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Personen-Verzeichnis

 

  „The last train“ 

 (eine Groteske in 3 Szenen)

 

 Zeit; Gegenwart

 

Personen;

 

Gast

 

Margitta

 

Braut       ; Margittas Tochter

 

Bräutigam

 

Frieda

                 ; Margittas Eltern

Friedrich

 

 

Hochzeitsgäste;

 

Sieghelm

 

Klara

 

Lehrer

 

Postbote

 

Kleines Mädchen

 

Straßenkehrer

Erste Szene

  1. Szene

 

(Seitlich, nur zum Teil sichtbar, ein verfallenes, zweistöckiges Wohnhaus. Die Scheiben der oberen Fenster sind eingeschlagen, die unteren Fenster, sowie der Hauseingang sind grob mit Brettern vernagelt. Reste eines schmiedeeisernen Zaunes lassen auf einen, ehemals sicher gepflegten Vorgarten schließen, der aber nun völlig verunkrautet ist. In Bühnenmitte umschließt eine Bank den mächtigen Stamm einer uralten Linde, deren Krone sich den Blicken entzieht. Es ist Nachsommer. Der Gast hat den Jackenkragen hochgeschlagen   ....)

 

Gast

In diesem Haus also wohnte ich einmal …  Hier verbrachte ich die Kindheit, die rosarote, die unbeschwerte und meine ersten, leider nicht mehr ganz so heitren Jugendtage

Wie klein, nichtig und unbedeutend mir das alles hier heute vorkommt. Selbst die uralte Linde, deren Zweige mir nachts gespenstige Schatten auf die Bettdecke malten, die wie Krakenarme nach mir griffen, vermag mir keinerlei Ehrfurcht mehr abzufordern Ihr einst so üppige Krone – nur noch ein kahles Geäst, das schon lange sein letztes bisschen Grün verloren hat.

Verblieben sind lediglich die Narben der Wunden, die wir einst in ihre Borkegeschnitten haben, aber selbst diese sind kaum noch auszumachen. Die respektlose Zeit ließ unsere Initiale verwittern, deckte die Herzen und schiefen Amorpfeile mit einem Schleier des Vergessens zu...

Hier war einmal ein Tulpenbeet..

Am Hause rankte immergrüner Efeu, dazwischen Wein, mit freilich gallebittren Früchten, die keiner essen oder keltern wollte. Die nimmermüden Sänger aber balgten sich am jede Traube..

Jetzt ist hier eine Wüstenei, ein Schuttabladeplatz, wo sicher keine Vögel mehr, sondern bloß noch die Ratten munter pfeifen.

Was soll’s; habe ich ein Paradies erwartet vorzufinden?!

Und warum überhaupt bin ich hierher zurück gekommen?! Woher auf einmal das Verlangen in Erinnerungen wühlen zu wollen, die doch nichts als Scham in mir erwecken können. Habe ich denn nicht – schon lange – unter Vergangenes ein für allemal den Schlussstrich gezogen!?

Es mir – zum Donnerwetter– aus dem Fell geschüttelt, so wie ein Hundetier das Wasser nach einem Wolkenbruch.

Was also hab’ ich hier verloren?!

Der dumme Zufall sei verflucht, der mich in einem schwachen Augenblick zurück an diese Jammerstätte lockte.

Ich muss hier schnellstens wieder fort …

 

Straßenkehrer (ein sehr alter Mann, der eine transportable Mülltonne vor sich herschiebt. Daran befestigt eine altertümliche Autohupe mit Gummiball, die sein Auftreten signalisiert. Er trägt eine Art Frack, dessen Ärmel an den Ellenbogen abgeschnitten sind und an den Händen weiße Handschuhe. An den Hosenbeinen, wie Generalsbiesen, schimmern Katzenaugen. Auf einem aus der Tonne herausragenden Besenstiel baumelt ein Zylinder, welchen er dann beim Abgehen aufsetzt.)

Willefil kolefon melefen dulefu velefer lolefe velefer nelefer Sohlefon! Dalefas Kalefalb felefist scholefen fülefur dilefich gelefe schalefach telefet!

 

Gast

Ich habe kein einziges Wort verstanden, guter Mann?

 

Straßenkehrer (gutmütig)

Welefenn dilefie glolefok- kelfek zwölefölf malefal gelefe schlalefa gelefen halefät wilefirst

dulefu milefich scholefon nolefoch verlefer stelefe helefen.

Bilefis balefald!

 

Gast (ihm nachblickend)

Seltsame Käuze sind mir schon oft genug über den Weg gelaufen, aber ein solcher nun doch noch nie. Was er bloß sagen wollte- mit diesem dummen Kauderwelsch...? Er geht den Trampelpfad hinab, der durch den Ulmengrund zum alten Gasthof führte.... Dahinter kamen schon die ersten Felder, von denen der Wind den herben Geruch frischge­düngter Äcker in die verwinkelten Gassen unseres kleinen Städtchens trieb. Am Ortsausgang, oberhalb der vorbeifahrenden Eisenbahnlinie, die Schmiede, in der noch nach Vorväterart unter freien Himmel, die dickarschigen Fuhr- und Ackerzossen mit neuen Hufeisen beschlagen wurden. So mehr dörflichen als städtischen Charakter tragend, schien alles tiefe Ruhe auszustrahlen, wirkte gediegen und friedlich....

In dieses Idyll wurde ich hineingeboren und spürte kaum der Mutterbrust entwöhnt, dass mir vielleicht einmal alle Türen offen stünden, ich aber Mühe haben würde, ein Separee für mich zu finden. Wie Hans der Träumer schlich ich mich durchs Leben und stieß mich wund an Hindernissen, die ich mir selber erst geschaffen hatte. Kein Wunder, dass erste, zarte Leidenschaft verseufz­te hinter abgesperrten Türen....

Schattengleich huschen die Gesichter vorbei und schließe ich die Augen erscheinen die längst Verblichenen in den Fensterhöhlen... Und zeigen mit ihren Fingern auf mich- wie damals... Wie sie geifern mit ihren Knochenmäulern und ihre Stimme klirren wie Gerümpel...

 

Postbote (tritt urplötzlich hinter der Linde hervor. Er trägt eine Uniform, an  den Hosen Fahrradspangen und unter der Dienstmütze Ohrenschützer. Umgehangen trägt er eine gelbe Tasche mit Postemblem.)

Sollte ich Sie mit meinem urplötzlichen Auftauchen erschreckt haben so bitte ich tausendmal um Pardon.

Seien Sie versichert, dass nur infolge meines Übereifers – ihnen meine Glückwünsche darbrin­gen zu wollen... Sie sehen mich dermaßen erstaunt an..? Ach, Sie fragen sich, wieso ausgerechnet ich ihnen...?

 

Gast (sehr reserviert)

Ich wäre ihnen

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 29.06.2019
ISBN: 978-3-7487-0872-8

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