Hoch oben in den gefährlichen und windigen Höhen des Himalayas, in den Tiefen einer versteckten und geheimnisvollen Höhle wird die Besessenheit eines Mannes die Schicksale mehrerer Menschen miteinander verknüpfen. Dieser Moment wird den Lauf des Schicksals in Bewegung versetzen.
Stille liegt wie ein Schleier über allen Anwesenden, welcher die Gedanken vernebelt und eine unerträgliche Spannung aufbaut. Ein großer, hagerer Mann steht im Zentrum. Er ist jedoch nicht derjenige, auf welchem die Aufmerksamkeit liegt. Ihm gegenüber steht eine vermummte Gestalt, welche im Gegensatz zu ihm eher klein wirkt und sonst im Schatten anderer verschwinden würde. Doch jetzt in diesem Moment lag aller Aufmerksamkeit auf ihr. Der Mann wirkt plötzlich verwirrt und schüttelt mehrmals den Kopf, als ob er etwas abschütteln wollen würde. Die Gestalt schaut nun auf wobei die Kapuze ihres Mantels nach hinten fällt und dabei das faltige und eingefallene Gesicht einer alten Frau enthüllt. Ihren Mund umspielt ein verhöhnendes Lächeln, welches ihre gelben und fauligen Zähne entblößt. Nach Luft schnappend fällt der Mann auf die Knie und mit einem Mal scheint es als würde jegliche Spannung sich in diesem Moment auflösen. Im selben Moment wird die Stille durch das Knistern der Fackeln und dem Echo der aufprallenden Wassertropfen durchbrochen. Keiner der Anwesenden wagt es einen Schritt auf den Mann zu zutun oder ihm zu helfen, sie beobachten alles nur mit Sorge und Angst um ihr eigenes Wohlergehen. „So stark und doch so schwach?“ flüstert nun die alte Frau. „Die Liebe hat schon zu häufig selbst den stärksten Mann gebrochen und zu Fall gebracht...“ Wie erstarrt starrt der Mann zu Boden. „Euren Wunsch zu erfüllen ist schwierig . . . . .“ Er ballt seine Hände zu Fäusten und ein Ausdruck der Verzweiflung ist auf seinem Gesicht zu erkennen. „Ihr könnt es also nicht“ flüstert er. „(Es ist) schwierig aber nicht unmöglich.“ Er schaut erstaunt auf. „Ich kann euch nicht das geben was ihr wollt, dass verschafft nicht einmal Gott selbst jedoch . . . . .“ Sie schaut ihn etwas nachdenklich an „jedoch kann ich euch einen Vorteil verschaffen.“ „Was meint ihr? Was für einen Vorteil?“ fragt der Mann verwirrt. Sie beugt sich zu ihm runter und flüstert etwas in sein Ohr. „Das könnt ihr?“ fragt er sie ungläubig und ein schrilles und unnatürliches Lachen erklingt, welches den Anwesenden bis ins Mark zu dringen scheint. „Wenn ihr nicht von meinen Künsten schon gehört hättet, wäret ihr doch wohl nicht hergekommen und hättet euch jenen Gefahren gestellt, welche schon viele das Leben kostete, oder?“ Er schüttelt den Kopf „es ist nicht eine Frage meines Könnens sondern eine Frage der Bezahlung. Seid ihr Willens jeden Preis zuzahlen für euren Wunsch?“ Er nickt fest entschlossen „solange ich das erhalte wonach ich mich so sehr sehne bin ich fest entschlossen jeden Preis der Welt zuzahlen.“ Das Grinsen der alten Frau wirkt nun verstörend und auf eine Weise auch so grausam das es einem Gänsehaut bereite. „So sei es.“ Sie beginnt unverständliche Worte zu flüstern woraufhin das Licht erst flackert und dann immer mehr zu schwinden scheint bis schlussendlich nur noch die alte Frau und der Mann erkennbar sind. Er hält sich die Brust und scheint nur noch mit Müh und Not atmen zu können. Kurz bevor es so scheint als würde der Mann anfangen zu schreien kehrt alles zur Normalität zurück. „Ich habe meinen Teil des Versprechens eingehalten nun seid ihr an der Reihe, doch seit gewarnt ihr habt nur eine Chance. Wählt weise und mit bedacht.“ Er lacht überheblich „mehr brauch ich nicht.“ Er wendet sich zum Gehen und nickt seinen Männern zu, welche zögerlich der Frau Säcke mit Unmengen an Gold und anderen Kostbarkeiten zu werfen. Sie lacht „ihr denkt hoffentlich nicht das dies als Bezahlung reicht, oder? Magie fordert ihren eigenen Preis.“ Er dreht sich verwirrt um „reicht das Gold nicht? Oder was meint ihr damit?“ „Magie kann man nicht mit Gold, Silber oder Juwelen bezahlen. Sie nimmt sich was sie will.“ Er starrt sie argwöhnisch und misstrauisch an „was für ein Preis?“ „ein Preis, denn das unschuldige Mädchen selbst zahlen muss.“ Er versucht nach ihr zu greifen doch mit einem schaurigen Lachen löst sie sich in Rauchschwaden auf. „Magie fordert immer ihren Preis.“ Die Worte der alten Frau hängen schwer im Raum und bilden eine düstere Stimmung.
