vertrag irgendwie zu brechen, aber letztlich sprangen doch einige Vorteile für mich heraus, auch wenn das hieß, dass ich sehr aufmerksam und vorsichtig sein musste. Schließlich waren die Sakai mächtig genug, um auch einen Prinzen in die Schranken zuweisen und darauf hatte ich nicht wirklich Lust. Wenn das passieren sollte, kämen womöglich meine Brüder und ein Krieg würde wieder ausbrechen. Das musste wirklich nicht sein. 
Ohne noch weitere Zeit mit meinen Gedanken zu verschwenden, sodass ich womöglich mich doch noch umentschied oder aber der Junge gegenüber von mir, an den Pakt zweifeln konnte oder Ungehagen sich ausbreitete, setzte ich zum Pakt an. Dazu beugte ich mich nach vorne, rutschte noch ein Stück näher zu ihm heran, damit ich besser an ihn heran kam. Die Kraft hatte er nicht mehr dazu, also musste ich das eben übernehmen, und legte behutsam meine Lippen auf seine. 
Wie beschrieb man nun das Gefühl am besten? Es war eben eine Bindung, eine Bindung zwischen Mensch und Dämon. Ein Kräfteaustausch. Warm und kalt, brickelnd im Körper, als steht man unter Storm und ein Stromschlag durchfährt den Körper. Nein, es war nicht wirklich zu beschreiben. Nur grob, aber das Gefühl nachempfinden konnte man nicht durch diese Beschreibung. Jedenfalls fühlte ich etwas bei dem kleinen Kerlchen hier, was ich bei bisher keinem meiner Vertragspartner gespürt hatte. Da war etwas dunkles in ihm, gleichzeitig war es stark und es war wohl der Ursprung des Gefühls, welches Vertrautheit in mir ausrief. Ich kam nur nicht darauf, was es war oder sein könnte.

Impressum

Texte: Beliar & Yorusaki
Bildmaterialien: https://www.pixiv.net/member.php?id=1101632
Lektorat: folgt
Tag der Veröffentlichung: 26.11.2017

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