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Kurzgeschichte

Mitten in der Nacht schlägt ein Blitz in ein Dach ein. Es sprüht Funken und das Gebäude fängt Feuer. Ein Mann mit seiner Frau und Tochter stürzt heraus und versucht den Schaden mit Wasser zu löschen. Doch das Feuer ist zu groß. Ein zweiter Blitz schlägt ein, und der Mann kann sich nicht vor dem Feuer retten. Die Frau schreit, Tränen rinnen über ihr Gesicht, sie rennt hinter ihrem Mann her, versucht ihn aus dem Feuer zu befreien, doch es ist zu spät. Es verbrennt sie und das Mädchen bleibt weinend und allein zurück...

Mit einem Schrei wachte Catherine auf. Sie war schweißgebadet. "Cate?", fragte ihr Schlafnachbarin Jane. "Alles in Ordnung?" - "Ja, ja"; antwortete Catherine. "Nur ein böser Traum." Jane legte sich wieder hin, aber Catherine konnte nicht mehr einschlafen. Sie stand auf und erledigte die Arbeit, die sie eigentlich hätte erst morgen erledigen müssen. Dann ging sie in das Zimmer der Mägde zurück. Doch auf einmal war das Bett von Jane leer. Catherine drehte sich um und suchte den Raum ab, aber dort war sie ebenfalls nicht. Wahrscheinlich sucht sie mich oder geht irgendeiner Arbeit nach, dachte sie. So legte sie sich wieder hin und wartete auf den Morgen. Als der Hahn krähte und die Mägde in Betrieb waren, merkten alle plötzlich, dass Jane verschwunden war. Sie war gestern Nacht nicht zurückgekehrt.

Alle machten sich Sorgen und die Älteste meldete das Verschwinden beim Herrn der Burg. Er versprach, sie suchen zu lassen. Doch nirgends war eine Spur von ihr. Und auch nächste Nacht verschwand eine Magd. Ihr Name war Magdalena. Ebenfalls wurde dies gemeldet, und langsam bekamen die Mägde es mit der Angst zu tun. Wer würde die nächste sein? Spuckte irgendwo ein Geist umher und holte sich junge Frauen?

Nachts ließen die Mädchen das Licht an und schliefen je zu zweit auf einem Strohsack. Doch auch diese Nacht verschwand ein Mädchen und Catherine konnte das nicht auf sich ruhen lassen. Zwei ihrer Freundinnen waren verschwunden und nun hatte sie niemanden mehr. Nachts, als alle schliefen, schlich Catherine sich in das Gemach des Herren, beschuldigte sie doch ihn, die Mädchen zu haben. Sie trug einen Kerzenleuchter und durchsuchte die Schränke und Schubladen, irgendein Zeichen, dass hier drei Mädchen ermordet wurden. Doch sie fand nichts. Und selbst als sie unterm Bett nach einem blutbefleckten Nachthemd Ausschau hielt, so fand sie doch wieder nichts.

Plötzlich hörte sie Schritte auf dem Flur und vor der Tür anhalten. Schnell versteckte sie sich im Schrank und beobachtete durch eine Luke, wie eine Frau hereinkam. Ganz in weiß, doch ihr Gesicht konnte sie nicht erkennen. Nur die roten Augen konnte sie nicht übersehen. Kalter Schweiß brach in ihr aus. Der Kopf der Frau zuckte in ihre Richtung und sie fauchte. Es fiel Catherine schwer, nicht zu schreien. Die Frau kam dem Schrank näher und öffnete ihn. " Ich rieche dich, Catherine. Hörst du mich? Kennst du mich vielleicht?", flüsterte die Frau.

Catherines Herz blieb stehen. Sie kannte diese Stimme. Es war lange her, seit sie sie zum letzen mal gehört hatte, aber es war eindeutig die Stimme ihrer Mutter. Eine Träne rollte über Catherines Wange. "Catie? Erkennst du mich nicht mehr?" Die roten Augen verschwanden und wurden zu einem lieblichen Blau. "Mutter?", flüsterte Catherine. Die roten Augen kehrten zurück. "Ja, Liebling. Kommst du da bitte raus?". Doch sie rührte sich nicht und ihre Mutter verlor die Geduld. Sie zerrte Catherine heraus und sie rangen miteinander. Doch die Frau war zu stark und so lag schon bald Catherine auf dem Boden und ihre Mutter über ihr.

"Na, Kleines? Wirst du mit mir kommen?", und schon entblößte sie scharfe spitze Zähne und biss in Catherines Hals. Der Schmerz war unbeschreiblich. Sie schrie und schrie, bis nichts mehr aus ihren Lungen kam. Sie spürte, wie ihr Blut ihren Hals hinab lief und sich auf ihrem Nachthemd verbreitete. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und Catherine wurde von einem Mann entzogen, der die Frau anschrie: "Wie kannst du es wagen?! In meinem Haus!" Mit diesen Worten stürmte er aus dem Zimmer ins Freie. Die Frau schrie ihm hinterher: "NEIN! GIB SIE MIR ZURÜCK! SIE IST MEIN BABY! NEIN!!" Doch der Mann hörte nicht.

Plötzlich fühlte Catherine sich schwerelos. So...seltsam. Sie konnte nicht mehr atmen, ihr Herz stand still. Sie fühlte nichts mehr, keine Kälte, keinen Wind. Sie spürte, wie sie starb, und dennoch lebte. Was geschah mit ihr? Sie verspürte einen eigenartigen Durst, und das Blut des Mannes, der sie trug, schien ihr auf einmal vollkommen verführerisch. Er roch gut. ES roch gut. Sie spürte, wie sein Blut durch seine Adern floss, wie sein Herz im regelmäßigen Rhythmus schlug. Ihr lief das Wasser im Mund zusammen.

"Ich habe Durst", sagte sie. "Nicht jetzt. Gleich", sagte er. Aber sie wollte jetzt etwas trinken. Mit all ihrer Kraft riss sie sich aus seinen Armen und griff ihn an. Ungeheure Energie durchströmte sie. Sie fühlte sich stark. Sie riss ihre Zähne in seinen Hals und trank sein Blut in vollen Zügen. Als es nichts mehr zu trinken gab, ließ sie von ihm ab. Sein Blut klebte an ihren Lippen und ihrem Gesicht. Sie leckte es mit einer langen Zunge ab. Sie wollte mehr und roch ein Opfer. Sie rannte in den dunklen Wald und war nicht mehr zu sehen...

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 28.10.2013

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