Das Rad des Schicksals wurde nun unwiderruflich verändert. Es gibt kein Zurück mehr.
Das Klingeln der Schulglocke dröhnt in meinen Ohren und ich schaue mich ungeduldig im Flur um.
„Wo bleibt sie nur?“ flüstere ich ungeduldig. Wie aus dem nichts rennen zwei Jungs an mir vorbei. Einer der beiden rammt mir mit voller Wucht seinen Ellbogen in die Seite, wodurch ich nach vorne gestoßen werde und sehr ungeschickt zu Boden falle. Meine Tasche und ihr gesamter Inhalt, verteilen sich auf dem Boden vor mir in alle Ecken. Etwas entmutigt nach so einem Start in den Morgen, knie ich mich hin und fange an alles einzusammeln. Eine Hand greift nach meinem Notizblock und hält es mir hin. „Dankeschön“ flüstere ich etwas nervös ohne aufzuschauen. Super. Jemand hat meinen peinlichen Sturz gesehen. Seufzend verstaue ich den Rest wieder in meiner Tasche und schaue auf, um zu sehen wer mir da geholfen hat. Das herein strahlende Sonnenlicht blendet meine Sicht, aber ich bin mir sicher, dass ich den Jungen vor mir noch nie gesehen habe. Er hält mir mein Handy hin, welches ich im ganzen Durcheinander völlig vergessen hatte. Ich lächle „danke schön, ich habe gar nicht gemerkt, dass es fehlt.“ Ich nehme es schnell aus seiner Hand und packe es in meine Jackentasche. Beschämt starre ich zu Boden „hier lass mich dir aufhelfen.“ Er hält mir mit einem freundlichen Lächeln seine Hand hin. Etwas verwundert schüttele ich den Kopf „oh nein, es geht schon. Ich bin viel zu schwer. Ich komme alleine zu Recht.“ Er hält mir seine Hand weiterhin hin „keine Sorge, ich bin stärker als ich aussehe und du bist vielleicht gar nicht so schwer, wie du vielleicht glaubst.“ Ich lege meine Hand in seine und erwarte nicht wirklich, dass er es schafft mich hochzuziehen sondern eher gleich nach dem ersten Versuch bereut mir seine Hilfe angeboten zu haben. Doch zu meinem Erstaunen zieht er mich mit einem Ruck in seine Arme. Ein Stromschlag durchfährt mich und ich starre ihn verwundert an. Jetzt, wo ich ihm so nah bin, sehe ich erst wie gut er aussieht. Leicht verunsichert und beschämt trete ich einen Schritt zurück. „Danke schön.“ „Mister Clayton, wo bleiben Sie?“ Er dreht sich um „kein Problem.“ Mit diesen Worten geht er und ich bleibe noch einen Moment verblüfft stehen und starre ihm einfach nach.
