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Der Brief der Tochter

 

Der Ziegenhirt Aran und seine Frau sorgen sich um ihre älteste Tochter, die zu einer entfernten Verwandten in die Hauptstadt ging und seitdem nichts von sich hören ließ. Der in größeren Zeitabständen ins Dorf kommende Händler Said bringt einen Brief für Aran mit. Aran ist nicht im Hause, also übergibt er der 8-jährigen Rama, der zweiten Tochter Arans, den Brief. Sie nimmt ihn entgegen und legt ihn auf den Tisch, wo er von ihr ungesehen herunterfällt. Als Aran nach Hause kommt, die Tür öffnet, weht der entstandene Luftzug, den Brief hinter den Wäschekorb. Dort bleibt er ungesehen und auch von Rama vergessen liegen. Das ungewisse Schicksal der Tochter lässt den Eltern keine Ruhe. Man einigt sich, dass Arans Frau in die Hauptstadt aufbricht, um nach der Tochter zu sehen. Das Geld für die Reise seiner Frau borgt sich Aran vom Großgrundbesitzer Thao, der ihm dafür einen Schuldschein mit Daumenabdruck bestätigen lässt. Als die Frau aufbrechen will kommt der Händler Said wieder ins Dorf und fragt neugierig, nach dem von ihm übergebenen Brief.

Nach langen Suchen wird er gefunden, aber alle im Dorf sind des Lesens unkundig. Ein durchreisender, stummer Pilger, dem der Brief gezeigt wird, kann auch nicht lesen und schüttelt bedauernd den Kopf und geht dann seines Weges. Das Ehepaar nimmt nun irrtümlich an, der Brief enthalte eine Unglücksbotschaft, die der Pilger ihnen nicht sagen wolle und weint sich die Augen aus.

Dann findet sich aus dem Nachbardorf doch noch ein Lesekundiger und nun erfahren Aran, seine Frau und Rama, dass es der Tochter sehr gut ginge, dass sie guter Hoffnung ist und in Kürze verehelicht sein würde.

Die Trauer verwandelt sich in Freude, doch der Schock folgt auf dem Fuße.

Von dem Lesekundigen erfahren die Eltern, dass sie (ohne es zu wissen) dem Großgrundbesitzer auf der Geldleihurkunde als Gegenwert für die lächerlich geringe Summe geliehenen Geldes – ihre Tochter Rama verkauft haben.

 

Von der hier Meister Chibaba frei nacherzählten Geschichte existieren in Asien noch mehrere Varianten. So auch, die eines von der nord¬koreanischen nationalen Theater-Truppe aufgeführten Schauspiels «Der Brief der Tochter».

Gemäß der Pekinger Guangming-Tageszei-tung handelt es sich um die Neuinszenierung eines Theaterstücks, das «Genösse Kim Il-süng während des Widerstandskrieges gegen Japan in der chinesischen Provinz Jilin verfasste und bei dessen Aufführung er seinerzeit mitspielte».

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Tag der Veröffentlichung: 16.10.2018

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