Nachdem ich meine Gedanken wieder gesammelt habe, renne ich in Richtung meines Klassenraumes wo Casey, auf welche ich gewartet hatte, schon sitzt und sich mit den anderen wieder angeregt unterhält. Leicht enttäuscht und frustriert setze ich mich an meinen üblichen Fensterplatz in der letzten Reihe ohne, dass auch nur ein Mensch meine Anwesenheit bemerkt. So war es schon immer, niemandem fiel es auf wenn ich fehlte oder gerade erst kam. Manchmal schien es als würde ich für andere gar nicht existieren. Ich war höchstens der Freak der sich von allen anderen abschottete und ein merkwürdiges Muttermal hat. Das Muttermal zieht sich von dem Handrücken meiner linken Hand, meinen Arm entlang bis genau zu der Stelle wo mein Herz liegt. Es ähnelt einer verdorrten und kranken Ranke, welche mich erdrückt und einengt. Wenn Andere mein Muttermal sehen laufen sie verschreckt und angeekelt zu ihren Eltern, zu den Lehrern oder zu den anderen Schülern. Hauptsache weit weg von mir.
Es gab Tage an denen ich das Getuschel, die Art wie sie mich anstarrten oder auf mich zeigten einfach nicht mehr ertragen konnte. Ich bin weggerannt. Zu oft bin ich weggerannt und habe mich versteckt. Selbst heute gibt es noch Tage an denen ich einfach verschwinden möchte aber ich habe mich mit der Zeit daran gewöhnt anders zu sein. Nur die Einsamkeit zieht mich oft in eine unergründliche Tiefe, welche gefüllt ist mit Schmerz und Trauer, welche mich egal ob ich wach bin oder schlafe heimsucht.
Ich packe meine Materialien auf den Tisch und frage mich wie so häufig, warum ich geboren wurde, wenn meine Existenz sowieso niemanden interessiert. Die Tür öffnet sich und unser Lehrer Herr Kleinert kommt mit zwei Schülern im Schlepptau rein. Einen der beiden Jungs erkenne ich wieder, es ist derjenige, welcher mir im Flur geholfen hatte. Er schaut bedrückt zu Boden und scheint nun verschlossener und unnahbarer als zuvor. Er wirkt wie ein völlig anderer Mensch und doch spüre ich eine angenehme und vertraute Wärme von ihm ausgehend, welche mich zum einen fasziniert und zum anderen verwirrt. Obwohl ich ihn gerade erst getroffen habe fühle ich mich zu ihm hingezogen, als würde er einen fehlenden Teil in meinem Leben ausfüllen. Wahrscheinlich werde ich nun doch verrückt. Der Junge neben ihm lächelt alle freundlich an und stellt sich als Ricky Martinez vor. Fast alle Mädchen wirken wie verzaubert von ihm, doch für mich fühlt sich irgendetwas falsch an. Ich kann nicht eindeutig mit dem Finger darauf weisen jedoch irgendwas in meinem Körper schreit mir zu Abstand von ihm zunehmen. Nun ist er an der Reihe. „Hallo, mein Name ist Micheal Clayton. Freut mich Euch kennenzulernen.“ Die Mädchen scheinen auch von ihm recht angetan aber ihre Aufmerksamkeit und Bewunderung galt weiterhin Ricky. „Nun gut ihr beiden setzt euch bitte hin. Und Euch bitte ich den beiden dabei zu helfen, sich hier schnell einzugewöhnen.“ Ricky setzt sich zum Glück neben Casey ans andere Ende des Raumes und Micheal setzt sich neben mich. Er hat nicht wirklich eine Wahl, da dies der letzte freie Platz ist. Herr Kleinert erläutert uns, zum gefühlten hundertsten Mal, die Bedeutung dieses Schuljahres und das wir es nicht auf die leichte Schulter nehmen sollen. Während Herr Kleinert sich wieder einmal über die fehlende Disziplin in unserer Klasse beschwert wandert mein Blick immer wieder zu Micheal. Viel zu oft ertappe ich mich dabei wie ich mit meinen Fingern die Konturen seines Gesichts auf dem Tisch nachmale. Plötzlich wendet er mir seinen Blick zu und für einen kurzen Moment habe ich das Gefühl ihn und dennoch jemand anderes zu sehen. Es ist als würde plötzlich eine völlig andere Person da sitzen, in welcher ich ihn jedoch wiedererkenne. Ich wende mich verwirrt wieder der Tafel zu und versuche meine Gedanken zu ordnen. Irgendetwas stimmt mit mir heute ganz und gar nicht. Vielleicht liegt es an dem Sturz und ich hatte, ohne es wirklich zu merken mir den Kopf gestoßen? Blödsinn ich bin nur auf dem Hintern gelandet, wie hätte ich mir den Kopf stoßen sollen? Ich seufze. Irgendwie befällt mich das Gefühl, dass meine Existenz ab jetzt eine große Rolle spielen wird, auch wenn ich noch nicht ganz verstehe wieso.
Gedankenverloren sitze ich an meinem Platz, als plötzlich Jemand mich an der Schulter berührt. Ich schaue auf und sehe Casey vor mir stehen. „Hey Hope, wo warst du denn heute Morgen?“ Ich unterdrücke einen Seufzer. ‚Ich hatte auf dich gewartet wäre‘ die ehrliche Antwort aber so müsste ich mich wieder damit rumschlagen, das sie verneint jemals mit mir sowas ausgemacht zu haben also ist es wohl oder übel „ich hatte verschlafen.“ Manchmal wünsche ich mir, wir beide wären einmal ehrlicher zueinander. Wir sind nicht befreundet egal wie sehr wir uns das auch versuchen vorzuspielen. Sie tut es, weil sie in den Augen der anderen als gutherzig da stehen will und ich? Warum tue ich es? Aus Angst alleine dazustehen? Aus Angst, das Niemand mehr meine Existenz anerkennen würde? Irgendwie eine Mischung aus beidem.
Ich war fast immer alleine. Seit meine Mutter mich kurz nach meiner Geburt in einem Waisenhaus abgegeben hat. Niemand wollte mich, da die meisten sich vor meinem hässlichen Muttermal ekelten und mich als zu verschlossen sahen.
Aber ich hab mich damit abgefunden und ein Teil in mir ist sich sicher, dass eines Tages ich auch zu Jemandem gehören werde, für wen ich der wichtigste Mensch in seinem Leben sein werde. Jemand der mich so liebt wie ich bin, egal wie ich aussehe. Casey dreht sich weg von mir, hin zu Micheal. Natürlich. Sie kam nur wegen ihm hierher. „Hi, Micheal. Mein Name ist Casey und falls es dir nichts ausmacht, würde ich gerne dir und Ricky nachher die Schule zeigen. Was sagst du dazu?“ Er schaut auf und betrachtet sie für einige Sekunden. Natürlich wird er ja sagen. Welcher Junge sagt schon zu so einem hübschen Mädchen wie ihr nein? Sie hat lange Kastanienbraune Haare, braune Augen und ihr Körper ist der Traum vieler Mädchen.
„Nein, danke. Ich habe schon Jemand anderes der mir die Schule zeigt.“ Ich betrachte ihn verwundert. Hat er gerade wirklich nein zu ihr gesagt oder ist das nur mal wieder mein Wunschdenken? Caseys Wangen laufen leicht Rot an. „Oh, ok und wer ist diese andere Person?“ Er lächelt leicht und zeigt in meine Richtung. Ich drehe mich um, in Erwartung Jemanden hinter mir stehen zu sehen, doch da ist niemand. Er kann doch nicht wirklich mich meinen. Warum sollte er Jemanden wie mich wählen wenn er ein Angebot von unserer Schulschönheit erhält? „Meinst du Hope? Kennt ihr beide euch denn?“ „Ja ich meine Hope. Ich habe sie vorhin auf dem Flur getroffen und ihr geholfen, da sie zu Boden gefallen war. Als Dankeschön hat sie mir angeboten die Schule zu zeigen. Nicht wahr Hope?“ Habe ich das? Etwas verdutzt nicke ich, als Casey mich eindringlich und auch leicht entsetzt anstarrt. In solchen Momenten spüre ich immer wie viel Abneigung Casey mir gegenüber wirklich empfindet. „Naja, wenn das so ist möchte ich euch beide nicht weiter stören. Nochmal einmal ein herzliches Willkommen in unserer Klasse, Micheal. Falls irgendwas ist oder du deine Meinung noch einmal ändern solltest, sag einfach Bescheid.“ Sie zwinkert ihm zu und geht wieder zu Ricky und den anderen. Micheal wendet sich mir zu „es tut mir leid, dass ich dich da gerade mit reingezogen habe.“ Ich lächle „ist nicht so schlimm, aber falls du die Schultour wirklich haben möchtest, stehe ich dir gerne zur Verfügung, als Dankeschön für vorhin.“
Er nickt „das wäre sehr freundlich. Wie wäre es denn gleich heute nach der letzten Stunde?“ „Natürlich, das wäre kein Problem.“ Ich verstehe immer noch nicht ganz warum er mich, Casey vorzieht aber es macht mich irgendwie glücklich.
Kurz nach unserem Gespräch stehe ich auf und gehe mit etwas gemischten Gefühlen auf Toilette. Ich betrachte mich selbst im Spiegel. Wieso würde er mich wählen? Ich bin nicht so schön wie Casey.
Ich bin so um die 1,70 m groß, habe mittellanges strohiges schwarzes Haar und grüne Augen. Alles schön und gut. Jedoch habe ich starkes Übergewicht und mein Gesicht weist kaum feminine Züge auf. Ich fühle mich einfach nur hässlich. Kein Junge hat mir je das Gefühl gegeben schön zu sein. Eher genau das Gegenteil, also warum sollte ein Traumtyp wie er, jemanden wie mich wählen? Ich schüttele den Kopf und spritze mir kühles Wasser ins Gesicht um mich ein wenig zu beruhigen. Auf dem Weg zurück ins Klassenzimmer sehe ich Casey und Ricky zusammen vor den grau, blauen Spinden stehen, welche die Wände säumen. Sie scheinen mich erst gar nicht zu bemerken, doch in dem Moment in dem ich an ihnen vorbeilaufe richtet Ricky seinen Blick auf mich. „Hi. Du bist auch in meiner Klasse, nicht wahr?“ Ich nicke und möchte im selben Moment wegrennen, da jede Zelle in meinem Körper schreit ich soll mich von ihm fernhalten. Er hält mir seine Hand hin. „Hi, ich bin Ricky aber das weißt du ja schon. Und wie heißt du?“ Seine Nähe ist bedrückend und ich möchte einfach nur weg von hier. Ich trete einen Schritt zurück und bevor ich etwas sagen kann meldet Casey sich mal wieder zu Wort „das ist Hope. Sie ist eher schlecht im Umgang mit fremden Menschen.“ Er lächelt mir zu und zieht seine Hand zurück „na hoffentlich lernen wir uns dann bald besser kennen.“ Ich nicke kurz und renne dann den Rest des Weges zum Klassenzimmer. Niemand bemerkt es, als ich eintrete. Wie immer.
Ich setze mich wieder hin und Micheal schaut daraufhin zu mir. Wieder vermischt sich sein Gesicht mit dem eines anderen. Ein Mann der mir so vertraut scheint, dass mein Herz einen Stich verspürt. „Warum bist du hier?“ Die Stimme klingt so vertraut, dass ich aus Reflex antworte „was meinst du? Ich sitze hier.“ Das Gesicht und die Stimme verschwinden und nun sitzt nur Micheal wieder vor mir. „Hope? Was sagst du da? Ich hab nichts gesagt.“ Er betrachtet mich mit einem besorgten Blick. „Alles in Ordnung?“ Ich betrachte den Raum, die Cremefarbenen Wände, die mir vorher immer so vertraut waren scheinen in diesem Augenblick so fremd, als würde ich hier gar nicht hingehören. Das Gefühl verschwindet jedoch genauso schnell wie es gekommen war. Alles ist wie zuvor.
Mein Handrücken fängt an zu jucken und zu brennen. Genau an der Stelle wo mein Muttermal beginnt. Ich ignoriere jedoch das Gefühl und konzentriere mich wieder auf Micheal, welcher mich besorgt betrachtet. Warum ist er mir so vertraut? „Ja, es ist alles in Ordnung. Ich muss die Nacht wohl zu wenig Schlaf bekommen haben.“ Ich versuche zu lächeln doch meine Mundwinkel fühlen sich schwer wie Blei an. Micheal sagt nichts weiter, doch ich spüre des Öfteren seinen besorgten Blick auf mir. Die nächsten Unterrichtsstunden verlaufen zum Glück wie gewohnt, ohne weitere Vorfälle.
Tag der Veröffentlichung: 17.08.2017
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